1839 / 319 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der zu Aussehern der Kirche bestellten Individuen sie nicht hemmte, das Bestehen dieser Kirche weit mehr gefährden würde, als alle ihre äußeren Feinde durch vereinte Bemühungen es im Stande sind. Der Verfasser dringt auf Unabhängigkeit der Kirche ‘von aller Staats - Kontrolle und Einmischung mit einem Ernst, der einerseits zwar für seine Aufrichtigkeit und seinen Eifer zeugt, andererseits aber ihn auch bei jedem Schritt in Abgeschmatheiten gerathen läßt. Nicht der Wunsch, die Religionsfreiheit zu erweitern, treibt den Verfasser an, in adtilihen Dingen die Unabhängigkeit des Menschen von aller weltlichen Kontrolle zu fordern. Die Ansprüche auf die aus- schließliche apostolische Nachfolge, die er zU Gunsten der Kirche aufstellt, deren Mitglied er if, veranlassen ihn, Alle, die nicht in- nechalb ihres Kreises sich befinden, als Schismatiker zu betrach- ten und sogar diejenigén ihrer Geistlichen, welche nicht das Glau- bensbekenntniß des Puscyismus unterschreiben, als falsche Brù- der zu bezeichnen. Die Wesleyanischen Methodisten aber sind ein besonderer Gegenstand seines kirchlichen Abscheus. Um dem Einfluß dieser „„cigenmächtigen Missionäre““ auf die niedern Stände entgegenzuwirken, empfiehlt er den Bischöfen der Kirche, daß sie sich einer minder gebildeten Klasse vonLehrern bedienen sollten, als die unterrichtete Geistlichkeit sie darbietet. Auch das freiwillige Prinzip in Religionsfachen wird von ihm als unhei's\{chwanger bezeichnet. Dies sind einioe der Grundsäße, die Herr Wackerbath vetthcidigt, Und die von den Jüngern des Puseyismus von der Kanzel herab und durch die Presse verbreitet werden. Wir brau. chen uns hier nicht in eine Crörterung der abstraften Frage hin- sichtlich einer herrschenden Landeskirche einzulassen. Es fragt sich nur, ob diejenigen, welche das Prinzip einer solchen Kirche verthei- digen, und von dem Staate nicht nur Schuß, sondern auch die Macht verlangen, andere Sekten in ciner subordinirten Stellung zu erhalten und dieselben; uGunsten der herrschendenKirche, sey es durch Land- oder Geld - Bewilligungen oder durch jährliche Zahlungen in Gestalt von Zehnten und Abgaben, zu besteuern, ob diese folgereht von der Staats-Kontrolle befreit zu werden verlangen können“? Wir behaupten, nein. Das positive Unheil, das aus der von ihnen verlangten Macht oder Privilegirung entsprießen dürfte, würde groß seyn; die theoretische Ungereimiheit aber und der praktische Dru einer solchen Macht würde die Institution, der man sle bewilligte, bald vernichten. Die Regierungen der neueren Zeit haben daher das Prinzip einer Landeskirche weislih dadurch mo- difizirt, daß sie den Grundsaß aufstellten, was sie erhiel.en und bereicherten, auch kontrolliren zu müssen.“

Der Herzog und die He zogin von Cambridge find jeßt in Schloß Windsor bei der Königin zum Besuch.

Lord Brougham is dieser Tage wohlbehalten in Brighton bei sciner Gemahlin eingetroffen.

Es heißt, daß Sir John Campbell an die Stelle des Lord Plunkett, der sein Amt niederlegen wolle, als Lord-Kanzler nach ¡rland verseßt werden und als General-Prokurator von England Herrn Turton, gegen dessen Anstellung bei Lord Durham’s Mis- sion in Kanada die Tories sich bekanntlich wegen seines früheren Privatlebens \o creiferten, zum Nachfolger erhalten werde.

Heute, als am Lord-Mayors- Tage, begaben sich der neue Chef des Londoner Magistrats und die anderen Gemeinde - Be- amten nebst den bedeutendsten Corporationen der City in festli- cher Prozession nach Westminster, wo die Ceremonie der Vereidi- gung vor den Richtern der Schaßkammer stattfand. :

Von dem Anführer der Chartisten bei den leßten Unruhen in Wales giebt die Times folgende Schilderung: „Herr John Frost war mehrere Jahre lang Leinwändhändler zu Newport in Monmouthshire. Ueber 20 Jahre hat er \ich als wüthender Radikaler gezeigt, und während des Reformbill-Fiebers, ja bis auf die ganz lebte Zeit, unterstüßte er das radikale Whig -Mini- sterium, von welchem er dafür denn auch gehdrig gehätschelt wurde. Vor etwa 15 Jahren stand er wegen einer groben Schmähschrift auf Herrn Prothero, den jeßigen muthvollen Ma- or von Newport, vor Gericht, ward schuldig befunden und zu Fhweérer Geldbuße verurtheilt. Da er nicht alen fonnte, nee er ins Gefängniß wandern, wo er einige Monate blieb. Und dieser achtbare Mann wurde zu nicht geringem Erstaunen aller Bessergesinnten unter seinen Mitbürgern von Lord John Russell zum Friedensrichter des Orts gewählt. Bis zu diesem Frühjahr übte Herr Frost, der jeßt wegen Anführung einer be- waffneten Rebellion gefangen sißt, die friedensrichterlichen Func- tionen aus, ja, hätte niht Herr Praed, der im Parlamente wie- derholentlich auf die aufrührerischen Reden jenes Verbrechers auf- merksam machte, Lord J. Russell endlich genöthigt, Frost's Name von der Liste der Friedensrichter zu streichen, o würde wahr-

scheinlich Frost in dem „Augenblick, wo er die Truppen der Kö- |

nigin angriff, noch Friedensrichter von Newport gewesen seyn.“ Mit Hinsicht guf die Versicherung des Französischen „Mo- niteurs“/, daß die Politik des Soultschen Ministeriums in der

Orientalischen Frage, wenn ihr Endzwek erst erreicht seyn werde, |

chon allein hinreichen dürfte, demselben die dfentliche Meinung vollkommen zu gewinnen, bemerkt die Morning Chronicle: „Wir müssen gestehen, daß England immer ganz besonders un- glücklich L ist, wenn es sich auf Französische Ministerien verlassen hat. So oft Französische Staatsmänner irgend eincn Punkc zu gewinnen hattèn, mochte es sich nun darum han- deln, die Constitution in Spanien aufzugeben, oder den Nei gunzen des Französischen Publikums zu Gunsten Aegyptens zu willfahren, steis waren es England, die Englische Allianz und Englische “Interessen, die man aufopferte. Das mag einmal, ziveimal, ja dreimal hingehen, aber endlich wird der Zauber sich doch ldsen; und wir müssen sagen, daß Marschall Soult ganz eben {o viel Dal geln hat, die beiden Länder einander zu entfrem- den, als Graf Molé, Jndem wir dies mit Bedauern schen, ist es verhältnißmäßig gleichgültig geworden, welche Partei bei den inneren Streitigkeiten Frankreichs die Oberhand hat. Es ist von dem Hofe keine weitere Reaction gegen die Freiheit Frank- reichs zu befürchten, und seine Tendenzen sind gewiß friedlicher, als die der angeblich¿n parlamentari{chen Partei, die im Besiß der Macht is. Frankreich hat, wie wir glauben, sih in Be ref der Orientalischen Frage von ieder Uebereinstimmung init England oder von jedem Versuche, dieselbe herbeizuführen, losg: sagt. Eng- land war bereit, Franfreich Opfer zu bringen, während Frankreich feine Opfer bringen wollte oder konnte. Man muß nun abwar- ten, ob die Folgen hiervon dem Kabinet der Tuilerieen so viele Veranlassung, sich Gluck zu wünschen, geben werden, wie der „Moniteur“ es verkündigt. Es is übrigens falsch, daß England vorgeschlagen habe, den südlichen Theil von Syrien mit Einschluß von St. Jean d’Acre dem Pascha abzutreten. St. Jean d’Acre ist vielmchr gerade der Punkt, den, als den Schlüssel von Sy- ricn, England der Türkei zu erhalten wünscht. Als ein Zuge- ständniß an Frankreich mag England eine Gränze zwischen Cl Ariste und St. Jean vorgeschlagen haben, zum Beispiel Carmel; welcher Art aber der Vorschlag auch gewesen seyn mag, so viel ist gewiß richtig, daß Frankreich ihn verworfen hat.‘

Vom Cap sind Zeitungen bis zum 5. September hier ein-

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gegangen. Aus Port Natal wird gemeldet, daß die dort statio- nirten Truppen fich der besten Gesundheit erfreuten; über den Zustand der ausgewanderten Bauern aber verlautete nichts Be- stimmtes. Der Kaffern-Häuptling Dingaan soll sich zurückgezo- gen haben, doch weiß man nicht genau, wohin ; er hatte das Vieh wieder mitgenommen, welches er den Bauern zurückzustellen ver- sprochen. Unter den Ausgewanderten herrschten die Masern; es waren schon -60 Kinder daran gestorben. Von Kalkutta war Weizen und Reis in beträchtlicher Menge ein eführt worden, Un den Ausfall in der leßten Aerndte der Cap - Kolonie zu decken.

Die Bank der Vereinigten Staaten“ wird von der Mor- ning Chronicle gegen die Angriffe der „„Times“/ in Schuß genommen. „Wir haben‘, sagt jenes Blatt, „von der hiesigen Agentschaft jener Bank eine Uebersicht über den Stand ihrer An- gelegenheiten am 1. Oktober d. J. erhalten, und da wir glauben, daß darin die sämmtlichen Verbindlichkeiten dieses Instituts und seiner Filiale richtig dargestellt sind, so (zzen wir ohne Bedenken, daß man an ihrer vollkommenen Fähigkeit, allen ihren Verpflich- tungen zu genügen, nicht im geringsten zu zweifeln braucht, denn das Ergebniß der Uebersicht ist ein klarer Ueberschuß von 38,871,724 Dollars an Kapital, mit Einschluß des Sicherheits- Fonds. Unter den Effekten befinden sich zwar 25 Millionen Dollars an Wechseln und 17 Millionen Dollars an Staats-Pa- zieren, und man könnte sagen, daß hiernach für cinen schr aro- ßen Betrag zweifelhafter Ünterpfänder zu freditiren sey; aber wenn man auch eine schlechte Geschäftsführung noch so sehr zugiebt, so

ist doch die Festigkeir des Fnstituts über allen Zweifel erwiesen, und die | „Times“ kann es nicht verantworten, daß sie das Publikum durch die | Behauptung, jene Bank befinde sich im Zustande des Barnkerotts, in Es is wohl möglich, daß in einer Zeit, | wo der Geldmarkt so gedrückt is, die Actien-Inhaber cin wenig |

Allarm verjeßt hat.

leiden, wiewohl der bedeutende Betrag des Restes oder der

Sicherheits:Fonds ihnen eine sehr starke Garantie darbietet; was |

jedoch das Publikum betrifft, so glauben“ wir, daß der Stand

der Bilanz ihm hinlängliche Bürgschaft gegen jeden Verlust ge- währt. Die Ansicht ist, daß, wenngleich der Zustand der Dinge | eine ungünstige Wirkung auf die Inhaber von |

in Amerika Baumwollenwaaren ausüben dürfte, er doch die Amerikaner

nöthigen wird, beträchtliche Ladungen von Baumwolle nach Eng- | Dadurch“ wird der Preis des rohen Mate- | rials heruntergehen und unsere Fabrikanten werden im Stande | seyn, nicht nur wieder die volle Zeit arbeitea zu lassen, sondern | daß die Kaufleute | | So wird Leben in |

unsere Märkte kommen, und die vermehrte Ausfuhr wird günstig | auf den Wechsel - Cours des, Kontinents wirken.“ Der Globe |

land zu verschissen.

auch die Preise so niedrig zu stellen, des Kontinents Aufträge machen werden.

stimmt im Ses der „Chronicle“ bei, doch hebt er besonders den Uebelstand hervor, daß sich unter den Effekten der Vereinig- ten Staaten- Bank für 17,782,317 Dollars an Staats-Papieren befänden, die vermuthlich bei der Liquidirung einen bedeutenden Verlust fúr die Bank ergeben würden, da angeblich diese Fonds

nicht mehr als 50 pCt. Werth haben sollten, was ungefähr 27 |

von den 35 Millionen des Bank - Kapitals absorbiren und also den Werth der Bank-Actien von den ursprünglichen 100 Dollars auf 20 herabbringen würde; da jedoch diese Actien jeßt in New- York noch 75 stehen, so hást das genannte Blatt jene Angabe hinsichtlich des geringen res der als Unterpfand in der Ame- A Bank befindlichen Staats - Papiere für etwas über- trieben. :

Niederlande.

