1839 / 52 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

und dadur gewissermaßen ihre srüheren Beschwerden zu billigen. a, allerdings ist das ernst. Aber es gab nur zwei Arten, wie man, 14 Bezug auf die Negierung, zu Werke geben fkounte: eatweder, man \chwieg und bestärfkte fic dadurch in ibren Frrthümern , oder man ta- delte fe öffentli, um sie aufzuhalten. Jz glaube, daß schwache Freunde das erstere Benehmen vorgezogen haben würden, enz/Grobtne uud feste Freunde werden das zweite vorziehen. Es ist huudertma es- fer, ih vou der Regierung zu treuncn, undes in der Oppositionzu Hen, 1d-en Fehlern Einhalt zu thun, als sie uugebindert auf einer verderblichen Babn fortschreiten zu lasscu. Das Land wird, wenn es diese Lage begreift, di: Regierung aufhaliea, wie die Kammern nun schon zweimal es ve:sucht haben, dies zu thun. Das Land wird eben so fest scynck wie feine Repräsentanten, und indem es die Regierung aufhält, wird es dieseibe retten. Was mich betrifft, so werde ih, was auch geschehen mözz, meia Benehmen nicht änderu. J habe der Regierung ge- dicat, ih. werde immer bereit seyn, ihr zu dienen, wenn sie fich in Gefahr befindet, aber ich werde ihr auf der Bahn der Fehler nicht folgen. Die Fetude der Regierung verleumdeten mich im Jahre 1834; ggeawärtig find es ihre Freunde, die sich. diefer edlen Rolle unter- ichen. Was liegt daran; mein Leben wird antworten. Wenn ich den Ehrgeiz bätte, mit Aufopferung meiner Ueberzeugung, Minister ¡u roerden, so würde ih es schon scyn. Wenn ich den Ehrgeiz hätte, Minister zu werden, während man versucht, den Geist der Juli-Revo- Juitoz zu vergessen, so würde ih es {oa seyn. Jch will cs aber unter dieseu Bedingungen uiemals werden. Jch biu unsérer Regie- rung innig ergében; aber ih will ihr lieber mißfallen, als sie durch meine Gefälligfeit verrathen.“ i y Börse vom 16. Februar. Die heutige Börse war nicht gut. - Die Rente fiel von 78. 90. auf 78. 65. Es ‘hieß, daß eines der bedeutendsten hiesigen Banquierhäuser sich in Verle- genheit befinde. Es hatte schon vor einigen Tagen eine Unter- stüßung von der Bank erhalten, und es soll heute neuerdings eine Summe: von-2 Millionen Fr. erlangt haben. Die Belgi- schen Papiere waren sehr ausgeboten; ebenso die Eisenbahn- Action. Versailles linkes Ufer fiel plôblih von 170. auf 150.

Großbritanien und Yrland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Sißzung von 15. Februar. Der Herzog von Wellington machte einen am Abend vorher von ihm angekündigten Antrag auf Borlegung der Korrespondenz-zwischen dem Kolonial - Minister und Sir Francis Head. Der Graf von Aberdeen unter- fögte den Antrag und sprach ‘darüber, wie unzweckmäßig es sey, daß die Minister, gegen alle Antecedenzien, dem Srafen Durham erlaubt hätten, féinen Bericht ‘gedruckt vorzulegen. Dadurch fand sich denn Lord Durham “‘veranlaft, seine frü- heren Aeußerungen in Bezug auf die Publizirung seines Be- richtes zu wiederholen. Zugleich leugnete er jede Absicht, als háne er die Verwaltung des Sir Francis Head besonderem Tadel unterwerfen wollen, und ergriff endlich die Gele- genheit, um nochmals die Dringlichkeit einer Beschluß- nahme in den Kanadischen Angelegenheiten dem Oberhause ans Herz zu legen. Als Beleg verlas er eine Stelle aus cinem vom 10. Januar d. J. datirten Briefe eines hochge- stellten Mannes 1n Kanada. „Wir sind alle Soldaten,‘/ heißt es in dewselben, „und wir fürchten, daß wir hald kein Brod mehr haben werden, da es uns an Arbeitern fehlt. Js die Britische Regierung gesonnen, die Kanadischen Kolonieen zu behalten, so muß ‘etwas geschehen. Findet keine Veränderung zum Besseren statt, so wird das Land bald seinen Werth ganz verloren’ haben. - Was den Plan betrifft, die Ruhe durch ein \tehendes Heer zu erhalten, \o is das baarer Unsinn, auf die Länge läßt ch das nicht durchführen. Gebt uns eine Ver: fassung durch das Parlament des Reiches, und der Aufstand wird bald unterdrückt seyn." Nach einigen Debatten wurde die Vorlegung der verlangten Aktenstücke bewilligt, und das Haus vertagte si.

Unterhaus. Sikung vom 15. Februar. Das Haus beschäftigte sich an diesen Abend vornehmlih mit einer Motion dés Herrn Wynn, welcher darauf antrug, daß ein neues Wahlausschreiben für Southwark erlassen werde, weil der Ne- prâsentant desselben, Herr Harvey, die (seitdem jedoch wieder von ihm aufgegebene) Stelle eines Miethkutschen - Registrators für London angenommen habe. Es handelte sich darum, nach- zuweisen, daß jenes Amt zu denen gehöre, welche als von der Krone abhängige Aemter den Jnhaber zum Siß im Parlamente disqualisiziren , bevor er sih einer neuen Wahl unterzogen hat. Herr Wynn suchte diesen Berveis zu führen, indem er sich auf die verschiedenen dahia einschlagenden Parlaments-Akten berief. Her: Harvey selbst weigerte fich, irgend etwas gegen die Mo- tion zu fazen, und entfernte sich aus dem Hause; er hat übri- gens in dem Briese au den Minister des Junern, in welhem er demselben ‘anzeigt, daß er sein Amt nie- derlezge, sb als Grund angegeben, daß “dasselbe mit seiuem Sike im Parlamente unvereinbar sey. Nach längérer Diskussion wurde dann auf den “iorreg des General- D MEALAGA ein besonderer Ausschuß zur Begutachtung der

