1839 / 320 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Ab- und Zunahmen, woraus Folgendes hervorgeht: Wenn der sechswdchentlihe Gesammt - Durchschnittspreis des Britischen Weizns (vermittelst der Zusammenfassung der nah dem auf 150 Pläben bestehenden Verkaufspreise wöchentlich aufgemachten Durch- \chnittspreise, durch sechs die Anzahl der Wochen getheilt) unter 41 Sh. für den Quarter steht, so ist der Einfuhrzoll auf seinem höchsten Standpunkte, nämlich: 2 Pfd. 6 Sh. F Pce.z über 41 Sh. aber vermindert sich der Zoll um 1 Sh. im Ver- hältniß mit jedem Shilling der Erhöhung des Preises des Bri- tischen Weizens, bis dieser auf 66 Sh. steigt, wo der-Zoll als- dann 1 Pfd. 8 Pce. beträgt; danach ist die Verminderung des Zolls, wie folgt: Wenn der Preis von

Br.tischem Weizen unter 68 Sh. d. E steht, so ist der Zoll 18Sh. 8SP. 2 “e S 16 »

S O SS S E 10» S9» » “76 v Ö » d L 2.0: Wv Ueber 73 Sh. aber wird der fremde Weizen zum niedrigen Zoll vou | Sh. der Quarter Fügelassen; allein der hôchste Zoll wird selten bezahlt; fômmt das Getraide an, wenn der Zoll hoch ist, so wird es gewöhnlich unter Schloß ausgenommen und bleibt da- selbst so lange liegen, bis der Begehr nach Weizen auf den Márk- ten zunimmt und der Preis sich gehoben hat, wo es dann, zum niedrigen Zoll aus dem Verschluß herauskömmt, und oft in sol- cher Menge, daß der Preis dadurch herabgedrückt wird und der

Zoll bald wieder den hohen Stand erreicht, welchen er vorher |

einnahm.

Das Paketschis} ,„„Wellington“/, welches vorgestern von Newo-

York angekommen is, hat 400,000 Dollars in Gold für kauf máännische Rechnung mitgebracht ; die Nachrichten sind jedoch nicht neuer, als die leßten, da dies Paketschisf schon am l5ten von New - York abgesegelt ist, während die mit dem Dampfboote „Liverpool“ eingegangenen Nachrichten bis zum 19ten reichen. __ Man hat erzählt, daß das Dampfboot „Liverpool‘/, als es chon in See gewesen, noch ein Signal von New-York erhalten habe, dem zufolge auch die dortige Bank zu zahlen aufgehört hatte; dies bai sich aber nicht bestätigr. Man schmeichelt sich, daß die Bank sich halten werde, welches für New-York von gro- ßen und guten Folgen seyn würde. Die Morning Chronicle bezeugt, daß die Bank von New-York, so wie die von Boston, nach besseren Grundsäben dirigirt würden als die übrigen, Und daß sie vor Allem nicht an dem seit 1836 zwischen der Philadel- phia-Bank und den Banken der anderen Staaten stattgefundenen Wetteifer Theil genommen habe, als in Folge der Vertheilung des Staats-Ueberschusses verschiedener Jahre 40 Millionen Dol- lars aus der großen Bank in die Provinzial-Banken Übergingen. Die Times glaubt auch, daß die New - Yorker Bank, die bei Abgang des Dampfboots, also 9 Tage nach dem Fall der Phi- ladelphia-Bank, sich noch hielt, wahrscheinlich sich ferner behaup- ten werde.

T Ode Lian 0e,

Aus dem Haag, 13. Nov. Prinz Georg von Cambridge, der sich seit einigen Tagen in der hiesigen Hauptstadt befindet, wird heute von hier nach London abreisen. Prinz Eduard von Sachsen-Weimar ist aus London hier - eingetrof}en.

De N,

Die Repräsentanten-Kammer war heute unter dem Vorsiße des Alters-Präsidenten, Herrn Vanderbelen, zusammengetreten. Es waren 64 Mitglieder anwesend. Der Fi- nanz -Minister bestieg die Redner-Búhne, um das Budget des Jahres 1840 mitzutheilen. Die Herren van Brouckère und Du- mortier E) aUpteten, daß, da die Session nicht in geseblicher Form, d. h. dur eine Thron-Rede, die entweder der König selbst oder eine von ihm beauftragte Kommission gehalten, eröf\net worden, die Versammlung auch zur Entgegennahme ministerieller Mitthei- lungen nicht kompetent sey. Der Finanz-Minister berief sich auf das Reglement, um das ae darzuthun, und führte an, was in dieser Beziehung bereits früher einmal (im Jahre 1835) bei Eróffnung einer Session geschehen war. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten sagte, daß der beklagenswerthe Um- stand, welcher die Reise des Königs nach Deutschland veranlaßte, einzig und allein {huld sey, daß keine Thron-Rede gehalten wor- den; in der Auseinandersebung des Budgets würde jedoch über die Lage des Landes Mittheilung gemacht werden. Demnächst wurde darüber abgestimmt, ob man zur vorläufigen Frage über- gehen solle; 30 Mitglieder waren gegen die Vernehmung des ministeriellen Berichtes, 34 aber dafür, so daß der Finanz -Mi- nister nunmehr die Verlesung des Budgets beginnen konnte. Unter den heute anwesenden Mitgliedern, die auch an dec Ab- stimmung Theil genommen, bemerkte man die Herren Mek, de | aas und Berger, Deputirte des abgetretenen Theiles von uxemburg.

Dem vom Finanz-Minister heute mitgetheilten Budget zu- folge, sind die Ausgaben des Landes im Jahre 1840 auf 101,312,335 Fr. 9% C., die Einnahme dagegen auf 101,635,569 Fr. berechnet, so daß noch ein Ueberschuß von ungefähr 323,000 Fr. verbleiben kann. ;

Die zweite Kammer ist, wie unsere Blätter bemerken, dem Ministerium nicht sonderlich günstig gesinnt, und wird, wie das leßtere befürchtet, einen entschiedenen Gegner desselben, den De- putirten Fallon zum Präsidenten erwählen.

