1900 / 281 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Nov 1900 18:00:01 GMT) scan diff

den zahlreihen Persönlichkeiten, welche auf ihren Wunsch dem Präsidenten Krüger vorgestellt wurden, befanden sih auch die Prinzessin Mathilde Bonaparte sowie mehrere An- achôrige des in Transvaal gefallenen Obersten Villebois- Maroeuil.

Gestern Morgen hatte der Präsident Krüger eine Be- sprechung mit Dr. -Leyds und den Mitgliedern der Buren- “mission. Gegen Mittag zogen etwa 400 junge Leute unter dem Rufe „Hoh Kröger!“ mit ciner Fahne in den Farben von Transvaal aus der Nue du Quatre Septembre auf den Opernplaß. Jn diese Rufe miszten sich noch verschiedene andere. Die Theilnehmer an der Kundgebung wurden von der Polizei zurückgetricben und zogen sih singend durch die Auberstraße und den Boulevard Hausmann zurü. Am Nachmittag sammelte sich eine Menschenmenge vor dem Hotel Scribe an und brachte dem Präsidenten Krüger Ovationen dar. Dieser crshien auf cinige Minuten auf dem Balkon. Eine Anzah! junger Leute, welche vor den Nedaktionen der „Libre Parole“ und des „Jutransigeant“ Kundgebungen veranstaltete und Hochrufe auf Krüger aus- brachte, wurde von der Polizei zerstreut.

Der „Matin“ fordert die französishen Frauen auf, nationale Sammlungen einzuleiten, um der Königin der Niederlande ein Hochzeitsgeschenk zu widmen als Zeichen dcs Dankes dafür, daß ste dem Präsidenten Krüger Hilfe ge- leistet und ihm die „Gelderland“ zur Verfügung gesteut habe.

Nuß land.

Gestern Vormittag ist in Livadia, wie „W. T. B.“ meldet, über das Befinden des Kaisers folgendes Bulletin ausgegeben worden:

Der Kaiser verbrahte den gestrizen Tag rudig. Um 3 Udr Nacmittag stieg die Tewveratur bis 39,79, der Puia auf 88; un 9 Uhr Abends ketru; die Ternyzratur 399, dec Puls 80, Nachts \hlief der Kaiser gut. Am Morgen war des Wefinden und dec Kräftezustand befriedigend. JIrgend welbe FKompyplikationen waren niht bemerkbar. Um 9 Uhr Morgens betrug die Temperatur 37,59, der Puis 75.

Der „Negierungsbote“ und der „Russishe Jnvalide“ ringen cine ausführlihe Schilderung der Entwickelung der Ereignisse in China, die zur Mobilisierung und zu militäcishen Operationen russischer Truppen Anlaß gaben, und fagen zum Schlusse Folgendes: E

Bei der gegenwärtigen beunruhigenden Lage in ber Mandschurei sei es nit möglih, daß nur eine Schußwache der Eisenbahn, wenn fle auch bedcutend verstärkt würde, auf einer Linie von 2000 Werst die Nube und Ordnung aufrecht erhalten und besonders die Bahn vor neuen Beschädigungen {ügen fönne. Deöwegen verbleibe zeitweitig ein Theil der nah dec Mantscurei g sandten Truppen daselbst. Za- nächst, wäb end des jetzigen Wintcis, würden in der Vandschurei die erste, vierte und fünfte ostsibicishe Shüten-Br'gade mit entsprechenden Th-ilen anderer Wzffengattungen einquartiert, dann würden diese Streitkräfte je nach dem Maße der Beruhtgung jnec Gegenden vertnindert werden. Es sei Hoffnung vorhandcn, daß es hon in der ersten Hälfte des Fünftigez: Jahres mögli sein werde, «ine der in der WMand- \churei zurüdgelassencn Viigaden nach dem aaæaurisGez MVilitär- bezirk zurüdckzusentea. Infolge der Beendigung der milt- tärishen Opecationen in der Prov'nz Peischtili fei angeordnet worden, die Zurücksecduag ungferer T eppen nah dem Krocntung- Gebiet und dem amuriichen Militärbtezirk in Angriff zu nehmen. Was den Rücktrantpori der Tecuppenthbeile betreffe, die aus dem europäischen Rußland nach dem fernen Osten gefandt wordcn seien, so könne mon bcffen, daß allz Theile in der ersien Läifte des Tünstizen Jahres sich bereits in ihren früheren Stantquartieren befinden würden.

Jtalien. Zun der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer stand, wie „W. T. B.“ meldet; das Budget des Kriegs-

Ministeriums zur Beräthung. Die Kammer lehnte die von |

den sozialistishen Deputirten eingebrahten Tagésórdnunzen ab, welche dahin gingen, die Ausgaben der Armee um 100 Millionen und die Zahl der Armec-Korps von 12 auf 8 herabzusetzen. Nur die äußerste Linke stimmte für diese Tagesordnungen. Der Schat-Minister Rubini theilte mit, daß cr spätestens am 2. Dezember sein Finanzexposé halten werde. Heute werden in der Kammer dié Jnterpellationen über die Ermordung des Königs Humbert zur Sprache kommen.

Numänien. Wie dem „W. T. B.“ aus Bukarest gemeldet wird, wird das Parlament am 15./28. November zu seiner ordent- lihen Sesfion zusammentreten.

Serbien. Der frühere Kreispiäfekt Miodrag Protitsch ist am 93, d. M. Abends, wie das Wicner „Telegr.-Korresp.-Bureau“ erfährt, in Krusevac erschossen worden. Dec Thäter ist bis jeßt nicht ermittelt. Es werde angenommen, daß es sih um einen Racheakt handle. Protitsch war früher Gerichts-Prä-

r

sident in Cacak und Vorsitzender in dem Heiduckenprozeß.

Schweden und Norwegeu.

Das „Svenska Telegrambyran“ meldet, die Besserung im Befinden des Königs Oskar shreite täglich fort.

Amerika.

Der Prâsient McKinley hielt am Sonnabend in Phila- delphia bei einem Bankett eine Rede, in welcher er, dem „W,. D. B.“ zufolge, ausführte, die legte Wahl habe gezeigt, daß die Vereinigten Staaten sich für die Goldwährung und die Aufrechterhaltung der Politik der kommerziellen Ausdeh- nung und der offenen Thür in China ausgesprohcn hätten, ebenso wie für die Wiederherstellung des Friedens und für eine gute Regierung unter amerikanisher Oberhoheit auf den Philippinen. Die Ehre der amerikanishen Waffen sei nicht befleckt, und die Pflichten, welche eine gerechte Kriegéführung auferlegten, seien niht verleßt worden.

Der „N?-w-York Herald“ meldet aus Washington: Der Vorbericht der Jsthmus-Kanal-Kommission befürworte die Nicaragua-Route gegenüber allen anderen P'‘änen und sprehe sich für einen Kanal von 30 Fuß Tiefe bei einem Kostenaufwand von 120 M:llionen Dollars aus, betone jedoch, daß die Dämme so breit angelegt werden müßten, daß der Kanal, wenn der Verkehr es erfordere, um 5 Fuß vertieft werden könne.

Ufien.

Von dem Ober-Kommando in Ost-Asien ist, wie „W. T. B.“ meldet, folgende Depesche aus Peking vom 24, d. M. in Berlin eingetroffen: Das Detachement des Majors von Mühlenfels hat am 22. d. M. auf besonders schwierigen Gebirgswegen über Heng-ling-cheng die große

-

Mauer erreiht und die Flagge gehißt. Die Franzosen haben 30 km S E Po Agen ein anscheinend größeres Gefecht gegen Boxer gchabt. i

f Die bornink Post“ meldet aus Peking vom 24. d. M.: Der Minister Wangwenschao, der sich jevt in Singanfu befinde, sage in einem Schreiben an Sir Nobert Hart: die Kaiserin-Wittwe würde, soweit die Bequemlichkeit der Existenz in Frage komme, gern nah Peking zurückehren; er selbst jedoch würde dabei shlecht wegkommen und in Ge- fangenschaft gerathen, da ja die fremden Truppen Peking be- herrshten. Auch der Kaiser sehe Gefahr in einem Zu- sammerstoß zwischen feinen Geleitmannschaften und den fremden Truppen.

Die „Times“ meldet aus Schanghai vom 24. d. M.: Nach Meldungen aus Singanfu solle die Kaiserin- Wittwe ernstlich krank sein. Die Bevölkerung in Schanghai nehme jedoh die Meldung skeptish auf.

Das „RNeuter'she Bureau“ berihtet aus Peking vom 24. d. M., daß eine awmerikanishe Kavallerie-Abtheilung am 93. d. M. abgesandt worden sei, um die Räuberbande zu ver- treiben, die sich in einem Dorfe, 16 Meilen von Peking, festge- seßt habe. Die Amerikaner hätten das Dorf stark befestigt gefunden, cs angegriffen und genommen, wobei 7 Chinesen gefallen seien. Die Wiederherstellung der Luhan-Bahn zwischen Lukukiau und Paoting-fu werde von den Franzosen mit großer Energie gefördert. Ein gcheimes Edikt aus Singanfu an die Vize-Könige und die Gouverneure befchle denselben, die Fabrikation moderner Gewehre und anderer Waffen einzustellen und zu den alten Waffenmod-llen zurückzukehren, da die modernen Waffen sich in den Käwpfen gegen die Verbündeten als gänzlih unnüß erwiesen hätten.

Eine Depesche der „Agence Havas“ aus Peking vom 24. d. M. erklärt die Meldung füc unbegründét, daß franzöósishe Truppen die Gräber von Siling und Tuling geplüntert hätten; die Depesche besagt weiter, daß Sikhs die Pagoden von Siling geplündert, die Franzosen aber die Gräber gegen die Verwüstungen der Sikhs ge \hüßt hätten.

Der französishe Admiral Pottier meldet aus Taku vom?*21. d. M., daß sich das erste Eis gezeigt habe, die Ver- bindungen mit dem Expeditionskorps aber gesichert seien.

Ein in New York eingetroffenes Telegramm aus Tientsin besagt, daÿ das kalte Wetter bei den indischen Truppen viele Erkrankungen verursahe. Ein Engländer in Tongku sei von den Russen angewiesen worden, ein ihm

S7 e , f achöriges Gehöft innerhalb 48 Stunden zu räumen. Eine Kompagnie Madras-Pioniere sei dorthin entsandt worden, um oll zu schüßen, falls er aus seinem Besiß vertrieben werden ollte.

Die Londoner Blätter melden aus Schanghai vom 23. November: wie aus sehr guter Quelle berichtet werde, hätten der Admiral Seymour und der General-Konsul Warren die Besuche bei den Vize-Königen des Yangiscgebiets auf cigene Verantworiung unternommen. Sie wollten ver- suchen, Liukunji und Tshang-tschi-tung dazu zu bewegen, daß dieselben einer Entsendung brizisher Truppen den Yangtse aufwärts zustimmten, welhe weitere Zufuhren an den Hof zu Singanfu verhindern sollten.

Dem „Standard“ wird aus Schanghai vom 23. d. M. gemeldet, daß der Kaiserlihe Delegirte Hutingseng in Tschangtscha (Hunan) eingetroffen sei, um die Borermiliz zu organisieren.

Der russishe „Regierungsbote“ meldet vom ostasiatischen Kriegsschauplaß, wie „W. T. B.“ berichtet: der General Fo ck sei mit einer Abtheilung, bestchend aus einem sibirischen Schüßen - Bataillon, zwei Schwadronen Kosaken und einer Halbvatterie von Gcbirgsgeshüßen, zu einer Re- Tognos8zierung in die Gegend der Quellen des Sungari abgerückt. Die Chinesen seien zurückgedrängt und im Ganzen 10 G:schüße erbeutet worden. Nach kurzer Abwesenheit sei der General Fock von seinem Zuge zurück- gekehrt. Am 9. d. M. habe der General Baron Kaulbars, der Kommandeur dcs 2. sibirishen Armee-Korps, ein Gefecht mit den Chinesen in der Nähe von Duguschan gehabt, bei welchem ein Osfizier und 2 Dragoner auf russisher Seite ver- wundet worden seien.

Parlameutarische Nachrichten.

Der Bericht über die vorgesirige Sißung des Reichs- tages befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (8.) Sißung des Reichstages, welcher der Kriegs-Minister, General der Jnfanterie von Goßler und der Staatssekretär des Reichs-Schaßamis Pr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, stand zunächst auf der Tages- ordnung folgende Jnterpellation des Abg. Grafen von Oriold nl):

„Ist der Herr Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zu geben, ob die Vorarbeiten für die von dem Herrn Kriegs-Minister in Auesicht gestellte Vorlaze, betreffend die Revision der Miilitär- Pensionégesetz, beendet find, vnd anzunehmen ist, daß diese Bo: lage im Laufe dieser Session an den Reichstag gelangen wird ?*

Auf die Frage des Präsidenten erklärte fih der Staats- sekretär des Reichs - Schaßamts Dr. Freiherr von Thiel- mann bcreit, die Fnterpellation sofort zu beantworten.

