1839 / 180 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

_Man seht also unaufhörlich die direkten und indirekten An- griffe auf die Regierung sich fortsezen, und von jeder Seite

vernimmt man andere Erwartungen und Lehren über den Aus- gang dieses Kampfes. Jn der eingeschlagenen Richtung hoffen die Einen das Ende und das Heil: „unter der entshiedenen Vormundschaft der Kammer die Regierungs - Geschäfte besorgt zu sehen. Wenn Aufruhr tobt, oder Anarchie und sonstige Ge- fahr droht, dann wird die Kammer schon hinzutreten und die Regierung verstärken!“ Js das denn aber ein erwünschter Zu- stand, alle ein oder zwei Jahre in den Straßen sich herumzu- schlagen, und wird die Autorität der Kammer, wenn die der Reégiétung erst ganz vernichtet ist, von den Vershwörern mehr geachtet und gefürchtet werden? Wird ihr Beistand nicht end- li einmal zu spät kommen? Warum sollten die Proletarier we- niger lüstern nah den Schäßen der Reichen und mehr mit denGesezen úberhaupt zufrieden segn, wenn die Kammer der Wirklichkeit nach die meisten Rechte der Krone erobert hätte? Daß dann die Polizei kräftiger, die bewaffnete Macht disziplinirter und loyaler seya werde, wenn sie mehr noch die demsofratische At- mosphäre eingeathmet haben würde, das dürfte wohl nicht zu er- warten stehen. So Édönnte man also den Vershwdrungen und Tumulten weniger vorzubeugen und mit noch wenigerem Nach- druck sie, nach ihrem Ausbruche, zu unterdrücken hoffen. Und am Ende wären diese Uebel noch die geringsten. Die sich selbst berlassenen hundert Parteien und Interessen in der dur den Zufall zusammengebrachten Kammer, was würden daraus für das Ännere und für das Aeußere, für Kämpfe und Erfolge hervor- gehen! Wer sich dieses nicht aus der Natur der Sache, ihrer innern Nothwendigkeit, ableiten kann, der frage die Ge- shichte! „Was wollt r denn aber Anderes an die Stelle \esea?“’ rufen jene dann. „Soll der Kampf so enden, daßdie Nacht der Kammer vernichtet werde ?‘/ Darauf erwiedern dann Andere: „Keines von beiden soll seyn; der Kampf wird sich {hon aus- gleichen, wenn erst die politische Bildung weiter vorgerückt seyn 10irdz es sind dies nur vorübergehende, unvermeidliche Erschüt- terungen; lassen wir der Sache nur ihren Lauf!‘ „Das ist nun schon ganz s{öôn und wahr‘/, bemerken wieder Andere, „daß die Bildung - die einzige Lösung der uralten Aufgabe des vollendeten Staates ist. iese Bildung aber, sowohl als sitt-

liche und geistige überhaupt, roie insbesondere als politische, wie |

weit ift sie bei uns noch von ihrer Vollendung entfernt! Wie lange würde dieser Kampf also noch dauern müssen, um durch sie beendet zu werden! Es möchte leiht darüber Alles zu ‘Grunde gehen und wäre daher wohl sehr. zu rathen, die Sache nit so ganz ihrem Laufe, den sie eben genommen, zu über- lassen, sondern mit voller, ganzer Klarheit und Kraft sich der Angelegenheiten zu bemächtigen, und sie auf eine feste Grund- lage zurück zu führen. Diese ist hon in der Charte gegeben ; ihrer“ Wahrheit, ihrem Geiste nah, halte man daran fest ; Wesen bleibe Monarchie ‘/ , wonach derx sehen, den Regierten hinlängliche Garantieen gegen den Miß-

unangetastet : „eine constitutionnelle

Regierung Krafr und An-

aber

sind. Ohne Kampf kann es denn freilih nicht abgehen, aber er darf sich nicht gegen die Grundlagen selbs richten, sondern nur auf die einzeln konkreten Punkte, über welche eine Ver- ständigung nothwendig und nicht sofort möglich wird, und zwar nur als ein Kampf in constitutionneller Weise. Der gegenwär- tige Kampf aber ist kein vorübergehender, nothwendiger um Einzelnes; er ist ein Lebenskampf und dauert er lange fort, so treibt er zu Extremen, aus denen man erst nah langen und bittern Erfahrungen zu dem Versuche ihrer Versöhnung ihrer Vereinigung, welches eben die Aufgabe der höchsten Bildung ist, spät wieder zurückkehren dürfte. Man hat die zu durchlau- fenden Phasen schon durchgemacht. “‘— Diese undandere Reden kann inan úberall vernehmen. Kommen wir aber nun zu dem Punkt, von dem wir ausgegangen sind, zurúck, lassen die Zukunft un- besprochen, und wenden unsern Blick auf die Gegenwart hin, so werden wir gewahr, daß der Waffenstillstand, der zwischen den zwei streitenden Mächten zu Stande kam, als ein getnein- zurückkehren, als sich in einen definitiven Frieden umwan- deln will.

Großbritanien und Jrland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. zung vom 24. Juni. Auf den Antrag des Marquis von

Lansdowne wurde eine Bill über die Wechsel in den Aus- | Der Zweck dieser Maßregel war, einem tem- | poráren Gejeße, durch welhes zu Gunsten des Diskontirens |

{uß gebracht.