Der Senat war heute ebenfalls versammelt. Die Kammer \chritt zunächst zur Wahl ihres Präsidenten. Von den anwesen- den 36 Mitgliedern gaben 24 dem Herrn von: Schiervel, einen Senator des abgetretenen Limburgischen, der bereits in der vori- gen Session präsidirt hatte, und 12 dem Baron von Stassart ihre Stimme. Ersterer wurde demgemäß als Präsident des Se- nats proklamirt. Zu Vice-Präsidenten wurden der Graf Vi- lain XIIII. und der Graf von Baillet erwählt. Der Minister des Innern legte darauf den Geseß-Entwurf vor, wodurch die Getraide-Ausfuhr bis zum 15. August 1840 untersagt werden soll.

Der Herzog von Havré und Croy ist am 9tcn d. M. auf

dem Schlosse Roeulx bei Mons im 9östen Jahre seines Alters mit Tode abgegangen. __ Einigen Blättern zufolge, soll der Advokat Metdepenningen in Gent, gegen welchen ein Verhafts- Befehl erlassen war, die Flucht ergriffen haben, doch scheint darüber noch nichts festzuste- hen. Unsere Zeitungen melden die Ankunft der Gräfin von Oultremont in Gent.

Brüssel, 12. Nov. (Hann. Z.) Es darf wohl gewisser- maßen als eine Anomalie im constitutionellen Systeme betrach: tet werden, daß die Kammern heute nicht nur ohne vom Throne herab oder im Namen des Königs gehaltene Rede, sondern so-

Brüssel, 2. Nov.

in Abwesenheit des Staats - Oberhauptes eröffnet werden.

ar Man weiß sogar noch nicht bestimmt, wann Se. Majestät der König Leopold aus Wiesbaden zurück seyn wird; aber freilich

1314 auch, wie hier das Grundgeseß abgefaßt ist, ist die Gegenwart des Königs bei den ersten Verrichtungen der Kammern, und so lange von diesen noch kein neues Geseß vorgeschlagen und ange- nommen’, also zur Königlichen Vollziehung ganz fertig geworden, nicht erforderlich. Der Courierwechsel ist indessen sehr lebhaft zwi- chen dem Königlichen Aufenthaltsorte-und dem Kabinet, und es ist um so mehr zu vermuthen, daß Se. Majestät nicht lange mehr ausbleiben werden, da das Barometer der inneren Politik auf bevorstehen- des stürmisches Wetter in den Kammern hinweist; denn ohne Zweifel werden verschiedene Minister, sobald die Kammern kon- stituirt sind, über einige Ereignisse und ettseungen zur Ver- antwortung gezogen und ihnen über Manches Erklärungen abge- fordert werden, weshalb die bereits beschlossene Modification des Kabinets vorläufig vertagt worden ist. Einer der ersten Punkte wird das neueste Ereigniß seyn, wovon viel gesprochen wird und man sich keinen rechten Begriff zu machen weiß, nämlich in Betreff der verschiedenen seit den lebten vier bis sechs Tagen an mehre- ren Orten zugleich von Polizei und Gerichts wegen geschehenen Nachforschungen, Haus- Untersuchungen und Verhaftungen bei meh- reren Häuptern der OrangistischenParcei, durch einen Aufsatz desMef- sager de Gand‘/ vom lsten d. M. veranlaßt, und für die man eine muthmaßliche Verschwdrung wider den Staat Behufs einer förmlichen Restauration als Grund angiebt. Der unter dem Titel Conduite des Orangistes in besagtem Blatte am Tage nach den

| vollendeten E e und Ge erschienene Aussab zeichnete sich

allerdings dur Frechheit und Geseblosigkeit aus und mußte na- türlich Beschlagnahme und Belangung der Urheber nach sich zie- hen, welches denn auch wirklich gegen den Drucker und Verleger des Blattes geschah, L daß jedoch irgend ein Corpus delicti der Po- lizei in die Hände gefallen wäre. Während dies zu Gent vor sich

| ging, wurden hiesigen Orts (wie bereits erwähnt) am verwichenen | Freitage Hauésuchungen veranstaltet bei der Wittwe von Sobel-

\chron, der 8jährigen Mutter des ehemaligen Ministers des Jn- nern unter König Wilhelm der Niederlande, und auch bei ih- rem Sohne auf dessen zwei Stunden von hier entferntem Land- sibe; ferner in Antwerpen bei Herrn Deliage, Administrator der Handels-Bank, und bei Herrn Duchatel, ehemaligem Adjutanten des Prinzen von Oranien, zu Namur. Allein alle diese Schritte blieben E Resultat, man fand keine Dokumente vor, erregte

| aber großes Aufsehen im Publikum, welches dem Gerüchte eines

vorhandenen Komplotts keinen Glguben beimißt, und am we- nigsten , daß Herr von Gobelschroy , der sich seit der Revolution von allen Geschäften zurückgezogen hatte, Und theils zu Paris, theils auf seinem Schlosse ganz still und eingezogen lebte, an der Spike eines solchen sträflichen Unterneh- mens stehen solle. Man erwartete eine Erklärung deshalb im Moniteur, allein statt dessen lieferte der halboffizielle ¡„Indepedant““ vorgestern einen kleinen räthselhaften Aufsaß, worin das Verfah- ren der Obrigkeit vertheidigt wird, ohne etwas Bestimmtes anzu- geben. Herr Metdepenningen, Mitglied des Munizipalraths in Gen? und eins der Häupter der Orangistischen Partei, dessen Verhaftung beschlossen war, hatte sich, wie es scheint, aus dem Staube gemacht, und als es dazu kommen sollte, das Protokoll auszufertigen, mußte die Obrigkeit mehrere Stunden nach einigen Bürgern umsuchen, welche bereit gewesen wären, als Zeugen zu unterschreiben. Wie gesagt, diese Begebenheit hat großes Auf- schen erregt und soû in einer der ersten Sibungen beider Kam- mern zur Sprache kommen.

Lüttich, 13. Nov. Dem Courrier de la Meuse wird aus Deutschland geschrieben, daß sich der König der Belgier in Wiesbaden eine Erkältung zugezogen, was den Gebrauch der Badekur verzögert und deshalb einen längern Aufenthalt des Königs nöthig gemacht habe. Die Kur soll úbrigens dringend nöthig gewesen seyn, da sonst das Leiden des Königs in cine ausgesprochene Herzkrankheit Übergegangen wäre.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, §8. Nov. Der 4. November], der 2öste Fah- restag der Vereinigung von Schweden und Norwegen, wurde hier mit Kanonenschüssen und einem großen Mittag - Essen auf dem Schlosse gefeiert, wozu alle hdheren Beamte und die sämmêt- lichen Mitglieder des Unions-Comité eingeladen waren.

