1839 / 78 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

die Aufhebung jedes Zolles und die Zurücknahme jedes Schuz- zes. Das Ministerium will so weit nicht gehen, aber es unter- stâßt do den Antrag; was nun diese beiden Parteien in dem Ausschusse zusammen herausbringen werden, wenn der Antrag durchgeht, darüber läßt man uns muthmaßen, was wir wollen.“ Der Redner. las dann dem Hause noch einen Brief vor, welchen Lord John Russell vor einigen Ta- gen an seine ehemaligen Konstituenten, die Pächter von Huntingtonshire, geschrieben, und worin dieser Minister si kei- nesweges, wie man nach seinem frühern Schreiben an die Wähler von Stroud vielleicht hätte vermuthen können, für einen An- hänger des freien Getraidehandels, sondern vielmehr für einen eifrigen E der Agrikultur - Interessen gegen die Fa- brik - Interessen und für einen standhaften Gegner jeder zum Nachtheil des einheimishen Produzenten zu bewerkstelligenden Getraide - Einfuhr erklärt. Sir Edward Knatchbull {loß da- mit, daß er die Hoffnung aussprach, der Minister des Innern werde É heunfe darüber geben, wie sh diese offenbaren Wis dersprúche mit einander vereinigen ließen. Da es bereits 12 Uhr vorüber war, als diéser Redner seinen Vortrag beendigt hatte, so wurde die weitere Debatte auf den folgenden Abend

vertagt.

London, 13. März. Es scheint wenig Aussicht auf die Annahme des neuen Villierss{hen Antrages in Betreff der Korngeseke vorhanden zu seyn, obgleich derselbe fürs Erste nur eine genaue Untersuchung der Zweckmäßigkeit einer Aenderung des gegenwärtigen Systems bezweckt. Die Rede des Antrags- stellers wurde gestern Abend im Unterhause e ruhig angehört, machte jedoch wenig Eindruck, und von Seiten des Ministe- riums war Herr P. Thomson der Einzige, der sich zu Gunsten des Antrages vernehmen ließ. Aus seiner Zustimmung ist je- doch auf die Absicht des Ministeriums gar kein Schluß zu zie- hen, da diese Frage bekanntli als eine offene behandelt wird, hinsichtlich deren es jedem Mitgliede der Verwaltung frei steht, di stimmen, wie es ihm für seine Person gut dánkt. So stimmten in der vorigen Session ein paar Mi- nister, unter denen scch auch Herr P. Thomson befand, für daé Ballottement bei den Parlamentswahlen, obgleih die Ma- jorität des Ministeriums si gegen diese Frage erklärte. Das Einlenken Lord John Russell's in einem Briefe an seine ehe- maligen Wähler s{heint darauf hinzudeuten, daß es in dem vorliegenden Falle ebenso kommen dürfte, da man sich vielleicht con davon überzeugt hat, daß die Opposition gegen eine Aens- derung der Korngeseße noch zu stark seyn mdchte. Dieses La- viren wird indeß dem Ministerium von Seiten der Opposi- tions - Blätter sehr zum Vorwurf gemacht, weil dadurch das Land in unnöthiger Aufregung erhalten werde, und auch ein Theil der lieberalen Presse stimmt, obwohl aus andern Grün- den, in diesen Vorwurf ein.

Es sind dem Parlamente von der Ostindischen Kontrolle cinige wichtige Aktenstücke vorgelegt worden, unter denen be- sonders zwei Traktate, die zwischen Rundschit Singh, dem Maharadschah von Lahore und dem zum Beherrscher von Af- ghanistan: bestimmten Schach Sudschah ul Mulkh abgeschlossen werden, einer näheren Erwähnung verdienen. Der neueste die-

ser Traktate ist vom 26. Juni 1838 datirt, und es wird durch denselben ein früherer vom 12. März 1834 erneuert, der nicht in Ausführung gekommen, und dessen Inhalt, da er nunmehr vollzogen werden soll, von besonderem Interesse ist. Dieser Traktat fängt mit allgemeinen Freundschafts-Versicherungen an; damit aber das gute Einverständniß für die Dauer vorhalte, verabredet man Stipulationen. Schah Sudschah entsagt für sich und seine Erben und Nachfolger jedem Recht oder Anspruch auf die Besikungen des Maharadschah zu beiden Seiten des Indus; folgende in diese Kategorie ae Gebiete und Städte Derden namentlich angeführt: Baslaur, Attok, Peschauer, Na- gur, Kohol und alle Orte bis e Paß Khybih; Kalabah, De- rah, Jómael Khan, Ghazi, Radschpur, und die Provinzen Minthih und Muttaih. Diese Länder und Städte sind das Eigenthum des Maharadscha und sollen seinen Staat ausma- chen. er Schach hat keinen Theil daran; sie gehören dem Maharadschah und seinen Nachkommen, von Generation zu Ge- neration. Das Volk im Bezirk jenseits des Khybihr soll abges halten werden von Einfällen und äubereien ; untreue Staatsdie- ner, die sich mit entwendetem Gut aufdas Gebiet des einen oder des andern der kontrahirenden Fürsten geflüchtet haben, werden ge- genseitig ausgeliefert. Nach Uebereinkunft zwischen der Engli- schen Regierung und dem Maharadshah kann Niemand von einem Ufer des Sutledsh näch dem ändern kommen, ohne einen Paß vom Mäharadschah zu haben; dieselbe Einrichtung soll fort- an auch für den Jndus gelten; wer diesen-Strom passiren will, hat sh einen Paß von Lahore zu verschaffen. Betreffend Schikarpur und das Land Sindh am rechten Jindusufer, o wird sich der Schach O lassen, daß darüber nach den zwi- {chen der Englischen Regierung und dem Maharadschah beste- henden freundschaftlichen Verhältnissen Alles durch den Capitain

MWade geordnet werde. Sobald der Schach seine Autorität in Kabul und Kandahar beann haben wird, macht er sich ver- ‘bindlih, dem Maharad D jährlich folgende Gegenstände als Tribut zu übersenden: 55 Pferde von “edler Race, approbirter arbe und angenehmem Gang; 11 Persische Säbel z- 7 Pers sve Dolche; 25 gute Maulthiere; eine Quantität frischer und etrockneter Früchze; Muskat-Melonen von süßem und delikatem Geschmack, dás ganze Jahr über, \o viel deren für des cMaharadshah Tafel erforderlich sind; Trauben, Granat- äápfel, Quitten, Mandeln Rosinen, Kastanien, von jeder Sorte einen genügenden Vorrath; ferner Stücke Atlas von verschiedenen Farben, Pelzwerk, Teppiche, zusamnien 101 Stücke. lle diese Artikel wird der Schach jährlich an den Maharad- sah gelangen lassen. Die beiden kontrahirenden Theile stehen in etn (diplomatischen) Berührungen auf gleichem Fuß und baben sih gegenseitig in derselben Form zu behandeln. Han- deltreibende aus Afghanistan follen freien Zutritt haben in al- lena Besißungen des Maharadschah; man wird sie unterweges gicht anhalten oder sonst behindern; vielmehr soll der Verkehr zwischen den beiden Ländern möglichst erleichtert und befördert werden. Der Maharadscchah wird dem Schach jährlich außer- dem noch als Freundschaftégabe zuschicken: 55 Shawls, 55 Stück Musselin, 11 Doopuúllahs, 5 Stück Kinkaub, 5 Sirrums, 5 Tur- bane und 55 Lasten Reis. Bedienstete des Maharadschah, die nach Afghanistan kommen, Pferde zu kaufen, und Bedienstete des Schachs, die Peschauer besuchen, um Stückgüter oder Shaw!s zu erhandeln, ollen gegenseitig allen möglichen Vorschub erhalten, ihr esháft vortheilhaft auszu ühren. És ist indessen ein Maximum von Geschäften stipulirt; nur de “11 000 Mus “dürfen Ankäufe gémacht werden. Der zehnte “Artikel ‘des Vertrags lautet: Wenn es geschehen follie, daß die Heere der beiden Staaten ‘an Einem Orr zusam- m:n fommen sollten, so soll in keinem Fall eine Schlachtung der

328

Kühe stattfinden. ‘“/ Derselbe Artikel ist wörtlih wiederholt in dem Vertrag vom 26. Juni 1838. Sollte der Schach Hülfs- truppen von dem Maharadschah begehren und erlangen, so wird die im Krieg gemachte Beute in zwei gleiche Theile zwischen den fontrahirenden Regierungen repartirt. Wenn aber der Schach das Besisthum der Barukzeis in Kabul ohne Beihülfe der Truppen des Herrschers von Lahore erobert, hat“er davon nur eine beliebige Gabe, als Freundschaftsgeschenk, an den Maharadshah zu übersenden. Beide kontrahirende Theile unterhalten beständig eine diplomatishe Verbin- dung mit Bevollmächtigungen und Geschenken. Der drei- ehnte Artikel bestimmt die gegenseitige Hülfeleistung. Ver- angt der Maharadshah Beistand, so überläßt ihm der Schah eine Abtheilung seiner Truppen unter dem Ober-Be- fehl eines angesehenen Führers; eben so verfährt umgekehrt der Maharadschah; er stellt ein Corps Muhamedaner und- läßt dasselbe bis Kabul vorrücken. Der vierzehnte Artikel lautet : „Die Freunde und Feinde des Maharadscha sollen als Freunde und Feinde des Schachs angeschen werden.“ Der funfzehnte und lebte Artikel besagt nur, daß beide Theile den abgeschlo\- senen Vertrag ohne Ausflucht treulih zu halten gesonnen sind und derselbe sie für immer binden soll. Dieser ganze Traktat vom 12. März 1834 scheint aus gewissen Ursachen ein todter Buchstabe geblieben zu’ seyn, bis im Juni 1838 der General- Gouverneur Lord Auland, in Betracht der Belagerung von Herat und bei der dadurch nôthig gewordenen Aufmerksamkeit auf Aghanistan, es fúr angemessen hielt, ihn hervor uholen und u erneuern. Der Traktat vom 26. Juni 1838 besteht aus 18 rtifeln; 13 davon wiederholen die Stipulationen des Vertra- es vom 12. März 1834. Jm vierzehnten heißt es: ¿0200 Krets und Feinde einer jeden der drei Mächte, nämli der Britischen Regierung, der Regierung des Staates der Seikhs, und des Schahs Sudschah ul Mulkh, sollen als gemeinsame Freunde und Feinde der Verbündeten angesehen werden.“ Im funfzehnten Artikel wird für Rundschit Singh eine Summe von zwei Lak Rupien ausbedungen, als Subsidie für die Stel- lung eines Hülfs-Corps von 5000 Mann Muhammedanischen Glaubens. iesen Betrag hat der Schah unfehlbar zu erle- en, sobald er seinen Zweck die Erlangung der Herrschaft in fghanistan erreicht haben wird. Der sechzehnte Artikel re- gelt die Verhältnisse mit den Emirs von Sind, die ebenfalls eine Geldsumme, theils an den Schach, theils an den Maha- radschah, zu erlegen haben. Durch den siebzehnten Artikel wird dem Beherrscher von Herat, Kam-Ram, einem Neffen Schach Sudschahs, sein Gebiet garantirt. Der achtzehnte und leßte Artikel lautet: „Schach Sudschah ul Mulkh verspricht für si, seine Erben und Naehkommen, mit keiner fremden Macht ohne Vorwissen und Einwilligung der Britischen Regierung und der Regierung des Staates der Seikhs zu unterhandeln und sich mit Waffengewalt und aus allen Kräften jeder Macht zu wi- derseben, die in das Land der Seikhs oder in das Britische Gebiet einzufallen Willens wäre.‘“/ Die Schlußformel besagt : „„Geschehen zu Lahore am 26. Juni im Jahr unsers Herrn 1838, entsprehend dem 13. des Monats Asarh 1895, nah der Zeitrechnung der . Bikarmadschit. Auckland. Rundschit Singh. Schach Sudschah ul Mulkh.“ y

Der „Great Western“/ ist gestern von New-York in Bristol eingetrosient das Dampfboot hatte jenen Hafen am 2sten v. M. verlassen, es brauchte. also 15 Tage zu seiner Heimfahrt; die Reise nach New - York hatte es in 19 Tagen zurückgelegt; auf beiden Fahrten war das Wetter sehr {le{cht gewesen; während der ersteren war das Schiff auf einer Strecke von 20 Meilen durch Eisschollen gefahren, und zurück hatte es sich 7 Stunden lang durch Cisberge durcharbeiten müssen. Mir dieser Gelegenheit sind wichtige Nachrichten aus den Ver- einigten Staaten hier eingetroffen. An der nordöstlichen Gränze war es wegen der Gebietsstreitigkeit zu ernstlichen Kollisionen zwischen den Briten und ord: Amerikanern gekommen; von beiden Seiten hatte man sich eines Gränz-Aufsehers bemächtigt, und dies hatte unter den Gránz- Bewohnern solche Aufregung verursacht, daß man schon von dem nahen Ausbruch eines vôl- ligen Krieges sprah. Die Ruhigeren glaubten jedoch, daß der Präsident der Vereinigten Staaten den Gouverneur des Staa- tes Maine, von welchem die Verleßung des streitigen Gebiets zuerst ausgegangen zu seyn scheint, nöthigenfalls mit Gewalt zwingen würde, die einstweilige mit Großbritanien abgeschlossene Uebereinkunft zu respektiren. (S. Nord- Amerika.)

Den neusten Nachrichten aus Texas zufolge, befinden si die dortigen Angelegenheiten in günstigem ustande. Der Ge- neral Rusk war von seiner Expedition nah der Gränze gegen die Indianer und Mexikaner, welche bei seiner Annäherung die Flucht ergriffen, nah Clarksville zurückgekehrt und man glaubte, er werde das Amt des Oberrichters der Republik erhalten. Die Räubereien der Wilden hatten aufgehört, und man hegte jet feine Furcht vor den Erneuerungen derselben. Da der Kongreß vertagt worden ist, so ist die Dtadt Houston jetzt sehr dde. Der Kongreß hat beschlossen, einen anderen Regierungésib ¿s wäh- len, und man glaubt, derselbe dürfte an die Ufer des Colorado verlegt werden.

Niederlande.

Aus dem Haag, 13. Mätz. Die Kriegsschiffe „Amphi- trite‘‘, Snelheid“/ und „„Merkur‘/ befinden sich fortwährend auf der Schelde vor Neuzen, während vor Bath, Lillo, Kapi- talendam und Mauritsfort Kanonierbôte Posto gefaßt L

Aus dem Limburgischew wird geschrieben, daß in Folge der Vorfálle in Roermonde einige Bewegungen unter den an der Maas stehenden Belgischen Truppen stattgefunden. Diese sind jedoch wieder in ihre früheren Standquartiere zurückgekehrt,

nachdem sich gezeigt, daß es die Unruhigen bloß darauf abgese-

hen hatten, einem geachteten Bürger jener Stadt, Herrn Ma- | s as | sie mit *

| Heute werden die Verhandlungen fortgeseßt.

chielsen, der an der Spige der Oranischgesinnten steht, die Fen- ster entzwei zu \{lagen.

Belgien.

Brüssel, 13. März. Auf die gestrige Sihung der Re- prásentanten-Kammer war man etwas mehr gespannt, weil einer der Vorkämpfer der Widerstands - Partei, Herr Dumortier, unter den Rednern angekändigt war; Herr Dumortier sagte :

„Was in diesen Räumen vorgeht, ist chne Beispiel in der Ge- schiwte; zum erstenmale is eine geseggebende Versammlung berufen, um sich zu berathen, auf welche Weise, sie einen Theil ihrer Mitbür- ger aufgeben solle. Es if viel über den Traktat gesprochen worden, aber es sind noch nici alle Gründe erschöpft, welche die Verwerfung eines Traktats, der Belgiens Ungliick sevn würde, erheischen. Jn der

Sigung is eine wschtige Einwendüng gemacht worden; mau ; ihtungen gebunden seyen.

fpiurre Be ationen einge-

estrigen bat gesagt, daß wir durch / lu ih wlluscé die Unvérbrüchlichkeit der zwischen E Verpflichtungen, aber nur dann, weni sie auf dem Prinzip er Gegenseitigkeit beruhen und beide Mein biuden. Als Belgien ei

in Folge. der Begebenheiten von 1831 sein Votum Über die 24 Arti-

fel abgab, war es in einer schlimmen Lage, und die Umsländs konn- ten das Votum rechtfertigen; aber Belgien nahm den Traftat anu, weil es glaubte, daß derselbe gegenseitig sev und ohne Verzug voll- ja werden würde; es nahm ihn an, um die unverzügliche Aner- ennung des Königs Wilhelm zu erlangen. Hätte die Kammer ge- wußt, daß der König Wilhelm aht Jahre warten würde, daß sie selbst noch einmal über denselben Traktat werde berathen müssen, so würde fein einziges Mitglied denselben angenommen haben. Der K®- nig Wilhelm hat die Zeit verstreichen lassen; er hat auf die Zeit spe- fulirt, und da die Speculation ihm ungünstig gewesen, so hat Bel- ijen das Recht, von den Umständen Nugen zu ziehen. Ha- en etwa die großen Mächte den König Wilhelm zur An- nahme des Traktats gezwungen? Nein, sie haben es abgelehnt. Dadurch hörte der Traktat auf, auch für uns verpflichtend zu seyn, für uns, die wir uns vom Traftat vom 15. November losgefagt ha- ben. Dürfen wir nun noch sagen, daß wir gebunden sind? Als die * Mächte sich gegen Belgieu vom Traktat lossagten, hörte er auch auf, für Belgien verpflichtend zu sevn. Wahr is es, daß die Conveation vom 51. Mai eine permanente Convention gegen den König Wilhelm war, als sie Alles sauctionirte, was dieser verlangte. Wir brauchen nur an die Veranlassuugen derselben zu erinnern. Belgien hatte vou den fünf Mächten die Vollziehung des Traftats vom 15. November uud besonders die Anerkeaung durch den König Wilhelm gefordert. Franfk- reich und England nahmen Antwerpen und blokirten die Holläudi- {hen Häfen, aber in Folge der Reclamation des Englischen Handels wurde die Blokade aufgehoben und die Convention vom 21. Mai er- lassen. Dieselbe war ganz im Juteresse der Mächte. Wäre es übrí- gens das erstemal, daß Verträge unterzeichnet / ratificirt und nicht ausgeführt wordenwären? Wir haben cin Beispielan einem frühern Traf- tat, als dem vom 15. November. Zu Gunsten Hollands war die Bezahlung

stipulirt worden. Derselbe wurde ratificirt, aber die Flandrischen Stände protestirten, und es wurde ein neuer Traftat im Fahre 1718 abge- \chlossen. Jm Jahre 1831 wurde uns der Traktat auferlegt, jet wird er uns vorgeschlagen. Damals war die Gewalt gegen Euch, jet ist fie in Enren Händen. Die Lage is also verschieden. Wir durften daher hoffen, daß das Ministerium den Verpflichtungen, die es hier

