1900 / 277 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 20 Nov 1900 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Juli 1893 (Gesez-Sammlung Seite 152) wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das im laufenden Steuerjahre zu den Kommunalabgaben einshäßbare Reineinkommen aus dem Betriebsjahre 1899/1900 bei der Meppen: H i Eisenbahn auf 693 M. 51 Z festgestellt worden ist

Münster, den 17. November 1900. Der Königliche Eisenbahn-Kommissar. Lüdicke.

Nichtamlkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. November.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin wohnten am Sonntag Vormittag dem Gottesdienst in der Garnison- kirhe zu Potsdam bei. Abends war die Großherzoglich säch- sishe Kammerpianistin Adele aus der Ohe zum musikalischen Vortrag nah dem Neuen Palais befohlen.

Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer as, Vorher berieth der Ausshuß für Rehnungs- wesen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Herzoglich sachset- coburg- gothaisher Staats - Minister von Strenge und Se, shwarzburg - sondershausenscher Staats - Minister

etersen sind von Berlin abgereist.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Char- lotte“, Kommandant: Kapitän zur See Vüllers, gestern in Alcxandrien eingetroffen und an demselben Tage nah Corfu in See gegangen.

S. M. S. „Kurfürst Friedrih Wilhelm“, Kom- mandant: Kapitän zur See von Holßendorff, ist gestern in Wusung angekommen.

S. M.S. „Seeadler“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Scha, is gestern von Wusung nah Swatau in See ge- gangen.

S. M.S. „Schwalbe“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Boerner, ist gestern in Wuhu eingetroffen.

Der Dampfer „Adolf Woermann“ mit den ab- gelösten Besaßungen von S. M. SS. „Habicht“ und „Wolf“, Transportführer: Kapitänleutnant Eitner, hat heute von Kamerun aus die Heimreise angetreten.

___ Bayern.

__ Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent hat, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, folgendes Handschreiben erlassen :

„Mein lieber Staats-Minister Freiherr von Feilißsch! Mehr- fachen Mittheilungen in der Presse habe Jh entnommen, daß für Mein bevorstehendes 80. Geburtsfe|# Ehrungen vershi-dener Art ge- plant sind. So sehr es Mich nun erfreut, zu sehen, wte allenthalben im Lande sich bas Streben zeigt, Mir an diesem Tage be- sondere Beweise der Li:-be und Anhänglichkeit zu geben, wider- ci jeiós es doch Metnem Gefühle, diesen mit außergewöhn- ihem äußeren Gepräage zu begehen. Insbesondere if es Mein autdrückli%er Wunsch, daß von der Darbringung von Geschenken und Huldigungsgaben abgesehen werde. Dagegen wiederhole Fch gerne, wie Ih die Absiht, zur dauernden Erinnerung an Mein 80. Geburtsfest eine allgemeine Landeststifstung für gemein- nüßgige und wohithätige Zwecke zu errichten, fehr freudig begrüße. Jch beauftrage Sie, Vorstehendes in geeianeter Weise zu veröffentlichen und die Königlichen Regierungs: Präsidenten anzuweisen, „dahin zu wirken, daß alle Unternehmungen, die diesen Meinen Intentkönen nicht entsprechen, unterlassen werden mögen.

Mit huldvollsten Gesinnungen bin Jh hiebei Ihr sehr geneigter

Luitpold, Prinz von Bayern. München, den 17. November 1900,"

Elsaß-Lothringen.

Der Fürst E zu Hohenlohe-Schillings- fürst traf, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vormittag in Straßburg ein und begab sich Nachmittags zum Besuch des Prinzen Alexander zu Hohenlohe nah Colmar.

Oesterreich-Ungarn.

Die Erzherzogin Marie Valerie, Gemahlin des Erz- Gy Franz Salvator, ist, wie die „Wiener Abendpost“ meldet, gestern früh in Wallsce von einer Erzherzogin glüdlih entbunden worden.

Frankreich.

In der gestrigen Vormittags-Sißung der Depu- tirtenkammer stand das Budget des Ministeriums des Aeußern zur Berathung. Der Deputirte d’Estournelles (gemäßigter Republikaner) fragte, dem „W. T. B.“ zufolge, wie die chinesische Angelegenheit ausgehen werde, wie lange die ade dauern und wieviel sie kosten werde. Man rechne zur Erstattung der Ausgaben auf die von seiten Chinas zu zahlende Entschädigung, wisse aber nicht, ob China werde zahlen können. Deutschland de seine ersten Ausgaben auf 200 Millionen; wenn jede Macht ébensoviel verlange, ea die chinesishen Zölle erhöht werden, was den euro- päischen Da lahm legen würde. Gewisse Nationen möchten sich vielleicht in natura bezahlt machen, das aber würde zu einem Weltkriege führen. Frankreih möge nicht zu Gers nah einer Entschädigung verlangen, man möge die Köp fe der Schuldigen fordern, aber nit ihr Geld. Der De- putirte Sembat (Sozialist) führte Beshwerde darüber, daß man Krieg führe ohne Genehmigung des Parlaments, und be- dauerte, daß der russische L eking zu räumen, niht angenommen worden sei. er Redner warf den Missionaren vor, daß sie eine der Ursachen des Krieges seien.

Die Herausforderungen der Missionare und gewisse An- maßungen der in China ansässigen Europäer hätten die Un- rußen Dito Schließlih verlangte der Redner Auf- klärungen über Grausamkeiten, die nah den Zeitungen von europäish2n Soldaten in China begangen sein sollten, und sprach sein Bedauern über ‘die Ernennung des Grafen von Waldersee zum Ober-Kommandierenden aus. Die Berathung wurde hierauf vertagt und die Sigung aufgehoben. Jn der NCGM Uta g Sigung wünschie der Deputirte Rivet eine

nterpellation an die Regierung zu. rihten über das

ericht, daß dur die Vermittlung eines Beamten Ordens- auszeihnungen verliehen worden seien. Der Minister-Präsident Waldeck-Nousseau \s{chlug vor, sofort in die Besprehung der Jnterpellation einzutreten. Der Deputirte Rivet er- uhte die Regierung um Aufklärungen. Der Kolonial-

inister Decrais erwiderte, es handle sich um eine shwere Beschuldigung, welhe die Ehre eines im politischen Leben stehenden Mannes antaste. Man sage, die Auszeichnungen seien durch die Vermittlung einer ihm sehr nahe stehenden Persönlichkeit und zwar gegen Geldentshädigung verliehen worden, Diese Beschuldigung sei falsch, er erkläre es feierlich. Der Minister rechtfertigte sodann die vertheilten Orcdens- auszeihnungen, seßte auseinander, aus welhen Gründen die- selben erfolgt seien, und {loß: solange er in seinem Amte sei, hätten die Nationalisten ihn nit mit ihren Angriffen verschont in dieser Angelegenheit habe man eine abgefeimte Grausamkeit zur Anwendung gebracht; er «habe nur cinen Richter, die Kammer, er erwarte ihr Urtheil mit Vertrauen. Sodann seßte der Handels-Minister Millerand seinerseits auseinander, unter welchen Verhältnissen die in Rede stehenden Auszeihnungen verlieh.zn worden seiea. Der Deputirte Drumont erklärte, die Artikel in der „Libre Parole“ über die Ordensverleihungen rührten niht von ihm her. Die- jenigen, welche sih beklagten, hätten ein Mittel, zu ihcem Nechte zu kommen, das bestehe darin, die Angelegenheit zum gerichtlichen Austrag zu bringen; Drumont {lug vor, eine Untersuhung einzuleiten. Der Deputirte Millevoye war der Meinung, der Minister Decrais solle die Ankläger vor dem Schwurgericht verfolgen. Der Minister-Präsident Wald eck- Rousseau erklärte das Gerücht, es have Femand bei der Staatsanwaltschaft Klage eingereiht, weil er für einen Orden 95 000 Fr. bezahlt habe, für falsch. Seit 3 Tagen habe er vergeblih diese Persönlichkeit suchen lassen. Der Minister- Präsident betonte, der Verleumdungsfeldzug werde gegen die Regierung geführt in der Hoffnung, daß daber etwas hängen bleiben werde. Es sei die Politik der Regierung, über welhe man sich ärgere. Gewisse Ereignisse und gewisse Debatten seien demnächst zu erwarten. Die Regierung habe niht umsonst gewissen Leuten die Degenspiße gezeigt, man könne der Regierung die Dolchspiße weisen, werde sie aber dadurh niht ershrecken. Hierauf wurde die Debatte ge- chlossen. Der Deputirte Rivet brachte sodann eine Tages- ordnung ein, welche der Regierung das Vertrauen ausspricht. Dieselbe wurde von dem Minijter - Präsidenten Walde ck- Rousseau angenommen und von der Kammer mit 379 gegen 31 E Sodann nahm die Kammer die Verhandluug über die Neform der Getränkestèuer wieder auf. Der Deputirte Vaillant brachte eine Gegenvorlage ein, wonach alle Auf- lagen auf Weine, Biere und Obstweine aufgehoben und durch das Erträgniß des Alkoholmonopols erseßt werden sollen. Der erste Theil dieser Gegenvorlage, welher die Aufhebung aller Auflagen auf Weine, Biere und Obstweine ausspriht, wurde troß des Widerspruchs der Kommission mit 250 gegen 241 Stimmen angenommen und die Sißgung sodann geschlossen.

Rußland.

Ueber das Befinden des Kaisers ist, wie die „Russische Telegraphen-Agentur“ meldet, gestern folgendes Bulletin aus- gegeben worden :

Der aiser verbrahte den gestrizen Tag gut. Abends 9 Ubr war die Temperatur 38,79, der Puls 72 Während der Nacht {lief der Kaiser sehr gut. Morgens war das Empfindea vortrefflich, das Befinden und die Kräfte volikommen befriedigend. Um 9 Uhr Morgens war die Temperatur 38,49, der Puls 68.

Türkei. Die „Politishe Correspondenz“ meldet aus Konsian-

tinopel, der Minister des Aeußern Tewfik Pascha habe dem Großvezir den Vorschlag unterbreitet, den Schuß der in Japan lebenden türkishen Unterthanen Deutsch-

land anzuvertrauen.

Griechenland.

Wie dem „W. T. B.“ aus Athen gemeldet wird, me die Deputirtenkammer gestern den Kandidaten der Re- gierungspartei Bufidis mit 130 von 205 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten. Romas (Delyannist) erhielt 38 Stimmen.

Rumänien.

Jn dem Prozesse wegen der Ermordung Fitowski's und des Professors Michaileanu sprachen gestern, wie dem „W. T. B.“ aus Bukarest berichiet wird, der Erste Prokurator Miclesco und der General-Prokurator Ciocardia. Der erstere hielt die Klage gegen Jliew und Genossen aufreht, der General - Prokurator vertrat die Anklage gegen Dimitrow wegen Ermordung Michaileanu's so- wie wegen Theilnahme an der Vershwörung gegen den König Karol. Miclesco führte aus, dem Charakter der Rumänen seien keine politishen Verbrehen zuzumuthen; Ausländer, die in Rumänien weitestgehende Gastfreundschaft genossen, hätten die Verbrechen begangen; er identifiziere aber das bulgarische Volk niht mit den Mördern. Der Redner bezeichnete Sarafow als den moralischen Urheber beider Morde und des Komplotts und gab eine Geshihte der bulgarischen Geheimcomités. Ciocardia nannte Dimitrow einen gemeinen Mörder, seine Beziehungen zu Sarafow seien erwiesen. Auch er betonte, daß Rumänien das bulgarishe Volk nicht als solidarisch mit den Mördern ansehe. Nächdem sodann noch der Vertheidiger Mitew’s für mildernde Umstände P hatte, wurde die weitere Verhandlung auf heute vertagt. 0

Amêerika.

