1900 / 264 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Nov 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Dr. Paul Krollidk amSop!ien-Realgymnasium zu Berlin, Heinrih Truelsen can Real -Progymnasium zu

Luckenwalde, Y Pr. Max Grünbaum an der Ritter - Akädemie zu

Brandenburg a. Ÿ.,

Otto Ohmann am Humboldt-Gymnasium zu Berlin, Albert Marmo dée am Gymnasium zu Landsberg a. W., Dr. Otto Badke am Realgymnasium zu Stralsund, Albrecht Tiebe am Marienstifts-Gymnasium zu Stettin, Max Graßmann am Marienstifts - Gymnasium zu

Stettin,

Paul Seifert am Gymnasium zu Köslin,

Johannes Nöring am Gymnasium zu Ostrowo, Linus Hoppe am Gymnasium zu Ostrowo,

Dr. Georg Radish an der Realschule zu Liegniß, Paul Malberg am Johannes-Gymnasium zu Breslau, Dr. Paul Damas am Gymnasium zu Gr.-Strehliß,

i; Sa Walther Oels an der Realschule zu Löwenberg

. Schl.,

Dr. Friedrich Kampe am Gymnasium zu Burg, Dr. Heinrich Jordan an der Lateinischen Haup!schule

der Frandcke’shen Stiftungen zu Halle a. S,,

Hermann Karsten am Gymnasium zu Erfurt,

Franz Bertram an der Leibnizschule zu Hannover,

aul Sandmann am Realgymnasium T zu Hannover,

Otto Presler an der Ober-Realshule zu Hannover,

Dr. Albert Küsel am Gymnasium nebst Realgymnasium zu Bielefeid,

Paul Tschiersh am Realgymnasium zu Dortmund,

Otto Morin an der Adlerflochisule zu Frankfurt a. M.,

Otto Hebel am Friedrihs-Gymnasium zu Cassel,

Dr. Friedrich Vetter an der Klingershule zu Frank- furt a. M., :

Dr. Albrecht Emmerich am Gymnasium zu Mül- heim a. Ruhr,

Dr. Ernst Lenz am Gymnasium zu Elberfeld,

Dr. Adolf Schwarz an der Realschule zu Köln,

Heinrich Grabe an der Realschule nebst Progymnasium zu Solingen,

Dr. Hubert Fromm an Friedrich Wilhelme-Gymnasium

u Köln,

y Dr. Bernhard Deipser am Gymnasium zu Neuwied, Dr. Wilhelm Jansen am Realgymnasium zu Essen, Adalbert Powel an der Realshule zu Gumbinnen,

Dr. R Haß am Gymnasium zu Duisburg,

Dr. Karl Tümpel am Gymnasium zu Neustettin, Siegbert Ruhland am Real-Progymnasium zu Delißsch, Karl Soecknicck am Friedrihs-Kollegtum zu Königs-

berg i. Pr., /

Dr. Georg Lühr am Gymnasium zu Rössel, Paul Wangemann am Progymnasium zu Sprottau, Dr. Max Sartorius am EÉlisabeth-Gymnasium zu

Breslau, :

Dr. Hermann Schnoor am Progymnasium nebst Neal-

Progymnasium zu Neumünster, :

Franz Wesmöller am Gymnasium zu Brilon, Feli Fleck an der Realschule zu e

E, Paul Kampfner am Gymnastum zu Fraustadt, Hermann Schulße am Realgymnasium zu Harburg, Dr. Georg Mosengel am N zu Elberfeld, Hermann Morgenroth am Rea gymnasium zu Quaken-

brüd, Í Walther Waehmer am Gymnasium zu Göttingen, Friedrih Schulße am Gymnasium zu Elbing.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Rektor Paul Gdanieß aus Oberursel ist zum Kreis-Schulinspektor ernannt worden.

Am Schullehrer-Seminar zu Exin is der Lehrer an der Nektorschule zu Werden a. d. Nuhr Rose und am Shullehrer- Seminar zu Bederkesa der bisherige kommissarishe Seminar- lehrer Hohmann zu Northeim als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden.

A nzeige.

Von der Kartograpbischen Abtheilung sind die Karten : 1) des Kreises Grimmen 1:100000, 2) des Kreises Znin 1:100000 dur Zusammendrock der in Betraht kommenden Blätter der Karte des Deutschen Reichs 1 : 100 000 bearbeitet und veröffentlicht worden. Der Vertrieb dieser Karten erfolgt durch die Verlagsbuhhandlung von R. Eisenschmidt hier, Neustädtische Kirchstraße Nr. 4/5. Der Preis eines jeden Blattes beträgt 2 #6 Berlin, den 2. November 1900. | Königliche Landes-Aufnahme. Kartographische Abtheilung. Steinmct, Generalmajor.

Bekanntmachung.

Für die im Jahre 1901 in Greifswald abzuhaltende

Turnlehrer-Prüfung ist Dermin auf Freitag, den 15. März 1901, anberaumt worden.

Meldungen der in einem Lehramt stehenden Bewerber sind bei der vorgeseßten Dienstbehörde, Meldungen anderer Bewerber unmittelbar bei uns bis zum 15. Dezember d. J. anzubringen.