Aus dem Haag, 11. Nov. des St. Hubertus-Festes, wurde auf dem Landhause Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich, welches auf dem halben Wege zwischen dem Haag und Leyden liegt, mit Karabinern nach der Scheibe und nah Vögeln geschossen. Eine autgewählte Gesell- schaft nahm an dicsem Vergnügen Theil, dem ein Dejeuner vor- herging und ein Diner folgte.

Die Bestimmungen der Königlichen Verordnung vom 4. Sep- tember in Bezug auf die zehnjährige Volkszählung finden jebt auch auf den Theil von Limburg, der wieder mit den Nieder- landen vereinigt worden ist, so wie auf die Stadt Mastricht und ihren politischen Rayon Anwendung.

Dem „Avondbode“/ zufolge, wird das Ministerium des Innern sich definitiv mit der Frage über die Verlängerung der Eisenbahn von Haarlem bis Rotterdam beschäftigen und in Vet bindung mit den Minifterien der auswärtigen Angelegenheiten gus der Finanzen einen Bericht darüber an den König ab- statten.

Belgien.

Brússel, 11, Nov. Morgen findet die Erdffnung der Kam- mern statt. Éine Thron-Rede is nicht zu erwarten, da der K&- nig noch in Wiesbaden verweilt. Die“ zweite Kammer wird sich sehr bald mit einem Straide/-Sesch Le aaen, wonach bis zum 15. Juli 1840 alle Ausfuhr von Weizen, Roggen und Kartof- feln untersagt werden wird, wenn auch die Preise bis dahin wie- der weichen sollten.

Der Messager de Gand protestirt gegen die von dem „„Independant“/ vorgebrachte Anschuldigung eines Orangistischen Komplottes.

suchung, und zwar auch ohne Resultat, stattgefunden.

Lüttich, 12. Nov. Der Courrier de la Meuse berich- tet: „Herr Laurent, Pfarrer in der Diözese Lüttich, hat die Päpstlichen Bullen erhalten, in Gemäßheit deren er zum Bischof von Chersones in partibus ernannt worden. Cr wird in Ham- burg seinen Aufenthalt nehmen, und seine Jurisdiction wird fich über die freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck, {o wie über das ganze Königreich Dänemark erstrecken. Herr Laurent wird vor feinte Abreise in Lüttich zum Bischof geweiht werden.“

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 5. Nov. Die Statstidning enthälc Fol- gendes: „Nachdem ein von der Kaiserl. Brasilianischen Regierung ergangenes Dekret zur Erhöhung des Zolles von Wein und Spi- rituosen, in Ländern erzielt, welche keine _in Kraft stehende Han- dels-Traktaten mit Brasilien haben, durch Se. Excellenz den Staa:s- Minister des Auswärtizen dem Königl. Kommierz-Kollegium mit- getheilt worden, hat dasselbe, welches den Handeltreibenden davon Anzeige gemacht, mit Schreiben vom ten d. Sr. Majestät vor- gestellt, wie für den Handel und die Schifffahrt Schwe- dens daran gelegen sey, daß ein Handelstraëtat mit Bra- silien abgeschlossen werde, um die Schwediche Flagge ge- Mon die erhdhten Abgaben zu sichern, welche dur die in Bra- ilien bestehenden Zollbestimmungen der Ein- und Ausfuhr in den Schiffen der Lönder auferlegt sind, mit welchen kein Handels- Traktat geschlossen ist; obschon, wie das Kollegium vermuthet,

Am Äten, bei Gelegenheit

Bei dem Grafen Duchatel, ehemaligen Adjutanten | des Prinzen von Oranien , hat ebenfalls eine polizeiliche Haus- |

solche Abgaben noch keine Anwendung auf Schwedische un Norwegische Schiffe gefunden. Da die Ausfuhr von Waare aus Brasilien nah Schweden vielfach größer sey, als die únmie telbare Einfuhr von dort her, so hatte das Kollegium vorae- stellt, wie hierin ein Grund für die Brasilianische Regierung T liegen scheine, nicht mit Gleichgültigkeit die Maßregeln zu E trachten, welche der Verbindung zwischen beiden Ländern förderlich oder hinderlich seyn können, während der bedeutende Antheil, welchen die Schwedische Schifffahrt an dem Fracht, Handel zwischen Brasilien und andern fremden Ländern hat „eg sehr wichtig mache, der Schwedischen Flagge dieselbe Behand, lung in Brasilianischen Häfen zu sichern, welcher die Schiffe der begünstigtsten Nationen dort genießen. Beim Vortrage hier; ber fanden Seine Majestät es für gut, zu genehmigen - daß auf ministeriellem Wege eine Unterhandlung mit der Kaiser lich Brasilianischen Regierung erdffnet werde, bezweckend, zwi; chen Schweden und Norwegen einer-, und Brasilien ande rerseits einen Handelstraktat zu Stande zu bringen, wodurch Schweden und Norwegen in Hinsicht der Handels - Verhältnisse zur Brasilianischen Regierung in dieselbe Kategorie mit den begün \tigtsten Nationen kämen; wie denn auch Se. Majestät Jhrem Staats - Minister des Auswärtigen aufgetragen, von dem Fort- gange dieser Unterhandlung Sr. Majestät zu berichten, da dann, im Fall auf Hindernisse bei der Brasilianischen Regierung gegen den Abschluß einer derartigen Uebereinkunft gestoßen würde, Se, Majestät näheren Beschluß über die weiteren Verfügungen zur Erreichung des Zweckes fassen würden.“ Deutschland.

Würzburg, 12. Nov. Bei der heute stattgehabten Wahl der hiesigen Universität wurde Herr Þx. Albrecht, Professor des Kirchenrechts und Civil-Prozesses, von 28 Stimmen mit 16 zum Abgeordneten in die Srände - Versammlung und Herr Professor Hofrath von Link mit 11 Stimmen zum Ersabmann gewählt. Eine Stimme erhielt Herr Professor Stahl.