Infolge ungünstiger Beurtheilungen der Feldgeshüße der Vereinigten Staaten hat der General-Adjutant Corbin, wie dem_„Reuter’sh-n Bureau“ aus Washington berichtet wird, am 15. d. M. telegraphisch den General Chaffee um Mittheilung des Thatbestandes ersucht. Der General Chaffee hat darauf erwidert, die amerikanische Artillerie sei besser als die irgend einer anderen in China im Felde stehenden

Armee; die deutsche sei ihr in mancher Beziehung, name durch rasches Feuer und bessere Bremsvorrichtungen, iv legen, obschon das Kaliber des deutschen Geschüßes nit gay, so groß sei wie das des amerikanischen. Das amerifanisg Geschüß werde sehr gelobt, namentlih von dem russischen General Lenewitsch. Y Dasselbe Bureau meldet aus New York wy gestrigen Taae, eine daselbst von Panama über Kingston ejy, gegangene Depesh2 besage, daß die Regierung von Columbien den britishen Dampfer „Taboga“ weg. genommen, 100 Soldaten an Bord desjelben gebracht und da ampfer von Panama nah Buenaventura gesandt hate Der britishe Konsul habe telegraphish seine Regierung um Entsendung eines Krieasschiffes gebeten. Es herrsche allgemeine Besorgniß wegen der Lage der Dinge; das Kriegsrecht werde streng durchgeführt.

Asien.

Der General- Feldmarschall dea A von Waldersee hat gestern, wie „W. T. B.“ erfährt, aus Pekin g gemeldet, daß die Kolonne des Grafen Yorck von Wartenburg am 15. d, M in Hwailai eingetroffen sei, von wo in der Nacht vorher n 2000 Mann regulärer chinesisher Truppen abmarshiert eten.

Der „Morning Post“ wird aus Peking vom 17. No, vember gemeldet, die Prinzen Tuan und Tshwang seien nur nah Musk den verbanut, aber niht zu Gefängnißstrafe S worden. Sie seien jedoch ihres Ranges entkleidet

orden.

Eine in New York eingetroffene Depesche aus Peking vom 17. d. M. besagt, dem „Reuter'shen Bureau“ zufolge daß die Vermuthung, die Note der Mächte an die chinesischen Friedensunterhändler roerde bald ver vollstäadigt sein, durch die Resultate der leßten nit amtlihe.n Besprehungen der Gesandten an Boden gewinne Der Gesandte Conger habe in einer Unterredung ex: klärt, die Lage sei offenbar sehr günstig für eine sofortige Fnangriffnahme der Unterhandlungen zur Feststellung der Präliminarien. Ec glaube, daß nah der nächsten Versamm- lung dec Gesandten die Ver haadlungen mit den Chinesen ohne Aufschub fortshreiten würden, da die chinesishen Fricdent- unterhändler mit dem Hofe in telegraphisher Verbindun ständen. Jn den milnärishen Operationen sei thatsählid ein Stillstand eingetreten. Die deutsch - italiecnische Expedition, welhe nordwärts gegangen sei, habe den Nanknaupaß üb:rschritten, ohne auf Widerstand zu stoßen.

Der „Times“ wird aus Peking vom 17. November ge meldet, Li-Hun g-Tschang habe den fremden Gesandten ein aus Singanfu vom 13. Novemver datiertes Kaiserliches Edikt mitgetheilt, in welhem die Strafen derjenigen Prinzen und Beamten, die bei den leßten Unruhen als Rädelsführer hbe- theiligt waren und deren Verurtheilurg zum Tode die Mähte verlangen, festgesegzt seien. Bei der Uebermittelung des Edikis habe Li-Hung-Tschang erklärt, die in demselben festgeseßten Strafen seien die äußersten, welhe der Hof zu verfügen in der Lage fei. Li-Hung-Tschang habe dabei wiederholt, ihm und dem Prinzen Tsching sei vom Kaiser eine strenge Bestrafung an- gedroyt, wenn “es ihnen nicht gelinge, die Gesandten zur Annahme dieses Kompromisses zu bewegen. Die verfügten Strafen seien: der Herzog Lan werde unter Entziehung seines Gehalts in seinem Range um eine Stufe niedriger gestellt; ein anderer werde dazu verurtheilt, in der Zurückgezogenheit über seine Sünden nachzudenken; Tschaoschutschiao werde für seincs Ranges verlustig erklärt, behalte aber sein Amt.

Ein Telcgramm des „Reuter’schen Bureaus“ aus Peking vom gestrigen Tage besagt, daß die Wiederherstellung der Eisenbahn Peking—Tientsin jeßt rasche Fortschritte mache, sodaß man erwarten könne, dieselbe werde bis Ab: lauf dieses Monats beendet sein. Ueberdies seien Vor kehrungen getroffen für eine Verlängerung der Bahn bis zur Stadt Peking mit einem Bahnhof dicht bei dem Tempz?l des Himmels. Dies würde eine große Verbesserung sein, da der bisherige Endbahnhof außerhalb der Stadk: umwallung mchr als vier Meilen von den Gesandtschaften entfernt liege.

Nach einer weiteren Meldung der „Times“ aus Peking gingen zahlreiche, dort lebende Südchinesen, welche für den Winter Befürchtungen hegten, nah dem Süden; bedürftige Südchinesen würden von mildthätigen Vereinigungen mit Geldmitteln versehen und in die Heimath zurübefördert,

Demselben Blatte wird aus Schanghai vom 19. d. M gemeldet, von gut unterrihteter Seite verlaute in Tientsin, daß einige Missionare in Taiyuenfu noch am Leben [elen und unter dem Schuße der Mandartinen ständen. 0

Der „Standard“ berichtet aus Schanghai vom 13. No: vember: Amtlichen chinesischen Berichten zufolge hätten dié verbündeten Truppen zweiPässe genommen, die von der Provinz Tschili nah der Provinz Schansi führten.

Dem „Reuter'shen Bureau“ wird aus Schanghai voi gestrigen Tage berichtet, daß der General-Gouverneul von Sz'’tshwan den Befehl erhalten habe, sich an den Kaiserlihen Hof zu begeben. Dieser Befehl verursache Er regung unter den Provinzialbeamien und werde für ein weiteres Anzeichen dafür angesehen, daß der Ho} ih nad Sz’tshwan begeben wolle. Die Vize- Könige des Yang] thales hätten die Verschiffung des Reistributs nah S119 ganfu ciagestellt, weil sie befürhteten, daß die Rerbúündeten denselben abfangen würden. /

Dasselbe Bureau meldet aus Hongkong vom 18. d. M. daß aus Canton über christenfeindliche Unruhen der Provinz Kwangsi berihtet werde. Die Nichthrie trügen Abzeichen, und alle Personen ohne dieselben Je 4 Gefahr, getödtet zu werden. Der Vize-König habe Ani besonderen Kommissar zur Regelung der französischen s sprüche in Shuntak entsandt, gleichzeitig seien dret V zosishe Kanonenboote dorthin abgegangen, um die [l zösischen Forderungen zu unterstüßen. R

Einer gestern in New York eingegangenen Depesht E Manila zufolge hätten die Amerikaner in der vcrganWŒ, Woche, wie das „Reuter she Bureau“ mittheill, Angl bew-gungen auf der Jnsel Samar, wo sie bis jeyt E Küstenstädte besezt hätten, unternommen. Sie hätten (wert vergangenen Woche 200 Ausfständishe aus cinem V0 ct 35 Meilen von Manila vertrieben und außerordentli 8 Ë Mengen Reis und bedeutende Munitionsvorräthe erbeut® Nie seien 50 Filipinos getödtet, viele verwundet orden. Amerikaner hätten 11 Verwundete verloren.

W

Parlamentarische Nachrichten.

Bericht über die gestrige Sißung des Reichstages aindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

¿= An der id (4.) Sißunÿ des'Reichstages, welcher der Reichskanzler Graf von Bülow, der Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky, der Friegs-Minister, General der Jnfanterie von Goßler, der Staalssekretär des Reichs-Marineamts, Staats-Minister, Pize-Admiral Tirpiß, der Staatssekretär des Reichs-Justiz- mts Dr. Nieberding, der Staatssekretär des Retichs-Post- y Podbielski und der Staatzsekretär des Aus- 0 Dr, Freiherr von Richthofen bei- wohnten, die erste Berathung des Geseß- entwurfs, betreffend die Feststellung cines dritten Nach- trags zum Reichshaushalts-Etat für 1900 (Aus- gaben für die China-Exped ition), fortgeseßt. ® Das Wort nahm zuerst der Abg. Bassermann (nl.) Nach ibm sprachen bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Dr. von Leveßow (d. kons.) ud Richter (fr. Volksp).

Die Abgg. Dr. Hasse, Graf von Arnim und Genossen haben im Reichstage folgenden Antrag ein- gebracht: ; : a

Der Reichst1g wolle beschließen: die verbündeten Regierungen ¡u ersuchen, baloigst dem Reichstage einen Gefegentwurf vorzulegen ¡ur Abänderung des Geseyes vom 1. Juni 1870 über den Erwerb und Verluft der deutschen Reihs- und Staats- angehörigkeit und in demselben

a. die Vorschriften über dea Verlust der Siaats- und Reibs- angebörigfeit dahin abzuändern, daß ein Deutsch.r diese R-chte in der Regel nicht gegen seinen Willen verlieren kann, insbesondere, daß de Bestimmungen des § 21 des genannten Gesetzes über den Verlust dieser Rehte dur zehnjährigen Aufenthalt im Auslande aufgehoven werden,

b. der Wiedererwerh der Reicbsangehörigkeit feitens früherer deutscher Reichéangehöriger und die Naturalisation von Naÿkommea von Deutschen erleichtert,

c. dagegen die Naturalisation von Ausländern erschwert wird.

Nr. 49 des „Centralblatts für das Veutshe Reich“, herausgegeten im Reichsamt des Innern, vom 16. November, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Ernennungen; Bestellung eines Konsular-Agenten; Entlassung; Ermächtigung zur Vor- nabme von Ziviistand3-Akten ; Ex-quatur-Ertheilung. 2) Finanz! Mesen : Nachweisung über Einnahmen des Reichs vom 1. Bpril 1900 bis Ende Oktober 1900. 3) Allgemeine Verwaltungs-Sachen : Bekanntmachung, betreffend das Verzeichniß der Weiabaubezirke. 4) Post- und Telegraphen-Wesen: Aender1ng der Postordnung vom 90. März 1900. 5) Zoll- und Steuer- Wesen: Anweisung zur zoU- amilien Prüfung der unter das Gefeß vom 6. März 1899, betreffend die Abänderung des Zolltarifs, fallenden Seidengewebe. 6) Polizei- Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Neich8gebiet.

