1839 / 339 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Jrrthum. Es wird noch ea Glâeck seyn, wenn sie nicht gar daraus den Schluß ziehen, eine solche Regierung sey atheisti}ch, und wenn sie nicht vor ihr einen tiefen Abscheu fühlen.“ Die Gazette de France scheint ganz zu vergessen, daß auch der Mohammedanismus in viele Hanpt- und Nebensecten gespalten ise. Ju Algier giebt es Sunniten und Schüten, die aber dort durch ihre Verträglichkeit den christlichen Sekten eine gute Lehre geben. Was den üblen Eindcuck betrifft, welchen die Errich- tung verschiedener christlichen Kirchen auf die Mahommedaner machen fönnte, so weiß die Sazetkke wohl recht gut, daß wäh- rend der neun Jahre, wo nur eine christliche Kirche bestand, ‘das Christenthum gleihwohl unter den Eingeborenen Algiers nicht den mindesten Fortschrikt gemacht hat. Nur drei Individuen sind dort seit 1830 zur christlichen Kirche übergetreten, sämmtlich Weiber. Zwei von ihnen sind mit Französischen Offizieren durch- gegangen; die dritte ist die bekannte Aischa, Achmet Bey's Ha- rems-Königin, welche von Europäischen Aeltern stammt. Hingegen ist auffallenderweise eine ziemliche Anzahl von Europäern zum Mahommedanismus übergetreten, darunter auch Männer von hd- Herer Bildung, wie der kürzlich verstorbene Dänische Konsul, der reiche Kolonijt Tonnac, der Capitain Berger. Weder der Bau christlicher Kirchen noch die Gegenwart verschiedener Sekten er- regt unter den dortigen Mahommedanern den mindesten Anstoß, wohl aber -—- wie Pelissier in seinen Annales Algeriennes sagt die vollkommene religidse Gleichgültigkeit der Franzosen, die wohl die einfachste Erklärung jener Uebertritte zum Mahommedanis- mus giebt, Großbritanien und Jx land.

London, 30. November. Das von Malta hierher ge- langte, sehr unwahrscheinliche Gerücht, daß die Türkische Flotte {hon auf threm Rückwege nach Konstantinopel begriffen sey, giebt der Morning Chronicle, die dasselbe S auch für un- gegründet hält, zu folgenden Beuerkungen Anlaß: ¿Die angeb- liche, aber noch nicht destätigte und auch sehr zu bezweifelnde Auslieferung der Türkischen Flotte von Seiten Mehmed Ali's hat zu vielen Diskussionen Anlaß egeben. Man nimmt an, daß die Auslieferung der Flotte das Aequivalent seyn dürfte, welches der Pascha von Aegypten dafür gábe, daß die Europäischen

Mächte in seine Forderungen willigten. Unserer Ansicht nah kann jedoch nichts unwahrscheinlicher seyn. Erstens nâmlih is die Auslieferung der Flotte kein Gegenstand, um dessen willen die Europäischen Mächte Mehmed Ali ein Zugeständniß machen könnten. Wenn die Türkischen

Schiffe die Erlaubniß erhalten, "den Hafen von Alexandrien zu verlassen, so wird der Pascha einen ganz anderen Beweggrund aben, sie auszuliefern, als den, sich den Wünschen der Mächte ¿u fügen, die sh verpflichtet haben, den Sultan zu unterstüßen. Bei dem erschôpften Zustande der Hülfsquellen Mehmed Ali's fann derselbe nur mit Mühe die Mannschaft einer Flotte befol- den und ernähren, die, so lange sich ein Britisches Geschwader in der Levante befindet, von keinem Nuben für ihn seyn fann, und deren vorübergehender Verlust jeßt für die Türkei kein Nachtheil ist. Zweifelsohne war von der unmittelbaren Wirkung des Vevrraths des Kapudan Pascha viel zu fürchten. Damals hatte die Besorgniß vor einer gleichzeitig mit Jbrahims Vor- rüûctéen zu gewärtigenden Insurrection in Konstantinopel nichts Unwoahrscheinliches, Jeht aber ist die Flotte abgetakelt und kann nicht pldblih in der Levante erscheinen; zu Konstantinopel herrscht vollkommene Ruhe ; der Winter hat begonnen, und es is wenig Grund, zu besorgen, daß Ibrahim, selbst wenn er es wollte, die Hauptstadt bedrohen könnte, Deshalb jedoch, weil die Dinge diese günstige Wendung genommen haben, wären die Europäischen Mächte nicht minder gerechtfertigt gewesen, wenn sie die Auslieferung der Flotte gefordert hätten, als der Verrath verúbt wurde. Unserer Meinung nach hätten sie dies thun müssen, und die Wirkung einer einzigen solchen Hand- iung würde alle geschriebenen Noten und Depeschen aufgewogen haben. England konnte indeß für sich allein dies nicht thun. Frankreih wollte den Pascha nicht zwingen, und so wurde er denn im Genuß aller Vortheile gelassen, die aus dem Besiß der Türkischen Flotte, welche in der günstigsten Zeit seines Glücks an ihn verrathen wurde, muthmaßlicher Weise für ihn entspriepen éonnten. Er verrechnete sich aber hinsichtlich der Folgen. Der Sultan ließ sich durch den Unstern, der pldblich seine Land- und Seemacht traf, nicht einschüchtern, und eben ‘o wenig wurden die Europäischen Máchte dadurch bewogen, ib- xen Verbündeten im Stich zu lassen. Der Besiß der Flotte isf daher nichts weniger als ein Vortheil für Mehmed; vielmehr zehrt derselbe seine Hülfsquellen auf und bedroht seine Haupt- tadt mit der Unzufriedenheit der schlecht besoldeten Mannschaft. Folaglich wäre die Auslieferung der Flotte kein Akt der Loyalität gegen seinen Souverain oder der Nachgiebigkeit gegen die Curo- päischen Mächte. Es würde derselbe nur so viel besagen, daß es nicht mehr sicher und noch viel weniger nüßlich sey, sie zurück- ubehalten. Doch selbst wenn Mehmed all den Vortheil von Teiner unwürdigen Theilnahme an dem Verrath des Kapudan Pascha zu ärndten im Stande wäre, den er sich davon versprach, o würde dies doch fär keine dex Europäischen Mächte ein De- weggrund seyn können, in seine Forderungen zu willigen. Für sie handelt es sich nicht darum, ob er zu stark ist, um gebändigt zu werden, sondern ob er nit zu unvernünsftig ist, um ihm Gehdr zu geben. Warum verweigert man ihm, was er verlangt ? Etwa deshalb, weil Oesterreich, Rußland und England mächtig genug sind, um ihrer Weigerung Geltung zu verschassen? Keinesweges. Sondern deshalb, weil jene Forderungen mit der Cxistenz der Túr*ci, als eines besonderen und unabhängigen Reichs, durchaus unvereinbar sind. Bei der Diskussion ivi Frage is man sehr aewohnt , eigennüßige - Beweggründe als Basis dev von den verschiedenen an diesen Unterhandlungen theilnehmenden Mächten befolgten Politik vorauszuseben._ Was für selbsti- che Zwecke könnten aber wohl bei. Englands Benehmen in dieser Sache obwalten? England trägt kein Verlangen nach Aegypten, sonst könnte es vielleicht den Wunsch hegen, dasselbe zu cinem „Königreich“ gemacht zu sehen, welches zu schwach wäre, anders denn -als Dependenz eines mächtigeren Verbündeten zu existiren. England hat feine traditionelle politische Zwecke der Art, das Mittelländische Meer in einen Englischen See zu verwandeln. Auch hat England keine Afrifa- nische Kolonisirungs-Pläne, die durch die Aussicht aus die De- pendenz oder gar auf den Besiß Aegyptens gefördert werden fönnten. Was für selbstisüchtige Zwecke könnte also England da- bei haben, wir fragen noch einmal, daß es sich dem Plane wi derseßt, Aegypten vom Ottomanischen Reiche loszureißen? Ohne Zweifel ist es ein wichtiger Zweck für England, ein „„Wege- rect‘’, wenn wir es so nennen dürfen, durch Aegypten nach Suez zu haben. Erlangen wir diesen Zweck aber wohl cher, wenn wir uns den Forderungen Mehmed Ali's roiderjeben ? Gerade das Gegentheil. Es ist notorisch, daß England, wenn es engherzig bloß seinen eigenen Vortheil bedächte, jedwede Trans-

