1877 / 93 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 20 Apr 1877 18:00:01 GMT) scan diff

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Se. Majestät der Kaiser und König haben be- uus, daß bei dem bevorstehenden- Umbau des Zeughauses ie jezt darin aufbewahrten Fahnen und Standarten der ehemaligen hannoverschen Armeenach Hannover überzuführen und dort als ehrende Anerkennung der Tapfer- keit dieser Armee im Waffensaale des Zeughauses am Wa- terloo-Plate aufzustellen sind.

Der Umstand, daß Jemand unter Beobachtung der in dem Geseß vom 14. Mai 1873 vorgeschriebenen Formen seinen Austritt aus der katholischen Kirche erklärt hat, bere- tigt nah einem Reskript des Ministers der geistlichen 2c. An- gelegenheiten vom 20. Februar d. J. noch niht ohne Weiteres zu dem Verlangen, auch aus dem katholishen Schul- verbande seines Wohnortes ausgeshult und von den Haus- väter-Beiträgen zur Unterhaltung dieser Schule freigelassen zu werden. Nach §. 3 a. a. O. bewirkt die gedachte Austritts- erklärung nur, daß der Ausgetretene zu Leistungen, welche auf der persönlichen Kirchen- oder wi C me TER O beruhen, niht mehr verpflihtet wird. Jn der Angehörigfkeit zu dem katholishen Schulverbande ist durch den Austritt aus der katholishen Kirche allein daher keine Aenderung einge- treten. Nach §8. 29 Th. 1k. Tit. 12 des A. L. R. liegt die Unterhaltung der Volksschulen den sämmtlihen Hausvätern des Orts ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses ob. Von diesem Grundsaß gestattet der 8. 30 a. a. O. eine Aus- nahme dahin, daß, falls an einem Orte für die Einwohner verschiedenen Glaubensbekenntnisses mehrere Schulen errichtet sind, jeder Einwohner nur zur Unterhaltung der Schule seiner Religionspartei beizutragen verbunden sein soll. Da der Betreffende der katholishen Kirche niht mehr angehört, sih auch einer andern Religionsgesellshaft, für welche in seinem Wohnort eine Volksschule errihtet ist, nit anges{lossen hat, so ist die Frage, welhem der mehreren Schulverbände seines Wohnortes derselbe angehört, eine Frage des öffentlihen Rechts und nach §. 18 Litt. k. der Regierungs-Jnstruktion vom 23. Oktober 1817 von der Regierung zu entscheiden.

Nach einem Cirkularerlaß des Ministers der geistli- cen x. Angelegenheiten vom 10. Februar d. J. muß si cin Präparand, der ausnahmsweise zur Verwaltung einer Lehrerstelle zugelassen wird, in der Regel mit demjenigen als Vergütung begnügen, was die Verhältnisse ohne Hinzutritt der Staatskasse ihm zu gewähren gestatten. Zur ausnahms- weisen Heranziehung von Staatsfonds zur Gewährung einer Vergütung an Präparanden, welche aushülfsweise eine Lehrer- stelle versehen, ift in jedem einzelnen Fall die Genehmigung des Ministers nachzusuchen,

Die zur Begleitung des Kaiserlichen Minister-Residenten Weber auf der Gesandtschaftsreise von Tanger an den Hof des Sultans von Marokko in Fâß kommandirten resp.

verstatteten Offiziere und Beamten 2c. sind am 12. d. Mts. jämmtlich in Tanger eingetroffen.

Der im Auswärtigen Amte añgestellte, seit einiger Zeit bei dem Kaiferlihen Konsulat in Odessa beschäftigte Dr. Lüders ist aus dem Reichsdienst geschieden, da ihm der ehrenvolle Auftrag geworden, die Erziehung der Söhne Sr. Majestät des Königs von Griechenland zu übernehmen. Herr De, R hat sich zu diesem Zwecke bereits nah Athen

egeben.

Der hiesige Kaiserlich japanishe Gesandte Herr Siuzo Aoki hat einen Urlaub von einigen Wochen ange- treten, während dessen der Legations-Sekretär Herr Yoshitane Sannomiya mit Wahrnehmung der laufenden Geschäfte betraut ist.

Bayern. München, 18. April. Eine von den fêmmtlihen Staats-Ministern heut erlassene gemeinschaft- lide Bekanntmachung enthält Bestimmungen über die Durchführung des nah Allerhöhster Genehmigung Sr. Majestät des Königs mit dem Reichskanzler-Amt und den Re- gierungen der deutschen Bundesstaaten getroffenen Ueberein- tommens bezüglih der Anwendung eines gleichmäßigen Papierformats bei den Reichs- und Staatsbehörden. Der dayerische Episkopat wird, der „Allg. Ztg.“ zu- folge, bei dem bevorstehenden Bischofsjubiläum des Papstes durch zwei seiner Mitglieder vertreten sein : durch den Bischof Freiherrn von Leonrod in Eichstädt, der Anfangs Mai, und den Bischof von Senestrey in Regensburg, der etwas später nah Rom abreisen wird. Der quiescirte Regierungs-Präsident August von Schilcher ist am 14. d. M. im Alter von 76 Jahren gestorben.

Sachsen. Dresden, 13. April. Das 7. Königlich Sächsische Jnfanterie-Regiment „Prinz Georg“ Nr. 106 if am 24. v. Mts. von Chemnigz nah Leipzig, das 5. König- lih Sächsishe Jnfanterie-Regiment „Prinz Friedrih August“ Nr. 104 am 2. v. Mts. von Zwickau bezw. Plauen und Sihneeberg nach Chemniß, der Stab der 3. Königlich Sächsishen Fnfanterie-Brigade Nr. 47 am 1. d. Mts. von Zwickau nah Leipzig und die Königlih Sächsische Arbeiter- Abtheilung am 2. v. Mts. von Dresden nah der Festung Königstein verlegt worden.