Als vor einiger Zeit in öffentlichen Blättern erzählt wurde, daß der Schwedisch - Norwegische Konsul d’Anastasy in Alexan- drien, bei Gelegenheit der Landung des Kapudan Pascha da- selbst, ihm zu Ehren die Flagge des Konsulats aufgezogen hätte, erging sogleich von dem hiesigen Ministerium des Auswärtigen ein Befehl an den genannten Konsul, sich über dieses Gerücht zu: erklären. Die „„Staats-Zeitung““ theilt nunmehr auch einen Auszug aus dem (bereits von uns erwähnten) in der Smyrnaev Zeitung gedruckten Briefe von Herrn d’Anastasy mit, worin er diese Beschuldigung auf die bestimmteste Art zurückweist.

Unser Gesandter in Paris, Graf C. Löwenhjelm, ist vorigen Sonnabend hier angelangt und wird den Winter über in Stock- holm bleiben. Der Attaché bei der Schwedischen Gesandtschaft in Paris, Freiherr Bonde, wird seine Stelle bis auf die Ankunf des Legations-Secretairs, Grafen Gyldenstolpe, vertreten, der in furzem aus Wien erwartet wird, wo er der Gesandtschaft in Ab- Gésanheit des General-Majors, Grafen C. G. Löwenhjelm, vor- gestanden hat. Dieser Graf Löwenhjelm, der sich einige Monate hier aufgehalten hat, um einige Erbschafts - Angelegenheiten zu ordnen, ist jet wieder nach seinem Posten bei dem Hofe in Wien zurückgekehrt.

Der berühmte Schwedische Bildhauer Fogelberg hatte im Laufe dieses Sommers zwei s{chöône Statuen , eine Venus und einen Apollo, von Rom nach Stockholm geschickt; kurz nachher erschien in einer Französischen Zeitung ein Brief aus Nom, der auch in unseren Blättern reproducirt wurde, worin man erzählt, daß die beiden Bildsäulen bei ihrer Ausstellung im Atelier des Künstlers in Rom eine allgemeine Bewunderung erregt hatten, und daß zwei Engländer große Summen dafür geboten, die Herr Fogelberg jedoch nicht hatte annehmen fönnen, da er diese Sta- tuen {hon an den König von chweden für einen verhältniß- mäßig geringen Preis verkauft hatte. Die beiden angeblichen Käufer wurden sogar durch die Anfangs-Buchstaden ihrer Namen bezeichnet. Herr Fogelberg hat jest in einem Briefe an einen hiesigen Freund; der denselben in das „¡Übendblatt““ eingerücêt hatte, die ganze Geschichte für vôllig grundlos erklärt, und zu- gleich sein Mißvergnügen kund gemacht, „„da er es fast nur der Freigebigkeit des Königs zu verdanken hat, daß er für die Kunst, der er sich gewidmet, leben kann, und seine Leistungen noch hô- her bezahlt wurden , als wie sie, nach seinem Erachten , verdien- ten.‘ Herr F. weiß es nicht einmal, ob die genannten Englän- der sih unter den vielen Besuchenden befanden, die diese Sta- tuen in seinem Atelier besehen haben.

Die „Schwedische Staats-Zeitung“ enthält ein Verzeichniß über die im Jahre 1838 in Schweden getddteten Raubthiere ; man findet darunter 98 Bären und 325 Wölfe. Das ganze Ver- zeichniß (darunter 5796 Füchse) zählt 11,600 Thiere.

Dänemarfk.

Kopenhagen, 11.3Nov. Ein Artikel in der „„Collegial-Zej tung‘/ vom Îten, die Zinsen-Reduction betreffend, lautet wörtlich, „Jn Betracht der Resultate, die sich auf Veranlassung der Zins; Reduction ergeben , die rúcksichtlih der in die Königl. Kasse ein; gezahlten, den nach und nach errichteten Sparkassen gehörenden Kapitalien stattgefunden, war es zur Erwägung gekommen, ob ez nicht im Interesse des Allgemeinen und der Finanzen zweckmäßig seyn möchte, auch cine Modification in der Verzinsung der Ka; pitalien von Unmündigen und öffentlichen Instituten zu bewirken die nach der geltenden Geseßgebung bis jeßt von der Staatskass, gegen 4 pCt. Zinsen entgegengenommen werden. Die Kanzlei deren Bedenken die Königl. Direction für die Staatsschuld und den sinfenden Fonds hierüber einzog, fand es wünschenswerth daß die Renten- Reduction sich nicht weiter, als bis zu "/, pCt. jährlich erstree, da dieses schon nach dem Erachten der Kanzlei zur Erreichung des beabsichtigten Zweckes, daß Kapitalien nur dann bei der Staatsschulden - Kasse untergebracht werden, wenn Gelegenheit fehlt, sie in sicheren Hypothelén fruchtbringend zuy machen, führen werde. Se. Majestät der König, dem diese An- gelegenheit allerunterthänigst durch die gedachte Direction vorge- tragen, haben darauf mittelst allerhöchster Resolution vom 16. Öf tober es zu genehmigen geruht, daß für Kapitalien von Unmäün- digen und dffentlichen Stiftungen, die, und zwar vom 1, Januar 1840 aus dem Königreich, und vom 1. Januar 1841 von Js land in die Staats-Schulden-Kasse zur Verzinsung eingezahlt wer den, nur jáhrlich 3'/, pCt. Zinsen bezahlt werden sollen.“

Zur heutigen Feier des Reformationsfestes und des Refkto rats-Wechsels hat die Universität durch ein Programm eingeladen, dem eine in Dänischer Sprache geschriebene juristische Abhand- lung úber das Retentions-Recht vorangedruckt ist. entl an s

Leipzig, 14. Nov. Das hiesige Griechische Konsulat har aus Athen die Nachricht enthalten, daß Se. Maj. der König Otto von Griechenland den Prof. Dr. Krug in Leipzig zum Rit ter des Griechischen Ordens vom Erldser ernannt.

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Oesterreich.