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| ihre apostolische Nachfolge ,

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port-Erleichterung durch Unterstüßung der Anspräche des Pascha's erlangen könnte. Aber für eine rechtliche Regierung is der dafür zu zahlende Preis zu hoh. England will fich nicht zum Theil- nehmer an einer Zerstäckelung der Tärkei machen, bloß um jelbsti- sche Zwecke zu fördern; bei der Britischen Regierung wird also auch, davon sind wir überzeugt, kein solch? unvermeidliches Zu- geständniß, wie die Auslieferung der Fiotte es wäre, die ge- ringste Abweichung von dem Grundsaß, dea sie sich, wie wir glauben, in dieser Angelegenheit zur Richtschnur genommen hat, zu bewirken im Stande seyn.“ i S E

. Aus - Windsor wird dem Morntng- Herald geschrieben: „„Man versichert, daß König Leopold die Absicht habe, seinem Neffen, dem Prinzen Albert, gleich nach dessen Vermählung mit der Königin, seine Domaine Claremont zur Nubniebung zu über- geben, wogegen der Prinz die Unrerhaltungskosten zu tragen hâtte, die bisher jährlich 4—5900 Pfd. Ct. betrugen.“ “In Leeds hat kürzlich ein Herr Giles, ein Geistlicher der Dissenters , eine Abhandlung herausgegeben, worin er das L0- zial-System des Herrn Robert Owen und die Lehren des Christen- thums vergleichend neben einander fcellt, um die Verkehrtheit des ersteren recht anschaulih zu machen. Vorzüglich hebt er hervor, daß Herr Owen die ‘Ehe als dic Quelle des meisten Elends, als einen Mord der besten und s{hönsten Gefühle, als eine schlau er- sonnene Erfindung der Geistlichkeit darsielle und behaupte, daß Religion, Eigenthum und Ehe die drei großen Ursachen des Ver- brechens und der Jmmoralität unter dem Menschengeschlechte sey.

Man glaubt, daß die neue Anzeige der Bank von England über die Bedingungen, unter denen hie Darlehen zu bewilligen bereit ijt, besonders vortheilhaft auf den Geidmarkt einwirken werde, weil sie Darlehen auf Wechsel von mehr als drei Monat Zeit anbietet, deren Unterbringung neuerdings außerordentlich \chwierig gewesen ist. Die Stellung der Bank wird übrigens von Tage zu Tage fester, da immer mehr baares Geld vom Jn-

und Auslande ihr zufließt und so jede Befürchtung schwindet, daß sie nicht im Stande seyn werde, jede wahrscheinlicherweise an sie zu richtende Anforderung zum Austausch ihrer Noten ge- gen Gold zu befriedigen. Nach einem Berichte im Giobe ist die Summe der im Umlaufe befindlichen Noten der Bank von England jeßt geringer, als ste während der leßten dreißig Jahre jemals gewesen. Sie belief sich am 23sten d. M. auf weniger ais 16 Millionen Pfd., die nächstniedrigste Summe der Noten war im Dezember 1822 und betrug 16,088,520 Pfd. „Unter solchen Umständen““, bemerkt das genannte Blatt, „kann es nicht auffallend seyn, daß die Kaufleute wegen baaren Geldes in Vel- legenheit gerathen und gezwungen worden sind, Opfer zu bringen, um sich dasselbe zu verschaffen, da sle doch damit allein ihre Wech sel bezahlen und andere Verpflichtungen erfüllen konnten. Kapi talien sind im Ueberflusse vorhanden, und über die Sölidität der Handels - Verhältnisse existirt durchaus fein Zweifel oder Miß- trauen; die große Schwierigkeit ist nur, eíne hinlängliche Menge von den im Umlauf befindlichen Zahlungsmitteln zu erhalten, da natúrlich der Umsaß im Lande nicht o leicht mit 16 Millionen Noten bewerkstelligt werden kann, als es mit 19 Millionen ge schehen würde.“ ; Î Nach den Zeitungen aus Manchester soll dort der Handel aufs Aeußerste daniederliegen. Die meisten Fabriken arbeiten nur die halbe Zeit. Man sicht so einem unheilvollen Winter entgegen. L 4s M Der Sun sucht darzuthun, daß die Anglikanische Kirche, ungeachtet ihrer Leidenschaftlichkeit gegen die Nömische, sich ei gentlich von dieser gar nicht*so sehr unterscheide und den übri- gen protestantischen Glaubensbekenntnissen fast eben 0 |chro}f gegenüberstehe, wie die kathölische Kirche. „Die Kirche von England““, sagt dieses Blatt, „nämlich ihre Priesterschaft, leitet è einen großen Theil ihres Rituals, viele threr Gebete, die meien ihrer Observanz?en, beinahe alle ihre Fest - und Fasitage, den ganzen Umriß ihrer Organisation und Disziplin, endlich neun Zehntel ihrer Dogmatik vom ‘Papst thum ab. Die Anglikanische Kirche läßt einen Papistischen Prie- er, der zu ihr übertritt, ohne Weiteres, ohne Widerspruch und Widerstreben, zu ihren Ordinirungen zu; lle erkennt an, daß die Weihe Roms der ihrigen ähnlich und gle‘chgeltend sey. Bei einer Gelegenheit gab der jeßige Erzbischof im Oberhause selbst zu, daß die beiden Kirchen einander sehr ähnlich seyen. Das haben die Calvinisten Englands, das haben die Presbyterianer Schottlands immer gesagt, bis es in leßterer Zeit die Taktik der Schottischen Klerisei wurde, für parlamentarische Unterstüßung ihrer Englischen Amtsbrüder zu eifern, um auf diese Weise, un- ter dem Vorwande der Kirchen-Ausdehnung, Geld-Zuschüsse auch für die Presbyterianische Priesterschaft zu erprefien. Darum hat diese in neuerer Zeit dieselbe Anglikanische Kirche, die einst ie chrenfesten Cameronier die „Tochter der Babylonierin und einen bepurpurten Prälatengräuel““ genannt, Jeßt, durch den Mund des Dr. Chalmers, als die mit allen Tugenden ausgestattete Musterkirche proklamirt! Fußend auf die Aussage der alten Pr:s- byterianer, auf das Geständniß des Erzbischofs von Canterbury und auf den Ursprung, die Praxis und die Lehren der Anglika- nischen Kirche, behaupten wir, - daß dieje Anglikanische Kirche dem Papstthum gleicht. Einige fleine Unterschiede bestehen aller

dings zwischen den beiden Kirchen. Die Kirche von Eng- land wollte, wie die von Rom , ein sichtbares Oberhaupt

haben: was that sie darum? Sie nahm sich zu ihrem Oberhaupt

einen weltlichen Souverain, der e I n G : cine Victoria seyn kann. Einen ehrwürdigen Priester zum sicht- baren von der Geistlichkeit gewählten Oberhaupt zu haben, das ist offenbar cin Vorzug, dessen die Römische Kirche sich vor der Anglikanischen sich rühmen kann. Jn der neueren zeit its der Römische Stuhl fast immer ioûrdig beseßt worden, und Nepotis- mus wie niedrige politische Jiutrigue blieben der Papstwahl fern ; wohl aber kann Jedermann in England guf Bischofssilze mit Fingern deuten, auf denen politische Pamphletschreiber Ben, Hens un- wissende, theils intriguirende S ünstlinge des hohen Adels siben. Pfrändenhäufungen in Einer Hand werden in der Römischen Kirche wenig geduldct, Abwesenheit des Geistlichen von jeinem Amtssiß is in ihr fast unbekannt ; daß man einen Unter- Pfarrer mit der Löhnung eines Zimmerwmannsgesellen abspeist, wäh- rend der von den Spolien der Hospitäler und anderer milden Stiftungen wohlgemästete Oberpfarrer in seiner Kutsche von ei- ner Pfründe zur anderen herumrollt oder sich in derjenigen fest- sekt, die seinem Lieblings-Badeort und Stelldichein zum Karten- spiel am nächsten gelegen is: von all diesem Skandal ist die Rôd- mische Kirche dermalen rein, und in allen diesen Punkten ist sle, wie es unserem zwar ungelehrten, aber auch unbefangenen Urs theil bedünken will, eine bessere Schule der Frömmigkeit und Reinheit als ihre Anglikanische Tochter. Ob die Doktrinen der Englischen Kirche vor denen der Römischen den Vorzug verdie- nen, oder ob sie vielleicht nur darum etwas voraus haben, weil eine freie Presse und ein etwas aufgeklärteres Volk ihnen fördernd zur Seite standen, wollen wir nicht entscheiden. Wir geben von unserm protestantischen Standpunkte aus zu, daß die Abschaffung der

ben so gut cin Georg V. wie |

Ohrenbeichte ein großer Fortschritt ist, aber eben der Verlust dey-

selben wird ja von den Puseyiten beklagt, und sie empfehlen de- ren Wiederherstellung. Hat in früheren Zeiten der Römische Kle, rus nach weltlicher Macht gestrebt, so wird jebt scin Ehrgeiz von dem der Anglikanischen Geistlichkeit erreicht, wo nicht übertroffen welhe in Opposition gegen die Staatsgewalt darauf besteht, die Erziehung des ganzen Volks in ihre Hände zu bringen. Sg eifersüchtig ist sie auf ihre Macht, daß sie keines der Lebens- Verhältnisse ihrer Kontrolle entschlüpfen lassen will, und so oft Dissenter-Sekten ihre bürgerlichen Rechte zu erlangen suchten, ohne sich von den Déenern der Staats-Kirche taufen, trauen und be- erdigen zu lassen, widersebten sich ihnen jene Kleriker mit aller ihnen zu Gebot stehenden politischen Macht. Bis auf den heu- tigen Augenbli lassen sie Dissenters einkerkern, die nicht für ihre unbegehrten und ungebrauchten priesterlichen Dienste zahlen, die nicht für ihren mehr als Papistischen, für ihren heidnischen Priesterprunk beisteuern wollen. Solche laut sprechende Zeug- nisse geistlicher Tyrannei har die jeßige Römische Kirche schwer lich, die von Jrland gewiß nicht aufzuzeigen, wie die zwei we- gen rúckstäudiger Kirchensteuer im Gefängniß scchmachtenden protestantischen Dissenters David Jones und John Thorogood.““

In Bezug auf die Art und Weise, wie der Madrider „„Correo“‘ ie Auflösung der Cortes rechtfertigt (siehe das gestrige Blatt er Staats - Zeitung), bemerkt die Morning Chronicle; „Alles dies ist sehr plausibel ; aber die Wahrheit ist, daß die vor lebte Auflôsung der Cortes von einem Finanz-Veiniter ausging, dessen Stellung und Einfluß durch eine Moderado:Majorität be- droht wurde, und daß die jebige Auflösung ebenfalls von einem Ministeréum aus ähnlichen eigennüßigen und schlechten Gründen, unterstúßt von einer auswärtigen Macht, beschlossen wurde. Jn beiden Fällen haben der kleine Spanische Hof oder die Camarilla rasche Bezahlung für ihr Vorschubleisten erhalten. Das, was einem Spanischen Staatémann das Erste seyn müßte, nämlich das Interesse des Landes selbst, wird sets hintangeseßt, und was den Willen des Landes, - oder die Meinung der Bewohner desselben, oder der Hauptstadt betrisst, so scheinen dieselben niemals berücksichtigt zu werden. Die natürlichen Folgen einer solchen Politik und eines solchen Zustandes der Dinge zeigen sich auch bereits. Auf der einen Seite stehen die Bürger der Hauptstadt und der größten Städte Spaniens und verweigern die Steuern, auf der anderen Seite steht das Ministerium, unterstüßt von einer Anzahl Truppen und droht mit einem Staatsstreiche oder mit Ordonnanzen, um die Liberalen zu unterdrücken. Das beste

Resultat kann solche Mittel nicht rechtfertigen. ““

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Brüssel, 2. Dez. Der Kdnig is gestern Nachmittags um 5 Uhr auf der Eisenbahn von Lüttich hier eingetroffen und hat sich direkt nach dem Schlosse Laeken begeben.

Der Herzog von Sachsen- Koburg-Gotha hat dem Leibarzt des Königs, Vr. Rieken, den Sachsen -Ernestinischen Hausorden verliehen.

Man erwartet hier die Sängerin Dlle. Nathan aus Paris, die hier in einem Konzerte und zweimal im Theater auftreten wird, wofür sie 3000 Fr. erhält.

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D-á nemia rf.

Kopenhagen, 21. Nov. (A. Z.) Am 31. Juli 1790 wurden Se. Majestät der König und unsere regierende Königin vermählt, am 31. Juli i815 wurden Ihre Majestäten gekrönt, am 31. Juli 1840 wird das Königliche Paar seine goldene Hoch: zeit Und zugleich das Jubiläum der Krönung zu feiern haben. Die ganze Dänische Nation harrt mit erwartungsvoller Freude senem Tage entgegen, der ein so seltnes Fest bringen wird. Der König hatte seit einiger Zeit an Brustbeschwerden gelitten, war indessen nicht gendthigt, die Regierungs-Geschäfte auszuseßen, und befindet sich jeßt wieder besser. Auch Se. Königl. Hoheit Prinz Christian. hat gekränkelt.

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Hannover, 4. Dez. Se. Majestät der Kdnig sind heute Nachmittags zu einem Besuche bei des Herzogs von Braun schweig Durchlaucht nach Braunschweig gereist.

Oesterrei.

Wien, 39. Nov. Die lebte Türkische Post brachte aus Konstantinopel Briefschaften bis zum 13ten, welche jedo feine Neuigkeit von Bedeutung cnthalten. Prinz Joinville wird ehestens wieder in Konstantinopel zurück erwartet. Die Publi cation des lelten Hattischerifss hat in Pera viel zu reden ge aeben. Manche ivollten darin eine Art von Constitution im mo dernen Sinne, und den Anfang etner neuen Aera erkennen; besonders auffallend fand man den Eid, durch welchen der junge Sultan sich eine Verbindlichkeit seinen Unterthanen gegenüber auferlegte. Allein mit einer solchen Auslcgung fönnen sich nur Europäer been gen, denen die Orientalischen Zustände völlig fremd sind: und daz es deren viele unter den in Pera seit Jahren ansfässi gen Franken giebt, ist leider nur zu ivahr. Wohlunterrichteke Personen versichern, daß es den Türkischen Ministern nie in dei Sinn kam, den jungen Sultan zu Konzessionen zu verleitet, wie sie jenem Hattischeriff aus Unwissenheit oder Bôöswilligkelt untergeschoben werden. Vielmehr bezog sich derselbe nur auf die Rechtspflege; Sicherung der Person und des Eigenthums ha- ben nichts gemein mit den „„Menschenrechten“/, wie die pseudo- philosophische Staats-Doëtrin des vorigen Jahrhunderts sie verfün/ det hatte. Und nur in der ganz einfachen Bedeutung des Wort- lautes ist jener Hattischerisff zu nehmen. j s d

Der bisher in Stuttgart angestellte Kaiserl. Königl. Lega tions - Secretair Graf Ingelheim ist in gleicher Eigenschaft na Petersburg verseßt worden, und vor einigen Tagen mit De' veschen der Staats - Kanzlei dahin abgereist. Graf Csterhazy/ welcher früher der Oesterreichischen Botschaft in Paris attachirt wat, acht in diesen Tagen als Gesandtschafts-Secretair nach Berlin. Am leßten Sonntage wurde die neuntägige Andacht geschlo" sen, welche in der Kirche der Jungfrau am Gestade, zu Ehren des im verflossenen Frühlinge heilig gesprochenen Alfons de E guori, mit großem Gepränge und bei ungeheuerem pu flusse der Gläubigen abgehalten wurde. Die alterthümliche Nu eines der reichsten und zierlichsten Monumente Gothischer Fer weise in Wien, war mit großer Pracht geschmückt. Jn er reich wurde der von Alfons de Liguori gestiftete Orden Bee demptoristen im Jahre 1820 aufgenommen. Die Ga E Priester beläuft sich in der ganzen Monarchie V A i, sechzig; sie besißen Häuser in Wien, Insbruck und n rtlge

Aus Verona ist die Nachricht eingegangen, daß ep i Siu af anda : 99. November, 56 Jahre a!ll- Bischof, Monsignor Grasser, am n A nach einer kurzen Krankheit mi Tode abgegangen sle Namens

Salzburg. Bou R C U d cchdrudckerei Kaltenleitner, ehemals Drucker in der Obererschen ?DU

hier, hat eine neue Art Wagen für Eisenbahnen erfunden, welche weder mit Dampf noch mit Pferdekraft getrieben werden. Sachvert- tándige - welche seine drei Wagen - Modelle ‘jedes mit anderer Construction) besichtigten , sprachen die Ueberzeugung aus , daß die Anwendung dieser Wagen auf jeder Cijenbahn geschehen éónne und daß die jeder Construction beigefügte Be- rechnung der mechanischen Kräfte und Verhältnisse sehr klar und richtig sey. Nach Kaltenleitner s Berechnung käme solcher Wagen éfaum über 1000 Fl. zu stehen , und ein Mann sey im Stande, nit einer Hand die ganze Maschine mit einer Ladung von 24 Menschen zu dirigiren , außer welcher die gewöhnlichen Train- wagen noch angehängt we

9 X71 017 ck. » Zoo 10 N j ch n fônnen. Seine Berechnung der Schnelligkeit bestimmt ¿0

igl Ninuten auf die Stunde, und was diesem Wagen noch einen besonderen Vorzug giebt , ist, daß sie augenbliclichh ohne Umfehren auch wieder rúcckwärts laufen fónnen. Dabei ist der Mechanismi1is so einfach als mdalich, in- dem das ganze Triebwerk aus drei Rädern besteht. (Das Ganze cheint eine Art von Draisine zu seyn. i

