1839 / 242 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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die Ortsbehörden zur Haft gezogen oder son} belästigt werden; im Fall /

cines Verbrechens oder Vergedens aber, foll die Sache ihre: Brie, Geschäftsträger, Konsul odex Vice-Konsul, der dem Orte, wo das d S brehen begaugeu worden, am nächzsten wohnt, überwiesen E S die Angeschuldigten folien daun von ihu: gerichtet und nach Art 9 Betreff der Fraafen bestehenden Gebrauche bestraft Res. D Tei, Die Flagge der hohen Pforte sol in deu Panseatischen 2 ad : fen respeftirt werden, und sollen die Hanseatischen Nes bee in Betreff der Handelsschiffe des Ottomanischen Leih! b tf Glei- Marine üblichen Zeichen der Freundschaft und Höflichfeigz t e Hanseatíi- ves Verfahren haden die Ottomauischeu Kriegsschiffe S S anat [hen Handelsschiffe zu befolgen, und es sollen die HanscatilChen Flaggen eben so inallen Staaten der hoben Pforte respektirt erde le Panfeati- schen Schiffe fönnen unter ibrer eigenen Fiagge in völliger Sicherheit eageln : î inem F; ber dürfen fle Ee j Lie c De E oiéeehanen noch denen anderer Nationen leihen. Die Gesandten, Geschäftsträger, Konsuln oder Vice - Konsuln der Hanseatischen Republiken dürfen niemals, weder offentlich noch ins geheim, eiven Rajah der Gewait der hoben Pforte eutzichen, noch ibn dur Patente shügen. Sie werden darauf achten, daß man niemals und in feinem Stücke von den in diesem Traktat aufgestell- ten und von den beiden fentrabirenden Theilen guigcheißenen Grund- säßen abweiche. Jn Erwägung des beschränften Umfangs der Gebiete der Repuölifen Lübe, Bremen und Hamburg und der inni- aen Handels- und Schifffahrts - Verbindung, welche zwischen diesen Republiken besteht, wird biermit verabredet und festgeseßt, daß jedes

Schiff, welczes ausschließlich einem oder mehreren Bürgern ciner oder der anderen der genanuten Republiken gehört und defsen Capitain gleichfalls Bürger einer der genannten Repu-

blifen is, vorausgeseßt, daß drei Viertheile der Mannschaft aus Bürgern oder Unterthanen einer oder mehrerer der genannten Republifen, oder cines oder mehrerer Staaten des Deutschen Bundes bestehen, in Betreff aller Verbältnifse, die Gegenstand dieses Traktates find, als ein Lübeckisches, Bremisches oder Hamburgisches Schiff angesehen werden foll. Die ordauingsmäßig ausgefertigten Seepässe werden zwischen den hohen fountrahirenden Theilen als Be- weise der Nationalität der Oltomanischen und Hanseatischen Fahr- zeuge gelten. Art, 10. Die Hanseatischen Haudelsschisfe. fönnen frei durch den Kana! der Kaiserlichen Residenz fahren, um in das Schwarze Meer oder aus demselben heraus zn gelangen, und mít Ausnahme der im Ottomanischen Reich verbotenen Gegenstände, dür- fen sie mit allen Waaren, Natur- oder Industrie - Erzeuguissen des Ottomanischen Reichs oder jedes anderen Ursprungs - Ortes beladen seyn. Auch soll es Sanseatischen Handels-Fahrzeugen frei sichen, sey cs beladen oder in Ballast, sowobl den Bosporus oder das Schwarze Meer zu beschiffen, als alle auderen Meere, Gewässer, Rheden und Häfen zu befahren, die von der hohen Pforte abhäugen, welche Leßtere, mittelst Ertheilung der dazu erforderlichen Fermane, ihnen Schuh verschaffen wird gegen jede Beeinträchtigung oder jeden A1n-

griff von Seiten der Afrikanischen Regentschaften. Und um besser zu erklären, welches Verfahren die Bürger und Einwohner der Hanseatischeu Republiken einzuschlagen haben, ivenn Hanseatishe Bürger oder Schiffe auf der See durch Unterthanen der hohen Pforte beraubt werden sollten , diese mögen den Afrikanischen Provinzen oder irgend einem ande-

ren, der Herrschaft Sr. Ottomanischen Majestät unterworfenen Ge- biete angebdren; so hat der so beraubte Hauseatische Bürger oder Schiffs:-Capitain bei seiner Ankunft, in welhem Hafen es sey, vor der fompetenten Behörde daselbst in hergebrachter Form eine beeidigte Æflárung abzulegen, um die Umstände der angethaneu Gewalt zu fonsiatiren. Dieser Erklärung werden die Dokumente beigefügt, welche die Entschädigungs-Forderuugen enthalten. Der Beraubte wendet sich fodann an den dort residirenden Konsul dex hauscatischen Republiken oder einer derselben, oder falls es dort feinen gäbe, au den Konsul irgend einer anderen Nation, um das Ganze uach Konstantinopel befördern zu lassen. Hier werden die den Betrag der Entschädigungs- Forderung fonstatirenden Dokumente nah den bei der hohen Pforte geltenden Rechts- Grundsäßen und den zur Unterstüßung dienen- den Beweismittelu von dem, welchen es angeht, untersuht. Die fompetente Behörde wird über die Be ahlung der Entschädi- gung entscheiden, welhe sodann von dem Ss oder demjeutgen, der den Schaden angerichtet hat, innerhalb drei Monaten vom Tage des ausgesprochenen Urtheils angerechnet, a leisten iss Axt. 11. Wenn ein Unterthan der hohen Pforte, cer oder scin Schiff mag den Afrikanischen Provinzen oder irgend einem ander, der Herrschaft Sr. Ottomanischen Majestät unterworfenen Gebiete angehören, durch die Handlung eines Hanseatischen Bürgers oder Schiffs - Capitains auf der See Verlusi oder Schaden erlíttea baden sollte, so hat der Ver- legte seine Entschädigungs - Forderung vor der kompetenten Behörde derjenigen unter den Republiken Lübeck, Bremen und Hamburg, wel- cher der Berleßende angehört, geltend zu machen; diese wird dann die dem Ottomanischen Unterthan binnen 3 Wochen nach gesprocheneu Erkenntnisse auszuzahlende Entschädigung gewährleistet wird, so hat man ausdrüctlich anerfannt, daß in diesem Betrachte keinerlei Soli

darität, weder unter den drei Hanseatischen Republiken, nochz unter ibren Bürgern, nochz unter den Bürgern einer derselben bestehe; und eben so soll auch andererseits jeder Ottomanische Unterthan nur für die ven ihn selbsi kontrabirten Schulden verantwortlich fcyn.

Die Art. 12 bis 17 betreffen die Hafen- und andere Schiffs Abgaben, \o wie die Bergung gestrandeter Güter 2c. Art. 18 endlich und der Schluß besagen Folgendes: Arr. 18. Obgleich die gegenwärtige Convention, als den drei freien Hanseatischen Republiken Lübeck, Bremen und Hamburg, gemeinsam angesehen wird, so ist doch vereinbart, daß tvischen den selbstständigen Regierungen derselben keine Solidarität besteht, und daß die Bejitimmungen der gegenwärtigen Convention, falls sie in Be- treff einer oder ziveier der genannten Republiken wegfallen wür- den, nichtsdestoweniger fúr die übrigen in voller Kraft bleiben sollen. Schluß. Demzufolge ist, nachdem die vorstehenden achtzehn Actikel geordnet und vereinbart worden, der gegenwär: tige Traktat abgefaßt, um, wenn es Gott gefállt, durch die in London vorzunehmende Auswechselung der Ratificationen seine Vollendung zu erhalten, und ist derselbe von den vorgenannten Bevollmächtigten unterzeichnet und untersregelt und gegen eine völlig gleihlautende Urkunde ausgewechselt worden. So ge- schehen zu London, am 18. Mai 1839. s

(Gez.) J. Colquhoun. Reschid Pascha.“

De fer r:e i ch.

Wien, 26. Aug. Se. Majestät der Kaiser haben dem Kämmerer Hubert Ludwig Grafen von la Fontaynne und d'Harnoncour die Bewiiligung zu ertheilen geruht, den Namen und das Wappen der gräflichen Familie Unverzagt scinem eíige- nen Namen und Wappen beifügen zu dürfen.

S Pan len

Spanische Gränze. Man schreibt aus Bayonne vom 23sten d.: „Die lesten Nachrichten von Tolosa reichen bis zum I9ten. Don Carlos is auf dem Wege zu seinem Hauptquar- tier mit dem General Maroto in Villareal de Zumarraga zu- sammengetroffen. Dieser General marschirte an der Spibe von 4 Bataillonen, 3 Eskadronen und 1 Batterie auf Vera, aber nach der Aemerent mit Don Carlos ging er, anstatt über Vil- lareal hinauszurücken, in seine frühere Stellung zurück. Die beiden Parlamentaire der Insurgenten haben Tolosa am 19ten verlassen. Man glaubt nicht, daß diese Jnsurrection bedeutende

olgen haben werde; 5 Unteroffiziere des 5ten Navarresischen egimentes haben die Rückkehr der Parlamentaire nicht abge- wartet, sondern sich auf Französisches Gebiet begeben. Seitdem

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c Flagge weder den Fahr- |

1006

Elío gegen Vera vorgedrungen ist, hat Diego Leon sich in der Solana gegen Pampelona gewendet, wo er bereits das Dorf Dicastillo niedergebrannt hat. Man fürchtet, daß andere Dôr- fer ein gleiches Schicksal haben werden. Der General Elío scheint seine frühere Stellung nicht wieder einnehmen zu wol- len. Der Bischof von Leon is mít seinem Secretair unter siche- rer Escorte von Guetari angekommen; ste sind in dem Semi- nar untergeöracht worden, wo se unter Aufsicht der Polizei verbieiben werden. Man erwartet Herrn Marco del Pont, ehemaligen Finanz-Minister des Don Carlos.“ S U L Eo-ie

Konstantinopel, S Al C S) Die Intriguen Mekß- med Ali's fingen bereits an, hohe Personen in ihren Ansichten wankend zu machen; seine Umtriebe gegen den jeßigen Groß- Wesir ; in einem kürzlich gehaltenen, sehr zahlreichen Divan. In die- sem wurde nämlich beschlossen, daß dem Begehren des Vice- Königs, Chosrew Pascha solle von den Geschäften entfernt wer- den, nicht willfahrt werden dürfe. Die Repräsentanten der fremden Mächte erklärten sich mit diesem Beschluß vollkommen einverstanden. Ein Nachgeben in diesen Punkte wäre nicht nur für die Pforte erniedrigend , auch von da Chosretv

jondern

den nachtheiligsten Folgen für sie gewesen, nicht ohne Grund als eine jo Überraaende Cayacität im Divan angesehen wird, daß seine Entfernung durch

Niemand erseßt werden könnte.

Konstantinopel, 7. Ala. CI: de Smyrne.) Der Französishe Gesandte hat durch außerordentlichen Courier sein Beglaubigungsschreiben bei dem Sultan Abdul Medschid erhal- ten. Die Französische Regierung is Bierin allen anderen zu- vorgekommen, so wie sie auch die erste zu seyn scheint, welche die nôthigen Maßregeln ergreifc , die zur Lösung der Orientali- schen Frage, d. h. zur Erhaltung der Stabilität und Integrität des Türkischen Reiches unter der Osmanischen Dynastie füh- ren fönnen. :

Die meisten hohen Beamte des Reiche sind {on in ihre Winterwohnungen zurückgekehrt, um den Geschäften mit gró- ßerem Eifer obzuliegen. Man glaubt, daß der Sultan geaen Ende des Monats selbs den Palast der Serailspibe bezichen wird. Der junge Sultan hat in diesen Tagen seinem Ara- dischen Sprachlehrer , der seit einiger Zeit gefährlich krank if, cinen Besuch abgestattet und ihm, wie seiner Familie, die glän- zendsten Beweise seiner Sreigebigfeit und Theilnahme gegeben. IÎÍn vergangener Woche hat der Großherr den Marine-Sol- daten den Betrag eines monatlichen Soldes als Geschenk aus- zahlen lassen. Auch alle Personen, die dem Sultan, bei Ge- legenheit seiner Thronbesteigung, Gedichte überreichen ließen, haben Geschenke bekommen.

Zwei Beamten der Pforte, der erste Drogman und der Beylikd\chi, haben fih am leßten Sonntag -in das Preußische Gesandtschafts-Hotel begeben, um den Fürsten Púckler-Muskau zu bewillkommen und ihm eine: Firman zu überreichen, der ihn zum Besuch der Moscheen der Hauptstadt, des Palastes Top-Kapu und aller öffentlichen Gebäude autorisirt.

Ueber die Bewegungen der Euro- päischen Flotten enthält das Journal de Smyrne folgende nähere Angaben: „Die Englische Flotte, die sich am 6ten d. nach der Rhede von Bescçica Bey begab, bestcht aus 9 Linien- schiffen und einer Fregatte. Der Französische Admiral Lalande mit fünf Schiffen nimmt immer noch dieselben Positionen ein, wie früher. Vier andere Schiffe, Französische und Englische, wurden in diesen beiden Gewässern erwartet, um die beiden Flotten zu verstärken. Die Oesterreische Fregatte „Medea“/, die von der Goelette „Arethusa“ begleitet und von dem Schiffs- Lieutenant Basilisco befehligt isi, ist am 6ten ín unserem Ha-

Smyrna, 9. Aug.

fen angekommen. Die Drigg „„Veneto‘“/, die von dem Korvetten - Capitain Madalena fommandirt wird, und an

demselben Tage hier anlangte, isi am folgenden Tage wieder

abgesegelt. Die Englische Brigg „„Zebra““, kommandirt vom Sohn des Admirals Stovsord, isi Dienstag angekominen i die Korvette „Hazard“/, welche Donnerstag früh den Hafen ver- lassen hat, zu ersekzen. Russische Goelette „S chwalbe““, die vom Schiffs - Lieutenant IAstomíin befehligt wird, if Sonn tag von Syra hier angekommen. Die Sardinische Korvette „Aurora“, unter dem Befehl det Major A. de Paroldo , hat gestern, von Genua und Syra kommend, im Hafen Anker ge

worfen.

Heute früß ist mit dem Französischen Paketboot Herr Saint Marc-Girardin hier angekommen. Morgen wird erx rach Athen abgehen, wo er sich wahrscheinlich einige Tage aufhalten wird Er ist von einem Jungen doctrinairen Schriftsteller begleitet, Herrn Herbet, der mit dem Grafen Jaubert nah der Levante gekommen ift.

Das Journal de Smyrne, das bekanntlich von jeher zu den entschiedensten Gegnern Mehmed Alis gehört hat, ent- hâle ber die gegenwärtige Lage der Dinge im Orient folgende Betrachtungen: und Mehmed Ali unter den Auspizien der großen Mächte haben begonnen; man verspricht sich von diesen Unterhandlungen die endliche Beilegung des Zwisies, der so lange zwischen der Pforte und dem Pascha von Aepypten obwaltete, und die dauernde Begründung des Friedens, ver diesen Ländern so nothwendig ist. Wir wünschen herzlich, daß diese Hoffnungen sich verwirk: lichen, aber wir kennen den Charakter Mehmed Ali’s zu gut, um das allgemeine Vertrauen theilen zu können. Mehmed Ali hat uns zu oft zum Mißtrauen Anlaß gegeben, als daß wir jeßt das Recht hätten , auf seine Seelengröße oder seine Mäßigung zu zählen. Welches auch die Bedingungen sey mdgen, die man Mehmed Ali vorschlagen will, wir fürchten, es wird viel Mühe kosten, ihn zu deren Annahme zu bewegen, außer man geht von vorn herein in alle seine Forderungen ein. Uebrigens fann man ja auch den Versprechungen des Vice: Königs nicht trauen; er weiß sich immer später der Erfüllung derselben Zu entziehen. Gelingt es ihm jest, nur so viel Zeit zu gewinnen, daß Jbrahim in den neuen Positionen, die er inne hat, sich befestigen kann, während er zugleich die Bevölkerungen in sei-

nem Rücken durch Schrecken in Zaum hält, dann hat er erreicht, was er wollte. Die Umstände, auf die er zu zählen gelernt hat, werden das Uebrige thun, und es nähme uns nicht Wunder, wenn er zuleßt einige von den Bedingungen, die er selbst gestellt, in dem Augenblicke, wo sie ihm bewilligt würden, zurückwiese. Wie dem auch seyn mag, ein Umstand von hoher Wichtigkeit ist nicht außer Acht zu lassen: wir meinen das hohe Alter Mehmed Ali’'s. Werden die Bedingungen, die er je6t an- nimmt, auch nach seinem Tode gehalten werden? Ibrahim Pascha ist ein Soldat, der nur an die Macht des Säbels

glaubt; sein Adoptip-Vater weiß dies so gut, daß er mehrere

¡ Abbas Pascha und Seid Bei die

erheishten eine schnelle Entscheid ing, und diese erfolgte |

Male die Absicht blicken ließ, sich einen anderen Nachfolger zu wählen, indem er sein Bedauern darüber autdrúckte, daß er in seiner Familie feinen würdigen Erben habe. Jun der That haben i Hoffnungen, die er auf sie gründete, nicht gerec;tfertigt. Es ist aljo von der größten Wich- keit, daß Aegypten genügende Garantieen giebt, damit man sich nicht nah einigen Jahren eines unsichern Friedens wieder in denselben Verlegenheiten befinde, aus denen man gegenwär- tig herauszukommen sucht. Man bewillige Mehmed Ali, wa man seiner Stellung und seinen neven Siegen, so wie den ine teressen und der Würde des Reichs für angemessen hält, ver- gesse aber nicht, der Zukunft eine feste, dauerhafte Grundlage zu geben. Die Entwaffnung Aegyptens ist eine unumgängliche Bedingung jedes definitiven Vergleichs; nehmt dem Angreifer die Möglichkeit, den Vertrag, den er heute unterzeihnet, mor- gen zu brechen, sonst ist euer Werk nur Jronie und Täuschung und ihr habt die gegenwärtigen Schwierigkeiten nur aufgeschoben.“

BLiBDenlanin

Ein Korrespondent der Leipziger Allgemeinen Zei- tung berichtet in einem Schreiben aus Athen vom 12. August von den großen Erwartungen, welche die leßten Unfälle der Pforte besonders in Griechenland erregt haben sollen. Es wird von den Sympathieen oesprochen, die zwischen den Griechischen Einwohnern der Türkei und dencn von Hellas herrschen und dabei die jebige Gesinnung der muhamedanishen und der christlichen Einwohner der Levante folgendermaßen charakterisirt: „Der gemeine Türke lebt in dem alle _Thatkraft lóßmenden Glauben, daß Allah sein Volk für seine Sündhastigkeit demüi- thigen wolle, und daß der Glanz des muselmännishen Namens für immer erloschen sey. Er glaubt fest, daß die Zeit nicht fern sey, wo der Rechtgläubige an den Rajah das Charaschi entrich- ten werde, wie es bis jebt dieser an jenen zahlte, und dorum richtet er bei jedem Schlage, der sein Land trifft, an den Pro- pheteten das Gebet, das Maß der Leiden recht bold voll zu machen. Anders denkt und lebt der Grieche. Fest steht sein Glaube, daß seine Nation eine glücklichere, eine große Zukunft hat. Er weiß, daß diese durch deren Fortschreiten in allen Zwei-

| gen des menschlichen Wissens bedingt ist, und widmet dieser

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| lähmt hätte.

