1839 / 191 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Die Kommission , welche mit der Prüfung des Geseh-Ent- wurfs wegen Bewilligung von zwei Millionen für die Depar- tements, die am- meisten durch Feuersbrünste, Hagelshaden u. \. w. gelitten haben, beauftragt is, will der Kammer vor- schlagen, diese Summe auf das Doppelte zu erhöhen.

Es is noch nicht bestimmt, daß auch die anderen Katego- rieen der Mai-Angeklagten ihr Urtheil vom Pairshofe empfangen werden und vielleichr dürfte dasselbe den Assisen übertragen werden.

Man liest im Nouvelliste: „Wenn man einem ministe- riellen Provinzial - Blatte glauben darf, so hielten die Brüder uid +Freunde der Mai - Angeklagten geheime Versammlungen, um sich über die Jateressen der Partei zu berathen. In einer der leßten Versammlungen foll August Blanqui vorgefordert und zum Tode verurtheilt worden seyn. Er wurde beschuldigt, seine Partei verrathen zu haben.“

Der durch die Sturme im vorigen Monat verursachte Schaden, soll sich nah den- Berichten der Präfekten auf mehr als 100 Millionen belaufen. Jm Departement der Eure und Loire waren die Verwüstungen sehr groß, und-an mehrern Or- ten schrieb die Unwissenheit des Volks dieselben den Pfarrern zu. Ein Mitglied des Kommunal-Rathes welches, einen Pfar- rer auf dem Felde Kreuze machen sah und glaubte, derselbe ge- biete den Wolken, brachte diese Verrücktheit auf, die bei dem unwissenden Volke Anklang fand. An mehreren Orten wur- den die Pfarrer mit Steinwürfen verfolgt, und in der Nähe

von Nogent-le-Rotron glaubte das Volk drei Priester in den Wolken {weben zu sehen.

Nach dem Budget von 1840 ist der Stand der Marine folgendermaßen festgeseßt: 40 Linienschiffe, 50 Fregatten und 220 Fahrzeuge geringeren Grades, einschließlich 40 Dampfschiffe. Von diesen 220 Schiffen soll aber nur die Hälfte im segelser- tigen Zustand erhalten werden, eben so soll nur die Hälfte der Linienschiffe und Fregatten ausgesendet werden, die übrigen aber auf den Werften und in den Docks bleiben. Die Besagung beläuft sich auf 78,000 Mann und die Zahl der Kanonen ist 9200.

Der Veteran der Französishen dramatishen Dichter, Alexander Duval, ist vorgestern von einem Schlagfluß getrof- fen worden, doch .ist er wieder außer Gefahr.

Der Messager meldet: „Heute verbreitete sich das Ge- rücht, daß zwischen den Türkischen und Aegyptischen Truppen eine große Schlacht geliefert worden und die ersteren siegreich gewesen.“

Ein aus Martinique in den ersten Tagen des Juli ab- gegangener Brief meldet, daß ungeachtet der Ausführ ZErlaub- niß bis dahin niht mehr als 200 Fässer Zucker für Rechnung des auswärtigen Handels ausgeführt waren.

Nachrichten aus Montevideo und Buenos - Ayres, die beim Marine- Ministerium eingegangen sind, melden, daß der Admiral Leblanc , Befehlshaber der dort stationirenden Französischen Seemacht, gefährlich erkrankt ist und seine Rück- berufung verlangt. Der Marine - Minister soll den Contre- Admiral Dupotet zu seinem Nachfolger ernannt haben.

Paris, 4. Juli. Die Orientalischen Angele genheiten geben bei uns den Gedanken und politischen Ver- handlungen einen neuen Tummelplaß. ‘Es thut wohl, einen andern Gesichtskreis erdffnet zu sehen und dort den Blick ab- lenken zu können, von-dem bisherigen unerquickÆlichen und er- múdenden Treiben hinweg, das immer auf den einen Mittel- punkt am Ende hinausläuft, auf die Angriffe gegen die Rechte und die Macht der Krone. Auswärts und in die Ferne, bis in die geheimnißvollen Wunderländer, wo man die Wiege der Menschheit sucht, wird die: Phantasie jeßt getragen, wenn ste alle die Pfade verfolgt, welche im Osten eröffnet sind Und sich scheinen durchkreuzen zu wollen. Zunächst ist es aber das nur zu lange in der Schwebe gehaltene Verhältniß, was endlich seiner Entscheidung näher rückte. Es ist dies jedoch nicht bloß eine Türkisch - Aegyötishe, nicht bloß eine Europäische Frage, es ist eine der ganzen alten Welt und verschlingt eine unendliche Menge der verschiedenartigsten Beziehungen in sich. Jeßt ist auch die Zeit der Lösung. So lange noch die Belgischen An- gelegenheiten unentwirrt dalagen, und mit allen möglichen Ver- wickelungen ganz Europa bedrohten, konnte es-keine der Groß- máchte dulden , daß noch auf einem zweiten Punkte eine môg- lihe Kollision der Welt - Juateressen eintreten dürfte, und der Status quo mußte unbedingt erhalten werden. Jn das End- lose kann er aber doch ‘nicht fortdauern, und länger scheint bil- S dieser Krieg ohne Schlachten die Kräfte beider zu- nächst betheiligten Parteien nicht ershôpfen und der Ruhe der