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F S A \, 0-2: Vas » (R S 9 A N d Bon der Jtaliänischen Vränze, 1°. Itov. Das

welches im vorigen Monate begonnen, hält noch

ck11 Ce C S 4 A e B Z Et S i M c immer an. Aus allen Theilen VOber- “italiens laufen fortwährend - S El (s C A “als vir oll Fd, Kis % 7A Berichte über die Drangjale ein, welche sür die an den lifern S Q , ees V y » non . Bo und Arno gelegenen Ort-

der großen Flüsse, namentlich des schaften, aus diesem unter unserem Himmel so seltenen Natur- ereignisse érwachsen. Der Schaden wird auf ungeheur? men angeschlagen, und Jahre werden vielleicht verstreichen, be- vor diese Wunden vollständig geheilt seyn werden. Wer Ober- Jtalien und die hydraulischen Arbeiten kennt, welche in der Flach- lands - Region der Lombardei und im Piemontesischen ein Neb von Kanälen úber das Land ausgebreitet haben, wodurch den ihre Ufer úbersteigenden Wassern des Po's eine verderbliche Leich- tigfeit gegeben ward, im Nu die großen und weitgedehnten Ebe- nen ODber-Ztaliens zu überschwemmen, kann sich allein einen Be- griff von dem Unheile machen, welches die unaufhörlich fallenden Regengüsse über den \{dönsten, reichsten und blähendsten Theil der Halbinsel gebracht haben. Es is zu hoffen, daß die Îtaliä- nischen Regierungen den leidenden Bevölkerungen zu Hülfe kom- inen werden. :

(791111 e L64144

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Bereits ist die- Herzogin von Parma mit \{ènem Beispiele vorangegangen, indem sie die Hälfte der zur Wieder- herstellung der eingedrochenen Dämme erforderlichen Kosten zu

tragen übernommen hat, und den mit Erbauung Und Erhaltung der Dämme des Herzogthums beauftragten Gesellschasten die zur

Deckung der anderen Hälfte Jahre ohne Jnteressen- vorschießen wird. Das Dekret, durch welches dieser Aft der Freigebigkeit verkündigt ward, hat in ih- ren Staaten die freudigste Sensation gemachr. Das für den Herzoglichen Staatsschalß erwachsende Opfer wird von Sachver- ständigen auf einige Hunderttausend Lire berechnet. Jn Florenz hatte der Arno eine erschreckende und seit vielen gesehene Höhe erreicht; in der Nacht vom 11. auf den 12. No- vember, nach vierundzwanzigstündigem Regenguisse, war das Was- ser bis zur Höhe der Quais gestiegen und durch die Kanäle in die tiefer gelegenen Straßen der Stadt eingedrungen.

Die Gemahlin des Jnfanten Don Sebastian ist, von Salz- burg kommend, nach beschwerlicher Reise, in Florenz eingetrof- fen. Der Infant und die Infantin werden, dem Vernehmen nach, underzüglich nach Neapel weiter reisen. Der Großherzog- liche Hof wird, wie- gewöhnlich, die erste Hälfte des Winters in Pisa zubringen und zu dem Ende Florenz am i92ten d. M. ver- lassen.

Von Genua wird geschrieben, daß der König in Beglei- tung seines Hofstaates und des Ministers der auswärtigen An-

gelegenheiten, Grafen de la Marguerite, daselbst eingetrofsen war }

und bis zu Ende des Monats verweilen wird. Die Holländi sche Fregatte „de Ryn‘‘/ auf der sich der zweite Sohn des Prín- zen von Oranien befindet, lag in jenem Hafen vor Anker; doch hatte die Fregatte, da sie einen Kreuzzug an der Afrikanischen Küste gemacht und mehrere Punkte berührt hatte, noch keine freie Praftik erhalten. Ein Gerücht, welches in Genua umlief, als habe die Piemontesische Regierung, dem Beispiele Hollands folgend, zur Wahrung seiner Handels - Interessen mit der Spa- nischen Regierung die diplomatischen Verbindungen wieder ange- kfnápft, ist dahin zu berichtigen, daß beide Regierungen überein- gekommen sind, den durch Abberufung der beiderjeitigen Konsusn zum großen Nachtheile des Sardinischen und Spanischen Han

A R olkvrnecly ooo E I P 1514 ves » Éa q Uto N 1 hort CFoll 5 dels abgebrochenen kommerziellen Berker Wiedei herzustellen. D) §6 mordon dio in don Héfen S1; +49 ch verweilot GDemgemäß werden die in den Hasen Spaniens noch verweilen Den ardini cen Konuin LUnverzuaiic) vas SLEQUATUT DEL V2CUs

drider Regierung erhalten und ein gleiches hinsichelich der in Ge nua und Nizza gewöhnlich residirenden Spanischen Agenten ge \hehen. Daß diese Maßregel aber auf die im Turiner Kabi

H den geringsten Einfiuß üben werde, oder aus einer Veränderung der bisherigen Politik dieses

Hofes hervorgehe, ist durchaus unwahrscheinlich.

vet herrschende volitische Richtung 16 YerrICDenDe POIttceE I EUOGG

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d, 24 Nov. Die Exaltirtèn wollen jéßt dem Bei- spiele zemäßigten folgen und ebenfalls cine Versammlung halten, um sich über die in Betreff der Wahlen zu ergreifenden Maßregeln zu berathen.

Der Widerstand gegen die Bezahlung der Steuern wird hon geringer. Die Abseßung einiger Munizipal - Beamten, welche zur Verweigerung der Zahlung ermunterten, hat die Wis derspenstigen eingeschüchtert.

Briefen aus Galizien zufolge findet, die Pacifizirung die- ser Provinz mit jedem Tage immer weniger Hindernisse.

Die Ermordung des Grafen d'España ist nicht mehr zu be-

iveifeln, da die hiesige Französische Gesandtschaft die offizielie Anzeige davon erhalten hat. ___ Der Minister des Innern hat an alle politischen Chefs ein Cirkular-Schreiben erlassen, worin er die Auflösung der Cortes vechtsertigt und zugleich erklärt, daß die Regierung die energischen Mapregeln ergreifen werde, um die Ordnung und die Freiheit der Wahlen zu sichern.

Die Ernennung des Generals Llauder zum General-Capitain desjenigen Theiles von Granada, worin die Stadt Malaga, einer der Hauptherde des Ultra-Liberalismus, liegt, ha* großes AUf- sehen erregt , da sie den Beweis liefert, daß die Regierung ent- \hlossen ist, die Partei, welche die Mehrheit in dem aufgelösten Kongresse bildete, offen zu bekämpfen.

