1877 / 77 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 31 Mar 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Der bei der Königlichen Eisenbahn-Direktion in Elber-“

feld beshäftigte Regierungs-Assessor Hugo Thomä isstff zum Mitgliede dieser Behörde, und der bei-der hiesigen König- lihen Eisenbahn-Kommission der Ostbahn beschäfkigte Re- gierungs-Assessor Franz Thimm zum Mitgliede der König- lichen Direktion der Niedersclesis{ch-Märkischen Eisenbahn er- nannt worden. B

Der im Ressort der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Elberfeld beschäftigte Regierungs-Assessor Eduard Stieger ist unter Ernennung zum Mitgliede dieser Behörde mit den Funktionen des administrativen Mitgliedes der Königlichen Eisenbahn-Kommission in Essen betraut worden. ;

Der bisherige Baumeister Moriß Hellwig in Berlin ist zum Königlihen Landbaumeister ernannt und demselben die Stelle eines tehnishen Hülfsarbeiters bei der Königlichen Ministerial-Baukommission verliehen worden.

Der bisherige Königliche Kreis - Baumeister Anton Rudolf Friedrich zu Pr. Holland ist zum Königlichen Bauinspektor ernannt und demselben die Bauinspelktorstelle zu Braunsberg verliehen worden.

Der Oberlehrer an der Realschule zu Bauten, Dr. Fer- dinand Vonneilich, ist zum Gewerbeschullehrer ernannt und an der Königlihen Gewerbeschule zu Görliß angestellt worden.

Justiz-Ministerium.

Dem Kreisgerichts - Rath Schulze in Pleß sind die Funktionen des Abtheilungs-Dirigenten bei dem Kreisgericht daselbst übertragen.

Dem Stadt- und Kreisgerihts-Rath Herzog in Magde- burg ist die nahgesuhte Dienstentlassung ertheilt.

Der Kreisrichter Voigt in Wend. Buchholz ist an das Kreisgericht in Neu-Ruppin verseßt.

Zu Kreisrihtern sind ernannt: der Gerichts - Assessor Sandersleben bei dem Kreisgeriht in Cüstrin, mit der Funktion als Gerichts-Kommissar in Bärwalde, der Gerichts- Assessor Thi ele bei dem Kreisgericht in Soldin, der Gerichts- Assessor Dr. Enders bei dem Kreisgericht in Halberstadt, mit der Funktion bei der Gerichtsdeputation in Osterwieck, der Gerilts-Assessor Dr. Mendrella bei dem Kreisgericht in Wittenberg, mit der Guten als Gerichts-Kommissar in Prebsch, der Gerichts-Assessor Gesterding bei dem Kreis- geriht in Naugard, mit der Funktion als Gerichts-Kommissar in Massow, der Gerichts-Assessor Dyes bei dem Kreisgericht in Schlochau, mit der Funktion als Gerichts-Kommissar in Pr. Friedland und der Gerichts-Assessor Ruhnke bei dem Kreis- geriht in Ohlau, mit der Funktion als Gerichts-Kommissar in Wansen.

Der Staatsanwalt Sey ffart h in Perleberg i} in gleicher Amktseigenschaft an die Staatsanwaltschaft des Kreisgerichts in Cottbus verseßt.

Ministerium für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten.

Der Professor Dr. Dammann, bisher Dozent an der früheren Staats- und landwirthschaftlihen Akademie zu Eldena, ist als Lehrer an die Thierarzneishule zu Hannover verseßt worden.

Angekommeñ: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath und Ober-Berghauptmann Krug von Nidda von Saarbrüdcken.

Nachdem dur Reskript des Herrn Finanz-Ministers vom 21. I. Mts. für die Kasse der unterzeichneten Direktion vom 1. April l. Is. ab eine anderweitige Organisation angeordnet und derselben zuglei die Firma

Königliche Steuerkasse in Berlin beigelegt worden ist, so wird dieses mit dem Anfügen veröffentlicht, daß die Quittungen, welche für das zweite Quartal k. J. (April, Mai, Juni) bereits ausgefertigt waren, und in der nädsten Zeit dur die Steuer-Erhbeber präsentirt werden, noch auf die seitherige Firma lauten, gleiWwobl aber als gültig anzusehen find.

Für das Publikum ift die Königliche Steuerkafse künftig mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, sowie mit Ausnahme des ersten und leßten Werktages eines jeden Monats,

Bormittags von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Wegen der Aenderung in der Einrichtung der Kasse bleibt dieselbe in diesem Jahre vom Charfreitag bis zum 4. Aprik einschließlich ges{blossen, und ift erst Donnerstag, am 5. April cr., wieder für das Publikum ofen.

Das Geschäftslokal der Kasse befindet {G Mauerstraße 3s, part. links, im vormals I. Jacques\cen Comtoir.

Bei Zabkungen, welce direkt an der Kasse geleistet werden, ift es erforderlib, daß der Steuerschein oder das Veranlagungsschrei- ben x. mit zur Stelle gebrabt wird; bei Einsendungen durch die Poft ift außer deutlicber Be:eichnung de3 Namens und der Wohnung des Pflichtigen die Steuerart und insbesondere die Steuernum- mer anzugeben.