drei Welttheile“ nicht bedrohlich werden f dürfen. Der Knoten

muß gelds werden. Sey es nun, daß ihn nicht gar zu fern von dem alten Gordium die Schwerter durchhauen, oder, was dringend zuwünschen wäre, daß ihn die geschickten Hände der Diplo- maten entwirren mögen. Auf unserer Rednerbühne haben sich die verschiedetiartigsten Anschauungen der Sache kund gegeben : die Fantasie des mes ; der philanthropische Gesichtspunkt; politische Besorgnisse ; Is Vertheidigungckdes Sultans ; entschiedenere des Va- fallen. Es hat ‘aber auch’ nicht leicht eine so verwickelte und wichtige Frage der Entscheidung vorgelegen als diese nur wird die Entscheidung freilih nicht von der Rednerbühne, nicht von unserer Regierung ausgehen, sondern von der Gesammtheit der kollidirenden Interessen aller näher oder entfernter bethei- ligten Staaten ‘Und von den/ jenseit der Berechnung liegenden, innern Entwickelungen der-Begebenheiten. Will man aber über die Verhältnisse selb klar werden und wenigstens Wünsche, Er- wartungen- hegen, so dürfte man sie von zwei Gesichtspunkten aus zu beträchten haben. Der eine ist der rein menschliche oder welthistorishe, der ändere der politische; die aber bei dem ge- “gewärtigen höhern Stande der Staatsfunst nicht so fern aus- einander liegen. Was den ersten Gesichtspunkt anbetrift, so ist es der Blick auf die Morgenröthe einer höhern Civilisation und Gesittung, die híer anbrehen soll, in welcher auch ‘eine blos kluge und nicht allein großmüthige Politik der Europäi- schen Saaten einen’ vielfachen Und roßen Gewinn erblicken muß. Hier werden; dann die Fragen gestellt : Mag durch die Einheit des ganzen StaarrZ oder durch die Sonderung ín die Túrkische und bie ra ische Herrschäje dieser Erfolg eher verbürgt werden? Wer von“ beiden beréchtigt dura; das bisher Geleistete gu größeren Erwartungen? Oder ist nicht sa;on édtschieden, daß- die Türkei uñheilbar dahinstirbt? Fangen wir inst dem Lebten zuerst an. Der menschliche Körper unterliegt ohne Zweifel nothwendig e ' einer unheilbaren Krankheit, ‘oder der marasmus senilis / ie Auflösung herbei ; aber dieses auf Staaten anzuwen-

n, is, wie alle Vergleiche, nur bezugsweise passend. Ein

‘auf b ide Weisen untergehen, aber es

wetidigkeit. “Das Volk ist ein ewig in htern“ ih ‘physish regenerirendes, fortlebendes geistig aus der scheinbarsten Vernichtung sich vermag. Es ist ebenso unhistorisch und un-

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{ philosophisch, als hart und ungerecht, diese Fähigkeit einem Volke absprehen zu wollen. Die Beispiele liegen überall zur Hand, wo selbst die edelsten und zartesten Lebenskeime: Religio- sität und Sittlichkeit, völlig ertôdtet schienen, oder wo die Macht des Aberglaubens, der Unwissenheit u. \. w. alles vernichtet zu haben das Ansehen hatten, und wo sch der Geist doch als anes aus seinem Flammengrabe und s{chöner wieder empor- chwang! Das lassen wir also, als bloße Täuschung oder leere Declamation bei Seite, was von der unheilbaren inneren Auf- lôsung des Türkischen Reiches gesagt wird. Daß eine Unzahl von Uebeln dasselbe drücken, daß es einer der radikalsten Um- wandlungen, daß es anderer Basen und Formen bedarf, und große Schwierigkeiten zu Überwinden sind, wenn der Staat zu einem höher civilisirten, Europäischen, in- nerlih kräftigen werden soll, wer fann das Aber der Anfang is schon gemacht, der geistige Hauch vom

dazu der Zeit, der Geduld; dieser aber- haben wir uns jeßt bei dem raschen Gange aller Dinge, wie es scheint, ganz entschla- gen. Morgen soll hon das Gebäude fertig seyn, was wir gestern anfingen. Wie viele Jahrhunderte sind nicht*an dem Straßburger Münster gehaut! Wie viele an der Civilisation der Europäischen Völker! Im Geschmacke der Gegenwart ist freilich bis jeßt der Bau des Pascha’'s von Aegypten ausge- fallen! Rasch ist er vorgeschritten, von außen angesehen, fehlt es ihm nicht an überraschenden, blendenden Façaden; aber im Innern und im Fundament, wie sieht es da aus! Ueberhaupt würde die Schöpfung eines Mannes und von so kurzer Zeit

und das Ende zu erwarten wäre, und am wenigsten möchte der Versuch des Aegyptischen Pascha geeignet seyn, schon die Ent- scheidung für dessen höheren Beruf und gewissere Erwartungen zu geben; womit wir die zweite der obigen Fragen uns be- antworten. Was aber die erste angeht, ob die Einheit des Gan- zen oder die Trennung in zwei Staaten dem wahren Heile jener Völker zuträglicher wäre, so gehört diese zu denen, welche mit zieinlih gleichen Gründen auf beiden Seiten unterstüßt worden sind, und wo die äußeren Umstände und Bedingun- gen die Entscheidung herbeiführen dürften. Mit diefen be- treten wir nun den Boden des Thatsächlichen, der Ereignisse, und kommen so zuglei zu der andern vorhererwähnten Seite: zum politischen Gesichtspunkte. Aegypten hat von Natur hon eine besondere Stellung erhalten: es ist räumlih begränzt und isolitt, westlich durch Wüsten, südlih durch Barbaren, östlich durch das Meer, und nur eine shmale Brücke führt es nach Syrien. Bei seiner Lebenskrast mußte es, wie sein Strom, zu Zeiten diese Gränzen Überfluthen, aber es sank auch immer bald wieder in sein natüärliches Bett zurück; seine Basis ist nicht günstig und ausreichend, und auch nur zu oft und lange war es anderen Staaten unterworfen. Syrien war der natür- lichste, nächste Angrissspunkt, wenn es erobern wollte. Abge- sehen von Sesostris fabelhaften Zügen, so erfuhr Jerusalem die Eroberungslust Sisak’s; Necho kam bis zum Euphrat; die Ptolomäer kämpften stets um Syrien; die Fatimiden, Ayu-

ichters; die Stimme des Französischen Ruh-

biten u. \. w. vereinigten Syrien mit Aegypten; und endlich als Ali Bey in Aygypten si -empörte, eroberte er alsbald 1771 auch Syrien. Dieses Land ist aus vielfachen Gründen das nächste Ziel Aegyptischer Erweiterung, und bildet auch jeßt den streitigsten Punkt, da -durch den Verlust Syriens das Ottoma- nische Reich nur zu sehr bedroht wird. Wer von Beiden soll aber nun Syrien haben? Dies ist jedoch erst die zweite Frage; die erste ist: Soll der Vasall sich völlig losreißen oder gar etiva das Türkische Reich in dem Kampfe. untergehen dürfen ? Bei so völligen und großen Umwälzungen im Orient

würden die Jateressen der Europäischen Mächte zw stark be- | rúhrt, und es ließe sich besorgen, daß selbst wider Willen, wi: | der das entschiedene Prinzip, die Ereignisse Kollisionen, Bestre- | bungen und tief nach Europa zurückwirkende Kämpfe herbei- |

| Miktunterthanen aufgehoben werden müßten. Lord Eliot (ein

führen möchten. Die Erhaltung des Türkischen Reiches kann

nicht anders als allen betheiligten Mächten ein gleich wichtiges | seiner Freunde.

