1839 / 70 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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die Regierung, obgleich ihr carte blanche von den Cortes ge- lassen worden, den von England vorgelegten Traktat wegen Ab- schaffung des Sklavenhandels definitiv verworfen. Die Minister haben mit Hülfe der Chartisten alle Angriffe der Ultra- Libera- len ín der Debatte über die Adresse zurückgeschlagen. Die Kammer der Deputirten hatte am 23. Februar die Debatte über die Adresse beendigt, und alle Paragraphen des Entwurfs, welche eine Rúge gegen die Regierung enthielten, waren, frei- lich mit feiner sehr großen Majorität, verworfen worden. Der Herzog von Palmella war in Lissabon anngekommen. Im Lauf der Debatten über die Adresse bemerkte der Oberst Fontoure, daß in Nieder-Alemtejo und Algarbien gegen 1000 Mann Gue- ríllas unter den Waffen ständen, und daß die dort stationirten Truppen, welche an 30 verschiedenen Orten garnisoniren, sich auf 2000 Mann Infanterie und 300 Mann Kavallerie beliefen, wozu nocch einige tausend Mann National-Garde fámen, daß aber die Autorität der Königin nur da anerkannt sey, wo n E diese Streitkräfte sich befänden. Der Oberst, der lange in je- 1104 nen Gegenden si aufgehalten, behauptete, das einzige Mit- A tel, dort Ruhe zu schaffen, würde seyn, daß man die Gebirge ganz von Einwohnern säubere und Alle nöthige, in die Ebene M zu ziehen; dazu will sich aber die Regierung nicht gern entschlie- 1 gen, weil es ihr zu grausam scheint, obgleich die Bewohner der Ebene durch die Ueberfálle der Guerillas viel zu leiden ha- E N ben. Lektere erhalten sogar aus Lissabon zuweilen Geld und Pad D Munition, und es befinden sich unter ihnen viele Deserteure der Regierungs Truppen. In der Senatoren-Kammer sollten die Adreß-Debatten am 25sten beginnen; sie waren so lange H aufgeschoben worden, weil bisher alle Minister in der anderen P Kammer zugegen seyn mußten.

¡ Mit Bezug auf die leßten Vorfálle in der Armee des Don Carlos sagt die Morning Pos: „Die Baskischen Provin- zen scheinen volllommen ruhig zu seyn und die öffentliche Mei- nung sich zu Gunsten Maroto’s hinzuneigen. Man muß in der Thar zugeben, daß die Karlisten längst einer Systems-Verände- rung Ledurstea, um ihre Siege mit Vortheil zu verfolgen. So achtungswerth auch der Privat-Charakter des Don Jose Arias Teijeiro seyn mag, so waren doch seine Rathschläge nicht von der Art, wie die Zeit- Bedürfnisse es erheischten, und das Ge- shréi gegen ihn und die Ojalateros wurde so stark, daß alle b) mögliche Intriguen auf das Tapet kamen. Komplotte entstan- l! den tägli, und Maroto sah sich vielleicht in seinen militairi- | schen Operationen so gänzlich behindert, daß er, daran verzwei- felnd, dem Bürgerkriege ein Ende machen zu können, die gegen sein Leben gerichtete Verschwörung benußte, um ein furchtbares Beispiel an seinen persönlichen Feinden zu statuiren.““ Der Courier ist sehr entrüstet über diese Vertheidigung der Grau- samkeit Maroto’s und bemerkt seinerseits: „Maroto hat sich, wie uns scheint, durch die Vernichtung seiner Feinde für jeßt ein solches Uebergewicht verschafft, daß sein Gebieter sich ihm nicht zu widerseßen wagt; man kann daher sagen, daß die bei- den Parteien, in welche Spanien jeßt getheilt ist, sih unter der unbestcittenen Kontrolle zweier Generale befinden, in deren Händen die respektiven Regierungen, unter deren Herrschaft sie zu handeln vorgeben, cin bloßes Spielzeug sind.“ :

Die neuesten Berichte aus New -York gehen bis zum Lten v. M. Aus den Vereinigten Staaten bringen sie nichts von Belang und aus Kanada nur Berichte über die kriegsge- richtiichen Verhandlungen. Aus Mexiko hatte man in Nerwo-

die wir zuerst vernichten lassen

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Staats-Angelegenheiten ein Zeichen userer Zeit ist, so ift dies gewiß der «all mit den aus den BelgischenEreignissen scit 1830 hervorge- angenen Unterhandlungen; unvermidlich verengt sih dadur der Kreis der Thatsachen, welche Sie va mir ¿u vernehmen wünschen ; als Niederländer jedoch fann uns iese Oeffentlichkeit nur freuen. Während so manches Blatt der Viker - Geschichte von einem un- durchdringlichen Schleier verhüllt bleit, wird der Einblick in dic Er- eignisse, die unserem Vaterlande so tiefe Wunden geshlagen ha- ben, stets Jedem möglich seyn, und nie wird der Forscher, der nur die Wahrheit sucht, in Verlegenheit gerathen, wenn er sich die Fragen stet: Welches tar die Veranlassung zur Tren- nung des blühenden Königreichs der Niederlande? durch welchen Zu- sammenfluß von Ursachen trat sie insLeben? auf welcher Seite war das Recht und die Billigkeit, das whlverstandene Staats-Xnteresse, die Mäßiguna und die Anhänglichkeit 1n die Grundsäge der Drdnung und wahren Freiheit ? zeigte sich währad des achtjährigen Kampfes die Regicrung standhaft in der ihr on der Vorsehung auferlegten chweren Prüfung? war ihre Ausdaue gepaart mit Vorsicht? unter- warf sic sih mit Würde dem Geschick, und welche Zukunft verspricht die Trenuung Niederlands von Belgin der Wohlfahrt dieser beiden Länder und der Ruhe Europa?s?“‘

Belg en.