Bezüglich der Erhebung dur die Steuer-Erheber wird darauf aufmerksam gemabt, daß Leßtere zu mehrfahen Gängen und zu wiederholten Versucben, die Quittung zu präsentiren, nit ver- flibtet find; die Cenfiten baben vielmehr nit blos dabin Fürsorge zu treffen, daß bei Erscheinen des Steuer-Erhebers in der Wohnung ub in ibrer Abwesenheit die Berichtigung der Steuer jederzeit er- lgt, sondern einen etwaigen Wesel der Wobnung, sp. des Gescbâftslokals aud bei der Kasse anzumelden. t bei Praâsentirung der Quittung nit an den Steuer- gezahlt worden , oder demselben die Vorlage Quittung wezen unterlafsener Anzeige des Wohnungs- . Wedbsels nicht möglih gewesen , so haben die Pflichtigen selbst ie Zablung direkt zur Kaße zu leiten, und zu gewärtigen, daß nah eingetretener Fälligkeit alsbald die Anmahnung und Beitreibung

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L Bekanntmachung. __ Die Immatrifulation auf hiesiger Universität für das bevor- ftebeade Sommersemester 1877 findet am _ 14, 18, 21. und X. April cr, Nachmittaas 3 Uhr, im Prüfungszimmer des Universitäts-Gebäudes statt.

Behufs derselben haben die Studirenden, welbe von einer an- deren Universität kommen, ein versriftsmäßiges Abgangszeugniß von jeder früher besubten Universität nebst dem Schulzeugniß im Ori- ginal, diejenigen Inländer und Angehörigen anderer deutschen Staaten, weile die Studien erît beginnen, Zeugnifie der Reife, die Arsländer wenigstens einen Pa5 oder sonftige Legitimationspapicre vorzulegen. ;

Nachträgliche Immairikulationen bedürfen einer bescnderen Be-

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. S., am 2L März 1877. sf _ T2 Me - o É E -_ Der Rektor der vereinigten Fricdrihs-Unizersit t.

Dümmler.

Das 8. Stück der Geseß-Sammlung, welches heuté aits- gegeben wird, enthält unter :

Nr. 8489 die Verordnung wegen Vereinigung der îm Kreise Randow belegenen, bisher dem Landarmenverbande der Kurmark angehörigen Ortschaften mit dem Landarmenverbande der Provinz Pommern. Vom 15. März 1877;

Nr. 8490 die Bekanntmachung, bêtreffend das Ergebniß der Klassensteuer-Veranlagung für das Fahr vom 1. April 1877/78. Vom 28. März 1877.

Berlin, den 31. März 1877.

Königliches Gesey-Sammlungs-Amt.

Personalveränderungen. Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 13, März. Birkhofer, Pr. Lt., bisher à la suite des Ingen. Corps, in den etatsm. Stand desselben verseßt. Stinglwagner, Pr. Lt., bisher à la suite des 2. Feld-Art. Regts. in das 3. Feld-Art. Regt, verseßt. Layriz, Pr. Lt. des 2. Feld- Art. Regts. à la suite feines Regts. gestellt. Günther, Pr. Lt., à la suite des Ingen. Corps, von dem Kommdo. zur Fortifikation Ulm entbunden. Baum es: Pr. Lt. vom 2. Pion. Bat., unter Stellung à la suite des Jngen. Corps, zur Fortifikation Ulm kom- mandirt. 20. März. Ou gg EBReLE, Sec. Lt. des 11. Inf. Regts., zum 10. Inf. Regt, Vogl, Sec. Lt. des 10. Jnfanterie- Regiments, zum 11. Infanterie-Regiment verfeßt. y i

Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 16. März. Birk- hofer, Pr. Lt. à la suits des Jngen. Corps, Stinglwagner, Pc. Lt. à la suite des 2. Feld-Art. Regts., vom 1. April an von ihrem Kommando als Aufsichtsoffiziere an der Art. und Ingen. Schule entbunden. Layriz, Pr. Lt. des 2. Feld-Art. Regts., n- ther, Pr. Lt. à la suite des Ingen. Corps, vom 1. April an zur Funfktion als Aufsichtsoffiziere der Art. und Ing. Schule berufen.

E a ip Im aktiven Heere. 13. März. v. Orthlieb, Oberst-Lt. z. D., auf Nachsuchen mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform verabschiedet. 16. März. Deuringer, Rittm. und Escadr. Chef des 2. Chev. Regts., auf Nachsuben mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform verabschiedet. Eben, vorm. Sec. Lt., unter die Of- fiziere a. D. eingereiht und demselben die Erlaubniß zum Tragen der Uniform der aus dem 10. Inf. Regt. Verabschiedeten ertheilt. 23. März. Graf v. Leiningen-Westerburg, Oberst-Lt. und Commandeur des 3. Chev. Regts., auf Nachsuchen mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform verabschiedet.

Nichtamtliches. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 31. März. Se. Majestät der Kaiser und König wohnten am deltrigén Charfreitage Vor- mittags dem Gottesdienste im Dom, sowie Abends der Auf- [A des „Tod Jesu“ von Graun in der Sing-Aka- emie bei. /

Heute Vormittag hörten Se. Majestät die Vorträge des Chefs des Militärkabinets, General-Adjutanten von Albedyll, des Kriegs-Ministers, Generals der Jnfanterie von Kameke, sowie des Chefs des Civilkabinets, Geheimen Kabinets-Raths, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski, und nahmen die Meldung des zur Botschaft in Paris kommandirten und auf seinen Posten zurückehreudèn Flügel-Adjutanten Oberst-Lieute- nants von Bülow entgegen.

Am vorigen Donnerstag nahmen Beide Kaiserliche Majestäten das heilige Abendmahl mit der Königlichen Familie und Jhren Gästen in der Hauskapelle Sr. Kaiserlichen und Königlichen Ls des Kronprinzen ein und wohnten der liturgishen Andacht im Dome bei.

