1877 / 75 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Mar 1877 18:00:01 GMT) scan diff

H a M N E T UE

“Francesco Morello, ist gestorben.

eintretenden Nothwendigkeit, für den Beamten einen Stell- vertreter zu beschaffen, thunlihst Rehnung getragen werde.

Jm §. 6 der Cirkularverfügung vom 2. Januar 1863 und im §. 8 der Cirkularverfügung vom 30. März 1867 ist die Bestimmung enthalten, daß die Beschäftigung unge- prüfter Shulamtskandidaten nur mit GEREIRONn des Ministers der geistlichen 2c. Angelegenheiten erfolgen arf, Um jedoch den Geschäftsgang den bestehenden Verhältnissen anzupassen und möglichst zu vereinfachen, hat der Minister das bisher vorgeschriebene Verfahren in folgender Weise abgeän- dert: Es ist künftig niht mehr die Genehmigung für jeden einzelnen Fall vorher nachzusuchen, sondern am Schluß jedes Sgthulhalbjahres ein Verzeichniß der ungeprüften Schulamts- fandidaten einzureichen, welche im Verlauf desselben den ein- zelnen Anstalten der Provinz zur Aushülfe überwiesen worden sind. Die weitere Bestimmung, daß eine solche Beschäftigung sih auf höchstens zwei Semester ausdehnen darf, behält auch für die Zukunft ihre Gültigkeit, und eine Abweichung von der- jelben darf nur mit besonderer, vorher einzuholender Geneh- migung des Ministers erfolgen.

Die Suspension eines katholishen Hülfs- geistlihen Seitens des ihm unmittelbar vorgeseßten Pfar- rers kann, nah einem Erckenntnisse des Ober-Tribunals vom 15. Februar 1877, Senat für Strafsachen, im Geltungs- bereiche des Allgemeinen Landrechts rechtsgültig nur vermöge einer dem Pfarrer vom Bischof delegirten Gewalt erfolgen; und die gesezwidrige Ausübung dieses bischöflihen Rechts ist auf Grund des Geseßes über die Verwaltung erledigter katho- lisher Bisthümer vom 20. Mai 1874 zu bestrafen.

Se. Durchlaucht der General-Lieutenant Kraft Prinz zu Hohenlohe-Fngel fingen, General-Adjutant Sr. Ma- jestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 12. Divission hat fich nach beendigtem Urlaub in seine Garnison Neisse zurückbegeben.

Die Bundesraths-Bevollmächtigten: König- lih bayerischer Ministerial-Direktor von Riedel, Königlich bayerischer Ober-Zollrath Schmidtkonz und Königlich würt- tembergisher Wirklicher Geh. Kriegsrath von Mand sind von hier abgereist.

Der Kaiserlihe Vize- Konsul in Licata (Sizilien),

Bayern. München, 26. März. Der König hat, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, heute Nachmittag den gro ß- britannishen Geschäftsträger, General-Major Stan- ton, welcher durch den Oberst-Ceremonienmeister eingeführt wurde, in Audienz empfangen.

Baden. Heidelberg, 26. März. Der König Oskar von Shweden und Norwegen traf heute von Stockholm kommend zum Besuch seiner schon seit einigen Monaten threr Gesundheit halber hier weilenden Gemahlin ein.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 26. März. Die Kaiserin ist gestern nah Gödöllö abgereist. Der Erzherzog Karl Ludwig traf gestern Vormittags von Berlin in Wien ein und reiste Mittags nach Jtalien ab. Wie das „Vaterland“ mittheilt, wurde Se. Kaiserliche Hoheit telegraphish an das Kranfkenlager seiner Gemahlin, der Frau Erzherzogin Maria Theresia nah Genua berufen.

Vorgestern haben in Tyrol die Landtagswahlen in der Gruppe der Städte stattgefunden. Soweit bisher die Ergebnisse bekannt find, wurden vorwiegend liberale Kandidaten gewählt, so namentlich in Fnnsbruck, Hall und Bozen. Auch im Bezirke Landeck-Jmst, der bisher durch cinen klerifalen Abgeordneten vertreten war, siegte diesmal der liberale Kandidat. Nur im Bezirke Brixen wurde der klerikale Kandidat gewählt. Die in Angelegenheit des österreichi}ch- ungarischen M entsendete gemischte Regierungs-Kom- mission hat ihre Arbeit bereits beendigt und das Resultat der Berathungen in ein Protokoll gefaßt, welches als Kommissions- Vorschlag der Verwaltung der Lloyd-Gesellshaft zur Meinungs- äußerung übergeben wurde. Fm Sinne der von der Kom- mission gefaßten Beschlüsse wird die vom Lloyd geforderte Erhöhung der Fahressubvention entschieden abgelehnt.

27. März. (W. T. B.) General Jgnatief f wurde heute Nachmittag um 1 Uhr von dem Kaifer in einer halb- stündigen Audienz empfangen und stattete alsdann dem Grafen Andrassy einen Besuch ab, welcher etwa eine Stunde währte. General Fgnatieff nahm an der heu- tigen Hostafel Theil und konferirte im Laufe des Nach- mittags mit dem italienishen Botschafter, Grafen von R o- bilant, und dem russishen Botschafter, von Nowikoff. Abends 85 Uhr is General Jgnatieff mit dem Courierzuge der Nordwestbahn nah Berlin abgereist, nachdem er zuvor auf dem Bahnhofe nochmals mit dem russischen Botschafter konferirt hatte. Der italienische Botschafter mit seiner Ge- mahlin, fowie der rumänische Agent geleiteten Fgnatieff zum Bahnhofe, wo außer dem rusfischen Botschafter auch das ge- jammte Botschastspersonal anwesend war.