Dresden, 10. Nov. (Schluß der im gejtcigen Blatte ab- gebrochenen „übersichtlichen Mittheilung“ des Staats - Ministers von Lindenau) :

„Das wichtigste Resultat des vorigen Landtages das Krimi- ual-Gesesbucch wurde, nach dessen endlicher Redaction, im dur: gángigen Einverständniß mit der dazu besonders nuiedergesezten ständi: {chen Deputation, unter dem 30. März vortgen Jahres zur Publica- tion gebracht; gleichzeitig sind die Geseye über einige Abänderungen in dem Untersuchungs-Verfahren und Forst-Straf-Geses in das Leben getretcu, auch einige sonst hierbei von den Ständen gemachte Anträge durci) die Verordnung vom 27. April 1838 erledigt worden. Zu Ve- scitigung der bei Einführung neuer gesetzlicher Bestimmungen und deren Anzeudung auf frühere Verhältnisse und bereits anhängige Rechtssachen unverincidlichen Schwierigkeiten, wurden durch gleichzcitige Verorduung cinige transitorische Bestimmungen getroffen, und bei der rühmlichen Sorgfalt und Genauigkeit, womit die rechtsprechenden Behörden 11 den zu ihxer Entscheidung gelangten Untersuchungen die Verhältnisse der álteren und neueren strafrchtlichen Bestimmungen zu einander und die hiernach eintretende Anwendung der eineu oder anderen, im foníre- ten Falle, beurtheilt und ernessen haben, sind feine aus dem Zusam- mentrefen dieser verschiedenen geseßlichen Bestimmungen hervorgehende Uebelstände wahrzunehmen gewesen. Aus ähnlichen Nücksichten ist das Maaß der beim Erscheinen des Gesetzes bereits in Vollzug geseßteu Strafen fürdiein denStraf-Anftalten besindlihenSträflingeeiner genauen Erwägung und Prüfung unterworfen und bei deren zu großem Mißver- háltniß zu den neuen Straf-Bestimmungen im Wege der Begnadigung nach- geholfen worden. Zur besonderen Genugthuung muß es gereichen, daf das Kriminal-Gesezbuch auch im Auslande Anerkennung gefunden hat und in dem nachbarlich-befreundeten Großherzogthum Sachsen-Weimar fast obne alle Modificationen bereits angenommen und eingeführt worden is, während, nach offiziellen Mittheilungen, von einigen anderen Nachs barstaaten Gleiches beabsichtiget wird.

Auch die übrigen auf Verbesserung der Rechtspflege ge- ricteten und mit den Ständen verabschiedeten Geseye, nainentlich „das Verfahren bei Vollsireckéung gerichtlicher Entscheidungen“ und „das Ver- fahren bei Streitigkeiten Über ganz geringe Forderungen betreffend“, sind zur Ausführung gekommen und lassen, nach der fur? zen inmittelst gemachten Erfahrung, uicht ohne Grund cinen günstigen Erfolg erwarten. Wegen Zusammenseßung der Behörde zu Entschei- dung von Kompetenz- Zweifeln in höchster Jnslanz und dem Ver- fahren dabei, und wegen einiger anderen am lezten Landtag zur Sprache gebrachten einzelnen Gegensiände der Rechtspflege, werden den getreuen Ständen Geseß-Entwürfe vorgelegt werden.

Auch die Bearbeitung des Gesetzes über das Verfahren in Unter? suhungs-Sachen ist so weit vorgeschritten, daß dessen Vorlage noch im Laufe des gegenwärtigen Landtags erfolgen fönnte. Jusofern je doch dessen Umfang eineu großen Aufwand von Zeit und Mühe bei dessen dermaliger landtäglicher Prüfung und Berathung verursachen múßte, und bei dem dringenden allseitigen Wunsche, die diesmalige, ohnedies schon mit so vielen und wichtigen Gegenständen beschäftigte Versammlung nicht allzu lange dauern zu lassen, erachtet es die Re- gierung für angemessen, daß eben so, wie es bei der Vorlage des Kri minal - Geseubuches geschah, die Stände im Laufe des gegenwärtigen Landtags Deputationen wählen, welche in der Zwischenzeit von dieseu! bis zum folgenden Landtage den Entwurf prüfen und der nächsten Ständes- Versammlung Bericht darüber erstatten. /

So fehr man es gewünscht hätte, dem gegenwärtigen Landtage el nen Gescz-Entwurf über die Benugung fließender Gewässer vor- legen zu fbunen, so hat doch die Beseitigung der Schwierigkeiten über die babe anzunehmenden Grundsäge nicht gelingen wollen: denn ein Gesetz, was dazu bestimmt ist, „die freie Benugung der Gewässer zl befördern, ohne anderérscits die Freiheit zu beshränfen, eine größere Gemeinnügigfeit fließender Gewässer im Jnteresse der Staatstwirthschaft herbeizuführen, vhne erworbene Nechle und die im Vertrauen quf das Bestehende mit Aufwand gemachten Anlagen zu beei- iráchtigen“ und „die aus der doppelten Natur des Wassers, als trei: bende und producirende Kraft, hervorgehenden sehr verschiedenartigen Privat- und staatswirthschaftlichen Interessen gegen einander u gen und zu verschmelzen“, ein solches Gese erfordert zu einer befrit digenden Bearbeitung zu viele spezielle Erfahrungen und Erörterungen, um in dem furzen Zwischenraume eines Landtags zum andern vollen- det zu werden.

Die seit dem leiten Landtage aus dem Kriegs-Ministerium ergan? genen drei wichtigen Gesege, „des ersten Theils der Ordonnanz“, “des über Militair - Pensionen“ und „des Militair - Gese buches“ biiden, nebst dem im Yahre 1834 erschienenen Gese uber Er- füslung der Militairpflicht, den Horz Labes Theil der gesamuten Militair-Verwaltung und haben im Wesentlichen den Kreis der Militair-Gesezgebung beschlessen. Wenn der in der Ordonnanz aus: gesprochene Grundsaß, daß alle Natural-Leistungen aus der Kriegsfasse verautet werden sollen, dem Rechts-Prinzip der Abgabengleichheit ent spricht und für Stadt und Land eine große Erleichterung gewährt, |0 ijt durch den ueuen Militair-Straffoder und das Militair - Pensicné- gesetz eine Uebereinstimmung mit der in beiderlei Beziehung bestehenden bürgerlichen Gesergebung bezweckt worden, wie der Anspruch des Wehr- staudes auf gleiche sfaatsbürgerliche Rechte und Pflichten solche erheisht. Jun Veranlassung der neuen Ordonnanz sind in aue YFufanterie - Garnisonen Kasernirungs - Anstalten eingerichtet wor? den, und in den librigen mit Kavallerie belegten Garnisonen ist die Unterbringung der Mannschaft und Pferde durch Einmiethen bei ou Hausbesizern ohne Anstoß erfolgt, und dadurch das lästige Servi®? Rechnungswesen in den Garnison - Städten gänzlich beseitigt worden, Auf Ausbreitung und Ermunterung der inländischen Pferd ez wird durch Pferde-Auftäufe zur Armee im Lande thunlichst hingen cs Der bei der lezten Stände - Versammlung beschlossene Neubau ein

on isitair-Hospitals in Dresden ist zur zweckmäßigen Ausführung Mime und entfpricht dem vorhandenen edürfnisse. Troy der in den legten Jahren bedeutend gestiegenen Getraide - Preise hat der für die gesammten Militair -Bedürfnisse bewilligte Etat zu deren Befriedi- qung uicht nur vollständig ausgereicht, sondern auch einen nicht unbe- deutenden Ueberschuß gewährt.