und ausgemachtes Axiom seyn, und eben so sehr muß ihnen

daran liegen, daß es sodann auch schneller und sicherer der hd: | | aber, auch nur eine Sylbe darüber zu sagen, wodurch jene

heren Entwickelung entgegengehe. Die reifere Politik erkennt

aber darin nicht bloß eine sittliche Aufforderung , jedes Volk f

en | Reform abgeneigt seyen, jeßt selbs durh ein Zwanzigpfund- Wahlrecht nicht würden zufriedengestellt werden.

bei dem Streben nach Wohlstand, Ordnung und Bildung zu begünstigen , sondern auch einen materiellen Vortheil für sich selbst. Bettler auszupländern bringt nie so viel ein, als der

fceie Handel und Austausch mit reichen Völkern. Welche un- | | erórtert werde, sey, " Rede werth, eine Aeußerung, die von den Ministerbänken mit

erschdpfliche Quelle stellt aber der civilisirte Orient in Ausfscht ; und schon jeßt scheint die Wahrheit des freien Handels -Ver-

kehrs im Türkischen Reiche faktischer hervorzutreten, als bei | i | nachgeben, doch könne er der beabsichtigten Gleichstellung des

uns, wo so viel und allein von Freiheit die Rede ist, aber die

des Handels nach Außen hin eine der nothwendigsten und wahr- | | sten, praktisch noch nicht recht wirksam ist, indem man sich von |

der Täuschung und Engherzigkeit des alten Systems nicht los- | | diejenigen Minister, die der Erklärung úber den unbedeutenden

| Charakter des streitigen Punkts ihren Beifall gezollt, würden

machen kann, das durch Absperrung und Hindernisse, die es dem fremden bereitet, aber auch den Aufschwung und die Ent- wickelung im eigenen Lande zugleich hindert. Ist man nun überzeugt, daß ein Staat die Fähigkeit der Regeneration oder

„hôheren Entwickelung nie verliert, also auch nicht der Tückische, | | position gegen das Prinzip der Munizipal-Reform nachgelassen,

vielmehr man gar Manches hier als günstig und fördersam nach-

weisen könnte; daß es der Ruhe Europa's höchst bedrohlich | | Gefahr hin, einige ihrer einflußreihsten Freunde zu beleidigen.

wäre, wenn er unterginge, so stände seine Erhaltung wohl außer Zweifel. Ob aber noch ein Theil, und ein wie großer, von dem Staatskörper abgelöst werden darf, ohne ihn zu sehr zu {chwächen, das ist die zweifelhaftere Frage. Es bleibt zwar ohne Syrien und Aegypten groß genug und würde bei fortschrei- tender innerer Entwickelung eine vollklommen ausreichende Macht entfalten; aber bis dahin ist es ein Anderes, und besonders wichtig muß ihm die moralische Seite des Verlustes seyn: das Beispiel des Abfalls herrschsüchtiger Satrapen. Wäre es mit diesem leßten abgemacht, und würde dies ein starker Antrieb zur innern Kraft-Entwikelung, so dürfte solches, als Lehre und Anreiz, sogar ein Gewinn ge- nannt werden können. Bei dem Rechtéhandel vor dem Euro- päischen Arnopagus würde es also nur darauf ankommen, das, was billig erscheint, unter. den gegebenen Umständen und nah dem faktischen Bestande; worin ferner die geringsten Uehel lä- gen oder hervorzugehen drohten, zu erwägen. Hier aber wer- den bei der Vielartigkeit der Momente und der Einwirkung anderer Interessen die größten S sich erheben müs- sen und neue Ereignisse dürften zu det Unterhandlung noch erst Pinhutreteo, um die zwei Fragen zu entscheiden: Wie soll das

erhältniß Aegyptens zum Sultan für die Zukunft sich gestal- ten? und welcher Seite soll Syrien zufallen?

Großbritanien und Jrland.

London, 5. Juli. Ueber das Ergebniß der gestrigen Aus- {uß-Verhandlungen des Unterhauses, die Jrländische Munizi-

leugnen! | ( | | stimmung wieder gut gemacht, welche die scheinbare Majorität Westen her wird den Staat bald mehr und mehr durchdringen | und die Knospen zur Entfaltung treiben, doch es bedarf |

immer keinen Maßstab abgeben, von dem was für die Dauer |

| gidse Parteilichkeit | ferner dagegen ,

" gen Punkt aufgeben wollten.

pal- Bill betreffend, äußert fh die Times folgendermaßen : „Leider hat die Saumseligkeit der Konservativen gestern Abend die Minister in den Stand geseßt; sich wiederum mit einem fal- {hon Schein numerischer Stärke im Unterhause zu umgeben. Es handelte sich um den A des Census für die Jrländi- {hen Munizipal-Wähler. Die Abstimmung fand um 7?/, Uhr statt, und die Konservativen, wie es um diese Stunde, der beliebten Diner-Zeit , nur zu oft zu geschehen pflegt, waren abwesend, ohne ihre Stimmen mit Gegnern abgepaart zu haben. So fam es denn, daß die ministerielle Maßregel zur Verwand- lung der Jrländischen Corporationen in Normalschulen der polítis {en Aufregung mit einer Majorität von fast2 zu 1 dukhging. Es war dies eine Wiederholung des im vorigen Monat bei der Jamaika-Bill begangenen Fehlers, eines Fehlers, der sich durch nichts entschuldigen läßt. Bei jener Bill wurde das Unheil durch eine spätere Ab-

auf 10 herabbrachte; aber in dieser vorgerücften Zeit der Ses- sion, wo so viele Mitglieder {hon ihre Vorbereitungen getrof- fen haben, um an ihre Pflichten in ihren betreffenden Bezirken zu- rüzukehren, ist es nicht so leiht, wenn es auch überhaupt zu billigen wäre, wiederholte Abstimmungen ‘bloß zur Ver- besserung der Folgen wegen Nachlässigkeit zu Stande zu brin- gen. So haben die konservativen Mitglieder des Unterhauses statt wenigstens durch Aufzeigung einer bedeutenden Minori- tät das Îhrige zur Unterstüßung des Oberhauses zu thun, welchem die Pflicht zufallen wird, diese Klausel der Munizipal- Bill zu verwerfen, die Lords der ganzen Wuth des Jrländischen Ge- schreis ausgeseßt, und die Whig-Minister werden mindestens eben o sehr durch das Speisezimmer wie durch das Schlafgemach am Ruder erhalten. Man wird si erinnern, daß der Betrag des Jrländischen Nunizipal - Census schon der Gegenstand vieler Debatten und