_— (W. T. B.) Der russishe Botschafter Nowikoff

und der französishe Botschafter Graf Vogu é machten dem General Fgnatieff heute Vormittag längere Besuche. Von dein Begleiter des General Jgnatieff , Prinzen Tzeretleff, wurden der serbishe Oberst Becker und der russische Agent Wesselißki empfangen. __ Pest, 26. März. Wie man der „Bud. Korr.“ aus Wien schreibt, wurde im Schooße des österreiishen Finanz-Ministe- riums auf Grund der zwischen beiden Regierungen getroffe- nen Vereinbarungen ebenfalls eine Fassung des Banfkstatu- ten-Entwurfes ausgearbeitet. Den nächsten Gegenstand der Verhandlung wird der Entwurf über das Hypothekar- Geschäft bilden. Die in dem von der Bank ausgearbeiteten Statutenentwurf enthaltene Bestimmung, wonach alle aus dem Bankgeschäfte entstehenden Prozesse mit ungarischen Parteien ebenfails beim Wiener Handels- und We F ergerGt geführt werden sollen, wird der oben zitirten Quelle zufolge nicht acceptirt werden und für etwáäige ungarische Prozesse das Buda-Pester E erie als Forum bestimmt werden.

__— 27. März. (W. T. B) Das Oberhaus geneh- migte in der General- und Spezialdebatte die Regierungs- vorlage, betreffend die Aufnahme der neuen Goldrenten-

Aníieihe. Schweiz. Bern, 26. März. (N. Zür. Ztg.) Der Militärsteuergeseß mit 64

Nationalrath hat das

[edigte die Differenzen bezügli des Stimmrechtsgeseßes. Er strih die Bestimmungen, daß der Aufenthalter nah einem Jahre die Niederlassung nehmen müsse und daß die Kantone auf eine s{riftlihe Erklärung des Stimmenden verzichten können, beharrte bei den shweren, selbstvershuldeten Konkursen auf einen zehnjährigen Verlust des Stimmrechts und ge- nehmigte das ganze Geseß mit s{hließlich 22 gegen 11 Stim- men. Ferner bewilligte er für die Betheiligung an der Pa- riser Weltausstellung 375,000 Franken.

Großbritannien und Jrland. London, 27. März. (W. T. B.) Das Oberhaus hat sih heute bis zum 13. April, das Unterhaus bis zum 5. April vertagt. ;

Neuschottland. (A. A. C.) Aus Halifax wird unterm 23. d. M. telegraphirt: - Die Legislatur von Neu- \chottland hat den Vorschlag der Negierung, neuschottländische Delegirte zu der Konferenz zu senden, die demnächst zur Berathung der Frage einer legislativen Union zwischen den Seeprovinzen abgehalten werden soll, genehmigt.

Frankreich. Paris, 26. März. (Fr. C.) Die gesirigeWa hl eines Deputirten im 2. Bezirke von Bordeaux hat folgen- des Ergebniß geliefert : Advokat Mie, Jntransigenter, 5652; Ee Steeg, fortgeshrittener Republikaner und Kandidat der

ambettisten, 3501; Abbé Chavanty, Klerikaler, 2335; Saugeon,

transigenter, 1386; Custaing, jozialdemokratischer Arbeiter- andidat, 335 Stimmen. Es ist demnah noch eine Stichwahl nothwendig. Heute früh begab sih angekündigtermaßen eine Deputation von Senatoren und Deputirten der großen Jndustriebezirke, verjtärkt dur eine zahlreiche Gruppe von Fabrikanten, zu dem Minister-Präsidenten Ful es S imon, der sie im Beisein des Handels-Ministers Teisserenc de Bort empfing. Diese Deputation rihtete an das Ministerium das Anliegen: 1) daß der allgemeine Zolltarif nicht eher festgestellt würde, als bis die neuen bigen ür ZzU Stande gebracht wären; 2) daß unter den französischen Unter- händlern auch ein Jndustrtieller B Mad Hr. Jules Simon erwiderte, hinsichtlich des ersteren Punktes könne nihts mehr geschehen, da der Tarif schon festgestellt und in der Kammer vertheilt sei. Was die Unterhändler betreffe, so seien auch diese bekanntlich {hon ernannt und zwar sei die Wahl der Regierung auf die Voltr Ozenne, Generalsekretär des Han- dels-Ministeriums, Zolldirektor Aimé und Senator Leonce de Lavergne gefallen; doch wolle er, der Minister, sih bemühen, daß nachträglih noch ein vierter Unterhändler zugelassen würde, welcher dann jedénfalls aus dem Kreise der Fn- dustriellen gewählt werden sollte.

(Köln. 20) Der katholische Cercle in Annecy wurde auf Befehl des Präfekten ge\{chlossen. Der Conseils-Präsident, Jules Simon, wird eine Urlaubs- reise noh Venedig antreten. Auch der italienishe Botschafter, General Cialdini, geht am Mittwoh auf vierzehn Tage nah Jtalien. Der Conseils-Präsident hat als Minister des Fnnern betreffs der am 8. April beginnenden Session der

eneralräthe ein Schreiben an die Präfekten ge- sandt, worin er dieselben auffordert, die genannten Versamm- [ungen zu bestimmen, sih einfah auf dem Boden der Geschäfte zu halten und die Politif unberührt zu N weil Frank- reih und dessen Fnstitutionen der Ruhe bedürftig seien. Ministerium des Auswärtigen fand heute unter dem Vorsiße des Herzogs Decazes die erste Konferenz über die mit Großbritannien neu abzuschließenden Handels - verträge statt, welher “der Minister für Ackerbau und Handel, der britishe Botschafter Lord Lyons und die drei englischen Delegirten anwohnten. Der Budgetaus\{chuß beschloß, seine Sißzungen nur für die Dauer der Sißungen der Generalräthe zu ‘unterbrehen. Nach dem 15. April will sich derselbe regelmäßig zweimal in der Woche vereinigen, da- mit bis zur Wiederaufnahme der parlamentarischen Session der Berathung des Budgets kein Hinderniß mehr im Wege stehe.

Spanien. Cuba. Havana, 24. März. Der General Martinez Campos sett sih, nachdem erx in Cinco Villas eine Garnison errichtet hat, mit dem Rest seiner Truppen nach dem östlihen Theil der Jnsel in Bewegung.

Italien. Rom, 25. März. (J. d. Deb.) Midhat Pascha hat Rom verlassen und sich nah Nizza begeben.