Zur Begründung nahm d.r Abg. Graf von Oriola das Wort. Hierauf sprach der Staatssekrelär des Reichs- Schagtamts Dr. Freiherr von Thielmann.

Bei Schluß des Blaties wurde auf Antrag des Abg. Dr. Sattler (nl.) in eine Besprehung der Junterpellation eingetreten.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Der Deutsche Sparkassenverband trat am Sonnabend im Teltower Kreishause hierselbst unter dem Borsitz des Ober-Bürgec meisters Schmidt- Erfurt zu seiner diesjähricen Generals versammlung zusammen. Mach dem erfiaiteten Jahresbericht umfaßt der Verband zur Zit 1057 Sparkassen mit cinem Gesammteinlagebeftand von 4300 Millionen Mark. 1040 Kassen sind zu Provinzialverbänden vere eirigt, deren gröfiter, der rheinisch weitfälishe, 214 Kafscn wit 1206 Millionen Mark Einlagen zäblt. Der brandeuburgi|che Verband steht mit 60 Kefsen und 270 Millionen Mark Einlagen an vierter Stelle, hinter tcm hannovershen urrd dem s{lesishen. N:chdem auch in Pommern ein neucr Verhand begründet worten ift, bat die Berbanböbildung nun- mebr für Preußen ibren Ubschluß gefunden: Ein an das Reichthark-

Direktorium gerichtetes Gesu, es den Sparkassen zu erms die mündelsiheren Werthpapiere ohne Zinsschein ¡h offen je aen

* nieren, ift abschlägig beshieden worden. Der Vorftand hat die Einritung

einer Stellenvermittelung für Sparkassenbeamte und etnes Revisions bureaus für die Prüfung von Jahrezrechuungen in Erwägung gezogen: ein Beschluß hierüber soll jedoch erst gefaßt werden, nachdem die Unter! verbände sich dazu gcäußert haben. Die seit Jahren erörterte Frage der Errichtung eines Zentralinstituts für die Sparkassen hat zu er. neuten Verhandlungen mit der Staatsregierung geführt, deren Ah, {luß aber noch niht abzusehen ist, Nachdem eine Anzahl formeller Statutenänderungen im Hinbl=lick auf das neue Bürgerliche Geseßbuh vorgenommen worden war, beschäftigte fich die Versammlung mit dex Frage der Anstellung und Versorgung der Sparkaffenbeamten. May hielt es im etgenen Interesse ber arößcren Sparkassen für geboten, da ibre im Hauptamt berufêmäßtiz beschäftigten Angestellten als öffentliche B-amtemit Pensionsberehtigung undHinterbltebenenversorgung angestellt werden, und will durch Umfrage feststeVen, wie weit dies bereits (e schehen is. Jun der sodann erörterten Fiage der Verrehnung der den Sparkassen durch Kurs1ücckgänge entstehenden Ausfälle waren die Ne'erenten, Bürgermeister Fisher-Magdeburg und Stadtrath Kuntel, Könfgsberg, im Prinzip darüber wit der Versammlung einig, bet der Aufsichtsbehörde die Genehmtgung dazu nachzusuchen, daß die Kurs rüd'‘gänge zunächst und jedenfalls beim Abschluß des laufenden Jahreg allein aus dem Reservefonds gedeckt werden. Im übrigen tourde empfohlen, neben dem Reservefonds eizen befonderen Kurdreserve- und Nücklagefonds zu bilden, dessen aus Kursgewinnen und Ueberschüssen sich ergebende Bestände zur Ausgleihung der Kursverluste bestimmt sein sollen.

B evölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika. Ergebnisse des Zensus 1900. Die Gesammtbevölkerung der Vereinigten Staat-n zäh]te am 30. Junt d. J. nah Angabe des Zensus, Amtes 76 295 220 Scelen. Na dem Zensus im Jahre 1890 hatten die Bereiaigten Staaten 63/069 756 Einwohner; demna hat die Bevölkerung in den leßten zehn Jahren um 13225464, d. |. 21%, zugenommen. Die Bes völkerung der einzelnen Staaten bezifferte sih diesmal, im Vergleich mit der Volkszählung vom Jahre 1890, wie folgt: : Außerdem 1900 1890 1890 Indianer Alakama . L C «Eo A E L ATLOOA 1128 179 Californta A E TABDOBS 1 208 130 CelTorado . R DOLTOO 412 198 Connicticut . . E A 908 355 746 258 E i C ob e 1BUT785 168 493 Fláridà C R DOS 391 422 Eo: e Cs o D AUORLO L 86T B03 Ihabo A 161 771 84 385 Illinois , A A E le Indiana . R on E E O os R SRO 1911 896 E C . 1469 496 l 427 096 M C A 2 147 174 l 858 635 S e e S ORT T TEOSET E 661 086 Maryland . 1189946 10428390 Massachusetts 28053466 829238 943 Michigan . = . 2419782 282093889 Minxrcsota 1751395 1301826 Mississippi . 1551372 1289 600 Mifsourti , S T O0 188 Montana . . C 243 289 132 159 E o Ca L OBS:O0I l 058 910 Nevada aas E 42 334 45 761 r a, 376 530 New Jersey . 1 883669 1444933 New York 7 268009 5 997 853 Notd-Carclina a S 1891992 1617 947 No!1d-Dakota . M 319 040 182.719 e i d 4157545 83672316 D L E a 413 532 313 767 Pennsylvania . L Gs 6301365 - 5258 014 ‘Rhode Island Ï 428 556 345 506 Süd-Carolina . . . E 1340 312 51 149 Süd-Dakota . C Ed 401 559 328 808 L 2 022 723 67 518 S 3048828 2235 523 a ¿ A 276 565 297 905 i E i 343 004 332 422 B S ¿ E 1 854 184 655 980 Wasbington .. E ¿ BTL O72 349 390 West. Virginia L 958 900 794 S 2 068 963 686 880 oma ea e é 92 531 60 705 Zusammen in den 45 Staaten 74627907 62 116 811