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hatte. Dieser Oppositionsgrund is aber ein bloßer Vorwand; man will ‘tur, daß kein vom Parlament bewilligtes Geld zu Unterrichtszweckên anders als für das von der herrschenden Kirche gebilligte Unterrichts-System verwendet werden soll. Doch scheint unter den ehrenwerthen Herren feine vollkommene Ueber- einstimmung in dieser Beziehung zu herrschen, und sie hätten daher die Sache ihrerseits wohl zu einer offenen Frage machen fónnen, obgleih ich nit gerade ein Freund der offenen Fragen bin. Jedenfalls aber sollten sie es wohl erwägen, ob es ange-

nah welchem die Britische und ausländische Schul - Gesellschaft

verfährt, der von Georg Ill. und dem Herzoge von Kent un- |

terstúßt wurde, und den auch díe Regierung zu dem ihrigen machen twill.‘‘ dem ministeriellen Antrage als Amendement ein direktes Nein entgegen. „Nicht die verlangte Summe ist eó‘/, sagte er, „der wir uns widerse6en, sie möchte immerhin noch größer seyn, wenn sie nah demselben Grundsaß wie im vorigen Jahre beantragt würde, sondern nur das Prinzip, welches bei die- ser Forderung jeßt zu Grunde gelegt wird. Wir wünschen recht sehr die möglichste Ausdehnung des Unterrichts, aber wir wollen keinen Unterricht begünstigt sehen, der nicht auf die Leh- ren dêr herrschenden Kirche gegründet ist. (Hört, hört! von

der ministeriellen Seite.) Und überzeugen die 3300 Petitionen, | ichts l tandpu ? | túrlih allen Anlaß, sich dem Antrage des Ministeriums zu wi- Ministerium noch nicht, daß das ganze Land ihn mißbilligt? | derseßen, so intolerant ihr Verfahren auch erscheinen mag.

Selbst wenn die Maßregel heilsam wäre, dürfte sie dem Lande nicht | Dazu kömmt die Abneigung, welche in England gegen jede

welche gegen den ministeriellen Plan eingegangen sind, das

aufgezwungen werden. Ein Unterrichts-System, das den Gefühlen

Aeltern würden ihre Kinder nicht in die Schulen schicken, und

Lord Mahon, der sich hierauf erhob, stellte |

so wárde die Verbreitung des Unterrichts nicht befördert, son- |

dern nur aufgehalten werden“/. Herr Baines machte bemerk- li, daß die Opposition immer noch so thue, als ob der an- fängliche ministerielle Plan nicht aufgegeben wäre, gegen den sich allerdings Manches hätte einwenden lassen; jeßt aber sey von der Anstellung von Kaplänen, oder Dissenter - Geistlichen, oder tatholischen Priestern an gemishten Normal-Schulen keine Rede mehr, eben so wenig von drei verschiedenen Bibel:Ueber- schungen; man sage zwar, durh den Geheimerathébefehl vom 3. Juni scy der Regierung auch die Befugniß vorbe- halten, jenen ersten Plan wieder hervorzuholen; habe dann aber, wenn dies geschähe, das Unterhaus nicht die Macht, es zu hindern? Herr Litton erneuerte wieder den Vorwurf gegen die Minister, besonders gegen Lord J. Russell, daß sie den Katholiziómus fördern wollten. Der edle Lord, sagte er, lasse keine Gelegenheit vorübergehen, wo er der herrschenden Kirche Schmach zufügen könne; jedes Wort, das er spreche, und

von diesem geleitet, sind Modificationen möglich, das | zu s{chmälecn und sie herabzuwürdigen.

| | brauch der Gewalt und Antheil an der Gesebßgebdung verliehen

schaftlicher Feind urplöblih erschien, eher wieder zum Kriege | ! |

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der Wechsel derjenige Theil der Wuchergeseße aufgehoben wurde, | der mehr als 5pCt. Zinsen zu nehmen verbietet, immerwährende |

Dauer zu geben. Jene Akte besteht seit zwei Jahren und hat, wie der Minister versicherte, die heilsamsten Folgen gehabt, in- dem sie sch nicht nur als unschädlich, sondern in kommer- zieller Hinsicht als hôchst nüßlich, ja ; nothwendig erwiesen. Die darin enthaltene Vergünsti- gung soll nach der Absicht der Minister auch auf Schak- tammer - Scheine, Obligationen der Ostindischen Compagnie

als unumgänglich |

Alles, was er thue, ziele darauf ab, das Anschen dieser Kirche Herr J. O'’Connell dagegenfand in diesem Vorwurf einen neuen Beweis, daß alle Op- position der Tories in diesem Falle nicht sowohl gegen die Dissenters, als gegen die Katholiken gerichtet sey, die man allein von den Wohl- thaten ausschließen wolle, welche man anderen Religionöparteien nicht vorenthalten würde. Sir G. Clerk machte bemerklich, daß Lord J. Russell zu Anfang habe hoffen lassen, er werde seinen Un- terrichts-Plan dem Hause in Form einer Bill vorlgen, damit man ihn gehörig erwägen und damit auch das Oberhaus an dieser Erwägung Theil nehmen könne; statt dessen habe er nun zu einem bloßen Subsidien- Antrage seine Zuflucht genommen, und so das andere Haus von aller Theilnahme an der Sache ausgeschlossen; dies sey ein durchaus verwerflihes Verfahren, dem man sih aufs entschiedenste widerseßen müsse. Auch auf Schottland wolle man, wie er aus dem Plan der Minister er- sche, das neue System ausdehnen, daß nur diejenigen Schu- en vom Staate unterstü6st werden sollten, die sich der Aufsicht des Geheimeraths - Kollegiums unterwürfen; das Schottische Presbyterium werde sich aber einer solchen Zumuthung nimmermehr fügen, und daher würden die Schot- tischen Schulen, die so trefflich eingerichtet seyen, auf alle Un- terstúß6ung aus Staatsfonds verzichten mússen; vielleicht wolle man auch die Errichtung katholisher Schulen in Schottland

begünstigen; wenn man dies thäte, so würde sich ein allgemei:

ner Schrei des Un1oillens daselbst erheben, und wenn das Schottische Volk überhaupt vorher nur irgend eine Andeutung erhalten hâtte, daß die Minister ihren Plan auch auf Schott- land ausdehnen wollten, so würden aus allen Städten dieses Landes, wie es in England geschehen, Petitionen dagegen ein- gelaufen seyn. Es sprachen hierauf noch Herr Shiel für und Herr Goulburn gegen den ministeriellen Antrag, und nach- dem Lord J. Russell noch einmal das Wott genommen hatte, um die Absichten der Minister gegen fälshliche Auslegung zu vertheidigen, wurde zur Abstimmung geschritten, und es erga- ben sich 275 Stimmen fúr und 273 Stimmen gegen den An-

| trag des Ministers, so daß die geforderte Subsidie nur mit

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und ähnliche Schuldbriefe ausgedehnt werden. Bei der Be-

rathung im Ausschusse trat sington mit einem Amendement hervor, demzufolge das betref-

fende G-ses fárs erste nur bis zum 1. Januar 1842 verlängert werden sollte, weil der Herzog der Meinung war, daß die im- merwährende | :

ems Unrechtlichkeiten allzuleihte Gelegenheit geben würde. Bergebens berief sich der Marquis von Lansdowne darauf, daß das t '

lich bewährt habe; das Amendement, dem sich auch Lord Ash- burton anshloß, wurde mit 69 gegen A Stimmen angenom- men. In dieser veränderten Gestalt ging die Bil{ dann durch

den Auéschuß.

