1839 / 23 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Großbritanien und Frland.

London, 15. Jan. Es steht nun fest, daß die Eröffnung des Parlaments am 5. Februar Fsirinden wird, denn der Mi- nister des Innern, Lord John Russell, hat hon, als ministe- rieller Wortführer im Unterhause, sein gewdhnliches Umlaufés- schreiben an die dem Ministerium ergebenen Mitglieder erlassen, um sie aufzufordern, sich sámmtlih zu rechter Zeit auf ihrem Posten einzufinden: -- : E Am Sonntag ist der Prinz Eduard von Sachsen-Weimar aus dem Haag hier eingetroffen. Der Kanzler der Schaßkammer hat dieser Tage einer De- putation des Comité’s der Gesellschaft zur Abschaffung der Kir- @ensteuern die Versicherung ertheilt, daß das Ministerium sein

Möglichstes thun werde, um die Aufhebung dieser Abgabe recht Z

e ch bald zu bewerkstelligen. Bekanntlich hofft man den Ausfall durch eine bessere Verpachtungsweise der Kirchen-Ländereien zu ersien; bisher hatten aber die Minister wegen des heftigen Widerstandes der Tories die Untersuchung dieser Sache nicht sehr eifrig betrieben; von den Dissenters gedrängt, wollen sie nun gleich zu Anfange der bevorstehenden Session die Erneue- rung der ketrefsenden Untersuchungs-Kommiíssion vorschlagen.

Zu Liverpool, Aberdeen, Birmingham und in anderen be-

deutenden Städten sind für die nächsten Tag? ebenfalls Ver- sammlungen zu Beschlüssen gegen die Korngeseße angeordnet. Das Parlament wird also vermuthlih von einer großen An- zahl leYE gewichtiger Petitionen zu Gunsten riner Aenderung dieser Geseße bestürmt werden.

Die Verhandlungen in der Sache der zur Deportation verurtheilten Kanadischen Gefangenen vor dem Gerichtshofe der Queen's Bench wurden heute fortgeseßt. Nachdem der Ober- richter Lord Denman erklärt hatte, daß der gestrige Streitpunkt über die Vollmacht eines einzelnen Richters, în dringenden Fállen Habeas - Corpus - Befehle auszufertigen, hinwegfalle, da der Gerichtshof sih für dieses Recht ausgesprochen habe, hiel- ten die beiden Anwalte der Gefangenen , die Hercen Hill und Roebuck; ihre Plaidoyers , in denen sie darzuthun suchten, daß das in Kanada gegen ihre Klienten beobachtete gerichtliche Ver- fahren uicht gesehmäßig gewesen sey, da sie ihrer Ver- brehen nicht überwiesen, sondern auf ein einfaches Be- kenntniß ihrer Schuld von dem Gouverneur zur Deporta- tion verurtheilt worden seyen. Daß dies mit ihrer eige- nen Zustimmung geschehen, weil sie bei einer ordentlichen Prozedur vielleicht eines Kapital: Verbrechens für schuldig befunden und zum Tode verurtheilt worden wären, weshalb sie sich lieber diese Art von Pardonirung hätten gefallen lassen, darin wollten die Anwalte keinen Grund für die Geseblichkeit des Verfahtens finden. Der General: Prokurator dagegen be- hauptete, das Verfahren sey volllommen geseßlih gewesen, da es an Beweisen für ihre Schuld nicht gefehlt habe. Wollte man die Leute jeßt freilassen, so würden sie nichts Eiligeres zu thun haben, als nach Kanada zurückzukehren und dort eine neue Rebellion anzustiften. Der Bericht über den Schluß der heu-

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sind es, welche uns so nahe berühren, welche uns unendlich schaden werden, wenn wir unsere kritische Lage verkennen ; ja, es würde sogar unsere eigene Existenz gefährdet seyn, wenn zwischen Frankreih und uns in diesem Augenblick Feindselig- feiten entständen und wir unsere Verhältnisse nicht richtig auf- faßten.‘/ Mehrere Stellen aus den Werken Französischer Di- plomaten, fuhr er fort, bewiesen deutlich Pläne zu einer Aus- breitung von Frankreichs Herrschaft. Die gegen Spanien be: folgte Politik Englands sey eine thdrichte gewesen, indem dieses Land dadurch ganz unter den Einfluß Frankceichs geriethe. Diese Frage rege drei Sachen an: Politik, Einmischung in fremde bürgerliche Zwiste und die Vertheidigung der eigenen Handels:-Rechte. Die Spanische Regierung habe in oden Bas- kischen Provinzen Zölle eingeführt und dadurch die Privilegien eines freien Verkehrs zwischen Großbritanien und den Basken, welche seit undenklichen Zeiten bestanden hätten, aufgehoben ; dieser Gewaltstreih habe die Basken veranlaßt, sih dem Don Carlos in die Arme zu werfen; hätte England gleih im Anfang gegen die Verletzung dieser Privilegien protestirt, so wäre zwei- felsohne der jest * tobende blutige Bürgerkrieg verhindert worden; aber im Gegentheil, England habe leider eine Regierung unterstüßt, welche Maßregeln gegen ihre freien Handelsverbindungen, gegen alte Privilegien ihres Kaufmanné- standes ergrifsen hätte. Herr Urquhart {loß seine Rede mit folgenden Worten: „E€ haben mir Leute gesagt, ih sey ein ¿dvokat des Krieges; worauf ih erwiederte: den Frieden wünsche ich, aber man hat den Ausbruch eines Krieges unver- meidlih gemacht, indem man gegen alle Regeln der Politik und Diplomatie erlaubte, daß in den Nachbar - Staaten eine solche Masse Streitkräfte angesammelt wurden, die gegen Eng- land feindselig angewendet werden könnten. Diejenigen, welche den Frieden predigen und nichts gethan haben, um ihn uns zu sichern, sind es, die das Land in die gegenwärtige d Lage gebracht. Die Vermehrung der Französischen und Rus- sischen Marine ist ohne Protestation von unserer Seite vor sich gegangen. Da unser Minister der auswärtigen Angele- genheiten nichts dagegen that, so begünstigte er diese Operationen; ein solches Verfahren wärde früher in unse- rem Lande das Leben des Ministers gefährdet haben! Krieg is die unausbleibliche Folge der Handlungen jolcher, welche den Frieden im Munde führen, ohne etwas dafür zu thun. Wenn indeß alle Parteien in England sih einigen, jo können wir unsere alte Macht “wieder herstellen, und die Bri- tische Seemacht wird abermals die Herrschaft der Meere haben. Vor 1700 Jahren mache der Geschichtschreiber Tacitus die Rôömer auf die unter den Britaniern herrschenden Uneinigkeiten aufmerksam und deutete an, wie günstig die Gelegenheit sey, sie zu unterjohen. Welche Aufmunterung muß es je6t sür die Beherrscher von 2 Millionen Bajonnetten und 70 fertigen Li- nienschiffen seyn, die Uneinigkeiten unseres Landes zu benutzen !““ Herc Urguhart {loß seine Rede, welche ungefähr zwei Stun- den gedauert hatte, indem er die Gesundheit der Stadt Hull und das Wohl des Handelsstandes derselben ausbrachte. Herr

