1877 / 78 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 03 Apr 1877 18:00:01 GMT) scan diff

E D E P E E av angr O was

genen Grundstücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Münster Nr. 11 S. 61, ausgegeben den 17. März 1877; i

5) der Allerhöchste Erlaß vom 19. Februar 1877, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts und der fiskalischen Vorrechte für den von den Ständen des Kreises Warendorf beschlossenen Bau einer Chaussee von Sassenberg im Kreise Warendorf über Greffen, Härse- winkel und Marienfeld bis zur Bezirksgrenze in der Richtung auf Gütersloh und für den von der Stadt Gütersloh im Kreise Wieden- brüdck bes{lossenen Bau der Ans{lußstrecke von der Dezickvgerne bis Gütersloh, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu ün- ster Nr. 11 S. 61, ausgegeben den 17. März 1877.

Nichtamtliches. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 3. April. Se. Majestät der Kaiser und König wohnten an beiden Osterfeiertagen dem Gottesdienste im Dome bei, empfingen außerdem am Oster- sonntag Allerhöchstihren D rei utanten, Oberst-Lieutenant von Stülpnagel vor dessen Abreise nach München, nahmen militärishe Meldungen in Gegenwart des Gouverneurs, Generals der Jüfanterie von Boyen, entgegen und ertheilten am zweiten Feiertage dem großbritannischen Militärbevoll- mächtigten General Walker und dem nah Brüssel zur i tigen Gesandtschaft kommandirten Major von Sommerfeld vom Generalstabe Audienzen. Am zweiten Feiertage mel- dete Sich Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich vor seiner Nüdckreise nah Cassel ab. - iu

eute empfingen Se. Majestät der Kaiser und König den Polizei-Präsidenten von Madai, nahmen in Gegenwart des Gouverneurs und des Kommandanten militärische Mel- dungen und ems die Vorträge des Generals von Al- bedyll und des Oberst-Kämmerers Grafen Redern entgegen besuhten Se. Majestät den Kaiser von Brasilien im Hotel de Rome und nahmen Allerhöchstdessen Gegenbesuch ent-

gegen.

Beide Kaiserlihe Majestäten wohnten am 1. Osterfeiertage mit Jhren Königlichen Hoheiten dem Groß- erzog und der Großherzogin von Baden dem Manne im ome bei. Das Familiendiner fand bei Jhren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kron- prinzessin statt. L : Da Gestern wohnte Jhre Majestät die Kaiserin- Königin mit Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden dem Gottesdienste in der Kapelle des Augusta-Hospitals bei. Beide Kaiserliche auen dinirten bei Sr. Durch- laut dem Fürsten Heinrich VIl. Reuß und Jhrer Hoheit der Prinzessin Marie von Sachsen, Arn Reuß. i Heute statteten die Kaiserlichen Majestäten den Kaiferlih brasilianishen Majestäten einen Privatbesu ab, der von Aller- öchstdenselben erwidert wurde. Den Kammerherrndienst ei Jhrer Majestät der Kaiserin-Königin übernahmen die Königlichen Kammerherren Graf Magnis und Freiherr v. Ende. Heute findet im Königlichen Palais ein Diner statt.

Se. ene und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sih am Sonnabend früh 6 Uhr mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm zur Jagd nas dem Forstrevier Spandau und von dort Mittags 12 Uhr nah Fe nam wohnte daselbst mit Jhrer Kaiserlichen und

öniglihen Hoheit der Kronprinzessin, Höchstwelche 12 Uhr Mittags von Berlin abgefahren war, der Tauffeierlihkeit im Hause Höchstseines persönlihen Ad- jutanten, des Majors von Liebenau, bei und fkehrte Nachmittags 4 Uhr wieder hierher zurück. Abends 6 Uhr war Se. Kaiserlihe Hoheit mit Jhren König- lichen Hoheiten den Prinzen Wilhelm und Heinri in der liturgishen Andacht im Dome anwesend, stattete um 7t Uhr Jhren Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Moriß von Sachsen-Altenburg im Königlihen Schlosse einen Besuch ab und empfing Abends 9 Uhr Jhre Hoheit die Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen auf dem Anhalter Bahnhofe.

Am ersten Osterfeiertage, Vormittags Uhr, begaben Sih Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin zu Jhren Majestäten und wohnten später mit Jhren Königlichen Hoheiten den Prinzen Wilhelm und Heinrih und den Prinzessinnen Charlotte und Victoria dem Gottesdienst m Dome bei, von wo Sich Jhre Kaiserlihe Hoheit die Kronprinzessin nah der Englischen Kapelle im S(hlofse Monbijou begab. Von 1F Uhr ab unternahm Höchsidieselbe cine Spazierfahrt mit Jhrer Hoheit der Prinzessin Moriß von Sawsen-Alten- burg. Um 5 Uhr Nacmittags fand bei Jhren Kaiserlichen Hoheiten das Familien-Diner und die Verlobungsfeier Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Charlotte mit Sr. Hoheit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen statt. Abends 7 Uhr besuhte Se. Käiserlißhe Hoheit der Kronprinz mit Jhren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Waldemar und der Prinzessin Victoria die Vorstellung im Opernhause und war von Uhr ab zum Thee bei Jhren Königlichen Hoheiten den Großherzogli badischen Herrschaften im Kaiserlichen Palais.

Gestern Vorinittag empfing Se. Kaiserlihe und König- lihe Hoheit der Kronprinz den Kaiserlihen Konsul Haupt aus Rio und ertheilte dem Königlich großbritannischen Heneral Walker Absciedsaudienz. Abends 10 Uhr ge- leitete Se. Kaiserliche Hoheit den Prinzen Heinrich, Königliche Hoheit, _bei dessen Abreise nah Cassel zum Potsdamer Bahnhofe.

