1939 / 1 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Jan 1939 18:00:01 GMT) scan diff

Der König lehnte in der Kabinetts-Ordre vom 12. Fanuar 1823 den Antrag ab, unter-

stellte Redakteur- und Zensor des Blattes der |

Aufsicht des Staatsministers von Voß und befahl, daß eine „möglichst genaue Jnstruktion Uber die zur Aufnahme in das Blatt geeig- neten Artikel erteilt und auch selbige genau gehalten“ werde. Da der Minister von Voß aber kurz darauf starb, wurde die Staats- zeitung durch eine weitere Kabinetts-Ordre vom 13. April 1823 der Oberaufsicht des Ministeriums der auswärtigen Angelegen- heiten unterstellt. Dieses Ressortverhältnis wurde 20 Fahre bis Ende Juni 1843 auf- rechterhalten.

Durch einen Wechsel in. der Redaktion hoffte man die Verhältnisse zu bessern. Heun wurde bei der Postverwaltung untergebracht. An seine Stelle trat als Redakteur der bisher beim Polizei-Präsidium beschäftigte Dr. Karl Ernst John, der von 1812—14 als Sekretär in Goethes Dienst gestanden hatte, von Goethe aber recht ungünstig beurteilt worden war. John hat der Staatszeitung bis zum Jahre 1832 angehört; seine eigentliche, leider un- rühmlihe Bedeutung für die Entwicklung unserer Literatur gewann er durch seine Tâtig- keit als Oberzensor in den vierziger Jahren. Die Staatszeitung erschien nun täglich, nachdem der Druck und Vertrieb vom Buch- händler Vetter (Mauershe Buchhandlung) übernommen worden war. Vetter zahlte dafür 3000 Taler an die Staatskasse. Unter John erreichte die Gestaltung des redaktionellen Teils ihren tiefsten Stand. Die Auflage, 1823 noch 2346 Exemplare groß, sank bis 1826 auf 1015 Exemplare, so daß Vetter große Verluste erlitt und den Vertrag zu Ende 1827 kündigte. Von da ab bis zum heutigen Tage erscheint die Zeitung auf Kosten und Rechnung des

Staates.

Die Zuspißzung der Verhältnisse der Staatszeitung erforderte dringend ein Ein- greifen. Das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, das die Erhaltung des amt- lichen Orgáns wünschte, seßte sich mit den anderen Ministerien ins Benehmen und ver- trat die Ansicht, daß im Gegensaß zur bis- herigen Uebung die Redaktion viel stärker von den einzelnen Ministerien unterstüßt und mit Material versehen werden müßte. Jedes Ministerium follte einen Rat damit beauf- tragen. Der Minister der auswärtigen An- gelegenheiten bezeichnete den Geheimen Legationsrat Karl Philipsbornals den Rat seines Ministeriums, der die Redaktion überwachen und leiten, auch die Pflege der Verbindungen zu den anderen Ministerien übernehmen sollte. Fn seiner Sizung vom 29. April 1827 erhob das, Staatsministerium Piôse. Vorslhläge zum Beschluß, ohe daß dann freilih ; alle Ministerien - einen-Beamten be- stimmten. i

Aufschwung unter dem erften Kurator Philipsborn.

Mit der Betrauung Philipsborns, des ersten Kurators der Staatszeitung, mit seinem neuen Amt trat ein völliger Umschwung der Verhältnisse zum Guten ein. Philipsborn, ein Beamter der Stein-Hardenbergschen Schule, ein Mann von umfassender Bildung und weit- reichenden Beziehungen, brachte alle Eigen- schaften zur Lösung der ihm gestellten Aufgabe mit. Neben Hofrat Dr. Fohn wurde Hofrat Cottel als Mitredakteur verpflichtet. Das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ersuchte die Gesandtschaften und Oberpräsi- denten um Einsendung interessanter Nach- richten an Philipsborn und die Redaktion. Die Zeitung, die ab Fanuar 1828 des Abends aus- gegeben wurde, gewann binnen Jahresfrist 1000 Abonnenten und erreichte Ende 1831 mit 8684 ihre höchste bis dahin erreichte Auflage. Vergleichsweise sei bemerkt, daß 1831 die Ge- jamtauflage aller in Preußen ausgegebenen Zeitungen 45 904 betrug.

Die zweckvollen Maßnahmen Philipsborns und die wohlwollende Unterstüßung, die er durch den Minister Graf von Bernstorff auch in der Abwehr der Einsprüche des Ober- Zensur-Kollegiums erfuhr, hätten allerdings für sih allein den Aufschwung und die Ve r- breitung der Staatszeitung weit über die Grenzen Deutschlands nicht in dem eingetretenen Maße bewirkt. Die politischen Ereignisse in Europa in diesen Fahren erregten aufs stärkste die Gemüter und famen damit auch der über einen ausgezeih- neten Nachrichtendienst verfügenden Staats- zeitung zugute. Zuerst waren es die direkten Nachrichten über den russish-türkishen Kriég 1828/29, mit denen die Zeitung sogar der bis dahin führenden Allgemeinen Zeitung in Augsburg erheblih zuvorkam. Fm Fuli 1830 brach in Frankreich eine Revolution aus, die Karl X. den Thron kostete, und ihre Auswir- fungen waren -in vielen Teilen Europas \pür- bar. Besonders der Verlauf der polnischen Er- hebung 1830/31 wurde in der Oeffentlichkeit Preußens stark beachtet, wie das sprunghafte Anziehen der Auflage der Staatszeitung ge- rade in jener Zeit bewies, Es fam hinzu, daß die Zeitung seit 1828 des Abends ausgegeben wurde Abendblätter kannte man bis dahin nicht in Berlin und daß. die Schlußrubrik „Neueste Nachrichten“, die noch während des Druckes redigiert wurde, die Aktualität des Blattes verbürgte.