rigen Verhandlungen fehlt noch; man glaubte aber, daß die Entscheidung des Gerichtshofes erst morgen erfolgen würde. Die politischen Diners zu Ehren des betäiniteñ Herrn David Urguhart dauern noch immer fort. Kürzlich wurde er wieder zu einem Gastmahle in Hull eingeladen, an welchem 120 der dortigen angesehensten Kaufleute und Rheder, übrigens Anhänger verschiedener politischer Meinungen, Theil nahmen. Bei seinem Eintritt wurde er auf eine enthusiastische Weise von den Anwesenden begrußt. Christopher Bolton führte den Vorsis, ihm zur Rechten saß David Urquhart, zur Linken Lord F. Beauclerk. Nach beendigtem Mahl erhob sich Ersterer und brachte nach einander die Gesundheiten der Königin Victoria, der Ködnigin Adelaide und der Königlichen Familie, der Armee und Marine aus, wofür Lord Beauclerk dankte. Der Vorsißer dankte Herrn Urgquhart für die Ehre scines Besuches. Die Absicht der gegenwärtigen Versammlung, sagte er, sey, seine Meinung úber ihre Handels- Verhältnisse zu hôren, wie er sie in Glasgow und Newcastle ausge)prochen habe; auch sie wären bereit, gemeinschafcllich aufzutreten, um dafür zu wirken, ihrer Flagge die frühere Achtung wieder zu véifdafta. Er brachte sodann untec großem Beifall die Gesundheit des Gastes aus. Jest erhob sich Herr Urquhart unter großem Applaus, dankte fár das ihm geschenfte Zutrauen und hielt eine zweistündige Rede, worin er sagte, daß die angeregten Fragen: In welchem Zustande England sih befände? Welches seine Vertheidigungs- Mittel seyen? Wie groß die dcohenden Gefahren? keinesweges auf genügende Weise beautwortet wären, und da sich so häufig Besorgnisse äußerten, habe er sich aufgefordert gefühlt, über Sachen zu reden, die \o sehr allgemeine Juteressen beträfen. Englands Wohlfahrt sey ganz abhängig vom Flor seines Han- dels, eine Eigenthümlichkeit, durch die es sih vor allen anderen Ländern auszeichne; dieser Zweig könne keine Vernachlässigung ertragen, eine solche würde gleich fühlbar in allen Verbindungen Gee gesellschaftlichen Verkehrs seyn. Jn der Kaufmannschaft nglands liege dessen wahre Kraft, durch diese sey es während

300 Jahren Herrscherin dec Meere gewesen. Die Achtung, mit welcher die Briten im Auslande behandelt werden müß- | ren, könne nur durch Aufrechthaltung ihrer Rechte hervor- | gerufen werden. Man habe ihn schon vor 4 Jahren gefragt, ob er Tory oder Whig, für oder gegen die Korngeselze, der | Freund Frankreichs, der Türkei oder der Vereinigten Staaten sey, worauf er geantwortet: „Jch bin zufrieden mit England, wie es ist, mit allen Vorzügen und Gebreehen, ich beachte vor | _ Allem dessen Rechte als die eines freien souverainen Staates. Fch hege weder Sympathieen noch Antipathieen für eine oder die andere fremde Nation; ich sehe nur auf ihre Handlungen | und auf die Absichten, wodurch dieselben hervorgerufen wurden, | insofern diese einen Eiuscaß auf unser Land äußern. Mein Grundsa6 ist: Die Rechte Großbritaniens müssen erhalten und vercheidigt werden. Die Befolgung dieses Prinzips gereiche zum Bestea aller Völker, deren Freiheit in Gefahr schwebe; feine Regierung würde es je gewagt haben, die Rechte der Engländer anzucasten, wenn sie sich nicht zuvor überzeugt hätte, wie unthätig - die Wächter der Englischen Ehre seyen; er see daher jet seine __Hoffaung darauf, daß alle Kaufleute Großbritaniens sich ver- “einigten, um gemeinschaftlih dahin zu wirken, die Ehie Groß- ‘Hritaniens und die Achtung fúc dessen Rechte wiederherzustellen. Der Redner suchte nun nachzuweisen, daß Englands Interessen _durch Rußland in Polen, in ‘dér Türkei und Cirtassien beein- _trächtigt worden seyen und klagte übec das Benehmen Frank- chs gegen Mexiko, welches eine unerhdrte Ungei echtigkeit in Weltgesch thte seg er schilderte den dadurch dem Britischen efügten Schaden Britische Kauffahrer wären in “s on Franzd sischen A AiNea “angehalten wor- O nd sagte dann; „Nicht die Vorfälle in Jadien und Kanada, noch die feindselige Stimmung Rußlands brauchen ir zu fürchten, Die systematischen Feindseligkeiten Frankreichs

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M nt is

Gibson, der zweite Vorsißer, erhob sih nun, dankte Herrn Urquhart für den Toast und seine Rede, freute sih, be- merken zu können, daß, nach den Zoll-Listen zu urtheilen, im vorigea Jahre der Handel von Hull zugenommen habe, und brachte nah einer Rede den Toast aus, „alle Kaufleute Groß- britaniens möchten zusammentreten, um zum Besten des Hans dels und für die Achtung seiner Flagge zu wirken.“ Sire Buckton sprah über die Verbesserungen, welche im Marine- wesen cingefährt werden müßten, und brachte einen Toast auf die Gesundheit des Lord Stratford Canning und des Admiral Napier aus. Herr George Fyler sporach über die freund- schaftlihen Gesinnungen, welhe das Oesterreichische Kabinet fär England hege, und wié dasselbe seic geraumer Zeit eifrig dahin strebe, das Europäische politische Gleichgewicht zu erhal ten und eben sowohl die Gebiets: Ausdehnungen Frankreichs als Rußlands zu verhindern. Demnach brachte er die Gesundheit des Försten Metternich und Oesterreihs aus. Herr Francis sprach über Cirkassien, als eines der Bollwerke für Englands Herrschaft in Ostindien, und brachie einen Toajk auf die Unab- hängigkeit der den Kaukasus bewohnenden Völker aus. Nach einigen anderen Toasts wurde um 12 Uzr die Tafel aufgeho- ben. Die Reden hatten d Stunden gewährt.

