1839 / 325 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

auf der Stelle so bedeutend gestiegen seyn dürfte, daß ihre Be- förderung noch weit längere Zeit in Anspruch genommen hätte ; es würde wenigstens zuerst gewiß viel Verwirrung Und folglich viel Unannehmlichkeit für das Publikum daraus entstanden feyn ; so wünschenswerth es also auch in mancher Hinsicht gewejen seyn und \o viel Befriedigung es gewährt haben möchte, sogleich den ganzen Plan in Ausführung Ju bringen, so sey man doch nach reiflicher Erwägung zu der Änsicht gelangt, daß ein Mittelweg vor der vollständigen Herabseßung des Porto's nicht nur jenen Gefahren vorbeugen, sondern auch die Einführung der übrigen Theile des Planes wesentli erleichtern würde; man betrachte je- doch die jezige Maßregel durchaus nur als eine vorübergehende und als einen Schritt zu dem gleihförmigen Penny-Porto, und man werde es sich eifrigst angelegen seyn lassen, die vollständi- gen Absichten des Parlaments, so -bald als es sich mit der gebührenden Rücksicht auf die Interessen des Publikums nur irgend vertrage, ins Werk zu seben. nun die einzelnen Bestimmungen des neuen Planes, dessen Hauptpunkte hon mitgetheilt sind, und wovon noh Folgendes hervorzuheben seyn dúrfte: Alle einfachen Porto-Säße innerhalb des Vereinigten Königreichs, die jeßt mehr als 4 Pence betragen, sollen auf diese Summe (das Porto eines Briefes von ciner hal- ben Unze Gewicht) reduzirt werden, niedrigere Säße aber un- verändert bleiben, nur daß die Briefe auch hier fortan nah- dem Gewicht zu taxiren sind. Alle Briefe und Pakete, die über eine Unze wiegen, müssen aber frankirt werden, widrigenfalls sie das Doppelte des neuen Porto's ju zahlen haben. Briefe und Pakete von und nach dem Auslande werden ebenfalls ins künf- tige nah dem Gewicht berechnet, mit dem Vorbehait einer roei- teren näheren Erwägung der ganzen Frage hinsichtlich der Porto- Sâäte für ausländische Briefe , worüber mit den fremden Mäch- ten unterhandelt werden soll, in der Hoffnung, daß diese cine ent- sprechende Reduction in ihrem Porto auf Briefe nach und von Sratand vorzunehmen geneigt seyn möchten. Bei Briefen von und nah dem Britischen Westindien, Gibraitar, Malta und den Jonischen Jnseln,, insofern sié nac) den leßteren Orten nicht über Frankreich, sondern direkt durch Paketböte versendet werden, soll das einfache Porto 1 Shilling betragen; der Saß würde dann hier eben so, wie bei dem inländischen Viervenay - ‘Porto, eigen, nämlich bei doppeltem Gewicht auf das Doppelte, bei 2 Unzen auf das Vierfache, bei 3 auf das Sechsfache und in demselben Verhältniß weiter fort bis zu 16 Unzen, über welches Gewicht hinaus kein Paket von der Post befördert wird. Briefe, die durch die Londoner Stadtpost besorgt werden, und die bisher 2 oder 3 Pence zahlten, sollen nun bloß Eincn Penny kosten, wenn sie nicht über eine halbe Unze wiegen und frankirt sind. In Bezug auf die Zeitungen, portofrcien Briefe und Parlaments- Papiere ist keine Veränderung vorgenommen; es bleiben für sie dieselben Privilegien und dieselben Taxen bestehen, wie bisher.

Die Morning Chronicle“ glaubt, daß man mit der Einführung des vollständigen Rowland Hillschen Planes,

námlich des Einvenny-Porto's, nur noch so lange warten werde, bis die gestempelten Couverts angefertigt wären; indeß auch den jesigen Plan, meint dieses Blatt, würden gewiß das Publikum sowohl wie die Post selbst sehr vortheilhaft finden, wenngleich für leßtere anfangs einige Unannehmlichkeiten daraus erwachse: möchten. Eine halbe Unze, bemerkt die Chronicle, werde so viel ausmachen, wie ein gewöhnlicher Bogen Papier mit Couvert oder einer kleinen Einlage, ja, wenn man etwas dúnnes Papier nehme, werde man sogar zwei Bogen auf die halbe Unze befördern kdn- nen und dafür doch nur das einfache Vierpenny-Porto von einem Ende des Königreichs bis zum anderen zu zahlen haben, eine Erleichterung, die gewiß vor wenigen Jahren noch für etwas Außerordentliches gegolten hätte. Das genannte Blatt glaubt auch, daß die gegenwärtig angenommene Gewicht-Skala , welche in Bezug auf ausländische Briefe für jeßt die Haupt-Erleichte- rung ist, für die Dauer werde betbeßalten werden.

Ueber Frankreichs Politik in der Orientalischen Frage be- merkt die Morning Chronicle: „Was dcu Orienr anbetrifft, so scheint Frankreich sch bei den Winduagen seiner dortigen Po- litik von dem Wunsch haben leiten zu sassen, mit allen Mächten auf gutem Fuß zu bleiben, ohne irgend einer zu Gefallen zu h! deln, zugleich aber der dffentlihen Meinung daheim zu s{mei- cheln. Áls jene Frage anhob, als Marschall Soult sein Ver- trauen auf Admiral Roussin seßte, für eine Kongreß - Konferenz stimmte und Eugland auf ein gemeinsames Verfahren hoffen ließ, da fonnte der Franzdsische Minister es wohl nicht vorhersehen, daß er in wenigen Wochen seinen Gesandten abberufen, seine Po- litif ändern, die Konferenz vereiteln, Mehmed Ali einerseits mit dem Groß-Wesir wieder gutFreund machen und insgeheim andererseits in den Groß-Wesir dringen würde, sh ohne die Europäischen Mächte zu behelfen und dem Aegyptischen Pascha Alles zu be- willigen. Ein solches gart ra ist nur zu entschuldigen, weil es unvorhergeschen und zufällig war. Etwas Macchiavellistisches liegt darin nicht, denn es wird dadurch kein wirklihes Jnteresse gefördert, und weder Rußland, noch Oesterreich, noch England eine Gefälligkeit erwiesen. Frankreich isolirt sich dadur bloß, und so etwas anzuempfehlen, dazu war Macchiavell zu klug. Der Zufall hat bei der Weiterfdrderung der Orientalischen Frage mehr gethan, als der König der M oder Marschall Soult. Wenn es an festen Jdeen und Gtundfäken fehlt, da nimmt ihr

e Ee das Ruder in die Hand und steuert sie in den Ha- en :

