1877 / 95 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Apr 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Generalstabs : „Der deutsh-französishe Krieg 1879/71“; b. die Vorlage, betreffend den Entwurf eines Geießes wegen Erwer- bung von zwei in Berlin belegenen Grundstücken für das Reich. Beide Gesetzentwürfe erhielten die Zustimmung der Versammlung. i

Es folgte die Wahl von Kommissarien für die Berathung im Reichstag.

Endlih wurden drei Eingaben vorgelegt und den be- treffenden Ausschüssen überwiesen, nämlich eine Eingabe des Verbandes deutsher Chokoladefabrikanten , betreffend zoll- politishe Behandlung der deutschen Chokolade-Fndustrie, eine Eingabe des Vereins deutscher Kornbranntweinbrenner und Preßhefenfabrikanten , betreffend die Einführung der obliga- torischen Fabrikatsteuer im Brennereigewerbe, und eine Ein- gabe des Ackerers Merß zu Zillingen, betreffend Entshädigung Für Kriegsleiftungen.

Der Schlußbericht über die Sißung des Reichstags am 21. d. M. befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (28.) Sißung des Reichstages, welcher der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Finanz- Minister Camphausen, der Präsident des Reichskanzler-Amts, Staats-Minister Hofmann, der Handels-Minister Dr. Achen- hach und andere Bevollmächtigte zum Bundesrath beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß vom Reichskanzler ein Geseß- entwurf, betreffend die Erwerbung zweier in Berlin gelegener Grundstücke sür das Reich, eingegangen sei. Darauf seßte das Haus die erste Berathung des Geseßent- wurfs, betreffend die Erhebung einer Ausglei- cungsabgabe, und des vom Abg. Dr. Löwe und Genossen vorgelegten Geseßentwurfs, betreffend die Abänderung des Vereinszolltarifs, fort. Es sprachen die Abgg. v. Wedell-Mal- chow, Windthorst und Dr. Bamberger. Auch der Präsident Des Reichskanzler-:Amts, Staats-Minister Hofmann, und der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Finanz-Minister Camphausen, griffen in die Debatte ein. (Schluß des Blattes.)

Das „Neue Berliner Tageblatt“ brachte, wie in Nr. 25 des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ mitgetheilt worden, vor einiger Zeit einen aus Lima datirten Artikel, in welhem der Kaitserliche Geschäftsträger und General-Konsul, Dr. Lührsen, beschuldigt wurde, dem Deutschen Reichsangehörigen Emil Paulsen in Arequipa seinen Schuß versagt zu haben.

Der vorläufigen Berichtigung, welche der Artikel damals an dieser Stelle erfuhr, kann auf Grund neuerer aus Lima eingegangener Berichte, Folgendes hinzugefügt werden:

Der gedachte Emil Paulsen, welcher seit Fahren in Peru ansässig ist, wurde Ende vorigen Jahres auf Anordnung der peruanischen Regierung in Callao festgenommen, weil diefe ge- gründeten Verdacht zu haben glaubte, daß Paulsen, schon aus früherer Zeit politisch anrüchig, an der im Süden des Landes ausgebroenen revolutionären Bewegung thätigen Antheil nehme. Es herrschten zu jener Zeit Ausnahmezustände in Peru, und ver- Tchiedene Artikel der Verfassung, darunter die zum Schuß der per- Jönlichen Freiheit gegebene Bestimmung, waren durch Kongreß- Beschluß zeitweilig außer Kraft geseßt. Jn Folge dessen konnte der Kaiserlihe Geschäftsträger gegen die Verhaftung des Paulsen, als gegen eine ungeseßlihe Maßregel, keinen Ein- pruch erheben, sondern mußte sich darauf beschränken, auf thunlichste Abkürzung der Untersuchungshast hinzuwirken. Fn dieser Beziehung is das Erforderliche geschehen und Herr Paulsen nah zwölf Tagen aus den Zimmern, die ihm als Gefängniß zugewiesen waren und in denen er Bekannte empfing, entlassen worden.

Ein schriftlihes Jnterventionsgesuch des Paulsen, welches der Kaiserliche Geschäftsträger unbeantwortet gelassen haben Jollte, ist niemals in dessen Hände gelangt. Dagegen hat es von Seiten der Verwandten und Freunde des Verhafteten niht an persönlicher Fürsprache für diesen gefehlt. Allen diefen Perjonen hat der Kaiserliche Geschäftsträger seine Be- reitwilligkeit zu erkennen gegeben, in der Weise, wie geschehen, Für Paulsen sich verwenden zu wollen.

Sn den deutschen Münzstätten sind bis zum 14. April 1877 geprägt worden an Goldmünzen : 1,097,700,280 4/6 Doppelkronen, 337,530,330 # Kronen; hiervon auf Privat- rechnung: 171,423,459 #6; an Silbermünzen: 71,653,095 5-Marfkstüde, 87,973,008,/4 2-Markstüde, 143,512,165 # 1-Mark- ftüde, 57,622,934 4 S 50-Pfennigstüde, 35,717,922 M 809 S Z 20BPfennigstüde; an Nickelmünzen: 23,502,530 M 70 S 10-Pfennigstücke, 11,657,813 75 S 5-Pfennigstücke ; an Kupfermünzen : 6,178,614 6 24 S 2-Pfennigstüke, 3,377,119 46 13 S 1-Pfennigstückde. Gesammtausprägung an Gold- münzen: 1,435 230,610 6; an Silbermünzen : 396,479,124 4 80 4; an Nickelmünzen: 35,160,344 4 45 H; an Kupfer- münzen: 9,555,733 M 37 S.