Württemberg. Stuttgart, 18. April. Wie der „„St. A. f. W.“ meldet, hat der König den von der evange- lischen Ober- Kirchenbehörde gefertigten Entwurf einer Kirchengemeinde- und Synodal- Ordnung behufs Einbringung bei der Landessynode genehmigt.

Anhalt. Dessau, 18. April. (St. A.) Nachdem vor- gestern um 4 Uhr Nachmittags durch den Haus-Minister des Herzogs, Grafen Wilhelm zu Solms, der Civilakt zwischen dem hohen Brautpaaré vollzogen worden war, fand um 7 Uhr Abends im großen Saale des Herzoglichen Residenzschlo}es die kirchlihe Trauung durch den Superintendenten und Hof- prediger Teichmüller statt. Die Gratulationscour nah der Trauung dauerte bis 9 Uhr. Nach derselben begaben sich die Höchsten Herrschaften zur eamilientafel. Für die Hof- staaten fand Marschalltafel im Rittersaale statt. Um 104 Uhr Avends versammelten si die Mitglieder des Herzoglichen Hof- theaterpersonals, fowie die Mitglieder der En Hof- tapelle auf dem Siloßhofe, um den Höchsten Herrschaften eine Serenade zu bringen. Als Höchstdieselben während des Vor- trages auf dem Balkon erschiènen, wurde das Schloß durh elettirishes Licht beleuchtet. Gestern Vornittag 10 Uhr hat der Kronprinz die Rückreise nach Berlin ange- tre.en. Um 11 Uhr Vormittags fand der Kirthgang des Erb- großherzoglihen Paares statt, um 3 Uhr Nachmittags Gala- diner im großen Saale des Herzoglichen Residenzshlo}ses, um

7 Uhr Abends Sg Ím

rzoglichen - Hoftheater. Morgen wird die Stadt festl d Hofth

t werden.

Oesterreih-:Un . Wien, 18. April. Der gestrige Armeebefehl des Kaisers ordnet an, allen Theilen der bewaffneten Macht nachstehendes Kaiserliches Hand- schreiben kundzumachen :

„Lieber Herr Vetter, Feldmarschall Erzherzog Al- bret! Gine erhebende Feier ist es, die Ich in freudiger Erinne- rung, daß Euer Liebden ‘nunmehr ein balbes Jahrhundert Meiner Armee angebören, zu im Begriffe bin. Das warme Sol- datenberz, welches der Jüngling ir. fernliegender Zeit der Armee ent- gegenbrachte. Sie baben es ihr bis ¡um beutigen Tage unverändert ewahrt. In Zeiten des Friedens war Ihre hingebungsvolle Thätigkeit, Jhr - ganzes innen und Streben stets der Wohlfahrt und der tüchtigen Ausbildung des Heeres ge- weiht. Galt es aber in ernsten Tagen füc Kaiser und Reich einzutreten, dann sind Sie ein leubtendes Vorbild edler Selbst- verleugnung und Aufopferung, freudig Meinem Rufe gefolgt und haben Desterreichs Krieger zu Sieg und Ruhm geführt. Die Ueber- lieferung und Verberrlihung Ihrer Thaten und Verdienste bleibt der vaterländischen Geschichte vorbehalten und wird gewiß in deren {ön- sten Blättern ‘ihren würdigen Platz finden. Ih aber will, dem Drange Meines Herzens folgend und mit dankbarem Rüdblick auf folch ruhmvolle Vergangenheit, Euer Liebden Meine eigenen und die nit minder herzlichen und aufribtigen Glüfwünsche Meiner Armee hiemit darbringen. Möge die Gnade des Allmäthtigen Euer Liebden zu Meiner Freude und zum Heile des Vaterlandes noch lange Jahre in ungebrochener Kraft erhalten!

Wien, den 17. April 1877. : Franz Josef.“

Der schlesische und oberösterreihische Land- tag wurde heute geschlossen.

Schweiz. Aus den Verhandlungen des Bundes Lans vom 11. April wird der „N. Zürch. Ztg.“ Folgendes mitgetheilt : Die Erfahrung hat gezeigt, daß für die unter deutschem Schuße im Auslande (namentlich im Orient) leben- den Schweizer in demselben Maße wie für die Angehörigen des Deutschen Neichs das Bedürfniß besteht, ihre Ehen in rechtsgültiger Weise im Auslande atzuschließen und ihre Ge- burts- und Sterbefälle beurkunden zu lassen. Es könnte diesem Bedürfnisse genügt werden, indem die \{weizerische Regierung bei der Reichsregierung erwirkte, daß von Seite der legtern die betreffenden Konsuln des Reichs ermächtigt würden, au die Eh:shließungen von Schweizern vorzunehmen und ihre Geburts- und Sterbefälle zu beurkunden. Nachdem die Kaiserliche Regierung ihre Bereitwilligkeit Hiefür fund ge- geben hat, erklärt sich der Bundesrath unter Verdankung des freundnachbarlichen Anerbietens für die Annahme desselben und ersucht um Anweisung der Kaiserlichen Konsuln in Län- dern, wo die Schweiz keine konsularishe Vertretung hat, zur Vornahme der Trauungen von Schweizern 2c. mit der Er- läuterung, daß na der shweizerischen Bundesverfassung solche Br GUeBun gen gültig seien, wenn sie nad deutshem Rechte erfolgen.

Großbritaunten und Jrland. London, 18. April.

