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Allianz, und vergessen Sie nicht, daß wir von demselben Blute herstammen.““ Dr. Bowring entwarf dann ein Ge- málde des Deutschen Zoll - Vereins und wies besonders din auf die bedeutende Kraft - Entwickelung, welche diesem
ereine von 26 Millionen möglich werde. An einer Trennung dieses Vereins arbeiten zu wollen, würde Thorheit und vergebene Mühe seyn; das Einzige, was man zu thun habe, sey daher, zu erforschen, welchen Vortheil England von dieser ungeheuern Ma- schine zu ziehen vermdge. Daß England durch den Tarif des Vereins hauptsächlich benachtheiligt werde, sey außer Zweifel, eben so gewiß aber sey es auch, daß England die Schuld zum großen Theile selbst treg2, weil es den wiederholten Aufforderun-
en zur Revidirung uno Ermáßigung seines eigenen Tarifs, Auf- orderungen, welche besonders von ‘Preußen ausgegangen seyen, stets ein taubes Ohr zugewandt habe. Jndeß sey es noch nicht zu \pát, und wenn man nur den Wünschen der Preußischen Regierung jest entgegentfomme und fich nicht durch einseitige Berücksich- tigung des mit dem Interesse der großen Grundbesißer identi- hen Britischen Agrikultur - Interesses selbst schade, so würden die Handels-Beziehungen zwischen Deutschland und England nach wie vor auch für das Leßtere nußbringend seyn, wenngleich Deutsch- land immer den Vorzug wohlfeilerer Arbeit behalten werde. Der Deutsche Zoll-Verein aber sey geneigt, die Britischen Manufak- curwaaren unter günstigen Bedingungen zuzulassen, wenn Engli- scher Seits ein Gleiches mit den Deutschen Fabrikaten geschehe. Das Resultat der Versammlung in Manchester war, daß eine Reihe von Resolutionen angenommen wurde, dite sich für das Prinzip des freien Handels aussprechen.
Am I5ten hielten die Minen-Arbeiter in Dowlais eine Ver- sammlung, und auch aus Varteg sollen wieder beunruhigende Nachrichten eingegangen seyn. Nach Pontypool it noch mehr Militair abgesandt worden. Am öten hatte man in Blackwood einen Amerikanischen Quackialber, Namens Jfsrael , arretirt, der tief in die Verschwörung verwickelt jeyn soll. Er it 93 Jahr alt und eint ein sehr schlauer Mann zu seyn. Heute soll er eincm neuen Verhöre unterworfen werden. Cardo, ein Chartistischer Emissar aus Birmingham, is wieder aus dem Gewahrsam ent- lassen worden , da ungeachtet der moralischen Ueberzeugung „ daß er nah Wales gekommen, um die Chartisten zu reorganisiren, den Behörden die hinlängliche geseßliche Klarheit fchlte, um seine Festhaltung zu rechtfertigen. Wie es heißt, beabsich ti- Ly die angeschenen Einwohner von Süd - Wales am 18ten eine
ersammlung in Caermathen zu halten, um sich darúber zu be- rathen, was für Maßregeln zu ergreifen seyen, um ihr Leben und Eigenthum zu shüßen. Nach den Berichten , die der Courier erhalten hat , hatten sich von Merthyr Tydvil aus nicht mehr als 500 bis 600 Mann zu den Insurgenten nach Newport bege- ben, und nur 100 derselben waren bewaffnet. Jene Stadt, der große Brennpunkt des Chartiêmus und wenigstens der Anzahl nach sein Hauptquartier, bleibt ruhig. Nach Frost's mißlungenem Versuche fanden wohl einige unruhige Versammlungen statt, aber die Anführer hielten es für gut, dem Volke zu sagen: „Seht nach Hause und verhaltet cu ruhig; unsere Freunde ven New- port sind zu frúh über die Hecke gesprungen.““ Die allgemeine Sprache der Anführer ist wenigstens offenkundig darauf gegangen, sich offener Gewalt zu enthalten und auf die moralishe und im- ponirende Kraft der Chartistischen Union zu vertrauen. Zur Zeit des Angriffs auf Newport, und während die Einwohner von Cardiff sich auf einen ähnlichen Besuch gefaßt machten, lag dort im Hafen das Nord-Amerikanische Schif „Warsaw““, dessen Ca- pitain Foulger, nebst zwölf von seiner Mannschaft, sich freiwillig stellten und die Bedienung einiger leichten Artilleriestücke auf dein Schlosse übefahmen, um sie gegen die Jnsurgenten anzuwenden. Es war indeß keine Veranlassung, von thren Diensten Gebrauch zu machen.
Die Tories sollen entschlossen seyn, für das Jahr 1840 und die náchste Parlaments-Session cinen neuen Operationsplan an- uned und statt Sir R. Peel's den Lord Stanley an ihre
piße zu stellen, um thren Zwecken cinen milderen Anstrich zu
geben, weil Leßterer eigentlich kein E sondern cin konserva- h
tiver Whig ist, wodurch sie dann einen Theil der übrigen gemä- ßigten Whigs zu gewinnen hoffen. Es heißt, sie wollten auch, wen1 es sich von Neuem um die Bildung eines konservativen Kadiners handeln sollte, die Kammerdamen-Frage aufgeben und sich nicht weiter in die Ernennung des Hofstaats der Königin mischen, um ZJhre Majestät zu versdhnen. Unter solchen Um- ständen denken sie den Sturz des jeßigen Ministeriums im Laufe der nächsten Session leicht zu erreichen.
Aus amtlichen Berichten, welche das Unterhaus über die Aus- wanderungen bekannt gemacht hat, geht hervor, daß die Zahl der Auswanderer aus England, Schottland und Jrland in den Jah- ren 1832 bis 1838 jáhrlih im Durchschnitt nach den Englischen Kolonieen in Nord-Amerika 35,800 und nach den Vereinigten Siaaten 32,709 betragen hat, 1838 aver nach den Kolonieen in Nord-Amerika nur 4500 und nach den Vercinigten-Staaten nur 14,300; 1839 nach den Kolonieen tin Nord-Amerika 9600 und nach den Vereinigten Staaten 32,000. Die Auswanderungen nach Australien beliefen sich 1837 auf 5054 und 1838 auf 14,021.
__ Es heißt, daß der bekannte Aéronaut, Herr Green, die Ab- sicht habe, einen ungeheuren Ballon zu verfertigen, mit dessen Hälfe er das Atlantische Meer zu úberfliegen gedenkt; auch soll er behaupten, daß er mit seinem großen Ballon, mit dem er über den Kanal bis Nassau flog, nah der Türkei zu gelangen, unternommen hätte, wenn von ihm nicht versprochen worden A zu einer bestimmten Zeit mit dem Ballon in Paris u seyn.
/ Die Zufuhr von Englischem Weizen und Mehl war in voriger Woche schr bedeutend, und der Markt schloß am leßten Freitag mit niedrigen Preisen; auch gestern kam viel Weizen aus den Provinzen an, und obgleich die Preise 2 bis 3 Schilling niedriger waren, wurde doch nicht Alles verkauft. Auch fremder Weizen, der übrigens keine Preisveränderung erlitt, rar {wer anzubringen.
Die Poft aus Lissabon vom 12ten bringt die Naéhricht aus Vigo, daß die Karlistischen Guerillas jener S die ih- nen von der Regierung zu Madrid gemachten orschläge nicht angenommen haben und daher die zwischen ihnen und dem Ge- neral - Capitain von Galizien angeknúpften Unterhandlungen in Betreff einer freundschaftlichen Uebereinkunft abgebrochen und die Feindseligkeiten am Isten wieder erneuert worden sind. Diese Karlisten sollen aver nicht viel mehr als eine Räuberbande seyn, die nur cinen politischen Charakter angenommen haben, weil ih- nen dieser zu Statten kam. Auch soilen sie sich nicht über 400 belaufen. Uebrigens bringen die Lissaboner Blätter wenig Jnter- essantes und sind mit Declamationen gegen das Ministerium, so wie mit Erzählungen von Räubereien und Mordthaten an gefüllt, welche der thätige und wachsame Polizei - Präfekt ent- deckt hat. Der Haupt - Anführer der Banditen, welche die L beunruhigt haben, Namens Diego Alves, aus
alizien gebürtig, i auch {on eingefangen, und es scheint, daß
1342
derselbe bei einem in dem Hause des Arztes Andrade verübten
Diebstahl fünf Menschen ermordet hat, wovon. der cine ein Be- dienter des Hauses und sein Mitschuldiger war. Als die junge Königin neulich in einem offenen Wagen über einen Marktplaß fuhr, begegnete ihr ein von Militair esfortirter Verbrecher, der auf seine Knice niederfiel, um ihre Gnade anzuflehen. Die Kö- nigin machte mit der Hand eine abwehrende Dewegung, welche die den Convoi begleitende Volksmenge als Begnadigungszeichen auslegte. Man machte daher Versuche, den Gefangenen zu be- freien, und wären nicht noch zur rechten Zeit Patrouillen der Munizipal - Garde herbeigekommen, so würde wahrscheinlich die Befreiung gelungen syn. Das Gegenstück zu diesem Vorfall hat sich auf cinem Dorfe, Namens Thomar, begeben, wo dic Etnwohner in das Gefängniß gedrungen find und aus cigenem Antriebe vier in demselben wegen Mord und Diebstahl verhaftete Personen umgebracht haben.
Ein hochgestcllter Beamter in Madras äußert sich in einem Schreiben über das Resultat der Wiedercinsebung Schach Sud- ha’s auf den Thron von Afghanistan folgendermaßen: „Der Erfolg unscrer Expedition jenfeits des Indus hat uns, meiner Ansicht nach, von einer Gefahr befreit, die noch drohender war, als eine Russische Jnvasion oder als das Uebergewicht Russischen
Einflusses in Mittel- Asien. Sie hat uns das Vertrauen der |_ ] wir u : j | General Pascual Echague, Chef der gegen Montevideo bestimm- | ten Armee der Agentinischen Republik, mit 6000 Mann ausge: war das allgemeine Gespräch in den Bazars das unwidersteh- | wählter Truppen den Uruguay passirt und ohne Widerstand Belen, | Salto und Sanon beseßt habe. Nach Briefen aus Montevideo | suchte sich Rivera, der Präsident von Uruguay, durch eine Allian; wußte man Bescheid und schilderte ih natürli in den grell- | mit den Republikanern von Rio-Grande stárf / | durch mehrere starke Guerilla-Banden, die sich in der Oriental
Eingeborenen zu unserer Macht oder, wie sie sich ausdrücken würden, zu unserem Sterne wiedererworben. Cin Jahr zuvor
liche Fortschreiten der Russen und unsere Unfähigkeit, ihnen die Spiße zu bieten. Sogar von dem Zustande von Kanada
sten Farben. Jeder Muselmann sah in prophetischem Geiste
die Wiederherellung des Jolam, und die lächerlichsten Ge- | 1 n | eine Pr: clamation erlassen, aus welcher große Besorgniß vor dem
sichten waren in dieser Bezichung im Umlaufe. Eine Erzählung
lautete, der Kaiser von Rußland selbst sey im Herzen ein guter | ict | macht von Uruguay war bcreits zU Echague übergegangen. Der
Muselmann, er werde seine Unterthanen zum Mohamedanismus bekehren und sein Hoflager in Delhi ausschlagen , nah Anderen sollte Mohamed Schach zum Kaiser von Hindostan und Persien, unter dem Schube Rußlands, ausgerufen werden. Sie werden mir verzeihen, Jhnen solche ausschweifende Erzählungen aufzuti- schen, daß sie aber verbreitet und geglaubt worden sind, ist, wenn auch fast unglaublich, doch notorisch wahr. Zu dieser günstigen Um- gestaltung der Siege in politischer Hinsicht kömmt nur noch, daß auch die finanziellen Angelegenheiten der Ostindischen Compagnie bessere Aussichten gewähren, so daß, wenn nicht unvorhergeschene Vorfálle eintreten, eine neue Anleihe nicht nôthig erscheint. Die Aerndte ist schr aut ausgefallen, und Alles verspricht eine gute Jahres - Einnahme. Der Opiumhandel mit China geht nach wie vor fort. Jn Kalêutta wurden, den lezten Nachrichten zu- folge, drei s{nellsegelnde Schiffe mit Opium befrachtet, um es, allen Hindernissen zum Troke, in China einzuschmuggeln.“
Die hiesigen Blätter bringen jeßt die ersie von dem neuen General-Gouverneur des Britischen Nord-Amerika, Herrn Pou- lett Thompson, erlassene Proclamation. Sie is aus Quebek vom 10. Oktober datirt und verspricht unter Anderem, daß es das Hauptbestreben des General-Gouverneurs scyn solle, die be- stehenden Differenzen zu beseitigen, nachgewiescnen Beschwerden abzuhelfen, den Handel zu erweitern und zu \{chüßen und die Hülfsquellen der Kolonicen möglichst zu vermehren. Die Vor- stellungen Aller sollen gehört, jeder aas aber kräftig ge- stcuert werden. Als Hauptzweck seiner Mission giebt Herr Thompson an, zu erforschen, auf welche Weise und zu welcher Zeit sich der durch die Suspension der Verfassung von Nie- der:-Kanada herbeigeführte anomale Zustand der Dinge am zwecf- mäßigsten beendigen lasse. Der ncue Gouverneur war übrigens {hon von einer Deputation Quebecker Kaufleute mit einer Bitt- chrift behelligt worden, worin man um Aufrechterhaltung des Kanadischen Holz-Monopols ersuchte, welches England nöthigt, das theuere und sclechtere Kanadische Bauholz statt des wohßl- feileren und besseren E zu nehmen. Die Antwort des Gouverneurs, der sich früher als Handels-Minister gegen jenes Monopol erklärt hat, war ausweichend.
Mit dem Pakeischiffe „Garrict“/ sind Nachrichten aus New- York bis zum 25. Oktober hier eingegangen, die aljo nur um einen Tag neuer sind als die lebten. Der Zustand der Geld- Angelegenheiten schien sich aber von Tag zu Tage zu verschlim- mern. Geld war faum zu 3 bis 4 pCt. monatlichen Diskonto's auf Wechsel und Postnoten der Bank der Vereinigten Staaten zu erhalten. Die Fonds waren wiederum im Preise gefallen, und nur der Wechsel - Cours zum Auslande hatte sich etwas ge- bessert. Eine Versammlung von Kaufleuten wax gehalten wor- den, um die Banken zu bedeutenderen Diskontirungen zu veranlassen, und die Banken hatten darauf versprochen, so viel wie irgend möglich auf diesen Wunsch einzugehen; einige derselben hatten sich sogar erboten, bis zum Belaufe von 5 oder 7'/2 pCt. ihres Actien- Kapitals zu diskontiren, wenn diese Maßregel allgemeine Auf- nahme bei den Banken finde. Acht Banken hatten sich dieser Anordnung nicht fügen wollen; einige verlangten Aufschub, an- dere hielten die Maßregel für unausführbar und unzweckmäßig. Das Comité der Kaufleute heffte aber, daß von den acht Ban- fen doch noch manche beistimmen würden, wenn sie sähen, daß die anderen funfzehn bereit wären, die Sicherheits-Banknoten an- zunehmen. Indeß scheint man ziemlich allgemein der Ansicht zu (evn, daß entweder au die Banken in New-York ihre Baarzah- [ungen einstellen müßtcn, oder daß das Verderben sich Über den ganzen Handelsstand verbreiten würde, weun die Banken bei ih- ren jebigen Vorsichts - Maßregeln beharrten. Was die legislative Bestimmung betrifft, die bet der Suspension der Baarzahlungen von Seiten der Banken in Betracht kommt, so äußert der New- York Enquirer darüber Folgendes: „Durch das neue Bank- Geseß, welches in der vorjährigen Session am 16. Februar an- genommen worden is, wird unter Anderem bestimmt, daß, wenn rgend eine Bank ihre Baarzahlungen länger als dreißig Tage in einem Jahre suspendirt, der hes t des obersten Gerichts- Ui in dessen Jurisdiction die Bank belegen ist, einen Gerichts-
efehl zur Seguestrirung der Bank erlassen und durch den Sheriff alle ihre Effckten einem oder mehreren der Bank - Commissaire überliefern lassen solle. Der Commissair hat dann unverzüglich zur Eiatreibung der ausstchenden Forderungen der Bank zu schrei- ten, über ihr ganzes Vermögen zu disponiren und den Ertrag auf Bezahlung ihrer Schulden zu verwenden; zu welchem Zwecke be- sondere Commissaire durch das Haupt-Bürcau abgeordnet werden können. Wir halten die Bestimmungen dieses Gesebes für peremtorisch. Der Bank-Commissair ist verpflichtet, seinen Antrag an den Rich- ter zu stellen, und diejer is verpflichtet, die Seguestrirung zu verfügen. Die Banken von Ohio sind auf diese Weise dem Un- tergange in jedem Falle preisgegeben. Seten sie ihre Baarzah- lungen fort, bis sie ihren lebten Dollar ausgegeben haben, so ist die Sequestrirung ungusbleiblich. Ergeben fc sich unverweilt, so is der Commissair verpflichtet, das vorräthige baare Geld den si zuerst meldenden Gläubigern auszuzahlen, so daß alles baare Geld in unseren Banken binnen sehr kurzer Zeit der Vertheilung
entgegensehen muß und alle thre Schuldner in den Fall kommen ohne Verzug Zahlung zu leisten. Nichts kann die Banken und ihre Schuldner retten, als die Fortdauer der Baarzahlungsfähigkeit dey Banken. Aus diesem weit um sich greifenden Verderben cheint fein anderer Ausweg möglich, als cine außerordentliche Zusammen; berufung der Legislatur innerhalb der betreffenden dreißig Tage damit dieselbe das bestehende Geseß modisizire. Das ungeheure Verderben, welches das Geseß nothwendiger Weise besonders in Ohio dem Handels-Verkehr und dem Vermögens-Besiß bereiten würde, rechtfertigt eine solche Maßnahme zur Genüge. Dic Ein- bildungskraft ist zu schwach, um den Ruin si vorzustellen, wel, cher dadurch veranlaßt werden müßte, wenn die Effekten zum Be, laufe von Millionen, welche nöthig wären, um unsere Bankschuld zu liquidiren, zwangsweise an den Markt kämen.“ Zu Augusta in Georgien hacten wieder drei Banken ihre Zahlungen eingestellt, Die als Contrebande von -den New-Yorker Zollbeamten konfiszirt gewesenen Britischen Tücher sind freigegeben worden. Cs cheint ein Formfehler bei der Wegnahme stattgefunden zu haben.
Nach Berichten aus Maranham vom 17. Oktober is es den Truppen der Regierung gelungen, die Jusurgenten aus Caxias zu vertreiben. Die übrigen Distrikte der Provinz befanden sich noch in aufgeregtem Zustande. E
Aus Buenos-Ayres wird vom 17. August gemeldet, daß
zu stärken. Er wurde
schen Rezublik gezeigt hatten, sehr belästigt und hatte am 9. August Erfolge: der Jnvasion hervorblickte. Der Befehlshaber der See- Zwe: ‘der Expedition ist die Vertreibung Rivera's und die Ver eite’ung der von den Franzosen in Montevideo gegen Rosas ein ge'eiteten Pläne.
V ié derl ans
Aus dem Haag, 2. Nov. Holländischen Blättern zufolge, sind in den Sectionen der zweiten Kammer sehr erheb-
/ liche Bedenken gegen die im Einnahme-Budget aufgeführten 11
Millionen, als Ertrag der Kolonieen, aufgestellt worden. Theils sagte man, es sey unrecht, eine so außerordentliche Einnahme, auf deren Fortdauer keinesweges mit Sicherheit zu rechnen scy, anders als zur Tilgung von Schulden zu verwenden, und theils nam man auch daran einen Anstoß, daß diese Einnahme nicht einmal eine direkte sey, sondern erst durch Creirung einer neucn Schuld geschassen werden soll. Herr van Dam van Jsselt hat cine schrifiliche Erklärung abgegeben, worin er sagt, daß ev sich jeder Abstimmung über diesen Gegenstand enthalten müsse, so sange ihm nicht alle Aktenstücke, die über den Zustand der Kolo- nieen Aufschluß geben, vorgelegt seyen, Und zwar ohne die auf: gestellte Bedingung der strengen Geheimhaltung derselben, denn Oeffentlichkeit halte er für das nothwendige Kriterium jedes Staatshaushalts. E t
Statt des dem Ministerium des Auswärtigen zur Verfügung gestellten Legations-Secretairs, Herrn von Borcel, ist Herr von Gericke unserer Gesandtschaft in Paris beigegeben worden, wo er Herrn Rochussen während der Dauer seiner Mission un- terstüßken wird. S
Herr von Grovestiíns wird sich in einigen Tagen als Nie- derländischer Geschäftsträger nach Paris begeben.
M6 41.€ ll,
Brússel, 20. Nov. In der heutigen Sikung der Reprä sentanten-Kammer übernahm Herr Fallon den Vorsis in dersel: ben. Die Versammlung schritt darauf zu der Ernennung ihrer übrigen Kommissionen.
Aus Wiesbaden sind bessere Nachrichten über das Befinden des Königs eingegangen. Se. Majestät macht jeßt häufige Spa- ziergänge in Begleitung eines Adjutanten.
Deut glLan o
Múnchen, 1». Nov. (Schwäb. M.) Gestern wurde in ciner Sibung des Direktoriums der München-Augsburger Ci- senbahn von dem Vorstande desselben die Erdffnung gemacht, daß ohne ein außerordentliches Anlehen von einer Million und ein malhunderitgusend Gulden die Bahn, welche doch erst zu einem Drittheil fertig und zur größern Hälfte noch gar nicht angefan- gen ist, Und welche auch weder hier noch in Augsburg vor der Hand einen Bahnhof hat, nicht forkgebaut werden könne. Es i naturlich, daß die Minderzahl ihre früheren Ve| schwerden in stärkster Sprache wieder neu erhoben, alle alten Beschuldigungen wieder geltend gemacht hat. Gleichwohl ließ der cinmal eingetretene Stand der Dinge nichts Anderes úbrig, als das Anfinnen einer neuen Actien-Kreirung, im Betrage von elfinalhunderttausend Gulden, zu genehmigen und den Vor- stand zu bevollmächtigen, die allerhüchste Zustimmung auf ge}eß/ lichem Wege einzuholen. Nach den großen schen erlittenen Vel lusten droht jekt voraussichtlih den Actien-Besißern durch ein natürlich noch tieferes Sinken der Actien neuer Schaden. Viel leicht dürfte zuleßt die Regierung sich der Sache der Jnteressen- ten annchmen und den Ständen eiten desfallsigen Geseb - Vor schlag vorlegen.
Leipzig, 19. Nov. Am löten starb in Gera der Kanzler der Fürstlichen Landes-Regierung, von Strauch, in seinem ZUsten Lebensjahre. Mehrmals waren ihm auswärtige Missionen in df fentlichen Angelegenheiten Übertragen, worunter seine Mitwirkung bei den zu Berlin geführten Unterhandlungen wegen Gründung des großen Deutschen Zoil- und Handels - Vereins, so wie seine Theilnahme an dem im Jahre 1834 zu Wien gehaltenen Kot gresse von Bevollmächtigten der sämmktlichen Deutschen RegieruUn- aen die meiste Aufmerksamkeit auf sich zogen. Er war auch zum Mitgliede des durch Bundes-Beschluß vom 30. Oktober 1834 ge gründeten Schiedsgerichts für die secszehnte hohe Kurie del HBundes-Versaminlung ernannt, und die Theilhaber dieser Kurie hatten ihn bereits zu dem seit dem Monat April dieses Jahres erledigten gemeinschaftlichen Gesandtschafts-Posten am Bundestagé ausersehen.
Hannover, 22. Nov. Seine Majestät der König, Höchsb welcher gestern Morgen Schloß Falkenstein verlassen und Mittags in Ballenstedt am Herzoglich Anhalt - Bernburgschen Hofe g& speist hatte, ist heute früh im erwünschtesten Wohlseyn hier wieder
eingetrofsen.
Heute Nachmittags is Se. Durchl. der Herzog von Brau!
schweig hier angekommen, und im Laufe des Tages werden nas der Herx Graf von Zollern (Se. Kbuigl. Hoheit der Kronprinz
n Preußen), der Herr Graf von Hohenstein (S. Königl. L der Peini Karl von Preußen) und der Herr Graf von Mansfeld (Se. Königl. Hoheit der Prinz August von Preußen) in hiesiger Residenz erwartet.
Braunschweig, 21. Nov. (Magd. Z.) Das dem na- hen Landtage zur Annahme und etwaigen Modulation vorzule- gende neue Strafgeseßbuch für das Herzogthum Braunschweig erregt, so wie es in einzelnen Theilen zufällig zur Kunde des vublikfums kommt, immer mehr ein allgemeines Interesse, und jene Einzelnheiten geben auch wirklih genügenden Grund dazu. So enthált der Entwurf den Vorschlag zu einer künftigen Ver- sfentlihung sämmtlicher Straf-Erkenntnisse, selbst die geringsten polizeilichen nicht ausgenommen. Dann soll eine hohe Schärfung der Strafen gegen Stdrung der Sonn- und Festtagsfeier eintre- ten, und ein Gleiches soll in Bezug fleischlicher Vergehungen und ganz besonders in Bezug der Verbrechen gegen den Staat statt- finden. _ Dagegen aber ist es nicht minder bemerkenswerth, daß, jenem Entwurfe zufolge, unter Anderem sämmtliche Diebstähle fúnfcighin milderer Strafe unterworfen werden sollen. Die hohe allgemeine Wichtigkeit dieses Gegenstandes läßt leider vermuthen, daß die Verhandlungen unseres Landtages hierüber in geheimen Sibungen stattfinden werden, wie ja auch die Eisenbahn- Angele- genheiten diesen Sißzungen in früheren Landtagen anheimfiel.
Neu-Strelik, 16, Nov. Die Chaussee von Neu-Streliß nach Neu - Brandenburg ist nunmehr vollendet und damit die ganze Chausseestraße von Rosto nach Berlin. Mit der Chaussee von Neu-Brandenburg nach Friedland ward Ende August d. J. angefangen. Man hofst selbige bis Michaelis 1540 zu vollenden, und dann wird, dem Vernehmen nach, die Chaussee von Neu- Brandenburg nah Treptow angefangen werden, welche von dort bis Greifswalde auf dem nächsten Wege, und ohne Demmin zu berúhren, fortgeseßt werden soll... Jn Neu-Brandenburg werden sich also in ganz kurzer Zeit die Chausseestraßen von Stralsund nach Berlin, und von Rostock nach Stettin mit der von Rostock nah Berlin kreuzen. Späterhin wird zuverlässig die Chaussee- straße von Stettin nach Hamburg durch Mecklenburg noch hin- zukommen. Schon jebt hat sih der Verkehr in Neu-Branden- burg und den übrigen an der Chausseestraße liegenden Städten bedeutend gehoben, und es ist gewiß noch eine sehr bedeutende Zunahme desselben zu erwarten.
Oesterreich.
Wien, 19. Nov. Se. Majestät der Kaiser haben den bis- her provisorisch die Functionen eines Hof-Dolmetsches versehen- den Hofrath der Geheimen Hof- und Staats - Kanzlei, Valentin von Huszar, zum Wirklichen Hof:Dolmetsch ernaunt.
Se. Kaijerl. Majestät haben dem zweiten Änternuntiaturs- Dolmetsch, Anton Ritter von Raab, und dem Hof - Konzipisten und Internuntiaturs-Post-Expeditor, August von Eisenbach, die Annahme und das Tragen des ihnen von Sultan Abdul Med- {id verliehenen Ottomanischen Verdienst-Ordens gestattet.
Ueber den Bau einer neuen Siraße von Königgräß über Senftenberg und Gabel gegen Troppau enthält die Prager Zeitung folgende Mittheilung: „„Jn der Absicht, den Verkehr zwischen den Oesterreichischen Provinzen Bdhmen, Mähren, Schlesien und Galizien zu befördern, so wie dem Transitohandel aus Rußland und Polen die geradeste und kürzeste Richtung durch die Oesterreichischen Staaten nah Sachsen und Bayern zu erdf» nen, ist der Bau einer ganz neuen Straße von der Festung Kd- niggräß aus über Hohenbruck, Tinischt, Kosteles, Daudleb, Wam- berg, Senftenberg, Gabel in Böhmen, dann von der Mährischen und Schlesischen Gränze bei Rothwasser an die Zägerndorfer Straßo. bis Jaktar bei Troppau zur Ausführung bewilligt und gestattet worden, daß dieser, von den Obrigkeiten und Unterthanen zum Baue übernommenen Straßenstreken nach ihrer Vollendung der künftigen Unterhaltung durch den ärarischen Straßenfonds übergeben werden können. Dieser neue Straßenzug wird fr die Verbindung der genannten Provinzen unter einander sowohl, als auch der Kai- serl. Russischen Staaten mit Deutschland die wichtigsten Vor- theile bringen, denn bis jeßt mußte die Fahrt von Prag úÚber Leutomischel, Zwittau, Mügliß und Olmüb oder über Múgliß und Troppau nach Teschen in Schlesien, in ciner Länge von 16 Deutschen Meilen genommen werden. Die Entfernung guf dem neuen Straßenzuge beträgt nur 42 Meilen, uud es werden daher vier Meilen erspart. Der sehr ausgedehnte Transport Russisch-Polnischer Waaren, worunter vorzüglich Leder und Pelz- waaren in großen Massen nach Deutschland versendet wer- den, geschah früher von Brody aus über Lemberg, Olmük und Prag nach Leipzig, Und dermalen meistens in der Rich- tuig von Brody gegen Lublin entweder über Krakau oder über Warschau nach Breslau, Dresden und Leipzig. Die Entfernung von Korzenice in Russisch - Polen, als dem Scheidepunkte gegen Lublin einer Seits und gegen Brody anderer Seits úber Krakau, Breslau nach Leipzig beträgt 163 Meilen, und auf dem anderen Zuge über Warschau 167 Meilen. Auf dem neuen Straßenzuge durch die Oesterreichischen Staaten beträgt die Entfernung im Ganzen nur 154 Meilen, und es werden sonach gegen den Zug úber Krakau 9, und gegen jenen über Warschau 13 Meilen erspart.
JTalten Rom, 12. Nov. Der Papst hat den durch das Ableben des Kardinals de Gregorio erledigten Posten eines Secretairs der Breven dem Kardinal-Staats-Secretair Lambruschini, und den eines Groß-Pönitentiars dem Kardinal Castracane verlichen. Kardinal Mai ist zum Mitglied der Congregation der aus- wärtigen Kirchen-Angelegenheiten ernannt worden.
Spanien.
x Madrid, 12. Nov. Die Provinzial-Deputation von Ma- drid hatte dem politischen Chef eine Vorstellung an die Königin übergeben, worin die Veränderung des Ministeriums verlangt Und die Steuer-Verweigerung gerechtfertigt wurde. Der politi- sche Chef wollte sich jedoch nicht damit befassen , dies unziemliche T orument der Königin porsulegen und schickte es daher der Provinzial-Deputation zurück, die nun beschlossen hat, es direkt an den Minister des Junern zu senden.
__ Das Ministerium hat gestern mit den Herren Safont, Ce- riola und Anderen einen Kontrakt wegen Lieferungen für die Ar- mee auf ein Jahr abgeschlossen.
L Die aus Aragonien eingehenden Nachrichten lassen keinen O mehv Über den Fanatismus, der die dortige Bevölkerung e Ein Französischer Oberst, der sich nach Morella begeben iei um eine Versdhnung zu Stande zu bringen, ist gena ea L in aller Eile nah Saragossa zurückzukehren. Der Ge- bent eon wäre fast getödtet worden, indem ein in einem Tau- ien lane versteckter Knabe von-vierzehn Jahren eine Flinte auf des G oß, den Generäl zwar nicht traf, aber dafür den Chef
eneralstabes, Lavina, tôdtlich verwundete.
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Saragossa,- 13, Nov. Man if in diesem Augenblick damit beschäftigt, das Verzeichniß derjenigen Personen anzufer- tigen, deren Angehörigen noch in den Neihen der Karlisten die- nen und die daher, in Folge der vom Herzog von Vitoria erlassenen Proclamation, exilirt worden. Die Behörden werden aufs strengste über die Ausführung dieser Maßregel wachen, die Cantavicja, Morella und Bececite mit Proscribirten überfüllen wird.
Die Familie Cabrera’s hat vor einigen Tagen Morella ver- sassen und den Weg nach Beceite und Villarluengo hin einge- schlagen. Het Dem Vernehmen nach hat die Königin die Spanischen Kon- suln ermächtigt, allen nah Frankreich aeflohenen Spanischen Mi- sitairs, bis zum Obersten ausschließlich, die Rückkehr nah Spa- nien zu gestatten, wenn sie den Eid auf die Constitution leisten.
Es geht hier das Gerücht, der General Alaix sey nicht na Andalusien gereist, sondern habe in kurzer Entfernung von der Hauptstadt seine Reise-Route geändert und den Weg nah dem Haupt-Quartiere des Herzogs von Vitoria eingeschlagen.
j A .L L N 3 / Konstantinopel, 30. Oft. (Oest. Lloyd.) Jm Divan herrscht die heiterste Stimmung, da man mit Bestimmtheit wiß Fen will, daß die große Orientalische Streitfrage ohne fremde X inwirkung nächstens eine gütliche Lösung finden werde.
Die Kaiserlich Oesterreichische Internunciatur hat den hier
ansässigen Oesterreichischen Kaufleuten folgende Mittheilung ge-
macht: „Die gegenwärtig hier anwesenden Oesterreichischen Her-
è ren Kaufleute werden hiermit in Kenntniß geseßt, daß in Folge
einer zwischen der K. K. Oesterreichischen Staats-Regierung und der hohen Pforte getroffenen Uebereinkunft, die Bestimmungen des im vorigen Jahre von der hohen Pforte mit der Englischen und Französischen Regierung abgeschlossenen Handels - Traktates provisorisch auch fúr alle in den Großherrlichen Staaten woh- nenden ÖDesterreichischen Unterthanen Kraft haben sollen. Hiervon sind jedoch die angränzenden Provinzen: Moldau, Wal- lachei, Serbien, Bosnien und die Herzegowina ausgenommen, wo die zwischen beiden Theilen bestehenden Verträge unverändert bleiben. — Konstantinopel, 23. Oftober 1839. — Von der K. K.
Internunciatur.““
E Der Botschafter Persiens, der an die Höfe von Wien, Pa- ris und London gewesen, ist hier eingetroffen. Er scheint im All- gemeinen mit der ihm gewordenen Aufnahme in Europa sehr zufrieden zu seyn, beklagt sih aber sehr über Lord Palmerston. Er erzählt von einer Unterredung , die er mit dem Britischen Staats-Secretair gehabt, und worin dieser ihm Vorwürfe gemacht haben foll A daß derrn Mac Neil nicht die Achtung geworden, die man einem Britischen Repräsentanten {uldig sey, worauf der edle Lord sich mußte sagen lassen: mit aller Machtvoll?om- menheit des Schahs wäre es ihm unmöglich gewesen, Herrn Mac Neil das Ansehen zu geben, das er zu haben wünschte, das aber nicht der Titel, sondern die Persönlichkeit. allein zu verschaf- fen vermöge. Herr Mac Neil ward in Persien weniger für einen diplomatischen als für cinen ganz andern Agenten ange- sehen, und mußte sich gefallen lassen, auch so behandelt zu wer den. Hätte er im mindesten sich geachtet, so würde er seine Ab- berufung begehrt haben; er wollte aber um jeden Preis eine Stelle behaupten , zu der er nie hâtte berufen werden jollen. Seine Intriguen waren allein Schuld, daß die Verhältnisse zwi- schen England, Persien und Rußland sich \{lecht gestellt haben. Arzt von Profesfïion , hätte er fortfahren sollen , Rezepte zu ver- schreiben, statt Noten zu stilisiren. Dieje Antwort soll Lord Pal- merston unangenehm berúhrt, aber doch die Folge gehabt haben, daß ein anderer Agent an Mac Neil's Stelle kommdrt.
Konfstautinopel, l. Nov. (A. Z.) Man erwartet hier Rifaat Bei, der in diesem Augenblick Wien verlassen haben muß. Man wird dann sehen, ob man ruhig abwarten soll, bis sich Mehmed Ali in die Wünsche der Mächte füge, oder ob man nicht besser daran thut, sich direkt mit ihm zu verständigen und auszu- gleichen. Man glaubt, daß Rifaat Bey, der doch in dem eigentlichen Centrum der politischen Bewegungen sich befand, am besten über die Verhältnisse der Mächte, úber ihre Tendenz aufgeklärt seyn mvß, und daher den zweckdienlichsten Rath geben kann. Bis vor vier Wochen schrieb Rifaat Bey unaufhörlich, daß nichts ohne die Mächte geschehen solle. Seit dieser Zeit ward er ab
anderer Ansicht, und ließ in seiner Korrespondenz deutlich durch- |
blicéen, daß am besten wäre, den Streit mit Mehmed Ali als eine Familien - Angelegenheit zu behandeln und sich mit ihm al- lein abzufinden. Diese veränderte Sprache kann man sich bei den fortwährend guten Dispositionen der fremden Repräsentanten gegen die Pforte nicht recht erklären und sicht daher der Ankunft Rifaat Bey's mit Spannung entgegen. Vorläufig scheint NRe- chid Pascha einen Weg einzuhalten, der ihm erlaubt, unter dem Schuße der Mächte oder außerhalb desselben das Pacifica- tionswerf vollbringen zu können, denn er iff von seltener Zu- vorkommenheit gegen alle Repräsentanten, und vernachlässigt aucl) nicht den Agenten Mehmed Ali's, der, so unsichtbar er auch ist, mit vieler Geschicklichkeit agirt, und seinem Herrn große Dienste
leistet. Den Grafen Pontois scheint Reschid um jeden Preis ge- |
winnen zu wollen, was denn nur zu sehr bewährt, daß der Türke, selbst wenn er etwas aufgeklärt ist, am besten durch Einschüchte- rung geleitet werden kann, und daß den Französischen Agenten, troß der Vorliebe Frankreichs für Mehmed Ali, einen eben so großen, wo nicht größern Einfluß auf die Pforte zu üben vorbe- halten ist, als irgend einem Agenten einer anderen Macht.
Smyrna, 29. Oktober. Der Fürst Johann Wogarides, Gouverneur und Abgeordneter der Insel Samos, hat eine Au- dienz bei dem Sultan gehabt und is von demselben mit großer Auszeichnung empfangen worden. Alle Privilegien der Samier sind bestätigt und in dem zu diesem Zwecke erlassenen Firman heißt es unter Anderem, daß diejenigen Samier, welche nach Asien gehen) um dort das Land zu bauen, und sich ihre Arbeit statt des
eldes mit Lebensmttteln bezahlen lassen, diese abgabenfrei in ihre Heimath einführen können. Am 22. Oktober fanden in
tephanapolis auf Samos wegen der Erneuerung des Firmans große Festlichkeiten statt. |
_ Das Journal de Smyrne berichtet aus Rhodos vom 25. Oktober: „Der berüchtigte Erzbischof dieser Jusel ist endlich abgeseßt und in eines der Klöster des Monte Santo bei Salo- nichi exilirt worden. Er is bereits vor vierzehn Tagen nach sei- nem Bestimmungsorte abgereist. Alle seine Effekten wurden mit Beschlag belegt und dfentlich versteigert. Seine Abreise hat un- ter dem größten Theile der Bevölkerung der Jnsel die lebhafteste Freude erregt. Ein neuer Exarch ist aus Konstantinopel ange- fommen und man erwartet mit einem der ersten Dampfböte den neuen Bischof, der auf Patmos geboren ist und von dem man viel Gutes spricht.‘ L
Der hiesige Gouverneur, Hafiz Achmed Pascha, ist nah Konstantinopel berufen worden. Maa bedauert allgemein die
Abreise desselben, denn ‘ungeachtet einer gewi
Charakters, hatte er sich doch die Liebe der Die des Achtung der Europäer erworben. Jussuf Pascha ehemaliger Gouverneur von Smyrna, Chios und Rhodus is wieder ari Gouverneur von Rhodus ernannt worden. Man spricht T o len er N Ot von hen indes ne mati doch, ‘daß sein ohes Alter ihn nôthigen werde, die Leitung der j mehr Anderen zu D O! 5 Angelegenheiten
Eau
_ Alexandrien, 19, Okt. (Joury. de Smyrne.) Man spricht sehr stark davon, daß die Getraide - Ausfuhr gegen eine Abgabe von 20 Piaster für das Ardeb frei gegeben Und daß überhaupt vor dem Ablauf dieses Jahres die Händels - Freiheit bewilligt Verden soll. i
Z Gestern verbreitete sich pld6lih das Gerücht, der Arzt des Hospitals Nas el Tin habe bei der Juspizirung cinen Pestkran- fen gefunden. Dies erregte natürlich die größte Bestürzung, denn bei der Anwesenheit der Mannschaften beider Flotten und einer ungewöhnlich starken Truppenzahl wäte zu befürchten, daß die Krankheit große Verwüstungen anrichte. Heute wird zwar. versichert, der Kranke habe nicht die Pést, doch Niétmand glaubt daran, denn jedesmal, wenn die Pest ausgebrochen is, sind die ersten Krankheitsfälle stets bestritten worden, theils, um die Be- vólferung niht in Schrecken zu seßen, theils, um zu ‘zeigen, daß die Gesundheits-Kommission ihre Pflicht thue.
S106,
„ Deirut, 20, Oft. (Journal de Smyrne.) Bei den außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln, welche die Regierung et- griffen hat, um zu verhindern, daß Nachrichten aus dern Innern nach den Küstenstädten und namentlich nach Beirut gelangen, weiß man hier nichts Näheres über die Details des leßten Auf- standes der Drusen; nur soviel ist bekannt, daß die Jnsurrection des Hauran völlig unterdrückt worden ist. Scheriff Pascha soll bereits wieder in seine frühere Stellung zurückgekehrt und Js- mail Bey mit einer imposanten Macht am Hauran zurückgeblië- ben seyn, um die Bewegungen der kleinen Änzahl Drusen, die noch nicht die Waffen niedergelegt haben, zu bewachen und ste zu verhindern, in die Ebene herabzukommen, selbst uni sich das zu ihrem täglichen Gebrauche ndôthige Wasser zu holen. Die Erbitterung soll indeß so groß seyn, daß man jeden Augenblick eine Erneuerung der Unruhen befürchtet.
_Man sc{chreibt aus Damascus und Aleppo, daß Churschid Pascha sich mit 20,999 Mann Acgyptischer Truppen in der Um- aegend von Bafssora befinde und Anstalten treffe, nach Bagdad zu marschiren. Diese Nachricht hat indeß durchaus nuichis Offizielles.
Der Secretair der Regierung in Beirut, Ejub Nastralla, ein Grieche, 70 Jahre alt, befindet sih seir vierzig Tagen im Gefängnisse, weil er angeblich Regierungs-Gelder unterichlagen haben soll. Der Gouverneur Mahmud Bey unterwirft ihn täg- lich den fürchterlihsten Torturen und alle Vorstellungen der Eu- ropâäischen Konsuln sind bis jeßt fruchtlos gewesen. Auch ein Sohn des Unglücklichen ist verhaftet worden und seine beiden anderen Sdhne haben ihre Freiheit nur dem Umstande zu dan- fen, daß sle als Drogmane bei den Konsulaten angestellt sind.
Brie Meni Arhen, 15, Okr. (L. A. Z.) Daß unser literarischer Ver- fehr in stetem Zunehmen is / fann man daraus abnehmen, daß Herr Altenhofen , der schon seit aht Jahren unter uns lebt, die hiesige Buchhandlung des Herrn Ris gekauft hat. Seine kdst-
| liche Karte von Griechenland giebt den besten Beweis von dem
Fleiß und der Ausdauer dieses Mannes, der si schon dadurch allein das Búrgerrecht bei uns erworben hat. Solche Männer werden nicht mehr als Fremde angesehen, und cs ist ein unge- aründeter Vorwurf, der uns manchmal gemacht wird, daß wir die Fremden nicht lieben. Jm Gegentheil wird es dankbar an- erkannt, was Fremde für Griechenland thun. Professor Herzog
| wird es gewiß nicht fühlen, daß er kein Grieche ist, da man
weiß, daß er der Universität viel leistet, der Oberst Rosner nicht weniger, da wir wohl einsehen, daß Niemand die Gendarmerie so organisiren konnte. Am wenigsten aber wird der König für
| einen Fremden angeschen, da er so viel für Griechenland arbei-
tet. Denn einen fleißigeren Beamten hat der ganze Staat nicht.
Ola
5 0 1a 00
Düsseldorf, 21. Nov. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich it nach längerer Abwesenheit, zur allgemeinen Freude der hiesigen Cinwohnerschaft, heute hier angekommen.
Königliche Bibliothek.
Das der Königlichen Bibliothek hierselbst gehörige und auf der Niickseite des Titelblattes mit dem Stempel derselben versehene Buch: Coleccion de novelas escogidas. Tom t. Madrid 1806. éiù Band in 8vo, ift, wahrscheinlich bei Gelegenheit des Transports mit mehrereh anderen Blichern uach dem Königlichen Bibliothek-Gebäude, abhanden gekommen, und es wird daher derjenige, in dessen Händen das genannte Buch gegenwärtig sich befindet, um dessen Zurückgabe an die Königliche Bibliothek (Behren-Straße Nr. 40) hierdurch ersucht.
D E E R R R E R Ä D A Ä E R M E
Beleuchtung der Projekte über die Reform des Deut- schen Postwesens.
— — Leipzig, 15. Nov. Seit einiger Zeit haben die dôffent- licheu Blätter allerlei Reformfragen, in Bezug au} das Deutsche Postwesen verhandelt, dabei aber mit mehr oder weniger Sachun- funde gegen das sogenauunte Post - Monopol, 11e gegen zuIen Pms \huh des freien und woblfeilen Verkehrs der Völker geeifert und zun Theil auch solche Radifal - Reformen als wünschenswerth, nöthig uud leicht ausführbar in Aussicht gestellt, welche im Grunde auf nichts Geringeres als auf Aufhebung des Post - Regals, d. i. der mit gewissen Vorrechten und ‘ausschließenden Befugnissen bekleideten Staats-Post- Anstalten selbsi hinauslaufen. Einige Deutsche politische und nicht politische Zeitungen haben vou verschiedeueun Orten aus sogar Berichte mitgetheilt , nah welchem unser Ober - Pofi- amts-Direftor von Hüttner an alle Deutsche Post-Anstalten den Antrag ut gegenseitiger Aufhebuug des Transit -Porto s gemacot Zones soll und auf seine Veranlassung im Königreiche Sachsen bereits die ersten Schritte jur Aufhebung des Post-Regals geschehen sevn sollen, indem den Lohnkutschern die Beförderung der mit Extrapost anfommen- den Reisenden uneingeschränkt freigegeben sev. Es ist nur du beflagen, durch dergleichen Angriffe gegen das Deutsche Post- Regal die öffent- siche Meinung über ein Jnstitut der Deutschen Staaten irre geleitet zu schen, dessen Aufrechthaltung und weitere Vervollkommnung elleicht noc zu feiuer Zeit für die wohlverstandenen geistigen und materiellen Verkehrs - Jnteressen der Deutschen Völkerschaften nöthiger und unent- behrlicher war, als gerade in der gegeuwärtigen Zeit.
Daß die gesammten Deutschen Post-Ansta ten in den lezten zwei De- ennien viele wesentliche Verbesserungen erfahren haben, daß die Dent- chen Post-Verwaltungs-Behörden zeither mit einer Urt von Wetteifer
bemüht waren, nicht nux im Innern ihrer Verwaltungs - Bezirke in