ache niedergeseßt. Dann war die zweite Verlesung “der so-

genannten Affirmations. Bill des Herrn. Hawes an der Tages- Ordnung, durch wel? allen nicht gerichtlihen Eides-Leistungen bloße Betheuerungen fubstituirt werden solien. Die zweite Ver- lesung wurde nach einiger Diskussion genehmigt, doch erklärte Herr Goulburn, daß er bei Gelegenheit der Berichterstat- tung über dieselbe cine Abstimmtng über das Prinzip der Bill veranlassen werde, Das Haus verwandelte sih sodann in cinen Ausschuß überdie Bill in Betreff der Besoldung der Schotti- schen: Richter, nachdem ein von det Hetren Hume und Ellice unterstüßzter Versuch des Herrn Gillon, die Verwerfung die: ser Bill ‘welche die- Einführung der Gehalte der Schottischen RiHter bezweckt, mißlunz! war. Das Amendement des Herrn Gillón, die Bill erst nach sech8 Monaten an den Ausschuß zu verweisen, wurde nämlich mit 56 gegen 27 Stimmen verworfen.

London, 15. Febr. Als Lord- Morpeth gestern im Unter- hause um die Erlaubniß zur Wiedereinbringung der Jrländi- schen Munizipal-Bill' nachsuchte, und zugleich eine kurze Uéber- sicht von den darin ‘vorgenommenen Veränderungen gab, ent- spann sich ‘wär eine Debatte, die jedoch nicht diese Bill selbst zum Gegenstand hatte, sondern andere Jrländishe Zustände und auch diese nur obenhin berührte. Bedeutende Redner nah- men, außer Herrn Shaw, dem bekanneen Toryistischen Recor- der von Dublin, und Lord John Russell, nicht daran Theil, Letzterer blos deshalb, uni eine von Ersteren geäußerte Besorg- niß, daß auch das neue Jrländische Armen: Géseßvon der katholischen Priesterschaft bereits zur Förderung ihrer Zwecke und zu politischen Umtriebénbenu6t werde, zu béshwichtigen. Da nämlich, demjeßigen ministeriellen Plane Ae nach drei Jahren in Jrland ein Jeder das städtische Wahlrecht erhalten soll, der während die- jer drei Jahre überhaupt mit einer Armen-Steuer belegt wor- den, und da- diese Steuern von den Armen: Vorstehern, die das Volt zu wählen hat, ausgeschrieben werden, so machte Herr TUZOE f aufmerksam, ‘daß in einer fárzlich zu Limerick Shaltenen politischen Versammlung, in der es sich um die Wahl

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von Armen- Vorstehern gehandelt, ein katholisher Geistlicher den Vorsib geführt, und daß sich auf der shließlih daselbst an- genommenen Vorsteher - Liste, die zuvor allen Geistlichen der Umgegend zur Begutachtung vorgelegt worden, nur ein einzi- ger Protestant und neunzehn Katholiken befunden hätten. Hier- aus könne man sehen, meinte Herr Shaw, welcher Einfluß auch bei den Munizipal-Wahlen überwiegen würde, wenn die Vorschläge der Minister durhgingen. Von Seiten des Ministers des Jnnern wurde ihm indeß etitgegnet, daß allerdings yu Limerick die Wahl der Armen-Vorsteher zu einem politischen Parteikampfe benu6t worden, daß aber in einer anderen Jrländischen Stadt das Resultat dieser Wahlen für beide Parteien ganz gleich ausge- fallen und aller religidser Unterschied dabei in den Hintergrund getreten sey, und dies Beispiel bosste der Minijter, werde an den meisten anderên Orten befolgt werden, nicht das erstere. Auch andere Mitglieder sprachen diese Hoffnung aus und glaub- ten, daß man nichts weiter nöthig habe, als ZJrland in poli- tischer Hinsicht auf ganz gleihen Fuß mit England zu stellen, um es zu beruhigen, um es von übertriebenen Sorderungen abzubringen und um die religidsen Par- teiungen daselbst verschwinden zu machen. Dem von Herrn Shaw angeführten Falle von katholischer Präponderanz wurde übrigens von Seiten eines Jrländischen Mitgliedes entgegen- gestellt, daß die bischdfliche Kirche in dieser Beziehung mit kei- nem guten Beispiele vorangegangen, denn obgleich in Jrland {on seit funfzig Jahrên die Katholiken zur Theilnahme an der städtischen Verwaltung berechtigt seyen,“ habe ‘doch in diesem ganzen Zeitraum- dix Dubliner Corporation auch nit einen cinzigen Katholiken unter ihren Mitgliedern gezählt. Die To- ries erwiederten hierauf, es sêy ‘jener Corporation nicht zu ‘ver- denken, wenn: sle sich vor dem Sétnflusse-einer Partei zu“ bewah- ren gesucht habe, die stets, so wié man ihr den kleinen Fin- ger reiche, die ganze Hand an sich zu reißen bemüht sey, und die, so schr sie auch ihre Zwecke bemäntele, doch mit allen ihren Forderungen nur auf den Umsturz der protestan- tischen Kirche in Jrland ziele. Es wurde bei dieser Gelegen- heit auch der neuen Umtriebe O’Connell’s gedacht, der Organi- sirung des Vorläufer-Vereins und der auf gänzliche Abschaffung des Zehnten, allgemeines Stimmrecht, Vermehrung der Jrlän- dischen Parlaments-Repräsentanten und andere Radikal: Refor- men gerichteten Agitation. Außer der schon erwähnten Haupt- Veränderung, welche das Ministerium mit der vorjährigen Munizipal - Reform vorgenommen, sind noch einige an- dere Punkte ‘darin geändert, namentlih der über die She- rifs - Wahl und über die Bedingungen , unter welchen den kleineren Städten, die noch nicht in die Maßregel einge- {lossen sind und wo fürs erste die städtische Verwaltung an Regierungs - Kommissarien übergehen soll, eine Munizipal-Ver- fassung verliehen werden dürfte. Aber auch in diesen Punkten sind’ die Aenderungen nicht von der Art, daß daraus ein Nach- geben zu Gunsten der Ansichten der Opposition und zur Besei- tigung des Widerstandes, den die Maßregel bisher im Ober- hause gefunden, zu ersehen wäre. Nächst der Munizipal-Bill will übrigens das Ministerium dem Parlamente auch eine Maß- regel zur Verbesserung des im vorigen Jahre angenommenen Jrländischen Armen - Gesetzes- vorlegen, in welchem die Erfah- rung bereits mehrere Mängel dargethan hat.

Die Publizirung des Berichtes des Grafen Durham hat zu manchen Reclamationen Veränlassung gegeben; unter Ande-

von Ober-Kanada, beeinträchtigt gefunden und erklärt/in einem Schreiben an Lord .Melböurtie, daß. er binnen kurzem eine Reihe von Aktenstücken zur Rechtfertigung seines Verfahrens publiziren werde. Die Reclamationen des Ex-Gouverneurs ha- ben auch im Oberhause bei dem Herzoge von Wellington Un- terstùßung gefunden. Uebrigens haben die Minister den Be- riht Lord Durham's dem Parlamente nicht allein vorgelegt, sondern, wie schon erwähnt, noch einen Band Abschriften oder Auszüge der Korrespondenz zwischen Lord Glenelg, Lord Dur- ham, Sir John Colborne und Sir George Arthur hinzuge- fügt, wodurch die Masse der Aktenstücke noch um 400 Seiten mehr angeschwellt worden ist.

Herr van de Weyer ist am 12ten d. hier mit Miß Bates getraut worden. /

Die Getraide - Preise fallen je6t sehr rasch wieder. Der Durchschnittspreis während der lezten Weoche bis gestern war

474 Sh. 1 Pee. und für die lesten sechs Wochen 78 Sh. 11 Pee. FIndeß ist zu bémerken, daß der Markt durch die Masse von

Weizeng eringer Qualität gedrückt wird und Weizen bester Sorte iht unter §0 Sh. zu haben ist.

An die hiesige Börse soll binnen kurzem eine neue Brasi- lianische Anleihe, jedoch nur von 300,000 Pfd. gebracht wer- den, die von der vorjährigen Legislatur dekretirt ist und haupt- sächlich zur Zahlung der Dividenden verwendet werden soll, um den Ankauf von Wechseln auf England zu diesem Zwecke úber- flüssig zu machen.

O'Connell hat dem Vorläufer-Verein in Dublin angezeigt,

nah Dublin zu kommen beabsichtige, um einer Versammlung der Gesellschaf will der Agitator heute unternehmen; er will nämlich heute

díe Vorläufer-Versammlung am Montag abgehalten wissen und am Dienstag Abend toieder auf seinem Plaße im Unterhause seyn, um der zu erwartenden Dkébatté über die Korngesebe bei- zuwohnen. : Ea N ad

In Guadalupe wüthete zu Ende Novembers das gelbe Fieber auf eine furchtbare Weise; fast alle vor kurzem ange- kfommenen Europäer waren gestorben. Die Truppen hatten besonders gelitten und waren fast ganz zusammengeshmolzen ; von einer Artillerie:Compagnie lebten rur noch vier Leute. Die Aerzte allein, deren Eifer sehr belobt wird, waren größtentheils der Krankheit entronnen. Die Jnsel Marie Galante, die bis-

ebenfalls dur das Fieber heimgesucht worden; dort waren besonders viele Kinder gestorben. | Am Bord der vór Veracruz angekommenen Britischen Flotten-Abtheilung befindet sich Herr Packenham, dec Britische Geschäftsträger in Mexiko, der, wie man ziemlich allgemein, sowohl hier als in den Vereinigten Staaten, zu glauben scheint, Einfluß genug besißt, um erwarten zu lassen, daß die von ihm zu machenden Vermittelungs- und Vergleichs-Vorschläge sowohl bei den Franzosen als den Mexikanern Eingang finden werden. Die Blätter der Vereinigten Staaten sind “angefüllt mit Be- richten über die le6ten Ereignisse bei Veracruz, die freilich im- Ullgeineinen nur Bekanntes melden, doch auch manche in den Fran wel Berichten verschwiegene Details beifügen. Von esonderem Interesse ist in dieser Hinsicht ein in dem Neu-

Orleans - Bülletin abgedruckter Bricf des Lieutenants

ren hat sich auch Sir Francis. Head, der frühere Gouverneur

daß er während der Parlaments - Session alle 14 Tage einmal |

t beizuwohnen. Die erste Expedition dieser Art |

Abend auf der Eisenbahn nach Liverpool abgehen , denkt dann | morgen Abend oder übermorgen früh in Dublin zu seyn, will |