Se. Majestät der Kaiser haben auf die Glück- wunschadresse der Gemeinde-Kollegien der Stadt München zu Allerhöthstihrem Geburtstage an den Magistrai von München das nachst:-hende Dankshreiben gerichtet: :

„Unter den Beweisen der Theilnahme, welhe Jh beim Ab- luf Meines acbhtzigsten Lebensjahres empfangen hake, ist Mir die Zuschrift der Gemeindekellegien von München besonders willkommen gewesen. Jh freue Mich des Elückwunsches einer Stadt, welche als bevorzugter Vereinigung2punkt deutschen Geistesieben3 eine so her- rorragende Stellung einnimmt, und {äße die Anerkennung, die Mir an dem bedeutungrollen Tag aus dem Herzen des dortigen bundes- treuen Landes mit waderem Mannetwrort zu Theil geworden ift. Meinen Dank dafür wird Mein Bestreben bethätigen aub in dem neuen Leben8abs{hnitt wie bizher Meine Kraft dem clôZlich fortschreitenden deuts&en Einigungêwerk «in rellem Make zuzuwenden. Wohl darf Ib mit Genugthuung darauf zurückblicken, daß Meines Lebens wrecselrolle Geschichte mit der entli&en Erfüllung

E

Jahrhunterte alter nationaler Wünsche verknüpft ist. Allein fern davon, Mich persönli mit dem in Ihrer Zuschrift Mir gewidmeten Ruhm zu \{hmüdcken, weise Ich vielmehr die zum Heile des Vater- landes erzielten Erfolge allein dem Walten der göttlichen Vorsehung zu, ohne zu vergessen, was Ich- bei dem Unternehmen, dem Deutschen Reiche die gebührende Stellung unter den Völkern wieder zu ver- leiben, der thatkräftigen Mitwirkung treuer Bundesgenofsen zu ver- danken habe. Berlin, den 26. März 1877. Wilhelm.“

Aus dem Großherzogthum Baden hatten die Ver- treter derjenigen Städte des Großherzogthums, für welche die Städteordnung zuständig ist, an Se. Majestät den Kaiser zu Allerhöchstdessen Geburtstage eine Glücckwunschadresse ge- rihtet. Hierauf ist das nachfolgende Dankschreiben an den Ober-Bürgermeister Lauter in Karlsruhe eingegängen:

„Die Glückwünsche, welhe Sie Mir mit den Herren Ober- Bürgermeistern der Städte Baden-Baden, Bruchsal, Freiburg, Heidelberg, Konstanz, Mannheim und Pforzheim in der gemein- \haftlihen Adresse, d. d. Baden-Baden, den 22. d. M., zur Vollendung Meines actzigsien Lebensjahres dargebracht haben, sind Mir sehr augenchm gewesen. Empfangen Sie für Sih und Jhre Amtsgenossen Meinen herzlibsten Dank. Die mannhaften Worte, mit welchen die Vertreter der bedeutendsten Städte des Großherzog- thums Baden Mich ihrer Sympathie für das deutsche Einigungswerk versichern, sind Mir eine Quelle der Genugthuung im Hinblick auf Das, was Ich mit Gottes gnädiger Hülfe für das Gesammtvaterland habe wirken können, aber au eine willkommene Anregung, das begon- nene Werk auf dem muthig betretenen Wege gedeihlih zu fördern. Jch babe in diesem Bestreben an Ihrem hd{sinnigen Landesherrn und Seiner Regierung eine stets bewährte kräftige Stütze; sie ist das Ergebniß eines wohlbegründeten gegenseitigen- Vertrauens, das von der verständnißvollen Zustimmung des badischen Volkes getragen wird. Helfen Sie nebst der von Jhnen vertretenen Bürgerschaft mit allen Kräften dieses {öne Verhältniß zu bewahren, halten Sie mit fester Treue an Fürst und Reich, um Jhrerseits gebührend dazu beizutragen, daß die Zukunft des Deutschen Reiches den von der Gegenwart glücklih eröffneten Aussichten entspreche.

Berlin, den 28. März 1877.