Territorien u. \. w. I Ad e 44 000 32 052 E A E R 122 212 59 620 Distrikt Columbia. . i 278 718 230 392 Hawai . . i A 154 001 89 990 RAnbiauereTerxitorien ¿ck 391 960 180 182 New Millo A 194 777 153/593 Bundesbeamte im Auslande 84 400 U A C 145 582 D 20 398 245 61 83 Zusammen in fieben Territo:

L s 1 667 313 952 945 59 9 Ua E A 76 295 220 63 069 756 134 158 An Großftädten mit mebr als 200 000 Einwohnern zähle: Vereinigten Staaten gegenwärtig neunzehy, darunter dret mit Uvet einer Million Bewohner, nämlich New York, Chicago und Phtic pelphia. Auch an Grofßistädten zweiten Ranges mit ft 200 000 Einwohnern ¿ählt dcs Land neunzehn, Vor 40 Jahren gat es in den Vereinigten Staaten nur zwanzig Städte mit einer D völkerung von üter 100000 Seelen, und jeyt hat sih die Zahl nade!

verdoppelt. (New Yorker Handelszeitung.)

Zur Arbeiterbewegung. Aus Plauen i. V. berichtet die „Ly1. Ztg.“, daß der dortige

Schiffhensticker-Ausstand (vergl. Nr. 278 b. Bl.) nunmebr alt beendet angesehen werten Tann, nadbdem am 23, d. pot dem Gewerbegericht als Einigungfamt etne Vereinbarung zwisher den Lohnstickmaschinenbesißern und den Arbeltern getroffen worden fi Hiernach sollen vom 10. Dezember d. X, ab bis- zum 31, März 191 erhöhte Löhne gezahlt werten. Vie Fesiseßung der Lohnsäßze De

1, April 1901 ab bleibt einer Kommission überlassen, die 1 Hälfte aus Stickma!chinenbesigern und Stickecru bestehen fol.

Kuust und Wissenschaft.

Im Lichthofe des Kunstgewerbe-Museums find gegm wärtig Tapeten, Teppihe, Stoffe, Kacheln X. ra Gnl- würsen yon dem Lehrer an der Unteciichts-Anstalt des Museumt, Profeffor Otto Eckmann ausgestellt, Was hier geboten wird glei reit entfernt von altes, autgetretènen Bahnen, rote von hal losen und wkirren Uehertrelbungen wmodernster Stillehren: aus alen diesen Arbeiten spricht ein reifer und besonnener Geshmack, df: seine Wirkungea ficher zu berehnen weiß, Nirgends zeigt fich et Mikßklang in den Farhen, und dahei ift doch auh nichis weihlid,

fo

"#8 fogar ist die Kraft und Tiefe in ten verschiedenen Mufstetn übers- f D Das gilt besonders von den«Topeten. Man denkt sie {G als Wandbekleidung in groß-n, prähtigen Räumen und begreift, daß sie auc eine durchaus eigenartige Einrichtung nothwendig machen müßten, pa dies wirkli ein Sritt vorwärts i zu einem reuen Stil. Die Hauptwirkung erret Eckmann durch die Farben, durch die tiefen und weickchen Tône und künstlerisch abgewogenen wammerstelungen. Die Linien der Zeibnung, so neu sie aud sein mögen, treten dagegen zurück, Bejonders deutlih wird dics an dem“ Witdermuster, das auf hellem Grunde gleihzültig läßt, aber in dem tiefen Roth und dem fatten Gelb vortrefflih zur Geltung fommt. Mit graziöfer Phantasie weiß er auch Blumen, wie z, B, opfen, Glematis, Narzifsen, organis{ch zu Arabesken umzubilden, und führt das Motiv in den Borten mit großem Geschick weiter, Der saumetartige Ton der einzelnen Muster, vie auf filzähnliches Papier geprefit sind, dämpft auch die flarken Farben. Ebenso wie bei den Tapeten beruht die Wirkung ter T-ppicke besonders auf dem Zauber und S#melz der Farben. Dieses zarte Grau, Grün, Biaun, Rosa als Grundtönung mit all den hivetn- spielenden Nuarcen fesselt den Blick, niht die Zeihnung, die \hließlih, ohne doß es ftôren roûürde, auch gan; anders sein föante. Bemerkenswer!h i noch6 ein sehr \{öôner Leinen- dama mit vornehmem Muster. Auch auf diesem Ge- biete follten sch mehr als hisher die \{chafffend-n, neu gestaltenden Künstler bethätigen. Der Anfang. der mit bedruckten Nelvets {on vor Jabren gemaeht worden ist, ba: ge!etat, dah das ublikum Verständniß und Interesse für diese A!t künitlerifer Mbeit besißt. ine groß? Auêwahl solcher neuen Muster in Velpet und Cretonne findet man auch hier wieder, die sih alle dur diskrete und feine Farben auszeichnen.

A. F. Die November-Versammlung der Berliner Gesell\chaft für Anthropologte begann unter dem Vo1siß ves Geheimen PYtevi- ¡inalra1h8, Professors Dr. Virhoo mit einigen Mittheilungen vom Norftandstisch. Unter den Todesfällen der letzten Zeit wurde mit be- sonderer Wärme des Htimganges von Max Müller-Oxford und seiner Nerdi-nste um die urgesckichtlihe Forshuna gezaht. Zur nöbften Tagunz der Deutschen Anthropologischen Gesell!chaft, im Fahre 1902, hat die Stadt Dortmund eingelaten Das korre\vondierende Yeit- alied der Gefellshast ia Schanghai, Herr Lisco, übersandte 14 bunte Bilder, die in jlingster Zzit auf den Straßen von Schanghai ver- fauft roorden sind und im Stil der bekannten Neurvpptner Bilderbogzen die Zeitereignifse darstellen sollen, im Widerspruch mit den Tha!sachen aber aus\chließlid g!änzende Siege der Chinesen zu Wasser und zu L1nde über die Verbündeten zeigen, Mit besonderer Sorgfalt ecseint ein Bild ausgeführt, auf dem die Gesandten der Mächte den Tiunglt- Yamen um Frieden bitten. Eine interessante Mittheilung machte Dr. Seler, der bekannte Eatzifferer mexikaniihec Bilder- \érift, über eine Hhöôlzerne Altarplatte vom Sonnentempel in Tikal, die eine große Menge wohlerhaltener Basreltefs enthielt und deren vorgelegte vhotographishe Abbildurg mit Sicherheit die aus anzcinandergzrethtea Monatsdaten beslehernde Schrift zu lesen gestattete. Es ist Dr. Seler dabei aufs neue die sharfsinnige Deutung etnes {hon bekannten, aber bis dahin noch rit entzifferten Zeihens gelungen, welches soviel als „der T1g vorher“

et, Hierauf iprach Dr. Strauch über durch ihn ausse Messungen von 59 aus tiroler ünd s\{weijec Bein- stammenden Schädeln. Dhbgleih thnen sämratlih die fehlten, fonnten sie nach den Lebensaltzern und Ge-

shlechtern bestimmt und die Maße mit wentgen Ausnahmen genau miiteli werden. Œ8s ergaben sch als gröûte resp. geringfte Länge, Breite und Höhe 193 resp. 161, 167 resv. 131, 146 resy. 119 Milli-

Els bôdbstes Gewicht eines Schädels stellten fis 910 g

als hödbste Kapypazität eines männlihen Schädels (abgesehen

inem 1900 cbcem haltenden) 1670, als sfolz- eines Schädels 1470 cbem, als gerizaste Kapazität 1260

1200 cbecm. Diese M-efsungsergebnifse befinden #ich guter Uebereinstimmung mit älteren, in Wien ausgeführten

zen alpiner Shädel. Der Vorsigende bezeihnete den Werth

Nefsungen davon abbäugig, inwieweit sie als Nafs-nmerkmale

en seten. Die vorli-genden erbärteten die bekannte That-

neue, daß im deutfchen Süden die Nundshädel gegen die Hâätel übzrwiegen, während es im Norden umgekehrt sei, D ustos Buchholz vom Märkischen Provinzial-Museum legte neue prähßistorishe Erwerbungen des Museums vor, darunter einen bet Jüterbog ausgegrabenen bronzenzn Gegenstand un- bekannten Gebrauchs, einen schwach gekrümmten, kfegelförmigen, hoblsen Dorn mit den Anzeichen daran, day er wahrsheinlich auf Ho!z auf eihoten und daran befestiat rvorden war. Der Redner erklärte, er ¡laube den charafkteriftisHen Theil eines „Schwertftabes“ vor si zu haben,

n anderswo gefundener Schwertstäbe, die allerzings aus Bronze geformt waren. Der fingerlange Dorn zeigt keine sondern die Moorfunden eigenthümliche schwarze Farbe der Borgelegt wurde ferner ein zierliches, 1hônernes Beigaefäß

einige bronzene“ Sichelmesser von ungeröbnliGSer Klein-

t. Der Redner verbreitete ich hierbei übcc das häufige Vorkommen bhrouzener Sicheln in DeutsWland und zeigte eine Anzahl aus den Sammlungen des Museums,

die ihre Verwendung zum Graë- oder Getreidemähen dur eine be- trähtilihe Verstärkung des Nückens erweiien. Man könnte daraus auf eine stärkere Ausdehnung des Landbaues im prähistorishen Germanien s{ließen, als bither angenommen wurde. Daß diese bronzenen Sicheln an Oct und Stelle ihres Gebrauchs gegofsen wurden, biw-ijt die Luf- findung einer wehlerhaltenen steinernen Gußtorm, die vorgelegt wurde, und mit der es gelungen ift, tadellose Nachgüfs2 berzuitellen. Die Si§el war in Deutschland noH zur Zeit der Einführung des Céristenthums in allgemeinem Gebrau. Erft in di-fec Periode wurde fie als Erntegeräth dur die eiserne Sense theil- se abgelöft, Professor K. von den Steinen spra unter

z einer großen Anzahl von Proben über beträchtliche bungen des Museums für Völkerkunde aus

8, welhe im Laufe des Jahres erfolgt find. Diese An-

aben eine Vergeschihte. Man wurde erst im Zahre 1898

rch den Bericht des deutschen Forshungsreisenden Sapper darauf ufmerksam, daß im Flußgebiete des Rio Ulua, der sih füdlich der dinfel Yucatan in die Nordwest:Eckc des Golfs von Hondaras ergießt, er?wlirdige Funde gemacht worden seien. Sapper selbft hatte davon eine verhältnißmäßig geringe Ausbeute zu bergen vermocht, er an Ort und Stelle g?ehört, daß ein im Jateresse des ivoli-Museums in Boston 1hâätiger Amerikaner Gocdon in den dren 1896 und 1897 planmäßige Au2grabungen angeitellt und eine ße Menge interessanter Dinge gefunden habe, Einen Theil ttefer ordon’schen Funde hat das Museum für Völkerkunde jeyt erwoibza. iz bestehen in einer Anzabl gut erhaliever oder wenig verlegtec Sfay?, theils axs einem rothen Thon mit geibem Ueberzug geformt, 8 aus weißem Marmor kunstvoll geschritten, vor allem aber aus

fer sehr großen Menge von Thonscherbea des gleien rother Materials mit eingebrannten farbigen Ornamenten, Zeichnungen von Menschen, Thieren, Pflanzen 2c-, alles von recht entwickelter Technik ; außzrdem sind auffallend zahlrei vertreten von Thon gesormte, verschieden gestaltete Pfeifen zur Hervorbringung von 1, rad 3 vershicdenen Tönen, boble Tbonfigaren, Steinbellchen, ver- cedene Sckmucksächen, u. a. Opal-Obrpflôcke, Lanzen- und, Pfei iben aus Obsidian 2c. Von Metall sind darunter nur zwei eine riemen aus Kopfer. Skeleite, einzelne Skeletitheil-, oder als Erabkeilagen sich kennzeihnende Dinge haben fi nirgends bor- Peaden. Diese Funde geben der anthropologis{en Forschung aroßz Îatbsel auf. Man worde im Gebiet des Rio Ulna Mes. auf sie aufmerkiam, weil in diesem von einer NlSdbedölkerung in kleinen Siedeluagen bewohnten Flußthal Mers durch Abspülungen der Uer des Flusses, der sih durch stark Fewundenen Lauf @ubszeichaet, Schichten bloßkgelegt wurden, worin ne durch ihre helle Farbe sih bemerklich machenden 'Thonscherben in

7* §

F 74

A A E

roßer Zabk vorbanden waren. Ll) Gordon fn der Näbe tes Ortes

Playa de los Muectes, oberhalb, und von Travesia, unterhalb au Flusse

aelezen. seine Ausgrabungen am Ufer planmäßig und im Umfang von

100 Quadratfuß an jeder Flußseitè begann, fand er bis zu

einer Tiefe von 27 Fuß drei Sichten dieser Fundstücke,

jede von der anderen durch eine 6—8 Fuß starke Sard'chcht

getrennt. Wie erklärt #ch nun diese merkwürdige Er-

s{heinung? Zur Beantwortung der Fcage if die GeschiŸte dieser

Gegenden, soweit fe uns bekannt, beranzuziehen. Als erste Eurrväer

haben bald nah ter CEcoberung Méexikos die Spanier unter de Olid,

cinem ?WBaffengefährken von Fernando Cortez, ibren Fuß torthin ge-

setzt. Sie fanden ungefähr in dieser Gegend das Zentrum des Gebietes

etnes bodentwidelten Snbianerftarames, der Mays, die, mit den Aztiken

in Mexiko verwandt, ibnen jedo in ihrer Kultur noch überlegen waren.

Die beutige Mishlingsbevölkecung bat mit dieser Urbevölkerung nichts

raebr zu 1hun; bei Ihr na Spuren für die Erklärung jener Funde zu

fuchen, wäre also aussihtelos. Dagegen giebt nah der Meinung des

Profcssor4 von den Steinen ein bei den Nzteken als vorhanden gewesen

beglaubigter Gebrauch vielleiht die E:klärung. Dieser Brauch be-

fand darin, daß beim Anbruch einer neuen Epoche, wie ter mexi- kanische, auf der Wieterkehr ähnlicher Stellungen des Planeten Venus am Himmel begründete, von den Priestern kontrolierte Kalender sie lebrte, also bei Begian eines neuen Zeitabschnitts (etwa nah Analogie unferes Jahrhunderts odcr Jahrtausends), alles Hausgeräth erneuert und das aste weggeworfen orer in Stüde zerschloegen werden mußte. Professor von den Steinen sicht somit in ben drei vor- gefundenen Schichten von Tbonfragmenten den Scbluß von eben \ovtel Zeitepoden markicrt. Bielleiht geden weitere Unterïuhungen neue Tufschlüss2. Bis beute aber find in diesem Landstrich nirgends Gräber noch andere Grinnerung8zeichen an die hier bei der Eroberung des Landes doch ziemli diht wohnend vorgefundenen Maya entdeckt worden, mit alleinfcer Auénahme von zwei öfstlih d-es Rio Ulua von Gordon gesehenen Sieinpycamiden von 40 und 30 Fuß Höhe, die aus einer Basis von rothem Lehm, darüber E:de, und einer Stein- befieidung bestehen Jn einer derselbén wurde ein steben Fuß hohes, vluwmyes Steinidol gefunden, vo1 anderen Beziebhuncèn aber ergab sich kene Spur. Ns leter Reducr tes Abends sprach 40% der Beheime Sanitätêrath Bartels. Er legte die einem Kinde in der Begend von Trier dur Operation abgenommenen sechsten Finacr jeder Hand, mit benen es auf die Welt gekommen war, vor und berihtete über die seltsame Thatsache, daß der Vater dieses Kindes dur eine Narbe an seiner linken Hand ermweise, daß aúch er mit dec alei-n Abnormität an einer Hand geboren sei. Ebenso i} eine Iifbildung bes operierten Kindes am Daumen in gleiher Weise dem Bater un2 einer Cousine étgenthümlich. Aus Neu- Herrnhut in Südwest - Grönland zeigte der WVortrazende Mobben- Darpunen und MWfeilspißen mit Widerhaken aus Horn und Knochen, deren sch die Eskimos jener Gegend bedienen, und eußerdem ein ohne Erklärung {wer auf sciien Gebrau zu be- \stimmendes GBeräth, einem Drebling in sehr verkleinertem Maßstabe nicht unähnlid, nur nicht rund, sondern viereckig u1d aus \sechs parallelen Stäben zusammengeseßt, das zum SWnäuzen des Mocs- dochtes der gebräuchliden Speckiampen benußt wird. Der Redner war im Sommer in Italien und hat die Ueberzeugung gewonnen, baß, entgegen der früher gehegten Ansiht, Ftalizn habe keine S ein- zeit gekannt, es jeßt kcine Protirz des Lar des gielt, in dcr nicht zahlreihe Funde aus der Steinzeit bereits gemacht worden find. Etne große Sammlung von Funden aus der paläolithishen und noch mebr aus der neoliiki’hen Zeit fand Gebeimer Rath Bartels in Perugia, bei H-:rrin Giuseppe Perucci; aud) gelang es ihm elb, eon Hänelern in Perugia eine Anzabl kleiner Geräthe von röthlih aeclb-m ober rôtblid; braunem Feuerstein zu erwerben. In der Perucci’ hen Sammlung befindet sich u. a. tine {öne, am Trasimenischen Sez2 gefundene Spe-erspize aus O! sizian, deren Mazrerial von Stromftoli herrühren so4. Besonders ecgtebige Fund- fäilen find t? bei Brescia und Padua eschlc}ssenen Gräberfelder. Eine Seltenbeit aus den italientihen Gräbern der Steinzeit, welhe den fogenannten [tiegentea Hoterr angehören, ift, daß man darin au bereits metallene Srabbeildigen findet, doch ausschiteßlich solche aus Kupfer, u. a. treikantige Dolche aus diescm Metall.

In Halle a. S. ift, wie „W. T. B." meldet, der evangelishe Thecloge, ordentlihe Professor an der dortigen Universität D. Willi- bald Beyshlag, Mitglied des Herrenhauses, gestern gestorben. Er war am 7. Septembec 1823 tn Frankfurt a. M. geboren, wurde evangelis{cher Hilfépretioer in Trier, im Jahre 1857 Hofprediger in Karlsruhe und war feit 1860 ordentliher Professor der Theologte in Halle. Außer einer Reibe von Werken der theologischen Wissenschaft, von denen die meisten mehrere Yuflogen erlebten, veröffentiihte er zaßl-eihe Borträge (gesammelt unter dem Titel: „Zur deuts{- chrifilihen Biloung“, Halle, 1880), Predigten und kirhenpolitisbe Flugschriften. Auf den preußishen General-Synoden von 1875 bis 1891 war er der Führer der sogenannten Witielpartei. Als Organ derielben RN'chtung gab er seit dem Jahre 1876 die „Deutsch-evangelishen Blätter“ heraus. Auch hat er vornehmlih die Anregung zur Bildung des „Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantishen Interessen" gegeben.

