1877 / 60 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Mar 1877 18:00:01 GMT) scan diff

S eee A Gtiienmne

Dice R R E A

Sim Fu E E E r S E

P S E R E Ee Ara e

L d A Pa R M A: R D 2nd I N D G E En O T R e

en

ace

E E d

mit den Vereinigten Staaten von Amerika, nämlih: 20 für frankirte Briefe, 10 -,Z für Postkarten, 5 F für Druck- fachen, Waarenproben und Geschäftspapiere.

Der Gerichtshof zur Entscheidung der Kompetenz- Konflikte hat heute Vormittag 11 Uhr unter dem Vorsitz des Wirklichen Geheimen Rathes Dr. von Koenen eine Sißung abgehalten.

Der General der Jnfanterie z. D. von Tresckow, à la suite des 7. Thüringischen E E Nr. 96 ist, nah kurzen Aufenthalt hierfelbst, nah Altenburg zurück- gekehrt.

Der Roßarzt bei de1:1 Garde-Train-Bataillon Shmidt hierselb ist zum kommissarishen Kreis-Thierarzt des Kreises Pr.-Holland ernannt worden.

JIVWürttemberg. Stuttgart. Der „Staats-A. f. W.“ schreibt: Der am 23. Februar 1877 dem Bundesrathe vor- gelegte, seither bereits an den Reichstag gelangte, Entwurf eines allgemeinen Kasernirungsgeseßes enthält die Be- stimmung, daß die vom Königreiche Sachsen seit dem 1. Ja- nuar 1868 und die von Württemberg seit dem 1. Januar 1872 für Kasernements-Einrichtungen aus Landesmitteln be- strittenen Ausgaben in jährlihen Raten erstattet werden jollen, welche bis zur vollständigen Berichtigung für die Antheile beider Staaten zusammen jedesmal auf den dreißigsten Theil der zur Durchführung der allge- meinen Kasernirung der Armee in dem Jahresetat anzu- seßenden Bedarfsfumme zu bemessen sind. Die “Aufnahme dieser Ersazleistung in den Entwurf ist um so erfreulicher, als dem diesfälligen Wunsche der württembergischen Regie- rung erst neuerdings willfahrt wurde. Der früher dem Bun- desrathe vorgelegene Kasernirungsplan und Geseßentwurf ent- hält cine solche Bestimmung nicht ; vielmehr war man damals auf die Bemerkung in den Erläuterungen beschränkt, daß den von einzelnen Bundesstaaten erhobenen Ansprüchen auf Ersatz der Aufwendungen, welche sie in neuerer Zeit aus Landesmitteln für Kasernenbauten gemacht haben, durch den Kasernirungs- plan und die Berechnung seiner Kosten „niht präjudizirt“ werden solle. Die Bedeutung der vorgesehenen Eer Rung für die neuerdings im Reichstag zur Sprache gekommene Frage des württembergischen Ersparnißrechtes ist unverkennbar.

Baden. Karlsruhe, 7. März. Ueber das Besinden des in Palermo krank darniederliegenden Prinzen Wilhelm von Baden ist folgendes zweite Bulletin ausgegebên: „Das Fieber hat während der Naht vom 5. auf den 6. März in Folge der Anwendung von Salicyl wesentlich abgenommen. Der Abend des 5. und die darauf folgende Nacht verliefen ruhig mit ziemih gutem Schlaf. Dienstag, den 6. Vormit- tags, hielt die mäßige Temperatur an, auch alle übrigen Symptome waren günstig.“

Hessen. Darmstadt, 8. März. Wie die „Darnmist. Ztg.“ mittheilt, ist der Zusammentritt der Ersten Kammer nunmehr definitiv auf Dienstag, den 13. d. M., festgeseßt. Man hofft, das sämmtliche vorliegende Material in einer Sitzung erledigen zu können.

Anbalt. Dessau, 8. März. Der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Streliß ist gestern Abend nah Neu- Streliy abgereist. Die Vermählung der Prinzessin Elisabeth von Anhalt mit dem Erbgroßherzoge von Mecklenburg-Streliß wird am 17. April stattfinden.

Vremen, 8. März. (H. N.) Die Vürgerschaft empfing gestern vom Senat die Mittheilung, daß er \ich ihrem Verlangen nach höherer Besteuerung des Wirth- schaftsbetricbes niht anschließen könne. Sie beschloß, ih vorläufig dabei zu beruhigen, aber darauf zu dringen, daß die Erlaubniß zum Wirthschaftsbetriebe vorsihtiger ertheilt werde. Ferner ging ein Vorschlag des Senats zur Erhebung einer Abgabe von dem Handels- und Gewerbebetrieb im Umherziehen cin. Es soll damit dem Ueberhandneh- men der Wanderlager entgegengewirkt werden. Mit der Be- rathung einer Reform des Polizeiwesens ist eine Depu- lation beauftragt, zu der die bürgerschaftlichen Mitglieder ge- wählt wurden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 8. März. Jm Zusam- menhange mit der Einführung der Uchatius-Kanonen bei der Feld-Artillerie steht die Einführun g eines neuen Gebirgs- ge\chüßes. Mit der allerhöchsten Entschließung dom.13. Fa: nuar d. F. wurde nämlich die Einführung eines Hinterlad- Gebirgsgeshüßes mit Rohren aus Stahlbronze und der Kaliberbezeihnung 7 Cm. an Stelle des aus dem Jahre 1863 stammenden Gebirgsgeschüßes bewilligt. Die Wah[- männerwa hlen für die bevorstehenden Landtagswahlen in Tirol sind größtentheils beendet. Dieselben sind fast auss{ließlih in flerikalem Sinne ausgefallen.

__— Das „Fremdenbl.“ berihtet: Die Thätigkeit der beiderseitigen Regierungen gilt jeßt in erster Ünie der end- giltigen Textirung der den beiden Legislativen zu machenden Ausgleichsvorlagen. Jn Pest hat gestern Na attags ein Ministerrath stattgefunden, welcher mit dieser Angelegenheit in Zusammenhang gebracht wird. Auch spricht man von einer kurzen Unterbrehung der Arbeiten des ungarischen Reichs- tages, um der Regierung Zeit und Ruhe zur Vollendung jener Aufgabe zu gönnen. Gleichzeitig tagt in Wien eine ge- mischte Kommission unter Vorsiß des Hofraths Schwegel be- hufs Erneuerung des Lloydvertrages. Von unga- rischer Seite wird bekanntlih im Jnteresse des ungarischen Handels die Eröffnung einiger neuen Linien für die Fahrten der Lloyddampfer gewünscht. Die Verhandlungen nehmen einen normalen Verlauf und dürften bald beendet sein.