27. März. (W. T. B.) Fn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer legte der Minister-Präsident und Finanz - Minister Depretis das Finanz-Exposé vor. Nach demselben weist das Budget für das Fahr 1877 einen Ueberschuß von ca. 12 Millionen Lire auf. Der Minister erklärte, daß die Ausgaben beschränkt bleiben müßten. as den Bau neuer Eisenbahnen betreffe, so werde man entweder durch die Garantirung des Erträgnisses derselben oder durch die Veräußerung von Rente Vorsorge tragen müssen, jedoch

würde das Kapital jährlih 50 bis 60 Millionen Lire nicht über-

schreiten. Was die Baseler Konvention angehe, so sei die Regierung mit der Liquidirung der Rehnungen der Gesellschast beschäftigt. Der Minister erklärte ferner, er hoffe noch in dieser Session dem Hause die Geseßentwiürfe, betreffend den Eisenbahnbetrieb, vor- legen zu können. Weiter konstatirte Hr. Depretis, daß das Budget sich gebessert habe und fügte hinzu, die Regierun beabsichtige, administrative Reformen einzuführen, ohne jedo das Gleichgewicht des Budgets dadur zu verrücken. Der Minister legte ferner Gesetzentwürfe vor, betreffend die allmählihe Aufhebung des Zwangscourses, die Konvertirung des unbeweglichen Vermögens der Brüderschaften und Pfarreien, die Besteuerung der Fabrikation des Zuckers im Jnlande, sowie endlich einen Gesezentwurf, betreffend die Abänderung des Zolltarifes. Auf die Handelsverträge über- gehend, sprah Hr. Depretis die Hoffnung aus, daß das maß- volle und billige Begehren der italienishen Regierung Wür- digung finden würde und daß die Abschlüsse der neuen Han- delsverträge gelingen würden. Lange Verzögerungen könne er niht zugeben und werde er in seiner Forderung der Parität der Behandlung unerschütterlih sein. Nachdem Hr. Depretis Ben noch die oben erwähnten administrativen Geseßentwürfe, owie Verd betreffend die Beschränkung der Cirku- lation des Papiergeldes und die Bildung eines Amortisations- fonds von 20 Millionen vorgelegt hatte, vertagte jih die Kammer bis zum 9. April.

Türkei. Konstantinopel, 27. März. (W. T. B.) Der M inister des Auswärtigen hat heute folgendes Telegramm an die diplomatishen Vertreter der Pforte im Auslande gerichtet: Die von den Zeitungen verbreiteien Gerüchte, betreffend die angeblich hier herr: schende Aufregung, sind durchaus unbegründet, es herrscht in der Hauptstadt die vollständigste Ruhe.

London, 27. März. (W. T. B.) Im Unterhause

gegen 6 Stimmen angenommen. Der Ständerath er-

erwiderte auf eine Anfrage von Hartington über den

Stand der E L: betreffend die orientalische

Politik, der Schaßkanzler Northcote, daß die Unter- handlungen zwishen den Großmächten ver den Tert des

rotokolls noch fortdauern, da dersclbe noch nicht völlig estgestellt sei; die hauptsählichste gegenwäctig zur Erwägung stehende Frage sei die, unter welhen Bedinzungen die Unter- jung stattfinden ne: er hoffe, nah ben Dsterferien in er Lage zu sein, befriedigendere Mittheilungen machen zu können. Jm weiteren Verlaufe der Sißung erklärte der Unter-Staatssekretär Bourke dem Deputirten Jenkins gegenüber, die Regierung habe keine Mittheilungen über die von den Türken in Bosnien und der Herzegowina angeblich neuerdings verübten Grausamkeiten er- ha ten. Dem Deputirten Samuelson erwiderte Bourke, der onsul Holmes habe am 13. d. der Regierung berichtet, daß

sih in Bosnien an verschiedencn Orten Abtheilungen von

‘Fnsurgenten zeigten und daß es wohl auch zu NRuhestörun-

gen käme, die indessen nicht ernstliher Natur seien. Die Aus- wanderungen aus den aufstöndiscen Provinzen nah ODester- reih dauerten fort. Der Deputirte Rylands wünschte die Ausmerksamkeit des Hauses auf den früheren Botschafter in Konstantinopel, Elliot, zu lenken und protestirte gegen die in Ausfiht genommene RNüdkehr desselben nah Konstantinopel. Forster und Gladstone protestirten ebenfalls heftig gegen die Rückehr Elliots dorthin und stellten das drin- gende Ersuchen an die Regierung, sie möge geeignete Vor- ehrungen treffen, um die christlihen Unterthanen der Türkei zu schüßen. Der Unter-Staatssekretär Bourke und der Schaßkanzler Northcote vertheidigten Elliot wider die gegen ihn gerichteten Angriffe. orthcote fügte hinzu, die Regiérung fühle die Pflicht, die innere Verwaltung der“ Türkei zu verbessern, aber sie müsse sich gegen eine Politik der Zwangsmaßregeln erklären, denn eine solche würde die zu Gunsten der Christen gemahten Anstrengungen unwirksam

machen.

London, 28. März. (W. T. B.) Das Kabinet tritt heute zur Berathung übér die von Rußland betreffs des Protokolles emachten Vorschläge zusammen. Die „Mor- ningpost“’ äußert s eur hoffn ungs voll, da Ruß- land augenscheinlih geneigt sei, den Wünschen Englands in der Ar ungdieage so weit möglich zu begegnen.

Brüssel, 27. März. (W. T. B.) Das Journal „Le Nord“ äußert lebhafte pee über die Richtigkeit der von dem „Daily Telegraph“ gebrahten Mittheilung, daß die No N Lien in London auf der Basis der sofortigen Abrüstung Rußlands wieder aufgenommen werden sollten.

St. Petersburg, 27. März. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Mittheilungen aus London sollte morgen da- selbst ein Ministerrath stattfinden, welher von durchch=- schlagender Bedeutung für die Protokollfrage sein dürfte. Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, sind die Friedensverhandlungen mit Montenegro kei- neswegs abgebrochen, sondern nur suspendirt. Die Sei- tens der Pforte beanstandete Abtretung von Niksik bildet augenblicklich das Haupthinderniß der Lösung. i

Raguja, 24. März. V eingetroffenen Nachrichten zufolge haben die Miriditen mt Montenegro ein Bündniß abgeschlossen, wodurch sie zur Stellung von Hülfstruppen verpflichtet werden. :

Cattaro, 25. März. Ein actes russishes Mer- cantilschiff, „Kornilow“ (1540 Tonnen), ist gestern mit Getreide und Mehl für Montenegro e angelangt.