Das Magatter welches die Provinzial - Deputation von Guipuzcoa den Cortes in Bezug auf die Fueros übersandt hat, betrifft die Ayuntamiento's, die Wahlen, die Contributionen, das Taxations-Spyscem und die Erhebung der Steuern, das Gerichts- wesen und die öffentlichen Streitkräfte. Die Morning CLhro-

nicle, welche dasselbe vvllständig mittheilt, läßt sich darüber fol- :

gendermaßen vernehmen: „„Es 2 erfreulich, zu sehen, daß dic Punkte, worauf die Provinzial-Deputation hauptsächlich besteht, doch solche sind, die selbst die den Fueros am feindlichsten gesinnte Dartei in den Cortes zu bewilligen bereit war. Die heftigsten

raltados s{lugen vor, den Baskischen Provinzen all: das Städtewesen und den Staatshaushalt betreffende Auevos einzu- ráumen. Nur die bedeutende Gewalt, welche für den E2neral- Deputirten verlangt wird, dürfte Widerspruch in den Cortes fin- den. Die große Frage, wo die Zoll-Linie seyn: soll, wird von der Deputation nicht berührt, was deutlich genug beweist, wie allgemein man fühlt, daß diese wichtige Angelegenheit durh gegenseitige Konzession und dur ein Haupt- und National-Systera geordnet werden müsse, indem den Baslen für die von ihnen aufzugeben- den Vortheile eine Entschädigung zu bewilligen wäre. Der Punkt aber, welcher baldige Beachtung und Regulirung von Seiteu der Cortes erheischt, ist die vollziehende und richterliche Verwal- tung der Provinzen, welche bis jeßt der Wilitair-Chef und die Lokal - Behörden mit einauder theilen Nach den Fueros hat Guipuzcoa eine General- Junta, die aus 57 Mitgliedern besteht, welche von den Haupt-Eigenthümern und den Munizipalitäten gewählt werden. Diese Junta wsöhlt vier General - Deputirte,

Es folgen °

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einen für jede der vier größten Städte San Sebastian, Tolosa, Aspeytia und Ascoytia. Diese vier Deputirten bilden die Deputation, welche nah einander in jeder dieser Städte drei Jahre lang ihren Siß hat, und der Deputirte derjenigen Stadt, in der die Deputation sich befindet, ist während dieser Zeit in der That das Haupt der vollziehenden und der richter- lichen Gewalt. Jndeß hat in jeder Stadt der erste Alkalde große Macht als Magistrats - Person und als Gouverneur. Der Ge- nera!:-Deputation stand ein vom Könige ernannter Corregidor zur Seite, an den diejenigen sich wenden konnten, die von den Pro- vinzial-Behdrden Unrecht erlitten zu haben glaubten. Da jedo außer der Garnison in dem Kastell von San Sebastian sich feine andere Truppen tn der Provinz befanden, als Miliz, die aber unter dem Befehl der Behörden stand, so war die Gewalt des Corregidors Null. Die Junta, die Deputation, der Depu- tirte des jedesmaligen Hauptortes und die Alkalden der übrigenStädte

Systaas schlägt nun die Junta von [ ü den Corregidor, als unnüß, ganz und gar abzuschaffen; sic wünscht, die Krone möge vier Richter, cinen für jeden Difrikt, ernenncn, Dies scheint ganz gut, insofern die richterliche Gewalt in sencm freien Lande alle übrigen in ch schließt oder wetiizstens mildert. Sodann wünscht aber die Innta auch, daß die Wahl- und Volks-Getwalt in einem von der Provinz zu ernennend-n Gene- ral-Deputirten konzentrirt werden solle. Ein solcher Geiieral-De-

den. Es ist seltsam genug, daß diese Provinzial - Häup- ter, bei Erörterung dieser Frage, die rhtersihe Ges walt der Krone úüberanttvorten, ch selbst aber die voll- ziehende und geschßgebende Gewalt vorbehalten oder leßtere wenigstens den Lokal - Versammlungen âberlassen wollen. Wir fürchten, ein solches System würde nicht gut thun. Der auë- übende Beamte, wer er auch sey und wie beichränkt und be- timmt auch sein Ansehen seyn mag, solite wenicens von der Krone ernannt werden, wie es in Navarra gescoicht. Keine Verbesserungen, keine allgemeinen Gesebe, nichts v0 den Fort-

ter selbst beibt. A ‘it gegen sie, sondern lasse die endliche Anordnung das Resultat ruhi- ger und aufmerksamer Erörterung seyn.“

Belgi sin Brúfsel, 17. Nov. Gestern, bei dem Schlusse der Sibung, k entstand in der Repräsentanten-Kammer noch ein sehr lebhafter Tumult.

Man war nämlich im Begriff, zur Bildung der Bü- êreaus und zur Erwählung des Präsidenten zu schreiten; da je-

êdoch die Minister glaubten, daß sie in diesem Augenblicke der Majorität nicht sicher seyen, so verlangten sie die Verschiebung bis Montag. Herr de Theux meinte, man müsse ein so wich- Figes Votum nicht durch Ueberrumpelung zu erlangen suchen. IDie Opposition widersekte sich dem jedoch, und es en:stand nun lein so großer Lärm, daß der Alters-Prôsident ohne Weiteres die Sißung für aufgehoben erklären wolite. Es kam jedoch noch zur Abstimmüng, bei welcher man sich mit einer Mehrheit von fünf Stitamen für die Vertagung entschied. heißt es immer noch, die Kammer werde wahrscheinlich Herrn Fallon, einen Gegner des Ministeriums, zum Prâôsidenten er- wählen. Den bèiden Prinzen Ernst und Albert von Sachsen-Koburg ist gestern bei ihrer hiesigen Durchreise vom Minister des Aus- wärtigen im Nainen des Königs das Großkreuz des Leópold- Ordens Überreici;t worden. :

Im Belaischen Luxemburg, zu St. Hubert, werden jeßt Versuche im Großen mit der Fabrizirung von Wein, Brannt- wein und Essig aus dem raceinium inyrüillus gemacht. Der Schwe-

dische und der Amerikanischè Gesandte haben einen Bericht über

diese Entdeckung in ihre Heimath gesandt, wo, wie überall, die genannte Pflanze wildwachsend häufig vorkommt.