Oberhaus. Sikung vom 25. Juni. Graf Stan- hope úberreichte cine Reihe von Chartisten-Petitionen und licß sich zu Gunsten derselben vernehmen. Die Vittschristen wur- den angenommen und auf die Tafel des Hauses niedergelegt.

Unterhaus. Sißung voin 24. Juni. Als das Haus sich, dem Antrage Lord J. Russell’s gemäß, in einen Sub- sidien - Ausschuß verwandelt hatte, beantragte der Minister die Bewilligung einer Summe von 20,000 Pfd. zu Unterrichts- zwecken. „Es handelt sich darum“’, sagte er, 0b Sie diese Subsidie bewilligen oder den Unterricht, ohne Einmischung des Staats, ganz dem Volke überlassen wollen. Man widerseßt sich unserem Plane angeblich deshalb, weil die verlangte Summe in die Hände eines aus“ Mitgliedern des Geheimen Raths beste- henden Kollegium anvertraut werden soll, während früher ein Auéschus der Mitglieder des Schazamts darüber zu verfügen

Gültigkeit eines solchen Geselzes zu Wucher und |

Gese6 schon seit zwei Jahren cxistire und si vortres- |

aber der Herzog von Wel- [f

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| derung nah den Kolonieen zu befördern.

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der geringen Majorität von 2 Stimmen bewilligt wurde.

Unterhaus. Sißung vom 25. Juni. Aus einer An- zeige des Staats-Secretairs für Jrland, Lord Morpeth, ging hervor, daß das Ministerium wieder einen seiner Pläne hat auf- geben müssen. Der Minister erklärte nämlich, daß er sich ge- nôthigt sehe, der Opposition, die das von ihm vorgeschlagene Jrländische Cisenbahn-System gefunden, zu weichen und daß er daher die betreffende Resulution, auf welche er eine Bill be- gründen wollte, fallen lasse. Hierauf erörterte das Haus einen Antrag des Herrn Ward, der zum Zweck hatte, daß die rost liegenden Ländereien in Großbritanien und Jrland zum Nußen der Armen verwendet werden sollten, indem er vorschlug, die- sclben urbar zu machen und aus ihrem Ertrage die Auswan- i Diese Motion fand Anklang bei den Ministern, doch glaubte Herr Labouchere, daß die JÎnitiative in der Sache dem Kolonial-Minister gebühre.

Ungeachtet der beiden geringen Ma-

London, 23. Juri. den geringe welche das Ministerium bei

joritäten von 5 und 2 Stimmen,

{ den Abstimmungen über seinen Unterrichtéplan gehabt, dringen die Blätter der Whig-Partei darauf, daß es am Ruder bleiben

| müsse. Sie halten dem Premier-Minister vor, daß es ein Ver- grath von ihm an seiner Souverainin und an scinem Vaterlande fscyn würde, wenn er seinen Posten anders als im äußersten Nothfalle verlassen wollte. Dieser Fall scheint ihnen aber jelt ‘noch nit vorhanden zu seyn, denn, sagen sie, nur religiöse Jn- toleranz, Parteigeist und absichtliche Blindheit hätten zu jenen Resultaten geführt. Die bedeutende Minorität gegen die vor- geschlagene Bewilligung zu Unterrichts-Zwecken verdiene keine Beachtung, weder im Parlament, noch außerhalb desselben, weil sie nur durch die rücfsichtsloseste Mystifizirung und durch gänz- lihe Entstellung der Absichten des Ministeriums erlangt worden sey, denn Alles, was die Tories an den vier Abenden dieser

des Volks zuwider wäre, würde auch ganz wickungslos bleiben; die | die wohl auch einige sonstige

Debatte gesagt, habe nicht dem verlangten Subsidien- Votum gegolten, sondern nur dem Plane, den die Minister anfangs bezweckt, nachher aber wieder aufgegeben hätten, nämlich den Plan der gemischten Mustershulen, an welchen -Geistliche ver- schiedener Konfessionen angestellt werden sollten. Bei dem gestrigen Votum dagegen habe es si nur darum -ge- handelt, die in fruheren Jahren zu Unterrichts -Zween bewilligte Summe von 20,000 Pfd. auf 30,000 zu erhöhen.

| Nun lautete allerdings*der Antrag nicht anders, aber aus den

messen scy, den ganzen Unterricht des Landes in die Hände der | vorangegangenen Debatten úber die Stanleysche Motion ‘leuch-

herrschenden Kirche zu legen oder den Grundsaß anzunehmen, | j C2 t t | verwandt werden sollte. Die Minister selbst machten kein Hehl

tete zur Genüge hervor, daß diese Summe nicht so wie früher

aus ihren Plänen, der Geheimeraths-Befehl in Bezug auf den Bolks-Unterricht stellte die Vertheilung unter die Kontrolle der Regierung, und ein ministerielles Blatt sagt auch jeßt geradezu, das Unterhaus habe gestern die Regierung ermächtigt, 10,000

| Pfd., also die geforderte Erhöhung der Subsidie, unter die ka-

tholischen und unter verschiedene Dissenter- Schuten zu verthei- en. Diejenigen, welhe nun einmal keinen anderen Unterricht

| vom Staate unterstüßt sehen wollen, als den, welcher unter

Leitung der beiden begünstigten Schul-Gesellschasten, der hoch- firhlichen mit dem Anglikanischen Katechiémus und der non- fonformistischen ohne diesen Katechismus, aber do mit der all- aemeinen protestantischen Bibel-Uebersezung als Grundlage des Religions - Unterrichts, hatten von ihrem Standpunkt aus na-