Die so eben abgelegte Rechenschaft über das seit dem lezten Laud- tage Rollbrachte belegt das Bestreben der Regierung, “alle das Ge- sammtwohl bezwecende landtägliche Anträge und Beschlüsse zur gelun- enen Ausführung zu bringen. Allein tros des vielen bereits Geschehe- nen geht doch auch gleichzeitig aus dieser Darstellung das Ergebniß hervor, daß noch immer im Staatshaushalt manches nachzuholen und ¿u vervoliständigen ist. Darf sich die Regierung das Zeugniß geben, daß eben so, wie bei den legten Landtagen, auch die dem jegigen zu machenden Borlagen feinen anderen Zweck haben, als die Grundsäze der Verfassungs-Urkunde immer weiter zu entwickeln, Rechtspflege und Verwaltung zu verbessern und zu vervollkommnen, Glück und Wohl- ftand des Landes und seiner Bewohner zu befördern und zu erhöhen, fo fann sie sich zu folchem Zweck der trenen Mitwirkung der versam- melten Stäude gewiß im Voraus versichert halten und mit Zuversicht hofen, daß auch dieser dritte verfassungsmäßige Landtag das schöne Beispiel geben werde, wie zur Erreichung des Rechten und des Guten Regierung und Stände im Königreich Sachsen stets in fester Ein- tracht vorwärts schreiten.“

Dresdeu, 12. Nov. (Sächs. Landtags-Verhandlun- gen und Leipz. B!.) Jn der gestrigen Sißung der zweiten Kammer erläuterte der Abgeordnete Eisenstucck folgenden An- trag: „Die hohe Regierung im Vereine mit der ersten Kammer zu ersuchen, Über die in der Hannoverschen Verfassungs - Sache bei der hohen Bundes-Versammlung stattgehabtêën Verhändlungen und die Theilnahme der diesseitigen Regierung an denselben und eren Ergebnisse der Stände - Versammlung geeignete und beru- higende Mittheilung zu machen.“ Der Staats-Minister von Zeschau bemerkte hierauf: „In dieser schriftlichen Daxstellung, die auf einen Antrag führt, liegt schon der Grund, warum die Regierung sich außer Stand befindet, eine weitere und ausführlichere

Mittheilung úber diesen Gegenstand zu machen. Der Antragsteller hat |

selbst bemerkt, daß die Sibungen der Bundes-Versammlung ge- | (a | erlassen:

heim sind und die Resultate nicht zur Oeffentlichkeit gelangen, wenn sie nicht ausdrücklich bei bestimmten Gegenständen ausge- prochen wird. Er hat selbst bemerkt, daß diese Protokolle nicht der Oeffentlichkeit übergeben, sondern loco dictaturae gedruckt wer- den. Hierin wird die Rechtfertigung des Ministeriums liegen, wenn über diesen Gegenstand eine weitere Mittheilung nicht ge- macht werden fann. Was die Sache selbst anbetrifst, so scheint es mir in der That auch, als sey dieser Antrag mehr ein for-

meller; denn nach dem Vertrauen, welches die geehrte Kammer | : / | behalten werden soll.

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bei der leßten Stände-Versammlung der Regierung auch in die- ser Angelegenheit gezeizt hat, nah der Eröffnung, welche das Ministerium damals zu machen im Stande war, glaube ich, wird über die Ansicht der Regierung in dieser Angelegenheit kein Zwei- fel obwalten. Ja, der Gang der Angelegenheit selbst ist durch alle dffentlichen Blätter, und selbst aus den Erlassen, die von Seiten der Hannoverschen Regierung ergangen sind, so bekannt, daß die Regierung diesem Allen nichts hinzuzufügen weiß.“ Der Abgeordnete lr. von Mayer wünscht, die Kammer mdge beschließen, diesen Antrag mit Dank gegen den Antragstel-

ler, daß er ihr Gelegenheit gab, ihre Ansicht auszu\prechen, bei- |

zulegen, indem derselbe, bei seiner loyalen Gesinnung gewiß noch

rung noch die Kammern in Verlegenheit geseßt würden. Abge- ordneter von Thielau war der Meinung, daß man, wenn auch, mit Hinsicht auf die Erklärung der Regierung, dem Antrag keine Folge gegeben werde, doch die Sache nicht auf sich beruhen las-

rathung Übergeben möge, um vielleicht auf diesem Wege einen anderweitigen Wunsch der Kammer an die Regierung gelangen zu lassen. Andere Abgeordnete schlossen sich dieser Ansicht an, dergemäß auch die Ueberweisung an cine außerordentliche Depu- tation beschlossen wurde. Ein vom Abgeordneten Todt ge- stellter Antrag auf Entwerfung einer Adresse auf die Thron-Rede wurde aus mehreren, sowohl von Seiten der Regierung, als ver- schiedener Abgeordneten gehdrig entwickelten Motiven, durch eine Mehrheit von etlichen funfzig Stimmen abgelchnt.

Karlsruhe, 12. Nov. Die heutige Karlsruher Zei- tung enthält folgenden Artikel:

„Die in Konstanz erscheinenden „Seeblätter““ enthielten in leyter Zeit wiederholt Artifel, welchen augenscheinlich die Absicht zum Grund legt, über die Grundsäße und den Gang unserer Regierung Besorg- nisse zu erregen, die durch die Verfassung gewährleisteten Rechte als gefährdet , sich aber als berufen darzustellen, für Erringung sogenaun- ter constitutioneller Garantieen, ohne welche feine Verfassung eine Wahrheit sey; vorzugsweise jeut zu kämpfen und die Bürger aufzufor- dern, durch fräftige Bethätigung ihrer constitutionellen Gesinnungen die von den Seebl(ttern vertheidigten Grundsäße zu unterstüßen. Das Motiv hierzu wird aus der leßten Ministerial - Veränderung entnom- nien, und dabei die frühere Klage über den angeblichen Drucf der Zen- sur, wiederholt, auch mehrfach angedeutet, daß die S'eeblätter noch Manches sagen fönnten , ihnen dies aber nicht ver- gönnt sey. So fest wir auch überzeugt find, daß solche Einslüsterungen auf Diejenigen, welhe von den Prinzipien unserer Regierung und der wahren Lage der Verhältnisse auch nur cinige Keuntuiß besigen, durchaus feinen Eindruck machen, so glauben wir do zur Beruhigung Derjenigen, welche weniger erfahren und zugleich ängstlich sind, hferauf einige Worte erwiedern zu müssen. .— Die viel- besprochene Ministerial-Veränderung, ein Ausfluß der (Großher- zoglichen Prärogative, giebt feinerlei Anlaß zu Besorguissen: die Per- söonlichfeit des dermaligen Präsidenten des Ministeriums des Jnnern ist, wie die seines Vorgängers, iu ganzen Lande hochgeachtet ; feinen Charafter und seine Gesinnungen wagt Niemand anzutafien ; nur Afte seines ¿fentlichen Lebens fönnen daher Stoff zur Beurtheilung bieten. Aus einem solchen haben aber selbst die Sceeblätter etwas Gefährdendes nicht zu deduzieren vermocht; sie sind daher genöthigt, sich auf allge- meine Sdge, Hoffnungen und Befürchtungen zu beschränken. Um die Ten- denz zu bezeihnen, von welcher sie hierbei geleitet worden, und zugleich einen Beleg zu liefern, daß die Censur in Konstanz wenigstens nicht durch übermäßige Strenge fehlt, müssen wir eines Artikels in Nr. 129 jenes Vlattes, bezüglich auf die jüngst von der Bundes-Central-Behörde ausgegangene Darlegung über die revoluticnairen Komplotte der neue- ren Zeit, Erwähnung thun, obwohl wir sonst gern auf denselben nicht aufmerksam gemacht hätten. Hiernach sind die Theilnehmer an den Verbindungen, welche durch Urtheil der zuständigen Gerichte als hoch- verrätherisch qualifizirt worden, es sind die Verschwörer zum Attentat vom 3. April 1833 in den Augen der „Seeblätter“ nicht strafwürdige Ver- brecer oder bemitleidenswerthe Verführte, nein! vielen Männern dieser Partei wird entlich Hochachtung gezollt, ihre Absicht, die Auflösung aller bestehenden öffentlich - rechtlichen Verhältnisse wird eine edle ge- naunt; die Mittel, Mord und Gewaltthat, werden nicht gebilligt, aber das Ziel, als ein edles dargestellt und als solches die Freiheit des Deutschen Vaterla nd es bejeichnet, welche, wie beigefügt wird, die „Seeblätter“ auf dem Wege der Reform für erreichbar gehalten hätten, Hossnungen, in denen sie sich nun, wie ihnen jene Partei vorausgesagt habe, getäuscht sähen. Aus diesen Sägen mag einiger- maßen entnommen werden, was die Seeblätter unter Erringung constitutio- neller Garantieen, so wie unter Entwicelung und Ausbildung der Constitu- auen und Volksfreiheiten verstehen ; jedenfalls ersieht man hieraus so viel,

aßdieses zum wenigstenDinge sind, dlesichn och nit in unsererVerfassung

| willigt worden seven.

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befinden, die also über dieselbe hinausgehen. Ju der That re- duzirt sih hierauf der ganze Kampf aller Oppositionen gegen alle Re- gierungen. Bewahrt die Badische Regierung, was ihre ärgsten Feinde ihr nicht bestreiten fönnen, die ihr vorgezeihnete Verfassung noch so treu und redlich, so mag sie auf Anerkenntniß und Zufriedenstellung ihrer Gegner nicht rechnen ; - diese wollen ein unbestimmtes. Mehr als die Verfassung, und gerade dieses nie zu sättigende Verlangen nach Mehr begreift die Geschichte der Umwälzungsversuche aller Zeiten und aller Völfer in sich.“ j 58

Côthen, 13. Nov. schienen:

„Vou Gottes Guaden, Wir Heinrich :c. haben bei Ertheilung Unserer landesherrlichen Erlaubniß zur Durchführung der Berlin-Säch- sischen Eisenbahn durch Unser Herzogthum jenseits und diesseits der Elbe zum Anschlusse derselben an die Magdeburg - Leipziger Eisenbahn bei Cêthen, der Berlin-Sächsischen Eisenbahn-Gesellschaft nachgelassen, den zur Anlegung der gedachten Eisenbahn erforderlichen Grund und Boden, insoweit es néthig werden follte, auf dem Wege der unfreiwilli- gen Erpropriation in gleicher Weise eizenthämfich zu erwerben, wie solches durch Unsere geseßlichen Vererdnungen von 23. Februar und 5. Mai 1838 bereits der Magdeburg - Leipziger Eisenbahn-Gesellschaft verstattet worden ist, und verordnen demnach:

§. 1. Unsere geseßlichen Verordnungen vom 23. Februar und 5. Maí 1838 über die Erpropriation der zum Bau der Magdeburg- Leipziger Eisenbahn in Unserem Herzogthume erforderlicheu Grundstücke

Hier is folgendes Herzogl. Dekret er-

| werden hierdurch ihrem ganzen Jnhalte nah auf die Anlegung der

Berlin - Sächsischen Eisenbahn in unserem Herzoathume jenfeits und diesseits der Elbe erstrecit, und sollen demuach hinfichtlich dieser Eisen- bahn-Anlage sowobl der Berlin-Sächsischen Eifenbabn-Gesellschaft als

| auch Unseren Beherden und Unterthanen zur Richtschnur und Nach- | achtung bei Ausführung des gedachten Unternehmens dienen.

&. 2, Zur legalen Abschäßung der zur Eisenbahn erferderlichen Grund-

| stücke jenseits der Elbe werden noch cinige Taratoren, und zwar der | | Bürgermeister Bergholz und der. Rathmann Eschebach in Roßlau ver- | eidigt und nach Anordnung Unserer Eisenbahn-Jmmediat-Kommission

zugezogen werden. Urfundiäch haben wir dies Geseg cigenhändig voll

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N -

Î L | zogen und dessen öffentliche Bekanntmachung zu Jedermanns Nachach-

tung anbefohlen. So geschehen, Cöthen, den 5. Novenber 1839,“ Ferner hat die Landes - Regierung folgende Bekanntmachung

„In der Cöthenscheu Zeitung vom 2. November ec. Nr. 88 ist eine

| entshuldigende Erflärung erschienen, nach welcher der größte Theil der | hiesigen Honoratioren sich dahin verabredet haben soll, ferner nicht | mehr mit Abnehmen des Hutes, sondern nach Art des Militairs, durch | bloßes Anfassen des Hutes mit zwei Fingern, zu grüßen. | andere Honoratioren sich gegen diese Neuerung in der bisher allgemein

Da nun

tiblichen Höflichkeits-Bezeugung erklärt haben, so ist hochsten Orts be-

| Nimmt worden, daß die Begrüßung durch Abnehmen des Hutes, wie

es Gebrauch und Sitte durch lange Zeiten gewesen, auch ferner bei- - Von Seiten der Landes-Regierung wird dies

hiermit befannt aemacht. Cöthen, den 11. November 1839. Sanne n

Madrid, 4. Nov. Es heißt, die Munizipalität und die

Provinzial-Deputation von Madrid hätten beschlossen, der Köni- | gin in einer Adresse ehrfurchtsvoll zu erklären, daß sie keine |

Steuern erheben könnten, weil dieselben von den Cortes nicht be- tationen diesem Beispiele folgen werden.