Jn ciner Untersuchung wegen eines Steuerverge- hens beim Gewerbebetriebe im Umherziehen, wel- «hes vor dem Jnkrafttreten des Hausirgcwerbe-Steuergesecßes vom 3. Juli 1876 kegangen war, hat der Strafsenat des Dber-Tribunals (Erkenntniß vom 8. März 1877) folgen- Den NRechtssaß ausgesprochen: Die Gewéerbesteuergeseßgebung der Einzelstaaten, insbesondere also die Vorschriften - des preußischen Hausir-Regulativs vom 28. April 1824 sind dDurh die Reichs - Gewerbegeseßgebung nicht berührt, und es gilt dies mithin auch von den Vorschriften in Betreff des Berjahrens in Untersuhungen wegen began- gener Haufirkontraventionen, für welche das in Artikel 135 ffff. Des Gejebes vom 3. Mai 1852 vorgeschriebene Administrativ- verfahren nach wie vor in Kraft geblieben ist. Auch in dem Falle der Konkurrenz eines Hausir-Steuervergehens mit einer durch Betrieb des Gewerbes ohne Legitimations\schein began- genen Uebertretung wie sie in §. 148 ad 7 der Reichs- Bewerbe-Ordnung mit Strafe bedroht ist kommt das ge- Dachte Administrativverfahren zur Anwendung, weil in Fällen dieser Art, in welchen dieselbe strafbare Handlung zuglei eine Zuwiderhandlung gegen die Steuergeseße enthält, nah S. 148 a. a. O. im Sqlußabsaze die Strafe der Polizei- Üübertretung ausgeschlossen bleibt.

__— Durch Artikel 135 des Geseßes vom 3. Mai 1852 - wird das Strafverfahren hinsichtlich der Zuwider- handlungen gegen die Vorschriften über die Erhebung öffent- Tícher Abgaben und Gefälle, insbesondere der Steuern, Zölle, Postgefälle und Kommunikationsabgaben geregelt. Jn Bezie- hung auf diefe Bestimmungen hat das Ober-Tribunal, Senat für Sträfsachen, in einem Erkenntniß vom 9. März dieses E ausgesprochen, daß das Kreis-Chausseegeld zu den öffentlihen Kommunikationsabgaben zu zählen ist, und daß Artikel 135 des Geseßes vom 3. Mai 1852 nach

alle öffentlihen Abgaben, einschließlich der Abgaben von Gemeinden und Korporationen bezieht, -

Der Kaiserliche Botschafter Graf zu Stolberg- Wernigerode isst auf seinen Posten in Wien zurückgekehrt und hat die Leitung der Kaiserlihen Botschaft wieder über- nommen.

Der General-Lieutenant von Kameke, Jnspecteur der 1. Fuß-Artillerie-Fnspektion, hat sih zur Besichtigung der zur genannten Jnspektion gehörigen Truppentheile auf Dienft- reisen begeben.

Der Bundesraths-Bevollmächtigte, Großhcr- zoglich badishe Ministerial-Rath Lepique ist in Berlin an- gekommen.

Die „Provinzial-Correspondenz“ wird in dieser Woche mit Rücksicht auf den Bußtag erst am Donnerstag ausgegeben.

Briefscndungen für S. M. S. „Luise“ sind von heute ab bis zum 2. Mai incl. nach Singapore (via Marseille), vom 3. Mai bis 25. Juni nach Aden und vom 26. Juni bis 25. Juli cr. nah Port Said zu dirigiren.

Vayern. München, 20. April. (Allg. Ztg.) Gleichzeitig mit der bereits gemeldeten S des Großkreuzes des militärishen Max-Joseph-Ordens hat der König dem Feld- marschall Erzherzog Albrecht zu dessen 50 jährigem Dienst: jubiläum die herzlichsten GlüCwünsche in einem eigenhändigen Schreiben zugehen lassen. Se. Majestät genehmigte die Be- waffnung der Fuß-Artillerie mit dem adaptirten Ge- wehr M/69 und dem zugehörigen Yatagan unter Ablegung des Artillerie-Faschinenmessers. Die zur Berathung eines Ein- führungsgeseßes zu den Reihs-Fustizgeseßen resp. des Geseßentwurfs, die Zwan gsvollstreckung in das unbe- wegliche Vermögen betreffend, vom Staats-Ministerium der Justiz berufene Kommission hat die schr umfassende erste Lesung desselben gestern beendet, wird aber in einiger Zeit ‘zu einer zweiten Lesung nochmals zusammentreten.

Vaden. Karlsruhe, 21. April. Der Prinz Wilhelm ist gestern in bestem Wohlsein hier eingetroffen. Die Gro ß- herzogin hat fich heute Vormittag zum Besuch der Kö- nigin von Shweden nah Heidelberg begeben und ist heute Nachmittag wieder in die Residenz zurüägekehrt. Morgen, den 22. ds., beabsichtigt Jhre Königlihe Hoheit nah Wies- baden zu reisen, um dort mehrere Tage bei Sr. Majestät dem Kaiser zuzubringen.

Sachsen - TWeimar -: Eisenach. Weimar, 20. April. (Dr. J.) Der Landtag hat si gestern vertagt, nahdem er vorher noch die Höhe der Einkommensteuer auf 3 von der Mark festgestellt. Die Mehrheit hatte eine folhe Er- mäßigung der Steuerin das Auge gefaßt, und hielt, obwohl die Re- gierung auf das Bedenkliche dieser Maßnahme hinwies, und aus der Mitte des Landtags selbst erklärt wurde, daß diese Herab- seßung im gegenwärtigen Augenblicke nicht angezeigt erscheinen fönne, an ihrem Entschlusse fest. Der Ausfall in der Ein- nahme, der durch diese Maßnahme bedingt wird, beziffert fich auf 228,909 „/6 Der Ausgabe-Etat ist im Ganzen um etwa 148,000 M6 reduzirt worden, obschon immerhin noch erhebliche Mehraufwände gegen dén früheren Etat bewilligt worden sind. Der Ueberschuß indsssen, der mit 102,000 4 angeseßt worden war, ist gegenwärtig auf 29,000 46 jährlih reduzirt worden. Derselbe ist für die Erfordernisse des Eisenbahn- fonds nach Ablauf der Finanzperiode 1878/80 bestimmt. Stei- gern sih die Staatseinnahmen nit in einer jeßt nicht an- nehmbaren Weise, so wird zum angegebenen Zeitpunkte eine Erhöhung der Steuer nicht zu vermeiden sein.

Schaumburg-Lipve. Bücckeburg, 21. April. Die „Sch.-L. Landesverordnungen“ veröffentlichen folgendes Publi- kandum der Fürstlich \chaumburg-lippishen Regierung, be- treffend die Anweisung für die Standesbeamten, vom 13. März 1877: Nach den Vorschriften des bayerischen Ge- seßes über Heimath, Verehelihung und Aufenthalt vom 16. April 1868, Artikel 32—37 und 40 darf die Verehelihung von Angehörigen der rechts-rheinischen Landestheile Bayerns nur auf Grund eines von der Distriktsverwaltungs- behörde jener Gemeinde, in welcher der Mann seine Heimath hat, ausgestellten Zeugnisses, daß gegen die beabsihtigte Ehe- shließung kein in dem bezeichneten Geseß begründetes Hinderniß bestehe, erfolgen. Die Beobachtung dieser Vorschriften des bayerischen Geseßes liegt im Jnteresse der Rechtssicherheit für die weiblichen Angehörigen aller übrigen Bundesstaaten, weil einer im Widerspruh damit eingegangenen Ehe in Bayern die öffentlich-rehtlihe Wirkung einer gültigen Ehe in Betreff der Staatsangehörigkeit und Heimath für den weiblichen Theil versagt sein würde. Die Standesbeamten -werden daher ange- wiesen, vockommenden Falls von den Angehörigen der rechts- rheinishèn bayerishen Landestheile “die Beibringung des erwähnten Zeugnisses der betreffenden bayerischen Distrikts- verwaltungsbehörde zu verlangen.

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Oesterreich-Ungarn. Wien, 20. April. Der Kaiser hat vorgestern die zur BVischofskonferenz hier versammelten Kirchensürsten empfangen. Sowohl Minister- Präsident K. Tisza als Finanz-Minister Szell sind mit dem gestrigen Pester Schnellzug hier eingetroffen. Der Reise- zweck des Ersteren besteht nah Angabe des „P. Lloyd“ darin, sich durch mündlihe Auseinandersezung mit Graf Andrassy über die auswärtige Lage E gengu zu orientiren. Morgen tritt nämlich das inde bgeördneten- haus wieder zusammen, und es unterliegt keinem Zweifel, daß in diesem dic Orientfrage schon in nächster Zeit in irgend einer Form zur Sprache gebracht werden wird. Uebrigens will dasselbe Blatt wissen, daß Graf Andrafsy, „wenn nicht neuerlih irgend ein unvorhergesehenes Ereigniß dem viel- geplegten Minister einen Strich durch die Rechnung macht“, sih heute Abends auf seine Besißungen in Ober:Ungarn be- geben und erst in der zweiten Hälfte der kommenden Woche nah Wien zurückehren werde.

21. April. Wie die „Presse“ vernimmt, sollen die Ausgleichsvorlagen am nächsten Mittwoch, den 25., in E Parlamenten beider Reichshälften eingebracht werden.

Die „Presse“ bringt folgende Telegramme:

__ Krafau, 20. April. Der hiesige Divisionär Feldmarschall- Lieutenant Graf Degenfeld begiebt sih heute im Auftrage Sr. Majestat des Kaisers zur Begrüßung des nah

Tonstanter Rechtsprehung des Ober-Tribunals sich auf

Lemberg, 20. April. Die heutigen Neuwahlen der Bezirksräthe in Ostgalizien sind größtentheils zu Ungunsten der Ruthenen ausgefallen; nur in Drchobycz und Rawa ist die polnishe Partei unterlegen.

Triest, 20. April. Tahir Bey is mit der „Cor- vina“ auf dem Lloyddampfer aus Konstantinopel heute hier eingetroffen. Von Pest kam gleichzeitig eine Studenten-Depu- tation an, Tahir lehnte es jedoch ab, die Deputation offiziell u empfangen, und wies dieselbe an den hiesi- gen türfkishen Konful Robert Effendi. Während der Konsul der Deputation die Unzulässigkeit eines Empfanges erklärte, entführte der Konsulatskanzler Ohannes Effendi durch eine Seitenthür Tahir nach Miramare. Tahir hat Auftrag, bei der türkishen Botschaft in Wien sih Jnfiruktion zu holen, ob E E Pest gehen darf. Heute Abends ist Tahir nah Wien abgereist.

Pest, 20. April. Tisza, Szell und Perczel langten heute Abends aus Wien ein. Perczel war wegen Entscheidung des Differenzpunktes über die Hypothekar-Ange- legenheiten im Bankstatute dort; ein Telegramm des „Hon“ meldet, daß dieser Punkt geschlichtet worden.

21. j¡April. Das Abgeordnetenhaus hielt heute seine erste Sißung, welche von Formalien ausgefüllt war. Der Justiz-Minister Perczel reihte einen Geseß- entwurf betreffs der Gerichtsbarkeit der Kurie bei ange- fohtenen Abgeordnetenwahlen ein. Remete meldete eine «Fnterpellation an, betreffs Empfanges des die „Corvina“ überbringenden Tahir-Bey. Die Verlesung dieser längeren Interpellation wurde mit langanhaltender, lebhaster Heiterkeit auf allen Seiten des Hauses aufgenommen.