Gestern wohnten die Kaiserlichen Majestäten dem Char- freitags-Gottesdienst im Dome und dem Vratorium in der Sing-Akademie bei.

Heute besuchten Beide Mäjestäten das Atelier des Malers Professor Richter, die Blumenausstellung in der aur ey in Charlottenburg und wohnten der liturgishen Andacht im Dome bei.

Jhre Kaiserlichen Hoheiten die Kronprinz- lichen Herrschaften wohnten am Donnerstag Abend 7 Uhr

- mit den Prinzen Wilhelm und Heinrich, sowie den Prinzessinnen

Charlotte und Victoria, Königlihe Hoheiten, dem liturgischen Gottesdienst im Dome bei.

Gestern wohnte Se. Kaiserlihe Hoheit der Kronprinz mit den Prinzen Wilhelm und Heinrih sowie der Prinzessin Char- lotte ebenfalls dem Gottesdienst im Dome bei.

Jhre Kaiserliche Hoheit die Kronprinzessin und die Prin- zessin Victoria, Königlihe Hoheit, hatten Sih zum Gottes- dienst in die Englishe Kapelle begeben.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz be- suhte um 75 Uhr Abends das geistliche Konzert in der Singakademie.

Se. Hoheit der Prinz Friedrich zu Hohenzol- lern, Dberst-Lieutenant im 1. Garde-Dragoner-Regiment, hat fich mit kurzem Urlaub nah Sigmaringen begeben.

Die vereinigten Aus schüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, sowie die ver- einigten Ausschüsse für das Seewesen, für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.

Ueber den Ersaß von Ausgaben aus der französi- schen Kriegsfkostenentshädigung hat der Bundesrath in seiner Sißung vom 16. d. M. beschlossen, vorbehaltlih der Erinnerungen, welche sih bei der nah dem Geseße, betreffend die französische Kriegsfostenentshädigung, vom 8. Juli 1872 dem Rechnungshöfe obliegenden Prüfung ergeben, die als ge- meinsame Kriegskosten nah Maßgabe der Bestimmungen - des vorerwähnten Geseßes liquidirten Beträge wie folgt festzu- stellen: A. Für den vormaligen Norddeutshen Bund: die Ausgaben, welche die Militärverwaltung für das Jahr 1875 verrechnet hat, auf 4,489,047 4 49 5 §; die von der Eisen- bahnverwaltung für Elsaß - Lothringen im Jahre 1875 verrehneten Ausgaben auf 632,135 -93 S, zusammen 5,121,183 Æ 42 S, und nach Abzug des von der Marineverwaltung für das Jahr 1875 berechneten Einnahme- überschusses von 340,552 F 16 5, der von der Telegraphen- verwaltung für dajselbe Fahr berechneten Einnahme von 995 M 46 , zusammen 341,547 M 62 auf 4779,635 M 80 S. B. für Bayern: Die Ausgaben, welche die Königlich bayerische Regierung für die Jahre 1874 und 1875 bezw. nachträglich verrehnet hat, auf 437,018 M 93 „Z. Hierdurch ergiebt sich im Ganzen eine Summe von 5,216,654 M,

73 A. Mit den in der Denkschrift des Reichskanzler-Amts vom 3. D v. J. en nen Vorschlägen über die Be- rihtigung ‘der auf die “okkupirt gewesenen französischen und elsaß-lothringishen Bahnen entfallenden Militärtcansportgelder und über die Berehnung der Einnahmen und Ausgaben auf den von der Eisenbahnbetriebs-Kommission zu Saarbrücken verwalteten französishen Bahnstrecken hat fich der Bundesrath einverstanden erklärt. Ferner hat der Bundesrath beschlossen, daß die im Jahre 1875 durch zinsbare Anlegung der Be- stände der französischen Kriegskostenentshädigung gewonnenen Zinsen von zusammen 4,322,414, (4 an die einzelnen am Kriege betheiligt gewesenen Etn so ver- theilt werden, daß davon der ge)ammten Kriegsgemeinschaft 1,492,184,5 M, derselben mit Ausnahme von Bayern 78,495 M, dem vormaligen Norddeutshen Bunde, Baden und Südhessen 1,509,733 #, dem Norddeutshen Bunde allein 1,242,002 4 zufallen.

Es ist die Frage angeregt worden, ob die im zweiten eiae des §. 8 der Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 vorge]chriebene Bekanntmachung der vom Provinzial- landtage beschlossenen statutarishen Anordnun- gen und Reglements durch das Ober-Präsidium oder dur den Landesdirektor zu bewirken sei. Mit Bezug hierauf hat der Minister des Jnnern in einem Reskript vom 17. Januar d. J. bemerkt, daß die den Provinzialverbänden nah §. 8 der Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 zustehende Befugniß zum Erlasse von fiatutatischen Anordnungen und von Reglc- ments die Befugniß zur Bekanntmachung derselben in der im zweiten Absaze des angeführten Paragraphen vorgeschriebenen Weise in ih \{ließe.

Die Publikation der von dem Provinziallandtage gemäß 8. 8 (8. 35) a. a. O. beschlossenen ahutariiden Anordnungen und Reglements durch die Amtsblätter der Provinz sei daher Sache der ausführenden Organe des Provinzialverbandes. Selbstverständlich dürfen derartige Beschlüsse, soweit sie nah Vorschrift des Geseßes der landesherrlichen oder ministeriellen Gs bedürfen, niht vor Ertheilung derselben publi- zirt werden.

Das „«zust. Min. Bl.“ enthält einen Artikel über die Anerkennung shweizerisher Erkenntnisse in Ehe- streitigkeiten preußischer Staatsangehöriger.

__— Fn der Untersuchung gegen einen niederen Poli- zeibeamten (Polizeidiener) wegen Mißhandlung eines Mensthen, der sich angeblich an einem Straßenauflauf betheiligt hatte, Vat das Ober-Tribunal (Erkenntniß vom 22. Februar 1877) jolgende Säße ausgesprochen: „1) Das Gesetz vom 13. SOUE 1854, betreffend die Konflikte bei gerichtlichen Ver- olgungen wegen Amts- und Diensthandlungen, bestimmt, daß wenn ein Civilbeamter wegen einer Amtshandlung gerichtlih verfolgt wird, die vorgeseßte Provinzial: oder Central- behörde den Kompetenzkonflikt erheben kann und daß alsdann der P zur Entscheidung der Kompetenzkonsflikte zunächst darüber zu entscheiden hat, ob sich der Angeschuldigte einer Ueberschreitung seiner Am euge schuldig gemacht habe. Wird dagegen ein Kompetenzkonflikt niht erhoben, jo ist das Gericht befugt und schuldig, Po litities über die ¿Frage zu entscheiden. 2) Ein bloßer Polizeidiener ist nicht befugt, ohne selbst angegriffen zu sein, auf seine alleinige Verantwortung zur Dämpfung seiner Waffe Gebrauch zu machen. Durch besondere Gesetze ist der Kreis derjenigen Personen, denen ein solhes Recht zu- steht, begrenzt worden. Es gehören dahin die Gensd'armen und sonstige Glieder der bewaffneten Macht, die -Grenzauf- sichts-, die Forst- und Jagdbeamten, in gewissen Fällen auch die Gefangenaufseher. Von einer gleichen Befugniß der nie- deren Polizeibeamten, insbesondere der bloßen Polizeidiener, ist dagegen in den bestehenden Geseßen nirgend die Rede.“

_ Der Bundesraths-Bevollmächtigte Großherzog- lih mecklenburg-\{werinsher Ober-Zolldirektor Oldenburg ist nah Schwerin abgereist.

Der General-Lieutenant von Colomb, Kommandant von Cassel, hat sich nach beendigtem Urlaub nach Cassel zu- rüctbegeben.

Der Gerichts-Assessor Bernhard Reichau, zuleßt beim Königlichen Kreisgericht in Guben, is unter Ernennung zuur Regierungs-Assessor in die landwirthschaftlihe Verwaltun übernommen und wird behufs seiner Ausbildung zum Spezial- Kommissarius beim Kollegium der Königlichen General-Kom- mission in Cassel beschäftigt.

Der Archiv-Hülfsarbeiter Dr. Pfotenha uer bei dem R zu Breslau ist zum Archiv-Assistenten ernannt worden.

Cöln, 29. März. (Köln. Ztg.) Dr. Melchers, vor? maliger Erzbischof zu Cöln, is laut einer Bekanntmachung des Ober-Prokurators auf den 26. Mai d. J., Vormittags 9 Uhr, vor das hiesige Zuchtpolizeigeriht geladen unter dex Beschuldigung: „Jm FJnlande mittels eines Schreibens vom 8. September des vorigen Fahres cine Amtshandlung vorge- nommen zu haben, nachdem er durch Erkenntniß des König- lichen Gerichtshofs lp kfirhliche Angelegenheiten vom 28. Juni dee E jeinem Amt als Erzbischof von Cöln entseßt wor-

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Hessen. Darmstadt, 28. März. Die „Darmst. Ztg.“ \chreibt: Ein hiesiges Blatt, dessen traurige Vorliebe für per- sönlich gehässige und verleßende Polemik zur Genüge bekannt ist, hat die Anstellungen von nicht hessishen Gymnasialdirektoren im Großherzogthum wiederholt zum Gegenstande seiner An- griffe gemacht. Da es si hierbei lediglich um Personal- Ipdgtn handelt, so kann es uns nit ciitalten , den desfall- igen Provokationen zu einer näheren Erörterung dieser Frage in diesen Blättern Gehör zu geben. Es muß vielmehr in dieser Richtung die einfache Bemerkung hinreichen, daß auch bei Be- seßung der erwähnten Direktorenstellen selbstverständlih die Darin der einzelnen Unterrichtsanstalten und ihrer Ange- örigen allein cntiGeibenk gewesen sind. Da es übrigens hin- länglih bekannt ist, daß alle in der hier fraglichen Beziehung an Se. Königliche Hoheit den Großherzog zu rihtenden An- träge dem Großherzoglichen Ministerium des JFnnern im Ein- vernehmen mit dem Großherzoglichen Gesammt-Ministerium fompetiren, so genügt die Erwähnung dieser Thatsache, um die von dem gedachten Blatte gegen den Referenten der Mi- nisterialabtheilung für Schulangelegenheiten gerichteten An- griffe als neueste Bethätigung der Eingangs erwähnten trau- rigen Vorliebe zu bezeihnen.