Aus Lissabon erfährt man, daß die Herzogin von Pal- mella, die sich so plôslich von Paris entfernr hatte, in der Hauptstadt von Portugal angekommen war, um die Frage über die Gültigkeit der Ehe des Marquis und der Marquise von Fayal dem dortigen obersten geistlichen Gerichtshofe zur Entscheidung vorzulegen.

Mit dem „Siddons“/, welcher am 26sten v. M. von New- York ábsegelte, hat man neuere Zeitungen von dort erhalten, in denen sich Nachrichten aus Kanada bis zum 21. Dezember befinden. Der Mayor und Gemeinde-Rath von Toronto hat- ten in Bezug auf die in der Jahres: Botschaft des Pcásidenten Herrn van Buren enthaltene Aeußerung, daß in verschiedenen Theilen von Kanada wieder Unruhen ausgebrochen seyen, eine Adresse an den Gouverneur von Ober - Kanada, Sir George Arthur, gerichtet, in welcher sie ihn um Aufschluß darüber er- suchten, wie es sich mit dieser Angabe verhalte. Der Gouver- neur antwortete, es sey ihm nichts von solhen Unruhen be-

| kannt, und er habe daher an den Britischen Gesandten in

Washington geschtieben und ihn ersucht, den Präsidenten auf die Ungenauigkeit jener Aeußerung in seiner Botschaft auf- merksam zu machen. Mehrere Kanadische Zeitungen ent- halten Berichte úber die angeblihe Ermordung Sir Allan Macaab's, der sich in den Kämpsen gegen die Aufrührer so ausgezeichnet hatte; indeß wird noch an der Authentíi- zitäet dieser Nachrichten gezweifelt. Ein Unteroffizier und zwei Gemeine, die in dem Quebeker Gefängniß, aus welchem die AÄnsurrectionis - Häupter Thaller und Dodgvo entflohen, in der Nacht ihrer Flucht Wache hielten, waren der Mitwissenschaft um deren Entkommen schuldig befunden und zum Tode ver- urtheilt worden. Aus dea Vereinigten Staaten wird wenig Jnteressantes gemeldet. Zu Harrisburgh in Pennsylvanien waren die Zwistigkeiten zwischen den beiden Hauptparteien noch immer nicht ausgeglichen. Es bestanden daselbst jeßt zwei völlig getrennte geseßgebende Versammlungen, die sich beide für die rechtmäßigen ausgaben und einander bekämpften. Man glavbte, es würden, um diesen Streit ein Ende zu machen, neue Wah- len angeordnet werden. Jn New-Yorker Briefen wird berich- tet, daß mehrere Britische Kriegsschiffe auf der Fahrt nach der Mexikanischen Küste bei Barbadoes angelangt wären.

Aus New-Orleans schreibt man: Die Föderalisten in Tampico werden vom General Urrea, der die Reise von Guay- mas dahin verkleidet machte und sich so in die Stadt \{licch, kommandirt; übrigens sind sie durch die Generale Cos und. Ca- nalizo eng eingeschlossen und erwarten mit Ungeduld Hülfe von

Franzdsischen Kriegsschiffen, General Cos hatte das Fort in

gut

und an der Ausmúándung des Flusses besebt, gestattete indeß Communication mit dem Englischen Paketbgpot zur Auswechse- lung der Briefe und Einschiffung von Köntanten. Was die Conducta von §00,000 Dollars betrifft, welche zwischen San Luis de Potosi und Tampico bei Santa Barbara angehalten und wieder nah San Luis zurückgebracht wurde, sah die Mexikanische Regierung, in Folge ernstlicher Gesuche der auswärtigen Diplos- maten, sich veranlaßt, dieselbe nah Guanojuato und Zacatecas zurückgehen zu lassen und jedem Verlader das Geld wieder zu- zustellen. Die Jnteressenten haben wegen Zeitverlust und Ris siko dadurch 3pCr. Unkosten mehr. Die Franzosen haben nun das wegen seiner günstigen Lage und bedeutenden Vertheidis gungéöwerken früher für unüberwindlih gehaltene Kastell San Juan d’Ulloa zerstört und eingenommen; wäre es von guten Artilleristen vertheidigt gewesen, so hätten die Französischen Bombarden und Kriegtfahrzeuge nicht so unbeschädigt von den Dampsschifsen zwischen die Felsriffe geführt werden, sih vor Anker legen und Wurfgeschäß schleudern können, wie sie es ges than haben. Durch glühende Kugeln, Bomben und Raketen hätte, man sie vom Kastell aus zerstört. Obgleich das Kastell von den besten Artilleristen des ganzen Landes vertheidigt war, so erwiederte es dennoch das Bombardement auf eine höchst unvollfommene Weise. Die Zerstörung dieses kostbaren Werkes ist ein neuer interessanter Beweis für die Belagerungskunde, welche furchtbare Wirkungen eine wohlgerichtete Artillerie gegen die stärksten Mauern haben kann. Dieses Bombardement muß von sehr wichtigen Folgen seyn. Was wird man dazu im Kons- greß zu Washington sagen? Was wird Lord Palmerston dar- über im Parlament hôren müssen? Da Mexiko ein schr wich- tiges Land für England ift, so hätte der Britische Einfluß da- selbst bedeutender seyn müssen, nicht allein um seinen Búrgern mehr Achtung und bessere Rechte zu verschassen, sondern um die unglückseligen Bürgerkriege zu verhindern. Die Mexikaner verließen sih zu sehr auf Hülfe von England, allein sie glaub- ten früher auch nicht, daß dieses zugeben wärde, daß einige hundert fremde Kolonisten, unterstüßt von Abenteucern aller Nationen, in Texas einen neuen Sklavensiaat bildeten. Es gelang den Meyxikanern nicht, die Unterhandlungen ferner in die Länge zu ziehen; jeßt fommt die Engliche Escadre zu \spát; die Jnter- vention hâtte früher kommen müssen.

