1877 / 86 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Apr 1877 18:00:01 GMT) scan diff

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raphen-Verwaltung. Auf eine Anfrage des Abg. Dr. öder (Friedberg) erwiderte bei Schluß Blattes der Bevollmächtigte zum Bundesrath, General-Poftmeister Dr. Stephan, daß über den früheren Beschluß des Hauses, be- treffend die Ermäßigung der Telegraphentaxe für die erste Zone eine eingehende Erwägung stattgefunden habe, daß man aber noch nit hinlänglich Erfahrungen zu einem definitiven Entschlusse habe sammeln können.

Nah der im Reichs-Eisenbahnamte aufgestellten, in der heutigen Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die auf deutshen Eisenbahnen exkl. Bayerns vorgekommenen Unfälle waren im Monat Januar d. J. zu verzeihnen: W Entgleisungen und 15 Zusammen- stöße F render Züge, und zwar wurden hiervon 15 Züge mit E E tiieezes von je 8211 Zügen dieser Gat- tung Einer und W8 Güterzüge resp. leerfahrende Maschi- nen betroffen ; ferner 43 Entgleisungen und 30 Zusammenstöße beim Rangiren und 65 sonstige Betriebsereignisse (Ueber- ahren von Fuhrwerken auf Wegeübergängen, Defekte an Ma- inen und Wagen 2c.). S

Jn Folge dieser Unfälle wurden 3 Personen (1 Passagier und 2 Beamte) getödtet und 51 Personen (28 Passagiere, 19 Beamte und 4 fremde Personen) verleßt; 12 Thiere ge- tödtet, sowie 63 Fahrzeuge erheblich und 201 Fahrzeuge unerheblich beschädigt.

Außer den vorstehend aufgeführten Verunglückungen von Personen kamen, größtentheils durch eigene Unvorsichtigkeit bervorgerufen, noch vor: 36 Tödtungen (1 Passagier, 19 Beamte, 5 Bahnarbeiter und 11 fremde Personen); 72 Verleßungen (3 Passagiere, 37 Beamte, 30 Bahnarbeiter und 2 fremde Personen), sowie 13 Tödtungen und 5 Ver- leßungen bei beabsihtigtem Selbstmorde. i

Von den überhaupt beförderten Reisenden wurde von je 5,835,426 Einer getödtet und von je 376,479 Einer verleßt; von den im Betriebsdienste thätig gewesenen Beamten wurde von je 6011 Einer getödtet und von je 2254 Einer verleßt.

Ein Vergleih mit demselben Monate im Vorjahre er- giebt unter Berücksihtigung d.r in beiden Zeitabschnitten eförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Ge- eislängen —, daß im Durchschnitt im Januar d. J. bei 13 Verwaltungen mehr und bei 16 Verwaltungen weniger und in Summa circa 19,4 Proz. weniger Verunglückungen vorgefommen find, als im Fanuar v. Jrs.

Nah der vom Reichs-Eisenbahnamt in der heu- tigen Ersten Beilage veröffentlihten Zusammenstellung der Betriebs-Ergebnisse deutsher Eisenbahnen (exfl. Bayerns) im Monat Februar d. F. stellt sich auf den 82 Bahnen, welche in dem Zeitraum vom 1. Januar 1876 bis ultimo Februar 1877 im Betriebe standen: Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen im Monat Februar 1877 bei 29 Bahnen höher und bei 53 Bahnen geringer, als in demselben Monat des Vorjahres und die Einnahme pro Kilometer- im Monat Januar 1877 bei 22 Bahnen höher und bei 60 Bah- nen (darunter 13 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) ge- ringer, als in demselben Monat des Vorjahres; die Einnahme aus allen Verkehrszweigen bis Ende Februar 1877 bei 30 Bahnen höher und bei 52 Bahnen geringer, als in demselben

Monat des Vorjahres und die ga A4 pro Kilometer bis -

Ende Februar 1877 bei 27 Bahnen höher und bei 55 Bahnen (darunter 8 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Monat des Vorjahres. Bei den unter Staats- verwaltung stehenden Privateisenbahnen einschließlih der Annaberg - Weiperter und Chemniß-Würschnißer Eisenbahn beträgt Ende Februar d. F. das gesammte fonzessionirte An- Iagefapital 1,130,494,800 64 (400,515,900 A Stammaktien, 28,845,000 6 Prioritäts - Stammaktien und 701,133,900 M Prioritäts-Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche diéses Kapital bestimmt ist, 4000,;; Kilometer, \o daß auf je 1 Kilom. 282,585 H entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privateisenbahnen (auss{ließlich der Uelzen-Langwedeler Eisenbahn) beträgt das gesammte konzes- fionirte Anlagekapital 3,078,457,207 F (1,091,896,258 M Stammaktien, 339,591,300 F Prioritäts-Stammaktien und 1,655,969 649 A Prioritäts-Obligationen) und die Länge der- jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 1245160 Kilometer, so daß auf je 1 Kilometer 247,230 M ommen.

Die Bundesraths-Bevollmächtigten: Königlich württembergisher Präsident des Staats-Ministeriums, von Mittnacht, und Königlich bayerisher Ministerialdirektor von Riedel sind in Berlin angekommen, und der Königlich Ge Geheime Finanz-Rath Wahl ift von hier wieder ab- gereist.

Der Vize-Präfident bei dem Königlichen Ober-Tribunal und Präsident des Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten, Dr. Heineccius, beging am 2. d. M. das Fest feines 50- jährigen Dienftjubiläums. Am Festtage überbrachte der Justiz- Minister Dr. Leonhardt dem Fubilar im Auftrage Sr. Ma- jestät dessen Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädifat Excellenz.

Emden, 10. April. Die gestrige Einweihung des Kö- niglihen Wilhelms-Gymnasiums gestaltete sich für un- sere Stadt zu einem A Schon früh am Morgen ent- faltete sih ein reicher Flaggenschmuck. Um 94 Uhr Morgens versammelten si die Lehrer, die Schüler und die eingeladenen Gäste vor dem alten Gymnasial-Gebäude, vor welchem der Oberlehrer Professor Dr. Preftel die Abschiedsrede hielt und mit einem dreimaligen Hoh auf Se. Majestät - den Kaiser \{loß. Nachdem das stürmische Ho verklungen, ordnete si der Festzug und seßte fsich kurz darauf in Bewegung. Mit wallenden Fahnen bewegte fsich derselbe dem neuen Gymnasialgebäude entgegen. Hier begann die eigentliche Fest- feier mit dem Choral: „Lobe den Herrn“, welher unter ZFn- strumentalbegleitung der hiefigen Regimentskapélle erxekutirt wurde. Darnach sprach der Konsistorial-Rath, General-Su- perintendent Bartels das Weihegebet, in welchem er den Segen des Himmels auf Se. Majestät den Kaiser, auf das neue Gebäude, auf die Lehrer und Schüler, die Behörden und die Bewohner diejer Stadt E Nach abermaligem Gesange der Schüler betrat der Provinzial-Schulrath Dr. Breiter die Tribüne. Sih \{liezlich an den Direktor und das Lehrerkollegium wendend, übergab Redner das neue Haus mit der Mahnung, dem Bilde des erhabenen Protektors nach- zueifern. Es folgte hiernah das Kaiserlied : Macte imperator, an welches fih dic Rede des Gymnasial-Direftors Dr. Shwecken- dieck anschloß. Hiernächst ergriff der Ober-Bürgermeister Für-

bringer das Wort. Namens der städtischen Kollegien brachte er den Vertretern des Provinzial-Schulkollegiums herzlichen Dank für die g des Werkes und scchloß mit einem dreifahen Hoh Se. Majestät den Kaiser, in welches die Anwesenden uriter Tusch der Musik begeistert einstimmten. Mit dem Gesang des Hymnus von Silcher „Fehovah“ endete dann die Feier. Nachmittags 2 Uhr fand in den Räumen des „Klubs zumgutenEndzweck“ ein solennes Festessen statt, an dem fich mehr denn 100 Perjonen betheiligten.

Baden. Karlsruhe, 10. April. Der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog sind heute Vormittag in Karlsruhe eingetroffen.

Mecklenburg. Schwerin, 10. April. Wie die „Rost. Ztg.“ mittheilt, haben die Regierungen beider Mecklenburg fch durch Vertrag den „Sachverständigen-Vereinen“ an- geschlossen, welhe nah Maßgabe der Reichsgeseße vom 9., 10. und 11. Januar 1876 für das Königreich Sachsen gebildet wurden. Somit werden in Mecklenburg vorkommende Rehts- streitigkeiten über Ausübung dieser Geseße, betreffend Nach- ahmung von Kunstwerken im Gewerbe, Nachbildungen von Photographien, Mustern und Modellen, fortan in Sachsen begutachtet werden. Für den Muster- und Modellshuß is von dcr sächsischen Regierung der Direktor der Königlich sächsischen Kunstgewerbeshule und des Kunstgewerbemuseums in Dresden Professor Graff, ein geborener Meclenburger, ernannt worden.

Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 10. April. (Leipz. Ztg.) Der Landtag bewilligte heute der Großherzog- ichen Staatsregierung die postulirte Summe von 600,000 # E Bau eines Oberlandesgerihts-Gebäudes in ena.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 10. April. (Dr. J.) Gestern ist der Landtag des Herzogthums Coburg hier wieder zusammengetreten. Unter den an denselben ge- langten Eingängen is zu erwähnen ein Geseßentwurf, betref- fend die Schulpflicht der taubstummen Kinder, ferner ein höh- stes Dekret, betreffend die Verwilligung von 8000 H für die neue Etatsperiode auf die Zeit vom 1. Juli 1877 bis 30. Juni 1881 zum Zwecke der den Gemeinden zu leistenden Unterstüßung bei Beschaffung der zur Ablösung der Rae Und zur Bestreitung des Aufwandes für kirchliche Zwecke überhaupt erforderlichen Mittel, sowie zur Leistung der nöthigen Zu- schüsse Sa 2 für die Ergänzung des Jahreseinkommens der Geistlichen 2c. Auch ist der Etat 2c. der Herzoglichen Staats- kasse auf die oben erwähnte neue Finanzperiode dem Landtage zur Vorlage gebraht worden.

Anhalt. Dell au, 11. April. Die Gesez-Sammlung veröffentliht die Verordnung, den Haupt-Finanz-Etat des Herzogthums Anhalt für das erste Halbjahr 1878 betref- fend. Der Etat ist in eigener Einnahme auf 4,024,000 und in eigener Ausgabe auf 4,021,500 F festgestellt worden.

Oesterreich : Ungarn. Wien, 10. April. Das

- „Fremdenbl.“5shreiht: Hiesige Blätter haben gemeldet , daß

ein außerordentliher Sendbote Sr. Majestät des Kaisers aller Reussen an Kaiser Fran Fosef hier angelangt sei. Diese Meldung is vollständig aus der Luft gegriffen. ; :

Nach dem jüngsten Bulletin is| im Gefsundheits- zustande der erkrankten Frau Erzherhogin Marie Therese jeit PYEEEEn Tagen die Besserung anhaltend und fort- schreitend.

Finanz-Minister Szell hat dem „Fremdenbl.“ zufolge heute mehrere Stunden mit Baron Pretis konferirt und endgiltig den modus procedendi bezüglich der Unterbreitung der nunmehr vereinbarten Aus gleihsvorlagen festgestellt. Finanz-Minister Szell begab fich heute Nachmittags mit dem Courierzuge nach Pest. Honved-Minister Szende is hier geblieben, da ein Punkt des neuen Militärbequartierungs- Gesezentwurfes, betreffend die Tragung der Kosten bestimmter militärisher Bauten, noch nit vereinbart ist.