E e aro E D E A e S

, Die ersten Beilagea.

, malig bestimmte Arten von Anzeigen zuge- | lassen. Die Beilage, . die für sih allein bezogen

Erste Beilage zum Reichs: und StäatsanzeiFer Nr. L voin 2. Januar 1939. S. S

Um den“ Einfluß der Staatszeitung weiter zu befestigen, ging man dazu über, ihren Funhalt durch Beilagen zu bereichern. So wurde im Fahre 1829 der „Allgemeine Anzeiger für die Preußishen Staaten“ ge- schaffen, der dazu diente, die von Gerichten und anderen Staatsbehörden in den Amtsblättern veröffentlichten Bekanntmachungen auszugs- weise in tabellarischer Form zur Kenntnis des Publikums zu bringen. Auch wurden erst-

werden konnte, wurde gelegentlih der Format- vergrößerung im April 1831 als solche auf- gegeben und mit der Staatszeitung ver- shmZlzen.

Einer Anregung Alexander von Humboldts verdankte das wöchentlich drei- mal ausgegebene Beiblatt der Staatszeitung „Magazin für die Literatur des Auslands“ seine Entstehung. Es sollte „das geistige Leben des Auslands dem Vaterlande näher bringen", eine Absicht, die völlig gelang und das An- sehen der Staatszeitung steigerte. Fhre Aus- landsforrespondenten und die preußischen diplo- matischen Vertretungen lieferten ihx in Ge- stalt interessanter, neuerschienener Bücher und «Journale des Auslandes reiches Material dazu. Elf Fahre lang, vom Januar 1832 bis zum Jahre 1843 erfreute das Magazin die inter- essierten Léser der Staatszeitung. Es wurde 1843 seinem Redakteur Joseph Leh- mann als persönliches Eigentum überlassen und von der Staatszeitung abgetrennt.

Mitarbeiter von Nang.

Zu den damaligen Mitarbeitern der Staatszeitung gehörten u. a. Leopold von . Ränke, Hegel, FrtedrioO von Raumer, Rühle von Lilien- stern, von Willisen und besonders der Staatsrat und Professor an derx Universität, J. G. Hoffmann, der das „Statistische Bureau“ in Berlin begründete. Man darf sagen, daß die ntiGEnten Artikel Hoff- manns in der Staatszeitung und die in ihnen vertretenen volkswirtschafstlihen Gedanken wesentlih dazu beigetragen haben, den Boden für die Gründung des deutschen Zollvereins (1. Fanuar 1834) vorzubereiten.

Stagnation.

__ Nach 1830 war die Stellung der Redaktion infolge der politischen Verhältnisse schwieriger geworden, und nah dem Tode seines Protek- tors, des Grafen von Bernstorff, legte Philipsborn 1832 die Leitung der Redaktion nieder, behielt indes die technishe Aufsicht bei.

Fernex schied John aus der‘ Redaktion aus, in .f

die Hofrat Cottel und „Literat“ Leh -- mann Einzug hielten. Die ihnen aüfertle@te Zurüdhaltung konnte sie allerdings nicht vor Beschwerden und Rügen, auch von seiten des Königs, bewahren. Es blieb daher bei der wachsenden Regsamkeit der anderen Zeitungen nicht aus, daß die Auflage des Blattes eine sinkende Tendenz aufwies: 1833 6013, 1836 4952 und 1839 4364 Exemplare. Philipsborn, der diese Entwicklung mit Sorge betrachtete, \chlug 1836 einen Ausbau des redaktionellen Teils durch eine methodische Darstellung der Entwicklung auf den Gebieten der Wissenschaft, Kunst und Volkswirtschaft vor und wußte seinen Antrag so überzeugend zu begründen, daß der Minister der auswärtigen Angelegen- heiten, Ancillon, zur Durchführung des Plans die Anstellung des wissenschaftlihen Mit- arbeiters Dr. Gruppe genehmigte.

Reorganisations8pläne.

Das Jahr 1837 stellte ‘das Staatsministe- rium vor die Frage einer Reorganisa- tion der Staatszeitung. ¿Den Anlaß dazu gab die der Regierung unerwünschte Entwick- lung der Zeitschriften im Fnlande und die steigende Nachfrage nach ausländischen Zei- tungen. Es erschien wünschenswert, die Staatszeitung „durch eine: freiere Bewe- gung“ zu befähigen, „cin .allgemeineres und lebendigeres Fnteresse zu gewähren“. Nach- dem der König durch Kabinetts-Ordre vom 11, März 1837 die Absicht gebilligt, trat eine Kommission zusammen, die nah langen Be- ratungen Anfang 1838 den Ministern der auswärtigen Angelegenheiten, des Fnnern und der Polizei sowie der geistlihen Angelegen- heiten ein ausführlihes Votum vorlegte.

Die Länge dieses interessanten Doku- mentes verbietet seine wörtlihe Wiedergabe. Bezüglich des allgemeinen Charakters des Blattes wurde der bereits vom Grafen Bern- loxti aufgestellte Grundsay unterstrichen, „daß die Staatszeitung so wenig, wie die anderen Berliner Zeitungen, ein offi- zielles Blatt und unmittelbare's Organ der Regierung sei; wenn auch vorzugsweise zur Aufneliitze amtlicher Mittheilungen bestimmt, gehöre sie doch im Uebrigen durchaus in den Kreis der anderen politishen Zeitschriften, \{chöpfe in der Regel aus eigenen Quellen und benuße ihre Ma- terialien nach eigener Beurtheilung, indem sie wor in der Wahl mit besonderer Borsicht u Werke gehen müsse, sonst aber \sich inner- alb der durch die Censurvorschriften ge- zogenen Grenzen frei und selbständig di p 1 ohne durch die Politik des Kabinetts, die ihr fremd bleibe, im Allgemeinen be- engt zu werden“, Gegen das Ausland seien

gu erreichen sei. Die Redaktion habe sich als egel in Rg auf das Ausland „in den Grenzen des Ce reen zu halten, während beim inländishen Teil die Zei- tung „raisonnierxende Aussävße“ über die be- stehenden inneren Stan und deren Entwicklung bringen solle. Besondere Für- sorge sei dec Wiedergabe der Verhandlungen von Kammern und Parlamenten inner- und außerhalb Deutschlands zu widmen, so daß sie 4 erin von keinem anderen Blatt über- troffen werde. ¿ Die Beratungen der Kommission fielen in die Zeit der sogenannten „Kölner Wirren“ wegen der Frage der religiösen Erziehung von Kindern aus Mischehen, die im November 1837 zur Verhaftung des Kölner Erzbischofs, pern von Droste-Vischering, führten und eftige Angriffe der katholischen Blätter gegen die Regierung zur Folge hatten. Der König befahl, die Verleumdungen durch angemessene Artikel in der Staatszeitung zu widerlegen.

Der König will Taten sehen.

Auf einen Jmmediat-Bericht der drei be- teiligten Minister, in dem die Grundzüge der Reorganisation der Staatszeitung vorgetragen wurden, erklärte sich der König in der Kabi- netts-Ordre vom 27. Februar 1838 mit ihnen einverstanden, fügte aber tadelnd hinzu, daß diese Grundzüge nichts enthielten, was nicht wiederholt \{chon ausgesprohen wäre. Er wolle daher jeßt „erwarten, daß einmal ernst- lih Hand an die Sache gelegt und es nicht bei bloßen Veranstaltungen, die zu keinem Ende kommen, gelassen“ werde.

Suche nach einem fähigen Nedakteur. Ranke lehnt ab.

Darauf versuchte das Ministerium der aus- wärtigen Angelegenheiten Leopold von Ranke für die hauptamtliche Redaktion der Staatszeitung zu gewinnen. Ranke erklärte sich auch zunächst bereit, vorübergehend das Amt zu übernehmen, aber kurz danah, am 18. März 1838, lehnte er definitiv ab. Die darauf vorgenommene Bestellung des in Berlin anwesenden Professors der evange- lishen Theologie Rheinwald aus Bonn erwies sich als ein Mißgriff, der besonders in Westdeutschland Aufsehen erregte. Durch einen Bericht des Oberpräsidenten der Rheinpro- vinz, von Bodelshwingh, stellte sich nämlih heraus, daß Rheinwald die Bonner Universi- tät aus Gründen seiner privaten Lebensfüh- rung hatte verlassen müssen. So sah si der Minister Freiherr von Werther genötigt, Rheinwald nah knapp vierteljähriger Tätig- keit seiner Stellung zu entheben. An seine Stelle trat der Gymnasialdirektor Professor Axnold aus Königsberg, Nm., der sich dur

zahlreiche e Veröffentlichungen einen Er wirkte bis Eñde

Namen’ gemccht “hätte. 1840 an der Staatszeitung; den Anforderun- gen, die an einen politishen Redakteur zu stellen waren, konnte er nicht in vollem Um- fang genügen.

Die Affâre Rheinwald hatte noch eine un- glüdliche Folge. Philipsborns Stellung war durch sie erschüttert worden. Er bat daher, ihn von seinem Amt als Kurator zu entbin- den, um so mehr, als seine Gesundheit unter den Anstrengungen der leßten Zeit sehr ge- litten hatte. Durch eine Verfügung vom 3. August 1838 wurde dem Antrag entsprochen. Das Kuratorium wurde dem Geheimen Legationsrat von Bülow übertragen; die Kassenangelegenheiten beaufsichtigte der Le- gationsrat Bor k.

Die Aera Zinkeisen.

Die Frage, ob es gelingen würde, nah den vorangegangenen Experimenten endlich einen Redakteur zu finden, der politishe Zuver- lässigkeit mit umfassenden Kenntnissen, journa- listisher Begabung und zugleich mit dem Takt verband, das offizielle Blatt innerhalb der durch die Zensurvorschriften gezogenen Grenzen zu halten, hatte sich zum Kardinal- punkt entwickelt. Zunächst ward die Hoffnung auf eine befriedigende Lösung dieses Problenis nicht aufgegeben. Auf Empfehlung Rankées wurde von Januar 1841 an der Professor Dr. Fohann Wilhelm Zinkeisen für die Redaktion der Staatszeitung ver- pflichtet.

__ Hinkeisen war ein kenntnisreiher und

interessanter Mann. 1803 in Altenburg

eboren, hatte er zuerst Theologie, dann Ge-

f ichte studiert, abi sih 1831 an der Uni-

versität Leipzig habilitiert und war 1833 zu

B und publizistishen Studien nah

aris gegangen. Von seinen zahlreichen wissenschaftlihen Arbeiten seien seine griehishe und türkishe Geschichte hervor- gere Seine über ein Fahrzehnt währende ätigkeit an der Zeitung fiel in die bewegte

Zeit des Vormärz und dauerte mit einer

kurzen Unterbrehung nach den März-Ereig-

nissen des Fahres 1848 bis Mitte 1851. Daß

Zinkeisen seiner Aufgabe niht voll gerecht

werden konnte, lag freilih weniger an seiner

Person als an der Zuspizung der inner-

politishen Verhältnisse.

Friedrich Wilhelm IV. und die

Staatszeitung.

m Juni 1840 folgte König Friedrich Wilhelm TTI. sein und der Königin Luise Sohn Friedrich Wilhelm IV. auf den Thron,

besondere Rücksichten zu- nehmen, was nur durch eine geshickte Leitung der Redaktion

ein Fürst von Geist und Begabung, aber ohne Härte des Willens. An der Preßpolitik seines

ein i504 Vertxquéen genießende. Redakteure zu iben 77h {2 Si tr L S 7

F

Landes nahm er lebendigsten Anteil, wovon seine zahlreihen Kabinetts-Ordres auch

den Akten der Staatszeitung Zeugnis ‘able e |

Schon am 13. Fuli forderte der König Beridi

über die Verhandlungen hinsichtlich der R, organisation der Staatszeitung. Er wurde ay 20. November 1840 vorgelegt. Jn ihm iviederholten die Minister Freiherr von Werther und Eichhorn die vor zweieinhalh Fahren vorgetragenen Ansichten. Die Regie: rung bedürfe eines Blattes wie der Stagtz, zeitung, um es stets als ihr Organ benußen zu können. Der dritte beteiligte Minister, de

inister des Fnnern von Ro c o w, bestritt dieses Bedürfnis und wies auf die ungünstigen Erfahrungen mit der Staatszeitung hin. Jh Unvollkommenheit sei auch der ntwicklung der privaten Tageszeitungen hinderlich ge, wesen, da fie von der Zensur als das Muster blatt cmfgelas worden sei; infolgedessen habe die Zensur nichts erlaubt, was nicht auch in der Staatszeitung hätte stehen * dürfen. Da: egen verbreiteten gesinnungslose Lohnschrift steller in E Zeitungen Unwahrheiten und Entstellungen: der vortreffliche Sinn dez Volkes erhalte keinen Ausdruck. Wolle die

Regierung die Wünsche nah einer. Belebung |

der politischen Presse He tedigett, so sei die Stäatszeitung nur dann dazu geeignet, wenn sie aitfbóte, ein halboffizielles Blatt und eine Dependenz des Ministeriums der auswärtigen

Angelegenheiten zu sein und wenn sie dagegen f

in die Kategorie eines von den ‘Behörden begünstigten Blattes trete. E : Der König ging auf diesen Vorschlag, die Zeitung in ein offizióses Organ umzutvandeln, g Kábinetts-Ordre vom 15. Fanuar 1841 nicht ein: _ E „O habe’ Mich daraus r fog mehr von den Schwierigkeiten überzeugt, die der Redaktion eines M RebEnE S Blattes ent: gegentreten müssen, während Fch andrerseits das Gewicht der Gründe nit ‘verkenne, die in der jeßigen Zeit den größeren Staaten die Erhaltung eines von ihnen geleiteten Organs für öffentliße Mittheilungen - nothwendi E Es kommt dabei alles darauf an, daf für die Leitung desselben ein Mann gefunden werde, der mit Geist und Bildung auch die Zuverlässigkeit der Gesinnung Und“ des Charakters und eine solche äußere Stellung verbindet, daß die Behörden ps ihm mit vollem Vertrauen mittheilen und mit Sicher- heit die Richtuüng überlässen können, in welcher er das Blatt zu erhalten hat. Es ist Mir daher sehr willkommen gewesen, gleih- zeitig aus dem Mir gemachten Vortrage zu entnehmen, a der Legationsrath, Kammer- herr von Usedom, \ich beding!-ngsweise eneigt erklärt hat, die obere Leitung der taatszeitung unter Eg detseTbi durch einige gewandte und zuverlässige,

Der König befahl weiter, daß die . Staats- zeitung der gewöhnlichen Zensur : nit unter- worfen und von Legationsrat von Usedom unter eigener Verantwortlichkeit zensiert werden sollte. Usedom trat sein Amt als Kurator Anfang Oktober 1841 an.

"_ Jn dieser Zeit, Ende 1841, hatte der König den Versuch unternommen, die der Presse auf- erlegten DAGanranaen zu mildern. So heißt e M der Kabinetts-Ordre vom 10. Dezember

„Viel heilsamer als jene Beschränkung ist das Bemühen von Seiten der Behörden selbst, durch TESRENEE Mittheilung auszuführender

Maßnahmen, durch leitende Artikel in den

inländischen Zeitungen und vornämlich in

der Staatszeitung der O

Diskussion über Zweck und " Tendenzen der

Verwaltung selbst die Richtung gu geben und

ihr dann ein angemessenes Feld zu freier

Bewegung zu gestatten.“

Die Zensurministerien erließen darauf am Weihnachtstage 1841 eine Zirkularverfügung, die bestimmte, daß die Zensur keineswegs eng- herzig gehandhabt werden solle. Als aber die oppofitionelle Presse weit über das vom König begrenzte Ziel {hoß, wurden die Zügel wieder straffer angezogen und die bedingte Preß- freiheit s{ließlich in der Kabinetts-Ordre vont 4. Februar 1843 wieder aufgehoben.

Der Fnnenminister Graf von Arnim will die Zeitung eingehen lafsen.

Der Kurator der Staatszeitung, von Usedom, hatte die im Erlaß des Königs ‘vom 10. Dezember 1841 gémachte Anregung auf gegriffen und einen gro zügigen De über ein „Archiv für inländishe Ange-

legenheiten“ entworfen. Es Hifirio der |

Staatszeitung als Beilage wöchentlich zweimal zwanglos hinzugefügt werden und. u.a. „raisonnierende Aufsäße“, dokumentarische Veröffentlichungen aus Geseßgebung und Ver- waltung, Berichte über Landtags-Verhand- lungen und C Mitteilungen enthalten. Der Plan hatte die volle Zustimmung des Königs gefunden, seine Dur führung wurde aber dur einen Wechsel im Ministerium des JFnnern verhindert. Der neue Minister Graf von Arnim erwog die Absicht, die Staats- zeitung ganz eingehen zu lassen und an threr Stelle ein neues, ein offizióses Regizrungs- organ zu gründen. Zur Untersuchung dieser Ma wurde eine Kommission eingeseßt.