Der Hafen von Veracruz is vorläufig auf § Monate un- ter Französischer Obhut; in demselben durften früher niemals fremde Kriegsschiffe ankern; witd der Englischen Eskadre ge- stattet werden, daselbst Schuß gegen die Nordstürme zu suchen? Die Blokade hat nur für das Französische Veracruz aufge- hdrt; wer wird daselbst den Seezoll haben, und wer die Reve- núen erheben.“

N Ed eln de

Aus dem Haag, 16. Jan. Ein hiesiger Korrespondent sagt im Handelsblad, daß wohl kaum zu glauben sey, die Französische Regierung werde die Vorschläge, die Belgien jeßt zu einer Geld-Entschädigung für die abzutretenden Gebietstheile machen lasse, ernstlich unterstüßen; denn unmöglich könne Franfk- reich die Deutschen und die Holländer für so verblendet halten, daß sie bereit seyn sollten, für einige Millionen in die Abtre- tung eines Gebietes zu willigen, welches, aus einem militairis hen Gesichtspunkte betrachtet, sür die Sicherheit der Einen, wie der Anderen, so wichtig sey. Namentlich sr die Verthei- digung der Holländischen Gränze sey der Besis des rechten Maas-Ufers von unberechenbarer Wichtigkeit. Der Korrespon- dent macht ferner auf eine Stelle in der Rede des Französischen Deputirten von der äußersten Linken, Herrn Mauguin, aufs merksam, welcher ganz ofen ertflärt habe, daß die Limburgischen und Luxemburgischen Gebietstheile für Belgien selbst allerdings weder in finanzieller noch politischer Hinficht einen großen Werth

| hâtten, daß jedoch Frankreich in seinem eigenen Interesse

darauf halten müsse, daß diese Gegenden mit Belgien vereinigt bleiben. Jn diesem offenen Bekenntnisse lägen demnach für Deutschland und Holland Motive genug, sich durch keinerlei Geld-Entschädigung jene Gebietscheile entfremden zu lassen.

Belgten.

Brüssel, 16. Jan. - Unsere Blätter sind voll von Berich- ten (úber die Bewegungen der Holländischen Armee. Jede kleine Veränderung, welche dieselbe an der Gränze vornimmt, wird mit der größten Aengstlichkeit bewacht und zu Protokoll genommen , gleichsam als besorgte man eine Wiederholung des Ueberfalles vom Jahre 1831. Besondere Wichtigkeit wird dar- auf gelegt, daß zwei Bataillone von den Kerntruppen, welche die Citadelle von Antwerpen so tapfer vertheidigten, wieder dicht an der Belgischen Gränze, und zwar nicht weit von dem Lager von Beverloo aufgestellt seyen. Man will sogar bemerkt haben, daß die Holländer bereits ihre Lanzen, Säbel und Bajonette scharf machen.

Das Hauptquartier des General Magnan, welcher die Belgische Vorhut kommandirt, befindet sich jeßt in Beverloo. Die zweite vom General Goethals befehligte Division soll si nach der Campine begeben.

Gent, 14. Jan. Eine Versammlung von Republikanern, welcher der sogenannte Reformer Kats beiwohnte, fand gestern in der Schenke „zu den vier Säulen“/ statt. Nur mit Einlaß- farten versehenen Personen wurden zugelassen; Unruhen und Stdrungen sind nicht vorgekommen. Ueber den Inhalt der Verhandlungen verlautet jedoch noch nichts.

Der Courrier de la Meuse meint, die Belgischen Zei- tungen seyen doch gar zu plauderhaft; sie erzählten dem Feinde nicht bloß, welche Stellungen unsere Truppen einnehmen, son dern auch, wie diese Stellungen in militairischer Hinsicht be- schaffen sind. Am Ende können sich unsere Gegner Mühe und Kosten sparen, um dergleichen zu erkundschaften ; sie brauchen bloß unsere Zeitungen alle zu lejen, um vollkommen unterrichtet zu seyn.

Dänemarf.

Kopenhagen, 14. Jan. Am Tten und Sten d. haben wir hier einen orfanartigen Sturm erlebt, wie ihn sich die áltesten Leute kaum in solcher Wuth erinnern; an mehreren Stellen der Stadt wurden die Fenstersheiben von der Gewalt des Windes eingedrüct, und eine Droschke ward mitten im Fahren umgeworfen. Indeß ist der Hafen selbst mit den darin

eborgenen Schiffen unbeschädigt geblieben, was leider nicht zu Helsingör der Fall war, wo der süddsilihe Arm des Hafen- dammes von dem Andrang der See bedeutend gelitten hat, und beinahe das ganze Bollwerk fortgerissen ist. Gegen Abend brach dort die See so gewaltig über das Steinwehr, daß sie runaye his zum Wachthause vordrang; ein nicht weit vom Ufer belegenes Hintergebäude, obschon stark mit Steinen gegen die See dossirt, is ein Raub der Wellen geworden und das

Lappe Ole Sörstrom mit seinem Sohn und noch einem Dritten

© hinüber.

* und ihrem nahen Tode entgegensahen.

? fich darauf mit Múhe nach einer kleinca Anhdhe,

Gebäude des Lootsen-Büreaus beinahe ganz unterminirt, der Weg nach Schnekerstein aber überall aufgewühlt und nur für Fußgänger noch zu passiren. Leider sind auch ein paar Men- schen bei diesem Sturm verunglückt; eine gewaltige Sturzsee wälzte si nämlich plôhlich über den Steindamm des Hafens zu Helsingdr und dessen vier Fuß hohe Brüústung hinweg, und \chleuderte drei dort hinten gehende Matrosen in das innere Hafen: Bassin, so daß' zwei davon ertranken und nur Einer mit vieler Mühe gerettet werden konnte.