Wilhelm.“

Hinsichtlih der diesjährigen größeren Truppen- übungen ist Folgendes Diimunt worden : 1) Für das Garde- Corps hat das General-Kommando desselben Vorschläge ein- zureihen. Das 3. Garde-Regiment z. F. und das 4. Garde- Grenadier-Regiment Königin betheiligen sich an den Uebungen des X. beziehungsweise VIIT. Armee-Corps. 2) Das VII., VIT. und XIV. Armee-Corps sollen jedes für sh große Herbstübungen vor Sr. Majestät dem Kaiser und e ab- halten. Betreffs Zeit und Ort dieser Uebungen wird näheren Vorschlägen entgegengesehen. 3) Die übrigen Armee-Corps habeu, soweit niht aus Nr. 5 Abänderungen si ergeben, die im Abschnitt 1. des Anhangs 111. der Verordnungen vom 17. Funi 1870 erwähnten Uebungen mit der Einschränkung abzuhalten, daß die Divisionen nur zu zehntägigen Divisionsübungen zu- sammengezogen werden und bei leßteren die Dauer der Periode b. auf 3, die der Periode e. auf 2 Tage festgeseßt wird, ein Quartierwechsel nur in Periode b. und ein Manöver beider Divisionen gegen einander überhaupt nicht stattfinden darf. 4) Wo die Heranziehung der Artillerie Kosten verursacht, ist von der Zutheilung von Artillerie an die Brigaden während der leßten Tage ihrer Uebungen abzusehen. Zu dem Erer- ziren der Kavallerie-Brigaden hat eine Zuziehung von nicht reitender Artillerie ganz zu unterbleiben. 5) Behufs Uebung der Kavallerie im Brigade- und Divisionsverbande sind unter Kommando des General-Majors von Wichmann, Comman- deurs der 25. Kavallerie-Brigade (Großherzoglich hessischen), auf 13 Tage zusammenzuziehen: das 1. Hessische Husaren-Regi- ment Nr. 13, das 2. Hessishe Husaren-Regiment Nr. 14, die 25. Kavallerie-Brigade (Großherzoglih Hessische), (die Regi- menter zu 4 Escadrons), sowie eine reitende Batterie des Hesfischen Feld-Artillerie-Regiments Nr. 11 und die reitende Batterie des Großherzoglich Hessishen Feld-Artillerie-Regiménts Nr. 2% (Großherzoglihes Artillerie-Corps). Wegen Hinzu- tritts einer driften Kavallerie-Brigade zu dieser Division und Kommandirung der Brigade-Commandeure, fowie eines Ge- neralstabs - Offiziers is weitere Bestimmung vorbehalten. 6) Zur Abhaltung von Gefehts- und Schießübungen der Jn- fanterie, Jäger und Schüßen im Terrain, sowie zu garnison- weisen Felddienstübungen mit gemischten Detachements werden den General-Kommandos und der Jnspektion der Jäger und Schüßen dur das Kriegs-Ministerium Mittel zur Disposition gestellt werden. 7) Beim Garde-Corps, 1., 111, 1V., V., VI und XV. Armee-Corps haben Kavallerie-Uebungsreisen stattzu- finden. 8) Die SDeneral-Kommandos werden ermächtigt, von jedem Ulanen - Regiment, welches nicht mit Jn- fanterie zusammen garnisonirt, je einen Offizier und per Escadron je einen Unteroffizier zum nähst- gelegenen Jnfanterie-Truppentheil behufs Ausbildung als Lehrer für den Schießdienst und für das Gefeht zu Fuß auf vier Wochen zu kommandiren. 9) Jm Juli ‘und August d. Js. soll bei Schönebeck auf der Elbe eine größere Ponton- nierübung in der Dauer von etwa drei Wochen, unter Be- runs au Sve: je zwei Compagnien des Nieders(hlesischen Pionier-Bataillons Nr. 5 und des Sglesishen Pionier- Bataillons Nr. 6, sowie je einer Compagnie des Pommerschen Pionier-Bataillons Nr. 2, des Brandenburgischen Pionier- Bataillons Nr. 3 und des Magdeburgischen Pionier-Bataillons Nr. 4 zur Ausführung kommen.“ 10) Von den unter 1, 3 und 5 bezeihneten Uebungen müssen fämmtlihe Truppen vor dem 28. September d. Js. in die Garnifonorte zurücgekehrt sein.

Der Minister des Jnnern hat die Königlichen Regie- rungen und Landdrosteien durch Cirkularerlaß vom 8. v. M. auf das in der Untersuhungsfache wider Kopelowiß ergangene, in „Oppenhoffss Rechtsprechung“, Band 17 Hest 6 S. 572 abgedrudte Erktenntniß des Ober-Tribunals vom 20. September v. J. aufmerksam gemaht, nach wel- hem die strafrechtlihe Verfolgung wegen Führung eines von einer amerikanischen Universität erfauf- ten Dokttor-Titels auf Grund des §. 147 der Ge- werbe-Ordnung schon jezt solhen Personen gegenüber gefichert ift, welhe gewerbêsmäßig ärztliche Handlungen unternehmen. Der Minifter fpriht dabei die Erwartung aus, daß damit dem Unfuge, der mit den amerifanishen Doktor- diplomen getrieben wird, in der Hauptsache werde gesteuert

werden können, denn die Fälle, in denen andere Personen als solche, welche si der Kurpfuscherei hingeben wollen, na jenem: Titel streben, würden wohl nur vereinzelt vorkommen. Gleichwohl seien au die Fälle der leßteren Art, und zwar aus dem Gesichtspunkte des §..360 Nr. 8 des Strafgeseßbuchs, zur strafgerihtlichen Verfolgung zu ziehen.

Der Propst Valentin Zientkiewicz in Posen war wegen eines Vergehens gegen die Maigeseßze zu einer Geldstrafe verurtheilt worden und hatte, um die Zwangs- vollstreckung in diese Forderung zu ershweren, eine ihm zu- stehende Pachtgelderforderung cedirt. Er wurde deshalb auf Grund des §8. 288 des Strafgeseßbuches: „Wer bei einer ihm drohenden Zwangsvollstreckung in der Absicht , die Befriedi- gung des Gläubigers zu vereiteln, Bestandtheile seines Ver- mögens veräußert oder bei Seite scha , wird mit Gefängniß bis zu zwei Jahren v P angetlagt. Das Covellationds gert zu Posen sprach ihn jedoch frei, weil er zwar die Ab- d

iht gehabt habe, die Zwangsvollstreckung in diese For-

erung zu vereiteln, dies aber zur Anwendung des

q 8. 288 des jt vorauäjehe, d niht ausreiche, dieser viel-

mehr die Absicht voraus eso die Befriedigung des Gläubigers günzlid zu vereiteln. Auf die Nichtigkeitsbe Riperhe des Ober-

taatsanwalts zu Posen vernichtete jedoh das Dber-Tribunal dur Erkenntniß vom 14. Februar d. J. das zweite Urtheil und verwies die Sache zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung in die 1l. Jnstanz zurück. „Die Ausführung des Appellationsrichters“ bemerkt das Ober-Tribunal in seinem Erkenntnisse, „ist rechtsirrthümlich, da der §. 288 a. a. D. wie dies don in dem Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals vom 8. Januar 1875 nachgewiesen ist, keineswegs die Absicht erfordert, die Befriedigung des Gläubigers E YONDE sondern nur die Absicht, die durch die drohende Exekution gesuchte Befriedigung zu vereiteln.“

Der General der Ten Mer Staats-Minister von Stosch, Chef der Kaiserlichen Admiralität, hat sih, in Be- gleitung des Korvetten-Kapitäns Schering vom Admiralstabe, aae Jnspirungen auf einige Dage nah Wilhelmshaven egeben.