Nr. 44 des „Eisenbahn- Verordnungsblatts", heraus- gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 14. November, hat folzenden Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlihen Arbeiten pom 8. November 1900, betr. Muster zu Genehmigungs-Urkunden für die Ausgabe von Schuldverschreibungen auf den Inhaber durch Eisen- bahngesellshaften. Nachrichten.

Fuust und Wissenschaft.

A. F. Im wohlverstandenen Jnteress2 des Märkischen Yrovinzial-Museums, dessen prähistorishe Sammlungen allmählid recht umfangreich geworden sind, liegt es je länger je mehr, dauernd ia Fühlung mit den Stellen zu bleiben, an denen ähnlide Sammlungen bestehen. Denn zumeist sind diefe staatlich oder provinziell orzanisierten Samml[ungen Vzreinigungspunkte, wenn au& nit aller, so doch sehr vieler Fundstücke aus der näheren oder entfecnteren Umgebuna der Sammelftelen und jeder einzelne somit Bestandtheil cines Mosaikbildes von der Gesammtheit dessen, was abidtlih oder zufällig im Laufe der Jahrtausende im versczwiegenen Boden unseres Vaterlandes aufbewahrt worden ift und gegenwärtig dem Forshungseifer als Aubaltspunkte für die Vorgeschichte unseres Volkes dient, aus einer Zeit, von der kein Lied, kein Heldenbuch meldet. Nur durch sorgfältige Vergleichung dieser Fundstücke wird man z. B. der Lösung der widitigen Fiage näher kommen, wie weit in der Zeit vor der flavishen Einwanderung oftwärts das Germanen- thum und wie weit später westwärts das Slaventhum si erstreck1e. Bis zum Aufbau einigermaßen sicherer Schlußfolgen bedarf es aber noch vieler Einzelbeobahtungen und des sorgfältig#ten Studiums der Einzelfunde. Jede anscheinend werthlose Urnen-Scherbe ist hierfür wictig, au wenn sie nur aus ihrer Thonmishung und dem Grade, bis zu dem sie gebrannt ist, Schlüsse zu thun gestattet; wie viel mehr, wenn sie Ornamente zeigt und damit ihre Klalsifizierung mit einiger Sicherheit erlaubt. L

Anshaunngen und Absichten der vorgedachten Art führten am vorleßten Sonntag den Leiter des Märkishen Pcosinzial- Museums, Gebeimen Regierungsrath Fried el, in Gesellschaft einiger wißbegieriger Herren nah Neu - Streliß, wo, seit langer Zit eine werthvolle Sammlung alles dessen vorhanden if, was aus dem Boden ter Noechbarschaft, dem fruchtbaren Seen-Gebiet, das besonders reih daran zu sein scheint, an Funden der Stein-, Bronze- und rühen Eisenzeit zu Tage gesöcdert wurde. Gerade im Laufe der leßten fJahre ift diese Sammlung, dank dem außerordentlichen Eifer und der Sachkenntniß ihres jepigen Direktors Herra von Bachwald, der in Gemeinshaft mit Hercna Amtsrichter Bolz die Führung in lieben würdigster Art übernahm, niht bloß um Bedeutendes vermehrt, ondern au einer genauen Sichtung und Ordnung unterzogen worden. Es sind der Sammlung gegenwärtig im Großherzoglihen Rentamt, nahe dem Schlosse, Räume angewiesen, die, wenn sie au nit groß find, so doch im Wege sorgfältiger Raumeintheilung etner Fülle von Gegenständen Unterkunft gewähren. Selbst das Treppenhaus ift ¡ur Aufstellung besonders großer Stücke benuyt. Am Fuß der Treppe haben beispielsweise drei Steinmühlen in ungewöhnlich gutem Er- altungzuftand Platz gefunden, während zwei woblechaltene, aus dem

orfmoor ausgegrabene Ginbäume ih. an den Treppenwangen auf- gehängt finden. Fn den eigentlichen Museamsräumen find die meisten Dinge in Glatschränken untergebraht, do so, daß sie von allen Seiten gut betrahtet werden können. Etwas abseits welcher eine beträhtlihe Anzahl bronzener

die. etwa um 1780 den Gebrüdecn Sponholz

Neubrandenburg, als von ihnen ausgegraben, abgekauft Fanen sind und lange Zeit als Werthstücke der Neu- Fäl: Sammlung galten, bis fie später als unzweifelhafte P \chunzen nahzewiesen wurden. Sie find mit viel Phantasie, wenn au absichtlich in hohem Grade unäfthetisch und echnisch ungesickt hergestellt. An ihrer Echtheit wurde man Bn wegen ihres Ueberladenseins mit unsinnigen Emblemen in ihrer Abweichung von anderen, zweifellos eten Jdolen tre. Später wurde die Unehtheit an der sie bedeckenden