Nach einem Schreiben von Tromsoe in Norwegen hat ein Paar dort wohnender Lappländer im vergangenen Herbst ein eigenthümliches hartes Geschik auf dem Meere betroffen; der

aus der Gemeinde Carslsd begaben sich nämlich nach Finnmar- ken, um dort ihr Glück auf der Jagd zu versuchen, namentlich um Fischotter zu fangen. Von dec Arbeit ermüdet, landeten sle eines Tages an einer kleinen Jnsel im Blocksiord, wo sie sich durch einige Stunden Schlaf zu stärken und zu erholen beabsichtigten; das Boot konnten sie nicht auf's Land ziehen, weil das Ufer steil und felsigt war, glaubten es aber hinreichend zu befestigen, wenn sie den kleinen Anker hinter einen etwas vorspringenden Stein legten. Während sie indeß in ruhigem

Schlafe lagen, spielte ihnen der Wind einen schlimmen Streich, |

indem er sih pldblih nach einer anderen Seite drehie; das

Boot bekam dadurch eine andere Richtung, das leichte Anker

\{chob sich zurück und fiel von dem glatten Felsen herab in die | See, welche dort so tief war, daß es den Boden nicht erreichen |

konnte. Die Leute erwachten, allein ehe sie bis zum Wasser

einer vom Winde gesicherten Ausbucht fesistellee. Beide kleinen

Inseln waren unbewohnt; s{chwimmen konnten die Leute nicht, | und alle mitgenommenen Lebensmittel befanden sih in dem da- |

vongegangenen Boote; ihre Lage war daher um so mißlicher, da es auf der Insel weder Wild, noch Früchte oder Bäume In der Erwartung, bald irgend ein anderes Boot zu |

ab. Gefichte zu bekommen, waren sie anfangs noch guten Muths, |

Und suchten ihren Hunger mit einem dort wachsenden sauren Seegras zu stillen; da sich indeß weder am ersten, noch am zweiten Tage ein fremdes Boot erblicken ließ, wurden sie über ihr Schicksal sehr unruhig; der Hunger plagte sie immer mehr,

und mit Sehnsucht blickten sie nach ihrem eigenen gegenüber-

liegenden Boote, und den darin befindlichen Speisekörben Die Noth macht erfinderish; sie brachten eine große Menge dort wachsenden Schilfs zusammen, banden folches Büschelweise cinem von ihnen um den Leib und

unter den Armen, um sich so im Wasser oben zu erhalten und | vom Winde nach der jenseitigen Insel hintreiben zu lassen; der |

Versuch mißglücfte aber, weil das Schilfrohr nicht im Stande war, den Körper über Wasser zu erhalten, und mußte daher wieder aufgegeben werden. Da sie nun \chon mehrere Tage auf der dden Jnsel zugebracht hatten, auch kein Seegras zur Stillung ihres Hungers mehr zu finden war, wurden sie |0 abgemattet, daß sie alle Versuche zu ihrer Rettung aufgaben / Es war am zehnten Tage nach ihrer Ankunft, als Ole Sdörstrom ganz entkräftet in einen todesähnlichen Schlummer zuerst dahinsank; die andern Beiden hielten ihn auch bereits für todt. Sein Sohn schleppte

nabm sein Gesange und Gebetbuch in die Hand und bat den Alimächti- gen um Kraft und Muth in seiner lezten Stunde, wenn es

der Vorsehung nicht gefallen solte, ihn von diesem fürchterlichen

Tode zu befreien. Er warf noch einen Blick nah dem Meere, und siehe da, 0, Freude ohne Gleichen! es zeigt sich ein Boot ín nicht gar großer Entfernung. Sein Rufen und Ge- schrei erweckte auch den Vater wieder aus seinem Todes\chlum- mer; alle drei bemerkten sie, wie sich jenes Boot immer mehr der kleinen Jnsel näherte; {on versuchten sie, sich durch Rufen und andere Zeichen den Leuten in jenem Doote zu erfennen zu geben, welche sie auch wirklich gewahr wurden, aber dann plöblich umwendeten und aus allen Kräften davonruderten. Man denke sich die Verzweiflung der drei Unglücklichen, die so ibre legte Hoff nung dahinschwinden sahen; allein die gütige Vorsehung wachte dennoch über sie, denn nach einer furzen Weile hielt daë fremde Boot an, die darin befindlichen Leute stußten, schienen sie ge- nau zu betrachten, und famen dann langsam herangerudert, um ihre verhungerten und ganz entfräfteten Landsleute aufzunehmen. Der Grund, weshalb sich das Boot bei ihrem ersten Anblicke ertfernt hatte, war Aberglaube, weil sie die freilich gespensterar- tig genug aussehenden Gestalten fär böse Geister dieser wüsten Insel gehalten hatten. Durch sorgfäjtige Pflege und stärkende Nahrung kamen alle drei bald wieder zu Kräften, und kehrten zu den Zhrigen zurück, welche sie bereits als verunglückt be- trauerten. Deutschland.

“Hannover, 18. Jan. Die amtlichen Nachrichten der Hannoverschen Zeitung enthalten nachstehendes Nesfript des Königs an den Magistrat zu Osnabrück: A

„Unser Staats- und Kabinets-Minister hat Uns denjenigen un-

- terthänigsten Bericht des Magistrats zu Oénadrli vom Sten d. W. vorgelegt, womit zwei Rechtsgutachten der, die Berbindiichkeit der Obrigfkeiten zur Beitrcidung der Steuern cingesandt worden siad. Bir haben daraus, so wie aus der auf Unseren Befehl von Unferem Landdrosten Grafen von Wed-l gegen die Miiglicder cures Kollegiums deßfalls geführten Untersuchung mit Befremden entnehmen müssen, daß von euch bei auswärtigen Rechtégelehrten cine Belehrung darüber begchri worden iß, „ob ciae Obrigfeit im hiesigen Köutgreiche nach dem 1jlen d. M, falls cine Stände-Versammlung uach dem von Uns für erloschen erfläcteu Staats-Grundgesege vom 26. September 1833 nicht berufen würde und die Steuern bewilligte, berechtigt und verpflichtet sep, diein den Stzuergefcuen vorgesch-iebene Hüife zur Beitreidung sowohl der direften als indireften Steuern zu leisten?“ Es ist miihia cin Guts achten auswärtiger Rechtsgelehrien von euch darüber verlangt wor- dén „cb ibr den Geseyen des Landes, Unseren Anordnungen und den Vorschriften der höheren Berwaliungsbehörden Folge zu leisten ver- pslichtet wäret, und somit der Gehorsam in Zwetfel und Fraze gestelit, welchen ihr Uns als euren Landes- uno Diensiberrn schuldig sevd!// “Dieses mit uichts zu entschuidigende Verfahren erscheint aber um so pilihtwidriger, da wie thr selbst nicht verkenuêèn möget bei Leisiung der in den Stenergesegen vorgeschriebenen Hülfe zur Beitrci- bang sowohl der direkten als indirekten Stenern nur eure Eigenschast als Staatsdicuer in Betracht kommt, und den lehteren niemais die Befugniß eingeräumt werden kanu, über den Umfang ihrer Dicnsipfliht von unbecrufenen Ausläudern sich Belehrung ge- ben- zu lassen, vielmehr bei eintretenden Zweife!n die Anwei- sunz der anzugchenden vorgescißteu Dienslbcbörde allein die Richtschnur für das zu beobachtende Verfahren ertheilen muß. Ju dem vorliegeuden Falle wird euer Verschulden noch dadurch erhöht, daß, wiewohl es genugsam zu Tage liegt, daß eine Veröffentlichung der von euch anfgesellten unbegründeten Yiveifel zu pflihtwidrigen Stener - Verweigerungen häite Anlaß geben können, ihr ench nicht eutschen habt, diese Zweifel ohne vorherige Aufcage bei der Dber-

heruntersteigen konnten, haite sich das Boot {on vom Ufer | tische Folgerungen gezogen werden fonnten, so hätten Wir doch mit “entfernt, und trieb nach einer, etwa einen Büchsenshuß weit | gegenüber liegenden kleinen Insel hin, wo es sich endlich hinter |