ie Bemühungen Zinkeisens und des Kurators, unter erheblihem Kostenauswand den Jnhalt der Staatszeitung anziehender uud

reicher zu gestalten, hatten den ‘erstrebten

Erfolg einer Erweiterung des Leserkreises nicht

B Bericht vom 27. Funi 1843 an den

em

rft. Jm Jahre 1842 betrug die Abonnen- ewirkt, 8 68, Auch die ausführlichen Berichte über die Provinzial-Landtags-Vz2r- handlungen hatten das Fnteresse für die Zeitung nicht stärker belebt, ebensowenig dic M aslandsberichte, für deren Lieferung Korre- ondenten in Paris, London, Brüssel, Madrid, Haag, Athen und sogar in Fava verpflichtet orden waren. Diese gut organisierte Aus- andsberichterstattung die Meldungen wur- den übrigens überall in der Presse nah- vedruckt stand zur Dürftigkeit des Fnlands- ils in shroffem Gegensaß.

Fnzwishen war auch die Druckerei der Staatszeitung gewechselt worden. Vom 1. Fuli 1841 ab wurde an Stelle von Hayn, mit dessen Leistungen man nicht immer zufrieden war, die Decker'she Geheime Ober-Hofbuch- druckerei mit dem Druck der Staatszeitung beauftragt. Der Druckauftrag verblieb der Firma Deer rund drei Fahrzehnte, bis er Anfang 1873 an die Norddeutsche Buchdrucke- rei und Vexlags-A. G. überging. Aus ihr ging die 1926 gegründete Preußishe Drucke- rei- und Verlags-A.-G. hervor, deren Aktien im Besize des Preuhishen Staates sind. Sie versieht noch heute den Druck des Deutschen Reichsanzeigers und Preußishen Staats- anzeigers.

Der Kurator is dagegen.

Der Kurator von Usedom sprach sich nah- drüdcklih gegen die vom Minister des Fnnern porgeshlagene Umwandlung der Staatszeitung in ein offizióses Blatt aus. Sie sei eine über- süssige Operation, und troß Veränderung in der Form bleibe die Sache dieselbe. Als er feststellen mußte, daß seine Ansichten nicht gebilligt wurden, bat er, ihn von seinem Amte als Kurator zu entbinden. Dem Antrag ward am 3. Juli 1843 stattgegeben.

Umwandlungs-Vorschläge.

Die drei Zensurminister und der Kabinetts- minister von Thile vereinigten \sich nach ein- gehenden Beratungen zu einem Jmmediat- önig. Jn ihm wurde die Notwendigkeit der Um- wandlung der. Zeitung dargelegt, die auch äußerlih durch eine Aenderung des Titels in die Erscheinung treten müsse. Die Redaktion müsse gegenüber dem Publikum, den Behörden und den fremden Regierungen ‘eine selbstän- digere Stellung als bisher erhalten und zur Bekundung ihrer Unabhängigkeit von den

Ministerien der gewöhnlichen Zensur unter- '

worfen werden.

Durch Kabinetts-Ordre vom 3. Juli 1843 wurde der Vorschlag durch den König genehmigt und der. Geheime Regierungsrat Bitter zum Kurator bestellt. Auch die

ressortmäßige Zuständigkeit füv :die-Angelegen- heiten'dèr Zeitung würde geättdert und! vom:

Ministéxium der auswärtigen Angelegenheitert den drei Zensur-Ministerien gemeinsam über- tragen. Von März 1847 ab ressortierte das Blatt für dreiviertel Fahre vom Ministerium des Junnern allein.

Am 1. Juli 1843 erschien die erste Nummer der Zeitung unter dem veränderten Titel

»Allgemeine Preußische Zeitung““.

Einleitend wurde gesagt und diese Er- klärung wurde gelegentlich wiederholt —, daß die Zeitung keineswegs als offi- zielles Organ zu betrachten sei. Diesen Charakter des Blattes zu unterstreichen, stellte man Dr. Carl Heinrich Hermes als Mitredakteur für die Abteilung Jnland ein. Hermes war bis dahin Mitarbeiter an

der Kölnischen Zeitung gewesen und wegen seiner oppositionellen Gesinnung bekannt. Jn einer neuen Stellung versagte er völlig; eine scharfe, aber geistlose Polemik \chadete

nur dem Ansehen der Allgemeinen Preußi-

hen Zeitung. Andere Umstände, wie bald auftretende

Spannungen zwischen Zinkeisen und Hermes, die Jnteresselosigkeit der Behörden, die alle Aufforderungen nach Lieferung von Beiträgen unbeachtet ließen, und mehrfaher Wechsel der Kuratoren vergrößerten die an sih schon vor- handenen Schwierigkeiten infolge der wachsen- den innerpolitischen Spannung. Das Abonne- ment sank im Jahre 1843 auf 3977 und 1846 sogar auf 2309 Exemplare. Dié Warnung des rüheren Kurators von Usedom vor diesem Experiment hatte sich leider bewahrheitet.

A Rebungr Wechsel von Kuratoren un. dnwdakteuren.

b Die Kuratel des Blattes war nah Bitters aldigem Ableben im Oktober 1843 einstweilen oem Geheimen Ober-Regierungsrat Bode im Ministerium des Fnnern übertragen wor- E Er wurde in seinem Amt {hon Ende Fe- ruar 1844 durch einen gelehrten Offizier, den Oberst-Lieutenant Schulz abgelöst, der rüher das von e uitishe Wochen latt“ herausgegeben hatte. g Uz ging ziemlih rücksichtslos gegen die medattion vor, erlebte aber in der Folge so es Freude an dem Amt, daß er im Sep- ember 1845 bat, ihn von diesem mühevollen und undankbaren gu äft zu entbinden. Die A. des Kurators sei eine wahrhaft uner- aglihe infolge der gischen Stellung des lattes, das dem Publikum gegenüber als R ängig gelten solle, aber doch nach allen ihtungen gefesselt bleibe und der peinlichsten

arcke begründete „Berliner

Erste Beilage zun Neihs3- und Staatsanzeiger Nr. 1 vom 2. Januar 1939, S. 3

Ueberwachung und Rüge unterliege. Fm Mai 1846 wurde dann der Geheime Regierungsrat Sulzer mit der Kuratel betraut; das Kassen- Kuratorium erhielt der Geh. Ober-Regie- rungsrat Mae ke.