| Abstimmungen gewesen ist. Die antiprotestantische Partei will

denselben so niedrig als möglich stellen; die Protestanten wollen ihn hona side auf 10 Pfund festgeseßt wissen. Jm vorigen Jahre that das Ministerium, als strebe es nah einem Zehn- pfund-Census und nicht nach einem noch niedrigeren; doch wuß- ten sie eine solhe Abschäßungsart ausfindig zu machen, daß nah der Abfassung ihrer vorjährigen Bill eine weit geringere Rente als 10 Pfd. das Wahlrecht verliehen haben würde. Die Lords vertwarfen dieses künstliche Auskunstsmittel, ‘und in der diesjährigen Bill verlangt das Ministerium ganz faltblütig, daß das Wahlrecht an Alle verliehen werden soll, die nach einer Rente von §8 Pfd. fúr die Armenpflege besteuert sind. Und da- mit dies Zugeständniß nicht etwa der radikalen Partei ungenÜü- gend erscheinen möchte, schlagen sie weiter vor, daß nach drei Jahe- renjedwede Besteuerung, wie gering auch die Abschäßung wäre, auf die sie sich stúbte, zur Ausübung des Stimmrechts bei den städtischen Wahlen in Jrland berechtigen solle, so wie es in England der Fall ist. Herr Shaw seßt mit seiner gewöhnlichen Kraft und Klarheit das Ungeziemende des Versuchs, die Jrländischen Corporations-Städte in beständiger Aufregung zu erhalten, aus- einander, machte die Anzeige von einer neuen Veränderung in dem zauberishen Jahre 1842 lächerlih und {lug als Amende- ment vor, daß erstens für das Wahlrecht der Zehnpfund-Census angenommen werden solle, wobei der Betrag der Armen-Steuer und- der Betrag der von dem Grundbesißer für Ausbesserungen eines Hauses jährlich gezahlten Summe, so wie der Betrag der Versicherung des Hauses als Abschäzungsmittel zum Grunde zu legen seyen; und zweitens, daß die für das Jahr- 1842 beabs- sichtigte Abänderung in dem Census unterlassen werden solle. Lord Morpeth widerseßte sih diesen Amendements, weil im Allgemeinen die Wahlen von Armen-Vorstehern in den Städten nah der 9ten Akte Georgs IV. ohne politische und reli-

stattgefunden hätten. Er erklärte sich daß die Verpflichtung, das Jrländische Wahlrecht dem Englischen gleich zu machen, noch weiter, als bis zum Jahre 1842 hinausgeschoben werde, und endlich bestand er darauf, daß die Jrländer zufrieden gestellt und daß alle pos- litischen Ungleichheiten zwischen denselben und ihren Englischen

Konservativer) sprach mehr zur Zufriedenheit seiner Gegner als Er tadelte die heftige Sprache, welche die Pro- testanten in Jrland gegen die Katholiken geführt hätten, vergaß

Sprache hervorgerufen wurde, und bemerkte, daß die Jrländi- Protestanten, da sie dem Prinzip der Munizipal-

1 Die Frage über den Betrag des Census, die jeßt zwischen den Parteien meinte er, unbedeutend und nicht der

Beifall aufgenommen wurde. Er wolle, sagte er, in diesem Punkte

Jrländischen und Englischen Wahlrechts nicht beistimmen, denn sey das Wahlrecht einmal festgestellt - so dürse man späterhin nicht mehr daran rütteln. Herr Jackson bemerkte hierauf,

sich ein großes Verdienst erwerben, wenn sie diesen geringfügi- Die protestantische Partei habe ein Beispiel der Versöhnlichkeit gegeben, indem-sie in ihrer Op-

und dies friedlihe Verfahren habe ‘sie angenommen, auf die

Der Ruf nach der Abstimmung wurde nun allgeniein unter den Ministèriellen, da sie bemerkten, daß nur sehr wenig Kon- servative zugegen seyen. Unter diesen Umständen erhob sich Sir Robert Peel und sagte, daß zwar die Abstim- mung in diesem Augenblick seine Partei sehr in Nach- theil stellen werde, indeß wolle er doch nis durch Verlängerung der Debatten Zeit zu gewinnen suchen, welches nur dadurch geschehen könnte, ‘wenn ‘er aufregende Punkte in die Debatte hineinzôge. Die Krone habe in dieser Session die Aufmerksamkeit des Parlaments auf drei O als be- sonders wichtig gelenkt, nämlih auf die Verbesserung der Rechtspflege, auf den Zustand von Kanada und auf die: Jrlän- dishe Munizipal-Reform. Der erste dieser wichtigen Gegen- stände sey gar nicht vorgebracht, der zweite gege! worden, und bis vor wenigen Tagen, wo Lord John Russell seine An- zeige gemacht, habe man glauben müssen, die Jrländische Mu- nizipal - Bill solle dasselbe Schicksal haben. Wenn er den jeßt vorliegenden Streitpunke für Unbedeutend hielte, so würde er nachgeben, ailein er sey Ie daß dies nicht der Fall, und er halte es daher fär seine Pflicht, auf einer hona fide Zehnpfund - Qualification zu L und was den Antrag auf Gleichstellung der Wahlrechte im Jahre 1842 be- tresse, so werde er die Zeit, dié Ereignisse und die Erfahrung abwarten, doch wolle er damit keinesweges sagen, daß er, wenn jener Zeitpunkt herankäme, dem Antrage beitreten ‘würde. Nach Beendigung dieser ‘Rede verlangte die mínisterielle-Partei mit

lautem Geschrei die Abstimmung, und beide Amendements wur- den mit einer Majorität verworfen, die eben so wenig ehren- voll für sie als für ihre nachlässigen Gegner war. Es scheint JFrlands Schicksal zu seyn, in mehr als einer Beziehung durch Abwesende leiden zu müssen.““

