1839 / 305 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Befehk erlassen worden, wonach den Offizieren der Armee ver- boten wird, Degen, Silberges irre und andere ähnliche Ehren- Geschenke anzunehmen. Lord Hill verweist in dieser Beziehung of die ber bestehenden Vorschriften und erflgre, daß: jeder

, welcher erlaube, daß ihm von Offizieren, Unteroffizieren oder Soldaten, welche unter ihm dienen oder Fedient haben, solche Gesammt - Aeußerungen ihrer Gesinnungen übergeben wür-

den, die Verlebung jener Vo verantwortlich st De Sekte der Metho Sei

ey. : ethodisten, welche vorzüglich in ropbritas en únd-in Nord-Amerika verbreiter ist, feierte gestern das Fest hr j es. :

Der ministrlle-Glave- sage. tn seinem Börsen-Artikel: „Wir

dren aus allen Theilen Europa's, daß der Schritt der Engli- chen Bank, bei der Französischen eine Anleihe zu machen, ob- gleich er ohne Zweifel für die Englishe Bank zweckmäßig und in ewissem Maße ihr Schub war, doch den Kredit und das Anse- en dieser Anstalt in den Augen aller Fremden sehr verringert hat, da diese nun geneigt sind, die Bank von England mit den merikanischen Speculations- Banken auf gleichen Fuß zu seben. Dités* ist sehr zu bedauern, zumal es zu gleicher Zeit auf den ischen National-Kredit eine {&dliche Wirkung äußerte. Es isf wirklich in einigen Mittheilungen der Französischen Börse dar- auf aufmerksam gemacht worden, daß seitdem der Werth der Franzdsischen dreiprocentigen Rente um volle 4 pCt. sich dem ande der Englischen dreiprocentigen genähert hat, und man verinuthet, daß beide Sorten von Staatspapieren in nicht ent- fernter Zeit einander gleihstehen werden. Nach der Morning Chronicle hat das Haus Rothschild 75,000 Sovereigns vom Festland erhalten, und es werden noch mehr Baarschaften aus den Vereinigten Staaten und aus Süd-Amerika erivartet. „Diese Sendungen“, set jenes Blatt hinzu, „werden ihren Weg in die Englische Bank finden und die darin herr- schende Ebbe füllen helfen , aber wir fürchten, daß die Bank be- reits 1!/, Mill. Pf. Set. quf ihrèn Kredit bei der Französischen Bank gezogen hat. Die Kaufleute auf dem Festlande beobach- teù sehr genau die Unternehmungen der Englischen Bank und haben ihre Bestellungen auf Englische Manufakturwaaren be- s\chränft, in der Erwartung, daß die Einziehung der Noten die Preise herabdrücken werde.“ Wie der Globe fagt, war gestern der aúéwärtige Wechselcours nicht günstig, und obgleich viele auf Indigo-Sendungen abgegebene Wechsel zum Verkauf ausgeboten wurden, so waren sie doch nicht hinlänglich für den Bedarf. Man bemerkt, daß das Haus Baring, welches, wie man glaubt, mit ‘der Bank in Rechnung steht, die Zinsen vermindert hat, gegen welche dasselbe Wechsel auf Paris und Hamburg lie- fert. Man schließe daraus, seßt der „Globe“ hinzu, daß der von den Pariser Banquiers erdffnete Kredit von 2 Millionen beinahe erschöpft sey, und es frage sich, was die Bank nun zu- nächst thun werde. Es hatte sich das Gerücht verbreitet, daß im Behuf der Zinsenherabsebung der Portugiesischen Staats- Paßiere die Regierung in Portugal eine Anleihe von 220,000 Pfd. St. auf die Hypothek der Tabacks-Pachtung zu machen oegplirige- Die Morning Chronicle versichert dagegen, es sey zur Ausführung jener Maßregel keine Anleihe nöthig, es heißt jedo, daß nah der Erledigung jener E der Be- trag des Tabackspachts, der jeßt vdllig verfügbar sey und sich jährlich auf ungefähr 300,000 Pfd. St. belaufe, Bevollmächtig- ten in London übergeben werdèn solle, um die künftig fälligen Zinsen der Staats-Papiere zu deen.

Gegen einen in der „Times!“ enthaltenen Schmäh - Artikel auf das Ministerlum wegen feiner im Oriente befolgten Po- litif und wegen angeblichen Verfalls der Englischen Marine áußert der Globe, es sey ntcht einzusehen, wie die Britische Regierung anders hätte handeln können, ohne sich in einen Krieg mit Rußland und Frankreich zu verwickeln, der wohl s{werlich den Erfolg gehabt haben dürfte, dem Sultan wieder zu seinen Provinzen und zu seiner Flotte zu verhelfen, und dies sey doch das Ziel, welches die „Times“/ der Negierung vorstecke. Was un den Zustand der Marine betresfe, so gche aus einem von jenem Blatte selbst mitgetheilten Briefe hervor, daß Englands Name in der Túrkei populairer und geachteter sey, als Frank- reichs, daß die Englische Negierung im Stande gewesen, bei den Dardanellen eine grdßere Zahl von Linienschiffen, Damypfböten und Fregatten zu versammeln, als die Französische, deren Arse- nále do von dort lange nicht so fern lägen, und daß die Eng- lischen Schiffe und ihre Mannschaft den Französischen bei weitem Se seyen.

Der Bischof von Exeter, bisher ein eifciger Gegner des von dem Ministerium vorgelegten Unterrichts - Planes, hat in einem Briefwechsel mit Lord J. Russell, welcher in den dffentlichen Blättern mitgetheilt wird, sich jet für den Grundsaß des von der Regierung vorgelegten Planes über den Volks - Unterricht ausgesprochen und schlägr vor, daß zwischen dem Ausschuß des Geheimen Rathes zur Beaufsichtigung des Volks - Unterrichts und den Bischdfen eine Konferenz angeördnet werde, um die Maßregeln zur Ausführung diejer Grundsäße zu berathen. Nach einem Bericht jenes Ausschusses sollen bekanntlich die vom Parlament für den Volksunterricht bewilligten Summen erstens

ur Unterstäkung von Schulen verwendet werden, die mit der MNattottal/ Gesellschaft in Verbindung stehen und in denen, außer dem Bibel-Unterricht, die Grundsäße der Englischen Kirche nach dem Katechismus und nach Formularen gelehrt werden, während zugleich das Ritrual dieser Kirche in diesen Schulen eingeführt st; zweitens gur Unterstüßung von Schulen der Britischen und auswärtigen Schul-Gesellichaft, in welchen si der Religions-Un- rerricht auf das Bibellesen beschränkt. Drittens soll ausnahms- weise auch Unterstügung an einige Schulen ertheilt werden, die weder zur National - Gesellschafr noch zur Britischen und aus- wärtigen Schul - Gesellschaft gehdren. Hierüber fand eine Kor- respondenz zwischen dem Bischef von Exeter und Lord J. Russell statt, da man von beiden Seiten sich zu verständigen \uchte. Der Minister gab zulebt folgende Erklärung ab: „Der Haupt- zweck des Ausschusses war, den Religions- Unterricht unter dem Volk aufzumuntern und weiter zu verbreiten; wenn derselbe jedoch ei- necféts auf Belehrung der Kinder von Mitgliedern der Engli- lhen Kirche in den Grundsäßen dieser Kirche zu bestehen bemüht war, hiclt er sich andererseits nicht für berechtigt, denjenigen armen Kindern, deren Aeltern aus Gewissensgründen ihre Kinder nicht in dem Kat-chismus der Kirche wollen unterrichten lassen, alle Unterstüßung von Seiten des Staats für ihren Unterricht vorzuenthälten, oder sie, als Preis dafúr, zur Theilnahme an dem Gottesdienst in anderen Gotteshäusern als ihren eigenen 4 nôthi- B Hierauf erwiederte dex Bischof: „Der Schluß Ihres

riefes gereicht mir zu besonderer Freude, da derselbe zeigt, daß der Vereinigung gebührender Berücksichtigung der Pflichten des Staats gegen die Kirche mit volllommenet Gewähr für die Ge- wissensrechte derjenigen, die vot ihren Lehcen abweichen und sich ihrem. Gottesdienst nicht ansch ießen, feine praktische Schwierig- keitèn weiter Bee

V e, A Die Französische ministerielle* Presse wird von der hiesigen

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häufig beschuldigt, daß sie alle Nachrichten aus Spanien entstelle und verkehre. So heißt es jeßt wieder mit Hinsicht auf die aus jener Quelle herrührenden Berichte über die lebten Vorfälle zu Barklona inder orning-Chronicle: ¿Vor einigen Mona- ten war der Baron von Meer, der Nepräjentant der Modera- dos, General-Capitain von Catalonien , wo er mit Hülfe seiner Truppen der Unterstüßung der Bürger seiner Partei regierte ; da er jedoch die Unzufriedenheit der großen Masse dadurch un- terdrücte, daß er die National-Garde entwaffnete, die angesehen- sten und gefährlichen Liberalen nah den Inseln verbannte und ein Schreckenssystem cinführte, so nahm das Mißvergnügen so zu, daß er es nicht wagte, weder sich selbst, noch seine Truppen aus Barcelona und den größeren Städten zu entfernen. Daß die Karlisten in Catalonien einigeStärke gewannen, ist nur diesenSpaltun- gen und dieser Feindschaft zwischen den beiden Parteien der Liberalen uzuschreiben. Der General Alaix, welcher, was die Militair- ngelegenhciten betrifft, das Haupt der Madrider Regierung war und mit Espartero beschlossen hatte, die Ultra's auf beiden Seiten zu entfernen, beschloß, den Baron von Meer zu ver- drängen. Dies war -ein s{hwieriges und Zeit erforderndes Un- ternehmen, da der Baron von Meer die Absicht hatte, der Re- gierung zum Troße das Kommando in der Provinz zu behal- ten. Aufgefangene und bekannt gemachte Briefe beweisen, daß er dies mit Zustimmung seiner Partei that. Der Einfluß und das Ansehen Espartero’s waren indeß zu mächtig geworden, um denselben Widerstand leisten zu können, und der Baron von Meer wurde von zwei tüchtigen Patrioten und Liberalen, Valdez und Seoane, gestürzt, und doh gehört Keiner von Beiden we- der zu den Demokraten noch zu den extremen Meinungen. Seit ihrer Einseßung haben indeß die Catalonischen Modera- dos und die Französishe Partei sih ihren Bemühungen aufs Aeußerste widerseßt, und jebt, wo den Moderados das SDig- nal zur Reaction auf der ganzen Halbinsel gegeben worden is, ist die Partei in Barcelona nicht zurückgeblieben. ntriguen und Verschwdrungen wurden angewendet, um während der Wah- len eine Nevolution im Ministerium zu Stande zu bringen. Um diese zu unterdrücken, hat der General Valdez den politischen Chef verhaften und an Bord einer im Hafen liegenden Fregatte bringen lassen. „,„„Die Exaltirten sind Herren der adt £4, sagt der „Moniteur Parisien.“/ Die Exaltirten sind jedoch, wohl zu merken, die geseßlichen und constitutionellen Behörden der Stadt unter den Generalen Valdez und Seoane.“ u Ueber die Handels-Verhältnisse zwischen England und Frank- reih, mit Hinsicht auf einen abzuschließenden Traktat und auf die diesfälligen Aeußerungen Französischer Blätter, bemerkt die Morning Chronicle: „Das „Journal de Commerce“ unter- sucht die Frage wegen eines Handels - Traktats zwischen Frank- reih und England, und beschuldigt das lebtere Land, daß es Frankreich nichts bewilligen wolle, während dieses scinerseits Eng- land große Zugeständnisse gemacht habe. Der Journalist über- geht aber die Aufhebung des Verbots gegen Französische Hand- \huhe und andere Gegenstände mit Stillschweigen und beschränkt seine Bemerkungen hauptsächlih darauf, daß die Einfuhr von EnglischenSteinkohlen und Englischem Eisen in Frankreich ungeheuer zugenommen, der Verkauf Französischer Branntweine in England da- gegen abgenommen habe. Aber weshalb hat der Verbrauch jener Artikel in Frankreich so zugenommen? Bloß in Folge der vermehrten Nathfrage, welche die größere Zahl der Fabriken, namentlich im Seine-Thal, veranlaßt hat. Wenn die Zölle auf Steinkohlen in den ndrdlichen Häfen Frankreichs herabgeseßt wurden, {o geschah dies, weil Belgien die Seine nicht mehr versorgen konnte und Rouen, ja selbs Paris, gendthigt. waren, ungeachtet der hohen Zölle, ihre Zuflucht zu den Englischen Kohlen zu nehmen. Jedes Kilogramm Britischen Eisens und Britischer Maschinen ist ein Element des Wohlstandes und Reichthums geworden, über die kein Franzose sich u beklagen hat, wenn auch die ersten Auslagen in die Taschen der Engländer geflossen sind. Wieder ,„Cour- rier fran-ais‘“/ gestern bemerkte, hat England.den Franzosen Artikel der ersten Nothwendigkeit und von ausgebreitetem Verbrauche, Frankreich dagegen den Engländern nur Luxus - Artikel zu bieten. És is weder zu verwundern, noch zu beklagen, daß der Handel des ersteren Landes in größerem Verhältnisse zunimmt, als der des leßteren; auch sollte kein volitischer Schriftsteller heutiges Tages deshalb in Klagen ausbrechen, wenn er nicht etwa den alten Doktrinen von dem Gleichgewicht des Handels an- hängt.“ 2 L « Auf die Bemerkung des Französischen „Journal du Com- merce‘’, daß die von England unternominene Kolonisivrung Neu- Seelands die Kaufleute von Nantes in große Aufregung verseßt habe, und daß die Eigenthümer von Wallfischfängern, die ihren Handel dadurch vorzüglich bedroht glaubten, sich mit Anderen zu einem Gesuch an die Regierung vereinigt hätten, in voelchem sie darum bitren wollten, daß Neu-Seeland von Frankreich als cin unabhängiges Land anerkannt und daß nicht nur beglaubigte Agenten an die Häuptlinge desselben abgesandt, sondern daß diese auch durch eine ansehnliche Streitmacht unterstükt werden möch- ten, entgegnet der hiesige Courier: „„Jedwede Einmischung von Seiten Frankreichs in cine solche Angelegenheit wäre eben jo widersinnig als unverschämt, und wir sind vollkommen über- U U a N solches Cinschreiten gedacht wird. Wir wollen uns hier nicht darauf einlassen, die Gerechtigkeit der