(E. C.) Das Oberhaus beschäftigte sich gestern mit einigen auf das Gericht swesen bezüglichen Maßregeln. Jm Unter- hause überreihte Mr. Whalley Petitionen für die - Frei- lassung der Tichborne-Prätendenten, für welchen ein anderes Haupt deuß.Tichborne-Agitation, Mr.“ De Morgan, gleichzeitig, um dem Parlamente zu imponiren, außerhalb des Hauses eine Massendemonstration in Scene gesetzt hatte. Mr. Whalley wurde jedoch verhindert, die Petitionen Zu ver- lesen. General Shute fragte an, ob der Kriegs-Minister beabsichtige, bei dem von ihm dargelegten Brauche zu ver- harren, die Zeitdauer eines Regiments-Kommandos auf 5 Zahre zu beschränken und auch für Anstellungen im Stabe gewisse Zeitabschnitte gelten zu lassen. Mr. Gathorne Hardy bejahte die Anfrage. Ueber die Anfrage Sandfords in Betreff Nuüinäniens und die Antwort des Unter- staats-Sekretärs Bourke ist bereits unter „Türkei“ Mittheilung gemacht worden. Die große Tihborne-Kundgebung des Hrn. De Morgan, der mit 100,000 Mann vor das Unterhaus ziehen und die Freilassung des Gefangenen begehren wollte, ist gestern, von Kälte und Hagelshauern wesentli beeinträhtiat, ausgeführt worden. De Morgan und der Minister Croß Es vorher in einer Korrespondenz Einhaltung der Geseßzes- estimmungen von einander verlangt undauh zugesichert erhalten. Die Regierung haite etwa 3000 Polizeidiener aufgeboten und das Londoner Militär in den Kasernen konsignirt. Um 6 Uhr fand an der Stätte des „Reformers Tree“ im Hyhdepark eine Versammlung einiger Tausende statt; eine Rede ward ge- halten, in welcher der Prozeß ein ungerehter und die Ge- fsangen)ezung des Prätendenten ein Geseßesbruh genannt ward, und darauf der Mars angetreten. Erwähnenswerth ist der Umstand, daß der Redner einen der Anwesenden der Polizei übcrwies, weil er muthwillig einen Baum beschädigt hatte. Aufdem Wege vom Trafalgar-Square bis zum Parlaments- gebäude befanden sih unter den Massen 1000 Polizisten und 50 berittene Konstabler. De Morgan mußte sich dem Geseze, welches nur eine Abgesandtschaft von zehn Personen in das Unterhaus läßt, fügen. Als sein Wagen nit weiter kommen konnte, ließ ihm der Polizei-Präsident einen «Fnspektor zum Geleite geben, und um halb neun Uhr befand sih der Agi- tator im Gespräche mit dem Unterhausmitgliede Mr. Whalley. Dieser theilte p mit, daß die Petition vom Sprecher des Hauses formell zulässig befunden worden, jedoch nach den geltenden Bestimmungen nicht mehr an dem Abende, sondern in der Mittagssißung vom Mittwoh überreiht werden könne. Nach 10 Uhr erschien De Morgan, der nit ruhen zu wollen erklärte, bis der Gefangene seiner Fesseln ledig sei, wieder auf Trafalgar-Square und entließ seine Mee Die „Mor- ning-Post“ bemerkt zu der Demonstration am Schlusse eines längeren Artikels Folgendes: „Wenn jemals auf tlare Beweise e ein Mann verurtheilt worden, so is Arthur Ortov diejer Mann. Ja, no weiter, wenn jemals ein Mann wenig Sympathie verdiente, so ist es der, welcher Roger Tich- borne zu sein behauptet, selbst angenommen, seine Ansprüche seien gerehte. .. . . Wir könnten Mr. De Morgan das ab- lena Schauspiel von gestern und die von ihm auf dem ege nah Westminster veranlaßte Verkehrshemmung vergeben, wenn wir nur versichert wären, daß wir jeßt das leßte Wort über den Prätendenten gehört hätten.“ Am 14. d. Mts. verstarb der General der Artillerie William Wylde E von 90 Jahren, einst Kammerherr des Prinzen

(A. A. C.) Die Handelskammer von Glas-

gow ernannte in ihrer Sißung vom 16. d. M. eine De- putation, die sich nach Paris begeben soll, um der briti-

hen Kommission für die Unterhandlung eines neuen dit= delsvertra ien Großbritannien und Ln rei mit Raths({lägen an die Fend zu gehen. Die Deputation besteht aus Nepräsentanten fast sämmtlicher Industriezweige im Westen von Schottland.

Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Calcutta unterm 17. d. M. telegraphirt: „Amtlichen Mittheilungen ZU- folge ist die von einem indischen Zournal (,„Pioneer“) ge- brachte und von der Londoner „Times“ reproduzirte rit, die indische Regierung hätte beschlossen, die Konferenz in Fe! chawur abzubrechen, und der Gesandte des Emirs von Kabul und dessen Personal sei ersuht worden, den britischen Boden zu verlassen, unrihtig. Die Ereignisse in Europa in Verbindung mit der orientalischen Frage, fowie der in Cabul herrschende FAnU haben Anla zu beunruhigen- den Gerüchten gegeben, aber seit dem Tode des Gesandten des Emirs ist die Konferenz mit Sir Lewis Pelly in Peshawur ohne irgend eine definitive Veränderung in den Beziehungen zwischen dem Emir und der indischen Regierung zum Absch gebracht worden. An der Grenze von Peschawur herrscht Ruhe, und man is der Ansicht, daß die Ereignisse der Außen- welt den Frieden oder die Sicherheit des britishen Territo- riums nicht stören oder beeinträchtigen dürften.“

20. April. (W. T. B.) Bei der in Salford statt- gehabten Wahl eines Mitgliedes zum Unterhause wurde Waking (konservativ) mit 8642 Stimmen gewählt. Der liberale Gegenkandidat Kay erhielt 8372 Stimmen.