Preßburg, 7. Nov. Die Preßburger Zeitung enthäir nachstehende lan dtägliche Repräsentation:

Ew. Kaiserl. Königl. Apostolische Majestät! Allergnädigster Herr! Sehusuchtsvoll harrte die Nation der Eiuberufung des gegenwärtigen Land- tags entgegen: denn die Beseitigung gewichtiger Beschwerden erwartete sie vou demselben. Des Vaterlands Söhne nährten schöne Hoffnun- gen in ibrer Brust, überzeugt, daß, wenn das Zutrauen zwischen Kd- nig und Nation ueuerdings erstarkt , durch die weise Fürsehung der Geseßgebung viele nügliche Verfügungen zur Wohlfahrt des Vaterlan- des und Hebung des National-Wohles ins Leben treten; gesteigert wurden diese {bnen Hoffnungen durch die bei der Eröffnung dieses Landtags durch Ei. Majestät uns übergebenen, das allgemeine Beste des Vaterlandes und die Beobachtung der Gesetze bezweckenden Königl. Propositionen, und das schließlich darin gegebene geseymäßige Königliche Verheißen , laut welchem Ew. Majestät uns zu versichern geruhten, daß sowohl die bereits unterbreiteten, als auch die vom Landtage noch vorzutragenden Gravamina gehoben werden , und die gerechten Postulata_ der Nation Gehör finden sollen. Jun dieser unserer geseßgebendeu Stellung sowoh die allergnädigsten Wünsche Ew. Majestät als auch die Erwartungen unserer Mitbürger beachtend, nicht minder unsere eigene Pflicht vor Augen haltend, ergab sich bei der Berathung, wle, die allgemeine Wohl- fahrt am zwecmäßigsten zu fördern wäre, neuerdings die Ueberzeugung, daß alle, wenn auch noch o wohlthätigee Verfügungen den erwünsch- ten Erfolg zu erreichen unfähig bleiben, ja, wir selbst in unseren Be- rathungen mit ruhigem Gemüthe so lange nicht fortschreiten können, als die wichtigen Beschwerden des Landes nicht Abhülfe erlaugen, und die daraus entstandene shwere National-Besorguiß gehoben wird. Mit findlichem Vertrauen beeilen wir uns also, unsere Klagen Ew. Magqa- jestät väterlichem Herzen zu eröffnen. Die Vollzähligkeit des Land tags erregte zuerst unsere Aufmerksamkeit. Wir beachten es für ein Gravamen, welches vorzügliche Abhülfe fordert, daß, indem der 21. Art. v. Y. 1832/7 verordnet, daß der Köväarer Distrikt zum gegenwär- tigen Landtage auch berufen werde, dies deunoch nicht geschah, und dieser Distrift also nicht berufen wurde: feruer, daß von den mit Un- garn wieder vereinten Theilen jene, denen die Geseße und altherge- brachten Gebräuche eine persönliche Theilnahme an der Gesetzgebung verleihen, ja außer diesen auch einige Mitglieder der Magnatentafel, mit Beseitigung des bisher üblichen Gebrauches, feine Regales erhielten: Wix bitten demnach laut unterthänigst beigeschlossener Repräsentatio nen um eine baldmöglichste AbstelUung dieser Beschwerden, zugleich, laut ebenfalls beigehender Repräsentation, die Hindernisse, welche das Erscheinen des Mittel - Szolnofer Komitats, somit die Erfüllung des Gesetzes und Vollziehung des Kouigl. Einberufungs-Befehls hem- men, zu entfernen. Auch erachten wir es für elne unumgängliche Pflicht, daß in Folge eines Vorbehalts des Landtags vom 1. Mai 1836 alle jene vorzügliche Gravamina und Postulata des Landes, welche zwar am 30. März 1833 wiederholt unterbreitet, doch in den gnädigen Ko niglichen Resolutionen vom 3. Dezember 1835 und 29. April 1836 nicht erledigt und bezüglich nicht erfüllt wurden, beigehend wieder un terbreitet erscheinen utbgen, um deren Abstellung und Gewährung wir, 11 dem dasselbe schon während mehrerer Landtageunterbreitet wurde, Ew. Ma]. neuerdings nuit unterthänigsterEhrfurcht bitten. Die vaterländische Sprache, deren steigenden Flor mit unermüdlichem Eifer zu pflegen unsere hei lige Pslicht ist, wurde mit Ew. Majestät gnädig|ler Genehmigung die Original - Sprache unserer Geseßze. Gerecht tf demnach der allge meine Wunsch der Nation, daß sie an den gesezmäßigen Landesfürsten in der Sprache des Gesezes schreiben und ihre Klagen, Bitten und Wiinsche in der National - Sprache in den väterlichen Schoß des K0 nigs niederlegen dürse. Dieser allgemeine Wunsch wurde zur Hoff- nung, als Ew. Majestät bei Eröffnung dieses Landtags unsere Huldi- gungen, in vaterläudischer Sprache dargebracht , gnädigst anzunehmen geruhten: beseelt von dieser Hoffnung, unterbreiteten wir durch den Reichspalatin mit huldigungsvoller Verehrung Ew. Majestät den allge- meinen Wunsch der Nation, die Repräsentationen bloß in Ungarischer Sprache unterbreiten zu dürfen. Dankerfüllt vernahmen wir die von Ew. Majestät hierauf erfolgte gnädigste Aeußerung, daß Allerhöchstdie- selben huldreich geneigt seven, dem eifrigen Nationalwunsche zu will: fahren: und diefes heilige Verheißen läßt uns nimmer weifeln, daß Ew. Majestät alle Repräsentationen des gegenwärtigen Landtags bloß in Ungarischer Sprache allergnädigst zu genehmigen geruhen werden: Rix bitten demnach mit findlichem Vertrauen, Ew. Majestät wollen mit der Ertheilung der allergnádipst gegebenen Resolution uns ehem0g- [lichst zu beglücen geruhen. Außer diesem haben wir noch mehrere, die vaterlándischeSprache betrefendeBitten, welche wir inabgesonderter Re- prásentation unterthänigst einreichen werden. Noch hat das Land a1n- dere gewichtige Gravamina und Postulata, welche wir, nach Beendigung der darüber gepflogenen Landtags-Berathungen, zu unterbreiten uns beeilen werden. Wix hoffen von der Gerechtigkeitsliebe uud den mit väterlicher Huld wiederholten Verheißungen Ew. Majestät, daß durch die langersehnte Abstellung der Beschwerden die Wohlfahrt des Baer, jandes, wie auch die süße Verbindung durch Liebe und Vertrauen, ee Bekräftigung erlangen werde. Uebrigens melden wir alerunterthänig!/ daß wir gegenwärtig mit der Berathung des 2ten Punktes der Nan Propositionen beschäftigt sind, und nach deren Beschlu nicht sâum 4 werden, die Ergebnisse Ew. Majestät zu unterbreiten. amit wir n! ehestens auch über den 1sten und 3ten Punkt uns berathen arie bitten wir allerunterthänigst: Ew. Majestät mögen laut dem S: des Gesetzes, wie auch in Folge der Beispiele vormaliger §9

O nis

S N O Ea Sz

tage, gnädigst geruhen , hinsichtlich des Bedarfs der Refrutel Ausfun tómittel zu gewähren ; dann auch die zur Beschleu- niguug „der, Berathungen über die Regulirung- der Donau und anderer Flüsse dienlichen Pläne und Erhebungen, welche schon am 29. Januar 1835 landtäglih erbeten wurden, dem gegenwärtigen Landtage ehestens mittheilen zu lassen. Die wir der K. K. Gnade mit Unterthans - Demuth empfohlen verbleiben. Gegeben ans der in der Königlichen freien Stadt Preßburg, am 31.-Dftober abgehaltenen Land- tagós-Sigung. Ew. K. K. Majestät allerunterthänigste Kapläne, Die- ner und ewig getreue Unterthanen des Königreichs Ungarn und der damit verbundenen Theile landtäglich versammelte Stände.“

Spanien.

Madrid, 5. Nov. Alle Parteien sind auf ihrer Hut; das Ministerium scheint erst die Antwort des Herzogs von Vitoria abwarten zu wollen, ehe es einen definitiven Entschluß faßt. Diese Depeschen werden aller Unentschlossenheit ein Ende machen. Billigt der Herzog die Beibebaltung des jeßigen Kabinets und die Aufldsung der Cortes, so werden die Minister in diesem Sinne handeln und die Herren Calderon Collantos und Mantes de Roca in das Ministerium treten. Js dies jedoch nicht der Fall, so muß man zu einer anderen Combination schreiten. Die Exaltir ten fürchten sich auch, in diesem Zustande der Ungewißheit etwas Entscheidendes zu unternehmen; die Adresse an die Königin, worin die Veränderung des Ministeriums verlangt wird, liegt zwar be- reit, soll aber nicht eher abgesandt werden, als bis das Ministe rium die Aufldsung der Cortes offiziell angezeigt hat.

Das Gerücht von dem Tode des Generals Cordova hat sich nicht bestätigt, er befindet sich vielmehr auf dem Wege der Besserung. i

Dem Vernehmen nach hat der Finanz-Minister San Millan mit Herrn Ceriola einen Kontrakt wegen eines Vorschusses von 5 Millionen Realen abgeschlossen.

D ortugal.

Lissabon, 4. Nov. (Tímes.) Es sind Unterhandlungen erdffnet worden wegen Anerkennung der Königin Donna Maria von Seiten des Papstes, man besorgt aber, daß dieselben sich sehr lange hinziehen dürften, weil der heilige Stuhl in seinen Forderungen unbeugsam ist. Er verlangt unter Anderem die Wiederherstellung des Patriarchats und die Ernennung von Prä- laten, wozu die Portugiesische Regierung, wie man allgemein glaubt, ihre Zustimmung nicht geben könnte, ohne ihre National- Würde zu beflecken.

Der Nacional will entdeckt haben, daß England an Por- tugal aus dem Peninsular-Kriege her noch ungefähr eine Million Pfd. St. schuldig sey. Er empfiehlt daher dem Finanz-Minister, auf Abzug dieser Summe von den 3 Millionen Pfd. zu drin- gen, welche die Britische Regierung für das Kommissariat der Húlfsmacht, die sie Portugal im Jahr 1827 unter dem Kom- mando des General - Lieutenants Sir William Henry Clinton sandte, noch zu fordern hat.

Die Angelegenheiten in Betreff der Flússe Guadiana und Douro befinden sich noch in demselben Zustande; die Portugiesi- hen Minister behaupten, die Jnsel Boqueta sey neutrales Ge- biet, während doch die Spanier dieselbe schon lange unter dem Namen Jlha Jzabel in Besiß haben.

Die Einwohner von Lissabon und seinen Vorstädten sind den Civil- und Militair - Behörden sehr dankbar fúr die Energie, welche beide in der lebten Zeit in polizeilicher Hin- sich bewiesen haben, und vermittelst welcher es ihnen gelungen ist, nicht weniger als 36 von den Verbrechern gefangen zu neh- men, die bei den neuerlich hier vorgefallenen furchtbaren Mord- thaten und kühnen Räubereien betheiligt waren; es befinden sich unter den Verhafteten nur 12 Portugiesen; die Uebrigen sind aus Galizien in Spanien gebürtig. Das Ministerium des IJIn- nern hat den verschiedenen Patrouillen verschärfte Instructionen ertheilt, um diesem Unwesen endlich zu steuern.

Zwischen den Regierungs - Truppen und den Guerillas ha- ben kurzlich wieder einige Scharmüúbel stattgefunden, in denen eine Anzahl Parteigänger getödtet und gefangen genommen wur- den. Im Ganzen lauten indeß die Nachrichten aus den Pro- vinzen sehr entmuthigend ; Mord und Plünderung scheinen Úberall an der Tagesordnung zu seyn.

Ul Ler

Konstantinopel, 22. Okt. (Fourn. de Smyrne.) Man spricht noch immer von der Wahrscheinlichkeit einer Ueberein- kunft zwischen der Pforte und Mehmed Ali ohne fremde Da- zwischenkunft; dies Gerücht, dessen Quelle man nicht kennt, ist zwar ziemlich allgemein verbreitet, indeß hat es doch zu wenig Konsistenz, als daß man ihm Glauben schenken könnte.

Ueber die vor kurzem stattgehabte Bewegung der Armee Ibrahim Pascha’s auf der Seite von Malatia, weiß man außer dem, was in voriger Woche den Botschaftern der großen Mächte mitgetheilt wurde, nichts Näheres, da die Pforte keine weiteren Nachrichten erhalten hat.

Die Minister versammeln sich täglich und beschäftigen sich hauptsächlich damit, die Mißbräuche in der Verwaltung abzu- hafen und den Zustand des Volkes zu verbessern. Jn den leb- ten Tagen hat namentlich der Mangel an Getraide ihre Aufmerk- samkeit vorzugsweise in Anspruch genommen und es zeigen sich bereits die glücklichen Wirkungen der ergriffenen weisen Maßre- geln, denn das Brod ist eben so reichlich vorhanden, wie früher, und die Stadt auf mehrere Monate mit Lebensmitteln versehen.

Aegyp Len

Alexandrien, 18. Oft. (Journ. de S myrne.) Am Lten, vör der Rückkehr Mehmed Ali's, lief das Englische Kriegs- Dampfboot „Rhadamanthus“/ mit Depeschen von Lord Ponfonby und dem Admiral Stopford hier ein und gleich nah seiner An- kunft ließ der Oberst Campbell den Minister Boghos Bey fra- gen, wo der Pascha sich befinde und wie die Maas an ihn gelangen könnten, die er ihm zu machen habe. Boghos Bey erwiederte, daß dies unndthig sey, weil der Pascha jeden Augenblick in Alexandrien zurückerwartet werde. Auf das dringende Ansuchen des Englischen Konsuls sandte er jedoch einen Courier an Mehmed Ali, der sih seit zwei oder drei Tagen in Kairium, einem Dorfe einige Meilen von Alexandrien, befand. Man glaubt, daß diese Mit- theilung, mit der der Pascha sehr zufrieden zu seyn vorgiebt, ihn bewogen habe, seine Rückkehr zu beschleunigen. Einige Personen versichern jedoch, der „Rhadamantus““ sey gar nicht in politischer Beziehung hierher gekommen, sondern habe bloß von Seiten des Admirals Stopford die Genehmigung des von dem Britischen Konsul mit einem hiesigen Handlungshause abgeluosenen Kon- traft wegen Beförderung der Depeschen nach Syrien durch Se- gel-Fahrzeuge überbracht. Dies ist jedoch nicht wahrscheinlich, denn der Englische Admiral würde zur Uebersendung eines jo un- bedeutenden Dokuments sich nicht eines seiner Dampfböte be- raubt haben, da er es leiht mit den Französischen afketbôten

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hâtte befördern können, die alle zehn Tage mit den in der Be- \chifa-Bai vor Anker liegenden Flotten kommuniziren. Seit einiger Zeit erneuert sich täglih das Gerücht, die Tür- fische Flotte werde nah Konstantinopel zurückkehren, und man fúgt sogar hinzu, daß bereits Schiffs-Zwieback und andere Lebens- mittel für die Reise herbeigesha}t würden und daß schon meh- rere Türkische Schiffe angefangen hätten, ihre Kanonen auszu- schiffen, um die Barre passiren zu können. Diese Gerüchte E ben einige Konsistenz gewonnen, allein diejenigen, welche den Charakter und die Politik des Vice-Königs kennen, glauben nicht daran; sie sind vielmehr der Meinung, daß dasselbe von den Krea- turen des KapudanPascha’s verbreitet worden sey, um die immer mehr steigende Unzufriedenheit der TürkischenMannschaft zu beschwichtigen. Der Pascha seinerseits beharrt fortwährend bei seiner bisherigen Sprache und erwiedert Allen, die mit ihm von der Zurückgabe der Flotte sprechen, daß er sehr gut wisse, was er thue, und daß es dazu immer noch Zeit sey, wenn man ihm seine Forderungen bewilligt habe. So viel ist gewiß, daß er die Flotte niemals freiwillig herausgeben wird, obwohl er recht gut einsieht, daß sie eine Last für ihn is und ihn mit mehr als einer Gefahr bedroht, denn sein Stolz ist hierbei im Spiele, und er besißt zu viel Ei genliebe, um demselben etwas zu vergeben

S yrx Æ Beir ut, 7. Okt. Die Jnsurrection des Hauran macht ernsiliche / Fortschrittte, die den Aegyptischen Behörden lebhafte Besorgnisse ein i flôßen. Die Expedition Jsmail Beys, Gouverneur von Aleppo,

/ A MiO

¡ welcher zuerst mit 7000 Mann gegen die Insurgenten marschirte, è is vollkommen gescheitert, und Scherif Pascha, der mit imposan

} den Streitkräften heranrückte und die empdrten Drusen unterwer- fen wollte, ist nicht glücklicher gewesen, als sein Vorgänger. Man spricht sogar von einem Gefecht, in welchem mehr als tausend Aegypter auf dem Schlachtfelde geblieben seyn sollen. Ein Lat

ciers - Regiment , mehrere Belagerungs -Geschüße und das vierte Bataillon des 18ten Linien - Regiments, welches ster vor zwei Tagen angekommen ist, sind von hier abge- gangen, um sich Scherif Pascha's Corps anzuschließen. Der Berg Chalil bei Hebron ist ebenfalls im Aufstande und der Gou- verneur von St. Jean d’Acre ist gegen die Rebellen marschirt. Endlich soll auch Mesopotamien die Fahne der Empdrung aufge- stecft haben und sich in vollem Aufstande befinden. Es ist mòg lich, daß alle diese Bewegungen \chnell unterdrückt werden, allein sie beweisen deutlich, daß Syrien keinesweges günstig für die Aegyptische Herrschaft gesinnt ist und daß es nur mit Wider- streben das Joch Mehmed Ali’'s trägt. Ein solcher Zustand der Dinge ist eine schlagende Antwort auf alle Lobreden des Pascha’s und auf das Bemühen, Syrien unter sein eisernes Scepter zu stellen.

Seit der Ernennung eines gewissen Bahri Belk zum Zoll Direktor ist der Handel fortwährenden Erpressungen und Placke- reien ausgeseßt, wodurch die Geschäfte gehemmt werden. Unter dem Vorwande, Verbesserungen in der Verwaltung einzuführen, hat man von Europäischen Gebräuchen dasjenige angenommen, was fúr die Regierung von Nuben ist; von dem, was dem Han- del Vortheil bringt, ist jedoch keine Rede; alle Garantieen dessel- ben werden mit Füßen getreten. So verlangt die Regierung von neuem für das Ardeb Lebensmittel, die von der Handels-Ver- waltung in Alexandrien gekauft werden, 12! /, Piaster, so daß der Zoll aufeinea von derRegierung gekauftenArtifelum 25 pCt.gesteigert wird. Es weigern sich auch viele Kaufleute, diesen Zoll zu bezahlen, indem sie sich darauf stüßten, daß derselbe, sogar zur Zeit Abdullah Pascha’s, abgeschafft gewesen sey und daß man neuerdings noch sich genöthigt gesehen, die versuchte Wiedereinführung aufzugeben. Dieses Mal scheint jedoch die Negierung darauf zu bestehen und da sie Alles thut, was sie will, ohne den geringsten Widerstand zu finden, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß der Handel sich dieser neuen Erpressung, so wie Allem, was man für ihn vorbe- reitet, wird fügen müssen. Die Geschäfte, welche bereits wieder einigen Aufschwung genommen hatten, fangen schon wieder an abzunehmen, und man fürchtet, daß es noch \{limmer wird.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

Einem im hiesigen Herald enthaltenen Artikel zufolge, is in den leßten Jahren die Staatsschuld der Vereinigten Staaten bedeutend herangewachsen. Schon im Jahre 1835 entwickelte sich durch den günstigen Erfolg der in New-York angelegten Kanäle ein Treiben, welches die Kreirung von nicht weniger als 100 Mil- lionen Dollars an Stocks und Scrips veranlaßte. Das Geseß vom Jahre 1836 wegen Vertheilung des Ueberschusses der Staats- Einnahme, welches in einem Jahre den Staaten 29 Millionen Dollars lieferte, trug nur dazu bei, den Schwindelgeisk der Zei- ten zu steigern, indem dieser Ueberschuß die erste Veranlassung zu der ungeheuern Vermehrung des im Umlauf befindlichen ‘Papier- geldes und der Vermehrung der Bankenso wie der Stocks der einzelnen Staaten und neuer von Einzelnen gegen einander übernommenen Verpflichtungen wurde. Die Emittirung jener Stocks fand denn in solcher Ausdehnung statt, daß in dem gegenwärtigen Augenblick die Staatenschuld der Union über 200 Millionen Dollars beträgt, wobei zu bemerken ist, daß viele öffentliche Bauten unbeendigt und nublos sind und für einen jährlichen Zins von 10 Millionen Dollars gesorgt werden muß. Diese ungeheure Vermehrung des Papiergeldes, der Staaten-Stocks und der Stocks einzelner Corporationen traf mit der Entstehung pekuniärer Verbindlich- keiten einzelner Jndividuen unter einander zusammen, die nicht weniger ins Ungeheure gingen. „„Jn diesem Zustande der Ia, fährt der Herald fort, „wo sich die Banken mit ihren Streit- fräften feindselig gegenüber standen, die Bank der Vereinig ten Staaten, befeuert durch Herrn Biddle, und ein Theil der Staaten - Banken, unter dem Einflusse des Herrn van Buren, überfiel uns die Krisis von 1837 wie ein Donnerschlag, und jenes Ereigniß war nux der Beginn dessen, was sich in der Folge entwickelte. Während die New- Yorker Banken seit der Zeit allmälig die Masse ihrer emittirten Noten beschränkten, ist daë von der Bank der Vereinigten Staa- ten und ihren Genossen seit 1837 befolgte System das gerade entgegengeseßte gewesen. Durch ihr Auftreten auf dem Baum- wollen-Markte im Jahre 1837 núßbte die Bank der Vereinigten Staaten sehr Vielen, aber auf Kosten der vernunftgemäßen Grund- säße des Bankwesens. Die Errichtung einer Agentur in London fúr den Verkauf von Stocks der einzelnen Unions-Staaten, und die Bereitwilligkeit, mit welcher die Bank selbst alle Arten von Stocks annahm, und mit welcher sie bei Unternehmungen aller Art ihre Beihülfe leistete, führte ihre Kunden immer weiter vom rechten Wege ab und verschlimmerte nur die Uebel des Tages, indem solchergestalt der Versuch gemacht wurde, das Uebermaß des Kredit-Systems der Staaten und Ge- nossenschaften durch noch viel mehr übertriebene Kredit-Ertheilun-

en derselben Art auf das richtige Maaß zurückzubringen- Die ‘rschütterung auf dem Baumwollen-Markt zu ew-Orleans im leßten Frühjahr, der Konflikt in Manchester în Betreff der Preise

und der Versuch, der jebt gemacht wird, das is aufzuhalten, sind nur die natürlichen Folgen Ge E Fre- ena in der Politik der Bank der Vereinigten-Staaten Und ihrer Genossen. Ueber ihre Zahlungsfähigkeit zu urtheilen, fehlen uns sichere Mittel, aber ihr Kredit kann, wenn jemals wenigstens in vielen Jahren erst wiederhergestellt werden.“ N

F Y “f awd.

Köslin, 5. Nov. Aerndte. Die Kartoffel Aerndte is im verflossenen Monate völlig beendigt und im all- gemeinen ganz befriedigend ausgefallen. Wenn sie gleich den Segen des Vorjahres an manchen Orten nicht erreichte, so ist doch der Bedarf überall gesichert. Der Anbau der Peruvianischen Kartoffel wird in mehreren Gegenden des diesseitigen Regierungs- Es mit Erfolg fortgeseßt; die Ausbeute is reihlich und ge- währt ein gutes Viehfutter. Die Wintersaaten, deren Be stallung überall beendigt is, stehen Üppig.

Handel und Schifffahrt. In die 3 Häfen des Re gierungs - Bezirks liefen im verflossenen Monate 40 Schiffe und 65 Bôte ein, wogegen 34 Schisse und 62 Böte seewärts aus gingen. Der bedeutendste Schisss- und Handels - Verkehr fand in Kolberg statt, wo für 57,522 Rthlr. Waaren ein- und 16,316 Rthlr. ausgeführt wurden. Von Rügenwalde aus wur den für 14,360 Nthlr. Leinwand und außerdem noch 286 Klaf ter Brennholz nah Kopenhagen verschifst. Unter den Export- Artikeln der drei Häfen sind noch zu erwähnen: 26,238 Scheffel Roggen, 2921 Scheffel Welzen, für 1540 Rthlr. Butter, für 8397 Rthlr. Rúbdl, 482 Tonnen Salz, für 800 Rthlr. Lumpen. Die Einfuhr bestand in §53 Tonnen Hering, 537 Ctr. Hanf u. dgl. m. j :

Breslau, 15. Nov.

: Die Schlesische Chronik berich- tet aus Gottesberg vom

h C Tten d. M.: „Vor einigen Tagen ist zur Freude der hiesigen Bewohner ein längst gefühltes Be dúrfniß gehoben worden. Die Stadt hat nämlich eine Wasser- leitung neu anlegen lassen, deren ganze Länge etwa */s Meile beträgt, und nun hinlängliches Wasser gewähren wird. In die ser Länge liegt ein ziemlich hoher Porphyrberg. Um diese Was- serleitung herzustellen, mußte das Wasser durch diesen Berg ge führt werden; und dieses ist nun geschehen. Mit einem großen Kosten - Aufwoande und mit ausdauerndem Fleiße ist der Berg 144 Lachter (zu §0 Zoll) durchgeschachtet worden. Selten wird man eine solche Wasserleitung antresen, und es belohnt dem Fremden die Mühe, dieselbe zu besichtigen. Freilich müssen die Besucher in dem Schacht bisweilen tief gebückt gehen, weil die Höhe oft nicht fünf Fuß beträgt. Von den bei dieser Arbeit gewonnenen Steinen hat der Marktplaß zu Gottesberg eine Mac- adamische Pflasterung erhalten.

Liegnib, 15. Nov. Aus Seidenberg wird unterm iten d. M. geschrieben: „Eine Feuersbrunst hat unsere Stadt wie- der aufs neue heimgesucht; 3 Scheunen und 11 Wohngebäude nebst Zubehör , sind ein Raub der Flammen geworden, die zum größten Theil einer sehr armen Klasse der Bewohner angehörten. Diese konnten bei der Schnelligkeit des Feuers wenig oder gar nichts von ihren Sachen retten und sehen nun dem herannahen den Winter mit der bangsten Besorgniß entgegen. Unter den

aus der Umgegend zur Hülse herbeigeeilten Sprißben war wie derum die dem Grafen von Clam - Gallas zu Tschernhausen in Böhmen angehörige, die erste.““

Wissenschaft, Kunst und Liceratur.

Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste. Gedráängt von der ablaufenden Zeit können wir den noch übrigen zahlreichen Landschaften, unter denen noch viel Treffliches, nur éine summarische Betrachtung widmen. Mehrere Maler haben das Pa radies von Deutschland, vielleicht überhaupt den schönsten Punkt dies seits der Alpen, Salzburg, zum Gegenstand ihrer Gemälde gewählt. Zwei bewährte Künstler, Nv boru und Otto Volker, kämpfen um den Preis; der Erstere hat einen Standpunft genommen, welcher in gedrángtester Gruppirung möglichst viel von der Stadt, der Festung dem Thal und den umgebenden Alpen zeigt, aber vielleicht thut eben dieses Quviel dezn Bilde Eintrag. Bescheidener und vielleicht glücklicher war der Andere, und sein Bild zeichnet sich durch Geschmack und Tüch tigfeit der Behandlung aus; dennoch wird er von einem Dritten über troffen. Eine Ansicht von Salzburg bei Morgen - Dämmerung von Gráb, welche nur eben die beschneiten Gipfel des Untersberges beleuchtet, und die Schönheit von der Lage des Festungsberges, so wie der reichen, im lachenden Thal gelagerten Stadt nur leicht andeutet, zeigt in ihrer ganzen Auffassung, besonders aber in dieser Beleuchtung eine poetische Gefühlsweise. Die blauen Schatten an den s{hön ge zeichneten Felsabhängen bis in das dämmernde Thal hinunter, find von dem einschmeichelndsten Reiz, und es wird auch hier wieder sehr deutlich, daß die Landschaft nicht durch Fülle und Ausdrücllichkeit des Details, uicht durch ein ganzes Jnventarium einzelner Schönheiten sondern am fräftigsten oft mit Wenigem wirft, wenn dieses Wenige nur eine unmittelbare Sprache zur Phantasie und zum Ge múüth hat. Elsasser sandte noch spät ein s{häubares Gemälde eit einen Blick auf Palermo. Am Fuß des Monte Pellegrino, dessen Pro fil nur vielleicht von diesem Punft aus nicht die schönste Linie macht da es sich fast svmmetrisch gestaltet, liegt die ausgedehnte, thurm- und fuppelreiche Stadt, am Busen des blauen Meeres; den Mittelgrund füllt eie reich bebaute Ebene; höher liegend ist der Vordergrund ange nommen: das Licht fállt gerade ins Bild hinein, alles erscheint in voller Abendsonne und am Himmel sehen wir den Wiederschein des Sonnenunterganges: eine effeftreiche aber schwierige Beleuchtung, li deren Durchführung es doch dem Künstler an jenem sicheren theo retischen Verständniß, wie es etwa Kopisch besißt, gefehlt zu haben scheint. Das Bild faßt und reißt den Beschauer nichk hin, die Wahr heit der Natur tritt ihm hier nicht shlagend entgegen. Desto trefflicher ist die Ausführung des Vordergrundes; mit verschwenderischer Hand Qu isor bier Schbnes ausgeschüttet: die hohen, von heller hat der Künstler hier Schönes ausge! G L t Sonne beschienenen Bäume, altes Bildwerk, von Ranken überwach 1 dio Riiscbe die Uppigen Kräuter Und Blumen am Boden, Alles sen, die Vüsche, die Uppigen N | A ist vo ‘ichter Hand hingestellt, mit einer merfwürdigen Abschlie tvon leiter Hans ie ‘icht schon einer größeren, als fie der ßung und Vollendung, aber vielleicht [o er g ,

M Minas von Krause erschienene Landschaft war für uns sehr anziehend. Allem Anschein nach fomponirt, ftellt sie einen felsigen Moepa vor, bei Abenddämmerung, welche ihre rothen Scheine verstohlen dite den bewölften Himmel leuchten läßt und einen tiefen melancholi- schen Schatten über die ernsten Bergmassen wirft. Der Fels hat eine oben fo charaftervolle als schône Seichnung, noch mehr aber beruht der Werth des Bildes anf Seiten der Farbe, namentlich in den schattigen Fönungen auf den Abhángen des Berges. Als Marine - Maler, wie wir ihn sonst kannten, hat Krause sich diesmal gar nicht produzirt ; er wird abgelöst von Gätke, welcher uns aus Helgoland ein großes, be- wegtes und fühnes Stück eingesandt hat, wie wir kaum jemals ein gleiches auf unseren Ausstellungen gesehen haben. Die erkflüfteten rothen Sandsteinfelsen ragen troßig 11 die wildbewegten Wolken em- por; der Sturm jagt diese unheimlich blaugrauen Wolken, und er drängt die Grandung an das Ufer hinauf; ein kräftiger Sonnenstrahl aber trifft die rothen Felsen und erhöht das Grün dieser gepeischten Wellen u einer leuchtenden Kraft. Ein Schiff scheint in Gefahr ; die Lootsen

sind eifrigst bemüht; es gilt, den Kahn mit vereinten Kräften vom