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Behörde auswärtigen Rechtsgelehrten selbst obne diesen besondere Verschwviegenbc t zur Piliht zu machen mitzutheilen. Ju curem Berichte vom Z5teu d. M. ist von euch darauf angeteages worden, daß cin ausdrücélicher, in gehöriger Form erlaffener efehi des Ober- Steuer- Kollegiums in Anschung der Beitreibung der Steuern cuch von der Verantwortung befreien und solche auf die befchlende Be: hörde übertragen möge. Dieser Antrag erscheint durchaus unzuläsfig, indrm wie ihr se!bst nicht verfenuen möget eure Pflicht dierxunter völig fesisicht, und daneben die unter Ernähvung der ordnuugsmäßigen Zustimmuoug der Stände - Versamniläng des Königreichs ergangene Befann¿machung Unseres Finanz- Miuisterii vom 9. Juni v. T. die für das Fahr vom 1. Juli 1838 bis dabin 1839 zu erlegenden Steuern betreffeud, cuch zur Unabweihlichen Norm gercicheu muß. Zugleich müssen Wir euch Unser gerechtes Mißfallen wegen eines Antrages zu erfenuen gebeu, welcher bezweckt, Unseien Staats- und Kabinets-Mi nister zu veranlassca, die Bestimmungen des §. 161 dcs von Uns für erloschen crflärten Staats-Grundzesewes wieder in Anwendung zu bringen. Ferner haben Wir zu Unserem großten Befremdem aus eurem m:brerwähntcn Berichte vom sten d. M. ersehin müscn, daß ibr feine Scheu gctragin, die B:hauptung aufzustellen, der Rechts- punft rüfsichtlich des Foribecstehens des von Uns für erloschen erflär ten Staats-Gruudgesetßes scy zu unzweifelhafter Gewißheit erhoben. Diese Behauptung ägt sich auf die von euch eingelieferten Gutachten der Juristen - Fakultäten zu Heidelberg und Jena. Wenn nun die erwäknten Gutachten, ganz abgeschen vou den übrigens unu- ¡utrefenden Deductionen, {ho uu deßreillen, in so weit sie sich über die Aufh:bung des vormaligen Staats-Grundgeseges verbreiten, feinen Werth baben, da sie lediglich arf den Grund einer vou euch entworfen:n, die unterliegenden fafiischen Verbältuisse mangelhaft und cinscitig darstellenden species facti abgegeben sind und aus feh- lerhafien Prámisseu auch nur falsche, ohnehin größtentbeils bypothes

Zuversicht crwarten mögen, daß ihr, in pfllihtwäßiger Unterordnung eures cigenen Urthcils, unter eure amilie Stellung es nicht würdet wagen können, cs auszusprechen, „der uach eurer irrigen Ansicht fest- acstellte Rechtspunft sey zu unzmweifelyafter Gewißheit ehoben.“ Dicse eure Aeußcrung verleßt ab¿r die Uns schuldige Ehrfurcht um {o mehr, da euch cit unbefannt ist, daß Wir uach langer sorgs fältiger Prüfuug aller Verhältnisse Uns bewogen gefunden haben, das Uns weder in formeller noch materieller Hinsicht bindende Staaté- Grundgescß für erloschen zu erklären. Hiernach werdet ihr selbst er- wesseu, weshalb Wir eure Vorsiellung vom 18. Januar v. N: eie B:antwortung nicht für werth haben halten können. Endlich habt ihr, mit gänzlicher Nichtachtung der der Königlichen Majeftät schul- digen Ehrerbictung, eure schon erwähnte Ansicht ôber den Recht ss punft als cine so anerkannte Forderung des Rechts darzustellen cuch nicht gescheut, daß ihr es als Verlegung der Unterthanentreuc anschet, wenn ihr einen Zweifel laut werden ließet, „als ob Wir Uns dem Rechte entziehen würden.“ Unter dem Recht kaun hier augeufállig nur die furz vorher hervorgchobene, angeblich anerfannte Forderung des Rechts gemeint, mithin auf die Wiederherstellung des erloschenen Staat s- Grundgeseßes mit der Andeutung hingetwiesen sevn, „daß durch dessen Nichtwiederherstelung Wir Uus dem Rechte entziehen würden.“ Wir geben euch Über solch frevelhaftes Beginnen und folhe Anmaßung nicht allein Unsern gerechtesten Unwillen biermit zu erkennen, sondern behalten Uns auch wegen eures gesammten in dem Vorsichenden von Uns gerügten Verfahrens ausdrücklich vor, die den Umsiänden an- gemessenen Maßregein zu seiner Zeit zu treffen. Hannover, den 15.

Ranuuar 1839. (unterz.) Ernst Augu st|. G. Freih. v. Schelle. An den Magislrat in Osnabrück.

L talien.

Rom, §8. Jan. (A. Z.) Auf dem Ball, welchen gestern Abend der Russische Gesandte, Herr von Potemkin, dem Groß- fürsten Thronfolger von Rußland gab, war die ganzo fashio- nable Welt Roms versammelt. Der Prinz, der viel tanzte, fáährte zur Freude aller Anwesenden- die Masurka mit großer Gewandtheit aus. Der Papst, welcher dem hohen Gast auf alle Weise seinen hiesigen Aufenthalt angenehm zu machen sucht, wollte ihm das imposante Schauspiel der Kuppelbeleuchtung von St. Peter veranstalten, was aber, wie einige andere Fefte im Freien, wegen der unbeständigen Witterung wieder aufgegeben wurde. Dafür wird er übermorgen dem Prinzen ein Dejeu- ner ín dem Pavillon im Garten des Vaticans geben eine Auszeichnung von Seiten des Papstes, welche gewiß wenigen Monarchen , die Rom besuchten, zu Theil geworden ist. Die Abreise des Prinzen soll auf den 17ten d. festgeseßt seyn. Wie wir hören, wird er in Neapel und der Umgegend nur zwei Wochen bleiben und dann hierher zurückehren. Ob er den Karneval hier zubriugen wird, hängt von den Nachrichten ab, welche man aus St. Petersburg erwartet. l

Für die am 2ten d. in Pisa verstorbene Prinzessin Marie von Orleans soll hier am nächsten Freitag ein durch die hiesige Französische Botschaft veranstaltetes solennes Seelenamt in der Nationalkirche S. Luigi dei Francesi gehalten werden, wozu die hohe Geistlichkeit, das diplomatische Corps und die ersten Personen der Stadt geladen sind.