Auch in der Redaktion waren mehrfach Veränderungen erfolgt. Der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht blieb Zinkeisen. Dagegen war Hermes nicht mehr länger trag- bar und mußte gehen. Sein Nachfolger, der Hofrat Rousseau, versagte ebenfalls und wurde {hon Ende 1844 entlassen.

Der König droht mit der Entziehung der Zuschüsse.

Diese Zustände veranlaßten die Zensur- minister zu Beratungen über die weitere Zukunft des Blattes. Der Minister Freiherr von Bülow forderte mehrfach dringend, daß die Regierung sich eines Blattes entledige, das sie nur kompromittiere. Auch der König hatte mehrfach seiner Unzufriedenheit über die Ent- widcklung der Dinge Ausdruck gegeben und in der Kabinetts-Ordre vom 26. April 1844 er- flärt, daß das Jnstitut mit Ende des Jahres ganz eingehen solle, wenn sih die Zuschüsse nicht erheblich verringerten. Fn einer späteren Kabinetts-Ordre vom 5. Mai 1846 stellte der König in Aussicht, daß eine Subvention des Blattes in keiner Weise genehmigt werden würde, solange nicht Maßregeln zur Erhebng des Blattes zu einem lebendigen Organ der Regierungsgrundsäße getroffen werden.

Die weitere unerfreulihe Entwicklung der Zeitung, nur vorübergehend im Frühjahr 1847 durch die Verbffentlichung der Sißungs- berichte des Vereinigten Landtags unter- brochen, hatte Erwägungen innerhalb der Ministerien über die Zukunft des Blattes zur Folge. Niemand vershloß sih der Notwendig- eit einer durchgreifenden Reform, nur wollte man deren Zeitpunkt im Zusammenhang mit der beabsichtigten Aenderung der allgemeinen Preßgesehgebung festsegen. Die politischen Er- cignife sollten dem zuvorkommen.

Das Sturmsahr 1848 Zinteisen muß flüchten.

Jm Februar 1848 bra in Frankreich eine neue Revolution aus. Die Bewegung griff nah Süddeutschland und von dort nah dem Norden über. Die Allgemeine Preußische Zeitung hatte bis zum 18. März keine Nach- richten über die Unruhen der leßten Tage ver- öffentlicht, am 19. nur die bekannte Prokla- mation des Königs und sich nähere Mit- teilungen „über die beklagens8werten, durch einen unglücklichen Zufall veranlaßten Un- ruhen“ vorbehalten. Dieser Bericht, vom damaligen Kurator, Geheimen Regierungs-

Rat Sulzer, verfaßt' und vom Fniei-

minister ‘genehmigt, ershien in der Nummer vom 20. März abends. Er erregte die Ge- müter der Berlinar Revolutionäre derart, daß bewaffnete „Deputationen“ von ihnen gewalt- sam in die Redaktionsräume und in die Woh- nung Zinkeisens drangen und von ihm eine „freiwillige“ Erklärung erpreßten, daß er den anstößigen Bericht vom Ministerium empfan- gen habe. Den Namen des Verfassers zu nennen, lehnte Zinkeisen standhaft ab. Er eilte am nächsten Morgen zum Schloß und erbat Schuß zur Fortseßung seiner Tätigkeit. Als ihm dieser niht zugesagt werden konnte, verließ er mit seiner Familie Berlin.

An Sulzers Stelle wurde vorläufig der

- Geh. Regierungsrat Freiherr von Schlei-

ni ÿ Kurator; mit der zeitweiligen Wahr- nehmung der cugiag ag Banks wurde der „Literat“ R. Wenyel beauftragt.

Die Verhältnisse hatten ih grundlegend gewandelt. Preußen war Verfassungsstaat geworden, die Zensur gefallen, und wie die Pilze nah dem Regen schossen neue Zeitungen aus dem Boden. Die Lage der Allgemeinen Preußischen Zeitung in der Zwittergestalt einer unabhängigen, in Wirklichkeit aber offiziellen Regierungszeitung. war unhaltbar geworden. So wurde beschlossen, die Tarnung aufzugeben und den amtlichen Charakter des Blattes äußerlich erkennbar zu machen. Am 1. Mai 1848 erschien es unter dem neuen Titel

Preußischer Staats-Anzeiger.

Veber seine zukünftige Gestaltung wurde in der ersten Ausgabe folgendes gesagt:

„Der Pa Staatsanzeiger wird, außer den amtlihen Bekanntmachungen und Erlassen der Regierung, auh die Verhand- lungen der zur Vereinbarung über die reußishe Verfassung Mberufenan Ver- UOItaRa An und so bald wie möglich mittheilen. Der nihtamtlihe Theil

desselben wird der Mittheilung fortlaufender thatsähliher Berichte über die Tages- eshihte und vorzüglih der darauf Bezug habenden offiziellen Aktenstücke, Kammer- erhandlungen usw. gewidmet sein. Für O und Börsenverhältnisse, sowie für esprehung der Jnteressen für Kunst und Wissenschaft, sind besondere Abschnitte des Preußischen Staats-Anzeigers bestimmt.“ Am gleichèn 1. Mai 1848 kehrte das Kura- torium vom Ministerium des Fnnern in die Obhut des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten zurück. Fnzwischen hatte sich auh Zinkeisen wieder GLIOE en und die Direktion der Zeitung übernommen. Der ay der auswärtigen Angelegenheiten trug sih damals mit der Absicht, den Staats-