Frankreich. Paris, 18. April. Der neu ernannte Botschafter der Pforte bei der französischen Regierung, Khalil Scher if Pascha, überreichte heute dem Präsidenten der Republik in feierliher Audienz die Abberufungsschreiben Sadik Pascha’s und seine Beglaubigungsschreiben. Das „ournal officiel“ veröffentliht heute die erste Abtheilung der Versezungen im Justizpersonal, die sih von den Räthen des Kafjationshofes bis zu den Friedensrihtern er- streckt. Hieran {ließt si ein Rundschreiben des Justiz- Ministers Martel an die Erzbischöfe und Bischöfe', welches ihnen empfiehlt, Laien die Erlaubniß, von der Kanzel zu sprechen, nit zu gewähren. Dasselbe lautet :

_ Versailles, 3. April 1877. Monseigneuz! Weltlicbe Redner er- hielten unlängst von den bischöflichen Behörden die Erlaubniß, in den Kathedralen oder Pfarrkir&en Vorträge zu halten; man sah die- selben fogar die Kanzel besteigen, um den Gläubigen Reden über religiöse Gegenstände zu halten. Diese neue Art des Predigens hat einiges Erstaunen erregt, und eine ziemli lebhafte Polemik entspann si in der Tagespresse über die Gesetlichkeit dieser Vorträge. Ih will diese Frage, die eigentliß auf das Gebiet der gerichtlichen Bes hörde gehört, bei Seite laffen. J will, Monseigneur, nicht prüfen, ob das Seseß vom 18. Germinal des Jahres X und d1s Gesetz vom 6. Junt 1868 in einem folen Falle das Einschreiten der ns erfor- dern oder nit; ich will mich damit begnügen, die Aufther samkeit Ew. Gnaden auf den bedauerlihen Eindruck hinzulenken, den die Bevölkerung empfinden dürfte, wenn sie eine dem geistlichen Stande fremde Person in einem firhlihen Gebäude das Wort ergreifen sieht. Mehrere Präfekten beschäftigten sih {on mit der zunehmen- den Bedeutung, die das Laienthum in der Kirche cinnimmt, und sehen nicht obne Unruhe diese Einwirkung auf den Klerus selbst über- greifen; eine direkte Einmishung von Privatpersonen in die Lehre und in Amtsgerecbtsame, die bis jeßt dem Priesterstande vorbehalten find, würde vielleiht Nachtheile derselben hervorrufen. Könnte sie nicht die diesem Unterricht \{uldige Abtung abs{wächen und seine Wirkung vermindern? Würde nicht irgend ein Zuhörer ver- suchen, gegen eine Meinung zu protestiren, die von einem Unkekannten vorgebrachßt wird, dessen Autorität zu bestrei- ten er si berechtigt glauber könnte? Würde man sich nit auf diese Weise dem Versu _einer Diskussion ausfeten, die unvermeidlih Un- ordnungen hervorrufen müßte? Ich habe ernste Gründe, zu glauben, Monseigneur, daß diese Befürchtungen für einige unserer großen Städte nicht unbegründet sind. Der Episcopat weiß übrigens, daß man wiederholt die öffentlihen Behörden um die Erlaubniß zur Be- handlung religiöser Fragen außerhalb der Kirhe und andererseits in religiösen Gebäuden ihrer Bestimmung fremde Versammlungen zu halten ersuchte. Die Regierung widerstand diesen doppelten Gesudben, indem sie sich einerseits auf die Vorrechte der Diener der anerkannten Kulten und andererseits auf den von der Gesetzgebung den regelmäßig zur öffent- lichen Ausübung des Gottesdienstes geöffneten Gebäuden anerkannten oefonderen Charafter berief. Wollte die geistlihe Behörde ihre Rechte den weltlichen Rednern überlassen oder erlaubte sie selbst in den religiösen Gebäuden ihrer normalen Bestimmung fremde Ver- sammlungen zu halten, so würde sie die Einwendungen, welche die Centralverwaltung solwen Unternehmungen entgegensezen kann, ab- {chwächen, und der Einspruch jener würde nit mehr dieselbe Kraft vor der öôffentliben Meinung haben. Nachdem man eine Privatperfon von der Kanzel über die Sonntagsfeier hat sprechen hören, würde man weniger überrascht sein, wenn die Gesuche gestellt würden, von der- selben jede andere moralische, ökonomische oder politische Frage zu be- handeln; und gewisse Geister würden die Gründe niht begreifen, warum die Regierung andern Laien die Bewilligung versagt, über religiöse Fragen außerhalb der dem Kultus geweihten Gebäude zu sprehen. Ich will bei diesen Betrachtungen bleiben, Monseigneuxz fie deuten Ihnen zur Genüge die Schwierigkeiten an, denen man vor- beugen muß, indem man an den überlieferten Regeln festhält. Die Kirchen sind a1s\ch{ließlid der Ausübung des Kultus vorbehalten ; eine von einem Laien gehaltene Anrede kann unmöglich als unter diese Bestimmung fallend betrahtet werden. Empfangen Sie, Monseigneur, die Versicherung meiner E Der Siegel= bewaßbrer, Minister der Justiz und der Kulten, L. Martel.

19. April. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin von Brasilien sind heute Vormittag hier ein- getroffen und im Grand-Hotel abgestiegen.

Italien. Rom, 16. April. Das „Diritto“ veröffentlicht heute das von dem Minister-Präsidenten Depretis jüngst der Deputirtenkammer übergebene Projekt zur Beseitigung des Zwangscourses undallmählihen Amortisation des Papiergeldes, laut welchem alle Jahre 20 Millionen Lire dazu verwandt und Banknoten im Werthe dieser Summe vernichtet werden follen. Der „Bersagliere“ dementirt die Nachricht, daß zwei neue Banden von Jnternationalisten in der Nähe von Telesa aujgetaugt seien, meldet aber, daß die bei Benevent mit den Waffen in der Hand gefangen Ge-

nommenen in das H Ee abgeführt feien und in

Gallo hon ein Vorverhör bestanden hätten. Die Bauern haben den Gensd’armen und Soldaten sich angeschlossen, um die Uebelthäter a bei zu machen. Jn Bologna hat die Polizei gestern früh ebenfalls an den Straßenecken angeklebte aufrührerische Plakate gefunden und entfernen lassen. Der Präfekt von Florenz hat C nah Prato und Pontassieve - dirigiren lassen, in welchen Orten au einige Rädélsführer der Fnternationale Unruhen anzuzetteln versuht haben. Der berüchtigte, mehrfah verwarnte Andrea Costa hat seinen Zmangsaufenthalt JImola verlassen und wird von der Polizei esuht. Einige in der Nähe von Gaëta verhaftete deutsche ünstler sind von Gensd'armen bis nach Neapel transportirt,

dort dem Gefängniß übergeben, aber sogleih freigegeben worden, nachdem ihre Jdentität festgestellt war. Der Präfekt,