Zur Prüfung werden zugelassen :

a. Bewerber, welche bereits die Befähigung zur Ertheilung von Schulunterricht vorschriftsmäßig erworben haben,

b. Studierende, jedoch niht vor vollendetem 5. Semester.

Der Meldung sind beizufügen: 1) der Geburtsschein, 2) der Lebenslauf, 3) ein ärztlihes Gesundheits-Zeugniß, 4) ein Zeugniß über die erworbene Lehrerbildung und über die seitherige Wirksamkeit als Lehrer, 5) ein Zeugniß über die erlangte turnerische Ausbildung.

Für Studierende tritt an Stelle des unter 4 genannten Zeugnisses ein afkademisches Sittenzeugniß, welches zugleich die Zahl ihres Semesters angiebt.

Die Prüfungs - Ordnung, welhe in den erungs Amtsblättern zur Veröffentlihung gelangt, wird den Be- zwerbern auf Antrag mitgetheilt werden.

Stettin, den 26. Oktober 1900.

Königliches Sg legun von Pommern.

Freiherr von Malgzahn.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. November.

Seine Majestät der Kaiser und König hielten am Sonnabend Nachmittag auf dem Truppenübungsplaß bei Dóöberiß die diesjährige Hubertus-Jagd ab.

Gestern Morgen wohnten Seine Majestät mit Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin dem Gottesdienst in der Garnisonkirhe zu Potsdam bei. Später empfingen Seine Majestät den Chef des Zivilkabinets, Wirklihen Geheimen Rath Dr. von Lucanus sowie den Maler Professor Prell und um 1 Uhr den italienischen Botschaster Grafen Lanza zur Entgegennahme dessen neuen Beglaubigungsschreibens. Nach- mittags gegen 5 Uhr begaben Sih Seine Majestät der Kaiser nach Liebenberg zur Jagd. :

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths ‘für Rechnungswesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für ZoU- und Sleteenten: sowie die vereinigten Ausschüsse für Rehnungswesen und für Justizwesen hielten heute Sißungen.

Nah der im Reichs- Versicherungsamt gefertigten Zu- sammenstellung, welhe auf den Mittheilungen der Vorstäude der Versicherungsanstalten und der zugelassenen Kasseneinrich- tungen beruht, betrug die Zahl der seit dem 1. Januar 1891 bis einshließlich 30. September 1900 von den 31 Versiche- rungsanstalten und den 9 vorhandenen Kasseneinrichtungen be- willigten Jnvalidenrenten (§38 9, Abjay 2, und 10 des Invaliditäts: und Altersversiherungsgeseßes und 15 Avsaß 2 des Jnvalidenversicherungsgeseßes) . . . .. . 6574107. Davon sind infolge Todes oder Auswanderung des Berechtigten, Wiedererlangung der Erwerbsfähig- keit, Bezugs von Unfallrenten oder aus anderen GEiben Medea O sodaß am 1. Oftober 1900 liefen G e am L JUR 1900;

Die Hahl der während desselben Zeitraume be- willigten Altersrenten (Z 9 Abjsay 4 des Jn- validitäts- und Altersversicherungsg-seßes und 15 UAbsaß 3 des Javalidenversicherungsgeseßes) betrug Davon sind infolge Todes oder Auswanderung des Berechtigten oder aus anderen Gründen weggefallen sodaß am 1. Oktober 1900 liefen E A E am 1. Zuli 1900.

Fnvalidenrenten gemäß Z 16 des Jnvalidenversiche- rungsgeseßes (Krankenrenten) wurden seit dem 1. Januar 1900 bewilligt . E S 4 864. Davon sind infolge Todes, Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit oder aus anderen Gründen weg- S sodaß am 1. Oftober 1900 liefen C am 1. Juli 1900.

Beitragserstattungen sind bis zum 30. September 1900 bewilligt i

a. an weiblihe Versicherte, die in die Ehe sind . O OBa0266 gegen

. an versicherte Personen, die durch einen Unfall dauernd erwerbsgunfähig im Sinne des Juvaliden- versicherungsgeseßes ge- worden sind . :

187 423, 386 684 365 523

371 005.

180 889, 190/116 191 626

876, 3988 2 598

getreten

506136,

: 198 gegen 154, an die Hinterbliebenen

von Versicherten 124 521

664 985

116 374, 622 664

gegen zusammen i gegen

bis zum 30. Juni 1900.

Der Königliche Gesandte beim Päpstlichen Stuhle, Wirk- lihe Geheime Rath Freiherr von Rotenhan ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurück- gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über- nommen.

Kiel, 5. November. Die russishen Torpedokreuzer „Delphin“ und „Kit“ sind, wie „W. T. B.“ meldet, hier eingelaufen, um nah Einnahme von Proviant und Kohlen gemeinsam mit den hier ankernden Kreuzern „Kassatka" und „Skat“ die Reise nah Ost-Asien dur den Kaijer Wilhelm- Kanal fortzuseßen.

Württemberg.

Beide Kammern der Stände hielten, wie der St.-A. f. W.“ berichtet, am Sonnabend eine gemein- \chaftliche Sigßung ab. Der, vet des Staats- Ministeriums Dr. Freiherr von Mittnacht verlas in derselben das Königliche Nescript, betreffend die Auflösung des Landtages und die Neuwahl des ständi- hen Ausschusses. Jn diesen wurden die bisherigen Mit- glieder wiedergewählt. Der Präsident der Ersten Kammer Graf von Rechberg und Rothenlöwen s{hloß die Sißzung mit einem Hoch auf Seine Majestät den König.