lünftlichen Patina festgestellt. die belm Reiben sauer rieht, was bei echter Patina niemals der Fall ist. Besonders rei ist die Neu- strelißer Sammlung an Fundén aus der Steinzeit: Feuerftetnmessern Feuersteins{abern, Lanzenshigen, Granitmetßelo, Hämmern aus Grani und Diorit mit eingebohrten Löchern für den Holigciff und mancherlei anderem Geräth, Darunter befindet sich ein Stück von besonders hohem Jnieresse, weil es die beim Bohren angewandte Technik ver- anschauliht. Das Loch ist nämli niht ganz bindurhgeführt, fo- daß im Bohrloh noch ein Stück des Boßbrkerncs steht, der bei voll» ständiger Ausführung der Bohrung herausfällt. Man hat fch fomit die Bohrung als mit einem vom Mark befreiten und ftatt dessen mit s{harfem, nassen Sande "gefüllten Hollunderrohr ausgefühut vor- zustellen. Unter den Bronzefunden sind Bronzemesser in großer An- zahl, darunter eins mit dem eingekrazten Bilde eines Schiffes mit drei Segeln, alsdann Broaze-Pinceiten, über deren eigentliche Be- stimmung Zweifel obwalten, vor alem aber eine Keihe {öner Celte und Bronzegefäße, untex ihnen ein großer, prächtig ornamentierter Kessel die Ausführung des Ornzm-?nts deutet auf Benuügung eines \tählernen Instruments, vermuthlich etruskisher Herkunft mit breitem, hortzontal ftehendem Stebrande. ODieser eigenthümlihe Siebrand wiederholt sich auch an kleineren Gefäßen. Mehr oder weniger halb- fugelige Shalen, die als LTrinkgesäße gedient zu haben sch{èinen, tragen, zweifelhaft zu welhem Behuf, im Innern auf einer Art von ODreifuß eine kleine, kreisrunde Platte, d‘e etwas tiefer steht als der Nand des Gefäßes. Unter den eisernen Geräthen begegnete etne uralte Pflugshar wegen threr Form größtem Interesse; siz zetgt deutli Spuren von der an ihr ausg-sührten Shmiedearbeit. Sehr erheblih is die Zahl der keramisdben Funde: gut erhaltene große Urnen, namentlich eine vecrmuthlich uralte, etwa dem 9. vorHriftlichen Jahrhundert angehörige, von ganz roher Techrik, aber troßdem grob mit Ornament geziert. Ein unermüdl:her Fleiß {eint auf die Ordnung und Klassifizierung der Urnenscherben verwendet zu sein. Hiecvon gilt, was oben von dieser aasheinend überflüssigen, in Wahr- heit aber überaus werthvollen Arbeit gesagt ist :

Der Nachmittag war für einen Auéflug nah einem Play jenseits von Alt-Streliy bestimmt, der als bevorzugter Fundort prähistori- \her Gegenstände angesehen wird, nahdea: dort u. a. ein fkostbarer Celt entdeckt worden i, Vorher rourde noch der modernen, erst um 1735 entstandenen, jeßt 10500 Einwohner zählenden Residenzstadt Neu-Str-lig eine eingehendere Besichtigung gewidmet. Das nur etwa 5000 Einwohner zählende Städtchen Alt- Streliy, 4 km von der neuen Residenz entfernt, wurde mittels der Eisenbahn in wenigen Minuten erreicht. Von hier führte eine balbstündige Wanderuna nah dem erwähnten Plaß, ber eine dünenartig:,, ziemlich flahe Erhebung mitten im rcut- baren Niederungslande ih in der That fast besäet zetgte mit allerlei prähistorishen Gegenständen: Urnenscherben, Feuerstein- messerchen und Aehnlihem. Bedauerliherweife hinderte die herein- brechende Dämmerung eine ausführlihere ÜUntersußung, die auf ein anderes Mal verscoven wurde.

Seine ¿weite Jahresausfstellung veranstaltete der Märkische Künstlerbund in der Kunsthandlung von Keller u. Reiner (Potsdamerstraße 122). Die Vereinigung besteht aus sieben jüngeren Landjchaftsmalern, die in Berkin und feinen Vorortea an- fässig sind; welhe Gründe sie zu der Gründung eines Bundes bestimmten, is nicht ohne weiteres ersichtlich. Gzmeinsan ift ihrer Kunst nur die Neigung, die bercits erprobten und geebneten Wege der „Moderne“ elbst gefundenen Bahnen vorzu- ziehen. Den besten Eindruck machen die Landschaften von Hans Pigulla, namentli ein? Mondscheinlandf{taft und ein Ftyll am Wühlg-aben, die beide fkoloriftishe Feinfühligkeit und Geschmack verrathen. Au Louis Lejeunec's „thauender Bach" ist eine an- erkennen6werthe Leistung. Theodor Schinkel bevorzugt lyrisGe Stimmungen in gededten Farben; ein zeihnerisckes Zuviel in der Ausführung beeinträcht'gt gelegentlih die geshlossene Bildwirkung, während August Achtenhagen die primitive, farbige Gestaltung weiter Vegelpersp:ktiven der Karlsruher Schule in allzu ab- ihtliher Weise nahahmt. Noch weniger selbständig find die Arbeiten voa Felix Krause, dem einzigen Bundesmitglied, der gelegentlih auh fizürlihe Vorwürfe wählt, Karl Kayser-CEtiŸ- berg und Friß Geyer. Sie alle kännten im Rahinen einer all- gemeinen Ausstellung als achtbare Leistungen gelten, eine Sonder- auéstellung unter anspruch8vollem Namen rechtfertigen si: kaum. In einem abaetrennten Theil des Oberlichtfaals find einige Kohlenzeihnungen von Martin Brandenburg vhantastisWe Vorwürfe ohne er- heblice Kraft des Ausdrucks mit Bildern von Hans Baluf hef, Holleck Weithmann und W. Jordan vereinigt, Baluschekt?s Proletariats\{childerungen wirken durch die übertriebene Schärfe der Charakteristik unerfreulih und abstoßend. Eine Vereinigung von unzähligen Arbeiterinnenköpfen in einem Bildrahmen mit der aus- gesprochenen Absihi physiognomischer Demon|tration bleibt eine un- fünstlecische Verirrung, die auch durch den Ernst der dabet aufs gewandten Arbeit nicht ents{chuldigt werden kann. Jeder Zug von persößhnendem Humor fehlt Balusch:k, ebenso wenig gewinnt man von scincn Schilderungen den Eindruck maleri1cker Aufrichtigkeit. Eme tendenzióse Karikatur von großer Wirkung ift noch lange kein Bild W. Jordan führt sih als feinsinniger Zeichner und flotter Pastellist vorthcilhaft ein. Seine weiblichen Kreideporträts erinnern in der äußeren Mache an Piglhcin, find aber energisher accentuiert als jene.

