1906 / 60 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Mar 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Deutscher Reichstag. 60. Sißung vom 8. März 1906, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Tagesordnung: Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesehes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts- etats für das Rehnungsjahr 1906. (Spezialetats: Reichspost- und Telegraphenverwaltung, Reichsdruckerei, Reichs- eisenbahnen, Reichseisenbahnamt, AUgemeiner Pensiondsfonds, Reichsinvalidenfonds und Reichsschaßamt), ferner zweite Be- ratung des Entwurfs eines Geseßes, betreffend die Ent- lastung des Reichsinvalidenfonds, und erste event. weite Beratung des Entwurfs eines fünften Nachtrags zum

eichshaushaltsetat (188 700 Zugang zum Allerhöchsten Dispositionsfonds).

Zu dem ersten Punkt der Tagesordnung, dem Etat der Reichspost- und Telegraphenverwaltung, sind von den Abgg. Kopsh und Müller-Sagan 4 Resolutionen eingebraht worden, deren Wortlaut in der vorgestrigen Nummer des Blattes mit- geteilt worden ift.

Als erster Redner ergreift das Wort der

_Abg. H u g(Zentr.): Die Tätigkeit der Reihspostverwaltung, dieses Riesenapparates, verdient alle Anerkennung, und wir zollen sie ihr mit Mien „Natürlich bleibt immer noch ein kleiner Rest uner-

üllter Wünsche zurück, sowohl was die Verkehrsrücksichten als au was den Beamtenkörper angeht. So hat die Handelskammer meines Wakhlkreises Konstanz hinsichtlich der Paketbeförderung Wünsche seäuper die ih dem Wohlwollen des Staatssekretärs empfehle. In ezug auf die definitive Anstellung ter- Beamten bestehen noch mehr- fah Ungleichheiten; manche gelangen erst nah aht-, andere nah zehn-, noch andere erst nach fünfzehnjähriger Tätigkeit zur endgültigen An- stellung. Hier wäre ebenfalls eine größere Gleihmäßigkeit erwünscht, die die hroffsten Härten beseitigt. Auch das Dienstalters\tufensystem hat eine Anzahl Postdirektoren und Postinspektoren benachteiligt ; aud hier muß Abhilfe geshaffen werden. Die Bahnpostschaffner scheinen überbürdet und für ihre Leistungen, namentli für den Nacht- dienst, niht genügend entshädigt zu sein. Der Redner bringt noch eine Reihe ähnliher Wünsche bezüglih der unteren Beamten- kategorien vor. : Abg. Eickhoff (fr. Volksp.) : Der Kollege Kopsch hat der Ver- waltung eine Anzahl von Vorschlägen unterbreitet, die fh inzwischen zu Resolutionen verdihtet haben, die ich dem Hause zur Annahme dringend empfehle. An die einzelnen Abgeordneten sind niemals aus dem Kreise der Postverwaltung so viele Zuschriften gelangt, wie in diesem Jahre ; diese Zuschriften und Beschwerden \prehen zum Teile von einer direkten Notlage der Beamten. Es ist anzuerkennen, daß der Etat viele Besserungen enthält, so die Erhöhung des Wohnungs- geldzushufses für die Unterbeamten, diese können aber keineswegs alle Klagen verstummen machen. Die Besoldungéverbesserung muß und wird in absehbarer Zeit kommen. Vor allem müssen die berehtigten Wünsche der Postinspektoren und der Oberpostpraktikanten erfüllt werden. Die Beförderungsverhältnisse der höheren Postbeamten haben Ah gegen die Zeit der ahtziger Jahre niht unerheblih vershlehtert. Das Dienstalters\tufensystem hat {on seit mehr als einem Jahrzehnt empfindlihe Schädigungen der jüngeren Beamtenschaft herbeigeführt. Man kann es dieser Beamtenkategorie nicht verargen, wenn sie immer wieder auf eine Verbesserung hinwirkt. Wir werden deshalb auch für die ege Resolutionen stimmen, die sh auf die Beseitigung von Dae ür die mittleren Beamten beziehen. Außerordentliche Ver-

[tnisse erheishen auch außerordentlihe Maßnahmen, wie es bezüg- lih der Oberförster in Preußen ja esehen ist... Ist der Staats- sekretär geneigt, in jedem Postbezirk eine Postinspektorens{telle in eine Postdirektorenstelle zu verwandeln? Man beklagt sh in Pposta- lischen Kreisen über den mangelhaften Zusammenhang zwischen Be- zirken und Verwaltungen. Man wünscht, daß jeder höhere Beamte die Bedürfnisse des Betriebes kennen lernt. Es gibt Inspektoren,

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die gar nicht den Betrieb, die neuesten Erfindungen in der ernsprechweise nicht praktish kennen lernen. ie Jn- eee sollten ersst Postdirektoren werden, ehe . sie in

die Inspektion eintreten, und dem Direktor sollte nickt das weitere Avancement beschränkt werden. Man „sollte den bestehenden Dualismus beseitigen und zur Aufsicht Beamte heranziehen, die den Betrieb praktis kennen gelernt haben. Mit der Inspektion sollte man Postleiter beauftragen, die den Dienst genau kennen. Was die mitileren Beamten betrifft, so würde es sich empfehlen, die Besoldungs- reform so durchzuführen, daß eine einheitlihe Gehaltssfkala für alle mittleren Beamten eingeführt wird. Die Assistenten müßten ein Examen für die Obersekunda ablegen. Die Unterbeamten sollten darüber E werden, e Dienstvorschriften über die ehobenen tellen bestehen. ie es heißt, sollen die Geldbriefträger niht in ‘die gehobenen Stellen gelangen. Bei den verschiedenen Aemtern herrscht eine vershiedene Praxis über die Zuziehung der Unterbeamten zu niederen Diensten. Es wird berichtet, daß die Unterbeamten in Berlin nah einer Ver- fügung nur noch 63 Stunden wöchentlichen Dienst verrichten gegen 68 Stunden in der Vergangenheit. Tatsächlih tun diese Beamten eyt nur noch im Durchschnitt 60 Stunden Dienst. Jh möchte wissen, ob jene Verfügung streng durchgeführt wird. Ist es richtig, daß die Gratifikationen allgemein abge\haft sind? Das würde bei der jeßigen Teuerung sehr auffallend sein. ie Stellungszulage sollte möglichst gerecht verteilt werden, und zwar tunlichst nah dem Dienst- alter, oder für die älteren Beamten pensionsfähig gemacht werden, Daß die Unterbeamten eine Wohnungsgeldzushußerhöhung um 50 %/ erhalten sollen, ist zu begrüßen. Der Zuschuß steht für die mittleren und höheren Beamten in keinem Verhältnis zu ihrem Aufwande. Ich möchte den Staatssekretär dringend bitten, auch dieser Frage seine volle Aufmerksamkeit zu \{henken. Beim Schahsekretär wird der Staatssekretär kaum auf Widerspruch stoßen, zumal der Postetat wieder ein glänzendes Ergebnis aufzuweisen hat. Eine Herabseßung der Portosäß?z für Drucksachen, Warenproben und Postkarten ist möglich, ohne die Einnahmen zu vermindern. Vielleiht wird auf dem nächsten Welipostkongreß eine allgemeine Ermäßigung der inter- nationalen Portosäße vorgeschlagen. Den ‘Rifolutionen der Budget- kommission werden wir mit einer einzigen Ausnahme zustimmen, die ih im Interesse der ländlihen Bevölkerung für eine weitgehende Er- Teihterung der Telephoneinrihtung und Telegraphenbenußung in den kleinen Ortschaften, eventuell unter gerechterer Repartition der Kosten zwischen Stadt und Land empfiehlt. Dabei kommt der agrarische Pferdefuß do zu deutli zum Vorschein.

Abg. von Gersdorff (dkons.): Auch wir bedauern, daß die Ne- terung \fih durch die ablehnende Haltung des Reichêtags hat abhalten asen, die Ostmarkenulage fürdie Postbeamten vorzuschlagen. Steter Tropsen höhlt den Stein, und die Ostmarkenzulage würde nur eine gerechte und billige Ausgleihung zwischen den Beamten des Reichs und Preußens herbeiführen. Je länger der biéh:rige Zustand ankbält, um fo tiefer wird die Mißstimmung in den betreffenden Kreisen sein. Der Abg. von Chlapowski behauptete neulich, die Postverwaltung \cikaniere und drangsaliere die Polen in Posen. Er spra von der Versezung der polnischen Beamten nah deutschen Gegenden. Diese Beamten müßten do wissen, daß fie verseßt werden tönnen. Sie haben doch niht das Recht erworben, bloß in den Gegenden zu bleiben, - wo volnish gesprohen wird. Es ist auch gut für die Beamten, wenn fie ch den Wind auch wo anders um tie Nase weben lassen. Was adet es denn, wenn ein Beamter nach Leipzig kommt ? Die Anträge auf Aenderung der Ortsnamen gehen doch nit von der Postverwaltung aus, sondern von tem betreffenden Orte seltst. J verspreche mir freilih von einer derartigen Aenderung für das Deutschtum verdammt tr Ref ld: L EDYNS ne Pen ch AuR cene Mud