Großbritanuien und Frland.

Das Kriegsamt hat, wie „W. T. B.“ meldet, einen Aufruf des Feldmarschalls Lord Noberts an das englische Volk veröffentlicht, in welhem er anräth, den vom Kriegsshauplay zurückkehrenden Soldaten keine geistigen Getränke e Lord Noberts bezeichnet weiter die Soldaten als seine tapferen Kameraden, welche . ih nicht nur wie Helden, sondern auch wie Gentlemen benommen hätten. Während des ganzen Feldzugs sei nicht

ein einziges ernstes Verbrechen begangen worden. Die fried lihen Bewohner des Landes seien zuerst durch böswillige Er- findungen der Buren-Behörden eingeshüchtert worden, doch hätten sie bald eingesehen, daß sie von den Leuten in Khaki nichts zu fürchten hätten.

Frankreich.

Der Präsident Loubet traf gestern zur Enthüllung des dem Präsidenten Carnot errichteten Denkmals in Lyon ein und wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, auf dem ganzen Wege vom Bahnhofe nah dem Denkmalsplaße von der dihtgedräng- ten Menschenmenge überaus lebhaft begrüßt; die Straßen, welche der von zwei Schwadronen Kürassiere begleitete Wagen des Präsidenten durchfuhr, zeigten reichen Flaggenschmuck. Bei der Enthüllungsfeier hieltea der Maire von Ai on und der Minister-Präsident Waldeck-R ousseau Ansprachen, in welchen sie einen Rückblick auf den Lebensgang Carnot's warfen. Beiden Ansprachen wurde lebhafter Beifall zu theil. Nah der Enthüllungsfeierlihkeit begab sich der Präsident Loubet nah dem Präfekturgebäude, wo ein offizieller Empfang stattfand, und dann nach dem Gebäude der Handelg- kammer zur Frühstückstafel; auf der Fahrt wurden ihm wiederum von der Bevölkerung lebhafte Huldigungen dargebracht ; einige Gruppen, aus denen die Rufe ershollen: „Es lebe die soziale Republik! Nieder mit den Pfaffen!“ wurden zerstreut. Bei der Frühstükstafel brahte der Präsident Loubet einen Trinkspruch auf die Handelskammer aus, in welchem er sich über deren Wirken auf sozialem Gebiet lobend aussprach uno bemerkte, alles, was auf die Besserung der Lebens- bedingungen der Armen und Enterbten hinziele, habe ein Anrecht auf Ermuthigung und Fürsorge seitens des Präsidenten der Republik; es sei das seine vornehmste Pflicht und der er- habenste Theil seiner Mission, weil eine derartige Thätigkeit auf fozialem Gebiet den Zweck verfolge, Einigkeit und Ein- tracht unter den Söhnen desselben Landes herzustellen.

Nach der Frühstückstafel begaben sich die Festgäste nach der „Ecole de la Martinière“ (Gewerbeschule) zur Feier des hundertjährigen Bestehens derseiben. Bei der Fahrt dorthin sowie bei der Rückfahrt nah der Präfektur wurde der Präsident wiederum von der Bevölkerung sehr lebhaft begrüßt.

Um 6 Uhr begab sich Präsident Louber nah dem Stadthause zur Theilnahme an dem ihm von der Stadt- vertretung gegebenen F.:stnahl. Der Maire hielt eine An- sprache, in welcher er hervorhob, daß die Stadt Lyon der Nepublik treu ergeben sei.

Bevor der Präsident Lo ubet auf die Ansprache des Maires erwiderte, theilte er mit, daß er soeben eine Depesche des Kaisers von Nu ßla nd empfangen habe, in welcher Allechöchst- derselbe sage, die Einweihung des Denkmals Carnot's rufe ihm die wichtigen Dienste ins Gedächtniß zurück, welche Carnot Frankreich geleistet habe, und seine aktive Betheiligung an dem großen Werke der Annäherung der beiden befreundeten und ver- bündeten Länder, die ihrem Wesen nach einen friedlichen Zweck ver- folge. Der Kaiser bringe sodann aufs neue die Gefühle seiner aufrihtigen und unwandelbaren Freundschaft zum Ausdru. Unter dem lebhajten Beifall der Anwesenden sagte der Präsident Loubet sodann, Frankreih sei dem Kaiser von Rußland dankbar dafür, daß er an einem Tage, wie diesem, derartige Gefühle zum Ausdruck gebraht habe. Jn seiner Antwort habe er, Loubet, geglaubt, der Dolmetscher der herz- lichen Gefühle sein zu sollen, welhe alle Bürger Frankreichs Rußland gegenüber beseelten.

