1839 / 355 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

E S

ps

entf

à. M. statt der beantragten 50,000 nur 40,000 Fr. bewilligt, Dem Gesandten (n- Wien wurden 40,000 Fr. zugestanden und das Amendement, statt des Gesandten einen Gefhäftsträger mit 25,000 Fr. in der Oesterr. Hauptstadt zu besolden, ward abge- lehnt. Dem Gesandten in Paris wurden 60,000 und dem in London 80,000 Fr. bewilligt. Für die Gesandtschaft in Rom wur- den 40,000 Fr. zugestanden, obwohl Herr Dumortier bemerkte, daß bei der in Setzton durch die Verfassung eingetretenen völli- en Trennung der weltlichen und der geistlichen Macht ein Se- Fanve in Rom ohne allen positiven Nußen sey. Der Gesandt- \chafr in Berlin, für welche ursprünglich 24,500 Fr. angeseßt wa- ren, wurden eben so wie der im Haag 50,000 Fr. bewilligt. Herr David machte bemerklich, daß der jeßt in Berlin aftkredi- tirte Geschäftsträger das Interesse des Landes mit großer Sachkenntniß vertrete und daß man es daher auch bei einem Geschäftsträger- Gehalte sollte bewenden lassen. Mehrere Mitglieder machten jedoch die besondere Wichtigkeit der Berliner Mission geltend; Herr Delehaye meinte sogar, daß Belgien jeßt fein dringenderes Bedürfniß habe , als sich dem Preußischen Zollverein anzuschließen. Der Minister Herr de Theux machte bemerklich, daß man das Gesandtschafts-Gehalt in Berlin, obwohl dort in diesem Augenblicke nur ein Geschäftsträger fungire, in diesem Jahre nicht zum erstenmale verlange und. bewilligt erhalte, unmöalich könne daher auch die Kammer jest eine Ausnahme machen wollen. Jn Betracht der den anderen Gesandtschaften gemachten Bewilligungen nahm demnächst auch Herr Davis sei- nen Vorschlag zurück. Für die Legationen in der Türkei wurden 40,000, in Bayern 15,000, in Brasilien 21,000,! in Dänemark 15,000, in Spanien 15,000 und in Nord-Amerika 25,500 Fr. bewilligt.

Lorg Seughat ist hier eingetroffen und unser Gesandter m A Graf Le Hon, nach der Französischen Hauptstadt zu- rückgekehrt. j

In dffentlichen Blättern liest man: „Der Minister de Theux? hat fast noch das Wenige, was ihm an Popularität geblieben, gänzlich verloren, und wird beinahe in jeder Sibung der Kam- mer zur Rede gestellt, sogar von den Anhängern der Geistlichkeit, bei welcher er jeßt ganz in Ungnade gefallen ist. Als in der vorleßten Sibung der Kammer das Budget des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten besprochen wurde, erklärte Herr de Theux öffentlich, daß die beiden bisher von ihm verwalteten Ministerien des Jnnern und der auswärtigen Angelegenheiten etrennt werden sollten. Allein, anstatt daß man bisher glaubte, Derr de Theux würde das Departement des Jnnern behalten, so ist jet im Gegentheil die Rede davon, ihm das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten zu lassen, und einen neuen Mi- nister des Jnnern zu ernennen, über dessen Wahl man noch nicht im Reinen zu seyn scheint. Bei der nämlichen Gelegenheit ist von vielen Sectionen der Kammer der Wunsch geäußert worden, daß die Besoldungen der Belgischen Diplomaten an fremden Höfen herabgeseßt werden möchten.“

In Bezug auf die oben erwähnten Angrisse gegen Herrn de Theux bemerkt der Commerce Belge: „Unter einer constitu- tionellen und Nepräsentativ-Regierung hat das Staats-Oberhaupt nur ein Mittel, um zu beurtheilen, ob seine Rathgeber das Land und die Interessen. desselben gut verwalten. So lange die Mi- nister die Majorität in beiden Kammern auf ihrer Seite haben, so lange die Geseß-Entwürfe, die sie der gesezgebenden Versamm- lung vorlegen, angenommen, die Kredite, die sie verlangen, be- willigt werden, so lange dürfen sie im Amte bleiben. Jede Mag- nifestation, die diesem constitutionellen und geseßlichen Vertrauen zuwiderläuft, untergräbt die Grundlagen der Regierung, ist un- chrerbietig gegen das Königthum und hat den Zweck, alle Ge- walt von Coterieen und ehrgeizigen Parteien abhängig zu machen.“

Der Kriegs-Minister Willmar legt jebt den Meisten Eifer an den Tag und führt in seinem Departement fast täglich neue Ver- besserungen ein; so hat er unter Anderem hei der Kavallerie cine

Feitschule nah Preußischer Art und auch ein Muster - Hospital für die Armee verordnet, wie auch in der Equipirung der Gen- darmerie und Artillerie mehrere zweckmäßige Abänderungen ge- macht worden sind.

In Antwerpen starb am 1öten d. M. der berühmte Maler N. van Bree, seit 83 Jahren erster Lehrer an der Maler-Aka- demie.

Der Artillerie-Capitain Eenens und der Kavallerie-Lieutenant Desmet haben die Erlaubniß erhalten, sich nach dem Orient zu bege- ben, um dort an den milicairischen Operationen Theil zu neh- men. Dex Artillerie-Capitain Thierret und der Capitain im Ge- neralstabe, Deneef, sind bereits eben dahin abgegangen.

Im JFndépendant liest man: „Nicht nur der Zustand der Belgischen Baumwollen-Jndustrie wird als mißlich geschildert, auch in Bezug auf die Leinen - Fabrication hôrt man dieselben Klazen und hier kann man wahrlich nicht b:haupten, daß die Einsuhr fremder Fabrikate etwas dazu beitrage. Jedenfalls sind wir sehr geneigt zu glauben, daß auch die Leinen - Fabrication, wie jeder Zweig des Gewerbefleißes, die Rückwirkung der allge- meinen Krisis empfunden hat; allein gewisse Thatsachen führen auch zu der Ueberzeugung, daß die Klagen übertrieben sind. So wurde vor einigen Tagen in Thielt die Erhebung der Abgabe für das Ausmessen und Stempeln der nach diesem Orte zu Markte gebrachten Leinwand, welche einen so richtigen Maßstab fr die Bewegung des Leinwand- Handels in diesem Theile von Flandern abgiebt, für das Jahr 1840 zu 18,400 Fr., ver- pachtet, während dies im Jahre 1839 für 17,900 und vor fünf Jahren für etwa 12,9000 Fr. geschah.“