23. April. (W. T. B.) Jn einer gestern stattgehabten Parteikonferenz zeigte Minister-Präsident Tisz a an, daß die Ausgleichsgeseße mit Ausnahme der Zolltarife, die wegen der mit Deutschland s{hwebenden Verhandlungen noch - nit als perfekt angesehen wérden könnten, heute vorgelegt wer- den würden.

Großbritannien und Jrland. London, 21. April, (E. C.) Jn der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte Mr. Hanbury-Tracy die gegenwärtige Art der Nar- lamentsberichterstattung für unzuträglich und bean- tragte die Einseßung eines Auss{hu}sses zur Untersuchung der Frage, ob es si empfehle, offizielle Berichte, wie in anderen Ländern, zu veröffentlichen. Es entspann sh darüber eine lebhaste Diskussion. Mr. Gladstone hob, obgleich auch er fih mit dem gegenwärtigen Verfahren niht ganz einverstanden erflärte, hervor, daß in der Neuzeit sih eine bedentlihe Nedesucht unter den verehrlichen Mitgliedern bemerkbar mache, welche durch wortgetreue Veröffentlihung aller Reden nur noch mehr Ermuthigung erhalten dürste. Trovdem empfahl er indessen die Annahme des Antrages. Ebenso sprach zu dessen Gunsten Mr. Bright. Der Schaßkanzler, Sir Stafford Northcote hielt dafür, daß keine Aenderung eintreten sollte. Er gab zu, daß das Land nicht mehr das tiefe FJn- teresse an Parlamentsverhandlungen hege, wie früher, und daß die Berichte der Blätter an Werth sehr abgenommen hätten, hofft indessen, daß die jeßige Er- örterung die Leiter der Presse zu neuen Anstrengungen an- regen würde. Mr. Dodsfon vertheidigte das gegenwärtige System, da in der Berichterstattung der Zeitungen cine heil-

daß das Haus den Zeitungen nicht nur für diejenigen Reden verpflichtet sei, welche sie wiedérgeben, fondern auch für die, welche sie nicht wiedergeben. Nachdem sowohl der Kriegs-

inister wie der Führer der Opposition, Marquis von Har- tington, fi gegen die wörtliche Berichterstattung ausgesprochen hatten, weil dadurch nur zu nußlosen Reden ermuthigt werde, wurde der Antrag Mr. Hanbury Tracy's mit 152 gegen 128 Stimmen abgelehnt.

(E. C.) Gestern Akend wurde das 32, Jahres fest des deutschen Krankenhauses von Dalston begangen. Unter dem Vorsiß des Herzogs von Cambridge waren etwa 200 Per- sonen versammelt, unter ihnen die Botschafter Graf Münster und Graf Beustk. Der Herzog von Cam- bridge brachte das Woll der Königin, der Königlichen Familie und der deutschen Fürsten aus. Es antwortete Graf Mün- ster, der die guten Zwelke des Vereines hervorhob, darauf Graf Beust, indem er das englishe Land- und Seehßeer feierte. Der Herzog von Cambridge theilte aus dem Jahres- bericht mit, daß im Ganzen 17,321 Fälle in dem Hospital behandelt worden seien, die Ausgabe 7000 Pfd. Sterl., die Ein- aber 9800 Pfd. Sterl. betragen a Nachdem Graf Beust noch einen Toast auf den Vorsizenden ausgebraht hatte, wurde angezeigt, daß während des Abends 3780 Pfd. Sterl, für das nächste Jahr schon gezeihnet worden seien.

Frankreich. Paris, 20. April. (Fr. Corr.) Die Entrüstung der liberalen Kreise über den Eingriff des Bischofs von Nevers in die Rechte der Staatsgewalt ist beständig im Wachsen. Man verlangt die Veröffentlichung des Briefes des Kultus-Ministers Martel an den Prälaten und die „NRepublique francaise“ erinnert das Ministerium, daß das Vergehen des Bischofs von Nevers unter den Art. 204 des Strafgeseßbuchs falle, welcher lautet: „edes Schriftstück, welches, gleichviel in welcher Form, geistliche Fnstruktionen enthält und in dem ein Kultusbeamter sich erlaubt hat, die Regierung oder irgend einen Aft der öffentlihen Behörde zu kritisiren oder zu tadeln, zieht gegen den Kultusbeamten, der diese Schrift veröffentlicht hat, die Strafe der Verbannung nah sich.“ Der „Liberté“ zufolge hätte sich der heutige Ministerrat mit dem Cirkular des Bischofs von Nevers beschäftigt un beschlossen, zunächst einen Bericht des Präfekten über diesen Gegenstand abzuwarten ; das Ministerium sei nit abgeneigt, gegen den Bischof das Rechtsmittel eines „appel comme d’abus“ (Beshwerde wegen Mißbrauchs) bei dem Staatsrath einzulegen. Das „Echo universel“ is in der Lage, anzu- zeigen, daß der Minister des Jnnern die Präfekten mittelst Rundschreibens angewiesen habe, die Kolportirung der kath o- lischen Petition in den Departements zu verhindern, weil diescs Schriststück Beleidigungen für eine benachbarte Regierung enthalte. —: 21. April. (W. T. B.) Der Deputirte. Cas- sagnac ist heute von dem hiesigen Assisenhofe wegen meh- rerer von ihm herrührenden Artikel, in welchen die Republik angegriffen wird, zu einer zweimonatlihen Gefängnißstrafe und einer Geldstrafe von 3000 Frcs. verurtheilt worden.

