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einen Verräther und nit ihm Alle, die nach Bekanntmachung des fer Erflärnug hn unterstügen und ihm gehorchen. Die Anführer, die Behörden jeden Ranges und Jhr Alle sevd autorifirt,/ ihn als Ver- rácher zu behandeln, wenn er sich nit unverzüglich stellt, um vor dem Gesege Rechenschaft Über scin Verfabren zu geben. Jch babe die Maßregeln angeordnet, welche die Umstände erfordern, um diese reue Anireagung der Reoolutton zu vereiteln, die, geschlagen, chnmäca- tig und im Beariff, zu unterlicegeu, diesen legten Handilreich verfucht hat. Bi der Ausführung meiner Befchle zähle lch auf den Heroismus meiner Arm:e und die Treue meiner geliebten Unterthanen und ich hege die innize Ueberzeugung, daß nicht Einer ven Euch, Fobald er meine Stimme hört und meinen Willen fenut, sich des Landes und unserer gerechten und heiligen Sache unwürdig zeigen wird, und ich werde mic es stets zur Édre renen, der Ersie tn Euren Reihen zu sevn, um, wit der Hülfe Gottes den Thron gegeu feine &cinde zu vertheidigen, oder, wenn es nöthig seyn sollte, in Eurer Mitte zu fierben. Hauptquartier Bergara, deu 21. Febrnac R j arloë.“

Außer den am 18. Februar ershossenen Offizieren (der General-Kommandant von Guipuzcoa, Fturriza, General Pablo Sanz, Intendant Uriz, General - Kommandant von Navarra, Franciéco Garcia, General Guergue und Intendant Uchoa) wurden am folgenden Tage noch sieben andere Offiziere er- schossen, unter denen sih der Oberst Oger, Cousin des ebenfalls hingeriHteten Generals Garcia, Don Ramon Dallo, ehemali- ger Almosenier des Generalstabes der Armee, der Kommandant Ubago und die Kommandanten der Forts Puy und Santa Barbara bei Estella befanden.

Ueber die eigentlichen Beweggründe zu diesen Hinrichtungen herrscht noch immer große Ungewißheit. Nur so viel ergiebt ich bis jezr mit Sicherheit, daß zwei Parteien unter den Kar- listen sich mit der größten Heftigkeit bekämpfen. Die eine der- selben zeihnete sich im Jahre 1837 durch det Zug bis vor die Thore von Madrid aus, während die andere in den Provinzen intriguirte und den Operationen Hindernisse in den Weg legte. Wahrscheinlich wird in Folge der Ereignisse in Estella jene Par- tei wieder auf dem Kampfplaße erscheinen und man dürfte dann wohl wieder auf den Gedanken zurückkommen, einen Angriff auf Madrid zu unternehmen, der im Jahre 1837 so nahe daran war, mit Erfolg gekrönt zu werden und der jeßt durch die Lage der Gegner noch mehr begünstigt wird, als damals.

S U Ee

Konstantinopel, 7. Febr. (Journ. de Smyrne) Am 28sten v. M. fand in Fanaraki, einem Dotfe in der Nähe des Bosporus, cine große Raths - Versammlung statt. Zwei andere wurden im Pforten: Gebäude, dem «hemaligen Defrer- dariat, am ten d. M. und gestern abgehalten. Die Minister und alle Mitglieder des Conseils waren zugegen. Die eigent- lichen Beweggründe, welche diese häufigen Vei: samnilungen ver- anlassen, sind nicht bekannt, indeß weiß man, daß der Sultan selb| mehrere Fragen zur Berathung vorgelegt hat.

Die Arbeiten im Arsenal werden sehr eifrig fortgeseßt. Zwar wird die Flotte noh nicht ausgerüstet, indeß trifst der Kapudan Pascha alle möglichen Vorkehrungen, um auf decn er- sten Wink die Ausrüstung derselben vornehmen zu können. Wie es heißt, wird eine starke Abtheilung der Flotte unter dem Be- fehl des Kapudan- Pascha bei Annäherung der \{dnen Jahreé- zeit auslaufen, um im Mittelländischen Meere und dem Archi- pel zu kreuzen.

Die Nachrichten von der Armee in Kurdistan lauten gün- stig. Hafiz Pascha fordert schon seit einiger Zeit keine Verstär- ungen mehr, da seine Armee durch das Zustrômen mehrerer unterworsener Stäinme und undiéziplinirter Horden einen be- deutenden Zuwachs erhalten hat. Nur an Munition und Be- fleidungs Gegenständen leidet Hafiz Pascha Mangel. Aus die- sem Giunde láßt, wie es scheint, die Regierung viel Pulver aus England kommen.

Die Kommissarien, welche von Seiten der verschiedenen Gesandtschaften mit dem Entwurfe des Gesundheits-Reglements beauftragt waren, haben sich jeßt úber alle Punkie verständigt. Die Ausarbeitung desselben ist der Regierung übergeben wor- den, und am vten d. M. wurden die Kommissarien in den Palast der Pforte berufen, um die Bemerkungen, zu denen der Entwurf Anlaß gegeben, entgegenzunehmen. Der Pforten Rath hat alle Punkte angenommen und einige Erklärungen veilangr. Der Gesundheits: Ausschuß hat einige unbedeutende Verände- rungen im Tarif beantragt. Nächstens wird eine neue Ver- samnilung stattfinden, zu welcher mit Zuziehung der Deutschen Aerzte das Reglement definitiv festgesezt werden soll.

Die lezten Stârme haben vielfache Schiffbrüche zur Folge gehabt. Jn den Dardanellen sind zehn Griechische Schiffe von verschiedener Größe, zwei Englische Briggs und eine Malte- sische untergegangen. ie Mannschaft wurde größtentheils gerettet.