Einmischung des Staats in den Volks-Unterricht herrscht, und Anhänger des Ministeriums bewegen mochte, entweder mit der Opposition zu stimmen oder sich doch wenigstens von der Abstimmung fern zu halten. An

| dem Abend, wo über Lord Stanley's Antrag auf Zurücknahme

des mehrerwähnten Geheimeraths- Befehls abgestimmt wurde, waren 280 Mitglieder anwesend, die für die Minister stimm- ten, und 275 Gegner; gestern, bei der Abstimmung äber die Unterrichts - Subsidie, fehlten von diesen 275 zwar auch 2, von jenen 289 aber 5, troß der vorhergeschikten dringenden Aufs forderungeiz der ministeriellen Blôtter, daß die Liberalen sich so zahlreih als möglich einfinden möchten. Dieses Ausbleiben läßt sich wohl eher aus jener Abneigung erklären, als aus der Entschuldigung, welche die Whig - Presse jeßt dafür aufzufinden sucht, nämlich, daß die immer noch viel zu geringe Summe, welche die Minister zum Besten des Unterrichts gefordert hät- ten, vielleicht den Eifer manches liberalen Mitgliedes abgekühlt habe. Um nun noch einmal kurz zusammenzufassen, welches in diesem Falle die Haupt - Gründe der Opposition - sind, o wurden die 20,000 Pfd., welche das Parlament sonst jährlich zu Unterrichts-Zwecken bewilligt, von einem Ausschuß der Schab- Amts-Mitglieder an die beiden bevorzugten und durch diese Unter- stúßung gleihsam vom Staate autorisirten Vereine, die bischöfliche National-Schul-Gesellshaft und die nonfkonformistishe Britische und gusländische Schul: Gesellschaft, von welcher aber nicht nur die Katholiken, sondern auch die Unitarier und einige andere Dissenter - Sekten ausgeschlossen sind, nach Verhältniß der von beiden aufgebrachten freiwilligen Beiträge, als Aufmunterung vertheilt. Die Verwendung dieser Unterstüßungen und ihre Vertheilung unter die einzelnen Schulen war aber ganz den beiden Vereinen überlassen, ohne daß die Regierung sich darum fúmmerte. Nach dem neuen Geheimerathöbefehle jedoch sollen die Schulen und Schul-Gesellschaften, welche Unterstüßung von der Regierung empfangen, unter Aufsicht eines Geheimeraths- Ausschusses oder Kollegiums stehen; wenn also einer der beiden Haupt-Vereine sich etwa diesem oder jenem Vorschlage der Re- gierung nit fügen wollte, so würde es in der Macht der Regie- rung stehen, ihm einen Theil der bisherigenUnterstüßung zu entziehen und dafür dem anderen desto mehr zukommen zu lassen oder die Sub» sidie auf sonstige Unterrichtë-Vereine und Schulen zu übertragen, da auch der Grundsaß der nah dem Verhältniß der aufgebrachs ten Subscriptionen sich richtenden Unterstüßung nicht ferner mehr gelten soll. Die herrschende Kirche ist es nun hauptsäch- lich, die hierbei zu verlieren färchtet, da sie am wenigsten sich Eingriffen der Regierung in ihr Lehr-System und in ihre Schul-Disziplin unterwerfen würde. Auf diesem Felde will sie allein regieren, und sie besorgt, daß ein liberales Ministerium eine andere Reéeligions- Partei úber die Gebühr begünstigen, überhaupt aber seiner Macht über den Volks-Unterricht zu po- litischen, ihrem Ansehen und Einfluß feindlihen Zwecken sich hedienen möchte. Daher hat sie Alles aufgeboten, um das Land gegen den Plan der Minister aufzuregen, den sie Unterricht ohne Religion nennt; daher is die große Menge von Bittschrif- ten zu erklären, welche gegen den Plan eingegangen, und die auch auf die Parlaments-Miktglieder ihre Wirkung nicht ver- fehlt zu haben scheinen, so daß nur 275 derselben für den Unterricht mit Religions - Freiheit, 273 aber fär den Unterricht nach ausschließenden, engherzigen und intoleran- ten Prinzipien, wie die ministeriellen Blätter die beiden Par- teien charafterisiren, ihre Stimme gaben. „Wenn der Factions- geist zu solchem Aeußersten gelangt ist“, sagt ein dem Ministe- rium ergebenes Blatt, „dann neigt sein Recht sih zu Ende. Es möchte dies wohl die lekte Session seyn, die das Volk mit so jämmerlichen Partei-Gefehten vergeuden läßt. Die gegen- wärtige Session Übertrifft an Unfruchtbarkeit noch die beiden vorhergehenden. Diese Bewilligung eines Zuschusses von 10,000 Pfd. zu Unterrichtszwecken ist am Ende Alles, was ihr nocch einen Anspruch auf die öffentliche Achtung gieht. Die Angelegenheiten von Jamaika und Kanada müssen nothwendig aufgeschoben werden, weil alle gehörige Berathung über diese verwicelten Interessen bei dem jeßigen Stande der Parteien unmöglich ist. Werden die Minister nichts thun, um ihre Freunde aus ihrer gegenwärtigen Apathie und Lethargie her- ausgzureißen? Sie dürfen nicht weichen, Die Schlacht muß bis zum leßten Athemzuge ausgefochten werden, und ist eine Majorität nicht anders zu erlangen, so müssen sie das Par- lament aufldsen. Ohne die Zusicherung der Konzessionen aber, welche die liberale Partei fast einmüthig fordert, würden wir wieder ein ganz ähnliches Unterhaus bekommen, wie das jekige, mit dem weder Whigs noch Tories das. Land zu regieren im Stande sind.‘“/ Hierauf ließe sih antworten, daß der lelzte Ver- such, die geheime Abstimmung durchzuführen, gerade nicht von so großem Verlangen des Volkes nah neuen Reformen gezeigt hat, denn das Land gab wenig Sympathie dafür kund; die Zahl der zu Gunsten dieser Maßregel eingegangenen Bittschrifs ten war keinesweges bedeutend. Es wäre daher leiht möglich, daß eine neue allgemeine Wahl, selbst wenn sie unter dem Eine fluß neuer liberaler Versprechungen geschähe, der Reform: Pars tei feinen Zuwachs brächte, und daß sie, unter Leitung eines fonservativen Ministeriums vorgenommen, diesem sogar eine ziem- liche Majorität gäbe. ?

An mehreren Orten des Landes regen sich die Chartisterr

wieder. Eine Adresse von Chartisten zu Brighton, worin diese die Königin um die Entlassung der gegenwärtigen Minister bit- ten, hat Lord John Russell selbs übergeben und in Folge des- sen dem Kirchspiels-Beamten daselbs shriftlich angezeigt, Jhre Majestät habe die loyale und ehrerbietige Adresse sehr huldreich aufgenommen.

Die hiesigen Zeitungen sind mit Berichten über die zum Theil verheerenden Wirkungen von Gewittern in verschiedenen Theilen des Landes angefüllt. -

Gestern war die Zufuhr von inländishem Weizen nur ge- ring, sie bestand aber meistens aus guter Waare, die zu eben so guten Preisen wie vor aht Tagen Abnehmer fand. Die

besten Sorten von fremdem Weizen fanden ebenfalls guten Ab- sab, wogegen s{lechtere zu sehr niedrigen Preisen ausgeboten wurden, ohne Käufer zu finden. é ;

Aus Kanada gehen die Nachrichten bis zu Ende Mai. Eine Bande Marodeurs, die an den Gränzen Häuser in Brand

gesteckt und geplündert hatte, war festgenommen und nah Mont- real geschickt worden. Sie waren mit. Messern und Feuerge- wehr bewaffnet, und unter ihnen befand sih ein Judividuum, das auf Befehl Lord Durham's nach Bermuda transportirt worden war. Sir George Arthur war auf dem Wege nach Brockville, um über die Wegnahme des Nord - Amerikanischen Schooners durch die Kanadische Miliz Untersuchungen anzu- stellen. Die große Jury in dem Distrikt von Newcastle in Ober - Kanada hatte Lord Durham's bekannten Bericht als \chädlich für die dffentlihe Wohlfahrt erklärt. Eine An- zahl während des leßten Aufstandes zu Windfor gefangen genommener Rebellen sollte Wales abgeführt werden. Die Kanadischen Blätter äußern bit-

men, über das Spionirungs - System, welches vom speziellen

persdnlich beleidigend und quälend, sondern auch in inquisito- rischer Hinsicht sehr verkehrt. seyn soll.

__ Zu New-York war am 6. Juni der Geldmarkt in ent- schiedener Besserung, der Baumwollen - Markt dagegen noch in gedrückten Zustande. Um die Jnhaber von Baumwollen : Vor- räthen gegen die Nothwendigkeit zu hüben, ihre Waare zu den gegenwärtigen nicdrigen Preisen zu vershlcudern, projek-

tirte man in Philadelphia, mit Hülfe der Bank der Vereinig- | ten Staaten, einen Plan zu Stande zu bringen, wonach sie |

darauf Vorschüsse leisten und die Baumwolle wenigstens noch

3 Monat hier im Lande zurückhalten sollte, oder auch den grô- |

heren Theil der nun zu erwartenden Baumwolle bei einem Hause in Liverpool zu konzeutriren. Das lebte von diesen Pro- jekten scheint realisirt worden zu seyn, und demzufolge sollen drei Viertheile des Belaufs auf Consignationen an die Herren Humphreys und Biddle in Liverpool vorgeschossen werden, wel- chen man die Leitung des Geschäfts bertragen wird. Nach den neuesten Nachrichten aus Havaña soll unter E den dortigen Eingeborenen großes Mißvergnügen herr- jen. terung hegen, Raub, und Mord und Brandstiftung sollen an der Tages-Ordnung seyn. Die Nachricht von in ANeiho ift Uber

einer

Niederlage der New -

York hier eingegangen; es

wird aber nicht gesagt, an welchem Tage dieselbe stattgefun- |

den; die Berichte, die man dort aus Veracruz über dies Ereig- niß hatte, reichten bis zum 16. Mai. Die Föôderalisten-Trup- gen wurden von den Generalen Mejia und Urrea befehligt, die

Regierungs: Truppen von den Generalen Valencia und San- | Der Leßtere führte, ungeachtet er bei Veracruz ein Bein |

tana. verlor, an der Spiße seiner Kavallerie, die 600 Mann stark war, den Angriff auf die Föderalisten bei Acajete in der Um- gegend von Puebla und brachte ihnen eine gänzlihe Niederlage bei. Von den Generalen der Föderalisten entkamen Urrea und Escalada, aber Mejia fiel den Siegern in die Hände, ward |o- fort vor ein Kriegs-Gericht gestellt und in Folge dessen, mit dem Rúcken gegen das Executions-Kommando gewandt, als Landesverräther erschossen, nachdem er noch vorher von Santana mit den demüthigendsten Schmähungen überhäuft worden war. Urrea soll nach Tampico zu dem Ueberrest seiner Truppen entflohen seyn, von welchem ‘Plaße Bustamente und Arista, auf Verstärkung wartend, am § Mai nur noch 15 Le- guas entfernt waren. beabsichtigte er, jenen Plaß einzunehmen. Zwischen Bustamente, der das Militair und die Geistlichkeit auf seiner Seite hat, und Santana, der durch seinen Sieg über die Föderalisten beim Volke, besonders bei den Farbigen und Mischlingen, wieder sehr beliebt geworden ist und die dur seine unglückliche Expedition gegen Texas verlorene Popularität wieder wieder gewonnen hat, schien sich eine Rivalität mit Bezug auf die diktatorishe Ge- walt entspinnen zu wollen; ehe sich aber dieser Streit entschei- det, dúrfte, dem New-York Star zufolge, die Republik Texas auftreten und dem Reiche der Montezuma's einige Ver- legenheiten bereiten. VBusktamente ist übrigens auch persönlich tapfer, ex hat seine Energie und Ausdauer in dem Streite mit Frankreich hinlänglich bewährt und stüßt sich vorzüglich auf den polititschen Klubb der Schottischen Freimaurer, zu dessen Mitgliedern viele Offiziere, unter Anderen auch der General Bravo gehören. Den lesten Nachrichten zufolge, hatte Bustamente in der Hauptstadt Mexiko als Präsident cine Proclamation erlassen, worin er den von den Regierungs - Truppen erfochtenen Sieg verkündigt und das Volk auffordert, sich um die Central-Regierung zu schaaren. Man erwartete, daß die Regierungs - Truppen sich Tampico?s ohne Widerstand bemeistern würden. Eine Englische und eine Französische Kriegs - Schaluppe lagen bei der Stadt vor Anker an deren Bord dort ansässige Engländer und Franzosen in Vorausseßung einer bevorstehenden Plünderung, Zuflucht ge- sucht hatten. Die Französische Escadre unter Admiral Baudin welche bekanntli die Küste von Texas besucht hat, war am 15. Mai von Galveston abgesegelt, um sich nach Havana zu begeben. Der Gesandte der Vereinigten Staaten bei der Mexikanischen Regierung, Herr Ellis, der sich vor einiger Zeit aus Mexiko entfernt hatte, weil er die Hoffnung aufgab, daß man die Reclamationen von Bürgern der Vereinigten Staaten

berücksichtigen würde, war nun, nachdem eine UÜeberei ( ereinkunft deshalb zu Stande gekommen, über Veracruz wieder e

gu ee :

ach Briefen aus Guayaquil vom 25. März , wart Santa-Cruz dort mit einigen seiner Generale angekommen und! schien, nah der von ihm bei Yungay erlittenen Niederlage} alle ferneren kriegerischen Versuche aufgeben zu wollen,

Die beiden von dem Französischen Geschwader zu Buenos Ayres genommenen Nord- Amerikanischen Briggs waren, nach. Berichten aus: Buenos - Ayres vom Tten und aus Montevideo vom 16. Mai, wieder freigegeben worden, aber die Blokade Ÿ daueète ununterbrochen fort. q

| pfen, wenn man ihr solche Repräsentanten giebt 2 j ingen | den Baum nach seinen Früchten beurtheilen und dann sagen, von Quebek aus nach -Neu - Súd- | 8 - d) it 1 | immer der Stab gebrochen ist. tere Klagen, denen auch die der Vereinigten Staaten beistim- |

Sie sollen gegen die Europäischen Spanier große Erbit- |

Föderalisten |

Sobald diese angekommen seyn würde, |

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Belgien.

Brüssel, 25. Juni. Man glaubt hier allgemein, daß von Niederländischer Seite Herr Mazel zum Geschäftsträger in Brüssel ernannt werden wird. Herr Mazel war es bekannt- li, welcher Herrn Fabricius in Paris «seßte, als dieser von seinem Hofe zurückberufen worden war.

Man liest im Observateur: „Die Macht und die Kühn-

heit unserer hierarchishen Gegner wird von Tag zu Tage grö- | ßer. Bei den Wahlen, in den Kammern, bei der Regierung, | im öffentlichen Unterricht geht Alles nach ihrem Willen. Ein | Wahlgeseß , das nur für gewisse Umstände gepaßt hat und das | | sie für immer in Kraft erhaltea wollen, giebt ihnen die parla- | mentarische Majorität, indem es die Städte der Rechte beraubt, | welche die Landschaften genießen. | Talent, Rechtschaffenheit, Patriotismus, Nichts hält Stich ge-

Was is die Folge davon?

gen die Eine Eigenschaft, die sie an einm Kandidaten schätzen, und das ist: Anhänglichkeit an ißre Jateressen. Sobald dies

| Eine da ist, übersehen sie Unwissenheit, Unfähigkeit und alle | | möglichen Fehler. Daher die Erbärmlichkei: der Kammer, die fie uns zu Stande gebracht. Auf gewissen Bänken derselben sien Leute,

die, wenn sie sich selbst überlassen wären undihr Vermögen, wie ihren

| Deputirten - Titel verlieren würden, fcum im Stande wären, | si selbs auf irgend eine Weise ihr Brod zu verdienen ; ja, so

unwissend sind sie, daß ein Sextaner ih1en in der Orthographie Unterricht geben könnte. Heißt das ncht die Nation beschim- Man f\oll

ob einem System, das solche Resultate hervorbringt, nicht fär Und gleichwohl greift dies Sy-

stem immer mehr um sich. Den öffentlichen Unterricht und die

er i iru i 1 | drei Gewalten des Staats, die geseßgebende, die exekutive und Rath des Gouverneurs in Nieder - Kanada gegen Fremde, die | diese Provinz besuchen, ausgeübt wird, und welches nicht allein |

die richterliche, unter ihre Botmäßigkeit zu bringen, das ist das

Ziel der hierarhischen Partei. Wie weit sie in ihrem Streben | | schon vorgerückt ist, sehen wir tagtäglih; wenn das so fortgeht, | wird sie in einigen Jahren am Ziele seyn.“

Im Messager de Gand liest man: „Jn Frankreich is

| unter den Zeitungen ein heftiger und endloser Federkampf über | | die Marime entstanden, ob der König zugleih herrschen und

regieren soll. Bei uns ist die Frage, die unseren Nachbarn fo viel Kopfbrechen verursacht, auf ganz einfache Weise entschieden worden: in Belgien nämlich kann der König, Dank den unei-

gennüßigen Bemühungen unserer Bischöfe, weder herrschen noch

1 vegieren. In Gent is das erste Schiff -unter Niederländischer Flagge |

von dem lauten Jubel der Bevdikferung begrüßt worden. Am

meisten sollen sich bei diesen Demonstrationen die bekfanntesten |

Gönner der Revolution von 1

Gemüther in Belgien scheinen jeßt vôllig ausgesöhnt mit Hol-

land zu seyn und Viele sehen das Unrecht ein, welches dem

chrwürdigen König Wilhelm im Jahre 1830 zugefügt worden. D eUC\ Land

München, 25. Juni. (M. p: Z.) Näch Briefen aus

St. Petersburg hat unser berühmter Schlachtenmaler Peter

Heß von dem Kaiser den Auftrag erhalten, einen Cyklus von

Gemälden aus der neueren Russischen Geschichte seit Peter des |

Großen Zeit in Ausführung zu bringen. Herr von Klenze soll gleichfalls zu einigen Bauentwärfen beauftragt seyn, namentlich zu dem eines National-Museums und einer Gemälde-Gallerie, so wie ihm auch die Anordnung des Jnnern der Jakobskirche übertragen werden wird. Beide Künstler erfreuen sich der ech- renvollsten Aufnahme und Anerkennung ihres ausgezeichneten Talentes und Rufes. A :

Hannover, 28, Juni. (Hannoversche Zeit.) Seine Ma- jestät der König sind heute nah Schelenburg abgereist, um in dortiger Nähe das Regiment Königin Husaren morgen zu in- spiciren. Höchstdieselben werden Übermorgen in hiesiger Resi- denz wieder eintreffen. i :

: Stuttgart, 25. Juni. Ueber den Wollmarkt in Kirchheim wird Folgendes vom 24. Juni berichtet: „Die starken Zufuhren der

leßten Tage haben das Quantum der zu Markt gebrachten Volle auf |

mehr als 12,000 Ctr. gesteigert, was um jo bemerkenswerther ist, als große Partien schon vor dem Markt auf dem Lande auf- gekauft worden sind. Hiervon wurde mehr als ein Viertheil aus Bayern zugeführt. Käufer fanden sih in \o großer Zahl ein, daß vorauésichtilih die Nachfrage nicht befriedigt ' werden wird. Der Verkehr war deshalb gestern und heute jo lebhaft, ivie er auf früheren Märkten in gleichem Grade nicht zu be- merken war. Viele Partieen fanden soglei bei ihrer Ankunst auf den Wagen Käufer. Was bisher abgeseßt wurde, ist zum größeren Theil von Auéläadern, namentli von Französischen Händlern und Fabrikanten, angekauft worden. Sollten die Zu- fuhren nicht wie bisher fortdauern, so werden die inländischen Tuchfabrikanten ihren Bedarf nicht vollständig befriedigen kön- nen. Auch feinere Wolle findet in diesem Jahre mehr Nach- frage und es wurden davon einige Particen zu annehmbaren Preisen abgeseßt. Die Preise sind im Durchschnitt um 10 bis 12 pCt. höher, als im vorigen Jahre; bei einzelnen Particen hat sich das Verhältniß auch noch günstiger herausgestellt.“

Hildburghausen, 26. Juni. Hier und in Koburg ha- ben sih Vereine zur Unterstüßung der Abgebrannten in Neu- stadt an der Haide gebildet. Drei Viertheile der Stadt liegen in Asche und mehr als 1400 Bewohner sind ihres Obdachs und ihrer Habe beraubt. : ;

D Er C1 O e _Wien, 25. Juni. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind gestern von Jhrer Reise nah Ungarn im erwünsch- testen Wohljeyn zurückgekommen und in dem Luftschlosse Schöôn-

brunn abgestiegen.

Wien, 24. Juni. Einem Handels - Schreiben aus

F Konstantinopel vom 12ten entlehne ih folgende Stellen.

„Seit dem Abgange der lesten Post vom öten ist das merk- würdigste Gerücht das von der Abseßung Mehmed Ali?'s und Ibrahim Pascha's, welche Se. Hoheit in einem am vorigen Sonnabende erlassenen Hattischerif aussprachen. Hafiz Pascha soll bereits mit den nôthigen Vollmachten zur Ausführung die- ser Maaßregel versehen worden seyn. Es hieß, daß ein Com- missair nah dem Hauptquartier abgehen würde, um die her- kömmliche Jnvestitur vorzunehmen, und Das), Pascha zugleich den Befehl zum Angriffe zu überbringen. onntags ist die Flotte ausgelaufen ; die Landungs- Armee, welche sie am Bord hat, wird mit den Verstärkungen, die sie in den Dardanellen erhalten soll, sich auf ungefähr 18,000 Mann belaufen. Sie

wird die Richtung nah Syrien nehmen, und dort eine Lan-

| „„Stambul‘/ nah Samsun abgehen, und sich

1830 ausgezeichnet haben. Die | | vistons- General) Said Pascha ist zum Muschir oder Pascha | von drei Roßschweifen,

| nannt worden. | die Stelle eines Harbie Mustenhari, oder Kriegsraths erhalten. | Aus Trapezunt wird gemeldet, daß Osman Pascha deu Befehl | erhielt, 16,000 Mann irregulaire Truppen autzuheben, und sie

dung versuchen. Es heißt allgemein , daß an de

námlih am vorigen Sonntage, die Grestercie K ‘vet Marsch gegen den Feind begonnen habe. - Dies is jedo nicht wahrscheinli.“ Wenn sih die Nachricht der Entsezung Meh- med Ali's und seines Sohnes bestätigt (\. das nachfolgende Schreiben), so kommt diese Thatsache einem formellen Bruche gleich, dem hôchsst wahrscheinlich die Eröffnung der Feindsclig- keiten auf dem Fuße folgen werden.

Wien, 25. Juni. Jn meinem gestrigen Schreiben theilte ich Ihnen einen Handelébrief aus Konstantinopel vom 12ten d. M. mit, welcher die Angabe enthält, daß der Sultan