__ Mainz, 28. März. Die Stadt-Erweiterung hat, seitdem die Festungswerke in das unbeschränkte Eigenthum

eines Ausflaufes von '

der Gemeinde übergingen, recht ansehnlihe Fortschritte ge- macht, und der Durchbruch der innern Werke und Wälle ge- währt ein Bild der großen Anstrengungen, welhe im 17. Jahrhundert zu ihrer Herstellung nothwendig gewesen sein müssen. Ueber den finanziellen Stand der Sache enthält das öffentlih aufgelegte städtishe Budget folgende ahres: Als Ausgabe erscheinen im Ganzen 10,217,000 4; als Einnahme im Ganzen 10,935,617

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 28. März. (L. Z.) Die Prinzen Ernst undGeorg, geboren im Jahre 1859 resp. 1861, sind vor einigen Tagen von Dresden hier eingetroffen und werden heute feierlih konfirmirt werden. Nach Ostern mit Beginn des neuen Schuljahres werden sie dem Gymnasium in Hildburghaufen als Zöglinge zur wei- teren Ausbildung übergeben; seither gehörten sie dem Viß- thum'’shen Gymnasium in Dresden an. Nach einer Ministerial-Bekanntmachung vom 20. d. M. werden für dieses ohr unter Leitung des preußischen Majors Baumann Behufs erihtigung und Ergänzung der bereits bestehenden Karten topographishe Feldarbeiten vorgenommen werden, welche sich auf einen Theil des Herzogthums erstrecken.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 29. März. Der Erz- herzog Albrecht ist gestern von Arco hier eingetroffen. Ein heute über das Befinden der Frau Erzherzogin Marie Therese ausgegebenes Bulletin lautet : heftiger, Halsentzündung viel besser, während der Nacht genü- gend Schlaf, die Bewegung der Hände durch rheumatische Schmerzen erschwert. :

Die Arbeiten für die Neubewaffnung und Aus-

rüstung der Feldartillerie sind dem „Pester Lloyd“

zufolge bereits soweit gediehen, daß wenigstens die drin- endsten Arbeiten in den Werkstätten des K. K. Arsenals in Wien als nahezu beendet betrahtet werden können. Die Arsenals-Direktion steht in Folge dessen im Begriffe, allmählich wieder zu dem normalen Stande an Arbeitern fas Schon in der vorigen Woche hat man mit der Entlassung von hundert Arbeitern begonnen. Jm Laufe des Monats Mai wird die Ausrüstung der gesammten Feldartillerie mit dem neuen Geshütmaterial beendet sein.

JFnnsbruck, 27. März. Das Gesammtresultat der Landtagswahl in der Fädtischen Gruppe ist folgen- des: Gewählt wurden in Deutsh-Tirol fünf Liberale und zwei Klerikale, in Wälsch-Tirol sechs Nationalliberale. Die Handelskammern in Fnnsbruck, Bozen und Roveredo wählten durchweg liberal. Der Großgrundbesiß wird seine zehn Ab- geordneten erst am 5. April wählen. :

Großbritannien und Jrland. London, 29. März. (E. C.) Die Königin is} gestern Morgen von Windsor nah Osborne übergesiedelt. Auf der Jnsel Wight wird Jhre Majestät bis zu ihrer Uebersiedelung nach Balmoral verbleiben. Bei dem gestrigen Ministerr athe waren E Mitglieder des Kabinets vereinigt. Am 26. Md Nad gu Tours der Feldmarschall Sir Fohn Forster

lhgerald.

(A. A. C.) Ein Erlaß in der indishen Amtszeitung zeigt an, daß in Folge der Erneuexung der seit 1873 fsuspen- dirt gewesenen freundschaftlichen Beziehungen mit Khelat die diplomatische Vertretung der indischen Negierung daselbft wiederhergestellt ist. Major Sandeman ist zum di- plomatishen Agenten bei dem Beludschistan ernannt worden.

Frankreih. Paris, 28. März. Das „Journal officiel“ meldet, daß der Vize - Admiral Maae ohne Altersgrenze in der ersten Sektion der Cadres des allgemeinen Generalstabs der Marine beibehalten bleibt, und zeigt die Berufung des Vize-Admirals Dupré zum See- präfekten von Toulon und diejenige des neubesörderten Vize- Admirals Garnault zu dem gleihen Amt in Rochefort an.

29. März. (Köln. Ztg.) Der Minister des öffent- slihen Unterrichts, Hr. Waddington, übernimmt die Verwaltung des Ministeriums des Jnnern während der Abwesenheit des Hrn. Jules Simon, der auf Rath seines Arztes eine Reise nah Jtalien macht. Der dänische Gesandte, Graf Moltke, und der Minister des Auswärtigen, Herzog Decazes, unterzeichneten heute den Auslieferungs- vertrag zwishen Frankreich und Dänemark. Prinz Anton Bonaparte, vierter Sohn Lucian Bona- parte’s, ist in Florenz gestorben. Die Budget- Kommission sprach sich gestern für die. vollständige Auf- hebung der Taxe auf Dele und der Steuer auf Frachtgut aus, ohne Herabminderung der Zahlungen an die Bank von Frankreich. Das „Bien Public“ meldet: „Mehrere De- putirte dringen seit einigen Tagen bei dem Minister der Justiz auf Anwendung der Vorschriften des Gesebes, be- treffs der religiösen Orden, deren geseßlihes Bestehen nicht anerkannt ist.“ Das Panzers\chiff zweiten Ranges A id Tief gestern in Rochefort glücklih vom Stapel,

Î Spanien. Sevilla, 27. März. (Ag. Hav.) Der König ist gestern Nachmittag um 4 Uhr von Xerez hier an- gekommen. Die Minister und die Behörden, sowie seine Mutter, die Königin Jsabella, alle Prinzessinnen und die ganze Familie des Herzogs von Montpensier erwartetén ihn auf dem Bahn- hofe. Der König und sein Gefolge begaben \ich sofort in die Kathedrale, wo ein Tedeum gesungen wurde. Demnächst be- gab er sih in den Alcazar. Die Menge bezeugte dem König

in begeisterter Weise ihre Sympathien.