P Kriege und die Aufreques ist die höchste. ]

von Benevent hat seinen Abschied erhalten und is von r. Nicotera dur den Präfekten von Carrara, Ritter Galletti, einen sehr energischen Mann, erseßt worden, der durch den Telegraphen berufen worden und sofort nach seinem neuen Bestimmungsorte abgereist ist. Am 21. d. Mts., dem Jahrestage der Gründung Roms, wird das Munici- pium die Kapitolinishen Paläste, das Forum und das Colosseum illuminiren lassen. i E q 18. April. Der „Bersagliere“ theilt mit, daß der italienishe Botschafter in London, General Menabrea, mehrere Begegnungen mit den Mitgliedern des Kabinets und hervorragenden politishen Personen gehabt hat. Der General hat erklärt, daß die Regierungskreise und die öffentlihe Mei- nung in England den guten Erfolgen, welche die Maßregeln der italienishen Regierung zur Unterdrückung des Bri- gantenthums in Sizilien gehabt haben, hohe Aner- erkennung zollen. E

Türkei. Konstantinopel, 19. April. (W. T. 83.) Die Nachrithten über bei Nifksik stattgehabte Ge- fehte haben si bis jeßt nicht bestätigt; wie verlautet, ist diese Festung noch auf etwa 5 Wochen mit Proviant ver- schen. Der neue Vertreter Englands, Layard, wird heute ‘Abend hier erwartet und soll sofort morgen eine Unter- redung mit Safvet Pascha haben, man bezweifelt jedo in hiesigen unterrichteten Kreisen, daß dur seine Mission irgend eine Aenderung der politischen Situation herbeigeführt werden könne. Die Abreise des russishen Gefschäftsträ- gers Nelidoff, der azn Montag seine Jnstruktionen erwar- tet, dürfte, wie man hört, am Donnerstag kommender Woche erfolgen. Der Admiral Hobart Pascha ist nah der Donau abgegangen. Die in Bag dad aufgetretene Ve| hat nach von dort hier eingegangenen Meldungen an Aus- dehnung zugenommen. Sa

London, 20. April. (W. T. B.) Jm Oberhauje lenkte Lord Stratheden die Aufmerkjamkeit auf die jüngsten in der orientalishen Frage eingetretenen Ver- hältnisse und beantragte die Vorlage aller türkischen Dekrete, Kapitulationen und Konventionen, welche England berechtigen, gegen die Mißbräuche der türkishen Regierung und zu Gunsten der der Pforte unterthänigen Völkerschaften zu interveniren. Stra- theden glaubt, der Krieg sei au jeßt noch abzuwenden. Lord Ro- sebery bekämpfte die Anfichtendes Vorredners, während Houghton dieselben unterstüßte. Graf Derby erklärte, er glaube nit, daß die österreichische und französishe Regierung von England die Erfüllung des Pariser Vertrages verlangen würden, er habe die Pforte wiederholt gewarnt und darauf aufmerksam gemacht, daß sie keine Hülfe von England zu erwarten habe. Falls sih noch irgend welche Aussicht zeige, daß es einer diplo- matischen Jntervention noch glücken könnte, den bevorstehenden Krieg abzuwenden, so würde keine Bemühung geschont werden, ein solches Resultat zu erreihen. Jm gesammten Europa sei die Ansicht derer, welche mit der diplomatischen Sachlage am besten vertraut s¡nd, nicht eine solche, welche sanguinische Hoffnungen auf eine Abwendung des Krieges rechtfertige. Betreffs dessen, was die Regierung im Falle des Ausbruchs des Krieges thun werde, möge das Haus keine Erklärung er- warten, er könne jedo konstatiren, daß die Regierung, o0ob- wohl sie niht den Wunsch habe, zu interveniren, fih doch das Zecht vorbehalte, die englishen Fnteressen zu hüten, falls dieselben Jen würden. Stratheden zog hierauf seinen An- trag zurüd.

E ara, 19. April. (W. T. B.) Die Miriditen haben, einige von ihnen bisher beseßte Grenzpunkte aufgebend, \ich vor der türkischen Uebermacht ins Jnnere des Landes zurü ck- gezogen. Dieselben erwarten - die Zufuhr von Waffen aus Montenegro.

Wiener Zeitungen enthalten folgende Telegramme:

Konstantinopel, 18. April. Die geplante Aus- weisung der Russen dürfte fih nit nur auf hier, sondern auf alle Küstenstädte des Reiches erstrecken, da die Regierung dem Verrathe, wo auch immer, vorbeugen will. Jn Betreff der Okkupirung einiger rumänischen Pläße an dem Donau-Ufer ist noch immer nichts entschieden, da die Regie- rung bezüglich dieser Angelegenheit zuerst die Ueberschreitung des Pruth von Seite der Russen abwarten und dann erst einen Entschluß fassen will. i s i

Rustshufk; 18. April. Jm Laufe der nächsten Woche findet hier ein großer Kriegsrath unter dem Vorsiße des Generalifssimus Abdul Kerim statt, in welchem der Kriegs- plan für das Donaugebiet definitiv festgestellt werden wird. Es wurden schon die ‘entsprechenden Vorkehrungen ge- troffen, um für den Fall der Noth au die Truppen aus Süd-Arabien hierher werfen zu können, und würde dann diese Provinz fast aus\{ließlich nur der Treue ihrer eigenen Bewohner überlassen bleiben.

„Daily News“ erhalten aus St. Petersburg vom 17. folgende Mittheilung: Die Note an die Mächte ist ab-

gefaßt, wird aber erst am Donnerstag oder Freitag abgeschickt werden. Sie wird dur besondere Gesandte in den ver- schiedenen Hauptstädten abgegeben und so wahrscheinlich am Montag eintreffen. Am Dienstag wird der Kaiser in Kischeneff eine große Truppenschau halten. J glaube, die Kriegserflärung erfolgt an demselben Tage. Der französische, österreichische und deutsche Militär- Attaché sind mit na Kischeneff eingeladen, der britische bis jeßt noch nit .…. Der Würfel 1st geworfen. Rußland kann nicht zurück, wenn nicht die Türkei nachgiebt ……. Jch höre, in Moskau herrs{cht große Aufregung. Täglich versammeln sich in den Kirchen große Massen und erwarten die Kriegserklärung . . - Hunderte, selbst Tausende junger Russen aus den besten Familien treten als Gemeine in die Regimenter ein. Man spriht nur von

Die W. „Presse“ schreibt unterm 18.: Einige Blätter sprehen von einer russishen Antwortnote auf die Cirkfulardepesche der Pforte, die den Signatar-Mächten zugegangen sein soll. Der „Pester Lloyd“ weiß sogar den Tag anzugeben, den 15. d., an dem diese Antwortnote hier eingetroffen sein sol. Wir können mit aller Bestimmtheit versichern, daß all diese Angaben grundlos sind und daß die erwähnte Cirkulardepeshe, die allerdings in offiziösen St. Petersburger Enunciationen wiederholt fignalisirt worden, bis zur Stunde weder in Wien noch in London und Berlin noch

nst wo mitgetheilt worden ist. G

Die „Morn. Post“ schreibt unterm 18.: „Wir hören, daß im Fall die jüngsthin eröffneten Verhandlungen zu Ende gebracht werden sollten, Graf Sqchumwaloff London auf einen furzen Urlaub verlassen wird. Dieser Schritt bedingt

altung des Friedens gewirkt hat, dürfte waHhrscheinlih Aus- t auf eine s{ließlihe Verständigung eröffnen.“

Rustshuk, 14. April. (Pol. Corr.) Die Fremden, welche dem Kriege zu entgehen wünschen, verlassen unsere Stadt. Es scheint in der That, daß sie damit die höchste Eile haben. Nach den Dispositionen des türkischen Armee- Kommondo scheint der Krieg unmittelbar E DE Die Truppen fuhan den strategishen Aufmarsh bereits begonnen. Nach ziemli verläßlihen Angaben find bis jeßt in Donau- Bulgarien 132,000 Mann regulärer Truppen (Nizams und Redifs), 27 Lokalbataillone und 42 Bataillone Mustehafiz konzentrirt. Bei Schumla sind ungefähr 25,000 Mann zujam- mengezogen, welche die Reserve bilden. Die Zahl der Geschüße wird auf 340 Stück angegeben. Die Aufstellung dieser Armee ist nach türkishen Angaben vorläufig folgende: Zwischen Widdin und Lom-Palanka befinden sich 74,000 Mann niit 80 Geschüßen; zwishen Silistria und Nafsowa werden jeßt 38,000 Mann mit zahlre:cher Kavallerie und 60 Geschützen zusammengezogen; in der Dobrudscha werden 24,000 Mann konzentrirt; aus Shumla werden in Eilmärschen Truppen dahin entsendet; bei Nikopolje (Nikopolis) steht ein s{chwaches Corps in der beiläufigen Stärke von 8000 Mann ; ein großes Corps, dessen genauer St@nd sich noch nit #fixiren läßt, wird hier zusammengezogen. Außer der Reservearmee bei Schumla werden noch Rejerven zwischen Rasgrad, Eski-Djumaja und Jamboli ge- sammelt. Die Gesammtstärke dieser zerstreuten Truppen- massen wird auf 20,000 Mann veranschlagt. Was die Muste- hafiz und die Redifs dritter Klasse in Bulgarien betrifft, so fehlt es denselben zwar niht an Waffen, wohl aber an zwedck- entsprehender Organisation und an militärischer S@ulung. Diese Kategorie von Soldaten kann bei Ausbruch des Krieges fürs Erste faum in Betracht gezogen werden. Js nun auch die türkische Armee nicht gerade so stark, wie sie vielfach in übertriebe- ner Weise geschildert wurde, so besitzt sie do den großen Vortheil, sih auf feste Punkte zu stüßen. Das M ggsviereck Schumla- Varna-Nustshuk-Silijtria bictet für jede Armee ein schwieriges Bewältigungsobjekt. Alle diese Festungen, wie au Widdin, befinden sih jeßt im beften Zustande. Seit aht Tagen ist die Armirung und Verproviantirung nahezu beendet. DEE heute hier eintreffende Serdar-Ekrem Abdul Kerim begiebt si zunächst nah Silistria und von da nah der Dobrudscha. Von dort geht der Generalissimus nach Widdin. Bei Cetati werden türkischerseits einige Vorbereitungen getroffen, welche auf die Jntention {ließen lassen, über die Donau zu gehen.

_— Die W. „Presse“ läßt sich aus Bukarest, 18. April, telegraphiren : Jn Folge der alarmirenden Gerüchte über einen von den Türken bei Kalafat oder Giurgewo projek- tirten Donau-Uebergang sind die Besaßungen der dor- tigen Befestigungen neuerdings verstärft worden. Fn Ka- [afat stehen heute 13,000 Mann und 48 s{hwere Geschüße, bei Giurgewo 15,000 Mann und 52 Geschüße. :

Wie das W. „5remdenbl.“ vom 19. hört, hat die Lem- berg-Czernowiß-Jassy-Bahn, deren rumänische Strecke ja un- bedingt zum Transport der russischen Truppen wird herangezogen werden, bis jeßt noch keinerlei diesbezügliche Mittheilung von rusfischer oder rumänischer Regierungsseite erhalten. Weder ist ihr bezüglich ihrer Linien, noch bezüglich ihres Wagenparkes- eine Weisung oder Andeutung zugegangen.