Brüssel, 6. März. Wir ¡(eben zuvörderst wieder einige nachträgliche Auszüge aus den Brichten der Belgischen Zeitun- gen über die gestrige Sißung ier Repräsentanten-Kammer: Der Kriegs-Minister (Herr Vilmar) nahm das Wort, und nachdem er zuerst das Betragen des Ministerinms gerechtfer- tigt, ging er zur Betrachtung des Friedens- Traktates úber, wo er die Ansicht aufstellte, daß eine Ehrenfrage nur unter Einem Gesichtspunkte aufgefaßt werden könne. „Steht also unsere Ehre auf dem Spiele‘, sagte er, „so mússen wir wie die Po- len mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln kämpfen, bis wir unterliegen. So betrachte ich eine Ehrensache, indeß darf mai meinen Worten keinen andeten Sinn geben, als ich es selbst thue. Wir haben eine starke und wohlgerüstete Armee,

müßten, wenn die Ehre auf dem Spiel stände; die nöthigen Geldopfer würden nicht gleich gebracht werden mássen, aber in einer nicht entfernten Zeit, und wir würden bald alle unsere Kräfte ershdpfen. Da indeß die Ehre nicht auf dem Spiele steht, so brauchen wir keinen Kampf auf Leben und Tod einzugehen. Die Aussicht eines Krieges hat hon viel Unglück auf das Land herabgezogen. Sie hat den Handel gelähmt, und wenn dieser Zustand von Dauer seyn sollte, würde er unfehlbar den Ruin -des Landes herbeiführen. Das würde die Folge des Widerstandes seyn.‘/ Der Rednér wendete sich hierauf zu der Betrachtung der Aussichten, welche Belgien ehabt haben würde, wenn es, im Falle des Widerstandes, auf Frank- reichs und Englands Beistand hätte rechnen dürfen; aber was könne es allein gegen die vereinten Kräfte Europa's, gegen den einstimmigen Willen aller Mächte? Durch einen verzweifelten Widerstand werde man das Vaterland unberechenbaren Leiden aussezen. „Sie, meine Herren‘, fuhr er fort, „müssen ent- scheiden, ob Sie sich allen diesen Gefahren aussehen wollen, denn kämpfen um zu kämpfen, ist sehr leiht. Wenn wir im Kampfe unterliegen sollten, was ich nicht glaube, würden wir mit Ehren unterliegen, aber die Folgen des Kampfes würden die Kräfte des Landes aufreiben.““ Der Minister prúfte hier- auf die von verschiedenen Rednern gemachten Vorschläge zum Widerstand, wobei er gegen die des Herrn Ernst geltend machte, daß man sich in einer Chrensache nicht stellen dürse, wenn man sich nicht \chlagen wolle, daß man eine Herausforderung nicht

York die Nachricht, Admiral Baudin habe bei Santana dacum nachgesucht, daß ihm Lebensmittel gegen Bezahlung verabfolgt roerden möchten, was aber abgeschlagen worden war; die Mexi: Fanishe Regierung hatte die abschlägige Antwort durch ein Reskcipt vom 21. Dezember ausdrücklich genehmigt. Gorostiza war Minister des Jnnern geworden.

Niederlande.

Aus dem Haag, 6. März. In dem (gestern erwähn- ten) Vortrage des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten in der zweiten Kammer der Generalstaaten heißt es unter An- derem: ÿ

„Der Wunsch der Londoner Konferenz, allen Kollisionen zuvor- zukommen, den man hier theilte, gab Unlaß zu einer Note, iu wel- cher die Konf :renz aw 1. Februar erflárte: sie habe mit Leidwesen vernommeg, daß in dem Augenblickc, wo die Bemühungen der Höfe auf cine definitive Ausgleichung gerichtet seyen, die wechselseitigen

j Streitkräfte cine so drohende Haltung angenommen hätten, daß leicht Feindseligkeiten dadurch entstehen könnten, und daher die beiden Re- gierungen dringend aufforderte, alsbald dic nöthigen Maßregein zur Abwenduna der geschilderten Gefahr zu treffen und die Truppen von den äußersten Gränzén zurücfzuziehen 2c. / Die Niederländische Re- gierung autwortéte am 11. Februar auf diese Note: sie sey bereits vor dercn Empfang besorgt gewesen, die Cantonnements ihrer Trup- pen so einzurichten, daß ihrerseits so viel möglich glle Kollisionen mit Belgien vermieden würden. Die Konferenz berichtete am 12. Februar: die Belgische Regierung habe zu erkennen gegeben, daß man auf ähn- liche Maßnahmen von ihrer Seite rehuen könne. n diéser Note hieß es ferner: „Bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge glauben die Bevollmächtigten die Niederländische Regierung driugend aufforderud zu müssen, unverweilt die außergewöhniichen iu ihren Staaten statt- findenden Rüstungen einstellen zu lassen, die unter die Waffen geru- fenen Kriegó-Reservisten und eurlaubten zurlizuschickcen und das Heer auf den Fuß zu bringen, auf welchem es jih am 1. Oktober befand.// Seitens der Belgischen Regierung it hierauf, wie cs heißt, eine genaue Nachricht über das Zusammenzichen der Truppen an den Gränzen und über deren Vermehrung gegeben worden. „JI. EE. werden fehen', heißt es in der Note, „daß manu unmöglich in diesen Maßregeln, der unvermeidlichen und natürlichen Folge der Bewegun- gen der Holländishen Armee, irgend cin Merkmal von der Absicht eines Angriffs erblicken kann. Belgien kann nicht umbin, in der mi- litairishen Haltung zu beharren, bis Holland selbst alle Wahrschein- líchfeit eines Angriffs von sciner Seite entfernt haben wird," Scei- tens der Niederländischen Regierung wurde erflärt: Das Haager Ka: binet glaube auf diese Nate nicht besser, als mit einer einfachen Dar- legung der Thatsachen antworten zu fönnen, und berichtete daher: „Es ist allgemein befannt, daß die in der legten Zeit durch die Niederlän- dische Regierung getroffenen Vorsichts - Maßregeln erst vom Beginn dieses Fahres, und also mchrere Monate spter datiren, als die Bel- ischen Rüstungen, Sie waren nur die unvermeidliche Folge dieser cyieren und bestandea einzig in der Versezung ciniger Bataillone, wozu später zur Sicherftellung des Festungsdicustes der Aufruf der Beurlaubten fam; doch war durchaus feine Rede von cinem Aufrufe der Schutterei oder Keserve. Der Geist der Mäßigung in den Ant- worten der Niederländischen Regiernng auf die Mittheilungen der Bevollmächtigten giebt Jhnen cine durchaus unzweifelhafte Bürgschaft für deren friedlicbende Absichten; diese aber konnten sie nicht der Er- füllung der heiligen Pflicht jeder Regterung überheben, durch ihre 9 fiel namentlich für die Sicherheit des Grundgebiets Sorge zu treffen. Da sich zudem die Belgische Armce auf dem / befiadet, so würde dic RNiederläudische Regierung die andes gefährden, weun sie dic Pertheidigungsmitiel x Belgien, das zuer? weit ausgedehntcre Rüstungen iedliche Stellung angenommen bat.“ y eines Vortrages sagte der Minister: eren! Wenn die öffentliche Verhandlung und nilichung der “meisten in- und ausländischen

annehmen dürfe, wenn man beabsichtige , sich wieder zu entfer- nen, sobald man auf dem Kampfvlate angekommen ; * und daß der Ausgang eines Kampfes ür dann ehrenvoll sey, wenn ein Theil der Kämpfenden auf dem Platze bleibe. Hierauf ging der Minister zu den von Herrn F. von Mérode auégegangenen Vorschlägen über, und bemerkte, die Armee könne sich mit Chren zurückziehen, wenn sie alle Mächte zu: bekämpfen habe ; die Frage des Widerstandes müsse auch vom Gesichtspunkte des wahrhaf- ten Interesses des Landes aus betrachtet werden. Wolle man den Widerstand wagen, so müsse man auch alle Widerstands- mittel aufbieten, aber man würde dennoch keine Aussicht auf Erfolg haben, wenn die Massen nicht mit ins Spiel gezogen würden. Der Enthusiasmus allein reiche nicht hin, sondern músse durch die Kräfte des ganze Landes unterstüßt werden. Wolle man sich in Masse erheben, so würde man wieder den Mánnern von 1793 in die Hände arbeiten. Uebrigens sey auch die Lage Belgiens und Frankreichs im Jahre 1793 zu verschie- den, als daß sie mit einander verglichen werden könnten. Am Schlusse seinec Rede sagte der. Minister: ¡Es wäre ein großes Unglú, wenn die Ehre der Atmee preisgegeben werden müßte. Die Holländische. Armee rückte einniäál, der unsrigen sehr nahe und schien sehr kampflustig zu seyn, aber auf die erste Auffor- derung der Konferenz zog sle sich zurück. Wir sind ruhig und fest geblieben. Die Ehre besteht nicht darin, daß man sich mit ganz ungleichen Kräften mißt, welche úber den Ausgang des Kampfes gar keinen Zweifel übrig lassen.‘ Hierauf ergriff Herr Doignon das Wort und äußerte: „Die Frage, welche wir zuerst zu betraten haben, ist, ob der uns vorgelegte Gesetz - Entwurf verfassungémäßig sey oder nicht. Jch gehdre nicht zu denen, welche glauben, daß die gewöhnliche gesehgebende Gewalt berechtigt sey, über eine Gebiets-Schmälerung zu entscheiden. Mag man immerhin den Artikel 68 unseres Staatsgrundgeseßes, welcher den Aus- tausch von Gebietstheilen zuläßt, anführen; so kann derselbe doch nicht auf eine so wichtige Gebiets - Aenderung, wie die Abtretung zweier halben Provinzen angewendet werden.“ Der

quo gewichen is, und wenn wir endlih nachgeben müssen, môge man Belgien den Traktat aufzwingen, dasselbe ihn aber nicht annehmen.“ Der Redner suchte noch zu beweisen, daß die An- nahme des Traktats dem Handel nit aufhelfen würde; die gegenwärtige Finanz-Krisis komme auf Rechnung der Regierung, welche die Bank nicht gehörig beausfsichtigt habe. Jn Bezug auf das Ministerium bemerkte er, daß dasselbe unter dem Scheine, als ob es den Widerstand begünstige, nur auf die Annahme des verhängnißvollen Traktats hinarbeite. „Die Kammer““, {loß er, „hat eine große Aufgabe zu erfüllen, wle der Kongreß, als er von Jntriguen umgeben, die Ausschließung des Hauses Nassau dekretirte. Jch hosse, daß die Kammer nicht weniger Muth entfalten wird.“ Der Schluß der Rede rief laute Bravo'’s auf den Tribunen hervor, denen der Präsident Einhalt that. Hierauf las Herr von M érode eine Rede ab, in wel- cer er den Gegnern und Vertheidigern des Gesetz - Entwurfes Gerechtigkeit widerfahren ließ. Fúr ihn, sagte er, wäre die Er- örterung nothwendig, um einen entscheidenden Entschluß zu fas- sen. Jhm scheinen beide Ansichten und Parteien in der Kam- mer hôchst achtungswerth. Zu einer Abstimmung kam es auch in dieser Sißung nicht. _ i :

Die Repräsentanten-Kammer seßte heute Nachmit- tag die Erörterung úber die Annahme des Friedens: Vertrags fort. Bei der Eröffnung der Sikung wurden mehrere Bitt- schriften verlesen, worunter man die des Herrn de Conoy, Polí- zei - Kommissars von Venloo, bemerkte, welcher verlangt, daß die Kammer in dem Geseßentwurfe in Betreff der Belgischen Naturalisation der Einwohner von Limburg und Luxemburg eine Bestimmung einschalte, welche was das Gehalt betrisst, die durch die Gemeinden besoldeten Beamten den durch den Staat besoldeten gleichstelle. Herr Gendebien richtet an den Präsidenten ein Schreiben, worin er ihn bittet, die Kammer zu benachrichtigen, daß eine Unpäßlichkeit ihn hindere, der Sibßung beizuwohnen. Herr de heux, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, besteigt hier- auf die Tribúne, um mehrere Gesebß - Entwürfe vorzulegen. Herr Verhaegen, Deputirter von Brüssel, besteigt gegen 1 Uhr die Tribune, die er noch um 2!/2 Uhr inne hat. Er be- gann damit die politische Frage unter allen Gesichtspunkten zu prüfen; hierauf erörterte er die materielle Lage Belgiens und ging alle ‘Phasen der Wohlfahrt so wie der industriellen und Finanz-Krisis, die wir bestanden und noch bestehen, durch. Als er zu der Frage in Bezug auf die Belgische Bank fam, erhob er sich mit Kraft gegen die Angriffe, deren Gegenstand diejes Etablissement geworden. Um 23/, Uhr bestieg der Minister der auswärtigen Angelegenheiten nochmals die Rednerbühne, um die Politik zu rechtfertigen, welche die Regierung zu befolgen in der leßten Zeit für gut besunden hat. : :

Es is Herr Dujardin allein und nicht auch Herr Smits (wie im vorgestr. Blatte der Staats-Zeitung nach) Belgischen Blättern berichtet worden), der zum Regierungé-Kommissarius bei der Erörterung des Friedens- Traktates ernannt worden ist.