_— 9. März. Jn der gestrigen hier abgehaltenen Direk- tionsfigung der Nationalbank machte der Gouver- neur Ritter von Pipiß die Mittheilung, daß die Bera- thungen über die Textirung des neuen Bankstatuts abgeshlosfen sind. Das bezügliche Elaborat befindet sich bereits unter der Presse und foll zu Beginn der nähsten Woche an die Mitglieder der Bankdirektion vertheilt werden. , Pest, 8. März. Jn der gestrigen Sißung des ungari- rishen Abgeordnetenhauses ergriff Graf Melchior L o - nyay das Wort, um sein Vorgehen in Angelegenheit der Verabfolgung des Darlehens an die Pest-Fiumaner Schiffbaugesellschaft im Betrage von 300,000 Fl. zu rechtfertigen. Bekanntlich ging Lon dieser Summe durch den Konkurs der genannten Gesellschaft ein Theil verloren, wes- halb die Majorität der Schlußrechnungskommission die Ver-

weigerung des Absolutoriums beantragte. Graf Lonyay er- klärte, daß er für Alles, was er als Finanz-Mi- nister gethan, die volle Verantwortung übernehme, und was speziell das angefochtene Darlehen betrifft, so sei dasselbe mit Ermächtigung des Hauses gewährt und die Schluß- rechnung darüber auch genehmigt worden. Bei der Abstim- mung wurde das Absolutorium für die bezügliche Schluß- rehnung ertheilt. Polit interpellirte hierauf, ob der Justiz- Minister die Einstellung der aus Anlaß der omladinisti- hen Bewegung anhängig gemachten Prozesse verfügen wolle. Simonyi fragte unter Hinweis auf die gegen die ungarishe Studentendeputation vorgekommenen De- monstrationen in Triest und Cattaro, auf welche Art Leben und Eigenthum der in Oesterreich reisenden ungarischen Staatsangehörigen geschüßt seien.

Schweiz. Bern, 7. März. Der Nationalrath hat, die Berathung des Bundesgeseßes betreffend die Milit är- pfiht-Ersaßsteuer fortsezend, bis jeßt die Anträge der Kommission und des Bundesraths unwe}sentlich verändert an- genommen. Fn Artikel 3, für welchen der U [uke gende Fassung beantragt hatte: „Die Steuerpflichtigen haben eine Personaltaxe von 8 Fres. zu entrichten und werden außer- dem nach ihréêin Vermögen und nah ihrem Einkommen be- steuert. Die Gesammtsteuer eines Pflichtigen soll den Betrag von 2000 Fres. nicht übersteigen“, wurde die erstere Summe auf 7 Fres. ermäßigt und die leßtere auf 3000 Fres. erhöht. Jm Ständerathe ist man noch immer bei Art. 1 des Bundesgesezes, betreffend die politishen Rechte der Nie - dergelassenen und Aufenthalter, welches gestern noch- mals an die Kommission zurückverwiesen wurde.

Belgien. Brüssel, 10. März. (W. T. B.) Wie das „Journal de Bruxelles“ meldet, ist gestern von den Bevoll- mächtigten - Belgiens, Frankreihs und der Niederlande ein neuer Vertrag, betreffend die einheitlihe Behand- lung der Zuclkerzölle, abgeschlossen worden.

Großbritannien und Jrland. London, 8. März. (E. C.) Jn der gestrigen Unterhaussißung kam Behufs zweiter Lesung das Gese zur Erhaltung historischer Denkmäler, welches der bekannte vielseitige Änthropologe, Naturforscher, Politiker und Bankier, Sir John Lubbock, eingebracht hat, zur Berathung. Die zweite Lesung wurde nach längerer Berathung dann mit 211 gegen 163 Stimmen genehmigt und das Geseß einem Auss{huß Ee: Jm Mansion House machte der Lord mayor bekannt, daß er im -Hinblick E einen in den Schiffs-Annalen Großbritan- niens vielleiht ohne Gleichen dastehenden Menschenverlust einen Hülfsfond eröffnen werde. Bei den jüngsten Nor d- seestürmen seien 36 nah Yarmouth, Lowestoft, Grimsby, Hull und Ramsgate gehörige Fischerboote verloren gegangen, nicht weniger als 215 Menschen ertrunken und 88 Wittwen mit 164 Kindern und 15 bejahrten Verwandten gänzlich O geworden. Für das Amt eines Lordrektors der Glas- gower Universität ist Seitens der liberalen Partei für die nächste Wahl Gladstone vorgeschlagen. Jn Folge dessen hat, wie der „Glasgow Herald“ vernimmt, Froude sh bereit erklärt, auf eine Erwählung zu verzichten.

(A. A. C.) Sir Bartle Frere, der neue Gouverneur der Kap-Kolonie, verabschiedete sich gestern von der Königin in Windfor und tritt heute seine Reise nah dem Kap an.

10. Mrg, (W. T. B.) Eine aus Mallet, Kennedy und Mulhollatd*bestehende Kommission wird sih im Austrag der MROT ns unverzüglich nach Paris begeben, um einen neuen Handelsvertrag zwishen England und Franfk- reich auszuarbeiten.

Frankreich, Paris, 8. März. (Köln. Ztg.) Heute Morgen wurde im Ministerrath über die Ernennungen im Richterstande verhandelt. Auch das Manifest des Grafen Chambord und das Verhalten der klerikalen und legitimisti- schen Blätter dazu kam zur Sprache. Die Regierung hat

den Verkauf der Schrift über die Jesuiten und die Freis .

N der gallikanischen Kirche von Julien Lemer auf den Bahnhöfen verbieten lassen.

Italien. Rom, 5. März. (H. N.) Der Minister des Znnern überreichte in der heutigen Senatssitung das von der Deputirtenkammer angenommene Gesetz über die par- lamentarishe Unvereinbarkeit, laut welhem nicht wählbar sind: 1) Beamte, die vom Staate, aus den Kultus- fonds, von den General-Oekonomaten, aus der Civilliste, vom Kapitel des St, Maurizio-Ordens und von den höheren, vom Staate subventionirten Bildungsanstalten Gehalt beziehen, mit Ausnahme der Staats-Minister, der General-Sekretäre, des Kanzlers des St. Maurizio-Ordens, der Präsidenten und Näthe des Staatsraths, des Generalschaßadvokaten, der Präsidenten und Näthe der Kassations- und Appellations-Gerichtshöfe (die aber in dem Gerichtsbezirke, in welchem sie fungiren, nicht gewählt werden dürfen), ferner mit Ausnahme der Generale, der Ad- mirxale, der höheren Offiziere der Armee und der Marine, welche in den Provinzen aber nicht gewählt werden dürfen, in denen sie Kommandos übernommen haben, mit Ausnahme der Mitglieder des Ober-Shulraths, des Ober-Sanitätskollegiums, des Vber-Baurathkollegiums und des Ober-Bergrathkollegiums, mit Ausnahme endlich der ordentlichen Professoren der Üniver- sitäten und höherer Jnstitute, welhe akademische Grade ertheilen dürfen. Nicht wählbar sind 2) diejenigen, welche nur zeitweise vom Staate bezahlte Aemter bekleiden, 3) die Direktoren, Administratoren, Repräsentanten von Gesellschaften, auch nicht diejenigen Personen, welhe ‘von solhen Gehalt oder Ver- gütung beziehen, selbst wenn diese vom Staate bezahlt werden. Ni9ht wählbar sind ferner die Advokaten und Prokuratoren von Gesellschaften und Unternehmungen, welche von D Gehalt oder Honorar beziehen, 4) sind nit wählbar diejenigen Personen, vom Staate onzessionen und Kommissionen erhalten oder mit demselben Ar- beitsverträge eingegangen sind, 2 sind niht wähl- bar: die Diplomaten, die Konsuln, Vize:Konsutn und die Beamten der Gesandtschaften und Konsulate, überhaupt auch alle diejenigen nicht, welhe im Auslande ein vom Staate bezahltes Amt bekleiden. Laut Artikel 6 sollen nur vierzig vom Staate bezahlte Beamte in der Deputirtenkammer sigen dürfen, welcher Zahl jedoch die Minister und deren General- Sekretäre nicht zuzurehnen sind. Sind mehr als 40 Beamte zu Abgeordneten gewählt, so soll das Loos entscheiden, welche von ihnen ihr Gehalt fortbeziehen dürfen. Artikel 7 bestimmt, daß kein Ftaliener einen vom Staate besoldeten Posten über- nehmen darf, so lange er die Funktionen als Deputirter aus- übt, ausgenommen, wenn er als solcher mit einer Mission ins

welche

6. ds.: Die Besorgnisse, und direktes Vorgehen Rußlands gehegt wurden, sind gänzlich ohne Begründung. Die russishe Armee denkt nicht daran, den Pruth zu überschreiten. unpraktikabeln Natur der Wege für Artillerie muß bis jeßt jeder Versuch eines Vorrückens aufgegeben werden. Jn der - Dobrudscha stehen gegenwärtig nur vier Bataillone

ter.e, zwei Kavallerie-Regimenter und eine Feldbatterie, im Ganzen kaum 6000 Mann, die in Tultscha, Fsakahha und Matschin einquartiert sind. Truppen und deß täglih erwartet.

Ausland betraut wird.

8. März. Der „Köln. Ztg.“ wird telegraphisch gez meldet: Alles f bereit für das Konsistorium vom 12. T M, bei welcher Gelegenheit der Papst eine Encyklica über die Lage der Kirche und das Verhalten einiger Mächte ihr gegen- über verlesen wird. Jn diesem ersten Konsistorium werden 11 Kardinäle ernannt und 18 Bischöfe uad Erzbischöfe ernannt oder verseßt werden. Jn dem zweiten öffentlichen Konsi1torium vom 16. d. wird die Mundöffnung der neu ernannten Kardinäle, die alsdann in Rom anwesend sind, und die Verlcihung der Kardinalshüte an die neuen Würdenträger erfolgen. Das britte Konsistorium vom 19. d. wird ebenfalls öffentlich sein, und zwar wird der Papst darin den seit dem Jahre 1870 ernannten Kardinälen den Kardinalshut verleihen. Dann soll die leßt- verfügte Veränderung unter dem hohen kirhlihen Personal veröffentlicht werden. Der Kardinal Simeoni wird neue Weisun- gen über die Regelung des allgemeinen Verhaltens der Geistlichkeit erlassen. Diese Weisungen werden einige vom Papste gewünschte Neuerungen einführen, wodurch einigeMiß- bräuche und veraltéte Gewohnheiten, die mit den gegenwärtigen Zeitumständen niŸht mehr in Einklang stehen, abgeschafft wer- den. Die Verhandlungen zwischen Monsignore Hassun und der Pforte gehen sehr langsam von Statten, und zwar, den im Vatikan eingetroffenen Telegrammen zufolge, deshalb, weil die Pforte diese Abmachungen nicht feierli bestätigen will, bevor die Ordnung in ihren Landen wieder hergestellt sei.

,_ Griechenland. Athen, 9. März. (W. T. B.) De- ligeorgis, der vom König mit der Bildung eines neuen Kabinets beauftragt wurde, hat mit Zaimis und Trikupis darüber Verhandlungen angeknüpft. Es heißt, Deligeorgis werde verlangen, daß zunächst die Session der Deputirtenkam- mer geschlossen werde. Das Ministerverantwortlich- keits-Geseß ist gestern publizirt worden.

_ Türkei. Konstantinopel, 9. März. (W. T. B.) Jn der heute stattgehabten Konferenz dermontenegrinischen Delegirten mit dem türkishen Minister des Aus- wärtigen legten erstere die Gründe zur Unterstüßung der Pn dar, welche sie behufs Herstellung eines dauer- haften Friedens für nothwendig erahten. Dem Ver- nehmen nach hat sich der ‘Minister gegen -die Forde- rungen im Allgemeinen ausgesprochen und namentlich darauf hingewiesen, daß die öffentlihe Meinung in der Türkei die Annahme der montenegrinishen Vorschläge unmöglich mache. Insbesondere habe fi der türkische Minister gegen die Ab- tretung von Niksik, sowie des Hafens von Spizza und über- haupt gegen jede Gebietsvergrößerung Montenegros auf der Seite nah Albanien hin erklärt. Die weiteren Besprechun- gen sind auf Sonnabend festgeseßt. Christic hat seine auf morgen angeseßt gewesene Abreise verschoben.

London, 10. März. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ veröffentlicht eine Depesche Savfet Paschas an den türkischen Le in London, Musurus Pascha vom 8. d. M., in welcher der Minister betont, daß er entschlossen sei, die versprochenen Reformen durchzuführen. Diese Reformen werden in der Note in zwei Klassen einge- theilt, einmal solche, welhe unmittelbar dur{chgeführt werden sollen und zweitens solche, welhe dem Parlamente zur Ge- nehmigung vorgelegt werden müssen. Zu der ersteren Klasse gehören : Die Bildung einer Gensd'armerie, die Kanton- eintheilung, die Zulassung der Nichtmuselmänner zu den Militärschulen, das Verbot der Massenkolonisation der Tscher- kessen, das Verbot des Gebrauchs irregulärer Truppen und des unerlaubten Waffentragens, der Erlaß einer Amnestie für die Aufständischen in Philippopolis, die Zulage der Freiheit des Kultus, der Erlaß der rückständigen Steuern in den dur den Krieg heimgesuhten Distrikten, endli die Anerkennung des Eigenthumsrechtes der Christen. Die wichtigsten der in Aussicht genommenen Geseßzvorlagen für das Parlament be- treffen die Presse, das Gèrichtswesen, das Kommunalwesen und das Budget. Wie dem „Reutershen Bureau aus Konstan- tinopel gemeldet wird, treffen die Deputirten bereits daselbst ein. Die Eröffnung des Parlamentes wäre für die Mitte des Monats in Aussicht genommen.

Paris, 9. März. (W. T. B.) Graf Schuwaloff hatte heute eine längere Besprechung mit dem Herzog De- cazes. Bei leßterem findet morgen ein großes Diner zu Ehren des Generals JFgnatieff statt. Dem „Demps“ zufolge würde der Reisezweck des Generals Jgnatie f sih darauf beschränken, die Unterzeichnung eines Protokolls Lte in welchem alle durch die Konferenz von der Türkei geforderten Reformen aufgezählt würden und das nichts weiter enthalten würde, als eine bestätigende Wiederholung der von den Konferenzbevollmächtigten ausgesprohenen Wünsche. Dasselbe würde keinerlei Drohung gegen die Türkei enthalten und von einer Aufhebung des Vertrags von 1856

würde in keiner Beziehung die Rede sein.

Der „Augsb. Allg. Ztg.“ sind folgende Nachrichten zu-

gegangen :

__ Belgrad, 7. März. Heute Morgens um 9 Uhr verließ die türkishe Armee Alexinaß und zog nach Nisch ab. Die serbische Armee zieht um 11 Uhr ein. Der serbische und tür-

kishe Kommandant E E Abe tsversiherungen aus.

Pera, 7. März. Die Pforte eröffnete den Geschäfts-

trägern der Mächte: gemäß einer Uebereinkunft mit Serbien werde der Wortlaut des serbisch-türkishen Friedensprotokolls durch die Gesandten der Pforte den Kabinetten zugehen, aber nicht den hiesigen Diplomaten. Aleko Pascha meldet aus Wien : das österreichishe Kabinet gab beruhigende Erklärungen über seine militärischen Vorkehrungen an der türkischen Grenze, welche nur den Umtausch der alten Geschüße gegen die neu- eingeführten betreffen.

Aus Galagz telegraphirt man der „Times“ unterm die mit Bezug auf ein fofortiges

bis jeßt noch «zn Folge der völlig

nfan-

affen werden in-

Ein Wiener Korrespondent der „A. A. Ztg.“ schreibt

U. A.: „Savfet Pascha hat, wie es scheint, ohne besondere Veranlassung, neuerlih Gelegenheit genommen, si österreihischeTruppenansammlungenan dertürkischen Grenze zu erkundigen, worauf ihm selbstverständlih die Ant- wort zu Theil geworden, daß alle bezüglihen Gerüchte aus der Luft gegriffen seien.

über

Dies entspriht auch der vollen

Wahrheit. u verwundern wäre es aber niht, wenn die österreichishe Regierung, nachdem die Kämpfe in Bosnien wieder begonnen haben, auf die Eventualität, zu einer Auf- stellung an der Grenze schreiten zu müssen, Bedacht nehmen würde. Uebrigens scheinen die erwähnten Gerüchte durch Um- agen entstanden zu sein, die in mehreren südösterreichischen Ddtten gepflogen worden, um zu erfahren, welhe Truppen- zahl da oder dort im Falle des Bedarfes untergebracht werden fönnte. Solche Umfragen erfolgen aber auch im tiefsten rieden mit Rüeksicht auf Manöver. und Uebungslager. Bierdur werden die Meldungen der „Times“ über diesen egenstand, die wir kürzlih reproduzirten, bestätigt. Die W. „Presse“ berichtet: : L Aus St. Petersburg, 6. März. Bei Batum nächst der russischen Grenze kreuzen sieben türkische Kriegs- dampfer und drei Fregatten. Jn Poti und St. Nikolaj herrscht darüber große Aufregung, da nur wenige Wachtschiffe in den beiden Häfen liegen. Auf Anordnung des Groß- Admirals Großfürsten Nikolaus werden die Vertheidigungs- maßregeln am Schwarzen und Baltischen Meere in erhöhtem fortgeseßt. A . Ea E 8. März. Oberst Leschjanin hat bereits von Alexinaß und General Horvatovics von Saitschar Besi genommen. Das Milizsystem wird aufgehoben und ein stehendes Deer eingeführt werden. Die Ausfuhrverbote n aufgehoben. h E as Belgrader Korrespondent der- „Times“ schreibt unterm 5. März: „Die gestern mitgetheilten Details der Vorbereitungen zum Widerstand gegen eine erwartete Jn- vasion oder Okkupation von Bosnien und der Herzegowina sind ein entscheidender Beweis von der totalen Jgnoranz der türkishen Beamten mit Bezug auf die militärische Kraft der Außenwelt, da der Versuch, si einer österreichischen Okkupa- tion dieser Provinzen mit Lokal-Milizen gewaltsam zu wider- seßen, obschon als eine abstrakte Schaustellung des Patriotis- mus löblih, vom militärischen Standpunkte nichts als ZERNe sinn ist, und dieser Gedanke nur aus einer kolossalen Un- kenntniß der österreichishen Militärmacht entspringen kann. Das „Fournal de St. Petersbourg kommt nachträglih auf die in einem Theile der ausländischen Presse verbreiteten phantastishen Nachrichten zu \prehen, wonach einerseits die rufsischen Truppen am -1. März a. St. die Grenze überschreiten, andererseits die unter dem Oberbefehl des Großfürsten Jikolai stehenden Truppen demobilisirt werden sollten, woraus man den Schluß gezogen, daß Rußland \ich_ begnügen würde, den Nichtersolg der Konferenz in Konstantinopel zu registriren, und sich damit aus dem Spiel zu ziehen. Die erstere dieser Behauptungen sei bereits durch- die Thatsacen dementirt. Was die zweite betrifft, so müßte man, um eine solche Politik für möglich zu halten, geradezu dem Umstande niht Nechnung tragen, daß der Nichterfolg der Konferenz eben keine Lösung der shweben- den T en sei, wenn man nicht leere Versprehungen für

eine folhe nehmen wollte. G Die „Köln. Ztg.“ läßt ih von

Q VO, 8. März. ier melden ; t: ÿ Die türkische Donau-Flotille hat am 3. und 4. d. zum größten Theil den Hafen von Sulina an der Donaumündung verlassen, um auf den zur Vertheidigung der Donauübergänge wichtigen Punkten Stellung zu nehmen. Sie zählt gegenwärtig 17 Kriegsfahrzeuge mit zusammen 60 Kanonen, unter dem Befehle des Gegen-Admirals Hussein-Pascha, der seinen Siß in Ruftshuk hat. Die Schiffe sind folgende: die Panzer - Korvetten Hifz - ul - Rahman und Lutfi- Dschelil (der Anmuthige) mit je 6 s{chweren Geschüßen und 1771 Tonnen, die beiden Panzer - Kanonenboote Hezber (Löwe) und Seifi (Schwert) mit je 6 Kanonen und 9513 Tonnen (diese vier Schiffe gehören- eigentli der Seeflotte an), ferner fünf Panzer-Monitors, nämlich - Feth-ul-Js8lam, Se- mendria, Bengr-Delen (Flankenbrecher), Podgorizza nnd Skutari mit je 2 shweren Geschüßen und 408 Tonnen, weiter vier kleinere ölzerne Kanonenboote, Varnä, Sulina, Afia und Scheffket-Stuma, mit je 4 Kanonen und 200 Tonnen, endlich die Kriegs-Transport- dampfer Kilia]ch, Ali und Haireddin mit je 4 Kanonen und 474 Tonnen, Isalbat und Nazhiji mit je 2 Kanonen, ersterer mit 425, [leßterer mit 500 Tonnen Gehalt. Die beiden Korvetten bleiben in Sulina, eins von den zwei großen Kanonenbooten geht nach Matschin, das andere und zwei kleinere Kanonenboote nah Tultscha, ein Monitor, ein Kanonenboot und ein hölzernes Schiff nah Silistria, ein Kanonenboot kreuzt zwishen Rustschuk und Si- listria mit der Station Totrokan, zwei Monitors und ein hölzernes Schiff bleiben in Rustshuk, ein Kanonenboot kreuzt zwischen Lom und Rustshuk mit der Zwischenstation Nikopoli, ein hölzernes Boot und ein Monitor mit je einem hölz:-rnen Schiffe gehen nach Widdin. íIn der Dobrudscha werden zur Grenzbewachung Tscherkessentrupps von 50 bis 100 Mann zusammengezogen. Am VBalkan-Uebergang zwishen Sofia und Tatar Bazardschik in der Nähe von Jchtiman find am Ausgange des dortigen Passes zwei Schanzen aufgeworfen worden. Die Schanzen bei Vraßa sind nun vollendet. Eine Kom- mission von sechs Generalstabs- und Artillerie-Offizieren, bestehend aus einem Oberst, zwei Majoren und drei Hauptleuten, bereist die Donauprovinzen, um die festen Pläße zu besichtigen und gleichzeitig die Artillerie-Mannschaften in der Handhabung der neuen Kruppschen Geschüße zu unterrichten. : Serajevo, 28. Februar. Der „Pol. Korr.“ wird gemeldet : „Es ist eine ganz eigenthümliche Erscheinung, daß in demselben è Momente, in welchem der Friedenss{chluß mit Serbien gesichert ist, hier nur vom Kriege gesprochen und nur an Kriegsrüstungen edaht wird. Civil- und Militärbeamte, Türken wie Christen, Fnd freiwillig oder unfreiwillig, direkt oder indirekt mit den von Konstantinopel aus angeordneten Kriegsvorbereitungen be- schäftigt. Am 24, d. M. sind für die Beförderung“ von 5000 Kisten mit Munition nach Mostar eine Unzahl von Fahrzeugen requirirt worden. Eine lange, fast endlos scheinende Reihe von Wagen, von Rizams eskortirt, bewegte sich auf der großen Mostarer Heerstraße, deren Regulirung auf allen Punkten jeßt von 800 Arbei- tern besorgt wird. L bewegte sih eine Kavalkade von 890 Reitern in entgegengeseßter Richtung. In Alt-Serbien waren 16 Tabors dislozirt, von welchen 12 ‘nah Serajevo, beziehungsweise nah Nord - Bosnien beordert wurden. Um die Bagage, Ge- \chüße, Munition 2c. dieses bedeutcnden Corps Hierher zu transpor- tiren, wurden nah Novibazar 800 Lastpferde mit ebenso viel Treibern abgeschickt. Im Hofe des Konak ging es diefer Tage ebenfalls leb- hast zu. Die Serajevoer Nationalgarde, welhe 800 Mann erster Klasse zählt, wurde aufgefordert, ihre alten Vorderlader egen neu angekommene erte umzutaushen. Der Vali Nazif asha wohnte dieser Waffenvertheilung persönlich bei und hielt kleine Ansprachen, die sehr kriegektish klangen. Vor Kurzem bereisten ¿wei Militärkommissionen das Vitajet und legten Beschlag auf alle Getreidevorräthe. Die Regierung braucht 800,000 Dka Peksimit, dcren Bereitung gleich in Angriff genommen werden muß. Gleich- zeitig sind 30,000 Opanken im Lizitationswege bestellt worden. Die sech8s Abgeordneten aus Bosnien sind nah Konstantinopel abgereist, nahdem jeder von ihnen 3000 Piaster Reisegeld und ein offizielles Schreiben des Vali an deu Großvezier mitgenommen hat. Jedes Mitglied des türkischen Parlaments erhält monatlich 1000 Piaster Diäten. Privatnachrichten verläßlicher Natur melden, daß der Auf- stand auf drei Punkten mit ziemlicher Heftigkeit wieder auëgebrochen

ist. Bei Kljucs, Varcsar und Jajics sind drei Infurgenten-Abthei- lungen aufgetaucht. Es wird behauptet, die Leitung aller drei Cetas ruhe in Einer Hand. Die Aufständishen sollen dieëmal durhwegs gut bewaffnet sein. Die Regierung \{hickt nach diesen Punkten fo viel Truppen, als sie nur immer zur Verfügung hat. Gleizeitig verlautet, daß aus Salonichi bis zum 20. März 12 Bataillone ein- treffen werden. Die Nationalgarde der Jajzer, Skopljer, Nisoßker und Fojnißer Kreise ist {hleunigst zu den Waffen einberufen worden. Es soll die Absicht bestehen, drei größere Corps zu formiren, und zwar zur Hälfte aus Regulären und zur Hälfte aus JIrregulären, Iedem dieser Corps sollen zwei Batterien beigegeben werden. Diese drei Cerps follen aus\{ließlich zur Bekämpfung der wiedererstehenden Infurrektion verwendet werden.“

Nußfslatid und Polen. St. Petersburg, 10. März. (W. T. B.) Gestern fand auf der deutschen Botschast eine glänzende Soirée statt, auf welcher der Kaiser, der Großfürst - Thronfolger, der Großfürst Wladimir, mehrere Minister, zahlreihe Mitglieder des diplomatischen Corps, der Aristokratie und der deutschen Kolonie erschienen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 6. März. (H. N.) Der Staatsausschuß hat sein Gutachten über das Marinebudget abgegeben und darin die Frage wegen Entwickelung der Flotte in derselben Richtung wie im vorigen Jahre beantwortet, während das Marine-Ministerium seine Anschauung über die Nothwendigkeit, auch größere Panzer- schiffe oder Widderschiffe zu bauen, festhält. Es sind zwei Millionen Kronen zu Neubauten verlangt worden ; der Staats- Auss{uß meint, daß zur Zeit keine größeren Kriegsschiffs- bauten zu beginnen seien, als solche, we:che für die Bewilli- gung eines Jahres fertig hergestellt werden können und schlägt vor, zu diesem Zwecke 1,700,000 Kronen anzuweisen. Zu Kanonen, Projektilen und Laffeten ist eine Million verlangt, aber da man sich noch nicht über ein Modell für Kanonen entschieden hat, fo schlägt der Aus\{huß vor, die Bewilligung auf eine halbe Million herabzuseßen.

7. März. (H. N.) Heute gingen die Kammern zur Bera- thung des Marine-Etats über. Die Erste Kammer hat die von der Regierung zur Beschaffung neuer Kriegsfahrzeuge ange- seßten zwei Millionen Kronen bewilligt, jedoch mit dem vom Ausschuß gemachten Vorbehalt, daß keine größeren Fahrzeuge in Angriff genommen werden, als solche, die für einen ein- jährigen Anschlag fertig gestellt werden können. Dieser Vor- behalt wurde nur mit 9 Stimmen Mehrheit angenommen, die Minorität wollte unbedingte Bewilligung des Be- trages. Zum Ankauf neuen Artilleriematerials hatte die Regierung eine Million Kronen im Budget angeseßt, der Ausschuß hatte diese Summe um die Hälste reduzirt. Der Marine-Minister plaidirte für unverkürzte Bewilligung der 1 Million Kronen und trat die Kammer auch diesem Antrage ohne Abstimmung bei. Das andere Haus wird in diesem Punkt voraussichtlih die Ansicht des Ausschusses festhalten und deshalb wohl eine gemeins flihe Abstimmung über diesen Posten entscheiden. Gestern wurden in den Kammern noch mehrere Regierungsvorlagen eingebracht, darunter auch ein Vorschlag wegen Verwaltung der Domänen; dieselben wurden heute den betreffenden Kommissionen überwiesen.

Amerika. Der Präsident Hayes hat, wie der „Times“ gemeldet wird, um das südliche Problem zu lösen, Freunde be- wogen, Chamb erlain zu empfehlen, zum Wohle des Landes seine. Ansprüche auf die Gouverneurschafst von Süd-Caro- li na aufzugeben. 0 :

Mittelamerika. Am 15. Fanuar ist in S. Sal- vador der Kongreß in ordentlicher Sißung eröffnet und die Botschaft des Präsidenten beifällig aufgenommen worden. Jn Nicaragua ist ein neues Projekt von cinem Herrn Blanchet in Vorschlag gebracht, welches nur wenig von der von Kapitän Lull adoptirten Linie abweicht, aber nur auf 38 Mill. Doll. veranschlagt wird. Die Kaffee-Ernte in Costarica stellt sich als eine gute Mittelernte dar. Die finanziellen Schwierigkeiten des Eisenbahnbaues nehmen ihren bedauerlichen Fortgang. / T8

Südamerika. Kaum hat General Daza die Präsident- schaft von Bolivia durch eine Revolution an sich gerissen, jo hat sich bereits ein neuer Aufstand gegen ihn erhoben, und die Regierungstruppen bei Santa Cruz nebst ihrem Füh- rer gefangen sind.

Nr. 9 des „Justiz-Ministerial-Blatt“ hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 28. Februar 1877, betreffend die Vollziehung des Auslieferungsvertrages mit Belgien vom 24. De- zember 1874. (Reichs-Geseßbklatt von 1875. S. 73). Allgemeine Verfügung vom 28. Februar 1877, betreffend die Grmittelung_ der Gerichtskosteneinnahme in Civilprozessen. (Allg. Verf. vom 22. Juni 1875. Justiz-Minist.-Blatt S. 157.) Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals vom 22. Januar 1877. Ueber die Befugniß der Notare zu Beglaubigungen.

Statistische Nachrichten.

Vom Kaiserlichen Zoll- und Steuer-Rechnungs-Bureau ist die provisorishe Abrechnung zwishen dem Deutschen Reiche, Oesterreich (wegen der dem deutschen Zollgebiete ange- \{lossenen Gemeinde Jungholz) und Luxemburg über die ges meinschaftlichen Einnahmen an Zöllen, Rübenzucker- steuer, Salzsteuer und Tabaksteuer für das Jahr 1876

aufgestellt worden. Nach derselben belief sich der Bruito-Ertrag der A Abgabenzweige auf rund 214,001,687 4 (1875; 205,172,355 46); hiervon gehen ab an Erhebungs- und Verwaltungs kosten, sowie an unmittelbaren Ausgaben der Reichs-Hauptkasse 14,762,856 Æ oder 6,90%/6 der Brutto-Einnahme (1875: 14,539,984 4 oder 6,99 /«), so daß sich der zur gemeinshaftlichen Theilung zu stellende Rein-Ertrag auf 199,238,831 f oder 4,71 4 auf den Kopf der Bevölkerung (1875: 190,832,371 Æ oder 4,60 # }ro Kopf) beläuft, von welchen 197,585,285 # im deutschen Zollgebiete und 1,653,546 M. in Luxemburg aufgekommen sind. Der Antheil nah dem Ver- hältniß der Bevölkerung berechnet sich für das deutsche Zollgebiet auf 198,272,404 M, für die österreichishe Gemeinde Jungholz auf 969 Æ und für Luremburg auf 965,458 f, fo daß leßteres von seinen Einnahmen an das deutsche Zollgebiet 687,119 (6 und an Oesterreich 969 M herauszuzahlen hat. Bezüglich der einzelnen Abgabenzweige ist zu bemerken, daß die Zölle eine Brutto-Einnahme von 121,034,235 A (1875: 120,787,499 A) geliefert haben ; hiervon ab an Erhebungs- und Verwaltungskosten 11,533,395 4 (1875: 11,794,743 A), bleiben zur Theilung 109,500,840 M. oder 2,55 6. pro Kopf (1875: 108,992,756 A6 oder 2,6 F pro Kopf), von welchen im deutschen Zollgebiete 108,018,589 F, in Luxemburg 1,482,251 A. erhoben worden sind. Der Brutto-Ertrag der Rübenzucker- steuer war 57,938,887 M (1875: 49,797,456 M6), von welchem an Erhebungs- 2c. Kosten 2,731,630 M (1875: 2,064,226 M) in Abzug zu bringen, so daß sich also die Netto-Einnahme auf 95,207,251 M. oder 1,30 4 pro Kopf (1875: 47,733,230 F oder 1,17 4 pro Kopf), stellt; hiervon sind im deutschen Zollgebiete 55,062,888 46 und in

Luxemburg 144,371 & zur Erhebung gekommen. Die gemein- \cchaftlihe Einnahme an Salzsteuer hat 33,766,962 4. (1875:

33,554,968 M) betragen; hiervon ab die Verwaltungsausgaben mit 262,597 M. (1875: 262,726 A), bleiben zur Theilung 33,504,365

oder 0,79 Æ pro Kopf (1875: 33,292,242 M oder 0,82 4 pro Kopf) und find hiervon

33,473,795 Æ im deutschen Zollgebiete und 30,570 A. in Luremburg erhoben worden. Die Sleuer vom inländischen Tabakbau endlih ergab einen Brutto-Ertrag von 1,261,603 M (1875: 1,032,432 A) Werden hiervon die Erhebungs- 2c. Kosten mit 235,234 4 (1875: 218,289 Æ) in Abzug gebracht, so ergiebt sich ein Netto-Auffommen von 1,026,369 Æ. od:r 0,02 M pro Kopf (1875: 814,143 f oder 0,02 Æ pro Kopf). Der Netto-Ertrag im deutschen Zollgebiete betrug 1,030,015 Æ, wovon jedo für Luxemburg, welches Einnahme an Tabaksteuer nicht nachweist, 3646 M gezahlte Ausfuhrvergütungen in Abzug kommen. Schließlich ist zu bemerken, daß die Berechnung der Kopfantheile für 1876 die Resultate der Zählung vom 1. Dezember 1875, für 1875 dagegen die der Zählung von 1871 zu Grunde gelegt worden sind. Î i Soeben erschien das Ill. und IV. (Doppel-) Heft der Zeit- \chrift des Königlich preußischen statistisGen Bureaus, Jahrgang 1876 (Verlag des Königlichen statistishen Bureaus [Dr. Engel] in Berlin), mit folgendem Inhalte: 1. A. J. Quetelet. Eine Gedächtni* rede, gehalten in der Plenarversammlung des IX. in- ternationalen statistischen Kongresses zu Budapest am 1. September 1876 von Dr. Engel. (Mit Quetelets Portrait.) Die Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle im preußischen Staate während des Jahres 1875: A. Beiträge zur Reichsstatistik. B. Beikcäge zur Landesstatistik. C. Zur Erhebung der bezügliben Nachrichten für statistisch-anthropologishe Zwecke während des Jahres 1877. Veber den Arbeitslohn und die Vertheilung des Ertrages gewerb- lier Thätigkeit in Frankreih; von Dr. Béla Weiß. Bemer- kungen zu der Denkschrift des Herrn Dr. Engel über die Statistik der Morbidität, Invalidität und Mortalität, sowie der Unfalls- und Invaliditätsversicherung der Ermerbsthätigen; ron Wilhelm La- zarus, Die russishe Kriminalstatistik; von S. Matweyeff. Franfkreichs Immobiliar-Staatsbesiß; nah den von der General- direktion der Grundbucbführung, der Domänen und Stempelverwal- tung veröffentlihten Mittheilungen. Wirkliche und Mittelpreise der wichtigsten Lebensmittel für Menschen und Thiere in den bedeu- tendsten Marktstädten der preußischen Monarchie in den Mouaten Januar bis einschließlich Juli 1876: Vorbemerkungen z L Preise für Getreide, Hllsenfrühlé, Kartoffeln und Rauchfutter; Il. Preise für Artikel des Kleinhandels; IIl. Zu- sammenstellung von Dur{hschnittspreisen für die genannten Monate und das Erntejahr 1875/76. Zur Geschihte und Statistik der öffentlichen Sparkassen im preußischen Staate; von Dr. Engel und H. Edelmann. Die Verbreitung des Heilpersonals, der Apotheken und Heilanstalten in Preaßen nah dem Stande vom 1. April 1876, mit historischen Rückblicken und Beiträgen für die Apothekerfrage; von Dr. med. Albert Guttstadt. Methode ‘und Resultate der Gewerbestatistik in den « Vereinigten Staaten von Amerika; von Dr. Engel. Der Preis der Arbeit im preußischen Staatsdienste im Jahre 1875; von Dr. Engel. Zur Wohnplaß- Statistik in Preußen; von K. Brämer. Zum Gedächtniß L. Wo- Towsfi's; von Dr, R. Muccke. Bücheranzeigen. Statistische Korrespondenz. i : 5

Als besondere Beilagen sind diesem Hefte beigegeben: Stand und Bewegung der Bevölkerung in den landräthlichen Kreisen bezw. Dberamts8-Bezirken und selbständigen Städten des preußischen Staates im Jahre 1875. Die Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle in Berlin während des Jahres 1876.

Wir behalten uns vor, auf einzelne der interessanten AbHand- lungen noch zurückzukommen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. S

Professor Dr. Adalbert Krüger aus Helfingfors ift un- ter dem 1. d. M. zum Direkto: der Sternwarte zu Gotha cer- nannt worden. « L S

Am s. d. M. starb in Zürich der militärische Schriftsteller Wilhelm Meyer-Ott. A

In Turin ist der Geschichtsforsher, Senator Graf Baudi di Verme, der ein Werk über die longobardischen Könige verfaßt hat und Präsident der dortigen Gesellschaft der Wissenschaf- ten und Künste war, mit Tode abgegangen. _ ; : :

Im Verlage von J. Bacmeister in Eisenach sind zwei kleine Broschüren „Kaiser - Geburtstagsfest, Ein Segens8tag für Deutschland“, als Lehrer- und Schüler-Ausgabe erschienen, Der Titel fkennzeichnet bereits die Absiht des V-rfassers, M. Ueberschaer-Mühlsdorf, der in der Schüler-Ausgabe eine große Zahl patriotischer Gesänge und Gedichte, erstere in mehrstimmiger Komposition darbietet, so daß in dem Büchlein reicher Stoff für ein sinniges Begehen des Kaiserfestes um so mehr geboten wird, als auch für Ordnung und Lebendigkeit der Feier Winke ertheilt werden. Die Lehrer-Ausgabe unterscheidet sich von der ersteren in der Anordnung des Stoffes sowie dadurch, Eu sie eine Muster- Festrede enthält, die, in einem kurzen Lebensbilde Sr. Majestät des Kaisers bestehend, für die Geburtstagsfeier der deutshen Schul- jugend besonders geeignet sein dürfte. Der LehrerAusgabe ist ein Vorwort von Dr. C. Beyer in Eisenach vorangestellt.

Land- und Forstwirthschaft. Í

Im Regierungsbezirk Münster ist die Bestellung der Aecker im vergangenen Herbst in Folge der günstigen Witterung gut von Statten gegangen, und haben die jungen Saaten sich vortrefflich entwictelt. Insekten und Schneckenfraß ist bis jeut nicht bemerkt worden. Die milde Witterung hat noch im Spätherbst eine Menge Futterkräuter hervorgebracht, welche die Durchwinterung des Bielzes wesentlich erleihtert haben. Stellenweise find allerdings die Herbst- Sutterkräuter gänzlich mißrathen. Dieser Ausfall wird aber dadurch einigermaßen ausgeglichen, daß die andauernde milde Temperatur fortwährend den Weidegang des Viehes gestattet hat: e

In Braun s{ch weig wird in diesem Jahre der Crste Kon- greß deutscher Gärtner zusammentreten. Die von der Sektion für Gartenbau des dortigen landwirthschaftlihen Centralvereins be- rufene Versammlung hat den Zweck, allgemein wichtige, die Gärtnerci im weiteren Sinne betreffende Fragen zu berathen und darüber zu beschließen. Unter denselben befinden fi folgende: Soll ein deutsches Centralórgan für Gärtnerei geschaffen werden? Ist die Errichtung von Fachschulen in größeren Städten wünschenswerth ?

Gewerbe und Sandel. | Berlin. Gestern Vormittag hat die regelmäßige monatliche Sizung des engeren Ausschusses der Reichsbank stattgefunden, in welcher die Superdividende der Reichsbank für das verflossene Jahr auf 483 4 75 -Z festgeseßt worden ist, was unter Hinzureh- nung der bereits gezahlten 44 °/9 einer Gesammtdividende von 6F /o leihkommt. L Die Verwaltung der Hannovershen Vank macht be- kannt, daß auf Grund eines Beschlusses der Generalversammlung vom 7. d. M. die Präklusivfrist für die Einlösung der auf Thaler lautenden Noten dieser Bank bis zum 30. Juni cr. verlängert wird, daß aber alle eIRZa ib nach Ablauf dieser Frist unwiderruflich verfallen und werthlos find. A a Der Aufsichtsrath der Braunschweigishen Bank hat auf den Bericht der Direktion über das verflossene Geschäftsjahr, dessen Resultat einer vertheilbaren Dividende von ca. 5é/ g eichs kommt, die Dividende auf 5 °/o festgeseßt und für uncinbringliche Wechselforderungen Abschreibungen, in Höhe von 46,000 A beschloffen. Aus Lübeck schreibt man den „Hamb. Nachr.“ unter dem 8. März: Seit dem Sommer vorigen Jahres ift es der we stfälischen Kohle gelungen, sowohl bei den von hier fahrenden Dampfschiffen, als auch bei den meisten hiesigen Fabrikbetrieben die englische Kohle zu verdrängen; um sie auch für den Export über hier nah den baltishen Häfen mit der englischen Kohle konkurren;fähig zu machen, bedürfte cs einerseits einer Ermäßigung der Cifenbahnfracht, andercr- seits der Herstellung von Vorrichtungen zum direkten Verladen der

Koblen aus den Eisenbahuwaggons in die Seeschiffe. Erstere ist