Das genannte Blatt schreibt ferner: „Nachdem neuer- dings die Behauptung aufgetaucht ist, daß die türkishen Be- hörden in Bulgarien russishe Revolutions-Comités entdedt haben, jo wird es gut sein, zu konstatiren, daß dies von Anfang bis zu Ende Unwahrheit und Lüge ist. Der großbritannishe Unter-Staatssekretär des Aeußern, Mr. Bourke, hat übrigens bereits vor einigen Tagen im Unter- hause erklärt, daß jede derartige Behauptung eine Lüge sei. Ein Telegramm aus Konstantinopel meldet uns, daß der befannte, aus der englishen Armee entlassene Oberst Valentin Baker zum Liva (General-Major) in der türkishen Armee ernannt worden ist. Er ist dem Abdul Kerim Pascha zur außerordentlichen Dienstleistung im Hauptquartier beigegeben.“

Paris, 18. April. Der „Moniteur“ meldet: „Edib Effendi traf in Bukarest mit dem Auftrage ein, Rumänien im Namen der Pforte daran zu erinnern, daß die Donau -

jie niht die Macht haben, den russischen Heeren zu wider- stehen, sie keinen Widerstand leisten dürfen, wenn die türkischen Truppen aus strategisher Nothwendigkeit Theile Rumäniens

der Pforte widersegen wollte und wenn diese nit in den Fürstenthümern die erwünschten Erleichterungen für die Ver- proviantirungen fänden, so werde die Pforte die rumänische Regierung als einen verrätherishen Vasallen behandeln und fofort Galaß und Braila bombardiren.“

Wien, 18. April. Einer Londoner Meldung des „Fremdenblatt“ zufolge soll das dortige Kabinet mit der Pforte verhandeln, um eine etwaige Beschießung Odessas abzu- wenden. Die Erhaltung der Stadt liege im kommerziellen

nteresse Englands. L Cattaro. 18. April. Die „Pol. Corr.“ meldet: Der russishe Dampfer „Kornilow“, in der Ausschiffung von Ge- treide für Montenegro im hiesigen Hafen begriffen, erhielt gestern Befehl, unverweilt nach Odessa zurücckzukehren. Der Befchl war fo dringlih, daß der „Kornilow“ seine ganze Ladung nicht mehr löschen konnte und ungefähr 2000 Getreide- säcke zurücführt. Aus Cettinje wird heute hierher gemeldet, daß der russishe Militärrepräsentant beim Fürsten von Mon- tenegro, Oberst-Lieutenant Bogoljubow, die Leitung des monte- negrinishen Generalstabes übernimmt. Dberst - Lieutenant Bogoljubow hat soeben vom Kaiser Alexander einen Ehren- säbel mit der Jnschrift „Für Tapferkeit“ erhalten.

Dem „Standard“ wird aus Konstantinopel vom 17. telegraphirt: Die Anstellung des Obersten Valentine Baker als Brigade-Commandeur is widerrufen worden und zwar

Armee brauche keine europäischen Offiziere. Die zum Entsaße von Niksic getroffenen Maßregeln werden wahrscheinlich zu einem sofortigen Zusammentreffen mit den Montenegrinern führen. i E Smyrna. Der „Jmpartial“ von Smyrna veröffentlicht einen SEOM über die Verhandlung. des dortigen fran- zösischen Konsulargerihtes gegen die Seeleute des „Chateau Renaud“, welche bei dem bekannten Raufexceß mit deutshen Matrosen des „Meteor“ und „Friedrih Carl“ kom- romittirt waren. wei der Angeklagten, Duvignac und équi, wurden der Provokation und ( ewaltthätigfkeit, zwei andere, Morvan und Rampal, der einfachen Gewaltt“zätigkeit

keineswegs irgend einen Wechsel in den gegenseitigen Bezie- hungen der englischen und russishen Regierung. Jm Gegen-

theil, die Reise des Diplotatcn, welcher #o eifrig für die Er- |

fürstenthümer Vasallenstaaten find, und daß, wenn -

beseßen; wenn daher die rumänische Armee s{ch den Truppen |

auf Empfehluna Redif Paschas, der erklärt, die türkische |

halbes Jahr Gefärgiiß, die biden anderen wurden zu je dreï onaten Gefängniß verurtheilt.

Rumänien. Bukarest, 19. April. (W. T. B.) Die Kammern sollen dem Vernehmeæ nah am 27. d. wieder zusammentreten. S

Brüssel, 19. April. (W. T. B.) Die hier auf Urlaub befintlihen und der hiefigen Kriegsshule überwiesenen rum ä- nischen Offiziere haben von Bukarej® aus den Befehl e alten, sofort zu ihren heimishen Regimentern zurüdckz u- ehren.

20. April. (W. T. B.) Ein soeben ershienenes

Dekret des Fürsten befiehlt die ssfortige Mobi- lisirung des stehenden Heeres sowshl wie der Terri- torialarmee nebst ihren Reserven. Auch die Milizex und die Bürgergarde werden aktivirt. Die Kammern treken bereits am 26. d. zu einer außerordentliher Session zu- sammen, Dänemark. Kopenhagen, 16. April. (H. C.) Jn Middelfart soll eine Verfammlung von Delegirten der Opposition aus allen Theilen des Landes abgehalten wer- den, in welcher Beschluß über eine an den KSnig zu rih- tende Adresse gefaßt werden soll. Jnzwischen is auch die Regierungspartei nicht müßig, wie die Mörfover Verfanm- lung und die sih von Tag zu Tag mehrenden Vertrauens®- adressen bezeugen, welce dem Minister-Präsidenten Estrup aus verschiedenen Theilen des Landes zugehen. Das pr o- visorische, von dem König erlassene und von sämmtlichew ern kontrasignirte Budget tritt mit dem heutigen Tage in Kraft.