Aus Konstantinopel, 20. d., shreibt man dem W. „Fremdenbl.“: Die Liste der dur Kaiserliche Ordonnanz er- nannten Senatoren is bereits bestimmt. Ein flüchtiger Blick auf dieselbe genügt, um zu ersehen, daß man sih bei der Ernennung hauptsählih von der Rücficht leiten ließ, die älteren Minister unterzubringen. Riza, Namik und Samih Pascha sind ete Alttürken und zählen zu den ältesten Groß- würdenträgern, die zu wiederholten Malen den Posten eines Kriegs- und Marine-Ministers, sowie eines General-Gouver- neurs bekleidet haben und einander in dieser Stelle ablösten. Arifi Pascha, Arif Effendi und Mussurus Pascha, welh Leß- terér übrigens auf seinem dermaligen Posten in London ver- bleibt, sind aus ihrer diplomatischen Laufbahn P lci be- kannt. Halid, Derwish und Fbrahim Pascha find gleichfalls vollständige Alttürken, von denen der Erste in intimen Bezie- Beit di zu weiland Sultan Abdul Aus stand und durch lange

eit die Stelle des Zahlmeisters der Sultanin Mutter versah, und der Dritte sih dur viele Jahre auf dem Posten eines General-Gouverneurs der Dardanellen zu behaupten wußte. Nach dem Religionsunterschiede genommen, stellt sih das Ver- hältniß der Jslamiten zu den Nicht-FFslamiten wie 4 : 1, das heißt, von den bisher ernannten 32 Senatoren sind 8 Nicht- Mohamedaner, nämlih 7 Christen und 1 Fsraelite.

Man schreibt demselben Blatte weiter : „War es schon noch vor Ausschreibung der Wahlen der feste Entschluß der türkischen Negierung, das eben zusammengetretene Parlament nur als ein Vorparlament zu betrachten, das bald nahher einem Os zusammengeseßten Parlament Play machen foll, so ist sie in dieser ihrer früheren Absicht durch die neuesten Ereignisse nur bestärkt worden, denn noch immer giebt es einige Provinzen in ihrem Reiche, die keine Deputirten nach Konstantinopel shicken und sih natürlih auch nicht den Be- schlüssen, die im türkishen Parlamente für das ganze Reich gefaßt werden sollten, fügen wollen. So beharren sowohl die Drusen, als auch die Maroniten im Libanon noch immer guf ihren diesbezüglih \{chon früher gemachten Angaben, daß fie ihre inneren Angelegenheiten nur nah den von den Großmächten im Jahre 1860 ihnen erwirkten Privi- legien ordnen wollen. Die türkishe Regierung hegt zwar die Hoffnung, daß die Kurie in Rom, mit der sie jebt bekanntlich auf dem besten Fuße steht, die katholishen Maronilen zur Vornahme der Parlamentswahlen bewegen werde. Die {his- matischen Maroniten und die Drusen hingegen werden wahr- \cheinlich auch später noch in ihrer Abstinenz verharren. e Kretenser wieder möchten gerne aus ihrer Fnsel einen eigenen Staat im türkischen Staate machen, und statt die Parlaments- wahlen vorzunehmen, verlangen ste Erweiterung der Befug- nisse ihres Landtages. Die Mönchsrepublik auf dem Berge Athos ist ebenfalls noch nicht vertreten, ebensowenig als die Miriditen und der Stamm der Zagorzen im Süden Albaniens. Jn Mesopotamien wieder, dann auch im Süden Arabiens, wo zahlreihe Beduinenstämme nomadi- siren, konnten dieselben natürlih nicht zu den Parlaments- wahlen herangezogen werden, und so is wenig Aussicht vor- handen, daß das türkishe Parlament noch während seiner jezigen Session zum Vollparlament werde.“

Die Zahl der jeyt in Konstantinopel weilenden osmanischen Deputirten beläuft sich auf 84. Unter

j weil die Linke den Abgang des Mini

diesen befinden sich 45 Muselmanen, 16 Griechen, 10 Ar- menier, 8 Slaven und Bulgaren, 3 N Araber und 2 Zuden. Der Sizungssaal- ist nicht sehr geräumig. Auf die Galerien findet das Publikum nur vermittelst Eintritts- farten Einlaß. Für die Eröffnungssißung waren 80 solcher Karten ausgegeben worden, und zwar 10 für das diploma- tishe Corps, 10 für die Wähler von Konstantinopel, 40 für die Notabeln aller Klassen, 10 für die Korrespondenten aus- wärtißer Blätter und 10 für die in Konstantinopel erscheinen- den Journale. Ob die Fournalisten auch für die späteren Sihungen Eintrittskarten erhalten werden, ist noch sehr frag- lich. Ein an den Präsidenten des Hauses, Achmed Vesfik, gerichtetes Gesuch um fernere Gewährung solcher Karten wurde von diesem dahin beantwortet, daß dies eine Angelegenheit sei, welhe zum Ressort des Ministeriums des Innern gehöre.

Der „Pol. Korr.“ meldet man unterm 20. d. aus Cettinje: „Der Fürst verkehrt tägli viel mit den seit drei Tagen hier anwesenden Fnsurgentenchefs. Es werden alle nöthigen Vorbereitungen für den Fall der Wiederauf- nahme der Feindseligkeiten getroffen. Merkwürdiger Weise roh man jeßt Bosnien gleichfalls in den Rayon der künsfti- gen Thätigkeit und sind für Bosnien vier Wojwoden bestimmt, welche sih eventuell dorthin zu begeben und die Leitung des Aufstandes zu übernehmen haben werden.“