her von allen epidemischen Krankheiten freigeblieben ‘war, ist-

das Kriegsschiff der ‘Vereiyigten Stag- ten, „Erie“/, kommandirt, das während des Gefechtes vom 5. Dezember vor Veracruz lag. Dieser erkennt nicht nur den Muth und die Entschlossenheit Santana's und seiner Truppen an, sondern sucht auch die Meinung zu erregen, daß die Ueberrumpelung der Mexikaner nur durch eine Art von Treulosigkeit des Admirals Baudin so vollkommen bewerk- stelligt worden sey, da dieser auf das leste Schreiben Santana's am Abend des 4. Dezember erwiedert hätte, man könne seine Antwort um 8 Uhr des anderen Morgens erwarten, wodurch denn Santana verleitet worden, seine Truppen zum größten Theil außerhalb der Stadt lagern zu lassen und den Befehl zu geben, daß sie erst um 7 Uhr in die Stadt einrücken soll- ten. Jn dem amtlichen Berichte Santana's, den die Times mittheilt, erklärt dieser geradezu, daß, eiuer von ihm mit den ihm zugesandten Französischen Offizieren getroffenen ausdrücklichen Ver- abredung gemäß, vor 8 Uhr Morgens kein Angriff stattfinden sollte. Die Mexikanischen Truppen, welche sich in Veracruz befanden und durch die ganze Stadt zerstreut waren, bcliefen sich höchstens auf 400 Mann und mít nur 250 machte Santana selbst auf dem Hafendamm seinen leßten Angriff auf die in ihre Böte sich zurücfziehenden Franzosen, und er glaubt, es würde ihm gelungen seyn, sich so- wohl des Admirals als des Prinzen von Joinville zu bemäch- tigen, wenn nicht gerade in dem kritishen Augenbli ein in Reserve aufgestelltes, bis an die Mündung mit Kartätschen ge- ladenes Feldstü? mitten unter die verfolgenden Mexikaner los- gefeuert worden wäre, wodurch er (Santana) am linken Bein und rechten Arm scchwer verwundet, drei Ösfiziere und drei Soldaten getödtet und sechs oder sieben andere verwundet wur- den. Nachdem die Franzosen ihre Schiffe erreicht hatten, erdfsne- ten die,,Creole“/ und zwei oder drei Briggs, dieunter dem Kastell von San Juan deUlloa lagen, ein lebhaftes Feuer auf denjenigen Theil der Stadt, ‘wo die von den Franzosen vergeblich bestürmte Kaserne liegt, in der Absicht, diese niederzuschießen; sie erreichten ihren Zweck aber nicht und beschädigten nur die Kirche de la Merçed sehr bedeutend; erst um 2 Uhr Mittags wurde das Feuer ein- gestelit. Der offizielle Bericht des Admirals "Baudin enthält von diesem Bombardement keine Andeutung, vielmehr spricht der Admiral am Schlusse desselben von der Schonung, die er gegen die Stadt bewiesen habe, freilih aber nur während der Zeit, als er im Besibe derselben war. Die Franzosen haben nach der mit dem Baudinschen Bericht hierin ziemlich úberein- stimmenden Mittheilung des Lieutenants Farragut 15 oder 18 Todte und 59 Verwundete gehabt, worunter verhältnißmäßig viele Offiziere; die Mexikaner verloren nicht den dritten Theil, da sie größtentheils unter Schuß waren. Ein New-Yorker Blatt theilt ferner cinen offiziellen Brief des Admiral Baudin an Herru de la Forest, Franzdsischen Beneral- Konsul in New: York, datirt vom 15. Dezember am Bord der Fregatte „Nereide“/, fol- genden Inhalts mit: „Mit Bezug aufmeine Depesche vom heutigen Datumkündigeich hiermit an, daß ich demBefehlshaber unserer See- macht im Stillen Meere ven der Kriegserklärung Mexiko's an Frankreich Nachricht ertheilt habe, mit dem Befehl, unverzügs- lih nah der Westküste von Mexiko mit aller seiner diéponiblen Macht abzugehen. Jch ersuche Sie, in meinem Namen diese Nachricht allen Konsuln und Agenten von Frankreich auf den beiden Kontinenten von Amerika mitzutheilen, durch welche sie an alle Commandeute unsers Geschwaders oder einzelner Fran- zösischer Kriegeschisse im Stillen Meere weiter befördert werden kann.“ Es sey also keinem Zweifel unterworfen, fügt der En- quirer hinzu, daß Mexiko Frankreich den Krieg erklärt habe, und sey nur zu verwundern, daß in-den Vereinigten Stag- ten noch nichts darüber bekannt gemacht worden. Es geht übri- gens aus dem Schreiben des Admiral Baudin nicht hervor, oh die Berufung des Französischen Geschwaders im Stillen Meere nach der Westküste von Mexifo nur die Beschübung des Französishen Handels oder die Blokade der dortigen Mexikani-

Farragut, der

schen Häfen zum Zweck habe. Die New-Orleans-Bee giebt

der Inhalt früherer Berichte aus Tampico, die bis zum 5. Januar gehen. Nach diésen war am 18. Dezember der Ent- wurf einer Versdhnungs - Akte in der Mexikanischen Deputir- ten-Kammer eingebracht und angenommen worden; dieselbe hat den Zweck, die streitigen Meinungen der beiden Parteien, die Mexiko in innere Bewegungen verwickelt haben, mit ein- ander auszusöhnen. Der Telegraph, ein in Tampico et- sheinendes Blatt, enthielt nun auch ein Antworts- Schreiben des Generals Urrea an Admiral Baudin, worin die Hoffnung dasgedrückt wird, daß die obshwebenden Differenzen zwischen Mexiko und Frankreich beigelegt werden dürften, sobald die nationale Regierung in Mexiko wieder eingeseßt wäre. Zugleich preist dies Schreiben die menschenfreundlichen und edelmüthi- gen Gesinnungen des Admirals. Die Bee tmnacht ferner ein Umlaufschreiben des Admiral Baudin an die fremden Konsuln bekannt, welches vom 22. Dezember datirt ist, und worin der Admiral sih auf den zweiten Artikel des zwischen ihm und Ge- neral Rincon abges{chlossenen Vergleichs bezieht, in welchem er den Wunsch zu erkennen gegeben, den Hasen von Veracruz acht Monate lang den Flaggen aller Nationen zu df\nen. Ob- gleich nun die Mexikanische Negierung Frankreich den Krieg erklärt und die Capitulation von Veracruz gebrochen habe, so sey er doch nicht weniger geneigt gewesen, den Hafen neu- tralen Schiffen, die ihn Unter Anerkennung jener Capitulation besuchen wollten, dffnen zu lassen; da aber die Mexikanische Regierung nicht nur seine friedlihen Mittheilungen überhaupt, sondern auch namentlih seinen Vorschlag, Veracruz bis zur Beendigung des Krieges fr neutral zu erklären, unerwieder gelassen, so habe er Befehl ertheilt, in Veracruz, Sacri- ficios und Antonio Lizard alle neutralen Schiffe zwar zuzulassen, ihnen abek’ vor dem Eintritt anderer Ereignisse das Löschen ih- rer Ladungen nicht zu gestatten. :

Berichte aus Buenos - Ayres melden, es sey daselbst. die Nachricht eingetroffet, daß die Chilishen Truppen in Lima sich dem Peru, Bolivischeu Truppen - Corps unter Santa- Cruz ergeben hätten, und daß unmittelbar darauf die Bolivischen

Truppen unter General Braun in Salta, eíner der Gränz-

rovinzen der Argentinischen Republik, welche bekanntlich mit

hili gegen Santa - Cruz verbündet ist, eingerückt seyen. Die leßte Nachricht soll, wie die Morning Poft in ihrem Börsen- Artikel meldet, auf anderem Wege ihre Bestätigung gefunden haben, und man is daher sehr begéerig, zu erfahren, ob auch die erstere sich bestätigen wird. Jn Valparaiso hatte man am 1. November leine weitere Nachricht, als die von der schon früher gemeldeten Niederlage des Vortrabes der Chilischen

Truppen durch die Peruaner unter General Miller.