Dla d;

Erlangen, 10. Dez. Der hiesige Magistrat hat nachste- hende Erklärung in mehrere öffentliche Blätter ‘einrücken lassen:

„Die Atiswahl der Königl. Universitätsstadt Erlangen zur nächsten Versammlung der Naturforscher wurde von einigen anonvmen Bericht- erstattern zur Veranlassung genommen, die Stadt und Universttät in uehreren Zeitungs-Artifeln herabzuwürdigen. Wenn wohl das Urtheil aller jener Ehrenmänner, welche an dieser Versammlung Theil nehmen werden, sih- über die Unwahrheit und Unwürdigkeit dieser Berichte aussprechen wird, so hält es doch die städtische Behörde für Pflicht, der Behauptung, daß in Erlangen nur Hunger und Kummer herrsche und daß fast nichts als Noth und Armuth daselbst zu erblicken sey, bfffentlih entgegenzutreten. ie hiesige Stadt zählt 9956 Einwohner, und unter diefen, außer dem zahlreichen Lehrerstand an der Universität únd vielen Siaats -Beamten, 21 Fabriken, welche in sehr {wung af- tem Betrieb fiehèn ünd jährlih für mehrere Hunderttausend Gulden Absay haben, 38 Handlungen und 1136 Gewerbe, die einen zureichen- den Unterhalt abwerfen. Dagegen beträgt die Zahl der fonsfribirten Aruen nur 399; mithin den 26sten Theil der ganzen Bevölkerung. Die Resultate der öffentlich bekannt gemachten Rehnungen des Armenpfleg- schäfts-Rathés weisen für diese Armen eineAusgabe von 12,071 Fl, nach, und gewähren somit die Ueberzeugung, daß für dieselben gehörige Fürsorge getroffen und daß die große Armuth nur in der Yhantasie der anony- men Berichterstatter zu finden sey. Der anerkannte Wohlstand sehr vieler E e freilich fein Fun endes Gewand zur Schau, in- dessen bewährt“ sich derselbe in stiller Bescheidenheit, und jeder wohlthä-

1454

tige Zwet findet freigebige Ünterstügung. Helterkeit uud geselliges Le“ ben find von jeher Vorzüge der hiesigen Stadt gewesen, und n rgends läßt sich jener finstere Geist erblicken, welchen die unbefannten Bericht- erstatter in unsere Mauern bannen wollen. Deshalb bewegt in Bezug aufden bevorstehenden Besuch der Naturforscher, feine Sorze die Gemüther, sondern es wird vielmehr von allen Einwohnern den zu erwartenden Gästen, mögen sie auch in noch #o großer Anzahl kommen, freundliche Wohnung und Aufnahme zugesichert. Für die allgemeinen S izungen und Zusammenkünfte stehen Säle zu Gebot, îdelche in gleicher Großartigfeit in vielen Städ- ten vermißt werden und den literarischen Bedürfnissen wird die Königl. Universität gewiß auf eine würdige Weise entsprechen. Wir enthal- ten uns hierbei, den Angriffen auf die Leßtere etwas anderes entgegen- usegen, als die Bezugnahme auf den ehrenvollen Ruf ihrer Lehrer im Nn- und Auslande, und die gesteigerte Frequenz der Studirenden als eine thatsächliche Folge desselben zu bezeic)nen. An diese öffentliche Darstellung der Tintigen Verhältnisse reihen wir die zuversichtliche Hoffnung, daf die sehr ehrenwerthe Gesellschaft der Naturforscher wäh- rend der bevorstehenden Versammlung sich mit der Beschaffenheit des öffentlichen Lebens dahier eben so sehr befreunden, als sie den Werth und Zwet der ungünstigen Berichte über die Stadt und Universität daraus erfennen werde. Erlangen, den 9. Dezember 1829. Stadt- Magistrat.“

Oesterreich. j Wien, 16. Dez. Für die Stadt-Geschichte Wien's t das Jahr 1839 nicht ohne Bedeutung. Zwei Dinge sichern Demselben in ihren Annalen eine hervorragende Stelle: der zum Westen Entschlusse gereifte Plan einer Erweiterung der inneren Stadt, und die großen Reparaturen des Stephans- Thurmes. Mit Rücksicht auf des alten Wien's eigenthümliche Lage, im IMittelpunkte eines von den Vorstädten gebildeten Ringes, und “durch diese und die Donau eingeengt, der hohen Ringmauern und Gräben, welche die Zahl der Hindernisse vermehren, nicht u vergessen, ist eine Erweiterung ein großes und weitführendes nternehmen. Nachdem der erste Herzog über Oesterreich, Hein- rich Jasomirgott, sein bleibendes Hoflager in Wien genommen B gedieh unsere Stadt rasch _ zu dem Umfange und zu der evölkerung, die sie heute hat. Schon in den ersten Jahrzehn- ten des zwölften Jahrhunderts, unter dem Schirme Leopold's des Glorreichen, war Wien P einer der heutigen nahe kommenden Ausdehnung gelangt. Aencas Sylvius giebt den Umfang auf weitausend Schritte an (auch jeßt wird die Stadt auf den Basteien von einem gemächlichen Spaziergänger in drei Viertel