Der bisherige Gesandte im Haag, Baron Mortier, der jeßt zum Französischen Botschafter in der Schweiz ernannt worden, ist aus Holland hier eingetroffen.

Die Reise des Spanischen Generals van Halen hat, wie man vernimmt, den doppelten Zweck, in England eine Anleihe fár die Königin zu machen und in Belgien eine Legion für den Dienst in Spanien zu werben.

Die Truppen aus dem Lager von Beverloo kehren allmäh- lich nach ihren Garnisonen zurü.

In Brügge hat das Banquier-Haus van Wymelbeke-Ver- lauteren seine Zahlungen eingestellt. ; E

Auch die Studirenden fangen an einzusehen, daß der be- waffnete Widerstand gegen das Ausland jeßt etwas Unmögli- ches seyn würde. Der Präses des hiesigen Studenten: Comités hat es versucht eine Bittschrift gegen den Friedens: Tratat unter seinen Kommilitonen zu verbreiten, doch haben diese jede Theil- nahme abgelehnt. |

Die Nachricht, daß bei Herrn de Potter in Paris eine polizeiliche Hauésuchung stattgefunden und daß viele seiner Pa: piere in Beschlag genommen worden, hat hier unter seinen Freunden großes Aufsehen erregt, da Manche die Besorgniß hegten, dadurch fompromittirt zu werden.

Hiesige Blätter erwähnen eines Pistolen - Duells , das ge- stern zwischen dem Grafen von Lied .….. und dem Baron von Bal. stattgefunden, und wobei dem Ersten eine Kugel durch den Hut gegangen, und der Tschako des Zweiten gestreift

worden ist.

Deutschland.

Múnchen, 5. März. (A. Z.) Gestern wurde von der hier anwesenden Französischen Schaujpieler-Gesellschaft Molière’s „„Tartüffe‘/ aufgeführt, und zwar ohne Auslassungen. Das große Haus war überfüllt, und viele Stellen wurden rauschend und anhaltend beklatscht. Die einfache Thatsache dieser Vor- stellung im Hof- Theater widerlegt eine ganze Masse thdrichter Vorstellungen, die man sich auswárts von München macht. Der Sage nach, soll die Abreise Sr. Durchlaucht des Herzogs von Leuchtenberg nach St. Petersburg hon Anfangs Mat stattfinden, doch ist darüber nichts Sicheres bekannt.

Bamberg, 7. März. (Fränk. M.) Das Direktorium und der Verwaltungs - Rath der Nürnberg- Bamberger nôrdli- chen Eisenbahn werden sich am 1lten d. M. zu Nürnberg kon- stituiren, ihre Vorstände, Referenten, den Kassier wählen, und

Redner behauptete sodann, Belgien sei durch den Traktat von 1831 nicht gebunden. an den König gesagt, Holland dürfe Limburg und Luxemburg nicht zurücerhalten; sie habe gesagt, die Provinzen müßten vertheidigt werden, wenn die Gewalt Belgien nöthigen wolle, dieselben aufzugeben. Für Belgien sey es eine Ehrensache, Lim- burg und Luxemburg zu vertheidigen. /, Hört Jhr nicht ‘“, rief er pathetisch aus, „wie Eure Brúder Euch zurufen: ,„,„„Eure Worte haben uns grausam getäuscht : wo ist die Ausdauer und der Muth, mit welhem Jhr uns schüßen, wo das Blut, wel- ches Jhr fúr uns vergiepen wolltet? Sie werden sagen : die Regierung und die Kammern haben uns verkaufe. //// Die Furcht vor einem Kriege ist grundlos. Wir dürfen den Trak- tat nur einfach verwerfen und den Widerstand der Thatlosig- keit versuchen, wie es Holland acht Jahre hindurch gethan hat: dann werden wir den gegenwärtigen Slalus quo bewahren. Im Innern will man uns erschöpfen, deshalb reduzire man die Armee, organisire die Bürgergarde und chicke der Kon- ferenz den Traktat zurück. Die Mächte werden keine bewaff- nete Einmischung versuchen, denn seit 1815 herrscht das System des Friedens, und diesem zu Liebe hat man in Polen, Spanien und Jtalien intervenirt. Und wenn es selbst zur bewaffneten Intervention käme, so würde, falls eine Dentsche Armee unser Gebiet beträte, die Französische nicht unthätige Zuschauerin blei-

ben. Wir stehen einem Feinde gegenüber, der vor dem Status

Die Kammer habe selbst in ihrer Adresse |

sogleih ihre statutenmäßige Arbeiten beginnen. Sämmtliche hiesige Mitglieder dieser beiden Gesellschafts - Organe sind dazu nach Nürnberg einberufen. Wenn diese Eisenbahn vollendet ist, braucht man von Nürnberg nach Bamberg höchstens 2 Stunden, von da nah Frankfurt 20 Stunden, von Frank- furt auf der Eisenbahn nah Mainz 1 Stunde, von Mainz bis Köln mit Dampfboot 14 Stunden, von Köln nach Lüttich auf der Eisenbahn 4 Stunden, von Lüttich nach Brüssel eben so 4 Stunden, von Brüssel nach Ostende eben so 4 Stunden, von Ostende nah Dover mit Dampfschi} Stunden, Summe 55 Stunden. :

_ Augsburg, 7. März. Die Allgemeine Zeitung ent- nimmt dem „Morgenblatt‘/ die folgende Nachricht aus Wei- mar: „Ein zweiter Kaspar Hauser, freilich in etwas verjüng- tem Maßstabe, ist in unserer Nähe erstanden. Vor ungefähr Halbjahresfrist wurde ein unbekannter heimathloser Knabe von 11 Jahren, Karl Käsemann sich nennend, in den Straßen der Stadt Eisenach umherirrend getroffen , auf dessen Herkunft bis jeßt ein tiefes Dunkel ruht. Seine Lebensschicksale, welche ein vor kurzem erschienenes Schriftchen: „Der Knabe aus Algier““ erzählt, sind allerdings abenteuerlih genug. Nach den Aussa- gen des, Knaben ist sein Vater aus einem bei Eisenach gelege- nen Dôrfchen Stedtfeld gebürtig, von dort aber vor neun Jah- ren mit seiner Frau und dem damals zweijährigen Kinde nach Frankreih gewandert, wo er sich unter die für Algier bestimmte

Fremden-Legion hat anwerben lassen. Zndszssen findet sih der Name Käsemann weder im r Merve 0 e pft erg Sam fes, noch hat sich zu jener Zeit eine Familie dieses Namens dort aufgehalten. ie Erinnerung aus der frühesten Kind- heit führt den Knaben immer nur nach Afrika zurück, denn jemals vor dem in Deutschland gewesen zu seyn, kann er sich nicht entsinnen. Jn Algier wohnte er mit seinen Aeltern in einer unweit des Meeres gelegenen Kaserne. Seine Beschrei» bung dieser Stadt und der nächsten Umgegend, der Tracht der Eingebornen 2c. stimmt mit der Wirklichkeit, wie wir sie aus den Schilderungen der Reisenden kennen, im Wesentlichen úber- ein. Nachdem er die Mutter durch den Tod verloren, folgte er seinem Vater nah Spanien, wohin sih die Fremden-Legion einschisste. Dort bringt er, stets dem Regimente nachziehend, meist im Bivouac, zwei Jahre eines beschwerlichen, fast uner- träglichen Lebens hin. Auch die Beschreibung, die er voi Ba- yonne, Madrid 2c. entwirft, ist der Wahrheit gemäß. Von Vit- toria aus hifft er mit seinem verwundeten Vater und einem Theile der Truppen wieder nah Algier zurück. Hier übergiebt der unzärtliche, vielleicht auch nothgedrängte Vater den Knaben zweien nah Deutschland zurückkehrenden ausgedienten Solda- ten der Legion, vorgeblich weil er es in Deutschland besser ha- ben werde. Mit Gewalt wird das sich sträubende Kind auf ein segelfertiges Schiff gebracht und somit in die fremde Welt hinausgestoßen. Man landet in Toulon, der Verstoßene legt dann mit jenen Soldaten unter Mühseligkeiten und Entbeh- rungen aller Art den Weg nah Paris zu Fuß, meist bet- telnd, zurück, von wo aus die Gesellschaft über Straßburg nach Frankfurt am Main gelangt. Dort wird der Knabe von seinen Begleitern verlassen, und er muß, hülflos und hungernd, in der fremden Stadt betteln. Nach mancherlei Schicfsalen kommt er nach Eisenach, flieht aber, aus Furcht vor einem drohenden RIOOO dem Walde zu, wo der kleine Afrikaner den ersten

chnee in seinem Leben fallen sieht, den er für Baumwollen- floen hält. Er findet endlich A itaus Wor sih seiner an- uimmt und wird jezt zu Eisenach mit Hülfe einer Unterstüz? zung von Seiten des Großherzogs erzogen. Ob über die Her- kunft und Heimath des räthselhaften Fremdlings je ein genü: gendes Licht verbreitet werden wird, steht dahin. Anfangs hat man ihn von mehreren Seiten für einen Betrúger gehalten, allèin wohl mit Unrecht. Das offene, treuherzige Wesen des Knaben, und daß er bei vielfältigen Vernehmungen und Proben bis jeßt weder einer Unwahrheit noch eines Widerspruchs in seinen Angaben hat überführt werden können, scheint jenen Verdacht zu entkräften.//

Hannover, §8. März. (Hannov. Ztg.) Der Hambur- ger Korrespondent sagt in einem Schreiben aus Hannover : „Es war wohl voreilig, wenn die Hannoversche Zeitung in ei- nem leitenden Artikel die Hannoversche Frage bereits als been- digt ansehen wollte.“ Wir müssen gestehen, wenn wir uns mit dieser Ansicht übereilt haben, so haben wir uns damit sehr langsam übereilt. Sie is {on längst oft und viel von uns ausgesprochen worden. Wir haben immer gesagt: Nachdem Se. Majestät der König das Staats-Grundgeseß von 1833 für ungültig erklärt, die Wahl- Corporationen des Landes nah der Verfassung von 1819 gewählt, die Gewählten sich als Stände von 1819 förmlich konstituirt, und rechtsverbindliche Handlungen vorge- nommen haben; nahdem außerdem auch noch der Deutsche Bund

die auf Wiederherstellung des Staats-Grundgeseßzes klagenden Kor-

porationen abgewiesen hat; seitdem muß die Hannoversche Frage als beendigt angesehen werden, denn der Hauptgrund- sa6 derselben, von welchem alle übrigen Fragen abhängen, ist damit entschieden, die Verfassung von 1819 ist rechtmäßig fest- gestellt. Wenn auch nun im Beginne einer Diät zur zweiten

Kammer sich die erforderlihe Anzahl Mitglieder nicht einfin-

det; so kann dies zwar dazu dienen, im Lande eine Spaltung zu erhalten, die am besten so schnell als möglich erledigt wer- den sollte; aber es faun auf die Verfassungsfrage selbst weiter keinen Einfluß üben. Das is unsere alte Ansicht; aber weil ‘unser leitender Artikel zufällig in die Zeit fiel, wo man die zweite Kammer absichtlich unvollzählig zu erhalten suchte, da mußte sie als eine voreilige Behauptung ausgegeben werden. Das ist ganz natürlich. : Stuttgart, 6: März. (Schw. M.) Gestern wurde in der Kammer der Abgeordneten, nach einer Note des Mini- steriums des Jnnern, der {on auf dem vorigen außerordent- lichen Landtage bei den Ständen von der Regierung einge- brachte Entwurf eines Geselzes über das Verbot des Nachdrucks und der Nachbildung künstlerischer Erzeugnisse bei den jeßigen Ständen aufs neue eingebracht. Am Schlusse der Sißung sollte noch eine Kommission zur Begutachtung des Geseb- Ent-

_ wurfes, das Verbot des Nachdruks betrefsend, gewählt werden. Auf den Vorschlag des Präsidiums genehmigte die Kammer,

die Begutachtung dieses Gesetz - Entwurfes an die bereits nie- dergeseßte, aus den Herren Duvernoy, von Cotta, Prálaten von Pahl, Freiherrn von Hornstein und Camerer bestehende Druck- Kommission zu übertragen, welche zu diesem Zweck durch zwei weitere Mitglieder verstärkt werden soll. Hierzu wurden noch gewählt die Herren von Mosthoff mit 33 und Scheuerlen mit 22 Stimmen.

Karlsruhe, 5. März. (Schw. M.) Durch die Wah- len verzögert und bei den diesjährigen frühen Ostern werden unsere Landstände dieses Jahr später, als in leßter Zeit der Fall, zusammenkommen. Gute Quellen geben die Zeit der Zu- \sammenkunft auf die Woche nach Ostern an. Unsere Eijen- bahn zwischen Mannheim und Heidelberg rückt rasch vor; die Erdarbeiten werden durch zahlreiche Mannschaft, zum Theil Ausländer, sehr gefördert, und die eisernen Schienen werden in laufender Woche durch Assessor Sommerschu in Süd-Wales (England) in den Hüttenwerken probirt und übernommen. Goldschmitt in Frankfurt hat die Anlieferung erhalten. Wenn kein unvorhergesehenes Hinderniß eintritt, so wird diese Bahn am 1. November d. F. eröffnet werden. Auch die Linie von Heidelberg bis Bruchsal ist nunmehr definitiv bestimmt, und jene von da bis Karlsruhe wird demnächst ebenfalls festgestellt seyn. Die Bahn wird der Stadt Bruchsal ganz nahe zugeführt, Ls fs seiner Zeit die Württembergische Bahn daran anschlie- en kann.

Karlsruhe, 6. März. Die hiesige Zeitung sagt: „„Wir sind ermächtigt, die in verschiedenen R der s Lar Blätter“ enthaltene Angabe, daß in einem Allerhöchsten, oder überhaupt in einem Reskript den Großherzoglichen Beamten neuerdings jede Einmischung in die Wahlen zur Stände-Ver- sammlung untersagt worden sey, für ungegründet zu erklären.“

Kassel, 6. März. Die Sammlung von Geseben 2c. Nr. Il. enthält folgende Verordnung vom 2. März 1839, die Reise- L E der Mitglieder der Stände: Versammlung be-

,§. 1. Die Reisekosien für die Mitglieder der Stände- 9 lung, mit Ausnahme der Prinzen des Kurhauses, so Rie Ves Ens:

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desherren , sollen mit einem Thaler für jede Posimeile vergütet wer- den. §. 2. An Tagegeldern erbált jedes Mitglicd der Stände- Versammlung, welches wider Prinz des Kurbauses neh Standesherr ist, sofern «dafselbe außerhalb des Versammlungéortes wohnt, drei Thaler, sofern dasselbe dagegen am legieren wohnhaft is, einen Tha- ler. §. 3. Der Präsident der Stände-Versawm!ung erhält zu den ihm nach §. 2 zufommenden Tazegeldern einin Zusay von zwei Tha- lern täglich. §. 4. Die Tage werden, außer für die nothwendigen der Hin- und Herreise, für den Zeitraum ron dem Tage, auf wel- hen die Stände-Versammlung cinberufen is, bezügli von dem spä- teren Anfkunftstage an, bis zur Entlaffung der Stände. Versammlung, vergütet, und fallen für die Zeit ciner Beuclaubung weg.“ Darmsladt, 9. Márz. Eine sehr lange Diskussion ent- spann sih in der zweiten Kammer über die Vorstellung der Mitglieder der Bergwerksgesellschaft zu Lauterbach, die Be- treibung des Bergbaues auf fossiles Brennmaterial im Landrathsbezirke Lauterbach betrefsend. Die Freiherren von Riedesel hatten dagegen dieses als ein Vorzugsrecht in Anspruch genommen, was ihnen auch von der Regierung hinsichtlich ihrer frühern reihbunmittelbaren Besikungen zuerkannt worden war. Der Aus\{chuß der Kammer aber glaubte folgendes, dem vorge- brachten Gesuche entsprehendes ehrerbietige Ersuchen an die Staats-Regierung beantragen zu müssen : „daß auch in den, zu den früher immediat gewesenen Besikungen der Freiherren von Ried-

esel gehörigen Theilen des Landrathsbezirks Lauterbach, mit | | wurde; am folgenden Morgen vor der Sibung des Regierungs- | Raths sey die Abordnung zum zweiten Mal erschienen, um auf

Ausnahme derjenigen Distrikte, auf welchen sih dermalen noch bestehende oder erweislih vorhin bestandene wirkliche

Bergwerke der Freiherren von Riedesel erstrecken oder erstreckt | | Adresse zugestellt würde, hinzuwirken; allein diese Versuche ha-

haben, und nöthigenfalls unter Vorbehalt der im Rechtswege

geltend zu machenden besonderen Rechte der Freiherren von | Riedesel, einer freien Concurrenz im Bergbau auf fossiles | | Berichte von der Landschaft eingelaufen.

Brennmaterial kein Hinderniß in den Weg gelegt und dem-

gemäß, bei Ermangelung eines sonstigen Anstandes, auch für |

diese Theile die Ertheilung der von den Petenten erbetenen Schurf- und Muthungs-Scheine angeordnet werde.‘/ Dieser Antrag wurde mit 42 Stimmen gegen 1 von der Kammer an- genommen.

Frankfurt a. M., §8 März. gelegenheit und der zu erwartende Beschluß der Belgischen Repräsentanten-Kammer sind hier niht mehr der Gegenstand des lebhaften Tages -Gespräches. Nicht allein dem friedlichen Votum der Kammer, sondern auch der alsbaldigen Wiederbe- festigung der innern Verhältnisse Belgiens auf eine Vertrauen erweckende Weise sicht man mit voller Zuversicht entgegen. Diejenigen, welche wähnen konnten, daß die Belgishe Wider- stands: Partei einen entscheidenden und erfolgreichen Schritt wa- gen würde, sehen sih in ihrer Erwartung getäuscht und dürf- ten durch den Umstand, daß nun die Belgische Regterung selbst mit Strenge gegen die revolutionaire Verbindung in Belgien einschreitet, von Neuem überzeugt werden, daß keine Regierung, welche wirklich das Wohl ihrer Unterthanen will, dulden kann, daß die revolutionaire Partei das Haupt erhebe. Diese alle Staaten Europa's verbindende Ueberzeugung bürgt für die dauernde Aufrechthaltung der allgemeinen Ruhe, welche mit den Regierungen die Völker wollen. Aus diesem Grunde darf man auch ruhig der Gestaltung der Ereignisse entgegensehen, die sich in diesem Augenblick in Frankreich vorbereiten, oder min- destens vorzubereiten cheinen; sie werden die Stellung Frank- reichs nah Außen hin nicht gefährden und auch die innere Ruhe im Grunde nicht stdren.

Die Bundes : Versammlung hielt gestern die zweite ordent- liche e unter dem Vorsik des Kdnigl. Preußischen Bun- destags- Gesandten, Herrn von Schöler. Herr Graf von Münch-

| Bellinghausen wird wahrscheinlich in den nächsten Wochen noch

niht aus Wien zurück seyn.

, Heute traf der Baron Salomon von Rothschild, von Pa- ris fommend, hier ein. Er befindet sich auf der Reise nach Wien, wird aber hier einen kleinen Aufenthalt nehmen.

IÍn den leßteren acht Tagen war der Börsenhandel hier von keiner Bedeutung. Die Course haben Mühe, sih auf ihrer Höhe zu erhalten, da ein neuer Impuls zum Steigen fehlt, die Kauflust im Allgemeinen auch nicht belebt ist. Jm Ganzen bleibt aber die hiesige Börse bei dem sehr guten Geldstand doch A d :

ie wieder im Gang befindlihe Schifffahrt, so wie die bevor- stehende Messe haben bereits das S AN hier regsamer gemacht. Auch der Wollhandel wird wieder lebhafter werden, wenn in Belgien Alles in Ordnung gebracht ist, und das dürfte doh so lange nicht mehr dauern. Mit der Witterung haben wir aber wenig Ursache zufrieden zu seyn; sie wechselt wieder zwischen Frost und Schnee ab.

Frankfurt a. M., 8. März. Dem Vernehmen nach, wird der bisherige Königl. Belgische Gesandte am Wiener Hofe, Me O'Sullivan de Graß, morgen von hier nach Brüssel abreisen.

_ Hamburg, 8. März. Nachdem Se. Excellenz der bisher hierselbst accreditirte Kaiserlich Oesterreichische bevollmächtigte Minister, Freiherr Kreß v. Kressenstein, zu einer anderweitigen Bestimmung abberufen worden, hat heute der Senat das des- fallsige Schreiben Sr. K. K. Majestät des Kaisers von Oester- reich auf herkommlihe Weise entgegengenommen.

Ot ster r.e: i h.

Wien, 6. März. Die Wiener Zeitung enthält aus Ungarn: „„Lomnicz (Zipser Gespanschaft). Dén A d. M. gegen 5!/, Uhr Früh verspúrte man in dem Schlosse Dunavecz und in den Dörfern Also-Lap und Zsadjär ein starkes Erdbeben, so daß die Schlafenden aus ihren Betten gerüttelt wurden. Auch bekam das Also-Laper Kastell mehrere Sprünge. Dieses Ereigniß ist um so merkwürdiger, da das Schloß Dunavecz be- kanntlich auf einem großen und steilen Felsen, der Ort Zsadjar aber im Thale, den höchsten Felsen des Tätra am nächsten liegt, und da man in den übrigen ebneren Theilen des Komitats von keinem Erdbeben etwas weiß.“

S Gwel1

Zärich, 4. März. Am 28. Febr. Morgens um 9 Uhr versammeiten sich zu dem Centralverein, im Si6ungslokale des Stadtschulraths beim Fraumünster, die 22 Deputirten der 11 Bezirke des Kantons Zürich, welche alle sih an die Beschlüsse der Wädenschweiler Konferenz angeschlossen haben. Das Re- sultat der Verhandlungen dieser Versammlung ist eine Adresse an den Regierungsrath des Kantons Zürich, welche am 1. März Abends 5 Uhr von 3 Abgeordneten dem Herrn Amtsbärger- meister Heß überreicht worden is, wobei sie erklärten, die Änt- wort des Regierungs- Raths auf dieselbe in Zürich abwarten zu wollen. Es wird in der Adresse darauf angetragen, daß die Berufung des Dr. Strauß von Ludwigsburg zurückgenommen, und daß derselbe niemals an irgend einer Lehranstalt des Kan- tons Zürich angestellt werde; und daß dagegen ein wissen-

Die Belgische An- |

schaftlih ausgezeihveter Professor der Dogmati schiedenen evangelisch - christlichen Gefan u O

Von dieser Adresse sind 59,000 Exempl. gedruckt und un: ter das Volk véctheilt worden. Am 2. März hatte noch keine Si6ung des Regierungs - Rathes statt gefunden, was manchem bei der so sehr gereizten Stimmung unsers Landvolks auffal- lend erscheint. Obschon es eigentlih noch nirgends im Kanton zu rohen Auébrüchen gekommen ist, so zeigen do die man- erlei Gerüchte, die auégesprengt werden, und die Regierung und die dem Prinzip der völligen Lehr- und Glaubensfreiheit zugethane Pars- tei zu intimidiren, von der Nothwendigkeit, ohne Zeitverlust kräf tige Maßregeln zu ergreifen, da eine längere L auch bei den Freunden der Regierung den Verdacht ihrer Jn- capazität erregt, und unter solhen Umstönden die Macht der Gegner mit jedem Moment zunimmt. Man glaubt, der Reg.- Rath werde die Comité anweisen, auf geseßlichem Wege dem gr. Rath, der si ohnehin in 14 Tagen versammelt, Petitio- nen vorzulegen.

E3 ist uns, meldet die hiesige Zeitung, von unterrih- teter Seite versichert worden, eine Abordnung des Central: Co- mité, die Donnerstags Nachts einen vorläufigen Besuch beim Herrn Amtsbürgermeister machte, habe von einer peren:torischen

| Frist von einigen Stunden gesprochen, die dem Regierungsrath

angeseßt würde, eine Aeußerung, die mit Unwillen erwiedert

ein freiwilliges Nachgeben des Regierungs-Raths, ehe ihm eine

ben den Rath, auch Mitglieder der Minorität, in Entrüstung gesekt, und überdies seyen während der Sißung die günstigsten Abends um 5 Uhr wurde dann die Adresse eingereiht. Den weiteren Operations- | Plan des Bewegungs - Comité, außer der an den Regierungs- | Rath erlassenen Adresse, enthält ein ¡„„Sendschreiben des Cene | tral-Ausschusses der 11 Bezirke des Kantons Zürich an die Kirch- | Gemeinden desselben, vom 2. März.