17. April. (H. N.) Aus allen Gegenden des: Landes strömen Zutrauens-Adressen an das Ministerêum ein und die große Anzahl von Unterschriften, welche sie sogar in den ausgeprägtesten Linkengegenden (z. B. im Sarkjöbingfreise) erhalten, scheint darauf hinzudeuten, daß ein großer Um- s{chwung sich in der politishen Stimmung des Volkes vor- bereitet.

Amerika. Aus Washington wird dem „Reuterfchen Bureau“ unterm 17. d. M. per Kabel gemeldet: Man er- wartet, die von der Regierung nah New-Orleans gesandte Spezialkommission werde ihre Arbeiten in dieser Woche zum Ab- {luß bringen. Demokraten und Republikaner differiren noch immer betreffs der von der Kommission vorgeschlagenen Bil dung einer einzigen Legislatur, da beide Parteien die Kon- trole zu gewinnen sren. Die Nichollssche (demokratische) Le= gislatur hat Resolutionen angenommen, welche die von dem P:äsidenten Hayes adoptirte südlihe Politik völlig billigen und deren Ausführung zu fördern versprehen. Eintausend bisher feindselig gewesene Jndianer ergaben sich gestern mit ihren Waffen und Pferden dem General Crook. Mr. FZohn A. Kafssow, früher Konagreßmitglied für Jowa, ifk zum Gesandten der Union bei Spanien ernannt worden.

New-Orleans, 19. April. (W. T. B.) Der demo- fratishe Gouverneur Nicholls hat bei der Abstimmung über sein Verbleiben auf seinem Posten in beiden Kammern die- verfassung3- und geseßmäßig vorgeschriebene Stiramenzahl er- halten.

Afrika. Aegypten. Der „Daily News“ wird aus Alexandria unter dem 16. d. M. telegraphirt : Kassa hat sih aufs Neue geweigert, mit der ägyptischen Regierung in Unterhandlungen zu treten. Oberst Gordon hat sich nach Khartum begeben. Der amerikanische Oberst Mitchell ist noh immer in Ketten.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Bukarest, Freitag, 20. April. Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Kischeneff wird der Kaiser von Rußland am Montag eine Reoue über die Pruth-Armee abhalten.

Washingten, Freitag, 20. April. Gestern gab Prä- sident Hayes zu Ehren der rufsishen Großfürsten Alexis und Konstantin ein Diner, dem auch die Minister und die Mit= glieder des diplomatisch:n Corps beiwohnten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Königsberg, 19. April. (Königsb. H. Z.) Gestern Vormittag ist der ordentlihe Professor an der hiesigen Universität, Dr. jar. Georg Phillips, verstorben. :

München, 18. April. Der Photograph Hofrath Franz Hanfstängl ist heute früh 9 Uhr verschieden. Seine Lei= stungen und größeren fünftlerishen Unternehmungen im Gebiete der Photographie, find in weiten Kreisen bekannt gewrorden. Er hat fih um eine gediegene Vervielfältigung der Münchener Kunstwerke verdient gemacht und hatte ein feines Urtheil über den malerischen Effekt. j S

In Wien starb am 16. April der Professor und Geologe N. Barbot de Marny aus St. Petersburg, ein in den Kreisen der Geologen wohlbekannter und geachteter Forsher und Gelehrter. Barbot de Marny, der in russisher Sprache zahlreiche geologische Arbeiten veröffentlicht hat, beschäftigte sich vorzugsweise mit den ruf- sischen Tertiärablagerungen. Im Jahre 1873 hatte er im Auftrage der russischen Regierung eine größere geologishe Forschungsreise nah Khiwa und Turkestan unternommen, welche reich an wichtigen und interessanten Resultaten war.

Gewerbe und Handel.

Breslau, 20. April. (W. T. B.) Die Dividende der Ober- \chlesischen Eisenbahn is vcm Minister auf 93% festgeseßt worden. s Müncen, 16. April. (Hamb. Nachr.) Unter den Bescheiden, welche das Staats-Ministerium des Junern auf die Klagen gegen die Wanderlager und Hausirer ertheilt hat, erilärt derjenige an den Würzburger Handelsverein noch insbesondere, daß die Staatsregierung dem Antrage auf höhere Besteuerung der Wandera lager und Wanderauktionen beistimme und bereits geseßliche Bestims mungen für die von dem Finanz-Ministerium eingeleitcte Revision der Gesetzgebung über die direkten Steuern in Ausficht genommen habe. Ferner wird auf die vom Reichskanzler-Amte veranlaßte Er= hebung über den Geschäftsbetrieb der Wanderlager und den bereits erlassenen Bundesrathsbesbluß vom 7. März d. I. über den Gewerbe= betrieb der Ausländer im Umherzichen verwiesen, wonach die aus= gestellten Legitimationsscheine nur für den Bezirk der ausstellendeo Behörde gelten und nah den Verhältnissen dieses Bezirks. beschrän!

werden follen. Verkehrs: Anstalten. T

In Betreff der Verkehrs3verhältnisse au “den Eisen=* bahnen in Rußland wird uns Seitens der Königlichen Direktion. der Ostbahn gemeldet: Der Güterverkehr nah Stationen der Land* warowo-Romny-Cifenbahn über Bobruisk hinavs wird nah Mitthei- lung der Direktion diejer Bahn vorauss\sihtli‘9 am 22. April wieder eröffnet werden. / :

Triest, 20. April. (W. T. B.) Der Lloydpostdampfer „Apollo“ ist gestern Abend aus Kon\tantinopel und der Lloyd4 dampfer „Mars“ heute Morgch.n mit der ostindischechinesishen

für schuldig erkannt, Duvignac erhielt ein Fahr, Bequi ein

UVeberlandpost aus Vlergndria bier, eingetroffen,