Die neue durch den Präsidenten Rivera gestiftete Regie- rungs - Zeitung von Montevideo, die Revista official, welche man hier bis zum 6. Dezember erhalten hat, giebt ein Dekret des Präsidenten, das die Wahl: Corporationen zum 23. und 30. Dezember zusammenberuft, um respektive die Deputir- ten und Senatoren zuru Kongresse zu wählen. Eine Revision

oder völlige Umgestaltung der Verfassung scheint der Haupt- n der bevorstehenden Zusammenberufung der S a

Niederlande.

Amsterdam, 16. Febr. Das Handelsblad wundert sih_darúber, daß eine andere Holländische Zeitung es nicht un- rer ihrer Würde gehalten, ‘auf den sogenannten Aufruf der Bel- gischen Studirenden an die Holländischen eine Antwort, und zwar in s{lechten Französischen Versen, zu ertheilen. Derglei- chen Aktenstücke, wie das Belgische, meint jenes Blatt, sollten entweder ganz unbeachtet bleiben, oder auf eine würdigere Weise beantwortet wetden, indem seit der Unterzeichnung des Konfe- renz-Traktates durch den König der Niederlande der Belgische Staat und sein Beherrscher auch diesseits als gesetzliche Autori- täten geachtet werden müßten.

Belgien.

Brüssel, 16. Febr. Gestern empfing der König, nachdem er mit dem Kriegs-Minister gearbeitet, den Monsignor Fornari, und aus den Händen desselben dessen neue Beglaubigungss\chrei- ben als apostolisher Jnternuntius in Belgien. Es fand darauf ein Ministerrath statt, dem der Köníg präsidirte.

Herr Firmin Rogier, Secretair der Belgischen Gesandt- schaft, ist aus Paris hier eingetroffen. Wie der Belge hbe- hauptet, überbringt derselbe die bestimmte Erklärung des Fran- zösischen Kabinets, daß es: sh, wenn Belgien bei seiner Zu- rückweisung des Konferenz - Traktates beharre, dem Einmarsche Deurswher.Teuppén in --das-.Luxemburgische nicht widerse6en

Die Fasten- Verordnungen, sowohl des Erzbischofs von Mecheln, als der übrigen Belgischen Bischdfe, béeotflaen sich diesesmal durchaus nicht mit der Politik. Man wird sich er- innern, wie unpolitisch im vorigen Jahre der Bischof von Lüt- tih, Herr van Bommel, die Angelegenheiten eines Nachbar- staates zum Thema seiner Fasten - Verordnung machte. Dieses- mal beschäftigen sich diese Aktenstúcke, wie sih's gebührt, nur mit religiôsen und Unterrichts-Gegenständen.

Die sogenannten katholischen Mitglieder der Repräsentan-

ten-Kammer, d. h. diejenigen, welche im Juteresse der klerokrati- schen Partei erwählt worden und zu stimmen haben, hielten vorgestern eine Versammlüng, um si úber die Entschließungen zu“ berathen, die sie jeßt hinsichtlich der zu erwartenden neuen Regierungs - Propositionen zu fassen hätten. Wie es scheint, haben sich die Ansichten diejer Repräsentanten in Bezug auf Konferenz - Vorschläge seit kurzem sehr geändert. __ Die Verordnung, welche unser Magistrat gegen die nächt- lichen Ruhestörungen erlassen, ist bisher noch ziemli fruchtlos geblieben, da fortwährend die unruhigen und sehr oft betrun- fenen Patrioten Nachts unsere Straßen durchziehen und die ruhigen Bürger in ihrem Schlaf stören.

Aus Lüttich berichtet das dortige Journal: Vor einigen Tagen haben wir von der Handelskrisis, an der unsere Stadt leidet, gesprochen und wir mußten unsern Lesern zwei betrú- bende Nachrichten melden. Wir fühlen uns glücklich, denselben heute eine erfreuliche Sache mittheilen zu können. Dem Hause V*** (Van der Straeten Sohn) zu Lüttich, das einen Augen- blik durch die schwierige Lage der Geschäfte in Verlegenheit sich befunden, ist es gelungen, die Wirkungen der Krisis zu überwinden. Die Lütticher Bank hat demselben in reihlichem Maße. ihre Hülfe angedeihen lassen und dieser Umstand, fäâr die Lütticher Bank selbst ehrenvoll, beweist auf eine unwider- sprechliche Weise, daß das Haus V*** vollständige Garantieen dar- bot. Der panische Schreckén war aber so groß, daß dieses Haus, obgleich es- beträchtliche Fonds besi6t, in den ersten Augenblicken sehen mußte, wie ihm alle Kapitalien entzogen wurden. Ueberdies war es ‘das Opfer irriger Gerüchte, die auf seine Rechnung aus- gestreut waren. Man sagte, das Haus V*“** s{ulde Herrn Cockerill 500,009 Fr.; jest hat es sich dagegen ergeben, daß dieser große Fabrik - Jnhaber jenem Hause eine bedeutende Summe sc{uldig is. Zugleich haben wir vernommen, daß Herrn Cockerill eine provisorische Zahlungsfrist gestattec worden. Dieses äußerste Mittel ist für einen in der Jndustrie so hoch stehenden Mann gewiß ein großes Unglück; dürfen wir aber einem Berichte Glauben schenken, so ist die besagte Maßregel nur eine provisorische; sie soll hauptsächlich dazu bestimmt seyn, die. Anordnungen: zu erleichtern, welche zu Brüssel durch Ver- mittelung der Regierung getroffen wetden, um Belgien das schönste Denkmal seiner Jundustrie durch Aufrechthaltung des großen Etablissements zu Seraing unter einer neuen Form zu Vlper ‘5e t

eit einigen Tagen bemerkt man hier viele junge Leute in Französischen Uniformen; sie gehörten früher, wie es scheint, zur Fremden-Legion in Spanien.

In Brügge" zirkulirt eine an die Repräsentanten-Kammer gerichtete Bittschrift, worin dieselbe ersucht. wird, zu der Unter- zeichnung des Konferenz-Traktats ihre Zustimmung zu ertheilen.

In einem von Brüsseler Blättern mitgetheilten Schreiben aus Lôwen vom 14. Februar heißt es: „Jch bin durch einen großen Theil-Belgiens ‘gereist, und ich kann auf mein Gewissen jagen, daß ih nirgends, selbst nicht in den abzutretenden klei- nen -Theilen“von Luxemburg und Limburg, jenen kriegerischen Enthusiasmus, jene an Wahnsinn gränzende Trunkenheit, wie sih kürzlich die „„Emancipation““ ausdrückte, gefunden habe. Mit-Ausnahwme einer kleinen Zahl unbesonnener jungen Leute und jener Revolutionaire ‘von Professton, die nur dahin trach- ren, Belgien der Anarchie preisgegeben oder durch das Ausland getheilt zu sehen, legt das Volk überall dén lebhaftesten Wunsch an den Tag, daß ein schneller Friede der beklagenswerthen Krisis, worin sich das Land je6t befindet, ein Ende machen möge. Man C En besten, und unter 20 Personen werden ger 15 und mehr noch diesen Wunsch ausdrücken, weil jeder

e ist, daß der Krieg bei dem gegenwärtigen Zustande der Dinge der Ruin Belgiens seyn würde, dessen Interessen durch die kriegerischen Demonstrationen der Kammern, durch die wüthen- den Declamationen einiger vielleiht den Feinden des Landes verkauften Journale und durch die Schwäche und die wénige Energie der ‘Regierung {hon zu ernstlich“ gefährdet worden sind. "Auch hat man in dén lezten Tagen gesehen , daß auf das bloße Gerücht’ von einer fricdlichen Entwickelung der

Dinge die dffentlihen Fonds schnell gestiegen sind, und daß -

das Zutrauen begonnen hat, sich wieder zu beleben. Wie würde es ‘seyn, wenn der Friede unsere Unabhängigkeit be- festigte dem Provisorium und dem Zustande von Ungetvißheit, worin wir seit aht Jahren lèben, ein Ende machte! Wird diese Hoffnung * vernichtet, siegen die {lehten Leidenschaften Über die Vernunft und die Klugheit, ertönt das Ktiegsgeschrei gegen Europa von ne‘vem, ‘dann werdez Sie aus diesem Grunde

alles Zutrauen verschwinden, däs Geld in die Kasten der Kapi-

erständige, jeder Belgier, der sein Vaterland liebt, überzeugt -

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talisten zurückfkehren, den Handel und die Industrie in gänzliche Stockung, die dffentlichen Fonds und die erve Ka 00e de die Hälfte ihres Werths verlieren, Tausende von Arbeitern ohne Eristenzmittel , alle öffentlichen und Privat - Arbeiten ein- gestelt und zahllose Fallimente, eine Menge Familien, die jer ein giánzendes Vermögen oder eine anständige Wohlhabenheit genießen, zum Elend und zur Verzweiflung bringen sehen. Ja, nach unserer Ueberzeugung würde der erste durch Belgien gegen den Europäischen Bund abgefeuerte Kanonenschuß das Signal zum gänzlichen Ruin, zum Triumphe der Anarchie, deren Apostel sih mit einer Schrecfen einflôößenden Kühnheit und Thâä- tigkeit bewegen, und das Ende, dieses ungleichen ampfes viel- leiht die Wiederherstellung der Holländischen Herrschaft oder die Theilung unseres unglücklichen Vaterlandes seyn.‘

Lüttich, 14. Febr. Es is interessant, ein Geständniß zu Protokoll zu nehmen, das kürzlih von der Hiesigen klerokrati- schen Presse ausgegangen. Das hier unter der Aegide des Herrn van Bommel in der bischdflichen Drueerei erscheinsnde Journal historigue et littéraire hatte jahrelang die Behauptung aufgestellt, Preußen und andere protestantische Staaten Deutsch- lands seyen es allein, wo die sogenannte mildere Praxis hin- sichtlich der gemischten Ehen, und zwar durch Mißbrauch ein- geführt worden sey; ferner ward es dem veretvigten Erzbischof von Köln, Grafen von Spiegel, zum Verbrechen gemacht, daß er ein Pâpstliches Breve, Behufs der praktischen Anwendung desselben, in einer mit dor Regierung abgeschlossenen Conven- tion zu erläutern suchte. -Aber..wäs begiebt fich jeßt?“ Dasselbe Journal historique ‘et littéraire bringt in seinem vor kurzem erschie- nenen Januar- Hefte einen Aufsaß über den Zustand der katho- lischen Konfession, und namentlich úber das Verhältniß der ge- mischten Ehen im Königreich Bayern, bei welcher Gelegenheit folgende Geständnisse gemacht werden :

Die Verwunderung, daß man sich je6t in Bayern so eifrig der Kirche (d. h. der Rômischen Forderungen) annimmt, ist gewiß uin so größer, wenn man erfährt, daß auch hier vom Jahre 1831 bis zum Jahre 1837 (d. h. bis zu den Kölnischen Kon- fliften) in Bezug auf die gemischten Ehen fast ganz derselbe Weg befolgt wurde, deu die Preußische Regierung eingeschlagen. Eben so, wie man aus dem Preußischen Landrechte nachwics, daß es seine Schwierigkeiten habe, nach dem Verlangen der katholischen Kirche, die gemischten Ehen zu Hindern, so berief man sich auch in Bayern auf das „„Religions-Edikt‘“. Ja, im Jahre 1834 wagte der Bayerische Minister, es in der Kammer auszusprechen, „daß die Regierung den Geistlichen niemals ge- statten werde, die Pflichten, welche die Constitution ihnen auf- erlege, den Verpflichtungen hintenanzuseßen, die sie, ihrer Mei- nung nach, der Kirche {huldig seyen.“ Eben so, wie die Preußische Regierung mit dem Grafen von Spiegel unterhan- delte, suchte sich der Bayerische Minister der Mitwirkung zweier bei der Session in München anwesender Bischdfe zu versichern, um alle anderen Bischdfe zu bewegen, vom heiligen Stuhle eine Milderung des Breve’s Summo jugiter, und in dieser Beziehung die nôthigen Instructionen zu verlangen. Nachdem die Jun- struction vom 12. September 1834, Litteris jam inde, ertheist worden war, diese aber den Erwartungen nicht völlig entsprach, war man in Bayern, ganz so wie in Preußen, der Ansicht, daß man dieselbe nicht publiziren, \ondern die Bischdfe, von deren Seite man mehr Nachgiebigkeit erwartete, bewegen müsse, den Pfarrern eine Regel für vorkommende Fälle vorzuschreiben. Derselbe Prälat also, der es vorher úbernommen haite, bei dem heiligen Stuhle auf die Milderung des Breve's an- zutragen, beeilte sich je6t, den anderen Bischöfen die vom Minister verlangte Regel mitzutheilen, und dieser: seiner- seits lud dieselben ein, sie in Anwendung zu bringen. Jn- zwischen ward er in seiner Erwartung getäuscht. Der Ent- wurf, viermal verändert, von den anderen Bischdfen korrigirt und nah den Bemerkungen des Ministers wieder modifizirt denn dieser hatte in den Kammern zu behaupten gewagt, daß man die Bischöfe instruiren músse dieser Entwurf, obwohl der Minister es selbst übernommen hatte, cinige Aus: drücke darin zu verbessern oder zu streichen und andere dafür zu substituiren, konnte doch zu keinem Ziele gelangen. Zur fünstenmale fkorrigict, fand der Entwurf immer noch Widet- spruch unter den Bischöfen, und-Einstimmigkeit war durchaus nicht zu erlangen. So mußte man denn endlich, nachdem fast ein ganzes Jahr mit Streitigkeiten und Vermittelungs - Versu- hen hingebracht worden war, die Sache ganz aufgegeben. ZU Ende des Jahres 1835 rieb indessen das Ministerium den Bischôfen, daß sie die Pfarrer anweisen sollten, hinsichtlich der gemischten Ehen eine Praxis zu beobachten, durch welche den Civil-Gesezen Genüge gethan und jede Schwierigkeit be- seitigt werde. Es verlangte außerdem , daß man die Verbote, das Aufgebot zu publiziren und die Dimissorialien zu erthei- len, für den Fall, wo die katholische Kinder - Erziehung nicht vorher stipulirt worden, zurücknehme. Ju Folge dieses Mini- sterial- Reskriptes schrieben drei Bischöfe noch im Monat De- zember 1835 im Wesentlichen jene Regel vor, indem sie sich dabei eines Entwurfes des Erzbischofs von Bamberg bedienten. Der Bischof von Augsburg machte den Anfang; ihm folgten der Bischof von Speier und der Bischof von Würzburg. Die Bischöfe von Regensburg und Passau folgten dagegen der Re- gel des Erzbischofs von München (das Bisthum Eichstädt wax zur Zeit erledigt), und indem sie sich dergestalt von dem Verfahren der übrigen Bischdse entfernten, glaubten sie, der Absicht des heiligen Stuhles mehr zu: entsprechen. Die Re- geln von Bamberg, Augsburg, Speier und Würzburg erklä- ren es mit deutlihen Worten und die von Manchen, Regensburg und Passau geben stillschweigend U, daß, wenn bei gemischten Ehen die katholische Kinder:Erziedung fests gestellt worden, die Pfarrer, ohne dazu erst einer besonderen Erlaubniß zu bedürfen, nicht bloß auf die assistentiz pas- siva fih beschränken, sondern wie. bei ganz katholischen Heirathen den Segen ertheilen sollen. Jn dem Falle dagegen, wo die akatholische Erziehung aller Kinder festgestellt war, woll- ten zwar die Bischdfervon Bamberg, Augsburg, Speier und Würzburg die Einsegnung verweigert wissen ; Feinesweges jedoch die Aufgebote, die assistentia passíiva und díe Dimissorialien. Die Bischöfe von München, Regensburg und Passau aber, in Rúckfsicht darauf, daß die Negierung die assistentia passîva von ihnen nit verlangt, sondern nur auf die Aufgebote und Dimissorialien béstanden hatte, und daß jene Konzession nicht einmal vom heiligen Stuhle begehrt worden war, thaten von der Assistenz in ihrer Regel keiner Erwäh- nung. Sie beschränkten sich darauf, die Profklamirung der gemischten Ehen vorzuschreiben, wobei jedoch - der verschiede- nen Religion der Gatten nicht gedacht werden sollte. Wir finden also jest in Bayern folgende drei Dinge: 1) In ganz Bayern werden die gemischten Ehen proklamirt und an- gekündigt, ohne dabei der aerschiedenen Konfession au nur ge-

dacht wird; 2) ist die katholische Kinder: Erziehung festae

so geht die Trauung vor dem Pfarrer vor O e. festgesebt, theilt die Einsegnung nach katholischem Ritus ohne Diépens des Bischofs und des heiligen Stuhls; 3) in vier Diözesen wird die Assistentia passiva bewilligt, wenn die Kinder akatholisch erzogen werden sollen. Es erscheint also als auégemáct, daß auch in Bayern die Regierung von den Bischöfen einige Punkte er- langte, die sie vergeblich bei der Festigkeit des heiligen Stuh- les nachgesucht hâte. Wie h muß man sih demnach wun- dern, daß die Saché des Erzbischofs von Köln hier so gewaltig vertheidigt werden fonnte!...

_— So weit das Journal historique et litteraire, Es bedarf in der That kaum mehr, als seiner eigenen Worte, um darzu- thun, daß die Preußische Regierung und der Erzbischof von Spiegel, denen eine gewisse Partei. nicht vergeben fkatiñi, daß sle bei gemischten Ehen die mildere Praxis verrheidigten, die seit Jahrhunderten in einem großen Theile von Deutschland einge- führt ist, eben nichts Anderes im Sinne hatten, als was, mit einiger Modificationen, auch die Bayerische Regierung und vier Bayerische Bischöfe als vollkommen vereinbar mit deu Ge- bräuchen der katholischen Kitche anerkannten.

Deutschland.

München, 16. Febr. (Münch. pol. Z.) Heute Vtor- gen 4/2 Uhr sind Se. Majestät der König, begleitet von den heißen Segenéwünschen Jhrer Unterthanen, von hier näch dem südlichen Jtalien abgereist. Allerhöchstdieselben wérd ium Laufe des Monats April die Bäder zu Zschia gebrauchen und noch vor dem Frohnleichnamsfeste zu München wieder eintreffen, im Anfange des Monats Juli aber, wie in anderen Jahren, nach Brückenau Sich begeben. Was über eine Reise Sr. Majestár nach dem Orient verbreitet worden, ist ganz unrichtig.