Das Antwort-Telegramm des Präsidenten Loubet, welches dieser indessen nicht verlas, lautet: „Jch bin tief gerührt von dem hochherzigen Gedanken, den Eure Majestät gehabt haben, sich der Ehrenbezeugung anzuschließen, welche Lyon im Andenken an Carnot veranstaltet. Frankreih wird dieses neue Zeichen herzliher Sympathie hoch zu schäßen wissen. Es vecgißt nicht, welhen Antheil Jhr Erlauchter Herr Vater an der ihrem Wesen nach friedlihe Zwecke verfolgenden innigen Annäherung der beiden Länder gehabt hat. Es vereint ehrfurchtsvol in seiner Verehrung und seiner Er- innerung die Namen Alexander und Carnot. Jm Namen von ganz Frankreich spreche ih Eurer Majestät bewegten Herzens meinen innigsten Dank aus.“

In seiner Erwiderung auf die Rede des Maires betonte der Präsident sodann seine Genugthuung darüber, an der Ver- herrlihung Carnot's theilnehmen und die Bande, welche ihn mit der Stadt Lyon vereinten, fester knüpfen zu können. Es sei sein Bestreben, eine zwiefahe Pflicht zu erfüllen; es liege ihm ob, die materiellen Juteressen aller Fran- zosen zu shüßen und das geistige Erbe des Landes unversehrt zu erhalten. Der Präsident lobte sodann die Lyoner Stadtvertretung, welche nichts außer Acht lasse, was Handel und Jndustrie ermuthige und weiter entwickele, und gleichzeitig sich besonders mit den die Solidarität fördernden Maßregeln beschäftige, welche die Menschen einander näher brähten und den sozialen Frieden vor- bereiteten. „Es ist,“ {loß der Präsident seine Ansprache, „Für den Präsidenten einer Republik die schönste und an- genehmste Aufgabe, diejenigen zu beglückwünschen, welche von derartigen Empfindungen beseelt sind, und fie zu ermuthigen. Denn ihre Aufgabe ist eine erhabene, weil fie uns dem Jdeal von Gerecktigkeit näher bringt, welhes das Jdeal unserer Republik U Die Nede Loubet’s klang in einen Trinkspruch auf die Stadt Lyon aus. Nach dem Bankett erschien der Präsident Loubet auf dem Balkon ‘des Stadthauses und wurde von der vor leßterem versammelten Menschenmenge lebhaft begrüßt. Von dem Stadt- hause begab sih der Präsident nah dem Bahnhofe; auf dem Wege dorthin wurden ihm ebenfalls herzliche Kundgebungen dargebraht. Nach 10 Uhr erfolgte die Abreise.

Am Abend war die ganze Stadt festlih beleuchtet; cine ungeheure Menschenmenge durhwogte die Straßen. Von der Arbeitsbörse aus durchzog ein Trupp die Straßen unter dem Rufe: „Es lebe die soziale Republik!“ Die Polizei zer- streute die Theilnehmer, ohne daß es zu einem Zwischenfall gekommen wäre.

Der kommandierende General des XVIII. Armee-Korps, General de Brysson kehrte gestern Abend, wie „W. T. B.“ meldet, von seiner Besißung in der Nähe von La Croîix- Blanhe nah Agen zurück. Unterwegs gingen die Pferde dur, der General stürzte auf die Straße, erlitt einen Schädelbruch und war sofort todt.

Spanien.

Wie „W. T. B.“ aus Madrid erfährt, melden die Depeschen der Zivil-Gouverneure, daß die Verhaftungen von Carlisten und die Haussuchungen fortdauert: n. Alle carlistischen Blätter hätten ihr Ecscheinen einstellen müssen. Mehrere her- vorragende Carlisten seien bereits des Landes verwiesen worden, unter ihnen der Pfarrer von Saint-Laurent, der mit

‘gewesen sei.

dem Einsammeln von Geldsummen für die Carlisten beauftragt Unter den verhafteten Personen befänden sich zahlreiche Priester und einige Bischöfe. Jn der Umgegend von Jasön habe die Gendarmerie cine Carlistenbande gefangen genommen. | / i j Die „Gazetta di Venezia“ veröffentlicht den Jnhalt einer Unterredung mit Don Carlos; danach erklärte derselbe, die

gegenwärt'ge carlistishe Bèwegung in Spanien sei nicht nur.

von ihm, sondern sogar entgegen seinen Weisungen ins Leben gerufen worden. Wahrscheinlich handele es sh um ungeduldige Carlisten, die sich durch die traurige Lage Spaniens zu ihrem O hätten hinreißen lassen. Er kenne die Namen der Anstifter nicht; man könne nicht wissen, ob nicht geheime Anstifter da seien, mit anderen Lielen, als denen, welhe auf den Sieg des Carlismus hinaus- ffen. Auf jeden Fall handelten diese so niht im Jnteresse der carlistishen Sache. Was ihn selbst betreffe, erklärte Don Carlos, so habe er, ebenso wie er seine Rechte aufrecht erhalte, au die Pflicht, ein Vorgehen zu verhindern, welches, anstatt seiner Sache zu nüßen, nur dazu diene, ihrer Entwickelung zu haden. Zum Beweis für seine Behauptungen wies Don Carlos darauf hin, daß in Navarra, Valencia, Castilien und den biscayishen Provinzen, wo die meisten Carlisten scien, Ruhe herrsche.

ohne Befeh

Schweiz.

Das schweizerische Volk verwarf gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, mit 242 004 gegen 163548 Stimmen und 111/4 gegen 101/2\Kantonstimmen das von den Minder- heitsparteien gestellte Begehren der Wahl des National- raths nah dem Proportionalwahlsystem und mit 964 087 gegen 134 167 Stimmen und 14 gegen 8 Kanton-

stimmen das von derselben Seite E Begehren der Wahl des Bundesraths durch das Volk.

Niederlande.

Wie amtlich gemeldet wird, soll die Vermählung der Königin Ende Januar oder Anfang Februar stattfinden. Nach derselben wird die Königin 14 Tage im Schlosse het Loo verweilen und dann Amsterdam besuhen. Morgen gedenken die Königin und die Königin-Mutter von Lensahn nach het Loo zurückzukehren und vom 15. d. M. ab im Haag Aufenthalt zu nehmen.

Belgien.

Einer Meldung des „W. T. B.“ aus Brüssel vom 3. d. M. zufolge hat der Ministerrath beschlossen, eine aus Deputirten und Offizieren gebildete Kommission zur Be- rathung der Frage einzuseßen, in welcher Art und in welhem E in Belgien militärishe Reformen einzuführen eien.

Rumänien.

In den Bezirken des Oltflusses und von Rimnicu- Sarat, wo die Ruhe wiederhergestellt war, sind, wie dem „W. T. B.“ aus Bukarest gemeldet wird, von neuem Un- ruhen ausgebrochen, die auch auf den Bezirk Busoo über- gegriffen habcn. Jn Pirskow fand am Freitag ein blutiger Zusammenstoß zwischen Bauern und dem Militär statt. Drei Offiziere und mehrere Soldaten wurden verwundet, ein Bauer getödtet und mehrere shwer verwundet. Die Ortschaft wurde militärish beseßt. Der gestrige Tag ist, der „Agence

Roumaine“ zufolge, im ganzen Lande ruhig verlaufen. Die.

„Epoca““ erklärt die von oppositionellen Blättern veröffentlichten Gerüchte, betreffend die Demission des Ministers des Jnnern, für unbegründet.

Schweden und Norwegen.

In dem am Sonnabend in Christiauia abgehaltenen Ministerrath erhielten, dem „W. T. B.“ zufolge, die Minister Holst, Nyson, Loechen und Thielesen die nach- gesuchte Entlassung. Der ehemalige Minister Kon o wurde zum Minister für Landwirthschaft, der Oberstleutnant der Artillerie Stang zum Vertheidigungs-Minister, der Kom- mandeur Kapitän Sparre zum Mitglied der Staatsraths- Abtheilung in Stockholm und der Obergerichtsanwalt Aarstad in Stavanger zum Finanz-Minister ernannt.

Amerika.

Das „Neuter’she Bureau“ meldet aus Washington der Marinesekretär Long habe den Admiral Remey in Cavite angewiesen, einen Gerichtshof zu berufen, um wegen der von dem Gesandten Conger gegen den Kapitän Hall er- hobenen Beschuldigung feigen Verhaltens während der Belagerung der Gesandtschaften in Peking eine Untersuhung anzustellen.

Der New Yorker „Tribune“ wird aus Washington berihtet, daß in dem Plan für die Marinebauten für das Jahr 1901 3 Sghlachtschiffe von 15000 t, 2 Panzer- kfreuzer von 15000 t, 6 Kanonenboote von 2000 t, 6 von 600 t und 10 von 200 t, ferner 8 Kohlenschisfe von 16 000 t, 1 Reparaturschiff von 7000 t und 1 Transport- {if von 7000 & gefordert würden, dagegen kein Torpedoboot. Die Marine-Offiziere erwarteten, wenig Widerstand gegen diese greye Flottenvermehrung in einem Jahre im Kongreß zu

nden.

___ Bryan hat, dem „W. T. B.“ zufolge, am Sonnabend in Chicago eine Auna erlassen: in welcher er sagt, die republikanische Wahlkampagne bedeute einen Mißerfolg; die Wahl werde zeigen, daß die Demokraten unter den Farmern sowohl, als in den Städten gewonnen hätten. Er füge hinzu, die Armen kämen zur demokratishen Partei, wei fie in ihrem Kampf ums Dasein einige Aussichten zu haben wünschten, und vicle aus den wohlhabenden Kreisen \{chlössen sih an, weil sie sih vorstellten, daß diese Partei dem ehrlich erworbenen Wohlstande einen besseren Schuß gewähre als die republikanishe Partei. Es sei ein Kamps zwischen der Demokratie und der Plutokratie.

Wie dem „New York Herald“ aus Buenos Aires ge- meldet wird , erklärt die dortige „Tribuna“, das Organ- des Präsidenten Roca, sie sei in der Lage, die Versicherung zu grben, daß Chile, Brasilien, Paraguay, Uruguay und

rgentinien zusammenwirkten und die zwishen Chile, Peru und Bolivia shwebenden Fragen erledigen würden ohne Krieg oder Erniedrigung einer der betheiligten Parteien.

Aus Valparaiso berichtet das „NReuter'she Bureau“, daß das neue Kabinet, wie folgt, zusammengeseßt sei: Mee Minister Morsano Sanchez Fontecilla, Aeußeres Alberto Gonzales Errazuriz, Finan Covarrutras, Justiz Francisco Herboso, Krieg Arturo Besa, Jndustrie Emilio Bello Codecido.

Manuel

Asßen.

__ Von dem General-Feldmarschall Grafen von Waldersee ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend folgende Meldung aus Peking, vom 1. November, in Berlin eingegangen: Nach der Beseßung von Jt \ch ou durch die Kolonne Normann gingen das IT. Bataillon des 2. Regiments und englische Sappeure unter dem Major Förster, begleitet von dem General Freiherrn von Gay! und dem Flügel-Adjutanten von Bo ehn gegen Tseking- kuan vor und stiegen am 29, Oktober an der Großen Mauer auf Widerstand. Das Thor wurde nach heftigem Kampfe ge- stürmt, und fünf Geschüße wurden erobert. Der Feind verlor 50 Todte und war etwa 1000 Mann stark. Der Major Förster und sechs Mann wurden verwundet, cia Mann wurde getödtet. Die Haltung der Truppen war ausgezeichnet. Die deutsche Flagge weht auf der chinesishen Mauer.

Eine weitere, am Sonnabend in Berlin eingegangene amtliche Meldung aus Peking vom 1. November lautet: Am 27. Of- tober ist der Major von Reigenstein mit einem kleinen Detachement von einer Expedition nah Yangtsun-Takwantau- Hsianghsien-Hohsiwu nah Tientsin zurückgekehrt, ohne Boxer oder Truppen angetroffen zu haben. Gleichzeitig gingen zwei japanische Kompagnien von Yangtsun über Pautihsien na Hosyu. Der Gesundheitszustand der deutschen Truppen ist befriedigend.

Der Gouverneur von Kiautshou meldet: Am 1. November mußte ein 10 km nordöstlih von Kaumi ge- legenes Dorf, das von Räubern und Boxern in Uniform hartnäckig vertheidigt wurde, gestürmt werden. Hierbei wurden verwundet: der Seesoldat Emil Walter und der Hornist Joseph Staedele, beide von der 3. Kompagnie des II[. See- bataillons. Der Gegner hatte nicht unbeträchtliche Verluste.

Ein in London eingetroffenes Telegramm des Generals Campbell besagt, dem „W. T. B.“ zufolge, er sei am 31. Oktober in Rentschu angekommen. Nach dem Verlassen von Paoting:fu habe er einen Umweg gemacht und vier starke Verschanzungen der Boxer und bedeutende Vorräthe an Waffen und Munition zerstört. Eine große Anzahl sehr guter Transport-Maulthiere sei erbeutet worden. Krankheitsfälle seien nicht vorgekommen. Der Oberst Retallick, welcher die am Flusse marschierende Abtheilung kommandiere, have bei Tsau-pei-kou neun armierte Dschunken genommen.

Die „Times“ meldet aus Peking vom 1. d. M.: Alle vom Hofe aus Singanfu in Peking eingehenden Nach- rihten trügen zur Bekräftigung der Annahme bei, daß der Kaiser niht nach Peking zurückkehren werde, solange die Stadt von den Truppen der Verbündeten beseßt sei. Ueber die Verurtheilung des stellvertretend-n Gouverneurs von Paoting-fu und vier anderer Beamten zum Tode herrsche allgemeine Be- friedigung. Bei der Untersuhung habe sih ergeben, daß eine amerikanishe Dame in Paoting - fu vor ihrer Ermordung in der empörendsten Weise verstümmelt worden sei. Die bloße Zerstörung zweier chinesisher Tempel würde keine einer solchen Schandthat entsprehende Bestrafung gewe!en sein.

Aus Schanghai erfährt dasselbe Blatt, Liukunji und Tschang-tshi-tung seien bei ihrer Ernennung zu Kom- missaren für die Friedensverhandlungen gleichzeitig angewiesen worden, an ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort zu bleiben und mit den anderen Kommissaren auf schriftlihem und telegraphishem Wege Rathzchiäge auszutauschen.

Die heute erschienenen Londoner Blätter berichten in einem vom 3. d. M. datierten Telegramm aus Schanghai, daß Lutshwanglin durch ein Kaiserliches Edikt zum Präsidenten des Zensoramtes und des Kultus-Ministeriums ernannt worden sei. Sein Einfluß wachse ständig, und er zeige stark fremden- feindliche, reaktionäre Tendenzen. Yütschang, der zeht erst zum Gouverneur von Hupe ernannt worden sei, habe noch vor der Uebernahme seines Dienstes wegen Erkrankung um einen Monat Urlaub ersucht. alúgeusünlid sei die ungünstige Kritik seiner Ernennung durch die Fremden hierauf von Einfluß gewesen.

Der „Daily Telegraph“ berichtet aus Schanghai vom 3. d. M, durch ein Kaiserliches Edikt seien in allen Pro- vinzen Prüfungsbeamte ernannt worden, welche in der nächsten Woche, wie gewöhnlich, die Prüfungen abhalten sollten. Die Er- nannten seien fast alle Konservative. Dem Kaiser solle sehr viel daran liegen, nah Peking zurückzukehren; er folle versuchen, für sich allein die Rückkehr zu ermöglichen, falls sich die Kaiserin-Wittwe auch fernerhin weigern follte, ihn zu begleiten. Li-Hung-Tschang habe an alle Vize-Könige und Gou- verneure die Frage gerichtet, ob sie Willeas seien, sih an der Garantie der für die Schadloshaltung von den Mächten ge- forderten großen Summen zu betheiligen.

Ein weiteres, aus Schanghai datiertes Telegramm desselben Blattes vom 4. d. M. besagt: Li-Hung- Tschang sehe seine Maßnahmen zur Unterdrückung der Boxer und zur Reorganisation der Armee in Petschili fort. Jn Sz’tschwan, wo Kwei-tschun Vize- König bleibe, habe sih die Lage nicht geändert. Taomu, der zum Vize-König von Kwangtung ernannt worden sei, habe erklärt, sein Gesundheitszustand lasse die Uebernahme dieses Postens nicht zu. Die Kaiserin-Wittwe habe jedoch diese Entschuldigung niht angenommen und ihm befohlen, sich fofort auf seinen Posten zu begeben. Der Führer der Schwarzflaggen Liu- jung-fu sei mit 3000 Mann in der Hauptstadt von Hunan eingetroffen. Der stellvertretende Vize-König in Canton Tafkssu habe ihm befohlen, nach Canton zurückzukehren. Die Lage gelte als fkritisch, da Liu-jung-fu sih weigere, zu gehorchen, ne ihm nicht scine Gehaltsrückstände und jein Gehalt auf drei Monate im voraus gezahlt seien.

Aus Canton erfährt der „Daily Telegraph“, daß der Aufstand im Süden der Provinz Kwangtung in sich zusammengebrochen sei, da die Aufständischen niht genügend Waffen und Munition gehabt hätten. Auf dem Westfluß werde viel Seeräuberei getrieben.

Der Geburtstag des Kaisers von Japan wurde, wie das „Neuter'she Bureau“ berichtet, von der japa- nishen Kolonie in Schanghai am onnabend festlich begangen. Auh chchinesishe Behörden betheiligten sh an der Feier. Es fand ein Festmahl statt, an welhem auch die fremden Vertreter, der Taotai von Schanghai und andere hervorragende Persönlichkeiten theilnahmen. Der Ta otai brachte einen Trinkspruch auf den Kaiser von Japan aus. Hierauf erwiderte der japanische. General-Konsul mit einem Trinkspruch auf den Kaiser von China. Der japanische General - Konsul wies in seiner Rede darauf hin, daß der Kaiser von China zur Zeit von seiner L Hauptstadt fern sei, und gab der Hoffnung Ausdru, daß der- selbe, wie es ihm von den ihm befreundeten Nationen ange- rathen sei, bald wieder nach Peking: zurückehren werde, was gewiß auch den Wünschen seines Volkes entsprechen würde.

Es wurde allgemein bemerkt, daß in dem Trinkspruch der Kaiserin-Wittwe keine Erwähnung geschah.

Wie den New Yorker Blättern aus Manila berichtet wird, hat der Führer der Reformpartei der E airs Buen- camino auf telegraphishem Wege durch ermittelung des Vorsigenden der amerikanishen Philippinen - Kommission, des Nichters Taft, eine von Aguinaldo und dessen vornehmsten Anhängern unterzeichnete Erklärung nah Amerika abgehen lassen, wonach die Unterzeihner sich mit der Souveränetät der Vereinigten Staaten einverftanden erklären, die Regierung bitten, dem Kriege ein Ende zu machen, den Schuß der Re- gierung nahsuchen und sih zur Organisierung einer eventuellen Gegenrevolution bereit erklären.

Afrika.

Ein Telegramm des „Standard“ aus Pretoria berichtet, daß daselbst am 1. November die Beerdigung des Prinzen Christian zu Schleswig - Holstein statts gefunden habe. Acht Generale trugen ‘das Bahrc- uh; an der Spige der Leidtragenden schritten der Feldmaischall Lord Roberts, Lord Kitchener und der Prinz Francis von Teck; auch zahlreihe Bewohner von Pretoria betheiligten sich an dem Leichenzuge.

Nach einem Telegramm desselben Blattes aus Kapstadt soll die Gemahlin des Präsidenten Krüger in Pretoria \hwer krank darniederliegen.

Der Feldmarschall Lord Roberts meldet, daß verwundete Buren, welche in Potchefstroom zurückgelassen worden seien, dem General Barton mitgetheilt hätten, der Verlust der Buren in dem Gefecht am 28. Oktober habe 140 Mann an Todten, Verwundeten und Vermißten betragen. Der General Paget habe am 1. November bei Rusten- berg cine Burenabtheilung angegriffen, welhe von Norden her den Vaalfluß zu erreichen versucht habe, um zu de Wet zu stoßen. Der Feind sei aus einer starken Stellung verdrängt und aus einer anderen Stellung dur einen Sturmangriff der Yeomanry in die U getrieben worden.

Das „Neuter'she Bureau“ berichtet aus Ventersburg vom 1. d. M., der Ort sei von den Buren zerstört worden. Westlih von Kroonstad ständen Scharen des Feindes, ebenso ‘in der Umgegend von Lindley. Die Buren sagten, daß sie im Distrikt von Ficksburg große Mengen von Munition aufgehäuft hätten. Jnfolge der heftigen Regenfälle sei das Biwakicren sehr beshwerlich.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbetterbewegung.

Der Ausftand der Bildhauergehilfen Leipzigs (vzral. Nr. 263 d. Bl.) ift, wie die „Lpz. Ztg.“ mittheilt, nunmehr beendigt, nachdem die Forderungen derselben durchweg seitens der Arbeitgeber bewilligt worden find.

Aus Lens (Departement Pas-de-Calais) meldet ,W. T. B.“ vom 3.'d. M., daß die Wiederaufnahme der Grubenarbeit (vergl. Nr. 263 d. Bl.) in etwas größerem Umfange als bisher \tatt- gefunden hat.

Kunft und Wissenschaft.

Die Wandmalereien im Treppenhause des am Haus- vogteiplaß belegenen Erweiterungsbaues der Reichsbank sind nah ihrer Fertigstellung vom Reichsbank-Direktorium nunmehr über- nommen worden und können bis auf weiteres täglich von 9 bis 12} Uhr vom Publikum besichtigt werden. Die Malereten find nah den von Professor Geselshap binterlafsenen Skizzen von dem Maler Hermann Katsch in Tempera ausgeführt. Sie gliedern |ch in die Gesammtarcitekiur des Raumes vorzügli ein und find bei sicherer Beherrshung des Figürlihen wie der Stimmung auch dekorativ wirksam. Das ca. 5 m hohe Mittelbild ftellt einen Festzug dar, der von den die Arbeit versinnbildlihenden Verctretern der Gewerke gebildet wird und einen von etner Bronze- grupve gekrönten Ne geleitet. Diese Gruppe zeigt als Vertreter des Handels den in bie Ferne spähenden Hermes und als Vertreter der Industrie einen Arbeiter mit Zahnrad und Hammer. Geführt wird der Festzug von einem jungen Mäden mit den Emblemen der Fortuna, dem goldenen Steuerruder, der Glückskugel und dem Lorbeerkranz. Die beiden Seitenbilder stellen links einen Seebafen, rechts einen Güter- bahnhof dar und versinnbildlichen so den Verkehr zu Wasser und zu Lande. B-i dem landschaftlihen Theil der Gemälde is der Künftler von dem Maler A. Fräderich, einem Schüler des Profefsors Bracht, unterstüßt worden.

Aus Straßburg i. G. vom beutigen Tage wird dem ,W. T. B,“ gemeldet: Am 8. November findet eine internationale wissen- \hastlihe Ballonfahrt behufs Erforshung der höheren Luft- \hihten statt. Gs werden bemannte und unbemannte Ballons an folgenden Orten aufgelassen: Trappes, Paris, Straß» burg i. E., München, Wien, Bath bei Briftel, Berlin und St. Petersburg. Der Finder eines jeden unbemannten Ballons erhält zwanzig Mark Belohnung, wenn er diesen ae den an ihm hänaenden Korb mit dem Instrument sorgfältig irgt, das leßtere unberührt läßt und fofort telegraphishe Nachricht an die jedem unbemannten Ballon beiliegende Adresse hickt. Gbenso erwünscht ist es, wenn die Sichtlichkeit des Ballons unter Angabe der Zeit und der Himmelsrihtung den benahbarten Instituten mit- getheilt wird.

Theater und Musik.

Königliches Schausptelhaus.

Das am Sonnabend zum ersten Male aufgeführte dretaktige Lust- spiel „Meine Schwiegertochter“ von Fabrice Carré und Paul Bilhout (deutsch von Paul Block) trägt zwar stellenweise einen an das Possenhafte \treifenden Charakter, zeigt aber einen geschickt angeordneten Gang der On Dieser Umftand und das abgerundete, flott: Zusammenspiel sowie die bis in die kleinsten Details hinein fein ausgearbeitete Wiedergäbe jeder einzelnen Rolle, verbunden mit einer libecaus humorvollen Darstellung ließen im Verlaufe der Vorftellung über die Schwäche des Stückes hinwegsehen und gestalteten {on dur sih allein den Abend zu einem recht unterhaltenden. Schwieger- toGter und Schwiegermauttec stehen sh in dem Stück feindlih gegen- über. Diese ist auf erstere eifersühtig und sucht fie dur allerlei Intriguen zu verdrängen, um dem Sohne dafür eine Gattin nah ihrem Herzen zu geben, welhe sie in der Person einer ihrer Eigenliebe {chmetichelnden jungen Wittwe gefunden zu haben [laubt Schließlich fängt sie sih jedo in ihrer eigenen Falle und trifft bet einem Stelldichein, bei dem fie eigentlih ihre Shwtegertochter ent- larven wollte, den eigenen Gatten zu Füßen der {chönen Wittwe. Sofort verläßt sie in threm ersten Zorne mit diésem Paris, woselb die Handlung spielt, um ihn in der Einsamkeit einer Provinistadt von setner Abenteucrlust zu heilen, und befreit dadurch unfcciwilllg ihre Scchwiegertohter, welhe darauf {lau gerehnet hatte, von threr Gegenwart. Die Figur des Shwiegervaters, des Deputkrten Leverdier, wurde dem Doppel- haralter desfelben als galanter Lebemann einerseits und willen- loser Ehemann ‘andererseits von Herrn Vollmér trefflich ige ps während Frau: Schramm die Rolle der Schwiegermutter in bösem Sinne ' mit bewunderungtwürdiger Naturwahrhejt und unwider-