Zwei Seßer des Messager de Gand sind vorgestern in Gent zum Instructionsrichter gerufen und gefragt worden, ob sie an dem inkriminirten Artikel mitgesest hätten? Sie antwor- teten, daß fie sich dessen nicht erinnerten. Die bei Herrn Met; depenningen in Beschlag genommenen Briefe wurden ihnen auch vorgelegt, und se wurden gefragt, ob se die Handschrift kenn- ten? sie antworteten: nein. Ein Weiteres is bisher Über die gegen den Messager eingeleitete Untersuchung nicht bekannt worden.

Beat\Gl«Ctd.

München, 17. Nov, Der Erzherzog Maximilian und der Erbprinz von Modena sind gesiern hier eingetroffen. Beide hohe Gäste speisten heute bei Jhren Majestäten zu Mittag und werden, dem Vernehmen nach, cinige Tage hier verweilen.

Peter Heß, der in den nächsten Tagen hier eintritt, wird vorerst sein großes, fúr den König Otto von Griechenland be- stimmtes Bild, den Einzug dieses Monarchen in Athen vorstel- lend, beenden und dann ungesäumt zur Ausführung der Werke schreiten, die ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland übertrazen sind. Die gèwonnene Ueberzeugung, daß er diese Aufgabe in München leichter und in kürzerer Frist zu ldsen ver- mge, hat den Künstler bewogen, seiner früheren Absichr entge- gen, vor Eintritt des Winters Rußland zu verlassen. Der Kat- ser, der Heß, wie bekannt, schon früher den Stanislaus - Orden zweiter Klasse ertheilte, entließ ihn mit der Versicherung der vollsten Zufriedenheit mit den gelieferten Vorarbeiten. Heß hatte am 5. November St. Petersburg verlassen und war nach einer stärmischen Ueberfahrt am 8 November in Lübeck ange- kommen.

Dresden, 19. Nov. Die Kammer-Sibungen un serer Stände - Versammlung sind sehr zahlreich besucht, und ein neuer Beweis von dem Interesse an der Fortbildung unseres constitutionellen Lebens. Zu bedauern is nur, daß, ungeachtet der erneuerten Wünsche, namentlich in der zweiten Katumer, die offi ziellen Mittheilungen über die Verhandlungen spät und langsam erfolgen. Der Vortrag des Ministers von Lindenau bei Erdsf- nung der Stände - Versammlunq und die rühmende Erwähnung unserer Eisenbahn haben allgen::inen Beifall gefunden. Jekt ist man auf die Verhandlungen der außerordentlichen Deputation zur Präfung des Eisenstuckshen Antrags, die Hannoversche Angele- genheit betrefsend, sehr gespannt.

Das Vorhaben, hier eine cigene Bank mit einera Fond von 11/, Million Thalern zu gründen, if theils an dein Mangel an baarem Gelde, wie am Kredit, so wie in der Ueberzeugung, daß der hiesige Handels-Verkehr nicht so bedeutend und {wunghaft ist, um daraus auf einträgliche, das Fortbestehen eines solchen Unternehmens sichernde Geschäfte rechnen zu können, gescheitert.

waren in der That die hdchsten Behörden. Welche Modifizirung dieses | Guipuzcoa vor? Sie {lägt vor, |

Im Publikum,

Es sind hier kaum 500, in Leipzig nicht 300 Actien zu den nz thigen 6000 à 250 Rthlr. gezeichnet worden.

Die Nachricht von dem Fallissement des Kaufmanns Kay Junghanns in Leipzig hat auch hier, wo derselbe längere Zeit a(g Mitglied der zweiten Kammer der lebten Stände- Versammlun sich aufhielr, und bei den höheren und höchsten Staats-Beamten Zutritt und Vertrauen hatie, wie um des allgemeinen Kredits wil, len, viel Sensation gemacht.

Dem von lèr. G. Bacherer hier und Ferdinand Philippi zy Grimma angekündigten Landtags-Blatte wollen Unterrichtete kein langes Bestehen, keine rege T eilnahme prophezeien, zumal der Erstere, troß seines hier anerkannten Eifers für constitutionelles Leben, als Süddeutscher unsere Verfassung, Gesebgebung, Zustände und Bedúrfnisse zu wenig kennt, um gründlich über die jeßige Stände-Versammlung berichten zu können.

Leipzig, 20. Nov. Die Einnahme durch die Dampf, wagenfahrten auf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn ist, wie zu ver muthen stand, in sichtbarem Abnehmen; sie betrug vom 19. big 16. November fär 4972 Personen 5286 Rthlr. 6 gGr. und für Fracht excl. Post- und Salzfracht 2118 Rthlr. 6 gGr., mithin zusammen 5404 Rihir. 12 gGr. Die Actien stehen 9ipCt. Die Anleihe der Leipzig - Dresdner Eisenbahn - Gesellschast von einer Million Nthlr. , wozu die Anmeldungen erst am 30, November d. J. stattfinden sollten, is bereits heute Abend untergebracht,

putirter würde natürlich so gut als Kdnig seyn und eine Macht | indem ses hiesige Handelshäuser die ganze Nummer gezeichnet ausûúben, aegen die alle vier Richter vergebens ankämpfen wür- | haben.

Das Direktorium hat auch mit Rücksicht auf die der Gesellschaft bewilligte Provision von */4 pCt. (was 2500 Rthlr. betrágt) jenes Anerbieten angenommen.

Durch die Insolvenz - Anzeige des gewesenen Stadtraths Funghanns, der als Kaufmann, Direktor der Bank und in meh reren dentlichen Functionen ziemlich allgemeines Vertrauen ge- noß, und sich seit 1830 besonders geltend zu machen gewußt hatte, ist dem hiesigen Handels-Kredit ein neuer und empfindlicher Stoß versebt worden, bei dem mehrere hiesige Häuser sehr betheiligt ind. Da die Masse vorzüglih in meist auswärtigen Wollen iaaern bestcht, so werden die Aussichten der Gläubiger noch un

schritten, an denen jeder Theil Spaniens Theil nenen sollte, | gewisser. fann auf die Baskischen Provinzen ausgedehnt werden, wenn die | | ausúbende Gewalt gänzlich in den Händen der Provinzial-Häup- | Buchhandel und Bücherkunde unter- Redaction und Leitung des Dennoch eriaube man sich keinen Gewalt}ichritt |

Seit dem 1sen d. M. erscheint die Allgemeine Zeitung fär

Kriminal - Direktors l)x. Hikig in Berlin. Läßt sich auch nach den wenigen erst erschienenen Nummern der Charakter, Geist und die Tendenz derselben nicht mit Gewißheit abnehmen, jo zeugen doch die einzelnen Aufsäße von Ernst, Gediegenheit und Umsicht,

i wie denn auch der geachtete Nîame des jeßigen Leiters für das | Unternehmen selbst spricht. s

| beim Deutschen Bundestage hinreichend

Hannover, 20. Nov. Die Hannov. Ztg. bemerkt mit Hinweisung auf die von dem Sächsischen Staats-Minister, Herrn von Zeschau, in der zweiten Kammer gegebene Erklärung, daß selbst aus den Erlassen, die von Seiten der Hannoverschen Re- gierung ergangen, der Stand der Hannoverschen Angelegenheit bekannt worden |\cy: „Aus diesen wenigen Worten des Herrn Staats-Ministers von Zeschau könnte man auf das Klarste beweisen, was von der Be- hauptung in mehreren öffentlichen Blättertt, namenilich in dem Hamburaer Korrespondenten und in der Hamburger Bôdrsenhalle, als ob die Königl. Hannoversche Regierung den fraglichen Be-

i!

| {luß des Deutschen Bundestages verstümmelt oder entstellt ver-

Donna Amalia in

| Herzog von Blaccas scin Leben.

| dffentlicht habe, zu halten sey; wenn es Überhaupt nôthig wäre,

solche Behauptungen zu widerlegen.“ Destéetréid.

Wien, 17. Nov. Heute Morgens endigte hier der Schon seit mehreren Jahren an einem Magen-Uebel leidend, welches die Aerzte für einen or aanischen Fehler erklärten, hatte er sich in der lelzten Zeit doch wieder so weit erholt, daß er die Reise nach Gdörß an demselben Tage anzutreten gedachte, an welchem es der Vorsehung gefiel, ihn plôblich abzurufen. Die Krankheit ging nämlich in Brust- wassersucht ber, und führte so im Laufe von wenigen Stunden den Tod herbei. Ueber die politische Laufbahn dieses Mannes wird die Nachwelt mit größerer Unbefangenheit richten, als es die Mitwelt vermochte. Als Privatmann, als Freund einer ver triebenen und unglücklichen Kdönigsfamilie ist Blaccas' Charakter über alles Lob erhaben. Seit dem Verluste des Französischen Thrones ist der Tod des Herzogs für die Königliche Familie in Grz der empfindlichste Schlag.

Graf Löôwenhjelm is vor einigen Tagen, nach mehrmonat- licher Abwesenheit, aus Schweden zurückgekehrt. Graf Gülden- stolpe, der ihn mittlerweile als Geschäftsträger vertrat, geht in gleicher Eigenschaft nah Pairs. Der Sardinische Gesandte, Graf von Sambuy, wird gleichfalls in diesen Tagen eintreffen, nachdem er seit dem Frühlinge mit Urlaub auf seinen Gütern in Ober-Jtalien verweilt hat.

Baron Koller, erster Secretair der Oesterreichischen Gesandt! haft in Berlin, hat eine Reise nah dem Orient angetretet, velche übrigens mit der politischen Frage des Tages in keinem Zusammenhange steht.

Nächsten Dienstag giebt Lißt sein erstes Konzert. Unser Publikum freut sich im Voraus der mannigfaltigen Sensationen, welche dieser Tonkünstler, wie kein anderer, in seinem Auditorium hervorzurufen versteht.

Die lebte Pos aus Konstantinopel brachte die Nachricht, der dasclbst angekommene Herzog von Joinville beabsichtige eine Seereise auf dem Schwarzen Meere, um dessen Küsten und vor züglichste Häfen kennen zu lernen. Der Prinz soll willens |ceyn/ auf dieser Fahrt hauptsächlich Trapezunt, Sebastopol, Odessa und das Donau-Delta bis Galacz zu besichtigen.

Gri, 12: Nov. Ql: 2) eit ein paar Wochen {on würde das von der Frau Herzogin von Berry hier gewöhniich bewohnte Palais fär ihre bevorstehende Ankunft in Bereitschaft geseßt, und wie die Nachrichten aus Rom lauteten, sollte diese auch ehestens erfolgen. Nun spricht man aber hier davon, daß die Herzogin ihren Entschluß, herzukonimen , pldblich aufgegeben habe, und künftighin sich in Sizilien niederlassen werde, w0 der Graf Lucchesi-Palli, ihr Gemahl, vom König von Neapel zun! Vice-König oder Statthalter ernannt seyn soll. Ob und ín wie weit dieses Gerücht mit der geheimen Abreise des Herzogs E Bordeaux nach Rom zusammenhänge, läßt sich zwar für den ugenbli nicht entscheiden ; allein jedenfalls bietet sein unerwartetes Erscheinen in Rom, in Verbindung mit der erwähnten Nachricht, wenige? Stoff zu 1nysteridsen Muthmaßungen, als es sonfk den Anschein haden könnte. ossen

Die Infantin Donna Amalia, welche Salzburg verlassen hat, stellte den Chiemseer - Hof daselbst, den sie früher mit on Herzogin von Beira und seither allein mit den Söhnen des ad Carfos bewohnte, ganz zur Verfügung der Spanischen S Familie. Die Ir sind bei der Abreise der Prinze

alzburg zurückgeblieben. :

JItáliesü

Von der Italiänischen Gränze, 13. Nov. (Allg. Z.) Der Herzog von Bordeaux beschäftigt sich in Rom mit Besich- tigung aller Merkwürdigkeiten der Stadt, und sucht mit Eifer sich über ailes zu instruiren, was mit den politischen Verhältnis- sen der Zeit in Verbindung steht. Sein Aufenthalt in der Haupt- stadt der katholischen Welt dürfte indessen durch die Ankunft Montbel's, der, in Auftrag der Familie, den Herzog abzuholen und nah den Oesterreichischen Staaten zuräckzubringen hat, bedeu- tend abgekürzt werden. Die Aufregung, die das Erscheinen des jungen Bourbon unter den Legitimisten in Rom und anderwärts verursachte, hat sich zum Theil gelegt, und- die neuen Hoffnun- gen, die dadurch erregt worden, sind wieder verschwunden. Auch der Französische Gesandte, Herr von Latour-Maubourg, ist beru- higter. Der Graf hatte gerade den Tag vor der Ankunft des Herzogs die bündigsten Versicherungen erhalten, daß Leßterem der Eintritt in die Päpstlichen Staaten verweigert worden sey. Sie können sich daher denken, wie überrascht und entrüstet Graf La- tour-Maubourg über dessen unerwartetes Erscheinen seyn mußte. Troß aller Bemühungen des Herzogs und seiner zahlreichen Freunde gelang es ihm nicht, eine Audienz bei dem Papste zu erhalten. Der junge Herzog fand sich überhaupt durch die Kälte, mit der er in Rom empfangen wurde, verleßt, und Herr von Levis be- {werte sich schriftlih bei dem Kardinal Lambruschini über die dem Range seines Herrn unangemessene Behandlung. Es wurde ihm hierauf von dem Staats-Secretair die Erwicderung ertheilt, daß, da der Eintritt des Herzogs in die Päpstlichen Staaten als ein unrechtmäßiger Akt angesehen werden müsse, derselbe auf die Auszeichnungen keinen Anspruch habe, die sonst seinem hohen Stande nicht versagt werden würden. Man will wissen, daß Don Sebastian gleich nach seiner Ankunft in Jtalien sich an den Oesterreichischen Hof gewendet habe, um sich die Erlaubniß zu erwiréen, seinen Aufenthalt in Wien nehmen zu dürfen. Zu- gleich soll Don Sebastian Unterstüßungen an Geld erwarten und einen Stütpunkt für die Wahrung sciner Reci;te als Jnfant von Spanien suchen. Er scheint indessen auf alle diese Punkte eine ungünstige Antwort erhalten zu haben.