Der Bischof von Algier fand hier die feierlihste Aufnahme und predigte oft vor zahlreicher Versammlung. Bei seiner Ab- reise erhielt er nachstehendes Schreiben vom Papst:

„Hochwürdiger Bruder, Gruß und apostolischen Segen. Mit Verguügen nehmen Wic immer dicjeuigen Unserer hohwürdigen Brü- der auf, welche hierher fommen, die heiligen Gräber der Apostel zu besuchen, dem heiligen Stuhle das Zeichen 1hrer Unterwöürfigkcit selbst zu bringen, und an dieser Quelle die Hülfe und den Rath zu holen, deren sie zur Erfüllung ihres bischöflichen Berufs bedürfen. Eine ganz besoudere Freude gewährt Uns jedo Deine Gegenzart, ho: würdigster Bruder, der Du durch so ausgezeichnete Weife Deine sel- tenc Frömmigkeit bewährtest, und den Wir der Kirche zum Dberhir- ten gegeben, deren Hersleliung in der Stadt Algier Wir dem Eifer und der Freigebigfeit Unseres oelicbiesten Sohnes in Jesu Christo, Ludwig Poilipp, dem allerchrisil:chstcn- Könige von Araufkreicz, ver: danfen. Da Du im Begriffe sieht, nach Deinem Sißze abzugehen, übergeben Wir Dir einige Geschenke für Deine Kathcdral - Kirche, welche dem heiligen Apostel Philippus gewidmet seyn sollen. Diesels bea bestehen in dem Magel der zweiten Fußgche/ welche von den ge- heiligten Ueberrésten desselben heiligen Apostels abgeschnitten worden, und einem Stückczen der Gebeine des heiligen Augustin, Bischofs von Hippo, dessen Kirche, so berühmt chedem, innerbalb der Diö- zese, welche Dir anvertraut worden, ferner in einem silbernen ver- goldeten Reliquien - Köstchen, um darin die erwähnten Reliquicn anf dem Altar auszustellen; endlich in einem goldenen Becher mit cinem silbernen Schaft uud Fuß und einem goldenen Kelchschüssel: chen. Durch diese frommen Gaben wollten Wir Dir ein besoude- res Zeichen Unserer Neigung für die Kirche von Algier geben. Das fostbarsie Geschenk abcr maheu Wir ihr mit Dir, dessen Gegen- wart der zur Zeit in jenen Gegenden noch so schwachen Heerde Yesu Christi zum großen Trost gereichen wird. Eia weites Feld is Deinem religiösen Eifer dort aufgethan; es umfaßt deu ganzen Um- fang des vormaligen Reiches Algier, wo in den ersten ahrhunder- ten eine so große Zahl christliher Kirchen blühten, die später unter der Herrschaft der Ungläubigcn solche Verheerungen erlitten, daß faum einige Spurea der chrisilichea Bn mehr übrig waren, welche ciner früheren Epoche, als der, welche die neuere Ordnung der Dinge berbeigeführt, angehörten, So nimm decun, hochwürdigster Bruder, im Augenblicke Deines Abgaugs nach dem Theile des Wein- bergs des Herrn, der so lange iu irauriger Verödung schmachtet, das Schwert des Glaubens, welches das Wort Gottes is, und lege mu- thig die Hand an den Pflug, Schärfe Deine Sichel, um das Un- fraut mit der Wurzel auszurotien; streué den guten Samen aus;

nimm ihn iu Deiue sorgsame Obhut, damit er, befeuchtet vom Thau

S U E T Ea E T T A E L:

hbimmlischwer Gnade, reichliche Früchte de i j ge. Unser Vertrauen L S Volt E ee e der katholischen Wahrheit sich fortoflanzen werde auch auf andere Theile Afrif&s. Die Fürbitten der beiligen Bischêfe Coprian, Augustin, Ful- gentius und der anderen Heilioen, die in diesem Welttheil vor Zeiten durch ihre Wissenschaft und Tugend oder das Blut, das sie zum e ihres Giaubens vergessen, geleuchtet, werden hierzu Las hrige beitragen. Darum, bohwüÜürdiger Bruder, sey guten Mutbs und obne Dir selber eiwas zuzuschreiben, aber stets auf Goites Macht und Güte bauend, arbeite als cin wackerer Streiter J:\u Chrisi, und unter ali’ den Schwierigkeiten, mit deuen Du zu kämpfen haben wirst edenke der Kroue, die denen verheißen iß, welche bis ans Ende aus. arren. Was Uns betrisfi, so wollen Wir, so unwlidig Wir auch find, doch nit aufhôren, Gott durch die Verdienste scincs Sohnes, des Erlösers der Welt, zu bitten, daß er dem Samen, den Du mit sciner Hülfe ausstreuen und begießen wirst, gedeibliches Wachstbum verleihe. Endlich crihcil:n Wir Dir zum Beweise Unseres b: sonderen Wohlæollens noch Unseren aposiolishen Segea, weichen Wir Dir er- lauben, in Unjerem Namen den Dir bcigegeben Priesiern und der Heerte von Algier mitzutbeilen. Gegeb:n zu Rem, deu 24. Dezeme ber des Jahres 1838, im achten Unscres Poniifikaté. Gregor XV(.“ Rom, 10. Jan. Das Diario meldet: „Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst - Thronfolger von Rußland nimmt mit großer Wißbegierde alle Sehenswürdigkeiten unserer Hauptstadt in Augenschein. Höchstderselbe wird überall mit der Achrung aufgenommen, welche Seine Güte und Herablassung, so wie der hohe Rang, den Er in der Europäischen Familie einnimmet, fár Jhn in Änspruch nehmen. Der junge Priuz hat seine höchste Bewunderung nicht bloß für dasjenige gezeigt, was er von den berühmten Kunst- und Alterthums-Schäßen im Vati- fan und im Capiwl gesehen, sondern auch fúr die neuerstehende Basilika von St. Paul, welches Gebäude Er mit besonderer Aufmerksamkeit besichtigte, so wie für. das berühmte fromme Etablissement von St. Michael zu Ripa, das ebenfalls in allen seinen Theilen durhwandert worden. Ge. Kaiserl. Hoheit hat mehrmals durch die Personen, die Jhn empfangen und begleitet haben, in sehr anerkennenden Worten seine lebhafte Freude ge- gen Se. Heiligkeit den Papst ausgedrückt, welcher Alles belebt und beschükt und mit glänzender Freigebigkeit die Sammlun- en ausstattet, wehe der Religion, den Wissenschaften und den Künsten so großen Nutzen gewähren.“

' Spanien.

Saragossa, 9. Jan. Der General Ayerbe is noch hier. Gestern unternahm seine bei Cariñnena gelagerte Division unter Anführung des Brigadiers Mir eine Bewegung nach Daroca hin. Eine Brigade soll abgesandt werden, um einen von Ma; drid erwarteten Munitions : Transport zu eskortiren, während die andere Brigade sih bei Daroca aufstellt, um die Bewe- gungen Llangostera's zu bewachen, der sich mit vier Bataillonen und drei Schwadronen in Oliete befindet, und, wie man glaubt, die Absicht hat, die Ebene von Bello zu besehen und das Con- voi anzugreifen. Man erwartet hier noch sechs Bataillone von der Nord-Armee.

Sn.

Berlin, 22. Jan. Das 2te Stü der Gesez-Sammlung enthält nachstehende Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 22. De- ember 1838, die anderweite Feststellung der Kompetenz - Ver- ältnisse zwischen dem Ober- Appellations, Senat und den übri- gen Senaten des Kammergerichts betreffend:

„Da die Bestimmungen der Verordnung pon 14. Dezember 1833 über das Rechismittel der Revision und der Rihziigfcits-Beschwerde eine anderweiie Feststellung, der Kowmpetenz-Verhäitnisse zwischen denr Ober. Appellations-Senate des Kammergerichts und den übrigen Se- naten desselben nothwendig machen, so will Jch, auf Jbren Bericht vom 3. November d. X., die Wiederbersteluwg der früheren Verfas fung in der Art genehmigen, „daß der Ober-ÄAppellations-Senat der Regel nach in allen zur Entscheidung des Kammergerieh1s géelangen- den Civil - Prozeßsachen das Erkenntniß zweiter Rustauz abzufassen hat.‘ Ausgenoumen bieroon bleiben nur:

1) die Bagatellsachen, iu soweit fie nit in einem Koufurs - oder erbschaftlichen Liquidations- Prozesse vorkommen und die Feits stellung der Passivmasse, die Rangordnüng: der Gläubiger oder die Distribution der Masse betreffen, in welchzen Fällen das Er- kenntniß zweiter Nnflanz ohne Unterschied des Gegenflandes dem Ober: Appellations: Senate zustehen foll; díe Injuriensacheu ; die von den Unatcrgerichten eingeheuden Schwängeruntgésache1, sofern nicht etwa gleichzeitig auf Volziehung der Ehe oder auf Veilcgung der Rechte einer geschiedenen Ehefrau gcflagt wor- den und hierüber au uo in der zweiteu Justauz zu erfcunen it; und 4) die Streitigkeiten zwischen Herrschaft und Gesiude (fo weit diese

Sachen nicht an die Polizei-Behörden gewiesen find).

Damit jedoch feine Geschäfts: Ueberhäufung eintrete, sol der Dbers-

Appellations -Senat von der Abfassung der Erkenntnisse zweiter Ju-

ftanz in allen Kriminal- und fisfalishen Untersuchungssachen, iu des

nen cin Untergericht in ersier Xnstanz erkannt hat, entbunden wer- den, mit Ausnabme folgender Fälle: a. wenn das Urthel ersier Fustavz von dem Kriminal Senate des

Kammergerichts oder von dem Justiz-Minister bestätigt worden is;

b. wenn Hochverrath, Landesverrätheret, Aufruhr, Majesiätsver- brechen gegen den Landesherrn und die Mitglicder des König- lichen Hauses, Münzverbrechen, Dieustvergeven der Beaaten, wegen welcher auf Cassation erkannt worden, Ducll, Todt schlag- Mord, verheimlichie Schwangerschaft oder Niederkuuft, zweiter gewalisamer oder vierter gemeiner Diebstabl, Raub, vorsäyliche N uag oder Meincid der Gegenstand der Untersuchung gewesen: A

e. wenn bei andern Verbrechen in erster Justanz zunächst oder subsidiarish auf zehnjährige Freiheits- oder eine nech swercre Sirafe erfannt ;

d. wenn in Steuer- Defraudationssachen gegen das Urthel erster Fustanz die Appellation eingelegt worden ist. (Verorduung voux 11. Juni 1838. Geseß-Sauimlung S. 377.) ;

Bei den Besiimmungen der Nr. 6 und 7 Meiner Ordre vom 25. März 1834 (Gesez-Sammlung S, 63) wegen des Be e, Necbtsmittels ín Untersuchungen gegen Beamte bebäit A e- wenden. Die beim Eingang dieser Ordre zuut Vortrag bere ts disiri- buírten Sachen werden von dew Senate abgeurtelt- Ma nach der bisher bestandenen Regel qum Sprus, E: eg inst sind. Jhrer Bestimmung kleibt es überlassen, S, 4 n A i uicht zur Entscheidung des Ober - Appellations - as B Sachen zwischen dem Jusiructious- und dem MPR ‘Ertaß d G Kammergerichts zu vekcheilen sind. Sie heTN ieses Sts ur die Geseyz-Sammlung zur öffentlichen Kenntniß zu dringen.

| k 1838. Berlin, deu 22. Dezember 18 Friedrich Wilhelm. An den Staats- und Justiz-Minister Mühler.“

B etin, 19. Jan. Population. Nach der E offiziellen Populations-Liste pro 1838 betrug die Anzahl der Einwohner hiesiger Stadt am Schlusse des verflosse- nen Jahres 33,642 und zwar 1537 mehr, als zu Ende 1837. Es wurden 1242 Kinder Und darunter 175 E geboren; ne starben 965 Personen du daß 277 mehr geboren als ge ]

orben sind, Das höchste Alter über 90 Jahre erreichten

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