Die Vereinigung für dekorative Kuast, die unter der Führung von M. Lehnert weibliche Künstlerkraft für die Aufgaben des modernen Kunstaewerbes mobilisiert, hat einen kleinen, elektris beleut teten Naum in behagliher Weise ausgestattet. Während die Leiterin des Unternehmens ta Verbindung mit Helene Lobedan besonders auf dem Gebiet keramtscher Arbeit exceiliert, pflegt Lucy Dubois-Reymond die Kunststickercet; dazu kommen graphishe Arbeiten, unter denen besonders Originallithographien und Radierungen voa A. Loewenstein vortheilhaft auffallen. Es ist eine kluge und gebildete Kunst, die uns hier begegnet ; sie hat von allen Anregungen profitiert, die heute wie ein Goldregzn auf das Feld der Kl'inkunst herabfallen, aber sie entgeht auch dem Vorwurf nit, der alle von außen angeregte Kunst trifft: der Wille und das Temperament büßen \chließlich die Freiheit der Bewegung ein, wenn fe ch ganz in den Dienst der Kunstvorstellung, d. h. des zeitweiligen Modege|hmacks stellen. Schließlich wird au diefe Mode langweilig, man sehnt sich aus ihr heraus und begrüßt jede neue selbständige NRegung als Befreiungsthat.

Die Akademie der Wissenschaften zu Paris hat, wie .W. T. B.“ meldet, den Mineralogen Geheimen Bergrath, Professor Dr. Carl Klein hierselbst einstimmig zum korrespondierenden Mit- gliede gewählt.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Preufien um die Mitte des Monats November 1900.

Na den im Königlichen Statistishen Bureau zusammengestellien Ergebnissen der Erhebungen über den Stand der jungen Saaten in Preußen berechtigte derselbe um die Mitte des Monats Novemker d. J, zu folgenden Erwartungen (Note 1: fehr gute, 2: gute, 3: mittlere [durhschnittlihe], 4: geringe, 5: sehr geringe Ernte) : Winterweizen 2,4 (im Oktober 2,6), Winterfpelz 1,9 (im Oftober D Wintecroggen 2,4 (im Oktober 2,7), junger Klee 3,0 (im Oktober 3,1 Luzerne 2,7 (wie im Oktober).

Zur Erläuterung dieser Zahlen wird in einer Sondernummer der „Statistischen Korre}vondenz" Folgendes bemerkt : -

Die bereits im Anfang des Vormonats eingetretenen Meretinoe haben auch in der zweiten Olktoberhälfte angehalten und befonders in

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den östlichen Provinzen die Beendlgux be durch die wod nlange Dürre

verzögerten Bestellungsarbeiten ermögliht. Aus dem *rungs8bezirk Marienwerder un» der Provinz Pofen kommen gleichwohl no, h Klagen darüber, daß der gefallene Regen den fest gewordenen Acker bei weit n t zu durchdringen vermochte, und daß auch jeßt noch vielfa das Wz, "tr

Brunnen und Viehtränken fehle. Die Temperatur lag während der 1,"?k- flossenen Berichtsperiove zumeist über der du schnittlihen; nur ganz ver * etazelt wird über lehten Froft berichtet. Dem ungewöhnlich mildem. Wetter if es wohl zuzuschreiben, daß in einzelnen Gegenden thierishe und vflanzlihe Scädlinge in größerer Anzahl aufttéten. So werden Beschädigungen durch Mäuse aus 228, dux Hamster aus 13, durh Zwergcikaden aus 15, durch Fritfliegen aus 22, durch Schnecken aus 51, durch Würmer aus 37 und dur Maden aus 15 Berichts- bezirken gemeldet. Wie sich diese Zahlen auf die einzelnen Proviazen vertheilen, zeigt die nahstehende Uebersicht. Es gingen Meldungen ein

us v über Shaden, verursaht durch Provinz Viäuse Hamster eg, fes Schnecken Wlirmer Maden

egen Ostpreußen . 2 i 8 Westpreußen —- p Brandenburg 2 Pommern... 1 Dn D Sthlesien . . 101 Sahsen. .. 68 Schleswig- Holftein . 2 Hannover. . 23 Westfalen . 9 Hessen- j Nassau. . 15 —— 16 Rheinland . 2 —- 12 Hoßenzollern 1 —— —— m _—,

Die Ausfaat des Winterweizens, welche im Osten nach reichs lihen Niederschlägen zumeist zu Ende geführt ist, hat in einem großen Theil der weistlihen Provinzen noch nicht beendet werden können; be- sonders in Gegenden mit Zuckerrübenbau hat die späte Ernte der Rüben die Bestellurg verzögert. Die bereits aufgegangenen Saaten zeigen fräftigen Stand und lafsen gute Durhwinterung erhoffen.