Handel und Gewerbe.

In der heutigen Sißung des Zentralausshusses der Reichsbank wurde die neue Wochenübersicht vom 23. d. M. vorgetragen. Jm Anschluß daran bemerkte der Vorsigzende, Präsident des Neichsbank - Direktoriums, Wirklihe Geheime Nath Dr. Koch, daß die gegen Ende vorigen Monats ein- getretene leihte Spannung inzwishen wesentlich nachgelassen habe. Die Anlage sei um 140 Millionen kleiner als im Jahre 1899, um 47 Millionen kleiner als 1898; das Metall um 46 bezw. 45 Millionen stärker, die fremden (Gelder um 34 Millionen geringer als 1899, um 10 Millionen größer als 1898. Eine steuerfreie Notenreserve von 14 Millionen sei an- gesammelt, während in den- beiden Vorjahren die steuerfreie Notengrenze um 52 bezw. 6 Millionen überschritten gewesen sei. Jm Zahre 1897, in welchem es gelungen sei, den Zinsfuß von 5 Proz. vom 11. Oktober bis zum Ende des Jahres auf- recht zu erhalten, sei allerdings dic gesammte Lage stärker ge- wesen, Jndessen sei auch in diesem Jahre einstweilen kein Anlaß zur Diskontveränderung, zumal der Privatdiskont hier auf 4/Zg Proz. gefallen, auch ein Goldabfluß ins Ausland - nicht zu besorgen sei. Aus der Versammlung zeigte sih kein Widerspruch gegen diese Ausführungen. Nach- dem sodann aus Anlaß des Artikels 6 der Bank: Novelle vom 7. Zuni 1899 die Beleihbarkeit der sogenannten Kömmutal- Obligationen im Lombardverkehr erörtert worden war, wurden noch gewisse Stadt-Schuldverschreibungen zur Lombärdierung zugelassen. Auch genehmigte der Zentralausshuß die Zahlung der zweiten halbjährlihen Abschlagsdividende von 13/, Proz. auf die Neichsbankaniheile vom 15. Dezember d. J. av.

ah der Wochenübersicht der Neihsbank vom 23. November 1900 beirug dér gesammte Kassenbestand 860 927 000 (1899: 782 763 000, 1898: 814 200 000) Æ, d. i. der Vorwoche gegenüber mebr 31562 000 (1899: 4+ 15969 000, 1898: + 26 850 000) Ser Vietallbeftand von 825 847 000 (1899: 749 403/000, 1898: 780 569 000) ‘A allin hat znaenommen um 35 968 000 (1899: + 18359 000, 1898: —+ 30 334000) «A Der Beftand on Wechseln von 815594000 (1899: 949 098 000, 1898: 849 416 000) A zeigt eine Abnabme um 5981000 (1899: 5501000, 1898: 17492000) «A und der _Beständ an Lombardforderungen mit 66729000 (1899: 68567 000,

pi «tigt

1898: * 77423000) A ein solle um 7375000 (1899: 3 888 000, 1898: 8 027 000) 4 Auf diesen betden Anlage- fonten zuiammen ift also ein Rückgang um 13 356 000 (1899: 9 389 000, 1898: 25 519 000) A erfolgt. Die Position „Sonstige Aktiva“ weist eine Verminderung von 14 436 000 6 auf. Yuf vassiver Seite hat sh der Betrag der umlaufencken Noten mit 1139 973000 (1899: 1128557 000, 1898: 1113662 000) M der Vorwoche gegenüber um 37 712 000 vermindert (1899: 32 820 000, 1898: 41 9553 000) Æ, und die sonsttgen tägli fälligen Ltr ehind- lichkeiten (Girrguthaben) erscheinen mit 521 733 000 (1899 : 565 307 000, 1898; 511 703 000) /\ hoher um 36 392 000 (1899: —4- 36/476 000, 1898: —+ 44 775 000) M

(Weitere Nachrichten über „Handel und Gewerbe“ f. |. d. Zweiten Beilage.)

Theater und Musik,

Theater des Westen.

Der „Akademische Verein für Kunst und Literatur“, welcher im Januar d. J. den dankenswerthen und ‘erfolgreichen Versuch gemacht hatte, die Tragödie „König Oedipus* von Sopbokles in der mustergültigen Uebersczung dis Seheimen NRegieruvasraths Profeffors Dr. von Wilamowiz-Möllendorf} im Berliner Theater zur Aufführung zu bringen, hatte fh jeßt die vielleicht noh schwerere Aufgabe gestellt, die „Oresteia“ des Aeschylos der Allgemeinheit rähec zu bringen. In einem elnlettenden Vortrage, wrelher etnge Tage zuvor im Arghitektenhause gehalten wurde, hat der Ueberseßer darauf hingerciesen, daß die Aufiührung nicht den Charakter einec archaistischen Spielecret tragen, fondern, den praktischen Bedürfnissen der modernen Bühne entsprechbend eingerihtet, durch das wirken solle, was auf die Zuhörers- schaft aller Zeiten rein menschlich wirken müsse. Im allgemeinen ift also alles das fortgelafsen worden, was lediglich) die Zeitgenossen des DiŸhters verstehen konnten und heute nur auf ein arhäologisch8 Interesse? Anspruch hat, dann aber i die msprünglihe, den Rahmen der jeßigen Bühne überschreitende Form der Trilogie mit ihren einen allzu breiten Raum einnehmenden Chören preisgegeben worden, um das ganze gewaltige Drama ohne Unterbrehung ich vor den Auzen der Zuschauer entwideln zu laser. Der nicht leichten Aufgabe der Umarbeitung des Werks nah diesem Gesichtspunkt hatte sih der Regifseur Dr, Hans Oberländer mit anerkennenswerthem Geschick unterzogen, indem er die drei Theile ,Agamemnon“, „Die Choeploren“ und die „Eumenitiden"“ zu einem einzigen Drama yver- \{chmolz. Als Dritter im Bunde hatte dec Komponist Max Schillings wm'tgearbeitet, dessen für die Aufführung neu geshaffene Musik die Wirkungen des Dramas theils zu unterstüßen, theils bie verbindende BrüEe zwischen den einzelnen Abschnitten zu bilren und die Empfänolichkeit für die düstere Schicksalätragödie vorzuberciten bestimmt und geeignet war. Seit Wochen sind berecito alle Kräfte darangeseßt worden, um das Werk ia roürdiger Form, gut einstutiert, vorzuführen. Einige Längen machten ih tcoydem.noch bemerkbar, und der letzte Akt, „Die Euméeniden“, drückte die a eia weihevolle Stimnnung durch den etwastheatralischen, äußeren Aufbau und die durch kleine Bühnenverhä!tnisse bedingte Minder,ahl der Volksmassen etwas herab. Hier vermißte man die Orchestra, die immer: neu hinzuströmende begeifterte Merge und die Sonne Gried;ens-

stimmten Menschen ausgtießt, die ihren vecsöhnten GWöitern zujubeln. In d n Dienst der Darstellung hatten sih erste Künstler hiesiger Theater gestellt. Fräulein Luise Dumon1?s8 Darstellung der Kly- taimnestra war im Stil so vornehm gehalten, daß fie von der Größe der Antike einen Hauch verspüren ließ. Ihr warmes, volles Organ, das selbst in den Augenblicken höchster Leidenschaft seine Swhönhei® bewahrte, ibr heißes, ungebändigtes Empfinden, die Berkörperung der Todesanast in Ton vnck Geberdéen, das alles zeugte von koher Künftlersait. Als Agamennon stand ihr Herr Kraußneck zur Seite. Der resignierte, trazishe Aus- bruck, den er dem unglückseligen König, der widerstaudélos und unentrinnbar feinem Schicksal verfallen muß, verlieh, war von ergreifender Wirkung. Für die Wiedergabe der Kassandra war Frau Bertens gewonnen. Diese kluge, feinsinnige Künstlerin mit dem tiefernsten Gesihtsausdruck war für die Ge- stalt der nur Entseblihes verklündenden Seherin wie ge- hafen, und so war ihre Darstelluna von überzeugender Kraft und hohdtamatischer Wirkung. Für den Orcestés war Herr Kayßl-r ein walrhaft beg-eisterter Vertreter, ter das innerfie Empfinden dicses von dei! Göôttern als Näher bestimmten Jünglincs intensfiv zum Ausdruck brate. Zu bedauern ist nur, daß sein Organ die Anspannung zu höchster Leidenschaft nicht ertrug. Die Chorführerrollen lagen in den Händen der Herren Holthaus, Wagner und Reinhardt, die sie würdig und vorzüglih sprachen, während die weiblihe Chor- fübrerin in Frau Führing eine nicht fo vollgültige Vertreterin jand ; ébenso ließ die Elcktra in der Wiedergabe durch Fräulcin Mahn dte Fnnerlihkett vermissen. Besonders sino ferner noch zu erwähnen die Chorführerin der Eumeniden und die erste Eumentde, ausgezeichnet gesprochen ‘von den Vamén Plas&ké und Hohenstein. Die Musik wurde durch das Berliner Tonkünstler - Orchester ausß- geführt, welhes Herr Schillings persönlich und vortrefflich leitete. Für das Gelingen der Aufführung gebüyrt aber vor Allen dem Negisseur Herrn Dr. Hans Oberländer warmer Dank; durch feine sahkundige und unermüdlihe Thätigkeit ist den breiteren Massen des Publikums etne Dichtung zugänglih gemacht woiden, die zu allen Zeiten ein unvergänglih erhabenes Denkmal des Geistes antiker Größe und Sch{önheit bleiven wird, Der Beifall der Zuhörer war ein wahrhaft begeisterter, und immer wieder wurden mit den Varstellèrn der Ueberseyer, der Regisseur und der Komponist vor den Vorhang gerufen. Konzerte.

Die Neibe der Konzertveranstoltungen der ve: flossenen Wowthe eröffneten am Sonntag, den 18. November, die Herren Professor Nobert Hausmann und Nobert Kohn im Beetboven-Saal mit ihrem erstêèn Vortragsabend, welcher mit der G-moll-Sonate für Klavier und Bioloncéllo eingeleitet wurde, ein Werk, \ welches an tie Austührenden sowohl bezügli der Technik, wie der Auf- fassung große Anforderungen stellt. Leider würde der Gesanmmt- eindruck durch eiñ zu ftarkes Hervortreten des Klavterparts etwas be- einträchtigzt, ein Umstand, der fich theilweise au) noch in ter folgenden Sonate: von Beethoven (op. 102 Nx. 1) gelténd machte. Vollendet war dagegen in jeder Beziehung die Wiedergabe der lieblihen FVs-dur - Variationen von Beetbov-n über das Théma „Bet Mäñnern, welche Liebe fühlen" aus der Zauber- flôte und ‘ter Sonate in F-dur (op. 99) von Brabms mit ihrem bimmelanstrebenden, einführenden Allogro vivace: Saß. Brahms läßt in dicscm eigreifenden Werke voc unseren Blick:n förmlich eine röôllig neue Tonwelt entitehen, etwa verglehbar mit eiaem VBôölllin’schen Gemälde aus der bedeutendsten Schaffcnszeit des Meisters. Die Befriedigung des Publikuras über das Gehörte gab sich in einem wahren Beifallssturm kund.

Im Saal! der Sing-Akademie stellie fich am Montag Miß Mary Colden-Tracy als Lider|ängerin vor Sie verfügt über eine kleine, aber wohlyeshulte Stimme von syvathishem Klange, welch? in deutschen, englischen und franzöfischen Liedern gut zur Geltung lam. Ihr Vortrag licß ¿war zuweilen das Temperäment vermissen, war aber im übrigen vou angenehm beiührender SHlichthett. Ver Tenorist Herr Heinrich Bruns aus Hamburg, welcher die Konzect- aeberin unterstüyte, ift ein Sänger don glänzenden Mitteln und fünstlezisch vornebmer | Auffassungsgäbe, dem man gern wieder im Konzertsaal begegnén wud. Herr Hermaun Balle trat ebenfalls am WMozxtag în doppelter Eigéischaft, als Klavierspieler uno Kompon.st, m Saal Bechstein vor das Pablikfum. Troy gewisser Vorzüge im Einzelren vermcthte fein Spiel die Hörer aber nit zu erwärmen, denn es feblte ihai dex große Zig, das ausgep.ägt -P-r'önliche. Am meisten musikal:sches Capfiudéèn, wehn au wenig Vriginalitär, verrie?hen die eigenen

Kompositionen des jungen Künstlers, ein chromatischer Walzer und

lands, die ihren Glanz verklärend über ti: bewegten, andächtig gee -

S R E E N R i ian Ki E iCH E CM E E M

E E Es