1877 / 89 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Apr 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Der Chef der Kaiserlichen Admiralität, General der Jnfanterie, Staats-Minister von Sto\ch hat sich zu Jnspi- zirungen 2c. nah Kiel begeben.

Der Contre-Admiral Bent, Direktor der Kaiserlichen Admiralität, ist von der Jnspizirungsreise nah Danzig und Stettin hierher zurückgekehrt.

__— Die Bundesraths-Bevollmächtigten Königlich sächsischer Geheimer Justiz-Rath Held und Herzoglich \sacsen- E Regierungs-Rath Scchlippe find hier ein- getroffen.

Wiesbaden, 14. April. (W. T. B.) Der General der Jnfanterie von Voigts-Rhees ist in der vergangenen Nacht hierselb} verstorben.

(Allg. Ztg.)

Bayern. München, 13. April. Zum Vollzuge der gestern erwähnten Königlichen Entschließung in Betreff der diesjährigen größeren Truppenübungen wurde U. A. bestimmt, daß das Uebungsterrain für die elftägigen Divisionsübungen derart auszuwäyhlen ist, daß den Truppen Gelegenheit zu Marsch- und Gefechtsübungen im Mittel- oder Waldgebirge, gh! “ing ee: in den Vorbergen des Hoh- gebirges gegeben sei. Hinsichtlich der Uebungen der in Elsaß-Lothringen dislocirten Feldtruppentheile des 11. Baye- rischen Armee-Corps hat das General-Kommando des- selben mit dem General-Kommando des XV. Armee-Corps das Erforderliche zu vereinbaren, wobei die Antheilnahme des 5. Jäger-Bataillons und zweier Batterien der 2. Feldabthei- lung des 2. Feld-Artillerie-Regiments an den Uebungen der Besaßungsbrigaden in Anregung gébraht werden kann. Bei jedem Armeecorps find zu den größeren Uebungen 120 Unter- offiziere und 1100 Gefreite und Gemeine, Dispositions-Urlau- ber und Reservisten der Jnfanterie und Jäger einzuberufen. Generalstabs-Uebungsreisen haben stattzufinden : cine unter Leitung des General-Quartiermeisters, dann bei beiden Armececorps, und eine Kavallerie-Uebungsreise beim ersten Armee- corps. Von den Divisions-Uebungen müssen sämmtliche Trup- pen vor dem 28. September l. F. in ihre Garnisonsorte zu- rückgekehrt sein.

Sachsen. Leipzig, 15. April. * (W. T. B.) Die Landesversammlung des Reichsvereins für Sach- sen hat dem Fürsten Bismarck ein Telegramm zugesandt, in welchen sie demselben für seine aufopfernde Hingebung, im Amte zu verbleiben, den wärmsten Dank ausspricht und den innigen Wunsch ausdrückt, daß der Fürst bald mit gestärkter Kraft zu den Geschäften zurückehren möge.

Baden. Karlsruhe, 13. April. Gestern wurde die Taufe des neugeborenen Sohnes des Prinzen Karl vollzogen. Der Großherzog und die Großherzogin, der Mark- graf Max, sowie sämmtliche sih hier aufhaltenden Mitglieder der Großherzoglichen Familie wohnten der feierlihen Hand- lung bei. Als Pathen des Kindes waren der Großherzog und Markgraf Max anwesend; Se. Königliche Hoheit hielt dasselbe über die Taufe, wobei es die Namen Friedrih, Maximilian, Alexander erhalten hat. Nachmittags hat der Großherzog den Dr. Josef Viktor von Scheffel, den Maler Göß und Pho- tographen Schober empfangen, um von denselben das Ge- denkblatt entgegenzunehmen, welches sie Sr. Königlichen Hoheit zur Feier des 25 jährigen Regierungsjubiläums gewidmet haben.

Hessen. Darmstadt, 11. April. Das neue Berg- gesecß hat, wie man der „Frkf. Ztg.“ von hier schreibt, troß der entschieden ungünstigen Zeitverhältnisse dennoch auf unser Bergwesen und namentlich in der Provinz Oberhessen einen belebenden Einfluß geltend gemaht. Dort sind bis jeßt 586 Gruben und Soolfelder mit 997,787,100 Quadratmeter be- liehen und noch 1600 Belehnungen in der Jnstruirung be- pu welche geseßlih 3,200,000,000 Quadratmeter Gruben- eld beanspruchen dürfen, so daß eintretenden Falls sämmtliche Grubenfelder etwa 13 Proz. der Oberfläche der Provinz Ober- hessens einnehmen würden.

Sachsen - TWeimar - Eisenah. Weimar, 12. April, (Th. C.) Der Landtag hat in seiner Sißung am 10. d. M. die Verträge wegen Aufhebung des gemeinschaftlichen ODber-Appellationsgerichtes und Errichtung eines Ober-Landesgerichtes in Jena genehmigt. Jn den Verhandlungen wurde aus der Mitte der Abgeordneten die Nothwendigkeit der Bildung von gemeinsamen Landgerichten lebhaft betont. Gestern bewilligte der Landtag die Zuschüsse zum Etat der Universität Jena; zwar niht in der von der Regierung beantragten Höhe von 40,000 4 jährlich, aber doch um 3000 H höher als der Ausschuß vorgeschlagen hatte, im Ganzen 30,000 M, unter der Vorausseßung, daß die Her- goglis en Regierungen zusammen einen annähernd entsprechen- en AGus zum Universitäts-Etat leisten.

Sachsen - Coburg - Gotha. Gotha, 13. April. Der Herzog ist heute Morgen zu einem mehrwöthentlichen Aufent- halt im südlihen Frankreih und Oberitalien abgereist. Gleichzeitig mit dem Gothaer tagt zur Zeit au der Coburger Speziallandtag. Demselben liegt vor: der Staatsetat auf die Finanzperiode vom 1. Juli 1877 bis besi 1881 nebst Spezialetat und Steuergeseßentwurf; ein Geseßentwurf über Schulpflicht der taubstummen Kinder und ein Höchstes Dekret, die Verwilligung von 8000 # zur Unterstüßung der Kirchen- gemeinden bei Ablösung der Stolgebühren und bei sonstigen kfirhlihen Leistungen betreffend.

Bremen, 15. April. (Wes. Ztg.) Der Präses der Handelskammer empfing folgende Erwideru 18 des Rei hs- kanzlers Fürsten Bismarck auf die demselben zugesandte Resolution, welche am vorigen Montag an der Börse verlesen und angenommen worden war:

Berlin, 12. April 1877.

__ Gurer Hohwohlgeboren danke ih verbindlihst für das freund- lihe Schreiben, mit dem Sie mir den Wortlaut der von 1200 Bremer Vürgern am 9. d. Mts. gefaßten Resolution mittheilen. Ich bitte Sie, überzeugt zu sein, daß der Entshluß, einem Be- rufe zu entsagen, dem ich die besten Jahre meines Lebens mit voller ingebung gewidmet habe, mir selbst sehr \{chwer geworden ist. ber das Gefühl, daß meine seit Jahren hon verminderte Arbeits- kraft nicht mehr ausreicht, mir das Bewußtsein der Pflichterfüllung iu meinem ehrenvollen Amte zu gewähren, mußte mich bestimmen, Se. Majestät den Kaiser um Enthebung von demselben zu bitten, Nachdem Allerhöchstderselbe diese Bitte abgelehnt und mir dabei zur Herst:Uung meiner Gesundheit einen Uïtlaub ertheilt hat, halte ih für meine Pflicht, mich dem Dienste Sr. Majestät des Kaisers und des Vaterlandes so lange nit zu entziehen, als mir die Hoffnung bleibt, daß ih die Kräfte wiedergewinnen werde, die dieser Dienst erfordert. Jch fühle mich dazu ermuthigt durch

die Beweise von Vertrauen und von wöhlwollender Theinahme, welche mir ¿ugegangen sind, und unter denen ih die mir von Ihnen übermittelte Kundgebung 1e vieler angesehener Bürger der Freien Stadt Bremen besonders hoch ansclage.

Ich bitte Sie Ihren, und wie ich als Ehrenbürger Bremens sagen darf, meinen ftädtishen Mitbürgern meinen herzlichsten Dank für Ihre freundliche Kundgebung aussprechen zu wollen.

i von Bismarck. Seiner Hochwohlgeboren dem Herrn Präses der Handelskammer, Herrn J. Albers, Bremen.

Oesterreich : Ungarn. Wien, 13. April. Die Direktion der Nationalbank hielt gere eine Sitzung ab, in welcher der General - Sekretär Ritter von Lucam über das Ergebniß der leßten Kon- ferenzen mit den beiderseitigen Regierungen berichtete. Jn der hierauf folgenden Berathung erklärte die Direktion, auf die Ernennung der Vize-Gouverneure durh die Re- Eren nicht eingehen zu können. Dagegen wurde hinsicht- ih der Theilnahme der beiden Staatsverwaltungen am Rein- gewinn der Bank beschlossen, selbe schon bei sieben Prozent zuzugestehen. Auch in einigen anderen Punkten wurde den Wünschen der Regierung Rechnung getragen, so daß die Zahl der Differenzpunkte eine namhafte Verrir gerung erfahren hat. Der Bankaus\chuß soll nähsten Montag, den 16., zusam- mentreten.

14. April. Das heute ausgegebene Reichsgeseß blatt veröffentliht das von beiden Häusern des Reichs- raths noch vor ihrer Vertagung beschlossene Gesetz, betreffend die Wahl der vom Rei grathé zu entsendenden Deputation zur Verhandlung mit dem ungarischen Reichstage über das Verhältniß der Beitragsleistung zu den Kosten der ge- meisamen Angelegenheiten der Monarchie.

Der Tiroler Landtag hat in seiner gestrigen Sizung auch die Wahl des zweiten liberalen Abgeordneten mit 34 gegen 19 Stimmen annullirt.

16. April. (W. T. B.) Der Ober-Stallmeister

des Kaisers von Nußland, Fürst Metschersky, ist zum 40jährigen Dienstjubiläum des Erzherzogs Albrecht hier eingetroffen.

Pest, 12. April. Gestern Nachmittag hat, wie „Ellönör“ meldet, ein Ministerrath stattgefunden, in welchem der aus Wien zurücgekehrte handlungen e über den Abschluß

der Ausgleihsverhandlungen referirte. Die Ausgleichs- vorlagen würden noch in diesem Monat dem Abgeordneten- hause unterbreitet werden.

Schweiz. Bern, 12. April. Unter den Traktanden der gegenwärtigen Großrathssession befindet sich au ein Dekret über das katholische Nationalbisthum, welches morgen oder übermorgen zur Verhandlung kommen wird. Der betreffende Entwurf des Regierungsrathes lautet nach der „N. Zürch. Ztg.“ wie folgt:

„S. 1. Der Kanton Bern ertheilt innerhalb den Schranken der ktantonalen Geseße die staatlihe Genehmigung: 1) der Ver- faffung der christkatholishen Kirche der Schweiz und den Erlafsen der {hweizerishen Synode vom 14. Juni 1875; 2) dem auf Grund- lage dieser Erlasse hergestellten Verbande derjenigen katholischen Kir- chengemeinden des Kantons, welhe gemäß S8. 6 des Kirchen- geseßes staatlich anerkannt sind und \sich dem \{chweize- rishen christkatholischen Bisthum angeschlossen haben, odex in Zukunft anschließen werden. ‘Der Regierungs- rath is ermächtigt, im Namen des Kantons Bern, dem in Gemäßheit der Verfassung der christkatholischen Kirche der Schweiz ernannten Bischof und seinen Hülfsorganen innerhalb der Grenzen der staatlihen Geseße und der von der kantonalen und \hweizerishen Synode in kompetenter Weise erlassenen Vorschriften die Vornahme bischöfliher Jurisdiktions- und Verwaltungshand- lungen in den unter §8. 1 dieses Dekrets fallenden Kirchengemeinden des Kantons zu gestatten. . 3. Der Beitrag des Kantons Bern an die Besoldung des Bischofs wird auf den Antrag des Regierungs- rathes vom Großen Rathe festgeseßt.“

___ Dem diesem Entwurfe beigelegten Berichte zufolge haben sih von den 42 neu eingetheilten fkatholishen Kirchgemeinden bis jeßt 33 konstituirt, zu welchen später noch diejenige der Stadt Bern kam. Neun sind noch renitent, und es mußte die Administration ihrer E er vom Regierungsrathe besondern, jedoh nur provisori)ch ernannten Verwaltern über- tragen werden. Jn den geseblih konstituirten katholischen Kirchgemeinden beträgt laut den amtlichen, von den betref- fenden Pfarrern der Kirchendirektion gemahten An- gaben die Zahl der Angehörigen der katholischen Landes- kirhe gegen 20,000, d. h. ungefähr den dritten Theil der katholischen Bevölkerung, die Zahl der 1876 von den Staatspfarrern vorgenommenen Taufen 355 und die der Kinder, welche im gleihen Jahre den Religionsunterricht der leßteren besucht haben, 1057. Der Bericht wirft dann einen Rückblick auf den Ursprung und die Entwicklung des s{hweize- rischen christkatholishen Nationalbisthums, von der Ausstellung der Kirchenverfassung an bis zur Bischofswahl und zur Pa migung der Einrichtung dieses Bisthums durch den Bundesrath, sowie auf die Theilnahme Berns an dem daherigen Vorgehen. Er erörtert in Kürze die Erlasse der s{hweizerishen National- synode und deren Verhältnisse zur Bernischen Kirchengeset-"' gebung, welche leßtere er mit dem Genehmigungsrecht (Placet) des Staates und dem Vetoreht der Kirhgemeinden bei den wenigen Bestimmungen der erstern, die etwa zu Ausstellungen Anlaß bieten könnten, vorbehält. Nachdem nun die Kantone

Genf, Neuenburg, Solothurn und Aargau die Verfassung -

genehmigt und den Bischof anerkannt hätten, die Ausfüh- rung der Organisation des Bisthums vollendet und der Ae Vikar für die französisch sprechenden . Theile des- selben in der Person des Hrn. Prof. Dr. Michaud in Bern ernannt sei, liege für den Kanton Bern kein Grund mehr vor, die nahgesuchte Anerkennung weiter hinaus- zuschieben. Was die rehtlihe Bedeutung dieser Anerkennung . anbelangt, so erklärt der Bericht, daß ih dieselbe nur nah Ps Richtungen hin geltend mache. Einerseits in der Erthei- ung der Erlaubniß an die vom Staate anerkannten und subventionirten Kirchgemeinden, fih innerhalb den Schranken der kantonalen Verfassung dem s{weizerishen Verbande des christkatholischen As anzuschließen und einen Theil desselben zu bilden und andererseits in der Bewilligung zur Vornahme von bischöflichen Jurisdiktions- und Verwaltungs- D, ; 8. Ztg.)

183. April. (N. Zürch. Ztg.) Der Große Rath ge- nehmigte heute ohne Debatte den Bétaie ada eránas be die Bern-Luzern-Bahn, ebenso mit großer Mehrheit den Beitritt zum Nationalbisthum, wobei der Beitrag des Kantons Bern zu den Besoldungen des Bischofs und sei- nes Vikars auf 2750 Fr. festgeseßt wurde. Hr. Olivier

Zschokke hat dem Bundesrath eine Denkschrift, betreffend

den Betrieb der shweizerischen Eisenbahnen unt Bundesleitung überreicht. F | ) E

14. April. (Köln. Ztg.) Der Berner Große Rath genehmigte die in Folge der von seinem Präsidenten an den Re- gierungsrath erlassenen E vor sozialdemokratischen Tendenzen von dem Regierungs-Rath Fro ssard nachgesuchte Entlassung als Regierungsmitglied ohne Diskussion.

Niederlande. Amsterdam, 11. April. (Leipz. Ztg.) Der König empfing heute Vormittag den Gemeinderath von Amsterdam in Audienz. Der Bürgermeister den Tex wies in seiner Ansprache hin auf das rasch zunehmende An- wachsen der Hauptstadt, auf die großartigen Werke, welche im «Interesse des els, dieser Pulsader der Wohlfahrt Amster- dams, in der Anlage begriffen sind, auf die hohwichtige Er- rungenschast, daß Seeschiffe von 57 Dm. Tiefgang nun durh den Nordsee-Kanal bis vor die Hauptstadt ge- langen, und hob schließlich hervor, mehr als jemals mache sich die Nothwendigkeit der Herstellung eines den dringendsten Jnteressen des Handels entsprechenden Wasserwegs von Amsterdam nah Deutschland, einer Kanalstraße nach dem Rhein, tale pind der Gemeinderath von Amsterdam empfehle deshalb das Projekt betreffs Anlegung eines Kanals durch die Geldershe Niederung der Berücksichtigung und L Orforge des Königs. Der König er- widerte: er nehme lebhaftes Jnteresse an diesem Kanal- projekte, er selbst sei persönlih einer Entscheidung der Wahl 0e diese Wasserstraße günstig, er wünsche deren möglichst aldige Herstellung, welhe nach seinem Érachten sogar den Vorrang verdiene vor der Trockenlegung der nee er werde denn auch gern in jeder Richtung mitwirken, um das Zustandekommen der „verbesserten Cölnischen Fahrt“ zu för- dern; er ersuche den Gemeinderath von Amsterdam, von dieser Versicherung Akt nehmen zu wollen.

Großbritannien und Jrland. London, 14. April. (E. C.) Das Unterhaus konstituirte sich in der gestrigen Sizung als Comité, um die Vorlage des Budgets Seitens des Sch atkanzlers entgegenzunehmen. Sir Stafford Northcote leitete seine von häufigen Bei- fallsrufen unterbrochene Rede mit der Bemerkung ein, seine Aufgabe sei eine leichte und angenehme, da Einnahme und Ausgabe für das Jahr 1876—77 einander nahezu glecichge- kommen seien. Er habe die Einnahme auf 78,412,000 Psd, Sterl. geschäßt, während thatsählich 153,000 Pfd. Sterl. mehr eingenommen worden seien. Die Ausgabe sei auf 78,043,000 Pfd. Sterl. veranschlagt worden und habe 78,725,227 Pfd. Sterl betragen. Der Schatßkanzler gab zu daß es ein glänzendes Ergebniß sei, aber meinte, es biete do Veranlassung zur Beglückwünshung. Ein Ausfall in der Einnahme fei hauptsächlih bei Spirituosen, Wein und Tabak zu bemerken gewesen und in geringerem Maße au beim Thee. Andererseits seien dann aber die vermischten Einnahmen, einschließlich amtliher Gebühren, Ver- käufe von alten Vorräthen u. \. w. angewachsen. Auf die Veranschlagung der Einnahmen und Ausgaben für 1877—78 üÜbergehend, theilte der Minister folgende Daten mit: Veranschlagte Ausgaben: Shwebende Schuldzinsen 28,000,000 Up Sterl., Zinsen 2c. von Ortsanlehen 220,000 Psd. Sterl., für die Suez-Kanalaktien 200,000 Pfd. Sterl., andere Zinsen von fonsolidirten Fonds 1,600,000 Pfd. Sterl., Heer 14,538,700 Pfd. Sterl., Kosten der indishen Armee im Mutterlande 1,000,000 Pfd. Sterl., Armee-Ankaufs-Kommis- sion 500,000 Pfd. Sterl., Flotte 10,979,829 Pfd. Sterl., Ver- waltung 13,726,198 Pfd. Sterl., Zoll- und Steuererhebung 2,767,165 Pfd. Sterl., Postverwaltung 3,261 461 Pfd. Sterl., Telegraphenverwaltung 1,232,814 Pfd. Sterl., Packetbeförde- rung 767,877 Pfd. Sterl., Summa 78,794,044 Pfd. Sterl. Einkommen-Veranschlagung. Zölle 19,850,000 Pfd. Sterl. , Accise 27,500,000 Pfd. Sterl. , Stempelsteuern 10,920,000 Pfd. Sterl., Land- und Gebäudesteuern 2,560,000 Pfd. Sterl., Einkommensteuern 5,540,000 Pfd. Sterl., Telegraphen- Einnahmen 1,300,000 Pfd. Sterl., Posteinnahmen 6,100,000 Pfd. Sterl., Krongüter 410,000 Psd. Sterl., “Verschiedenes 4,840,000 Pfd. Sterl., 79,020,000 Pfd. Sterl. Gewisse Posten, erklärte der Minister, würden eine Gesammtmehr- ausgabe von 767,964 Pfd. Sterl. erheischen gegenüber derjenigen des Vorjahres, da aber andererseits eine Abnahme von 313,000 Pfd. Sterl. vorgesehen sei, so würde sich die thatsächliche Mehrausgabe auf 454,964 Pfd.Sterl belaufen. Die Gesammtausgaben von den Gesammteinnahmen abgezogen, würde sich ein Uebershuß von 226,000 Pfd. Sterl. ergeben. Es sei so nicht nothwendig, die Lasten des Landes zu ver- mehren. Die nationale Schuld sei im verflossenen Finanz- jahre um 1,308,000 Pfd. Sterl. verringert worden und um 3,693,000 Pfd. Sterl. seit die gegenwärtige Regierung in das Amt gekommen. Was das Defizit der Sparbanken angehe, so werde beabsichtigt, das Lek zu stopfen, bis das Parlament die Angelegenheit in die Hand nehmen könne. Die Differenz würde gegenwärtig dem Parlamente mitgetheilt und der Aus- fall, wie hoh er auch sei, bewilligt werden, unter Berücfsich- tigung der Einnahme-Ueberschüsse, welhe die Post -Spar- banken aufzuweisen hätten. Angesichts des allgemeinen Darniederliegens des Handels und der drückenden poli- tischen Lage sei das Budget durchaus nicht unbefriedigend. Das Finanzsystem des Landes sei gesund. Wenn es zum Aeußersten kommen sollte, so habe England noch viele Hülfs- quellen, auf die es rechnen könne. Der Minister {loß dann mit Beantragung der üblichen Resolution, welche sih für die Erhebung der Einkommensteuer ausspriht. Die Diskussion, welche sih an die Rede des Ministers {loß, beshränkte sich auf allgemeine Bemerkungen. Nachdem der Finanz-Minister die Befürchtung, daß sich ein Defizit herausstellen würde, als - adrr zurückgewiesen, wurde die Einkommensteuer im Prinzipe genehmigt. Zum Kommandanten der Kö- niglihen Yacht „Victoria and Albert“ ist Kapitän Frank Thomson ernannt worden. Fn Pembroke ward vorgestern das erste Stahl \ chiff der britischen Flotte, „Jsis“, vom Stapel gelassen.

Canada. (A. A. C.) Aus DODttawa wird unterm 12. d. M: gemeldet: Das Haus der Gemeinen - der cana- dischen Union diskutirte heute eine Geseßvorlage, welche den Verschléiß bérauschènder Getränke verbietet. Ein Amendement, welches erklärte, es sei unzweckmäßig, gegen- wärtig ein solches Geseß anzunehmen, wurde mit 103 gegen 59 Stimmen angenommen.

Frankreih. Paris, 13. April. Die leitenden Organe der A INeR Kammermajorität, die „Republique française“, der „Temps“, der „Siècle“

und das „Journal des Débats“ erklären einstimmig, daß den eignissen im Orient gegenüber für Frank- reih eine grundsäßlihe, sfystematishe und unerschüt- terliche Neutralität geboten sei; der „Temps“ geht sogar noch weiter und empfiehlt der französischen Presse, die orien- talischen Angelegenheiten mit der größten Zurückhaltung zu behandeln und, so weit es angeht, ganz auf die Aeußerung eines eigenen Urtheils zu verzichten. Der „Moniteur“ fordert die gemäßigten Republikaner auf, sich mit den foge- nannten „Constitutionellen“, d. h. den Monarchisten, zu ver- binden, umden Radikalen undden Bonapartisten bei den General- und Gemeinderathswahlen entgegenzutreten. Seit den Ereig- nissen von 1870/71, schreibt die „Patrie“, und namentlich seit drei Jahren, haben die Arbeiter des Genies eine große Ausdeh- nung gewonnen. Fm Kriegs-Ministerium ist daher die Noth- wendigkeit anerkannt worden, eine vierte topographische Brigade einzurichten und zu d‘esem Behuf einen Nachtrags- kredit von 20,000 Fr. nachzusuchen. Der Herzog unddie Herzogin von Edinburgh trafen heute hier von Nizza ein. Der Präsident der Repulik hat heute Mittag den bisherigen Gesandten der Republik Peru, de la Ràva Eo empfangen, der sein Abberufungsschreiben über- reichte. -

Türkei. Konstantinopel, 13. April. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen hat den Vertretern der Pforte im Auslande mitgetheilt: Der Großvezier hat an den Fürsten von Montenegro folgendes Tele-

romm gerichtet: „Der Waffenstillstand zwischen der Kaiser- fien Regierung und dem Fürsten von Montenegro erlischt heute. Die Friedensverhandlungen sind leider ohne Resultat geblieben. Jch glaube Ew. Hoheit davon in Kenntniß seßen zu müssen, daß die hohe Pforte beschlossen hat, den Waffenstillstand nicht zu erneuern oder zu verlängern. Edhem Pascha.“ i

14. April. (W. T. B.) Abdul Kerim Pascha hat sich nach Schumla begeben, um den Oberbefehl über die Donauarmee zu übernehmen. Der russische Geschäft s- träger befindet sih noch hier. :

Bukarest, 15. April. (W. T. B.) Der Kaiser von Rußland wird, wie verlautet, am nächsten Dienstag in Kischeneff erwartet. Der Ober-Kommandirende der

russischen Südarmee, Großfürst Nikolaus, hält heute eine

große Revue über die am Pruth stehenden Truppen ab.

London, 14. April. (W. T. B.) Dem Parlament liegt außer dem Cirkular der Pforte noch eine Depesche des Staats:Sekretärs Derby an den englishen Geschäfts- träger in Konstantinopel, Jocelyn, vom 12. April vor. Jn derselben berichtet Derby über eine Unterredung mit Mu- jurus Pascha, in welcher ihm dieser das Cirkular vorlas und Abschrist desselben hinterließ. Derby habe an Musurus Pascha die Frage gerichtet, ob die Pforte beabsichtige, einen Spezial- gesandten nah St. Petersburg zur Unterhandlung über die Ab- rüstungsfrage zu senden oder nicht. Musurus Pascha habe diese

rage verneint und sih dahin ausgesprochen, daß er eine be- riedigende Lösung der obshwebenden Differenzen nicht für möglich halte, wenn nicht die Mächte darin willigten, daß das Protokoll annullirt werde. Derby habe erwidert, daß bei solcher Sachlage eine weitere Diskussion nußlos sein würde und daß er nicht wisse, welhe Maßregeln die Regierung noch ergreifen könnte, um einem Kriege vorzubeugen, welcher un- vermefdlih erscheine. Musurus Pascha habe darauf geant- wortet, daß die türkische Regierung den Kriea niht wünsche, ihn aber dem Verziht auf ihre Unabhängigkeit vorziehen würde.

15. April. (W. T. B.) Der „Observer“ glaubt annehmen zu dürfen, daß die englishe Regierung den von Oesterreich gemachten Vorschlägen bezüglih der von der englischen und der österreichishen Regierung gemein- sam zu unternehmenden Schritte zu Gunsten des Frie- dens nicht beitreten würde, da sich die englische Regie- rung kein zufriedenstellendes Resultat davon verspricht.

16. April. (W. T. B.) Die heutigen Morgen- blätter beschäftigen sich sämmtlih mit der politischen Lage. Dem „Standard“ zufolge wird Seitens der englischen Regierung ein leßter Verjsuch zur Abwendung des Krieges gemacht, das Blatt zweifelt indeß, daß die lebte an die russishe Regierung gerichtete Mahnung einen Erfolg haben werde. Die „Mor ningpost“ spricht die Erwartung aus, daß Rußland vor dem Bruche des Friedens daran erinnert werde, daß es nach dem Pariser Frieden zur Anrufung einer Mediation verpflichtet sei. Wenn Rußland troß seiner Friedensversiche- rungen den Krieg dennoch erklären sollte, müsse England an- nehmen, daß die Türkei zu Eroberungs- und Annerions- zwecken vernichtet werden solle. Sämmtliche Blätter äußern sich, die „Daily News“ ausgenommen, in einer Rußland feindlihen Weise. Die „Times“ bespricht die voraussihtlihe Haltung Englands während des bevor- stehenden Krieges und empfiehlt die Beobachtung einer ssttrikten Neutralität, so lange der Kampf blos gegen die Ursachen der eingetretenen Störung gerichtet sei. Die türkische Mißwirthschaft mache ein Eintreten für die türkische Sache unmöglich. j : Ñ

Wien, 14. April. (W. T. B.) Die „Neue freie Presse“ meldet: Der Donau - Dampfschiffahrts - Gesellschaft sind Nach- rihten zugegangen, nah welchen die Türken heute bei Ka- lafat den Brücckenschlag über die Donau begonnen haben. Die Gesellschast ließ diese Nachricht durch ihren Vertreter an der hiesigen Fruchtbörse mittheilen.

(W. T. B.) Der „Politischen Korrespondenz“ wird aus St. Petersburg vom heutigen Tage gemeldet, in den bisherigen Sißungen des Ministercomités fei noch keine Entscheidung getroffen worden. Jm Laufe der nächsten Woche werde Fürst Gortschakoff in einer Cirkular- depesche den Beschluß der russishen Regierung den Mächten notifiziren. Die diplomatischen Beziehungen zwischen der Pforte und Montenegro seien bereits abgebrochen. General-Konsul Fo nin reiste heute von St. Petersburg nach Montenegro ab. Fürst Tscherkasskij begiebt sih Sonntag nach Kischeneff. Derselben Korrespondenz zufolge hätte die persische Regierung der Pforte ihre Ansprüche auf Bagdad notifizirt. E

(W. T. B.) Ein Telegramm der „Politischen Korre- spondenz“ aus London meldet in Uebereinstimmung mit der LORA Nachricht des „Reuterschen Bureau“ aus St. Peters-

urg, daß die militärishe Aktion Rußlands noch nicht unmittelbar bevorstehe. Weiter wird der „Politi- {chen Korrespondenz“ aus London berichtet, daß die g- E einer neuen diplomatischen Phase der orien- talishen Frage dort noch als vorhanden betrachtet

wird. (efr. bezüglih der zweiten Meldung die entgegenstehende Nachricht des „Nord“ in der Brüsseler Depesche und die ab- weichende Erklärung Lord Derby's in der Londoner Depesche.)

Brüssel, 14. April. (W. T. B.) Der „Nord“ ver- öffentliht ein Telegramm aus London, demzufolge die englische Regierung der Ansicht ist, daß unter den gegenwärtigen Umständen jeder weitere Schritt zur AUuf- rehterhaltung des Friedens fruchtlos sein würde.

Paris, 14. April. (W. T. B.) Der „Moniteur“ be- spricht die gegenwärtige Lage im Orient und bemerkt, as Londoner Protokoll fei hervorgegangen aus dem aufrich- tigen und anerkennenswerthen Bestreben, die Souveränität der Türkei intakt zu lassen. Man habe von der Türkei nur die Durchführung der Reformen verlangt, welche sie aus eigenem Antriebe habe ins Werk seßen wollen. Die Deklaration Ruß- lands zu dem Protokoll habe vor Allem die Entwaffnung betont. Die Defklarationen Englands und taliens findet der „Moni- teur“ fehr begreiflich. Frankreih habe nit nöthig gehabt, sich diesen Reserven anzuschließen, um von ihnen Vortheil zu ziehen. Der Entschluß, den man in Konstantinopel bezüglich des Protokolls gefaßt habe, sei ein fehr beklagenswerther. Frankrei ch werde Angesichts der nunmehrigen ernsten Even- tualitäten eine strenge Neutralität gegenüber den Krieg- führenden bewahren. Seine Haltung in der orientalischen Frage sei ihm von Anfang an in der gemeinsamen der Er- haltung des Friedens gewidmeten Aktion der europäischen Mächte vorgezeichnet gewesen. Von dieser Haltung werde Frankreich auch ferner nicht abweichen.

15. April. (W. T. B.) Midhat Pascha hat sih heute Morgen in Marseille eingeschifft, um sich nach Barcelona zu begeben. Der englische Gesandte bei der Pforte, Layard, ist gestern Abend nah Brindisi ab- gereist und wird sich auf der Yacht „Queen Victoria“ n a ch Konstantinopel einschiffen.

Die „Turquie““ theilt in ihrer Nummer vom 6. d. M. den Text des Londoner Protokolls und der von den Vertretern der einzelnen Mächte dabei abgegebenen Erklärun- gen mit und drückt dabei ihr Bedauecn aus, daß es den Mächten, den Wünschen entgegen, von denen sie, wie sie sag- ten, bei Beginn der Krise erfüllt waren, nicht gelungen sei, den Krieg fernzuhalten. „Was soll“, fragt die „Turquie“, nachdem sie die durch das Protokoll geschaffene Sachlage von ihrem Stand- punftteaus dargelegt, „die Pforte unter solchen Verhältnissen thun ? Soll sie sich vor der Entscheidung der Mächte beugen, und, Enten sie 700,000 Mann unter den Waffen hat, unter dem faudinishen Joche Montenegros durchgehen? Oder soll sie die Gewalt aitvutat. um den dnaleriaen Knoten durch die Waffen durchzuhauen? Jeder um seine Würde und Unabhängigkeit besorgte Staat würde unfehlbar zu leßterem Entschlusse grei- fen, und wir bezweifeln, daß die Regierung des Sultans und das Land einen anderen Weg einzuschlagen gedenken. Auf diese Art von Ultimatum, die ihr durch die monte- negrinishen Bevollmächtigten gestellt wird, kann die Pforte nur mit einer kategorishen Weigerung antworten. Nehmen wir aber für den Augenblick an, daß nach der Abreise der Bevollmächtigten und nah Ablauf des Waffenstillstandes die Regierung des Sultans die Feindseligkeiten niht wieder auf- nehmen wollte, in der Hoffnung, daß Fürst Nikolaus fich eines Besseren besinnen werde, wer möchte verbürgen, daß sie von den Montenegrinern selbst nicht wieder aufgenommen werden ? Und glaubt man in einem solchem Fall, die Kaiserliche Armee an der Erwiderung dieses Angriffs verhindern zu können? Der erste Kanonenschuß, der abgefeuert wird, bedeutet den Krieg. Europa hat Alles gethan, sagt uns die Diplomatie, um diesen Krieg zu vermeiden, allein seine Bemühungen blieben fruhtlos. An wem liegt der Fehler und auf wen joll die Verantwortlichkeit für einen Kampf fallen, dessen Ausgang und dessen unheilvolle Konsequenzen man nicht vorhersagen fann. Sicherlih niht auf die Türkei.“

Der „Köln. Ztg.“ wird telegraphisch gemeldet: ]

Pera, 14. April. Heute gehen unter Mustapha vier Panzerkorvetten und zwei Kanonenboote nah der Donaumündung. Das Geshwader im Schwarzen Meere besteht aus fünfzehn großen Kriegsschiffen, worunter neun Panzerschiffe. Da die Dardanellen nah leßter Fnspektion als vertheidigungsfähig befunden worden sind, wird die Flotte niht nah dem Mittelmeer geschickt.

Nu f huf, 14. April. Von den vor Rustshuk ankernden türkischen Kriegsfahrzeugen haben heute Mittag 20 Monitors, ein hölzernes Kriegsschiff} und zwei Transport- dampfer die Anker gelichtet und sind nach Silistria abgegangen. Gleichzeitig mit dieser Flotille begab sih der Statthalter Sadyk Pascha dahin, um die Festungswerke zu besichtigen und sih von der wirklichen San un Silistrias zu überzeugen. Jn Rustschuk sind somit nur noch der zerbrohene Monitor und ein Transportschiff, die „Arkadia“, zurücckgeblieben. Gestern trafen hier zu Schiffe 700 Nizams und heute traf, aus dem Jnnern kommend, ein Tabor Redifs cin. Die ganze türkishe Bevölkerung von Turtukai abwärts ist auf eine bal- dige Kriegserklärung gefaßt. i i /

Aus Cettinje vom 12. wird der „Times“ telegraphirt : „Jm Miriditenlande wird seit Sonntag gekämpft, nach- dem der Pascha alle Vermittelung verworfen hat. Am ersten Tage wurden die Türken bei Menati ges chlagen, am zweiten eroberten sie die Stellung von Meela, eine halbe Tagereise von Scutari. Das Ergebniß der leßten zwei Tage ist in Scutari, woher mein Telegramm kommt, unbekannt.“

Numänien. Bukarest, 14. April. (W. T. B.) Fn einem großen Ministerrathe ist beschlossen worden, an- gesichts der drohenden Eventualitäten keinerlei definitive Maß- regel ohne Mitwirkung der Kammern zu ergreifen. i ;

Das Gerücht vom Rücktritt des Kriegs- Ministers Slaniceanu bestätigt sih, als sein Nachfolger wird General Cernat genannt. Mit der Orientfrage, ihängt der Rücktritt des Kriegs-Ministers dem Vernehmen nah nicht zusammen. :

Zur Situation wird der „Pol. Corr.“ von hier gemeldet: Heute findet unter Vorsiß des Fürsten Karl ein außerordentlicher Ministerrath statt, welcher durch die drohende Haltung der türkishen Donau-Armee veranlaßt wird. Türkische Vorbereitungen lassen auf die Ab- sicht eines Ueberganges bei Calafat schließen. Wi Folge dessen wurden die bei Calafat stehenden rumänischen Truppen eiligst verstärkt und haben mehrere Jnfanterie-Regimenter, ein Jäger- Bataillon und Artillerie mit einer namhaften Anzah von Geschüßen Befehl erhalten, schleunigst Gun abzurücken. Ein russisher Stabsoffizier als General-Eijenbahnkommissär ist hier eingetroffen, um Vereinbarungen wegen des Dienstes auf der neuen direkten Linie Ungheny-Fassy zu treffen.

15. April. (W. T. B.) Michael Cogalniceanu ist zum Minister der Auswärtigen Angelegenheiten ernannt worden. Gutem Vernehmen nach wird die Deputirten-

kammer bereits Mitte nächster Woche zusammentreten und

sollen die Senatswahlen schon Ende der nächsten Woche stattfinden.

Nuf§land und Polen. St. Petersburg, 15. April. (W. T. B.) Jn auswärtigen Zeitungen wird wiederholt die Nachricht kolportirt, Kaiser Alexander habe ein Stein- leiden, es stehe eine Operation bevor. Neuerdings is sogar diese Behauptung, wie telegraphish hierher gemeldet worden, noch durch die Angabe unterstüßt worden, daß der englische Arzt Thompson unterwegs sei, um die Operation zu voll- zichen. Von kompetenter autoritativer Seite wird auf das Bestimmteste erklärt, daß alle diese Angaben vollkommen unrichtig sind, und daß niht das Geringste vorliegt, was zu: derartigen Gerüchten. nur den leisesten Anlaß zu bieten im Stande wäre.

Amerika. Washington, 12. April. (A. A. C.) Die Regierung der Vereinigten Staaten hat beschlossen, die Kon- trole über das Territorium Alaska vom Kriegs- Departement an das Schaßamt zu übertragen und die Ab- berufung der bisher dort stationirten Garnison anbefohlen.

_— 13. April. (A. A. C.) Der Präsident Hayes hat ein Chiffer-Telegramm von den Mitgliedern der Kommission in Louisiana erhalten. Aus zuverlässiger Quelle Sala daß die Kommission die demokratishe Partei (Nicholls) nicht

eneigt zu Konzessionen finde, während die Parteigänger

Racards. des republikanishen Gouverneurs, sich mit der Bil- dung einer gemeinschaftlichen Legislatur, welche die vorliegende FFrage entscheiden soll, einverstanden erklärten. Die Kommission seßt ihre Arbeiten fort. Präsident Hayes hält gegenwärtig noch seine Entscheidung darüber, welche die geseßliche Staats- Regierung ist, zurü.

New-York, 12. April. Von Mr. Blaine ist ein Brief veröffentlicht worden, der für Mr. Chamberlain und Mr. Packard, die republikfanishen Gouverneure von Süd-Carolina und Louisiana die größte Sympathie ausdrückt.

Einem Telegramme der „Times“ aus Philadelphia zufolge hat die venezuelishe Regierung dem ameri- kfanishen Gesandten Mr. Rufsell seine Pässe ugen und ihn heimgesandt. Mehrere Banden feindseliger Sioux sind jüngst durch die Anstrengungen von Spotted Tail bewogen worden, sich den Truppen an den Grenzagenturen zu ergeben. Dies macht die militärishen Operationen gegen die übrigen feindseligen Jndianer verhältnißmäßig leicht.

Nr. 22 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs-P o ft@ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver- fügungen : vom 12. April 1877: Einführung von Rohrpostkarten mit bezahlter Antwort; unbefugte Ablösung von Freimarken bei Post- anweisungen vom Auslande; vom 6. April 1877: Behandlung der telegraphischen Postanweisungen. Bescheidungen: vom 1. April 1877: Berechtigung der Postbeamten zum Aufenthalt in den Eisen- bahnwagen während der Ausführung von Rangirbewegungen.

Statistische Nachrichten.

Nach dem 3. und 4. Heft des 22. Jahrgangs der von Dr. Victor Böhmert redigirten „Zeitschrift des Königlih sächsischen stati stischen Bureaus“ bcstand die Bevölkerung Sachsens am 1. Dezember 1875 aus _ 2,760,586 - Personen, unter denen sich 1,352,309 männlihe und 1,408,277 weibliche Personen befanden. Der Uebershuß der weiblichen über die männliche Be- völkerung betrug 55,968 Pers. Es kommen mithin 104,14 weibl. auf 100 männl. Pers. Unter den 2,760,586 Pers. waren 1875 unver- heirathet 812,108 männl. und 794,426 weibl., verheirathet 499,079 männl. und 496,412 weibl., verwittwet 38,482 männl. und 112,525 weibl, geschieden 2640 männl. und 4914 weibl. Das Religions- bekenntniß anlangend, waren von der gesammten Bevölkerung Sacsens evangelisch-lutherish 2,664,341, reformirt 9851, katholis 73,349, deutsch-katholisch 1876, griehisch-katholisch 588, Anglikaner 713, Israeliten 5360, anderer Konfession 4077. Von 431 Pers. war die Religion nicht angegeben.

(A. A. C.) Im vorigen Monat wanderten über Liver- pool 2985 Personen na transatlantishen Häfen aus, d. i. 1330 weniger als im März 1876.

Nach amtlichen Ausweisen sind im Jahre 1873 inEngland und Wales zum Tode verur theilt worden: 18 Personen, von denen 7 begnadigt wurden; im Jahre 1874: 25 (begnadigt 9), im Fahre 1875: 33 (begnadigt 15), im Jahre 1876: 32 (begnadigt 10).

Gewerbe und Handel.

In der Generalversammlung der preußischen Hypos- theken-Versicherungs-Aktiengesellschaft vom 14. d. Mts. wurde die Dividende auf 124/5 9% festgeseßt. Nah Verlesung des Berichts der Revisionskommission wurde dem Verwaltungsrath und der Direktion Decharge ertheilt. Aus der Bilanz (f. Ins.) ift be- sonders erwähnenswerth, daß die Reserven der Gesellschaft bereits über 60 %/9 des eingezahlten Aftienkapitals betragen.

Am 14. d. M. fand die konstituirende Generalversammlung der Aktiengesellschaft Flora in Berlin statt. Nach Fest- stellung der Statuten wurde der Ankauf des Etablissements für den Preis von 1,800,000 4 und Lieferung von 8000 Stück alten Aktien, 200,000 Thlr. Forderungen an die alte Gesellschaft und 500,000 Thlr. Prioritäts-Obligationen der alten Gesellshaft genehmigt und die Wahl des Aufsichtsraths vorgenommen.

Der Bericht der Liquidatoren der Hamburg-Berliner Bank enthält u. A. folgende Mittheilungen: Die Liquidation begann nah der Eintragung ins Handelsregister am 15. April 1876. Die Bilanz per 31. Dezember 1876 ergiebt einen Ueberschuß von 317,361 , welcher vorgetragen ist. Der Status stellt sich gegenwärtig: Activa. Effekten 489,600 4, Wechsel 68,065 4, Konsortialeinzahlung auf Wiener Kommunalanleihe 114,649 4, Hypotheken 492,000 4, Be- theiligung am Berlin-Dresdener Vorschußgeschäft 1,074,393 #, di- verse Debitoren, 3460 4, Inventarium 490 Æ, zusammen 2,242,657 M, hierzu verfügbare Gelder (ca. 80/9 des eingezahlten Aktienkapitals) 7,231,321 Æ, Summa 9,473,978 M Passiva. Rücktftändige Divi- denden 1833 4, laufende Tratten 157 4, zusammen 1991 6.

Wien, 14. April. (W. T. B.) Der Rechnungsabs{luß der Karl-Ludwigsbahn"* pro 1876 ergiebt nach_ einer Mittheilung der „Presse“ einen Ert!ragsüberschuß von 1,257,639 Fl. gegenüber einem solhen von 984,812 Fl. im Vorjahre. Der Gesammtüber- [Buß mit Hinzunahme von 380,941 Fl. Uebertrag aus dem Vorjahr

eträgt 1,638,580 Fl. und wird in Folge dessen 270,050 Fl. weniger Staatsgarantie als im vorigen Jahre in Anspruch genommen.

London, 13. April. (A. A. C.) Die Wahl der Direktoren der Bank von England hat vorgestern stattgefunden. Mr. Edward Howley Palmer wurde zum Gouverneur und Mr. John W. Birch zum Vize-Gouverneur für die nähsten zwei Jahre

ewählt. i: G Verkehrs-Anstalten.

Baltimore, 13. April. Das Postdampfschiff „Berlin“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 28. März von Bremen abgegangen war, ift heute wohlbehalten hier ange-

kommen. i New-York, .14, April. (W. T. B) Der Dampfer

„Main vom norddeutschen Lloyd ist heute hier eingetroffen.