1839 / 280 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

“arer S C T M RDR Aer Pr R Zat A

V

Verpflichtungen in Europa prompt nachzukommen. Dies wird uns der am 5. Oktober ankommende „Great Western“/ und der

am 15ten ankommende „Liverpool“ lehren.“

Großbritanien und Irland.

London, 2. Okt. Am vorigen Mittwoch fam von een pool eine Deputation von Kaufleuten hier an, Um Fe ien Und der auswärtigen Angelegenheiten Se Aufwartung zU m i” pi sich mit ihm über die Lage der Dinge in China F statt. Die Unterredung fand am Freitag im ausväregen hres Be, Na jo dem Minister den Zweck ihres BDe- chdem die Deputatio * smerston vollkom- suchs- auseinandergeseßt hatte, räumte Lord Palme E Eeias von men ein, daß der Handel zwischen Glas S agten der hôchsten Wichtigkeit und daß dringende Fotbendigueit s handen sey, demselben größere Sicherheit zu verleihen. Ae S putation, sagte er, kónne si darauf verlassen, daß er diesem Se- genstande seine ernstlichste Aufmerksamkeit gewidmet habe, und wenn er auch, da mehrere Regierungs-Mitglieder von London abwesend seyen jest mit seinen Kollegen nicht darüber konferiren könne, so hoffe er doch daß in wenigen Tagen ein Kabinetsrath stattfinden und daß man darin diese Frage in die reiflichste Erwägung ziehen werde. Die Deputation verließ das auswärtige Amt sehr zufrie- den und vollflommen davon überzeugt, daß, in welcher Weise auch die Regierung einzuschreiten rathsam finden möchte, dieses Einschreiten der Freiheit, dem Leben und Eigenthum der Briti- schen Unterthanen in ihrem Verkehr mit den Chinesen den nöthi- gen Schub gewähren werde. Die bei dem Chinesischen Handel betheiligte Kaufmannschaft von Manchester und Liverpool hat die Herren Crawford, Larpent und Abel Smith in Lon- don dazu ausersehen, Äber ihre Interessen mit zu wachen und

mit der Regierung von Zeit zu Zeit über die Verhältnisse in -}

China Rúckfsprache zu nehmen. Jm Lauf jener Unterredung wurde unter Anderem bemerklih gemacht, daß einer der Depu-

- tations-Mitglieder in einem einzigen Jahre mehr Fabrikate nach

Canton ausgeführt habe, als die ganze Ostindische Compagnie während ihres Monopols in gleichem Zeitraum.

In einem Börsen - Artikel der Morning Post, von wel- chem man glaubte, daß er von den hiesigen Bank - Direktoren herrühre, kam kürzlich folgende bedenkliche Aeußerung vor: „Das Unglück der Bank der Vereinigten Staaten, - die Nichtannahme der Tratten aus Hottinger betreffend, ist, daß sie mehr zur Un- terstúbung des Handels thun wollte, als ihr in der gegenwärti- gen Epoche großen Finanzdrucks gelingen konnte. Die ÜUnzuläng- lichkeit unserer vorjährigen Getraide - Aerndte und die nicht eben sonderlichen Aussichten für die diesjährige haben, wie sich Jeder- mann sagen muß, die Direktoren der Bank von England in die äußerste Verlegenheit geseßt; unser Gold - Vorrath hat nach und nach abgenommen und ist jeßt unter dei Millionen Pfund; in- zwischen finden die Direktoren der Bank eine Hülfsquelle in ih- rer Bundes - Genossin, der Bank von Frankreich, die gerade jeßt einen Ueberfluß an edlen Metallen in ihren Gewölben hat und froh ist, eine Gelegenheit zu finden, einen Theil ihrer Last los zu werden, so daß, wenn auch noch mehr Getraide eingeführt werden muß für den Bedarf des laufenden Jahrs, doch Alles gut gehen dürfte, bis die Legislatur irgend eine dauernde Abhülfe für solcherlei Konjunkturen ausgefunden haben wird.“ Der Spectator meint hierauf, die Direktoren der Französischen Bank, die an solchem zufälligen Ueberfluß er- stiften, seyen doch Glückskinder zu nennen. Was unter der ,, dauernden Abhülfe ‘/ eigentlich verstanden werden solle, darüber lasse die „Morning Post“ nichts verlauten. Etwa die Aufhebung der Korngeseze? Das werde wohl ein Toryblatt dabei schwerlich im Sinn haben. Also vermuthlich die Emission von Einpfundnoten. Ob dies aber, ab- gesehen von der Unredlichkeit einer solchen Maßregel, eine dauernde Abhülfe seyn würde, möchte sehr bezweifelt werden. Jndeß ge- winnt das Gerücht immer mehr Glauben, daß die Bank wirklich in furzem solche Noten ausgeben und daß ein Geheimeraths- Befehl die Geldzahlungen beschränken werde. Die Times erklärt dies, wenn es dazu kommen sollte, für ein sehr ernstliches Uebel, welches den allgemeinen Ruf nach ciner Reform der Bank-Ver- waltung, vielleicht selbst nach Zurücknahme ihres Freibriefs zur Folge haben und dem Englischen Kredit im Auslande einen furcht- baren Stoß verseßen würde.

Die. lebten Nachrichten aus Madrid veranlassen die Mor- ning Chronicle zu folgenden Bemerkungen: „Die Cortes und das Ministerium stimmen nicht recht zusammen, doch is es noch zu keinem offenen Bruch zwischen ihnen gekommen. Das lebtere macht (obenswerthe Anstrengungen, alles Mögliche für die Bas- ken zu thun; aber es scheint ihm auch mehr, als nöthig, daran zu liegen, allen Ruhm der Nachgiebigkeit und Pacifizirung für sih zu ärndten, ohne daß es die erforderliche Mühe und Zeit darauf verwendet, über einen Vergleich zwischen den Baskischen Provinzen und dem N Spanien gehörig nachzu- denken und dauerhaften Grund dazu zu legen. Das Ministerium scheint den Basken gern zunächst Alles durch ein Votum ver- sprechen Und dann in einigen Monaten, oder vielleicht erst nach der Zwischenzeit von einer Session zur anderen, die Sache zur Erörterung bringen und die Entscheidung darüber herbeiführen a wollen, was unter jenem Versprechen gemeint worden. Die ‘teberalen dagegen wollen wenigstens die Grundlage zu einer künftigen Uebercinkunsft bestimmt und festgestellt sehen, und sie haben deshalb verschiedene Dokumente und Aufschlüsse verlangt, wie z. B. die Un- terhandlungen über Muñagorri's Sache, zu deren Mittheilung aber das Kabinet nicht geneigt zu seyn scheint; und während die Ministeriellen dies verweigern, machen sie es andererseits dem Ausschuß zum Vorwurf, daß derselbe nicht in wenigen Tagen einen Bericht über die Fuero's entworfen hat. Der Bericht muß verlesen und das Votum abgegebett werden, sonst wird jeder noch so geringfügige Zwi über die Sache zum Vorwand dienen, die Kammer aufzulösen. Das Ziel des D btteval Aix is nur, eine lästige und zu liberale Majorität loszuwerden. Das Ziel der Moderados, welche im Geheimen das Ohr der Königin Regen- tin besißen, der wiederum der Französische Hof seine Rathschläge uflüstert, besteht darin, diejenigen Mitglieder der Karlistischen

Partei, der Aristokratie und der Kirche auf ihre Scite zu zie-

hen, die sich von der Hoffnungslosigkeit der Sache des Don Carlos überzeugt haben, und die daher woßl zu bewegen seyn dúrften, sich um FJfsabella zu sammeln und zum Um- stoß der in den leßten Jahren den Liberalen gemachten zu demokratischen Zugeständnisse mitzuwirken. Was seit 1831 daheim stets der Lieblingsplan des Französischen Hofes gewesen ist, wird ohne Zweifel von ihm auch dem Spanischen Hofe zu Madrid an die Hand gegeben werden. So finden wir denn die Moderados für den Klerus Partei nehinend, auf den Zehnten bestehend, sich zu Kämpen für die Basken aufwerfend und selbst noch über die Forderung der Basken hinausgehend ; genug, wenn durch irgend eine Maßregel ein Tory- oder Ultra-Rekrut zu ge- winnen ist, so stimmen die Moderados für diese Maßregel. Sie sind die Doctrinairs, sie möchten gern die Tories der Halbinsel

1154

seyn, Und wir werden zweifelFWhne einen heftigen Kaikpf zielen ihnen und den Liberalen von neuem beginnen sehen. s wäre jedo zu wünschen, daß die Moderado's, ehe sie sih in eine Nachahmüng der Französischen Tory-Nacheiferer stürzen, erst das gänzliche Fehlschlagen der Zwecke dieser Partei beachteten, die mit all’ ihren Bemühungen doch wenige Konvertiten Und wenig oder gar feine Unterstüßung bei der legitimistischen Partei gewonnen hat, und die, dg sie über keinen Anhang von Seiten der alten Aristokratie gebietet und zugleich von dem Handelsstande mit Argwohn betrachtet wird, sich dazu verurtheilt sicht, entwe- der von der Hofgunst zu leben oder zu einer kleinen unbedeuten- tenden Coterie herabzusinken. Das Spanische -Ministerium hat Úberdies in seiner Unwissenheit und Gedaufkénlosigkeit das Wenige, was es von Gedanken hat, Dch vou der Französischen Hosfschule entlehnt. So war es eine seiner ersten Handlungen, in einem Augenblick, &vo die Auszahlung eines Beamtengehalts etwas Un- erhörtes und Unausführbares ist, ein Gescl einzubringen, wodurch ein zahlreicher Staatsrath, nach Art des Französischen, ernannt werden soll. Der Zweck dabei is nur, fih Patronat zu \{afen, die Deputirten zu gewinnen und am Ende den Staatsrath zu einem eben do nichtigen und gehössigen Spielwerk zu machen, wie cr es in Frankreich ist.“ Eo D S L

Brüússel, 3. Okt. Die jeßt in Gent stattfindenden unruhi- gen Auftritte (f. Gent) -seßen alle unsere Ministericen in Be- wegung. Das Kriegs - Ministerium hat mehrere Couriere nach Gent und anderen Flandrischen Städten geschickt, wahrscheinlich um cine größere Truppen in dieser Stadt zusammenzuzichen. Hier wollte man bereits wissen, die Stadt Gent sey durch einen Königl. Befehl in Belagerungszustand erklärt worden, doch ist

* dies wahrscheinlich voreilig. Gestern Vormittags ist “das in Ant- “werpen stehende Jäger - Regiment auf der Eisenbahn nah Gent befördert worden. Der ganze Aufstand in Gent ist übrigens cin Resultat der Vereinigung der dortigen Republikaner mit den =ODrangisten, was auch aus dem Umstand hervorgeht, daß man Zabwechselnd den Ruf: „Es lebe die Republik!“/ und „Es lebe

der Prinz von Oranien!“ gehört hat.

Die Regierung lóßt Tag und Nacht Lokomotive auf der Ei- senbahn bereit halten, um auf diesem Wege die nöthigen Befehle und Menschen nach Gent zu schaffen.

Einem Erlasse des Kriegs-Ministers zufolge, is eine große Anzahl Beurlaubter wieder zu den Fahnen einberufen worden, um die Bgzaillone wieder auf den Normalzustand von 500 Mann zu bringen. i

Auch die Garnisonen von Mecheln, Termonde und Brügge haben Befeh!k erhalten, Truppen nach Gent abzusenden. E

Die gestrige Nachricht, daß der Graf von Arschot zum Se- nator gewählt worden, bestätigt sich nicht; vielmehr hat fein Mit- bewerber Herr von Bricy die: meisten Stimmen erhalten.

Goltty L'OFf f ihrer Arbeiter herabgeseßt, mit Ausnahme des Herrn van Gandt. E Tagen folgte auch dieser dem allgemeinen Beispiel. Ein Haufe seiner damit unzufriedenen Arbeiter versammelte sich heute Nachmittags vor dessen Fabrik, um die Arbeiter, die den- noch fortarbeiten wollten, daran zu verhindern. Die Behörden nahmen sofort ihre Maßregeln und entwickelten bedeutende mili- tairische Streitkräfte. Dessenungeachtet blieb das Volk von Nach-

pen vereinigt, die das vorüberziehende Militair auszischten und verhdhnten. Namentlich war der Kommandant van de Poele das Ziel der Feindseligkeiten; es flogen sogar Steine nach ihm. Zu gleicher Zeit fand auf dem Rathhause eine Versammlung von Fabrikanten statt. Sie war sehr zahlreich besucht. Der Zweck war die Bildung cines Vereins zur Hebung der Baumwoll -Fa- briéen, nicht nux von Gent, sondern des ganzen Landes. Es wurde die Bildung eines Central - Comités zu Gent beschlossen, das provisorisch aus 21 Mitgliedern gebildet wurde. Actien von 5 Francs werden die Kosten der Gesellschaft decéen. Vier Actien geben cine Stimme. Hauptsächlich soll die Regierung um Maß- regeln zur Hebung der Baumwoll-Industrie angegangen werden.

Das Journal des Flandres theiit folgende Details über die oben erwähnten Unordnungen mit: „Auf dem Freitagsmarkre rissen die Arbeiter den Freiheitsbaum aus; hierauf zogen fie, mit Scheiten Holz bewafsnet, über den Plaß und parodirten das Militair. Ein Jnfanterie-Piquet, das an diesem Orte stationirt und unzureichend war, die Menge zu zerstreuen, begnügte sich, dieselbe zu beaufsichtigen ; aber bald kam der Oberst van de Poele, Plaß-Kommandant, mit einer halben Schwadron Kürassiere an; er gab Befchl, die Rotte zu zerstreuen, und bald war der Plaß gereinigt; aber die Gruppen bildeten sich von neuem, s{leuderten Steine und \hrieen gegen den Pla-Kommandanten. Die Hal- tung der Truppen hinderte jede weitere Unordnung. Uebrigens hatte die Behörde zahlreiche Maßregeln zur Verhütung der Un- ordnungen getroffen. Cin Jnfanterie-Piquet schüßte die Zugänge der Fabrik des Herrn De Grandt van der Schueren. Ein Drohbrief war an diesen Fabrikanten gerichtet worden. Man versichert, der berüchtigte. Kats ey in der Stadt gewesen und habe an diesem Nachmittage in 2 Volks - Versammlungen gepre- digt. Um 11 Uhr Abends war auf dem Freitagsmarête nocl eine Gruppe von 50 Jndividuen, meistens Straßenbuben, die unter Absingung der Marseillaise den Freiheitsbaum gänzlich ent- wurvzelten. Die bewaffnete Macht, welche ohne Zweifel ihre An- wesenheit für unnüß hielt, hatte fich zurückgezogen.“/

Gent, 3. Okt. Auch ‘heute enthält der Messager de Gand noch mehrere Berichte über die Tumulte am 1sen d. M., die zum Theil auch gestern noch fortdauerten. Seiner Darstel- lung zufolge, hätte sich das Militair mit großer Unvorsichtigkeit benommen, doch ist bei der, Parteilichkeit des Blattes seinen An- gaben nicht recht zu trauen. Mehrere Fabrik-Arbeiter, die angeb- lich ganz ruhig sich verhielten, sind shwer verwundet worden; der Chef derselben, ein gewisser Dhossche, der großen Einfluß besist und auch von dem Bürgermeister mehreremal zu Unterhandlun- gen mit den unzufriedenen Arbeitern gebraucht wurde, is jeßt verhaftet. Der Bürgermeister i cine Proclamation an die Ein- wohner erlassen, in welcher dieselben aufgefordert werden, so viel als möglich zur Wiederherstellung der Ruhe beizutragen.

D eUL Glau d.

Mannheim, 30. Sept. Die 2te Versammlung Deut- scher Philologen und Schulmänner war nach dem Beschlusse der Ersteren diesen Herbst in Mannheim eingeleitet worden. Ein säd- tisches Comits, bestehend aus dem Herrn Ober-Bürgermeister Foly, Herrn Geh. Hofrath Nüßlin, Direktor des Lyceums, Herrn Baron von Herdling, Herrn Artaria und acht andern Notabeln des Standes der Beamten, der Kaufleute und Bür- ger war bemüht gewesen, die nöthigen Vorbereitungen zum Em-

pfange und zur Unterbringung der erwarteten Gäste zu treffen.

- - (r T À f, S Alle unsere Fabrikanten hatten den Lohn

mittags 4 bis Abends 9 Uhr ‘auf den Straßen in zahlreiche Grup- -

Festlichkeiten und Unterhaltungen, welche in trgend einer W mit Kosten für die Stadt oder die Regierung verbunden gewe- sen wären, hatte mach Auftrag und Beschluß der gxsten Versamm- lung Herr Geh. Hofrath Nüßlis in ihrem Were, als dem Zwecke und den Wünschen derselben entgegen, mit Dank abge- lehnt. Die Ankommenden wurden in der Post und an dem Landungsplaße der Dampfböte von Mitgliedern des Comittg empfangen. Bei der Inscription erhielten sie Eintritts; farten zu den Kunstsammlungen und einen Wegweiser zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt, den die Schüler der bei; den oberen Klassen des Lyceums „den Deutschen Lehrern“ haben drucken lassen und ihzen gewidmet hatten. / Für gemeinsame Mittagessen und Abendunterhaltungen -war -das Gasthaus zum Rheinischen Hofe bestimmt. Am Michaelistage, gesdern, waren über 120 Gelehrte als Mitglieder der Versammlung eingeschrie- ben, unter ihnen aus Heidelberg Geheime Rath Kreuzer und Hofrach Bähr, aus Karlsruhe Ministerialrath Zell, Dieses Jahr Präsident der Versammlung, Ober-Studienrath Kärcher, Professor Beck von Rastatt; aus Basel waren Gerlach und Vischer, aus Zürich Sauppe, aus Speyer Hofrath Jäger, aus Hessen- Darmstadt die Ober-Studienräthe und Professoren Schacht, Steinmes und Hillebrand und Osann aus Gießen; aus dem Kurfürstenthum Hessen Hermann und J. Cäsar von Marburg; aus den Preußischen Provinzen am Rhein unter Anderen Welcker, Ritschl und Lörschh von Bonn; aus Wüxt- temberg Pauly, Osiander von Stuttgart, Walz von Tübingen; aus den Bayerschen Landen Thiersh von München, Döderlein von Erlangen, Fabri von Nürnberg, Reuter von Aschaffenburg; aus den Herzoglich Sächsischen Landen, Jacobs und Roft von Gotha, Reim von Eisenach, Weber von Weimar erschienen, dazu mehrere aus Elsaß und Herr Suringar aus Holland. Fch nenne diese nur nah Anhdrung des Verzeichnisses, ohne in den Namen alle Notabilitäten begreifen zu wollen , die sich aus den genannten Ländern in großer Zahl versammelt hatten. Um 9 Uhr begann in dem Saale des Lyceums die erste nicht dffentliche oder vorbereitende Sißung, in- der das Büreau konstituirt , die Reihenfolge der Vorträge bestimmt, über Druck der Protokolle und anderes die innere Ordnung der Versammlung Betreffende Beschluß gefaßt wurde; den Übrigen Theil des Tages benukte der größere Theil der Versammlung zu einer. Fahrt nach Schweßingen. Die erste dfentliche Sißung wird heute stattfin- den. Nach dem Schlusse eines jeden Vortrags wird über seinen Inhalt zu mündlicher Erörterung Gelegenheit gegeben. Die hier eingetroffenen gelehrten Gäste rühmen allgemein die Freundlich- keit und Zuvorkommenheit, mit der man ihnen in allen Verhält- nissen entgegen kommt.

Kassel, 5. Okt. Die diesjährige Ausstellung inländischer Gewerbs- Erzeugnisse hat bei allen Ständen eine so rege und allgemeine Theilnahme gefunden, daß die Dauer derselben um 8& Tage verlänget® wurde. Auch Jhre Königl. Hoheit die Kür- fúrstin haben, in Begleitung der Prinzessin Karoline, die Aué- stellung wiederholt besucht, alle einzelnen Gegenstände einer beson- deren Aufmerksamkeit gewürdigt und in den huldvollsten Aus- drücken sich über das erfreuliche Fortschreiten des vaterländischen Gewerbfleißes ausgesprochen.

Darmstadt, 4. Oft. Gestern trafen Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen (Bruder Sr. Majestät) mit Gemahlin und Prinzessin Tochter Marie Königl. Hoheiten hier ein, stiegen bei Sr. Hoheit dem Prinzen Karl ab und werden einige Tage hier verweilen.

S L

Zürich, 1. Oft. Heute versammelte sih der große Rath. Der Prôsident Ulrich eröffnete die Sißung mit einem kurzen Uceberblick über die Traktanden, denen sih noch ein Beschluß- Antrag des Negierungs-Rathes auf Zürich's Austritt aus dem Siebner-Konkordat angereiht hatte. Jn Bezug auf die Beseßung des Obergerichts bemerkte der Präsident, es solle eine Behörde werden, die über jeder Partei stehe. Ueber die des Erziehungs- Rathes ward geäußert, man möge dafür sorgen, daß Erscheinun- gen, wie sie im leßten Erziehungs-Rathe stattgefunden, sich nicht wiederholen können, aber auch sich vor schädlicher Einseitigkeit hüten. Nach Beeidigung einiger Mitglieder des großen Rathes wurde folgender Beschluß-Entwurf des Regierungs-Rathes vorgelegt:

„Der große Rath, auf den Antrag des Regierungs-Rathes, in Betracht, daß befondere Bündnisse unter einzelnen Kantonen nicht nur der Einigkeit und Stärke der Schweiz nicht förderlich, sondern vielmehr geeignet sind, Parteiungen unter den Bundes- brúdern hervorzurufen, in Betracht, daß das unterm 17. März 1832 von den Ständen Zürich, Bern, Luzern, Solothurn, St. Gallen, Aargau und Thurgau zu 4 énfeieiget Gewährleistung ihrer Verfassungen abgeschlossene Konkordat sich in der Erfahrung als úberfiüssig und unzweckmäßig erwiesen, beschließt: 1) Der Stand Zürich erklärt seinen Austritt aus dem unterm 17. E 1932 eingegangenen Konkordate. 2) Der Regierungs-Rath ij mit Vollziehung des gegenwärtigen Beschlusses beauftragt. Dr. Bluntschli bemerkte als Referent: Er freue sich, dem gro- ßen Rath diesen Entwurf vorlegen zu können. Die Gefährlich- keit des Konkordates sey schon bei seiner Schließung von einem gro- ßen Theile des damaligen großen Rathes eingesehen worden. Kurz wolle er nun die Bedeutng von Zürichs Austritt für unsere innere Lage und für unsere Stellung gegenüber der Eidgenossenschaft beleuchten. Der besondere Bund der sieben Stände hatte den Zweck, die neuen Verfassungen zu gewährleisten. Das gleiche war schon durch den Bundesvertrag erreicht, hier auf eine eidgenössische, dort auf eine sceparatbündische Weise. Die Mittel, welche das Sieb- nerfondordat anwendet, sind anderer Art, als diejenigen des Bun- des. Das Siebnerkonkordat giebt einzelnen Ständen das Recht, ungevufen, von sich aus sich in die Angelegenheiten eines anderen Kan- tons zu mischen, was sich mit der Ruhe und der Souverainetät der eidgenössischen Stände nicht verträgt. Und wie es damit ge- meint isk, haben wir in den neuesten Tagen erfahren, als man in der That es is vergebens in Abrede gestellt worden in der That, Einmischung versucht und angeboten hat. Man sagt: der Bund stellt nur die Regierungen sicher, das Konkordat soll auch das Volk schüßen gegenüber den Regierungen. Auch darüber haben wir merkwürdige Erfahrungen gemacht. Es is eine schlagende That- sache, daß von allen Ständen, die nicht im Siebnerkonkordat stan- den, unsere gegenwärtige Ordnung, die doch gewiß im Sinne des Volkes is, vollständig anerkannt worden ist, während die Stände des Sicbnerkonkordats wenigstens theilweise sich geneigt zeigten, das Volk gegenüber der Regierung nicht zu {üßen, son- dern zu unterdrücken. So geht es mit allen bösen Dingen: das Gegentheil von dem wird erreicht, was beabsichtigt worden. Der Austritt aus dem Konkordate ist aber nicht nur für sich, für un- sere Ruhe wichtig, sondern au für unsere Stellung gegenüber der Eidgenossenschaft. Jch muß die eidgenössische Politik in den leßten Zeiten kurz zeichnen. Die sieben Stände waren unter sich

1

unden. Mehrere derselben gehdrten, wenigstens in thren áup- un den Extremen an. Zürich hatte noch eine gewisse en De: zur Mäßigung; es war von den übrigen der siebeStände aur fortgeshleppt worden. Im Verein mit diesen drücktè es auf die kleinen Kantone; Und indem es sich von seiner alten Politik lossagte, und darum seinen Kredit verlor, wurden die kleineren Stände einem allgemeinen moralischen Druck unterworfen. Das ist nicht die wahre Politik von Zürich. Die Geschichte hat Zü- rih zum Prinzip die Gerechtigkeit und die Mäßigung angewie- sen, und wenn es nun diese Politik, seine historische Politik, wieder kräftig äußert, werden sich um Zürich wieder die meisten Stände sammeln, sie werden in ihm die Garantie ihres eigenen Bestehens finden. Damit das geschehe, muß Zürich der erste Stand seyn, der sih von Separat-Bündnissen lossagt, welche nur eine Partei in der Eidgenossenschaft repräsentiren. Es wird über unseren Beschluß eine große Freude in der Eidgenossenschaft seyn, auch in den Konkordats-Kantonen selbst; wenn auch nicht bei einigen ihrer Regierungen, doch bei den Völkern. ‘/

Die Vorschlag-Liste des Regierungs-Raths zur Beseßung des *Erziehungs-Raths enthält folgende Namen: Ferd. Meyer, Húni, Sulzer, Escher, Antistes Füßli, Dr. Rahn-Escher, Eßlinger, Weiß, Ulrich, Mousson, Keller, Pfarrer Hirzel von Pfäffikon, Pfarrer Bleuler, Pfarrer Zimmermann, Ziegler. Jn einer ersten Bera- thung war, wie verlautet, auch der hauptsächlichste Begründer der jebigen Organisatien unserer hdheren Lehr-Anstalten, Professor Kaspar von Orelli, in den Vorschlag aufgenommen worden. Es gelang dies den lebhaften Bemühungen Dr. Bluntschli's. Nach näherer Erkundigung über die Stimmung des großen Raths scheint man es rathsamer’ gefunden zu haben, Orelli's Namen zu- rácfzuziehen. P

Spanien.

Madrid, 26. Sept. Jn der gestrigen Sißung der Depu- tirten - Kammer trug Herr Mendizabal darauf an, daß das Mí- nisterium der Kammer alle auf die Abschließung der Convention yon Bergara und den Vertrag mit Muñagorri bezüglichen Pa- piere vorlegen solle. Die Kammer beschloß, den Antrag in Er- wägung zu ziehen.

_._Das Ministerium mißbilligt den von der Majorität der Kommission abgefaßten Geseß-Entwurf und hat sich für die An- sicht der Minorität erklärt. Am Sonnabend beginnen die De- batten über diesen Gegenstand, und zwar mit dem Geseß-Entwurf der Minorität, der von Herrn Olozaga und seinen politischen Freunden vertheidigt wird. Nimmt die Kammer diesen an, so fommt der Entwurf der Majorität gar nicht zur Diskussion.

Die Hof-Zeitung enthält einen Befehl des Ministers des Innern an alle öffentlichen Beamte, Niemanden wegen seiner \rüheren politischen Meinung ju verfolgen, vielmehr durch freund- liches Entgegenkommen dazu beizutragen, daß die Karlisten sich der constitutionnellen Sache anschließen.

Die Allgemeine Zeitung giebt aus Madrid vom 21. September folgende Uebersicht des von der Regierung den Cortes vorgelegten Budgets von 1839:

A e i Neale de Vellon. Dotation des Königlichen Hauses 43,000,000 Staatsschuld: Zinsen und Amortisation der in- nern Schuld Zinsen und Amortisation der aus- wärtigen Schuld Spezielle Kosten für beide . Central-Verwaltung der Amortisa- tions-Kasse Verwaltung der Provinzial - Kas- sen desselben Zinsen von Anleihen verschiedener

Corporationen B27: o C H 306,568,287 Staats-Ministerium 9,014,220 Justiz-Ministerium 18 498/056 Finanz-Ministerium 328,551,495 Ministertum des Innern 115,496,509 Kriegs-Ministerium :

ordentliches Budget außerordentliches Budget Jm Ganzen

97,834 631 R.

200,832, 196 3,171 623

2,520,093

1,037,665

/

280,423 407 R. 491,420 153 » TT1,843/,560 56,829,847

Summe der Ausgaben 1/650 /,301/974 Cnt n fté

Werden veranschlagt auf 715,096,838

Demnach ergiebt sih ein Defizit von . 935,205,136 Unter den verschiedenen Quellen der Einkünfte sind auch aufgeführt: Sequestrirte Güter des Don Carlos (jährlicher Ertrag) 1,105,083 R. des Don Sebastian 1,379,894 » des Herzogs von Lucca 214/602 »

__ Spanische Gränze. Der General Maroto hat in Bil- bao eine Vertheidigung jeines Benehmens bekannt gemacht. Er sagt, daß er das Kommando der Karlistischen Armee übernommen habe, um den Unordnungen in der Verwaltung der Provinzen ein Ende zu machen und dem Kriege einen ahtbareren Charakter zu geben; da er indeß die Ueberzeugung gewonnen, daß der Kampf der Bewohner kein anderes Resultat habe, als den Privat-Ehr- f zu befriedigen und daß die Gutgesinnten des Krieges múde then, auch die Anführer mehrerer unter seinem Befehl stehenden Corps ihn aufgefordert hätten, Friedens -Unterhandlungen anzu- fnüpfen, so habe er beschlossen, das Werk der Pazifizirung zu beginnen, wobei er zugleich das Interesse der Provinzen und des Don Carlos im Auge gehabt habe. Undankbarkeit, agt er, habe scine Hoffnungen vereitelt und ihm nur die Wahl gelassen, entweder einen kühnen Entschluß z11 fassen, oder das Opfer einer tyranni- hen und zerstörenden Regierung zu werden. Maroto weisk mit Unwillen die Beschuldigung zurück, daß er bei seinen Unterhand-

‘ungen mit Espartero sich eine Belohnung an Geld ausbedungen

habe; die einzige Bedingung, die er gemacht, sey die gewesen daß man den Sbspaion ihren Sold auszahle und den Ofiecen us sich der Königin unterwerfen würden, einen Vorschuß bewil: fü, Er habe übrigens stets im Einverständniß mit seinen An- : hrern gehandelt und 50, die er namentlich anführt, hätten ihn gmächtigt, den Friedens- Traktat zu unterzeichnen. cchließlich ees er noch, daß, als die von Espartero in der ersten Unter- d Ung in Betreff der Fueros gegebenen Versicherungen ihm unt Ansgend erschienen seyen, er sofort die Feindseligkeiten wie- gef habe beginnen wollen, da er jedo allgemeinen Widerstand ddt so habe er sich mit sämmtlichen Anführern in das tér Uptquartier Espartero’s begeben, wo der definitive Traktat un- zeichnet worden sey. j

T S O

f

T du

I dier eingetroffen und hat sein Absteigequartier im Trierschen

G Neuwied, vor einem zahlreichen kunstliebenden Publikum stätt-

1155 T Hr fe é.

__ Konstantinopel, 18. Sept. (A. Z.) Die Englische und die Französische Escadre liegen noch immer am Ausgaÿge der Dardanellen, und scheinen daselbst überwintern zu wollen, obgleich es nicht gut einzusehen is, daß sie beim Eintritt der schlechten Jahreszeit die gehörige Sicherheit, selbst dicht unter den Darda- nellen-Schlössern, finden können.

__ Die Pforte war unlängst sehr allarmirt. Sie hat in Er- fahrung gebracht, daß Mehmed Ali seinen Sohn beauftragt habe, er solle sich bereit halten, vorwärts zu marschiren, wenn in einer gegebenen Zeit die Pforte nicht die Conditionen unterschrieben habe, die er ihr auferlegt hat. Inzwischen ist von Alexandrien aus die Nachricht eingegangen , daß die Acgyptische Armee aller dings eine Bewegung vorwärts machen werde, was jedoch nicht gegen Koniah geschehen, und nur zum Zweck haben soll, für den Interhalt der Truppen sorgen zu können.

F. Nusi4ckl ch7: d;

Berlin, 8. Oft. Am Lten d. M. wurde die dritte Koms munal-Armenschule in dem neu erbauten Schulhause in der Großen Franffurter-Straße, in Gegenwart von Deputirten des Magistrats, der Stadtverordneten-Versammlung, der Städtischen Schul-Deputation, der Armen-Direction, so wie der Kommunal- Beamten des betreffenden Bezirks, feierlich eingeweiht und eróffnet.

Das sehr zweckmäßig eingerichtete Schulhaus enthält §8 ge- ráumige E ie, und in dem dritten Stockwerke 2 Woh- nungen für die beiden ersten Lehrer. Die Schule ist zu 4 Kna- ben- und 4 Mädchën-Klassen eingerichtet, in welchen 600 Kinder von % Lehrern und 2 Lehrerinnen der weiblichen Handarbeiten unterrichtet werden. Zu gleicher Zeit wurde die neue Abtheilung der Sten Kommunal-Armenschule, Linien-Straße Nr. 162, în deîn durch Aufseßung einer Etage baulichh erweiterten Schulhause erôf\net, und wird auch diese Schule, welche bisher nur 4 Klaf- sen hatte, künftig aus 8 Klassen, 4 Knaben- und 4 Mädchen- Klassen, für 600 Kinder bestehen. Das Schulhaus in der Se- bastians-Straße, welches ursprünglich für dic Louisenstädtische hd- here Stadtschule bestimmt war, is von den Kommunal-Behör- den vom 1. Oktober c. ab, interimistisch an die Tte Kommunal- Armenschule, die sich bisher in einem gemietheten Lokale, Schä- fer-Gasse Nr. 21, befand, überwiesen worden, wodurch aub diese, bis dahin 4 Klassen zählende Anstalt, sich um 4 Klassen erwei- tert, so daß in den jeßt bestehenden 8 Klassen, 4 Knaben- und 4 Mädchen-Klassen , ebenfalls 600 Kinder Aufnahme finden kön- nen. Es bestehen nunmehr 13 normalmäßig eingerichtete Kom- munal-Armenschulen mit Einchluß der Rückerschen Stiftsschule i dtr Uhde Stieler D, G des In 5 R E 6000 Armen-Schulkinder einen geregelten Tages-Schul-Unterricht und 1237 Nachhülfe-Schul-Unterricht erhalten, während nur nochs circa 5400 Armen- Kinder den Parochial- und Privatschulen, auf Kosten- der Kommune, unterrichtet werden.

Breslau, 5. Oft. Unser Frühjahrs-Wollmarkt hat die glänzendsten Regultate geliefert, namentlich in hochfeiner Schlesischer Wolle. Der bald darauf folgende Berliner Markt war eines allzu großen Vorraths - Quantums wegen ungünstig. Die Preise fielen immer mehr, allein man sah hier dem Herbst- Markte ruhig entgegen, und wenn der späte Anfang der Leipzi- ger Tuchmesse manche inländische Fabrikanten bis ebt abgehalten hat, so daß eigentlich über den Ausfall desselben noch kein voll- ständiger Bericht zu. erstatten ist, so läßt sich doch für die näch- sten Monate ein reichlicher Umsaß vermuthen. Von den vorts- thigen 18,500 Ctr. (worunter nur 11,500 Ctr. Polnischer Wolle, da leßtere meist nah dem Innern Rußlands und nach Oester- reich abging) sind bis heute nur 6000 Ctr. verkauft, und zwar ist in Schlesischer feiner und in Polnischer hochfeiner Einschur fast gar_nichts gemacht worden. Die Engländer kauften größten theils Schlesische Sterblings- und Kammwolle, sonst wurde der meiste Umsaß in Schlesischer Sommerwolle und Polnischer Ein schur von 50 bis 64 Rthlr. gemacht.

Die Preise stellten sich ungefähr wie folgt:

Mittel Schlesische Einschur . . . . 60— 65 Rrthlr. Hochfeine » Zweischtt 5, 702. 75 Feine » dito O O Mittel » dito V P

Wissenschaft, Kunst und Literatur, i

Berlin. Spontini's Meisterwerk, die auf dem Königlichen Opern-Tbeater ihre bade el vorgestein Alle Mitwirkenden beeiferten sich unter der Directiat Pes Kompo j: sten, diese Aufführung zu einer der glänzendsten zu machen. Wie ns, gezeichnet Fräulein von Faßmann in der Titelrolle ift, wurde schon frü- her ín diesen Blättern erwähnt. Die Julia Spontini's und Gluck's Iphigenie scheinen dieser Sängerin ganz befonders z¡uzusagen :. fie führt dieselben mit der wahrsten und innigsten Empfindung aus. Yulia?sleute Arie, die schönste Perle der Oper, haben wir faum jemals mít mebr Zart- heit und Verklärung vortragen §éren. Die Partie der Ober - Vefaltn wurde gestern von Dlle. Hagedern vom Theater zu Dessau und die des Oberpriesters von Herrn Bötticher ausgeführt. Beide trugen durch ibre schönen energischen Stimmen wesentlich zur trefflichen Gesammt wirfung bei. Die Oper ward von deur gedrängt vollen Haufe au Scene für Scene mit enthusiastischem Beifall begleitet und. der Koni- ponist schon nah dem ersten Aft hervorgerufen; er erschien in der Mitte der beiden Sängerinnen. Der hohe Werth des Kuünstiwerkes, welches nun in einem Zeitraum von 28 Jahren hundertmal über unsere Bübne geschritten, so daß also auf jedes Jahr im Durchschnitt minde- stens drei Vorstellungen desselben kommen, ift so allgemein gewürdigt, daß es überflüssig wäre, darüber noch ein Wort zu sagen. Einige hi- storische Notizen aber, das Entstehen und die Aufführungen dieser Optr betreffend, dürften vielleiht niht ohne Interesse sevn. Als Spontini, der 1784 zu Jesi im Kirchenstaat geboren wurde, im Jahre 1804, e ¡wanzigjäbriger Jüngling, nah Paris fam, hatte er in seinem Vater- lande bereits 16 Opern fouponirt, meistens komische, doch auch drei oder vier der ernsten Gattung. Sie hatten fast alle lebhaften Beifali gearndtet, und auch in Paris, wo er zuerst auf dem Théâtre Feydeau mit einer seiner fomischen Opern, la finta silosofa, debütirte, fand seine feurige Musik bald Anerkennung. Doch konnte er durch die drei er- sten Werke, die er in Franfreich femponirte, die Stimme des Publí- (ena nicht gewinnen, wenn auch Kenner sein Talent zu würdigen wuß- ten. Auch eine Partei-Opyosition kehrte fich gegen ihn heraus ; wenigstens schreibt Jouy nur dieser die ungünstige Aufnahme der Oper la petite maison zu, welche Spontini 1805 für das obengenannte Theater ge- schrieben hatte. S IEND selbst (s. dessen Werke, Theil 19) seßte, als er Dres erf gebert, die schönsten Hoffnungen auf den Komponisten und [ch!ug thm am Tage nah der Aufführung zu seiner nächsten Arbeit den Lert der „Vestalin“ vor, worauf Spoutini soglei eirging. Es fostete aber nicht wenig Mühe, dies großartige Werk, mit welchem der Autor, durch Gluck's Opern begeistert, eine ganz neue Bah1 bctrat, und wofür ibm bekanntlich der große zehnjährige Preis zu Theil wurde, nm den sich mit ihm zugleich die bedenteudsten Komponisten bewarben, auf dem Theater der Académi® royale de musique zur Darstellung zu bringen ; unr durch die besondere Gunst, womit die Kaiserin Josephine den jungen talentvollen Tondichter beehrte, konnten die vielfachen Hin- dernisse beseitigt werden, die sich der Aufführung entgeger.stellten. ÉEnd- lich wurde zu den Proben geschritten, und so wie man die Oper nr erst gehört hatte, zweifelte man nicht mebr an ihrem Erfolg. Der Kaiser so erzählt CastilBlaze in einer Geschichte der lvrischen Theater von Paris ward davon unterrichtet und wollte die Haupt - Piècen des Werkes hören: fie wurden am 14. Februar 1807 von seiner Kapelle in den Tuilerieen ausgeführt. Napoleon war sebr zufrieden mit der Musik und prophezeite dem Komponisten einen bedeutenden Succeß. „Jhr Werk“, sagte er zu ihm, „nthält eine Fülle neuer Motive: die Declamation darin ist wahr und mit unsifalischer Empfindung wohl verbunden: schone Arien, Duetten von unfehlbarer Wirkung, ein hin reißendes Finale: vor Allem aber bewundere ih den Trauermarsc. Gewiß, mein lieber Spontini, Jhre Oper wird großes Glück machen, und sie verdient es.“ Am 15. Dezember 1807 fand die erste Auffilh- rung siatt, und Spoutini's Ruf war für immer begründet. Die Musik sagt Jouy machte Epoche ín den Theater-Annalen, und der Autor wurt © sofort den Komponisten ersten Ranges beigezählt. Fm Fahre 1823 wo Jouv, der Dichter des Tertbuches der Vestalin, seine \mmt- lichen Werke herausgab, fonnte er schon mehr als zweihundert Vor stellungen diefer Oper zu Paris zählen. Sie war auch bald ins Ftalianische übersezt worden und auf dem Theater San Carlo in Neapel! drei Jahre hinter einander das bedeutendste Zugstüct gewesen. Jn Berlin wurde sie am 18. Januar 1811 durch den damaligen Ka pellmeister Bernhard Anfelin Weber, der in ihrem Schöpfer einen wür digen Nachfolger Glucf's erfannte, zuerst auf die Bühne gebracht : die Besetzung war folgende: Licinius, Herr Eunicfe; Cinna, Herx Grell : der Oberpriester, Herr Franz; der Oberzeichendeuter, Herr - Wauer : Julia, Dlle. Schmalz: die Ober-Vestalin, Mad. Lanz; ein Konsul! Herr Blume. Die Vestalin gehörte seitdem auch hier sets zu den be suchtesten Opern, und neben ihr hat fich nicht minder Fernand Corte: ebenfalls unter B. A. Weber's Leitung einstudirt, fortwährend in de: Gunst des Publikums behauptet. Jn den Hauptpartieen der Vesta lin sind bier ferner aufgetreten : als Yulía Dlle. Fischer, Mad. Schul Madam Seidler, Madam Bender, Madam Grünbaum, Madam Weirelbaum, Dlle. Fischer die zweite, Dlle. Foh. Eunicte, Dlle. Schechner, Mad. Schröder-Devrient, Mad. Fischer-Schwarzböck, Düle Stephan uud Fräulein von Faßmann: als Ober- Vestalin Dlle. Leit

v

Mad. Schulz, Mad. Milder, Dlle. Schmalz, Dlle. Hoffmann, Mäk

Hochfeine Sommerwolle 70 75 Feine ) dito O; | Mittelfeine » dito S. 00 | j {

Feine Pellwolle. . .. 60 Mittelfeine » dito O Feine Schwoißwolle

» Gerberwolle

» S 46S |

Hochfeine Lammwolle. . . 8&9 100 Feine dito e 80 Mittel y dito T 65 Feitie Polnische Einschur . .…_.. 60— 64 Mittel » dito N C005 Geringere dite L 45

Feine Lammüiwvolle .. . 65— 70 | Mittel » O G0 | Weiße Zackelwolle 23 Schwarze dito )

| Bötticher.

Fink, Dlle. Lehmann und Dlle. Hagedorn: als Licinius die Herren

Siboni, Wild, Weirelbaum, Klostermaver, Rebenstein, Bader, Stiüimer

| BVreiting, Hoffmann, Wurda, Schmeßer und Eichberger: als Cinna die Herren Rebenstein, Stümer, Blume, Eunicke, Devrient, Hammer

wueister, Haufer, Eicke und Fischer: als Oberpriester die Herren Gern Wauer, Hillebraud, Sieber, Blume, Wehrstedt, Reichel, Zschiesche und s ) Jm Sommer 1820 wurde die Vestalin in Berlin zum e! steumale von dem Komponisten selbst dirigirt, der jedoch nicht mit die

| ser Oper, sondern mit Fernand Cortez am 28. Juni desselben Jahres j scin Amt ais General-Musik-Direktor und erster Kapellmeister der KL

niglichen Oper angetreten hatte. Fernand Cortez war zu Paris am

| 28. November 1809 zuerst gegeben worden. Spontini hatte diese Oper für Berlin neu bearbeitet, und er hat nachher noch eine dritte Uma

beitung damit vorgenommen. Wie verlautet, werden wir dieselbe näch siens mit neuer Beseßung der Amazily dur Dlle. Löwe hören. Viel leicht dürfte später auch Olimpia, die seit dem lezten Gasïspiel de: Mad. Schröder - Devrient nicht mehr gegeben worden, und zu deren

| Besetzung es jeßt an dem erforderlichen Personale nicht feblen könnte | wiederum zur Aufführung kommen. Die nächsten, den hiesigen Musik

Freunden im Lauf dieser Woche sich darbietenden Kunstgenüsse sind

| das am Donnerstag in der Sing - Afademie stattfindende Konzert der

Liegnib, 5. Okt. Das hiesige Amtsblatt enthält nach- | stehende Allerhdchste Kabinets-Ordre:

¡Ich wünsche Ihren von Mir dankbar anerkannten Bemü- | hungen um Erdmannsdorf ein bleibendes Andenken zu geben, | und will, daß der Zelvel-Berg, auf dessen Spiße das Schweizer- | Haus für Mich gebaut wird, fortan Rothers-Berg, genannt werden soll. Sie haben die Behörden hiervon in Kenntniß zu seßen. Erdmannsdorf, den 21. August 1839.

Fred Wi lh elm. An den Staats-Minister Rother.“ | V

Koblenz, 4. Okt. Se. Durchlaucht der Fürs Metternich

ofe genommen.

Elberfeld, 5. Okt. Das erste Oberbergische Lehrer- gesangofes wurde den 2. Oktober in Gummersbach gefeiert. twa 80 Lehrer aus den Kreisen Gummersbach, Wipperfürth, Waldbröl, Siegburg und Mühlheim am Rhein nahmen an der musikalischen Aufführung Theil, die in der Kirche zu Gummers-

afademischeu Eleven und die von Mittwoch auf Sonnabend verlegtc improvisatorische und musikalische Abend-Unterhaltung, welche Dr. Lan genschwarz und dessen Gattin geben und in welchem einige ausgezeich nete biesige Gesangs- und Jusirumental-Virtuosen mitwirken O

Berlin. Die Moudfkugel der Hofräthin Witte in Han nover. Wer noch vor zehn Fahren voraunsgefagt hâtte, daß wir 1839 das wahre, genan detaillirte, körperliche Abbild eines Gestirns buch stäblich mit Händen greifen würden, wäre sicher als ein cimärischer Thor verlacht worden. Aber wir leben in einem Zeitalter, wo fich die Gränzen dessen, was man nur als unmöglich zu denken sich gewöhnt hatte, täglich enger beschränft werden. Wenn Tbitorier die Luft und Daguerre fogar den Lichtstrahl zwingt, ein fester Körper zu werden : wenn Naturfräfte, die noch vor wenigen Jahrzehnden faum genannt wurden, jeßt die Hauptmotiven des Vöikerverkehrs geworden find, so trägt man Bedenken, ferner noch von unausführbaren Jdeen zu sprechen. So is auch das Eingangs erwähnte Werk ausgeführt von einer Deutschen Frau. Die Hofräthin Witte hatte die jebt auf die glánzendste Weise verwirklichte Jdee schon lange gefaßt und ins Werk zu seven gesucht, überzeugte sich jedo sehr bald von der Unbrauchbarkeit sämmtlicher früheren Mondkarten, wo es sich um ge- naue Data handelte. Eigene Beobachtungen auf ihrer sehr ¡weckmäßig

bach unter der Leitung des Herrn Wendt, Lehrer am Seminar eingerichteten fleinen Sternwarte zeigten ihr eine überaus große Man-

nigfaltigfeit der Bildungen auf der Mondfläche, deren Darstellung noch

and, und mit ungetheiltem Beifall aufgenommen wurde. fein Zeichner auch nur versucht hatte, und lehrten sie den Umfang

und die Schwierigkeit einer solchen Arbeit würdigen, s\chreck- ten “sie jedoch feinesweges zurück. Da erschien

1834 das

rig tages

nur Pr amm eimm ck n etrs Ge B ler E00 Be, errn: