1839 / 62 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

zu dieser Versammlung zu bemühen. Ich hielt dieselbe nicht für sehr nothwendig; die beiden Fahnen, die vor Ihnen ek- scheinen, sind so bekannt, ihre Farben sind so gänzlich verschie- den, daß Jhre Meinung gewiß schon im voraus festgestellt ist. Jch glaube nicht, daß irgend etwas in dieser Sibung Zhnen neue Aufklärungen verschaffen, oder sie bestimmen wird, sich zu Gun- sten eines andern Kandidaten zu entscheiden. Jch sage, zwei Fahnen ; denn der ehrenwerthe Herr Lafitte und ich sind nichts anderes. Es handelt sich hier niht um die Personen ; denn persdulich habe ih gegen den ehrenwerthen Herrn Lafitte nichts einzuwenden, und er hat mir so eben noch dieselbe Versicherung gegében. Also nur zwischen zwei L NEO zwischen zwei politischen Fahncn haben Sie zu wählen. enn ih nach dem urtheilen sollte, wie Sie sih seit 8 Jahren gezeigt haben, so würde ih über das Resultat des Kampfes keinen Augenblick zweifelhaft seyn. Die Politik, die ih seit 8 Jahren vertheidige, ist die Jhrige und deshalb ernannten Sie mich zu Ihrem De- putirten. Ich habe mich nicht verändert, ih bin noch immer auf demselben Wege, immer ein aufrichtiger Anhänger der Julé - Revolution und im Allgemeinen mit dem durch dieselbe hervorgebrachten Resnltate zufrieden. Daß die Regierung Fehler begangen hat, leugne ih nicht; fein Mensch kann den Fehlern ganz entgehen; aber im Ganzen läßt sich nicht verkennen, daß ihre Handlungen dem National - Jnteresse angemessen gewesen sind; alle Resultate beweijen dies. Zu welcher Zeit hat sich Frankreih eines größeren Wohlstandes erfreut, als seit drei oder vier Jahren, wo die Gemüther sih beruhigt haben, und wo man der Regierung weniger Hindernisse in den Weg ge- legt hatte. Man hat von mehreren Seiten behauptet, daß Frank- reich in der politischen Welt nicht den Rang einnehme, der ihm acbühre, und daß es im Auslande gedemüthigt worden sey. Ach bekenne, daß nichts so lebhaft meinen Unwillen erregt hat, als dergleichen Behauptungen ; das Land würde eine Re- gierung, die es, dem Auslande gegenüber, in eine demú- thigende Lage versekte, nicht einen Monat lang dulden.“ Der Redner ging hierauf die auswärtige Politik, und namentli die Belgischen Angelegenheiten dur, und suchte zu beiveisen, daß sih die Regierung bei allen Gelegenheiten eben so umsi- tig, als würdig und fest benommen habe. Er glaube, daß nur mit dem System, welches bisher befolgt sey, der Friede aufrecht erhalten werden könne und deshalb besonders sey der Sieg der Regierung bei den bevorstehenden Wahlen zu wünschen. Herr Lafitte habe zwar auch in seinem Rundschreiben an die Wähler seine friedlihen Gesinnungen an den Tag gelegt, und seine Stellung in der Handelswelt gebe hinlänglihe Bürgschaft fúr die Aufrichtigkeit dieser Gesinnung; sey es aber wohl ge- wiß, daß unter den 2i2 Deputirten, die mit Herrn Lafitte ge- gen die Adresse votirt hätte, sich keiner befinde, der nicht den Umsturz der Juli-Regierung oder der nicht den Krieg wünsche ? Herr Lefebvre {loß damit, die Wähler darauf aufmerksam zu machen, von welher Wichtigkeit der Beschluß sey, den Frank- reih in dem jeßigen Augenblicke fasse. Nachdem der Redner unter dem lebhaften Beifall seiner Anhänger seinen Plaß wie- der eingenommen hatten, ließ sich Herr Lafitte vernehmen. ¿Mi D, sagte er, „ih wohne seit 52 Jahren in Jhrem Be-

zirk. Mein Privatleben, so wie mein dffentliches Leben, is} Shnen bekannt. Jch bin meinen Grundsäßen unerschütterlich treu ge- blieben; ich hatte bis zur Juli-Revolution 15 Jahre lang die Chre,

Sie in der Deputirten-Kammer zu vertreten, und auch im Jahre 1831, nachdem ich auf meinen Minister - Posten resignirt hatte, ernannten Sie mich mit großer Majoritát zu Jhrem Deputir- ten. Nachdem ih auf diese Weise 16 Jahre lang für Sie in der Kammer gesessen hatte, fragte ih mich, warum ih nicht mehr Jhr Deputirter sey; ih prüfte alle meine Handlungen und alle meine Gedanfen, und fragte mich, ob irgend eine Ver- ánderung in mir vorgegangen sey; ich fand nichts, was jene Ausschließung rechtfertigen konnte. Heute sagt mein ehrentwer- ther Mitbewerber mit Recht, daß wir zwei verschiedene Prin- zipien repräsentiren, obgleich wir eigentlich nur ein einziges, nämlich die Juli: Revolution, reprásentiren sollten. Die verschie- dene Weise also, wie wir den Grundsaß jener Revolution aus- legen, ist Ucsache, daß wir verschiedener Meinung sind. Jch will durchaus nur das, was wir bei der Juli-Revolution woll- ten; ich will nur die Erfüllung des beharrlichen Wunsches der Nation. Herr Lefebvre hat Jhnen gesagt, daß die 221 den Grundsaß der Juli: Revolution aufrecht erhalten wollten, daß er aber nicht wisse, ob sich unter den 213 nicht Einige be- fänden, die den Umsturz derselben wünschten. Jch habe hier, m. H., Niemand zu vertreten und zu vertheidigen, als mich selbst; aber ih kann von den 221 sagen, daß Sie alle Regie- rungen gebilligt haben, die man ihnen seit 1830 vorgeschlagen hat.“ Herr Lafitte erinnerte hierauf an die Dienste, die er im Jahre 1830 der Juli- Revolution geleistet habe, und suchte es ins Lächerliche zu ziehen, wenn man ihm den Vorwurf mache, daß er Krieg und Anarchie wünsche. “Er habe dabei so viel zu verlieren, -als irgend einer, und man werde nicht von ihm und seinen Freunden glauben, daß sie die jebige Krisis herbeigeführt hätten, um das Land ins Verderben zu stürzen. Herr Lefebvore: „Mein ehrenwerther Gegner hat gesagt, daß sich unter den 221 Deputirten Männer befänden, die alle Regierungen gewollt hätten, und in der Beziehung hat er Recht. Wir haben bis- her nie versucht, eine Regierung zu stürzen, so lange sie auf dem Wege der Geseblichkeit blieb. Ein Anderes ist es aber, eine Regierung wollen und blindlings für jedes Ministerium votiren. Lebteres ist mir und meinen Freunden nie eingefallen ; wir haben nie für ein Ministerium, sondern nur für die Ge- seße eines Ministeriums gestimmt, die uns gut schienen; sobald ste uns schlecht erschienen, haben wir sie verworfen. Man suche daher nicht jene so gewissenhafte Versammlnng der 221 zu ver- leumden, die nihts wollen und nichts verlangen .…../ Eine Stimme: „Als Aemter“ Herr Lefebvre: „Nein, m. H, Keiner der 221 verlangt ein Amt. (Bewegung.) Diejeni- gen, die Aemter wollen, suchen die gegenwärtigen Besitzer derselben zu stürzen, indem dies das einzige Mittel ist, solche zu erhalten.“ Mehrere Stimmen: „Sehr wahr! Sehr richtig!“ Herr Lefebvre: „Man hat übrigens sehr Unrecht, wenn man immer von dem Ministerium spricht ; es Lade sich hier gar nicht um dasselbe. Die Mini- sterien sind die ephemersten Dinge von der Welt. Jch glaube, mich nicht zu täuschen, wenn ih sage, daß, wie auch Ihr Vo- tum ausfallen môge, das Ministerium noch vor dem Zusammen- tritt der Kammern entweder gänzlich verändert, oder bedeutend modifizirt werden wird.“ Eine Stimme: „„Wir werden sehen.“ Nachdem noch beide Kandidaten auf einige unwe- sentlihe Jnterpellationen der Wähler geantwortet hatten, wollte der Präsident eben die Sikzung für geschlossen erklären, als ein

err Bautier auftrat und Loth: „Man hat den Wählern ine Aeußerung ins Ohr geraunt , die sehr ernster Art ist, und die man dem Herrn Lafitte zuschreibt. Jch glaubte, daß die Freunde seines Gegners ihn darüber zu Rede stellen würden;

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sie haben es nicht geihan und da ih es für unumgänglich nothwendig halte, daß er sich über diesen Punkt erklärt, damit man sich nicht auf eine Aeußerung beruft, die niht wi- derlegt worden sey, so sage ih hier dffentlich, daß Herr Lafitte beschuldigt wird, einem Wähler gesagt zu haben, daß wir auf einen Punkt gelangt wären, wo eine Veränderung des Ministe- riums niht mehr genüge, sondern der Kßnig gestürzt werden músse. (Lebhafte Unterbrehung. Mehrere Stimmen: ¿Der Name des Wöählers!‘/) Der Präsident: ¡„Zh wider- seße mich der Nennung des Namens jenes Wählers. Wir sind hier nicht versammelt, um Einer den Anderen zu denunziren.““ Herr Jacques Lefebvre: „Der ehrenwerthe Wähler spricht von einer Aeußerung, úber die, wie er sagt, einer meiner Freunde meinen Mitbewerber hätte interpelliren sollen. Das würde ih sehr unpassend gefunden haben. Was bedeuten der- gleichen Zuflüsterungen. Wen verleumdet man nicht auf diese Weise? Was hat man mir nicht Alles heimlih nachgesagt ? Wenn solche Dinge einem nicht dffentlih ins Gesicht vorge- worfen werden, so lege ih feinen Werth darauf und ich bitte den ehrenwerthen Herrn Lafitte, ein Gleiches zu thun.“ Herr Lafitte: „Jch kenne den Erfinder jener Aeußerung nur dem Namen nach; ex ist darúber zur Rede gestellt worden und hot dieselbe, obgleich er sie mehreren Wählern heimlich zuge- flústert hatte, geradezu abgeleugnee. Jch halte es unter meiner Würde, weiter auf eine solche Anschuldigung zu antworten; mein ganzes früheres Leben, mein Benehmen, meine Handlun- gen werden mich genugsam von dem Verdachte, mich solcher Worte bedient zu haben, reinigen.“ Da hierauf Niemand mehr das Wort verlangte, so erklärte der ‘Präsident die Sibung fúr aufgehoben.

Der hiesige Türkische Botschafter hat nachfolgendes Schrei- ben in die dffentlihen Blätter einrücken lassen: „Jch lese in dem Journal „le Temps‘ einen hdchst seltsamen Artikel über die Pensionirung des Baron von Hammer. Diesem Artikel zu- folge, soll der Türkische Botschafter in Wien den Herrn von Metternich gebeten haben, daß der arme Dragoman nicht erdrosselt würde. Der Verfasser jenes Artikels fügt hinzu, daß jener Umstand sehr charakteristisch sey. Ich bitte Sie, zu glauben, Herr Redacteur, daß an dieser Bemerkung nur die Unwissenheit des Verfassers wahrhaft charakteristisch ist; denn wie kann er glauben, daß ein Türkischer Botschafter im Jahre 1839 im Stande ist, eine solche Albernheit zu sagen, die dem ununterrichtetsten Türken nicht einfallen würde. Jch bitte Sie u. \. w. (Gez.) Mehmed Efendi.“

Großbritanien und YFrland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siz- zung vom 25. Februar. Als die ministerielle Bill zur Ver- besserung der im vorigen Jahre aagenomienen Jrländischen Armen-Akte die zweite Lesung erhielt, welches ohne Oppositien geschah, machte Lord Wickiow die ironische Bemerkung, es scheine, daß die Minister keine auf Jrlaad bezügliche Maßregel entwerfen könnten, die nicht einer Nachhülfe bedürfe. Der Marquis von Normanby legte dann Auszüge aus den De- peschen Sir John Colborne’'s über die Kanadischen Angelegen- heiten auf die Tafel des Hauses nieder.

Unterhaus. Sihung vom 25. Februar. Herrn Wynn, der neulich darauf angetragen hatte, daß in einem Ausschusse untersucht wérden solle, ob Herr Harvey sich wegen Annahme eines Amtes, welches er nachher wieder niedergelegt, einer neuen Wahl zu- unterziehen habe, erfuhr heute dasselbe Schicksal, denn es wurde auf den Äntrag des Herrn Jervis ein Ausshuß ernannt, um zu untersuchen, ob nicht Herr Wynn, weil er das Amt eines Güter- Verwalters des Grafen von Den- bigh angenommen, sich ebenfalls einer neuen Wahl unterwerfen músse. Hierauf wurde auf deu Antrag Lord John Russell's oie ministerielle Bill zur bessern Regulirung der Functionen und Einkünfte des Klerus der herrschenden Kirche zum zweiten- male verlesen. Diese Bill ist eine Fortsezung der schon unter dem Grafen Grey begonnenen, unter Sir Robert ‘Peel wieder aufgenommenen und unter Lord Melbourne weiter ver- vollkfommneten Kirchen - Reforîn, die sich auf die Empfeh- lungen der Kirchen - Kommission stüßen und daher unter eigener Sanction der Kirche ausgeführt werden, da die beiden Erzbischöfe, der Bischof von London und zwei andere Prálaten, zu jeuer Kommission gehören. Der Minister sprach deéhalb auch die Hossnung- aus, daß so bedeutende politische und kirchliche Autoritäten der vorliegenden Bill zur besten Empfehlung gereichen würden. Er ging nun die bereits vorge- nommenen Kirchen-Reformen durch, die gleichmäßigere Verthei- lung des Einkommens der verschiedenen Bischdfe, die Zehnten- Ablösung, die Aufhebung der Pfründen- Cumulation und der Abwesenheit der Geistlichen von ihren Kirchspielen, und hielt es fár unzweifelhaft, daß durch alle diese Maßregeln der Kirche größere Kraft verliehen und die Stellung ihrer Diener im Ganzen sehr verbessert worden sey. Die gegenwärtige Maß- regel sollte eine neue Verbesserung dieser Art herbeiführen, nämlich eine Erhdhung der Einkünfte der kleinen ‘Pfarren ver- mittelst einer bei den Dom-Kapiteln zu bewirkenden Ersparniß. Es wurde nämlich von der Kirchen- Kommission für POAL) erachtet, wenn jedes Dom - Kapitel aus einem echanten, vier Präbanderien und vier Domherren bestände, so daß die Re- venuen der übrigen einzuziehenden Stellen zur Verbesserung und Vermehrung kleiner Pfründen verwendet werden könnten. Die Summe, welche erforderlich seyn würde, um das Einkom- men sämmtlicher kleinen Pfarren auf 300 Pfd. zu bringen, veranschlagte der Minister zu 130,495 Pfd., und die durch jene Einschränkungen der Dom-Kapitel zu gewinnende Summe auf 134,251 Pfd., io daß also noch ein Ueberschuß bliebe. Der ministerielle Plan fand. bei allen Parteien ziemlih gute Auf- nahme; Sir Robert Peel sowohl, wie Herr Hume unterstüß- ten den Grundsaß der vorgeschlagenen Maßregel; nur Sir Robert Jnglis schrie wie gewöhnlich über Herabwürdigung der Englischen Kirche und Mgwrgra una der christlichen Reli- gion, und protstirte gegen die Verleßung von Corporations- Rechten, die auch in dieser Bill enthalten seyen. Sir Robert Peel wollte zwar auch fest bei seinem Grundsaß be- harren, daß der Kirhe nicht das kleinste Theilchen ihrer Einnahme entzogen und zu anderen Zwecken ver- wendet würde, aber da nach der vorliegenden Maßregel jeder Schilling des neu zu vertheilenden Kirchen- Eigenthums wieder zu rein kirchlichen Zwecken verwendet werden sollte, und ihm die Bill úberhaupt dazu geeignet schien, die Kirche zu kräftigen, so wollte er sih der Maßregel nicht widerseben, wenn sie auch Corporations - Rechte antaste. Herr Hume aber betrachtete die Bill nur als eine Art von Ab fhlagézahlung mit Aussicht auf weitere Reformen, als eine Maßregel, der sich die Dissenters, als Vertheidiger eines verbesserten Kirchenwesens , zwar nicht widerseßen würden, die ihnen aber auch ziem- lich gleichgültig seyn könne, denn so lange das Parlg-

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ment nicht beschließe, daß alle unnôthigen Einkünfte einer Kirche, die, wie man aus der Zehnten- Umwandlung berechnen könne, nicht 3 bis 4, sondern 6 bis 7 Millionen jährlicher Re- venúen habe, zu allgemeinen Unterrichtszweken angewandt wer- den sollten, könnten die Dissenters und alle aufgeklärten Freunde der Kirche sh nimmermehr zufriedengeben. Nach Beendigung dieser Debatte beantragte Herr Fox Maule die zweite Lesung einer neuen Bill in Bezug auf die Arbeiter-Kinder in den Fa- briken, durch welche die frühere hierauf bezügliche Akte verbes- sert werden sollte, jedoch nur in einigen ihrer Neben - Bestim- mungen, nicht in den Hauptpunkten, dem Alter, welches solhe Kinder wenigstens erreiht haben müssen, und der Zahl ihrer täglichen Arbeitsstunden. Lord Ashley, der sich stets jener armen Kinder so angelegentlich angenommen Hat, erkannte an, daß die vorliegende Bill eine wesentliche Ver- besserung Fu Gunsten derselben herbeiführen würde, da durch dieselbe cine regelmäßigere Kontrolle sowohl mit Hinsicht auf die ärztlichen Gesundheits-Aiteste, als auf die Behandlung der Kinder und den Schulbesuh derselben eingeführt sey, doch wünschte er in den Einzelnheiten noch Einiges geändert zu se- hen. Die zweite Lesung erfolgte hierauf ohne Abstimmung, in- dem Lord Ashley sich seine Vorschläge für den Auéshuß vor- behielt. ) London, 26. Febr. Das Ministerium is nun wieder vollständig; nur die Stelle des Lord - Lieutenants von Irland, die jedoch nicht zum Kabinet gehört, ist noch nicht beseßt, und es scheint viel Múhe zu kosten. einen der bedeutenderen Staats- männer Englands zur Annahme jenes schwierigen Postens zu bewegen, obgleih mit demselben ein Gehalt von 30,000 P Sterling und der Glanz eines Vice - Königthums verknüpft ist. Eine andere Britische Statthalterschast, die, wenn die Vor- schläge des Grafen Durham, wie man kaum mehr zweifelt, im Wesentlichen durchgehen, neu entstehen würde, nämlich die der sämmtlichen bisher von verschiedenen Gouverneuren verwalteten Britisch - Nord - Amerikanischen Provinzen, dürfte in Zukunft auh einer der wichtigsten Verwaltungs - Posten werden und an Schwierigkeiten dem des Statthalters von Irland nicht viel nachgeben. Der Marquis von Normanby, der zuleßt diesen Posten bekleidete, hat nun in der vorigen Woche als Kolonial: Minister und Mitglied des Kabinets feinen Eid in die Hände der Königin geleistet, und seine neue Ernen- nung ist offiziell von der Hof: Zeitung angekündigt worden. Zu seinem Privat-Secçretair hat er sich den Oberst York gewählt; zum Unter: Staats - Secretair der Kolonieen aber ist an die Stelle Sir G. Grey's, jeßigen General-Auditeurs der Armee, der biéherige Vice- Präsident der Handels - Kammer, Herr La- bouchere, ernannt worden, der besonders mit den Verhältnissen der Nord - Amerikanischen Kolonieen sehr bekannt is und von dessen Diensten man -sich daher bei der gegenwärtigen Krisis in jenem Theile des Britischen Reichs großen Nußen verspricht; seine frühere Stellung war weniger beshwerlich und doch einträglicher, aber er lies sich sogleih bereit finden, sei- nen Privat - Vortheil dem öffentlichen Besten aufzuopfern, als er zur Uebernahme der Stelle im Kolonial - Depar- tement aufgefordert wurde. So glaubt man denn die Verwal- tung der Kolonieen jeßt in den besten Händen, denn der Matrt- quis von Normanby hat sich früher auch schon in diesem Dienst- zweige mit gutem Erfolge versucht; man wird sich erinnern, daß er als Graf Mulgrave, welchen Titel er bis zur Krönung der Königin führte, Gouverneur von Jamaita war. Die Re- former sind auch in anderer Hinsicht erfreut darüber, ihn und Lord Morpeth im Kabinet slzen zu sehen; denn beide Staats- männer werden zur liberaleren Fraction der Whig- Partei ge- rechnet, und die Anhänger der geheimen Abstimmung hoffen namentlih, daß durch den Einfluß dieser beiden Minister , die sich fcúher zu Gunsten des Ballottements ausgesprochen, auch diese Reform, wie die der Korngeseße, von Seiten des Mini- steriuins wenigstens für eine offene Frage werde erklärt wer- den, hinsichtlih deren es jedem Mitgliede der Verwaltung frei- stände, nah seinem Gutdünken zu stimmen

Die Abgeordneten des Vereins gegen die Korngeseße ha- ben es fúr nôthig erachtet, nah den leßten Verhandlungen, welche úber diese Gesebe im Parlamente stattgehabt, und nach dem Widerstande, den ihr Verlangen, an den Schranken bei- der Häuser ihre Sache verfehten zu dürfen, daselbst gefunden, London zu verlassen und sih erst von neuem mit ihren Konsti- tuenten zu berathen, welches Verfahren nunmehr einzuschlagen sey. Jn Manchester soll dieserhalb am §8. März eine große Versammlung gehalten werden.

Die geseßzgebende Versammlung von Jamaika hat der Kö- nigin dur ihren Agenten dieser Tage eine Adresse überreichen lassen, die bereits im Juni vorigen Jahres war beschlossen wor- den, aber erst in England ankam, als die Levers, bei welchen solche Ueberreichungen stattfinden, bereits vorüber waren. Nach dem Eingange heißt es darin: „Wir erklären Ew. Majestät, daß wir in Folge eines neuerlih angenommenen Geseßzes des Parlaments des vereinigten Königreichs Großbritanien und Jrland, in welchem wir keinesweges vertreten sind, eines Ge- seßes, das in seiner Richtung für den Frieden und die Wohl- fahrt dieser Insel gefährlich ist, uns genöthigt gesehen haben, die noch übrige Zeit der Lehrlingschast aufzugeben und ein Ge- seß zu erlassen, welches allen Lehrlingen am 1. August dieses Jahres an unbeschränkte Freiheit gewährt; aber indem wir auf diese Weise die Lehrlingschaft aufgeben, geben wir nicht das Recht auf, fúr dieses uns abgenöthigte Opfer unseres Eigen- thumes Entschädigung zu verlangen, und wir bitten Ew. Ma- jestät, dasselbe in gnädigste Erwägung zu ziehen. Unsere Haupt-Erzeugnisse müssen in Zukunft durch freie Arbeit gewon- nen werden, für welche Bezahlung zu leisten ist. Wir bitten daher um eine angemessene Verminderung der schweren Abgaben, die so lange von unseren Erzeugnissen erhoben worden sind, damit wir uns in den Stand gese6t, sehen, unseren Arbeitern Lohn zu, geben und dem dringenden Bedúrsnisse der Zeit zu genügen.

‘ir bitten, daß das Raffiniren von ausländischem Sklavenzuker in Großbritanien verboten werde. Die Blicke Europa's und Amerika’s sind aufmerksam auf diese große Emancipationsfrage gerichtet, deren Ergebniß bestimmen wird, ob die Britische Ko- lonialherrschaft im Westen und mit ihr die Ueberlegenheit der Britischen Flagge dahinwelken und schwinden, oder ob sie unter günstigen Vorkehrungen dem Britishen Panier neue Macht verleihen soll. Wir bitten Ew. Majestät, Jhre Minister anzu- weisen, die durch die veränderten Umstände höôthig gewordenen Maßregeln aufzufinden, um den Frieden der Insel und die Me A P zu {hüben und einem fortdauernden vortheil- haften Anbau unserer Pflanzungen die gehörige Sicherheit zu eben. Das Schicksal Jamaika’s liegt in den Händen Ew.

ajestät und Jhrer verantwortlichen Rathgeber. Wir bitten Ew. Majestät, diese unsere unterthänige Adresse in baldige Er- wägung zu ziehen, und bauen fest darauf, daß Ew. Majestät Gerechtigkeit uns Erleichterung und Schuß gewähren werde,“

In diesen Tagen war wieder einmal das Gerücht verbrei- | tet, daß der Herzog von Wellington bedeutend erkrankt sey; |

es war aber nur eine geringe Unpäßlichkeit, und der Herzo E Bet {hon wieder seinen gewöhnlichen Geschäften ees

Der Times wird aus Konstantinopel vom 30. v. M. geschrieben, daß man in Persien argwöhne, die Englische Re- gierung beabsichtige, in den südlichen Provinzen von Persien a Bewegung zu Gunsten eines Persischen Thron - Präten- danten zu erregen, weil der Oberst Shee und die anderen in persischen Diensten befindlih gewesenen Britischen Offiziere den Befehl erhalten hatten, sich nah Bagdad zu begeben, wo sich Zilleß Sultan und die drei Persischen Prinzen befinden, G früher eine Zeit lang in England gelebt, und wo auch der Seneral Chrzanowsfi und andere Polnische Offiziere, die in Englischem Solde stehen sollen, ihr Hauptquartier haben. Auch glaubte man, daß die Englischen Truppen fürs erste die Jn- sel Karak noch nicht räumen würden. Der Handel in Persien war in der leßten Zeit sehr lebhaft, doch bestanden die Haupt- käufer nur aus Inländern; die Engländer hatten ihre Auf- trágs E weil sie einen Bruch fürchteten.

om Vorgebirge der guten Hoffnung sind Nach- richten bis zum 29. Dezember eingegangen. Jn der Kolonie herrschte große Aufregung, weil man úber Grahams Town die Nachricht erhalten hatte, daß es in Port Natal zwischen den Regierungs - Truppen und den ausgewanderten Bauern zum Gefecht gekommen sey, worin Erstere völlig geschlagen und bis auf drei Mann getddtet worden. Das Detaschement war ab- gesandt worden, um Port Natal in Besib zu nehmen und die auern zu entwaffnen. Da diese sich weigerten, die Waffen auszuliefern, so sahen sich die Truppen genöthigt, Gewalt zu geen. Das Ganze beruht jedoch auf bloßen Gerüchten. ndere Nachrichten melden hiervon nichts, sondern erwähnen dagegen, daß der Feld -Kornet Joubist, welcher von der Regie- rung den Ufer ag J, die von den ausgewanderten Bauern mitgenommenen Neger - Lehrlinge zurüfzufordern, mit etwa 40 Negern, mit Einschluß von Frauen und Kindern, zurückgekehrt ist; die übrigen Negern zogen es vor, bei ihren neuen Herren zu bleiben. Er verließ Natal gegen Ende des Novembers und schildert die Lage der Auswanderer als sehr «lend. Am 27. No- vember wollten sie den Kaffern - Häuptling Dingaan mit 400 Mann angreifen. :

Den aus Mauritius vom 23. November eingegangenen Nachrichten zufolge, dürfte das Aufhdren der Lehrlingschaft der Neger in jener Kolonie noch nit sobald zu erwarten seyn. Der geseßgebende Rath auf Mauritius hatte sich mehrere Tage mit der Frage beschäftigt, ob die Lehrlinge vom 1. Dezember an freigelassen iverden jollten, oder nicht. Am 22. November war der Antrag auf unmittelbare Freilassung mit 8 gegen 7 Stimmen verworfen worden. Die Geschäfte stoten auf der ganzen Insel, was man dem Umstande zuschreibt, daß die alte Bank ihre Erleichterungen für das Publikum vermindert hatte, weil sie fürchtete, daß die neue Bank sich in Speculationen und zu ausgedehnte Geschäfte einlassen möchte.

us Neu - Braunschweig reichen die Nachrichten bis um 26. Januar. Der Gouverneur hatte die geselzgebende ersammlung am löten mit einer Rede eröffnet, worin er cin günstiges Bild von dem Zustande der Kolonie entwirft und der Versammlung anzeigt, daß sle sich zunächst mit einer Revidirung der Miliz- Geseße zu beschäfcigen habe, daß eine Dampfschisf- fahrt eingerichtetet werden solle, um die Posten nach Halifax zu bringen, und daß die Straßen nah Quebek verbessert wer- den müßten, um die Communication zu erleichtern. Auch em pfahl er ein besseres System der Landes-Vermessung, um Strei- tigkeiten zu vermeiden uud die Ansiedelung zu erleichtern. Der geseßgebende Rath hatte bereits dem Gouverneur die Antwort auf die Erôffaungs- Rede überreicht, und demselben darin die Versicherung gegeben, daß er ihn bei allen in der Rede erwähßn- ten Maßregeln unterstüßen werde.

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Brüssel, 26. Febr. Der Moniteur Belge fährt fort, die bei der Repräsentanten: Kammer eingehenden Bittschriften ihrem vollständigen Jnhalte nah mitzutheilen. Die heute ab- gedruckten Petitionen dringen sämmtlich auf Erhaltung des Frie- E V Interesse der Wohlfahrt und der ferneren Existenz des

andes.

Dasselbe Blatt bestätigt die Nachricht von der Ernen- nung des Herrn Dolez zum Berichterstatter der Central-Section.

Die Central - Section hat gestern ihre Arbeiten beendigt. Ihre Si6ung war sehr lang; sie dauerte von 11 Uhr Morgens bis 5 Uhr Abends. Die Vorschläge der Regierung sind mit Einhelligkeit der Stimmen angenommen worden, die des Gra- fen Felix von Merode, welcher erklärt hat, für den Augenblick dem Vertrage seine Zustimmung nicht geben zu können, fand keinen Anklang. Die Section hat sih hierauf bis übermorgen Abends vertagt, um die Verlesung des Berichts zu höôren, der wahrscheinlich am 28. Februar bei der Eröffnung der Sißung vorgelegt werden wird. Man glaubt fortwährend, daß die ôffentliche Diskussion bis zum 4. März werde ausgeseßt werden.

Gestern Abends fand in der Wohnung des Deputirten David eine Versammlung der Minister und vieler Repräsen- tanten statt, die über die politische Frage des Tages sich bespra- chen. Etwas Näheres darüber ist bisher noch nicht bekannt.

Der Jndépendant enthält einen längeren Artikel úber die Veränderung, welche die dffentlihe Meinung in Belgien erfahren hat: „„Jemehc wir uns der dffentlichen Diskussion nähern,““ sagt er, „um so deutlicher wid die Stellung der Be- theiligten, um s\o freier tritt die Gesinnung hervor und um so mehr verschwindet alle Uneinigkeit. Man fängt an, einander zu verstehen und wir zweifeln nicht, daß auch die große Masse die Macht der Nothwendigkeit erkenne, welche uns drängt, und die Größe der irlesed der wir uns ausseßen, wenn wir uns dieser Macht entziehen wollten.“ Der Verfasser des Artikels, welhen man dem Herrn Lebeau beimißt, untersucht sodann die Mittel zum Widerstande, den Belgien dem Willen aller Mächte leisten kann und nachdem er die Argumente der Kriegspartei einzeln widerlegt hat, schließt er mit den Worten : „„Mögen je6t die Kammern aus den Leiden, die uns bereits auf die bloße Besorgniß vor einem Kriege getroffen, éinen Schluß auf dasjenige ziehen, was uns erst bevorstehen würde, wenn ein allgemeiner Brand entstände.“/

Vorgestern Abend haben einige junge Leute in Lüttich dem dortigen Magistrate ihr Mißfallen darüber , daß er sih für die Annahme des Friedens- Traktates erklärte, durch Charivari's zu erkennen geben wollen, Die Aufforderungen der Polizei waren ige Se E die entstandenen Zusammenrottungen zu be-

Der Fanal theilt einen ihm angeblich von zuverlässiger Hand mitgetheilten Plan zu einer Theilung Belgiens mit, falls

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dasselbe es zu einem Kriege mit den Europäischen Mächten sollte fommen lassen. Der Plan soll noch vom Fürsten Talleyrand herrühren, Feshalb auch die Franzosen und die Engländer be- sonders gut dabei bedacht sind. Das genannte Blatt findet in dem Vorhandenseyn solher Pläne eine Nothwendigkeit mehr, den von der Konferenz entworfenen Friedens - Vertrag so bald als möglich anzunehmen.

Der Commerce Belge bestätigt die Nachricht, daß den Engländern,* die hierher gekommen waren, eine Anglo-Belgische Bank zu errichten, die Autorisation dazu verweigert worden sey.

Die Gewässer in unserem Lande sind jet so hoch, wie man sich seit vielen Jahren nicht zu erinnern weiß. Die Senne und mehrere andere Flüsse sind ausgetreten, und eine Vorstadt von Brüssel steht bereits unter Wasser. Die Eisenbahn von hier nach Vilvorde is stellenweise überschwemmt, und die Fahrten haben daher cingestellt werden müssen. Man sucht jet die Communication durch Omnibusse und durch Kähne zu erhalten.

__ Brüssel, 25. Febr. (Aachen. Ztg.) Die Lösung unserer Zrage zieht sih auf eine für uns fast unerträgliche Weise in die Länge. Man ist überzeugt vom Frieden, aber man möchte ihn auch schon proklamirt wissen. Die Wahl des Herrn Dolez zum Berichterstatter verspricht cinen bündigen, klaren Bericht obgleich Viele es vorgezogen hätten, wenn diese Arbeit Herrn Lebeau übertragen worden wäre. Doch genießt Herr Dolez das allgemeine Vertrauen. Es haben sich nicht weniger als 50 bis 69 Deputirte einschreiben lassen, die über den Traktat in der öffentlichen Sib6ung reden wollen. Sie kdnnen denken, wie viel Zeit dazu gehören wird. Die Herren wollen einmal ihre Beredsamkeit zeigen, wenn auch jeder Tag Aufschub dem Schaß Hunderttausende kostet und den Handel ruiniren hilfe. Man hofft, daß die Blätter noch Manchem vorher den Mund stopfen werden. Selbst die Exaltirten geben schon klein bei, und die Anderen meinen, daß „Ausdauer und Muth‘/ nichts weiter habe bedeuten sollen, als „daß man derselben im Unglük be- dúrfe, und daß man Alles vorhersehen müsse.’ Die kriegeré- he Auslegung wird man noch lange bedauern.

Deuts GOland.

Hannover, 28. Febr. Die Hannoversche Zeitung enthält nachstehende Königliche Verordnung:

„Wir finden Uns bewogen, Unsere Verordnung vom 14. Novem- ber 1837, das Kabinet und die Departements - Ministerien betreffend, in den §§. 4 und 8 abzuändern, und verordnen hiermit wie folgt: §. 1. Den Ministerial: Depxrtements soll zwar im Allgemeinen die Besorgung Alles dessen, was auf Anstellung, Suspenadirung, Entlas- sung, Pensionirung und Unterstüßung des denselben untergeordneten Personals, wie auch auf die Bestätigung der ven Corporatiouen oder von Einzeinen Präsentirten sich bezieht, auch feruer verbleiben. So viel dagegen di: Ernennung oder ciutretenden. Falls die Bestätigung der Mitglieder der Magisirate und Stadtgerichte in den Städten Un- seres Königreichs anbetrisst, so werden folie unmittelbar von Uns ausgehea. Auch sollen die im §. 8. Nr. 5. lit. à. Unserer Kabinets: Verordnung vom 14, Novewber 1837 erwähuten Ernennungen nicht allcin auf die crsen und zweiten, soudern auf die sämmilichen Be- amten, so wie auf die Amts-Auditoren, si) erstrecken. §. 2. Die des- fallfigeu Verhandlungen und Vorschläge gehören daher nunmehr zu denjenigen Gegenständen, welche nah dem §.8 der Eingangs gedach- ten Verorduung durci das betreffende Ministerial - Departement an Uns gelangen follen Diese Verordnung is durch die erste Abthei- lung der Gescy Sammlung zur allgemeinen Kenntuiß 2u bringen.

Hannover, den 26. Fedruar 1839. :

Ern. Uu FU i; G. Fceih. v. Schele.

Oesterr el Q:

__ —i r Wle» 29, Febr. Graf Orloff isk vorgestern hier eingetroffen und im Hotel der Russischen Botschaft abgestiegen. Er stattete noch am Abende desselben Tages dem Fürsten Met- ternich einen Besuch ab. Graf Orloff wird dem Großfürsten S nicht entgegenreisen, sondern hier dessen Ankunft er-

arten.

Vor tugal

Lissabon, 18. Febr. Die Debatten über die Adresse zur Beantwortung der Thron-Rede sind noch nicht beendigt und dürften die Kammer wohl noch einige Tage beschäftigen. Bei der Diskussion des Paragraphen, der sih auf die Abschaffung des Sklavenhandels bezicht, hielt der Visconde de Santarem eine lange Rede, worin er namentlih über die mit England in dieser Beziehung eröffneten Unterhandlungen sprah. Er er- klärte es zuvörderst für eine Verleumdung, wenn man der Por- tugiesishen Regierung vorwerfe, sie sey nicht geneigt, mit Eng- land einen Traktat zur gänzlichen Unterdrückung des Sklaven- handels abzuschließen, und ging sodann zu einer Schilderung der Portugiesischen Besißungen in Afrika über. Sie böten, sagte er, den Ansiedlern die größten Vortheile dar, denn das Land sey fähig, mehr und mannichfaltigere Produkte hervorzu- bringen, als ganz Brasilien. Er beklagt es, daß man sie Vit der Unabhängigkeit von Brasilien, also seit 16 Jahren, gänzlich vernachlässigt habe. Der Sklavenhandel ist nah der Meinung des Redners die Hauptursache des jeßigen Verfalls der Kolo- nieen, doch lasse sich diesem Uebelstande augenblicklich dadurch ab- helfen, wenn man sowohl Fremde als Einbeimische zur Ansiedelung daselbst ermuntere und die dortigen Häfen dem Handel mít fremden Ländern öffne, wie Spanien es mit Cuba, Puerto Rico und den Philippinischen Jnseln gemacht habe, deren Wohlstand seit- dem schnell zunehme. Ein beträchtlicher auswärtiger Handel werde natürlih die ganze Energie der civilisirten Einwohner der Portugiesischen Kolonieen in Anspruch nehmen, und wenn sie sähen, daß sich ihnen neue Kanäle des Gewinns eröffneten, so würden sle sich nicht mehr, wie bisher, ausschließlih mit dem Menschenhandel beschäftigen. - Im Jahre 1836 habe er, als Marine-Minister, den Cortes eine Denkschrift überreicht, worin er zu zeigen gesucht, daß die Portugiesischen Kolonieen nicht gedeihen könnten, so lange dem schändlichen Handel nicht auf wirksame Weise ein Ende gemacht werde, und am 10. Dezem- ber desselben Jahres habe das Kabinet, dessen Mitglied er da- mals gewesen, die Königin bewogen, das Dekret zur gänzlichen Abschaffung des Sklavenhandels zu erlassen. „Dies Dekret“, fuhr er fort, „ist jeßt ein Geseh des Landes. Der Sklaven- handel ist bei sehr strenger Strase verboten, und es ist jeßt nur noch nôthig, die Ausführung des Gesetzes zu erzwingen. Um dies zu erlangen, muß man mit den seefahrenden Nationen Verträge abschließen, damit jedes Schiff, das Sklaven am Bord der weggenommen werde, wo es sih auch befinden mag.

icht die Portugiesische Flagge allein, sondern auch die Flaggen mehrerer anderer Mächte hüben diesen {ändlichen Handel. Portugal hat keinen Vortheil davon, denn die betheiligten Per- sonen sind säámmtlih Ausländer; nur die Schande allein fällt auf die Portugiesische Flagge zurück.“/ Der Redner behaup- tete sodann, daß viele von den unter Portugiesischer Flagge fah-

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renden Sklavenschisffen falsche Papiere führten u Recht auf die Portugiesische, als auf die De Be e zösische Flagge hätten. Er bemerkte sodann, man glaube allge- mein, Portugal habe große Summen von England erhalten um die Abschaffung des Sklavenhandels zu erzwingen; die Wahr- heit aber sey, daß England am 21. Januar 1815, in Folge des Wiener Traktats, 300,000 Pfund Sterling an Portugal gezahlt habe, als Entschädigung für die von Britischen Schiffen weg- genommenen Portugiesischen Fahrzeuge. Durch einen anderen, am 22. Juli 1815 zu Wien abgeschlossenen Traktat habe sich Por- tugal zur Abschaffung des Sklavenhandels nördlih vom Aequa- tor verpflichtet. Durch den dritten Artikel dieses Traktats sey der Allianz-Traktat vom Jahre 1810 für ungültig erklärt wor- den, durch den vierten Artikel hätten sich beide Parteien ver: pflichtet, in einem besonderen Vertrage die Zeit zu bestimmen, wann der Sklavenhandel in allen Portugiesishen Besißungen gänzlich abgeschafft seyn solle. Der fünfte Artikel endlich ent- halte eine völlige Verzichtleistung von Seiten der Minister Ihrer Majestät auf denjenigen Theil der am 21. April 1809 in London gemachten Anleihe, der von Portugal noch nicht abbezahlt sey. Die Gerechtigkeit erfordere es, zu erwähnen, daß die Portugiesischen Bevollmächtigten in Wien, der Herzog von Palmella und der Graf von Porto-Santo, sich erboten Hätten, den Sklavenhandel in acht Jahren abzu- schaffen, wenn Großbritanien in die Aufhebung des Handels- Traktats vom Jahre 1810 willige, wozu sich indeß Lord Castle- reagh nicht habe verstehen wollen. Was die Anleihe vom Jahre 1809 betresse, so ergebe sih aus den Archiven, daß der Prinz-Regent von Portugal sih stets geweigert habe, dieselbe zu sanctioniren. Der Redner bemerkte shließlich noch, daß, wenn der Sklavenhandel erst gänzlich abgeschafft worden sey, die Portugiesischen Besibungen in Afrika ganz Europa würden mit Kolonial-Produkten versorgen können. Diese Rede wurde von den Cortes sehr günstig aufgenommen, und man zweifelte nicht daran, daß das Resultat der Diskussion in Uebereinstim- n mit den Absichten des Britischen Kabinets ausfallen werde.

Am lten wurden zwei leichte Erdstôdße und am 16ten ei- ner in Lissabon gefühlt.

Die Kommission, welche beauftragt wotden ist, Maßregeln zur Zahlung der Dividenden der auswärtigen Schuld vorzu- schlagen, wird ihren Bericht in der nächsten Woche abstatten.

In Lando

Berlin, 3. März. Der Wasserstand der oberen Spree ist am 2ten d. M. um 1 Zoll gestiegen, also auf 12 Fuß 2 Zoll, der der unteren aber unverändert auf 9 Fuß § Zoll geblieben. Nach den am Usten und Wen d. M. von Fürstenwalde einge- gangenen Nachrichten ist das Wasser daselbst bereits wieder im Fallen begriffen.

__— Düsseldorf, 20. Febr. Kohlen-Handel. Jm Laufe des verflossenen Jahres wurden innerhalb des Essen- Werdenschen Bergamts : Bezirks 7,527,991 Scheffel Kohlen ge-

| fördert, wovon jedoch noch ein ziemlich ansehnlicher Bestand in

den Niederlagen an der Ruhr vorhanden ist, weil die Schiff- fahrt im Ganzen während des lesten Véerteljahres häufige Unterbrechungen erlitten hat. Einschließlih des Quantums an Kohlen aus der Grafschaft Mark sind im Jaßre 1838 auf der Ruhr im Ganzen 10,193,212 Centner oder Scheffel verschiffc worden. Jm Jahre 1803, also vor 35 Jahren, belief sih das ganze Quantum dieser Verschiffung nur auf 1,280,620 Centner, und selbst bis zum Jahre 1829 betrug dasselbe durchschnittlich jährlih nicht über 3 Millionen Centner. Erst mit dem Jahre 1830, ín Folge der Trennung Belgiens von Holland, begann die Blüthezeit für den Kohlen - Bergbau an der Ruhr; das Abfuhr -Quantum stieg von Jahr zu Jahr in starkem Maße und hat sich in neun Jahren, wie die vorstehenden Zahlen er- geben, mehr als verdreifaht. Noch höher würde dasselbe aber bei dem stets wachsenden Begehr steigen, wenn genügende Mit- tel zur Fortshaffung der Kohlen bis zu den Ufern des Rheins, sey es durch Herstellung einer permanenten Schifffahrt auf der Ruhr oder durch Anlegung von Eisenbahnen, geschaft werden könnten. Uebrigens hat der Kohlen- Handel nah Holland in Folge der verstärkten Zufuhr von Englischen Kohlen während des Jahres 1838 merklich abgenommen, nah dem Ober-Rheine dagegen ist er in etwas überwiegendem Maße gestiegen.

Köln, 27. Febr. Obgleich wir hier in der leßten Zeit we- nig Regenwetter hatten, hat der Rhein schon seit mehreren Tagen einen sehr hohen Stand und is heute gegen Erwarten abermals gestiegen, so daß die Quais und niedrigsten Straßen übershwemmt sind. Die Rhein-Hdhe war heute Morgen 22 Fuß 10 Zoll, fiel aber gegen Mittag um 2 Zoll.

Elberfeld, 28. Febr. Die Elberfelder Zeitung ent- hält „Aus dem Bergischen‘/ vom 22sten d. M.: „Seit etwa zwei Jahren hat sich zu Langenberg, Elberfeld und Barmen ein Verein gebildet, der den Zweck hat, die nah Nord - Ame- rifa ausgewanderten protestantischen Deutschen mit Predigern und Schullehrern zu versorgen. Bisher konnte die Wirksam- keit dieses Vereins nur gering seyn, da sein Daseyn nur én einem kleinen Kreise bekannt war; doch hat er dort schon dret Prediger anstellen können und einige Kandidaten des Predigt- amts angeregt, eine Reihe von Jahren ihre Kräfte ihren Nord- Amerikanischen Brüdern zu widmen. Jebt erläßt derselbe im Barmer Missionsblatt Nr. 3 d. J. einen „Aufruf an die Freunde des Reiches Gottes‘ um deren kráftige Theilnahme.

Dauer der Eisenbahn-Fahrten am 2. März. | Zeitdauer | Abgang [Zeitdauer

Abgang von [um Uhr | St. | M. von [um Uhr.| St. M. | 42 » E

6 Abds. 51

9 v ——_— 39 12 Mtg.| | #2

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