B arfta | So sehen wir,

Zukunft seine materiellen und geistigen Kräfte. l ; daß mitten unter der herrshenden Túrkischen Bevölkerung, die

| verächtlich auf die Beschäftigung mit den Wissenschaften nieder- | blickt, unter den Griechischen Bewohnern dieses Reiches eine | allgemeine geistige Regsamkeit sich kundgiebt; freiwillige Gaben | gründen Schulen, Bibliotheken und Kirchen :

der Gemeingeift ruft Gesellschaften zur Förderung dieser und ähnlicher Interessen

| hervor, und alle Aeußerungen der öffentlichen und Prií- vat - Thätigkeit der Griechen zeigen deutlih, daß sie wie ein abgesondertes Glied in der Türkischen Gemeinheit

leben, und daß sie kein Jnteresse an die Regierung und die herrshende Bevölkerung knüpft, als nur insoweit dadurch die materielle Existenz bedingt ist. Dabei unterhalten fle mit den freien Griechen alle Beziehungen eines brüderlichen Verkehrs; sie schaffen und unterhalten Bande der Freundschaft und der Ver- wandschaft und senden ihre Jugend nach den gelehrten Anstal- ten, in die Handels: Etablissements und in die allmälig sich bil- denden Werkstätten des freien Griechenlands, um Wissenschaften, Künste und Gewerbe auf die heimische Stätte zu verpflanzen, und fo mit ihren Stammesbrüdern gleichen Schritt in der Na- tional - Entwickelung zu halten. Wo ist da die Möglichkeit ge- geben, daß in dem Griechen je Achtung und Interesse für die glaubensfeindliche herrschende Bevölkerung wach werden, die er in

Trägheit und Ignoranz ein vegetirendes Leben führen sieht? Js es nicht vielmehr eine natürliche Folge der

diversen Richtung des National - Charakters, daß der Grieche im Bewußtseyn seiner geistigen Ueberlegenheit jene verachtet und nicht abläßt in seinem Bestreben, dieser unnatúr- lichen Herrschaft der unwissenden Masse úber die intelligente ein Ende zu machen? Es würde dieser Versuch auch sogleich nach der folgereichen Schlacht am Euphrat gemacht worden seyn, wenn nicht die entschiedene Abneigung des Königs von Grie chenland gegen jegliche Unterstüßung einer Erhebung der be- nachbarten Griechen deren Thätigkeit für den Augenblick ge- König Otto hat nicht nur seine Mißbilligung tol-

cer ruhestdrenden Unternehmungen auf das bestimmteste ausge:

sprochen, sondern auch mehreren Personen, die in den benach barten Türkischen Provinzen von Einfluß sind, untersagt, das Königreich zu verlassen. ¿Auch hat die Regierung in dem halb

offiziellen Journale das Publikum und bie Griechischen Jour- nale gewarnt, in irgend einer Weise aufregend auf die benach barten Provinzen zu wirken, und ihren ernsten Entschluß dahin

/ ausgesprochen, bei allen Wechselfällen der kommenden Ereignisse die Bahn der Versöhnung und der strenasten Neutralität zu

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| verfolgen

¡Die Unterhandlungen zwischen dec Pforte | „Nach Jhrem ¿ntrage voin 7ten d, M.

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Die Amtsblätter enthalten nach ste- Majestät des Königs: will Ich die Bestim- mung Meiner Ordres vom 4. Oftober 1827 und 25. März 1833, daß von Sceeschiffern der Militair-Dienstpflicht durch Seercisen nach andern Welttheilen und nah dem Mittelländischen Meere genügt werden fann, vorläufig und versuchsweise für drei Jahre auf alle Seereisen außerhalb der Ostsee ausdehnen , daher Sie demgemäß das Weitere zu verfügen haben. Tepliß, den 29. Juli 1839. C eor Wilhelm. An die Staats-Minisier von Rochow, Grafen von Alvensleben und General der Jnfanterie von Rauch.“

Derlin, 31, Aug: hende Allerhöchste Kabinets-Ordre Sr.

Berl) l Alg Das neueste „„Monatsblatt für die hiesige Armen - Verwaltung“ enthält einen Bericht úber die Verwaltung des Neuen Hospitals, nah welchem in der Anstalt am Schlusse des Jahres 10 männliche und 15 weibliche Domestiken und 153 männliche und 150 weibliche Hospitaliten, zusammen 328 Personen, verpflegt wurden. Jn dem genann- ten Jahre hatte sich die Personenzahl um 15 vermehrt und ers reichte dadur beinahe die auf 330 festgeseßte Etats-Zahl. Die Sterblichkeit in der Anstalt, in die nur alte oder sieche Leute aufgenommen werden, war Far geringer, als in früheren Jah- ren, belief sich dennoch auf 66 oder ungefähr 20 pCt. Unter den Gestorbenen waren 1% Personen im Lebens- alter von 81 bis 100 Jahren. Aus der Charité wurden 44 Sieche verpflegt, von denen am Ende des Jah- res noch 28 als Bestand verblieben sind. Nach dem Etat von 330 Personen sind die Kosten mit 18,969 Rthlr. 28 Sgr. 5 Pf. veranschlagt. Da jedoch im Laufe des Jahres durchs{nittlich täglich nur 320 Personen verpflegt wurden, so sind 1959 Rthlr. 13 Sgr. 2 Pf. davon erspart worden. Das

S O Ce IPI I S P r p He. 5

Kapital - Vermögen der Anstalt hat sich

U und betrug beim Jahres\chlusse 21,725 Rbl Rthsr. erhöht [

Nach der Uebersicht der hiesigen sämmtlichen Klein-Kin- der-Bewahr-Anstalten bestanden im Jahre 1838 deren Bes reits 22, und eine 23ste wurde neu eingerichtet. 1830 wurde die r Es sind in dieselben 1471 Kinder aufgenom- men, 1097 daraus entlassen worden, und 2536 Kinder am Ende des Jahres als Bestand verblieben. Die Anstalten hatten eine Einnahme von 12,166 Rthlr. 5 Pf. Die Ausgaben betrugen 10,715 Rthlr. 29 Sgr. 11 Pf, mithin verblieben 1450 Rthlr. 6 Pf. im Bestande.

Die Hollekten-Gelder, welche bei sämmtlihen Armen- Kommissionen im Jahre 1838 eingekommen sind, belaufen sich auf 29,105 Rthlr. §8 Sgr. Außerdem sind noch 42 Rthlr. 27 Sgr. 6 Pf. Reste zu erwarten.

Warmbrunn, 25. Aug. Am 21sten und 22sten d. M. wurde hier ein sehr zahlreich besuchtes und heiteres Fest der Erinnerung an die verlebte Studienzeit begangen. Aus allen Fakultäten und aus allen Gegenden Schlesiens hatten sich Com- militonen zusammengefunden. Mit einer Rede wurde es er- net; cin gemeinsames Mal im Freien folgte und am Abend

dem Kynaft ein solenner Kommers. Mit Musik und Fackeln de der Rückweg angetreten. Am zweiten Tage störte un- günstiges Wetter es zum Theil. Ein Proïog im Sheater und die Tuffüßhruna des „reisenden Studenten““ beslossen dasselbe.

