1877 / 72 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 Mar 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Ss i E E M T : rum: ans gr ban nq m mom pm emed t R: Ä d - j! 9 ar». Q A1

u den Offizieren von der Armee verseßt. v. Rexin, Rittm. und Comp. Ghef im Train-Batailon Nr. 10, unter Beförderung zum Major, zum Commandeur des Train - Bataillons Nr. 5 er- nannt. Becker, Rittmeister und Compagnie - Chef im Train- Bat. Nr. 14, in das Train-Bat. Nr. 10 verseßt. v. Pritelwiß, Pr. Lt. vom Train-Bat. Nr. 14, zum Rittm. und Comp. Chef be- fördert. Herrmann, Pr. Lt. vom 2. Leib-Hus. Regt. Nr. 2, in das Train-Bat. Nr. 14 verseßt. Schulß v. Draßbig, Sec. Lieut. vom 2. Leib-Hus. Regt. Nr. 2, zum Pr. Lt. befördert. 22. März. Frhr. v. Steinäccker, Gen. Lt. u. Gen. à la suite Sr. Maj. des Kaisers und Königs, v. Stiehle, Gen. Lt, Gen. à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commdr. der 7. Div., zu Gen. Adjutn. Sr. Majestät des Kaisers und Königs ernannt. v. Beyer, Gen. der Inf. und Gouverneur von Coblenz und Ehrenbreitstein, zum Chef des Füs. Regts. Nr. 39 ernannt. Fürst zur Lippe Durchlaucht, Gen. L. à la suite der Armee, zum Chef des Infant. Regts. Nr. 55 ernannt. v. Biehler, Gen. Lt., beauftr. mit Wahrnehm. der Ges-äfte des Gen. Insp. des Ingen. Corps 2c., zum Chef des Jngen. Corps und der Pion. und Gen. Insp. der Festungen er- nannt. v. Maliszews ki, Gen. Lt. und Gouverneur des Invaliden- hauses zu Berlin, der Char. als Gen. der Inf. verliehen. Graf v. Redern, Gen. Lt. à la suite der Armee, der Char. als Gen. der Kav. verliehen. Gr. v. Pückler, Gen. Lt. à la suite der Armee, der Char. als Gen. der Inf. verliehen. Dr. v. Lauer, Gen. Arzt, Leibarzt Sr. Majestät des Kaisers und König®2, der Rang als Gcn. Maj. verliehen. Prinz Heinrich XVII. Reuß, Pr. Lt. vom Garde-Kür. Regt.,, und Prinz H-inrich XIX. Reuß, L Lt, vom 1. Garde-Drag. Regt., zu überzähl. Rittm. befördert. Frbgroßherzog von Oldenburg Königliche Hoheit, Seconde- Licutenant à la suite des 1. Garde - Dragoner- Regiments und des Oldenburg. Drag. Regts. Nr. 19, zum Pr. Lt. befördert. Fürst zu Salm-Horstmar, Rittm. à 1a suite der Armce, Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich, Rittm. à la suito der Armee, &Fürstzu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Rittm. à la suite der Armee, der Char. als Maj. verliehen. Süß, Pr. Lt, à la suite der Garde-Invaliden-Comp. und kommdrt. zur Dienstl. bei der Schloß-Garde-Compagnie, ein Patent seiner Charge verlie- hen. v. Grolman, Oberst, beauftragt mit der Führung der 3, Garde-Inf. Brig., zum Commdr. dieser Brig. ernannt. K rü- ft, Oberst-Lt. vom Inf. Regt. Nr. 85, zum Commdr. des Inf. tegts. Nr. 112 ernannt. Gra ch, Maj., aggr. dem Inf. Regk. Nr, 85, in das Inf. Regt. einrangirt. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 20. März. Gr. v. Lüttichau, Maj. a. D., zuleßt Hauptm. von der Res. des 1. Garde-Regts. z. F.,, mit seiner Peysion und der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform der Res. des 1. Garde-Regts. z. F., zur. Disp. gestellt.

Nichtamllichßes. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 24. März. Fhre Majestät die Kaiserin-Königin wohnte gestern mit Jhren Königlichen Voir K den Großherzoginnen von Sachsen und Baden und

hrer Königlichen E der Prinzessin Albreht von Preußen der Delegirten-Versammlung des Vaterländishen Frauen- Vereins im Kriegs-Ministerium bei, welcher heute die Gene- ralversammlung des Vereins im Gebäude des Landwirthschaft- lihen Ministeriums folgen wird. Zu der großen Soirée im Königlichen Palais waren die sämmtlichen Hohen Gäste, die Botschafter und die zum Feste eingetroffenen Fremden ge- laden. Heute ist ein Diner im Königlichen Palais.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Vormittags den Landeshaupt- mann Grafen von Pückler und besuchte von 12 Uhr Mittags ab mit Jhren Majestäten - dem König und der Königin von Salhsen das Gewerbemuseum und die Nationalgallerie. Nachmittags 5 Uhr nahmen Jhre Kaiserlichen Hoheiten die Kronprinzlihen Herrschaften an dem Familien- diner bei Jhrer Majestät der Königin von Sachsen Theil und erschienen Abends Uhr auf der Soirée im Kaiserlichen Palais, nahdem Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz vorher noch die Vorstellung im Opernhause besucht hatte.

—- Zufolge Allerhöchster Bestimmung werden im Laufe der nähsten Woche Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Albert Wilhelm Heinrich und die Prinzessin Victoria Elisa- beth Auguste Charlotte, zweiter Sohn und älteste Tochter Jhrex Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin, sowie Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Luise Margarethe Alexandra Victoria Agnes, dritte Tochter Fhrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Friedrih Carl konfirmirt werden.