“Der General der Jnfanterie von Beyer, Gouver- neur von Coblenz und Ehrenbreitstein, welher kürzlich von dort zur Abstattung persönlicher Meldungen hier eingetroffen war, hat sih gestern von hier aus nach Düsseldorf begeben.

Zur Abstattung persönliher Meldungen sind mit Ur- laub hier eingetroffen: der General-Lieutenant Freiherr von Sell und der General-Lieutenant von Flöckher, Komman- dant von Altona.

Der General-Lieutenant und Remonte-Jnspecteur von Rauch und der General-Lieutenant und Train-Jnspecteur Kritter haben \sich auf Dienstreisen begeben.

Als Aerzte haben si niedergelassen: Ober-Stabs- und Negimentsarzt Dr. Weber in Brieg, Dr. Ludwig Senff in Levern, Dr. Lacour in Bochum, Pr. Hilsmann in Neheim, Dr. Falt, Dr. Eglerding und Dr. Grüne in Hamm, Dr. Eichel- baum in Netra.

Wiesbaden, 2W. März. Dritte Plenarsißung des Kom - munal- Landtags des Regierungsbezirks Wies- baden. Vor Eintritt in die Tagesordnung brachte der Abgeord- nete Dr. Schirm den Antrag ein, der Kommunal-Landtag wolle beschließen, die Königliche Staätsregierung zu ersuchen, dckß die Verfügung des Provinzial-Schulkollegiums zu Cassel, welhe nah öffentlihen Bekanntmachungen ‘des Direktors des Gelehrten- Gymnastums P wie des Direktors des Realgymnasiums zu Wiesbaden dahin ergangen sei, daß die pahl der in jene beiden Gymnasien neu aufzunehmenden Schüler nah dem zur Zeit vorhandenen Raum bemessen werden solle, und welche Verfügung nah einer weiteren Valaetntmbiitng des leßtge- nannten Direktors bereits die Sistirung weiterer Neuaufnah- men in das Realgymnasium zur Folge geen habe, als mit der Geseßgebung über das nafsauishe Schulwesen und der bisherigen Uebung niht übereinstimmend alsbald zurüdckge- zogen und daß die Beschaffung der nöthigen Räumliskeiten für beide Gymnasien angeordnet werde.

Derselbe Abgeordnete rihtete weiter mit Rücksicht darauf, daß nah einem Korrespondenzartikel d. d. Marburg in Nr. 127 der „National-Zeitung“ vom 16. März d. J. man sich in Regierungskreisen in der jüngsten Zeit mit dem Plane be- beschästigt habe, die Königliche Landesbibliothek zu Wiesbaden nah Marburg zu verlegen, an den Königlichen Kommunal- Landtags-Kommissar die Jnterpellation, ob es wahr sei, daß man \ich in Regierungskreisen mit dem Plan beschäftige, die genannte Bibliothek überhaupt von hier zu verlegen. Die Be- antwortung dieser Jnterpellation wurde für eine der nächsten Sitzungen zugefagt.

Nach Eintritt in die Tagesordnung brachte der Vorsißende zunächst die weiter eingegangenen Vorlagen und sonstigen Eingänge zur Kenntniß, und bewirkte deren Uebergabe an die betreffenden Kommissionen.

Hierauf erfolgte die Berichterstattung der zur Begutachtung der Frage wegen Verlegung des Etatsjahres für die kommu- nalständishe Verwaltung auf die Zeitperiode vom 1. April/1. April S Kommission. Der Antrag der Leßteren, von éiner

3erlegung des Etatsjahres zur Zeit noch abzusehen, ward angenommen. _

Weiter erfolgte die Berichterstattung: 1) wegen Ver- wendung der aus dem Geschäftsbetriebe der nafssauischen Landesbank im Jahre 1875 erzielten Uebershüfse; 2) wegen Verwendung der Ueberschüsse aus dem re 1876.

Der Antrag der Kommission, die bezeichneten Ueberschüsse aus 1876 im Betrage von 524,792 4 47 -Z dem nassauischen Central-Waisenfonds, wo thunlich in 44% Obligationen der nassauischen Landesbank zum Nominalwerthe, unter speziellen, eine ausgedehntere Fürsorge für Verpflegung und Erziehung der Waijen bezweckenden Bedingungen, wurde, nah Ablehnung eines Antrages des Abgeordneten Winter, wonach von jenen Uebershüsseu nur 300,000 F dem nafsauishen Central- Waisenfonds, der Rest dem Wegebaufonds überwiesen werden sollte, angenommen.

Ebenso wurde der Antrag der Kommission angenommen, von den Ueberschüssen der nassauishen Landesbank de 1876 im Betrage von 514,859 # 67 -Z§ nah Genehmigung der ues von 47,437 F an die Nane Sparkasse zum

weck der Erweiterung des Betriebsfonds derselben: a. den Betrag von 200,000 zur Beschaffung eines Detentionshauses für Corrigenden und eines Asyls für Landarme zu reserviren ; b. den Betrag von 300,000 4 der Jrren-, Heil- und Pflege- Anstalt Eichberg als Baufonds zu überweijen und c. den Rest von 14859 F#Æ dem ftommunalftändishen Verwaltungsaus-

e zur Verwendung für unvorhergesehene Fälle zur Dis- n u stellen. Alsdann folgte ie B:richterstattung der Kommis in Betreff der Uebereignung der bei dem Bau der it erbauten Cha von der Hessischen Ludwigs-Eisenbahn-Gesell-

saft erbauten Chausseestrecken an den Kommunalverban® gegen btretung der kasfirten Strecken an die nte Gesellschaft, und wurde der Antrag der Kommission, den kommunalständis Aus\{huß zu ermdatigen, den Austaush der bezeichneten Chausseestrecken zu vollziehen, angenommen. Endlich wurde der Antrag der Kommission angenommen, den fommunal- ständishen Ausschuß zu ermächtigen, in eilenden Fällen, ins-

sondere namentlich zum Zwecke der Bebauung dur Private

haussee-Eigenthum selbständig zu veräußern, sofern der Werth den Betrag von 3000 # nicht übersteige.

Sachsen. Dresden, 2. April. (W. T. B.) Der Oberbürger ::eister von Dresden, Pfotenhauer, ist heute früh in Folge eines Schlaganfalls gestorben.

Braunschweig. Braunschweig, 28. März. (Wef. Ztg.) Der Herzog hat dem nicht stimmführenden Mitgliede des Herzoglichen Staats-Ministeriums, Ministerial-RathGrotrian, das Departement für geistlihe und Shulsachen über- tragen.

Anhalt. Dessau, 31. März. Die Vermählungs- feier der Prinzessin Elisabeth von r pas mit dem Erb- großherzoge Adolph Fried rich von Medcklenburg-Streliß ist auf Dienstag, den 17. April cr., Abends Uhr, in dem Herzoglichen Schlosse hierselbst anberaumt.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 31. März. Der Landtag süx das Herzogthum i ha n auf den 9. April d. J. einberufen worden und wird si is Mv t mit den Voranschlägen der Se und zur Domänenkasse auf die Zeit vom 1. Juli 1877 bis dahin 1881 zu beschäftigen haben.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 2. April. (Köln. Zig.) Der König von Schweden is, mit dem Zuge von eidelberg kommend, hier eingetroffen. Se. Majestät wurde am Bahnhof durch den Gouverneur der Festung begrüßt ; darauf fand cine Fahrt nah den Forts statt. Die Rülckher nach Heidelberg erfolgt noch heute.

Hesterreih-Ungarn. Wien, 31. März. Pester Mel- dungen zufolge wird der ungarishe Finanz-Minister Koloman Szell gleih nah den ODsterfeiertagen ps eintreffen, um an der Fortseßung der Ausgleichsarbeiten theilzunehmen.

(W. T. B.) Der „Pol. Korr.“ zufolge stellt sich dem Prä- liminare von 1876 gegenüber das Ergebniß der österrei- hishen direkten Steuern um 4,065,000 Fl., das Er- gebniß der indirekten Steuern um 3,184,000 Fl. höher, das Gesammtergebniß demnach um 7,249,000 Fl. günstiger heraus. Jn den Monaten Januar und Februar des Jahres 1877 seien 14,956,000 Fl. direkte Steuern eingegangen, was der gleichen Periode des Vorjahres gegenüber ein Mehr von 460,000 Fl. ergebe; das Reinerträgniß der indirekten Abgaben in den Monaten Januar und Februar 1877 belaufe sih auf 26,512,000 Fl. oder ein Plus von 1,301,000 der nämlihen Periode des Vorjahres gegenüber, das Ergebniß der beiden Monate Januar und Februar des Jahres 1877 sei somit um 1,761,000 Fl. günstiger als dasjenige derselben Monate im Jahre 1876. «

Prag, 31. März. Die altczechishen Blätter veröffent- lihen die .Kandtdatenliste für die Landtagswahlen. Die früheren Kandidaten werden meistens wieder empfohlen, blos für aht ‘Wahlbezirke werden neue Kandidaten nominirt. Die Gesammtzahl der Kandidaten ohne Prag beträgt 67.

Pest, 30. März. Wie der „Pester Lloyd“ aus „voll- kommen verläßlicher Quelle“ erfährt, wird die ungarische Re- gierung den. ungarishen Regierungskommissar für die Pariser Weltausstellung erst nah erfolgter reihs- täglicher Aeg des auf die Kreditgewährung bezüg- liden Geseßvorschlages ernennen. Was die für diesen Posten designirte Persönlichkeit betrifft, so ist die Regierung ent- lossen, dieselbe niht aus den Beamtenkreisen zu entnehmen, und entbehren demnach alle bisherigen hierauf bezüglichen Kombinationen jeder Grundlage.

31. März. Das ungarische Amtsblatt publizirt die Ernennung der Kommissionsmitglieder für die Pariser Weltausstellung. Regierungsvertreter- ist der Sektionsrath Nemeth aus dem Handels-Ministerium; Präsident der Kom- mission ist Graf Julius Szapary.

Niederlande. Haag, 27. März. (Lpz. Ztg.) Die Erste Kammer der Generalstaaten hat in threr gestrigen Sizung der Uebereinkunft mit Deutshland über die Verbindung der deutschen und niederländishen Kanäle und in ihrer heutigen Sißung den Geseßentwürfen über die wei- tere Regelung des ünzw E in Niederländis\ch- Fndien (Einführung der Goldwährung neben der bestehen- den Silberwährung) und über die Erseßzung der kupfernen v bronzene Scheidemünzen in den Niederlanden ebenfalls ihre Zustimmung ertheilt.