Der Belgarder Korrespondent der „Times“ tele- graphirt unterm 25. d.: „Die türkishen Redifs in Bos- nien stehen sämmtlih unter Waffen und die National- Miliz wird bewaffnet und einexerziert. Es is eine aus Offizieren und Aerzten bestehende Speziallommission ernannt worden, um darnach zu sehen, daß keine militärpflihtige Per- son sih dem Dienste entzieht. Die Miliz ist mit Sniderbüchsen aus Konstantinopel bewaffnet und in den Distrikten Tuzla, Grashsißa, Bellina, Zwornick und Bralzka sind sie im Exer- zitium soweit vorgeschritten, daß sie den Redif-Reserven nicht nachstehen. Das Amtsblatt in Serajewo veröffentlicht eine Liste der von der muselmännishen Bevölkerung zum Kriegs- fond beigesteuerten Summen. Geld, Schuhwerk und Pferde werden den Behörden zur Ausrüstung der neumobilisirten Miliz übergeben, und eine Lager-Equipirung wird bereit ge-

alten, im Falle die Milizstreitkräfte für aktiven Dienst im

elde gebraucht werden. Die kriegerishe Stimmung wird durch die fanatishen Aufrufe der Ulemas und Der- wise wach erhalten. Fnsurgentenbanden tauchen in Distrikten auf, die bisher von ihren Operationen frei waren, und da das Wetter milde genug ist, um den Aufenthalt in den Bergen zu ermöglichen, werden diese Banden große Zu- züge von der Rayahbevölkerung erhalten, die durh die Miß- Dee Bens der türkishen Beamten zur Verzweiflung getrieben wird.“

Numänien. Bukarest, 27. März. (W. T. B.) Das Ministerium beschloß, da die allgemeine Krisis die Aufnahme einer Anleihe im Auslande nicht gestattet hat, behufs Deckung des bei der Uebernahme der Geschäfte vorgefundenen Defizits eine innere Anleihe im Betrage von 32 Mil- lionen durch Ausgabe von Papiergeld ohne Zwangscours auf- zunehmen. Dieselbe soll periodisch nah Maßgabe des Ver- kaufs der Dominialgüter getilgt werden. Die Nachricht be- treffend den Ankauf von 35,000 S E EWe peR dur die Regierung wird als unbegründet bezeichnet. Die Kammer hat die Regierungsvorlage, nah welcher die provisorischen Handelskonventionen um 9 Monate

E werden sollten, angenommen.

W. T. B.) Jn der Deputirtenkammer brachte die Regierung einen Geseßentwurf ein, nach welchem die Gehalte der öffentlichen Beamten, sowie die der Privat- beamten mit einer Steuer von 5 Proz. belegt werden sollen. Der Gesetzentwurf, betreffend die Besteuerung der Eisen- bahnfahrkarten mit 15 Proz. wurde angenommen.

Dänemark. Kopenhagen, 26. März. (H. N.) Da der Dreißiger-Aus\chuß keinen Ausgleih herbeigeführt hat, steriums festhält, so hat der König eine Verlängerung der Session bis zum 15. April genehmigt und ein vorläufiges Bewilligung s- geset bis dahin vorgelegt. 27. März. (H. N.) heute ohne Diskussion in dritter Berathung interimistishe Finanzgeseß.

Amerika. Washington, 27. März. (W. T. B.) Der republikanishe und der demokratishe Gou- verneur von Südkarolina, Chamberlain und Hampton, haben die Einladung des Präsidenten, hierher zu tommen und mit ihm über die Lage in Südkarolina zu kon- feriren, angenommen. Jn New-Orleans hat sowohl Packard, wie Nicholls eine P an die Be- E R y gerihtet und darin deren Unterstüßung für sih nachgesucht.

Der „New-York Times“ vom 24. d. M. zufolge ist der gegen Mr. Tweed schwebende Prozeß niedergeschlagen worden, nachdem vereinbart orden, * daß Tweed, da er die Summe von 250,000 Dollars der Munizipalität von New- port zurückerstattet, am. nächsten Mittwoch aus der Hast ent- assen werden soll. Der frühere Präsident Grant hat Washington verlassen, um eine Reise nah dem A anzu- treten. Am 10. Mai wird si derselbe in Philadelphia nah Liverpool einschiffen.

Australien. (A. A. C.) Aus Sydney wird unterm

20. ds, Mts. per Kabel gemeldet: Mr. Parkes hat ein neues Ministerium gebildet, das wie folgt zusammengeseßt

Das eing Fehl efinitiv da

“ist: Mr. Parkes, Premier-Minister und Kolonial-Sekretär ;

Mr. Prodington, Kolonial-Schaßmeister ; Mr. Samuel, Ge- neral-Postmeister; Mr. Lloyd, Sekretär für Bergbau; Mr. Driver, Sekretär für Ländereien; Mr. Hoskins, Sekretär für öffentliche Bauten; Mr. Francis Satlor, Justiz und öffent- licher Unterricht ; Mr. Windeger, General-Anwalt. Die Mit- glieder des neuen Kabinets leisteten heute den Amtseid.

Vereinswesen.

, In Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin hielt das preußische und deutshe Central-Comité der Sig N etge vere ME am 27, März eine zahlreich besuchte

ißung ab.

, Auf der Tagesordnung stand die Wahl eines Delegirten für das Aufsichts-Comité der deutschen National-Heilstätte für Jn- validen und Kranke in Loschwitz bei Dresden. |

Zur Gründung und Ausstattung dieser Heilstätte, in welcher

Invalide aus allen Theilen Deutschlands Aufnahme finden sollen, sind von Berlin aus sehr bedeutende Summen

beigefteuert worden. Jhre Majestät die Kaiserin Hat 3200 Thlr., die Kaiser-Wilhelmstiftung 6000 Thlr., die BVictoria-Invalit bte! tung 6000 Tblr., das preuisehe und deutsche Central-Comité zu- sarimen 5000 Thl[r., der Militär-Inspecteur der freiwilligen Kran- kenpflege aus Siäiaatsmitteln 8000 Thlr., und der Vaterländische

rauenverein în Berlin 2000 & beigetragen, was eine Gesammt- umme von 86,500 & ausmacht.

Die Loshwiter Nationalstiftung, welhe das umfangreice Grundstlick der kürzlih verstorbenen Frau Simon erworben hat, ist auch- zur Ausbildung von Krankenpflegerinnen verpflihtet. Zum Delegirten in das Auffihts-Comité wurde einstimmig Hr. Öber Tribunals-Rath von Holleben gewählt.