Madrid, 28, März. (Ag. Hav.) Die früherenCarlisten - Chefs Mendiri und Mongroviejo haben in Madrid den König Alphons XIl!. anerkannt. Der Gesandte Spa- niens bei dem päpstlichen Stuhle, de Cardenas, ist hier eingetroffen. : |

Bilbao, 28. März. (Ag. Hav.) Die Deputation der Delegirten der Distrikte von Biscaya ha : sih geweigert, die fueralen Junten zusammenzuberufen, unter dem Vor- geben, daß dies eine Anerkennung des Geseßes gegen die Fueros involvire.

Italien. No m, 24. März. (H. N.) Der Kriegs-Minister überreichte in der vorgestrigen Sißung der Deputirten - kammer einen Gesehentivurf: betreffend die Verwaltung des Armeebekleidungswesens, durch dessen Annahme eine Ersparniß von 1,300,000 Lire erzielt werden soll, und hatte dann die Genugthuung, daß ihm der verlangte außerordent- lihe Kredit von 15,132,000 Lire, welcher mit: 5,000,000, mit 6,386,000 und mit 3,746,000 Lire auf die Budgets der nächst-

General - Gouverneur in

ieber niht

folgenden drei Jahre vertheilt werden soll, mit 178 gegen 66 Stimmen bewilligt wurde, und zwar nachdem mehrere vorgeschlagene Aenderungen mit großer Majorität abgelehnt worden waren.

2. März. Der Finanz-Minister hat gestern der Kammer einen Geseßentwurf, betreffend die Konvertirung von Pfarreien U. \. w., vorgelegt.

_— (M. i tg.) DieBureaus desSenats haben das U n- vereinbarkeitsgeseß zu Ende berathen und befürworten die nachstehenden Abänderungen an dem von der Abgeordneten- kammer festgestellten Texte: a. die Aufhebung der Unwähl- barkeit der Kultusbeamten, sofern dieselben das Amt des Seel- sorgers nit ausüben; b. die Auss{hliéßung der Stabsoffiziere der Landarmee und Flotte, wie dies ursprünglich von der Regierun E wurdez c. die Wählbarkeit der Advokaten und Prokuratoren der großen, vom Staate unterstüßten Ge- sellschaften; d. die Erhöhung der erlaubten Zahl wählbarer „Beamten“ von 40 auf 51, ebenfalls dem ursprünglichen An- trage der Regierung entsprechend; und e. die Absh3ffung der einzelnen Beamten-, Kategorien“ und Feststellung einer einzigen Beamten- Kategorie, so daß, wenn die zulässige Zahl der wähl- baren „Beamten“ überschritten würde, durh das Loos zu ent- scheiden wäre, wessen Wahl als ungültig zu betrachten sei.

Der „Diritto“ widmet der Art der Verwaltung der mildenStiftungen unter der Regierung der Moderati einen Artikel und weist nah, daß die Verwalter einen großen Theil der Einkünfte zu ganz andern als den vorgeschriebenen Zwecken, und weniger im Jnteresse der Armen als im Jnter- esse der Priester, Mönche und Nonnen. verwandt haben. Von 25,000 Verwaltern milder Stifungen Lilien nur 5236 Rech- nung abgelegt, 1330 Verwaltungen hätten weder Archive, noch Register, noch Protokolle, 4449 derselben seien ohne Jn- ventarium. Die Güter der Stiftungen seien vielfah ver- shleudert und verkauft worden. Der „Diritto“ \c{lägt daher vor, eine strenge parlamentarische Untersuhung über die Lage der Stiftungen anstellen und nah Beendigung derselben ein neues Geseg zur besseren Verwaltung derselben dem Parla- mente vorlegen zu lassen.

30. März. (W. T. B.) Der Papst, der heute früh- zeitig seine Gemächer verlassen, hat die Kardinäle empfan- gen, welche ihn zum Osterfeste beglückwünshten. Sodann be- gab er sich nah der kleinen Tribüne der Peterskirche, um dem Gottesdienst beizuwohnen und ertheilte nah Beendigung desselben Audienzen, Jn Folge der es die päpstliche Allokution hervorgerufenen Polemik wird der Vatikan ein auf diese Frage bezüglihes Memorandum an die verschiedenen Nuntien fenden.

Griechenland. Athen, 29. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat heute den Geseßentwurf, betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 10 Millionen für militä- rische Zwecke in dritter Berathung angenommen. Der Minister-Präsident Delegiorgis erklärte danach die Session für beendet.

Türkei. Konstantinopel, 29. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat heute die Berathung der Adresse auf die Thronrede des Sultans fortgeseßt. Meh- rere Deputirte sprachen sih gegen jede Gebietsabtretung an Montenegro aus. Ein hierauf -bezüglicher Passus soll in die Adresse aufgenommen werden. Obwohl die montenegri- nischen Delegirten Konstantinopel in dieser Woche noch nicht verlassen werden, erscheint die Wiederaufnahme der Ver- handlungen doch unwahrscheinlih, da kein Theil Zugeständ- nisse machen will. Heute findet ein außerordentlicher Ministerrath statt.

(W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat die Be- rathung der Adresse auf die Thronrede des Sultans E beendet und dieselbe nahezu einstimmig angenommen.

n Bezug auf die Tee Meere Mis mit Montenegro wird in der Adresse der Zuversicht Ausdruck gegeben, daß die türkische Regierung bei diesen Verhandlungen den U und der Wür:e des osmanischen Reiches entsprechend versah- ren werde. Außerdem wird darin die Zustimmung der Ver- sammlung zu der Verwerfung der Vorschläge der Konferenz ausgesprochen. : /

30. März. (W. T. B.) Morgen findet wieder eine Konferenz der montenegrinischen Delegirten mit dem Minister des Auswärtigen, Safvet Pascha, statt.

London, 29. März. (W. T. B.) Ein friedliches Arrangement wird für wahrscheinlich gehalten. Die diesseitige Regierung soll entschlossen sein, das Protokoll zu unterzeichnen. :

(W. T. B.) Das Journal „Globe“ veröffentlicht ein Telegramm aus Pera vom heutigen Tage, nach welchem die türkishe Regierung von einem ihrer Botschafter im Auslande eine Depesche erhalten haben soll, worin der- selbe sie auf die Möglichkeit eines demnächst ausbrechenden Krieges aufmerksam gemacht habe. Fn Folge dieser Depesche habe die türkishe Panzerflotte Befehl erhalten, von dem Mar- morameere an die Mündung des Schwarzen Meeres zu gehen. Eine Bestätigung dieser Meldung liegt niht vor.

30. März. (W. T. B.) Für die Zeii der Abwesen- heit des Botschafters Elliot von Konstantinopel ist Layard zum Vertreter Englands daselbst ernannt worden. Die kon- servativen Blätter billigen diese Ernennung. „Times“ und „Daily News“ erheben gegen dieselbe Bedenken und bemerken, daß Layard Türkophile sei. Die Morgenblätter be- sprechen die Situation und glauben meistens, daß die Aussichten für die Erhaltung des Friedens sehr günstig seien. Die „Morningpost“ sagt, wenn die Erwar- tung auf eine friedlihe Lösung der Differenzen nicht so oft getäuscht worden wäre, würde sie positiv ankündigen, daß sämmtliche Streitpunkte zwishen England und Rußland be- seitigt seien. Dees sei es jedenfalls gewiß, daß eine Ver- ständigung zwischen beiden Mächten erzielt worden sei, ver- möge deren Rußland im Stande sein werde, mit Ehren in Gemeinschaft mit der Türkei abzurüsten. Auch werde das Protokoll demnächst unterzeichnet werden. | j

(W. T. B.) ier eingegangene Privatnachrichten wollen wissen, daß Rußland sih bereit erklärt habe, seine Armee zu demobilisiren, sobald die Türkei mit Monte- negro Frieden geschlossen und ihrerseits das Protokoll accep- tirt hätte. Die Türkei solle zur Vereinbarung in der Demo- bilisirungs-Angelegenheit einen Abgesandten nah St. Peters- burg schicken. Diese zwischen England und Rußland getroffenen Nebenabreden sollen nicht in das Protokoll aufgenommen, sondern einem besonderen Memorandum einverleibt werden.

31. März, Morgens. (W. T. B.) Die Morgenblätter fahren fort, die Situation als eine sehr friedliche an- zusehen und betrahten die Unterzeihnung des Proto-

Folls als unmittelbar bevorstehend. Die „Times“ hofft, der neue Vertreter Englands in Konstantinopel, Layard, werde der Pforte cinprägen, daß sie nihts unternehme, wo0o- dur das Protokoll annullirt werden könne.

Wien, 29. März. (W. T. B.) Ein weiteres Telegramni der „Politischen Korrespondenz“ aus St. Petersbur vom heutigen Tage meldet, daß der gestern (in London. D. Ned. abgehaltene Ministerrath auf die Aufforderung der russischen Regierung, seine Antwort in der Protokollfrage binnen 5 Tagen zu ertheilen, seine R Pen ausgesprochen habe, das Protokoll unter Acceptirung der von dem russischen Kabinet vorgeschlagenen Fassung und die Abrüstungsfrage fallen lafsend, zu unterzcihnen.

(W. T. B.) Die „Politische Korrespondenz“ meldei aus London vom heutigen Tage: „Nach verläßlichen Naqhrichten hat der gestrige Kabinetsconseil die Gegen- vorshläge Rußlands im Wesentlihen angenommen. Die Hauptshwierigkeit in“ der Abrüstungsfrage ist prinzipiell als Leteitigt zu betrahten. Die Berathungen wegen Redigirung des Protofolls find im Zuge.“

30. März. (W. T. B.) Ein der „Politischen Kor- respondenz“ zugegangenes Telegramm aus London vom heutigen Tage, welches die Ernennung Layards zum Vertreter Englands bei der Pforte bestätigt, meldet, daß der- va einstweilen mit dem Range eines außerordentlichen Ge- andten nah Konstantinopel gehe. Abweichend von der Auf- fassung einiger Londoner Blätter, welche Layard als türken- freundlih schildern, bemerkt die „Politische Korrespondenz“, daß die Entsendung desselben mit den Rußland in dem Pro- tokoll gemachten Konzessionen in Verbindung gebracht werde.

Brüssel, 29. März. (W. T. B.) Der „Nord“ führt aus, daß die gleichzeitige Demobilisirung Rußlands und der Türkei Ea wenig zuläsig erscheine, wie die vorgängige Abrüstung Rußlands, wenn nicht sichere Garantien dafür ge-- boten würden, daß s\ih die Pforte den Entscheidungen der europäischen Mächte füge. Leßteres sei jedoh in einem Augen- blick, wo die türkishe Regierung den Frieden mit Montenegro verweigere und angesichts der jüngst wieder in der Türkei vor- gekommenen Exzesse kaum als möglih anzusehen.