/ Stunden leicht umgangen) und zählt 50,000 Kommunikanten,

so darin wohnen. Die alten Ringmauern verschwanden gänzlich, als Ferdinand !. die durch die erste Türken - Belagerung (1529) theilweise zerstörten Befestigungen wegräumen und die Stadt mit neuen Mauern umgeben ließ. Seit jener Zeit blieb die innere Stadt beinahe unverändert, was ihren Umfang betrisst, dieselbe. Die steigende Bevölkerung fand längst feinen Plab mehr in den fest abgegränzten Räumen. Die Vorstädte wuchjen rasch an; beson- ders als der größte Theil bei Annäherung der Türken (im Jahre 1683) in Flammen aufgegangen war, erstanden sie nach dem Abzuge des Feindes größer Und geräumiger als vorher, und be- vöskerten sich alsbald, während die Population der inneren Stadt verhältnißmäßig stationair blieb. Mehr als der Anwachs der Bewohner der leßteren, machten die veränderte Sitte und Lebens- Gewohnheit und der steigende Luxus, die Hinausrückung der beengenden Ringmauern zum Bedürfnisse. Denn gerade, weil der vornehmste Theil der Bevölkerung die innere Stadt bewohnt, so geschah es, daß der Raum zu klein ward, in dem Verhält- nisse, als dieselbe Familie, nunmehr, satt früheren engeren Zu- \sammenlebens, jeßt einen größeren Raúm in Anspruch nahm, und \o in vielen Häusern, nicht der Bewohner mehr, aber der Wohnungen weniger geworden sind. Zwei Pläne liegen den Behörden vor, der eine von einem unserer achtbarsten Ober-Offi- ziere ausgehend, der andere von dem bekannten Herausgeber der Bau-Zeitung, Herrn Förster, ausgearbeitet. Beide sind auf genaue Zeichnung und Aufnahme der Lokalität gegründet. Das neue Stadtviertel wird sich zwischen dem Schotten-Thore und dem Donau- arm, der die Leopoldstadt von der Stadt trennt, ausdehnen, und einen Flächenraum von 52,000 Wiener Quadrat-Klaftern, also ungefähr ein Fünftel der jeßigen Stadt, einnehmen. Die Mauer wird vom Schotten-Thore in gerader Linie nach der Augarten-Brücke laufen, von dort folgt die Stadt -Einfriedung dem Strome bis um Nothenthurnm: Thore und dem Ravelin, nächst den Domini- Bay eine isolirte Erweiterung von geringerem Umfang ist in der Nähe des Post-Gebäudes gleichfalls im Plane. Vom Schot- ten-Thore bis zur genannten Brücke soll die Stadtmauer abfallend fortgeseßt, längs der Donau aber durch ein Gitter ersebt werden, etwa nah Art der Vergitterung des Tuislerieen-Gartens in der rue Rivoli. Das neue Quartier wird den Charakter der moder- nen Städte haben; lange, breite (einige auf 60 Wiener Fuß Breite beantragte) sich in rechten Winkeln durchkreuzende Stra- ßen, einige regelmäßige, geräumige Pläße, mehrere difentiliche Ge- bâude, wie cine Kirche, Theater, Mujeum, Zeughaus u. \. f, welche von der Regierung zur Bedingung gemacht worden sind. Die Hauptstraße wird die verlängerte Hervengasse seyn, die ziem- lich rasch abfallend bis an die Donau führen soll. Der ganze Raum wird auf etwa dreihundert Baustellen angeschlagen. So viel nun vorläufig über dies kolossale Unternehmen. Man zwei- felt nicht, daß eine baldige Verwirklichung, weil sle von einem dringenden Bedürfnisse geboten ist, bevorstehe. Aber mehrere Vorfragen, darunter auch die war, ob die Fortification oder der Magistrat über die Baupläße zu verfügen habe, müssen entschie- den werden, che zum Werk geschritten werden kann. Nicht nur auf die áußere Umgestaltung der Stadt wird sich diese Erwei- terung beschränken, und außer der Ermäßigung der übertrieben hohen Mieths - Preise werden ändere Wirkungen zu gewahren seyn. Wien, bei allem Charakter einer großen Stadt und unge- achtet der immer mehr überhand nehmenden Sitte des Ueber- túnchens der alten Häuser und sonstigen Gebäude, hat bisher immer noch einen alterthümlichen Anstrich bewahrt, der sich nicht nur in den hohen Häusern, den zwar schon seltener gewordenen Exkern, den krummen und finstern Gassen kund gab, sondern auch auf die Lebensweise der Bewohner einen gewissen Einfluß aus- úbte. (2) Mit Entstehung des neuen Stadtviertels wird Wien äußerlich, und in der Folge auch, hinsichtlich der Lebens-Gewohn- heiten seiner Bevölkerung, anderen Hauptstädten Europa’s näher gerückt. Der neue Stadttheil wird zwar nicht von der vorneh- men Klasse, aber gewiß von der eleganten und industriellen vor- zugsweise bewohnt werden. In Wien giebt es kein Faubourg St. Germain; unsere alten Familien leben von Geschlecht zu Ge- schlecht in ihren in der Stadt zerstreuten Häusern und Palásten, wie die Liechtenstein und Trauttmansdorf, die seit mehr als einem halben Jahrtausend, an derselben Stelle, in der Herrengasse woh- nen. Äber was in París das Fauburg St. Honoré und die Chaussée d'Autin sind, das kann wohl der neue Stadttheil werden.

Triest, 10. Dez. (A. Z.) Schiffer-Nachrichten zufolge, ist eine Aegyptische Korvette an den Küsten Albaniens erblickt

worden. èan will wissen, daß dieselbe mehrere Emissaire an Bord hat, die von Mehmed Ali dahin gesandt werden, um die

Albanesen gegen die Pforte aufzuwiegeln. Zugleich sind Haw delsbriefe aus Corfu angelangt, dfe von Vocbebringen sprechen, welche der Lord Ober-Commissair getroffen habe, um die Lan- dung dieser Aegyptischen Aussendlinge zu verhindern. Trob der chnell ergriffenen Maßregeln aber sollen dieselben bereits ans Land geschaft worden seyn.

Scchweiz-

Tessin. Der Republicano vom 11. Le erzählt den Hergang der Erwählung der provisorischen Regierung am 8. Dezember. Die eingedrungenen Landstúrmer versammelten sich auf dem Plabe in Locarno unter dem Prásidium von Luvini und erwöhlten die provisorische Regierung. Diese erließ am 9. Dezember eine Proclamation, worin sie die allerschönsten Dinge, Freiheit, Ordnung, Religion, Frieden versprach. Am gleichen Tage faßte sie einen Beschluß, in welchem sie in Betracht , daß die Kantonal- Versammlung vom 8. Dezember eine provisorische Regierung eingeseßt und den Wunsch förmlich ausgesprochen habe, daß der alte große Rath durch, einen neugewählten erseßt werden môge, anordnet, daß auf den 15. Dezember jeder Kreis nicht nur seine drei Großräthe, sondern auch seine Kandidaten für die erstinstanz- lichen Tribunale und seine Friedensrichter erwählen solle. Der Republicano gibt als Rechtsgrund an, der große Rath habe die Verfassung verleßt, das Volk sey mithin seiner Pflichten ge- gen denselben entbunden und in seine Rechte wieder eingeseßt. Am 8. Dezember sandten die Herren Lotti, Molo, Riva, Rusca, Monti, Nessi der- Municipalitáät von Locarno ihre Dimission, von Cannobio in Piemont aus, ein. Die S ch il dwa che meint die angeordneten Volkswahlen dürften dem neuen radika- len Regiment sofort den Abschied geben. Wir zweifeln aber sehr, daß eine gestürzte Partei sich o schnell wieder hebe; sie wird wohl einige Zeit warten, um dann an der jeßt siegenden Par- tei Vergeltung zu üben.

Aa Lten

Modena, 2. Dez. Am 27. November ist Se. Königliche Hoheit der Erbprinz in Begleitung seines Oheims, Erzherzogs Maximilian, von der nah Deutschland und Holland unternom- menen Reise wieder in Modena eingetroffen.

Durch Handschreiben vom 23sten v. M. hat der regierende Herzog den Hofstaat des Erbprinzen gebildet und den Grafen Giujeype Forni, Vice-Gouverneur von Massa, zum Staatsrath, mit spezieller Dienstleistung beirn Erbprinzen, so wie den Kaiserl. Königl. Kämmerer und Hauptmann Ludwig Montecucoli degli Erri zum dienstthuenden Kammerherrn bei Sr. Königl. Hoheit ernannt.

Sp än eh

Madrid, 9. Dez. Von den gestern gewählten 37 Muni ipal-Beamten gehören 35 der exaltirten Und 2 der gemäßigten Partei an. Man glaubt, daß dies Resultat nicht ohne Cin- fluß auf die Cortes:Wahlen der Hauptstadt bsciben werde.

Es heißt, der Herzog von Vitoria werde nach Madrid kom- men, und die Herzogin, seine Gemahlin, treffe bereits Anstalten zu seinem Empfange. ; :

Saragossa, 10. Dez. Das Eco de Aragon meldet Nachstehendes aus dem Haupt-Quartier des Herzogs von Vito- ria: „Nach den Bestimmungen des Ober - Befehlshabers wird die ganze aus Li Bataillonen bestehende dritte Division in Alcos risa einquartiert werden. Cine Brigade der zweiten Division bleibt in Mas de las Matas und Calanda. Diese Truppen werden das Land durchziehen, um die Einfälle des Feindes zu verhindern. Die übrigen vorgeschobenen Punkte bleiben beseßt. Zurbano wird mit seinem Corps, das bis auf 3000 Mann vermehrt wor- den ist, das Gebiet von Huesa beseßen. Er hat die ausgedehn- teste Vollmacht erhalten und kann erschießen lassen, wen er will. In jedem Dorfe, das die Annäherung der Karlisten nicht anzeigt, soll der Pfarrer, oder in Ermangelung dessen der Alkade, und fann man weder des Einen noch des Andern habhaft werden, derjenige Einwohner, den das Loos trisst, sofort erschossen werden.““

Dem Englischen Courier wird aus Mas de las Ma- tas vom 30. November Folgendes geschrieben: „Obgleich die Entfernung von Saragossa bis hierher kaum 36 Leguas beträgt, so haben wir doch sechs Tage gebraucht, um sie zurückzulegen. Unser Marsch wurde so verzögert durch die unzähligen Vorsichts- Maßregeln, die wir zu trefsen hatten, um nichk den Streifpar- tieen Cabrera’s in die Hände zu fallen. Wenn man sich zwei Leguas von Saragossa entfernt hat, \o hôrt die Landstraße auf, sicher zu seyn. Kein Transport kann ohne eine Bedeckung von 1500 bis 2000 Mann abgesandt werden, und mehrere Di- visionen von Espartero’s Armee sind längs dem Wege aufge- stellt, um darúber zu wachen, daß Cabrera nicht die Transporte úberfalle. Als wir Fuentas errcichten, konnten wix uns einen Begriff machen von den außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln, welche die Christinos zu treffen genöthigt sind. Jede Anhöhe war mit Kavalleristen beseßt, um bei der gertngsten Bewegung auf den Linien der Karlisten sogleich Lärm zu machen. In den Thälern zunächst dem Hauptquartier Espartero's sind ganze Re- gimenter einquartiert, und ungeachtet aller dieser Vorkehrungen vergeht kein Tag ohne Ueberfälle. Kaum haben die Christinos einen Punkt verlassen, so wird er von den Karlistischen Guerillas beseßt und die Kühnheit derselben is so groß, daß ste kürzlich cinen, innerhalb der Christinischen Linien gelegen Flecken gestürmt haben. Es denkt hier Niemand daran, Movrella oder irgend cinen von den Karlisten beseßten und befestigten Punkt anzugreifen; auch wäre dies bei dem jebigen Zustande des Lan- des und der Thôtigkeit unserer Gegner, ein nubloses Unterneh- men. Unsere Avant-Garde in Las Matas is beschäftigt, Ver- \chanzungen aufzuwerfen, o daß also Espartero nicht daran zu denten scheint, vorwärts zu gehen. Der Oberst Wild, Com- inissair der Britischen Regierung, ist im Begriff nach London zu- rücézukehren. Er stand in der leßten Zeit nicht im besten Ver- nehmen mit dem Herzog von Vitoria, wahrscheinlich, weil der- selbe sich für die gemäßigte Partei ausgesprochen hat, deren Geg- ner sowohl der Öberst als die Britische Gesandtschaft in Ma- drid sind.“

PdEtwgal

Lissabon, 30. Nov. Die lekte Note, welche der vorige Minister - Prásident, Baron von Sabrosa, unterm 25. Novem- ber, also an demselben Tagé, an welchem er von der Königin seine Entlassung erhielt, an den Britischen Gesandten am hiesigen Hofe, Lord Howard de Walden, richtete, nachdem dieser unterm 6. November unverzügliche Berichtigung der Britischen Entschä digungs - Forderungen verlangt hatte, worunter sich 1000 Pfd. für General Bacon, der unter Dom Pedro gedient, 1398 Pfd. für die Eigenthümer des Schiffes „Echo‘/, 100 Pfd. für zwei Englische Fn E Anh Ds. fúr Sir J. Doyle befinden, ist folgenden wesentlihen Jnhalts:

N va wird c der Portugiesischen Regierung verlangt ,* daß sie uicht nux die Forderungen der Britischen Regierung für die von ih-

rem r g als sie im Jahre 1826 Truppen nach diesem König- rei schickte, zu Gunsten Portugals gemachten Ausgaben, sondern auch verschiedene Ansprüche Britischer Unterthanen, wovon einige zum er- stenmal erhoben werden, andere von der Portugiesishen Regierung wegen Mangels an aller gehörigen Begründung, nicht anerkannt wor- den find, und andere noch at die Entscheidung der Cortes harren unverzüglich berichtigen solle. Der Unterzeichnete hat sich heute von den anderen Ministern alle Aufschlüsse erbeten, welche deren Departe- ments über die Gesezlichfeit jener vershiedenen Forderungen darbieten fönnten, so wie auch ihr Gutachten über das s{hleunigste Mittel zur Nafritdigung der für gültig anerfannten Ansprüche. Sobald der Ün- terzeichnete ierauf Bascheid erhalten, wird er sich beeilen, Ew. Herr- lichkeit, so s{chnell als ein so außergewöhnliches Verlangeu es erlaubt, ju antworten. Der Unterzeichnete muß jedoch seinerseits Ew. Herrlich- eit eine Forderung vorlegen, damit Sie dieselbe zur Kenntniß Jhrer Regierung bringen können, von deren Rechtlichkeit Jhre Maje- tát allen Grund hat, eine baldige Befriedigung derselbe zu hoffen, da sie auf die feierlichsten Verträge sich gründet, zu deren Erfüllung die Ehre der Britischen Regierung verpflichtet ist. Jum 14ten Artikel des am 23. Juni 1661 zwischen Portugal und Großbritanien abge- schlossenen Traktats, befräftigt dur den 3ten Artikel des Wiener Trak- tats vom 22. Januar 1815, ist ausdrücklich und feierlich festgesetzt, daß, falls die Jnsel Ceylon künftighin unter Großbritaniens Herrschaft kän1e, Se. Britische Majestät sich verpflichte, Sr. Allergetreuesteu Majestät die Stadt und den Hafen Colombo wiederzugeben, während der Zimmt- Handel von den Unterthanen beider Krouen gemeiuschafllich betrieben werden solle. Durch den öten Artikel des am 27. März 1802 zu Amiens unter- zeichneten definitiven Friedens-Traftats und durch die Eroberung des nigreichs Candi von Seiten Großbritaniens erlangte Se. Britische Majestät den Besiß und die Souverainetät der ganzen Jusel Cevion, und es traf daher der Fall cin, in welchem Se. Britische “Majestät die binsichtlih der besagten Zurückgabe eingegangene Verpflichtung hätte erfüllen sollen. Der Unterzeichnete verlangt daher im Namen und auf Befehl ihrer Allergetreuesten Majestät, daß die Britische Regierung die Stadt und den Hafen Colombo nebsi deren Einkünften, vom Jahre 1802 an gerechnet, als in welchem die Jnsel Cevlon durch den oben- erwähnten Traftat von Amiens förmlich abgetreten wurde, an die Krone von Portugal zurückgebe.“

Die jebigen Oppositionsblätter betrachten den Kabinetswechsel als einen Schritt zur Verwirklichung des England vorgeworfe- nen Plans, alle überseeischen Besikungen Portugals an sich brin- gen zu wollen. Jndeß erklärt das Diario: „Nachdem die Englische Regierung die Vermittelung Frankreichs in den neulich zwischen Portugal und England erhobenen Fragen abgelehnt hat, befinden sich diese Fragen noch in demselben Zustande, wie zu der Zeit, wo die Bill in Bezug auf den Sklavenhandel vom Englischen Parlament angenommen wurde.“ Eben so heißt es in einem Programme des neuen Ministeriums, dasselbe werde die Würde der Nation in allen auswärtigen Beziehungen aufrecht zu erhalten wissen.

Das Diario zeigt auch an, daß der heilige Stuhl, obgleich die Grundlagen der Unterhandlungen mit Portugal nöch nicht festgestellt seyen, zu einer aufrichtigen Versöhnung durchaus ge- neigt erscheine, so wie, daß die diplomatischen Verhältnisse zwi- schen den Höfen von Lissabon und dem Haag hoffentlich in we- nig Wochen wieder hergestellt seyn würden.

Der Guerilla-Häuptling Remeschido, der Sohn, dessen Ge- fangennehmung bereits gemeldet und dessen Name bei jeiner Partei im hdôchsten Ansehen steht, ist nicht erschossen worden, wie es das Geseß erfordert hátte. Der Septembrist Fontura, dessen Sendung zur Süd - Armee unter den Chartisten große Entrüstung hervorgerufen, hat der Regierung erklärt, er habe sich nicht entschließen können, einen jungen Menschen von 19 Jahren erschießen zu lassen, der, ein wahres Skelett, von unheil- baren Wunden bedeckt, seit 11 Monaten unfähig sey, sich zu be- wegen, und bei der Beschassenheit dieser Wunden nicht mehr lange leben fdnne. Die Regierung hat das Benehmen Fon- tura’s gebilligt und befohlen, daß der Unglücfliche in das Hos- pital zu Loulé gebracht und dort verpflegt werden solle.

A fe

Macao, 19. Juli. Das Gesammtschreiben, welches die Chinesischen Behdrden zu Canton in Bezug auf den Opiumhan;- del an die Kdbnigin Victoria gerichtet haben, lautet folgendermaßen :

„In der großen Vernunft des Himmels liegt offenbar nichts Selbst süchtiges : es ist nicht erlaubt, Anderen unseres eigenen Nußens wegen zu schaden; ja noch mehr, der menschliche Geist ist seineur inneren Wesen nach Überall einer und derselbe; wer sieht nicht den Tod mit Entsezen an und sucht nicht sein Leben zu erhalten?! Euer ehrenwerthes Land, wenngleich durch einen mächtigen Ocean von uns getrennt und mebr als 20,000 Meilen entfernt, ist doch denselben menschlichen Ge- fühlen unterworfen; es giebt in der That keinen Menschen, der nicht zwischen Leben und Tod, zwischen dem Schädlichen und Nüßlichen un- terscheiden fann. Nun, unser himmlisches Reich betrachtet Alles inner- halb der vier Meere, als zu seiner Familie gehörig, und unser großer Kaiser, mit einer Güte gränzenlos, wie die des Himmels selbst, über- \chattet alle Dinge, so daß selbst die entlegensten und unfruchtbarften Gegenden in den Bereich seines lebeuspeudeuden und nährenden Einflusses fallen. Seit der Zeit, wv die Beschränkung im Hafen von Canton aufgehoben und Handels - Verkehr zwischen uns und auderen Ländern gestattet wurde, bis jeut, haben das gemeine Volk unseres Reichs der Mitte einerseits und die in fremden Schiffen Anfommenden andererseits gegenseitig Vergnügen und Nuyen aus einem solchen Verkehr gezogen, eine große Reibë von Jahren hindurch. Und in Bezug auf unseren Nhabarber, unseren Thee ,„ unsere Seide und anvere Artifel, insgesammt die werthvollsten Erzeugnisse des BMeichs der Mitte, ohne welche ihr uicht leben könutet, hal unsere Regierung, alle Menschen mit gleichem Wohlwollen betrachtend, sie ohne die geringste Beschränkung oder Neid an Euch zur Ausfuhr über See zu verkaufen erlaubt, indem unsere einzige Absicht war, Cure Her- zen durch die äußerste Güte zu besiegen, solchergestalt uns jene wohl thätigen Prinzipien aneignend, durch welche Himmel und Erde die ganze Natur öecherrschen. Allein mit Leidwesen müssen wir sagen, daß es eine Klasse nichtsuußiger Fremden giebt, welche das Opium anbauen unnd zubereiten, es hierher führen und heimlicherweise verkaufen und damit unser thörichtes gemeines Volf täuschen, um es seines Lebens zu berauben und sein Vermögen in Befiß zu nehuen. Früher waren deren, welche das Gift rauchten, nur Wenige: ueuerer Zeit aber hai fich, durch das böse Beispiel, diese Pest verbreitet, und Tag für Tag schwillt der Giftstrom tiefer und gewaltiger an. Jun unserem himmlischen Neiche ist des Volkes viel und vermehrt sich beständig; in so fern dies dumme und bethörte Klassen betrifft, die um des Vergnügens einer Opiumpfeife willen ihr Lebeu opfern, so sind es eben so viele re- bellische Unterthanen: sie bringen Verderben über sich selbsi, was be- darf es der geringsten Zärtlichkeit und des Mitleidens für sie? Aber in dem ganzen Reich der großen reinen Dynastie ist es uus nun Ob- liegenheit, die Sitten des Zeitalters zu verbessern, auf daß wir der Ménschen Herzen umwandeln; wie können wir also einwilligen, ruhig dazustehen und selbst das Lebensbluï des Mittelreichs von dem tódtli- chen Gift verderbt zu sehen? Darum ergreifen wir gleicherweise den Verkäufer und den Rancher yon Opium, und strafen sein Verbrechen mit der äußersten Strenge des Gesezes, um auf ewig die Vererbung dieses Fluches auf die. fommenden Geschlechter abzuschneiden. Ob wir nun gleich wissen, daß sich in mehreren Theilen, welche Eurem ehren- werthen Lande zinspflichtig sind, eue Anzahl verschlagener und nichts- nügiger Menschen befinden , die heimlicherweise Opium produziren, so fönnen wir doch feinen Augenblick glauben, daß Jhr selbst und die Souverainin Eures ehrenwerthen Landes sie hierzu veraulasset. Wir haben ferner gehört, daß Jhr Euren eigenen Unterthanen das Rauchen desselben nicht gestattet ; wer das Geseß verlegt, wird streng Lee Dies beweist, daß Jhr die Schädlichkeit desselben für das menschliche Leben ken-

1455

net, und es darum 9 stréng verbietet. Wenn Xhr: aber das Ranchen verbietet, warum verbietet ihr uiht auch das aufen und zugleich auch das Produziren des Opiums? Dies wäre in der That der wahre Weg, die Quelle des Uebels abzugraben. Und wenn Fhr es selbsi nicht rauchet und doch es bereitet und verfauft, um das thörihte und un- wissende Volk unseres Landes zum Rauchen zu verführen, dann wünscht Jhr damit Euer eigenes Leben zu fichern- und stürzet Andere in die Grube des Todes. Dies heißt, Euren eigenen Vortheil suchen, wäh- rend Jch Euren Nachbar zu verderben trachtet. Ein solches Betragen erregt den Unwillen der Menschheit, während die Vernunft des hohen Himmels es gewiß nie zugeben wird. Welche Schwierigkeit sollte die große Macht unseres Kaisers finden, die fremden Opium-Verkäufer mit dem Tode gu bestrafen? Doch emporblickend zu der unbegränzten Güte unseres hei igen Kaisers und ihn zu unserem Vorbild nehmend, erach- ten wir es für recht und geeignet, Euch zuvor zu warnen, denn wenn wir Eu) dieses Schreiben nicht übersendeten, sondern diese strengen Verbote plöulich erließen, so háttet Jhr die Entschuldigung, mit den Thatsachen nicht bekannt gewesen zu sevn. Wir machen daher dieses Uebereinkommen mit Euch: da wir unserem Volke den Gebrauch des Opiums untersagen, so fordert die Gerechtigkeit von Euch, daß Jbr Euren Unterthanen die Bereitung desselben verbietet. Dasjenige betreffend, welches schon bereitet ist, werdet Jbr Nachsuchungen austellen und es in den Grund des Meeres werfen lassen, damit es in dem Raume ¡wischen Himziel und Erde fürder keineu Plaß mehr finde. So wird das gemeine Volf unseres Mittelreiches seiner Uebel überhoben seyn. Verdietet Jbr andererseits die Bereitung, so wird Euch Euer Volk vor Schaden bewahrt. Durch géèuaues Einhalten die- ser Bahn werdet Jhr die dimmlische Vernunft fkiar verstehen, und der Himmel wird Euch mit keinem seiner Gerichte beimsuchen. FJhr werdet in harmonischem Eiuklange steben mit den Gefühlen dec Menschheit, und unser heiliger Kaiser wird es erfahreu und billigen. Das in un- serem Mittelreich vorhandene Opium is mit Besch!ag beiegt, mit Del

vermischt und zersiört worden; sollte später noch eiu Schiff heimlicher |

Weise Opium einbringen, so wird es auf dieselbe Weise zerstört wer- den : dabei fênnen wfr in Bezug auf die andere Ladung an Bord nicht verbürgen, daß der Edelstein nicht mit dem gemeinen Steiu verwech- selt werde. Jhr, die Jbr Auderen zu schaden versucht, werdet zuvör- derst selbst Schaden erlitten haben. Wir vom himmlischen Reich has ben, die zebutausend Königreiche der Erde uns uuterwerfend, einen (Grad göttlicher Majestät, deu Jhr nicht ergründen köunt. Saget nicht, daß wir Euch nicht vorher gewarnt haben! Möge die Königin des be- sagten ehrenwerthen Landes nah Empfang dieses Schreibens alsbald Maßregeln ergreifen, um die Ausfuhr von Opium aus threu verschie- denen Seehäfen zu verbindern, und uns darüber Antwort ertheilen. Lüget nicht und beschöniget nicht Eure Fehler. Wix steben erwartungs- voll auf der Fußspiye und harren Eurer Antwort. FXaukwaug, im 2ten Mond des 19teu Jahres. Dieser Brief ift erlassen, auf daß die Köni- gin von England 1hu kenne und danach handle.“

Der Handel ist noch immer unterbrochen, ohne daß eine Aussicht auf Wiederanknüpfung desselben vorhanden wäre. Zwi- schen einer Chinesischen Kriegs - Dschunke und einer Opium- Schmuggelbrigg hat ein Scharmüßel stattgefunden. Die leßtere lag an der Außenseite des Hafens während einer Windstille vor Anker, als eine Dschunke und mehreee schwerbewafssnete Bôte auf sie losfuhren. Die Dschunke und die Bôte feuerten, und auch die Brigg eröffnete darauf eine tüchtige Kanonade mit Kartätschen. Eines ihrer Geschüße zerplaßte und tddtere zwei Leute von ihrer Mannschaft; weiter litt sie keinen Verlust; auf Seiten der Chinesen aber soll viel Blut geflossen seyn, man spricht von 50 Todten.

A N E

Königsberg, 16. Dez. Handel und Schiff- fahrt. Für die Holzfldßerei ist das Jahr 1839, namentlich der Herbst, sehr vortheilhaft gewesen, und es ist kein einziges Floß zwischen Ruß und Memel aufdem Haff zerschlagen worden, was sonst so häufig vorzukommen“ pflegt und woraus so bedeu- tende Verluste für die Cigenthümer der Fldße in Memel entste- hen. Das für den Memeler Hafen angeschaffte Dampfbugsir- Boot „Hekla‘“ ist zum großen Vortheile der Schifffahrt noch in diesem Herbste dajelbst angekommen. Seit géraumer Zeit ist

nämlich der Wind den ankommenden Schiffen immer entgegen

mit ausgehendem Strom; mehrere Schiffe waxen auf der langen Reise von Victualien dergestalt entblößt, daß sie weder Mund- vorrath noch súßes Wasser mehr hatten und manche Tage schon Seewasser gebrauchen mußten ; diesen besonders war das Erschei- nen des Dampfboots ein wahres Glück, als ein Befreier aus der Noth. Da die Jnhaber von Actien nur ?/z, der Bugsir-Abgabe zu entrichten haben, so sind, bei der nunmehr bewährten Tüch- tigkeit des Boots, die Actien sehr gesucht und stehen in hohem Preise. : An Flachs ist in Memel wenig eingegangen, und der größte Theil der daselbst lagernden Polnischen Vorräthe ist verkauft. Die Flachs-Preise sind gedrückt, und eine Steigerung der Preise deshalb nicht zu gewärtigen, weil die Frage nach Leinen-Waaren nicht bedeutend ist. Mehrere Getraide - Arten finden nach Eng- land sehr guten Absab ; jedoch haben, wegen Mangel an Schif- fen, keine bedeurende Geschäfre in diesem Artikel gemacht werden éónnen. Bei dem großen Begehr nach Schiffen waren die Frach- ten hoch; ungeachtet dessen wollen sich nur wenige Rheder ent- schließen, ihre Schiffe beim Eintritt des Winters ausgehen zu lassen. Das Rhederei - Geschäft ist fortwährend so gewinnbrin- gend, daß es die Kapitalien vorzugsweise anzieht. Die Werste in Memel sind noch immer mit neuen im Bau begriffenen Schiffen belegt, und die Schisffs-Baumeister kdnnen den Bestel- sungen kaum nachkommen. __ In Memel sind im Monat November eingegangen A7 Schisse mit Ballast und §Y beladen; ausgegangen 4 mit Holz, 10 mit Getraide und Oelsaat, ! mit Heringen und | mit Flachs; in Pillau sind 43 Schiffe eingegangen, worunter 23 mit Bal- last; ausgegangen sind daselbst 41 Schiffe, und zwar 29 mit Ge- traide, 9 mit diversen Produkten und 3 mit Ballast.

Stettin, 20. Dez. Am löten d. M. wurde das neue städtische Krankenhaus seiner Bestimmung übergeben. Dasselbe ist mit cinem Kosten - Aufwande von circa 60,000 Rthlr. erbaut und so ausgestattet, daß es den Bedingungen ciner guten Heil- Anstalt vollkommen entspriéeht. /

_Gestern ereignete sich hier der, bei stark zugefrorenen Ge- wöässern , vielleicht noch nicht vorgekommene Fall, daß ein Schiff vom Stapel gelassen wurde. Es war ein Theil des Stromes zu dem Zweck aufgeeist worden, während ein anderer durch die Ge- walt der Fahrt des Schiffes, das vorn quer mit Planken bena- gelt worden war, aufgerissen wurde. Es ging auf diese Weise Alles glücklich von statten. E __— Düsseldorf, 16. Dez. Schifffahrt. Der Kohlen-Absaß auf den Land-Debits-Zechen hat in Folge des wach- senden Begehrs und bei dem durch den Schleusenbau gehemmten Sch ifffahrts-Verkehr auf der Ruhr fortwährend zugenommen, da aber auf diesem Wege der Nachfrage nicht genügt werden konnte, so gingen die Preise schnell in die Hdhe, und es würde doppelt große Noth entstanden seyn, wenn Frost und Kälte eingetreten wäre. Die Konsumenten haben aber nicht allein gelitten, sondern auch die Gewerke und mehr noch die Arbeiter im Ruhrthale. Der Werth der an der Ruhr in einer Länge von etwa 5 Meilen lagernden Kohlen - Vorräthe berechnet sich auf 600,000 Rthlr. ;

eben so viel kann man rechnen für Arbeitsldhne und Transport- Koften dieser + #0 daß mithin ein Kapital von mehr als 1 Miklion Thaler völlig geruhet hat. Um \#o größere Freude hat es allgemein erregt, daß endlich am 27sten v. M. die Schifffahrt auf der Ruhr wieder beginnen konnte. Seitdem ist der Fluß von Kohlenschiffen bedeckt und es bleibt nur zu wünschen, daß die Fahrt noch ret lange offen bleiben und der Frost nicht hem- mend dazwischen kommen möge. Die bifatet auf dem Rhein wurde ungeachtet des niedrigen Wasserstandes während des vorigen Monats mit großer Lebhaftigkeit betrieben, um vor Ein- tritt des Winters die bestellten Waaren so weit als nur immer thunlich herbeizuschaffen. Nur die Dampfschifffahrt is cheiuls durh das niedrige Fahrwasser und ets durch die der gegen: wärtigen Jahreszeit eigenthümlichen Nebel gestört worden.

din, 19. Dez. Zur Förderung der Rheinischen Eisenbahn wurden, nah dem Berichte der Direction, im Laufe des Monats November (vergl. Sts. -Ztg. Nr. 324.) 25,26% Schachtruthen Erde bewegt, 332 laufende Ruthen Planum fe.- tig gestellt und 3 Brücken und Brükthore' beendigt; 7113", laufende Ruthen Planum blieben noch auszuführen. Auf der fertigen Strecke der Bahn zwischen Köln und Müngersdorf fuß- ren in dem Zeitraum von 1. bis 30. November in 10 halben Fahrtagen 1547 Personéèn. __ Koblenz, 17. Dez. Die Mosel ist in der verflossenen Nacht sehr stark angeschwollen und treibt sehr trübe. Der Rhein ist seit gestern Abend 3'/, Fuß gewachsen.

Trier, 15. Dez. (Rh. u. M. Z.) So eben, 2 Uhr Nach- mittags, is nach glücklicher Fahrt das Mever Dampfschiff hier eingetroffen. Man kann sich denken, mit welchem Jubel dieser erste Bote des neuen Lebens in dem Verkehr auf der Mosel, dem wir jeßt mit dem-vollsten-Vertrauen für die nächste Zukunft -ent- gegensehen, hier begrüßt worden ist. Die Moschine des Bootes, das die Dampfschifffahrt auf der Mosel se glücklic erdsfnet hat, beträgt uur 35 Pferdekraft , und mit dieser geringen Kraft hat es die Strecke von Meh bis Trier in sieben Stunden Zeit zu- rückgelegt, ss daß nunmehr eine regelmäßige Fahrt erdfffnet werder und die Ankunft von Mes täglich um 12 Uhr hier stattfinden kann. Morgen gegen Mittag wird eine Probefahrt nach Raunen veranstaltet. j

Dauer der Eisenbahn-Fahrten am 21. Dezember: A 90a ny Zeitdauer Abgang | Zeitdauer E Sin, St. | M. Po t 6d a m. St. | M.

Um 7 Uhr Morgeis.… | 46 Um §85 Uhr Morgens. | 1 | 21 | |

"10 » E A 40 »: 2 » Mittags. { 39 n Nachmitt... | 2090|» Nit - 6 Abends... | | 536 f} » ‘74 » Abends... | 55 - 10 » .. E 58 7 » 10 » A de | ee

Das auf den Schienen sich bildende Glatteis war Ursache der lan- gen Dauer der Fahrt um 8!/, Uhr Morgens von Pvtsdam nach Ber- lin, wodurch der Zug von Berlin nach Poisdam unm 160 Uhr erst 12 Mi- nuten später abgehen fonute. Um ähnlichen Aufenthalt zu verueiden wurden die übrigen Züge durch zwei Maschinen geführt.

Meteorologishe Beobachtungen.

1839. Meorgens Nachmittags Abends J} Nach einmaliger 21. Dezember. 6 Uhr. 2 Uhr. 16 Uhr.

Beobachtung (335,52 Par. | 335,41“ Par, 334 36‘ Par, Quellwärme 6,09% R. —-. 5209.R.|— 059 R. |4- 1,29. Rilälißwärmée. 009 R. Thaupunkt —. -60;19 R.\— 1,19 R. 44ck 0,89 R.\Bodénwärme 1,29 N. Dunstsättigung T9 pEt, 86 pCt. 89 pEr. FAusdünftung 0,619‘ Rh. Wetter „.......-.. trübe. trübe. regnig. Niederschlag 0,086“ RE. S. SS2W. S W. Wärmewesel -+- 1,2 9 Welfenzug SSW. De Tagesmittel: 335,10“ Par... 2,59R... 8I pCt. SSW

A u d

Luftdruck Luftwärme

Ee Amsterdam, 18. Dezember,

Niederl. wirkl. Schuld. 51!/,;. 5%, do. 98! /,. Kanz-Bili 237/,. 59/6 Span. 227/16. Passive 6g. Ausg. Sch. —. Zins 7 Preuss Prüm.-Sch. —. Poln. —. Uedterr. Met.

Antwerpen, 17, Dezember.

Zins). 63/, G. Neue Anl. 22/2. 7/16

Hamburg, 20. Dezember, Bank - Actien 1650. Engl. Russ. 106!/,. Paris, 17. Dezember.

59/, Rente fin eour. 112. 5. 39/4 tin cour, 80. 45, 5%, Neapl

au compt. 101, 50. 3%/, Span. Rente 25'/z. Passive ü. 3v/, Port. 23! Wien, 17. Dezember.

5 Met 10 M O O: S ck

1%, Bank-Actien 657 Anl. de 1834 143?/,. de 1839 B KönigliGe S BAUfpl Tr

Montag, 23. Dez. Jin Schauspielhause: Die buchstäb- liche Auslegung der Gesebe, Lustspiel in 1 Akt, von Brdmel Hierauf: -Vor hundert Jahren, Sittengemälde in 4 Abth., von E. Raupach.

Dienstag, 24. Dez. Kein Schauspiel.

Mittwoch , 2ò. Dez. Jm Opernhause: Armide, große he roische Oper in ò Abch., Musik von Gluck. Ballecs von Hogue:

Preise der Pläße: Ein Plas in den Logen des ersten Ran ges 1 Rthlr. 10 Sgr. 2c. )

Im. Schauspielhause: Raphael, Lustspiel in 1 Aft, von Ca stelli. Hierauf, zum erstenmale: Schwärmerei nach der Mode, Schauspiel in 4 Abth., von C. Blum.

Königsstädtisches Theater.

Montag, 23. Dez. Norma. Oper in 2 Akten, nach dem Jtaliänischen , von Seyfcied. Musik von Bellini. (Herr Abier vom Stadttheater zu Köln: Sever, als Gast.

Dienstag, 24. e Kein Schauspiel.

Mittwoch, 25. Dez. Lucretia Borgia. Oper in 3 Akten, nach dem Jtaliänischen des Romani, überseßt von Cläpius. Mu- sik von Donizetti.

4

Un die Lefer.

Die vierceljährlihe Pränumeration det Straats-Zeicung beträge 2 Rehlr. Preuß. Cour. für das Jnland. Bestellungen für Berlin werden in der Expedition selbst (Friedrichs «Straße Nr. 72) gemacht und jeder Pränumerant erhält Blarc durch die Stadtpost, schon den Abend

angegebenen Datum, frei ins Haus gesandt. Auswärtige, des Jn- oder Auslandes, ir ihre Bestellungen rechtzeitig bei den resp. P: Aemtern; wer dies versäumt, kann nicht mit Gew heit die Nummern erwarten,“ die vor der hier einge- gangenen Anmeldung erschienen sind. |

A U It L.

Verantwortlicher Nedacteur Arnold. r S Gedruft bei A. 2W. Hayn