Der ¡weite Punkt der Tagesordnung betraf die Frage über eine dem Vaterländifchen vetosgig x - für die Kriege8sarbeit bez. die Vorbereitung auf den Krieg, im Preußischen, event. im Deut- \chen Central-Comité einzuräumende Stimme. Es wurden hierzu ¿wei Anträge eingebracht :

., Der eine ging dahin, „daß immer mindestens ein Vorstands- mitglied des Vaterländischen Frauenvereins im Preußischen Central- Comité durch Kooptation des Letzteren Siß und Stimme als Co- mitémitglied haben und daß dieses Mitglied des Preußischen Cen- tral-Comités zuglei eine von den siebenzehn Stimmen führen solle, welhe Preußen im Deutshen Central-Comité zustehen.“ Der ¿weite Antrag lautete: „daß der Vaterländishe Frauenverein an den „Sibungen des Preußishen und Deutschen Central-Co- mité’'s mit einer beliebigen Anzahl seiner Mitglieder \ih betheiligen, und bes alle Gegenstände, welche die vorbereitende Thätigkeit für den Krieg beträfen, gemeinsam von den beiden Körperschaften Terátiben und entschieden werden sollten.

Dieser zweite, weitergehende Antrag wurde von mehreren Be- vollmächtigten der Landesvereine als ein solcher bezeihnet, welcher das Stimmenverhältniß im Deutschen Central-Comité alterire, und deshalb nicht ohne A der Landesvereine beschlossen werden könne. Er wurde von den Bevollmächtigten ad referendum genommen und soll zunächst genauer formulirt werden.

In Folge dessen wurde der erste Antrag, als der minder weit gehende, welcher innerhalb der beiden preußischen Vereine erledigt werden kann, einstweilen zurlüickgezogen.

Die zwei weiteren auf der Tagesordnung befindlichen Angelegen- heiten betrafen Rechenschaftsberihte von subventionirten Instituten L Ry von Krankenpflegerinnen und Anträge auf neue Sub- entionen.

Statistische Nachrichten.

, Nag statistishen Mittheilungen des Evangelischen Ober- Kirchen-Rathes aus der Verwaltung des evangelischen Kirchenwesens in den acht älteren preußishen Provinzen und in e für das Jahr 1875 belief sich die Ge- sammtzahl der im „Jahre 1875 neu beseßten geist- lihen Stellen bei Einrechnung von 118 nicht fundirten Hülfsprediger-Stellen auf 542; hiernab hat bei dem zwölften Theil der in der Zahl von rund 6600 vorhandenen geistlichen Stellen eine Neubeseßzung stattgefunden. Die Erledigung resp. Be- seßung der fundirten 424 geiftlihen Stellen ist herbeigeführt wor- den: bei 115 Stellen dur Ableben des bisherigen Inhabers, bei 82 durch Emeritirung des bisherigen Inhabers, bei 4 durch Bestel- lung eines Substituten, bei 193 durch Verseßung des bisherigen Inhabers, bei 8 durch Amtsniederlegung des bisherigen In- habers und bei 26 Stellen in Folge Neugründung derselben. Obgleich die Zahl der durch Ableben, Emeritirung oder Amts- niederlegung, also durch völliges Ausfcheiden der Geistlichen herbei-

E Erledigungen fich etwas höher als im Jahre 1874 belau-

en hat (201 gegen 196 des Jahres 1874), ist die Zahl der stattge- habten Verseß ungen eine geringere gewesen (im Jahre 1874 = 261, im Jahre 1875 = 193), Von den-fundirten Stellen sind mehr als F durch das standesherrliche oder Privat-Patronat, nicht völlig F durch die geistlichen und andere Königlihe Behörden, und 2/3 dur Gemeindewahl beseßt worden. Das durchschnittliche Lebensalter der im Amte verstorbenen Geistlichen betrug 607 Jahre (1874: 611/3), das der emeritirten Geistlihen zur Zeit der Emeritirung Bi Jahre (1874: 68), das der emeritirten Geistlichen zur Zeit ihres Ablebens 724 Jahre; das Dienstalter der im Amte ver- storbenen Geistlichen betrug 304 Jahre (1874: 31 Jahre), das durch- \chnittliche Dienstalter der emeritirten Geistlichen 384 Jahre (1874: 373), die dur{chschnittliche Dauer des Emeritenstandes: 5} Jahre. Die Gesammtzahl der Taufen betrug: 481,056, der Konfirma- tionen: 259,510, der Trauungen: 95,440, der Sühneversuche: 8208, der Kommunikanten: 5,237,026, der kir{lihen Be- gräbnisse;: 203,444. Hiervon entfallen durchsnittlich auf jede der vorhandenen 6600 geiftlihen Stellen: Taufen: 73, Konfirma-

tionen: 39, Trauungen: 14, Sühneversuhe: 1, Kommu- nikanten 793, fkirchlihe Begräbnisse: 31. Von w-lcher Bedeutung die Einwirkung des geistlihen Amtes bei den