Anzeiger nah dem Muster des Pariser „Moniteur“ aufzuziehen. Man mußte sich aber davon überzeugen, daß eine Ueber- tragung dieser aus der französischen Geschichte und Eigenart gewachsenen Einrichtung auf Preußen undurchführbar war. Demgemäß faßte das Staatsministerium den Beschluß, den Staats-Anzeiger als amtliches Organ für amtliche Bekanntmachungen und für politische Meinunäsäußerungen der Regierung aufrecht- zuerhalten. Die ressortmäßige Zuständigkeit des Staats-Anzeigers ging vom 1. April 1849 auf das unter dem Ministerpräsidenten von Brandenburg stehende „Literarische Kabinet“ über seit der Gründung der Zeitung im Fahre 1819 der fünfte Wechsel dieser Art. Das Amt des Kurators versah bis 1851 der Regierungs-Assessor Graf von Eulen- burg mit lebhafter Anteilnahme. Als besondere Beilage wurden dem Staats-An- zeiger die vollständigen stenographischen Be- richte über die Verhandlungen der National- Versammlung beigefügt. Troßdem blieb die Entwicklung der Auflage unbefriedigend: 1848 4321, 1849 3765, 1850 2831 Exemplare. 1851 wies die Abonnentenzahl mit 1993 einen neuen Tiefstand auf. Der Rückschlag der nationalen Bewegung wirkte sih um diese Zeit auch in einer Verschärfung der Preßgeseß- gebung aus.

Das letzte Experiment.

Die Preußishe Regierung hatte das literarische Kabinett aufgelöst und eine Zen- tralstelle für Preßangelegenheiten gegründet, die die Preßpolitik nach den Richtlinien der Regierung durchführen sollte. Der Minister- präsident Freiherr von Manteuffel hatte in das neue Amt Dr. Ryno Quehl berufen. Er gewann großen Einfluß auf den Minister- präsidenten und bewog ihn troß des Wider- spruchs des Kurators zu einer neuen Um- organisation des Staats-Anzeigers. Quehls Plan sah vor, den Staats-Anzeiger als politische Zeitung eingehen zu lassen, ihn auf ein Zentralorgan für amtlihe Bekannt- machungen zu beshränken und ihn in Ver- bindung mit einem neuen offiziósen Blatt, der „Preußischen Adler-Zeitung“, herauszugeben. Obwohl auch die Minister des Fnnern und der Finanzen Einwendungen gegen das neue Experiment erhoben und darauf hinwiesen, daß der Staats-Anzeiger das dokumentarische Material“ aus Geseßgebung und Verwaltung so vollständig wie kein anderes Blatt enthielte, und daß der Einfluß des Staats-Anzeigers im Ausland gerade in seiner Eigenschaft als politische Zeitung nicht untershäßt werden dürfe, entschlossen sich der Ministerpräsident und das Staats-Ministerium für: die .Durch-

führung des neuen Plans. Er-wurde «anxr-

1: Fúli 1851 „wirksam. e :

Jn der Vorankündigung für das Publikum war zu lesen, daß der Preußische Staats-An- zeiger in seiner bisherigen Gestalt zu er- scheinen aufhören würde. Statt dessen würde als ein Zentralorgan für amtlihe Nach- richten der

Königlich Preúßische Staats-Anzeiger“.

herausgegeben... Als Beilage zum Staats- Anzeiger erscheine täglich morgens, mit Aus- nahme des Montágs, die

„Preußische (Adler-) Zeitung“,

„welche bemüht sein wird, durch die Be- sprehung politischer Fragen, durch die Voll- ständigkeit und Zuverlässigkeit ihrer Nah- richten und ein reichhaltiges Feuilleton sich die Theilnahme ihrer Leser zu erhalten.“ Die Adler-Zeitung war als „Neue Ber-

liner Zeitung“ gegründet und 1848 an etne vom Minister Milde ins Leben gerufene Ge- ja verkauft worden, von der sie unter

er Bezeihnung „Die deutshe Reform“ herausgebracht war. Sie wurde im März

1851 in „Preußische (Adler-) Zeitung“ um-

etauft und, wie gesagt, ab Juli des gleichen

Sahres mit dem Staats-Anzeiger verknüpft.

Shr Redakteur war Dr. Adolf Ruten-

berg. Die Zeitung konnte nicht getrennt

vom Staats-Anzeiger bezogen werden, was aber umgekehrt möglich war. Das Format des Staats-Anzeigers war Hoh-Quart, das der Preußischen (Adler-) Zeitung Groß-Folio.

Beide Blätter waren der Zentralstelle für

Preßangelegenheiten direkt unterstellt. Zink-

eisen war, wohl auch infolge seines gespannten

Verhältnisses zu Quehl, in den Kgl. Preußi-

schen Staat9- Anzeiger nicht übernommen

worden. Die Stelle mit ihrer durch die Um- organisation veränderten Aufgabe erhielt der bisherige Rendant Schwieger.

Die. Verbindung der beiden Blätter bewährte sih niht. Die Preußische (Adler-) Zeitung konnte bei der Dürftigkeit ihres Fn- halts keine Eroberungen machen. hre Leser- zahl, im 3. Quartal 1851 noch 3350, halbierte sih nahezu in den zwei Fahren ihres Be- \stehens. Hohe Zuschüsse waren erforderlich. Es wurde daher beschlossen, die Zeitung mit dem 1. Juli 1853 eingehen zu lassen und zugleih dem Staats-Anzeiger einen Nicht - amtlichen Teil hinzuzufügen. Jn ihm sollten „nur thatsächliche und ver- bürgte Nachrichten Aufnahme finden“, denen sich Mitteilungen aus dem handelspolitischen und statistishen Teile an- reihen würden. Die Redaktion dieses Nicht-

amtlichen Teils wurde Dr. Rutenberq übertragen. ; Dieser Vorgang ist der entscheidende Ein- schnitt in der Geschichte des Staats-Anzeigers! Der mit erheblichen materiellen Opfern und einem starken Aufwand geistiger Kräfte unter- nommene Versuch, der Zeitung die Doppel- funktion eines amtlichen Publikationsorgans und zugleih einer politischen Zeitung 1m Sinne der politishen Tagespresse zu geben, warunterdengegede nissen gescheitert. Der jahrzehntelang er hobene Ruf nah dem „fähigen Redakteur verkannte die inneren Schwierigkeiten des Problems. Einerseits war man sih bewußt, daß die Vorausseßung für die Lebensfähigkeit und weiter für den Erfolg der Zeitung in der Bewegungsfretheit der Redaktion lag, und auf der anderen Seite 3 wiegenden Gründen der Staatsraison und sonstigen Rücksichten oft genötigt, diese Be- wegungsfreiheit bis zu einem Grade einzu- engen, daß das Blatt dadurch völlig gelähmt wurde. Dieser Gesichtspunkt ist bei der Be- urteilung des ersten 34jährigen Abschnitts festzuhalten. Eine objektive Kritik darf aber hier nicht stehenbleiben. So S der mit seiner Gründung verfolgte politische des amtlihen Organs erfüllt wurde, dennoch sein Wirken nicht vergebens gewesen, indem es auf wissenschaftlihem und admini- strativem Gebiet das geistige Leben unseres Vaterlandes vielfah angeregt und befruchtet

benen Verhält-

war man aus schwer-

pr

Der zweite große Geschicht8abschnitt des Staats-Anzeigers beginnt.

Jn dem neuen Abschnitt seiner Geschichte vom 1. Juli 1853 ab 1st der Staats-Anzeiger dem politischen Tageskampf entzogen und sein objefktiver, sachliher Charakter als amtliches Verkündungsblatt zum maßgebenden Prinzip erhoben worden.

Diese Periode ist gekennzeihnet dur eine wachsende innere Konsolidierung und nah außen durch die Erweiterung seines Horizontes auf nichtpolitishem Gebiet. Organ hatte damit den Charakter erhalten, den es im wesentlichen seitdem beibehalten hat. Diese Tatsache ermöglicht es auch, die weitere, in ruhigen Bahnen verlaufende Entwicklung in einer mehr summarischen und zusammen- fassenderen Weise zu behandeln, als das die Geschehnisse im ersten Zeitraum zuließeu.

ESndgültige Reffortzuftändigkeit.

Mit der Niederlegung der Stellung als Direktor der Zentral-Preßstelle durch Dr. Quehl wurde die Verbindung des Staats- Anzéigers *mit dieser“ Behörde gelöst. © Staats-Anzeiger wurde nun unmittelbar dem Preußishen Staatsministerium unterstellt; diese Zuständigkeit besteht bis auf den heutigen Tag. Fnfolgedessen wurden auch zu Kuratoren seither Vortragende Räte des Staatsministe- riums bestellt. Es führten vom 1. Oktober 1853 ab die Geschafte des Kurators: Der Geheime Regierungsrat, spätere Konsistorial- präsident Hegel (ein Sohn des Philosophen Hegel), vom 1. Mai 1865 ab der Geheime Regierungsrat, spätere Geheime Oberregie- rungsrat Zitelmann, vom 1. Fuli 1877 ab der heime Oberregierungsrat von Kurowsky, vom: 1. 7 heime Oberregierungsrat und spätere Re- gierungspräsident von Tepper-Laskîi, vom Polizeipräsident und spätere Wirkliche Ge- heime Rat Exzellenz von Rheinbaben, vom November 1922 ab der Ministerialrat Cohn (Corsing) und vom 16. Februar 1933 ab der Ministerialrat Berg unter dessen Obhut der Reichs- und Staats- anzeiger noch heute steht.

Das Amt des Redakteurs und Direktors versahen im gleichen Zeitraum: Schwieger ab Juli 1851, Stadtrat a. D. Riedel ab 1885, Dr. Klee ab Juni 1889, Siemenroth ab Februar 1895, Dr. Tyrol ab Oktober 1902, Mengering ab Oktober 1930, Mini- sterialrat Pfeiffer ab April 1983, Dr. BaronvonDazur (jeßiger Präsident der Preußisch-Süddeutschen i März 1934 und der gegenwärtige Direktor, Präsident Dr. Schlange, ab April 1935. Seit dem Jahre 1857 ist die Stelle eine etats- mäßige Beamtenstelle.

Der Staats-Anzeiger entwickelt sich zum Zentralorgan für gewerbliche Bekanntmachungen.

Ueber die ersten Fahre nah der Umstellung unter der merkenswertes zu berichten. Da ex vor allem bemüht war, die laufenden Verwaltungskosten zu senken, so mußte sih das hemmend auf die Gestaltung des wirken. Das besserte sih erst gegen Ende der 50er Fahre, als sih in der Ertragslagë des Staats-Anzeigers eine. Wendung abzeichnete. Die JFnsertionsgebühren, die 1852 5605 Thaler eragében hatten, waren 1860 auf 8346 Thaler gestiegen und betrugen 1867 bereits 23 706 Thaler. hatte ihren Grund in dem allgemeinen Wirts schaftsaufshwung und «Fndustrialisierung, die damals zur Begrüm-

Das amtliche

Der”

Regierungs-Assessor, spätere Ge-

November 1887 ab der Ge-

November 1890 ab der ehemalige

ohm,

Staatslotterie) ab

Kuratel Hegels ist nihts Be-

redafktionellen Teils aus=

Die Ausdehnung des Anzeigenteils

in der wachsenden