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Konstantinopel, 13. Nov. (A. Z.) Der Einfluß, den Reschid Pascha im .Divan übt, scheint täglich zuzunehmen. Er seinerseits läßt sich durch Halil Pascha und dessen Frau, die

Ó1wester des regierenden, so wie durch die Schwester des ver- sorbenen Sultans, in allen seinen Handlungen mehr influenzii- l, als es für das Wohl des Reiches wúnschenswerth seyn kann.

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erforderlichen Summen auf drei |

Jahren nicht |

1391

Man weiß, daß diese Frauen gegen den Groß-Weffr eine grd- ßere Abneigung hegen, als selbst gegen Mehmed Ali, der sich ihnen auf eine geschickte Art zu nähern wußte. Die Korrespon- denz, die der Vice-König mir ihnen begonnen, wird eifrig fortge- seßt, und droht, die besten und wohlmeinendsten Absichten - der Mächte zu vereiteln. Nun isk diese Partei durch den neuen Französishen Gesandten verstärkt worden. Jch möchte sie die Aegyptische nennen. Es läßt sich kaum mehr bezweifeln, daß ihr der Sieq bestimmt ist. Die Propositionen , mit denen Reschid Pascha sich nun an den Vice - König gewandt haben soll, sind folgende: es wird Mehmed Ali die Erblichkeit Aegyptens zuge- Fanden, die Verleihung des Erbrechts auf Syrien aber von dem fünftigen Benehmen des Pascha's und seiner Familie abhängig gemacht; Adana und Tarsus sollen von den Aegyptern geräumt und diese zwei Distrikte mit dem Ejalet des Kapudan Pajcha ver- einigt werden. Obgleich dieser Vorschiag mit einem früher von Chos- rew Pascha gemachten ziemlich übereinstimmt, so erklärt sich der Broß- esir doch mit demfelben nicht einverstanden, da die gegenwärtige Lage der Pforte eine viel günstigere als damals sey, wo Chosrew seine Friedens-Bedingungen unter dem Einfluß einer verlorenen Schlacht und des Verraths des Kapudan Pascha gemacht habe. Allein man schmeichelt sich umsonst, daß der Vice - König, - sich seibst überlassen oder unter der Leitung Frankceichs in L

diese Bedin- gungen eingehen werde. Denn wie bekannt, verlangt Leßterer auch die Erblichkeit von Syrien, und will sich nur zur Käumung Kandiens verstehen. Frankreich endlich schlägt, wie man aus Alexandrien erfährt, dem Vice - König durch Herrn von Cochelet folgenden Plan vvr: Erblichkeit von Aegypten und Syrien, Be behaltung Kandiens, Abtrennung Adana's von Syrien, welches aber einem von Mehmed zu bezeichnenden Sohne des Pascha's zur Administration Übergeben werdensoll. Da nun das Pacifications- Projeft Frankreichs für den Vice - Kdnig noch vorcheilhafter ist, als der Plan Mehmed Ali's, so ist es natúrlich , daß dieser sei nen eigenen auf die Seite schiebt, und das Projekt Frankreichs zur Basis fúr die Unterhandlungen mit der Pforte annimmt.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Aus der Loos schei Medaillen-Münz-Anstalt ist zu der funfzigjährigen Amts-Jubelfeier des Geheimen Staats-Ministers, Chefs der Verwaltung für Domainen und Forsten im Ministerium des Kè- niglichen Hauses, von Ladenderg, eine Medaille bervorgegangert, die eben so simreich und gescbuackvoll erfunden, ais trefflich auége- fübrt erscheiut. Während die Vorderseite das WVrustbdild des Jubilars darstellt, so zeigt die Kebrseite ein allegorisches Bild, welches 1n nac- ender Weise die Embleme dec Zweige der Staats - Vertvaltung

unter der Leitung des Gefeierten . steben , enthält, die

¡u einem leichten und {n gruppirteu Ganzen zusammengevrrdnet snd. As allgemeines Sinnbild erscheint cine felieitas publica, die das reich gefüllte Füllhorn in der Rechten, das regelnde

Staatsruder neben si), auf einem Throne erhaben ruht; an dessen Unterban sich die Embleme des Acterbaues, ein Stier-Gespann mit dem Pfluge, als vorzüglich wirkende Kraft, befiuden,. und rehts im Hin- tergrunde sich ein. reiches Aebrenfeld und ein Fruchtbaum zeigt. Vor diesem Sinnbilde der allgemeinen Wohlfahrt erblikt man das Symbol des ländlichen Verkehrs, den Gott Pan, unter dessen Schu die, mit Fleiß betriebene Pflanzung nüßulicher Waldbäume und der Garten- und Feldfrüchte gedeiht und dem Menschen wohlthätig wird. Mit ih- rem Entstehen, einer jungen Schonung links im Hintergrunde, zeigt sich zugleich die Jagd, angedeutet durch die Gestali eines Edelbirsches. Um aber den geregelten und gesezmäßigen Gang des Ganzen zu be- zeichnen, sind die Instrumente für Vermessung und Eintheilung, Be- wässerung- und Entwässerung der Felder, Wiesen und Forsien angefügt. Reise des Kaiserlich Russischen Flotten-Lieutenants Ferdinand von Wrangel längs der Nordküste von Sibirien und auf dem Eismeere, in den Jahren 1820 bis 1824, nach den handschriftlichen Journalen und Notizen bearbeitet von dem Staatsrath G. Engelhardt, und herausgegeben nebst einem Vor- wort von Carl Ritter, Dr. und Professor. Berlin, 1839, 8vo, Erster und zweiter Theil, mit Tafeln der Temperatur-Verhältnisse und einer Landkarte.

Vorliegendes Werk, ein Theil des neuen Magazins von merkwür- digen Reise-Beschreibungen, dessen Herausgabe zuerst von dem berühm- ten J. R. Forster begonnen wurde, gehört zu den interessantesten und lehrreichsten Erscheinungen der neuesten geographischen Literatur, und schon der Name seines Herausgebers, des Begründers der wissenschaft- licven Geographie, bürgt dafür, daß wir es hier mit ciner ganz beson- ders wichtigen und werthvollen Arbeit zu thun haben, deren schnelle Finfübrung in die Deutsche Literatur wir um so mehr mit Dank an- ¡nertennen haben, als der vollständige Reise - Bericht von Wrangel’s ier zum ersteumale erscheint, indem selbst der Russische bisher noch nicht veröffentlicht worden is. Wer in der gebildeten Welt hätte nicht in ueneren Zeiten seine Aufmerksamkeit deu merkwürdigen EntdectungS§- reisen zugewandt, welche in den polarischen Gebieten unternommen worden sind, und auf welchen die fühnsten und auêgezeichnetsten For- cher verschiedener Europäischer Nationen sich seit einer furzen Neihe von Fabrzeheuden einen dauernden Ruhm um die Erdkunde erworden haben? Konnte es in neueren Zeiten auch nicht mehr das Bestreben der Europlischen Seemächte seyn, auf einer sogenannten Nordwest- und Nordosi-:Passage durch das PBolarmeer einen näheren Weg nach dem reichen Judieu und Cbina zu finden, wie man es wohl früher hoffte, so war cs statt der ehemaligen merkantilischen Juteressen das reine Futeresse für die Wissenschaft, welches jene in der That heldenmüthi- gen Unternehmungen ausgeben ließ, durch die das wissenschaftliche Ge- biet in unseren Tagen auch auf so glanzvolle Weise bereichert worden ist. Li: Resultate der Reisen eines Franklin, Roß und Parrv in den westlichen oder Amerikanischen Theilen der Polarwelt find dem Publi- fum schon mitgetheilt worden. Nur über die östlichen ode: UAfiatischen (Gebiete jener Welt waren wir bisher winder unterrichtet, uud indem sid) dieses Werk jenen anderen gefeierten Polarreisen der Atlantischen Seite als ein würdiges Glied anschließt, bildet es eine wahrhafte Er- gänzung für die gesammte Kunde jener nordischen Welt, welche bei aller Armuth der Natur der Wunder fast nicht weniger zählt, als die font wohl mit Recht gefeierte tropische Weit.

Nur einiges der phvsifalischen Beobachtungen von Wrangel?s über die Eismassen-Bildung, das Nordlicht, die arktischen Temperatur-Per- hältnisse u. st. w. jeuer Polar-Region ward schon früher von dem be- rühmten Vhbvsiker Parrot veröffentlicht, und erzeugte in dem berühzm- ten Herausgeber dieses Werkes den lebhaften Wunsch, die Resultate jener Unternehmung, durch welche der gesammte Nordosten der alten Welt eine andere Gestalt genommen hatte, in ihrem ganzen Umfanges zum Nußen der Wissenschaft bekannt gemacht zu sehen, damit nicht nur die Lücke in unserer geographischen Kenntniß hier ausgefüllt wurde, sondern damit auch bier nicht, wie es schon öfters der Fall gewesen ist, die Resultate in Vergessenheit geriethen und so zu bloß wiederhol- ten, gleichartigen Anstrengungen Veranlassung gäben. Auch waren des Herausgebers Freunde im Norden um so eher bereit, seinem Wunsche nachzufoutmen, als die Mittheilung der Resultate jener wahrhaft groß- artigen mehrjährigen Sibirischen Expedition den wohlverdienten Ruhm der Russischen Regierung in einer für deu Fortschritt der Wissenschaf ten so wichtigen Angelegenheit verherrlichen mußte. Es hat aber diefe Deutsche Bearbeitung jenes Reise-Berichtes den Vortheil, daß fie vol einem nicht minder berühmten und des Russischen vollkounnen mächtt- gen Gelehrten, dem bekannten Verfasser der Russischen Miscelle1 her- rührt, der zugleich ein Freund des Neisenden ist, so daf diese Deutsche Arbeit als Original-Bericht aus den Quellen felbst des zeßlgel! Contre - Admirals von Wrangel anzusehen ist, unter dessen besonderer Autorisation sie hier dem Publikum dargeboten wird. Zu erwähnen

| und sireitbare Boif { feine Unabhängigkeit wachte,

ist dabei zugleich, em Neise - Berichte ats Etutel

tung? eine fehr

lehrreíche und hèchft interessante Fugabe zu Theil geworden ist, indem

demselben nah offiziellen Russi

chen Duetlen eine vollständige Ge»

schichte der Sibirisch-Polarischen Entdeckungs-Unterneh ï ersten Entdedung Sibiriens durch die Ruffen bis auf Gie Saa voraufgeschit ist, durch welche man für das Verständniß dieser Dar- stellungen in bistorischer und geographisher Beziehung vollfeuimen

orientirt wird.

Die ungemein anziehende und würdige Darstelluug der Neisecam- pagne wird bei den mannigfach angewebten Episoden über die dortigen Natur - Verhältuisse und über die Bewohner jener Gebiete sowobl der Menschen als der Thiertoelt, - wobei die besoiuderen Umstände überall zur ftarsten Ansczauung gebracht werden, ich selbst schon ihre Leser verschaffen, da man zuglei) ven Schritt zu Schriit das Heldenmütbige wie das Besonnene der ganzen Unternehmung im soctwährenden Kampfe mit den gewaltigsten Naturfräften und den dürcfügfsten meuschlich -ge- selligen Verhältniffen unter solczen hohen Breiten der Erde zu bewun- dern Gelegenheit hat. Denn es ifi das äußerste nordéftliche Revier Si- birieus, welches wir hier mit seinen Küsieu-Umsdumungez teunen ler- nen, dec furtbarste und rauhesie Theil jenes Afiatisczeu Nordens, der sich von der Lena csiwvärts noch in gewaltigen Räumen dis nach den Amerikanischen Küsten hinziebt, und auf weiwem wir noch an fechs, der Sprache na ganz verschiedene Volksstürme, die Jafuten, Tun- gusen, Jufagiren, Korzäfen, Tschukiscien und Kamtschadalen vorfinden, die bier ein bloß auf dié Befriedigung der natütiichen Bedürfuifse ges

richteteé Leben führen,

Sehr lehrreicze Veinerfungen übec alle diese

Boiter find dem Reise- Berichte an verschiedenen Sicilen eingefiochzten. Unter ihuen gehort aber zu deu merfwürdigsien das Nou1adenvolf der

Tschuftschen, welches in seien felsigen Eiseiuöden auf der uordofilich- sten Halbinsel des Matischen Gebietes bisher fast nur dem Nauen | 1a bekannt war und unsfireitig die Aufraerfsamfeit verdiente, welche

vemseibvenhier gewidmet if. Deun uur crst seit kurzeu! ist dieses kräftige

| und daëur auch in eine gewisse Abhängigkeit gekoutumen

| aber dem Reisenden von der größten Wichtigkeit,

welches bisher mf der größten Eifersucht Über in größéte Berübrung mit deu Russen

war

fc wegen seiner

[ wissenschaftlichen Forschungeli in ibren Gebiete mit iben in ein freundb-

î

schafilicveë Verhältniß zu segen, und sg wird eigentlich dur ibn dieses

Volk, weiches nach seinec Angabe,

wie auch schon früber durch Klaps

roth darauf hingewiesen wurde, Ameciktanischen Stammes und also est in Asien eingewandert seyn soil, in die Asiatiscze Ethnographie eiuge

führt. Die Schilderung dieses Volfes,

wie er daßelbe auf der merf-

würdigen Messe zu Östrowusje am Eisigeece im Osten des unteren

Kolyma kennen lernte

gehört zu den wichtigsten und interessantesten

M C; tio j 4 x Á Abschnitien des Buches, und es mag dabei noc) besonders bervorgehos den werden, Laß die sebx richtige und würdige Auffassung der Hels-

gion dieser polarischen Völker Überhaupt und des

Zesens 1brer SŒ{a-

manen den Reisenden als einen schr scharfen Beobachter zu erfenuen aiebdi, weicher Jjeue %Polkter auc naci) deni Zusiaude ihres geistigen Les

bens trefflich zu würdigen versteht 2

Außer den allgemeinen wissenschaftlichen Zwecken, die bei solchen

Norden erwartet und bewirft würde.

linie zwischen Asien und Amerika bilde.

v

die Schi kürlich mit fortreißit und den Le

daselbst verknüpft sind. Der sehr lehrreiche

die Temperatur-Verhältniffe jener Gegend, nebft zah schen ODrts-Bestimmungen find eine wesent!iche

Publifum mit vollem Rechte zu empfehlen.

Entdéckungsreisen in Betracht fommen, waren es noch besonders zwei Fragen, deren Erledigung durch die hier uuternommenec Fahrt in jeuem or 1 Sinmal ob fi der Sibtrischen Küste gegenüber noch eiu größerer polarisher Koutinent ausbreite, oder ob es nur größere Inselgruppen seyen, und dann ob jener Nordet durch eine Landzunge noch mit dem Amerikanischen Erdtheile in Ver- bindung stehe oder ob die Cook - Behring- Straße wirklicy die Schzeide- ( Der Ort Nischnt - Kolymékf an der Mündung der sich in das Elsmeer ergießenden Kolyma war das Hauptstandauartier des fühnen Neisenden, welcher von hiex aus dur) mebrmalige Fahrten theils nordwärts auf dem Eismeere selbst theils oftwärts an den Gestaden desselben jene Fragen zu Gunsten dee leyteren Ansicht entschied, und gewiß mit dem größten Genusse wird der Leser ihm auf allen seineu Yügen folgen, da die s{chöne und leben- dige O aren jener Gebiete und ihrer Bewohner, wobei z. B. auf lderung der M hier igggen bingewiesen werden mag, unwill-

£ er bei der Bequemlichkeit der Leftüre

des Buches alle die Beschwerden vergessen lagt, welche mit dem Reisen S : Anhang über die Bildung

der Eismasser in dem Polarmeer und dic angehängten Tabellen über Treichen astronomí-

schen T : teretherung der Wis: senschaft zu nennen. Die deut Betiche beigefügte und durch riele aftro- gomische Beobachtungen berichtigte Karte des durchforschten Reisefel- des, welche von dem Verfaffer iu doppeltem Maßstabe angefertigt wurde, hat durch die Reduction auf die Hälfte der Größe derselben nichts verloren und ist zuglei zum Handgebrauche bequemer gewor- den. Sie ist dabei noch immer so groß und auéführlich, daß mau nichts daraus vermißt und daß sie ein volllommen anschaulicches Bild von jenen sonst fast ganz unbefannten Regionen Sibiriens von der Lena ostwärts bis zur Coot-Behring-Straße gewährt. Das Buch selbsi ist trefflich ausgestattet und der gelehrteu Welt wie auch deu! größeren

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Dauer der Eisenbahn-Fahrten am d. Dezember.

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Meteorologische Beobachtungen.

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Abgaug eitdauer Abgang Reitdaue von E i von [B Berlin |St.| M. Potsdam |St.| M. Um 7 Uhr Morgens Po itim S5 Uhr Morgens . | A n p A Ml» » Mus | 53 » 2 » Nachmitt... | A Nachmitt. | | 61 L 0

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Deo 6. Dezember i839.

1839, Morgens Machnittags þ Abends Na oînmatiger M Sszembers 6 Uhr. 2Uhr. j 10 Uhr. Beobachtung. | 7 Pre R Luafthruck......... 1337,18“ Par. j SST ‘Par. i IZF 1“ Pas. Quellwärme 64 o F, Enftrvärme „eee. } 20 R.} «e 0600 M. | á 3,89 N. Flußwärme 00% R. Thaupunkt... |— 5,0% R.|.— 4,99 R. |-— 5,09 R.} Bodenwärme 0,0" R- Dunstsättigung | 71 2E. | 55 pCt, | 63 vEt. ÎAusdünftitng 0,019 “Rh. Metten ae eter ccais trübe, | rübe, i irltbe. Niederschlag 0,003‘ Rb, Od A SD. | O. | SO, 8ärmewechsel —S,® ®? j "2 u Ü Woikéenzug...... a | ckDH, j Ua l 10 : 3 tet 02 p 9 g C N Tagesmittel: 337,48“ Par 399 N. 5.0 ON,.. 6S pEt. SO. B: erl uet 5D V G

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Amtlicher Fonds und Gn E Ert ey “Pr. Ceur fes j A F. Cour. |N| Brief. „Gel? L Brief. j Lei,

27 1623/. fOsépr. Pfandbr. (38 j 1012/4 St.-Sebuld-Seh. | 4| 103“/s | S /s sOstpr j : 14 Pr S ali20W sa 4/ 1025/4 / 102!/; lPoun. do. ¡82 1038 es Ries 4 L | 71:4 MKor- u. Nenw. do.i8è! 103*/2 (1 A [8 i101 sf. | 101 !/5 ISchlecisce do (82; lut! | Rie RUDAR 34) 101/24 | 1011/2 ICoup. und Zins-| } j Cam. M D T1 R r [t 7} al / Berl Biadr-0M 4 1083/5 | 1027/z | Seb. d. K. u. N.j—| 08/2 | Köuigsb do 4E de —- Gold al iuareo }—| 216 { 225 Tadarat E : Ö | t i Elbiuoger do» 4H s Neue Dokaten |— 18 /% ie äi. doc 18H WO P Priedrielsû’or A 13 | IR!/2 L i O a fia d. WGoldmaüu-! | Dans. do» Lu Til A7 {a2 | E F L Westp- Pfandbr, 3èj 101 V, 2! 104° i2 zen à 6 Thl 190/, 98/4 Grossh:: Pos. do.j 4! 104 | 103 !/, [Diskonto T 3 Ain

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Antwerpen, 1. Dezember. Zins), —. Neue Aul, 24/.. !/.

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