demselben übertragenen Sühneversuchen ift, erhellt aus den auf das leßte Jahrzehnt sich erstreckenden statistishen Mittheilungen, wo- nah durcs{chnittlich von den in Streit gerathenen Ehegatten etwas mehr als 3/7 durch die Einwirkung des geistlichen Amtes wieder ver- söhnt worden sind. Die - Gesammtzahl der zur evangelischen Kirche übergetretenen Personen beläuft sich auf 2079, die- jenige der bekanntermaßen aus derselben antes chiedenen auf 1176, so ß 903 Perfonen mehr übergetreten sind. Als bemerkenswerth ervorgehoben, daß 54 Juden zur evangelischen Kirche, aber auch 19 Personen aus derselben zum Judenthum übergetreten A Die Anzahl der auf deutshen Universitäten immatri- ulirten, den 8 älteren -preußishen Provinzen angehörigen Studirenden der Theologie betrug im Sonkinonsenisster 1875 = 589 und im Wintersemester 1875/76 = 573, Die fet dem Sommer 1862 eingetretene rückläufige Bewegung hat sich sonach noch fortgeseßt, obgleich nicht in erheblihem Maße. Die erste theologishe Prüfung haben im Ganzen 130, die Prüfung pro ministeris 166 Kandidaten bestanden. Diese Zahlen ver- lihen mit der Zahl der ordinirten Predigtamts-Kandtidaten, welche ih im Ganzen anf 174 belief, ergeben, daß der Mangel an Theologen in den nächsten Jahren noch stärker hervortreten wird. Die Gründung neuer fundirter Stellen hat auch im Jahre 1875 weiteren Fortgang gehabt. Im ganzen ist die Gründung von 28 neuen Stellen erfolgt. An Kirchengebäuden wurden 24 ein- geweiht. Die innerhalb des Umfanges einer ganzen Provinz oder ein- zelner Regierungsbezirke abgehaltenen kirchlichen Kollekten haben im Ganzen einen Ertrag von 649,373 A. geliefert. Die den Kirchen zugewandten Geschenke und Vermächtnisse betragen 1,258,006 A und belaufen sich fast auf den doppelten Betrag der Kollekten- erträge. Die aus dem Be 1876. auf 100,3 geleisteten Zahlungen belaufen sich für das Jahr 1875 auf 160,300 A Seitens der Stettiner Kaufmannschaft ist eine Statistik der in 1876 seewärts inden Hafen eingegangenen und aus dem- elben abgegangenen Waaren aufgestellt worden. Es beläuft ih danach der Waareneingang excl. Holz, Vieh und Edelmetalle auf 14,132,225 Gtr. (gegen 1875 mehr 3,488,643 Ss) davon entfallen auf Verzehrungsgegenstände 7,198,659 Ctr. (4-3,614,920 Ctr.), auf Rohstoffe 6,502,956 Ctr. (+12,466 Ctr.), D Mie 195,190 Ctr. (—125,884 Ctr.) 2c. Ver Waarenausgang (mit denselben Aus- nahmen) betrug 4,752,269 Ctr. (—331,926 #5: Verzehrung®sgegenstände 2,010,770 Ctr. (—518,297 Ctr.) auf Roh- stoffe 2,282,055 Ctr. (—4-103,379 Ctr.), auf Halbfabrikate 81,151 Ctr. (445,337 Ctr.) 2c. Eine Uebersicht der unter Kontrole des Haupt-Steuerawtes zu Stettin im Jahre 1876 eingegangenen und ausgelaufene». Seesdife weist als eingegangen nah 2251 Schiffe (i 03), d-von 1199 Dampfschiffe; als Autacgaugen Boden aufge- ührt 2594 Seeschiffe (4-329), davon 1542 Dampfschiffe.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

London, 26, März. Am 24. d. M. ftarb hier nag kurzer Krankheit Mr. Walter Bagcehot, der langjährige Kedacteur des

wird

davon kommen auf *

[leitenden Londoner Finanzorgans „Economist“, im Alter von 51 Jahren.

Der „Daily Telegraph“ bringt in seiner Nummer vom 23. März den erften der Stauleys chen Briefe, überschrieben „Lötung des Problems des Tanganika“. Derselbe ift datirt vom 7. Angust 1876, etwa 6 Spalten lang und von einer Karte begleitet. Die zweite italienische Erpedition für die Er- fecichung von Gentralafrika langte am 25. d. M. in uez an.

Die Zölle und indirekten Steuern in Elsfgß- Lothringen, im Auftrage des Ober - Präsidenten herauêge as” von L. Lei dhecker, Kaiserlibem Regierungs-Rath. Erster Land. Straßburg. Verlag von Karl F, Trübner. Die Einführmg einer neuen Gesetzgebung und neueren Verwaltungsprinzipien in ein Land, das bisher unter der Herrschaft verschiedener Gesetze gelebt hat, if zumal in der Uebergangsperiode, in der sid» die geseßgeberishe Thätigkeit häuft, so \{wicrig, daß je- der Beitrag zur Erkeichterung und Vereinfahung derfelben Aner- kennung verdient. Dié vorliegende Arbeit hat hierauf umsomehr Anfpruch, als fie „von kundiger Hand in amtlihem Auftrage unter- nommen ift, und eine der wichtigsten und verwickeltsten Materien, die Zoll- und Steuergeseßgebung, zum Gegenstande hat. Der Heraus- geber hat die eins{lägigen Gesetze, Verordnungen, Regulative, Bun- desrathsbes{lüsse und Erlasse na fystematisher Anordnuag in grö- ere Gruppen gebracht, innerhalb derselben aber die chron o- ogiiche Reihenfolge beobahtet. Dem Inhalte nach zerfällt die Sammlung in vier Theile: der erfte umfaßt die Verwaltung nebst einigen Geseßen allgemeiner Natur, die besonders häufig zu praktischer Anwendung fkom- men; die zweite behandelt den Verkehr mit steuerpflihtigen Gegen- ständen innerhalb des gemeinschaftlichen Zollgebiets hiermit {ließt der erste Band —, und der dritte die Gesetzgebung in Bezug auf die Zölle und gemeinschaftliben Steuern des Deutschen Reichs z der vierte endlich enthält die Geseße über die indirekten Landes- steuern und das Oktroi. Von den gesammten gesetzlichen Bestim- mungen ift der vollständige Tert abgedruckt, die Verfügungen des Generaldirektors der Zölle und indirekten Steuern sind da egen in der Regel nur in den Anmerkungen erwähnt. Auf diese ist besondere Sorgfalt verwendet, um den Zufamm-:nhang der einzelnen Grund- bestimmungen und Ausführungsanordnungen mögli klar darzuthun. Die Vorbemerkungen zu den einzelnen Abschnitten stellen die geschicht- liche Entwickelung der bestehenden Institutionen dar; die noch e vai französishen Geseße sind in deutscher Uebersetzung wieder= en.

Gewerbe und Handel.

j der Märkisch{ - Posener Eisenbahn für 1876 enthält u. A. folgende Positionen: Einnahmen: aon a dem Vorjahre 9507 , aus dem Personenverkehr 1,095,141 4, Güterverkehr 1,853,539 4, Extraordinaria 131,642 K, Rest 28,895 M, zusammen 3,119,724 Æ Ausgaben: Restausgabe 15,608 M, Betrieb 1,737,228 M, Zinsen der Prioritätsanleihe 150,000 X, Ein- lage in ‘den Reservefonds 465,500 4, in den Erneuerungsfonds 293,830 F, zur Amortisation der Prioritätsanleihe 15,000 Æ, Eisenbahnsteuer für 861,558 21,317 M, 32 °/9 Dividende pro 1875 für die Stammprioritäten 815,625 f, Tantième für den Ver- waltungsrath 8156 MÆ, zusammen 3,103,265 M, so daß ein Vortrag auf neue Rechnung von 16,459 4 erübrigt. Die Betriebskosten be- trugen 58 %/9 der Einnahmen.

In der Generalversammlung der Frankfurter Trans- Ph und Glasversiherungs-Aktien-Gesellschaft in rankfurt a./M. vom 27. März d. I, erstattete der Präsident des Verwaltungsrathes Bericht über den Verlauf des Geschäftes in 1876. Demnach verblieb, nachdem das Schaden-Reserve-Konto mit 25,700 1 und das Prämien-Reserve-Konto mit 86,358 4 dotirt waren, ein Reingewinn von 56,730 M, welcher wie folgt verwendet wirder 21,821 Æ zur Kapital-Reserve, 7481 4 zu statutarischen und ver- traglihen Tantièinen und 27,428 an die Aktionäre als 40/9 Divi- dende und 12 % Superdividende. Das Kapital-Reserve-Konto be- läuft sich jeßt auf 29,668 M.

Der Jahresberiht der Süddeutschen Bodenkredit- bank pyro 1876 enthält folgende Daten: Die Pfandbrief-Cirkulation, welche Ende 1875 93,926,900 4 betragen hatte, erhöhte Z9 inr Jahr 1876 auf 111,231,700 A Der Hypothekenstand hat ih bis Ende 1876 auf 117,013,925 Æ erhöht. Das Gewinn- und Verlust= konto zeigt folgende Positionen: erzielte Provisionen 648,212 (6, ein- ete Zinsen 6,011,903 4, verschiedene Gewinne und Ueber- chüsse 14,072 M. = 6,614,187 M. iervon sind abzurehnen: be=- zahlte Provisionen 78,537 4, bezahlte Zinsen 4,653,922 4, Ge- \chäftskosten 219,701 4, Abschreibungen, und zwar auf Disagiokonto 187,918 H, Immobilien 3786 4 und Mobilien 3594 4, Verluste 19,933 A = 5,167,387 4 Zu den hiernah bleibenden 1,506,800 fommt der Gewinnvortrag von 1875, und zwar reiner Gewinn= vortrag 127,299 A4, Provisionsreserve 397,705 M, ergiebt einen Totalgewinn von 2,031,805 4 G8 werden nah der Dotirung der Reserven, den Tantiemen 2c. 9% Dividende an die Aktionäre gezahlt.

Wien, 28. März. (W. T. B.) Der Rechnungsabschluß der Kreditanstalt weist einen Gewinnsaldo von 656,406 Fl. auf. An Aktiven n vorhanden: Effekten 16,287,093 Fl., Portefeuille 33,317,396 Fl, Kassabestände 3,018,283 Gl Vorschüsse auf Gffekten 3,295,404 Fl, Debitoren 96,187,666 Fl. Die Passiva bestehen in: Accepte 22,567,539 Fl., Reservefond 1,006,037 Fk, Spezialreserve 824,000 Fl., verzinsliche Cinlagen 13,986,175 F[., Kreditoren 75,189,634 Fl. Das Debitorenkonto weist auf: Debi= toren, welche mit gleihem Betrage au Kreditoren sind 25,819,161 Sl, transitorishe Buchungs8posten 3,410,182 Fl.,, Vorschüsse an den osterreihischen Finanz-Minister 9,100,000 Fl., Aushülfsaktionen gegen volle Deckung 285,000 Fl., Einzahlungen auf Konsortialgeshäfte (incl. der Vollzahlung für die ungarische Goldrente) 11,878,426 F[., Einlage bei der ungarischen Kreditbank 3,000,000 Fl., Debitoren au& dem laufenden Bankgeschäfte 42,694,895 Fl. Die wichtigsten Geschäfts= erträgnisse des laufenden Geschäftes find: Zinsen 2,977,811 FL[., Provisionen 1,400,194 Fl., Devisengeshäft 778,811 Fl. Das Ge= fsammterträgniß weist 5,213,194 Fl. Die Ausgaben bestehen inr Gehalte und Spesen 1,150,669 Fl., Steuern 365,788 Fl, Verluste: an Forderungen 543,303 Fl., Gesammtausgaben 2,059,760 Fl. Der Geschäftsüberschuß aus dem laufenden Geschäfte beträgt somit ohne Rückficht auf die Verluste an Effekten und Konsortialgeschäften 3,153,434 Fl. (7,88 9/6 des Aktienkapitals). Der Verlust an Effekten beträgt 2,499,169 Fl. Der Effektenbestand weist, zum Course vonr 31. Dezember v. J. gerechnet, auf: Notenrente 3,572,222 Fl., Aktien von Banken 1,599,797 Fl., Gisenbahnaktien. 1,727,838 Fl., Aktien von Industrieunternehmungen 1,674,184 Fl. (darunter 683 Stück Inner- berger im Betrage von 19523 Fl., 14,525 Stück Judenburger inm Betrage von 72,625 Fl., 1408 Stük Schlesische Kohlenwerke im Betrage von 15,599 FL, 784 Stück Laurahütte mit 205,277 Sly 300 Stück Gutsinhabano Pardubit 1,140,000 Fl.; 1834 Stü Fus deutsche Immobilien. mit 104,980 Fl.) Eisenbahnvrioritäten sind vorhanden im Bet,cage von 7,077,632 Fl. (darunter Theißbahn, zum GR von 77,, mit 4,056,040 F[., Salzburg-Tirolerbahn, zum Course von 79 5, mit 1,865,318 Fl., ungarische Westbahn, zum Course von 65, mit 468,130 Fl., Neuberg-Marigzell, zum Course von 55,7, mit 339,629 Fl., Alföld - Fiumanexbahn, zum Course von 64, mit 225,192 Fl).

. ‘Washington, 27. März. (W. T. B) Der Schaßsekretän S’german hat weitere 10 Millionen s/20er Bonds zur Rückzal»- ung einberufen, f

Die Bilanz

Verkehrs-Anstalten.

In G}jesvaer in Norwegen wurde am 7. d. W eine Tele-

raphenstation eröffnet, Es ist dies gegenwärtio die am nörd- i chstenu gelegene Telegraphenstation, welche existir*, Ì in 719 51‘ nördli(her Breite befindet. ristir®,” da sich dieselbe