1839 / 56 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

mit Vergnügen meldet, in der legten Zeit bedeutend vermindert und in der verflossenen Woche fast ganz aufgehört, weil sowohl der Preis des fremden Metalls als die Börsen - Course auf L Kontinent sih ungünstig gegen diese Operation gewendet aben. Eine Auflösung der Spanischen Cortes scheint der Mor- ning Chronicle nicht nothwendig, denn wenngleih die jebt- gen Cortes, unter Toreno's Einfluß gewählt, keine makellose Versammlung seyen, so hätten doch die Spanischen Deputirten durch Erfahrung schon so viel gewonnen, daß es der öffentli- chen Meinung gelungen sey, eine Kontrolle übér die Ultras un- ter ihnen auszuüben, und die Folge davon sey ein auf einen Vergleich der Parteien gegründetes Kabinet gewesen, welches sich so tüchtig gezeigt habe, als man es von einem Spanischen Ministeriuin unter den jeßigen Umständen nur ermarten könne; das gegenwärtige Kabinet, wenigstens Pio Pito, sey der Köni- gin genehm, es besibe das Vertrauen der militairischen Befehlshaber und habe auch die Liberalen zufriedengestellt ; es gebe sich alle Mühe, Fonds aufzutreiben, und anscheinend mit Erfolg ; glaube es durch die Cortes für den Augenbli in seinen Bestrebungen zur Beendigung des Bürgerkrieges behindert zu werden, so réihe die Prorogirung derselben hin; sollte es sie aber durchaus auflôsen wollen, so wäre ihm zu rathen, sogleich andere Cortes u berufen, da es, wenn es sich bloß auf den Hof und auf

spartero stúbe, der Intrigue ausgeseßt seyn würde und leicht eines Tages- eben ‘so unceremoniós behandelt werden könnte, wie es selb mit den Deputirten verfahren hätte.

Die Morning Chronicle meldet heute: „Wir können aus guter Quelle versichern, daß unser Gesandter in» Mexiko, Herr Pakenham, sehr beruhigende Unterredungen mit dem Ad- miral Baudin und mit Santana gehabt hat, und daß die Reise, welche er gleich darauf nach der Hauptstadt Mexiko an- getreten, das Anerbieten seiner freundschaftlichen Vermittelung wischen den beiden Parteien bezwecke. Man hegt die zuver- fchtlichste Hoffnung, daß die Mission des Herrn Pakenham den gewünschten Erfolg haben wird.“

Beigien.

Brüssel, 20. Febr. Eine Unzahl von Neugierigen hatte sh gestern bei der Wiedereröffnung der Kammern um das Repräsentantenhaus, fo wie in den ‘umliegenden Gegenden, versammelt. Ueber die Art der ministeriellen Vorschläge wal- tete zwar nah dem Ausscheiden des Grafen von Merode kein Zweifel mehr, doch war man auf die näheren Erörterungen, so wie auf die Haltung, welche die Kammer dabei annehmen würde, sehr gespannt. Zahlreiche Truppen - Abtheilungen (zwei Bataillone Jnfanterie und zwei Schwadronen Kavallerie, so wie eine Menge Gendarmen) waren in der Rue de la Loi und in der Nâße aufgestellt. Patrouillen der Bürger-Garde durc- zogen außerdem die Stadt. Um 1 Uhr ward das Volks - Ge- dränge so groß, daß die Circulation in jenen Straßen ganz un- möglich wurde. Um 1?/, Uhr- wurden die Zugänge zu den öf- fentlichen Tribünen geössnét und in weniger als fünf Minuten waren dieselben förmlich mit Sturm in Besiß genommen. Um 13/, Uhr nahmen die Mitglieder des diplomatischen Corps ihre Plätze ein. Bald darauf erschienen auch sämmtliche Re- präsentanten, die man bald in lebhaften Gesprächen mit einander sah. Um 2 Uhr erschienen die drei Minister (Herr de Theux, ‘Minister ‘des Innern und der auswär- tigen Angelegenheiten, Herr Willmar, Kriegs - Minister, und Herr Nothomb, Minister der öffentlichen Arbeiten) und

ogen sogleich Aller Augen auf sich. Um 21/, Uhr nahm Herr Laifem den Präsidentenstuhl ein, worauf der namentliche Auf- ruf der Mitglieder begann; es waren 89 zugegen und 13 ab- wesend. Demnächst bestieg der Minister des Jnnern und der auswärtigen Angelegenheiten die Rednerbühne. Er knüpfte sei- nen Vortrag zunächst an den Bericht, den er in der Kammer am I1sten d. M. abgestattet und der damit endigte, daß die Re- gierung neue Unterhandlungen in London angeknüpft. „Die Hoffnungen, ““ sagte er, „welhe man von dem Erfolg der neuen Bestrebungen zu hegen berechtigt war, waren allerdings sehr zweifelhaft, aber auch nicht von aller Begründung entblößt, so lange man nicht wußte, ob das Haager Kabinet seine einfache und vollständige Zustimmung zu den Vorschlägen vom 23. Jas nuar geben würde.“ Demnächst theilte der Minister die Vor- schläge mit, die von der Regierung gemacht und die von London aus darauf ertheilt worden. Der Umstand, daß der König der Nie- derlande die Traktate bereits angenommen, machte es der Konfersnz ganz unmögli, auf die neuen Propositionen einzugehen. Der Minister fuhr dann folgendermaßen fort: ¿Die Regierung hat die Ueberzeugung erlangt, daß sie, ohne wesentliche Juteressen des Landes zu verletzen, nicht länger umhin kann, die Kammer um Ermächtigung zur Unterzeichnung der Anträge vom 23. Ja- nuar d. J. zu bitten, in welchen die Bestimmungen des Trak- tats vom 15. November in Betreff. des Grundgebietes wieder- holt werden.‘ Und am Schluß des Berichtes heißt es: „Wir éönnen es wohl sagen, daß die wirklich harte und nachtheilige Bedingung des Friedens die Abtretung eines Theils von Lim- burg und von Luxemburg ist, aber diese Abtretung ist, wie wir zugleich bekennen müssen, nicht zu vermeiden, da die Na- tionen. eben so wenig als die Individuen gehalten seyn köôn- nen, das Unmögliche zu thun. Eben so wie die: Revolution von 1830 vor den Festungen . Mastricht und Luxemburg stehen bleiben mußte, eben o haben auch wir die poli- tischen Dokumente in Betreff des Grundgebiets nicht kraft- los machen können, und eben so wenig können wir die Ueber- einstimmung der Mächte hindern, die Ueberweisung des einmal abgetretenen Theiles zu fordern. Alles also, was wir nun noch im Interesse der Bewohner der mit Belgien vereinigten Pro- vinzen thun können, werden wir mit Eifer thun. Es is daher an “Ihnen, le age fun “vel úber den Friedens - Traktat zu be- schließen, den die Regierung. Ihnen zur Annahme vorlegt. Bei den Diskussionen, die nunmehr bevorstehen, werden Sie Jeder einzeln das ‘allgemeine Wohl vor Augen haben. Sie verden die Gründlichkeit der Erörterung mit den dringenden

Forderungen jener Interessen “t Min pa ine leunige Entscheidung der das. ganze Land 9e g

aaa Be endende Bericht ist schriftlich abgefaßt und unterzeichnet: „Der Ritter de Theux de Mayland.

Nach Mittheilung pan verlas der Minister die beiden fol-

ntwürse : i !

genden F por 4 König der Belgier, haben unsern Minister

des Fnnern und der auswärtigen Angelegenheiten beauftragt , den

Kammern in Unserem Namen einen ey-Entwurf vorzulegen, dess

halt ist wie folgt: Ju Erwägung, daß durch ihr Protokoll

ar 1839 die Bevollmächtigten der ünf in London zu

‘m1 vereinigten Mächte, Belgien und Holland die Grund-

à zwischen beiden Ländern vorgeschlagen haben;

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unern, ‘dekretixt und befohlen wie folgt ;

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Einziger Artikel: Der König is ermächtigt, die zur Regulirung der Trennung Belgiens und Hollands dienenden Traktate abzuschlie- ßen und zu unterzeichnen, mit allen Bedingungen und Vorbehalten, welhe Se. Majestät im Fnteresse des Landes nothwendig oder nüg- lih halten wird. Gez. Leopold. Gegengezeichnet dur die Mi-

nister de Theux, Willmar und Nothomb.“ 11. „Wir Leopold, König der Belgier. Nach Ansicht des §. 1,

Art. 4 der Constitution, welcher lautet: „„„„Die Eigenschaft als Bel- gier wird erworbea, behalten und verloren nach den durch das bür- gerlicze Geseubuch festgestellten Regeln“; haben wir in gemeinschaft- licher Berathung mit den Kammern befohlen und befehlen wie folgt: Art. 1. Die Einwohner der in Folge der Traftate zwischen Belgien und den fünf Mächten und zwischen Belgien und Holland abgeire- tencu Theile von Luxemburg und Limburg, welche die Eigenschaft als Belgier- besißen, können diese Eigenschaft behalten, wenn sie erflären, daß es ihre Absicht sev, die Wohlthaten der gegenwärtigen Einrich- tungen zu behalten, und wenn sie das schriftliche Zeugniß der kompetenten Behörde beibringen, daß sic ihr Domizil nah dem Grundgebdiet ver- legt haben, welches defiaitiv das Königreich Belgien bildet. Diese Erflärung mnß abgegeben werden binnen 6 Monaten vom Tage der Ratification des Traftates an gerechnet , wenn die betreffenden Per- sonen volljährig und innerhalb cines Jahres nach erreichter Volljäh- rigfeit, wenn fie zur Zeit des Beschlusses noch minderjährig sind. Diese Erklärung soll in Person oder dur Bevollmächtigte mit Spe- zial-Vollmacht abgegeben werden. Art. 2. Die Beamten der rich- terlichen und administrativen Gewalt, welche von dieser BVesfiimmung Gebrauch gemacht haben werden, sollen 2/z ihres bisherigen Gehaltes behalten, bis ihnen eine audere Anstellung gegeben werden wird. (Gezeichnet und gegengezeichuet wie oben.)

Der Minister, der den- ganzen Vortrag mit {wacher Stimme gehalten, hatte besonders den leßten Geseßentwurf, wegen des in der Kammer entstandenen Lärms, kaum vernehm- bar machen können. Als aber die Worte „Eigenschaft als Bel- gier“/ vernommen wurden, riefen zahlreiche Stimmen: „Jch entsage derselben! Jch renoncire! Der Name Belgier is ohne- dies entehrt! Der Prásident stellte hierauf die Frage, ob die beiden Geseß- Entwürfe den Sectionen oder einer Kommis- sion úberwiesen werden sollen? Zunächst ndhm Pert Dumor- tier das Wort ünd ergoß sich in den heftigsten Ausdrücken ge- gen die Vorschläge der Regierung, Solche Worte, sagte er, hâtte man aus dem Munde des Ministeriums am allerwenig- sten erwartet, nachdem es früher so würdige Worte in den Mund des Königs gelegt. Man übertreibe die Noth des Lan- des, um dessen Schande um so leichter besiegeln zu können. Wozu habe man früher von Muth und Ausdauer gesprochen? wozu Abgaben gefordert, die man gern bewilligte? wozu die Rüstungen vermehrt, so viele Ernennungen im Heere vorge- nommen und den General Skrzynecki aus der Ferne herbeige- rufen? Eins nur fehle jet noch, daß man nämlich diesem General die Thür weise, weil es das Ausland so verlange. Der Redner ertlárte, daß er unter diesen Umständen sich scháme, ein Bel- ier zu seyn, so stolz er auch sonst auf diese Benennung wäre.

ach diesem Redner nahm Herr Pirson das Wort, dex sei- nen Vorgänger an Heftigkeit wo möglich noch überbot. „Jch will vor allen Dingen wissen,“/ sagte er, „warum hier nur drei Minister sind und warum die drei anderen ausgeschie- den sind? M. H. bevor Judas seinen Verrath ausúbte, fand das Abendmahl statt, bei welchem der Herr den Vorsib führte. Gestern fand auch ein Mahl an hohem Orte statt (Reclama- tionen auf der Ministerbank) und heute wird Verrath geübt egen das Vaterland und den König. Morgen. wird man von G die Verabschiedung unseres tapfern Heeres verlangen, die Beurlaubung jener Masse von Offizieren, welche die Re- gierung eben erst ernannte, eben, da sie bereits wußte, daß man ihrer gar nicht bedürfen würde. Dies ist ohne Zweifel nur geschehen, um alles Geld, das die Kammer bewilligte, in Einem Monat auszugeden. M. H. ich habe von Verrath gesprochen, und allerdings hat es des Verrathes bedurft, um die schône Einmüthigkeit der Nation durch drei Feiglinge zu vernichten, von denen der Eine Soldat ist. (Herr v. Merode „Grob, heiten sind keine Gründe!‘‘) Vor allen Dingen müssen wir wissen, warum die drei Minister sich zurückgezogen, die so feig ver- leumdet worden?“/ (Herr de Theux: Durch wen?) Man hat auszusprechen gewagt: Die Herren Ernst und v. Huart zôgen sich wie Feiglinge zurúck; sie hätten das Kabinet verlassen, ohne ihre Gründe anzugeben. Wenn man mich dazu nöthigt, so werde ih auch sagen, wer so etwas ausgespcochen. Jch achte indessen den Mann zu sehr; úÚberdies har er seinen Fehler seitdem gut gemacht. (Bei dieser deutlichen Hinweisung auf Herrn v. Merode bricht die Kammer in ein Gelächter aus.) Herr von Merode sagte, daß es angemessener seyn würde, in dieser Versamm- lung keine Privat-Aeußerungen zum Gegenstande der Debatte u machen. Herr Gendebien \chloß sih der Frage des Herrn Pirson an, worauf einer der verabschiedeten Minister, Herr Ernst, das Wort nahm und erklärte, daß er von Anfang an gegen ein getheiltes Kabinet gewesen; er und sein Freund Huart hätten immer gesagt, man müsse sih von bloßen Drohungen nicht einshüchtern lassen und nur der Gewalt selbst weichen ; darum hâtten sie denn auch ihren Abschied gefordert. Der Minister des Auswärtigen bemerkte, hier sey nicht der Ort, die Motive jedes einzelnen Kabinets-Miktgliedes zu erör- tern; genug, daß Jeder nah seinem Gewissen gehan- delt. Wenn sich das Kabinet noch nicht wieder komplettirt habe, so liege es bloß daran, daß es bisher noch keine Schritte dieserhalb gethan, obwohl es. niht schwer geworden wäre , redlihe Männer zu finden, die sih dem Mini- sterium auch bei seinem gegenwärtigen Schritt angeschlossen hát- ten. Herr von Merode sagte, ex habe sich deshalb zurückge- zogen, weil sein Vorschlag, daß der König eine Protestation gegen die Beschlüsse der Londoner Konferenz einsenden solle, niht durhgegangen wäre. Hexr Pollénus erklärte, er habe um so weniger dagegen, daß die ministeriellen Vorschläge den Sectionen übersandt würden, als er doch wisse, daß die Ansicht der Mehrzahl aller Mitglieder {don festgestellt sey. Der Red- ner behauptete übrigens, es würde eine Verleßung der Belgischen Constitution seyn, welche die Belgischen Pro- vinzen genau mit ihrer bisherigen Begränzung AULRA Ole, wenn man die Gebiets - Abtretung bewillige; der König selbst würde seinen Eid dadurch verleben. Die Herren

Dumortier und Gendebien {lossen sih dieser Be- hauptung an und Ersterer meinte, daß selbst dann, wenn die Kammer ihre Einwilligung zu den Vorschlägen ertheilen wollte, sie es nicht dürfe, weil Art. 131, der Verfassung vorschreibe, daß, wenn in derselben eine Veränderung vorgenommen wer- den soll, die bestehenden Kammern vorher au gelöst und neue zu diesem Behufe gewählt werden müßten. Indessen, meinte er, werde durch die Ueberweisung an die Sectionen nichts prä- judizirt, und so wurde denn diese einmüthig zugestanden. Um 41/4 Uhr ward die Sikzung aufgeboben. i

Ueber die Antwort, welche der König auf die-Vorstellung der Handels-Kammer in Betreff der Schelde-Schifffahrt gege- ben haben soll, sind in Antwerpen nach dem dortigen Jour-

nal du Commerce verschiedene Berichte im Umlauf.

Nach Einigen soll er geantwortet haben, er werde die Sache in Ueberlegung nehmen und mit seinem Ministerium darüber zu Rathe gehen: nach Anderen soll er versprochen haben, sei- nen ganzea Einfluß auf die National-Repräsentation anzuwen- den, um eine Aenderung in der Zoll- Gesehgebung hervorzu- bringen. ;

Auf dem sogenannten Märtyrerplaße hatten sich gestern ungefähr 2000 Personen versammelt, welche die Brabançonne und“Fie Marseillaise sangen, und nachdem sie: Es lebe8Limburg! Es lebe Luxemburg! EÊs lebe die Armee! gerufen, ruhig aus- einandergingen. Später sollen einige Personen verhaftet wor- den seyn, die den Ruf: „Es lebe die Republik! * Fort mít dem Könige!‘/ hatten ertönen lassen.

In Bezug auf das neuerdings von Herrn Dumortier er- schienene Schreiben gegen die Gebiets - Abtretung bemerkt der Independant: E Dumortier findet, daß man den gro- Fen Hebel des katholischen Einflusses nicht genug benust habe. Sollen wix aber ganz offen reden, so gesiechen wir, daß man ihn vielleicht hon zu sehr gebrauchte und daß man namentlich in Bezug auf die Gesinnungen benachbarter Nationen nur all- zusehr die Folgen einer Kollision bemerklich gemacht hat!“

De: t1M4-a:N d,

München, 20. Febr. (A. Z.) Se. Majestät der König ist am 16. Februar vor 9 Uhr Abends glücklich in Innsbruck angekommen. - Die Angabe: mehrerer Blätter, als erscheine von Hofrath Thiersch ehestens ein- Werk über die neueste Ge- schichte mit Hinblicken auf Görres" Athanasius ist dahin zu be- richtigen, daß der auch als Publizist {o ausgezeihnete Gelehrte den Jahrgang 1837 des historischen Taschenbuchs, bis jebt von Wolfgang Menzel herausgegeben , zu liefern übernommen hat. Dasselbe wird nächstens erscheinen und allerdings auch die kirci)- lichen Verhältnisse, keineswegs aber den Athanasius besprechen, der bekanntlich erst 1838 erschienen ist. i

Hannover, 22. Febr. Die Hannoversche Zeitung enthält Nachstehendes unter den amtlichen Nachrichten:

„Nachdem unterm 7ten v. M. befaunt gemacht worden, daß die am 29. Juni v. J. vertagte Allgemeine Stánde-Versammlung des Königreiczs auf Befehl Seiner Majestät des Königs auf den 15ten d. M. wiederum berufen sey und jeder ordnungsmäßig gewählte De- putirte dazu besonders verabladet worden ist, hätte woh! erroartet werden mögen, daß diejeu‘gen Deputirten, welche von den dazu beru- fenen Corporationen und Distrikten erwählt worden, und welche das ehrenvolle Amt eines Vertreters des ganzen Königreichs übernom- men und nicht wieder niedergelegt habeu, ihrer übernommenen Ver- pflichtung gewissenhaft nachfommen und der vorgeschriebenen Ordnung die schuldige Folge leisten würden. Es haben indesseu folgende Depu- tirte weder der Aufforderung seibst Genüge geleistet, noch bei deu Erd- Landmarschall, noch bei dem Präsidenten der zweiten Kammer ihr bisheri- ges Ausbleiben entschuldigt, noch endlich eine Resignation auf ihreDeputir- tenstelle angezeigt : 1) der Deputirte der Stadt Münden, Advokat Detmold t ierselbst, 2) der Deputirte der Stadt Lüneburg Dr. jur. Meyer daselbst, 3) der Deputirte der Stadt Uelzen, Achtmann Kaufmann daselbst, #) der De- putirte der Stadt Celle, Kaufmann Schulz daselbst, 5) der Deputirte der Stadt Harburg, Dr. Christiani zu Lüneburg, 6) der Deputirte der Stadt Stade, Senator Haverkampf daselbst, 7) der Deputirte der Stadt Buxtchude, Stadt - Syndikus Lang zu Verden, 8) der Depu- tirte der Bentheimschen Städte, Amtmann Bening, 9) der Deputirte Bürgermeisier Westerhausen, aus dem Fürsteuthume Grubenhagen, 10) der Deputirte Bauermeister Coß, aus dem Fürstenthume Göôt- tingen, 11) der Deputirte Volihöfner Möller, 12) der Deputirte Defo- nom Schmidt, aus dem Fürstenthume Lüneburg, 13) der Hausmann Wiittkopf, 14) der Hausmann Schacht, 15) der Haup!maaon Böse, Deputirte der Grundbesißer in den Bremischen Marschen, 16) der Hofbefißer Schriefer, desgleichen der Geest und des Herzogthums Verden, 17) der Moor-Commissair Wehner, 18) der Bürgermeister Storkmann, 19) der Vollmeier Stubbe, Deputirte der Freien der Grafschaft Hoya und Diepholz und der übrigen Grundbesitzer; 20) der Advokat Bud- denberg, 21) der Gutsbesißer König, 22) der Kolon MLöüman, Depu- tirte der Grundbesißer im Fürstenthum Osnabrück, 23) der Vürger- meisier Nordbeck, Deputirter der Grundbesiger in der Grafschaft Bentheim. Die Städte und die Grundbesißer, welche die vorstehend bezeichneten Deputirten erwählt haben, zeigten durch die Wahl selbst, daß sie einen Werth auf dieses Wahlrecht legen. Judem fie davon Gebrauch gemacht haben, verlangen fie eine Ausführung des gegebe- nen Mandats. Sie fönnen diese mit Recht so lange erwarten, bis der von ihnen gewählte Deputirte den Auftrag abgelehnt oder seine Resignation zu erkenuen gegeben hat. Die durch die Uebernahme des Mandats den einzelnen bisher nicht erschienenen Deputirten zweiter Kammer auferlegte Pflicht im Allgemeinen sowohl als insbesondere die durch das ständische Reglement und durch die Bestimmungen des Art. 52 desselben ihnen obliegende Verbindlichkeit, die nothwendige Rücksicht auf Geschäfts-Ordnung, die Rückwirkung ordnungswidrigen Verhaltens siándisczer Deputirte, welche das Wohl des Landes berathen und be- fördern sollen, auf die Schritte der Regierung, auf das Wohl des Landes selbst, ein unnüges, der Landes-Kasse kosibares Aufhalten der Verhandlungen in den Kammern, dies sind Punkte, deren Andeutung genügt, um die Nothwendigkeit zu zeigeu, daß mit Ernft darauf Be- dacht genommen werden muß, einer ferner nicht zu duldenden Unge- bühr baldigß entgegenzuwirfen. Die vorbenannten Deputirten der zweiten Kammer der Allgemeinen Stände - Versammlung des König- reihs werden nun hiermit abermals aufgefordert, ihrer Obliegenheit baldigst zu genügen, und entweder zu erscheinen oder ihre Resignation anzuzeigen. Sollte das Eine oder das Andere bis zum lsten k. M. nicht geschehen, so wird die Refignation des einzeluen Deputirten re- alementsmäßig angenommen und sodann weiter verfügt werden, was Ordnung und Recht erfordern. Hanuover, den 21. Februar 1839. Auf besonderen Befehl Setner Majestät des Königs. Kabinet Seiner Majesiät des Königs. Der Staats- und Kabinets-Minister, G. Frh. von Schele.“ W ]

Wiesbaden, 20. Febr. Hier ist eine vom 14. Februar datirte landesherrliche Verordnung erschienen, die Anordnung der Wahl-Versammlung zu der bevorstehenden neuen Wahl der Landstände des Herzogthums Nassau betreffend. Der Eingang dieser Verordnung lautet, wie folgt: „Nach Maßgabe der lan- desherrlichen Edikte vom '/,. September 1814 und 3/4. Nos- vember 1815 wird mit gegenwärtigem Jahre eine vollständige Erneuerung der im Jahre 1832 auf die Dauer von sieben Jah- ren erwählten Landes - Deputirten - Versammlung, jo wie eine neue Wahl der sechs Stimmführer der adeligen Grund-Eigen- thümer bei der Herrenbank erforderlich. Se. Herzogl. Durch- laucht haben daher zu verfügen geruht, daß die Listen der Mit: glieder der Wahl-Versammlungen und resp. Wahl - Kandidaten zu der Herrenbank aus oen adeligen Grund-Eigenthümern und zu der Landes-Deputirten-Versammlung aus der Klasse der be- gütertsten Grund-Eigenthümer und größeren Gewerbe- Besitzer, so wie aus den Vorstehern der evangelischen und katholischen Geistlichkeit und den Vorstehern der. höheren Lehr-Anstalten zur dffentlichen Kenntniß gebracht werden sollen. ‘/ Die Wahl- Versammlungen werden vom 4. bis zum 9. März zu Wiesba- den, Weilburg und Rennerod gehalten. rankfurt a. M., 22. Febr. Die neuesten aus Brüssel eingetroffenen Nachrichten befriedigen insofern, als man dadurch die Ueberzeugung gewonnen, daß es der Belgischen BRogiernng Ernst ist, den Forderungen des Rechts und der Mäáchte nicht zu widerstehen, sondern den von der Konferenz

gemachten Propositionen beizutreten. Auch zu der Hoffnung

glaubt man berechtigt seyn zu dürfen, daß die Belgischen Kam- mern die äußerst kritische Lage des Landes nicht déferitien und mithin die von der Regierung vorgelegten, die Befestigung der wichtigsten Interessen Belgiens bezweckenden Geseß - Vorschläge annehmen. Die Belgische Regierung hat allerdings noch die Revolutions-Partei in Belgien zu bekämpfen. Aber man zwei- felt nicht daran, daß ihr dies gelingt, weil sie den Ernst dazu zu haben scheint. Dabei werden die Mächte ihrerseits nicht unterlassen, diejenigen Maßregeln zu ergreifen, welche unter allen Umständen verhindern werden, daß es der Revolu- ELOREEl gelänge, ihre sträflichen Absichten auch über die

ränzen Belgiens zu verpflanzen, so wie nicht weniger die be- reits getrofsenen und noch zu nehmenden Maßregeln der Mächte die Garantie bieten, daß die Ausführung des zwischen Holland und Belgien abzuschließenden Definitiv - Traktats ohme eigent-

Störung der friedlichen Verhältnisse vorübergeht. Dieses es belebt sicher Alle, welchen die wahren Interessen

Uropa s am Herzen liegen, und sie bilden die stark überwie- gende Mehrheit. Wir glauben, nah neueren Mittheilungen, nicht, daß der Herr Graf von Münch - Bellinghausen son in den nächsten Tagen aus Wien hierher zurückkehren werde.

: Wir haben uns immer noch der Anwesenheit des so tref- lichen Violin - Virtuosen Prume zu erfreuen; so oft er dffent- lich auftritt, lohnt wahrhaft enthusiastischer Beifall seinem un- vergleichlichen Spiel. Er reist übermorgen nach Berlin ab.

Im Handelsleben zeigt sich hier im Allgemeinen noch keine besondere Regsamkeit, wiewohl Schifffahrt und Frachtfuhrwesen wieder im Beginnen begriffen sind. Nach Belgien hören aber die Wollsendungen vorerst auf, denn die dortigen Häuser wollen in der jeßigen Krisis selbst die früher gekaufte Wolle nicht über- sendet haben. Unterdessen rúkt unsere Ostermesse heran und es wäre in ihrem Inceresse, bis dahin die Rückkehr der Ver- hältnisse in Belgien auf festere Grundlagen zu wünschen. Von dem hiesigen Börsenhandel ist jeßt wenig zu melden, da in der

Erwartung des baldigen Ausganges der Belgischen Wirren die Speculation ruht. Dennoch behaupten die Fonds namentlich an unserer Börse einen hohen und festen Stand.

Vor einigen Tagen war der Königl. Preußische General- Lieutenant und Vice- Gouverneur der Bundes - Festung Mainz, Freiherr von Müffling, hier anwesend. Se. Durchlaucht der Herzog von Nassau traf gestern hier ein.

Om M e 14,

Zürich, 14. Febr. Gestern, sagt der Republikaner, fand eine Versammlung von beiläufig hundert Personen in Wäden- {weil statt, unter denselben auch Leute vom rechten See-Ufer und aus dem Bezirke Hinweil. Herr Hürliman-Landis ward zum Präsidenten und Dr. Schmid zum Aktuar erwählt. Das Resultat der Verhandlung is uns nur so weit bekannt, daß im Sinne der Versammlung liegt, Strauß dürfe unter keinen Umständen nah Zürich kommen, und daß für diesen Zweck von möglichst vielen Gemeinden Petitionen an den Großen und den Regierungs-Rath abgehen sollen. Aufhebung der Hochschule wird verlangt werden.

Nt alie N.

Turin, 15. Febr. Der Graf Gloria, erster Präsident und Ober - Intendant der Königl. Archive, ist am 11ten d. M. mit Tode abgegangen.

Rom, 12. Febr. (A. Z.) Das angekündigte Feuerwerk von der Engelsburg, welches der Papst dem Großfürsten Thron- folger von Rußland zu Ehren geben wollte, wird nicht stattfin- den, da die Arbeiter bei der Kürze der Zeit mit den dazu er- forderlichen Zubereitungen nicht fertig werden konnten. Gestern Abend war Ball bei Torlonia, heute Abend bei dem Russischen Gesandten zu Ehren des Russishen Thronfolgers und des Kronprinzen von Bayern, der sein strenges Jncognito hier nicht abgelegt hat. Dieser reist morgen fcüh nah dem Süden jener nah dem Norden. h:

S p-a n.i én

Madrid, 12. Febr. Die hiesigen Blätter beschäftigen sich sämmtlich mit der Prorogirung der Cortes und weisen darauf hin, daß die Steuern nicht ohne Genehmigung der Cortes er- hoben werden dürfen und daß die Regierung sich daher doch wohl genöthigt schen werde, die Cortes bald wieder einzuberu- fen, weshalb auch viele Deputirte noch in Madrid geblieben seyen. . Die Hof-Zeitung vertheidigt natúrlih diese Maaß- regel, obwohl sie zugiebt, daß die Minister dadurch eine große Verantwortlichkeit auf sih geladen hätten, und daß auch nur die dringendste Nothwendigkeit sie habe veranlassen können, die- sen Schritt zu thun.

Es heißt hier, daß Catalonien, im Falle der beabsichtigte Handels : Traktat mit England wirklich zu Stande komme, sich für unabhängig oder für Don Carlos erklären werde.

Herr Mariano Carnerero, frúher Secretair bei der Spa- nischen Gesandtschaft in St. Petersburg und Paris und zuleßt Geschäftsträger in Wien, ist zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in der Schweiz ernannt worden. Er wird sich über Paris auf seinen neuen Posten begeben.

Der Morning Chronicle wird von ihrem Korrespon- denten in Madrid vom 9. Februar Folgendes - geschrieben : „Die parlamentarischen Arbeiten der Cortes haben ein uner- wartetes, aber nicht unverdientes Ende genommen. Bei dem Beginn der- heutigen Sibung bestieg in beiden Kammern einer der Minister die Rednerbühne und verlas, zum großen Erstau- nen der Senatoren und Deputirten, ein Königliches Dekret, wodurch die Cortes auf unbestimmte Zeit vertagt werden. Man erwartet jelzt täglich, das Auflösungs-Dekret erscheinen zu sehen, doch scheint bis jeßt noch nichts der Art beschlossen worden zu seyn. Die MIorogirung I den Vortheil, daß die Regierung wenigstens bis in den Dezember von den Beschränkungen frei ist, welche die Anwesenheit der Cortes in der Hauptstadt ihr auferlegt, und daß sie daher ungehindert die Maßregeln ergrei- ten kann, die sie für das Wohl des Landes als unerläßlich be- frachtet, während bei einer Auflösung der Cortes in drei Mo- naten neue einberufen werden müssen. Andererseits wird aber jener Vortheil auch durch die Gewißheit aufgewogen, daß eine neue Wahl ganz zu Gunsten des Ministeriums ausfallen würde.

‘Die Minister haben sich, wie gesagt, noch nicht entschieden.

Die Maßregel wird übrigens von allen wahren Freundén des Landes entschieden gebilligt.“ s

i A A ad E en Qi n Begleitung der Prinzessin von Deira des Prinzen von Asturien, des Infanten Don Sebastian, des Kriegs-Ministers,

eine Revue über funf Bataillone Jnfanterie und vier Shwa- dronen Kavallerie abgehalten. Man wollte in Bagonne wissen, daß die Fueristen ihren

Am 10. Februar hat Don Carlos | | und gerecht zeigen, wie sie tapfer find in der Vertheidigung ihrer hei-

M von Valdespina, und seiner Adjutanten bei Bergara

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Anführer Mufiagorri gefangen genommen und gedroht hätten bi zu erschießen, wenn sie ihren rückständigen O nbe er ielten.

Merifko.

Der Bericht, welchen der General Santana über die Vor- fälle in Veracruz am 5. Dezember an den Mexikanischen Kriegs- Minister abgestattet hat, lautet folgendermaßen:

„Excellenz! Jch habe die Ehre, Jhuen jevt (2 Uhr Mittags) zur Benachrichtigung für Se. Excelleuz den Herrn Präsidenten mitzuthei- len, daß ih, unmittelbar nah dem Empfang Jhres Befehls, das Militair- Kommando dieses Departements zu übernehmen, dem Gene- ral Don Marianuo Arista den Auftrag ertheilte, sih mit der Truppen- Abtheilung unter sciaem Kommando in Eil-Märscheu nah Sauta zu begeben, um dort meine Befehle zu erwarten, und dem Kom-* mandanten von Puente Nacional, sih mit gleicher Schnelligkeit in Marsch zu seyen und unter die Befehle des erwähnten Generals zu stellen. Ohne YZeitverlu® begab ih mich selbs nach Veracruz, über- nahm das Kommando von Sr. Excellenz dem General Don Manuel Rincon und theilte dem Contre-Admiral des Franzöfischen Geschwa- ders das Dekret des Kongresses mit, welches die Kriegs : Erklärung der Mexikanischen Nation gegen dic Französishe Regierung entbält, so wie die Anzeige, daß die am Wien v. M. abgeschlossene Con- vention nicht genehmigt wordea scy. Der Contre - Admiral ant- wortete mir gesiern um 6 Uhr Nachmittags mit Anmaßung, daß die Mexikanische Regierung einen großeu Fehler durch ihre Kriegs- Erklärung gegen Frankreich begangen habe, daß dieses Verfahren ihn veranlaffen könnte, die Stadt ohne Weiteres zu zerstören, daß er aber in Betracht ziehe, daß sie nicht schuld sey an einem Jrrthum, den er die Mexikaner büßen lassen werde, wozu er noch andere Ausdrücke fügte, schr fränfcnd für die National-Ehre rad die Truppen, welche die Regierung uuter meine Befehle gestellt hat. Jch erwiederte den Judividuen, welche das Schreiben brachten, daß es einiger Stunden be- dürfe, um Antwort zugeben, uud demzufolge wurde Zeit zur Unterhandlung bis 8 Uhr Morgens gegeben, cine Uebereinkunft, von der die Französischen Abgesaudten mir versprachen, den Chef des Geschwaders in Keunt- niß segen zu wollen. Gegen 8 Uhr Abends fand sich der Konsul Ihrer Großöritanischen Majestät bei mir ein; derselbe war am Bord der Brigg „le Cuirassier“’ gewesen und hatte mit Herrn Baudin ge- sprochen, der ihn ausdrücklich beauftragte, sich zu mir zu begeben und mir in seinem Namen die Versicherung zu gebezz, daß er uicht die Absicht habe, scin Feuer auf die Stadt zu richten, es wäre denn, daß er sich auf dem Wege der Repressalien dazu gezwungen fände. Des- senungeachtet hatte ih schon vom Nachmittage an meine Vorsichts- Maßregeln getroffen und zum Vereinigungspunft für die Truppen die Linie bestimmt, welche die Kasernen der Stadt nach der Seite ihrer Stellung hin bilden, auch hatte ih au meine Waffengenossen die Proclamation gerichtet, welhe ih Ew. Excellenz abschriftlich mittheile, und die wegen Kürze der Zeit nicht hat gedruckt werden fönnen Gegen 10 Uhr Abends traf der Geueral Arista in der Stadt ein und blieb dafelbst, nachdem wir die Opera- tionen verabredet hatten, die er mit seincr Division ausfüh- ren sollte, weil unsere Konferenz ers um 2 Uhr Morgens be- endigt war. Fünf und ein halb Uhr Morgens war es, als der Con- tre-Admiral, Chef des feindlichen Geschwaders, ungeachtet sciner Pro- teflationen und wiewohl von der Stadt nicht die mindeste Heraus- forderung gegeben worden war, persönlich in die Stadt ciudrang, an der Spiye ciner Kolonne, welche nach Einigen 1500, 1ach Ande- ren 2000 Manun betrug, sogleich darauf ausgehend, sich meiner Per- son in meiner Wohnug zu bemächtigen, und begünstigt in scinem Vorhaben durch einen dichten Nebel, der die Gegenstände selbst in ei- ner Entfernung von nur drei Schritten nicht unterscheiden ließ. Un- geachtet dieses Ueberfalles des Feindes gelang es mir, seine Absicht zu vereiteln, dadurch, daß ich mi schnell. mitten durch sein Gewehr- Feuer entfernte, gedeckt durch meine Schugwache, welche auf ihrem Rückzuge das feindliche Feuer lebhaft erwiederte, bis ih zur Linie der Kasernen gelangte, wo ich meine Widerslandsmittel zu organisi- ren begann. Die Lage, in der ih mich ia diesem Augenblicke be- fiude, erlaubt mir nicht, Ew. Erzellenz nähere Details zu geben ; es wird dies von dem General geschehen, der mir im Kommando gefolgt ist, und ich füge uur noch schließlih hinzu, daß mir der Ruhm wurde, an der Spitze einer Koloune die Jnuva- sion zurüczutreiben, ungeachtet der gelungenen Ueberrumpelung, und daß ich die Feinde mit dem Bazjonnette zwang, sich wieder einzuschif- fen, wobei ich ihnen auf dem Hafeudamm selbst eine ahtpfündige Ka- none nahm, welche stets zum Denkmal der Tapferkeit der Unsrigen dienen wird. Wir haben gesiegt, ja, wir haben gesiegt; die Mexika- nischen Waffen feterten einen glorreichen Triumph in der Stadt, und die Fahne Mexiko's ging siegreich aus dem Kampfe; ih wurde bei dieser leßten Anstrengung verwundet, und wahrscheinlih wird dies der legte Sieg seyn, den ih meinem Vaterlande darbringe. Nachdem wir so Rache genommen hatten und unsere Fahne fiegreih auf unseren Wällen wehte, hielt ih es für nothwendig, die Stadt zu räumen, da fie sih ganz vertheidigungslos befand, und in Uebereinstimmung mit den Befehlen Ew. Excellenz wurde die brauchbare Artillerie und die übrigen Kriegs- Bedürfnisse hinweggeschafft, das Andere un- brauchbar gemacht zurückgelassen. Auf den Hügeln in Kanonenschuß- weite vou der Stadt habe ih die Mexikanische Fahne aufgepflanzt und alle Truppen dort versammelt, welche sich in der Umgegend be- fanden. Jn ibrem Aerger haben die Feiade auf die verlassene Stadt ein ungewöhulich heftiges Feuer gerichtet; so wollen diese Feiglinge ihre Schmach verdecken. Jch meinestheils zweifle nicht an dem hei. ligen Feuer, welches die Vertheidiger der National - Unabhäugigfkeit belebt; sie werden die Ehre der Waffen, welche die Nation zu ihrem Schuge in ibre Hände gegeben hat, unverlezt zu erhalten wissen; es bedarf sicherlich nicht des Beispiels, das ich ihnen hinterlasse, und ich sterbe freudig, da die göttliche Vorsehung mir gestattet hat, der Na- tion mein Blut ganz zu opfern. Jch habe Ew. Excellenz auch noch u melden, daß der Feind während des Kampfes die weiße Fahne auf- tete, daß ich aber, als Antwort darauf, Sturmschritt kommandirte, überzeugt, daß der Feind der Rücfsihten nicht werth is, welche die Krieger civoilisirter Nationen verdienen, da er die Treulosigkeit be- gangen hatte, die von ihm bestimmte Parlamentirungs - Zeit abzu- brehen. Der General Arista, der uicht so shuell aus meiner Woh- nung entkommen fonnte, hat das Unglück gehabt, in die Hände der Menschen zu fallen, die fich mit meinem Blute beflecken wollten. Am Ende meines Lebens angelangt, kanu ich nicht umhin, die Zu- fricdenheit auszusprechen, welche ih darüber empfinde, daß ih den Anfang der Aussöhnung unter den Mexikanern erblit habe. Meine leßte Umarmung hat der General Arista empfangen, mit dem ih un- glücklicherweise veruneinigt war, und mit gleicher Umarmung umfange ih jezt Se. Excellenz den Präsidenten der Republik, um ihm einen Beweis meines Dankes dafür zu geben, daß er mich im Anugenblicke der Gefahr geehrt hat; ich umarme zugleich alle meine Landsleute und beshwöre sle bei dem Vater- lande, das sich in solcher Bedrängniß befindet, ihre Unzufriedenheit ruhen zu lassen und sich Alle zu einer undurchdringlihen Mauer zu vercinen, an welcher der Uebermuth der Franzosen zerschellen wird. Fch ersuche zugleich die Regierung meines Vaterlandes, meine Leiche auf diesen Hügeln selbst bestatten zu lassen, damit meine Waffenge- fährten wissen, daß dies die Schlachtlinie ist, die ih ihnen sterbend vorzeichne, daß über diesen Punft hinaus die ungerechtesten Feinde der Mexikaner das Laud mit ihren shmußigen Fuhbsohlen nicht zu betreten wagen dürfen. Auch fordere ih von meinen Landsleuten, daß sie unseren Sieg nicht durch Angriffe auf die Personen der un- bewaffneten Franzosen beflecken, die unter der Bürgschaft unserer Ge- seye unter uns wohnen, auf daß fic sich skets der Welt als hochherzig

ligsten Rechte. Mögen alle Mexikaner meine politischen Frrt

Vergessenheit überliefern und mir den einzigen Titel’ U taa, den ih meinen Kindern hinterlassen möchte, den eines guten Mexi- kfaners. Gott und die Freiheit. Jw Hauptquartier t den Hügeln von Verácruz, den 5. Dezember 1838. Antonio Lopez de San-

tana.“

In einer Nachschrift giebt der Gener

Mexikaner auf 25 Todte und Verwundete n R OOE L geschlossen; die Franzosen sollen mehr als hundert Todte in den

traßen der Stadt gelassen und außerdem viele Verwundete gehabt haben; mehrere, die bei dem Bajonnet- Angriffe der Mexikaner gleich dem Contre-Admiral Baudin selbst ins Wasf- ser sprangen, um sich durch Schwimmen zu retten, sollen er- trunken seyn. Jn einer zweiten Depesche zeigt Santana an daß er dem Obersten Don Ramon Hernandez, als dem ältesten Stabs - Offizier, das Kommando úbergeben habe. Die Mexi- kanishen Blätter melden auch, daß später von der Regie- rung dem General Codallos das Militair - Kommando in dem Departement von Veracruz übertragen worden sey, und daß der Präsident, General Bustamente, selbst ins Feld rücken werde, sobald er von der Kammer die dazu nöthige Erlaubniß erhalten habe.

A E

Liegniß, 23. Febr. (Schles. Z.) Es sind im vorigen Jahre im hiesigen Regierungs - Bezirke 18 neue Schulhäuser (davon 4 katholische) fúc den Kosten-Betrag von 41,000 Rthlrn. erbaut worden, wozu der Fiskus an 6500 Rthlr. beigesteuert hat. Ueberhaupt existiren in dem hiesigen Bezirke 1310 Schu- len, ín denen etwa 135,000 Kinder von mehr als 1400 Lehrern unterrichtet werden. 224 dieser Schulen gehören der katholi- schen Konfession und 6 den jüdischen Glaubensgenossen.

Dauer der Eisenbahn-Fahrten am 24. Februar. | Zeitdauer Abgang | Zeitdauer von um Uhr | St. M.

__ Abgang

von | um Uhr | St. M.

Potsdam |7 Vi. 40 FPotsdam 4 Nm.| 49 Derlin 19: 9 | 47 [Berlin |6 Abds.{ 1 i 2 Potsdam |12 Mtg.| 46 Potsdam |8 » 1 1 Berlin |1!/, Nm.| | 47 [Berlin [10 » 1 2

Wissenschaft, Kunst und Literacur.

Die Preußische Gesebkunde in allen Zweigen der Rechtspflege und der Staats- und Polizei- Verwaltung. Zur Selbstbelehrung. Jn alphabe- tischer Ordnung. Herausgegeben von den Ober-Landes- gerichts-Assessoren A. J. und P. M. Schulz. Erstes und zweites Heft, jedes zu 6 Bogen. S. 1 bis 192. (Aachen- Münchener Feuer-Versicherungs-Ge- sellshaft bis Blutigel.) gr. 8. Berlin, 1839.

Es gehört unverkenubar zu deu am meisten charafteristischen Kennzeichen der reichen Zeit in welcher wir leben, die L daß mit jedem Tage mehr die Scheidewand zusammenbricht, welche noch vor einem halben Jahrhunderte die als Beruf geübte Gelehrsam- feit von der Art des Wissens trennte, welches sich der irgend Gebil- dete gegenwärtig leicht aus jedem Fache zugänglich ‘machen kann. Ob dies als ein Fortschritt der Beit zu betrachten, ob nicht, darüber zu streiten, würde wenig Frucht bringen. Die Thatsache wird fein auf- merksamer Beobachter des modernen Bildungsganges in Abrede stellen. Referent erinnert sich noch aus seinen Jugendjahren der fast religiö- ]sen Scheu und Ehrfurcht, mit welcher ein Patient den Ausspruch seines Arztes, cin Klient den Rath seines Rechtsbeislandes, das Beicht- find den erbaulichen Vortrag seines Seelsorgers anhörte. Wie ist das jeyt anders geworden! Wo is eiu Kranker, wo ein Mandant, der nicht lange schon vorher mehr über sein Uebel, über den Gegensiand des Prozesses, in welchen er sich einlassen will, gelesen, als ihm der Dok- tor und der Sachwalter in Einer Consultation zu sagen im Stande sind; wo das Gemeindeglied, dem es nur darum zu thun ist, erbaut aus der Kirche heimzukehren, und das nicht meiut, ein Recht zu haben, die gehörte Predigt, indem es sie mit seiner dogmatischen An- ficht von den vorgetragenen Gegenständen zusammenhält, einer Kritik unterwerfen zu fônnen und zu müssen. Aus diesem Drange unserer Zeitgenosseu, überall selbst von deu Früchten des Baumes der Erkennt- s ju fosten, is hervorgegangen und nährt sich die Literatur, welche die Schriften „zur Selbstbelehruug““ bilden, eine Gattung, der auch das Wee zu rens Werk angehört.

enn Referent nicht irrt, so mag bei Conception der demselben den Verfassern wohl cin Zub wed durch C Dub E fanntes und beliebtes vorgeshwebt baben, das (bei Carl Heymann hierselbst erschienene). „Taschenbuch für die Einwohner Berlins und die Mark Brandeuburg““, auch noch unter zwölf andern Titeln zu haben welches ungefähr eine ähnliche Tendenz hat, den Staats- bürger in allen seinen verschiedenen Beziehungen zum Staat über scine Obliegenheiten und Verhältnisse zu orientiren. Allein gegen- wärtiges Buch unterscheidet sich schr wesentlich von jenem durch dea viel größeren Kreis, in welchem es sich bewegt, indem es theils Arti- fel aus allen Theilen der Rechts-, Kameral- und Polizei-Wissenschaf- ten giebt, so weit diese in Preußischen Gesezen zur Anwendung ge- bracht werden; theils sich nicht wie das erwähnte Taschenbuch auf Eine Stadt und Eine Provinz ersireckt; soudern auf die ganze Preu- ßische Monarchie, V über diesc hinaus, auf das Ausland, nämiich auf die (z. B. durch den Zoll-Verband) mit Preußen iu Verkehr sie- henden Beamten, Fabrikanten, Kaufleute u. \. w. in den Deutschen Bundesstaaten. Ein zweiter Vorzug ist der der alphabetischen An- orduung, und diesen behauptet es auch für denjenigen, der alle Juel- len besigt, aus denen das Werk geschöpft worden, was in der Regel nicht einmal bei den praftischen Geschäftsmännern, wenigstens bei deu jüngeren nicht, der Fall seyn wird; indem es, zum Nachschlagen eingerichtet, auf Einem Fleck überfichtlih zeigt, was man sich sonst mühsam aus vielen Registern, Juhalts - Anzeigen, Kapitel - Ueber- schriften u. s. w. zusammenzusuchen genötbiget ist, eine Operation, die ihr Bedenkliches für den Nichtsachverständigen hat, welcher im- mer, wenn er nicht mit der Zeit fortgeschritten und wenigstens ober- flächlih davon unterrichtet is, daß in der Materie, um welche es sich handelt, in neuerer Zeit Anderes als früher verordnet war, vekfügt worden, Gefahr läuft, sich aus den Quellen selbst falschen Rath u holen. Ein Beispiel wird dies erläutern. Ein Bürger kauft sih cin Grundsiück. Ein anderer, der vor 10 abten ín dem nämlichen Falle war, sagt ihm, er habe nun nichts Nötbigeres zu thun, als für Be- richtigung des Befißtitels zu sorgen; denn wenn dies uicht läng- stens binnen gahresfrist geschehe, habe er Untersuhung und fiskalische Strafe zu erwarten. Der also Berathene will gründlich wissen, woran er is; er ¡chlágt die Hypotheken - Orduing nach, das Allgemeine Landrecht , die Gerichts-Ordnung ; überall findet er, daß der Rathgeber Recht hat, ja in einem Kommentar zu dieseu Quel- len sicht er cine Verorduung von 1810 allegirt , wonach der Richter ex offico wegen Verhängung einer PstalRes Strafe, um des nicht- berichtigten tituli possessionis willen, einschreiten soll. Aber unser Maun is verslándig; er denkt, seit 1810 faun si{ch Manches geändert haben, obgleich a priori wohl Niemand darauf fommen wird, daß eine bestehende posiitive Vorschrift abgeändert n möge; ferner, er if nicht allein verständig, sondern er hat auch die voluminöôse, wit 1810 begiunende Geseg - Sammlung fomplett, er sieht nah von 1810 bis 1831 nihts, im Jahrgang 1831 endlich findet er eine eutscheidende, die Materie betreffende und sie ganz umgestaltende Kabinets-Ordre vom 31. Oftober. Nun weiß er, da sein R th

Lust dazu hat, seinen Besiztitel nicht beri

Unrecht, und daß er, der jeßige Käufer des Cn fs, veun er nicht tigen z ‘lassen en braucht. Aber wie viel Bücher (vorausgeseyt auch, daß sie idm le zur