Grundsäße zu untersuchen, nach welchen die Rechte civilisirter

Nationen úber Länder, die von- Wilden bewohnt sind, jeit Jahr- hunderten festgestellt worden; aber nach diejen Grundsäßen ist Großbritaniens Souverainetät in Neu - Seeland keinem Zweifel unterworfen.“ Die Kolonisirung dieses Landes wird denn auch von England aus fortwährend mit dem größten Eifer betrieben. Am Mittwoch fand in London wieder eine zahlreiche Versamm- lung der Beförderer dieses Unternehmens statt. Einer der Red- ner, Herr Alison, suchte bei dieser -Gelegenheit zu zeigen, daß die Wohlfahrt einer Nation in nicht geringem Grade von ihren Kolonicen abhänge, indem er nahwies, daß der Tonnengehalt der Britischen Rhederei seit 1801 um 208 pCt. und ihre Ausfuhr um 20 pCt. zugenommen habe , während beide in den Staaten des Curopàischen Kontinents sich vermindert hät- cen, und daß die ganze Zunahme des Englischen Handels aus dem vermehrten Verkehr mit den Vereinigten Staaten und mit den Britischen Kolonieen herrühre. Der Redner wollte dann im Geiste schon die Zeit sehen, wo die Ureinwohner von Neu-See- land an Civilisation hinter keinem Volke der Welt zurückstchen würden, denn, meinte er, als Großbritanien im Besiß der Römer gewesen, hät- ten sich dessen Ureinwohner auch in keinem bessern Zustande be- funden, als die jeßigen Wilden und Kannibalen Neu-Seelands, und damals habe vielleicht Niemand geglaubt, daß sie einst das erste Handelsvolk der Welt seyn würden.

Nut der. la: nid: e Aus dem Haag, 29. Oft. Se. Königl. Hoheit der Prinz Alexander ist gestern von seiner nach Rußland unternommenen Reise hier wieder eingetroffen.

Die zweite Kammer hat den Adreß-Entwurf beretts ange nommen und denselben an die erste Kammer gelangen lassen.

B eten.

Brs ele 28. Okt. Fn Gent ist gestern wieder ein soge- nanntes „Meeting“/ gehalten worden, das sehr zahlreich besucht war und wobei wieder heftige Reden vorkamen, die ganz geeig; net waren, die arbeitenden Klassen Ha

Hier hat es einen sehr angenehmen CEindruck gemacht, daß das Journal de la Haye sich veranlaßt sah, der Ansicht eines Belgischen Korrespondenten des Handelsblads zu widerspre- chen. Dieser hatte nämlich behauptet, in der Thron-Rede des Kz;

nigs der Niederlande sey den Belgiern gewissermaßen vorgewor- -

fen, daß sie sh der völligen Ausführung des Friedens-Traktates hinterlistig zu entziehen suchten; daß ein solcher Vorwurf beab; sichtigt worden und in der Thron-Rede enthalten sey, wird nun vom „Journal de Haye‘/ in Abrede gestellt.

Dänemark

Kopenhagen, 28. Okr. (A. M.) Die von den Städten Flensburg, Husum und Tönning beantragte Eisenbahnlinie soll, zufolge einer Königlichen Resolution, auf Staatskosten nivellirt werden.

