1877 / 63 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Mar 1877 18:00:01 GMT) scan diff

à 1a suits der Armee, unter Entheb. von seiner Funktion im Kriegs« Ministerium, jedoch mit Bela. in der Stelle als Insp. der Milit. Bildungsanstalten, zum Präsidenten des Gen. Audit. ernannt. 6. März. v. Oberländer, Pr. Lt. a. D., mit seinem früheren Mange im 13. Inf. Regt. reaktivirt. s:

Abschiedöbewilligungen. Im aktiven Heere. 1. März. Landauer, Sec. Lt. z. D., mit Pens. auf Nachsucben verabschiedet. 3. März. Notthafft Frhr. v. Weißenstein, Pr. Lt. des 6. Inf. Regts. mit der Erlaubniß zum Tragen der Unif. auf Nach- bee RENOS: f G. ea E. Scheurer, Sec. Lt. z. D., auf

asuchen mit Pens. verabschiedet. 5

Im Beurlaubtenstande. 3. März. Rott, Landw. Sec. Lt. tes 7. Inf. Negts., behufs Uebertritts in den Königl. prevß. Militär-Justizdienft, auf Nachsuchen, Ritter v. Reichert, Landw. Pr. L. der Eisenbahn-Comp., Rau, Landw. Sec. Lt. des 1. Ulan. Regts., Stöhr, Landw. Sec. Lt. des 2. Feld-Art. Regts., Winkler, Landw. Sec. Lt. des 14. Inf. Regts, auf Nachsuchen der Abschied bewilligt.

X17. (Königlich Württembergisches) Armec-Corps.

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 26. Febr. v. Bilfinger, Hauptm. vom Generalstabe, kommdrt. zur 27. Div., vom 1. Mârz d. I. ab, unter Enthebung von diesem Kommdo. und unter Stellung à la suite des Generalstabes, zur Dienstleist. beim Großen Generalstabe kommdrt. v. Sarwey, Major vom Generalstabe, kommdrt. zur Dienstleist. beim Großen Generalstabe, zum 1. März d. F. von diesem Kommdo. entbunden. 28. Febr. v. Sarwey, Major im Generalstabe, als Generalstabs-Offiz. zur 27. Div. kommdrt. Giersberg, Königl. reu. Sec. Li. a. D., als Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 120 an-

estellt. ;

G Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. 28. Febr. v. Lenz, Oberst-Lt. und Commdr. des 1. Feld-Art. Regts. Nr. 13, M Pens. und mit der Regts. Unif. als Oberst der Abschied be- willigt.

Sm Beurlaubtenstande. 28. Febr. Zimmler, Sec. Lt. der Res. der 13. Art. Brig. in Genehmigung seines Abschiedge- Fucbes behufs Auswanderung verabschiedet.

Herzoglich Braunschweigishes Kontingent.

Abschiedsbewilligungen. Jm Beurlaubtenstande. Gierlings, Sec. Lt. von der Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 92, der Abschied ertheilt.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

i Preußen. Berlin, 14. März. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute den Vortrag des Chefs des Civilkabinets, Geheimen Kabinets-Raths von Wilmowski, “entgegen und empfingen den Grafen Sclieffen-Schlieffenberg und den Unter-Staatssekretär Maybach im Handels-Ministerium.

Beide Kaiserliche Majestäten erschienen gestern Abend auf der Soirée des Fürsten Anton Radziwill und heute bei dem Diner des Ministers des Königlichen Hauses, Frhrn. von Schleiniß.

Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern militärische Meldungen entgegen. Um 12 Uhr ertheilte Höchstderselbe dem Geheimen Ober-Re- Inge ath von Loeper aus dem Ministerium des König- ihen Hauses und um 124 Uhr dem Ober-Bürgermeister Hobrecht Audienz.

Abends wohnten die Höchsten Herrschaften der italie-

nischen Oper bei Kroll bei.

Der Bundesrath hielt am 13. März die 12. Ple- narsizung. Den Vorsiz führte der Präsident des Reichs- Yanzler-Amts, S'aats-Minister Hofmann und vorübergehend der Staatsrath Freiherr von Perglas.

Nah Feststellung der Protokolle der leßten Sißungen wurden Vorlagen, betreffend a. den am 1. November 1876 zu Tongatabu unterzeichneten Freundschaftsvertrag mit Tonga ; b. den Entwurf eines Geseßes, betreffend die Auf- nahme einer Anleihe für Zweck der Marinever- waltung und der Post- und Telegraphenverwaltung; c. die Ausdehnung des Allgemeinen Postvereins und die Positaxe innerhalb dess{lben, fowie d. ein Antrag Mecklenburg-Schwe- 1ins, betreffend die Einführung der Fabrikatsteuer für Brannt- wein, e. ein Antrag Sachsen-Weimars, betreffend die Kom- munäalbesteuerung der Thüringischen Eisenbahn in Preußen, den betreffenden Ausschüssen überwiesen.

_Ausjchußberichte wurden erstattet über a. die Reform der Akiengeseßzgebung. Es soll ein bezüglicher Geseßentwurf aus- gearbeitet werdenz b. das Gesuch eines früheren Telegraphen- ‘beamten um Gewährung von Pension. Dasselbe wurde ab- gelehnt; c. den neuen Bauschsummen-Etat für Bayern. Der- jelbe wurde nah dem Ausschußantrage genehmigt. Ebenso wurden d. énige Abänderungen an den Ausführungsbestim- mungen zum Militär-Pensionsgeses aus Anlaß der Verlegung -des Gtatsjahrs festgestellt.

Sodann wurden Kommissarien für die Berathung von Vorlagen ‘im Reichstag gewählt.

_ Endlich wurden einige Eingaben vorgelegt und den be- reffenden Ausschüssen überwiesen, nämlih eine Eingabe des ‘Gewerbepereins zu Meißen wegen Baues einer Kaserne ; eine Eingabe des Vereins voir Gasthofsbesigern, betreffend die Hast- pffli&t der Gastwirthe, und eine Eingabe der deutschen Gesell- Jchaft der Sonntags- und Arbeiterfreunde, betreffend die Sonr#agsfe#er.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Reichstags und die in derselben von dem Reichskanzler FErsten von VBismarck geheltenen Reden sind in der Ersten Beilage abgedradt.

In der heutigen (9.) Sißung des Reichs? tages, welcher der Reichskauzler Fürst von Bismarck, der Präsident des Reichsïanzler-Amts, Staats-Minister Hofutann und mehrere andere Vevollmächtigte zum BUearat bei- wohnten, motivirte der Abg. r (Hagen) seinen Antrag, R S: Rate Gent v „Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen: dem Reichstage s{leu- nigst Nachweisungen vorzulegen a. u die bis jeßt auf e fran- zösische Me TaPcned M digüea und auf die einzelnen daraus be- willigten Kredite perrechneten Ausgaben, sowie über die hiernach Hei diesen einzelnen Krediten zur Zeit noch vorhandenen Rest- beträge; Þ. über die bei sämmtlichen übertragbaren Fonds des bis- herigen Etats in Ordinario und Extraordinario zur Zeit vorhan- ‘denen Restbestände, insbesondere e über die weitere Verrechnung “der aus der Pauschquantums-Wirthschaft der Militärverwaltung überkfommenen Restbeständ; c. über den Gesammtbetrag der zur Zeit vorhandenen Kafsenbestände des Reichs, einschließlih der Gut-

aben bei Bankanstalten und Einzelstaateg und der in der Um- „prägung begriffenen Münzbeftände.“

Derselbe wurde auf Wuns des Abg. Rickert der Budgek- fommission überwiesen. Darauf wurde die zweite Berathung des-Etats fortgeseßt. Bei der Position Reichökommissariat für Auswanderungswesen“ erklärte der Präsident des Reich3- kanzler-Amts, Staats-Minister Hofmann, daß er jährliche Be- richte des Reichskommissars für das Auswanderungswesen über seine Thätigkeit und die Statistik der Auswanderung einfordern und dem Hause vorlegen werde. Außerdem sprachen zu dem Etat des Reichskanzler-Amts die Abgg. Dr. Lingens, Dr: Kapp, Dr. Majunke, Dr. Reichensperger (Crefeld), Dr. Braun, Schmidt Send Frhr. Nordeck zur Rabenau, Sombart, Dr. Löwe, iert, Dr. Lucius (Erfurt) und Dr. Hirsh. Bei dem Etat des Reichs-Gesundheitsamts trat der Reichskanzler Fürst von Bis- marck wiederholt für die Bewilligung einer Summe von 10,000 A6 zu extraordinären Ausgaben behufs Kontrale der Verfälschung von Nahrungsmiitteln ein. Der Reichskanzler erklärte ferner die volle Bereitwilligkeit der verbün- deten Regierungen, den weit gesteckten Zielen der statistishen Wissenschast möglichst Vorschub zu leisten, doh finde dieses Bestreben seine natürlihe Grenze in der Leitung aaen der Reichsorgane. Die betreffende Position Tourde in die Budgetkommission verwiesen. Jm Etat des Auswärtigen Amtes wurde die Gehaltserhöhung des Ministe- rial-Direftors um 5000 # gegen den Widerspruch des Abg. Richter (Hagen), . nachdem der Bevollmächtigte zum Bundes- rathe, Staats - Minister von Bülow, und die Abgg. Dr. Lasker und Dr. Wehrenpfennig si für dieselbe ausgesprochen, bewilligt. Beim Schlusse des Blattes sprach zu der Position „Gesandtschaft in London“ der Abg. Schröder (Lippstadt).

Jn den Berichten der „Westfälishen Zeitung“, des „Düsseldorfer Anzeigers“ u. a. Blätter über die am 10. d. Mts. in Côln abgehaltene öffentlihe Versammlung zur Besprechung der wirthschaftlihen Lage wird er- wähnt, daß Herr Baare von Bochum in seiner Rede unter Anderem mitgetheilt E der Finanz-Minister Cam p- hausen habe ihm auf eine vor zwei Fahren wiederholt an- gebrahte und mit dem Hinweis auf die schon vorliegenden unheilvollen Resultate unterstüßte Vorstellung über unsere Wirthschaftspolitik die Antwort ertheilt: „Glauben Sie, daß wir in Berlin eine Thräne darum weinen, wenn Sie in Westfalen zu Grunde Res 24

Wir find in den Stand geseßt zu erklären, daß eine folhe Antwort von dem genannten Herrn Minister nicht er- theilt worden ist und daß jene Mittheilung, wenn sie der Ver- 8 wirklih gemacht worden, eine grobe Unwahrheit enthält.

Voraussichtlich wird das Thatsächliche hierbei auch noch im gerichtlichen Verfahren demnächst festgestellt werden.

Dex Geheime Regierungs-Rath, Konservator der Kunst- denkmäler, Domherr zu Brandenburg, von Quaz1t auf Radensleben, ist am 11. d. Mts. daselbst verstorben.

Jn den Berichten der Provinzialbehörden, welche in Folge der Cirkularverfügung des Ministers des Fnnern vom 96. Juli v. Js. über den Entwurf einer Jnstruktion zur Ausführung des §. 64 der Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 erstattet worden sind, ist zu Nr. 3 des leßteren der Vorschlag gemaht worden, über die von Amtswegen projek- tirten oder Seitcns der Bêtheiligten beantragten Verände- rungen von Amtsbezirken außer mit den Amts- ausshüssen nur mit denjenigen Gemeinden und Gutsbezirken zu verhandeln, welhe von der Veränderung unmittelbar betroffen werden. Der Minister des Fnnern hat sich in einem Cirkularerlaß vom 25. v. M. mit diesem Vorschlage einverstanden exflärt und im Uebrigen dem Provinzialrathe überlassen, wegen der weiteren Ausführung des §. 64 der Provinzialordnung Beschluß zu fassen und die erforderlichen einleitenden Anordnungey zu treffen. Hierbei wird der vor- gedahte Jnstruktionsentwurf als allgemeine Grundlage für die vom Provinzialrathe zu beschließgenden Maßnahmen zu benußen und überall daran festzuhalten sein, daß nach der Absicht des 8. 49 der Kreisordnung und des §. 64 der Pro- vinzialordnung einerseits die bisherige Amtsbezirksbildung nur als eine vorläufige angesehen, andererseits durch Erlaß einer öffentlihen Bekanntmahung und Anberaumung einer an- gemessenen Frist sämmtlihen Betheiligten ausreichende Gelegenheit gegeben werden soll, ihre Anträge auf Abänderung der jeßigen Amtsbezirke anzubringen. Was den Zeitpunkt betrifst, in welhem die Revision der Amtsbezirke am zweckmäßigsten in Angriff zu nehmen sein wird, so tritt der Minister zwar dem _mehrfah geäußerten Wunsche, bereits im Anfange dieses Jahres mit den erforder- lihen Arbeiten beginnen zu dürfen, nicht entgegen, findet indeß auch nichts dagegen zu erinnern, wenn die Revifion noch einige Zeit ausgeseßt bleibt, bis sich nach Ablauf der dreijährigen Periode jeit dem Jnslebentreten der Amtsverfassung übersehen läßt, ob eine erhebliche Anzahl von Amtsvorstehern von dem Rechte, ihre Aemter niederzulegen, Gebrauch macht.

Bayern. München, 12. März. (Allg. Ztg.) Jm Justiz-Ministerium ist man mit den Einführungs- eseben zur Civilprozeßordnung für das Reih leb- ebhaft beschäftigt. "Jm Laufe dieser Woche beginnen dort, unter Zuziehung von Praktikern aus dem Richter- und An- waltsstande , Berathungen betreffs des Subhastations- verfahrens.

Hessen. Darmstadt, 12. März. Aus den bis jeßt ausaegebenen Berichten der Ausschüsse der Ersten Kammer erhellt, daß bei folgenden Gesetzentwürfen Beitritt zu den Be- s{lüssen der Zweiten Kammer beantragt wird: Gesetz über die Gehalte der Volksschullehrer ; Geseß über die Kompetenz der Gerichte in Strafsachen in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen; Geseß über die Benußung von Leichèn zu wissen- schaftlichen E auf der Landesuniversität ; Gese über die Eheverlöbnijje in den Prod rener und Oberhessen. Da kaum ein Bedenken obwaltet, daß das Plenum des auses diesen Anträgen beipflihten wird, auch irgend ein Differenz- punkt zwischen beiden Kammern dann nicht mehr übrig ist, fo werden die [ragen Entwürfe in aller Kürze als Geseße publizirt werven fönnen.

Anhalt. Dessau, 12. März. Der Landtag ist nah einer ungefähr dreiwöchigen Pause heute wieder zusammen-

getreten, und wird der wichtigste Gegenstand der Berathungen ,

der halbjährige Etat vom 1. Januar 1878 bis Ende Ju 1878 in Anschluß an den Etat für 1877 sein.

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Oesterreich - Ungarn. Wien, 12. März. Die Kaiserin ist gestern von Gödöllö in Wien angekommen.

13. (W. T. B.) Das Abgeordneten - haus hat die Regierungsvorlagen, betreffend den Ankauf der Braunau - Straßwalchener Eisenbahn durch den Staat und betreffend die Gewährung eines Staatsvorschusses von einer Million Gulden an die Prag-Duzer Eisenbahn, nach den Anträgen des Ausschusses angenommen, nachdem der Handels-Minister die Annahme derjelben befürwortet hatte.

Die Meldung, daß die Delegationen im Monat Mai gleichzeitig mit dem Reichsrathe in Wien tagen sollen, wird bem „Fremdenbl.“ insofern als irrthümlih bezeichnet, als bis- er über den Zeitpunkt der Einberufung der Delegationen eine Verfügung getroffen wurde. Jnzwischen werden die Arbeiten zur Vollendung der Ausgleihsvorlagen eifrig fort-

eseßt. Der ungarische Finanz-Minister Szell trifft zu diesem wedcke abermals im Laufe der Woche in Wien ein.

Pest, 12. März. Das Abgeordnetenhaus beschloß auf Antrag des Minister-Präsidenten Tisza die Abseßung der Seiden E Lage von der Tagesordnung. Die zweite Session des Reichstages wird nächste Woche geschlossen und die dritte zwei Tone darauf eröffnet werden.

13. März. . T. B.) Wie die „Presse“ erfährt, betrugen nah dem für das vierte Quartal 1876 publizirten Ausweis der ungarischen Staatskassen die Einnahmen in dieser Zeit 72,453,000, die Ausgaben 57,129,000 Fl., wäh- rend in dem entsprehenden Quartale des Vorjahres die Ein- naue sih auf 63,785,000, die Ausgaben auf 53,912,000 Fl. eliefen.

Frankreich. Paris, 12. März. (Köln. Ztg.) Die drei Linken haben sich in Betreff der Frage der Vereinigung der Charente-Bahn mit der Compagnie d’Orleans endgültig für die Verwerfung der Anträge des Bauten - Ministers Christophle entschieden. Der Justiz-Minister Martel hat die Anzeige erhalten, daß er im Senate interpellirt werden werde, weshalb er dem verabschiedeten Präsidenten des obersten Gerichtshofe Devienne die Ernennung zum. Ehren-Präsidenten deb Kassationshofes zu ertheilen sich geweigert habe. Der „Temps“ macht darauf aufmerksam, daß: Devienne unmagtis habe zum Ehren-Präsidenten ernannt werden können, da er Mitglied der gemischten Kommissionen gewesen sei. Die Anleihe der Stadt Marseille hat andere Städte und Sechäfen zu gleichen Maßregeln ermuthigt, um den Ar- beitern Beshättigung zu verschaffen. Bordeaux will die Kammern um Erlaubniß zur Aufnahme von 7 Millionen für die Errihtung einer Universität ersuchen, deren Po von dem Unterrichts-Minister Waddington auf Vorschlag des Gemeinderathes ernannt werden sollen. Ein Theil der künf- tigen Universitätsgebäude is: bereits im Bau begriffen. Rouen, Montpellier und Toulouse wünschen „Regional-Univer- sitäten“ zu besißen. Havre will gegenüber der Konkurrenz, die Antwerpen ihm macht, seiner Schiffahrt wieder aufhelfen. Man hat die nöthigen Gelder aufgebracht, um eine große innere Sciffahrtslinie zwishen dem Kanal und dem Mittel- meer zu gründen; man hofft auch, den Güteraustaush zwishen Havre und Marseille durch den Durchgang internationaler Waaren durch französishes Gebiet zu heben.

Versailles, 12. März. Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer brachte der Finanz-Minister Leon Say “inen Geseßentwürf, betreffend die Abschaffung der JFnlandsteuer auf Seife ein.

Spanien. Madrid, 11. März. (Standard.) Das britisheGeschwader unter dem Admiral Seymour ankerte am Sonnabend in der Bucht von Cadix. Der König Alfons ward noch durch Sturm auf den Balearen zurückgehalten. Am 18. März wird in Madrid eine Versammlung ein- heimisher und fremder Bondsbesitzer abgehalten werden. Ès soll betreffs der Zinsen eine Denkschrift an das Finanz- Ministerium gerihtet werden.

Portugal. Lissabon, 11. März. (Köln. Ztg.) Die Cortes haben die C Hg Sa A der schwebenden Schuld durch die Ausgabe von Bonds, die bei passenden Umständen zu erfolgen habe, genehmigt.

Ftalien. Rom, 13. März. W. T. B.) Jn dem gestrigen Konsistorium hielt der Papst eine längere Ansprache, in welcher er, nah einem Rükblick auf die Ereignisse in Ftalien seit dem Jahre 1870, aufdie gegen die Kirche gerichteten Geseße der italienischen Regierung und darauf hinwies, daß man ihm die Mittel zur Verwaltung der Kirhe genommen und nur die durch die bestehenden Geseße gewährleistete Freiheit gelassen habe, so daß er zur Verhütung der Sittenlosigkeit und des Treibens der antireligiösen Sekten mchts thun könne. Ferner protestirte der Papst gegen die Behauptung, daß er frei sei in der Ausübung seines Amtes und erklärte, eine Versöhnung fei unmöglich. Die gestern ernannten, hier befindlichen Kardinäle wurden heute vom Papste empfangen, welcher ihnen das Barret überreichte.

Griechenland. Athen, 14.“ März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat gestern eine Resolution, welche das Vertrauen zum Ministerium dokumentiren sollte, mit 75 gegen 72 Stimmen angenommen. Die Parteien Zaimis Und Tricoupis unterstüßten die Regierung, die Partei Kommun- duros stimmte gegen die Resolution.

Türkei. Konstantinopel, 13. März. (W. T. B.) Die Ernennung Khalil Sherif Paschas zum Botschafter in Paris wird nunmehr offiziell gemeldet. Wie es heißt, würde Namik Pascha zum Präsidenten des Senats ernannt werden. Die hauptsählihsten türkischen Journale fahren fort, jede Gebietsabtretung der Pforte an Montenegro zu bekämpfen. Die Geschäftsträger der Großmächte, O ee derjenige der englishen Regierung, find bemüht, zwischen der Dk a den montenegrinischen Delegirten ein Einvernehmen

erzustellen.

__— (W. T. B.) Wie verlautet, beabsichtigt die Regierun die Frage wegen der Annahme der von Montenegro aus- gene Forderungen- dem großen Rathe oder dem

arlamente zu unterbreiten, weil sie die Verantwortung für dieselbe niht übernehmen wolle.

Paris, 13. März. (W. T. B.) Der „Temp s“ bringt einen längeren Bericht über eine Unterredung, welche ein Mitglied seiner Redaktion mit dem General Fgnatieff gehabt hat. Danach hätte Leßterer erklärt, seine Mission bestehe darin, eine formelle Sanktion für die auf der Konferenz in Konstantinopel gefaßten Beschlüsse zu erlangen, Se halte Rußland in der Hauptsache fel; was dagegen die Form dieser Sanktion angehe, so würde es der russischen Regierung gleich fein,

“rüstet sei, in abfälligem Sinne geäußert.

ob dieselbe in einem von den 6 Großmä@hten ausgehen- den Protokoll bestehe oder in einem diplomatischen Aktenstücke, welhes von der Türkei allein unterzeichnet, aber von den andern Mächten (aigeeine! wäre. Das eventuelle Proto- oll müßte den festen Willen der Großmächte bekunden, die von der Konferenz aufgestellten Reformen au dur die Pforte ausgeführt zu sehen. Der von der Konferenz formulirte Wunsch würde auf diese Weise zu einer positiven- und drin- genden Aufforderung (adjuration) werden. Rußland würde sich nit dazu verstehen, der Türkei eine längere Frist als es Monate zur Ausführung der Reformen zu bewilligen. äre diese Frist resultatlos verstrichen , so sollten die Mächte nicht gehalten sein, gemeinsam zu handeln, wohl aber Angesichts des Protokolles verpflichtet sein, die bewaffnete ntervention einer oder mehrerer der Signatarmächte ein- pruchslos zuzulassen. Rußland würde keinesfalls eine Frist von einem Jahre bewilligen, welhe die englishe Regierung übrigens au gar nicht formell vorgeshlagen habe. Zgnatieff habe weiter der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß England dem Gedanken einer gemeinsamen Sanktion der Konferenzarbeiten ließlich beistimmen werde. „Auf jeden Fall“, erklärte 7 gnatieff, ist unser Verlangen, den Frieden zu erhalten, so lebhaft, daß elbst in dem Falle, wo England au nur theilweise auf un- sere Anschauungen eingeht, - ih die Verhandlungen mit der englischen Regierung nicht abbrechen, sondern im Gegentheil neue Anstrengungen mahen würde, um weitere Konzessionen zu erlangen. Nur muß man sih beeilen, denn wir fönnen die Armee nicht unthätig lassen, wir müssen sie entweder be- nuten, oder die Abrüstung vorbereiten.“

Brüssel, 13. März. (W. T. B.) Der Pariser Korrespondent der „Fndépendance“ hat heute ebenfalls eine Unterredung mit dem General Fgnatieff gehabt 1:nd berichtet über die- selbe, Jgnatieff habe sich über die von England zu er- wartende Entschließung günstig geäußert. England habe durch die Ablehnung des Berliner Memorandums den serbish - türkishen Krieg hervorgerufen und werde nicht eine neue Verantwortlihfeit auf sich nehmen wollen, indem es eine direkte Sanktionirung der Arbeiten der Konferenz von der Hand weise. Auf die Form dieser Sanktionirung lege er wenig Gewicht, wenn dieselbe nur exekutorisch®sei. Ueber die Gewährung einer einjährigen Frist zur Durhführung der Re- formen durch die Pforte habe sich General gnatieff, der übrigens mit den entsprehenden Vollmachten ausge- Wenn die Türkei die Reformen nicht - ausführe, würde ein jeßt unter den Mächten zu erreichendes Ein- verständniß leßtere in ihrer Gesammtheit zu einer Znterven- tion nicht verpflihten, wohl aber würden die Mächte durch ein solches Einverständniß verpflichtet werden, der Fnterven- tion einer oder mehrerer Mächte nicht zuwider zu sein. Er wünsche lebhaft die Erhaltung des Friedens. Sollte England die von ihm gemachten Eröffnungen nur theilweise acceptiren, so werde er die Verhandlungen weiter fortseßen, aber Ruß- land wolle eine sofortige Sanktion, da cs sein Heer nit mobil erhalten fönne, ohne von demselben Gebrauch zu machen.

London, 13. März. (W. T. B.) Jm Oberhause bestätigte Graf Derby auf eine Anfrage des Lord Granville, daß allerdings gegenwärtig Unterhandlungen über die orien- talische Frage stattfänden, er hoffe, dem Hause bald nähere Mittheilungen über den Verlauf derselben machen zu fönnenz augenblicklich seien indessen die Dinge noch nicht auf den Punkt gelangt, wo eine Mittheilung berechtigt wäre.

14. März. (W. T. B.) Die Erörterungen über das von Rußland vorgeschlagene Protokoll find in der gestrigen Sißung des Kabinetsraths nicht zu Ende geführt worden, es werden dazu noch weitere Sißungen erforderlich sein, aber fast alle Morgenblätter stimmen in der Ansicht über- ein, daß gegründete Aussicht auf Englands Beitritt vorhanden sei. Nach dem „Daily Telegraph“ wäre der Vorschlag im Prinzipe adoptirt. Die „Times“ bemerkt, es sei niemals ein wihtigerer Vorshlag von einem Staate an einen anderen gemacht worden, als derjenige, dessen Ueberbringer General Jgnatieff und der Boischafter Shuwaloff gewesen seien. Wenn dur die Annahme desselben ein Aufgeben der russischen Pläne erlangt werden könne, sei ein zureihender Grund für dessen Ablehnung nit vorhanden, denn er verpflichte England zu keinerlei Schritt gegen die Türkei, und gewähre der leßteren noch eine Gnadenfrist. Nach der „Times“ heißt es in dem vorgeschlagenen Schlußprotokoll, daß die Mächte das Recht si vorbehalten, den Modus derjenigen Aktion zu berathen, die eingeshlagen werden soll, wenn die Pforte ermangelt, den Verpflichtungen nachzukommen, die ihr durch Adoptirung der im Protokolle aufgeführten Reformen auferlegt werden.

Rom, 13. März. (W. T. B.) Jn der Deputirten- fammer machte Petricelli die Mittheilung, daß er die Ne- gierung demnächst über ihre Politik in der neuesten Phase dec orientalishen Frage, die in Folge der Auflösung der Konferenz eingetreten sei, interpelliren werde, sowie über die leitenden Grundsäße der Regierung bezüglich der zwischen den Kabineten von St. Petersburg und London ob- waltenden Meinungsverschiedenheiten.

Aus St. Petersburg, 8. März, wird der „Pol. Korr.“ geschrieben : Die in den leßten Tagen in ausländischen Blättern aufgetauhte Analyse oder gar der Wortlaut des Antwortschreibens des englishen Kabinets auf das Cirkular des Fürsten Gortschakoff vom 31. Fanuar ist selbstverständlih gänzlich apotkryph. Bis zur Stunde ist weder eine solhe Antwort eingegangen, noch weiter avisirt worden, ja selbst der englishe Ministerkonseil, der die Dle der. Beantwortung der diesseitigen Note berathen

ollte, ist zu feinem Resultate gelangt. Die Antwort des wird nur formell als Rückäußerung auf das Cirkular vom 31. Januar betrachtet werden können ; dieselbe wird hauptsächlih die Ansicht der Regierung der Kö- nigin Viktoria bezüglich der dur den Grafen Schumaloff in Folge der Weisung vom 2. März vorgelegten bestimmten Er- lärungen des Kabinets von St. Petersburg aussprechen.

cu das Kabinets

. General Jgnatieff, welcher auf seiner Retourreise Wien für

einige Tage berühren wird, begiebt sih den bisherigen Dis- -positionen nah, die jedoch in Anbetracht der gegenwärtigen Lage jeden Augenblick einer Veränderung ausgeseßt sind, nit direkt nah St. Petersburg, sondern zu seiner Familie in die Umgegend von Kiew. Jn diesem Falle wird Fürst Tzereteleff, der Sekretär des Generals, den bezüglichen Bericht desselben nah St. Petersburg überbringen. 4

Die „Agence Havas“ vom 10. d. M. enthält fol- gende Mittheilung: „Die Unterredungen zwischen dem General JFgnatieff, dem Fürsten Orloff und Herrn Schuwalo ff

haben während der leßten zwei Tage ars: Es braucht aum gesagt zu werden, daß die fremden russishen Diploma- ten ass en Herzog Decazes besucht haben. Jn den poli- tischen Kreisen verlautet allgemein, daß die russishen Staats- männer einen wahrhaft versöhnlichen Geist und den aufri- tigen Wunsch, eine friedliche Lösung der schwebenden Fragen herbeizuführen, an den Tag gelegt haben. Graf Schuwaloff ist heute früh wieder nach London abgereist. Man glaubt, dáß die Unterredungen, welche er hier mit seinen Kollegen gehabt hat, ihm gestatten werden, der englishen Regierung die neuesten Dispositionen des russischen Kabinets darzulegen.“

Ueber die Friedens-Unterhandlungen zwishen Montenegro und der Türkei wird dem W. „Fremdenbl.“ ge- schrieben: „Der wahre Kern der Frage ist der Zuga:1g zur See, den Montenegro aus allen Kräften anstrebt und gegen welchen sich von Seite der Türkei und anderer Mächte Einwendungen erheben. Die Erhebung Montenegros zum Rang eines Seestaates kann nur dadur bewirkt werden, daß man dem Fürsten entweder die Suttorina, oder den Hafen von Spizza mit so viel Land abtritt, daß eine Verbindung zwischen dem Hafen und dem Hauptland von Montenegro hergestellt wird. Eine dritte Lö- sung der Frage könnte noch dadurch erfolgen, daß man dem Fürstenthum die freie Schiffahrt auf dem See von Scutari und die Bojana hinab gestattet. Nicht blos von Seite der Türkei und Oesterreichs, sondern auch von jener Ftaliens wird die Befürchtung gehegt, daß der einzige Gand unter montenegrinischer Flagge die Kontrebande und die Seeräuberei sein würde. Die in alter Zeit auf den Bergen von Fllyrien und Epirus hausenden Slaven-haben Jtalien viel zu schaffen gemacht und nur durch die successive Kolonisirung der Küsten Dalmatiens war Venedig im Stande, der Raubsucht dieser wilden Stämme einen Zügel anzulegen.“

Aus Konstantinopel, 12. März, melden Wiener Blätter: Der Sultan hat mittelst ciner Jrade den gewesenen Patriarchen der nicht-unirten Armenier, Dr. Cheremian Mee- girdisch, zum Senator des Kaiserreihes mit einem jährlihen Gehalte von 12,000 Fl. ö. W. ernannt. Die Stadt Aleppo hat drei Türken und einen Armenier, und Smyrna wieder drei Türken, einen Griehen und einen Ar- menier zu ihren Deputirten gewählt. Die Parlaments- wahlen auf den türkischen Fnseln des Archipels sind gänzlich ohne Anstand vorgenommen worden. Aus Rücksicht für die Deputirten Mesopotamiens und Arabiens, die eine große Strecke Weges von ihrer Heimat bis Konstantinopel zurück- zulegen haben, wurde die Parlamentseröffnung um einige Tage verschoben.

Den „Times“ wird unterm 9. März aus Belgrad geschrieben: Die aus Bosnien hier eintreffenden Nachrichten zeigen, daß die Drr Les zum Widerstand gegen die eingebildete österreihishe Okkupation in dieser Provinz und in der Herzegowina noch immer fortdauern. Die Türken scheinen von ihrem früheren Vorhaben, die Bosnier si selbst vertheidigen zu lassen, abgegangen zu sein, denn es wird aus Serajevo berichtet, daß zwanzig Bataillone türkischer Truppen auf dem Anmarsh von Salonichi aus und 800 Pferde abgesendet worden sind, um die gegenwärtig in Novi- Bazar stehenden 13 Bataillone auf den Effeftivstand zu bringen. Fünfhundert Kisten mit Munition sind nah Mostar und den Distrikten der Krajna geschickt worden. Die mohamedanischen Bewohner sind mit Hinterladern versehen worden und werden tägli einexerziert. Der Statthalter der Provinz Tuch hat e Pfund Zwieback und 30,000 Paar Ledersandalen estellt.

__Cattaro, 12.-März. Man meldet der „Pol. Korr.“ : Die montenegrinischen Gebirgspässe sind so total vershneit, daß die konventionsmäßige Verproviantirung von Niksic und die für Montenegro bestimmten Getreidetransporte über Scutari nah Rieka unausführbar sind, so daß die Bevölke- rung im östlichen Montenegro die höchste Noth leidet.

Ein am 10. in London angekommenes Telegramm der Lady Strangford in Philippopel lautet: „Typhus- fieber in Folge der Noth und Entbehrung ift überall. Meine jechs Spitäler sind voll und die englishen Aerzte gehen be- ständig durch die Dörfer. Wir hoffen, die Krankheit wird abnehmen, wenn der Frühling anfängt. Jh bin nah Pirot gewesen, wo hunderte von Familien verhungern, und habe 25 verbrannte Dörfer besuht. Auf meinem Rückwege drängen sih die Mütter um mich, um mir die kürzlih noch nadckten Kinder in ihren neuen Kleidern zu zeigen. Geld thut sehr noth für Saatkorn.“

Die im Dienste der Pforte stehenden Telegraphen- und Postbeamten hat ein s{werer Schlag getroffen. Dur ein Cirkular des türkishen Finanz-Ministers sind sie benachritigt wor- den, daß ihre Bezüge ihnen fortan nicht mehr in Münze, sondern in Kaimies, und zwar in ihrem Nominalwerth ausgezahlt werden follen. Bei der bedeutenden Entwerthung dieses Papiergeldes ist dies eine Reduktion von nahezu 50 2. Da die Besoldung diefer vielbeschäftigten Beamten {hon jeßt eine höchst geringe ift sie be- trug bis jeßt durchs{chnittlich im Monat 400 Piaster, ungefähr 36 F[. Silber so kann man sih denken, welche E diese rüd- fihtslose Maßregel in allen Post- und Telegraphen-Bureaus her- vorgerufen hat. Es droht sogar unter dem Personal ein Strike auszubrehen. Bereits haben die Beamten der Station Smyrna den Dienst eingestellt; die von Salonichi, Vallona und anderen großen Stationen beabsichtigen, diesem Beispiel zu folgen. Die in Stambul und Pera angestellten Beamten haben eine Deputation an den Groß- vezier abgeschickt, um ihm die traurige Lage, in welche sie durch dieje Verfügung verseßt werden, eindringlihst vorzustellen. Der Großvezier hat quen versprochen, ihr Verlangen in ernstlihe Erwägung ziehen zu wollen.

Numänien. Bukarest, 10. März. Der Senat hat die Regierungsvorlage, betreffend die neue Organisirung des Ministeriums des Aeußern, mit einigen Reduzirungen an- genommen.

14. März. (W. T. B.) Das amtliche Blatt ver- öffentlicht ein Dekret des Fürsten, durh welches die Er- rihtung von 2 neuen Artillerie-Regimentern angeordnet wird.

Dänemark. Kopenhagen, 10. März. (H. Corr.) Die zweite Lesung des Budgets wurde gestern in einer Abend- situng des Landsthings beendet. Anlaß zu längerer Debatte gaben nur die Forderungen des Kriegs- und Marine-Ministers zu außerordentlichen Landesvertheidigungszwelen. Der Kriegs-Minister meinte, es könnten Eventualitäten eintreten, unter welchen es für Dänemark nothwendig sei, seine Neutralität zu hüßen. Das E wurde im Uebrigen vollständig im Sinne der Regierung erledigt.

Afrika. Aegypten. Aus Kairo wird dem „Reuter- schen Bureau“ unterm 11. d. M. telegraphirt: „Die ägyPp- tishe Kriegskorvette „Latif“, die auf der Höhe von Suez kreuzte, um auf Sklavenschiffe zu fahnden, ist auf offener

See ein Naub der Flammen geworden. Es befanden sich 420 Personen an Bord; 400, einschließlich sänmuntliher Europäer wurden von der „Agra“ gerettet.“ Nach cinem Telegramm des „Standard“ aus Alexandria vom 11. ist Mac Killop Pascha abgesandt, um den mit der ägyptshen Korvetteu „Latif“ Verunglückten Hülfe zu bringen. Wie das „Reu- tershe Bureau“ meldet, ist der Friedenss{chluß zwischen Secocoeni und der Transvaalrepublik, unter der Bedingung der Anerkennung der Souveränetät der leßteren a, der Zahlung einer Kriegsentshädigung Seitens Secocoenis erfolgt. S

Statistische Nachrichten.

Mit der „Deutschen Gemeinde-Zeitung“ ist jegt die erste Tabelle über Wohlhabenheits-undSteuer-Statistik deu t- \cher und einiger österreichischen Städte für das Jahr 1875 (zusammengestellt von der Redaktion der genannten Zeitung, Dr. H. Stolp) ausgegeben worden. Dieselbe umfaßt 100 Städte und weist in 53 Kolonnen nah: Bevölkerung, Anzahl der Steuer- zahler, Gefammtbetrag des eingeshäßten steuerpflihtigen Einkommens der Steuerpflichtigen, Gesammtbetrag der Steuern an den Staat, Provinz, Kreis und Gemeinde, Einkommen und Gemeindevermögen 2c., dur{schnittlihes Einkommen der Steuerpflichtigen, Prozent- und

Durcbschnittsberehnungen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Ausarbeitung des Entwurfs cines bürger- lihen Geseßbucches. "Herausgegeben von der Redaktion des Deut- hen Reichs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers. Berlin, Carl Heymanns Verlag, 1877. Preis A 0,50. Unter diesem Titel ist der von dem Vorsitzenden der Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfes eines bürgerlichen Geseßbuches, Präsidenten des Reichs- Ober-Handelsgerihts Dr. Pape erstattete Bericht, welcher unterm 2. November v. J. von dem Reichskanzler dem Bundesrathe zur Kennt- nißnahme mitgetheilt worden ift, in einem besonderen Abdruck im Buchhandel erschienen. Derselbe zerfällt in zwei größere Abschnitte: 1) Die Vorbereitung des Werkes. 2) Die Förderung der Werkes dur die zur Ausarbeitung des Entwurfs bestellte Kommission.

Die „Allgemeine GeschichtedereuropäischenStaa- ten“, herausgegeben von Heeren, Ukert und Giesebrecht, welche seit Dezennien unter den Händen auêgezeihneter Ges» \chichts\{chreiber eine hervorragende Stelle in der historischen Literatur einnimmt, hat die Wissenschaft mit einer Arbeit bereichert, welche ihren besten Vorgängern ebenbürtig ist. - Die sieben und dreißigste Lieferung bringt die Geschichte Toscanas von Alfred von NReumont (Gotha 1877, im Verlag von I. A. Perthes), deren zweiter Theil vor uns liegt. Derselbe enthält in zwei Büchern von je zehn Kapiteln die Geschichte seit dem Ende des florentinishen Freistaats, unter der Herrschaft des Hauses Lothringen-Habsburg (1737—1859) und zwar unter der Regierung Franz I1I., LÆopold I., Ferdinand II1. und Leopold I…., zusammen eineu Zeitraum von einhundertzwanzig Fahren umfassend und als Beilage eine Zeittafel, literariswe No- tizen und ein schr ausführlihes Sachregister. Die lange Reihe der Fortsetzungen, welche die Heeren-Ukertsche Sammlung durch- laufen, hat selbstverständlich die Wandlungen erfahren, die sih in der modernen Geschichts\hreibung ausgeprägt Haben; an Stelle der politishea Staatengeschichte ist als Ausgangêpunkt die Kultur- geshite getreten, und auf diese Weise ist es möglich geworden, das Interesse der innern Entwicklung jenes kleinen Staatswesens zuzuwen- den. „Keine welthistorishen Begebenheiten sind es jagt der Ver- fasser im Vorwort —, welche ges{ildert werden, fondern die Geschichte eines Ländchens, welches, als die Wiege der modernen Kultur, ein Vorbild der ruhigen Entwickelung seiner Institutionen geworden ist.“

Das 2. Heft des 52. Bandes des im Auftrage der Ober - lausizischen Gesellschaft der Wissenschasten inGörliß von deren Sekretär, Prof. Dr. Schönwälder, herauêge ebenen Neuen Lausißischen Magazins enthält außec den Nachrichten über die gedachte Gesellshaft und vershiedenen Notizen aus den Lausiten, von größeren Abbandlungen eine solche über die Wande- lungen und Schicksale deutscher und wendisher Familiennamen vom Pastor C. B. Bronisch, eine andere über die Küchenmeister des A am Hofe der Wettiner und an dem der Meißner Bischöfe im 13. bis Anfang des 15. Jahrhunderts, nebst einer Stammtafel und einer Wappentafel, vom Medizinal-Rath Dr. Fr. Küchenmeister, ein Verzeichniß der Gubener Patrizier des 17. und 18. Jahrhunderts, u. A.

Die Nr. 2 des 24. Jahrganges (1877) des „Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit“, N. F., die, unter Redaktion von Dr. A. Efsenwein und Dr. G. K. Frommann im Verlage der literarisch-artististen Anstalt des germanisben Museums in Nürn- berg vor Kurzem erscienen, enthält u. A. einen Aufsaß des Grafen Dr. M. Stillfried über das Gebetbuch der Markgräfin Sufanna von Brandenburg vom Jahre 1520.

Gewerbe und Handel.

Die Lebensversicherungs - Aktien - Gesellschaft „Nordstern“ zu Berlin wird vorbehaltlih der Genehmigung der bevorstehenden . Generalversammlung für das Jahr 1876 eine Dividende von 9/9 an die Aktionäre und von 18% an die am Ge- winn betheiligten Versicherten zahlen, unter gleichzeitiger Vermehrung der Prämienreserve um 567,872 A. oder ca. 48°/9 der Prämien-" Einnahme und der Kapitalreserve um 27,735 H.

Aus dem Geschäftsbericht der Allgemeinen deutschen Creditanstalt in Leipzig ist Folgendes mitzutheilen: Aus dem Reingewinn von 1,908,442 M. sollen 4% ordentliche Dividende und 29/0 Superdividende an die Aktionäre gezahlt werden. Auf dem Effektenconto hat der Gesammtumsat 106,865,337 H betragen, über- trifft mithin den des Vorjahres um ca. 14,000,000 {( Bestand am 31. Dezember 1876 10,783,040 A Die Verminderung der Spezial- reserve um 809,000 4 erfolgte wegen des aus dem Verlauf des Kon- furses der Chemnitzer Maschinenbaugesellshaft, vorm. A. Münnich u. Co. der Anstalt drohenden Verlustes; die Spezialreserve erscheint nunmehr in der Bilanz pro 1876 in Höhe von 5,310,004 M4 Ab- \creibungen von 197,951 4 stehen 32,286 4 Eingänge auf früher verloren geglaubte Forderungen gegenüber.

Die Oesterreihishe Bankgesellshaft (Shiff- bank), deren bevorstehende Generalversammlung die Liquidation be» ließen soll, veröffentliht Rehnungsabshluß und Vilanz pro 1876. Das Bilanzkonto seßt ih folgendermaßen zufammen : Activa: Kafse 9,145,324 Fl., Portefeuille 4,797,312 Fl, Effekten 388,624 Fl., Vor- \chüfe auf Effekten 805,797 Fl., Debitoren 8,857,565 Fl., Inventar 20,000 FL., zusammen 17,014,624 Fl. Passiva: Aktienkapital 10,000,000 FI., Accevte und Anweisungen 3,988,289 F[., Reserve für Dubiosen 281,356 Fl., Reservefonds 64,451 Fl., rückständige Divi- denden 816 Fl., Kreditoren 2,115,353 l, Gewinn per Saldo 564,362 Fl. Das Gewinn- und Verlustkonto zeigt folgende Posi- tionen: Soll: Gehalte 128,419 Fl., Spesen 33,90 Fl., Verluste 203,037 FI., Abschreibung vom Inventar 17,405 Fl., Steuern und Gebühren 82,865 Fl., Gewinn per Saldo 564,362 Fl., zusammen 1,929,880 Fl. Haben: Gewinnvortrag 32,965 Fl., Zinsen 525,237 Gle Provijionen 144,769 Sl, Gewinn an Valuten und Devisen 326,908 FL., zusammen 1,029,880 FL.

Verkehrs-Anstalten.

Plymouth, 13. März. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Suevia“ ift hier eingetroffen.

Southampton, 13. März. (W. T. B.) Der Dampfer „Neckar“ des Norddeutschen Lloyd ift hier eingetroffen.

New-York, 13. März. (W. T. B.) Der o amter der Hamburg-Amerikauishen Compagnie „Wieland“ ift heute Nachmittag 2 Uhr hier eingetroffen.