Wie bekannt, wird am 23. d. M. der Reichsrath seine Berathungen wieder beginnen. Das Bureau des Abgeordnetenhauses versendet aus diesem Anlasse bereits die Tagesordnung für die bezüglihe Sizung. Am nä@sten

Montag, den 16., wird, wie das „Prag. Abbltt.“ meldet,

hierselbst eine On er ens des österreihischen Episfo- pats zusammentreten, welhe sich unter Anderem auch mit der Berathung über eine an den Papst zu rihtende Glück- wunschadresse aus Anlaß seines fünfzigjährigen Bischöfsjubi- läums beschäftigers wird. i:

Prag, 10. April. Graf Leopold Thun, ODberstlehen- rihter in Böhmen, starb heute, 80 Jahre alt, an den Folgen Qs Sturzes während der Osterwallfahrt auf den Lau- renziberg.

JFnnsbruck, 10. April. Jn der heutigen Sißung des Landtages verweigerte die Majorität die Leistung des Hand- geees weil der Landeshauptmann fehle. Nach der Er- lärung des Statthalters, Fedrigotti sei der vom Kaiser er- nannte Stellvertreter und berechtigter Funktionär, erklärte die Vérfassungspartei, das Handgelöbniß anstandslos leisten zu wollen, und brachte die Majorität einen Antrag auf Ver- tagung ein, der angenommen wurde. Die nächste Sißung findet morgen statt.

est, 10. April. Den neuesten Berichten zufolge wird der Neichstag für den 25. d. M. einberufen werden. Dem „Hon“ zufolge werden beide Regierungen erst die par- laméntarische Verhandlung. und. Jnartikulirung des Bank - geseßentwurfes sowie der Bankstatuten- verlangen,” s0o- dann das Ultimatum an die Nationalbank richten. Selbst wenn die Generalversammlung der Nationalbank den Beschlüssen des Ausschusses und der Direktion beiträte, so werde dies an dem modús procedendi nits ändern; wo jedoch zwishen den beiden Runen Différenzen obwalten (jo betreffs des Hy- pothekargeschäfts, ferner des Privilegiums des ungarischen Bodenkredit-Jnstituts) verhalte es sid anders. Minister Szell langt heute Abends hier ein. Csemeghy, der in dieser Angelegenheit in Wien war, is bereits zurückgekehrt.

Niederlande. Haag, 8. April. (Allg. Ztg.) Die Erste Kammer hat das neue Zollgeseß mit 31 gegen 4 Stimmen genezmigt, und ist fonach au dieses Haus dem Freihandelsfsystem treu geblieben. Der Regierungsvorschlag : den dadurch in den Einnahmen des Reichs entstehenden Aus- fall mittelst entsprechender Erhöhung der Spirituosensteuer zu

deckden, wurde mit 31 gegen 2 Stimmen votirt. Ebenso hat die Kammer dem Justiz-Minister die Hand zur Fertigstellung verschiedenen, \dieneueGerichtsverfassung bildenden Geseßz- entwürfe geb oten. Die Regierungsvorlager. wurden \ämmt- lih, und zwar die meisten o einstimmig angenommen. Darauf hat sih das Oberhaus bis auf weiteres vertagt. Die durch den Austritt der Abgeordneten von Amsterdam und Tiel nöthig gewordenen Wahlen werden am 17. d. M. statt- finden. Jn Folge der aus Deutschland eingelangten Nach- riht, die leren sei dort als erloschen zu betrachten, hat die Regierung die gegen die Einshleppung der Seuche getroffenen außerordentlihen Maßregeln von neuem au f- ehoben. Der Statthalter Ostinbiens. welcher auf einer Reise nah At\chin von seiner Gemahlin begleitet ist, wird si, einer Einladung des britishen Statthalters der Straits- Settlements folgend, au dorthin begeben. Hr. van Lans- berge führt eine Anzahl kostbarer Geschenke zur Auszeihnung oher Fremden mit sich. Die britishen Tagesblätter ent- ielten kürzlih die Beschreibung der Verbrennung der drei ¿Frauen Dschung Bahadurs. Die Zettungen Nieder- än n diens bringen nunmehr ein Seitenstück zu diesem barbarishen Brauch. Als kürzlich die Mutter des NRadscha von Sundu starb, wurden 15 Leibeigene, Männer und Frauen, abgeschlachtet, um der Verstorbenen im Fenseits Dienste leisten zu können. Die Jnsel Sundu steht unter dem Protektorat der Niederlands, und da die Tagespresse der niederländishen Kolonien Ostindiens die Verbren- nung der Ranehs des Dshung Bahadur noch nicht kannte, verlangt dieselbe, die diesseitige Regierung solle ener- gishe Maßregeln gegen die Wiederkehr ähnlicher Vorfälle er- greifen.

Großbritannien und Frland. London, 10. April. (E. C.) Der Geburtstag dex Königin fällt zwar auf Donnerstag, den 24. Mai, soll aber ers am Sonnabend, 2. Juni, festlih begangen werden. Der Prinz von Wales ist fast gänzlih wieder hergestellt.

Der „E. C.“ zufolge, hat der Botschafterposten in Konstantinopel in den vierzig Fahren der Regierung der Königin nur fünfmal seinen Fnhaber gewcchselt. Die fünf Botschafter waren: Sir Charles R. Vaughan 1837, Lord Stratford de Redcliffe 1841—1858, Sir Henry Bulwer 1858—1865, Lord Lyons 1865—1867, und Sir Henry Elliot 1867—1877. Mr. Charles Bankhead war bevollmächtigter Minister in Konstantinopel 2d interim während des Sommers 1841, und Lord Cowley vertrat zeitweilig, einmal 1845, das andere Mal 1846—1848, den später Lord Stratford de Redcliffe genannten Sir Stratford Canning.

(A. A. C.) Der Hof übersiedelt um Mitte nähsten Monats nah Balmoral. Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh verließen Malta am 9. d. M. an Bord des Kriegsschiffes „Sultan“, um sich nach Villafranca zu Son, wo sie mit dem Prinzen von Wales zusammentreffen werden.

11. April. (W. T. B.) Der neu ernannte Vertreter Großbritanniens bei der Pforte, Layard, wurde heute von der Königin in Osborne in Audienz empfangen. Dem leßten Ministerrathe wohnten sämmtlihe Mitglieder des Kabinets bei.

Fndien. Nach einem Telegramm der „Times“ aus Kalkutta vom 8. d. M. ift wenig Aenderung in der gere noth sihtbar. Fn den meisten Theilen von Madras fiel Regen, aber nur s{chwach, und im Allgemeinen sind die Aus- sihten niht besser. Unterstüßt werden 693,761 Personen, also über 30,000 mehr, als in der leßten Woche. Diese Vermeh- rung erklärt sich zum Theil aus der Rückkehr von Arbeitern, die wegen der Cholera fortgezogen waren. Der Gesundheits- zustand der Stadt Madras ist anhaltend ungünstig; die Sterbe- zahl war in den leßten Wochen mehr als doppelt so groß wie gewöhnlih. Sir W. Wodehouse, der Gouverneur von Bombay, wird Jndien Ende April verlassen. Sir Richard Temple wird an seine Stelle treten und Mr. Ashley Eden als Vize-Gouverneur von Bengalen be- stätigt werden. Der neue Vize-Gouverneur von Punjab, Mr. Egerton, hat sein Amt am Montag angetreten.

Frankreih. Paris, 10. April. (Köln. Ztg.) Der Ministerrath beschäftigte sich heute Morgen mit der orien- talishen Frage. Sämmtliche Minister, mit Ausnahme des Herzogs Decazes und des Hrn. Waddington waren zugegen. Heute wurde eine neue Konferenz in Sachen des Han- delsvertrages mit Großbritannien abgehalten, der Lord Lyons und die britishen Bevollmächtigten anwohnten. Die Ausschußmitglieder der drei Abtheilungen der Linken der Deputirtenkammer traten gestern zusammen und erflärten es als eine Nothwendigkeit, daß die drei republi- kanishen Gruppen fich zu gemeinsamem Vorgehen bei der vollständigen Erneuerung der Gemeinderäthe und der theilweisen Erneuerung der Generalräthe verbänden; dabei ward empfohlen, die Entsendung von Zeitungen und Flug- schriften in die Provinz zu organisiren, um auf die Angriffe und Verleumdungen zu antworten, welhe von den Feinden der Republik ausgestreut würden. Der Herzog von Aosfta, zweiter Sohn des Königs Victor Emanuel, is auf der Reise nah Belgien heute in Paris eingetroffen.

Marseille, 11. April. (W. T. B.) Khalil Pascha ist heute hier eingetroffen.

Spanien. Madrid, 11. April. (W. T. B.) Die Cortes sind auf den 25. April einberufen worden.

Italien. Rom, 8. April. (H. N.) Einige Blätter brachten kürzlich die Nachricht, das Ministerium werde von seinen An- ängern gedrängt, den Zinsfuß der italienischen Rente erabzusezen. Es geschah dies offenbar in der Abjicht, die be- genden Klassen gegen das Ministerium Depretis aufzubrin- en. Das „Diritto“ veröffentlicht deshalb heute folgende ote: „Einige Journale behaupten, daß verschiedene Deputirte der Majorität dem Ministerium eine Reduktion der Zinsen der Staatspapiere vorschlagen wollen; auc die „Opinione“ befindet sih unter denen, die solche alberne Gerüchte verbreiten, Gerüchte, die nicht der Mühe werth s{heinen, dementirt zu werden. Wir sind indessen {hmerzlich dadurch berührt wörden, weil diè Antecedentien der N Majorität Nieman- dem ein Recht geben, ihr den Grundsaß der Ehrlichkeit ab- zusprechen, ohne welche feine Regierung stark und geachtet sein fann. Wenn es sich um das öffentliche Vertrauen handelt, iebt es unter den Deputirten und Bürgern der verschiedenen Previnzai FZtaliens, die zum Ministerium halten, keine Mei- nungsverschiedenheit.“ Jm FJnteresse einer sparsameren Ver- waltung hat Hr. Depretis eine Kommission eingeseßt, welche

Vorschläge zur Verminderung der Zah! des bei den ver- schiedenen Ministerien angestellten Beamten machen soll.

Griechenland. Athen, 10. April. Die Prinzessin von Wales trifft heute über Korinth hier ein. Der König und die Königin, sowie der englische Gesandte sind derselben heute Nachts At Korinth geren

Aus Athen vom 4. April {reibt man der „Pol. Korr. “: „Die Regierung schreitet nunmehr mit einer gewissen Energie an die Durchführung des von der Kammer votirten Reservegesezes. Die Listen der Stellungspflichtigen si nd nahezu vollendet und dürften hon demnächst in den einzelnen Eparchien zur Veröffentlihung gelangen. Die Militär- fommissionen, welche den Auftrag haben, die zweckmäßigsten Orte für die Errichtung der Uebungslager zu bestimmen und die Pläne für den Bau der nothwendigen Baracken auszu- arbeiten, sind nicht nur ernannt, sondern auch bereits von ne abgegangen. Wie verlautet, beabsihtigt man, vorläufig

rei folhe Uebungslager zu errihten, und zwar in Theben und Agrinion für das nördliche Griechenland und in Mega- loupolis für den Peloponnes. Auch hat die Regierung fechs Batterien Kruppschen Systems bestellt, welhe in mee kurzer Frist zu Uefern sind. Davon sind vier Gebirgs- batterien. Die Kosten hierfür sollen 800,000 Francs betragen. Die Kammer soll, wie bestimmt versichert wird, für den 7, Mai (n. St.) zu einer neuen Session einberufen werden.“

Türkei. Konstantinopel, 11. April. (W. T. B.) Die montenegrinischen Delegirten hatten heute wiederum eine Besprehung mit Safvet Pascha, welcher den- selben unter Berufung auf den gestrigen formellen Beschluß der Kammer erklärte, daß es der Pforte unmöglich sei, in die Abtretung der Distrikte von Niksic, Kucci und Kolatschin zu willigen. Jm Uebrigen bemerkte der Mi- nister, daß der Senat heute die Frage noch prüfen müsse. Die Delegirten erwiderten, daß sie am nächsten Freitag die defi- nitive Antwort der Pforte erwarteten.

(W. T. B.) Dem Vernehmen nach hat der Senat dem gestrigen Beschluß der Deputirtenkammer, in welchem jede Gebietsabtretung an Montenegro ab-

elehnt wird, ebenfalls seine Zustimmung ettheilt und der

egierung anheimgestellt, die Frage mit Montenegro hiernah u regeln. y Ragusa, 11. April. (W. T. B.) Hier eingegangenen Nachrichten zufolge finden seit drei Tagen zwischen den tür- fishen Truppen und den Miriditen anhaltende Kämpfe statt. Die montenegrinishen Truppen haben die Demarkationslinie beseßt und verbleiben defensiv.

Brüssel, 11. April. (W. T. B.) Der „Nord“ be- spricht die augenblickliche Lage und bemerkt, daß die .tpcreeny Englands in Konstantinopel mißverstanden werde.

eiter berichtet das genannte Blatt, daß Graf Derby ein Schreiben nah Konstantinopel gerichtet habe, in welchem auf das Bestimmteste kundgegeben würde, daß die Pforte auf Eng- land niht zu rechnen habe. Dieser Brief würde morgen in Konstantinopel sein.

London, 11. April. (W. T. B.) Nach dem „Reuter- hen Bureau“ vorliegenden Privatmittheilungen hätte Safvet Pascha den Vertretern der Pforte im Auslande telegraphische Mittheilung zugehen lassen über den Beschluß des tür- kishen Ministerrathes bezüglih des Protokolls. Dieser Beschluß, welcher bereits vom Sultan sanktionirt sei, laute auf Ablehnung des Protokolls. Safvet Pascha sprach in seiner Mittheilung gleichzeitig das Bedauern des Sultans und der Minister aus, daß sie die wohlwollenden Rathschläge der Mächte nicht hätten in Erwägung ziehen können. Politishe und finanzielle Gründe machten es der Pforte unmögli, den gegenwärtigen Zustand der Ungewiß- heit fortdauern zu lassen. i E

Wien, 11. April. (W. T. B.) Die „Politische Korrespondenz“ enthält eine St. Petersburger Mel- dung vom heutigen Tage, welche die beiden Gerüchte, daß Rußland einen Termin für die Pforte zur Entscheidung über die Entsendung eines Spezialgesandten geseßt und daß nächster Tage schon ein russishes Kriegsmanifest erscheinen werde, als unbegründet bezeihnet. Entscheidung über von Rußland zu nehmende Stellung gegenüber der türkischen

Cirfulardepesche sei für morgen zu gewärtigen.

St. Petersburg, 11. April. (W. T. B.) Die Kor- respondenz der „Agence Russe“ meldet: Das türkische Cirkular ist bis jeßt von dem hiesigen Vertreter der Pforte der Regierung noch nicht zugestellt worden. Jn hiesigen Kreisen glaubt man, daß dasselbe die Forderungen der Mächte in durchaus ablchnendem Sinne beantworten werde.

2249, April. “(W. T. B) Das „Journal de St. Pétersbourg“ meint, es bliebe keine Hoffnung, daß die Türkei den Forderungen Europas werde gereht werden. Der „Golos“ äußert sih dahin, daß die gegenwärtige Situation fast keine Hoffnung auf eine friedliche Lösung der orientalishen Frage lasse. Die Okkupation der christlihen Provinzen der Türkei dur Rußland wäre die logishe Folge der Weigerung der Pforte, die in dem Protokoll aufgestellten Forderungen der Mächte zu erfüllen. Das Ziel der Okkupation schließe jedwede ehrgeizigen Pläne Rußlands aus, welches ausscließzlich Humanitätszwecke verfolge, indem es für die christlihen Unterthanen der Pforte eintritt.

London, 12. April. (W. T. B.) Die Antwort der Pforte auf das Protokoll is hier eingetroffen und wird heute, spätestens morgen dem Staatssekretär für das Auswärtige überreicht werden. Veber den Fnhalt derselben erfährt die „Morningpost“ Det in Uebereinstimmung, theils in Ergänzung anderer Na D Cerihe cines Pegenves: Die Pforte erkläre, daß sie lieber der Gefahr eines Krieges \ih ausfezen, als Bedingungen annehmen wolle, die nur einer be- siegten Nation nach großen Niederlagen auferlegt werden könnten. Fusbesondere föônne sie eine dauernde Einmischung anderer

ächte in innere Landesangelegenheiten nit zugestehen. Sie werde ihr Möglichstes thun, um die Reformen auszuführen und die Wiederkehr von Exzessen, wie fie im vorigen Fahre vorgekommen, zu verhüten, aber ihrerseits E sie auch Er- lôósung von dem Drucke der Anstrengungen fordern, welcher die Verwirklichung der Reformen vereitele. Sie sei bereit, gleichzeitig mit Rußland abzurüsten und einen Botschafter nah St. Petersburg zu senden, wenn gleichzeitig ein russischer Botschafter nach Konstantinopel gehe. Die heutigen Morgenblätter sehen im Uebrigen die Lage etwas weniger hoffnungslos als gestern an. Die „Times“ bezweifelt, daß Rußland kriegerisch vorgehen werde, da die Diplomatie ihr leztes Wert noch nicht gesprochen habe, weitere Verhandlungen mit Zuhülfenahme des Einflusses anderer

Mächte könnten vielleicht nes einen Ausgleih ermöglichen, au sei es eine Pfliht Rußlands, vor einer Kriegserklärung kein gr Versöhnung geeignetes Mittel unversut zu lassen. : aris, 9. April. Der „Moniteur Universel“ veröffent- liht beute Abend folgende Note: „Wir sind nicht wenig er- staunt gewesen , in dem gestrigen „Journal des Debats“ die Enthüllung eines durch die englische Diplomatie erdachten Planes zu finden, bestehend in der Bildung einer Allianz zwischen Engl and, Frankreich und Jtalien, welche als Gegengewicht der drei „Kaiser-Allianz“ dienen würde. Das „Journal des Debats“ fügt zwar hinzu, daß die durch Lord Derby dem französishen Kabinete gemahten Eröffnungen ent- schieden abgelehnt seien; aber es glaubt, daß der englische Minister mit Ftalien mehr Glück gehabt hat und daß „seine sinnreiche Jdee vom General Menabrea verstanden und ge- billigt worden ist.“ Es ist unzweifelhaft, daß die Erklärung (zum Protokolle) des italienischen Botschafters unseren Kollegen diesen diplomatishen Roman inspirirt hat. Wir wissen nit, ob irgend Jemand denselben glaubwürdig finden wird, aber es ist durchaus sicher, daß er in keinem Punkte wahr ift.“

Ueber die türkischen Kriegsvorbereitungen in Ana- tolien schreibt man der „Pol. Korr.“ aus Batum, 27. März:

„Die Vertheidigungs-Arbeiten und militärishen Vor- bereitungen, deren Tempo #ich durch einige Zeit etwas verlangsamt hat, sind von Neuem mit aller Energie aufgenommen worden. Die Ankunft frisher Truppen bringt wieder reges Leben in.unseren Hafen, woselbst im Augenblicke die Transportschiffe „Medjidie“, „Efseri- Dijedit“ und “Batum“ Truppen ans Land seyen, während zwei andere Kriegss{ife Pferde, Munition und Kruppsche Kanonen verschiedenen Kalibers ausladen. Es wird noch im- mer an den Besestigrwggwenren der Stadt gearbeitet, die bis auf einige bald au8gefüllte Lücken fast vollendet sind. Wo man si hinwendet, fällt der Blick auf prächtige Krupps, deren Schlünde na allen Richtungen ftarren. Die Artilleristen werden täglich unter der Leitung gesbickter Offiziere eingeübt, unter welchen vor Allen die europäischen Offiziere, Polen, Ungarn und Engländer, Hhervor- ragen. Die Civilbehörden ihrerseits sind ohne Unterlaß thätig, um soviel als möglich die, theils zur See, theils zu Lande, in großen Quantitäten einlangenden Mundvorräthe in Magazine einzulagern. Der Intendanz- und der Sanitätsdienft wird ziemlich gut ge- handhabt, was besonders von dem eben errihteten großen Militärspitale gilt. Dieses Spital, das für den Moment 300 Betten enthält, is vollständig organisirt und mit allem Nöthigen reihlich versehen. Alle der Grenze entlang gelegenen und militärisch dem Hauptquartier Batum unterstehenden Ortschaften sind zur Stunde in Vertheidigungszustand gesett und mit starken Garnisonen versehen. Es mögen hier nur zwei derselben, Tschuruk- Su und Sivri-Hazri ausführlicher erwähnt werden. Sivri-Hazri, dessen Kommandant Mustafa Rifaat Pascha ift, liegt in der Nähe der russishen Grenze, am Rande der prachtvollen Ebene von Tschuruk-Su. Gegen Nordo# wird die Ortschaft durch fünf Anhöhen ges{chüßt, die ihr als natürlibe Wälle dienen. Diese Höhen hat der türkishe Generalstab befestigt und dadurch uneinnehmbar gemacht. Am Fuße dieser Höhen breitet sich bis in unabsehbare Ferne das Lager der Armee aus, welches sih bis Tschu- ruk-Su erstreckt. Was die Befestigungen von Tschuruk-Su betrifft, so stehen dieselben den Befestigungen der anderen strategish wichtigen Grenzpunkte niht nah. Nach einer Inspektionsreise des Ober-Kom- mandanten von Batum wurde die Ausführung neuer Befestigungs- arbeiten auf den sogenannten Höhen von Dje-Hanghir bes{lofsen. Das hierzu nothwendige Material und die erforderlihen Genie- Offiziere zur Leitung der entsprechenden Arbeiten find bereits dahin abgegangen, und find die Arbeiten in vollem Zuge. Innerhalb vier- zehn Tagen sollen diese Befestigungen vollendet fein.“

Der „Times“ werden auch aus Ca bGiE Ba fort- geseßte Sen E emeldet. Jn Basardschik bedrohte ein Derwisch den bulgarischen Bischof und bedeutete ihm, daß innerhalb vier Wochen alle Christen eine ausgiebige Massacre zu erwarten haben. Der Bischof klagte der Derwisch wurde nah einer Untersuhung von wenigen Tagen freige- lassen. Den Bewohnern von JFswor, drei Stunden von Phi- lippopel, welche bei der herrschenden Unsicherheit im Lande die Zurütckgabe ihrer Waffen forderten, wurde bekannt gegeben, daß sie in vierzehn Tagen noch andere Habseligkeiten abzulie- fern haben werden. Aus Ajwad\schik, Usungherna, Gelereh und Kiossebere werden dem genannten Blatte Thatsachen ge- meldet, welche die O L Apriltage von Otlufkidi, Awratalan und Tatar-Basardschik lebhaft befürchten laffen.

Dem W. „Fremdenbl.“ wird geschrieben: Jm serbi- schen Kriegs-Ministerium ist man jeßt mit der Zusam-

-menstellung der zu zahlenden Entschädigungsgelder für

die auf dem Wege der Requisition während der Kriegszeit dem Volke abgenommenen Gegenstände gt Annähernd hat man bis jeßt die Summe von 600,000 Dufaten festgesebt, also bedeutend weniger, als man von vornherein annehmen fonnte. Aber auch diese Summe, welcher die auf Bons requirirten Beträge niht zugerehnet find, ist der serbische Staat jeßt nicht zu zahlen im Stande. Die Geldkalamität ift dort gegenwärtig so groß, daß die Aera wie ich aus einer gewöhnlih gut unterrichteten Quelle erfahrèn e, vom Hause Krsmanowitsh eine Summe von 30,000 Dukaten ent- lehnen mußte. Dabei geht es mit dem Staatsanlehen s{hwierig und langsam.

Schweden und Norwegen. Christiania , 10. April. (H. N.) Heute Abend genehmigte das Storthing mit 82 gegen 29 Stimmen den Privatvorschlag wegen Zutritts der Minister zum Storthinge. Der Königliche Vorschlag wurde einstimmig verworfen. Sverdrup bezeichnete die Reform als eine reine Machtfrage.

Amerika. New-York, 9. April. (A. A. C.) Fünf- O! feindlihe Fndianer haben den Behörden der ereinigten Staaten ihre Unterwerfung angeboten.

Nr. 21 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver- fügungen: vom 9. April 1877: Postverbindung mit Konstantinopel vom 4. April 1877; Fortfall der Bekanntmachung, betreffend die Bestellung der Telegramme dur die Telegraphenboten.

Statistische Nachrichten.

Den offiziellen s\tatistishen Berichten zufolge betrug die Volksmenge Schwedens am Schlufse des Jahres 1875: 4,383,291 Einwohner oder 41,732 mehr als am Schlusse des vorher- gehenden Jahres. Im Jahre 1800 hatte Schweden eine Volks- menge von 2,347,308 Personen, in 1825 war dieselbe auf 2,771,252 und in 1850 auf 3,482,541 gestiegen. Der relative Zuwachs betrug in der ersten 25 jährigen Periode 17,11 %/, in der zweiten 23,40 und in der dritten 23,62%. Der jährlibe Durchschnittszuwahs für sämmtlihe 25 Jahre war 1,16 ‘//9. Die Volksmenge Norwegens, welche am 1. Januar 1801 883,038 Personen betrug, war am Sglusse tes Jahres 1875 auf 1,817,237 gestiegen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Vor Kurzem ist in dem dur seine vortreflich ausgestatteten Prahtausgaben wohlbekannten, thätigen Verlage von I. Engelhorn in Stuttgart die erste Lieferung des fünfzehnten Jahrgangs der „Gewerbehalle“ in rrgezhanlem (Perip-) Format und reichster Ausstattung erschienen, nachdem das von Bucher und Gnauth beraus- gegebene „Kunsthandwerk“ (Stuttgart, W. Spemann) fich mit dem gn vereinigt hat. Die Redaktion der „Gewerbehalle“ hat der

rchitekt Adolf Schill übernommen. Die Jllustrationen werden, größtentheils nah Zeichnungen des Professor Carl Rieß, in dem dur seine Leistungen weit bekannten rylographishen Institut von Adolf Cloß ausgeführt. Alle Zweige der Kunst-Industrie finden in der „Gewerbehalle“ möglichst reihe Berücksichtigung, und jeder Kunstgewerbetreibende wird darin nit nur eine Meves von ftilvollen und mustergültigen Zeichnungen zur direkten Anwen- dung in s:inem Geschäfte finden, sondern au eine Fülle von Orna- menten und Motiven, die ihm bei seinen cigenen Kompositionen als werthvolles Material dienen können. Die „Gewerbehalle“ erscheint in monatlichen Lieferungen (zum Preise von 1,0 K für die Lieferung) deren jede 8 Tafeln mit Abbildungen, wovon eine in Farbendruck, und ‘ein Blatt mit erläuterndem Text ent- halten wird. Die Tkürzlih erschienene erste Nummer bringt ein \{chôn erfundenes Edstück zu einem gemalten Plafond von dem Arthiteklten Schill, einen Büffet - Schrank von dem Bildhauer Schönthaler in Wien, Fauteuils (im Stil Louis XV1,) und Guéridon (Augsburger Arb-it) aus der Königlichen Residenz in München, einen Kamin (im Ges{mack Louis XII[.) von dem Maler Léofanti in Rennes, Balkongitter von den Tuilerien, präbtige Shmuckschalen, aus ges{liffenem Kristall mit Montirun in Gold und Email-Ornamenten und Edelsteinen, von Joseph Schulz entworfen, Helzintarfia-Ornamente aus Perugia und ein Teppich- müster (Renaissance), in Gold und Farben reproduzirt, aus Rottweil. Sämmtliche Blätter (in Folio) stehen völlig auf der Höbe der heu- ae Vervielfältigungskunst und find selbst vollendete Muster dieser

unst.

Am 3. April ist in Brüssel der Maler Jean Baptiste Madou, einer der originellsten und feinsten Meister der modernen belgishen Schule und ein Veteran unter den belgishen Künstlern (er war 1796 in Brüssel geboren) verstorben. Das Volk sowohl, wie die bürgerlihe und vornehme Gejsellshaft des vorigen Jahr- hunderts in Belzien hat kein Maler trefender dargestellt. Madou hat für den Charafter diefer Periode in seinem Lande ein eben fo feines Verständniß wie Meifsonnier für dieselbe Zeit in Frankrei. Doch da seine künstlerishe Thätigkeit {on etwas rückwärts liegt, so ist sein Name in neuester Zeit nicht viel genannt worden, auch hat die Kunstmode in Belgien eine andere Rihtung genommen. Madou war Mitglied der Königlihen Akademie von Belgien, der Akademie der Künste in Antwerpen, Commandeur dezs Leopold-Ordens und Ritter mehrerer anderer Orden.

Gewerbe und Handel.

In dec Generalversammlung der Lebens-Versicherungs- Aktien-Gesellshaft „Nordstern“ wurde die vorgesblagene Gewinnvertheilung _ 9%/ oder 54 Æ prò Aktie an die Aktionäre und 18 %/ an die Versicherten genehmigt, und der Direktion und dem Verwaltungsrath Decharge ertheilt. Nach dem Rechenschafts- berichte {loß die Gesellschaft das Jahr 1876 mit einem Versicherungs- bestande von 36,479,543 M Kapital und 93,216 Æ jährlicher Rente. Die Prämieneinnahme betrug 1,235,158 A, die Zinseneinnahme 191,015 A Die Prämieareserve vermehrte \sich um 567,872 M. auf 3,619,795 Æ# und die Kapitalreserven um 27,735 Æ auf 92,671 Æ. Die Summe der Aktiva belief sih auf 7,772,512 M

Breslau, 11. April. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Oberschlesishen Eisenbahn - Gesellschaft hat in einer heute abgehaltenen Sißung beschlosfsen, die Festseßung einer Divi- dende von 10% bei dem Handels Minister zu beantragen. Die Direktion der genannten Gesellschaft hatte die Vertheilung einer Dividende von nur 9#°% in Vorschlag gebracht.

Der Geschäftsbericht der Breslauer Aktien-Gesell- {chaft für Eisenbahn-Wagenbau über das leßte Geschäfts- jahr enthält folgende Mittheilungen: Am 9. Dezember 1876 hat eine außerordentlihe Generalversammlung den Vorstand zum Rückkauf von 300,000 A eigener Aktien ermächtigt. Dieser Ermächtigung entsprechend, sind bis Ende 1876 150,000 # eigener Aktien ange- kauft, und wurde der Uebcrshuß des Nominalwerthes dieser Aktien über dem Kostenpreije, im Betrage von 70,015 #4, zugleich mit dem aus dem Betriebs-Brutto-Gewinn abgezweigten Betrage von 29,877 c zu Abschreibungert verwendet. Die Produktion in 1876 betrug: 117 Stück Personenwagen im Werthe von 688,524 4, 151 Stück Ge- päck- und Güterwagen im Werthe von 314,003 # Im Ganzen revräsentirte die zur Ablieferung gebrahte Produktion des Jahres 1876: 1,139,174 A Nach der Vilanz bleiben aus dem Gewinn zur Verfügung der Generalversammlung 92,068 #, wovon 2F 9/9 Dis vidende mit 92,000 # gezahlt werden und restliche 68 4 auf neue Rechnung vorgetragen werden jollen. E

Nath dem Geschäftsberiht des Basler Bankvereins

pro 1876 betrug der Geschäftsgewinn insgesammt 629,900 Fres. (1875: 631,522 Frcs.) Davon sind abzurehnen an Abschreibungen 139,184 Fres., an Effekten 23,447 Fres., für Dubiosen 45,000 Fres. 2c., zusammen 207,631 Fres.; ferner für Verwaltungsfosten 2c. 99,460 Fres. Dagegen sind hinzugerechnet 106,250 Frcs. Gewinn an vorgenommenem Rückauf von nom. 500,000 Fres. eigener Aktien, daher der Gewinn- faldo 419,037 Frs. beträgt. Davon beantragt die Direktion 108,250 Fres. zu Gunsten der Spezialreserve abzuseßen, den noch umlaufenden Aktien 320,000 Frcs. = 4°/9 Zins zu zahlen und restlihe 787 Frcs vor- zutragen. : London, 10. April. Nah dem „Manchester Guardian“ haben die Eisengruben-Besißer Thorneycroft & Co. eine Schließung ihrer Gruben angekündigt. Sie erklären, das von den Arbeitern erzwungene achtstündige Arbeitssystem sei für das Geschäft ein Ruin. Beharren die Besißer bei ihrem Plane, fo werden etwa 1200 Arbeiter und im Ganzen 5000 Köpfe außer Ver- dienst geseßt. 7

(A. A. C.) Die Kohlengrubenbesißer von Northum- berland haben ihren Arbeitern die Anzeige gemacht, daß die große Stagnation im Kohlengeschäft sie nit allein zwinge, eine Herab- seßung ihrer Löhne von 10 resp. 15'/9 eintreten zu lassen, sondern auch aufzuhören, ihnen freie Wohnungen und Kohlen zu liefern.

Der Betrieb auf der Riga-Dünaburger Eisenbahn während des Jahres 1876 hat sih unter den ungünstigen Handels- verhältnissen niht auf den Umfang früherer Jahre zu heben vermocht. Die Fahrbetriebsmittel bestanden am Schlusse des Berichtsjahres aus 71 Lokomotiven, 76 Personenwagen und 1507 Güterwagen. Die Einnahmen haben ergeben: Personenverkehr 476,178 Rbl., Güterver- fehr 1,418,539 Rbl., Verschiedenes 151,263 Rbl., zusammen 2,045,980 Rbl. (gegen das Vorjahr weniger 89,649 Rbl.). Die Ausgaben waren: Allgemeine Verwaltung 721,312 Rbl., Bahnverwaltung 82,803 RbL., Unterhaltung der Bahn und Gebäude 392,851 Rbl., Betriebsverwal- tung 263,676 Rbl., Transportmittel 409,370 Rbl., zusammen 1,870,012 Rbl. (gegen das Vorjahr weniger 12,570 RbL.).

Verkehrs: Anstalten.

Southampton, 11. April. Das Postdampf\chiff „Oder“, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 31. März von New-York ahgegungen war, ist heute wohlbehalten hier ange- fommen und hat nach Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung 95 Uhr Morgens die Reife nah Bremen Prigzfent. Die „Oder“ überbringt 126 Passagiere und volle Ladung.

New-Orleans, 8. April. Das Postdampf\schiff „Han- nover“, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 14. März von Bremen und am 17. März von Havre abgegangen war, ist gestern wohlbehalten hier angekommen.