Großbritannien und Jrland. London, 31. März. (W. T. B.) Die Einnahmen des Staates in dem Finanz 1a are 1876—1877 haben 78,565,036 Pfd. Sterl. betragen. ieselben übersteigen den Voranschlag um 153,036 Pfd. Sterl. und die Ei 1,433,343 Pfd. Sterl.

Frankreich. Paris, 30. März. (Köln. Ztg.) Jn der Dura Sizung des Budgetausschusses verlas Guichard Fire eriht über das Kultus-Ministerium. Jn demselben entwickelte er in ausführlicher Darlegung, wie Je es sei, die Geistlichkeit zur unbedingten Beob - ahtung der bürgerlihen Geseße anzuhalten. Er wies sodann nah, daß die Geistlichkeit unter der Monarchie eine minder große Freiheit genossen habe, als jet unter der Republik; es sei Lol Zeit, die vom Konkordate festgestellten Bedingungen zu trenger Anwendung zu bringen. General Bourbaki, Gouverneur von Lyon, hat durch Tagesbefehl die Einschleppung von Zeitungen, Flug- und anderen Schriften, welche politishe Fragen behandeln, und namentlich die unter dem Titel „Fünfzig republikanische Briefe“ erschienene Flug- {rift verboten.

__— Der „Moniteur“ schreibt: „Von den Wahlen für die theilweise Erneuerung der Generalräthe und die vollständige Erneuerung der- Gemeinderäthe hängt die Zukunft der republikanischen Einrichtungen ab, denn man darf nit vergessen, daß die bei den nächsten Wahlen zu ernennen- den General- und Gemeinderäthe an den Senatswahlen von

nnahmen des Vorjahres um

1879 Theil nehmen werden. Das Drittel des Senats, das im Jahre 1879 gewählt wird, umfaßt 54 Senatoren der Rechten und nur 21 Mitglieder der Linken. Die Linke braucht aber nur aht oder neun Stimmen, um die Mehrheit im Senat zu besißen. Es wird also wirklich die Frage wegen des allgemeinen. Regierungssystems gestellt und gelöst werden. Die Ferienzeit wird deshalb von allen Seiten mit Eifer und Leidenschaft benußt werden. Was man auch gegen die Gefahr, aus lokalen Wahlen rein politishe Wahlen zu machen, sagen möchte, so ist es doch nihts desto weniger gewiß, daß die Wahlen des Monats Juli nothwendig diesen Charakter haben werden. Ohne Zweifel werden sie der genaue Ausdruck davon in was Frankreih über den seit ahtzehn Monaten fortge- ührten Regierungsversuch denkt.“ :

3. April. (W. T. B.) Midhat Pascha ist in Marseille eingetroffen. Dem Vernehmen nach begiebt \ih derselbe von dort nach Barcelona, um Madrid und andere Städte Spaniens zu besucen.

Spanien. Sevilla, 30. März. (Ag. Hav.) Der König und die Königliche Familie haben die Kirchen von Sevilla besucht.

Bilbao, 30. März. (Ag. Hav.) Die Mitglieder der fueralen Deputation und’ die Repräsentanten haben gestern ihre Entlassung gegeben. Eine Proklamation des Gouverneuxs fordert die Bevölkerung auf, ruhig zu bleiben und erklärt, die Regierung- werde die Rechte Biscayas respektiren. Der Gouverneur fügt hinzu, daß er nächstens die fueralen Junten zusammenberufen werde, um die Provinzial- Magistrate ju wählen und über die augenblicklichen Schwierig- keiten Beschluß zu fassen.

Italien. Rom, 31. März. (W. T. B.) Der Papsst empfing A, eine aus etwa 1000 Personen bestehende Pilgerschaar und hielt dabei eine Ansprache. h

Venedig, 30. März. (Ag. Hav.) Hr. Léon Say ist hier angekommen und im Hotel royal Danieli abgestiegen.

Türkci. Konstantinopel, 31. März. (W. T. B.) Wie verlautet, soll der Marine-Minister Reouf Pascha mit einer Mission an den Hof von St. Petersburg betraut werden. Khalil Scherif Pascha hat seine Abreise nah Paris auf nächste Woche festgeseßt. Die Deputirten- kammer is} mit der Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Vilajets, beschäftigt. j

(W. T. B.) Die montenegrinischen Delegirten haben heute mit dem Minister der Auswärtigen Angelegen- Bara Safvet Pascha, eine Konferenz gehabt. Safvet

ascha erklärte denselben, daß die Pforte demnächst einen defi- nitiven Beshluß in Bezug auf die Forderungen Montenegros fassen und ihn den montenegrinischen Delegirten bekannt g-ben werde. General Klapka ist von hier abgereist. Wie verlautet, würde Satullah Bey demnächst zum Botschafter in Berlin ernannt werden. i

1. April. (W. T. B.) Derwisch Pascha ist zum Gouverneur von Salonichi ernannt worden.

Paris, 31. März. (W. T. B.) Wie die „Agence Havas“ wissen will, wäre die Unterzeichnung des Pro- tofkfolls nunmehr erfolgt. Eine Bestätigung dieser Mel- dung liegt bis jeßt nicht vor.

London, 1. April. (W. T. B.) Dem „Observer“ zu- folge ist die Unterzeihnung.des Protokolls am Sonn- abend Nachmittag erfolgt.

2. April. (W. T. B.) Nach Unterzeichnung des Protokolls dur die Vertreter der sechs Großmächte fand eine Besprehung der fünf Botschafter im französischen Botschaftshotel statt. Die Morgenblätter diskutiren den Fort- schritt, der dur die Protokollunterzeihnung erreicht sei, von ihren verschiedenen Standpunkten. Die „Times“ erkennt in der Unterzeihnung einen beträchtlichen diplomatischen Erfolg Englands. Die „Morningpost“ hofft, Rußland werde seine Friedensliebe durch etwas mehr als eine bloße Deconcentration Viner Armee bethätigen. Der französishe Botschafter Marquis d'Harcourt hat sih nah Paris begeben.

(W. T. B.) Die Abreise eines türkischen Abge- sandten, welcher in St. Petersburg die bei der Proto- kfollunterzeihnung in Aussiht genommenen Verhandlungen führen soll, wird als bald bevoriebeit bezeichnet.

3. April. (W. T. B.) Der Text des hier unterzeihneten Protokolls wird dem Parlament am nächsten Donnerstag vorgelegt werden. Der Pforte ist derselbe nach aus Konstantinopel eingegangenen Privatmel- dungen gestern Abend zugegangen und wäre darauf zur Be- rathung darüber Ministerrath auf morgen anberaumt. Die „Times“ empfiehlt Rußland die Ausführung der im Protokoll übernommenen Verpflichtungen. Wenn die nah St. Petersburg und Konstantinopel verlegten Verhandlungen scheitern sollten, würde man leicht glauben können, daß Rußland ein solches Resultat beabsihtigt habe. Zur Vermeidung eines late Vorwurfs läge es im eigenen Jnteresse Rußlands, die Verständigung mit der Türkei nah Möglichkeit zu beschleunigen. ,

St. Petersburg, 1. April. (W. T. B.) Nach hier- her gelangter Meldung hat gestern die Unterzeichnung des Protokolls in London stattgefunden. Die Noti- fikation S an die Pforte wird alsbald erfolgen.

2. April. (W. T. B.) Der „Golos“ erblickt in der Unterzeihnung des Protokolls ein Einverständniß der Mächte darüber, daß die Pforte verpflichtet sei, die Forde- rungen der Konferenz p ge und eine Anerkennung der Berechtigung Rußlands, zu Zwangsmaßregeln zu schreiten, falls die Pforte die Bedingungen nicht erfüllen sollte, unter welchen Rußland es für möglich cas eine Truppen von der türkischen Grenze zu entfernen. Das Ende, zu dem jeßt die orientaliche Frage gelange, sei den energischen und uneigen- n Bemühungen Rußlands zu danken.

ukarest, 2. April. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten hat Sadyk Pascha mit Rücksicht auf die in einigen Theilen des Do nau-Vilajets bemerkbare Erregung unter der Mey ee n n gantte anes ene chrei- bens an die dortigen Behörden diese ermahnt, jeden Konflikt mit den hristlihen Einwohnern zu vermeiden. Der eng- lishe Generalkonsul von Rustshuk wird demnächst das Jnneré Bulgariens bereisen. Z

Aus London , 30. März, wird der „Pol. Korr.“ ge- meldet: Layard begiebt sih als außerordentlicher Gesandter nach Konstantinopel. Er ist bestimmt, Sir is Elliot defi- nitiv in Konstantinopel zu erseßen. Die Entsendung Layards wird mit den Rußland in der Protokollfrage Liiticadten Kon- zessionen in Verbindung gebracht.

Man schreibt der „Polit. Korr.“ von. der Una, 26. März:

Die Bewegung unter den bosnishen Mohamedanern wächst von Stunde zu Stunde. Dieser Tage fand eine Zusammenkunft der an- geseber sten gs der Possavina in Banjaluka, im Hause des Beg

jumis{liß, auf der sogenannten „Pobrdja“ ftatt. Nah langen De- batten beschloz man, an die mohamedanischen er Bosniens im Parlamente eine Denkschrift zu richten, in welcher die Rehte der islamitishen Grundbesißer auf ihre bisherigen Besißungen erhärtet werden und die. For- derungen der Rajah in Betreff unbeweglichen Besißes zurückgewiesen werden sollen. „Wir werden niemals eine fsolche Vergewaltigung unserer geheiligten Rechte und Privilegien E ieser Saß kommt in dem betreffenden Memoire dreimal vor. Dieses Dokument wird der Regierung durch ‘das Parlament übermittelt werden. Die Behörden, welche von diesem Schritte Kenntniß hatten, thaten nichts, um denselben zu vereiteln. In der That denkt kein Moha- medaner, durh Konzessionen den Aufstand zu beseitigen, vielmehr erwartet man sein Heil nur von der materiellen Gewalt, die auch überall in Anwendung kommt. Die Insurgenten taucen überall auf und gehen offensiv vor. Am 13. März fand ein be- deutender Kampf bei Vrbanja, F Stunden von Banjaluka entfernt, statt. Die Insurgenten “machten sich das hügelige bewaldete Terrain zu Nuß und fkamen unbemerkt ganz nahe an die Türken heran, welhe unter Kommando des Muja Adanovits standen. Die Türken verloren 25 Mann und den Anführer, und mußten einen fluchtartigen Rückzug antreten. Ein eben so glüclihes Treffen lieferte der Pope Zetoja einem Bataillon Redifs beim Dorfe Klascynijze. Es fielen 23 Tür- ken; die Zahl der Verwundeten ift unbekannt, da man dieselben vom Kampfplaße nah Banjaluka transportirte. Weitere Kämpfe fanden im Dorfe Martinez, sowie bei den Flecken Medna und Pezka statt. Die Insnrgenten sollen überall Vortheile errungen haben. Die In- urrektion scheint wirklich neue Kräfte bekommen zu haben. Der

ayon, in dem die Aufständischen operiren, erweitert {ih zusehends.

_ Belgrad, 29. März. Oberst Horwatovic hat die Frei- V encorps von der Drina und vom Timok auf- gelö st.

Ragusa, 29. März. Aus Scutari wird gemeldet, daß Derwish Pascha alle Vorbereitungen zur Wieder- aufnahme der Feindseligkeiten gegen Monte- negro von Albanien aus trifft. Die türkische Jnfanterie der Avantgarde soll mit vorzüglihen Handschars versehen werden und sih der Kampfweise der Montenegriner bedienen. Die alvanesishen Festungen an der montene rinishen Grenze werden mit Beschleunigung in besseren Vertheidigungszustand verseßt und deren Garnisonen verstärkt. Aus Podgorizza und Scutari schicken die reihen Türken ihre Kostbarkeiten nah Novi-Bazar.

Numänien. Bukares, 1. April. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat die Berathung des O: berihts gegen die früheren Minister begonnen. Die Anklagen gegen Crezulesco, Carp, Cantakuzeno und Theodor Rosetti wurden zurückgezogen. Dasselbe dürfte auch bezüglich der Anklage gegen Boeresco beschlossen werden. :

2. April. (W. T. B.) Jm weiteren Verlaufe ihrer

estrigen Sizung hielt die Deputirtenkammer den Be- luß gegen die ehemaligen Minister Catargi, Floresco, Lahovary, Maioresco und Mavrogeny die Anklage zu er- heben aufrecht. Bezüglih Boeresco's wird heute eine erneute Abstimmung stattfinden. Ein Antrag gegen die Angeklagten, die Proventivhast auszusprechen, wurde abgelehnt. Die De- putirtenkammer hat heute den Antrag, auch den ehe- maligen Minister Boeresco in den Anklagestand zu ver- seßen, mit 49 gegen 17 Stimmen angenommen. Fünf Mit- lieder der für die Führung der Untersuhung gegen das rühere Mi: isteriurn gewählten Kommission haben ihre Ent- lassung gegeben. Die durch e neugewählte Mitglieder er- cane a Kommission wird die Anklage vor dem Kassationshofe vertreten.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 30. März. (St. Pet. Herold.) Der General-Major von der Suite Sr. Majestät, Skobelew, vom Generalstab, Militär-Gouverneur des Ferghana-Gebiets und Commandeur der Truppen ‘Mgen ist von diesem Amt, unter Belassung beim Generalstab und in der Suite Sr. Majestät, enthoben, und der General-Major Abramow , von der Feld-Artillerie zu Fuß und dem Kom- mandirenden der Truppen des Turkestanschen Militärbezirks zur Disposition gestellt, zum Militär-Gouverneur des Ferghana-Gebiets und zum Kommandirenden der Truppén desselben, unter Belassung bei der Feld-Artillerie zu Fuß, er- nannt worden. Der General-Major Jwanow, von der Feld-Artillerie zu Fuß und dem General-Gouverneur von Turkestan zur Disposition S ist zum Chef des Seraw- shanshen Bezirkes, unter Belassung bei der Feld-Art Uerié zu Fuß, ernannt worden. Der Dberkommandirende der aktiven Armee seßt, wie die „Ag. gén. russe“ meldet, seine Jnspektionsreise weiter fort. Der Gesundheitszustand Sr. Kai- Jerlihen Hoheit ist durchaus befriedigend. Die bosnische Deputation, welche die Residenzen der Großmächte zu be- suchen den Austrag hat, ist in St. Petersburg eingetroffen.

Dänemark. Kopenhagen, 31. März. (W. T. B.) Die Session des Reichstages ist verlängert worden. Es ijt bis jeßt kein Budget angenommen worden, da die beiden Häuser des Reichstages verschiedene Anträge für das Budget angenommen hatten, und zwar der Folkething mit 72 gegen 25 Stimmen und der Landsthing mit 51 - gegen 13 Stimmen. Der Folkething hatte, obgleich der Conseils- Präsident Estrup um das Wort gebeten hatte, jede Dis- kussion über die Budgetvorlage abgelehnt.

Amerika. Washington, 31. März. (W. T. B.) Das Kabinet trat gestern zu einer Sißung zusammen, in welcher die Darlegungen berathen wurden, die von den ein- ander gegenüber! es Gouverneuren von Süd- Carolina, Chamberlain und Hampton, dem Präsidenten

emacht worden sind. Die Berathung wird in einer heute fiatt ndenden Kabinetssizung fortgeseßt. Wie verlautet, würde die Majorität des Kabinets sih für eine Zurülziehung der ait ti 0 aus Charleston aussprechen.

3. April. (W. T. B.) Die Regierung hat dem Be- fehlshaber der Bundestruppen in Columbia (Südkarolina) den Befehl zugehen lassen, daß die Bundestruppen das Regierungsgebäude zu verlassen haben. Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat sih im Monat März um 14,107,000 Dollars vermindert. “Darin sind in- begriffen 9,554,000 alie Bonds, welche aus der durch den Genfer Scieds\spruh festgestellten Entschädigungssumme herrühren. Jm Staatsschaße befanden sich Ende März 68,818,000 Doll. in Gold und 8,175,000 Doll. in Papiergeld.

Asien. pan, Tokio im Februar. Am 1. Fe- bruar is das hiesige Amtsgebäude des Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten durh eine Feuersbrunst vollständig zerstört worden. Die Archive