1839 / 347 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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jener Zeit, daß es das zweite Medina genannt wird. Von Ghizni zog Nassir und Din, der erste Muhamedanische Er- oberer, zwdlfmal aus, um die Ebenen Jndiens zu verwÜü- sten, und in späteren Zeiten sind noch öfter Muhamedanische Heere zur Unternehmung ähnlicher Raubzüge von dorf ausgez0- gen. „„ „Es ist sehr wahrscheinlich,“ ‘/ sagk der erwähnte Schrift- steller, „, „daß die Nepalesen und Birmanen unsere Regierung zum Kriege zwingen werden. ‘/ Es iff daher nicht unwahr- \cheinlih, daß eine Britische Armee in #é1em und demselben Jahre die Städte Kandahar und Rangun in Besiß nimmt, die mehr als 2000 Englische Meilen von einander entfernt sind, und daß, mit Ausnahme des Péndschab, în dem weiten dazt ischen liegenden Gebiete ohne Erlaubniß Englands nicht ein Schwert gezükt werden darf. Wenn man erwägt, daß unsere Indischen Besikungen in dem kurzen Zeitraum von achtzig Jahren diesen erstaunlichen Umfang gewonnen haben, und daß sie innerhalb eines Menschenlebens von einer bloßen Faktorei bis zu einer Herrschaft über Millionen angewachsen ist so können wir nicht umhin, mit unserem Bischof zu sagen, daß dieses Reich uns zu einem größeren und edleren Zwecke, als bloß des Handels, der Einkúnfte und des Gewinnes wegen gegeben worden ist.“

In demselben Schreiben wird über die von der Ostindischen Compagnie gegen den Radschah von Dschudpur begonnenen Feindseligkeiten folgendes Nähere berichtet: „Es ist eine kleine Armee zusammengezogen worden, um gegen den Radschah von Dschudpur zu operiren. Man glaubt allgemein, der Fall von Ghizni werde eine solche moralishe Wirkung hervorbringen, daß der Radschah das ihm vorgelegté Ultimatum annehmen werde. Weigert er sich, so wird dex ganze Feldzug wahrscheinlich in der Belagerung der Hauptstadt bestehen, und daß die Regierung auch diese Ansicht theilt, beweist die Zusammenseßung des zu der Expedition bestimmten Corps. Es befinden sich nämlich dabei eine Batterie von zwölf s{chweren Geschüßen und eben so viel Mörsern unter dem Oberst-Lieutenant Neat, so wie vier Com- pagnieen Sapeurs und Mineuxs unter Capitain Reilly. Die Capitaine E. J. Smith und Boileau befehligen die Ingenieure. Die Infanterie ist stark, aber die Kavallerie besteht nur aus einemnicht vollzähligen Regiment. Die ganze Expedition wird von dem General-Major Hampton kommandirt. Der Radschah von Dschudpur oder Marwar ist Maan Singh. Er beherrscht einen mit der Ostindischen Regierung verbündetén Staat, und zahlt für den ihm gewährten Schuß einen jährlichen Tribut. Der Radschah is ein schwacher, tyrannischer Männ, der von einer Partei beherrscht wird, welche die Häuptlinge der Distrikte plundert, die ihrerseits nicht nur die ihnen untergeordneten Landsleute, Takurs brand- schaben, sondern auch ihre Streifzüge über unsere Gränze aus- dehnten. Sie verhinderten allen Handel in der Nachbarschaft und haben in mehreren hundert Dörfern außerhalb ihres Landes Contributionen erhoben. Dér Oberst Sutherland, unser Kom- missar verlangte, daß die Takurs von ferneren Bedrückungen be- freit, der seit fünf Jahren rücfständige Tribut bezahlt und noch einige andere Beschwerden abgestellt würden. Der Radfchah gab hieraufeine ausweichende Antwort und verlängte zuleßt einen Aufschub von sechs Jahren, um die Forderungen zu erfüllen. Dies wurde verweigert, der Wakil des Radschah's entlassen und ihm selbs zugleich anzeigt, daß er nicht mehr unter dem Schulze der Com- pagnie stehe, und- daß unverzüglich Truppen zusammengezogen werden würden, um die Erfüllung der erwähnten Forderungen zu sichern. Den Obersten Sutherland begleitet Pakum Radschah, näâchst dem Radschah der wichtigste Mann im Lande, dessen Großvater der Radschah vor kurzem ermordete. taan Singh wird zuweilen der Rhattore Radschah genännt, weil seine Familie dem Stamme der Rhattore Radschputen angehört.“

Die Nachrichten über den Anbau des Thee's in Ober-Assam lauten außerordentli günstig; die Theepflanzen Übertreffen die Chinesischen noch an Größe und Ueppigkeit; ‘ur an Arbeitern fehlt es noch.

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Brüssel, 10. Dez. Der Moniteur Belge enthält ei-

nen Königlichen Beschluß, wodurch dié Bildung einer anonymen Gesellschaft für die Verzweigung des" Kanals von Charleroy, so wie deren Statuten genehmigt werden, Jn der- leßten Sißung der Reptäsentanten-Kammer erinnerte Herr Demonceau daran, daß er vor einigét Zeit eine Petition der Industriellen von Verviers eingereicht, die um Anschluß an den Deutschen Zoll-Verein gébeteri hätten. Seitdem sey die Sache zwax in dén öffentlichen Blättern mehrfah verhandelt worden, die Kammer habé epo bisher noch feinen Theil an dieser Erdrterung genommen. eshalb wünsche er, daß die Bittschriften-Kommission bald möglichst ihren Bericht über jenen Gegenstand abstatte. Nach kurzer Diskussion ward dieser Antrag genehmigt.

Der Direktor der hiesigen Sternwarte und beständige Se- cretair der Akademie, Herr Quetelet, ist von seiner Reise nach Jtalien und Tyrol, wo er zahlreihè, namentli magnetische Be- obachtungen angestellt hat, zurückgekehrt.

Das ín Gent bestehende Comité zur Befdrderung des Flachs- baues hat in einer seiner léten Sibungen beschlossen, eine Haus- Kollekte zu veranstalten, und den Ertrag zu Prämien zu ver- wenden. i

Vor einigen Tagen hat Herr Demoor in Begleitung eines anderen Ingenieurs und mehrerer Schiffer den Lauf der Maas zwischen Givet und Namur untersucht, um zu sehen, welche ‘Mittel anzuwenden seyen, um dieselbe für jede Jahreszeit fahr- bar zu machen.

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Kopenhagen, 9. Dez. Gestern war Kabinets-Gottesdienst im Königl. Palais. Schloßprediger Pauli verrichtete den Got- tesdienst und hielt die Predigt. Nach gehaltenem Gottesdienst aben Se. Majestät dem hier anwesenden diplomatischen Corps, in Veranlassung Allerhd{stderen Thronbesteigung, Audienz.

Herzog Karl von Holstein-Glücksbuxg Und dessen Gemahlin (Tochter des verstorbenen Königs) sind ‘hier angekommen.

Pretniet-Lieutenant Trepka, der an Se. Königl. Höheit den Kronprinzen Frederik Karl Christian abgesändt worden war, um Hochdemselben Königs Frederik V1. Tod anzuzeigen, is gestern von Fredericia Ae zurückgekehrt. (Von der Ankunft des Kronprinzen in Kopenhagen is nicht die Rede.

Es heißt, daß die Leiche des hdöchstseligen nuar in Roeskilde beigeseßt werden wird.

Dem Königl. Wutisch, daß Alle, die des Vermögens sind und es ohne Beschwerde thun können, sich zum Zeichen ihres Beileids in Trauertracht kleiden sollen, wird allseitig entsprechen. Man begegnet fast nur \{warzgekleidete Gestalten auf den S tra- ßen, und das Geläute der Kirchen der Stadt erinnert doppelt an den Verlust, den das Volk erlitten.

dnigs am 22. Ja-

Se. Majestät der König haben unterm Tten d. M. folgen--

dermaßen resolvirt:

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„1) Se. Königl. Hoheit General Prinz Frederik Ferdinand zu Däs nemarf tritt vom General - Kommando in Nord - Jütland ab, und er- nennen Wir gnädigst Se. Königl. Hoheit zum fommandirenden Gene- ral über Seeland, Möben, Falster und Lollaud. Von dicsem Kom- mando is jedoch ausgenommen : das Gouvernement über die Festung Kopenhagen und was dazu gebört, der Generalstab, Unsere bcideu Leib- garden, die militairische Hochschule, das Land-Kadetten-Corps, die bür- gerlicbe Jnfanterie und Artillerie von Kopenhagen, Unfer Leib - Corps und das Brand-Corps von Kopenhagen, die sämmtlich unter Unserem unmittelbaren Kommando verbleiben und direkte Befehle“ von Uns em- pfangen. Als Commandeur des Stabs Sr. Köuiglichen Hoheit wird Dberst - Lieutenant und General - Adjutant - Lieutênant von Hagemann vom Generalstabe angestellt. Ferner wird beim General - Kommande- Comptoir ein Kommando-Schretber mit der nämlichen Lohnung ange- stellt ,. die für den General - Kommando - Schreiber in den HerzogthU-

niern bestimmt ist. N 2) Da Wir von dem General- Kommando in Fühnen abgetreten

ind, ‘so wie Se. Königl. Hoheit Prinz Frederik Ferdinand zu Däne- marf vom General-Kommando iu Nord-Jütland abiritt, so ernennen Wir gnädigst Se. Königl. Hoheit den General - Major, Kronprinzen Frederif Karl Christian zu Dänemark, zum fommandireuden General in Nord - Jütland, Fübnen und Langelaud, und damit Se. Königl. Hoheit einigermaßen mitten im Distrikte wohnen fonne, wird er auch fernerhin scinen Anfenthalt in Fridericia haben. Generál - Major von Flindt, der bisher einige dringende zum General - Kommando in Nord - Jütland gebörige Geschäfte während der Abwesenheit des kom- mandirènden Generals verrichtet hat, wird nun damit aufhören, da der fommandirende General Selbst an Ort und Stelle ist. Ju- wischen wird der General-Major aub fernerhin die 200 Rbthlr. jähr- ich bebalten, die er bisher- von des fommandirenden Generals Gage erboben hat, und bleiben diese zweihundert Neichsbanfthaler in Zukunft ertraordinair von den Finanzen auézufehren. Als Commandeur des Stabs Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen wird bis weiter Major von Hedemann vom Fühnenschen Infanterie - Regiment angestelit. Ferner wird als Adjutant bei Sr. Königl. Hoheit Capitain von Schol- ler, von dem Fühnenschen Znfanterie-Regimente, mit einer monallichen Zulage, die Wir näher bestimmen wollen, angestellt. Rittmeister von Bülow, vem Fühnenschen Regiment leichter Dragoner, der bisher Adjutauten - Dienst bei Uns verrichtet hat, wird in der nämlichen Ei- genschast bei Sr. Königl. Hoheit angestellt, behält aber, wie bisher, fein Quartier in Odense. Ferner bleibt beim General - Kommando der Schreiber, der bisher beim General - Major von Flindt augestellt war, mit Beibehaltung seiner bisherigen Löhnung.“

Am Sonnabend hatte das Höchste-Gericht Audienz bei Sr. Majestät dem Könige, um durch seinen Wortführer, Geheimen Konferenzrath Bornemann, seinen Glückwunsch in Veranlassung Allerhöchsktderen Thronbesteigung darzubringen. Gleich darauf hatte die Advokatur bei gedachtem Gericht Audienz in der näm- lichen Veranlassung. Etatsrath Treschow hielt als Wortführer folgende Rede an Se. Majestät: „Allergnädigster König! Erst Tage sind verstrichen, seitdem das Land in seinem Fürsten einen lieben, einen bejahrten Vater verloren hat, und es wird daher Ew. Majestät nicht verwundern, uns von Betrübniß, von tiefem Schmerze durchdrungen zu finden. Das liebevollste Herz in Dänemark hat vor einigen Augenblicken zu schlagen aufgehört, und sollte da nicht innige Wehmuth unsere Brust erfüllen? Doch gnädigster Herr! Unser Königl. Vater ist nicht todt, er schlummert nur, um bald zu einem aeuen, herrlicheren Leben zu erwachen, wo er den verdienten Lohn für sein langes, mühsames Tagewerk fin- den wird, und unser Schmerz is daher nicht wie der Schmerz derjenigen, die keinen Trost kennen! Jn Dänemark stivbt der König nie, die Majestät lebt, und indem wir, die Diener des Gesebes, Zhnen, Allergnädigster König! unsere Huldigung und unseren warmen Glückwunsch darbringen, geschieht solches mit der lebendigen Ueberzeugung, daß auch Ew. Majestät ihrem Volke cin Vater seyn werden. Die Königl. Tugenden, die den edlen Stamm geziert haben, dem Ew. Majestät entsprungen sind, ha- ben sih auf Sie vererbt, und wenn wir unter diesen vorzugs- weise die Achtung vor dem Gesebe und die Handhabung der Serech- tigkeit hervorheben, so ist es, weil wir, die wir berufen sind, über beide zu wachen, darin die sicherste Bürgschaft finden, daß wir unseren Beruf mit Erfolg ausüben können. „Mit dem Geseß haben Ew. Majestät hohe Ahnen das Land gebauet““, und sie selbst haben das Gejeß heilig gehalten; mit weisen und gerechten _Ge- seben werden Ew. Majestät es bauen und Selbst der Erste seyn, sie zu achten! Die Könige Dänemarks haben von ferner Urzett an selbst auf den Thing-Gerichten des Landes unter ihren Unter- thanen Recht gesprochen, und noch jekt wird Ew. Majestät in Eigner Höchster Person das Ansehen des Rechts und des höch- sten. Gerichts aufrecht erhalten. Wir, Ew. Majestät geringe Diener, die täglich des Glücks theilhaftig werden, unsere Rede an Ew. Majestät zu richten, wir werden darin eine beständige Aufforderung finden, unsere besten Kräfte zum Dienst der Ge- rechtigkeit anzustrengen, die Ew. Majestät sorgsam handhaben werden. Gott der Allmächtige gebe dazu Ew. Majestät Auge Licht, Jhrer Hand Kraft; und des Himmels bester Segen, den wir aus der Fülle des Herzens herabflehen werden, wird des gerechtesten und liebendsten Königs Lohn n

Auch das Landes-Ober-, so wie Hof- und Stadtgericht brachte am Sonnabend Sr. Majestät seine Glückwünsche dar. Etats rath Thomsen hielt bei dieser Veranlassung eine Rede, worin er die unbegränzte Hochachtung und Ehrfurcht, Liebe und Ergeben- heit, Hoffnung und Zuversicht ausdrúckéte, wovon die Mitglieder des Gerichts gegen Se. Majestät beseelt jeyen. s i

Kijdbenhavnspost vom A4ten enthält folgende Mhge: „Ei: nige eben so betrúbte, als bei jedem wohlgesinnten Bürger Be- dauern erweckende Pöbel-Exzesse haben gestern Abend (den Zten) stattgefunden, indem einige übelgesinnte Individuen die allgemeine Bewegung, die auf den Straßen herrschte, benußten und die Scheiben bei einigen Handelêleuten einzuschlagen anfingen. So sehr wir überzeugt sind, daß Niemand, der den Namen Búrger oder Mann des Volkes verdient oder verdienen will, an dicsen empdrenden Auftritten Theil genommen, eben so gewiß nehmen wir auch an, daß jeder hiesige Bürger nach Kräften darüber wachen wird, die an Verstand oder Alter Unmändigen von jeder Theilnahme an solchen Pöbelstreichen abzuhalten, damit nicht da- durch den Feinden des Volkes Anlaß gegeben werde, zu leugnen, daß der Geist der Eintracht Und der Geseßbmäßigkeit, der für jelzt doppelt erforderlich ist, in der That noch unter uns herrsche und stark genug sey, um uns zugleich Ansprüche auf größere Selbstständigkeit zu geben, so wie Jeden, der in Dänischen Staa- ten lebt, von der geseßlichen Sicherheit seines Lebens und Eigen- thuras zu überzeugen.“

Die Dänischen Blätter heben die Anrede, weiche Etats- rath Oerstedt, als Wortführer für die Gesellschaft der Wissen- schaften, für die Gesellschaft zur Ausbreitung der Naturlehre und für die polytechnische Lehr - Anstalt an Se. Majestät den König hielt, als besonders aus gezeichnet hervor. Selbige lautet folgendermaßen:

„Allergnädigster König! Es i mir die ehrenvolle Aufgabe gewor- den, heute Woriführer für drei Institutionen zu sevn, die alle den Wissenschaften geweiht sind: Ew Mazestät Gesellschast der Wissenschaf- ten, die Gesellschaft zur Ausbreitung der Naturléhre und die polvtech- nische Lehr-Anstalt. Eid. Majestät theilen mit dkm gauzen Volte den tiefen Schmerz, der durch Dero hoben Vorgängers Abberufung er

wecft wurde. Wir können nicht anders als von den nämlichen Gefüh- len durchdrungen sevn. Die Erinnerung an den milden, gerechten, für des Volkes wobl unermüdlich beschäftigten Landesvater, und an alle Fortschriite in Bürgerfreiheit und Aufklärung, die wäbrcnd sciuer lang- ährigen Regierung gemacht wurden, wird stets in danfbarem Herzen leben- dia fevn und in den Annalen der Geschichte unvergängiich bleiben. Aber diese Gefühle fönnen nicht die frohen Erwartungen däupfen,womit wir Ew. Majestät Thronbesteigung begrüßen. Die nun bald bundertjäbrige Gesellschaft, deren ältestes Mitglied und Secretair ih zu sevn die Ehre babe, die durch Königliche Freigebigfkeit gestifect, unterhalten und erweitert wurde, hatte schon dem Fürsten viel zu verdanfen, der nun unfer König geworden ist. Nicht nur die ausgezeichnete Ehre, den Thronerben zum Präsidenten wählen zu dürfen, soudern mebr noci) die beständige Aufmerfsamfeit, welche Ste den Geschäften der Gesellschaft widmeten, die Ordnung, die Wirksamkeit, der Geist der Verbesserung, den Sie darin befövderten, und die Vortheile, welche die Stellung el- nes so hochstehenden Präsidenten gewährte, mußten uns auf - gleiche Weise theuer sevn, sowohl wegen der unmittelbaren Wirkung, als we- gen der Zusicherungen, die darin für die Zufunft enthalten waren.

Die Gefellshzft zur Ausbreitung der Naturlehre, zu wel- cher vaterländish gesinnte Wissenschafts - Freunde, in Folge einer Aufforderung, die ich gewagt habe, ergehen zu laffen, so bereit- willig zusammengetreten sind, genoß bereits rwoâbrend ibrer Bildung nicht nur, erhabener Fürst, Jhre Unterstütung, sondern Sie geruhten auch, an den Beratbschlagungen über Jhre Eiurichtung Theil zu neh- men und beruach den Vorsiß in Jbren Versammlungen zu führen, und diefes nicht obne großen und heilsamen Einfluß auf Jhre ganze Wirk- \amfeit. Die polvtehnische Lehr- Anstalt, in deren Namen ich als Direktor zu reden die Ehre habe, hat freilicy nicht das Glück gebabt, eine so unmittelbare Einwirkung zu empfangen: doch bat es derselben nicht an Beweisen eines gleichen Wohiwollens gefehlt. Außerdem darf sie sich wohl versichert halten, daß Ew. Majestät eine Anstalt beschützen und befördern werden, die bestimmt ift, Pfleger von Wissenschaften zu biiden, von denen Ew.Ma]. ein so ausgezeichneter Kenner sind und das Licht der Wis: senschaft über Kunstsleiß und Handwerktezu verbreiten, welche Sie beschützen zu wollen gezeigt haben. Doch unser Gedanke bleibt hierbei nicht \teben. Wir würden nicht mit wahrer freimütbhiger Freude unsere Glückwünsche äußern können, wenu wir auf Ew. Majestät, ausschließ- li als auf den Freund der Wissenschaften, unsere Hoffnung seßten. Hätten wir eine so besränfte Aufsicht aufgefaßt, so müßte man anneh men, daß uns der Sinn für den innigen und mannigfachen Zusan- menhang der Wissenschaft mit dem Leben abgehe. Nein, wir wissen und erfennen es mit Freude, daß Ew. Majestät nicht ausschließlich der König des Gelehrten oder des Künstlers, des Kriegers cder einer ein- zelnen Bürgerklasse seyn wollen, sondern daß Sie alle mannigfaltigeu Perhältuifse des Lebens mit Jhrer Fürsorge umfassen. Wir leben in einem großen und merfwürdigen Zeitalter, voller Gefabren, drohender Gefahreu, sowohl für das Volk, als für die Fürsten. Jum Laufe der Jahrhunderte baben neue Kräfte sich entwickelt, Auftlärung und Hülfsmittel haben sich nicht nur in einem ungeheuern Grade gebildet, sonderu auch neue Richtun gen genommen, so daß sie gewalisam die alten Formen zu sprengen drohen, wenn nicht eine weise uud friedliche Umbildung folcheu bürger- lichen Erschütterungen vorbaut, deren Ende, wenn sie die Oberband erhielten, vielleicht tein Jeztlebender zu sehen hoffen dürfte. Es isi uns ein großer und Vertrauen einflößender Gedanke, daß Ew. Majestät au der Bildung des Zeitalters Theil genoumen haben, und daß Sie scheu auf mehr als eine Weise die Bürgschaft gegeben haben, daß Sie darin eingeweiht sind. Wir verlassen uns also nicht allein auf die Einsicht in Geschäften, auf den Eifer für ihren raschen und geordueteu Gang, auf die Fähigkeit, alles dieses in Bewegung zu seßen, die der Thron- erbe schon vft zeigte: jondern wir freuen uns noch mehr darüber, daß Ew. Majestt die ausgebreiteten, freifinnigen Jdeen unseres Zeitalters, in Verbindung mit einem großen, in der Schule der Erfahrung gereif- ten Ueberblicte liber die Welt, mit auf den Thron bringen. Ew. Ma- jestät werden uns gewiß nicht zutrauen, daß es plögliche, z¡ersidrende Veränderungen sind, die wir von Jhrer Regierung erwarten; wir náhren dagegen die sichere Hoffnung, daß die großen, eingreifenden Verbesserungen, wozu der rasche Gang des Zeitalters auffordert von Ew. Majestät, von aller Aecngsilichkeit entferntem Geiste, auf ein- mal mit Kraft auf die Bahn gebracht und mit weiser Vorsicht werden geleitet werden. Juden ich die Ehre habe, in diesem friedlichen Augenblicée vor meinem Könige zu stehen, halte ih es für meine Pflicht, diese zuversichtlihe Hoffnung des Volks aus- zusprechen, nicht als etwas Ew. Majestät Neues oder we- nig Bekanntes, sondern weil die Vaterlandsliebe den Drang hat, sich anézusprechen, und das frische Leben des Staates gedeiht, wg der König beständig eiue lebendig gegenwärtige Ueberzeugung hat, daß seine großen und guten Vorsäße ihre Wurzeln im Herzen des Volkes haben, und wo die Liebe des Voikes fiets durch die Ueberzeugung von der Kraft und derr guten Willen deé Königs genährt wird. Da die Worte, die in der Könige hohen Sälen geredet werden, in unseren Zei- ten bis zu den fernsteu Hütten wiederhallen, so wird auch das hier Gesprochene ein, wenn auch noch so geringe: Beitrag sevn, die Liebe ¡wischen Volï und König zu beleben und aufrecht zu erhalten, welche dem Dänischen Volfe zur anderen Natur geworden ist. Wir erflehen Gottes Beistand und reichen Segen über Ew. Majestät und unser ge- liebtes Vaterland, welches Sie zu regieren berufen sind.“ (Die von Sr. Majestät auf diese Anrede ertheilte Antwort befindet sich in Nr, 344

der St. Ztg.)

Det Mia nb. Augsburg, 10. Dez. (A. Z.) Nachrichten aus Sti“ Pe-

| reróburg zufolge, hat Herr von Brunnow in Stuttgurt neuerdings

den Befehl erhalten, sich in außerordentlicher Mission nach Lon- don zu begeben, um daselbst die Unterhandlungen wieder aufzu- nehmen, die er so glücklich) begonnen und zur besonderen Zufrie- denheit seines Hofes geleitet hat. Aus Stutigart wird uns auch bereits gemeldet, daß Herr von Brunnow nach London abge- reist sey.

Núrnberg, 9. Dez. Mit dem 7. Dezember endigte das vierte Jahr des Bahnbetriebes. Im Laufe diejes vierjährigen Zeitraumes wurden durch 9906 Dampf- und 25,898 Pfevrde- fahrten, mithin im Ganzen 35,804 Fahrten, 1,786,671 Personen befördert, welche 225,387 Fl. 39 Kur. Fahrgeld entrichteten. Daß von dieser großen Anzahl Passanten auch nicht ein Einziger be- deutend beschädigt wurde, ist das Erfreulichste und Seltenste, und als ein Beweis des besondern Schubes der göttlichen Vor- sehung dankbar zu erkennen.

Braunschweig, 11. Dez. (Braunsch. Nat. Z.) Die Erdffnung des Landtages hat heute mit den üblichen Feierlichkei- ten statigefunden. ns

Folgendes ist die Rede, welche von dem Geheimen Rath Grafen von Veltheim an die Landtags - Abgeordneten gehalten wurde, nachdem sie vor Seine Durchlaucht den Herzog in den Thron-Saal geführt waren :

„Meine Herren! Se. Durchlaucht der Herzog, Unser gnädigster Herr, haben Sie berufen, um die Pflichten zu erfüllen, welche Jbr Amt als Landtags-Abgeorduete Ihnen auferlegt. Eiue neue Finanz- Periode fleht bevor, und es wird Jhr erstes Geschäft sevn, bei der Fesistelung ihrer Bedürfnisse, so weit sie innerhalb der Gränzen der Voraussicht geschehen kann, mitzuwirken. Die Hülfsquellen des Lan- des befinden fich in blübendem Zustande. Die Zoll- und Handels- Verbindungen, die wir in neuerer Zeit mit den Nachbarstaaten einge- gangen, haben auch in finanzieller Hinsicht sich bewährt und wesentlich dazu beigetragen, daß wir dem Bedarfe mit Leichtigkeit begeguen fön- nen. Unterden G feßen, welche zu Jhrer Erwägung kommen werden, uimmt das neuentworfene Kriminal-Geseubuch bei iveitem die wichtigste Stelle ein. Es wird Siefreuen, bei Bestimmungen mitzuwirfen, deren Bedürfniß mau lange fühlte, deren Schwierigkeit Niemand verkennt, deren Wichtigkeit aber anch so groß is, daß sie, sind jene Schwierigkeiten einual glüctlih ge-

léft, als eine wesentlicve Stüge der öffentlichen Woblfahrt betrachtet werde! müfen. Jn! Namen Sr. Durchlaucht des Herzogs erfláäre ich den Landtag für ercfffnet. Se. Durchlaucht blicken mit vollem Vertrauen auf den Geist, der Jbre Verhandlungen belebeu und leiten wird. Auf 5m wird der Segeu alles Dessen beruhen, was von Fhrer Wirksamkeit ausgeht. Jhren Beruf, das wahre Wohl des Landes be- n Ju Yelfen n vor Lugen und von den Erfahrungen geleitet, ie die vorangegangenen Laudtage dargebote ) en Sie die- a Ls Dingen Tan ¡e dargeboten baben, werden Sie die

Franffurt a. M., l}. Dez. (O. P. A. Z.) Ein Nachklang aus der Zeit der Begeisterung für Vaterland und Freiheit läßt sich heute in unserer Stadt vernehmen. Der Jahrestag des Ju- belfesis der Franffurter Freiwilligen wird begangen , die Erinnerung an {dne Momente geweckt, der Entschluß zum festen Beharren im Bruderbunde erneut. Aber auch ein bleibendes Denëmal if dem 11. Dezember 1838 dem Ehrentage der Freiwilligenschaar - geseßt worden. Die Festbeschreibung, das Album der Kriegskameraden, \{muccklos und ernst, herzerregend und bürgersinnig, ist ans Licht getreten, bereit, Jeden zu erfreuen, der emvfänglich für biederer Gefährten treugemeinte Reden und den Reiz tyrtäischer Gesangesweisen. Was in der Kürze von dem Jubelfest der Freiwilligen dem Andenken bewahrt werden mochte, hat Hr. Þr.Bercht „der mit seinen Lüßowschen Wasfenbrüdern, Aéermann und Stiebel, der Feier beigewohnt , in einfacher Schóne zusam- mengestellt. Beigegeben sind erläuternde Aftenstücte, Standlisten Trinksprüche, Festgrüße und Marschlieder. Eine besondere Zierde des typographischen Monuments , das in so würdiger Weise zu Stande gekommen, ist die genaue Abbildung der militairischen Trophäen * und Ausschmückungen des Saals, der am 11. De- ember 2835 die Jubelschaar der Frankfurter Freiwilligen in fröhlicher Tafelrunde vereinigt sah. s

O'estèr rid,

Wien, i (L. f 2) Wee Uns réaen O bie dustriellen LKnsirengungen auf das Thätigste. Schon wieder ist, gleich dem Jnner-Oesterreichischen,einJndustrie-Verein für Niederöst reich im Entstehen und hat bereits die allerhöchste Sanction er- halten. Der Kaiser gebot nur die Aenderung des allgemeinen Titels „„Öesterreichischer Industrie-Verein““ in ,„Nieder-Öestreichischer Privat-Industrieverein““, um Jrrungen vorzubeugen und alle nähere Sharantie von der Staatsverwaltung abzulehnen. Präses wird, so heißt es, der bei allen núßlichen Unternehmungen thätige Graf Colloredo Mansfeld, Nieder-ODesterreichischer ständischer Verordneter seyn.: Der Bau einer Börse, der ebenfalls die Sanction des Kaisers erhalien hat, foll im künftigen Frühjahre begonnen wer- den und ist vorläufig auf 300,600 Fl. C.-M. veranschlagt. Man glaubt, daß dem ausgezeichneten Architekten Pichl, welcher die architektonischen Zierden Wiens \o eben mit dem herrlichen Land- schaftsgebäude bereichert hat, die Ausführung übertragen wird.

Wien, 8. Dez. Der Hofrath Baron von Neumann wird in den nächsten Tagen von hier nach London abgehen, um bei der dortigen Oesterreichischen Botschaft zu fungiren.

__ Der Erzherzog Maximilian von Este hat seinen Neffen bis Modena begleitet und wird demnach erst später hier erwartet.

Die Course der Banêë- Actien sind bis heute in den auffal- lendsten Schwankungen geblieben, wovon jedoch die Ursache ein- zig in Lokalverhältnissen zu suchen ist, da hier ein förmliches Sy- stem der Stoctjobberei organisirt ist. s

Wie man mit Bestimmtheit hört, hat die Mission des Che- valiers Versace von Neapel nach London die Versdhnung Sr. Majestät des Königs beider Sicilien mir seinem Durchl. Bruder, dem Prinzen Karl von Capua zum Zwecke, der nach den bishe- rigen einleitenden Schritten nun zweifelsohne definitiv erreicht werden wird. Man versichert, daß der König die Summe von 40,090 Ducati zur Bezahlung der Schulden seines Fürstlichen Bruders angewiesen habe. Der Gemahlin des Prinzen, is der ‘Titel „Herzogin von Vilalta“/ angetragen worden.

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Zürich, 4. (Schwäb. M.) Der Plan, welchen die radikale Partei in Zürich jeßt befolgt, tritt in ihren beiden, jebt sehr gut geschriebenen Blättern, dem Republikaner, der in Zürich, und dem Landboten, der in Winterthur erscheint, offen zu Tage. Ersterer sagt: „Die Mirtel unserer Wirksamkeit liegen in der Verfassung. Das Bedeutendste ist die freie Presse, diese hatten wir, nach dem Grundsaße der Rechtsgleichheit, unsern Gegnern unverkümmert gelassen, und wir wollen trob einiger feindseliger Demonstrationen nicht fürchten, daß (durch Entzieh- hung dieses Rechtes) jeßt eine ganze große politische Partei als rechtlos erklärt werde. Jeden Versuch von Reactions-Tendenzen stoßen wir als Verleumdung mit Indignation zurück, wir würden an unseren eigenen Prinzipien zum Verräther werden „wenn wir diese schmachvolle Bahn beträten. Recht und Wahrheit sind unsere Stüben, rohe Gewalt verabscheuen wir, sie ist der Untergang aller politischen und geistigen Kultur, sle ist unfähig, irgend eine rechtliche Wir- fung hervorzubringen, darum hält sich unsere Partei für unbe- siegt, nicht einen Augenblick hac sich das Recht von ihr geschie- den, ihr Bewußtseyn s V sie fonnte

Vez.

‘lagt sie keines Verbrechens an, unterdrückt, aber nicht verurtheilt werden, ja sle hat vor dem Tribunal der dentlichen Meinung der ganzen gebildeten Welt cinen Spruch erhalten, wie ihn die gerechteste Nachwelt nicht ehrenvoller hätte fällen können.“ Man darf glauben, daß es den Radikalen mit dieser Taktik Ernst ist, denn einmal sind sie schon gar nicht so verzweifelt keck, daß ste einen Landsturm gegen. die Regierung führen , wie der enthusiastische Pfarrer Hirzel, und dann wissen fie wohl, daß sie bei der entscheidenden Majorität des Volks, nämlich bei der besißenden, mehr vermögen, als Stadt und Geistlichkeit. Der Landbote sagt daher: „Wir wollen ganz ruhig die geseßlichen Erneuerungs - Wahlen von 1843 abwarten, bis dahin ein s\chatfes Augenmerk auf die Schritte der Regie- rung richten und uns dann der Wahlen zu bemächtigen suchen.““ Dies lelztere hält er für leicht, weil er darauf rechnet, daß bis dahin das Volk die Revolution von 1839 mit andern Augen an- sehen werde, als im jeßigen Augenbli. Das Panier, womit die radifale Partei gegenwärtig Anhänger um sich zu schaaren sucht, ist die Eifersucht des Landes gegen die Stadt. Jede, Ein- richtung, welche die Stadt oder die Regierung trifft, wird wo möglich ausgebeutet, als cin Beweis, daß die Revolution vom September keinen andern Zmeck gehabt habe, als den Schaden von 1830 gut zui machen und der Stadt das verlorene Ueberge- wicht wieder zu verschaffen. J tial! tfi h

Messina, 23. Nov. (A. Z.) Seit einigen Tagen geht hier das Gerücht, daß Hr. Mac Gregor, von dem Oesterreichischen Gesandten unterstüßt, bei der Neapolitanischen Regierung die Ab- schaffung des Schwefel-Monopols ausgewirkt habe. Man ist sehr gespannt avf neuere Nachrichten aus Neapel, da diese Maßregel für die ganze Insef von der größten Wichtigkeit wäre.

1423

Jn einem Römischen Dorfe, dicht an der Neapolitanis Gränze, wurde unlängst ein Mann hingerichtet, der fin 10 A4 ren an einem seiner Verwandten einen Mord beging und deshalb zu zehnjähriger Galeere verurtheilt wurde; {on damals drohte er einem der Zeugen, daß er, so wie er wieder frei würde, ihm tödten werde, und wirklich nah Verlauf von 10 Jahren am 2ten Tage seiner Freilassung ershlug er ihn mit der Axt.

S panien.

E Madrid, 30. November. Das Eco del Comercio wi derspricht dem Gerüchte, daß Sigarra zwei Bevollmächtigte an Espartero gesandt habe, um Unterhandlungen mit ihm anzu- énüpfen. j Í :

Barcelona, 28. November. Dem hiesigen Constitucio- nalwird aus Balsereny geschrieben: Segarra und La Bandero sind von Berga entflohen, um der Verfolgung der Karlistischen Junta zu entgehen. Perez Davila ist verhaftet und mit dem Schick- sal des Grafen d’España bedroht worden. Man beschuldigt alle diese Männer, daß sie Mitschuldige an dem Morde des Grafen d’España seyen, und daß sie vor den am 14., 15. und 16. No- vember bei Solsona stattgehabten Gefechten das für die Trup- pen bestimmte Pulver bei Seite geschaft hätten. Die Junta ist wüthend und sieht in jedem Anführer einen Verräther.

SAULTEH

Von der Türkischen Gränze, 1. Dez. (Schles. Z.) Das JInterventions- Werk der Europäischen Großmächte in dem Streite zwischen der Pforte und Mehmed As is noch nicht ganz aufgegeben, jedoh in einem Grade modifizirt, der einer Verzichtleistung fast gleich kommt. Jn diesem Sinne is neuer:

{ lich zwischen Öesterreich, England und Frankreich beschlossen wor-

den, an Mehmed Ali eine Erklärung des Jnhalts zu richten: „Erstens, daß, wenn es ihm beliebe, mit der Pforte direft zu un- terhandeln, ihn Niemand daran hindern werde; allein die Sanc- tion und Garantie der Großmächte für einen Frieden werde nur folgen, wenn dieser auf billigen Bedingungen fuße; 2) daß Zwangsmaßregeln gegen Mehmed Ali nur in dem Fall ange- wendet werden würden, wenn die Mächte einen neuen Angriff gegen die Pforte (Vorrücken der Armee Zbrahim's in Klein- Asien) abzuwehren sih genöthigt sehen sollten.‘ Die Lage der Dinge erhält damit eine wesentlich veränderte Ge- stalt, obgleih die Mächte eigentlich nur gutheißen, was ohne ihr Wissen bereits eingeleitet war. Zum Beleg dessen und zur Bestätigung früherer Meldungen kann ih hinzufügen, daß die Pforte, ihres precairen Zustandes müde, schon vor län- ger als einem Monat sich mit dem Gedanken eines direkten Ar- rangements mit Mehmed Ali befaßt hat. Der Direktor der Französischen Posten, Herr Cadalvene, welcher vorgeblih zum Zwecke der Komplettirung seines Werkes: „Aegypten und die Türkei“ nach Alexandrien gereist war, hatte, wie man bestimmt weiß, schon damals von der Pforte den Auftrag, den Vice-König wegen eines solchen Arrangements zu erforschen. Herr Cadalvène ist am 14. November nach Konstantinopel zurückgekehrt, soll aber der Pforte cin nur wenig befriedigendes Resultat über seine Mis sion erstattet haben. Nach seiner Aeußerung hat er Mehmed Ali fest entschlossen gefunden: Adana und die Taurus-Pásse nicht abzutre- ten. „Sind sie in Konstantinopel bei Sinnen, daß sie glauben, ich werde ihnen den Schlüssel zu meinem Hause überliefern“/, soll Mehmed Ali allen Ernstes gefragt haben. Indessen is, wie be- kannt, auf solche Aeußerungen des Vice-Königs nicht viel zu hal- ten, wie es sich dadurch erweist, daß zu gleicher Zeit mit Herrn Cadalvene von einigen fremden Konsuln ganz friedlich lautende Meldungen aus Alexandrien in Konstantinopel eingegangen sind, worin namentlich die wiederholte Behauptung enthalten, daß Mehmed Ali die Türkische Flotte zurückzusenden eingewilligt habe. Unbestritten ist so viel, daß die angeknüpften Unterhandlungen noch keine Unterbrechung erfahren haben und daß jeßt, nachdem die Pforte ganz Syrien, mit Ausschluß Adana's, zum Opfer zu bringen bereit ist, eine nahe Ausgleichung gehofft werden darf. In Prisrend sind die Angelegenheiten noch immer die alten. Die Pforte scheint die Schlichtung dieses Aufstandes dem Fatum an- Heimstellen zu wollen. Bei solchem Stand ist es nur ein Glück, daß die Rebellion nicht weiter um sich greift, und die Ursache hiervon

Mcher nur in der allgemeinen Abspannung, worin Behörden und Unterthanen der Provinzen Albaniens und Macedoniens, ich îmöchte sagen, wetteifern, zu suchen.

ider von der Pforte den X

? Prisrend zu Felde zu ziehen, soll sich dagegen aufgelehnt haben. {Diese Anfangs kaum beachtete Nachricht hat in Folge ‘eines

( Der Miriditenfürst Nicolo, uftrag hatte, gegen die Rebellen von

neuerlichen blutigen Vorfalls viele Bedeutung erlangt. Genann- ter Miriditen-Fürst ist nämlih, bald nachdem er jenen Auftrag zurückgewiesen hatte, meuchlings ermördet worden, und die Fama ermangelt nicht, in dieser That bloß die Vollziehung einer von Birtoglia ausgegangenen hohen Anordnung zu sehen. Ich, meines Theils kann dieser allgemein verbreiteten Ansicht nicht beistimmen, sondern glaube lieber der nur leise guf- tauchenden Angabe, daß Nicolo als Opfer der in diesen Gegen- den immer noch als heiligste Pflicht erkannten Blutrache gefallen ist; ein umständlicher Kommentar hierüber würde auch zu weit führen. Die Montenegriner seßen zu Lande sowohl als auch über den See von Scutari ihre strafbaren Angriffe gegen die angränzenden Türkischen Gebiete fort. Diese waren in den lek ten Wochen der Schauplab ihrer gewohnten Raubzúge, auf deren cem sie bis nahe an die Stadt Scçutari vordrangen. Die Straflosigkeit, eine natürliche Folge der unbeschreiblichen Apathie ser Türken, macht das Bergvolk von Montenegro immer dreister, ® daß sie an einigen Stellen auch gegen den Oesterreichischen Gränz-Kordon wieder eine drohende Haltung angenommen haben ünd mit Ueberfällen drohen, weshalb mehrere Posten verstärkt Werden mußten. Der junge Fürst Michael von Serbien hat zwei Verordnun- gen erlassen, die großes Aufsehen erregten, und da sie im Geiste absoluter Souverainetät redigirt sind, auch Widerstand fanden. eit der ersten befiehlt Fürst Michael der Regentschaft und dem Senate, eine National - Versammlung einzuberufen und seine Thronbesteigung zu verkünden, damit das Land von nun an in seinem Namen regiert werde. Sowohl die Regentschaft als der Senat stußten gewaltig hierüber Und nach gemeinschaftlicher Be- rathung wurde eine Antwort folgenden wesentlichen Jnhalts an den Fürsten beschlossen: „Da der Regentschafts-Rath durch Groß- herrlichen Ferman beauftragt sey, die Regierungs-Rechte auszuüben, so kônne er hiervon früher nicht abstehen, als bis der Prínz von den Landes-Geseßben Kenntniß genommen und vor dem versammelten Volk den Eid, das organische Statut aufrecht erhalten zu wol- len, abgelegt habe.’ Die zweite Verordnung des Fürsten Michael fordert Verkündigung einer allgemeinen Amnestie und Freilassung aller Verhafteten, was immer die Ursache ihrer Verhaftung sey, selbst die wegen Schulden Sibenden nicht ausgenommen. Auch hiergegen hat die Regentschaft Einsprache gethan und die Noth-

wendigkeit bestimmter Gränzen des Begnadigunas - ert vorzuhebén versucht. Die Wittwe und dée ay Say #4 welche Milosh von Serbien fern gehalten hat haben id unter dem Schube des Russischen Konsuls in Belgrad niederge- lassen. Eine gewisse Partei in Serbien bemüht sich, wie frü- her Herrn Jephrem, den Bruder des Fürsten R so nun die beiden anderen Regentschafts-Mitglieder, Herren Petronievitsch und Wucsitsch, der revolutionairen Umtriebe gegen die regierende Dynastie zu verdächtigen. 2

F Ba: D

Berlin, 14. Dez. (Mil.-Wochenbl.) Der General-Lieu- tenant von Naßmer is von dem Verhältniß als kommandiren- der General des Isten Armee-Corps entbunden und zur Disposi- tion gestellt , zugleich um Mitgliede des Staats-Raths ernannt (s. St. Ztg. Nr. 342); dem General - Lieutenant und Comman- deur der 13ten Division, von Wrangel, ist interimistisch das Ge- neral-Kommando des 1sten Armee-Corps übertragen, und der Gene- ral-Major undCommandeur der TtenLandwehr-Brigade, vonMonster? berg, interimistisch zum Commandeur der 13ten Division ernannt, sowie der General-Lieutenant und Commandeur der 11ten Divi- sion, Graf Brandenburg, zum kommandirenden General des öten Armee-Corps, und der General - Major und Direktor des Mili- tair-Oekonomie-Departements, von Rohr, zum Commandeur der [Iten Division, der General - Lieutenant, Graf Dohna, aber als kfommandirender General des 2ten Armee-Corps bestätiat.

Berlin, 14. Dez. Wie verlautec, ist in der von den Ac- tionairs der neuen Berliner Hagel-Assecuranz-Gesellschaft am 11. d. M. abgehaltenen General-Versammlung, ungeachtet des hbchs bedeutenden S, welchen die große Anzahl der zu Wollem vergütigten Schäden herbeigeführt hat, die Fortsebung des Ge schäfts beschlossen worden. : Es i

Berlin, 13. Dez. Kurmärkisches Land- Armen- wesen. Jm Land - Armenhause zu Strasbberg befanden sich am Schlusse des Jahres 1837 471 Personen, es wurden im Jahre 1838S dahin eingeliefert 886, und 889 gingen in derselben Zeit aus der Anstalt ab, es blieben mithin am Ende des Jahres 1838 noch 468 Personen in derselben. Die hierunter befindlichen 104 Kinder befanden sich in der, von dem Land - Armen und Arbeitshause völlig abgesonderten, rücksichtlich der Verwaltung jedoch damit verbundenen Provinzial-Schul- und Erziehungs-Anstalt. Unter den täglich durchschnittlich in der Anstalt befindlich gewesenen 440 Häuslingen waren 260 arbeitsfähige, und von diesen 180 zum vollen und 80 zum halben Pensum beschäftigt Diese haben zusammen in 305 Arbeitstagen 9089 Rthlr. 20 Sgr. 4 Pf. baar verdient, und der Anstalt außerdem durch Oekonomíie- und häusliche Ar- beiten 1779 Rthlr. 5 Sgr. erspart. Der Arbeits : Ver dienst der Kinder beträgt 185 Rthlr. 21 Sgr. 3 Pf. Die Unterhaltungs - Kosten, einschließlich der allgemcinen Admint- 1 e betragen in diesem Jahre 25,825 Rthlr. 14 Sgr.

Aut Der, der Verpflegung der Hospitaliten und Blddsinni- gen gewidmeten Abtheilung des Landarmenhauses bei Wittstock hatten sich am Schlusse des Jahres 1837 befunden 72 Blödsin- nige, 127 Hospitaliten, 10 Kinder, zusammen 209. Jm Laufe des Jahres 1838 wurden eingeliefert 61 und 56 gingen aus der Anstalt ab, so daß am Schlusse des Jahres noch 214 Per- sonen darin verblieben sind. Im Jahre 1837 hatten sich durch- schnittlich tägli h 196 Jndividuen im Hause befunden. Dagegen hat die Durchschnittszahl der im Jahre 1838 in der Anstalt ge- wesenen Pfleglinge täglich 206 Köpfe betragen, unter denen sich 84 Kranke und Arbeitsunfähige befanden. Die übrigen 122 Per- sonen haben durch verschiedene Arbeiten baar 537 Rthlr. 9 Sgr. 9 Pf. verdient, und durch Ersparnisse an Ausgaben zum Besten der Anstalt §61 Rthlr. 6 Sgr. gewonnen.

Die Zahl der Jnvaliden, und zwar einestheils derer, welche ihre Verpflegung im Provinzial-Jnvalidenhause bei Wittstock er- halten, anderntheils solcher, denen statt dieser Natural-Verpfleguna ein Jahrgeld baar gezahlt wird, hatte sich am Schlusse des Jah: res 1837 auf 181 belaufen. Zu diesen kommen die im Laufe des Jahres 1838 zur Verpflegung ferner überwiesenen 24, zusammen 225, wovon jedoch dieim Jahre 1838 gestorbenen 20 Individuen abge- hen, so daß am Schlusse des Jahres 1838 vom Landarmen-Fonds noch zu verpflegen waren, 103 im Jnvalidenhause zu Wittstock und §2 mit Verpflegungsgeld entlassene, zusammen 185 Jnvali- det, einschließlich deren Frauen und Kinder. Die Verpflegungs- gelder, welche an die im Jnvalidenhause nicht unterhaltenen Jn- dividuen gezahlt worden sind, haben sich im Jähre 1838 auf 3304 Rthlr. 20 Sgr 2 Pf. belaufen. Die Unterhaltungs-Kosten einschließli der allgemeinen Administrations- Kosten dieser beiden Anstalten betrugen in diesem Jahre 14,137 Thlx. 16 Sgr. 2 Pf.

Jn der Land-Jrren-Anstalt zu Neu-Ruppin hatten sich am Schlusse des Jahres 1837 zusammen 147 Geisteskranke befun- den, im Jahre 1838 sind 31 recipirt worden und 22 aus der Anstalt abgegangen , es blieben am Schlusse des Jahres 1838 daher noch in derselben 94 Männer und 62 Frauen, zusammen 156 Pfleglinge. Von denen in der Anstalt täglich durchschnittlich ge- wesenen 151 Jrren waren 49 zu jeder Beschäftigung unfähig, 9 konnten nur nubßlos beschäftigt werden , die übrigen 93 haben, und auch in psychischer Hinsicht zu ihrem eigenen Besten, perio- disch zu nüblichen Arbeiten angehalten werden können und baar dadurch 1102 Rthlr. 28 Sgr., sodann auch noch durch Ersparniß an Ausgaben der Anstalt 518 Rthlr. 2 Sgr. 7 Pf., im Ganzen also 1421 Rthlr. 7 Pf. eingebracht. Die Unterhaltungs - Kosten einschließlich der allgemeinen Administrations - Kosten beliefen sich in diesem Jahre auf 10,013 Rthlr. 29 Sgr. 9 Pf.

Swinemünde, §. Dez. Schifffahrt. Ein in der Nacht vom ten d. M. eingetretener harter Frost bildete chon am Morgen an beiden Seiten des Swinestroms eine feste Eisdecke, während in der Mitte ein harter Eisgang stattfand. Am folgenden Tage stand das Eis auch in der Mitte des Stro- mes fest und war an mehreren Stellen für Fußgänger haltbar. In der See ist kein Eis zu sehen, und von dort aus bis zum Östernothhafen eine Rinne von ein Paar Schiffsbreiten längs der Ostmoole offenes Wasser. Mehrere Schiffe haben contrairen ae und des strengen Frostes wegen Nothhafen nehmen mússen.

Stettin, 11. Dez. Schulwesen. Nacl Allerhdchsten Landtags-Abschiede vom 23. Mo 1855 soll mie E hiesigen Seminar für Stadt- und Landschulen eine Taubstummen« Schule verbunden werden. Zu dem Ende wurde im Laufe des verflossenen und des gegenwärtigen Jahres auf dem Hofe des Seminars ein neues Hintergebäude aufgeführt, für welches die Pommerschen Provinzial - Stände 3500 Rthlr. bewilligt habén.

er Lehrer Böttcher ist der Anstalt vorgeseßt worden, welcher