Die leßte Kollegial-Zeitung enthält einen ausführlichen stati stischen Bericht über* den Zustand des Kriminalwésens im König- reich (ohne die Herzogthümer) pro 1836, der sih durch Reich- haltigkeit vor den früheren Jahres - Berichten auszeichnet. “Die Total-Summe derjenigen, die in Dänemark 1836 einer höheren- Strafe, als Bußen, schuldig befunden sind, beträgt 2475 oder, wenn man Jsland und die Färder Ae 2445, was, wenn man diese Zahl mit der gesammten Volkszahl (1,223,997) zu- sammenhäit, ein Verhältniß von circa ! : 500 giebt. - Von den genannten 2475 Individuen gehdrten 223 unter Militair- und 2252 unter Civil-Jurisdiction, und von diesen lebten kommen §05, also úber !/, auf Kopenhagen. Die Zahl ‘der Bestraf- ten im Jahre 1835 war geringer, und betrug 2318, oder l : 528; aber dieses Verhältniß kommt allein Kopenhagen zu Gute, wo die Zahl der im Jahre 1835 bestraften Andividuen nur 661 betrug. —— Wegea Diebstahls sind im Ganzen 1006 Jndividuen bestraft, und wegen Diebshehlersi 79. In sammtlichen Straf-Anstalten des Königreichs saßen am Schlusse von 1836 1386 Individuen, wovon 1117 Männer und 269 Frauen. Am Jaßre 1836 sind 198 Selbstmorde begangen, nämlich von 161 Männern und 37 Frauenzimmern; auf Kopenhagen fallen 37, auf die übrigen Städte 30, auf die Land-Distrikte 131. Die Todesart anlangend, haben 121 Männer und 16 Frauenzimmer sich erhängt, 10 Männer sich erschossen, 6 Männer sih den Hals abgeschnitten, und 23 Männer so wie 18 Frauenzimmer sich er: tränkt, 1 Mann und 3 Frauenzimmer haden nh vergiftet. --- Der gelehrte Herausgeber der Kollegial-Zeitung , General-Proku: reur ODersted begleitet diese Zahlen-Verhältnisse mit vergleichenden statistischen Bemerkungen, wozu ihm die Französischen und Schwe- dischen Kriminal - Tabellen Veranlassung gaben, und rechtfertigt es, weshalb die Kriminal-Tabellen des Kdnigreichs nicht ausführ- licher und detaillirter sind. /

Aus den leßten Berichten aus Norwegen geht hervor , daß die Aerndte dort schlecht ausgefallen ist. Man fängt {on an, über Mangel an Zufuhr aus Dänemark zu klagen und für Gerste wird 3!/; Spez.-Rthlr. pro Tonne bezahlt. Auch. in .Schweden scheint, den eingelaufenen Berichten zufolge, der Ausfall der Aerndte ungünstig zu seyn und die Preise skeigen daselbst.

Deuts Ola:

München, 29. Oft. Se. Majestät der König haben den bisherigen Hofmarschallamts-Verweser, rafen von Saporta, zum Hofmarschall in provisorischer Eigenschaft ernannt.

Mainz, 29. Oft. (Frankf. Journ.) Heute Vormittag um 10!/, Uhr úbergab Se. Excellenz der General Müffling Sr. Erlaucht dem Grafen von Leiningen die, auf dem kleinen Parade- plaße in Parade aufgestellten Truppen der beiderseitigen Garnison mit den dabei üblichen Formalitäten, nachdem den Truppen vor- her bataillonsweise die Proclamation vorgelesen worden war, welche den Wechsel des Gouvernements und der Kom- mandantur, und die deshalb gegebenen Tagesbefehle Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Wilhelm und des General Müffling enthielten. Leßterer entfernte sich sogleich vom ‘Plake, nachdem er präsentiren und der neue Vice - Gouverneur hatte s{ulrern lassen, worauf die Trupen die große Bleiche entlang in der Nähe des neuen Brunnens vor Sr. Erlaucht in Zügen vor- bei defilirten. Der General Müffling verließ, vom Plate kom- mend, mit Familie und Dienerschaft unsere Stadt, um über Frankfurt a. M. und Homburg nach seinem neuen Bestinunungs- ort sich zu begeben. Der General Piret hat ebenfalls heute noch Mainz verlassen, um in den Bereich seiner Division nach Ve- rona zu gehen, wogegen dessen Gemahlin auf ihre Güter nach Unaarn sich begeben wird.

Weimar, 30. Oft. Der Großherzog hat sich am 2sten d. M. nach den Niederlanden begeben, um dem Perkoge Bern- hard, und dem Niederländischen Königshause einen Besuch ab- zustatten. Wie lange Se. Königl. Hoheit dort verweilen werde, ist unbestimmt. Der Großherzogliche Hof hat Belvedere ver- (assen und das hiesige Residenz-Schloß wieder bezogen.

Oesterrei.

Wien, 28. Okt. Se. Majestät der Kaiser Hau der Frau Amakie Schüß - Oldosi den Titel einer K. K. Kammersängerin verliehen.

Dem Dr. Groß - Hoffinger is ein zweijähriges Privilegium verliehen worden auf eine Erfindung, aus allen Gattungen Baum- wollen-, Wollen- und Leinenstoffen mittelst Pech, Wachs und öli- gen Substanzen einen wasserdichten Stoff unter der Benennung: Wiener Pechleder zu erzeugen, welches das Leder in vieler Hinsicht vollflommen ersebe, bedeutend wohlfeiler sey, zu allen Ar- ten von Kopf-, Fuß-, Leibeskleidern, zu Sattler-, Riemer- und Täschner - Arbeiten, zur Verkleidung der Wände, welche dadurch vor Feuchtigkeit gesckü6t würden, und vermittelst eines feuerdich- ten Ueberzuges auch zur leichtesten wasserdichten Dachbedectung, zu Fußÿ-Teppichen, Schläuchen und Gefäßen aller Art verwendet werden könne; ferner wasserdihtes Papier aus denselben Stoffen, auch aus fertigem, schadhaftem und makulirtem ‘Papiel zu erzeugen, Schriften, Dokumente, Zeichnungen, Kupferstiche und dergl. wasserdicht zu machen, wodurch zugleich die Schrift unverlöschbar, und bewirkt werde, daß das Papier bei Ueber: {wemmungen unbeschädigt bleibe, dauerhafter werde, nicht leit breche, die Farbe nicht verändere, das. Verbleichen der Schrift g hindert, und die Reinigung von Schmußz und Staub ohne De: schädigung der Schrift und des Papiers möglich gemacht werde.

Wien, _26. Oft. Man erfáhrt aus Konstantino- pel vom 16. Oktober, daß am lten dort neuerdings ein Brand ausgebrochen wat, der 400 Häuser einäscherte. m 9. ‘Ofto- ber war die Französische Brigg „Etna““ eingelaufen, um Adtwmi- ral Roussin abzuholen, der an demselben Tage feierliche Ab- chieds-Audienz bei dem Sultan hatte. Sein Adjutant, Herr 4 elme, der Post-Direktor Herr von Cadalvène, der Privat- Secretair Bérard und der Commandeur der Brigg „Le Fi haben den Nischani Jftichar erhalten. Lord Ponsonby hatte am játen sein neues Beglaubigungs-Schreiben überreihk. Hassib Pascha ist Gouverneur von Salonichi geworden. Namik Pascha ist zum außerordentlichen Gesandten in Persien ernannt und wird sich von dort als Musteschir der dstlihen Armee u Hafiz Pascha begeben, welcher schon an scinen Posten abdéteit ist

J Len Florenz, 22. Okt. Der Jnfant Don Sebastian Gabriel von Spanien, welcher seit dem vorigen Freitag hier verweilt, erwartet hier die Ankunft seiner Gemahlin, einer Schwester unserer Großherzogin und des Königs beider Sicilien.

Neapel, 17. Oft. (A. Z.) Die Personen - Frequenz auf der Eisenbahn nach Portici ist ganz außerordentlich und über- steigt alle Erwartungen. Die für 24 Personen berechneten Wa- gen sind theils mit 30, theils mit 36 Personen beseßt, so daß dei einer jeden Fahrt etwa 250 Personen oder bei 20 maliger Wiederholung hin und her gegen 5000 Menschen pro Tag 'be- fördert werden, was bei dem Durchschnittspreis von 10 Grana eine tägliche Einnaßme von 500 Dukaten oder 1000 Gulden Rheinisch ausmacht. Die Personen, welche räglich auf ihre Land- häuser nach Portici oder Umgegend gehen oder eine Lustfahrt hin und zurück machen, müssen sich mehrere Tage vorher ihre Pläße sichern, weil sie sonst Gefahr laufen, nicht mehx mitge- nommen zu werden. Schon mehreremale sah man“ Se. Maje- stät den König inmitten der anderen Passagiere in einfacher Be- gleitung eines Kammerherrn einen Plaß in einem der Wagen einnehmen, um nach Portici oder von da hierher zu fahren, eben so ‘die Königlichen Prinzen Leopold von Salerno und Syrakus. Einen seltsamen Anblick gewährt die Eisenbahn Sonn- und Fest- tags Nachmittag. Wer die Ordnung der Nordischen, nament- lich der Englischen Eisenbahnen kennt, der wird sih wundern, hier die Bahn ‘in ihrer ganzen Länge von Menschen aus allen Klassen des Volks vollgepfropft zu sehen, so daß Toledo wie ausgestorben daneben aussieht; da sieht man hunderterlei Frucht-, Brod-, Wasser-, Eis-, Orangen-, Pasteten- und andere Verkäufer ihre Waare ausbieten und mitten auf den Geleisen sorglos plau- dern, zankend und scherzend ihre sieben Sachen verhandeln und abwägen , während man von der Ferne die tobende Maschine herandampfen hört. Es ist in der That unbegreiflich, wie sie, ohne mehr Unglück zu stiften (denn einigemal hat sie einen am Fittich erwischt und schlimm zugerichtet) sch durch diese unvor- sichtige Masse, welche die Gefahr, der sie sich agussekt, gar nicht kennnt, Bahn bricht. Allc 50 Schritte steht zwar auf einer gro- ßen schwarzen Tafel mit weißen Buchstaben geschrieben, daß es Jedermann aufs strengste verboten sey, unter welchem Vorwand es auch seyn E die Eisenbahn zu betreten, und daß derjenige, welcher das Verbot überschreite, die und die Strafe zu erwarten. habe; es wäre aber zu wünschen, daß die Polizei shärfere Mikt- tel ergriffe, diesem Unfug zu steuern, durch den fürchterliches Wos geschehen kann. Der König hat dem Herrn Bayard de la Vingtrie, Unternehmer der Eisenbahn, den Civil- Verdienst- Orden verliehen.

Q Ane n

Madrid, 21. Okt. Am Schlusse des gestrigen Minister- Conseils soll die Königin - Regentin gegen den Conseils-Präsiden- ten geäußert haben, daß sie wünsche, er bleibe im Amte und daß es ihr sehr leid thue, den General Alaix entlassen zu ‘müssen, da dieser und Herr Carramolino unmöglich zusammen im Kabinet bleiben könnten. Der Lebtere hat sich nämlich im leßten Conseil A gegen die Grundsäße erklärt, zu denen der General {lair sich bekennt, dagegen die Auflösung der Kammern verlangt, während der Kriegs - Minister, um die Regierung zu schrecken, behauptete, daß cine solche Maßregel die Empdrung der Pro- vinzen zur Folge haben würde. Man hält es für beinahe gewiß, daß, wean der Einfluß des Generals Alaix den Sieg über seine Kollegen davonträgt, die Herren Olozaga und Sancho Cortina, im entgegengeseßten Falle aber der Marquis von Vílluma und" andere Perjonen derselben Farbe, ins Kabinet treten wür- den. (Vergl. die telegraphische Depesche aus Madrid vom 23sten unter Paris.)

Dem „Eco del Comercio‘/ zufolge, haben der General Ma- roto und der General - Intendant der Armee, Don Jose de la Fuente, den Orden Jfsabella's der Katholischen, und der Marquis von Malpica das Großkreuz Karl's lil. erhalten.

Dasselbe Blatt meldet nach Bricfen aus Aragonien, daß Cabrera einen Parlamentair an Espartero gesandt und um eine Frist von einem Monat gebeten habe, nach deren Ablauf er sich unterwerfen wolle. Der Herzog von Vitoria weigerte sich, auf diesen Vorschlag einzugehen.

Briefe aus Morella vom 11. Oktober melden, daß in der dortigen Gegend ein, angeblich vom Erzbischof von Leon verfaß- tes Schreiben zirkulirt, worin den Anhängern des Don Carlos angezeigt wird, daß dieser Prinz nur deshalb nach Frankreich gegangen sey, um dort eine Armee von 69,000 Mann zusammen zu ziehen, mit der er bald wieder in Spanien erscheinen werde.

WrLiechenl6 hd.

Athen, 29. Sept. (Times.) Außer Herrn Hammond ist auch Herr Lloyd hier angekommen, um der Regierung Vor- schläge wegen Errichtung einer Bank zu machen, die indeß so Übertrieben seyn sollen, daß sie nicht angenommen werden kdn- nen. Die genannten Agenten sagen dagegen , das Land befinde sich in einem solchen Zustande, daß mäßige Zinsen den Zwecken der Actien-Jnhaber nicht entsprechen würden. Einige Kaufleute von hier und aus Syra haben der Regierung so eben einen Plan zu einer fleinen Bank von 2 Millionen Drachmen vorge- legt. Die Bedingungen sollen besser seyn, als die der Herren Wright und Lloyd, und es. heißt, der König werde diesen Vor- {lag annehmen.

Leider sind mancherlei unangenehme Dinge vorgekommen, Wie die Unterschleife von Seiten des Gouverneurs von Attika Und anderer Beaniten, und die dffentliche Meinung ist dadurch so aufgeregt worden, daß die Regierung sich genöthigt gesehen at, zwei Finanz - Beamten ins Gefängniß zu schicken. Ein ge- Wisser Kamburoglus wird beschuldigt, Stempel-Papier bis zum Belaufe von 18,000 Drachmen unterschlagen zu haben, und ein nderer hat einen Defekt von 25,000 Drachmen in seiner Kasse.

Viele hiesige Familien haben durch die Feuersbrunst in Sa-

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lonichi große Verluste erlitten, da sie von den Häusern, die sie dort besaßen, bedeutende Einkünfte bgogen. Man hält sich hier allgemein überzeugt, daß das Feuer von den Agenten Mehmed Ali's angelegt worden sey. y

Der Dokor Weibner is so eben von einem Ausfluge nach Morea zurückgekehrt, und da er die Wiedereinseßung in seinen Posten noch nicht hat erlangen kdnren, so geht er auf einen Monat nach Konstantinopel.

Da die beiden Journale ¿dat Jahrhundert‘““ und „der Volksfreund‘/ von der gegen sie erholenen Anklage freigesprochen worden sind, so soll die Regierung di Absicht haben, cine Cen- sur einzuführen.

Ein Griechischer Kaufmann in Tegypten hat 20,909 Rthlr. für die Griechische Universität unterz:ichnet. :

Aus Konstantinopel sind 1090 junge Griechen angekommen, die das hiesige Gymnasium besuchen sollen, weil der dortige Pa- triarh die Schulen in Chalcis und in Konstantinopel aufgeho- ben hat. i i

Die Angelegenheiten Rieti's in Patras werden der Regie- rung wahrscheinlich wieder einige Unuhe verursachen. Die Kauf- leute in Patras wollen, im Falle sie von dem auswärtigen Amte

| Appellationsgerichts zu Greifswald,

keine Gerechtigkeit erlangen können, tine Petition ans Parlament richten. Herr Masson ist von den Bewohnern von Patras auf

gefordert worden, die angeschuldigten Parteien gerichtlich zu ver- | folgen, und man ist hier sehr auf den Ausgang dieses Prozesses | Ç f

gespannt. Der Graf Metaxas, welcher von seinem Posten als Gesandter

in Patras angekommen. Morgen is der Geburtstag deë Königs, und der Hof be giebt sich auf dem neuen Dampfboote nah Aegina.

Eg DLE U. Die lebten in Triest eingegang:nen Nachrichten aus Ale*

xandrien (bis zun Ö. d.) besagen (einem Schreiben in der A. Z. zufolge), daß Mehmed Ali geneigt zur Nachgiebigkeit sey, daß

er auf Veranlassung des Französischen Ministeriums eingewilligt |

habe, sich mit Chosrew Pascha zu versdhnen, und daß er bereits ein sehr freundschaftliches Schreiben an den Groß-Wesier gerich- tet habe. Jn wiefern aber Mehmed Ali wirklich Willens sey, sich Über die wesentlichen Punkte mit der Pforte zu vereinigen, muß dahingestellt bleiben, denn andere Briefe aus Alexandrien so wie aus Smyrna versichern, daß er unaufhörlich rüsten und Acre auf das sorgfáltigste befestigen lasse, daß überhaupt alle Punkte, wo er eiwas von der See zu befürchten haben édnnte, in Vertheidigungs-Zustand verseßt werden, was auf eine große und ernstliche Gegenwehr hindeute, die er ohne Zweifel eintreten ließe, wenu er von einer der fünf Mächte angriffen würde. Dies spräche nun allerdings wenig für seine veränderten Gesinnungen; es läßt nur vermuthen, daß er Chosrew nicht mehr fürchtet und Frankreich zu Gefallen sich be- quemt hat, die Prätension aufzugeben, dem Sultan die Wahl seiner Diener vorzuschreiben. Was den Geldmangel betrie, an v3elchem Mehmed Ali, nach mehreren Berichten, welche die df- fentlichen Blätter mitgetheilt, leiden soll, so scheint dies irrig zu seyn. Man weiß hier vielmehr, daß er Geldmittel genug hat, um jede Verschleuderung seiner Baumwollenvorräthe vermeiden und den höchsten Preis dafür erzwingen zu können. Die Baum wollenärndte soll außerdem sehr ergiebig gewesen seyn.

Das anti - Aegyptische Journal de Smyrne enthält folgendes Schreiben aus Beirut von 1. Oktober: „Unter den Drusen des Hauran sind neue Aufstánde ausgebrochen; die Jn- surgenten haben sih auch diesmal wieder in dem Distrikte Led-

scha versammelt, wo sie während des Aufstandes im vergangenen

“Jahre Waffen und Munition verborgen, und sie haben dort laut

gegen die Tyrannei des Aegyptischen Systems und die Verlebung der gemachten feierlichen Versprechungen protestirt. Dieser Auf- stand, obwohl dem Anscheine nach nicht von Bedeutung, hat doch nicht mit gewöhnlichen Mitteln der Lokal-Behörden unterdrückt werden können, und Jbrahim Pascha sah sich genöthigt, dem Statt- halter von Aleppo, Scherif-Pascha , Befehl zu ertheilen, sih mit Ismael - Bei an der Spibe beträchtlicher Streitkräfte an die in- surgirten Orte zu begeben. Diese beiden Generale sind in Folge dessen sogleich von Aleppo abgegangen; aber obwohl zwischen ih- ren Truppen und den Empdrern bereits einige Gefechte stattge- funden, so ist es ihnen doch nicht gelungen, einen entscheidenden Erfolg zu erlangen. Bei der Unmöglichkeit, die Insurgenten auf die Hdhen des Gebirges oder in die unzugänglichen Engschluch- ten zu verfolgen, haben sie es vorgezogen, ihnen das Wasser ab- zuschneiden, indem sie um die Brunnen und Quellen, woraus sich die Drusen versorgen müssen, Befestigungen aufgeworfen. Solcher Schanzen haben sie neun errichtet, die von Kanonen und zahlreichen Jnfanterie- und Kavallerie-Abtheilungen verthei- digt werden. Diese Ereignisse machen viel Aufsehen ; die allge meine Meinung mißt ihnen zwar für den Augenblick feine große Bedeutung bei, allein man glaubt, daß sie sich jeden- falls in die Länge ziehen und bedenklich werden können. Auch in Palásten erkennt man Symptome großer Aufregung. Man scheint ernstliche Unruhen dort zu fürchten, denn die Regierung hat die strengsten Befehle ertheilt, jede Ruhestörung im Keime zu unterdrücken. Aber nach der herrschenden Göhrung ist es zweifelhaft, ob man mit einer bloßen Demonstration den Zweck erveiche, und wenn der Kampf noch einmal dort entbrennt, #o darf man in Folge der Unzufriedenheit und des ösfentlichen Elen- des einen allgemeinen Aufstand erwarten. Ibrahim Pascha be- findet sich immer noch zu Mavrasch, wo er alle feine Truppen konzentriren zu wollen scheint.

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Berlin, 2. Nov. Am 1. November von 11/7 bis 2 Uhr feierte die hiesige Königl. Universität in dem Saale der Sing-Akademie das Andenken der vor 300 Jahren in der Mark Brandenburg eingeführten Reformation. Zu diesem Feste hatte die theologische Fakultät durch ein von ihrem Dekan, Herrn Kon- sistorial-Rath und Professor Neander, abgefaßtes Programm über Georg Vicel und seine Gesinnung gegen die evangelische Kirche, eingeladen. Die Feier begann vor einer zahlreichen Versamm- sung mit Anstimmung des Gesanges: veni sanete spiti- tus, Darauf wurde die Fest - Rede von dem diesjäh- rigen Rektor, Herr Professor Twesten, gehalten , “in- dem derselbe, anknüpfend in die Art und- Weise, wie der Kur- fürst Joachim Il. bei der Gründung und Leitung der evangeli schen Kirche mit unserem Vaterlande verfuhr, zu zeigen suchte, wie die Jdee der Einheit, welche dem Kurfürsten E ders am Herzen lag, namentlich was die Lehre betrifft, auch in der evan- gelischen Kirche verwirklicht werden könne, ohne mit der für sie nicht weniger wesentlichen Freiheit und Festigkeit der eigenen Ue- berzeugung in Widerspruch zu gerathen; eine Aufgabe, zu derett Lösung die Véandenburaiibe Kirchen - Ordnung von. 154

die beste Anleitung enthalte, Nachdem sodann das Lied „Eine feste Burg ist unser Gott“, in Lateinischer Uebersetzung; gesungen ward: trat der Dekan der juristischen Fakultät, Herr Professor von Lancizolle, auf und proklamirte, nach Auseinandes- sesung des Interesse, welches nächst der theologischen Fakultät bejonders auch die juristische an der gefeierten Begebenheit nch- men músse, die Herren A. W. Göbe, Präsidenten des Obty- . Scholb, Geheimen Ober- Tribunalsrath, und G. _W. von Raumer, Geheimen Regierungs- rath, als Doktoren der Rechte. Auf gleiche Weise verkündiate der Dekan der theologischen Fakultät, Herr Konsistorialrath Neat der, nachdem er das Verhältniß der theologischen Doktor -Würdk zutn christlichen Lehramt in der Kürze entwickelt hatte, die Wahf der Herren Prediger Ch. L. Couard und Fr. G. Lisco hierselbst, des Herrn Konsistorialraths und General-Superintendenten Cb. F- Hesekiel în Altenburg, des Herrn Hauptpastor L. Chr. G, Strauch und Professor O. Krabbe in Hamburg zu Doktoren der Theologie. Die Feierlichkeit wurde sodann mit dem Te Dew laudamus beschlossen. Die bei diejem Feste unter der Leitung des Herrn Professor Marx aufgeführten Musikstücke waren von deitt Herrn dtud, philos. von Alvensleben komponirt. ,

Denkmünzen zur Erinnerung an den 1. November 1539,

Als ein Seitenstück zu der im gestrigen Blatt der Staats-Feiturig naher beschriebenen Deukmünze der Stadt Berlin, sind aus der

ruhmlichst befannten Loosschen Ansialt, zur Erinnerung an die Abend: in Madrid aus Gründen der Sparsamkeit abberufen wurde, ist | i :

mahlsfeier des Kurfürsten Joachim 11. in Spandau, zwei Denkmttii- zeu bervorgegangen ; beide von gewohnt irefflicher Arbeit. Die größeés,

| im Durchmesser von beinahe zwei Zoll, ist hauptsächlich nur durch dié | Unterstüßung des Magistrats und der Bürgerschaft von Spandau i? | dieser bedeutenden Größe und sorgfältigen Äusstattung zu liefern mö-

lich gewesen. Die kleinere umfaßt etwa die Hälfte des Flächenraums

| der großeren und enthält wesentli dasselbe, was jene, nur natürlicy

im verjüngten Maßstabe. Bei dem Gebrauche der Lupe tritt jedo Alles vollkommen deutlich hervor, mittelst welcher man auch auf der großeren die forgfältigste Ausführung in den Gesichtern

fl. }. w. erst vollständig zu erfennen im Stande ist. Die Hauptseitc dieser Denkmünzen zeigt das Bildniß des Churfürsten Foachim 1k. in!

Kurkleide, bedeckt mit dem Kurhute, in der Rechten den Zepter, in der Linken das Kurschwert haltend, mit der Umschrift: Joachim U., erfler evangelischer Kurfürst von Brandenburg. Die Kedrseite stellt die- fes Kurfürsten erste Feier des evangelischen Äbendmahls in der Kirche zu Spandau vor, Man erblickt rechts Joachim 11. im Begriff, d@? Sakrament aus dem Kelche zu genießen, welchen er aus der Hand déè, in der Mitte vor dem Altare stchenden Bischofs von Brandenburg, Mathias von Jagow, genommen hat. Hinter dem Kurfürsten erblicst ma, Jochen von Schwanebdeck zu Teltow, fürstlihe Räthe, so wie Lehre: und Geistliche, denn es nahmen an dieser heiligen Feier nicht bloß dic Herren vem Hofe, sondern auch ein großer Theil der Landstände und viele Lehrer (Thomas Bait, Johann Lodecus u. A, m.) Theil. Dem Kurfürsten gegenüber knicet, gefolgt von Dawen, die man hinter ibr erblickt, des Kurfürsten Mutter, Elisabeth, Wittwe Joachim's ¿

Den Bischof Mathias sieht man bei dem Officio unterstügt: von Geor Buchholzer, welcher an diesem Tage die Predigt gehalten hatte und hier die Patena trägt; von einem anderen Geistlichen und von cingeux Chorfnaben. Die Kirche ist an dem treu wiedergegebenen, zum Theil sichtbaren Altare zu erkennen. Die genannten Personen sind alle nâáj gleichzeitigen Vorbildern gearbeitet. Vils Umschrift liest man die BVibel!- stelle (Joh. 1. Kap. V. B. 4.): „Unser Glaube is der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Fm Abschnitte wird das Bild erklärt durch die Worte: „Dreihundertjähriges Jubiläum der Einführung des evau- gelischen Glaubens in den Marken Brandenburg durch die erste cevák- gelische Kommunion zu Spandow am 1. November 1539.“

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Wenn ¡wei so ausgezeichnete Virtuosen, wie die Pia: nistin Dlle. Clara Wieck und der Violinist Herr Carl Müller, in einem Konzert zusammenwirkfen, so kann man im voraus überzeugt seyn, einen Kunsigenuß seltener Art zu baben. Díes war vorgester:: im Konzertsaale des Schauspielhauses der Fall, Sämmtliche Jnstru. mentalsiticke, die der phantasiereichen Ouvertüre Felix Mendelssobn:/+ zum „Sominernachtstraum“ folgten, wurden von den beiden Konzect - gebern ausgeführt; nur in einem derselben, einem Duo für zwei Vio: linen von Kalliwoda, das übrigens mehr eine Violinschulen - Uebung als ein Konzertstück zu nennen war, wirkte der hiesige Kammex- musikus, Herr Zimmermann, mit, der rühmlich mit der ersten Violiu) des Herrn Müller wetteiferte. Döarch so bedeutende Virtuosität wurden die beiden Gesangspiecen des Konzerts etwas verdunkelt, um so mehr, da die Ausführung derselben nicht durchweg rein war, und die Aufmerk= samkeit weudete sich überwiegend dem Piano und der Violine zu, die unter solchen Meisterhänden fich fast in Gefanigsstimnen verwandelteu-« Herx Conzertmeister Müller aus Braunschweig, der älteste der vier Brüder, die durch ihr DQuartettspiel so einzig dastehen, ist schon. früherer Zeit auch als Solo-Virtuos hier aufgetreten, und man muß bedauern, daß wix nicht ‘öfter Gelegenheit haben, R in dieck ser Eigenschaft zu hören, da sein gediegenes Spiel einen ®: reinen und wohlthuenden Eindruck macht. Leider hat derselbe, dem Vernehmen nah, Berlin schon wirder verlassen, um mit Dllc. Wieck gemeiuschaftlich in Stettin und Rosto Konzerte zu gehen. Lektere jedoch kehrt nach einigen Wochen wieder hierher zurü und wird dann, wie wir hoffen dürfen, die hiesigen Musikfreunde noch fex; ner durch ihr schönes Talent erfreuen. Unter den Violin - Pieçezi, welche Herr Müller gestern vortrug, leu{htete das Adagio und tbe? durch eiue Kadenz eng daran geknüpfte Schluß - Saß, mit sehr org nellem Thema auf der G - Saite, aus einem Beethovenschen Konzezt über alles Andere hervor ; an Reinheit, Fülle und Wohllaut des Fons, Präzision und Sauberkeit dèr Ausfähruug , genug, an vollkommener mit größter Ruhe verbundenen Beherrschung der Technik nud a1 Satt heit des Ausdrucés im Adagio erinnerte das Spiel des Herrn Mülke sehx au das des vielbewunderten Beriot. Dlle Wieck, deren Vortpa seit ihrer vorigen Anwesenheit in Berkin wo möglich noch an Grgzze und Leichtigkeit gewonnen - hat, - spielte zuerst cin Eapriccio vou F. Mendelssohn , dann eiù Duo für Piano und Violiyz von Osborne und Beriot mit Herrn Müller und gutes! eine Tha bergsche Phantasie. Nächst der meisterhaften Fertigkeit, womit dke Pianistin die größten Schwierigkeiten überwindet und dieselben so leich: erscheinen láßt, als bedürfte es nur eines Hauchs, um sie dem E ment zu entloen, ist sie besonders anch durch die geisivolle Auffaf 11 ; der Compositionen verschiedener Meister, und urs die anspruchsloje Hingebung ansgezeichuet, womit sie thre Aufsga "Sil C3 c ObO Teht daß bei ihr stets die Virtuofin ganz in der Künstlerin Ta Die Innigkeit und feurige Phantasie, wovon ihre eigenen Eompo l nen erfüllt sind, überträgt sie auch auf die Ns fremder Werke“ sie giebt uns Mendelssohn's Gemiith und Humor mit gleicher Treue wieder, wie Thalberg's Eleganz und Pracht, und mit der weiblichen Anmuth vereint sich int ihr eine männliche Kraft, die man der zartge- bauten Gestalt nicht zutrauen würde. Von den oumges m: sikalischen Leistungen der verflossenen Woche ist noch das Auftreten der Dile. Hagedorn vom Theater zu Deßau als Romeo in Beltityi's ‘Capuleti und Montecchi“ zu erwähnen. Schon als Dber - Vestaltü zeigte diese Sángerin, daß sie mit einer der schousten und utufangreithé sten Stimmen begabt sev; in der Ausführung der Partei des Routtes trat dies noch mehr hervor; ‘hier, wo die Cantilene zuweilen sehr ti& liegt, fonnte Dlle. Hagedorn die metallreichen Töne ihres Mezzo - So- prans besonders geltend machen; bei einer Höhebis zum reg richenen E, die liberall rein und {bön flingt, wird man gewiß höchst selten eine solche Kraft und Fülle der Oftave vou fkleinén bis eingestrichenen G finden. Eine gleithmäßigere Ausbildung der verschiedenen Register und eine

bessere Oekonomie in der Kraft-Anwenduug würde die Wirkung dieser

irm et Set ai egenen ar a ai Ä R G O d

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