Rom, 9. Nov. Der Kardinal de Gregorio, dessen vor- gestern erfolgten Tod das heutige Diario anzeigt, hat ein Alter von beinahe 81 Jahren erreicht. Er wubkde im Jahre 1816 zum Kardinal erhoben.

SPAantet

Madrid, 9. Nov. Es geht das Gerücht, daß die längst erwartete Antwort von Espartero eingetroffen sey, daß in Folge derselben die jeßigen Minister im Amte bleiben, und die erledig- ten Portefeuilles Männern der gemäßigten Partei übertragen würden und daß die Aufidsüng, oder wenigstens die Verlängerung der Prororigung der Kammern in dem heute stattgehabten Mi- nister-Conseil beschlossen worden sey.

‘Nan will wissen, die Generale Valdez und Seoane hätten ihre Entlassuag eingereicht und zugleich sich nah Madrid auf den Weg gemacht, um sich wegen ihres Benehmens in Catalonien zu rechtfertigen.

Der Madrider Korrespondent der Morning Chro- nicle schreibt diesem Blatte unterm ». November Folgendes: „Ein im „„Castellano‘“/ erschienener Artikel hat allgemeines Auf- sehen errege. Es heißt nämlich darin, die Truppen der GBarni- son von Madrid würden nicht gleichmäßig besoldet, denn während die Königliche Garde ihren Sold regelmäßig erhalte, hätten die Soldaten des Regiments „„Königin- Regentin“ bedeutende Rúck- stände zu fordern; guch die den Leßteren verabreichten Lebens- mittel seyen schlecht und kärglich. Die Folge hiervon sey gewe- sen, daß die Soldaten des Regiments „Königin-Regentin“/, die gestern die Wachen im Königlichen Palast beziehen sollten, Symp- tome von Jnsubordinationen gezeigt und nur, nachdem ein Offi zier ihnen die Auszahlung ihrer Rückstände versprochen, die Wachen bezogen hätten. Jch habe über diesen Gegenstand die genauesten Erkundigungen eingezogen und mich dadurch überzeugt, daß der obige Artikel des „„Castellano“/ sehr parteiisch und in mancher Hinsicht falsch ist. Es is allerdings wahr, daß eine eben so große Ungleichheit in der Besoldung der Truppen als der Staats- Beamten herrscht, und daß, während Einige regelmäßig besoldet werden, Andere noch für zehn bis funfzehn Monate rückständigen Sold zu fordern haben. Dies ist eine Folge der Verderbniß, die alle Zweige der Verwaltung in Spanien ergrifsen hat. Diese ungleiche Besoldung und die schlechten Nahrungsmittel waren indeß nicht die einzigen Gründe, welche die Truppen be- wogen, den Dienst zu verweigern. Der Oberst Mendiville fand vielmehr nach genauer Erkundigung, daß die wahren Ursachen des Ungehorsams politischer Art und weiter in der Armee ver- breitet seyen, als man glaubte. Es ergab sich, daß die Truppen des Regiments „Königin-Regentin““ einen ihrer Anführer, zu dem sie Vertrauen hegten, aufgefordert hatten, ihnen zu sagen, ob es wahr sey, daß die Regierung deshalb die Cortes prorogirt habe, ecil die Deputirten beschlossen hätten, dem Spanischen Soldaten, der seine Dienstzeit in der Armee überstanden, statt der frúheren geseblich festgestellten Belohnung an Geld, National-Ländereien zu überlassen, Auf die Versicherung des Offiziers, daß ihm nichts davon bekannt sey, erwiederten ste, es sey wenigstens so viel gewiß, daß die Regierung die Berathungen derjenigen Männer suspen- dirt habe, welche die Absicht gehabt hätten, den Spanischen Sol- daten auf cine Weise zu belohnen, die ihm die licbste sey. Die Minister, sagten sie, hätten ihre Coronela (Oberstin, d. i. die Königin - Regentin, von der das Regiment den Namen trägt) übervredet, jene Männer zu entfernen, allein man werde es bereuen. Das hier befindliche Garde - Artillerie - Corps hegt dieselben Gesinnungen, und es is zu befürchten, daß der Keim der Jnsubordination sich auch bis in die Armee des Centrums verbreitet habe. Diese Entdeckungen sollen die Kô- nigin- Regentin in die größte Bestürzung versebt haben. Auch unter der hiesigen National-Garde sollen sich Symptome von Un- zufriedenheit gezeigt haben und einige On vorgestern Abend nur durch die Dazwischenkunft einiger Offiziere an dem Versuch einer Emeute verhindert worden seyn.“

Der General Alaix ist gestern nah Andalusien abgereist und man glaubt allgemein, er werde sich nach Amerika einschiffen, da der Zustand seiner Gesundheit ihn zwingt, sich in ein milderes Klima zu begeben.

g Spanische Gränze. Die Sentinelle des Pyrénées T enthält folgendes Schreiben eines Karlistischen Offiziers aus dem | Hauptquartier Cabrera's: „Vor einigen Tagen ist ein Versuch | gemacht worden, unseren General aufzuheben. Ein Englischer gent, der in Tortosa ans Land gestiegen war, fam nämlich zu dem General, sagte ihm, er habe 10,090 Englische Flinten am ord, und erbot si, wenn Cabrera sie kaufen wolle, sie ihm in

einem Dorfe in der Nähe der Küste zu überliefern. Cabrera be-

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gab sih, von zwei Adjutanten und 60 Kavalleristen begleitet, nah dem bezeichneten Orte, ließ aber zur Vorsicht erst seine beiden Adjutanten vorausreiten. Da sie indeß nicht zu- rückkehrten, so schickte er cinen Offizier mit einigen Kavalleristen ins Dorf, wo sie mit Flintenschüssen empfangen wurden und da- her in größter Eile zu Cabrera zurückkehrten, der mit seiner Be- gleitung in gestrecktem Gallop davon eilte. Es ergab sich, daß einige Compagnieen Christinos in dem Dorfe sich befanden, um Cabrera gefangen zu nehmen.“

n 1:9 #9 d.

__ Königliche Bibliothek.

E der Königlichen Bibliothek hierselbsi gebörige und auf der RKUckseite des Titelblattes mit dem Stempel derselben versehene Buch: Calteccion de rovelas escogidas. Tom. U. Madrid 1896. ein Band in 8x, ift, wahrscheinlich bei Gelegenheit des Transports mit mehre- ren anderen Büchern nah dem Königlichen Bibliothek - Ge- bäude, abhanden gefommen, und es wird daher derjeuige, in dessen Handen das gen1nnte Buch gegenwärtig sich befindet, um dessen Zu rüctzabe an die Königliche Bibliotheï (Behren - Straße Ne. 40) bier- durci) ersticzt. :

Ty . T V « C Wissenschaft, Kunsi und Literatur. Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste.

Am Sonntag den 17teu wurde die Auéstellung geschlossen, nact dem sie zwei voüe Monate gedauert hat. Sie hätte sich noch in den leßten Tagen t1ieder eines zablreicheren Besuches zu erfreuen: im Gan- zen genommen aber scheint dieser Besuch die Frequenz früherer Jahre allerdings uicht zu erreichen, wovon die Gründe gewiß sehr verschieden artig sind. Der erfreuliche Anfang vex alljährlihen Eröffnung ift ge macht, und wer billig ist, nuß gesichen, daß der Erfclg die Erwartung übertroffen hat. Die Säle waren so wie jemals, sogar die Rückwand des ersten großen Saales mußie benugt werden; dabei gab es wenige Vilder von großem Maaßstabe und fast keins, wie doch sonst wohl, von einer lästigen Größe. Vor drei Jahren wurde das afademische Lokal dur einen großen Anbau um mehr als die Hälfte vermehrt: man glaubte es anfänglich nicht auefütfen zu fon- nen, abee feine Wand blieb leer ; jest tritt eine zweite gleich große Er- weiterung des Instituts ein, man eröffnet die Ausstellung zum ersten male na den Zwischenxaum nur Eines Jahres: und Alles ist wie- derum gedrängt angefüllt. Das Ueberraschende und Jmposante diefer Erscheinung ist leider dadurch ganz verloren gegangen, daß keinesweges gleich bei der Eröffnung alles in geschlofsenen Reihen dastand, sondern daß lange Schaaren von Nachzüglern sich spät und später einftellten, und Vieles erst furz vor Thorschtuß erschien. Die no:bwendige Strenge der Akademie, nur Angemeldetes aufzunehmen, wird sich, natürlich mit Ausnahmen, die im Interesse der Ausfiellung find, vielleicht jezt um so eher durchführen lassen, da die Eröffnung jährlich wiederfehrt, wie denn auch schon jeßt mehrere Künstler mit angemeldeten Stücken nur deshalb zurückgeblieben find, weil fie es selbst vorzogen, im nächsten Yahre von Anfang herein ihr Werk auszustellen, als zjegt in den legten Tagen unter der Menge damit unbeachtet zu b!eiden.

Von dieser starfen Verspätung vieler Kunstwerke und dem gänz- lihen Ausbleiben anderer hat demn hier auch der Berichterstatter nicht wenig zu leiden gehabt. Anfangs war zu wenig da, um mit einiger lebersichtlichkeit davon sprechen zu können, zuleßt erschien so viel, daß es sich wieder anfcht vewältigen ließ. Das Bemühen, nach einem Plau zu verfahren und die Werke durch i ie Gruppirunug gleichsam ¡ich selbsi unter einander beurtheilen zu lassen, wurde beständig vereitelt: was zusammengehörte ging nicht gleichzeitig ein, was erwartet wurde blieb aus, und was unerwartet erschien, durchfreuzte die bereits angelegte Ordnung. Dazu fam der Mangel an einzelnen, ganz hervorstechenden Glanzpunften und die unabs hbare Fülle dessen, dem man, obne unge- recht zu sevn, eine eingehende Beachtung nicht versagen durfte. Unter diesen Umsiänden möge entschuldigt werden, daß auch unsere Berichte noch mit einigen Rubriken nach dem Schluß der Ausftellung nachkom- men; glücklicherweise sind die Kunstwerke, welche uns noch übrig blei- ben, theils solch-, über deren Trefflichkeit fein Zweifel obwaltet, theils von der Art, daß sie während der Ausfielluug keiner Empfehlung be- durften, iudem sie durch ein sebr populäres Fnteéresse sich felbst geltend machten. Es ist also mehr Vericht als Urtheil, N

womit wir in Rück stand sind, und wir dürfen den Vorwurf weniger fürchten, daß Lob und Tadel sich jeßt nicht mehr fontreoliren laffe.

Juvörderst baben wir ausländischen Künstlern noch unsere Hoch- achtung zu beweisen. Auch die Pariser hatten hauptsächlich Landschafts- bilder eingesandt; ein ansehuliches Vild von Watelet faud besonders rauschenden Beifall. Weniger fein vielleicht, als das Werk dieses Künst- lers, das die vorige Ausstellung zierte, und nahe verivandt denjenigen Stücken, welche wir {hon in früheren Jahren nach einander gesehen haben, bildet es den pifanten Reiz der Farbe bis zu einer Höhe aus, welche zulegt Allem noch ein großes, wenn auch nur äußerliches Jnu- teresse verleihen fann. Ju der That beruht der Reiz dieses Bildes zum allerfleinsten Theil auf den dargestellten Gegenständen : wir erfeu- nen vielmehr dieselben Jugredienzien wieder, welche Watelet's Bilder mit einander gemein zu haben pflegen. Alte Häuser, auf Pfävlen ge- baut, ein rauschendes, flares Wasser, ein bei Sonnenscheiu regnender Himmel, eine saftige Baumgruppe, von greller Sonne ‘anziehend be- leuchtet, und durch die Stämme hindurch ein Streifchen sonniger Ferne, das ist das Recipe eines Wateletschen Gemäldes, sogar das rothe Tuch, an einer Stange von einem Hause herabhangend, fehlt auch diesmal nicht. Aber wer will leuguen, daß die Kraft, die Tiefe, der Schmelz der Farbe, welcher sogar sinnlich wohlthuüend wirft, immer von neuem erfreue, und bier erscheint dieser einscitige Verzug bis aufs höchste po- tenzirt. Die Bewegung des Wassers sucht ihres gleichen , und ein küh- ner Zug, der aber seine Wirkung nicht verfehlt, 1st der, daß der Ma- ler (0 eben das berbstliche Laub von dem Gipfel seines Baumes herab- fallen läßt, theils auf den Erdboden, theils auf den Fluß; wir erken- nen darin nämlich einen besonderen Kunstgriff, die Farbenwirkung noch zu erhöhen, denn jener hohe Ton des herbstiich gelben Laubes wird so ticfer in das Vild hineingezogen und tritt der Reibe nach gegen die verschiedenen Schattentöne, welche den Kontrast bilden. So prosaisch im Grunde dex Gegenstand ist und so sehr durchgängig die Form, na- mentlich der Bäume, vernachlässigt worden, ist darum das Bild nicht unpoetisch ; die Farbe macht hier Alles gut, sie hat ctwas Poetisches. Der Gegensay gegen die überwiegende Deutsche Kunstrichtung, welche den Gedanken und die Jdealität der Form Allem voranstellt, kann nicht größer sevn, denn bier konzentrirt sich Alles auf Farbe und Vor- trag; der markige breite Pinselsiricch ist vol Geist uud Leben, und, man möge nun theoretisch denken, wie man wolle, der Geift spricht doch überall zum Geisi,

Ein Vild von Gironr, „die Küste der Bretagne mit dem Mont St. Michel“, wurde unseren Kunstfreunden schon vor Jahren durch eine hiesige Kunsthandiung bekannt. Sein Verdienst besteht gleichfalls nicht in der Form und Linie, aber es ist von außerordentlicher Wahr- heit, Kraft und Klarheit der Farbe; schönes Rindvieh bildet die an- ziehende Staffage.

Von Mozin bewunderten wir auf der leßten Auéstelluug einen Sonnen-Aufgong (über der Stadt Köln) ; jeßt giebt er uns dieselbe Tages- zeit in zwei Stücken, einmal in einer Marine, das anderemal in einem Prospeft von Paris. Er zeigt sich als Kenner uud Meister seiues Gegenstandes, den er mit dem Verständniß eines Meteorologen auf- gefaßt hat. Und so ist es auch keinesweges der Farben-Effekt, der ihm gerade diese Tageszeit einpfohlen : die Sonne ist in beiden Stücken noch) nicht herauf, und der leichte Himmel noch dämmernd genommen ; ein mattrüthlicher Schein geht nur erst dem Tagesgestitn voraus und färbt bescheiden den Rand einzeluer Wölfkchen. Bei aller Feinheit aber bleibt dech die Bemerkung nicht ganz zu unterdrücken, daß Mozin die Farbenerscheinung geschwächt und eigenmächtig abbrevirt habe, im- dem er die Schatten fast siunutlih ius Schwarz hinüberspielt, as die Natur überhaupt nicht anerkennt, am wenigsten in dieser Beleuch- tung. Die Marine zeichnet sich noch durch große Klarheit des spiegel-

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latten Meeres aus, auch i sie durch treffli : her, Männer und Weiber, welche bier ae Frl vásiai i, um noch bei guter Zeit mit ihrem Fang die nabe Stadt zu prt s Ey Gudin, der berühmte Marinemalec, erfreute uns mit Fei Stüccen seines geistvollen Pinsels, von deuen das schönste, ein mäßig bewegtes Meer mit Schiffen, schon früher bei einer anderen Gelegenheit in dies fen Blättern besprochen worden. Den Pendant bildet eine Anficht ven Neapel, freilich in feiner Art vergleichbar mit dem Wunderbilde die ses Meisters, das vor drei Jahren Aller Augen auf fich zog. Auch das gegenwärtige ist immer uüocch ein Stü Gudin's würdig ; nur bes fremdet die gar zu bleihe Farbengebung für Neapel, und wenn der Künstler neuerdings mit Darstellung vieler großen Seeschlachten be- schäftigt ist, so scheint etwas viel Pulverdampf auf die Wolkenbildun- gen dieses Gemäldes eingewirkt zu haben. Ein drittes Stü fónnen wir, ohne unser Gefühl und Urtheil zu verleugnen, nicht loben; es gehört zu der chaotishen und tobsüchtigen Gattung Gudin's, von der wir {on Mehreres gesehen haben.

Calame in Genf, aus Neuchatel gebürtig, gehört ven rechtswe- gen zu den Unsrigen , seiner Kunstart nach neigt er sich zu den Fran- zosen binüber. Fünf Stücfe dieses Meisters waren zu uns gelangt, ¡wei von ansehnlicher Größe, zwei fleine und ein mittleres, alle aber irugen sie viel bei, den son von der vorigen Aussiellung her geschät- ten Namen zu einem gefeierten zu machen. Der Wald ift das eigeut- liche Element Calame's, bald aber nimmt er ibu in der Ebene, bald in der Nähe seiner Schweizerischen Alpen. Die Landschaft am Rande eines Waldes ist ebeu uud gewährt die Aussicht auf einen See in der erne, dessen Umgebung aber hLch#Æ anspruchélos gehalten ist; die Haupischönheit, wie meistens bei diesem Künsiler, liegt im Mittelgrunde, und zivar in der zarten Behandlung des Laubwerfs in einem Helldun»- fel von dem feltensien Reiz. Mit bewundernswürdiger Kunst läßt der Maler noch alles Detail erfennen, welches doch in einem warmen

| j | | j | dagegen das legte Stück. Ein Wald zieht sich um einen See, in der ! j f | | f

Duft schwimmt, und Schmelz und Klarheit der reichen Abtönung

| sprechen mit poetischer Kraft das Herz des Beschauers an. Die Wolz

fen nur find vielleicht zu formlos, vielleicht anch zu falt und zu ino- noton in der Farbe, wenigstens im Vergleich zu deu übrigen Theilen des Bildes. Jn der Behandlung des Laubwerfks im Vordergrunde zeigt sicy große Kraft sowohl der Farbe als des Pinsels. Die beiden fleinen Bildchen haben eben so viel süße Zartheit in den Modificationen des

Krit s ) T) Nt ( l x B e ; | Gruns, und sind durch spielende Lichter aufgemuntert und interessant

| gemacht. Dreister und entschiedener ist, ein Sturm im Gebirge. Man | schaut eliien Felsen binan bis in die verbüllenden Wolfen, welche ihre wetßen Fäden in die Schluchten und Thäler herabsenten. Eine | Gruppe s{!aufer Tannen, vom Windsicß übergebeugt, nimmt die Mitte cin. Das Vild is in einem falten Silberton von großer Feinheit | durchgeführt; vortreflich ist besonders noch die schieferartige Absplitterung der Felsen auszedrüct. Yn hoher Farbengluth brennt

| gerne sicht man die Alpenkette, verschleiert von rosigem Duft. Die | Hauptschönheit besteht in den rothen Lichtern auf den Gipfeln des Wal- des und in dem Helldunkel des Waldschattens. Dem See wünscht man mehr Klarheit und eine entschiedenere Farbe, namentlich, damit die Weichheit des Tons irgendwo ein Gegengewicht erhalte.

Von Didayvy in Genf hatten wir eine- Abendlandschaft, die auch ihre Freunde fand. Ueberaus klar is der Spiegel eines Sees, der Farbeuton aber hat etwas eigenthumlich Gedämpftes und Wehmüthiges. __ Koekkoef aus Kleve schließt sich seiner Kunst nach den Nieder- ländern an. Das Stü, das wir von ihm besaßen, hat nur einen ge- ringen Umfang, gebörte aber zu dem allerbesien, was die Ausstellung aufweisen fonnte; in der That is es in seiner Art ein Non plus ultra, sowohl an feinster Natur-Beobachtung, als an Geschmack und Delifa- tessc der Behandlung. Ein schöner freundlicher Winter - Nachmittag sammelt Schlittschuhläufer auf einem Teiche bei einem alten Gebäude mit einem Thurm; links fcchließt eine durchsichtige Baumreihe das Waf- ser; jenseits breitet sich die Ferne im goldenen Abendlicht ; links führt eine Straße; ein Reiter verfolgt ruhig seinen Weg. Mit genauem Ver- ständniß ift Alles hingestellt, das flare Eis, durchfurcht von den Schlitt- schuhen, auf dem einzelne \charffantige wasserhelle Eisftückchen umher- liegen, der loéere Schnee, der \ich besonders im Schlittengeleis {on zu ballen und mit Sand zu mengen beginnt, das leichte Gezweig des Strauches und das Mauerwerk. So vieler Sorgfalt bei so viel geist- reicher Freiheit fonnte die Bewunderung nicht ausbleiben, welche die- sem Bilde reichlich zu Theil geworden. / Gr.

Dauer der Eisenbahn-Fahrten am 21. November.

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Die Fahrt um 7 Uhr Morgens von Berlin ist 6 Minuten später abgegangen, weil so viele fuürz vor der Abfahrt ankommende Fracht- güter zu befördern waren, daß noch ein Lastwagen herangeschobeu werden mußte.

Meteorologische Beobachtungen.

U ‘8 1g | Zeitdauer Abgang ] Zeitdauer j au von ———— lim 7 Uhr Morgens .… | | 41 |Um 82 Uhr Morgens. | | 51 v0 » .| |40| * 12 » Mittags... | | 48 * 2 » Nachmitt... | 48 | » 44 *- Nachmitt. } | 55 + 6 » Abends... | | 50 J » 74 » Abends 2 é 00 7 | T A

1839. | Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger 21. November. | 6 Uhr. | 2 Uhr. 10 Uhr. : Beobachtung, QUID U cieees [335,27 Par, |335 453‘ Par. 335,01‘ Par. Queliwärme 7,09 R. Luftwärme... |+ 2,59 R. |—4- 2,009 N. |+ 0,09 R.fFlußwärme 3,99 R. Thaupunkt „5 |+ 209 N. [+4 1,69 R. |\— 0,39 N. f Bodenwärme 6,89 R. Dunfsisättigung | 88 pEt, 90 yCt. 91 pCt. bAusdünstung 0,020‘ Rh, AGttteb Loerec6)se | trübe, trübe. trübe, Niederschlag O. Wind 554045 | O. O. i O. Wärmewechsel -4- 2,7 ® Wolkenzug ....+« | O. | —— 2,20,

Tagesmittel: 335,24‘ Par... =+= 1,50R... 4 4=1,10R,.. 90 oCt. O.

Bex le Dee Den 22. November 1839. Amtlicher Fonds- und Geld-Cours-Zettel!.

|vs | Pr. Cour. A Pr. Cour. N | Brief. | Geld. i] Brief. | Gel. St.-Behuld-Seh. | 4 1037/5 | 1038/2 Vstpr. Pfandbr. si 1022/4 Pr. Eugl. Obl. 30 4} 102!/, | 162 anin: do. [88 103 : —, PramSehd, Seeh. 707/ 121 70 V, 2 [Kur- 2. Neum. do+ 3è/ 103*/4 102°/,

Schlesische do. 34 102!/, A Coup. und Zins- 3/ Seh. d. K. u. N. !— 97

/4 [Gold al marcó |—-| 215 214

Kurmärk, Oblig. 13; 102 |

Neum. Schulävw. |33| 102 |

Beri. Stadt - Obl, u 103!/, | l 4 |

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Königsb, do. —— Es .

Ribioger do 4 E Neue Dukaten |— 18/2

b . j q , i c f 5/ dito. do, - (i 100 // j E 4 1E 108], I 11G

Danz. do. in Th.|-| #7!/s | LS/ [And E A 10!/ 10 Feztpr, Pfdbr. (H S O anen p

ostpr. PfAudbr. 8 12 {Discouto | 3 4

Grossb. Pos. do-| 4 104 !/4 E

4 uer L e B T Amsterdam, 18. NOYeET w ri : 7: derl. wirkl. Schuld. 51/6. 5%/o0 do. 98'/;. Kanz-Bill 233/,. 50/ Span, 26/6 Passive —. Ausg. Sch. —. Zinal, 8'/g- Preuss. Prám.-Sch 123!/, Poln. Desterr. Met. 103!/,. j Antwerpen, 17. November. Zinsl. Neue Anl. 26'/, G. Frankfurc a. M., 19. November.

Oesterr. 59/, Met. 1067/s G. 49% 100 Br. 21/59 7, Br. 1% 243/, G. Bank - Actien 1954. 1952. Partial- Obl. 151 Bre Loose zu 500 FI. 143!/,. 143!/z. Loose zu 100 Fl. —. Preauss. Präm.-Sch. 70 G. do 49% Anl. 102 Br. Polo. Loose 69!/, 6923/,. 59/, Span. Anl, 107/g. 10/4. (2/0 Holl. 503/,. 50!/, g.

Eisenbahn-Actien. St. Germain 555 Br. Versailles rechtes

Ufer 460 Br. do. linkes Ufer 295 Br. Strassburg - Basel 310 G.

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