Die Times enthält heute einen langen Artikel über die Orien- talischen E Sie ist allerdings der Ansicht, daß die vier Europäischen Großmächte im Stande wären, den Avöbruch des Kriéges im Orient zu verhindern, went sie nur einmüthig wären und aus allgemeinem Interesse zu Werke gingen. So aber shienen Rußland und Frankreich hierbei Absichten zu he- gen, deren Erfüllung Großbritanien und Oesterreih nicht ge- statten dürften. Geseßt äber auch, Frankreich und Rußland hät- ten solhe Absichten nicht, was sollte dann geshehen? Wollte man im Fall der Widerspenstizkeit eine oder beide Flatten, die Türkische und die Aegyptische, zerstören? Und was wollte man vollends zu Lande thun? Weder England noch Frankreich hät- ten Truppen, um Ibrahim und Hafiz auseinander zu halten, und wenn Hafiz, wie es allen Anschein habe, geschlagen würde, wer wollte dann Ibrahim hindern, bis nach dem Bosporus vorzudringen? Wer anders, als Rußland, in púünktlicher Er- fúllung des Vertrages von Chunkiar-Jskelessi? An cin Bom- bardement Alexandriens scy nicht zu denken, da die dortige Rhede keine Linienschiffe zulasse. Ganz besonders cifert die „Times“ gegen die Französischen Tendenzen, die sih in dem bekannten Kommissions-Berichte der Deputirten-Kammer ganz unverholen aussprächen und fast eben so unfreundlich gegen England wären, als gegen Rußland. Die wahre Absicht Frank- reichs sey, Aegypten während der Lebenszeit Mehmed Ali's in suspensò zu ethalten und dann bei dem nach seinem Ableben entstehenden Kampf sich das Beste zuzueignen. Eine schwere Verantwortlichkeit laste daher auf den Britischen Ministern, die Frankreichs Umsichgreifen in Afcika ruhig zugesehen hätten. Die Morning Chronicle dagegen macht sich wenig Kummer in Betreff des Ausgangs der Dinge der Levante. „Wir glauben nicht’, sagt dieselbe in ihrem heutigen Blatte, „daß Hafiz Pa- ha von seinem Herrn den Befehl zum Vorrücken erhalten habe, sondern im Gegentheil , daß die Instructicaen, welche ihm von Konstantinopel nach reiflicher Berathung und Erwägung zugefertigt worden, dahin gingen, daß er es zu kei- nem Zusammentreffen mit Jbrahim Pascha solle kommen lassen. Die Beseßung der Dörfer in dem Beylick von Aintab hat ver- muthlih stattgefunden; da dies aber durchaus kein unerwarte- ter Erfolg seyn konnte, so is es niht wahrscheinlich, daß er eine so offenbar unvorsichtige Maßregel von Seiten des Sul- tans zur Folge gehabt haben sollte. Viel eher ist zu glauben, daß Hafiz Pascha nur die Weisung erhalten hat, eine gute Defensiv-Stellung einzunehmen und das Ergebniß der See- Operationen an der Syrischen Küste abzuwarten. Und dics läßt uns einen günstigen Erfolg von der Sendung des Capitain Callier hoffen. Wenn die an Hafiz Pascha übersandten Jn- structionen von der Art sind, wie wir es erwarten und glauben, so wird s{werlich vor der Ankunft des Befehls von Meh- med Ali ein entscheidender Konflikt stattfinden. Auch von der Anwesenheit der beiderseitigen Flotten in der Levante besorgen wir keine ernstliche Unterbrechung des bestehenden Zustandes der Dinge. Die vereinigten Geschwader Englands und Frankreichs sind dort, um einen Konflikt zu verhindern. Und es ist auch nicht wahrscheinlich, daß sie anders als freundschaftlich einzuschreiten genöthigt seyn werden, um diesen Zweck zu erreichen. Wenn von Jbrahim Pascha und Hafiz Pascha ein Waffenstillstand zu erlangen ist, so wird selbst die Landung einiger tausend Mann von der Türkischen Flotte in Syrien kein Ereigniß von großer Wichtigkeit seyn. Der Zweck, welchen natürlich mindestens drei der Europäischen Mächte vor Augen haben, ist die Verhinderung oder Einstellung der Feindseligkeiten und die augenblickliche Berathung über eine Uebereinkunft, die eine Bürgschaft sowohl für die Aufrechter- haltung des Europäischen Friedens, als auch, was dazu wesent- lich nothwendig ist, für die unversehrte Aufrechterhaltung des Ottomanischen Reichs darzubieten geeignet wäre.“ E

Ueber die Verzichtleistung des Generals Santa - Cruz auf das Protektorat der Peruanisch - Bolivischen Conföderation ent- halten Briefe aus Valparaiso vom 26. Márz noch folgende Angaben: „Santa- Cruz zeichnete sich als einer der besten Ge- nerale und Staatsmänner in diesen Ländern aus, so lange er sich auf Bolivien beschränkte; als ihn aber sein Ehrgeiz zu wei- teren Uebergriffen führte, war sein Su unvermeidlich. Schon ehe die Nachricht von der verlorenen Schlacht bei Yungay in Bolivien eingelaufen war, hatte sich General Velascço, welchem Santa - Cruz den Befehl über die Truppen anvertraut hatte, zum Präsidenten der Republik ausrufen lassen und den Regie- rungen von Chili und Buenos - Ayres den Frieden angetragen, wodurch denn das bereits ershütterte Glück von Santa - Cruz immer mehr sank. Süd - Peru folgte dem Beispiel von Bolí- vien und erklärte sih gegen die Conföderation, und General Moran , der die Citadelle von Callao für den Protektor beseßt hielt, übergab sie, worauf sich dieser einschiffte.““

Deutschland.

Dresden, 7. Juli. Gestern fand das Fest der drit- ten Säkularfeier der am 6. Juli 1539 erfolgten Einführung der Reforniation in Dresden in der Weise, wie das Programm

sie angekündigt hatte (s. St. Z. Nr. 181), statt. Es wurde auf das Würdigste ausgeführt und wirkte als ein wahrhaft Geist

und Herz erhebendes. Auch nicht der kleinste Unfall hat es

getrübt.

Stuttgart, 6 Zuli. (Sch w. M.) Jn der heutigen Siz- zung der Abgeordneten-Kammer ward eine

S chweiz. Zär ich, 5. Juli. In der 3ten Sißung der Tagsaßung

(4. Juli) wurde die Walliser - Angelegenheit behandelt; die En t. Folgendes. ist das Resultat der Abstimmung: Für Garantie der Verfassung von 1815: Uri , Unterwalden, Tessin, Neuenburg, Schwyz,

Sißbung dauerte bis !/,5 Uhr, und der Antra auf gezwungene Rekonstituirung vereinigte 13

Basel-Stadt, 51); fár’ die von 1839: Waadt, Luzern, Basel- Land, 2'/2, Für Ausstellung einer Kommission ohne bestimmte

Aufcräge: Uri, Untérwalden, Schaffhausen, Tessin, Genf,

Neuenburg, Waädt, Graubündten, Freiburg, Glarus, Schwyz A 111/, St. Für Fortsetzung der Vermittelungsver-

suche: obige Stände mit Ausnahme von Freiburg 10/,. dr ufsicht

über Verfassungs-Revision vornehmen zu lassen: Scha dana als

deù Antrag, eine Abstimmung in Wallis unter eidg.

G

Glarus, Appenzell J. R. Für den Grundsaß der Auscecht

Note der Kammer der Standesherren verlesen, wonach diese den Beschlüssen der Kammer der Abgeordneten in Betreff der Verlängerung des gro-

gen Zoll-Vereins bis zum Jahre 1854 beigetreten ist.

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tung der Einheit des Kantons 19 St. Fär Aufstellung einer Kommission 4e Berathung der Ausführungsmaßregeln: Zug, Solothurn, Schaffhausen, Genf, Waadt, Thurgau, Graubünd- ten, Freiburg, Glarus, Zürich, Appenzell, St. Gallen, Luzern, Aargau, 14 St. Iürfei.

Von der Serbishen Gränze, 27. Juni. (A. Z.) Ueber Bucharest schreibt man aus Konstantinopel vom 19ten d., daß der Kabinets - Seçretair des Sultans, Mehmed Ali Bey, | welcher am läten nah dem Türkischen Hauptquartier abgeschickt | worden ist, neben der Ordre an Hafiz Pascha, den Krieg zu | beginnen, auch die Summe von 6 Millionen Türkischer Piaster mitgenommen habe, welche bestimmt ist, die Völker Syriens | und des Libanons für die Großherrliche Säche zu gewinnen. Des Großfihßerrn Krankheit (so sagen diese aus untrüglicher Quelle kommenden Berichte) ist die galoppirende Schwindsucht. Der Sardinische Geschäftsträger in Konstantinopel hat von

Traktat mit dem Pforten - Ministerium in Unterhandlung zu treten.

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in Konstantinopel residirenden Gesandten seinen Willen angezeigt

zu überziehen, erklärte Mehmed Ali den hiesigen General-Kon- suln, er werde sich gegen den Sultan vertheidigen, und habe deshalb unter dem 10. Juni seinem Sohn Jbrahim Pascha den Befehl zum Angriff gegeben. Denselben Tag, den 1üten, erhielt

als leitender Justructeur der Französische Fregatten - Capitain Hussard. Mehmed Ali selbs will sich an Bord des Linienschisss Nr. 6 begeben, und durch seine Gegenwart die Truppen im Kampfe anfeuern. Er is feft entschlossen, Alles gegen Alles zu seßen, den Kampf aufs Aeußerste zu treiben, und im Fall das Glück gegen ihn wäre, will er scinem Erzfeinde wenigstens nichts als Steinhaufen Und Trúmmer hinterlassen. Wer diesen alten kräftigen Mann kennt, der wird keinen Augenblick zwei- feln, daß er einen solchen Entshluß auch auszuführen im Stande ist. Täglich durchziehen ganze Haufen Beduinen der Wüste unter Gesang und Händeklatschen dies istihre kriegerische Musik von ihren Scheiks angeführt, die Stadt, und begeben sich zum Pa- last des Pascha’s, von wo sie, nachdem sie einen dreimonatlichen Sold empfangen, sogleich eingeschist werden. Ein Theil der- selben wird jedoch hier bleiben, um die Küste zu bewachen. Mit dem leßten Französishen Dampfschi ist der Capitain Caillé, Adjutant des Marschalls Soult, hier mit mündlichen Austrägen für Mehmed Ali angekommen. Er wird sich heute mit dem Dampfschiff des Pascha's nah Syrien einschissen, und s sogleich zur Armee Ibrahim Paschas begeben. Eine ähnliche Ambassade ist auch nach Konstantinopel geschickt worden. Gebe Gott, daß der Zweck dieser Sendungen keine zulieferndezehnjährigeProto- follschlacht sey, wo am Ende doch nichts herauskommt. Der Krieg wird hoffentlich bald beendet seyn, und mit ihm der Status quo, der den Orient langsam aber gewiß zu Grunde rihtet. Erst dann läßt sich auf eine glúcklihe Veränderung der hiesigen Zustände und auf wirklichen Fortschritt rechnen, wo- zu wohl Niemand mehr geneigt ist, als Mehmed Ali. Jbra- him Pascha hat einen hôchst merkwürdigen Brief an Hafiz Pascha geschrieben, und die Kopie desselben seinem Vater übersandt. Er macht darin dem Hafiz Pascha Vorwürfe über seinen ungeeigneten Angriff und sagt unter Anderem: „Unser erlauchter Herr, der Sustan, hat weder Ew. Excellenz noch mir Befehle ertheilt, uns zu schlagen. Der Angriff ist ganz gegen den Willen unsers aller- gnädigiten Herrn, der nicht will, daß das Blut der Muselmän- ner vergossen werden soll.‘“/ Dann hält er D zehn Klagepunkte vor, worunter namentlich der Uebergang bei Bir, ohne dur einen Ferman hierzu beauftragt zu seyn; der Marsch auf Aintab; die Excitation in Syrien und vor Allem der Auf- stand in Payas, den Hafiz angestiftet hat. Alles das sey ohne den ausdrücklichen Willen Sr. Hoheit des Sultans geschehen, den Niemand mehr verehre und dessen Befehle Niemand mehr respektire, als er, Jbrahim nämli. Da also Alles, was Ha- fiz bis jeßt gethan, gegen den Befehl des erlauchtesten Sultans sey, so müsse er, Jbrahim, annehmen, daß Hafiz aus persdnli- hem Haß so handle, und in diesem Fall würde er in dem Aegyp- tischen Heer eine Menge tapferer Leute finden, die ihn be- kämpfen würden. Die Antwort Hafiz Pascha's lautet folgendermaßen: „Hafiz Pascha an Se. Hoheit Jbrahim Pascha vom 28. Rebel- ewel 1255 (9. Juni 1839). Jch habe den Schaß Deines Schreibens, das Du mir durch den Artillerie- Ober Mohammed Azif Bey zuge- \chickt hast, erhalten und den fosibaren Änhalt desselben erkannt. *Jn- dem Deine Excellenz in diesem Briefe Deine gánze Unterwürfigfkeit unter unseren Wohlthäter, den Wohlthäter der Welt, den Allerhöch- sten, Großmächtigsten und Alverehrtésien Herrn bezeugt und den Wunsch ausdrlift , das Wohlwollen Sr. Hoheit auf Dich zu zichen, möchtest Du meine Meinung erfahren. Möge der gütige Gott den Leib unseres erhabenen Herru fo lange erhalten, als die Zeit dauern wird, uud möge er machen, daß scin Schatten sich Über seine Diener verbreite und sein Allerhöchsier Thron alle diejenigen beschüge, die ihm ergeben siud. Es is außer Zweifel, daß die Unterwürfigfeit nicht allein in den Worten besicht, sondern daß sie fich durch Thaten eigen muß. Als dte Großherrliche Armec nach Vir fam und an die- fan Ort ihre siegreichen Zelte aufpflanzte, rückte Mageun Azassi, Kom- mandant der Arabischen Kavallerie. (Henedi) mit seinen Truppen bis auf eine halbe Stunde von Bir vor, in der Absicht, dasselbe zu recog- nosciren und wahrscheinlih auch die Dörfer zu plündern. Wirklich hat diese Reiterei bei ihrer Rüfkehr die Dörfer der Provinz Orfa geplündert und alles Vich weggeführt. Zwei Tage früher haben diese Henedis éinen Müller geplündert und mißhandelt. Diese beiden Thatsachen müssen zur Kenntyiß Deiner Excellenz gebracht werden. Unsererseits ließen wir, durch die Nothwendigkeit gezwun- en und von dem Wunsche bescelt, die Armen ja beschügen, cin Corps Spahis als Vorhut marschiren ; da cinige dieser Spahis ihre Pferde verloren und, um sie zu suchen, bis an den Ort, der Aintab von Bir trennt, kamen, wo sid 300 Henedis befanden, trennten sich etwa 30 dieser leßtern vou ihrer Truppe, liefen auf jeùe weúigen Spahis los, entwaffneten einen M: tödteten ihn, und, nicht zufrie- den damit, schuitten sie ihm den Kopf ab, Da diese That- ache, welche Deiner Excellenz bekannt i}, nicht mit den Grund- fügen der Unterwerfung, welhe Du gegen unsern Herrn befkennst, m Einklang steht, so find wir gezwungen gewesen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Wie dem scy, wenn, gemäß dem reinen Ges sev, die Handlungen Deiner Excellenz fich in Einklang seßen mit Dei-