Die neueste nach Berlin gekommene Nunimer der Türki- chen Zeitung Takwimi Wakaji vom 2lsten Silkaadeh (öten Februar) i| größtentheils mit Gutachten der drei hohen Reichs- Kollegien (Kollegium des öffentlichen Nußens, Pforten. Conseil, und Oberstes Justiz - Kollegium) angefüllt, welche die Verbes- serung des Volks Schulwesens betreffen, und denen der Sul- tan seine Genehmigung ertheilt hat. Da eine vollständige Uebertragung des Jnhalts dieser Gutachten und Berichte zu vielen Raum einnehmen, und ôftere Wiederholungen nothwen- dig machen würde, auch ein Theil dieser Bestimmungen für Europäische Leser ganz ohne Interesse scyn dürfte, so begnügen wir uns mit einem NResumé derselben.

Nach einleitenden Hinweisungen auf deu aus Gründen der BVernunfc und Erfahrung einleuhtenden unberechenbaren Nuz- zen der Künste und Wissenschaften, welche eine Quelle des Ruh- mes, des Wohlstandes und der Glückseligkeit aller Nationen (wobei namentlich der in unserem Zeitaiter zu Tage gesödrder- ten Wunder des menschlichen Erfindungsgeistes gedacht wird), heißt es weiter, daß auch im Osmanischen Reiche einst so viel fár Unterrichts - Anstalten Und fúr die Pflege der verschiedenen Gebiete des Wissens geschehen sey, daß dieses Reich mit vollem Rechte eine Fundgrube der Wissenschast geheißen habe. Jn der Folge wurden die Gebiete des Wissens lange Zeit veravsäumt und geringgeschäßt, bis Sultan Mahmud sie wieder zu Ehren brachte und ihnen dur seine Reformen einen neuen kräftigen Impuls gab. Obgleich aber Se. Hoheit sih's eifrig angelegen seyn lassen, die schon bestehenden Schulen zu unterhalten Und neue Lehr. Institute jeder Art ins Daseyn zu rufen, so ist doch der Zuständ dieser Justitute, bis auf diesen Augenbli sehr unvoll- kommen, und die Methode des Unterrichts läßt sehr viel gu wünschen übrig. Noch ehe die Schüler im Schreiben und Le- sen ihrer Türkischen Muttersprache eíne gewisse Fertigkeit er- worben haben, will man uen Arabish, Persisch, game und die Elemente des besonderen Zweiges der Wissenschaft, welcher in der Schule gelehrt wird, beibringen. Eben #0 he rs{t in den für junge Kinder bestimmten Schulen große Ver-

“_wirrung und Planlosigkeit, so daß der junge Muselmann, der

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vermdge seiner angeborenen Fähigkeiten in kürzer Zeit {dne . Kenntnisse erwerben könnte, mit seltenen Ausnahmen so gut

als ganz unwissend bleibt. Außerdem hat man häufige Bei- spiele, daß Aeltern ihre Kinder sehr jung in die Schule \hick:n, und sie, ehe sie noch etwas gelernt, wieder nah Hause nehmen und ín irgend ein Geschäft, oder Gewerbe thun. Geseßt nun auch, ein solcher Knabe lernte das Geschäst, wozu man ihn be- stimmt hat, aus dem Grunde, so wird er doch, da es ihm an Schulbildung fehlt, bei dem Erlernten stehen bleiben und nie weiter fortschreiten.

Um diese beklagenswerthen Uebelstände zu heben, ijt nun Folgendes gutachtlich vorgeschlagen und genehmigt worden: 1) Jeder Lehrer an jedweder Schule und Unterrichts - Anstale soll hinführo hinsichtlich seiner Kenntnisse. und Fähigkeiten ge- prúft werden. 2) Die Zöglinge jeder Lehranstalt solien in Klas- sen vertheilt werden, und jede Klasse besonderen Unterricht empfangen, so daß alle Schüler, die zu einer bestimmten Klasse gehören, gemeinschafilih an demselben Theil nehmen, da der Spezial-Unterrichr jedes Einzetnen den Schülern zu viele Muße läßt, und den Lehrer zu sehr beschäftigt. Ausgenommen von dieser Regel sind nur Kinder, welche die Form der Buchstaben noch nicht kennen, weil diese aus bloßer mündlicher Unterweisung, wobei der Lehrer den versammelten Schülern gegenüber sitzt, keinen Vortheil zu ziehen im Stande sind. 3) Alle Aelcern ohne Ausnahme haben die Verpflichtung, ihre Kinder vom Aten oder öten Lebenejahr an in die Schule zu schien. 4) Fúr arme verwaiste oder verlassene Kinder, de- ren sich Niemand annimmt, sollen vorläufig in der Hauptstadt zwei besondere Schulen errichtet werden, in denen sie nicht b'oß Unterricht, sondern auch Nahrung und Wohnung finden.

Dieselbe Türkische Zeitung berichtet noch über den befann- ten Brand, der, in dec 12ten Morgenjtunde des dten Silkaadeh in einem Stalle der Hohen Pforte ausbrechend, wegen des volumindsen Gebäudes und der Heftigkeit des Windes, und ] endlich auch, weil Allah es nun einmal so beschlossen gehabe habe, den ganzen Palast einäscherte.

A E g Pt:2:V.

Alexandrien, 6. Febr. (A. Z.) Der Pascha ist jenseits Kartum, denkt aber noch nicht an die Rückreije. Man vermu- ther sogar, er würde bis zum Eintritt der Regenzeit daselbst ver- bleiben, und dann werde seine Rückkunft ncht eher as Ende Juni stattfinden. Die Regierung hat einen Theil eines Bri: fes des Herrn Tosiza, Griechischen General - Konjuls, drucken und verbreiten lasseu, worin viel von der Administration des Pascha's im Sennaar und den Reichthämern, die man dort eutdecken werde, und schon entdeêc habe, gesprochen wird. Unter Anderem sind dort 8000 Ctr. Gummi zusammengerafst worden, und wer- den nah Aegypten geschickt, und man giebt sich der Hcffaung hin, daß bald eine ähnliche Quantität zu derselben Bestimmung abgehen werde. An den Bergwerken des Fasokel arbeiten unter Leitung der Herren Boreani, Lambert und Lefevre die angewor- benen Arbeitec und Soldaten. Man hat auch Silber gefunden, und verspricht sich eine reiche Ausbeute. Der Pascha selbt befin- det sich wohl, und soll sehr thätig «yn. Man hatte ausgespr engt, daß der Krieg gegen Aby‘sinien vegonnen habe, und die Aegyp: tischen Truppen \chon die Gränze überschritten hätten. So wenig unwahrscheinlich dies auch wäre, ist do noch keine wci- tere Bestätigung darüber eingelaufen. Daß Gondar schon in der Gewalt des Pascha’s sey, wie Briefe aus Ober: Aegypten

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besagen, ist sehr zu bezweifeln, da in solchcm Fall das Gouver- nement es laut proflamirt hätte. Eine andere wichtige Nach- richt, die ia Europa widerhallen wird, ist die, daß Mehmed Ali erklárt hat, nun wirklih den Skl-.venhandel cschaffen zu wollen. Wir glauben jedoch, daß dics sich vorerst nur auf die Sklaven: Jaaden, Gasoa's genannte, beziehen wird, da die gänz- liche Abschaffung alles Sklavenhandels eine gänzliche Reformi- rung der Türkischen Politik voraus}eßzt cder nothwendiger Weise bedingt, wohin es, unserer Ansicht nach, noch lange nicht ge- fommen ist. Wir werden diesen wichtigen Gegenstand in einem cigenen Artikel näher abhandeln.

Alexandrien, 16. Febr. (Journ. de Smyrne.) Der Gang der Angelegenheiten hierjeivst wird wohl erst nach der Rückkehr des Pascha einen neuen Schwung erhalten. Man sieht derselben mit Ungeduid entgegen und wird auch dann erst über die Stellung, die cr der Pforte gegenüber einzunehmen gedenkt, besonders in Bezug auf den Handels: Traktat, urtheilen kônnen. Boghos- Bei darüber etwas zu entlocen, hält sehr {chwer. Nie 1} er vetschlossener gewesen und ielbst seine Ver- trauten haben ihn nie zugekndpfcir gesehen. Nur die Furcht von den großen Mächten wird den Vice- König zur Haltung des Traktats bewegen. Von Seiten der Regierung giebt sich indeß nur eine sehr geringe Bereitwilligkeit zur Aenderung des bisherigen Systems zu erkennen, und das Monopol und die willkührlihen Erpressungen haben vielleicht nie drückendec auf dem Lande gelastet. Die Regierung befindet sich fortwährend in großer Geldnoth, und die Bezahlung des Gehalts an die Marine-Beamten mußte wieder eingestellt werden. Boghos- Bei wollte im Lause dicses Monats cinen Theil der Baumwolle verkaufen, hat indeß diesen Plan wieder aufgegeben. Die Nach- richten aus Syrien gehen hier sehr sparsam ein, und die Re- gierung veröffentlicht nichts über den Zustand dieses Landes.

Beyrut, 19. Jan. Mit dem Englischen Dampfschi, das von hier úber Alexandrien nah Malta geht, melde ih Jhnen, daß wieder ein Aufstand in Syrien unter den Völkern aukë ge- brochen is, die ndrdlih vom Horan wohnen. Ibrahim Pa!cha hat sich zum zweitenmal an den alten Emir Beschir gewandt der, wie Sie wissen, an dec Spige der Drusen des Libanon steht um die Stämme zu unterwerfen, und hat geschworen, Alles, was sich von neuem empört, über die Klinge springen zu lassen. Es ist gewiß, daß 3000 Mann Jnsurgenten unter den Waffen stehen, wo sie diese aber herbekommen, ist Jedem ein Räthsel, da Jbrahim Pascha sie seit der leßten Empdrung alle entwaffnete. Man glaubt, daß sie aus Konstantinopel oder Bagdad kommen, nur ist es unbegreiflich, wie sie in solcher An- zahl eingeführt werden können, da die Gränzen alle beseßt sind und von den Spähern des Paschas genau bewacht werden. Ibrahim Pascha is von Aleppo nah Homs gereist, um dort eine Se quta von Truppen zu bewerkstelligen und ge- gen Damaskus gerüstet zu seyn, wenn diese Stadt vielleicht einen Ausfstaud versuchen wollte, woran ih aber zweifle, da die Einwohner von all’ dem Unheil, das der Pascha über sie brachte, gänzlich darnieder geschlagen sind. Jn Alexandrette hat Jbra- him den Gouverneur wegen der Miphandlung des Englijchen Konsuls abgesekt. :

R e

N land,

Berlin, 6. März. Der Wasserstand in der oberen Spree is gestern unverändert 12 Fuß 3 Zoll geblieben, in der unteren Spree aber 2 Zoll, also auf 9 Fuß 8 Zoll, gestiegen.

Elberfeld, 2. März. Die Emission von 2000 Stúck Elberfelder Stadt-Obligationen zu 190 Rthlr. Nachdem die Stadt Elberfeld mittelst Allerhöchsten Privilegiums vom 5. August v. J. autorisirr worden, zur Re- gulirung des städtischen Schuldenwesens und zur Bestreitung mehrerer gemeinnüßigen Anlagen ein Darlehn von 250,000 Rrhlr. Cour., gegen Ausstellung auf den Jnhaber lautender zu 4 pCt. verzinslichen Obligationen, aufzunehmen, soll in Folge des zur Ausführung jenes Privilegiums höheren Orts feitge- stellten Reglements die Ausgabe der eren Serie von 20v0 Stúc Elbecfelder Stadt-Obligationen zu 100 Rihlr. am 1. Mai d. J. statifinden. Nach der hierüber von der städtischen Schuls den - Tilgungs - Kommission erlassenzin Bekanntmachung, scellen Anerbietungen zur Uebernahme gedachter Stadt: Ob igationen, mit Angabe der Zahl und des Courses der Uebernahme, auf der hiesigen Stadr- Kanzlei versiegelt cingereiht werden. Fers ner sollen diese Anerbietungen in einem besonders dazu bist. mm- ten Termin, und zwar am 3. April d. J-, durch die Mitglies der der städtischen Schulden- Tilgungs Kommission eréffnec und die günstigsten Offerten, welche zugleich als zuverláäitïig aner- kannt werden, den Vorzug erhalten. Unter gleichen Bedingun- gen haben jedoch zunächst die städtischen, kirchlichen und wohls- thâtigen Stistungen, sodann die einheimischen Bewerber vor den anderen den Vorzug. Das Resultar der hierüber statts- findenden Entscheidung soll entweder in dem obige. oder einem späteren Termine bekannt gemacht werden. .Zu den beabsichtiz- ten gemeinnüßigen Anlagen, wozu theilweie dieses Darlehn verwendct werden soll, gehdren unter Anderem dic Erbauung einiger neuen Schulhäusec und die Pflasterung des neuen Marktes. Dieser leßtere Gegenstand liege unstreitig in den dringendsten Wünschen aller Einwohner, da bei anhaltend nas- ser Witterung der Boden des Marktes eine solche Beschaffen- heit annimmt, daß er faum zu passiren ist. Außerdem witd aber auch die Stadt dadurch eine g1dßere Zierde erhalten.

Das Lateinische und das Deutsche Verzeichniß der Vor les sungen dzr hiesigen Universität im Sommer : Semester 1839, welche am 22. April d. J. werden angefangen werden, ist von heure an bei dem Pedell Hepling im lUniveisitäts-Gibäude, er- \kcres fúr 2!/,, leßteres für 2 Sgr. zu haben.

Berlin, am ò. März 1839.

Der Rektor der Universität. Müller.

Das zeitungslesende Publikum wird benachrichtigt, daß der Zeitungs : Preis : Courant fúr das laufende Jahr an jämmtliche Post-Anstalten dec Monarchie versandt worden ist und aller Or- ten, hier in Berlin in der Zeitungs-Ausgabe- Expedition, Span- dauer Straße Ne. 20 zu cbener Erde, den Interessenten auf Verlangen zur Einsichr vorgelegt werden muß.

Beclin, den ò. März 1839. Zeitungs-Comtoir. Dauer der Eisenbahn-Fahrien am d. März.

Abgang | Zeitdauer Abgang | Zeitdauer

oon um Uhr | St. M. f von | um Uhr | t. | e. Potédam ¿ Vmi.| | 42 ¡Berlin Hls Nm.| | 38 Berlin [9 » | 38 fPotsdam |4 » |[4l Potédam |12 Mktg.| | 41 |Berlin [6 Abds | | 50

In der Woche vom 26. Februar bis incl. 4. März sind auf der Eisenbahn 6205 Personen gefahren.

Meteorologiiche Beobachtung.

1839. Morgens | Nagwwitiags | Abends Nach einmaliger 5. März, 6 Uhr, t O S | Veobachtuna, j j j

U tru, eater 339 83“ Par. |339,62-‘Par, |339 35‘ Par. } Quellwärme 67° R. Lustwärme....|— 1,9% R:|— 089 R. |— 3.09 R.f Flußwärme 0.0V R, Thauvounkt i— A509 R |[— 43% N 4,990 R} Bodenwärme 2,80. R, Dunfsättigung | 79 pEt. 7A pCEít, 84 vCt. XAusdünftuna 0,023 X», Wetter....4.50054 nebelig. trübe, rute, Nieder1cktag 0. Wid 2e, O. O. O. Wärmewet sel 4 079% Wolkenzug .--.« | O. - 509

Tagesmittel: 33960‘ Par... 199N... 6% R,.. T) t. O.

Auswartige Borseu Anust*riawm. I z. Niederl. wirkl. Schuld 55. D do, 10. franza-Bill, 27! s. 5% Span. 1732/6 Pasxive —. Ausg. Sen —. Os Preuss. Prám.eSct. —. Poln, 1.24 O-sterr. Met. 103"/,. Antwerpeu, 28 Februar. Neue Anl. 17. Hamburg, 4 März. Bank-Actien 1490. 1485. Engl. Ruv«. 1073/5. London, 1. Mä:z.

Cons. 3%, 93g. Belg. 1003. Neue Anl. 93, Passive 4’/,. Ausg. Sch. 8g. 2/20 Loll. 555. 5/1035. 094 Port. 35/2 do. 3%, 22. Enel. Russ. Bras. 81. Columb. 29'/,. Mex. 24'/4- Peru 1s. Chili 28.

Tinsl, —.

Paris, 1. März. 5%, Rente fin cour. 111, 15. 3%/% tin cour. 79.10 5% N ean. fin cour. 99.30. 59/, Span. Rente 19'/,. Passive 4!/,. 3%/y Portug. 22. Wien. 1 März 49% 100?/,. Ihn 803/ .. Nene Anl. —.

50 Met. 167. 2'/,% 19g

1%, —. Bank - Actien 1477'/[»

Kdödntgliche Schaujpäiele,

Donnerstag, 7. März. IZm Schauspielhause. Mulier faceat in ecclesía, Tragikomddie in 3 Akten, von E. Ruupa1ch. Hier- auf: Michel Perrin, der Spion wider Willen, Lustspiei ia 2 Akten, von L. Schneider. :

Freitag, 8. März. Im Opernhause. Der Postillon von Lonjumeau, Oper in 3 Akten. Musik von Adam.

Im Schauspielhause: Keine Fcanzösische Vorstellung.

Königsstädtishes Theater. Donnerstag, 7. März. 1739, 1839, 1939. Phantastische Zeitgemäide mit Gesang in 3 Abth , von C. Meis!. Freitag, 8. März. Zum erstenmale wiederholt: CZzZuido und Ginevra, oder: Die Pest in Florenz. Oper in 5 «kten, nach dem Französischen des Scribe. Munk von Halevy.

Jn Vertretung des Redacteurs: Wenßel, S A T A E

Gedruckc bei A. W, Hayn-

PBeilajze

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Fe 66.

Großbritanien und Jrland.

London, 26. Febr. Die neuesten Nachrichten aus Rio Janeiro reichen bis zum 15. Dezember und bringen nichts Erhebliches über die dortigen Zustände. Seit Dom Pedro de Aranjo Lima, ein ruhiger, leidenschafcéloser und rechtlicher Mann, definitiv zur Regen1schast gelangt ist (am 7. Ottober), hat sih dies weite und ausgedehnte Reich einec wenigstens zeir- weiligen Ruhe zu erfreuen, wobei allerdings von de3 Gäßrun- gen im Norden und der offenen Empdrung der Provinz Rio Grande im Süden hier vorläufig abgesehen wird Weit ernster und verwikelter gestalten sih dagegen die Verhältnisse der be- nachbarten Republiken an den beiden Ufern des Rio de la Plata. Die leßrea Briefe und Journale aus Buenos - Ayres gehen bis zum 2i. November und enthalten cine vollständigere Schilderung der Süd - Amerikanischen Wirren an den Osikústen jenes Kontinents, als die Englischen Zeitungs - Berichte zu ge- währen vermögen. Bekanntlich gaben, wie in Mexiko, mehrere Beeinträchtigungen und Kränkungen Französischer Residenten der Regierung Ludwig Philipp's Anlaß zu Beschwerden gegen die Argentinische Regierung, deren Siz Buenos-Ayres und de- ren Oberhaupt General Rosas unter dem Titel eines Statihal- ters und obersten Befehlshabers der Truppen ist. Die Forde- rungen, welche der Französische Konsul zu Buenos-Ayres, Herr Aimé Roger, stellre, wurden als überspannt und mit der Würde eines unabhängigen Siaatcs unvereinbar zurückgewiesen; Herr Roger verließ hierauf am 10. März des vorigen Jahres das Gebiet der Argentini\hcn Republik und nahm seinen Sib in dem benachbarten Montevideo. Die Französische Eecadre im La Plata unter den Befehlen des Admirals Leblanc begann so- fort die Blokade, die am 24. Növember bereits 242 Tage ohne Unterbrehung währte. Betrachret man die in dieser Zeit vor- gefallenen Kriegs-Ereignisse in ihrein Zusammenhange mit dem Gange der zwischen dem Französischen Konsul Roger, der hier ganz in der Eigenschaft eines bevollmächtigten diplomatischen Agenten aufcrar, und dem Argentinischen Minister des Au€- wärtigen, Don Fel pe Arana, gepflogenen Verhandlungen, bringt man diese Verwickelung mit den Vorfällen in dem Orientali- schen Freistaate *) in Verbindung, so kaun man nicht umhin, in der Scellung, welche die Französischen Agenten an den Ufern des La Plata eingenommen hab:a, mehr als eine gewöhnliche Reclamationssache, wie deren zwischen sonst befreundeten Res gierungen immer vorkommen mögen, zu erkennen. Eine an- dere Frage ist, ob jene Agenten Frankreichs, der Konsul Roger und der Admiral Leblanc, sich genau an ihre Jusiruccionen halten, oder ob sie mehr, als ihr Hof billigen düurste, vor- angehen. Die Haltung des Generals Rosas ist im ganzen Laufe des Srtreithandels ruhig, mäßig und entschlossen gewesen, wenn sie gleih, namentlich von den dffentlichen Organen der Brasilianischen Regierung, häusig getadelt und bei jeder Gele- genheit in cia úbles Licht gesezt ward. Dies erklärt sich schon aus der zwischen Brasilien und den beiden Häuprern der föde- ralistischen Freistaaten von Buenos Ayres und Montevideo, Ge- neral Rosas und Oribe, die Beide cng verbündet waren, beste- henden Spannung. Brasilien nämlich, dessen Gränzen nach al- len Seiten hin, wo das Meer nicht ass solche gilt, unbestimmt sind, hat von jeher, bei aller inneren Zerfallenheit, nach Erwei- terung seincs Gebictes gestrebt, und namentlich auf Montevi- deo, dem es schon wegen seiner Verbindungen mit den Empôòd- rern in Rio Grande do Sul abhold war, sein Augenmerk ge- richtet. Denn wie die modernen Staatskünstler in Europa auf die sogenannten natärlichen Gränzen mehc als auf die inneren Bedingungen eines staatlichen Verbandes sehen, wie z. B. die Rheingränze in Frankreich noch immer bei Vielen als ein Glau- benesaßz festgehalten wird, so vereinigen sich alle Staatsmänner zu Rio-Janeiro in der Ansicht, daß Montevideo dem Kaiser- reich infkorporirt werden müsse, da der La Plata dessen natúr- liche Südgränze sey. In dem Maße, als diese Ansicht in Bra- silien die vorherrshende ward und im Kongreß und durch die Presse gelegentlich zu ardßerer Aufnahme gebracht wurde, fühl- ten die Regierungs - Häupter von Buenos Ayres und Monte- video die Nothwendigkeit, durh festes Aneinanderhalten den etwaigen Angriffen Brasiliens die Stirn zu bieten. Rosas und Oribe gehdrten Beide der fôderalistishen Partei an, die da- mals noch in beiden Freistaaten über die entgegengeseßte der Unitarier das Uebergewicht bchauptete. Als daher die Franzd- sische Eskadre im La Plata eine drohende Stellung annahm und die Aussicht ciner friedlichen Ausgleichung, d. h. einer blin- den Unterwerfung der Argentinischen Regierung, immer un- wahrscheinlicher ward , suchte sich Admiral Leblanc durch die in beiden Republiken bestehende unitarishe Partei zu verstärken. Ein Versuch, in Buenos Ayres die Föderalijten , d. h. Rosas, zu sturzen, mißlang. Glücklicher ging dies in Montevideo von statten, wo Oribe, der Freund und Verbündete Rosas’, durch den empdrten General Fructuoso Rivera, der sich an die Spike der orientalischen Unitarier gestellt und durch mehrere Monate hindurch Montevideo und Paisandù belageit hatte, wirklich ver trieben wurde. Dies geschah hauptsächlich in Folge des offenen Bündniss:s, in welches Admiral Lebhlanc mit Fructuoso getreten war. Als nämlich die Forderungen Roger's zurückgewiesen und die Blokade bereits im vollen Gang war, úbersandte Roger von Montevideo aus sein bekanntes Ultimatum vom 23. Sep- tember, ein langes Afktenstück, voll von Klagen und Beschwer- den, deren cinige bis zum Jahre 1833 zurückgehen; die Forde- rungen betreffen die UAbsezung eines Argentinischen Offiziers, die Bezahlunz von Entschädigungen von 20,000 und 10,000 harten Hiastern an Französische Unterthanen, endlich die Aner- kennung der Ansprüche eines Herrn Deespouy. Sie sind über- dies in einer Sprache abgefaßt, die überhaupt die diplomatische Kon- venienzbei SDeitesetzte, in dem Munde eines Konsuls aber, einem Mi- nister der auswärtigen Angelegenheiten gegenüber, ganzunerhört ift. Man darf kaum bezweifeln, day der Französische Konsul, indem er diese Form wählte, den Charakter der Regierung, mehr als der Nation, an welche er seine Note richtete, berücksichtigte, mit andern Worten, daß er mehr auf die Schwäche des Gene- rals Rosas, als auf das National: Gefähl jener Abkömmlinge der Spanischen Konquiskadocren rechnete. Der Unwille in Bue- nos - Ayres war allgemein, die Entrüstung sprach sich laut aus, und worauf man von Französischer Seite mit Bestimmtheit ge- zählt hatte, die Bewegurig der Unitarier, unterblieb. Dagegen fehlre es nicht an dsfentlichen Freuden-Bezeugungen; in mehre- ren Kirchen wurde Gottesdienst gehalten und das Tedeum ge-

*) La banda Oriental mit dem Hanptérté Mon'evideo, das dst: l'chste Glicd dez Stagtenbundcs dei! Ucazuay, dah.r er auch d.r öste

liche (Oriental) heißt

sungen, dem Himmel zu danken, daß er dem Statthalter (Rosas) den Muth verliehen habe, Frankceihs Drohungen zu

widerstchen, Sein Bildniß wurde in feierlihem Umzuge durch

die Straßen getragen, die Häuser waren mit Lorbeerkränzen

und Blumen geschmückt, über den Kirchthören las man den

Namen des Generals : „!!! Rosas, Jlustre!!!‘/ „Restaurador

de las Leyes en 1820 y 1829, Heroe ae la Indepenlencia Nacio-

nal en 188!’ Mitten während dieser Festlichkeiten traf die

Nachricht von der Einnahme der Jnsel Martin Garcia, an der

Mündung des Uraguai in den La ‘Plata, ein und steigerte nech

die allgemeine Aufregung, statt zu bestürzen. Jn der That ist

avch die Wichtigkeit dieser Übrigens von den Französischen See-

truppen auch gleih wieder verlassenen Insel weir unbedeuten-

der, als die Französischen und Englischen Blättec behauptet

haben. Am wenigsten durfte man diesen von den beiden Ufern sehr

entfernten Punkt mit dem Fort von San Juan de Ulloa ver-

gleichen. Diese Waffenthat fand am li. Vttober statt, noch

bevor Rosas auf das Französische Ultimatum geantwortet hatte.

Die Französische Expedition war von dem seither dafür gleich-

zeitig mit dem Prinzen Joinville zum Schiffs - Lieutenant be-

fórderten Korvetten - Lieutenant Daguenet, die Besaßung der

Insel von dem Obersten Costa befehligt. Zu den Franzo-

fen hatten sich an 180 Leute des Fructuoso Rivera gesellt, zer-

lumptes Gesindel, worunter einige Polen und mehrere Jtaliä-

ner. Als nacy kurzer, aber tapferer Gegenwehr das Fort ge- nommen war, zog sich die Französische Mannschafc zurück und ließ lesteres im Besitz der Riveristen. Diese Allianz mit den orien- talishen Rebellen ist die wichtigste Scite des Angriffes und der Einnahnie der Insel Martin Garcia, welche übrigens auch noch als der erste Akc thätlicher Feindseligkeit mit Buenos - Ayres Bedeutung hat. Die moralische Rückwirkung dieses Ereigniss ses war jedo in beiden Freistaaten schr verschieden. Jn Bues- not:Ayres stimmte es die Bevölkerung, wo sie noch schwankte, vollends zum Widerstand. Als Costa na kurzer Gefangen- schaft, von Französischen Offizieren begleitet, an dem Landung - plaß von Buenos - Ayres das Ufer betrat, ward er von dem Hafen- Capitain umarmt und von den Bewohnern mit Freuden- geschrei empfangen; die vornehmsten Leute, wird becichter, nah- men vor dem jungen Mann die Hüte ab, um ihm ihre Aner- fennung seiner Tapferkeit zu bezeugen. Gerade die entgegen- gesesten Folgen hatte die Wegnahme Garcia's in Montevideo. Oribe, bereits gedránge von den Truppen Fructuoso's Und selbst im Innern der Sradt von den Unitariern bedroht, ließ, als er von der offenen Allianz seines Gegners mit den Franzosen hörte, den Muth vollends sinken und erklärte am 23. Oktober in einer Note an den Senat, daß er bereit sey, zu abdiziren; am folgenden Tage nahm der Senat die Abdication an, worauf Fructuoso Ribera seinen Einzug hielt. Ein Britisches Schiss brachte Oribe mit seinen Anhängern nah Buenos-Ayres. Fructueso versprach in einer Proclamation, die Constitution aufrecht zu erhalten, was ihn jedoch nicht verhinderte, vor der Hand eine Militair : Dic- tatur einzuführen, nebenbei zu erklären, daß vollständige Preß- freiheit herrsche, und man jelbst seine Person angreifen dürfe, zugleich aber vorläufig die gesebgebenden Staatekôrper zu sus- pendiren. Während dieser Umsturz der Verhältnisse von Mon- tevideo, welcher Rosas eines treuen Verbündeten beraubte, der: gestalt vorbereitet und vollführt wurde, unternahm es der Statt- halter von Buenos-Ayres noch einmal, den Weg der friedlichen Uebereinkunft zu versuhen. Schon Unmittelbar nah der Ueber- reihung des Französischen Ultimatums hatte Oribe, in den leßz- ten Tagen Septembers, sih als vertraulichen Vermittler angeboten und den Französischen Konsul Roger zu gewissen Modificationen seines Usltimatums bewogen, die dem Wesen nach darin bestanden, daß die Jndemnitäts- Forderungen, von denen übrigens nichts nachgelassen wurde, als geheime Artikel beibehalten, dagegen in die der Oeffentlichkeit bestimmten Punkte die Bestimmung aufgenommen wurde, daß die Französischen Unterthanen von Seiten der Argentinischen Regierung, bis zum Abschlusse eines Traktates mit Frankreich, gleich denen der pri- vilegirtesten Nationen zu behandeln seyen, ein Ansinnen, wei- ches so sehr mit allem Herkommen in Widerspruch steht und seiner Natur nah überhaupt jeden ferneren Vertrag überflüssig macht, daß es, wie dies auch später in der Antwort auf das Ultimatum geschah, auf das Bestimmteste zurückgewiesen wer- den mußte. Dessenungeachtet wandte sich Rosas an den Bri- tischen Gesandten zu Buenos- Ayres, Herrn Vaudeville, mit- telst einer von dem Minister des Auswärtigen, Herrn Arana, unterzeichneten Note vom 1. Oktober, welche die Vermittelung des Britischen Kabinets in der Streitfrage mit Frankreich nach- \uht: „Entschlossen““, heißt es daselbst, „jedwedes Mittel zu erschöpfen, um Frankreich und die übrigen Nationen von den friedliebenden Gesinnungen der Argentinishen Regierung zu überzeugen, würde Se. Excellenz (der Statthalter) am liebsten die (chwebenden Streitsragen mit der Regierung Sr. Majestät des Königs der Franzosen dem schiedsrichterlichen Ausspruche des Kabinets Jhrer Britischen Majestät unterziehen, wenn der König der Franzosen gleichfalls bereit wäre, einen jeden der

- Punkre des Ultimatums einem so ehrwürdigen Urtheilöspruche

zu unterlegen.‘“ Herr Vaudeville antwortete unterm 11. Ofco- ber, daß er eine Abschrist der Note Arana's an Herrn Roger mitgetheilt, dieser aber die Vermittelung Englands abgelehnt habe. Die Antwort des Franzdsischen Konsuls an den Briti- \hen Gesandten ist vom 9. Oktober datirt; es heißt daselbst: „Niemand kann aufrichtiger als ich den Frieden wünschen, aber ih kann nicht den Weg verlassen, welchen mir die In- structionen meiner Regierung vorgezeichnet haben; do erbietet sich Herr Roger, noch einmal auf seine durch Oribe der Argentinischen Regierung mitgetheilten Vorschläge zurückzu- fommen. Hierauf erfolgte nun endlih am 18. Oktober die lange Erwiederung von Rosas, welche alle Forderungen des Uliimatums auf das Bestimmteste zurúckweist und einer frieds lihen Ausgleichung sofort den Weg vertritt. Seither hat Ad- miral Leblanc sih auf die Blokade und. Wegnahme einzelner Bôte, die dieselbe zu durchbrehen versucht hatten, beschränkt; doch glaubte man beim Abgange des leßten Packetbootes all- aemein, daß die Unthätigkeit des Admirals bald durch einen Angriff auf Buenos - Ayres unterbrohen werden könnte. Man sieht, die Verwickelungen am Rio de la Plata bieten mit den Mexikanischen mehrfache Vergleichhungspunkte dar. In Mexiko, wie in Buenos-Ayres, legten die Französischen Recla- mationen den Regierungen eine Verantwortlichkeit auf, die, bei der bekannten Schwäche derselben, gegenüber der stets zum Aus- bruche reifen Anarchie im Innern billigerweise nicht gefordert noch erwartet werden kann. Jn beiden Ländern brachten aber die Ultimata der Französischen Repräsentanten geradezu die der

verhofften entgegengesezte Wirkung hervor; das verleßte Na-

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tional:Gefáhl der Spanischen Abkömmlinge erwachte und leis stete den {wachen Regierungen, ftatt sie zu stürzen, wenigstens vorübergehenden Vorshub. Vor Veracruz, wie an den Mün- dungen des Rio de la Plata hatte man geglaubt, werde die Erscheinung einiger Kriegsschisfe hinreichen, die widerspenstigen Häupter jener Regierungen zu Paaren zu treiben ; mit dem Auétfall des Zoll-Ecträgnisses hesste man, würden sie auchden Muth und die Miitel zum Widerstande verlieren, aber die erwartete Zustim; mung zu den Reclamationen erfolgte weder in Mexiko noch in Buenos-Ayres, obgleich in beiden Staaten die Schifffahrt ge- hemmt, der Handel erlahmt, die öffentlihen Kassen erschöpft und durch die Blokade ihrer Hauptquelle beraubt waren. Beide Regierungen sollten nun durch eine Waffenthat eingeshüchtert oder, was auf dasselbe hinauéläuft, die Oppositions: Parteien in diesen Ländern hierdurch zu ciner Demonstration ermuntert werden. San Juan de Ulioa und die Insel Martin gatcia wurden erstürmt, niht ohne Blutvergießen, und erst nahdem die Vertheidiger dieser Plätze, obgleich sie. vernünftigerweije nicht hoffen durften, die Franzosen zurücfzuschlagen, mit großer Tapferkeit und bis auf das Aeußerste Widerstand geleistet hat- ten. Aber auch diese Vorfälle bringen den Entschluß Bujta- mente’s in Mexi®o, der den Vertrag des Befehlshabers von Veracruz verwirft, und Rosas in Buenos-Ayres nichr zum wanken, Die Feindseligkeiten währen also fort, und da jene Einschüchre- rungs: Versuche keine Wirkung gethan, so rüster sich, (wie dies wenigstens in Buenos-Ayres und Montevideo geglaubt wird), Admiral Leblanc zu einem Angriff auf den Sib der Regierung, während Admiral Baudin einen verzweifelten Handstreich auf Veracruz übernimmt. Der Erfolg desselben ist bekannt; ob die Nachricht hiervon die Französische Eécadre im La Plata und die Bewohner seiner Ufer noch, bevor Leblançc cinen Angriff auf Buenos Ayres unternahm, erreichen, was sie für eine Wir- kung hervorbringen, und mwilche Wendung sie den dorttgen Verwickelungen geben werde, muß die Zukunft lehren. Bis hicher ist die Parallele zwischen den Mexikanischen und Argen- tinischen Zerwürfnissen vollständig z diese Parallele 1äßt fi nod! ouf die von beiden Admiràlen den innern Parteien jencr Län- der gegenüber befolgte Politik ausádehnen ; freilich mit dem Un- terschiede, daß, da in Buenos-Ayres die Föderalistiscze, n Mexiko die Centralistische die Regierung e 0 die Französischen Agenten keinen Anstand nehmen, sich am io de la Plata mil der centralistishen gegen die föôderalistische, in Mexiko mit der fdderalistischen gegen die centralistische zu verbunden, und indem sie in beiden Staaten den Empörern die Hand bieten —- wie dies z. B. ganz cffen in einem dritten, in Mon- tevideo, geschah si hierin eine Verstärkung verschaf- fen, die ihnen das Minisierium in Paris bigher nicht gewährt hat. Ob leßteres wirklich, wie die Französichen Op- positions- Journale behaupten, aus Fahrlässtgkeit oder übel an- gebrachter Sparsamkeit geschehen, odcr ob hierin nicht vielmehr der Beweis zu sinden sey, daß jene aggre\sive Politik, welche die Französischen Agenten im Spanischen Amerika den Frei- staaten gegenüber befolgen, nicht in den Absichten des Franzd- sischen Kabinets liege und die Minister daher auch nicht sür die Mittel zu deren Durchführung Sorge trugen, muß dahin- gestellt bleiben. Gewiß ist übrigens, daß die meisten, ja alle jener immer wiedeikehrenden Umwälzungen, welche der an sie be- reits gewöhnte Hispano - Amerikaner, mit dem euphonistischen Namen Pronunciamiento bezcihnet, nur die Resultate ehrsüchti-

er Entwürfe Einzelner sind, und sammt und sonders in das Gebiet der Militair: Emeuten gehören. Dennoch läßt sich nicht leugnen, daß die beiden in allen Spanisch- Amerikanischen Frei: staaten zu findenden Haupt-Parteien der Föderalisten und Uni: tarier gewisse politische Glaubenésäße vertreten, deren Ursprung uns nach Europa und auf den auch bei uns noch nicht zu Ende gekämpften Streit zwischen dem alten positiven, historischen Rechtéglauben und den pseudophilosophischen Axicmen des acht- zehnten Jahrhunderts zurückführt.

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Die merkantilishen Verhältnisse des Jahres 1838, insbesondere Stettins.

Die gewaltige Erschütterung, durch welche die Amerikanische Krisis im Jahre 1837 das künsiliche Gebäude des Welthandels bis in seine kleinen Verzweigungen aufgeregt und Vertrauen wie Uns ternehmungsgeis zu Boden gedrückt hatte, licß den durch die Nach- wehen jenes Ereignisses betroffenen, beunrubhigien und von umfassen: den Speculationen abgeschreckten Handelsstand das verflossene Jabr mit ciniger Scheu betreten. Die reichen Duellen Amerikas, die aue: gezeichnete Rechtlichkeit und Umsicht seiner Kaufieute und Behörden und der in die allgemeine Bewegung hineingezegenen Kapitalisten und Banken Großbritaniens führten jedoch allmäiig den Stand der Ruhe ¡urück und bemmten auch den Eivfluß jener Krisis auf den Euro- päischen Handel dermaßen, daß nicht nur wenige der gefürchtet Folgen eiutraten, soudern daß das vorjih:lge Resuitat der fommer- ziellen Betriebsamkeit segar ein gesegnezes, von iebbaftem Fortschritte des Geschäfts begleitetes genannt werden faun. Der Charakter des Yahres war im Allgemeinen cia ruhiger zu nennen, bis die durch Mikwachs in Norwegen und durch unzureihende Aerndien 11 Groß- britanien, dem nördlichen Franfreih und Holland, erzeugte bedeu- tende Getraide- Konjunktur eine so starke und bis zum Schlüsse des ahres auódauerade Bewegung hervorbrachte, daß alie übrigen Hau dels : Artifel mit ihren geringeren Fsuctuationen in den Hintergrund traten, wenngleich auch auf diese eiu wöóhlibäiiger Einfluß bemerkbar wurde. Namentlich stiegen Weizen und Roggen bedeutend im Preije, und es ‘ijt anzunehmen, daß die Steigerung bei etner Dau des Preises vor eingetreteuer Nachfrage mit demjenigen u Schiusse des Jahres beim Weizen 100 und beim Roggen 35 P Mar pt Der Preis des Spiritus verbesserte sich uu etwa Ee a a Jabs ergiebt ein Vergleich des ganzen Preußischen Scchaude -

j j ¡ca ren 1837 und 1838, daß fi die Einfuhr 11 den JeBtETEO um cli 73/, pCt. geringer, dahingegen die Ausfuhr Uw 7'/2 A Bean, selit hat, als in dem ersteren, und daß bet einer plagt p D schlagung des Werthes die Ausfuhr bei dén E r Se y etwa 4 pCt. mchr betrug als die Einfuhr. S6 D, whk. lich von der biesigen Packhofs-Buchballer® in STUO e U A (@o- mithin offizielle, Liste des im Jahre 1838 bier statigcfuudenen atuhii uod Waaren-Cin- ind Ans angs zur Hand und L b fonstige zuverlässige Nachrichtei, so ergeben si, Baan E q FeE: del Si s 6 folgende Nesaltate. Es famen im Jahre 1838 hier an d=

el Stet 142 geballastete Schlffe, mitbin 51 b:Tadeneund3 geballastete beladene de und 26 beladene und 59 geballasicte weniger a!s im Vorjah e See deu beladenen Schiffen waren 436 uud vou den gebosast.tn 1837, Bre n eingegangenen fremden Schisse beslaudea in:

23 Preußische, Die deelgischen, 4 Bremischen, 72 Dänischen, 6 Frau:

1 Amerikan s roßbritanischen, 7 Hamturgischen, B Hannoverschen,

oil er hen Ï Medlenburgischen, 51 Niederländischen, 67 Norwe-

j aburaiswen, 10 Russischen, 19 Schwed:schen und 2 gischen, Olde Stettin und desscn Hafen Swinemünde zusam:

7 tet Q Sa, 1097 Schiffe ein, welche in 592 Preußen uud 505 Fremte