Aae, Madrid, 21. April. (W.T. B.) Die amt- lihe „Gaceta“ veröffentliht einen Erlaß des Königs, wo- nach den Offizieren aller Grade und den Soldaten, die im ca r-

Bessarabien reisenden russischen Kaisers.

listishen Heere gedient haben, oder in den cantonalistischen

same Kritik der Redner liege. Ebenso meinte auch Mr. Forster, .

Aufstand verwickelt ewesen sind, Amnestie zugesichert wird,

sobald fie sich inner alb einer von heute ab laufenden Frist von 30 Tagen den Königlichen Behörden stellen. Die Cortes sind gestern eröffnet worden.

talien. Nom, 20. April. Das „Diritto“ erklärt die von einigen französischen Zeitungen gebrahte Nachricht, wo- nah die französishe und die italienishe Regierung überein- efommen seien, den Handelsvertrag L 6 Monate zu verlängern, für unbegründet. Der „Bersagliere“ wll wissen, daß der Ministerrath einstimmig beschlossen habe, alle internationalistishen Vereinigungen in Jtalien aufzulösen.

Türkei. Konstantinopel, 21. April. (W. T. V.) Nach hier eingegangenen Nachrichten ist auf das russische Konsulat in Kars ein Angriff gemacht worden. Der russishe Konsul in Erzerum hat ih in Folge dessen nach Kars begeben. 4 ,

%2. April. (W. T. B.) Layard hatte gestern eine längere Konferenz mit dem Minister des Auswärtigen; es heißt, derselbe werde heute vom Sultan in Audienz empfan- gen werden. :

(W. T. B.) Der Vertreter Englands, Layard, ist hier eingetroffen und hat dem Großvezier einen Befuch ab- gestattet. Zahlreiche russische Unterthanen sind von Konstantinopel abgereist. Ebenso verlassen alle russischen Handelsschiffe den Hafen. Auf der rufsishen Botschaft werden alle Vorbereitungen getroffen, um unverzüglih nah vein Eintreffen des bezüglichen Befehls abzureisen. Gegen Montenegro haben bisher keine militärishen Operationen stattgefunden. Die Miriditen haben sich unterworfen. Von der astiatisch russish-türktishen Grenze wird das Vorrüen der russischen Truppen gemeldet. :

(W. T. B.) Die russische Yacht „Argonaut“ ist mit für das russische Botschaftspersonal bestimmten Fnstruktionen heute hier eingetroffen. Der englische Vertreter Layard hat heute noch keine Audienz beim Sultan gehabt. Bei feiner Besprehung mit dem Groß- vezier und mit dem Minister des Auswärtigen soll derselbe sich über die Form der Antwort der Pforte auf das Protokoll tadelnd ausgesprochen und darauf hingewiesen haben, daß bei den von der Türkei in jüngster Zeit begangenen Fehlern und wegen der bulgarischen Greuelthaten auf eine Unterstüßung der Türkei durch England niht gerechnet werden könne. Eine friedliche Lösung wird nach den Unterredungen, die Layard mit den türkischen Ministern und mit den Ge- schäftsträgern der Mächte, insbesondere mit Nelidoff gehabt hat, in hiesigen diplomatischen Kr-isen als unmöglich ange- sehen. Jun diplomatischen Kreisen will man wissen, der Großvezier habe aus Anlaß der erfolgten Konzentrirung der rumänischen Truppen den Fürsten von Rumänien telegraphisch aufgefordert, sich deshalb mit ihm ins Einvernehmen zu seßen. L N Y Son, 23. April. (W. T. B.) Die „Morning Post“ erfährt, die englische Mittelmeerslotte werde alsbald durch das im Kanal stationirte Geshwader verstärkt werden. Nach einer Privatdepeshe aus Pera vom heutigen Tage soll der Sultan entschlossen sein, nah der Donau abzugehen und das Ober-Kommando über die Armee in Person zu übernehmen. : :

St. Petersburg, 21. April. (W. T. B.) Anknüpfend an eine Korrespondenz der „National-Zeitung“ aus Wien, daß cine möglihe Beseßung Bosniens und der Herzegowina durch Oesterreich niht gegen Rußland gerichtet sei, be- merkt die Korrespondenz der „Agence Russe“, die Entente zwischen beiden Regierungen sei eine vollendete. E Die Behauptung, daß Rußland bei dem Vatikan Vorschläge zur Negelung der Differenzen zwischen der russishen Regierung und der päpstlichen Kurie gemaht und daß die leßtere die- selben zurückgewiesen habe, entbehrt der Begründung.

2%2. April. (W. T. B.) Das russische Cirkular- \hreiben ist an den betreffenden Orten noch nicht übergeben. Dasselbe wird voraussictlich morgen übergeben, einen Tag vor dem Erscheinen des Kaiferlihen Manifestes und der Kriegs- erklärung, wie die Korrespondenz der „Agence Nusse“ meldet. Die Truppenrevue vor dem Kaijer in Kischenesf findet Dienstag statt.

Man liest in der „Turquie“ vom 17. April: „Es war die Rede davon, daß die in der Türkei ansässigen russischen Unterthanen, falls die Beziehungen zwischen

_ beiden Staaten abgebrohen würden, unter den Schuß der

deutschen Botschaft gestellt werden sollen. Demungeachtet ver- sihert man, daß die Hohe Pforte einem derartigen Abkommen nicht zustimmen und auf der Ausweisung der russischen Staatsangehörigen bestehen wird, natürlich indem sie in dieser Frage von Seite der russischen Regierung die Rezipro- zität annimmt.“ E

Man shreibt dem W. „Fremdenbl.“ vom 21.: „Diese Woche sind von Hamburg nah Konstantinopel vier mit Munition für die türkishe Armee beladene Schiffe abgegangen , während von New-York ab wieder ein Schiff mit Munition für die erwähnte Armee {wimmt. Der tür- kishen Mittelmeerflotte unter dem Kommando Hassan Paschas wird es nun obliegen, dafür zu sorgen, daß alle ge fünf Munitionsschiffe an ihrem Bestimmungsorte an- ommen.“

Der W. „Presse“ wird aus Konstantinopel, 19. April, gemeldet. Der vor einigen Tagen hier angekommene Sohn des Emirs von Bokhara, Abdul Melik Khan, erhielt gleih nah seiner Ankunft eine Depesche von seinem au russi- schen Hofe lebenden jüngeren Bruder, in welcher dieser ihn zu einer Zusammenkunft in der russischen Hauptstadt einlud. Der Prinz gedenkt diese Reise hon in den nächsten Tagen anzutreten, und \sich bei dieser Gelegenheit au dem Czar vorzustellen, Derselbe dürfte auf seiner Reise von dem eben hier weilenden Neffen des Emirs von Kaschgar, der auch für das russische Kabinet Aufträge hat, begleitet sein. Es ist möglich, daß sich beide Prinzen dem Czar schon in Kischinew vorstellen und würden sie dann au von mehreren türkishen Würdenträgern begleitet sein. Leßtere dürften zu- glei mit der Mission betraut werden, den Kaiser Alexan -

er gn dieser Stadt im Namen des Sultans zu be- grüßen. :

Paris, 18. April. Die „Pol. Korr.“ meldet von hier : Als authentish darf gemeldet werden, daß unser Ministerrath sih anhaltend mit der Frage beschäftigt, ob es angezeigt sei, eine Kundgebung über die Neutralität d veranlassen, welche Frankreich unter den obwaltenden erhältnissen zu beobachten beabsichtigt. Auch ist man kompetenten Ortes

folgen und einen Botschafter oder Gesandten nah Kon- | stant inopel derzeit niht zu entsenden.

%2. April. Das „Mémorial diplomatique“ be- stätigt, daß zwischen der Umgebung des Sultans und einem Agenten Zgnatiefss in Konstantinopel lebhafte Unterhandlun- en stattfinden, und daß sich Mahmud Damat Pascha und Reuf Pascha bemühen, eine direkte Verständigung mit Ruf land herbeizuführen. : ;

Bukarest, 20. April. Die „Agence Havas“ meldet: Trotz der herrshenden Befürchtungen seinen die Türken nicht nach Buïtarest kommen zu follen. Dieselben werden sicherlich trachten, Kalafat, vielleicht auch Giurgewo und Mar- gurelli zu beseßen und die Barboschbrüce zu zerstören, sodann aber si) auf die Defensive beshränken, ohne ihre vorzüg- lih befestigten Donaustellungen zu_ verlassen. Die Türken fürchten, daß, wenn sie Numänien beseßen und eine Niederlage erleiden, die Russen in Folge der auf türkischer Seite hierdurch) entstehenden Panik und Unordnung den Donauübergang forziren könnten. S . :

„Hirsh's Telegr.-Bur.“ theilt folgende Depeschen mit:

Butarest, 22. April. Die Türken haben gestern Abend die zwischen Rustschuk und Giurgewo gelegene neutrale Donau- insel beseßt. Russische Genieosfiziere sind nah Kalasat durch- gereist. s

Kischineff, 21. April. Das russische quartier ist nah Ungheni verlegt worden.

Aus Nustschuk, 18. April, wird der „Pol. Corr.“ geschrieben: Aus Konstantinopel hat Sadik Pascha soeben die Weisung erhalten, alle Anstalten zu treffen, um für den Fall einer ernsten Bedrohung unserer Stadt und Festung dur) die Nufsen den Vrovinzialregierungssiß des Donau-Vilajets von hier nah Schumla zu verlegen. Aus dem Widdiner Lager treffen seit einigen Tagen mehrere Bataillone zur Verstärkung unserer Festungsbesazung hier ein. Höhere türkische Dffi- ziere des Generalstabes bezeihnen einen russischen Donau- Uebergang zwischen Rustshuk und Silistria geradezu für un- möglih. Wie es den gegründeten Anschein hat, denken aber auch die Türken nicht daran , bei Widdin zum Min- desten, mit einer größeren Heeresmacht zur Festseßung in Nu- mänien die Donau zu überschreiten. Die türkishe Nrmee an der Donau verfügt über eine sehr s{chwache Kavallerie, was sie im Laufe der eventuellen Campagne zwingen muß, jeder offenen Feldshlacht auszuweichen. Jm bulgarischen Festungs- rayon hingegen wird die türkische Heeresmacht in der Defensive Bedeutendes zu leisten im Stande fein. Die Dobrudscha ift, was die Truppenzahl anbelangt, von türkisher Seite zur Stunde noch immer vernachlässigt. Es befinden sich im Ganzen noch immer nicht mehr als etwa 8000 Mann dort. Die Türken verlassen sich offenbar auf die ziemlich stark befestigten Vunkte Tultscha, Jsactscha und Matschin, welche eine Fnvasion der Dobrudscha im Norden allerdings abzuwehren im Stande sind. Da aber alle diese genannten befestigten Punkte sih im Rayon der großen Sümpfe befinden, fo is s{hwer anzu- nehmen, daß die Russen im Norden in die Dobrudscha ein- rücken.

Die „Daily News“ schreiben: „England hegt die Ab- sit und den Wuns, an dem ausbrechenden Kampfe keinen Antheil zu nehmen. Wenn aber seine mit den orientalischen Angelegenheiten so eng verknüpsten Jnteressen durch den Krieg gefährdet werden, so muß es dieselben schüßen. Auf alle Fälle wird das englishe Volk nichts thun, um in Europa die tür- kische Herrschaft zu verlängern, welche scit zwanzig Jahren nur eine Quelle von Gefahren sür den Kontinent gewejen ift. Die Frage, welche die Mächte bei einem vollständigen Siege Rußlands in Erwägung ziehen müssen, ist nicht die, wie das türkische Reih gerettet werden könne, sondern die, welches die zweckmüäßigsten Maßregeln seien, um die verhängniß- vollen Folgen abzuschwächen, welche sein Sturz nah sich zichen lann. Dieser Punkt follte noch vor der Eröffnung der Feindseligkeiten klar festgestellt werden, damit die konservative Regierung England nicht in einen Krieg verwickle, in welchem es zu Bundesgenossen nur die Urheber der bulgarischen Megeleien hätte. Selbst wenn Rußland Konstantinopel ein- nehmen sollte, darf England die Türken niht unterstüßen. Es müßte vielmehr, dem vorbeugend, selber Konstantinopel in Europas und în seinem eigenen Namen bescgen, aber nie- mals für die Türken. Sollten es seine Fnteressen erheischen, so könnte England au Aegypten und Kreta okkupiren, aber niht um dieselben später wieder an die Türkei zurüclzugeben. Das hieße Englands Ehre seinen übelverstandenen Jnteressen opfern.“

Haupt-

NRuniänien. Bukarest, 20. April. Die „Pol. Korr.“ meldet: Ergänzend zua der heute amtlih publizirten Mobi- lisirung der rumänishen Armee und der Territorialarmee ist hinzuzufügen, daß auch die Land.esmiliz, in aktive Corps organisirt, an der allgemeinen Mobilmachung partizi- piren wird. Außerdem ist die Bürgergarde der Städte berufen, den inneren Sicherheitsdienst zu übernehmen. Gleich- zeitig ist das Militär-Requisitionsreglement veröffent- licht worden. j aan

22. April. (W. T. B.) Die rumänischen Journale erheben gegen die Erklärung des ee Unter-Staats- sekretärs Bourke in der Sizung des eng nterl daß Rumänien einen Bestandtheil des türkischen Reiches bilde, den lebhaftesten Widerspruch. Die Senatswahlen sind, so weit fih bis jeyt übersehen läßt, sämmtlih günstig für die Regierung ausgefallen. Das amtliche Blatt veröffentliht die Ernennung Pilats zum General-Direktor der Post- und Telegraphenverwaltung.

423. April.* :(W. T. B.) Das amtliche Blatt ver- öffentliht das Gese, wodurch die urfprünglih auf Ende des Jahres 1880 festgeseßte Frist zur Amortisirung der leßten Ruralobligationen bis Ende des Fahres 1881 verlängert wird. Die Zinsen auf diese Obligationen wer- den bis Ende 1881 von der RNuralkasse ausgezahlt. Bei den Senatswahlen erhielt im ersten Wahlkollegium die Regierungspartei die Majorität, Bratiano wurde fünfmal, Cogalniceanu dreimal gewählt. Von den Führern der Opposition wurden Demeter Ghika, Cantacuzenu, Lahavary und die in Anklagestand versezten Minister Boerescu und Katargiu gewählt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 14. April. (H. C.) Der Wehrpflichtsaus\chuß des Reichstags hat bezüglich der wichtigen rage über die den „Rote“- und „Rust- hallart“ Bauern, ie Soldaten und Pferde zu stellen und zu unterhalten haben, zu gewährenden Erleichterungen einen besonderen Gefe ovorilas ausgearbeitet. Der we-

sentlihe Jnhalt desselben ist folgender :

darüber {lüssig geworden, dem Beispiele Englands nit zu |

ishen Unterhauses, |

Der Staat gewährt, vom Anfange des Jahres an gere{bnet, für jeden neu zu stellenden Rekruten eine „Rekrutirungsbeihülfe“ ron 50 Kronen. Für jedes Pferd, weldbes von solchen „Rusthallare*, dic nicht 200 Kronca an „Rusthall“-Unterstäßung beziehen, neu zu stellen ift, gewährt der Staat, ebenfalls vom Anfange 1878 an, cine „Remontirungsbeihülfe“ von 159 Kronen. Vom 1. Sanuar 1879 an übernimmt der Staat die gesammte Be- Elcidung, Bewaffnung u. \. w. der eingetheilten Kavallerie, wo- gegen ihm die bis dahin von den „Rusthallare“ geschafften entsprechenden Gegenstände zur Verfügung Gestellt werden. úFeder „Not-hallare“, der einen Mann st=Ut, erbält vom einen jährlihen Beitrag zur Besoldung des Soldaten. i ei trag ist während der Jahre 1878 und 1879 auf 20 Kronen, in der Folze aber auf 30 Kronen pro Jahr festzustellen. Eine Ausnahme ilden die „Roten“ an der Küste, die nicht Infanteristen, sondern Matrosen hergeben; für dieselben soll der jährlihe Beitrag 15 Kronen betragen. Zur Bestreitung der vorgenannten Ausgabea \{chlägt der Auëscbuß eine Bewilligung von 1,037,000 Kronen ver, von welcher Eme jedo nur 505,900 Kronen in das Budget für 1878 aufzunehmen

uind, ; Die Majorität des Ausschusses, welZe fsich wegen dieses Gutachtens vereinigt hat, ist indessen ziemlih s{chwach gewesen und es sind viele Reservationen gemacht worden. Unter den Reservanten befinden sich namentlich auch drei Generale, welhe Mitglieder des Ausschusses find, nämlich die Herren Abelin, Rosensvärd und Wykander. Die beiden Letzteren haben die verlangten Erleichterungen übertrieben gefunden und wollen - dieselben auf die „Nekrutirungs- beihülfe“ und die „NRemontirungsbeihülfe“ beshränkt wissen, während sie sih gegen die jährlichen Soldbeiträge und da- gegen, daß der Staat die Bekleidung 2c. der eingetheilten Kavallerie übernehmen soll, ausgesprochen haben. Herr Wykander hat außerdem gegen die Beibehaltung des gegenseitigen Systems mit „Stammtruppen“ und Land- wehr protestirt, und will eine militärishe Organisa- tion, die auf der allgemeinen Wehrpfliht im eigent- lihen und weitesten Sinne des Wortes basirt ist. Der General Abelin findet in der Verlängerung der Uebungen keinen gültigen Grund zur Gewährung von Erleichterungen für die „Rote- und Nusthallare“. Auf alle Fälle hätte man, nach fciner Ansicht, statt der vorgeschlagenen Erleichterungen, eine vollständige Regulirung der Notirungs- und Rusthall-Verhältnisse vorschlagen müssen, und zwar in der Weise, daß die betreffenden Obliegenheiten fixirt worden wären, wogegen dann alle unbestimmten Verpflihtungen auf- hören sollten.

=— 99. April. (W. T. B) Dex Geseßentwurf, be- treffend die Armee, d. h. die vom Ausschusse nmodifizirte Regierungsvorlage, wurde in der Ersten Kammer mit 99 gegen 20 Stimmen angenommen, in der Zweiten Kammer dagegen mit 104 gegen 86 Stimmen verworfen.

Amerika. New-Orleans, 17. April. (A. A. C.) Die Nicholls- (demokratische) Legislatur nahm heute eine Resolution an, welhe42 Mitglieder des Packardfchen oder republi- kanischen Hauses einladet, sich mit ihr in der Bildungeiner einzigen aus 57 Nepublikfanern und 62 Demokraten zusammengeseßten Legiélatur zu vereinigen. Die von der Bundesregierung ent- sandte Spezialkommission übermittelte diese Einladung den Republikanern, welche dieselbe nunmehr in Erwägung ziehen. Eine Einigung auf dieser Basis wird zuversichtlich erwartet.

18, April. Ein Meeting von Mitgliedern des Senats und Repräsentantenhauses derrepublikanischen Legislatur wurde heute hier abgehalten, bei welchem 83 Per- sonen zugegen waren. Der Vorschlag der demokratischen Le- gislatur, ein einziges Haus zu bilden, wurde einstimmig ab- gelehnt, und es wurde beschlossen, Mr. Packards Sache uner- schütterlih treu zu bleiben.

New-Orxleans, 22. April. (W. T. B.) Die republi- kanische Legislatur hat sih am Sonnavend ohne irgend welhe Ruhestörung aufgelöst; die Mitglieder derjelben sind zu der Partei des gesczmäßig anerkannten demokratischen Gouverneurs Nicholls übergetreten.

Mexiko. (A. A. C.) Nach Berichten vom 25. März sind zwischen dem Präsidenten Diaz und dem General Men- dez erhebliche Differenzen ausgebrohen. Während der Ab- wesenheit von Diaz, als Mendez die Negierung führte, licß Letzterer 10,000 Enfield-Gewehre und Îeine Batterien nach der Sierra von Puebla schaffen, um sie an seine Anhänger zu vertheilen. Diaz ordnete die Nückgabe dieser Gewehre an, was Mendez verweigerte. Er beschuldigt Diaz des Treubruchs bei der Wahl des Präsidenten des Bundes-Dbergerichts. Der Streit is bereits in den Kongreß getragen worden. Die Anhanger von Biaz: wurden. vei dex Wabl eines Prüfungs - Comités für die fünfzig bestritte- nen Sive im Kongreß geschlagen. Die Wiedereinsezung der Verfassung und Rückkehr des Präsidenten Lerdo werden ösfent- lich gefordert. Jn Chihuahua hat man fich gegen Diaz und in den Sierras von Queretaro hat sich Oliveira für Lerdo erklärt. Die Truppen im Staate Morellos haben cin Pro- nunziamento zu Gunsten Lerdo's erlassen. John A. Sutter, der amerikanische Konsul in Acapulco, ist von den dortigen Behörden ins Gefängniß geworfen worden, weil er si der von dem kommandirenden General vorgenommenen Beschlag- nahme einer Heerde Rindvieh, welche einem amerikanischen Bürger gehörte, widerseßte.

- Buenos-Ayres, 20. April. (W. T. L eingegangenen Nachrichten ist der Präsident guay, Juan Bautista Gill, ermordet worden.

3.) Nach hier von Para-

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Paris, Montag, 23. April, Vormittags. Die Pforte hat, wie hierher gemeldet wird, die rumänishe Regierung unter Bezugnahme auf den Vertrag vom Fahre 1853 ausge- fordert, sich mit ihr ins Einvernehmen zu feßen, um das ru- mänische Gebiet gegen den von Rußland her drohenden Ein- fall zu vertheidigen.

Statistische Nachrichten.

Der soeben erschienene dritte Jahrgang des Berliner städtishen Jahrbuchs für Volkswirthschaft und Sta- tistik, herausgegeben von Richard Böckh, Direktor des ftatisti- \chen Bureaus der Stadt Berlin (Verlag von Leonhard Simion, 1877) beschäftigt fi, wie bereits mitgetheilt, hauptsächlich mit den Bevölkerungsverhältnissen nah der Zählung von 1875. Wir ent- nehmen demselben folgende Daten: Die ortsanwesende Be- völkerung betrug Ende 1875 485,655 männliche und 481,203 weih-

lihe, zusammen 966,858 Einwohner, gegen 1871 + 140,517 oder 17%. Diese Zunahme trifft aber hauptsächlich auf die Borso