Svanische Gränze.

regen, als versdhnen werde. Er hegt dieselben Ansichten, wie die Jovellanisten, die Spanischen Doctrinairs, und da er selten geneigt ist, sich den Umständen zu fügen, so dürften die Cortes gleich nach seiner Ankunft aufgeld| werden,“ S U

In einem von der Morning Chronicle mitgetheilten Schreiben aus Konstantinopel vom 17. Oktober wird über die Orientalische Frage Folgendes bemerkt: „Was nun den Punkt betrifft, ob Syrien virtuell, wie jeßt, unter Mehmed Ali's Herrschaft bleiben, oder ihm bona sie als ein unabhängiges Be- sibthum überlassen werden soll, so is dies eigentlich ein und das- selbe, denn in beiden Fällen würde der Friede Europa's auf gleiche Weise in beständiger Gefahr seyn, gestört zu werden. Der jeßige Sultan, welcher den Pascha niemals als seinen Vasallen oder dessen Länder als cine Besibung gekannt hat und daher nicht dieselben Gesinnungen in dieser Beziehung hegen kann, wie sein Vater, würde vielleicht nicht der angreifende Theil seyn; aber der Pascha, dessen Ehrgeiz und Habsucht natürlich durch die dargebotene Nahrung immer mehr zunehmen, und aufgereizt durch die Agenten der dabei interessirten Parteien, würde sich mit diesem Zugeständnisse noch nicht begnügen, und wer kann uns das Recht bestreiten, unserem Nachbar zu verbie- ten, auf seinem Hause ein Pulver-Magazin zu errichten, wenn die Sicherheit unseres eigenen Hauses dadurch gefährdet wird? Daß Frankreich den Argumenten Rußlands beitreten wird, um die Pforte zur Abtretung Syriens zu bewegen, läßt seine bisherige Po- litik nicht bezweifeln. England muß also angelegentlichst darauf bedacht seyn, einen Krieg zu vermeiden, in den die Orientalischen Ange-

legenheiten es verwickeln würden, wenn es sich durch die Sophistik |

des Französischen Kabinets leiten ließe. Wenn es nicht jeßt, wo der Augenblick dazu gekommen ist, ein kräftiges Verfahren befolgt, wie es die Würde und die Interessen Englands verlangen, fo giebt es s{weigend seine Zustimmung zu dieser Theilung des Osmanischen Reichs und. muß zugleich auch alles Interesse für die künftige Existenz desselben aufgeben. Js Syrien einmal an Mehmed Ali abgetreten, so wird ein beständiger Krieg zwischen ihm und dem Sultan das unvermeidliche Resultat davon seyn, und was kann bei dem geschwächten Zustande, in dem die Türkei sich dann befinden wird, verhindern, daß Kon- stantinopel die Hauptstadt des südlichen Rußlands werde? Wenn

die Unabhängigkeit und Integrität der Türkei für die Sicherheit

unserer Besikungen und den Schuß unseres Handels wesentlich ist, so erkläre man dies auf kühne und energische Weise und un- terstüße diese Erklärung. Js dies jedoch nicht der Fall, o lasse man jedenfalls die Theilung so vornehmen, daß wir auch Nußen

davon ziehen.“ J n [ay P

—— Stettin, 12. Nov. Landes- Kultur. Die Saa- ten stehen troß der großen Trockenheit des Erdbodens mit wenig

Ausnahmen sehr, an vielen Orten fast zu úppi | Landleute die Besorgniß hegen, L rften für Lal äte rige Aerndte schon zu weit vorgerückt seyn; die Hütungen ek ren dem Weidevieh noch fortwährend Nahrung und Se e S das Ende des vorigen Monats fingen die Bäume an, das Laub u verlieren. Jn Folge der großen Trockenheit sind fast alle eiche und Gräben wasserleer geworden, so daß bei einem baldi gen Eintreten des Frostes ohne vorhergehende bedeutende Regen- güsse e empfindlicher Wassermangel für das Vieh zu befürch- ten steht.

Schifffahrt und Handel. In den Swinemünder Hafen sind im verflossenen Monate 196 Schiffe eingelaufen, von welchen 174 beladen waren, und 147 Schisse gingen scewärts aus. Von leßteren waren 33 mit Nubholz, 33 mit Getraide, 2 mit Spiritus und 41 mit sonstigen Waaren beladen, die übri- gen aber geballastet. Jn Stettin kamen 154 Schiffe, davon 139 beladene, an, und 116 Shhiffe, wovon 98 mit Ladung, gingen stromabwärts aus. Der dauernde Südostwind führte einen so niedrigen Wasserstand herbei, daß dadur für den Handel ein allgemeines Hinderniß entstand. Getraide, dessen Preis noch immer lohnend für den Produzenten ist, bildete, abermals den Haupt-Gegenstand der Bewegung. Gegen das Ende des Monats war die Tabacks-Zufuhr hier am Orte ziemlih bedeutend und

Man glaubt, daß alle Provinzial -Depu- |

| Im Mémorial Bordelais liest | andere Auskunftsmittel finden werde, wodurch weder die Regie- | Man: „Unser Madrider Korrespondent schreibt uns unterm | 3. November, daß die Königin beschlossen habe, die Präsident- | haft des Conseils und das Portefeuille der auswärtigen Angele- | genheiten dem jetzigen Botschafter “in Paris, Marquis von Mi- | raflores, zu Übertragen und "daß" bereits ein Courier ‘abgesandt en und fe vielmehr einer außerordentlichen Deputation zur Be- | worden sey, der ihm den Befehl zur augenblicklichen Rückkehr

h | úberbringe. Der Marquis hat bekanntlich als Spanischer Bot- | schafter in London den Quadrupel - Traktat unterzeichnet. | der Sache der Königin ergeben, aber sein unbeugsamer Charafk- | ter und seine bekannte Vorliebe für das Königliche Statut, lassen | befürchten, daß sein Eintritt ins Kabinet die Parteien eher auf- |