| Mehmed Ali und seinen Sohn Jbrahim Pascha ihrer Würden

entsest habe. Jch fügte jedoch hinzu, daß diese Nachricht der Bestätigung bedürfe. Seitdem sah ich mehrere andere Briefe aus der Hauptstadt des Türkischen Reiches, welche hiervon nichts melden, den Erlaß eines solchen Hattischerifs jedoch für nahe bevorstehend halten. Eines dieser Schreiben enthält fol- gende . Angaben, an deren Richtigkeit ih nicht zweifle: „Konstantinopel, 12. Juni. Der nahe, ja unmittel- | bare Ausbruch des Krieges is mehr als gewiß. Der Sultan ist fest entschlossen, die Aegyptier anzugreifen, und die Geschicke | seines Neiches von dem Glücke seiner Waffen abhängig zu machen. Am Lten und 9ten ist die Türkische Flotte ausgelau- | fen, sie hat die Bestimmung, nach einem kurzen Aufenthalte in der Meerenge der Dardanellen, wo sie Munition und Landungé- Truppen aufnehmen wird, nah dem südlichen Archipel zu segeln. Zie besteht aus neun Linienschiffen, worunter 2 Dreideer und ¡ Zweidecker von 74 bis 96 Kanonen; ferner aus 11 Fregatten 1 54 bis 60 Kanonen, 2 Korvetten, 3 Briggs, 2 Schoonern und 2 Dampfschiffen, also im Ganzen aus 29 großen und klei- nen Fahrzeugen. Den Oberbefehl über die Flotte führt der Groß - Admiral Ahmed Fewzi Pascha, und es is demselben Muschin Efendi, bisheriger Secretair beim obersten Reichsrathe, in der Eigenschaft eines Bahrie Musteschari, oder Staatsraths | für die Marine beigegeben worden. Am Tage der Abfahrt | begab sih der Sultan an Bord des Admiralschiffes und verlicß dasselbe ers, als es die Höhe von St. Stefano erreicht hatte | Hafiz Pascha, Ober- Befehléhaber der bieher in der Umge- | gend von Malatia ftationirten Truppen, ist zum Range eines | Schark Seriaskeri oder Generalissimus der östllihen Armee er | nannt worden. Mehmed Ali Bei, einer der Kabinets - Secre- | taire des Sultans, wird morgen an Bord des Dampfbootes von dort úber Malatia zu Hafiz Pascya ben, um demselben seine Erhebung zum Generalissimus anzukündigen und ihm den Nischan in Brillanten zu überreichen. Außerdem sind mehrere Avancements in der Armee vorgenommen worden. Der bisherige Ferik (Di-

C.

pon ) und der Miriliai (General-Major) Mustafa Pascha zum Ferik in der Armee Hafiz Pascha’s er- Ferik Efendi, Mitglied des Reichsraths, hat

| der Armee des Hafiz Pascha zuzuführen. Von Bitoglia sind 6000 Mann dahin im Marsche begrissen. Allenthalben wird Mannschaft ausgehoben, die Kriegsrüstungen mir größtem Eifer betrieben und alle Kräfte des Reiches aufgeboten, um dem nu- | merisch weit {chwächeren Feind mit Hoffnung auf glütklichen Erfolg | entgegen zu treten. Aus Bagdad wird geschrieben, daß Chur- | schid Pascha gegen Passora anrúcke, Einige wollen sogar wisse | daß dieser Aegyptische Feldherr sih in den Besiß dieser 1! | und wichtigen Handelsstadt gesest habe. Wie dem auch | getviß ist es, daß die Bewegung Churschid’'s von dem Divan | als eine hinlängliche Rechtfertigung betrachtet worden, ohne weiteres Zögern die Feindseligkeiten in Syrien zu beginnen. Nach den leßten Nachrichten aus Tauris scheint der Schach | von Persien wirklich eine der Pforte feindselige Demonstration | im Schilde zu führen. Jn Sultanich, auf halbem Wege | schen Teheran und Tauris, ist bereits eine imposante Streit- | macht versammelt (wie gestern auch bereits nach dem Journal | de Smyrne gemeldet wurde), und obgleih sich der Hof von Teheran noch nicht Über die Bestimmung derselben aussprach, | so zweifelt man kaum mehr daran, daß zwishen dem Schach | und dem Pascha von Aegypten ein geheimes Einverständniß bestehe. Schiffer, die aus Odessa kommen, sprechen von großen Rüstungen, die in Sebastopol und anderen Russischen Höfen des Schwarzen Meeres geschehen, auch soll ein Armee - Corps | von 15,000 Russen ganz neuerlich an den Küsten von Tscher- kessien gelandet haben. Die beunruhigenden Gerüchte über | die Gesundheit des Sultans haben jet aufgehört. Se. Hoheit | zeigt sich täglich zu Pferde, und scheint nicht so leidend zu seyn, | als man anfangs befürchtete.“ i

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S pan ten. | Madrid, 18. Juni. Die heutige Hof-Zeitung enthälr | einen von dem Herzog von Victoria (Espartero) unterzeichne: | ten Bericht, worin die Einnahme von Amurrio, Arcienaga und Balmaseda gemeldet wird.

| Die verwittwete Königin wird heute zwei zur Verstärkung | der Armee des Centrums bestimmte Bataillone die Revue passi- | ren lassen.

| Die Regierung hat den Befehl zur Aufhebung des Be- lagerungézustandes von Cadix ertheilt. Man hofft durch diese Maßregel auf die Wähler einzuwirken und sie zur Erwählung | gemäßigterer Personen zu bewegen.

Bei der Belagerung von Montalban (welches bekanntlich von den Truppen der Königin geräumt worden ist) zeichnete sich ein junges Mädchen von 22 Jahren, Maria Eirugeja, durch ihr heroishes Benehmen aus. Mit einer Flinte bewaff- net, unterhielt sie während mehrerer Tage ein lebhaftes Feuer auf den Feind und verlies die Bresche ersk, als ihre Kräfte erschöpft waren und sie in ein hißiges Fieber verfiel. Der Kommandant des Forts ließ ihr die einem Offizier gebühren- den Ehrenbezeugungen beweisen und sie durch einen Sergeanten und vier Mann ín ein Hospital für Frauen bringen. Man hofft, sie zu retten.

SUrttl

Konstantinopel, 5. Juni. (Journ. de Smyrne.)

Die Túrkische Flotte liegt noch immer im Bosporus vor Anker,

und die Vorbereitungen zum Auslaufen werden eifrig fortge-

se6t (s. die unter Wien mitgetheilten Nachrichten aus Konstan- tinopel). Jm Arsenal bleibt nur ein einziges Schiff zurü. Man glaubt, die exste Abtheilung der Flotte werde unter dem Befehl Niala Becy's unter Segel gehen, sobald der Wind gün- stig werde. Die Flotte ist übrigens sowohl hinsichtlih des Ma terials, als der Bemannung im besten Zustande. Die Mann;

schäft übr sich fortwährend und führt die s{wierigsten Mandve