nen' Anmaßungen, so werden alle Deine- Mitbrüder uuter dem all-

| verlassen habe. ) in Syrien oder in Aegypten ausschiffen.

Alexandrien, 16. Juni. (A. Z.) Nachdem Mehmed -Ali | dur das am L13ten hier eingelaufene von Konstantinopel kom- | mende Oesterreichishe Dampfschiff erfahren, daß der Suitan den |

" daß sie die Bewohner aller Dörjer jenseits Aintab, fo wie die von

habe, die Rebellen Mehmed Ali und Jbrahim Pascha mit Krieg |

die Flotte den Befehl zum Auslaufen, und heute is der größte | Theil D de g und Fregatten, so wie eine Korvette, auf | der ssti aid-Bey, der Sohn des Pascha’s, befindet, im Meer. | : I s V y Pat N G 2 | tig waren, um nicht wider den Willen dr großen Mächte zu handeln, fo

v ral if N Y as ¿Vos Martba ; | 1 Der Admiral ist Mustapha Pascha, der Vice Admira Hassan-Bey, | lange wüten unsere Gegner vor, und brachten die Dinge auf den

mächtigen Schatten unsers hohen Herrn Dich beneiden. Ih habe ;

mir die Freiheit genommen, diesen freundschaftlihen Brief als eine Beweis des Wohlwollens zu schreiben, und ich übergebe De ia Ober: sten Azik Bey, der, in Begleitung Achmet Bey's, eines der Ober: sten der siegreichen Armee, zu Deiner Excellenz zurüfehrt. Wenu er durch die Gnade Goties in Deine Hände gelangt, wird die Aus- führung seincs Juhalts von Deiner hohen Meinung ahhängen.“

Alexandrien, 17. Juni. Heute ist der Rest der Flotte ausgelaufen. Sämmtliche Schiffe kreuzen vor der Aegyptischen Küste; einige Korvetten sind vorausgeschickt, da man vermuthet, daß die Türkische Flotte, die vor sieben Tagen bei Gallipoli Provision und Wasser an Bord nahm, die ardanellen schen Es heißt, sie wolle Landungs-Truppen entweder Von Englischen und

Französischen Flotten weiß man hier nichts; es ist, mit Aus-

| nahme einer Neapolitanischen Korvette, seit sechs Wochen kein

Europäisches Kriegs- Fahrzeug hier eingelaufen. Gestern Abend fam die Korvette Said-Bey's in dén Hafen wieder zurück. Es

seinem Hofe die Weisung erhalten, wegen eines Anschlusses | sollen die Masten verkürzt werden. Sardiniens an den Englisch - Französisch - Türkischen" Handels- |

Die Allgemeine Zeitung theilt in einem Schreiben aus Alexandrien vom 19. Juni die nachstehenden zwei auf die Eceignisse in Syrien bezüglichen Schreiben Mehmed Ali's an

| seinen Sohn Zbrahim mit. (Vergl. die telegraphische Depesche

der Franzdsi-schen Regierung in Nr. 188 der St. Ztg.) : [. Depesche Sr. Hoheit des Vice-Königs an Se. Hohcit Jbrabiu Pascha, 28. Rabi ewel 1255 (10. Juni 1839). „Jch habe Deine De- pesche vom 23sten d. erhalten, worin Du mir meldest, daß unsere Gegner ihren Angriff und ihre Juvafion mehr und mehr ausdehnen ;

Rissil Hissar, diesseits von Aintab, bewaffneten; daß sie ihrerseits die Notabeln von Aintab wegführteu; daß sie außerdem, wie früher, so

| auch jeßt wieder die Bevölkerung des Gebiets Payas, des Gebirges

Kurd Daghi und Ghtauni-Daghi verführten, daß sie die Jusurgenten zum Angriff von Affar, einer Dependenz von Tripolis, aufreizten, und den Statthalter dieses Orts ermordeten und plünderten. Der Au- griff unserer Gegner überschritt alle Gränzen; mit längerer Geduid werden wir sie nicht mehr zurühalten können; denn allmälig werden sie überall Unordnung Audssen, So lange wir geduldig und vorsich-

Punkt, worauf sie jeßt stehen, so daß es kein Heilmittel mehr giebt ;

ein lángerer Verzug wäre nur Zeitverlust, was unserer Lage nit

angemessen ist. Es bleibt uns daher fein anderes Mittel, als ihnen

entgegen zu rücen und sie anzugreifen. Da der Angriff von ibrer

Scite ausgeht, so zeigt der klare Stand der Dinge, daß nach Allem

die großen Mächte uns entshuldigen und Recht geben werden.

Kurz, bei Anfunst gegenwärtiger Depeschen wirst Du die Truppen

unserer Gegner, die auf unser Gebiet eingedrungen find, angreifei,

und nachdem Du fie gezüchtigt, auf ihre Haupt-Armee loórücfen, und

ibr eine Schlacht liefern. Wenn fh mit Hülfe Gottes das Glü

für uns crfiárt, wirst Du, ohne das Defilé von Rolaf Voghas , zu

passiren, gerade auf Malatia, Raipont, Orfa und Diarbekir mar-

schiren.“ i

11. Schreiben Sr. Hokeit des Vice-Königs an Se. Hoheit Jbras him Pascha d. d. 5. Rabi-Afher 1255 (16. uui, 1839). „Der Ueber- bhringer gegenwärtigen Schreibens Herr Caillé, Adjutant Sr. Ex- cellenz des Marschalls Soult, Conseils-Präsfident und Minifier der auswärtigen Angelegenbeciten von Franfreich, der gedern hicr anfam. Er seßte mich in Kenntniß, daß er beauftragt ift, Dich zu seven, während ein anderer Adjutant gleich ihm nah Konsiantinopel get, um sich von dort zu Hafiz Pascha zu begeben. Jch sende ihn daher Dir, begleitet von meinem zweiten Dragoman, Koreff Efendi, auf einem Fahrzeuge zu. Dieser Offizier meldet, daß seine Mission, so wie diejenige des Adjutanten, der sih zu Hafíz Pascha begiebt, zum Queck hat, den Ausbruch des bevorstehenden Krieges zu hindern, und \ügt dei, die großen Mächte werden diese Angelegenheit ausgleichen. Wen Du sonach bis zur Ankunft Herrn Caillé's die in unsere Gránca eingedrungenen Truppen noch nicht daraus vertrieben bast, wird dics ser Offizier Dich vermögen, Halt zu machen, wo Du bist, und nacz- dem er bei Hafiz Pascha gewesen, wo der an diesen abgesendete Ads jutant von dem Geschehenen Einsicht genommen haben wird, wird cer zu Dir zurücffebren und Dir nähere Kunde bringen. Wenu er bei sciner Rückkehr Dir sagt, daß die Türkische Armee Halt g: macht hat, wo sie ist und daß die in unsere Gränzen eingedrungen? Türfishen Truppen znrückgezogen werden sollen, wirst Du Deiner- seits feine wcitere Bewegung machen und bleiben, wo Du bist. Wenn aber, nach der Rückkehr Herrn Caillé's mit diese Zusicherung, Pal Pascha uicht innehált, wenn er dieselben Bewegungen wie zuvor fortseßt, nd seine Truppen nicht aus únserer Gränze herauszieht, wirst Du Dich in Marsch gegen ihn seßen und. thn befämpfen. Jn dem Fall endlicz, daß du bei Ankunft dieses Offiziers die in unsere Vränzen eingedruns genen Türkischen Truppen bereits verjagt bättest und vorwärts gerüct wäre, müßtest Du Deinem Marsche da Einhalt thun, wo Du bist, und warten, bis die Ausgleichung, welche die großen Mächte treffen wera den, bekannt und Dir von mir notifizirt worden is. Jch melde Dir auch, daß ih, um die Besorgniß zu beschwichtigen, welche die Naq)sz richt von dem Auslaufen der Flotte von Konstantinopel veryursa&en wird, meine Flotte an die Syrischen Küsten seuden werde. Zu dies sem Endzweck ist heute ein Theil ausgelaufen, und der übrige wird

morgen felgen.“ L400

Königsberg, 6. Juli. Sämmtliche Häuslinge der Corrections - Anstalt in Tapiau, denen der Direktor die Nach- richt von dem großen Unglück mitgetheilt, welches die Bewoh- ner des Marienburg und Elbingschen Werders durch den Aus- tritt der Nogat betroffen, haben ganz aus eigenem Antriebe an einem Sonntage gearbeitet und den dadurch erlangten Ver- dienst den Verunglückten durch die Inspection der Anstalt zu- gehen lassen. i Me

In P illau sind im Monat April eingegangen 182 Schiffe, worunter 136 mít Ballast und 46 mit Srückgütern und ordi- nairen Produkten; aus gegangen 34, worunter 2 mit Ballast. D Im Monat Mai 230 Schiffe eingegangen, worunter 152 mit Ballast, ausgegangen 324, worunter nur 1 wít Ballast. Im Monat Juni 184 Schiffe eingegangen, worunter 136 mit Ballast, ausgegangen 220, worunter 5 mit Ballask. Jn Memel sind im Monat April e {n gegangen 130 Schiffe, worunter 110 mit Ballast, ausgegangen 89, Unter welchen 2 mit Ballast. Jm Monat Mai 120 Schiffe eingegangen, worunter 95 mit Vallask, au s gegangen 165, worunter 1 mir Ballast. Jm Monat Juné 6 Schiffe eingegangen, unter denen 71 mit Ballast, A N L IMATEE 112 Schiffe mit Holz und

en Produkten. biverlea aa S in Königsberg und Memel ist fortan leb- aft gewesen und sind aus dem ersteren Orte namentlih viele Lol difangen von Getraide, aus dem leßteren von Holz ge- macht worden. Die Konjunktur für Getraide ist jedoch - un- únstig ausgefallen, und der Holzhandel in diesem Jahre nicht sehr Gewinn bringend. | :

Laut Nachrichten aus Memel projektirt Nußland die An- lage einer Eisenbahn von Kowno (Kaun) am Niemen nach Liebau. Ein Kapital von 16 Millionen Silber-Rubel ist hierzu erforderlich. Da jedoch der Kaiser von Rußland bereits die Zinsen mit 4 pCt. hun hat, so wird es an Geld zum Bau nicht fehlen, zumal nirgends eine Eisenbahn leichter als in Rußland auszufähren ist, und die Anlage nah Art der Nord: