1839 / 334 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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lung der Königin zu freuen, und da’ wir einmal das System angenommen haben, die eingebornen Briten von der Annäherung an den Thron auszuschließen , ein System, das in Beziehung auf die Interessen der Königlichen Familie so unpolitish als be- leidigend für ein Volk ist, welches eine reichere, gebildetere und geistig unabhängigere, von ältern Ahnen abstammende Aristokra- tie besikt, als irgend ein Fúürstenhaus des Festlandes, da wir _dieses System angenommen haben o môchte wohl keine. Fämilie des Kontinents dem Sachsen - Koburgischen Hause vorzuziehen seyn.“ Einige Oppositions - Blätter heben in offenbar bügwilliger Absicht den Umstand hervor, daß der eine Oheim des Prinzen, der Oesterreichische Feid-Marschall, im Jahre 1818 zur katholischen Religion übergetreten sey; dagegen bemerkt aber selbst der „Standard“, daß ein daraus etwa zu ziehender Schluß höch unpassend seyn würde, da er ja eben so die Kd- nigin wie den Prinzen Albrecht träáfe, indem Beide in gleichem Verwandeschafts-Verhältniß zu jenem Herzoge von Koburg stän- den. Die Times beklagt es nichtsdestoweniger, daß die Köni- gin in ihrer Anrede an den Geheimen Rath nichts von der Anhänglichkeit an den protestantischen Glauben gesagt habe, wie es Georg Il. bei der Anzeige von seiner Vermählung gethan. Ein Korrespondent der Morning Chronicle sucht die Behauptun rung der Stimmberechrigten in England sich ein entschiedenes Uebergewicht für die Konjervativen ergeben habe, durch ausführ- liche Berechnungen zu widerlegen und versichert, der Gewinn für die Liberalen werde 20 bis 25 neue Stimmen im Unterhause seyn. Uebrigens, seßt der Korrespondent hinzu, lasse sich aus den Er-

gebnissen der Registrirungen keinesweges ein sicherer Schluß auf

den Erfolg der Abstimmung bei den Wahlen ziehen, was in Be- zichung auf die Grafschafren, wo das Uebergewicht der Tories hervortrete, zu beachten seyn dürfte. j

Dem Gerücht, welches dieser Tage in der City umlief, daß die Regierung dem Capitain Elliot, dem Ober-Aufseher des Bri- tischen Handels in China, den Befehl zugesendet habe, Repressa- lien gegen die Chinesischen Schiffe zu ergreifen und die Chinesb schen Dáfen streng zu blokiven, bis für das in Canton vernichtete Opium Schadenersaß geleistet sey, wird von der Mornin Post nicht der mindeste Glauben geschenkt. Andere Blätter wo len wissen, jener Befehl sey zwar abgefertigt worden, Admiral Maitland aber habe sich schon auf eine frühere Aufforderung des Capitain Elliot geweigert, mit den Kriegsschiffen der Indischen Station nach Chiña zu segeln, da eine solche Handlung ohne die ndthige Energie nur die Mißverständnisse vermehren würde, und man müsse also die Britische Seemacht in jenen Meeren zur Ausführung des Regierungs-Befehls fär unzureichend halten. Der Morning Herald findet ein gewaltsames Verfahren gegen China wegen der Opium-Angelegenheit durchaus unzulässig oder, wenn man wirklich dazu schritre, der Britischen Regierung höchst unwürdig, indem er sagt: „Es sollte also cine Seemacht abge- sendet werden, nicht zum Schuße unseres Handels gegen die Eingriffe zweier großen kriegerischen Nationen, Rußlands und Frankreichs, nicht zum Schuß unserer Kaufleute an der Küste von Tscherkessien, wo der Britischen Flagge solche Unbill zugeführt wurde, nicht um den ausgeplünderten Britischen Handelsleuten zu Portendicé in Afrika wieder zu dem Jhrigen zu verhelfen, jondern um cinen Streich gegen das Chinesische Volk zu führen, weil dessen Herrscher die Geseke des Reichs gegen deu von Bri- tischen Unterthanen getriebenen Opium-Schleichhandel geltend ge- macht! Schon seit einiger Zeit wurde unsere Regierung von cinem Theil der sogenannten liberalen Presse aufgefordert, England in Feindseligkeiten mit China zu verwickeln. Aus einer solchen Quelle muß auch die Aufreizung zu Angriffen gegen China fommen. Es is ganz folgerecht, daß sch mit Religions-Haß auch Verachtung der Gerechtigkeit verbindet. Wie ehrenvoll wird es fár den politischen und moralischen Charakter Großbritaniens im neunzehnten Jahrhundert seyn, wenn der künftige Geschicht- ¡chreiber von einem Kriege zu berichten hat, den es unternom- nen, um das Recht strafloser Uebertretung der Gesebe einer an- deren unabhängigen Nation festzustellen und seinen Schmugglern die Gültigkeit eines Gewinns aus der Verbreitung von Gift und Tod unter den Unterthanen eines Fürsten zu sichern, der sch für die Sittlichkeit und Gesundheit seiner Untergebenen besorgt zeigt, 18as unsere Regierung eher nachahmen als bestrafen sollte. Ci- nige Jahre schon hat der Britische Löwe von kriegerischen Natio- nen, wie Frankreich und Rußland, sich geduldig alle Arten von Unbilden gefallen lassen, und nun sollte das edle Thier mit einem Male durch einen Angriff auf das friedfertigste Volk der ganzen Welt seine Thatkraft und seinen Muth wieder zeigen wollen!“ find noch so beunruhigender Art, daß man für gut befunden hat, 100 Mann Truppen aus Newport nach dem auf der Landstraße nach Mer:hyr belegenen Cardiff abzusenden.

‘Am hiesigen Geldmarkte wird wieder schr úber den Mangel an Geld eklagt, dem nicht, wie man gehofft hatte, durch ‘die leßten baaren Rimessen aus Süd-Amerika abgeholfen worden ist; das dadur in Umlauf gebrachte Geld scheint bereits wieder auf un- merkliche Weise der Circulation entzogen worden zu seyn. Vor ¿uszahlung der im Januar fälligen Konsols-Dividenden glaubt nan nicht, auf Besserung hoffen zu dürfen. Die Aufldsung der Spanischen Coutes hat auf die Spanischen Fonds sehr verderb- lich gewirkt und scheint aller Speculation (n denselben fürs erste ein Ende gemacht zu haben.

Am gestrigen Kornmarkt war reichliche Zufuhr von Getraide aller Art. Englischer Weizen war seiner {lechten Beschaffenheit wegen (theils in Folge der milden Wetters) zu 2 Sh. unter den Preisen von heute vor aht Tagen nur langsam anzubringen ; sremder war bei geringem Umsaß unverändert im Preite. Gerste, bei starker Zufuhr 1 à 2 Sh.

Aus Lissabon erfährt man durch die lezten Nachrichten om 18ten d. M. nichts, Neues. Die Anordnung wegen der ücfständigen Zinsen der fremden Schuld scheint keine Fortschritte ¿emacht zu haben.

Die neuesten Berichte vom Cap reichen bis zum 14. Sep- tiember. Es waren dorc aus Hamburg und Liverpool einige tleine Partieen Mehl angekommen, die einen guten Markt fan- den, Aus Mauritius hatte man vom Cap ganz neue Berichte, denen zufolge dort eine Hungersnoth befürchtet wurde, da kaum noch für vierzehn Tage Mehl vorräthig war. Unter den nah Yort-Natal ausgewanderten Kolonisten herrschte großes Elend, und die Sterblichkeit war sehr bedeutend; auch waren alle ihre Pferde und ein großer Theil ihres übrigen Viehes gefallen.

Berichten aus Ober-Kanada zufolge, hatten die dortigen Banken ihre Baarzahlungen wieder aufgenommen, nachdem der Gouverneur der Kolonie, Sir George Arthur, sich geweigert hatte, in eine Verlängerung der Suspension zu willigen. Sir John Harvey, der Gouverneur von Neu - Braunschweig,

der Tory-Zeitungen, daß bei der neuesten Registric

Die aus Merthyr in Wales hier Le Nachrichten

Fersten Kammer. vom 25.

atte eine Proclamation erlassen, welche den Britischen Unter- F

thanen ohne Unterschied verbietet, Bauholz zu fällen oder auf, andere Weise auf dem streitigen Gebiete zu freveln, und den

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Britischen Aufseher ermächtigt, das im Widerspruch mít dieser Proclamation gefällte Bauholz zu konufisziren, zu vernichten und die Holzfrevler fortzutreiben.

s sind Nachrichten aus NewYork bis zum Tten d. M. hier eingegangen, die also um sechs Tage weiter reihen, als die, welche das in Liverpool eingetroffene Paketschiff „Patrick Georg“ überbracht hat. Am 2ten d. M. war in New-York das Dampf- {i} „Great Western‘/ von England angekommen mit den gün- stigen Nachrichten von dem vortheilhaften Abkommen, welches Rer Jaudon mit der Bank von E abgeschlossen. Diese

achrichten übten einen guten Einfluß auf die Börse und hoben anfangs insbesondere die Actien der Bank der Vereinigten Staa- ten um 5 bis 6 n als jedoch später bekannt wurde, daß die Amerikanischen Stocks in Europa nicht mehr unterzubringen sehen, fielen alle Papiere wieder, die Actien der Bank der Ver- einigten Staaten sogar um 10. pCt., so daß dieselben am Tten

auf 66 bis 69 standen. Einige Fallissements hatten statt- gchabt, und selbst bedeutende Häuser bedachten sich nicht mehr, um eine Prolongation ihrer. fälligen Wechsel nach-

zusuchen; dessenungeachtet waren im Ganzen die Aussich- ten besser, in New-York zumal, da die Banken anfingen, sehr bedeutend zu diskontiren, jedoch nur auf Wechsel, die weni- ger als dreißig Tage zu laufen hatten. Alle Furcht vor einer Suspendirung der Baarzahlungen in New-York hatte aufgehört. In einigen der südlichen Staaten hatte die feste Haltung der New - Yorker Banken den Muth und das Zutrauen neu belebt, und man erwartete, daß die Teunessee - Banken unverzüglich ihre Zahlungen wieder anfangen würden. Auch in New - Orleans hóffte man auf cine baldige Es der Verhältnisse, wenn es, woran man nicht zweifelt, den New-Yorker Banken gelingt, sich zu halten. Sonft bringt der „Patrick Henry“/, ein ganz neues Schiff,- der ein vorzüglicher Segler seyn muß, da er die Reise in 17 Tagen gemacht hat, nicht viel erheblich Neues mit. Die New-Yorker Blätter sind vornehmlich mit Details über die jähr-

liche Wahl von Mitgliedern des Kongresses angefüllt. Der Wahlkampf erhält seine Farbe, wie vor einigen Jahren, von dem System des Metall - Geldes, welches General

Jackson einfährte, und welches von seinem Nachfolger, dem ge- genwärtigen Präsidenten, streng befolgt wird. Die Verlegenheit unter den handeltreibenden Klassen wird von den Gegnern der Regierung als das Resultat dieses Systems. dargestellt, und die obwaltenden Umstände begünstigen die Behauptung der Whigs oder der Oppositions: Partei. ie Whigs behaupten bekanntlich in den Vereinigten Staaten verhältnißmäßig dieselbe Stellung, welche in England die Tories einnehmen. Beide Parteien machen Ansprüche auf den Steg im gegenwärtigen Kampf. Beim Abgang des Paketboots war es aber nicht mdglich, sich darüber zu vergewissern, welcher Partei der Sieg würde zu Theil werden. Jn New-York fielen alle Stadtwahlen, mit denen die dortigen Einwohner be- schäftigt waren, zu Gunsten der Partei van Burens aus. Gene- ral Jackson erfreute sich nah den leßten Berichten der besten Gesundheit. Der frühere Gouverneur von Jamaika, Sir Lionel Smith, war in New-York angekommen und wollte von da nach Bermuda abgehen.

Das New - Yorker Pt ¡„Philadelphia“/ hat gestern Joseph Bonaparte nebst Gefolge nach ortésmouth gebracht. Es ist bereits das dritte Mal, daߧ dieser Reisende den Atlantischen Ocean auf jenem Schiffe durhmessen hat, und jedesmal machte er dem Capitain ein hübsches Geschenk, welches dieses Mal in cinem goldenen Dessert-Service aus 54 Stücken besteht.

Aus Texas lauten die Nachrichten, diezbis zum 21. Oktbr gehen, in Betreff des gelben Fiebers noch sehr beunruhigend; so- wohl in Galveston als in Houston, waren mehrere der angesehen- sten Cinwvhner daran gestorben, und zwei Kinder waren auf ihrem Wege nach ciner Niederlas- sung jenseits Austin, dem neuen. Siße der Regierung, von Jn- dianern angefallen und sämmtlich ermordet worden, obschon cin Detaschement von 4509 Mann damit beschäftigt war, das Junere des Landes zu durchstreifen, um die Indianer zu vertreiben und die Niederlassungen zu beschüken.

Aus Mexiko is das schon seit Monatsfrist fällige Patct» chiff „Swift‘““ angekommen und hat 760,000 Dollars für Rech- nung von Kaufleuten überbracht. Neuere Nachrichten aus Mexiko über New-York melden, daß die Französische Fregatte „„MNajade“‘ 600,000 Dollars, als den Betrag des zweiten Termins der an Frankreich zu zahlenden Entschädigungsgelder, an Bord genom- men hatte. Jn der Republik herrschte vollklommene Ruhe. Die

Föôderalisten sind gänzlich geschlagen, und der Kongreß beschäftigt | sich ruit den von f

Santana vorgeschlagenen Verbesserungen in der Constitution.

Ein aus Rio: Grande nah! New-York gekommener Capi rain hat, nah den neuesten Berichten vön leßterem Orte, dort erzählte, daß jene Stadt noch immer von der revolutionairen Partei belagert würde, und daß mehrere Gefechte zum Nach- theil der Regierungs-Truppen ausgefallen wären. Jn einem der- selben hatten 1500 Rebellen die Regierungs-Truppen vor Porto Alegro aufs Haupt ga und gezwungen, sh in die Stadt einzuschließen. Am /. Oktober war dieser Capitain bei Pernam- buco, wo er sch überzeugte, daß die Provinz Maranham noch stets im Empödrungszustande war und alle Geschäfte darnieder- sagen. i

Niederlande.

Aus dem Haag, 26. Nov. Die diesseitigen Geschäftsträs ger Baron von Grovestins und Herr Rochussen sind, der Erstere nah Madrid und der Leßtere nah Paris abgereist.

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Grüssel, 26. Nov. Wie man vernimmt, ist das Seque- ser, roelches seit dem Jahre 1830 auf die Privat-Besißungen des Königs Wilhelm in Belgien gelegt ist, aufgehoben worden.

Herr Lebeau wird hier von iten diplomatischen Vission in Deutschland und Herr Lehon aus Paris zurückerwartet.

Der Messager de Gand giebt jezt im Namen des Herrn von O: welcher bei Likle in Frankreich lebt, die Erklärung ab, daß der Lettere den inkriminirten Artikel Conduites des Vran- gistas verfaßt habe.

Die Belgische Regierung wird, wie es heißt, ein neues An- lehn mit dem Hause Rothschild abschließen. Ein Chef dieses Hauses soll zu diesem Behufe bereits mehrere Unterredungen mit dem Könige Leopold in Wiesbaden gehabt haben.

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| Dresden, 27. Nov. (Leipz. Bl.) An der Sans der ov. trug der Kammerherr Ziegler

und Klipphausen darauf an: es mdgen beide Kammern die

Regierung ersuchen, die geeigneten Mittel zu ergreifen, um die

unterm 4. Sept. 1831 ins Leben und in

Landesverfassung nah dem §. 60 der Wiener

die Garantie des Deutschen Bundes zu stellen.

lußakte unter

Funfzehn Männer, eine Frau |

| Gemeinden in Ungarn haben Abgeordnete aus ihrer

D C. Crd

irksamfeit getretene

ürgermeister .

| Leu.

Wehner bemerkte hierauf: „Jch wollte mir nur eine Bemerky erlauben in Betreff des eben angeregten Gegenstandes, in Be is hung auf die Verweisung an die dritte Deputation. Jch a voraus, daß der Antrag des Herrn v. Ziegler cine Folge der E eignisse in Hannover is, und bin allerdings der Ansicht, daß die Hannoversche Angelegenheit bei uns nicht übergangen werden könne denn sie berührt nicht bloß Hannover, sondern ganz Deutschland. De; ran ist kein Zweifel! Warum? das zu erörtern, ist hier nicht die Zeit und würde zu Diskussionen führen, welche nicht zur Tagesordnun; gehdren. Jch war selbst entschlossen, in dieser Sache cinen Antrag zu stellen, habe es aber unterlassen, weil die Sache bereits in der zweiten Kammer zur Sprache gekommen und an eine De: putation verwiesen worden ist, so daß nunmehr zu erwarten steht diese Angelegenheit werde auch an die erste Kammer kommen, Unter diesen Umständen scheint es nicht zweckmäßig, diesen Ge genstand jeßt schon in der ersten Kammer zu verhandeln, indem das eine doppelte Diskussion über eine und dieselbe Sache ver: anlassen würde; sondern meine Meinung geht dahin, daß man jeßt diese Sache zu keiner Deputation verweise, da wir nicht wis sen können, an welche sie zu verweisen seyn dürfte, und ih trage daher darauf an: daß die Sache einstweilen so lange beigelegt werde, bis Mittheilungen von der zweiten Kammer an die erste gelangen.“ Regierungsrath von Carlowiß entgegnete: „Ich bin im Ganzen genommen derselben Ansicht wie der geehrte Sprecher vor mir, und halte es für am zweckmäßigsten, diese Petition jet beizulegen, das heißt jeden Beschluß sich vorzubehalten. És wird sich, wenn die Hannoversche Frage durch Protokoll-Extrakt aus der zweiten Kammer an uns gelangt seyn wird, zeigen, was dann von unserer Seite zu verfügen seyn wird. Es bleibt dann der Kammer unbenommen, entweder die Petition als ungeeignet zu- rú-, oder sie an eine Deputation zu verweisen, welchenfalls wir auch wie in der zweiten Kammer eine außerordentliche Deputa- tion ernennen können. Kurz jeder Beschluß muß der ersten Kam- mer vorbehalten bleiben, und wenn dcr Antrag des Herrn Bür- germeister Wehner so zu verstehen ist, so trete ih ihm bei.“ Präsident von Gersdorf: „Es ist also ein Antrag darauf ge- stellt, diesen Gegenstand einstweilen bei Seite zu legen, bis man schen wird, was aus der zweiten Kammer an uns gelangt. Wenn man also damit einverstanden ist, so würde ich einstweilen diesen Antrag ajourniren.“/ Ziegler und Klipphausen: „Diese Pe- tition gehört beiden Kammern an, und in dieser Hinsicht weiß ih nicht, ob sle von einer derselben bei Seite gelegt oder ajournirt werden kann.“ Bürgermeister Hübler: „Es scheint das nicht im Sinne des eben gefaßten Beschlusses zu liegen. Die Kamme behält sich vielmehr bei diesem Beschlusse ausdrück: lich vor, künftig, wenn der Gegenstand aus der zweiten Kammer an fie gelangt, darüber Entschließung zu fassen, welher Deputa- tion sie ihn überweisen will, ob der dritten, oder einer außeror- dentlichen, wie das in der zweiten Kammer geschehen ist. Aber gleichzeitig mit dieser über dic Petition zu diékutiren, würde nicht (E seyn.“ Der Antragsteller erklárte hierauf, daß, \o- ald das der Fall sey, er sich bis dahin beruhigen werde.

Desterreich.

Wien, 25. Nov. Der am 22sten d., als dem Vor- abende des Namensfestes des Staats - Kanzlers, Fürsten von Metternich, bei demselben stattgehabte erste Empfang nach der Wiedergenesung und Rückkehr Sr. Durchlaucht war eben so glänzend als zahlreich besucht. Der Fürst zeigte in der Conver- sation scine gewohnte Lebhaftigkeit Und Geistesstärke und seinem Aeußern nach schien er nur kräftiger und gesúnder als früher.

Aus Preßburg melden neue Briefe, - daß die Ungarische Stände - Tafel ihren Beschluß: vor Erledigung der Beschwerde wegen der Redefreiheit sh mit dem Königl, Commissair, General Baron Lederer, wegen der Rekrutenstellung in keine Erdrterung einzulassen“‘, in einer neuern Sißung dahin -modifizirte, daß zwar die Mittheilung des genannten Königl. Commissairs vernomme! und zur Berathung der diesfälligen Königlichen Proposition ge schritten werden, jedoch in diesem Betreff kein Antrag an die Magnatentafel gerichtet werden solle, ehe diese die vorgedachte Beschwerde erledigt habe.

Dem Vernehmen nach, hat der bei der hiesigen Königlich Bayerischen Gesandtschaft angestellte Legationsrath, Freiherr von Verger, seine Ernennung zum Königl. Bayerischen Geschäftsträger ain Dresdener Hofe in diesen Tagen erhalten und wird demnach binnen kurzem von hier abgehen.

Pesth, 17. Nov. (A. Z.) Die bedeutendsten iden

itte ge? wählt, die sich auf den Reichstag zu Presburg begeben sollen, um die dort vielleicht zur Sprache kommende A cloatian der Juden in Ungarn zu r 454 Prageete einzelne Comitate Un- garns haben sich bereits über diesen Gegenstand sehr günstig aut- gesprochen, und vorzüglich ist es das Pesther Comitat, das mit großer Liberalität seinen Deputirten bevollmächtigte, eine unb& dingte Emancipation der Juden anzunehmen,

QMOWEiL

Zürich, 25. Nov. Der Erziehungs - Rath hat folgenden Beschluß gefaßt:

„Der Erzichungs-Rath, ín Erwägung, a. daß sich Über die Zwe- niáßigfkeit einzelner Theile des bisherigen Unterrichts in der allgemei nen Volksschule, ihrer jetzigen Ausdehnung und ihrer gegenseitige Verbältniffe mehrfache Zweifel erhoben haben ; b. daß auch die wesent- lichere Gründung der Schule auf die christliche Religion eine sorgfäls tige Prüfung der betreffenden geseylichen Bestimmungen über das Voliks-Schulwesfen nothwendig macht ; c. daß die beförderliche Anhand- nahme und Vollendung dieser Arbeit sehr Vieles zur Beruhigung des Volkes und zur Aufflärung der über das Volfs-Schulwesen waltendeu Mißverständnisse und abweichenden Ansichten beitragen wird; d. da die Nothwendigkeit der baldigen Beseitigung verschiedener in der Volfs- {chule waitender Uebelstände schon im Jahres - Berichte des (früheren) Erziehungs-Rathes 1838 bis 1839 ausgesprochen wurde, beschließt: 1) Es sev die zweite Section des Erziehungs-Rathes mit Prüfung er betreffenden geseßlichen Bestimmungen über das Polfsschulwesen beauf: tragt; 2) dieselbe habe über das Ergebniß dieser Arbeit Bericht 11 Antrag an den Erziehungs-Nath zu binterbringen.“

Luzern, 24. Nov. Der seit dem 18. November versam melte große Rath hat den Staats-Anwalt Meyer zum Prásiden/ ten gewählt. Die Wetterzeichen der Sißzung bildeten zwei feind/ liche Motionen, die eine von Pfyffer, die andere von Casimit Pfyffer mahnte seinen Stand, zur rechten Zeit aus die künftige Tagsaßung die Bundes - Verbesserungen in Antrag zu

| bringen, die das Interregnum in Zürich so schreiend verlangt hat. Leu dagegen, ebenfalls von den Züricher Ereignissen inspirirt,

stellte

folgende Anträge: 1) Der Kanton Luzern erklärt sämmtlichen Ständen der Eidgenossenschaft seinen Rücktritt aus dem sogenann ten Siebner Konkordat. 2) Die Artikel der sogenannten erd ner Könferenz, so wie das Placet-Geset, sollen als aufgehs L Ó erklärt, und der kleine Rath beauftragt seyn, über ein 2 kfordat zur Regulirung der gegenseitigen Verhältnisse wischen Kirche und Staat mit dem apostolischen Stuhl ungesäumt z

terhandeln und selbes sodann dex Genehmigung des großen Rathes vorzulegen. 3) Um dem Volke die gehörige Garantie fúr die Katholizität der Erziehung zu geben, sollen: a. die hdô-

ere Lehr - Anstalt der Stiftung unserer Vorältern gemäß der Gesellschaft Jesu übertragen werden; b. das Schullehrer- Seminar und das Landschulwesen- überhaupt soll namentlich in religidser Hinsicht der Leitung und Aufsicht der kirchlichen Be- hörden unterworfen werden; c. den Gemeinden soll freigestellt werden, aus den geprüften Kandidaten ihre Lehrer selbst zu wäh- sen. 4) Das Geseß über Patent-System des Advokatenstandes soll als aufgehoben erklärt und die Prozeß - Ordnung nach dem (Gesichtspunft der Untersuchungs-Maxime so umgeändert und verein- facht werden, daß jeder freie Bürger sein Recht selbst oder durch einen anderen beliebigen Mann zu vertheidigen im Stande seyn wird. 5) Das Gescß über Beschränkung der Baufreiheit sey einer Revifion zu unterwerfen. 6) Den Gemeinden sollen in igren inneren Angelegenheiten größere Befugnisse eingeräumt wer- den. T7) Der Gebrauch des alten Maaßes und Gewichts soll wieder gestattet seyn. Der Antrag des Herrn Pfyffer wurde für erheblich erklärt. Es scheint auch, Luzern. rechnet noch auf eine außerordentliche Tagsaßung, indem der kleine Rath neuen Kredit fúár Gesandtschafts-Kosten erhielt. Ueber Leu's Antrag beschloß der große Rath am 22sten, auf Pfeffer's Antrag, mit 70 gegen timmen: Er weise die Vorwürfe des Herrn Leu mit Ent- rástung von sich, und \schreite über dessen Anträge zur Tagesord: nung. Jedoch erkläre sich der große Rath, daß er die Autorität der katholischen Kirche in Glaubenssachen anerkenne und dieselbe jederzeit shüßen werde, jedoch zugleich auch an den alten herge- brachten Rechten der Staatsgewalt festhalten wolle.

Der Oesterreichische Beobachter enthält in einem Schreiben von der Aar Mittheilungen über den gegenwärtigen Zustand des Kantons Luzern, an welche sich folgende Betrach- cungen knüpfen: „Der Sturmwind vom Züricher See hat die sh{ummernden Funken geweckt, und ich zweifle nicht, daß sich fúr das Jahr 1840, in welchem für den Kanton Luzern die ge- {e6máßige Revision der Verfassung eintritt, wichtige Ereignisse

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vorbereiten. Auch hier wird der Hebel der Volks- Petitionen in

0 Bewegung geseßt werden, und es werden diese vor allem Zu- rcénahme der Badener Konferenz-Beschlússe, Aufgeben des Sieb- ner-Konkordats und durchgreifende Veränderungen im Erziehungs- wesen verlangen. Die Verfassung selbs wird einer Total-Revision unterworfen werden. Die in dieser Beziehung vorwaltende Haupt- Tendenz geht auf weitere Ausdehnung der Demokratie. Man will Einführung des Veto, Sanction der Gesche durch das Volk; ja man spricht sogar in vollstem Ernste von Errichtung eines Volks- tribunats, wie solches im alten Rom bestanden. Sie werden vielleicht erstaunen, wenn ich Jhnen sage, daß diese Ideen nicht nur im Volke großen Anklang finden, sondern daß sich die kirch- lih-konservative Partei denselben mit Wärme anschließt. Ber aber mit den Schweizerischen Zuständen inniger vertraut ist, den wird diese Erscheinung durchaus nicht befremden. Jenes demokratische Streben ist auch gewiß nichr die Frucht anarchi- {cher Leidenschaften, es ist vielmehr als Gegengift gegen größeres Uebel, als nothwendiger Gegendruck gegen die jedes Recht und jede Freiheit niedertretende Lehre von der Omnipotenz der Staatsgewalt zu betrachten, eine Lehre, welche das eigentliche Grundübel des Schweizer Radicalismus bildet. Jch glaube, daß man von diesem Gesichtspunkt ausgehen muß, wenn man die gegenwärtigen und für eine nahe Zukunft sich vorbereitenden Ereignisse in Luzern, und in anderen Theilen der Schweiz rich- tig beurtheilen will.“ Malte n

Turin, 20. Nov. (A. Z.) Eín Agent Cabrera's, der sich cinige Tage hier aufhielt, scheint keinen Anklang gefunden zu haben. Mchr Glück soll er hinsichtlich seines Auftrags bei cinem andern Fürsten Jtaliens gehabt haben. Man spricht von einer Summe von anderthalb Millionen, (?) die der erwähnte Agent dur eine günstige Schilderung der Lage, in der sih der Spa- nische General gegenwärtig befinden soll, und von den Chancen, die er zu hoffen habe, auszuwirken gewußt habe. Dieser Bevoll- mächtigte Cabrera's befindet sich jcbt in Rom, und entwickelt viel Thätigkeit zu Gunsten der Karlistischen Sache in Spanien. Zu- gleich befinden sich in Nom zwei Ageuten der Königin Christine, deren Mission die Ausgleichung kirchlicher Differenzen und die Anerkennung der Königin JFsabelle bezweck. Das Spanische Ministerium glaubte zur Beförderung der Christinishen Jnter- essen cinen Würdenträger der Spanischen Kirche, einen ausge- zeichneten Prälaten, mit zu dieser Mission wählen zu müssen.

Von der Jtaliänischen Gränze, 20. Nov. (A. Z.) Ein Privatschreiben aus Rom , aus gut unterrichteter Quelle, bringt die Nachricht , daß der Herzog von Bordeaux pldtlich verschwunden sey. Man wollte wissen, er habe seine Richtung nach Livorno genommen.

Spanien

Madrid, 19. Nov. immer mehr zu. Sie haben jet an die Stelle des Klubs der Föderirten einen Blut-Klub errichtet, von dem Schmähschriften und die furchtbarsten Drohungen ausgehen. err Arrazola, der Minister der Justiz und der Gnaden, verläßt sein Haus nur im Wagen und mit einer Eskorte. Man spricht von feindseligen Demonstrationen, die heute Abend statthaben sollen, allein die Exaltirten dürften wohl ein gewagtes Spiel spielen, denn bei dem guten Geist der National-Garde und der in so großer Menge anwesenden Truppen würde die Emeute schnell- unterdrückt werden. „__ Die Provinzen Cordova, Granada, Cadix, Murcia und Alicante wollen die Steuern nicht bezahlen Und einige Provin- zial - Deputationen sollen auf die im Finanz - Wesen ganz neue Jdee gekommen zu seyn, die Steuerpflichtigen aufzufordern, die von ihnen zu entrichtenden Abgaben direkt an den Herzog von Vitoria zu senden. Um die hieraus entspringenden üblen Folgen zu. verhindern, hat die Regierung bewegliche Kolonnen organisirt, die das Volk im Zaum halten sollen.

Maroto ist in Madrid angekommen und in dem „Freund chafts- Hotel‘ abgestiegen, wo auch die Herzogin von Vitoria ihre Wohnung hat.

Herr Calderon Collantes, der neue Minister des Junnern, zeichnet sich durch große Thätigkeit aus. Er ist mit Herrn Arras d dem Justiz-Minister, innigst befreundet. Herr Montes de

ca, ein Seemann von erprobter Tapferkeit und Geschicklichkeit, A Divisions-Chef im Marine-Departement unter Jsturiz. Seit anger Zeit steht er in freundschaftlichen Beziehungen zu Don Francisco Narvaez, dem jeßigen Kriegs-Minister.

Bagtig panische Gränze, 22. Nov. In Navarra und den

Le ischen Provinzen Heerfent fortwährend große Stille. Täglich

s 0 dort in kleinen Detaschements und einzeln Karlistische Frei-

und L ein, die aus den Depots im Jnnern Frankreichs kommen in ihre Heimath zurückkehren.

Die Kühnheit der Exaltirten nimmt |

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Die Karlistische Armce in Catalonien scheint von neuem Enthusiasmus ergriffen, seit Segarra mit dem Kommando bcauf- tragt ist. Man erwartet jeden Äugenblick eine oder die andere ernstliche Operation. Der Brigadier Balmaseda, von General Cabrera mit 250 Reitern abgeschit, ist zu der Cata!onischen Ar- mee gestoßen.

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Tre Konstantinopel, 6. Nov. (Oest. Lloyd.) Das Dampf- boot „Ferdinand“ brachte uns die Nachricht, daß unweit St. Giorgio, einer Mündung der Donau ins Schwarze Meer, 10— 12 Schiffe gescheitert sind. Man kennt die Namen derselben noch nicht; doch weiß man bestimmt, daß sich darunter zwei Türki che, ein Griechisches, ein Jonisches, ein Sardinisches und ein Russi-

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ches Kriegs-Transportschif} befanden.

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Konstantinopel, 7. Nov. Das Journal de Smyrne macht folgende Mittheilung über die Verkündigung des Hatti- scherif: „Ein großes Ereigniß, dessen Folgen für das Osmanische Reich unberechenbar sind, hat alle Gemüther mit Freude crfüllt. Man wußte zwar im Publikum, daß das Ministerium an cinem Fundamental - Gesete arbeite, welches Se. Hoheit seinem Volke verleihen wollte, allein Niemand kannte die Hauptgrundlagen desselben. Machdem jedoch am vorigen Donnerstag cin außer- ordentliches Conseil bci der Hohen Pforte stattgchabt, an dem alle Mitglieder des Divans, der Scheikh-ul-Isîam und die vor- nehmsten Ulemas Theil nahmen, fing man an, deutlicher úber die regenerirenden Pläne des Sultans zu sprechen, und die Neugier des Publikums wurde aufs Höchste gespannt. Am folgenden Tage wurde ein neues außerordentliches Conseil unter dera Vorsiß Sr. Hoheit des Sadrasam bei der Hohen Pforte gehalten und darin beschlossen, daß die Bekanntmachung des neuen Gesekes am 3. November mit der größtmöglichen Feier- lichkeit stattfinden solle. Am vergangenen Sonntage um acht Uhr Morgens begaben sich in der That alle Personen , die am Tage vorher Einladungskarten empfangen hatten, nach der wei ten Ebene von Gulhane, die an die Gärten des Kaiserlichen Palastes Top Kapu stößt , wo sie unter den zwci Tage zuvor auf Be-

fehl des Sultans errichteten Zelécen Plaß nahmen. Zu der für die Feierlichkeit bestimmten Stunde famen die

in Konstantinopel anwesenden Repräsentanten der befreundeten Mächte, begleitet von den Gesandschafts - Seccretairen und den ersten Drogmans, in eleganten Wagen, welche die Regierung zu ihrer Verfügung gestellt hatte, an. Der erste Dolmetsch des Divans, Ali Efendi, der Redacteur des „Moniteur Ottoman““, Safwet Efendi, und der erste Ueberseßer der Pforte waren be- auftragt, die Mitglieder des diplomatischen Corps zu etnpfangen und führten dieselben in die innerhalb des Kaiserlichen Pavillons für sle eingerichteten Ziminer. Se. Königliche Hoheit der Prinz von Joinville, ebenfalls zu dieser Feierlichkeit cingeladen, begab sih in ein neben dem der Gesandten befindliches Gemach. Bald verkündigte der Ruf: „Es lebe der Kaiser!“/, der von den auf dem Plabe in seiner ganzen Ausdehnung aufgestellten Truppen der verschiedenen Waffengattungen erhoben wurde, die Ankunft des jungen Sultans, der in Uniform war und auf dem Haupte die diamantene Agraffe trug. Gleich nach der Ankunft Sr. Ho- heit wurden alle eingeladenen Personen durch den Tefchrifadschi (Ceremonienmeister) in der durch die Etikette des Osmani- schen Hofes vorgeschriebenen Ordnung auf die für sie bestimmten Pläße geführt. Unter den Eingeladenen bemerkte man den Griechischen Patriarchen, so wie den der Katholischen und den der Schismatischen

behaltenen Bestimmungen in Betreff der Jaad - i Vom 16. November 1839. f Jagd Gerechtigkeiten. „Wir Fricdrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von reußen 2c. 2c. haben Uns im §. #7 des Gefeßes vom 21, Aprii 1825 über die den Grund-Besig betreffenden Rechts-Verbältnisse und liber die Real - Berechtigungen in den Landestheilen, welche vormals zu den Französisch - Hanfeatischen Departements oder dem Lippe - Departement eine Zeit lang gehört haben, die Besiimmung des Umfangs und der Wirkung der Franzésischen Dekrete vom 9. Dezember 181i und 8. Ja- nuar 1813 rüsicchtlich der Jagd-Gerechtigkeiten auf fremdem Eigenthum vorbehalten. Seitdem is iu Beziehung auf den Besißstand, welcher durch Unser vorangeführtes Geseg bis zur Erlassung der gedachten Be- stimmung aufrecht erhalten worden, auf den Grund unserer Ordre von 2. September 1827 eine weitere Befanntmachung Unseres Staats- Ministeriums unter dem 20. Junt 1828 ergangen. Um nunmehr alle Zweifel darüber zu beseitigen, welche Wirkung den erwähnten Französischen Dekreten in Bezug auf die seit der Ver- ordnung des Militair-Gouvernements zwischen Rhein und Weser vom 13. Juli 1814 wieder in Ausübung gekommenen, früheren Jagd-Ge- rechügfeiten ferner uoch beizumessen sey, verordnen Wir auf Antrag Unseres Staats - Minisieriums und nah erfordertem Gutachten einer a1!s Mitgliedern des Staatsraths ernannten Kommission, was folgt : §. 1. Die Jagd-Gerechtigkeiten, welche in den bezeichneten Lan- esthcilen vor der Fremdherrschaft bestanden haben, sollen in Gemäßheit ï Unsere Ordre vom 2. September 1827 gegründeten Bekannt-

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1 2 Koöunen jedoch Grund-Eigenthümer nachweisen, daß sie zur Zeit der erwähnten Befauntmachung vom 20. Juni 1828 im Besigz der durch die Französischen Defrete vom 9. Dezember 1811 und 8. Ja- nuar 1813 ausgesprochenen Freiheit von der früheren Jagd-Gerechtig- feit fich befunden haben, so bleibt leßtere aufgehoben.

__§. 3. Wo in Anwendung der im §. 1, aufgestellten Regel das frühere Jagdrecht fortdauert, soll dasselbe dennoch innerhalb 1) der Ortschaften und der zu einzelnen Besißungen gehörenden Hofräume und 2) der än dieselben angränzenden Gärten nicht ausgeübt werden.

d. 4. Auf den im §. 3. erwähnten Grundstücken dürfen jedoch de- ren Besizer die Jagd nicht ausüben und auch feine Art von Vorrich- tungen treffen, durch welche Wild erlegt oder gefangen werden fann; bet Uebertretung dieser Vorschrift sind dieselben als Jagd-Kontravenieus- ten zu bestrafen.

Urkundlich unter Unserer Hösteigenhändigen Unterschrift und bei- gedruckétem Königlichen Jnsiegel.

Gegeben Berlin, den 16. November 1839.

(L. S.) Friedrich Wilhelm.

von Müffling. von Kampy. Mühler. von Rochow, vón Ladenberg. Beglaubigt: Düesberg. Berlin, 1. Dez. Ueber das 50jährige Dienst - Jubiläum

des Geheänen Ober - Tribunals- Vice : Präsidenten Herrn Köhler geht uns nachträglich die Nachricht zu, daß die Universität Bres- lau demselben durch einen seiner Freunde das juristische Doktor- Diplom mit einem die Verdienste des Jubilars ehrenden Glücf- wunich-Schreiben hat überreichen lassen, und daß. der ehrwärdige Geheime Ober-Tribunals-Präsident a. D. von Grolman, welcher in wenigen Wochen sein hundertstes Lebensjahr erreicht und seit längerer Zeit das Zimmer nicht mehr verläßt, dem Jubilar am Tage der Feier eigenhändig seine innige Theilnahme und Hochachtung zu erkennen gegeben hat.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Verhandlungen der Akademie der Wissenschaften in den Monaten August, September und Oftober. Air dex

Armenier, den Ober-Rabbiner, cine zahlreiche Deputation der Katho- lischen und Armenischen Sarafs (Banquiers), und der verschiedenen Esnafs oder Corporationen, und endlich die Verwaltungs-Direk- toren und die Chefs der verschiedenen Burcaus mit den ihnen untergeordneten Beamten. Jn der Mitte der Ebene befanden sich die hdchsten Mitglieder des Corps der Ulemas, wie die Ka- saskiers, die Kadis und Mollahs je nah ihrem Range und Ti- tel, und neben ihnen, aber in einer anderen Reihe, der Scheich ul Jslam und die sieben ersten Generale des Reichs. Als Je- dermann auf seinem Plaße war, Übergab der Muschir des Pa- lastes, Risa Pascha, den Hattischerif an Se. Excellenz Reschid

Pascha, der ihn von einer zu diefem Zwecke mitten auf der Ebene errichteten Tribune mit lauter und deutlicher Stimme verlas. Passende Gebete folgten der Verlesung

des Hattischerifs und zahlreiche Artillerie-Salven aus allen Bat- tericen der Hauptstadt erhöhten noch die Feier dieses denkwärdigen und ín den Annalen des Osmannischen Reichs beispiecllosen Tages. Nach Beendigung der Ceremonie empfing der Prinz von Join- ville den Besuch des Groß-Wesirs, Halil Pascha's, Reschid Pa- scha's und Fethi Pascha’'s, welche darauf auch die Repräsentan- ten der fremden Mächte begrüßten. Gegen Mittag begab sich Jeder- mann hinweg und Se. Hoheit kehrte in den Palast zurück, wohin sich auch die Paschas ersten Ranges begaben und dort von dem Sultan aufgefordert wurden, die organischen Geseße, welche in kurzem

i erscheinen würden, streng zu beobachten. Alle hohen Beamten, so

wie die Kasaskiers, begaben sich hierauf in den Saal, worin der Mantel des Propheten aufbewahrt wird und leisteten dort den Eid der Treue in die Hände des Scheich ul Islam. Den Re- prásentanten der befreundeten Mächte wurde eine Uebersebung des Hattischerifs Sr. Hoheit und zugleich cine Note“ übersandt, worin sie ersucht werden, denselben ihren respektiven Hdscn mit- zutheilen.““

Am 4. hatte der Prinz von Joinville in Begleitung des Französischen außerordentlihen Gesandten, Herrn von Pontois, eine Audienz bei dem Sultan, der ihn auf das Freundlichste empfing und ihn seiner aufrichtigen Freundschaft für die Fran- dsische Nation versicherte. Der Groß-Wesir, Halil Pascha und Redschid Pascha waren bei dieser Audienz zugegen. Es heißt, der Prinz wolle morgen am Bord des Oesterreichischen Dampf- bootes nach Trapezunt abgehen.

An demselben Tage versammelten sich die Großwürdenträger des Reiches, um sich über die zur Sicherung der vollständigen Ausführung des Hattischerifss Sr.} Hoheit zu ergreifenden Maß- regeln zu berathen.

Salonichi, 6. Nov. Ju Folge der hohen Getraide-Preise (Mehl wurde um 40 pCt. hdher als vor zwei Monaten bezahlt) und der darüber laut gewordenen Beschwerden im Volke, hat unser neuer Gouverneur nicht nur die Ausfuhr jeder Getreide- Sorte, sondern selbst die Verschiffung der bereits früher abge- schlossenen Partieen verboten.

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Berlin, 1. Dez. Das 25ste Stûck der Geseßsamm! enthält nachstehende Verordnung, wegen der im s. 47 des Ge- seßes über die den Grundbesiß betreffenden Rechts - Verhältnisse in den Landestheilen, welche vormals zu den Französischen De- partements eine Zeit lang gehört haben, vom 21. April 1825 vor

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Gesammt-Sißung der Akademie am 1. August las Herr Lichtenstein eine Erläuterung der Werke von Marcgrave und Piso (1648 1658) über die Naturgeschichte Brasiliens aus den auf der Königl. Biblio- thek befindlichen Original-Abbildungen, die durch den Prinzeu Morig vou Nassau, früheren Befehlshaber in Brasilien, im Jahre 1674 deut großen Kurfürsten geschenkt worden sind. Herr Lichtenstein hat bereits in fünf früheren Abhandlungen Alles zusammengestellt, was diese Ori- ginal - Abbildungen zur Erläuterung von Marcgrave's Angaben über die Wirbelthiere enthalten. Diese leute Fortseßung macht den Schluß mit den Lnseften unnd Würmern. Es finden sich nicht weniger als 98 dahin ein- \{lagende, theils in Del-, theils in Wasser-Farbe ausgeführte Darstellun- gen in der oben erwähnten Sammlung. 48 derselben dienen als Ori- ginale zu den Marcgraveschen Holzschnitten, die dadur erst eine feste Bedeutung erlangen. Es wird ferner erwiesen, daß auch die von Holz- schnitten nicht begleiteten Beschreibungen sich auf die erwähnten Abbildungen beziehen. Hierauf wurde ein Schreiben des Capitains Morin in Paris vorgelegt, worin er für seine Ernennung r Kor- respondenten der Akademie dankt. Ju der Sigung der philosophisch- historischen Klasse am 5. August las Herr Graff über das Althoch- deutsche H als Ableitungs-Suffix. Ueber die öffentliche Sißzung am 8. August zur Feier des Geburtstages Sr. Majzesiät des Königs ift be- reits in Nr. 221 der Staats-Zeitung berichtet worden. Jn der Ge- sammt-Sigung der Akademie am 15. Augusi las Herr H. ose über das frystallisirte Harz aus Elemie. Hierauf wurden vorgelegt: Drei Reskripte des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiteu, worin die von der Akademie beantragte Remuneration von 0 Thalern für den Kandidaten Vater wegen Anfertigung des under zum Aristoteles, ferner für die Herausgabe des Canon arithme- ticus vom Prof. Jacobi, außer den früher angewiesenen 500 Thalern, noch ein Nachschuß von 100 Thalern und endlich die Auszahlung einer jährlichen Remuneration von 200 Thalern an den Doktor Franz für philologische Sammlungen genehmigt worden. Die Akademie willigt cin auf den Wunsch der Universität zu Göttingen, daß derselbey der Gebrauch der Sansfrit - Matrizen zur Anfertigung neuer Typen ge- stattet werde. —- Ju der Sißung der phyfikalisch-mathematischen Klaffe am 14. Oftober, der ersten nach den Sommer-Ferien der arge 2 as Vere H. Rose zwei Abhandlungen, nämlich über G as O Gare ÄAetherbildung und über das Knister - Salz von FPlellcz n der Ge- Müller las über die Lvmph- Herzen der Schildkrotem. L SEE s -Si D i 7. Oftober las Herr Ehrenberg über sammt-Sigzung der Afademie am 17. V! Ats U E T: M d j Thierarten der Kreide- Formation jeßt wirklich noch zahlreich lebende 22 der neuesten Zeit haben der Erde. Die sorgfältigsten Untersuchungen uur in den obersten unid immer eutschiedener Meinung festgestellt, daß uur 1m S le Ueber- Schichten der Erdrinde sich fossile Ueber neuesten Molasse- und Tertiar-S "V bloß den jeyt lebenden Gattun- reste von Formen finden, welche nl oirten der Organismen der Erde gen, sondern auch den jest lebenden ischen Formen, deren Ueber- S e die sämmtlichen organischen Formen, gleich siud, daß aber ; dair-Vildung angetroffen 7 der tiefer liegenden Kreide der Secunvaire t reste in der tiefer e noch tiefer gelagerten Oolith- und Uebergangs: werden, eben so wie L (ebend Arten durchaus verschieden sind. Auf Bildungen von den jet lebenden [ungs-Theorieen der

Ua die jebige organi | Organismen - Massen gebaut, un KAg rets sekundäre bezeichnet,

Menschen i h wurde sammt T annd und fonders in den unteren und früheren

deren Grund- Typen sar L N Gal eig ‘bten fragmentarisch aufbewahrt lägen, ja vie ls Sit der Bersteinerungslebre augen P e E rganiómen sammt deu ! ; e

ben Ae und Bug uns der am tiefsten in der Cen MED den, daher jegt nicht mehr lebend vorkommenden Neeme wáren. E bpsials ische Forschungen schieden die Rückenmark - Thiere der

: S in Entwicke diefes Resultat der Beobachtunghat man da! sche orten? Welt

vier's p T elt von denen der Jebtwelt, Leopold von Buch und Deshape Diesen die gleiche Evscheinung in za [reichen Goichplità Dee nah, Milne Edwards zeigte, daß feine von [n (nee en G ) Eschara-Arten ‘der Oolith - und Kreide - Formation mit den pantre en jeßt lebenden übereinstimmen und Agassi’z Untersuchungen über die fossilen Fische führten zu ähnlichen Resultgten. Lyell stellte nach allen

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