Basel, 5. Márz. Die hiesige Zeitung berichtet aus Zürich, 4. März, Abends. „So eben verlautet, der Regie- rungsrath habe mit 10 gegen gegen 8 Stimmen beschlossen, Strauß solle niht kommen, und der Erziehungsrath sey ecin- zuladen, einen Bericht zu erstatten, wie Strauß zu hono- riren sey.‘

Wallis, 3. März. Die Verfassung vom 30. Jan. 1839 ist als Staatsgrundgeseß anerkannt worden. Doch Oberwallis ist noch nicht beigetreten.

Spanien

Madrid, 24. Febr. Der Graf von Toreno ist ín Affus

rien, seiner Geburts-Provinz, mit sehr großer Majorität und

in einigen Gemeinden sogar einstimmig wieder zum Deputirten

erwählt worden.

Die Küste von Valencia, von La Torre de Sol de Rio an der Mündung der Cenia, bis Castellon de ía Plana ist in Blokadezustand erklärt worden, um den Schleichhandel mit Waffen, Munition und anderen Gegenständen, der von Kars

listisher Seite dort betrieben wird, zu verhindern.

Die Provinzial-Deputation von Saragossa hat beschlossen, die Abgaben zu verweigern, weil die Regierung zur Erhebung derselben nicht durch die Cortes ermächtigt worden \y._ Die Regierung hat auf die Nachricht hiervon den General Santos San Miguel seines Kommando's entsebt.

Mehrere Generale, unter denen Palarea, Grazes, Lopez und Osorio, die nah der Hauptstadt berufen wurden, wo sie den Befehl erhielten, sich nah Alt-Castilien zu begeben, haben erklärt, sie würden ruhig in Madrid bleiben, bis man ihnen das Reisegeld vorausbezahle.

Der General Cordova hat Ossuïa noch immer nicht ver- lassen, obgleih ihm bereits vor längerer Zeit der Befehl zuge- gangen war, sich nach Valladolid zu begeben.

Die Deputirten von Catalonien bieten Alles auf, um die Abschließung des Handels-Traktats mit England, dessen Haupt- bedingung bekanntlich die freie Einfuhr Britischer Baumwollen- Waaren in Spanien ist, zu hintertreiben.

Spanische Gränze. Der offizielle Bericht Maroto’s an Don Carlos, worin er die Gründe auseinanderseßt, die ihn bewogen haben, die Hinrichtungen in Estella vollziehen zu las- sey, lautet folgendermaßen:

„Die Gleichgültigfcit, womit Ew. Majestät stets meine Beschwere den zum Besten der gerechten Sache angehört haben, seitdem iv, um dieselbe zu veriheidigea, in Portugal die Ehre hatte, mich zu Jhren Königl. Füßen zu werfen, und namentlich scit meinem Streite mit dem General Moreno, der meine Dienste verdunfein und h:rabs. yeu wollte, die ih in der auf den Höhen von Arrigorriaga gegea Esparz tero gewonnenen Schlacht geleitet habe, eine Scklacht, die das Ente des Bürgerkrieges häite berbeiführen fönnen und müssen, denn der pee hatte nur wenig Streitkräfte und die Uebergabe von Bilbas

ounte uicht ausbleiben, da die ganze Armee, die darin cingeschic}cu war, so wie die Englische Legion, deren Anführer verwuudet worden, muthlos und nur auf acht Tage mit Lebensmitteln vecsehen warz auch bätte fein Mann entfommen fönnen; dies hätte unfehlbar Ew. Majestät den Weg nach Madrid cröffnet und durch die Besiznahme Rhrer Hauptstadt wären alle die Blutsiröme gespart worden, die scit- dem vergosstn worden find; dies Alles hat mich in die harte No1h- wendigkeit verseßt, nicht etwa, es an Achtung gegen Ew. Majestät fehlen zu lassen, sondern einige Maßregela zu ergreifen, welche für die Zukunft die Ordnung, die Unterwerfung, die militairische Diszi- plin, so wie die Achtung sichern, welche die übrigen Klafsen von Menschen mir wegen meiner Stellung, zu der ih mit Ehren und wegen der Dienste gelangt bin, die ich fortwährend mei- nem Vaterlande und meinem Könige gelcistet habe, schuldig sind. ch habe gestern die Generale Guergue, Garcia, Sanz, den Brigadier Carmona, den Jntendanten Uriz erschießen lassen und ih biu ents schlossen, da ih die Beweise eines aufrührerischen Attentats in Háa- den habe, noch Andere erschießen zu lassen, die ich ohne Rülsicht der Person und des Ranges werde verhaften lassen, da ich ars bin, daß ih dadurch den Triumph der Sache sichere, die nit die Sache Ew. Majestät allein, sondern aue die mehrerer tausend Per- sonen ist, die verloren seyn würden, wenn dieselbe unterläge. Meine Beschlüsse uuterstüßt der allgemeine Wille der Armee und des Volks, die Beide nicht länger die Winfelzüge uad das feile Wesen derjent- gen dulden wollen, die bisher das Ruder des Schiffes geführt haben,

das jedo on weit von dem ficheru Hafen entfernt war. Möge, B N and err, nur einmal wenigstens die Stimme cines

treuen Unterthanen bis zu Jhrem Herzen dringen, das Resultat wird hnen in, ME Sie dar die Frsönlichen Absichten dexjenigen ge-

u ind, die bis jeut Jhre Rathgeber waren. Das ede!Ne, Cet unE : unfehlbarsie Mittel , Alles zu versöhnen, bes findet sich in den Händen Ew. Majestät. Es sind Jhuen die Keime der Zwietracht nichk unbefannt, die von Personen in Jh- rem Hauptquartier ausgesireut worden sind. Befehlen Ew. Majestät diesen Personen, sch unverzüglich nah Frankreich gu begeben, und Friede, Eintracht und Freude werden unter Jhren Unterthanen herr-

n. Ju Gegentheil, Sire, wenn die Leidenschaften bis auf cinen issen Grad geegen find, so vervielfältigen sich die Ereignisse, und

pft sich an das andere, ih sage Unglück, weil man

lge c n Unglück fn