"N CT gi R a

Die Tuch-Fabrication im Regrungs-Bezirke Bromberg. nders neue Ankömmlinge aus anderen Provinzen ungs-Bezirfe zu klagen vielfachen Anlaß finden, is der ( Handœerfer, hohe Preise für die Arbeit und der veschränfte niedere Standvunft, auf welchem das industrielle Leben f i I} die Klage darüber in den Städten fo ist fie auf dem Lande noch bet weitem gerechter, und es wird crflärlicher, weshalb eine folidere Bauart, die Anlage größerer Fabrications- und Îndufstriestätten, die Anwendung von Maschinen, die Berbefserungen von mancherlei Geräthen u. dgl. m. nur verhältnißmä g langsame Fortschritte machen, wozu noch im All: gemeinen die arößere Lässigkeit und Trägheit der dienenden und ar- beitenden Klase fomnzt. S gestattet, gegenwärtig nur cinen Industriezweig einer genaueren Betrachtung zu unterwerfen, der früher in der hiesigen Provinz nach den verschiedensten Seiten hin wohlthätig belebend ge-

ivirft hat, während jet überall die Klage über das Versiegen diefer Lebensquelle, tiber das immer ¡unchmende Abßerben dieses Ertwwerbs- zweiges laut wird, ohne daß jedoh oft die Klagenden sich bewußt iverden oder sich flax machen mögen, wo der Grund des Uebels zu És

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noch befindet.

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suchen, und wie und von wem ihm abzuhelfen seva möchte.

1E Die O Fabrication, die früher fo shwunghaft be- trieben ward, daß die ín hiesiger Provinz fabrizirten Tuche nicht bloß ibren geregelten und reihlihen Absay nach Polen hatten, das von bier aus fast ausschliéßlih versehen ward, sondern auch in großen Quautítätez nach Rußland, nach Konstantinopel,

Smyrna, ja seibst nach China gingen, und der Wohlstand vieler Städte lediglich auf diesem Indusilriezweige beruhte. Nach dem Jahre 1820 und zum Theil auch schon früber begann aber dieser fruchtbare Acter steriler zu werden. Die Aufnahme Deutscher Fabrikanten überhaupt und Tuchmacher insbefondere in Rußland und Polen, welche unter erheblichen Begtinstigungen stattfand, entlockte geschickte Arbeiter in großer Menge der Heimath, und in demselben schnellen Verhältniß stieg die Judustrie und Regsamkeit im Nachbarlande, das, dem cignen

Interesse folgend, sich bald fark genug füblte, das Ausland ganz zu zu entbehren, und sich nun \{chrof gegen dasselbe abzuschließen, so daß jeßt für unsere Gegenden die Russisch - Polnische Gränze zugleich die unüberjtcigliche Schranke jedweden vortheilhaften Handels - Verkehrs geworden if. Eine ebeuso allgemein verbreitete, als aber zugleich auch durchaus irrige Meinung is es, wenn der Verfall der Tuchfa- brication ín diesem Verstopfen des größten und sonst fast einzigen Ab- saß-Kanals allein gefunden werden soll, und es liegt ihr die bier, wie überall im Handelsieben unzul(ssige, und durch die Erfahrung nie und p/rgend gerechtfertigte Forderung zum Grunde, daß der Völkerverkehr nd das Ab- und Zustrômen der Handcls-Artrkel für alle Zeiten un- verandert fich gleich bleiben sollen. Vielmebr findet der denfende und seinem Fach gewachsene Kauf- und Gewecrbsmann eben in dem wech- seluden Wogen der großen völferbewegendeu Ereignisse, die fich nicht nur durch blutigen oder undlutigen Krieg, sondern auch durch e Ie Eibe betbätlgen und im den “dadur b -rvorgerufenen MKonjunfturen ín Handel und Gewerbe, das cigentlihe Feld seines Nachdentens und seiner Thätigkeit. =r erfeunt deu eisernen Zwang und die absolute Nothwendigkeit, mit immer gespannter Achtsamkeit und unermüdlicher Thätigkeit dahin zu arbeiten, dem neugestalteten Boden seine geheime Triebfraft abzu- laschen und die fürzenden Gewässer zu seinem Frommen in ein das rechte Bett zu leiten. An diesem Begreifen der Zeit - Fortschreiten mit ihr, fehlt es hier abex noch größtentheils : etsten wollen nicht von dem Alten lassen und finden in sich nicht die Mittel und die Kraft, sh nah dem Untergange desselben ¡ll retten und zu erhalten. Der Staat, fordern fie, foll ihnen helfen, joll dem Umschwunge des Rades der Zeit hemmend eutgegen treten, um se in ihrer alten, bequemen Welse zu bewahren.

Nach zehnjähriger Fraction sind in den Jahren 1828 bis 1837 eiiva 189 Stück Multum, 2244 Stlick Bovp und 23,164!/, Stüd Tuch, leßtere 7/4 breit, von 30—40 Ellen, im hiesigen Departement gefer- gt worden, eine mit dem früheren großartigen Betriebe in gar keine Vergleichung zu stellende Zahl. Moch beträchtlicher dürfte im Regie- rungs-Bezirk Posen der Äbstaud seyn. Vis zum Jahre 1835, das sh als das ungünstigste berausftellt, ging es immer abwárts. Im Jahre 1828 wurden noch 39,219, im Jahre 1830 30,843, im Jahre 1833 22,027, und im Jahre 1835 uur noch 13,607 Stück Tuch gefer- ligt, während die Boy - Fabrication sich im Ganzen gleich blieb, die Multum- Bereitung aber so unbedeutend tward, daß sie sich kiner genaueren Kontrolle entzog. Mit dem Jahre 1837 is der Vetrieb zwar wieder bis zu 26,805 gestiegen, doch hat dieses Jahr, so wie das verwichene, welches wieder auf 24,594 sank, doch nur die Höhe des fo bôchst unglücflihen Fahres der Cholera, 1831 (mit 22,930 Stück), um ein Geringes überschritten. Nach den in diesen Blättern (Nr. 323, Jahrg. 1838) mitgetheilten „Neuesten Nachrichten über einige besonders erhebliche Gegenstände der Gewerbfsamfkeit im Preußischen Staate“ erscheint die Provinz Posen schon, näch#} Preußen, als diejenige, welche am meisten binter den übrigen Provtnzen zurücksteht. Nach den am Ende des Jahres 1837 aufgenommenen Gewerbs- Tabellen tresffen von den 997 gebenden Stühlen in der Provinz Posen, die gewerbsweise und den 129, die als Nceben-Beschäftigung beschäftigt sind, Zeuge aus Schaaf- wolle ¡n verfertigen, auf das Bromberger Departement 520 der erste- ren und 120 der leßteren Art; und von den 877 Spiínn- Maschinen auf Schaafwolle uit 35,965 Spindeln der Provinz 486 mit 18,602 Spindeln auf den biesigen Regierungs-Bezirk, und gab es nur 28 Tuchscheerernmeiser, die anf eigene Rechnung arbeiteten, und 26 Lehr- linge und Gehülfen. Am bedeutendsten wird die öabrication jeßt noch in Schönlanke und Samoczyn betrieben, während in anderen ckrten, z. B. Caaraikau, Filehne, Radolin u. st. w. sie sehr gesunken oder ganz ges{chwunden ist. Ein direkter Absaß nach den Messen und

anderen Stapelplätzen des Handels findet, mit Ausnahme von Franf- furt a. d. O. (doch auch hicrhin nicht immer mit Glü), nur selten

ares er beshränft sich vielmehr {m Wesentlichen auf den Verbrauch in der Provinz und deren nächsten Umgegend. Das Fabrikat ist gefertigt wit tes Tuch, das aus dex Mittelwolle hiesiger Provinz |

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Von Seitenkdes Staats hat cs an Uptersilzungen und Auf- munterung zur Beförderung unnd Hebung diescs Gewerbes nicht ge- fehlt. Ausgezeichnete, über die gewöhnliche Sphäre ihrer Genoffen sih erhebende Fabrifanten sind mit Auszeichnung geehrt worden, es find Prämien und Unterstüßungen gegeben, Maschinen neuerer und besserer Erfindung angekauft und vertheilt, und für deren weiteren Verbreitung Sorge getragen, es sind größere Tuch-Lieferungen für das

ilítair den BVetriebsameren zugewandt, es ist dem, dem soliden Ge- werbe-Betricbe so höchst nachtheiligen, sonst in ungebührlichem Umfange betriebenen Hausirhaudel mit Tuchen „energisch gesteuert, und ers Aaerich ein eigener Tuchmarkft in Schönlanke neben den gewöhlichen frankt, fo erh cmgerichtet worden. Wenn n das Gewerbe dennoch a R d Russi daß Be Grund jenes ZUslaudes in etwas Anderem, die Tuch Fab L hen Gränzsperre liegen muß. Kn den Orten, wo melfens ication noch am lebhaftesten betricben wird, bestehen Statut gene Zuchmachergewerke, deren Verfassung sih auf alle uten und Privilegien gründet, und die nicht unerbebliches Cor- porations-Vermögen befißen, bedcutend genug, cine große Jndufstrie- Anstalt hinzustellen, und alle die Kleinen umher, welche jeßt sich füm- I, merlich näbren, in si aufiunebhmen, und zu größerem Verdienst zu bringen. Allein gerade in ihnen zeigt sich aur deutlichen der uralte Krebsschaden aller derartigen Verfassungen, wic der Netz der soforti- gen Ergreifung des mowmentanen fieinen Gewinnes, und die Gewobn- heit des hergebrachten Slenderganges jedem großen Plane für die Zukunft und jeder verbessernden Neuerung entgegentritt. Jbre | Verwaltung if in den Händen der durch Gevatterscyaft verbündeten Bevorrechteten, die das Talent und dei Gemeinsinn ¡urücdrängt, um

Neunter Bericht des Ritters von Gerstner aus Nord-Amerika, :

Cincinnati (im Staate Ohio) den 25. Juni 1839. Eisenbahnen in Belgien; Vergleichung derselben mit den Nord - Amerikanischen Bahnen.

In meinen früheren 8 Berichten habe ich eine gedrängte Dar- stellung den Amerifanishen Eisenbahnen und zue einc allgemeine Ansicht Über die hiesigen Banken und dic Dampfschifffahrt geliefert. N glaube, daß es für das Publikum auf dem Kontinente von Europa von Interesse scyn dürfte, die dort ausgeführten oder projeftirten Eisenbahnen mit den Amerikanischen Bahnen näher zu vergleichen, und jene Verbesserungeu kennen zu lernen, welche das Amerikanische Svstem bei den Europäischen Bahnen räthlich macht. Ich werde in diesem Berichte zunächst die Belgischen Bahnen , welche ih viermal bereiste, in cinem furzen Umrifse beschreiben, und mit den Amerikaní- {en Bahnen vergleichen. : Geschichte, Länge und Baukosten der Belgischen

s Bahnen.

„Die Eisenbahnen, welche bisher in England und auf dem Kon- tinente von Europa ausgeführt oder projektirt wurden, haben durch- aus nur den Zweck, zwei wichtige Punkte eines Landes mit cinander zu verbinden: bei ihrer Anlage is daher immer nur ein untergeord- nuetes Lokai-Juteresse berücksichtiget. Daß die Eisenbahnen als große Yeerslraßen zu betrachten seven, daß fie in einem ganzen Lande N 2 E 5 ie ne j die Haupt-Communicationen bilden können, daß síc daher mit Mitteln, den Verwandten zu bevorzugen, bei denen Viele in den Berathungen | welche nur einer ganzen Nation zu Gebote stehen, ausgeführt werden mitzustimmen haben, denen das Gewerbe und feine höheren Änteres- | sollen, hat bis ¡um Fahre 1834 niemand in Europa behauptet, und fen fremd find, und die von seiner Technik verstehen. Wenn | noch jet wird dies von etnflußreichen Personen bezweifelt und verneint. paher die Einzelnen in ihrer Armuth klagen, daß sie nicht im Stande | Belgien, seit 1815 mit Holland vereinigt, zeichnete sich in Europa seven, sich neue Verbesserungen anzueignen, und fosibare Maschinen | durch seine schönen Straßen und herrlichen Kanäle aus; die legteren anzuschaffen, wenn sie überdie Aufhebung des Hausirhandels mit Tuch fkla- | waren in dem flachen Lande meistens ohne Schleusen angelegt, und gen, weil ihnen dadurch der schnelle und dur feine Marftbereisung | dienten nicht bloß zum Gütertransporte, sondern auch zur Beförde- vertheuerte Absaß erschwert worden, und sie zur aus der Hand in den | rung von Reisenden, vorzüglich der unteren Volksklassen, die hier in Mund existiren können, wenn sie cs ¡um Theil sogar als cine Wohlthat er- | größerer Zabl als in irgend einem anderen Londe der Welt, die Ka- kennen, daß lie von herumzichenden fleinen Händlern, meistens Juden, | nalböte benüste. Wer wüirde es daher gewagt haben, Eisenbahnen geringe Quantitäten roher Wolle kaufen, oder gegen Tuch cintauschen | in Oppofition und ín paralleler Richtung mit fo vollkommenen Ka- fónnen, um doch nur Material zur Arbeit ¡n haben, da ihnen MWolí- nälen und Landstraßen anzulegen 2

nichts

Da

E M R E E a

märfte zu bezieben, oder direft von den Wollproduzenten zu kaufen, Mit- | Belgien hatte fich im Jahre 1830 von Holland getrennt und bald be- telund Kredit fehlen : ck so fönnten jene Corporationen das, was die Kräfte | griffen, daß das Land zu sciner vollen Beruhigung der „Arbeit“ be- des Einzelnen Übersteigt, durch die Mittel einerGesammtheit leicht erreichen, j dürfe. Eine Reihe weiser Geseze munterte die Nation zu nüßlichen an die Stelle der vielen cigennüßigen Qwischenbändler mit liberaler f und fruchtbringenden Unternehmungen auf, und Jedermann, der T: Uneigennügtigkeit treten, und jugleih erfennen, daß beim Betriebe im | lent und Lust hatte, fand Arbeit und Erwerb in dem Lande, welches, Großen durch die Theilung der Arbest dem Einzelnen nicht bloß ein | von allen feinen Nachbarn abgeschnitten, nur auf sich selbsi reduzirt schnellerer, sondern auch wesentlich eine verbesserte Verarbcituna mög- | war. Um aber die offentliche. Meinung zu gewinnen, bedurfte die lih, diesem wie der Gesellschaft aber ein sicherer und größerer Ge- | yeue Regierung eines großen Nationalwerkes, welches die winn bereitet wird. Möchten dagegen aber auch andererseits diese | Nachwelt noch mit B wunderung zn erfüllen vermag. Die Zeiten Klageuden begreifen, wie fie, die sie alle Mauipulationen der Berei- | der Aegyptischen Pyramiden, der Römischen Triumphbogen und der tung mit ibrer Hände Arbeit selbs machen müssen, niemals eine so | Französischen Kriegsmonumente waren vorbei: es sollte ein nüßliches wohlfeile und fo gute Waare liefern fönnen, als die großen Anstal- | Denkmal, ein Dez îmal des Friedens und der Aufklärung, an die für len/ wo trefflicze Maschinen hundert und tausend Hände überflügeln, | Belgien so verhängnißvollen Fahre erinnern. Der König ließ das wie sie ferner von eben jenen, von ihnen als Wokblthäter gevrie- ganze Land durch fähige Ingenieurs vermessen, die nothwendigen senen fleinen Handelsleuten auf das Erschrecklichste durh schlechte, | Pläne und Ueberschläge entwerfen, und am 1. Mai 1834 erschien das angefeuchtete, mit Shmut aller Art verunreinigter Waare betrogen | Geseß, ein Nes von Eisenbahnen durch das ganze König- werden, und daher das größere Volumen immer noch weit theurer | reich anzulegen, und dasselbe auf Staatskosten auszufüh- bezahlen, als das geringere, selbs ungewaschene und unsortirte, das | ren; an 2 Punkten, nämlich in Antwerpen und Ofiende sollte ‘die sie vom nächsten Bauern erbalten können : mögen fie sih wechselsei- | dic Eisenbahnen zum Meere führen, an 2 Punkten sollte sie sich mit tig nicht mit dem Mißtrauen betrachten, fondern mit Redlichkeit ihre | Franfreich und an einem Punkte mít Preußen verbinden.

Kräfte vereinigen, wenn die Getwerke ihnen nicht Beistand leisten Mit Staunen vernahm man in dem übrigen Europa die Kunde mogen, um das zu erlangen, was ihnen einzeln unmöglich ist; mögen | von dem Riesenwerke, welches ein von den Nordischen Souverains sie endlich sich aus falsch verstandenem Unabhängigfkeitssinn nicht | noch nicht anerkannter junger Staat mit bloß 4 Millionen Einwohz scheuen, lieber ihr geringfügiges selbsiständiges Gewerbe ganz aufzu- | nern zu unternehmen beabsichtige, und nur Wenige konnten die gro- geben / und ihre Kräfte und Kenntnisse cinem größeren Fadrifherren | ßen Resultate begreifen, welche dieses Riesen-Projeft, wenn es aus- zu verdingen, als jeßt in beschränkten, überfüllten düfieren Lokalen, | geführt wird, für die Selbstständigkeit der Nation, für ihre innere mit den unvollfommensten Werkzeugen, in dem Staub, Kehrigt und | Vereinigung und für ihren Handel und ihre Judustrie haben werde. Hauch der häuslichen engen Wirthschaft das unvollfommenste Fabri: } Das erstere war der Hauptzweck des großen Projektes, die Beförde- fat mübselig und langsam zu Wege zu bringen. Es ist Thatsache, rung des Handels und der Juadustrie der Nebenzweck, obgleich die daß in der Regel ein fo gefertigtes Stück Tuch, das 18 bis 2x Pfd. Mehrzahl, nur dem Matericilen huldigend, das zweite als den Haupt- shwer in die Walke geschickt wird, und 5 bis 6 Pfund an Gewicht | ¿weck ansah. i

durch das Walken verliert, ein Beweis, wie schr es von Unrcinigfkeit _ König Leopold fand in dem damaligen Minister der öffentlichen |troßen muß. Zur Ueberzeugung aber, wie in den meisten Wohnungen der | Arbeiten, Herrn de Theux, und seinem Nachfolger, Herrn Nothomb, gewöbnlichen Tuchmacher eine bessere Waare nicht gefertigt werden kann, | eine fráftige Stüge, die Zugenteurs wetteiferten, das Werk möglichst bedarf es nur eines Blickes {n ihre Werkstätten. Aber es können | zu befördern, und in 4 Jahren wurde bei weitem mehr geleifict, als auch die großeren uud wohlhabenderen Tuchmacher und Fabrifanten | man früher erwartete. “Der aufgeklärte Minister Nothomb erstattete nicht in Abrede siellen, daß fic mit wenigen leiht zu zählenden Aus- | jährlih den Kammeru Berichte und ließ nebenbei andere spezielle Bes nahmen, in der Bearbeitung der Tuche in ihren verschiedenen Sta richte über den Fortgang der Bahnen drucen, in welchen das Euro- dien weit hinter den Fabrikanten auderer Provinzen zurlick sind; daß | plische Publikum eine reichhaltige Quelle von Erfahrungen findet, die das neuere Maschinenwesen ihnen noch tbeils ganz fremd, theils noch | man vergebens in irgend einen anderen Berichte oder Werke sucht. gar nicht in dem erforderlichen Maße in Anwendung gebracht ist; Der beschränkte Raum der gegentvärtigen Aufsätze erlaubt keinen namentlich zeichnen sich die den Gewerken gehörigen Walkmühlen durch detaillirten Auszug aus den oben genannten Berichten des Ministers ihre alte unzweckmäßige Construction unvortheilhaft aus; und es darf | Nothomb und der Belgischen Jugenieure; ih werde daher nur eine daher nicht befremden, wenn hiex fabrizirte Tuche nach Berlin und | kurze Darstellung, welche die Zisfern-Resultate genau enthält, und j¡u- an andere Orte bingehen und vou dort nach erhaltener Nachrwalke | legt eine Vergleichung derselben mit den Amerikanischen Bahnen lie- und tüchtiger Appretur hierher wieder zurückkehren und für dortiges | fern. Nachstehende Tabelle enthált die cinzelnen Bahnstrecken, welche Fabrifat ausgegeben und mit hoheu Preise bezahlt werden. Längst | bis zum Schlusse 1838 eröffnet wurden, und ibre Länge in Meétren z ist es im Handelsstande kein Geheimniß mehr, daß Artikel {chlechter | zur besseren Bergleichung mit den Amerikanischen Bahnen twourde die Zualität, welche in den Marken, Schlesien und ín den westlihen | Länge in Englischen Meilen beigefügt.

Provinzen keinen Absat finden, der Provinz Posen zugesandt werden, -

wo sie dennoch bereitwillige Abnehmer finden, theils weii bei der grö- Gf Ä l y ßerea Armuth das Publikum sich damit begnügt, theils weit die preis- O e L n.6 würdige Waare gar nicht hierher gelangt, oder nur ¿zu übertheurem | : aelt der Eröffnung n Preise zu erlangen is. So fommen namentlich vom Rheine her, | Lon 11a ch Hiétres. |Enal; Bit troß der ungeheuren Entfernung und des schwierigen Transports, in | ———— bedeutenden Quantitäten Tuche hierher, deren geringe Dauerhaftig | Brüssel | Mecheln 5, Mai 1835 20,300 | 12,6 feit durch äußeren Glanz verdeckt wird. Allein nur wer von der Mecheln | Antwerpen | 3. Mai 1836 23,500 | 14,6 Noth des Augenblicks gezwungen ist, oder noch feine unangenehme Mecheln | Termonde | 2. Januar 1837 26,700 | 165 Erfahrungen gemacht hat, oder dem es au Gelegenheit fehlt, sich pri- | Mecheln | _Louvain f 10, September 1837 23,750 | 187 vatim direkt besser von ferober zu versehen, entschließt sich zum Kauf; Xouvain | Tirlemont 1 22. September 1837 17/700 | 1D und unter einem großen Theile der höheren Stände if es Brauch Termonde | Gent 28. September 1837 30,500 | 18,9 geworden, sich nicht bloß feinen Kleiderbedarf, sondern auch andere Tirlemont | Waremme | 2. April 1838 27900 6s Artikel, wie z. B. Taback, Kaffee, Reis, feine Graupen u. \. w. selbs Waremme | Ans 2. April 1838 18,900 | 11,7 aus der Ferne zu verschreiben, inden mau sie so besser und wohlfeiler Gent | Bruges 12, August 1838 44,500 | 27,6 erhält, als hier. - Bruges | Oftende | 28. August 1838 25,500 | 14,6 / Möge daher die Ueberzeugung immer wehr die Oberhand gewin- E Zusammen | 26,600 | 159 S n Se Ne Gränzsperre die biesige Tuch-Fabri- Zufolge des Berichts, welchen der Minisier Nothomb am 26. No- Trau geratheu seyn würde, weil sie bis Jeßt nicht | vember 1838 der Repräsentanten - Kammer erstattete, kosieten vorste-

hende 10 Sectionen, mit Inbegriff der Gebäude, Lokomotiven und Wagen 34 Millionen Fr., es fam also eine Französische Lteue von 2000 Metres auf 530,000 Fr., und eine Englische Meile auf 41,300 Dollars zu stehen. i 27!/

im Stande gewesen is, in derselben Weise technisch fortzuschreiten, wie dies andrer Orten geschehen und als uncerl{ßliche Nothwendigkeit erkannt is. Bevor die Intelligenz sich nicht so wie es bereits bei einigen verdienten wackern Fabrifherren geschehen i über das Gewöhnliche und Bisherige allgemein erhebt, fo lange die Fabrication hartuäig am Alten festhält und das nene Bessere sich nicht ancignet, so lange sie den fleinen handwerfsmäßigen Betrieh nicht ganz auf- giebt und sih zum fabrikmäßigen aufzushwingen weiß, so lange die Gewerbsgenofsen nur von außen her ihre Aufhülfe erwarten und fe nicht 1 fich selbst zu finden wissen, oder fih nicht tüchtig danach rüb- | ren mogen, und nicht mit erhöhten Gemectiufinn sich gegenseitig un- 2 terstüßen, entgegenkommen und sich die Hülfsquellen eröffnen, die ih-

nen vor der Thür liegen fo lange is an eine Wiederherstellung

und einen blühenden Aufschwung ihres Gewerbes nicht zu denken. An Absatz wird es nicht fehlen, sobald das biesige Fabrikat nur mit dem anderer Gegenden nach Qualität und Prets in Konkurrenz zu kreten vermag; es sind in neuerer Zeit bedeutende Bestellungen aus

Die Bahn von Brüssel nah Antwerpen, 271/, Meilen lang, ist mit doppeltem, alle anderen aber nur mit cinfachem Geleise angelegt; die Schicuen wiegen #5 Englische Pfund pro Yard. Dagegen fehlt noch cín großer Theil der Gebäude, es sind noch Ar beiten an der Bahn herzustellen, es fehlen noch Wagen für den Waa- ren-Transport und dgl. m. Jst alles dies beendigt, so wird die Eng- lische Mcile einfache Bahn nicht weniger als 45,000 Dollars fosten. Fahrtpreise auf den Belgischen Bahnen; Geschwin- E digkeit der Fahrten L

Auf den Belgischen Bahnen find # Klassen Wagen eingeführt, welche sich durch ihre Eleganz und Bequemlichkeit unterscheiden, jedocchz in demsclhen Train, folglich d gleicher Geschwindigkeit gehen. Die Reducti er Fahrtpreise giebt: N i

Sl aa U M 2!/z Cent. *) die Meile } für einen Reisenden F » mit 20 Kilogr, oder

S E E L

Westpreußen gemacht worden, die sich bei Zufriedenheit der Besteller » o Diligcices. E » » mit der gelieferten Waare ohne Zweifel wiederholen werden; es bie- | » » Chars à bancs 1/2 » B 44 Englischen Pfd. tet der Deutsche Zoll- Verband enen erweiterten Markt dar: es E » Waggois M 9% E Gepäck.

Die Trains machen mit Einschluß aller Aufenthalte in der Stunde

17 Engl. Meilen, ohne Aufenthalt 20 bis 25 Engl. Meilen.

3) Verfchr und Brutto-Revennuec der Belgischen Bahnen. Dic Belgischen Bahnen wurden von ciner bei weitem größeren

Anzahl Reisender benußt, als dies bei allen anderea Bahnen der Fall

ferner nahe, daß es den biesigen Woll-Produzenten von böchstem Fn- teresse seyn wuß, ihre Wolle in der Provinz selbst, ohne (i n zeit- und kostspieligen Verfahren nah entlegenen Märkten und den- noch aufs Ungewisse hin schreiten ¡u müssen, an solide Fabrikanten abzuseven, welche sie dann auch schneller, sicherer und jedenfalls bissi-

ger als jest erbalten würden. S. j : °) Wir erinnern, daß ein Dollar = 100 Amerikanische Centimes

= 533 Französische Centimes if,

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