Zu diesem Zweck werden Dienstag, den 27. März, die ohen Konfirmanden in der Kapelle des Kronprinzlichen Palais einer Prüfung unterzogen ; Mittwoch, den 28. März, werden dieselben in der Kapelle des Königlichen Schlosses ein- gesegnet werden und Donnerstag, den 29. März, im Verein mit der Königlichen Familie das h. Abendmahl einnehmen.

Die Königliße Akademie der Wissenschasten feierte am 22. d. Mts. das Geburtsfest_ Sr. Majestät des Kaisers und Königs in ciner öffentlihen Sißung.

Der an diesem Tage vorsißende Sekretar hielt die Fest- rede, in welcher er versuchte, den Zusammenhang zu zeigen, in welhem die 70jährige Militärdienstzeit des Kaisers und Königs mit der Entwickelung des preußishen und deutschen Vaterlandes steht.

Hierauf trug derselbe einen Bericht über die Arbeiten der Akademie und des mit ihr verbundcnen archäologischen Reichs- umjtituts vor.

Ein Vortrag des Herrn Mommsen über die römisce Militärverfassung zur Zeit Cäsars {loß die Sißung.

__— Aus den ferner. eingegangenen zahlreihen Bc- rihtcn über die auswärtige Feier des Allerhöchsten Ge- burtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs heben wir noch die folgenden hervor:

Greifswald, 23. März 1877. Die hiesige Königliche Univerjität beging .am gestrigen Tage den Allerhöchsten Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers und Königs durch eine afademische Feier, zu welcher sich eine zahlreiche Versammlung aus cllen Ständen vereinigt hatte. Die Festrede hielt dcr ordentliche Professor der klassischen Philologie Dr. Ulrich von Wilamowiß-Moellendorf über das Reih der Athener im fünften vorhristlichen Jahrhundert. Jndem der Redner aus- führte, wi: nah das hellenishe Volk den Segnungen natio- nalcr Einheit gewesen und wel{e Mängel der Jnstitutionen dea Zusammenbruch auch der schon verwirklihten Hoffnungen bewirkt hätten, suchte er der Dankbarkeit des preußishen und des deutschen Volkes gegen seinen erhabenen Kaiser und König

E zu verleihen. Festlicher Gesang eröffnete und {loß ie Feier. : ugsburg, 22. März. (Allg. Ztg.) Die Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers in unserer Stadt be- kundet aufs Neue, daß der Gedanke an Kaiser uud Reich in Süddeutschland festen Boden gewonnen hat, und daß die Be- getfterung für die Person des Monarchen, an dessen Namen ih die großartigen Ereignisse knüpfen, welhe die Wieder- aufrihtung des “Deutschen Reiches vorbereiteten und ab- {lossen , nur des Anlasses bedarf, um rückhaltlosen iederhall in allen Schichten des Volkes zu finden. Zur Vorfeier des - Tages veranstaltete gestern in den älen des unit „zur Traube“ der Bürgerverein Augsburg eine Abendunterhaltung, welhe in lebendigem Wechsel zwischen Trinkspruch, Lied und Jnstrumentalmusik sich zu einer nationalen Feier im s{hönsten Sinne gestaltete. Nachdem der Vorstand des veranstalteénden Vereins, Dr. Kuby, in zünden- den Worten das Hoh auf Se. Majestät den Kaiser ausgebracht, in welches die Versammlung begeistert einstimmte, wurde be- sGlossen, die Glückwünsche der Festversammlung telegraphisch zur Kenntniß des Gefeierten zu bringen, und ferner an Se. Majestät den König von ees die Versicherung unwandel- barer Treue und Anhänglichkeit gelangen zu lassen. Heute Torgen prangen die ßen der Stadt bei sonnigem Früh- lingswetter im Schmucke der deutschen, bayerishen und Augs- burger Flaggen.

Straßburg i. E., 23. März. (W T. B.) Bei dem gestern hier zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers stattgehabten Festbankett sprach der Ober-Präsident in seiner Rede die Hoffnung aus, den Kaiser bald in den Reichs- landen zu sehen.

__ Paris, 23. März. (Köln. Ztg.) Gestern Abend fand im Hotel Meurice zu Ehren des Kaiserlichen Geburtstages ein Bankett Statt, an welhem das Personal der bayerischen Gesandtschaft und die hervorragendsten Mitglieder der deut- schen Kolonie oe; nahmen. Wegen der Abwesenheit des ürsten Hohenlohe war es der bayerische Geschäststräger, der en von dreimaligem Hoch gefolgten Trinkspruch auf Se. Majestät den Kaiser ausbrahte. Der Saal war mit Büsten des Kaisers und Blumen reichlich geshmückt und heitere Fröh- lichkeit belebte das Fest bis zum Aufbruch.

Weitere Festberihte liegen vor aus: Celle, Düsseldorf, Goslar, Hannover, Hildesheim, Osnabrück, Glaß, Glogau, Görliß, Kassel, Liegniß, Löwenberg, Striegau, Waldenburg, Wohlau ; Altenburg, Ansbach, Eijenah, Gera, Nürnberg, Rostock und Schwerin,

Die vereinigten Aus\chüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen traten heute zu einer Sißung zusammen.

Jn der heutigen (16.) Sißung des Reichstages. welcher der Präsident des Reichskanzler-Amts, Staats-Minister Hofmann, und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundes- rath beiwohnten, trat das Haus in die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die vorläufige Er- D des Haushalts-Etats des Deutschen Neichs

ür das Vierteljahr vom 1. Januar bis 31. März 1877 auf den Monat April desselben Jahres. Fn der Diskussion erwiderte der Bundeskommissar, Direktor im Neichskanzler-Amt Dr,„:Müchaelis, dem Abg. Richter (Hagen), daß A Millionen Maxk zur Vertheilung an die Staaten des ehemaligen Norddeutschen Bundes aus der französischen Kriegskontribution bereit lägen und daß die Regierungen auf Grund des Géseßes von 1873 die sofortige Ver- theilung zu fordern berechtigt seien. Weitere 13 Mil- lionen Mark seien aus den Kapitalbeständen der Okku- pationsarmee noch zu erwarten, würden aber {hwerlich vor dem Monat Juni zur Vertheilung gelangen. Die Abgg. Dr. Wehrenpfennig und von Benda bestritten die Nothwendig- keit des vom Abg. Richter in Aussicht gestellten Antrages, mit der Vertheilung der 20 Millionen Mark bis nah Feststellung des Etats pro 1877 zu warten, um dieselben eventuell für Reichszwecke zu reserviren. Der Geseßentwurf wurde hierauf unverändert definitiv genehmigt.

Es folgte die dritte Berathung des Geseßentwurfs über den Siß des Reihsgerihts. Der Abg. Dr. Gneist motivirte zunächst den in zweiter Lina abgelehnten, von ihm wieder aufgenommenen Antrag, das Reichsgericht anstatt nah Leipzig nah Berlin zu verlegen. Es ergriffen hierzu das Wort die Abgg. Dr. Hänel, Dr. Lasker und Bürgers. Dar- auf wurde der Antrag des Abg. Dr. Guneist abgelehnt und der Geseßentwurf in der in zweiter Lesung bes{lossenen Fassung unverändert definitiv genehmigt. Es folgten Wahl- prüfungen. Auf den Antrag der Wahlprüfungs- kommission, welchen der Abg. Lenß vertrat, wurde die Wahl des Abg. Frhrn. von Tettau für gültig erklärt, der Reichs- kanzler aber aufgefordert, den betreffenden E wegen vorgekommener Unregelmäßigkeiten bei der Wahl rekti- fiziren zu lafsen.

Um 1 Uhr vertagte sich das Haus bis Dienstag, den 10. April, 12 Uhr.

Tadelnde Aeußerungen zur Wahrnehmung be- rechtigter Jnteressen Dritter sind nach einem Erken:- tnisse des Ober-Tribunals vom 21. Februar 1877 ebenso straffrei, wie tadelnde Aeußerungen zur Wahrnehmung der eigenen be- rechtigten Juteressen.

Eine vom Magistrat zur Beaufsichtigung der städti- schen Wasserwerke angestellte Person, welhe die die Grundstücke an die Wasserleitung und Kanalisation anschlie- genden häuslihen Anlagen zu revidiren und kontroliren hat, ist nah einem Erkenntnisse des Ober-Tribunals vom 2. März 1877 als mittelbarer Staatsbeamter zu betrachten. Der

ewaltthätige Widerstand gegen denselben in der rehtmäßigen usübung seines Amtes ist daher auf Grund des §. 133 des Strasgesezbuches zu bestrafen.

Der Bundesraths-Bevollmächtigte, Herzoglich sacsen-meiningisher Staats-Minister Giseke ist von hier wieder abgereist.

Der General-Feldmarschall von Steinmeß hat sich nach Görliß zurückbegeben.

Der General der Jnfanterie von Tresckow, Ge- neral-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und tommandirender General des 1X. Armee-Corps, ist von Altona hier angekommen und im Hotel Windsor abgestiegen.

…— Der General-Lieutenant von Feren theil- u. Grup- penberg, Kommandant von Stettin, ist aus Anlaß seiner

Beförderung zum General-Lieutenant zur Abstattung' persön- liher Meldungen mit Urlaub hier eingetroffen.

Bayern. München, 22. Märs. (Allg. Ztg.) Der

Ministerial-Rath im Staats-Ministeriunx des I „- Max

gor von Castelk, welcher ers seit einigen Monaten diese telle bekleidete, ist heute verstorben.

Baden. Karlsruhe, 21. März. (Frankf. J.) Eine kürzlich im Bezirk3verbande Karlsruhe (oie Aemter von Baden-Baden bis Mannheim umfassend) abgehaltene Bezirksversammlung der al t- katholishen Gemeinden hat beschlossen, daß neben An- trägen an die nähste Synode über Liturgie und Schulsachen au folgender Antrag gestellt werden solle: „Die Synode wolle mit Rücksicht darauf, daß das Cölibat die katholische Lehre nicht berührt, die Katholiken des Orients das Zwangs- ebot niht kennen, und die Altkatholiken der Schweiz dasselbe für ihre Gemeinschaft nicht anerkennen, offen und klar die Ver- werslichkeit des Cölibatszwanges aussprechen.“ Das Mini- Beru hat fi in Folge des vorjährigen Geseßes über die ufbesserung der gering besoldeten Geistlihen aus Staats- mitteln veranlaßt geschen, zum Zwecke der Sammlung und gesegniäßigen Verwendung der Einkünfte aus erledigten fatholishen Pfründen eine besondere Kasse zu errihten, in welche d E Einkünste der Pfründe abzuliefern sind, welche niht durch den Pfründe-Verweser absorbirt werden. Die Verwaltung der Kasse ist der gemishten Behörde, dem katholischen Ober-Stiftungs-Rathe, - übertragen. Der ehe- malige, langjährige Präsident der badischen Zweiten E et Gerichts-Präsident Hildebrandt, ist vorgestern gestorben.

Hessen. Darmstadt, 23. März. (W. T. B.) Der Prinz Friedrih Carl von Preußen, der Großherzog von Meck- lenburg-Schwerin, der Prinz Carl von Baden und der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt treffen heute hier ein, um der Beisetzung des Prinzen Carl von Hessen beizuwohnen.

Sachsen - Weimar : Eisenach. Weimar, 22. März. (Dr. J.) Dem Landtage ist ein Ministerialdekret zugegangen, welchés, in Berücksichtigung der aus der Mitte der Abgeord- neten laut gewordenen Wünsche, eine Vertagung. der Sefs- sion vom 28. März bis auf Weiteres vorsieht, vorausgeseßt, daß der Etat bis zu jenem Termin durhberathen und einige andere unausfschiebbare Angelegenheiten erledigt worden sind.

HDesterreich-Ungarn. Wien, 23. März. (W. T. B.) Nah Meldung der „Wiener Abendpost“ brachte Kaiser Franz Jo seph bei dem gestrigen Hofdiner aus Anlaß des Geburtsfestes des deutschen Kaisers einen Toast auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm aus. Am Diner nahmen .der deutshe Bo!schafter, Graf Stolberg, dessen Gemahlin und sämmtliche Mitglieder der deutschen Botschaft, ingleihen der Fürst von Hohenlohe, Graf Andrassy und andere hohe Würdenträger Theil.

Fnnsbruck, 22. März. Der „Presse“ wird telegraphish von hier berichtet: Jn einer gestern von den Klerikalen abge- haltenen Versammlung wurden die Wahlmänner verhalten, eine Zuschrift an die Abgeordneten zu unterzeichnen, in der sie dieselben auffordern, auch ferner in gewohnter Weise ent- schieden für die Erhaltung der Landesrechte und der Glaubenseinheit einzustehen.

Pest, 22. März. Jm Abgeordnetenhause reichte, wie bereits telegraphish gemeldet, der Finanz - Minister Szell einen Gesezentwurf betreffs Ermächtigung zum Abschlusse eines 6prozentigen Goldrenten-Anlehens behufs Konver- sion der schwebenden Schuld von 76è Millionen ein. Die Ermächtigung foll sich auf jene Summe erstrecken, welche der Minister zur Durchführung diefer Operation als erforder- lih erachtet. Jn der Motivirung sagt der Minister, daß er bestrebt war, die Konversion zu beginnen, daß _jedoch die bis- herigen politishen Konjunkturen einer solchen Operation nicht gans waren. Er glaubt, daß die demnächst zu gewärtigende Aenderung ‘in der politischen Lage diesem Unternehmen gün- tiger fein werde.

23. März. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißzung des Klubs der liberalen Partei wurde der vom Finanz- Minister befürwortete Geseßentwurf, betreffend die Gold- anleihe, debattelos angenommen.

Schweiz. Bern, 23. März. (Köln. Ztg.) Der Nationalrath hat nah erzielter Uebereinstimmung mit dem Ständerath die Fabrikgeseße in ciner Generalabstim- mung mit 90 gegen 15 Stimmen angenommen.

Großbritannien und Jrland. London, 22. März.

(E. C.) Es wird amtlih bekannt gemacht, daß der Prinz von Wales zum Kapitän der Königlichen Reserveflotte er- nannt worden ist. Eine Abgesandtshaft von Han- delskammern überreichte gestern dem Lord Derby Resolu- tionen in Beziehung auf die Verhandlungen wegen eines neuen Handelsvertrages mit E TS: Sir Louis Mallet und Mr. Mulholland, die erwählten britischen Bevollmäch- tigten, waren zugegen, um die Rathschläge bei den bevorstehen- den Verhandlungen zu verwerthen. Der Abg. Ripley erklärte, die Handelskreise würden einem Vertrage, in welchem ein fremdes Land mehr oder minder den Shußzoll behalten wolle, lieber keinen Vertrag vorziehen. Lord Derby erwiderte, Eng- land habe keine weiteren Zugeständnisse zu machen, nahdem es mit Annahme des Freihandels Alles gegeben, was es hätte geben können, fo bleibe auf Seiten Englands Beweisführung die einzige Waffe. Die gestrige Sißung des Unterhauses wurde dur die zweite Lesung der Seitens der Homeruler einge- brachten irischen Landpaht-Bill in Anspru genommen. Eingeleitet wurden die Verhandlungen durch Mr. Butt, den Führer der Homerulepartei, der erklärte, die Vorlage

sei mit geringen Abänderungen eine Wiederholung der von ihm im vorigen Jahre eingebrachten. Fhr Zweck sei, den - Landpächtern in Jrland besseren Schuß zu gewähren und einige nothwendige Verbesserungen des Gladstone'schen

Landgescßes von 1870 herbeizuführen. Streitige Angele-

genheiten zwischen -Landbesißgern und Pächtern sollten durch

einen von heiden P ernannten Schiedsrichter geschlihtet

werden. - Hauptziel der Vorlage sei es indeß, die Pachtungen

unwiderruflih zu machen, d. h. den Landbesißern das Recht

zu nehmen, ihre Pächter jederzeit von Haus und Hof zu jagen,

auch wenn dieselben das Tages regelmäßig einzahlen

eine Maßregen die bei Erlaß des Gescßes von 1870 Seitens

der Homeruler bereits vergeblich erstrebt worden e Mr. Butt es aus, er sei bereit, jedem annehmbaren Verbesserungsvor-

chlage zuzustimmen. Obgleich er für die Pächter eintrete, sei ex

doch au ein Freund der Besißer. Mr. Sul livan spra den englischen und scottishen Mitgliedern die Fähigkeit ab, sich das enge Verständniß für irishe Angelegenheiten anzu- eignen. Er läugnete, daß die Homerule-Bewegung irgend welchen Einfluß auf diese Frage ausübe. Der irische Bauer gestehe dem Grundeigenthümer das Anreht auf das achtgeld zu, beanspruche aber seinerseits das Necht, das Land H lange zu behalten, als er seine Pacht bezahlte. Sir Michael Hicks-Beach, Minister für Jrland, erklärte, er widarsehe ch der Vorlage. Durch dieselbe würde dem Grund- hesizer die Möglichkeit benommen, einen \{lechten oder unver- hesserlichen Pächter los zu werden. Die Dauer der Pacht eines guten Pächters zu sichern, bedürfe es keines geseß- geberif, Eingreifens. Die Vorlage wurde demgemäß mit 323 gegen 84 Stimmen verworfen. 24. März. (W. T. B.) Der Earl von Beacon3- fes und die meisten anderen Minister werden heute für ie Dauer der Osterferien des Parlamentes London verlassen.

Frankreich. Paris, 2W. März. (Fr. C.) Der Prä- sident der Republik hat heute Vormittag im Elysée dem neuerdings zum Kardinal ernannten Erzbischof von Lyon, Caverot, unter dem üblichen Ceremoniell das Barett auf- geseht. Der neue Kardinal wurde sodann von der Mar- \challin Mac Mahon empfangen und nahm mit seinem Ge- olge ein Dejeuner an der Tafel des Präsidenten der Re- ublik ein.

P (Köln. Ztg.) Jn der heutigen Sißung des Preß- ausschusses sprach sich der Minister -Präßdent Jules Simon für die Abschaffung des Dekrets von 1852 aus, vorbehaltlich jedoch der Beibehaltung desjenigen Artikels, der die Unterzeihnung von Aufsäßen in Zeitungen denjenigen untersagt, welche zu einer körperlichen oder schimpflihen Strafe verurtheilt wurden.

Versailles, 22, März. (Köln. Ztg.) Die Depu- tirtenkammer hat heute dieEisenbahndebatte beendigt. Das Amendement von Allain Targé, dem der Arbeits-Mi- nister Christophle beigetreten war, wurde mit 245 gegen 207 Stimmen - den Aus\shuß verwiesen. Die Kammer beschloß hierauf, dap morgen dîe Ernennung der 33 Mitglieder statt- inden solle, welhe den von der Regierung vorgelegten all- gemeinen Zolltarif zu prüfen häben. f

Ftalicnu. Rom, 18. März. (H. N.) Der Minister- Präsident wird am künftigen Donnerstag, d. 22. d. M., in der Deputirtenkammer sein Exposé über die Lage der Finanzen vortragen und nahweisen, daß dieselbe seit dem 18. März v. J. -sich wefentlih gebessert hat. Die Vorlage des Kriegs-Ministers, betressend cinen Kredit von 15,132,000 Lire zum Ankauf von Waffen für die Armee, die auf die Budgets von drei Jahren vertheilt werden sollen, ist gestern unter die Deputirten vertheilt wor- den. Dem Senate überreichte gestern der Unterrichts- Minister das Geseß zur Einführung des zwangsweisen Elementarunterrihts, und ein zweites L der Ver- besserung der Lehrerbe)oldungen. Die Versammlung genehmigte ohne bemerkenswerthe Debatte das Militär- distriktsgesey mit 67 gegen 21 Stinunen, die Kammer aber bewilligte dem Marine-Minister mit großer Majorität einen Kredit von 310,000 Lire zur Herstellung eines Kohlen- magazins am Hafen von La Spezzia. Der Abgeordnete Ber- tani hat einen Geseßvorshlag eingebracht, laut welhem für die Eintragung eines neugeborenen Kindes in die Register eine Taxe von einem Lire bezahlt werden soll. Die Armen sollen zur Bezahlung derselben nicht angehalten, die eingegan- genen Summen aber zu Gemeindeschulzwecken verwendet wer- den. Der Kaiser von Brasilien hat vorgestern dem Komthur Correnti das große Halsband des Rosa-Ordens in Brillanten verliehen. Dem soeben erschienen Militär-Almanach pro 1877 zufolge zählte die italienische Armee am 1. Januar d. J. 3 Corps-Generale, 45 General-Lieutenants, 78 General- Majore, 257 Obersten, 284 Oberst-Lieutenants, 697 Majore, 3358 Hauptleute, 4836 Lieutenants und 1794 Unter-Lieutenants, und zwar 10 Obersten mehr, als am 1. Januar 1876. Die Miliz hatte am 1. Januar 6 Oberst-Lieutenants, 26 Majore, 228 Hauptleute, 582 Lieutenants und 3258 Unter-Lieutenants. Die Reserve-Milliz zählte an dem bezeichneten Tage einen Ge- neral der Armee, 16 General-Lieutenants, 61 General-Majoré, 78 Obersten, 167 Oberst-Lieutenants, 482 Majore, 444 Haupt- leute, 565 Lieutenants und 242 Unter - Lieutenants. Das militärishe Jahrbuch enthält auch eine Statistik der Militär- Bildungsanstalten (Radettenbäuser), laut welcher dieselben im Jahre 1876—1877 von 1989 Zöglingen besucht wurden und zwar von 59 mehr als im Vorjahre. : E

19. März. (H. N.) Mehrere Tausend niht päpstlich gesinnter Römer sind gestern nah dem nahen Monterotondo gepilgert, um die Gebeine der Garibaldiner in dem nahe dabei errichteten Beinhause (das gestern eingeweiht worden ist) zu bestatten. Der Abgeordnete Cairoli, ein ehemaliger Offizier Garibaldis, Graf Piancini, der ehemalige Sindaco und meh- rere Assessoren des Stadtraths von Nom hielten auf die Feier bezügliche Reden. i :

22. März. (Köln. Ztg.) Heute Mittag ist Mon- signore Nardi gestorben. Die Mittheilung, der Papst habe die Eidesformel der Bischöfe abgeändert, wird in Ab- rede gestellt. Die Eidesformel sei unverändert geblieben, ins- besondere was die kanonischen Kirchenvorschriften betrifft.

23. März. (W. T. B.) Die üoer das Befinden des Papstes hier zirkulirenden Nachrichten stellen den Ge- sundheitszustand desselben als im Allgemeinen ziemlich befrie- digend dar; eine in den Füßen eingetretene Schwäche nöthigt den Paps!, in einem Sessel sih tragen zu lassen.

Griechenland. Athen, 24. März. i T. B.) Der Minister-Präsident Deligeorgis hat die Zusicherung ertheilt, daß behufs Berathung der Nüstungs- und ReE die Deputirtenkammer shon im Mai einberufen werden soll. Die Stellung des neuen Kabinets ist durch die Unterstüßung, welche ihr Trikoupis und seine Partei ge- währen, befestigt.

Türkei. Konstantinopel, 23. März. (W. T. B.) Der Fürst von Montenegro hat der Verlängerung des Wakfenstillstandes bis zum“ 13. k. M. seine Zustim- mung ertheilt. ; ;

Ragusa, 23. März. (W. T. B.) Nach hier einge- gangenen Nachrichten soll eine circa 1000 Mann starke Ab- theilung Türken unter den neen von Acyevo ein

lutbad angerihtet haben, wäre aber von den Jnsur-

genten mit großen Verlusten zurückgeworfen worden.

/ London, 23. März. (W. T. B.) Jm Unterhause stellte der Deputirte Fawcett den Antrag, zu erklären, daß

die Regierungen berechtigt seien, von der Pforte Garantien für die bessere Behandlung der christlihen Unterthanen zu verlangen. Fawcett griff die Regierung an und erklärte es für unzweckmäßig, die diplomatischen Beziehungen zur Pforte wieder aufzunehmen. Hartington billigte zwar den An- trag Fawcetts, meinte indessen, derselbe tei zur Unzeit ein- ebracht, da das Haus die jeßige. Politik der Regierung nicht enne. Gladstone verlangte genaue Erklärungen der Re- ierung über die {webenden Unterhandlungen und Aus- unft darüber, ob die Regierung keine Hoffnung mehr habe, Garantien von der Pforte zu erlangen und welche Schritte sie im leßten Falle zu thun beabsichtige? Der Kanzler der Schaßkammer, Northcote, erklärte hierauf, der Augenblick sei noch nicht gekommen, um die Politik der Es voll- ständig beurtheilen zu können. Die Politik Englands bestehe indessen unverändert darin, den Frieden zu erhalten, das gute Einvernehmen mit den übrigen Großmächten zu be- wahren und die Fut:ressen Englands zu: vertheidigen. Wenn die Pforte den Vorstellungen der englishen Regierung kein E schenke, würde England dieselbe ihrer eigenen Verant- lichkeit überlassen. Northcote {loß, indem er das Haus er- suchte, über den Antrag Fawceits abzustimmen. Die Debatte wurde s{ließlich mit Genehmigung der Regierung vertagt.

London, 24. März. (W. T. B.) Die Morgenblätter besprehen die gegenwärtige Situation, halten dieselbe meistens für sehr ungünstig und bezweifeln die Möglichkeit ciner friedlichen Lösung der schwebenden Frage. Die „Times“

iebt die Hoffnung noch nicht auf, daß weitere Unterhand- ungen eine Einigung zwischen der englischen und der russischen Regierung herbeiführen könnten, bemerkt aber, daß die Aus- sichten für eine solhe Einigung nicht günstig seien. “Wien, 23. März. - (W. T. B.) Die „Politische Korrespondenz“ meldet aus St. Petersburg von heute, die Londoner Protokollverhandlungen seien nahezu als gescheitert zu betraten, die russishe Regierung werde der Aufnahme cines Passus über die Abrüstung der russischen Armee in das Protokoll ñiemals zustimmen, die bezügliche JInsfinuation Englands sei entschieden zurücckgewiesen worden. Beharre England auf seinen diesbezüglichen Forderungen, fo seien alle weiteren Verhandlungen zwedcklos. General Jgnatieff treffe heute in Paris ein und reise alsbald nah Wien weiter. Die Haltung Englands lasse neuerlih den Dreikaiserbund in den Vordergrund treten und dürften diesbezüglihe Verhand- lungen als bevorstehend zu signalisiren sein.

Paris, 23. März. (W. T. B.) General Jgnatieff hatte heute mit dem russishen Botschafter, Fürsten Orloff, und mit dem Herzog Decazes Besprechungen und beab: sichtigt, heute Abend nah Wien abzureisen.

St. Petersburg, 24. März. (W. T. B.) Jn hie- sigen politishen Kreisen wird geltend gemacht, daß die Schlußfolgerungen, welche die englische Presse an den Proto- follentwurf knüpft, irrthümliche seien. Nach der hiesigen An- shauung ist der Zweck des Protokolls ein durch- aus friedlicher, der zu seiner Vorausseßung vor Allem den Frieden mit Montenegro und die Demobilisi- rung der türkischen Streitkräfte hat. Nur in diesem Falle könnte auch Rußland zur Demobilisirung schreiten. Außer- dem seßt man hier voraus, daß auch die O das Protokoll annehme, und daß sie die Jnitiative zur Ausführung der von ihr verlangten Reformen ergreife. Man hält hier an der Ueberzeugung fest, daß, wenn die europäischen Mächte in dieser Beziehung eine einstimmige und entschiedene Sprache führen, ihre Forderungen sich erreichen lassen werden und der Frieden gewahrt bleiben wird. Man hält es nicht für zulässig, daß Europa si zum zweiten Male durh einen resultatlosen Akt kom- promittire. Englischerseits liegt eine leßtgiltige Erklärung in der Pro:okollangelegenheit noch niht vor. —— Das „Fournal de St. Pétersbourg“ bemerkt in Be- sprechung der Frage der Demobilisirung der russischen Armee, die Mobilisirung w1frde angeordnet für den Fall, daß Europa \sich für die Verbesserung des- Looses der christlichen Bevölkerung in der Türkei nicht interessirt haben würde. Das Weiterbestehen der Mobilisirung nah der Konferenz sei ebenso begründet, wie vor derselben. Der einzige Unterschied sei, daß der Beruf der russishen Armee im November v. F. darin be- standen habe, für das russische Programm einzutretcn, seit Januar d. J. für das Programm sämmtliher Mächte.

Aus Konstantinopel, 21. März, wird Wiener Blättern gemeldet : Nach erfolgter Konstituirung des Senats und der Deputirtenkammer und der Annahme einer provisorischen Geschäfts- und Hausordnung wird in beiden Häusern ein Antrgg auf Erlaß einer Adresse an den Sultan eingebraht und dann erst zu den eigentlihen Ber- handlungen geschritten werden. Was die Stellung der Abge- ordneten zu einander, und zwar außerhalb des Parlaments betrifft, so wird es wahrscheinlih vier Hauptfraktionen geben, nämli: 1) Eine türkische, welche die türkishen De- putirten aus der europäischen Türkei, aus Kleinasien, Arme- nien, den Küstenstrihen am Schwarzen Meere und dem nörd- lihen Mesopotamien, umfassen wird; 2) eine arabisce, zu welcher die Deputirten aus Syrien, dem südlihen Mesopota- mien, Arabien und dem Paschalik Tripolis-Fezzan gehören werden; 3) eine armenisch-griehishe, aus den arme- nishen und griechishen Deputirten bestehend, und 4) eine \slavische, aus den wenigen slavischen Abgeordneten gebildet. Die jüdischen Deputirten dürsten sich auf die zwei ersteren Gruppen vertheilen.

Man schreibt dem W. „Fremdenbl.“ aus Alexan- drien, 11. d. M.: „Wie Sie sich noch erinnern wérden, ist vor einigen Wochen erst in Konstantinopel eine Broschüre unter dem Titel: „Les Responsabilités“ erschienen, deren Jnhalt zum größten Theil aus Schriftstücken bestand, welche russische diplomatische Agenten an verschiedene Persönlichkeiten in und außer dem türkischen Reiche angeblich gerichtet haben. Unter diesen Schriftstücken befand sich nun auch ein angeblicher Brief Jgnatieffs an den Khedive, in welchem der Letztere aufgefordert wurde, seine Armee ile A gehörig aus- zurüsten, um bei gelegener Zeit das türkishe Joch von seinen Schultern abzuschütteln und Aegypten zu einem unabhängigen Staate zu machen. Der Khedive wurde dur seinen Kehaja (Geschäftsträger) Abraham Pascha in Konstantinopel auf diese Broschüre aufmerksam gemacht, der ihm zuglei bedeutete, daß dieser Brief am Hofe des Padischah eine gerthe Verstimmung hervorgebracht habe. Jsmail Pascha hat nun den Kehaja eauftragt, dem Savfet Pascha mitzutheilen, daß er ein fol s Ge lig Een habe und dasselbe eine plumpe Fälschung ist.“ i

La Ein Korrespondent weist, wie dasselbe Blatt be- merkt, auf eine Bestimmung der türkischen Konsti- tution hin, welche bis jezt noch niht bemerkt worden

ist, Es ist nämlich Thatsache, daß die Muselmänner selbst in solchen Gegenden, in welchen fie eine winzige Minorität bilden, auch wenn ihrer nur hundert Mann wären, ins Parlament ebenso viele Abgeordnete senden, wie die Christen, was natürlich die Rechte der Ghristen auf Null re- duzirt, und daß die Muselmänner das Recht haben, bei den Wahlen der Christen zu ersheinen und ihre Stimmen abzu- geben, was den Christen bei den Wahlen der Muselmänner nicht gestattet ist.

Numänien. Bukarest, 24. März. (W. T. B.) Die Eo der Kammer ist bis zum 1. k. M. verlängert worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. März. (H. N.) Der König, welcher morgen früh von Upsala zu- rückerwartet wird, wird am 23. d. M. Abends die Reise nah Heidelberg antreten; die Ankunft in Kopenhagen soll am 24. erfolgen und die Reise Abends, nahdem inzwischen das Diner bei den dänischen Majestäten eingenommen worden, über Kor- sör-Kiel fortgeseßt werden. Der erste Nachtaufenthalt wird in Cöln und die Ankunft in Heidelberg am 26. d. M. stattfinden. Der seit dem 12. Juni 1872 afkkreditirte fran- zösishe Gesandte J. A. de Gobineau verließ am Freitag Abend Stockholm, um nah Frankreih zurüczukehren.

Amerika. Aus Washington wird dem „Bureau Reuter“ unterm 20. d. M. telegraphirt: Der Präsident Hayes empfing gestern Deputationen von südlichen Demokraten und Republikanern, von denen erstere auf den Abzug der Truppen aus den Staatsgebäuden, leßtere auf die Anerkennung des Herrn Chamberlain als Gouverneur von Süd-Carolina und des Herrn Packard als Gouverneur von Louisiana drangen. Der Präsident erwiderte, das Kabinet würde den Gegenstand unverzüglich in Erwägung ziehen, aber mittlerweile würde der status quo aufrecht erhalten wer- den. Heute wurde eine Kabinetsrath abgehalten, in welchem der Zwiespalt zwischen Republikanern und Demokraten in Loui- siana und Süd-Carolina den Gegenstand der Verhandlung bildete ; über das Ergebniß der Berathung ist nichts in die Offentlich- feit gelangt. Mr. Nicholls, der demokratishe Gouverneur von Louiskana, hat beim Distriktsgeriht in New - Orleans den Erlaß eines Exmissionsbefehls gegen Mr. Packard und die anderen Personen, die gegenwärtig das Staatsgebäude inne haben, beantragt. Mr. Packard wirbt Rekruten für die Miliz an, um das von großen Massen von Negern umringte Gebäude zu vertheidigen. Mr. Nicholls' Polizei hat die mit der Einschreibung der Rekruten beschäftigten Beamten verhaftet.

(Wes. Z.) Der von dem Repräsentantenhause in Washington gefaßte Beschluß, den Silberdollar als gesetz- liches Zahlungsmittel in unbegrenzter Menge für alle nicht ausdrüdcklich auf Gold lautenden Zahlungsverpflihtungen an- zuertennen, veranlaßte den Sen at, zur Prüfung dieser Frage eine Kommission einzuseßen, welche nah eingehender Berathung und Vernehmung kompetenter Sachverständiger kurz vor der Vertagung einen eingehenden Bericht erstattete. Zu ent- nehmen ist demselben, daß die Majorität für Beibehaltung der Silberwährung sih entschied. Die Gründe, welche im vergangenen Frühjahre vorübergehend die Entwerthung des Silbers herbeiführtez, iaenilis die Verminderung in dem Bedarfe Asiens, werden von der Kommission als nicht stihhaltig erachtet, um eine in die amerikanischen Verkehrs3- verhältnisse so tief einshneidende Maßnahme wie die Demo- netisirung des Silbers zu empfehlen. Von Mitgliedern der Kommission wurde in Vorshlag gebracht, den Werth des Silbers im Verhältniß zu Gold wie 1 : 15è oder wie 1 : 15,98 resp. 1:16 festzustellen, bis eine internationale Konferenz darüber definitive Vereinbarung getroffen haben wird.

Montevideo, 12. Februar. Auf dem gestern von Marseille hier eingetroffenen . französishen Postdampfer „Poitou“ befanden sih zwei Mädchen, welche nah Ankunft des Schiffes der Hafenkommandantur die Anzeige machten, daß sie sich in Gefahr befänden, von dem gleichfalls an Bord befindlichen Agenten eines hiesigen Kupplers, welchersie unter falschen Vorspiegelungen zur Reise verlockt habe, zu Prosti- tutionszwecken verkauft zu werden.

Nachdem si die Anzcige als begründet erwicsen hatte, befahl der Gouverneur Latorre die Freilassung der Mädchen, während die beiden schuldigen. Eon mit 6 bezw. 12 mo- natiger Zwangsarbeit bestraft wurden.

Statistische STachrichten.

C. W. Das jüngst im Druck erschienene Werk des Königlich bayerischen ftatistishen Bureaus „D ie bayerische Bevölkerung nach der Gebürtigkeit“ enthält über die Bewegung der bayeri- {en Bevölkerung in den leßten Jahren bemerkens8werthe Mitthei- lungen. Das Kapitel der Landesgebürtigkeit verdient hier besondere Erwähnung. Es wird hierüber u. A. bemerkt: Bei der Ermittelung der Landesgebürtigkeit der Bevölkerung sind die Einflüsse der ganzen inneren Wanderung der Bevölkerung vollständig ausgeschlossen. Aus derselben ist nur mehr der Einfluß des Zuzugs von Außen ersichtlich. Bei ciner Gesammtbevölkerung von 4,863,450 Personen sind als in anderen Staaten des Deutschen Reiches geboren 78,241 Personen und als im Auslande geboren 44,150 Perfonen nachgewiesen. Lande8gebürtig sind “demnächst 97,5%/% dex Gesammtbevölkerung. Ganz bejonderes Interesse bieiet die Unterscheidung der Landesgebür- tigkeit nah Gruppen der Bevölkerungsanhäufung. Es ergiebt sich hiernach, daß in den unmittelbaren Städten 94/9, in den übrigen Städten mit mehr als 2000 Cinwohnern 95,1%, in den andern Ge- meinden mit einem Hauptorte von 2000 Einwohnern und darüber 97,7 /o, in dem Reste des Landes 98,4%/ der Bevölkerung landesgebürtig sind. Die Mischung der eingebornen Bevölkerung mit außer Landes Gebornen ist demna um so stärker, je städtischer das Zusammenleben der Bes völkerung fich gestaltet. Eine verhältnißmäßig geringe Landesgebür- tigkeit der Bevölkerung weisen selbstverständlich die Grenzstädte auf z fo zählt Passau nur 91,4%/%, Aschaffenburg 89,4%, Kempten 85,0 9/0, Lindau gar nur 75,7% Eingeborne. Die Rheinpfalz weist eine hohe Landes8gebürtigkeit der Bevölkerung auf. Man begreist übrigens leicht, daß eine so dichte Bevölkerung wie die pfälzische, dem Eins dringen auswärts Geborner einen verhältnißmäßig viel größeren Widerstand entgegenseßt, als eine dünne Bevölkerung, wie sie in manchen Gebietstheilen des diesseitigen Vayerns angetroffen wird.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Sm Wissenschaftlihen Verein in der Singakademie wird heute Nachmittag 5 Uhr der Professor D. A. Wagner den diesjährigen Cyklus der Vorlesungen mit einem Vortrage über „unsere Münzreform“ beschließen. L

Der Verfasser des „Tagebuchs während des Vatika ischen Konzils", der Professor der Kircengeschihte Dr. J. Friedrich zu Müncen, arbeitet, der „Bonner Ztg." zufolge, seit längerer Zeit an einem umfassenden Werke über die Geschichte dieses denkwür- digen Konzils sammt seiner Vorgeshihte. Der «(rste Theil dieses Werkes, in welchem viele Aktenstücke und Aufa