ngebürgert haben, so sollte man sie ru e- stehen lassen. In ‘bezug E die Vebersetzungsftellen e ih

au, daß sie eingerihtet worden sind. i werden. Vielleicht ist die Zeit O (50% O Nediafon 4 i

„Ih muß “gegen

eTelegraphenveiwaltung vollständig loyal verfahre.

es unrichtig, daß die Postverwaltung die Polen systematisch scikaniert und drangsaliert. Abg. Schwei ckhardt (d. Volksp.): Wenn die Soldaten jährlich 2 Millionen an Porto ausgeben, so geht daraus hervor, daß ein leb- haftes Bedürfnis für die Erleichterung des Postyerkehrs mit ihren Angehörigen vorhanden ist. Die Verwaltung hat wohl weniger Be- denken wegen eines etwaigen Mißbrauchs der Portofreiheit, sondern wegen ‘eines Einnahmeausfalls. Wir haben die Portofreiheit für Briefe niht beantragt, weil nach den Erklärungen des Staats- sekretärs auf eine Erfüllung dieses Wunsches nicht zu rechnen ist. Die Resolution Gamp-Paßig beschränkt sih auf Portofreiheit für die Selat j Hoffentlich stimmt die Postverwaltung wenigstens dieser esolution zu. s Abg. Duffner (Zentr.): Jn dem Abkommen von 1871 wurde Baden zugestanden, daß die Badener bei Beseßung der höheren Post- stellen vorzugsweise berüdtfihtigt werden follen, In Baden sind von 10 Postinspektorstellen aber 7 mit Nicht - Badensern beseßt. Im außerbadishen Neichspostgebiet ist auh die Vermehrung der Postämter I. Klasse viel rascher vor sih gegangen als in Baden selbst. Alles dies läuft den Verträgen von 1871 zuwider. Auch hinsichtlich der Anciennität sollten jene Verträge doch so ausgelegt werden, daß die badishen Beamten innerhalb Badens xrangieren, während man sie jeßt tatsählih innerhalb des ganzen Reichspostgebietes rangieren läßt. Auch die Laufbahn der badischen Postdirektoren pflegt von derjenigen der sonstigen Postdirektoren {ih - insoweit zu unterscheiden, als ihr Avancement ungünstiger ist. Die mittleren Beamten, die von der Landesregierung angestellt werden, haben Klage darüber erhoben, daß gewissen Kategorien dieser Klassen bei borzeitiger Pensionierung eine Anzahl Dienstjahre nicht an- gerechnet werden. Die Resolution Paßig verlangt zuerst Anrehnung der Militärdienstzeit derart, daß gleicher Gesamtdienstzeit gleiche Besoldung gegenWersteht, wir meinen, dieser Punkt wird besser beim Militärpensionsgeseß geregelt. Das zweite Verlangen dieser Resolution, das Wohnungsgeld der unteren und mittleren Beamten der vollen Vergütung der Miete möglichst nahe-zu bringen, zieht keine erkenn- baren Grenzen zwischen beiden; aber eine Besserung der bestehenden Zustände bleibt auh nach der Erhöhung der Zuschüsse um 50 9% für die Unterbeamten dringend erforderli. Den Postillonen ist noch immer keine genügende Ruhezeit gewährleistet; diese Beamtenklasse möchte ih dem Wohlwollen des Staatssekretärs ganz besonders empfehlen. Was die Materialbeshaffung durch die Post betrifft, so sollte diese tunlihst von badischen Staatsangehörigen bezogen werden. Das besagen die Verträge, tatsächlich aber wird diese Stipulation durchaus niht inne- gehalten. Briefkästen, Schreibmaschinen, Fahrräder usw. usw. werden aus Frankfurt, aus Hessen, aus Schmiedeberg, aus Neiße, aus Berlin und Schöneberg, nur niht aus Baden bezogen. - Dadurh wird das badische Kleinhandwerk und Gewerbe ges{chädigt. Wir haben in Baden eine hochentwickelte Industrie, unsere élektrischen Apparate können ih durFaus sehen lassen, aber unsere heimische Industrie wird bei Ver- Peces dieser Arbeiten nicht berücksihtigt. Cs sollte doch eine kleine

-Preisdifferenz niht zu Lasten des badischen Industriellen oder

abrikanten den Ausschlag geben, wenn er auch ein paar Pfennige teurer ist als der norddeutshe Konkurrent. Es ist beschämend, wenn die badische Bevölkerung sehen muß, daß die Aufträge für das badische Land über die Grenze weggegeben werden. Das ift kein Partikularismus; man wird uns - das Recht zugestehen müssen, diese Tatsachen hier zur Kenntnis der Oeffentlichkeit zu bringen.

Staatssekretär des Reichspostamts Kraeike:

Meine Herren! Der Herr Vorredner hat nah zwei Richtungen der Reichspostyerwaltung Vorwürfe gemacht, als ob sie die Inter- essen des badischen Landes niht in der gehörigen Weise wahre. diesen Vorwurf Einspruch erheben. „Was zunächst die Personalverhältnisse anbetrifft, so ist bei der Auswahl des oberen Personals niemals die Landsmannschaft, sondern die Quali- fikation entscheidend gewesen. Wenn der Herr“ Vorredner auf die Vergangenheit zurückgeht, dann wird er wahrnehmen, daß lange Zeit nicht nur beide Oberpostdirektionen in Baden, sondern auch noch eine dritie Oberpostdirektions\telle auf preußishem Gebiet, nämlich in Koblenz, von Badenern, leßtere von dem ODberpostdirektor Sqwerd, beseßt waren. -Wenn gegenwärtig weniger hohe Beamte aus Baden zur Verfügung stehen, so ist das nicht zu verwundern, sondern lediglih eine Folge der Ver- hältnisse; denn die Herren wollen nit vergessen, daß in den ersten Fahren nah der Uebernahme der badishen Postverwaltung sehr wenige Beamte aus dieser das zweite Examen abgelegt haben. Nah den Notizen, die mir vorliegen, hat im Jahre 1882 der erste Badener, der jeßige Oberpostdirektor in Konstanz die Prüfung abgelegt und im Jahre 1884 der zweite Bädener, das ist der Geheimrat Oster, der dem Reichspostamt angehört. Also das wollen die Herren immer gütigst in Betracht ziehen. Es wäre ja sehr traurig, meine Herren, wenn wir uns darum kümmerten, welhem Teile des Deutschen Reichs und welcher Religion der betreffende Beamte angehört. Glauben Sie denn, das würde mögli sein, ohne daß wir von allen Seiten angeklagt würden? Nein, einen so engherzigen Standpunkt nehmen wir nicht ein.

Dann ist angeführt worden, in Baden würden weniger Verkehrs ämter I. Klasse eingerichtet, als im übrigen Reichspost- und Telegraphengebiet, und es sind da au Zahlen genannt worden. Ih muß au nach dieser Nichtung hin sagen, daß mit voller Gerechtigkeit vorgegangen wird, und daß die Schaffung von Post- und Telegraphen- ämtern nur nach dem Bedürfnis erfolgt. Es ist aber hier zu berüdsihtigen, ob in einem Lande ‘viele große Städte find, in denen starkes Verkehréleben pulsiert, oder ob, wie im badishen Lande, - viele Pläße sind, die einen mittleren Umfang haben. Im badischen Lande sind deshalb verhältnismäßig mehr Postämter IL. und II1. Klasse als ‘in anderen Teilen des Deutschen Reichs. Die Vermehrung der Post- und Telegraphenämter I. Klasse hat in Baden 49 %/ nicht 10,5% betragen und im übrigen Reichspost- und Telegraphengebiet 42,9. Also wegen dieses geringfügen Unterschiedes können Sie uns doch unmögli Vorwütfe machen. Ich möchte wirklich bitten, daß die Herren den Eindruck mit nah Hause nehmen, daß wir streng nach der Gerechtigkeit verfahren, ledigli geleitet von der notwendigen Rük- sicht auf das wirklihe Verkehrs- und Dienstbedürfnis.

Die beste Unterstüßung finden wir darin, daß, wie der Herr Vorredner ja auh angeführt hat, der Vertreter der Großherzoglich badischen Regierung, Herr Minister von Marschall, im badischen Land- tage auf gleichartige Angriffe erklärt hat, daß die Reichspost- und Nun, meine Herren, . wenn der Herr Vertreter von Baden das sagt, wie können Sie uns dann hier angreifen und uns vorwerfen, wir verführen lediglich nah Gutdünken! Das ist do nicht der Fall!

Dann katte der Kerr Vorredner angeführt, wir erfüllten die Konvention insofern nit, als wir die in Baden erforderlichen Materialien und Gegenstände zum großen Teile von außerhalb bke- zôgen. Nun ist es ja ganz fselbstverständlih, daß wir bei unserem aroßen Betrieb Wert darauf legen und legen müssen, gewisse Gegen- stände einheitlich zu haben. Das trifft z. B. zu bei den Briéfkasten und bei den Buiefbeuteln zur Verpackung von

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Postsendungen. Diese Beutel werden im Riesengebirge Ale gefertigt, und jeder Postbeamte sicht gleich an der Form und an der Fabrikmarke, ob das ein richtiger Postbeutel und kein untergeshobener i. Die Briefkasten werden : und Neusalz nach bestimmten Mustern bezogen. Im übrigen legt die Reichspostverwaltung stets Wert darauf, alles tunlihst im Orte ¿U beziehen, und ih persönli stehe auf dem Standpunkt, daß es immer das beste Verhältnis gibt, wenn au die Beamten an dem Orte, an dem sie leben, ihre Bedürfnisse beziehen. Diesen Grundsay befolgen wir auch bei ‘allen unseren Bauten und bei dem Bezug der Ma- terialien. Nach einem mir vorliegenden Berichte der Oberpostdirektion 11 Karlsruhe i an der Angabe über den großen Bedarf an Stifte

die wir aus Hemelingen bezogen haben sollen, nur wahr, daß das Telegraphenamt Karlsruhe mit 15 Kilogramm Seife auë Hemelingen einen Versu gemacht hat, um festzustellen, ob diese

Seife si besser eignet, bei den Telegraphenarbeitern Bleivergiftunge!t zu verhindern. Im übrigen ist für diese Zwecke allgemein die Ver- wendung von Seife angeordnet, die von einem Fabrikanten in Frel- burg im Breisgau geliefert wird. Gewöhnlihe Waschseife und Seife zum Sweuern wird am Orte selbst gekauft. Jch sehe nun wirkli nicht ein, wie Sie uns einen Vorwurf daraus machen können, da wir diese 15 Kilogramm Seife (große Heiterkeit) aus Hemelingen be- zogen haben, um zu sehen, ob diese Seife besser is und das Person besser vor Vergiftung .\{ügt.

Die Briefträgertashen und Rucksäcke für Landbriefträger werden ¿war aus Offenba und Berlin, also aus fremden Quellen bezogen die Lieferung erfolgt auf Grund allgemeinen Vertrages. Dägege! werden die aus leihtem Stoff hergestellten Ergänzungstaschen für Briefträger und die in einzelnen Aemtern eingeführten Handtashen für Briefträger sämtlich. in Bretten und Karlsruhe gekauft.

Nun aber möhte ih Ihnen einmal die andere Seite der daille vorführen. . Nach den Ausführungen des Herrn Vorredners sie es so aus, als ob wir Baden benachteiligten. Jch habe {hon ang führt, daß das nicht zutrifft, und der Herr Vorredner wird si a! überzeugen, daß seine Angaben nicht zutreffen.

Nun aber „Was der Herr Major mir \{chuldig ist !" badischen Bezirken werden aus Baden geliefert : ;

1) Telegraphen - und Fernsprechkabel von den Sabbeutl# Kabelwerken in Mannheim-Neckarau ; der Gesamtabsaßz beziffert? M im Jahre 1901 auf 137357 4, ist aber auf 460 470 « füt und auf 765 000 4 im laufenden Rechnungsjahre gestiegen.

2) Telegraphenstangen von Gernsbach (Murgtal) 53 218 A6, 1904 für 44912 M, 1905 für 44 982 M his

3) Morserollen von Weisenbachfabrik für jährli 34000 359000 / für

4) Kabelüberführungskasten von W. Axt in Mannheim 4860 M im Jahre 1905. ven

5) Fernsprehapparate für ein Selbstanschlußamt - von Deutschen Waffen» und- Munitionsfabriken in Karlsruhe für 104 594 A im Iahre 1905.

1908 sür

wald). 7) Stühle und Hocker von Weinheim. 8) Sicerheitsgurte von J. Pleher in Bretten. 9) Nähmaschinen von Junker und Ruh in Karlêruhe. 10) Tonröhren zum Bau von Kabelkanälen für 41 850 #4 int

Jahre 1904. S

Dann Wachsdraht von C. Schaherer in Mannheim, G kfonstruktionen von Andreas König in Mannheim und so fort.

J kann Ihnen das nicht alles anführen. Die Herren wet aber doc zu der Ueberzeugung kommen, daß diejenigen, die ihne! E betreffenden Mitteilungen gemacht haben, ein bißhen leichtsinnis ‘fr gegangen sind, daß sie nur den einen Punkt im Auge gehabt und si frisiert, um das andere ih aber niht gekümmert haben. eren

Ich möhte nun glei die Gelegenheit benußen, um den Ó f Abg. Hug, der au über die badischen Verhältnisse gelp!® des hat, mitzuteilen, daß seine Angaben, betreffend die Nüglichke Baues von Häusern für Unterbeamte, ganz zutreffend sind. un in dem Orte Singen, den er anführte, liegt ein Bedürfnis e be- es wird ihn wahrscheinlih freuen, zu hören, daß für dies Ja eines reits der Bau eines Vierfamilienhauses in Singen und solchen Hauses in Radolfszell beabsichtigt wird. Die Bauk" in diesem Jahre autgeführt. ; j

Ich möchte dann weiterhin anführen, daß er auch dart! id daß für das Fahrpersonal des Bahnpostamts 28 die gewöhn p be- gütung an Fahrt- und Ueberlagergebühren nicht ganz a! f hesseruns messen war, und daß im Laufe des Jahres 1905 eine De ische dadurch eingetreten ist, daß zu den normalmäßigen Gebühr"

im Jahresbetrage von 2400 4. bewilligt worden sind-

Wenn dann der Herr Abg. Hug aber anführt, baß E immer nachfolgen müßte, wenn ein Einzelstaat die Geht Personals ändert, so kann ih ihm da doch nicht recht geben ben die Badener ist in der glücklichen Lage, anzuführen, daß in n Beamten, welche niht Reichsbeamte sind, was den Woh zuschuß betrifft, etwas besser stehen. Ih habe mir bereits "nungs gestattet, anzuführen, daß man doch immer Gehalt und ¡eyt geldzushuß zusammenrehnen muß; denn wie die Verhältnisse 1 allein gestaltet haben, kann man. von tem Wohnungsgeldzuschub ; Perhäll“ sprechen. Da sind, was die Assistenten anbetrifft, e c selbt nisse in Baden“ nit günstiger als im Reich. f ilen des wenn das der Fall wäre, so stehen in anderen A Reichs jedenfalls die Beamten großenteils ungünstiger als L t Wenn man den Grundsaß aufstellt, das Reich müsse im u folgen, fo müßte es au einmal nah unten nahfolgen, em würde sehr \{limm werden. Wir haben im Reih e ien als Norm angenommen, daß das Gehalt für die Or 2 etwas nah den Verhältnissen in dem größten Saa nach dies zu rihten hat. Jch glaube, daß das Neichspostpersona le Richtung hin nicht \{lechter daran ist. Die Ver M e nahmen des Personals ist - ja selbstverständlich eine e qu Chef der Reichs-Post- und -Telegraphenverwaltuns jen; interessiert, und ex kann sich ja darüber ur ion auh aus diesem hohen Hause immer N ur für die Verbesserung ausgesprochen V Wohlw ih eines doch empfehlen, daß die Herren in L [he ein bißhen den Geldbeutel in Betratht ichen, So j

t; 2 sind sehr leiht gefaßt und, hübsch gedruckt, hier vorgele t und die

; m stellt sih die Sache, wenn man einmal den Bleistift a

aus Ifsselburg -

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6) Emaillierte Schilder aller Art von St. Georgen (Schwaks* :

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