Leipzig, 19. Febr. Mit dem gegenwärtigen Jahre ist hier eine Mobiliar-Feuer-Versicherungs-Bank für Deutsch- land ins Leben getreten, die, auf Gegenseitigkeit gegründet, nach den biéherigen Veröffentlihungen darüber die allgemeine Theil- nahme in vollem Grade verdient. Es soll kein Beitrag vorher berichtigt, sondern an Versicherunasgeldern Halbjährig postnus merando nur so viel aufgebracht werden, als zur Deckung et- waiger Schäden und der Verwaltungskosten nôthig is. Dabei versichert die Bank, deren Verwaltung von 4 Direktoren, 4 Vice- Direktoren , einem Syndikus, einem Haupt- Rendanten, dem ndôthigen Büreau-Bersonal und Agenten besorgt wird, alle beweglichen Gegenstände, mit Ausnahme des baaren Geldes, der Dokumente, Gold- und Silberbarren und des Schießpul: vers, wenn die Habe des Versichernden nur 50 Rthlr. erreicht. Uebrigens steht diese Bank unter der Aufsicht der Staats: Be- hörden und wird nah denselben Grundsäßen wie die Jmtmo- biliar- Brand- Versicherung des Staats verwaltet.

Die Heil- Anstalt für arme Augenkranke in Leipzig (die nunmehr, von Privat - Personen errichtet und durch freiwillige Beiträge erst neuerdings hat der Staat si mit 560 Rrthlir. jährlih dafür. interessirt erhalten, seit 18 Jahren bestanden hat), ist nach dem ausgegebenen Jahres: Berichte. auch im vet: flossenen vielfach benußt und befördert worden. Die Gefammt- zahl der ärztlich behandelten Augenkranken betrug 751, die theiis (289) hier wohnhaft, theils (282) sonst aus Sachsen. theils endlich (155) aus anderen Ländern waren; hiervon erhielten 67 Personen in der Anstalt selbs Wohnung, Kost und Pflege, von denen wieder 7 in das jeßige Jahr übergegangen sind. Aucz sind im verflossenen Jahre 29 bedeutende Augen - Operationen vorgenommen worden, darunter 12 Operationen des grauen Staars, u. st. w.

In der Politik leben wir hiet sehr ruhig; Niemand glaubt an Krieg, sondern Alle hoffen friedliche Ausgleichung aller ob- s{chwebenden Jrrungen. A

Stuttgart, 17. Febr. Die Bevölkerung des Königreichs belief sich am Ende des vergangenen Jahres auf 1,634,250; der Zuwachs derselben während des Jahres 1837 wird zu 7585 oder_ nicht ganz '/, Proz. ber Gesammktbevdlkerung be- rechnet. Die Zahl der im Jahre 1837 Gestorbenen betrug 61,437, die der Gebornen 70,481, worunter 62,368 eheliche und 8113 uneheliche Kinder; das Verhältniß der unchelichen Geburten zu den ehelichen gestaltet sich also wie 1: 7,7.

Weimar, 18. Febr. Auch das Geburtéfest Jhrer Kaiserl. Hoheit der Frgu Großfärstin, Großherzogin, ata lten d., wurde wie immer mit den heißesten Segenswünschen für das Wohl der geliebten Landesmutter im Residenzschlosse, in der Stadt und im dasen Lande feierlich begangen. Wir erfreuten uns an dicsem Tage der Anwesenheit des Prinzen Georg von Sachsen-Altenburg-Eisenberg und Höchstdessen Ge- mahlin, Nichte der Frau Großherzogin, der Königl. Preußi- schen Generalität aus Erfurt und mehrerer glúückwün{chender Abgeordneter der benahbartcn Höfe. Im Sinne der milden Fürstin wurden an diesem Tage von der ersten Gesellschaft der Residenz, von der Erholung, sämmtliche Armen der Stadt gespeist.

Die Universität zu Jena bereitet sich zu einem großen Feste; denn am 26. Februar feiert der berühmte Geheime Hofrath und Ritter Dr. Eichstedt sein funfzigjähriges Dofktor-Jubiläum.

Auch hier, wie an anderen Orten, fangen die Getraide- Preise, und in Folge des milden Winters auch die Holz-Preise zu sinken an.

Qr e O.

Wien, 16. Febr, (Oest. B.) Nach der Besiegung des Aufstandes im Königreich Polen hatten Se. Majestät der Kai ser Franz dem gewesenen Ober: Befehlshaber der insurrectionel- len Armee, Skrzynecki, auf seine Bitte den Aufenthalt in Aller- E Staaten, gegen Ablegung des Versprechens, sich da- elbst ruhig zu verhalten, zu L geruht. Von Prag, woselbst er seit mehreren Vila einen Wohnsiß mit seiner Familie genommen hatte, und wo er einer vollkommen freten persönlichen Bewegung genoß, entfernte er sich am: 13. Januar heimlih und mit Zurücklassung eines Schreibens, in dem er der Kaiserlichen Regierung anzeigte, daß er sich nah Belgien begebe, um eine ihm von der dortigen Regierung angebotene militairische Anstellung anzutreten. Durchdrungen von dem Ge- fühle der aus ciner solchen Berufung, wenn sie wirklich ate gefunden hätte, hervorgehenden Beeinträchtiqung der Allerhdhst- ihrer Wütde von Seiten eines fremden Staates gebührsuden Rücksichten, häben Se. Majestät der Kaiser, sobald Sie von der Entfernutig des Ex-Generals Sfrzynecki aus Prag Kennt- niß erhalten, detn Kaisetlichen Geschäftsträger zu Brüssel, Gra- fen von Rechberg, befehlen lassen, der Königl. Belaischen Res ierung zu erklären: daß, wenn Skrynecki in den Königl. Bel- gischen Dienst wirklich aufgenommen werden sollte, oder, falls er bereits aufgenommen wäre, in demselben beibehalten würde,

fernere diplomatische Beziehungen zwischen dem Kaiserl. Oester?