Die Roggensaaten find bei dem feuchtwarmen Wetter der lezten Woten gut eingegrünt und gehen rei bestcckt in den Winter. Die {on früh aufgegangenen Saaten beginnen bereits gelb zu werden und find zum theil so üppig gewachsen, e vielfah die Befür@tung ausgesprohen wirb, sie könnten bei Schneefall ohne. voraufgegangenen Frost ausfaulen. Hin und wieder hat man die zu kräftigen Saaten geschrôpft oder durch das Vieh abweiden lassen. Mit alleiniger Aus- nahme einiger posenshen Beriht3bezirke kann der Stand der Roggen- saaten als ein guter bezeihnet werden

Ueber den jungen Klee lauten die NaGrichten aus den östlichen Provinzen wenig erfreuli, wenngleih auch bei dieser Frutart nah zumeist ausreihenden Niederschläzen eine geringe Besserung gegen den Vormonat zu verzeichnen ist. Infolge der Dürre im Sommer und Herbst sind große Flächen völlig ausgebrannt und haben umgeadckert werden müssen. Am ungünstigsten wird darüber aus dem Regierung2- bezirk Marienwerder und der Provinz Pofen berichtet; abec auch in den Regtccungsbezirken Danzig, Frankfurt, Stettin, Köslin, Breslau und Liegniy erreichen die nah den Angaben der Bertrauensmänner ermittelten Noten niht den Durchschnitt. Im ganzen Westen dagegen sind die Kleefelder fast ohne Ausnahme voll bestanden und haben an manchen Orten bereits einen Schnitt gegeben.

Im diesjährigen Septeniberberiht theilten wir auf Grund der uns von den Vertrauensmännecn zugegangenen Meldungen mit, daß die Kartoffeln in ihrem Ertrage den gehegten Hoffnungen bet weit-m nicht entsprehen würden. Diese Befürhtung scheint in einzelnen Gegenden erfreulider Weise niht ia vollem Maße einge- troffen zu fein, wie aus einer Mittheilung ersivtlich ist, die uns gelegentlih der Uebersendung des diesjährigen Ernteberihts seitens eines Vertrauensmannes3 aus dem Regierungs-Bezirk Frankfurt zuging. Der Absender des Schreibens hebt bervor, daß die U-berraschurg mit \chließlih besserer Ernte duc die noch rehtzeitig eingetretene Iegen- zeit zu Anfang September und die fo sehr fruhtbare Witterung (Feuchtigkeit und Wärme) ganz naturgemäß veranläßt worden sei. Allerdings seien die Fälle so späten Wzchsthums felten; denn für gewöhalich {ließe der September die Wachsthumsperiode der Kar- toffeln ab, sodaz dann nichts mehr oder nicht mehr viel zu er- warten sei.

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Der ftändige Ausschuß des Deutschen Landwirth- schaftsraths tritt am 30. d. M. in Berlin zusammen, um über folgende Gegenstände zu berathen : Errihtung von Landwirthschafts- ammern in den d:zutshen Bandesftaaten ; vorläufigen Entwurf eines neuen Zolltarifgeseßes; Nothwendigkeit der Einführung öffentlicher Sgthlachtviehversiherungen in den Bundesftaaten nah dem Inkraft- treten des Reicbégeseßes. betreffend die Schlachtvieh- und Fleisch- beshau, vom 3. Juni 1900; Vorlage des Vereins der deutschen Zuker-Indufstrie, betreffend die Nothwendigkeit der Stellung der fünstlihezn Süßstoffe unter den Apothekenzwang; Vorlage des Ver- bandes landwirthshaftliher Versuchsstationen im Deuticen Reich, betreffend die geseßlihe Regelung des Verkehrs mit Futtermitteln, Düngemitteln und Saatgut ; Entwurf eines Gesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen.

Die erste Brandenburgishe Provinzialausstellung für Geflügelzuht ist am Sonntag unter Betheiligung der Laads wirth\chaftskaminer für die Pcovinz Brandenburg und der ihc an- geschlossenen 42 Geflügelzüchtervereine im Etablissement der „Neuen

| Welt“ (Hasenhaide) eröffnet worden. Der von Seiner Majestät

dem Kaiser und König gestiftete Ehrenpreis wurde dem Kaufmann Carl Dzimulla in Gassen in der Niederlausiß ver- liehen. In8gesammt is die Ausftellung von 367 Züchtern mit 9556 Nummern beshickt. Davon eutfallen 185 Nummern auf das Wasser- und Großgeflügel, 767 auf die Abtheilung der Nußtzhühner, 67 auf die der Zterbühner, 703 auf die Naßtauben, 474 auf vie Zier- tauben, 41 auf die Abth:ilung der Fasanen und der Reft auf Kanarien- und andere Singvögel, Exoten u. dergl. Verbunden damit ift eine vom Deutschen Thiecschutverein veranstaltete Eselausstellun g, die mit 85 Thieren beshickt ift.

Saatenstand, Getreidehandel und Weinlefe in Bulgarien.

Das Kaiserliche Konsulat in Varna berichtet unter dem 8. d. M. Folgendes:

_ Infolge der cite En trockenen Witterung und der vor- herrshendeu südwestlihen scharfen Winde im Oltober konnten die Feldarbeiten in Nordost-Bulgarien nur im beshränkten Maße be- gonnen werden, wodurch si der Anbau der Wintersaaten verzözerte.

Erst die jüngsten feuhten Niederschläge im Shumlaer Kreise und Provadier sowie Novo-Seloer Bezirk gestatteten eine weitere Ine angriffnahme der Feldarbeiten,

Das Saatforn hat dur starke Regengüsse im August und wegen der Zehén!steuer-Einsäßung, welche die Einheimfung des gescnittenen Getreides wohenlang verzögerte, bedeutend gelitten, sodaß die Hoff- nungen auf eine günstige Ernte im kommenden Fahre fehr herab- gestimmt find. j

Die Pans e Lee Getreidemarktes war flau und der Umsatz verhältnißmäßig gering.

Bi Getreidezufuhren aus dem Jnnern wurden im Hinblick auf die ungünstigen Notierungen des Auslandes \{chwäher; während durh- shnittlih in den Vorjalen 15 bis 16 Tausend Getreidewagen im Oktober hier cinliefen, waren diesmal nur 10 Tausend Wagen zu vere

zeichnen.

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