E}, ist |

da das diesjährige Gewächs gut gerathen ist, so wurden für gute furrente Waare bis 5!/, Rthlr. für den Ctr. gezahlt. Zu be- | dauern ist, daß der hohe Sundzoll es nicht verstattet, mit dieser | Waare die Holländischen und Rheinischen Märkte zu beschicken. Das Waaren-Ge“chäft Stettins wurde dur ansehnliche Zufuh- ren von Holländischen Lumpenzuckern für die inländischen Raffi- | nerieen belebt; Baumöl stieg im Preise; Zink wurde zu erhöh- | ten Preisen gesucht und Hering fand bei geringerer Zufuhr als | im verflossenen Jahre raschen Absaß. Die Schifssfrachten hoben | sich und die Thätigkeit im Bau von Schiffen , deren 9 auf den Werften stehen, blieb rege.

___— Weißenfels. Am 1. November geschah 11 der Kirche des hiesigen Schlosses, welche für den Militair - GotteéË- | dienst benußt wird, die Einweihung der neuen Orgel, welche durch | die Gnade Sr. Majestät des Königs dieser Kirche geschenkt wor- | den ist. Der Superintendent Heydenreich hielt die Einwei- hungs-Rede.

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Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Levden. Das hiesige Königl. Niederländische Museum der Alterthümer hat so eben einen sehr s{chäygbaren Zuwachs erhalten. Eine Auswahl etrusfischer Vasen, 96 an der Zahl, darunter 30 von

| erster Größe, ist für den Preis von 7000 Fl. aus den Samnlungen

| Lucian Bonaparte's dem gedachten Museum zugeflossen , welches ‘über-

dies in den legten Jahren durch erweiterte Räume bedeutend gewon- | nen hat. Gleichzeitig sind Borfehrungen getroffen, die Deufmäler def- | selben auf Kosten der Regierung zu veröffentlichen; das erste Hest eines großen Werkes über die Aegvptischen Denkmäler des Museums ist so eben erschienen. Es enthält zuvörderst eine der größten Papvrus- | Zuschriften mit Demotischer Schrift ; der verdienstvolle Herausgeber, | Berr Leemans, hat dieselbe mit einem erflärenden Texte begleitet.

| Dauer der Eisenbahn-Fahrten am 13. November. | Abgang | Zeitdauer Abgang Yeitdauer | St. | M.

; von M. Potsdam. |

| cs | | 38 [Um 85 Uhr Morgens . 1 l

40 » 12 » Ss » Ai

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Meteorologische Beobachtungen. 1839, | Morgens | Nachmittags | Abends Nach eintnaliger 5. November. 6 Uhr, | 2 Uhr. | 19 Ubr, Beobachtung,

j Luftdruck......... [338,47 Par. | 338,84“ Par. 338,98‘ Par. Quellwärme 7,29 N, Luftwärme... [4 5,19 R. |+ 639 R. |4- 5,79 R.sFlußwärme 4,59 N. |_+ 5,00 R. |+ 5,89 N. |4- 5,69 R. Bodenwärme 7,19 R. Dunstsättigung | 98 pCt. 91 pECt, 99 pCt. Ausdünstung 0,019‘ Rh, AGetter «56105016: | Regen. Regen. Regen, Niederschlag 0,120“ X*. NW. | NW., Wärmewewsel 4- 6,5 ® Wolkenzu | | NW. -—— eet Es Tagesmittel: 338,75‘ Par... +5,79 R... 4-5,39 R... 96 pCt. NW.,

Thaupunkt

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Berliner Den 16. November 1839. Amtlicher Fonds- und Geld-Cours- Zettel. [s | Pr. Cour. [8 Pr. Cour. N| Brief. | Geld. N| Brief. | Geld. St.-Sehnld-Sch. |4| 104 103!/, JOstpr. Pfandbr, 3! 102, 1018/, Pr. Eugl. Obl. 30 |4| 1025/5 | 1021/g. Pomm. do: |85 103 102!/, | PrämSchd. Seeh. 70/5 70 Kuür- u. Neom-. do.|3è| 1023 4 Kurmärk, Oblig. |32| 102 | 1011/, jSeblesische do. 8 192 !/ Neum. Schuldv. |34| 102 | 101!/, [Coup. und Zins-| / Berl. Stadt-Obl. | 4| 103!/, | 1C23/, } Sek. d. K. u, N.|—| 97! Köuigsb. do. |A| _— Gold al marco |—| 214!/. Elbinger do. Äx -—— Neue Dukaten 18!/ | dito. do, 3¿| 109! ls Friedrichsd’or 13! | Danz. do. in Th.|| A7! And. Goldmün-|— zl | Li 101!/, fzen à § Thl. | 10/4 10 /4

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West pr. Pfandbr. [34 192 ; Grossh Pos. do-|4| 104! /4 E l | Pr. Cour.

arn Disconto

j ; ) Sgr. IFechsel-Cours. Thl. 00 N eia. ÿ / 3 Arusterdam Kurz | 22 “ls It 8 do. 250 Fi. 2 Mt, E es Hamburg 300 Mk. Fes S Fa 300 Mk. Mt. 4A 2 E 1 LSi | 3M. [6 21/4 Paris E 2 Mé, 00 0 M f 4‘ u T6604 0 8.0.05 0H 150 F. 2 Mt. G Wiéo in 20 Xr, «ee 0000000 i j 2 Mt. 2 Mt. R 8 Tage ius 102! /a Leipzig : 2 Mt. 102!/, is Fraukfurt a. M, 3 Woek. 813.

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: Antwerpen, 11. November.

i z1/,, Neue Anl. M. 8/9. Es Frankfurt s t 13. Novenber. s Oesterr. 59/. Met. 1063/4 G. 40 100 Br. 21/2°/0 57 1/4 RE: 1% 2 Br. Bank - Actien 1959 G. Partial - Obl. 151 p r. Loose zu 500 FI. 1441/4. 144. Loose zu 100 Fl. —. ; res. Präm.-Sch. 70 G- do-49/4 Anl. 102!/, Br. Poln. Loosé 69/4 6923/2

59/, Span. Anl. 11/2. 11/9 21/,0/, Holl. 507/16: dO7/s«

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