St. Petersburg, 29. März. (W. T. B.) Nach Londoner Telegrammen is ein schließlihes Einvernehmen in der Protokollfrage jeßt mehr als wahrscheinlih; die Ueber- einstimmung ist mehr und mehr zu Tage getreten; die noh zur Erwägung stehenden Punkte beziehen sich auf sekundäre eFragen. Die montenegrinishen Gesandten in Kon- stantinopel haben keinen Befehl erhalten, abzureisen.

30. März. (W. T. B.) Obschon die Thatsache der formellen Protokollunterzeihnung noch nicht perfekt ist, jo ist do alle Aussicht vorhanden, daß dieselbe unmittel- bar bevorsteht.

(W. T. B.) Wie die „Agence Russe“ vernimmt, soll das Protokoll morgen in London unterzeichnet werden. Einer Mittheilung biefaas Zeitungen zufolge, ist in Diar- befir (asiatishe Türkei) ein Aufstand ausgebrochen, da die Bevölkerung sich der Rekrutirung widersetzt.

Nust\chu k, 28. März. Ein soeben eingetroffener Befehl des Seraskieratas ordnet die lgfonige Mobilisirung der der Territorial-Armee des Donau-Vilajets an, welche 25,000 Mann stark ist.

Belgrad, 28. März. Das Amtsblatt veröffentlicht das Protokoll, betreffend den Friedens\chluß sammt der Erklärung des Fürsten über die Annahme desselben und dem Natisikationsferman des Sultans. Eine besondere Regie- rungs-Kommission ist mit der Berathung über den Ent- wurf für die Vereinfachung der allgemeinen Landes- administration beauftragt.

Ragusa, 28. März. Von dem in Nord-Bosnien residirenden Central-Fnsurrektionscomité ist eine Proklama- tion an alle Bosnjaken christliher Konfession und serbisch- Éroatischer Nationalität erlassen worden, worin dieselben zum ferneren Kampfe gegen die Türken aufgefordert werden. Die serbische Regierung habe Bosnien im Stiche ge- lassen, Serbien habe aber kein Mandat, für die bosnischen Christen Verträge abzuschließen. Montenegro, die Hoffnung der Serben, stehe auf dem Kriegsfuße zur Pforte und werde die Bosnjaken gewiß niht verrathen. Auch der „große slavische Staat“ werde dieselben nicht dem Verderben preis- geßen wollen. Die Devise der Kämpfer gegen die Türken fei: „Kampf bis zum Tode, Sieg bis zur gänzlichen Freiheit !“

Wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, sind die aus Serbien zurückgezogenen türkishen Truppen, be- stehend aus 27 Bataillonen, 6 Feldbatterien, 2 Kavallerie-Re- gimentern, wie folgt, vertheilt worden: 16 Bataillone, 3 Batterien, 1 Kavallerie-Regiment werden, sowie das ganze Corps von Saitschar zur Verstärkung des Widdiner Corps herangezogen und in der Umgegend Widdins und längs der Donau bis Lom-Palanka und Rahova untergebraht; 4 Ba- taillone, 1 Batterie gehen nach Nikopolis, 2 Bataillone nah Sistow, der Rest von 5 Bataillonen, 2 Batterien und 1 Ka: vallerie-Regiment nah Sofia, wo die Reserve-Armee gebildet wird. Es werden nämlich, unabhängig von den an- deren Transporten, über Varna 2c. von Konstantinopel per Bahn über Adrianopel bedeutende Truppenzüge befördert, welche zum größten Theile zum Corps von Sofia abgehen. Das Corps von Sofia zählt mit Einschluß der Bataillone aus Alexinaß und der Nischer Garnison gegenwärtig 17 Jnfanterie-Bataillone, 2 Kavallerie-Regimenter und 6 Batterien. Zur Bildung diefes Corps werden außer den Redits des zweiten und dritten Armee-Corps auch ein Theil der Garde-Nizams, nämli des ersten Corps, verwendet; einige Trains Garde-Nizams sind bereits in Sofia eingetroffen. Jn leßter Zeit hat man bez trächtlihe Verstärkung nah der Dobruds ha abgehen lassen, so wurden theils von der obern Donau und Silistria, theils über Varna und Küstendsche im Laufe der lezten Woche acht Bataillone und drei Batterien dahin befördert. Der gegen- wärtige Stand der Armee längs der Donau nebst der Dobrudscha und der Reserve-Armee von Sofia beträgt 162,000 bis 165,000 Mann, nämlih 148,000 Mann Jnfanterie, 8 Jäger-Bataillone, 6 Kavallerie-Regimenter und 25 Feld- batterien. Die Tscherkessen-Kavallerie ist mit Ausnahme jener Éleinen Trupps in der Dobrudsha noch nirgends aufgeboten worden.

Dänemark. Kopenhagen, 28. März. (H. N.) „Morgenbl.“ meldet, daß dexr König und der Kron- prinz dem Conseilspräsidenten Estrup am 21. d. M. uner: wartet einen Besuch abstatteten, um ihm aus Anlaß der Ver: trauens-Adresse, die ihm von 883 Einwohnern des Lande zugestellt worden, Glück zu wünschen. Der Dreißiger- Ausschuß hat seine Verhandlungen geschlossen, ohne daß einz