allein die Unbehaglichkeit, in der sich jeut das Land befindet, verschul- det. Im vergangenen Juli hatten wir Europa für uns, und es wäre uns gelungen, weun die Leitung unserer Angelegenheiten geschifteren Händen anvertraut gewesen wäre. Holland war unpopulair geworden, als es die Konferenz zu täuschen, als ein Holländischer Agent auf Umwegen Papiere zu erlangen suchte. Unsere Regierung is aber immer nachgehinft gekommen und hat jedesmal den rechten Augen- blick versäumt. Es hat unseren Antheil an der Marine, den Kolo- nicen und den Schiffswerften von Antwerpen nicht reklamirt, es hat die Territorial - Frage ers dann hervorgesucht , als sie zu unserem Nachtheil entshieden war. Wir hatten nur einen Bevoll- mächtigten, der viel zu schr mit seinen eigenen ‘Angelegenheiten be- schäftigt war. Dann wählte man einen Mann, desseu Ueberzeugun- en mit seiner Mission im Widerspruch waren.“ Im weiteren Vers fauf seiner Rede suchte Herr Dumortier zu erwetjen, daß Belgien im Stande sey, 100,000 Mann zu unterhalten, wte es im Jahre 1833 gethan; an Geld werde es nicht fehlen. Man spreche viel von der industriellen Krisis, aber die Zahl der Bankerotte übersteige nicht die mittlere Zahl anderer Jahre. Er müsse nicht für einen verzweifelten, aber für einen ernsten Widerstand stimmen. Krieg sey nicht zu fürch- ten und die Furcht vor ciner Blokade lächerlich. Im Jahre 1832 hätten die Herren Thorn und Nothomb eine Proclamation an die Luxemburger erlassen, worin gesagt woxden scy, man werde fie nicht verlasseu; desto mehr müsse er sich wundern, daß Herr Nothomb als Minifter sich denen zugeselle, welche die Annahme des Traktats vor-

schlügen. auf und äußerte, er habe sich der Bewegung im Luxemburgi-

man in keinem Falle die dortige Insurrection auföürden. Luxem- burg sey mit Belgien, er mit Luxemburg fortgerissen worden ; aber er scy immer der Meinung gewesen und habe es. auch

tion konstituiren könne, sondern nur in Uebereinstimmung mit den Mächten. Indem er übrigens zum Frieden rathe, glaube er am besten für die Jnteressen des Deutschen Luxemburgs zu sorgen; er wolle niht Anarchie und Krieg úber diese Provinz Des oder sie einer militairischen Execution aussetzen.

achdem der Minister der auswärtigen Angelegenhei- ten einige frühere Aeußerungen in Bezug auf die Unterstützung, die er in der Adreß-Kommission dem von der Kammer ange- nommenen Entwurfe hatte zu Theil werden lassen, berichtigt hatte, behauptete Herr Dumortier dagegen, el als Bericht- erstatter der Adresse beibe dabei, daß dem Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten der Entwurf mitgetheilt worden, und daß er Mehreres darin geändert habe. Der Minister sage, er habe für die Adresse gestimmt, nur um die Einigkeit der Kam- mer nicht zu stdren; sey es ihm nun Ernst mit seinem Votum gewesen, so verrathe er zeßt das Land; wäre dies nicht der Fall, fo músse er seine Entlassung nehmen. Jn. Bezug darauf sagte Herr von Mérode, um der Wahrheit die Ehre zu geben, müsse er bekennen, daß der Minister immer für die Ermäßigung eini- er Säke der Adresse gewesen sey. Herr Nothomb selbst agte, es sey eine Unwürdigkeit, wenn man sage, er habe für die Adresse nur gestimmt, um sein Portefeuille zu behalten. sey in seiner Stellung geblieben, um die ganze Verantwortlich- feit auf sich zu nehmen. Herr Deschamps bezeugte, daß der Minister sich zwar gegen die zu starken Ausdrücke in der Adresse ausgesprochen, und daß dieje auf seinen Vorschlag gestrichen seyen, daß er aber nicht gegen die energischen Ausdrücke „. die stehen geblieben seyen, gestimmt habe; er-habe sogar freudig zu der Kommission gesagt, es sey ihm gelungen, eine stärteve Fas- sung der Adresse im Senat -durchzubringen. Wur Gende- bien trug hierauf auf Vorlegung der auf die Schuld bezüg-

| lihen Aktenstücke an, da die Vorlegung der diplomatischen

Aktenstücke verweigert worden seyen, weil sie Belgien nicht allein beträfen. Der Minister der auswärtigen An- gelegenheiten meinte, es bedürfe keiner weiteren Mittheilung, und die Herren Dujardin und Fallon würden alle nöthigen Etk- läuterungen geben. Die Kammer trat seiner Ansicht bei, indem timmen gegen 39 zur Tagesordnung überging.

Man glaubt nun bestimmt, daß die Debatten in der Kam-

| mer binnen einigen Tagen beendigt seyn werden. Bereits hat

die sogenannte Reserve an der Diskussion Theil genommen. Jn der nächsten “Sikung wollte sich auch Herr Gendebien ‘verneh- men lassen. * Neuerdings is Übrigens die Behörde sehr wachsam in Bezug auf mögliche Unruhen. Die Bürger -Garde stellt aas aht Compagnieen für den Wachk- und Patrouillen- | Dienst.

Déèr Moniteur publizirt neue Bittschriften , in welchen um

| die Annahme des Friedenstraktats Sd n e | Unser bisheriger Geschäftsträger in Wien, Herr O'Sullivan de Graß, is hier eingetroffen und hat gestern bei Hofé gespeist. Dem Belge zufolge, sind mehrere Einwohner von Renaix, Eecloo und anderen Orten in beiden Flandern, wegen ungebühr- | lihen V erFA gens mit dem Bildnisse des Königs, so wie wegen | Ae Torvaes edensarten, die si; dabei geführt, vor Gericht ge-

einer jährlichen Rente und die Vergrößerung Hollands auf KostenBapyerus "

eingegangen, treu bleiben würde. Aber nicht so; dasselbe hat ganz

Herr Nothomb nahm den Ausfall des Herrn Dumortier:

{hen zugesellt, aber sie niht hervorgerufen, und ihm könne.

ausgesprochen, daß Belgien sich nicht durch sich selbst als Na--

Es heißt je6t, daß die Studirenden der hiesigen freien Uni- versität eine Bittschrift gegen den Friedens - Traktat unter- zeichnen, daß ihnen jedoch bedeutet worden, die Stadt würde ihnén in diesem Falle die Stipendia und andere Unterstüßun- gen, die sié von ihr erhalten, nicht mehr bewilligen.

Ueber das gestern erwähnte Amendement des Herrn Pee- ters enthalten die heutigen Blätter nichts Weiteres. Der Kor- respondent eines Deutschen Blattes- ist der Meinung, dieses Amendement sey nur in Vorschlag gebracht worden, um den Gang der Verhandlungen, tros der jest Vormittags um 10 Uhr beginnenden Verhandlungen, zu verzögern. Inzwischen weiß Jedermann, daß es nicht erft nöthig ist, in dem Friedens- Trafktate-zu—stipuliren,- daß-den- Limburgern- und Luxemburgern ihre religiösen und bürgerlichen Freiheiten erhalten werden, da diese ohnehin von dem. König- Großherzog respektirt sind.

Im Moniteur Belge lieft man: ¡Der „„Belge‘/ spricht sich: in seinem leßten Blatte sehr lebhaft gegen die Ausweisung zweier“ Polen aus. Einige Erklärungen darüber sind nicht so- wohl zur Rechtfertigung der Polizei - Direction die einer solchen nicht bedarf als zur Nachricht für Ausländer nöthig, die auch in der Folge ihren Willen mit Uebergehung dessen, was die Gesetze vorschreiben, durchseßen wollen. Drei kürzlich in Brüssel angekommene Polen waren am 8ten d. M. auf das Polizei -Büreau vorgeladen. Alle drei besaßen, ihrem eigenen Geständniß zufolge, keine Subsistenz- Mittel, und darum ward ihnen nach- Vorschrift der Verfügung vom 6. Oktober 1830 mit- getheilt, daß sie in Belgien nicht bleiben könnten; auch bot man ihnen, falls sle freiwillig zurückkehren wollten, eine Marsch- route zu diesem Behuf an. Einer dersclben ging auch darauf einz die beiden Anderen aber, Namens O. und S., weigerten sich entschieden und gaben die bestimmte Absicht zu erkennen, im Lande bleiben zu wollen. Dabei ist zu bemerken, daß einer von diesen auf seine Unterstüßung in Frankreich Verzicht ge- leistet hatte, bloß um nach Belgien zu gehen, und zwar gegen den Rath, den ihm in dieser Beziehung Herr von Tracy er- theilt hatte, von welhem er ein Empfehlungsschreiben an den Grafen von Mérode witbrahte. Jn seinem Passe stand sogar, er begebe si nah Belgien, wo ihm eine Stelle angebo- ten worden. Nachdem sich Beide geweigert, von freien Stük- ken nah der Gränze zuräckzukehren, wurde ihnen zweimal nach einander bemerklich gemacht, daß sie bei längerem Wider- siande gezwu Bin werden würden. Es blieb jedoch bei der Weigerung. ierauf wurden sie der Gendarmerie übergeben und zu Wagen nach Hall gebracht, von wo sie sofort auf das Französische Gebiet zurückgeschat wurden. Abends schrieben sie noch mit der Poft einen Brief an die Polizei-Direction, der jedoch erst am folgenden Morgen einttaf , und worin sie dasje- nige, was fie bisher mit Unwillen zurückgewiesen hatten, als eine Gnadenbezeigung sich erbaten. Herr Hody sandte ihnen auch sogleich die Autorisation zu , wieder nah Brüssel zu kom- men; aber es war zu spät, die Stafette konnte sie niht mehr erreichen.“

Deut Glàn d.

Bamberg, 15. März. (Fränk. M.) Die Beschwerde, welche die Buchhandlungen zu München, Augsburg, Nürnberg, Bamberg, Wärzburg 2c. bezüglich der neuerlichen Mhobtitnunget über den Central-Schulbücher-Verlag bei dem Königl. Staats- rathe erhoben, hat bereits ihre Erledigung dahin erhalten, daß der

Königl. Staatsrath sich zur Annahme und Entscheidung dersel-"

ben in Rücksicht auf das Gewerbegeses von 1835 als inkom- petent erklärte, dieselbe von sih zurükwies und dem Ministe- rium des Innern übergab. Von diesem wurde solches durch Entschließting vom 21. Februar l. J. den Buchhandlungen er- dffnet mit dem Bemerken, daß es für sich klar erscheine und keiner besondern Erklärung bedürfe, daß das Ministerium durch seine jüngste Entschließung dem Central - Schulbücher - Verlag keine neuen Rechte verliehen, sondern lediglih eine Instruction für seine Geschäftsführung nah dem auf dem Grunde von PPri- vilegien und Gewerbs - Konzessionen von ihm in Anspruch ge- riommenen Urnfange seiner Gewerbs-Befugnisse, mit Rücksicht äuf den Stiftungszweck, von Kuratel wegen ertheilt habe, daß folglih auch der Umfang dieser Gewerbsbefugnisse bei ent- stehendem Streite dur die geseblih zuständigen Behörden nicht nach dieser Geschäfts - Jnstruction, sondern nah den allerhöchsten Privilegien und recbtsgültigen Konzessions-Urkunden des Central-Schulbücher-Verlags zu beurtheilen sey. Schließlich ist ausgesprochen, daß Se. Majestät der König sih nicht ver- ' anlaßt gefunden habe, die Delegation des Stadt-Magistrats zu Mänchen als der zuständigen Domizils-Behörde des Centras- Schulbücher-Verlags abzuändern. Hiernach hat jede Buch- gann in Bayern, welche sich dur den Central-Schulbücher- Verlag în ihren Gewerbsrechten beeinträchtigt glaubt, ihre Be- \hwerde dagegen bei dem Stadtmagistrate zu München in er- ster, und bei der Königlichen Regierung von Ober-Bayern K. d. Innern in zweiter und leßter Instanz zu erheben, zur Verhandlung und Entscheidung zu bringen. Ein weiterer Re- kurs an das Ministerium des Junnern findet nah dem Ge- werb-Geses von 1825 nicht statt und zu einer Beschwerde an den Königlichen Staats-Rath ist der Fall, wie bereits von dem- selben erkannt, nicht geeignet.

Hannover, 16. März. Die Hannoversche Zeitung enthält Nachstehendes:

Fn mehreren öffentlichen Blättern wird fortwährend behauptet, durch den befannten Ankompetenz- Beschluß der zweiten Kammer im vorigen Jahre sev die ganze Stände-Versammlung tnfkompetent ge- worden. Wir haben {hon oft nachgewiesen, daß dieser Jnkompetenz- Beschluß der zweiten Kammer uicht uur vollkommen reglementswidrig gefaßt, und also dadurch schon an’ und für sich nichtig war, sondera daß derselbe au von der ersten Kammer einstimmig abgelehnt wurde, wodurch nah unserer Verfassung, nach welcher sich immer die beiden Kammern ‘zu cinem gameinsamen Beschlusse vereinigen müssen, der- elbe gar nit zu einem Beschlusse der Stände geworden is. Hier wollen wir nur daran erinnern, wie jener Beschluß der zweiten Kam- mer zu Stande fam: Als die Stände von 1819 im vorigen Jahre zusammentraten, blieben von der zweiten Kammer mehrere der er- wählten. Mitglieder: aus, in der Absicht, die zweite Kammer durch ibr Wegbleiben unvollzählig zu erhalten. Troß thres Ausbleibens wurde aber die zweite Kammer vollen, und vereinbarte sich in vbllig verfassungämäßiger Form mit der ersten Kammer dahin, sich für „Stände von 1819 anzuerfenuen. Wie dic weggeblicbe- nen Deputirten dürch diesen Vorgang sahen, daß ihre Ab- wesenheit fruchtlos wäre, und fic ihren Zweck damit nlcht erreich- ten, so eilten fie nun zu dex zweiten Kammer herbei, und díe bishe: rige Minorität iri derselben wurde durch sie so verstärkt, daß der Ju- kompetenz- Beschluß gegen die frühere Mehrheit der Kammer regle- ment6widrig durchgeseßt werden konnte. Wären jene Mitglieder gleich dei der Eröffuung der Stände-Versammlung, wie es sich gebührte, zu- gegen gewesen, so hätte „vielleicht“ ihre Ansicht damals in der zwei- tea Kammer den Sieg davou getragen, und die zweite Kammer hätte \ih „vielleicht nicht mit der ersten als Stände von 1819 auerfannt. Aber nachdem fie diesen einzig- richtigen Zeitpunkt, wo es darauf angekom- men wäre, ihre Ansichten geltend zu machen, nach einer falschen polis

329

tischen Taktik absichtlich versäumt, und die Kammern sich in verfas- sungsmäßigem Wege auch ohne ihre Mitwirkung für Stände von 1819 erflárt batten, wer wird denn glauben, wenn sie später, die Ver- geblichkeit ihres Schrittes erkennend, an der Versammlung Theil nah- men, nun werde die ersie Kammer oder gar die Regierung wegen die- ser wenigen Mitglieder, die auf ihre cigene Gefahr hin und aus eige- ner freier Wahl vou der Versammlung weggeblieben waren, von dem früheren wohlüberlegten und verfassunasmäßigen Schritte wankelmüs thíg und willenlos wieder abgehen? Wir legen diese bekannten That- sachen einfach vor, und überlassen es jedem Unbefangenen, fie zu wür- digen. i Ebeu fo behaupten cinige Blätter fortwährend, wenn auch die Wahl - Corporaticnen des Landes nach der Verfassung von 1839 ge- wähit, die Gewählten. sich als Stände von 1819 anerkannt, und als solche rechtsverbindlihe Handlungen vorgenommen hätten, so scy doch damit die Verfassung vou 1819 gar nicht anerfannt. Sie sagen, „nach diesen Grundsäßeu sey es fast gar nicht möglich, daß fi die Wahl - Corporationen durch Nichtwahl gegen eine Verfassung aus- sprechen fönnten; denn wenn in den Wahl- Corporationen auch fast alle Wähler nicht wählen wollten, es fände sich aber nur ein Einzi- ger, der dazu bereit scy, so würde dur ihn die Wah! vorgenommen, und also einer Verfassung gegen den offen ausgesprochenen Willen der Corporation von diesem einzigen Mitgliede Anerkennung ver- chat werden.“ Wir erwiedern: Fürs Erste kommt es gar nicht darauf an, was irgend einmal geschehen köune, sondern es fommt darauf an, was iu dem vorliegenden Falle wirklich geschehen ist, Wei den Wahlen im voriz2en Jahre wareu aber in denjenigen Wahl- Coryorationen, welche Wahlen vornahmen, die Wähler in gehöriger Anzah! vorhanden, und ihre Ausicht war also volífommen ihre wahre Aeußerung. Fürs Zweite kaun der Fall, daß in den Corporationen wenige Wähler über die ganze Wahl eutscheiden, in unserem Lande überhaupt gar nicht vorfommen. Es liegen darüber die bestimmtesten Wahlgeseze vor. Was die Städte betrifft, so heifit es in der Proclamation über die Vertretung der Städte und des Bauernstandes, Brighton, deu 13. Januar 1832: „Die Wahl der Deputirten der Städte soll nach absoluter Stimmen- Mehrheit gemeinschaftlih durch „sämmtliche“ Mitglieder des Magi- sirats, „cine gleiche Anzahl“ von Bürger-Vorstiehern und „eine ebeu so große Anzahl“ von Wahlmännern geschehen.“ Was die Wahleu der Deputirten des Bauernstandes betrifft, welche bekanntlich dadurch geschehen, daß die Wahl - Berechtigten nach Gemeinden Bevollmäch- tigte, die Bevollmächzigten nach Aemtern Wahlmänner, und die Wahl- männer nach den Fürstenthümern oder Distrikten Deputirte erwähleu, fo heißt es in der desfallsigen Verordnung, Haunover, deu 22. Fe- bruar 1832, §. 9: „Unsere Landdrosteien haben für jeden Wahl- Distrift einen Wahl- Commissair zu ernennen, unter dessen Leitung in einer Versammlung „sämmtlicher“ Wahlmänner des Distrifts die Deputirten-Wahl nach absoluter Stimmen-Mehrheit erfolgt.“ Mögen im Einzelnen vielleicht auch eíumal geringe Abweichuugen vorgekoms men seyn, im Allgemeinen sind hiermit die klarsten geseßlichen Be- stimmungen Über die Stärfe der Wahl - Kollegien ausgesprochen. Fürs Dritte werden ja alle Wahlen geprüft. Jn dem Reglement der Kammer vom 14. Dezember 1819 heißt es §. 1: „Die zu der allgemeinen Stände - Versammlung berufenen Stände und Deputir- ten haben ihre Legitimation dem Königlichen Ministerium einzu- reichen, welches die vorgelegten und gültig befundenen Legitima- tions - Dokumente dem Erb - Landmarschall zusiellt , von welchen dieselben an das Sefretariat der Kammern gelangen, damit je- der Legitimirte eintrete. „Sollte die Stände- Versammlung bei einer Legitimation Zweifel haben, \o bleibt derselben unbe- nommen, solche dem Königlichen Kabinets-Ministerio zur Anzeige zu bringen, und eine Entscheidung desselben darüber cinzuholen./ Es

steht also der Kammer ganz frei, wenn sie glaubt, daß die Wahl durch

Unzulänglichfeit der Anzahl der Wähler ungültig wäre, sich darüber an das Ministerium zu wenden. Und endlich haben wir auch gar nicht behauptet, daß die Anerkennung der Verfassung von 1819 einzig und allein von der bloßen Wahlhandlung der Corporation abhänge, sondern es müßten auch die Gewählten sich als Stände förmlich con- ftituirt und rechtsverbindliche Handlungen vorgenommen haben. Die- ses Alles aber i| von der Stände-Versammlung im vorigen Jahre offen und vor Aller Augen geschehen. Wir wiederholen daher, die Verfassung von 1819 ist dadnrch, daß die Corporationen des Landes wählten, die Gewählten sich als Stände confstituirten, und rechtsver- bindlihe Handlungen vornahmen, auch durch die Zustimmung des Landes rechtlih hergestellt, und es fann daher auf ihren Bestand durchaus feinen Einfluß haben, wenn die zweite Kammer durch Nichtwählen der Corporationen oder durch Nichterscheinen der Depu- tirten unvollzählig gehalten wird.

Frankfurt a. M., 15. März. (W. u. St. B.) Welche Maßregeln die Königlich Bayerische Regierung im Jahre 1808 gegen einen widerseßlichen und von fanatischen Köpfen mißleite- ten Bischof ergriff, ist in der „Deutschen National - Zeitung“ vom 19. Mai Nr. 20. zu lesen. Dieselbe meldet: Der König- lich Bayerische General-Kommissarius in Tyrol habe an sämmt- liche dortige Landgerichte die Eröffnung gelangen lassen, daß Se. Majestät der König, durch das fortgeseßte aufrührerische Be- tragen des Bischofs von Chur und dessen wiederholte Ver- suche, auch die Königlichen Unterthanen zu ähnlichen Gesinnun- gen zu verleiten, sich zu folgenden Entschließungen bewogen sehe: Dem Bischofe von Chur werde die landesherrliche Ge- nehmigung zur Ausübung irgend einer bischöflichen Gewalt in den Königlichen Staaten entzogen; alle \riftlihen und an- deren Communicationen in bischöflihen Amts - Angelegenheiten und seinen Vikarien würden aufs strengste verboten, alle obrig- keitlihen Behörden würden angewiesen , diesen Bischof, wenn er sich auf Königl. Gebiete betreten lasse, als einen gefährlichen Volks - Aufwiegler gefänglich einzuziehen; wer mit ihm irgend eine Communïcation unterhalte, der solle als ein Landes - Ver- rôther angesehen und behandelt werden; der König werde die Einleitung treffen, daß die provisorische Administration des Churer Sprengels, so weit ih derselbe in den Königl. Staaten erstrecke, von einem inländischen Ordinariat übernommen, und von diesem würdige Vikarien für den dortigen Brzirk angestellt würden. Es wäre interessant, näher zu erfahren, was der damalige Fürst Primas, zu dessen Metropolitamt Chur gehörte, und was der Papst în dieser Angelegenheit verfügte.

OUsterLrLei ch.

Wien, 13. März. Heute Morgen verließ uns der Russische Thronfolger Großfürst Alexander nah einem zehn- tägigen Aufenthalte in unserer. Mitte. Es ist zu hoffen, daß er angenehme Erinnerungen von Wien mitnehmen, so wie er ge- wiß hier im besten Andenken bleiben wird. Am lebten Tage seines hiesigen Aufenthaltes speiste er noch bei Hofe im ver- traulichen Familienkreise. Abends war Konzert bei der Kai- serin; mehrere junge Damen der Gesellschaft wirkten dabei mit. Die Arrière-Soirée brachte der Hes bei der Fürstin Schwar- zenberg zu, wo der kleine Russische Virtuos Demitrieff Schä- fer durch sein herrlihes Spiel auf der Violine entzückte. Wie úberall gab der Prinz auch hier Proben seiner Großmuth und Freigebigkeit. So sandte er dem, unter der Leitung der Fürstin Odescalchi stehenden adeligen Damen - Vereine ein Ge- \chenk von 1000, den barmherzigen Brüdern von 500 Dukaten ; auch andere wohlthätige Anstalten wurden reihlich) bedacht, und die verschiedenen Dienstleistungen der Hof - Beamten mit Kaiserlicher Munifizenz belohnt. —. Der Großfärst wird Múnchen am 4ten Tage der Reise erreichen. Bis Braunau an der Bayerschen Gränze werden die Grafen Wrbna und |

Reischach, beide Oesterreichische Offiziere, dem Großfürsten das Geleite geben. Mehrere Herren der Suite des Großfürsten wurden von Sr. Majestät dem Kaiser mit Auszeichnungen be- dacht. General ,Kawelin erhielt das Großkreuz des Leopold- Ordens, die niederen Grade desselben Ordens wurden den übri- gen Begleitern des Prinzen zu Theil.

Zwei Notabilitäten verschiedener Art sind hier aus dem Norden eingetroffen, Herr Ole Bull, der bekannte Virtuos auf der Geige, Herr von Raumer, der bekannte Geschichtschreiber der Hohenstaufen, der Maria Stuart, der neueren Geschichte u. \. f. Lebteren zieht es nah dem Súden/ nah dem Schau- plabe der Thaten jener Kaiser, mit deren Schilderung er die Deutsche Literatur bereichert hat. Herr Ole Bull traf vier- spánnig, mit Extrapost, mit Frau und Secretair ein. Man sieht, die Kunst geht heute niht nah Brod.

Portugal.

Lissabon, 5. März. (Engl. Blätter.) In Porto ist das Handwerker-Bataillon aufgelöst worden, weil es sich wei- gerte, einen von der Regierung zum Adjutanten ernannten Of: fizier aufzunehmen, der in dem kurzen Feldzuge von 1837 in den Reihen der Chartisten gedient hat und deshalb bei der de- mokratishen Partei verhaßt ift.

Der Oberst Vidal, ehemaliger Gouverneur von Angola, hat ein Schreiben an den Kolonial-Minister gerichtet, worin er die Beschuldigung , als habe er den Sklavenhandel begünstigt, zu- rúckweist. i

Án einer der leßten Sibungen der Deputirten - Kammer entwarf ein Mitglied ein trauriges Gemälde von der Ausdeh- nung, die der Schleichhandel in Algarbien gewonnen, und führte unter Anderem an, daß an einem Tage nicht weniger als 270 Ladungen Tabak und Manufaktur - Waaren gelandet und unter der Eskorte von 200 Schmugglern durchs Lang ge- führt worden seyen, ohne daß die Regierungs-Truppen Miene geminacht hätten, dies zu hindern.

Es geht das Gerücht, die Cortes würden in kurzem aufge- {ôsstt oder prorogirt werden.

Man will hier ein neues Theater errihten, wozu die Re- gierung die Kosten, welhe auf 25,009 Pfd. veranschlagt wer- den, hergeben will.

B S E

Konstantinopel, 24. Febr. (Journ. de Smyrne.) Jn den politischen Kreisen geht es seit einiger Zeit wieder leb- hafter zu. Die Minister versammeln sich allwöchentlih mehr- mals in den großen Raths- Versammlungen, und die Gesandt- schaften empfangen und schien häufig Stafetten ab. Diese Be- wegung hat indeß durchaus nichts Beunruhigendes, und die Uebereinstimmung der Pforte und der Mächte ist vielleicht nie größer gewesen. Der Sultan scheint ernstlich mit verschiedenen Reformen beschäftigt, von denen mehrere eine Folge des Han- dels - Traktates sind, wie die Abschaffung der Monopole und Handels - Privilegien, und die natürlich für die Europäischen Mächte ein besonderes Jnteresse haben.

Im Arsenal der Marine und in der gesammten Kriegs- Verwaltung werden die Bes eifrig fortgesekt. Neuere Nachrichten über die feindlichen Absichten Mehmed Ali's sollen die Pforte bewogen haben, sich zur Abwehr derselben zu rüsten.

Der Entwurf des Sanitäts - Rathes, der schon durch die von den Gesandtschaften gestellten Kommissarien modifizirt wor- den ist, wird, aller Wahrscheinlichkeit nah, noch manche Ab- änderungen erhalten.

Der Russische Gesandte hatte am 17ten d. M. eine lange Audienz beim Sultan im Kaiserlihen Palast von Besiktash.

Die merkwürdige Kanone, welche kürzlich nah den Dar- danellen gesendet wurde, ist dieselbe, deren sich Murad im Jahre 1047 der Hedschra bei der Belagerung von Bagdad bes diente, und sie heißt noch Fatihe Bagdad.

Das Dampfboot „Metternich‘“/ ist am Sonntage airs Tra- PESN Me eingetroffen, hat aber nichts Neues aus Persien gebracht.

Seit einiger Zeit ist viel von der nahen Rückkehr Tahir Pascha’'s die Rede; der Sultan soll wünschen, daß derselbe wieder an den Sißungen des Raths Theil nehme.

___ Namik Pascha hat an Tayar Pascha’'s Stelle den Vorsi6 im Kriegs - Rathe Übernommen; der Lebtere erhält ein Kom- mando in der Taurus-Armee.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. -

“New-York, 25. Febr. Die Streitigkeiten über die nord- östliche Gränze zwischen England und den Vereinigten Staaten haben zu gegenseitigen Kollisionen Anlaß gegeben , über welche die hiesigen Blätter sehr ausführlich berichten. Der heutige Courier and Jnquirer enthält darüber Folgendes: „Unse- ren Privat-Nachrichten aus Washington zufolge, herrscht däselbst große Aufregung wegen eines bevorstehenden Krieges. Der Präsident hatte eine spezielle Botfchaft von dem Gouverneur des Staates Maine in Bezug auf die Verhaftung des Land- Ausfsehers dieses Staats erhalten und sogleich einen Kabinets- Rath zusammenberufen, dessen Berathungen mehrere Stunden währten. Herr van Buren benahm sich bei dieser Gelegenheit mit großer Mäßigung und Klugheit. Er wird si für oder gegen den Krieg erklären, je nachdem das Eine oder das Andere seine . Wiedererwählung zum Präsidenten begünstigt. Wir unsererseits glauben mit Sicherheit, daß es nicht zum Kriege kommen wird.“ Hierauf folgt ein von gestern Abend datirtes Schreiben aus Bangor im Staate Maine, worin es heißt: „Heute Abend

| um 5 Uhr wurde der Britische Aufseher- des streitigen Gebiets,

Herr Maclaughlin, als Gefangener hier eingebracht. Er be- fand si, seiner Aussage nach, in der Nähe von Madawaska, um den Gebiets-Verlebungen Einhalt zu thun, und kam bis an die Mündung des Tobique, wo er zuerst erfuhr, daß es zu Rei- bungen zwischen den beiderseitigen Bewohnern gekommen sey. Er fand daselbst einen Befehl des Gouverneurs von Neu-Braun- chweig, Sir John Harvey vor, diese Angelegenheit zu untersuchen. Es ergab sich, daß der Nord - Amerikanishe Gränz - Ausfse- her des Gebiets, ‘Herr Macintire fortgeführt worden, und daß etwa 20 bewaffnete Uebertreter der Gränze dabei betheiligt seyen. Herr Maclaughlin folgte hierauf dem Arustuk, etwa 80 Englische Meilen aufwärts bis zu dem Nord - Amerikanischen Gäkiposten Nr. 10., wo der Capitain desselben- ihm erklärte, daß er sih genöthigt sehe, ihn als Geisel für Herrn Mäcintire zu verhaften. Er lteß ihn demnächst unter Bedeckung nach Ban- or abführen. Herr Maclaughlin laubt übrigens, daß diése Angelegenheit nicht zu ernstlichen Schwierigkeiten sühren und daß Sir John Harvey gewiß in allen Maßregeln zur Verhin- derung der Gränz-Verleßung den Amerikanern beistimmen werde. Herr Maclaughlin , der die in jener Gegend stationirte Briti-

he Militairmacht kommandirt, hatte, nah seiner Aussage, feine Ahnung davon, daß man ihn auf dem Amerika-