1877 / 103 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 May 1877 18:00:01 GMT) scan diff

die Vertreter der Vertragsmächte bei der Eidgenossenschaft vereinigen, um einen Beschluß zu fassen. Die Antwort gra

reis stimmt somit im Wesentlichen mit derjenigen Ru und Oesterreichs überein.

lands

gehört. Sie stellt einen bärtigen Mann dar mit einem

das ‘Haupt.

gebrohen. Man vermuthet, daß; es eine Statue des Aéklepios sei.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau. Konstantinopel, Mittwoch, 2. Mai.

keine bedeutende Schlacht statt efunden hätte. sei eine russische Avantgarde erschienen.

Das offizielle Journal erklärt, daß auf dem asiatischen Kriegsschauplate Vor Batum

Vernunft. Dr. Eugen Tb. Ortskunde von Deutsch-Lothringen“

Nr. 27 des „Amtsblatts der und Telegraphenverwaltung“ fügungen vom 30. April 1877. Poft E Bescheidungen vom 27. April 1877. Geldpostkarten.

Heft IV. des fünften Jahrganges der Annalen de

Paar agr p und maritimen Meteorologie, Organ des

ydrographishen Bureaus und der Deutschen Scewarte, heraus groben von der Kaiserlihen Admiralität, hat folgenden Inhalt

us den Reiseberihten S. M. S. „Vineta“, Kapt. z. See Graf v. Monts. Das Resultat zweier Reisen von der Linie zum Kanal Injeln, im Verglei zu gleichzeitigen (Mittheilung von der deutschen See- warte). Vermeintlih neu entdeckte Inseln und Riffe in der Java- see. (Mittheilung von der deutschen Seewarte-) Segelanweisung Bengaliscber Meerbusen. Beschreibung des Mergui-Archipels. Bengali]her Meerbusen. BEGSEGY dar

örde- Beschreibung der

östlih der Kap Verde'schen Reisen westlich dieser Inseln.

für den Fluß Rangoon.

Insel Junkseylon und Sezelanweisung für die Paprastraße. liche Einfahrt in die Straße von Malacca. O Nordgrenze des cilenishen Küstengebietes und der Häfen Agua Dulce. gua Salada und Agua Remienda, in

gemeiner Ueberblick über die Tiefentemperaturen des Atlantischen

Tizard von I. Br

A A Oceans. Von Staff-Kommander H.

„Challenger“ (Report Nr. 7). Vergleichende Uebersicht der Witte- :

rung des Monats Januar 1877 in Centraleurcpa und Nordamerika. (Mittheilung von der deutschen Seewarte.) Zusammenstellung der Schiffäunfälle an den deutschen Küsten in den Sahren 1872, 1873, 1874, 1875. Kleine hydrographische Notizen: 1) über einige Un- tiefen im Shannonfluß, Westküste von Irland; 2) die Nichteristenz der beiden Uutiefen „George Canningsbank“ und „Potter Shoal“ im südlichen Indischen Ocean; 3) die günstigste Breite zum Ablaufen der Länge im Monat Januar für eine Reise von der Kapstadt nah China. Anzeige: Konkurrenzprüfung von Siffschronometern auf der deutshen Seewarte in Hamburg vom 1. Juni bis 31. Oktober 1877. Meteorologische, magnetische und Gezeitenbeobahtungen, an- gestellt auf dem Kaiserlichen Observatorium zu Wilhelmshaven für die Monate Februar und März 1877. Karten: Skizze zu dem Auffaz: Zusammenstellung der Swiffsunfälle an den deutschen Küsten.

Statistische Nachrichten.

(K. Ztg.) Nach dem Geschäftsbericht des eidgenössishen Mi- litärdepartements über das Jahr 1876 betrug der Stand der \chwe i- zerishen Bundesarmee am Ende dieses Jahres 119,448 Mann Auszug, gegen 115,082 Ende 1875 und 93,515 Mann Landwehr. Davon kommen im Auszug auf die Stäbe der zusammengeseßten Truppenkörper 620, auf die Infanterie 98,188, auf die Kavallerie 2646, auf die Artillerie 15,530, auf das Senie 2285, auf das Sa- nitätswesen 887 und auf die Verwaltung 292 Mann, und in der Landwebr: auf die Stäbe der zusammengeseßten Truppenkörper 110, auf die Infanterie 81,617, auf die Kavallerie 2279, auf die Artillerie 7421, auf das Genie 1484 und auf die Verwaltung 604 Mann. Das Instruktionspersonal zählte 187 Mann.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Man {reibt der „Nat.-Ztg.“ aus Athen: Bei den Aus- grabungen auf der Akropolis wurde vor einigen Tagen eine thônerne Sparbüchse gefunden, die 140 (Goldmünzen aus byzanti- nischer Zeit enthielt. Sie find sehr gut erhalten und wiegen zu- sammen fast eine halbe Oka. Nach Mittheilungen aus Melos

Deutschen Reichs-Posft- hat folgenden Inhalt: Ver- | die Postverbindung mit Konstantinopel.

der Provinz Atacama.

Kritik

Standpunkte der ist der Ver-

auf dem heutigen der Unparteilichkeit steht. Aus diesem Grunde fasser bei seiner Arbeit auf die r | zurückgegangen, hat dieselben mit der Schärfe deutscher wissenschaft icher Kritik untersucht, die bisherigen französishen Dar-

- | ftellungen na ihren Quellen geprüft, mit den von den Franzosen . | nit benußten deutschen Quellen und Forsbungen verglichen und sich die Aufgabe gestellt, die Erzählung der Vorgänge und Thatsachen auf die ungeschminkte Wahrheit zurückzuführen. Die geschichtliche Darstellung wird sich nit auf den engen Raum des Herzogthums Lothringen allein besckränken. sondern sich auch über die dazwischen liegenden Gebiete der drei Bisthümer, der Stadt Metz und der kleineren deutschen Reichsherrschaften verbreiten und r.eben der Geschichte der herrschenden Regentenfamilien au jene des Landes selbst und der ganzen bürger- liden und Kulturentwickelung in ihren Kreis ziehen. Die ersten 2 Lie- ferungen, die von dem Werke bis jeßt vorliegen, behandeln die Geschichte Lothringens während der Zeiten der Römerherrschaft, der Völker- wanderung, des austrasischen Reibes, der Herrschaft der Karolinger und der erzoge von Lothringen bis zum Jahre 1215. Am Ein- gange eines jeden Abschnittes wird eine Uebersiht der be- benußten Literatur und Nachweisung der wichtigsten Quellen gegeben. uhns Geschichte Lothringens soll in 2 Bänden oder etwa Lieferungen à 1 M. 59 veröffentliht werden und bildet den 6. Band der Ei Abtheilung der „Bibliothek für Wissenschaft und Literatur“, welche in Berlin im Verlage von Theob. Grieben erscheint.

Land- und Forstwirthschaft.

Im Regierungsbezirk Magdeburg giebt der Stand der Wintersaaten begründete Hoffnung zu einer guten Ernte. Dieselben haben durch die anhaltende Nässe im Allgemeinen wenig gelitten, nur der Weizen ist in den Gegenden am Harze etwas ausgewintert. Die E stechen auënahmäloë gut. Die Frühjahrsbestellung der Aecter hat in Folge der nassen Witterung erst spät begonnen. Die Wiesen versprehen einen guten Ertrag. Auch für die Obsft- ernte sind günstige Aussichten vorhanden.

‘Im Regierungsbezirk Sigmaringen befinden ih die Wintersaaten, welhe im Allgemeinen günstig bestellt werden fonnten, in qutem Zustande. Die Bestellung der Sommersaaten ift dur die Witterungsverhältnisse im März etwas zurücgehalten wor- den. Die Preise für Futker, Heu und Stroh haben einen Rückgang erlitten, während die für Cerealien mäßig gestiegen find.

Gewerbe und Sandel.

Dem Geschäftsbericht der Lebens-Versicherungs-Aktieu- gesellschaft Nordstern zu Berlin sind folgende Angaben entnommen: Die neu abges{lossenen uud in Kraft getretenen Versiche- rungen beliefen sh auf 6,230,787 M4 Kapital und 5134 M jährliche Rente, und der Versicherungébestand stieg nah Abzug der wieder erlosche- nen Versicherungen auf 36,479,543 Æ Kapital und 93,216 4 jährliche Rente. Die Prämieneinnahme stieg um 119,497 A, auf 1,235,158 und die Zinseneinnahme um 28,716 4, auf 196,344 M. Die Sterb- lihkeit unter den Versicherten nahm einen günstigen Verlauf und ließ einen Gewinn von 57,890 M Einschließlich dieser Summe er- giebt die Bilanz einen Uebershuß von 191,015 6, welcher die Zah- lung einer Dividende von 9/6 oder 54 Æ pro Aktie an die Aktionäre und 18% an die am Gewinn betheiligten Versicherten gestattet. Die Poli enxelerve vermehrte sich um 567,872 M, die Kapitalreserve um 27,735 A.

größe gefunden worden, die den besten Zeiten griechischer Kunst an- Í d Kranze um Leider sind beide Arme und die Nafe, wie immer, ab-

_— In Glasgow bei Mac Lehose ist Professor E. Cairds _Critical account of the Philosophy of Kant“ erschienen. Das Werk enthält eine Geschichte der Philosophie von den Stoikern bis Kaut und eine besondere Unterjuhung über die Kritik der reinen

ubn, durch seine „Landes-, Volks- und dem Publikum bereits vortheil- haft bekanut, hat cs unternommen, nacdem er si eine lange Reihe von Jahren hindurch mit der Geschichte Lothringens eingehend be- \chäftigt, zum ersten Male in deutsher Sprache eine Ge- \chichte von Lothringen zu liefern, und zwar eine Geschichte, un

unverfälshten Quellen

Breslau, 2. Mai. (W. T. B.) Der Aufsi(tsrath der Oberschlesischen Eiseubahngesellichaft hat beschlofsen, von den noch nit emittirten Aktien Litt. E. 12,606,000 # im Laufe dieses Jahres auszugeben.

Der Bericht der Wesihenti Ges Versicherungs- Aktien-Bank über das Rechnungsjahr 1876 enthält folgende Daten: Die Prämien-Einnahme ift von 1,208,096 # auf 1,261,198 e, die Versicherungssumme am Schlusse des Jahres von 759,088,048 in 61,325 Policen Ende 1875 auf 776,163,977 Æ. in 65,143 Po- licen gestiegen. An Entschädigungen sind im abgelaufenen Iahre 331,994 M für cigene Rebnung gezahlt und 42,907 A. reservirt. Die auf 1577 vorgetragene Prämienreserve beträgt brutto 926,905 #, oder 469,489 „#4 für eigene Os, Die Abschreibungen auf JIm- mobilien, Mobilien und Außenstände sind mit 42,140 4 erfolgt. Der Jahresgewinn beträgt 168,286 H und findet seine Verwendung mit 15,267 zu den statotenmäßigen Tantièmen, 96,000 Æ als Dividende an die Aktionäre (glei 8 °/9 der Einzahlung) und 57,019 4 zum Kapital-Reservefonds, welcher auf 165,153 M steigt.

Die Rheinische Kreditbank in Mannheim hat in 1376 eins{ließlich des Gewinn-Vortrages aus 1875 einen Gesammt- Bruttogewinn von 1,180,182 erzielt. Verdient wurden auf Wechsel-Konto 178,786 Æ, an Konto-Korrent-Provisionen 359,967 M, an Zinsen 608,574 # 2c. Von dem Gesammtgewinn gehen an Ge- \chästsspesen ab 285,974 Æ, gezahlte Provisionen 23,305 #., Verlust bei Fallimenten und für Dubiosen 274,081 #, Verlust an Effekten 94,009 (A Der verbleibende Reingewinn beträgt 502,813 M. (1875: 1,010,045 M), und wird durch Auëêleerung des 60,000 enthalten- den Dclkrederefonds auf 562,813 Æ erhöht. Die Reserve beläuft sih auf 1,596,017 M.

Die Generalversammlung der Weimarischen Bank vom 30. April hat folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Der erzielte Gewinn wird zu Abschreibungen verwendet in der vom Verwaltungsrathe be- antragten Weise. 2) Das Aktienkapital der Gesellschaft von 15 Mil- lionen wird auf 9 Millionen reduzirt, durh Ankauf eigener Aktien. 3) Die Einlösung der von der Bank ausgegebenen Kasserscheine soll noch bis auf Weiteres erfolgen, mindestens aber noh während eines Zeitraumes von 6 Monaten. 4) Die beabsichtigte Abänderung des Bankstatuts foll erst dann erfolgen, wenn die noch {webenden Ver- handlungen zwischen der weimarischen Bank und der Regierung zu Ende geführt sein werden.

Der Commerner Bergwerks- und Hütten-Actien- Verein hat im Jahre 1876 einen Bruttogewinn von 504,033 Æ. erzielt. Hiervon gehen für Abschreibungen 128,140 M. ab, fo daß ein Nettogewinn von 375,892 # übrig bleibt. Derselbe vertheilt sich in folgender Weise: 26,764 4 kommen zum Reservefonds, 318,750 Æ# werden als 8# 9/9 Dividende an die Aktionäre vertheilt, 99,312 Æ als Tantième gezahlt und 8065 Æ auf neue Rechnung vorgetragen. j

Wien, 2. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Generalver- sammlung der Westbahn wurde beschlossen, den am 1. Juli cr. fälligen Coupon sämmtlicher drei Emissionen voll mit 5,25 Fl. resp. mit 5 Fl. einzulösen.

London, 27. April. Die Wollenwaaren-Fabrikanten und Kauf- leute R. Ha stinas, Son u. Comp. in Stroud und Huddersfield haben, wie die „Elbf. Z." meldet, ihre Zahlungen eingestellt. Passiva ca. 70,000 £. j

London, 3. Mai. (W. T. B.) Die Bank von England hat den Diskont auf 3% festgeseßt.

Verkehrs-Anstalten.

Summarische Uebersicht über den Depeschenverkehr auf der indo - europäishen Telegraphenlinie im Monat April 1877. Es sind an gebührenpflihtigen Depeschen befördert : a. aus London, dem übrigen England und Amerika nach Persien und Indien 1649 Stü; b. aus Persien und Indien nah London, dem übrigen England und Amerika 1934 Stück; c. vom europäischen Kontinent exklusive Rußland nach Persien und Indien 303 Stück; d. aus Persicn und Indien nach dem europäischen Konti- nent exÉlusive Rußland 333 Stück. Summa 4219 Stü. Southampton, 2. Mai. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Main“ ift hier eingetroffen.

New-York, 2. Mai. (W.T. B.) Der Han eger Poíît- dampfer „Wieland“ ist heute früh 2 Uhr hi

ift in dem Garten des Advokaten Nosftrakes eine Statue in Lebens8-

Berlin, 3. Mai 1877.

Königlih Preußische Lotterie. (Ohne Gewähr.) Bei der heute beendigten Ziehung der ersten Klasse 156. Königl. Preußischer Klafsenlotterie fielen: 1 Gewinn à 15,000 F auf Nr. 14,559. 3 Gewinne à 3600 F auf Nr. 7880. 56,826. 71,951. 1 Gewinn à 1500 S auf Nr. 33,742. 3 Gewinne à 300 #6 auf Nr. 32,271. 53,162. 65,148.

Am Mittwoch, den 9., und am Himmelfahrtstage, Donnerstag, den 10. Mai, wird auf dem hiesigen Viehmarkt die dritte Mast- vieh-Ausstellung stattfinden. Von Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kron- prinzessin sind als ein Ehrenpreis zwei prächtige silberne Schalen gespendet worden. Da die Ausftellung noch einmal fo stark beschickt werden wird, als in den vorigen Jahren, so hat der Minister für die landwirthscaftliben Angelegenheiten Dr. Friedenthal den Staats- zuschuß für Preise auf 9000 Æ erhöht. Das Comité hat 14,000 , fowie 30 silberne und 60 bronzene Medaillen für Preise ausgeseßt. Die Ausstellung wird an beiden Tagen von Vormittags 9 Uhr bis Abends 7 Uhr geöffnet sein. Das Bureau der Ausstellung befindet sich bis zum 7. Mai im Klub der Landwirthe, Französischestraße 48, von s Mai an in der Börsenhalle des Viehmarkts, Zimmer Nr. 11 und 12.

M Flora-Etablissement in Charlottenburg wird am künftigen Sonnabend, den 5. ds., eine von Gartenbauvereinen veranstaltete Ausstellung eröffnet werden, deren Dauer bis 7. d. Mts. bestimmt ift.

Teheran, 2. Mai. (W. T. B.) Die Pest ift noch immer im Zunehmen, die Zahl der in der vergangenen Woche in Bag- dad daran Verstorbenen beträgt 254.

__ Stodckholm, 30. April. (H. N.) Am Sonnabend Nacht ver- ließen die Dampfer „Sophia“ und „Hero“ den Hafen Visbys, um dem nördlich von der Gotschen Insel vom Cis einges{hlofsenen Dampfer „Deutscher Kaiser“ hülfreih zur Seite zu stehen und das Fahrzeug, wenn mögli, aus der gefahrdrohenden Lage zu E ES: Die Bemühungen wurden auß vom besten Erfolge gekrönt.

Theater.

Im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater ging am Dienstag vor ausverkauftem Hause: „Ein Blitßmädel“, Posie mit Gesang in 4 Akten von C. Costa, zum ersten Male in Szene. Das Stück hat in Wien gefallen und auc hier seinen Zweck, zu be- lustigen, niht verfehlt. Cs wurde viel gelaht, und mehr kann man von einer Posse kaum verlangen. Der Frfolg steht freilih auf zwei Sun! er ift ledigli dem virtuosen Spiele des Wiener Gastes Hrn. S weighofer anzurechnen, dem, was man so sagt, die Hauptrolle des Stückes „auf den Leib* geschrieben ist. Der Inhalt ist ret unbedeu- tend, die weibliche Hauptfigur, nah welcher reêr Titel gewählt, ift eine junge Telegraphistin, deren Bekanntschaft wir im ersten Akte „im Telegraphenbureau“ machen. Hier erfahren wir au, daß

um sie heimführen zu fönnen, sich um eine Stelle als Telegraphen- Sekretär bewirbt. Sein Nebenbuhler bei dieser Bewerbung ift ein junger Herr aus vornehmer Familie, Hr. „Casimir von Wasserkopf“, mit einflußreihen Verbindungen. Es gilt nun, diesen gefährlichen Nebenbuhler auszustehen. Zu diesem Zwecke wird von dem jungen Paare, dem „Blitzmädel Käroline“ und ihrem Verlobten, in Verbindung mit eincm Bekannten der jungen Dame, dem „Choristen Leo Brüller“ ein Komplott geschmiedet. Wie sie dabei zu Werke gehen, um ihr Ziel zu erreichen, wird dann in den drei folgenden Akten in einer Reihe von Scenen geschildert, die zwar gar keinen Zusammenhang untereinander haben, aber theilweise recht unterhaltend find. Leider überschreitet au hier wieder Manches die Grenze der Wohlanständigkeit. Die drei Verbündeten operiren natürlich fo ges{ickt, daß \{ließlich der brave begabte „Rudolph Kern“ über den beshränkten „Casimir von Wasserkopf“ siegt; er erbält die Sekretärsstelle und die Hand Karolinens Die Darstellung im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater is im Ganzen wie im Einzelnen eine sehr gelungene. Den Löwenancheil trägt Hr. Schweighofer davon. Derselbe erscheint in vier verschie- { denen Metamorphofen, als Cho: ist, französisber Abbé, italienischer Balletmeister und \{ließ;lich in der Gestalt eines deutshen Stu- denten als bemoostes Haupt, und zeigt in allen eine wahrhaft erstaunlihe Beweglichkeit im Mienen-, Zungen- und Gliederspiel, welches, wenn auch häufig über die Grenzen der Schauspielkunst hinau83gehend, von draftis -komisher Wirkung ist. Besonders seine Erscheinung als „Abbé de St. Rénard“ im zweiten Afte war in Maske und Spiel ein Kabinetstück. Die nächst bedeutende Rolle war Frl. v. Meersberg zugefallen, die gleihfalls vier verschiedene Rollen darzustellen hat. Sie tritt als Telegraphistin, als Marquise, als italienishe Tänzerin und als Student auf. Was ihrem Gesang fehlt, erseßt fie durch munteres, gewandtes Spiel. Von den übrigen, in zweiter Linie stehenden Rollen treten nur ein paar wirksamer hervor. Recht charakterifstisch wurden dieselben durch die HH. Scheak, M. Schulz, Broda und Frl. v. Wenta dargestellt. Die Musik von C. Millöter enthält einige reht ansprehende Nummern. Das Publikum, in die heiterste Stim- mung verseßt, geizte: niht mit seinem Beifall. Auch der anwesende Verfasser und der Ober-Regisseur Hr. Tetlaff, welcher das Stück in Scene geseßt hat, wurden hervorgerufen.

Eingegangene literarische Neuigkeiten.

Deutsche Revue über das gesammte nationale Leben der Gegenwart. Herausgegeben von R ichard Fleif cher. Jahrg. I. E 1. (Monatlich 2 Hefte.) Berlin 8W, 1877. Verlag von arl Habel. gr. 3. Die Medizinal-Geseßgebung des Deutschen Reichs und seiner Einzelstaaten. Aus dem amtlichen Material für den praktishen Gebrauch zusammengestellt von Dr. G. M. Kletke. Deci und Verordnungen des Jahres 1876. 8. Hft. Berlin, 1877. Druck u. Verl. v. Eugen Grofser. kl. 8. (S. 241—334.) (Groffers Gan ns Me Le U: 90)

_Carl Heymanns Literaturblatt für Rehts- und Staats- wissenshaft. 1V, Jahrg. Nr. 33. März 1877. Deutsche Industrie vor dem Reichstag. Verständigung zwischen Manchesterthum und Schutzzollpartei auf der wifsenschaft- lihen Grundlage der zukünftigen deutschen Handelspolitik. Kritische Studie von Gottfried Stommel. 3., über die Hälfte vermehrte

dieselbe eine Herzensneigung für einen jungen Juristen hegt, welcher,

ier eingetroffen.

Gewerbehalle, Verlag von P. Engelhorn in Stuttgart. 3. Lief. Fol. t Supplemente zu allen Ausgab:n der Kreis- und Pro- vinzial-Ordnung. Für den- prafktishen Gebrau aus den amt- lichen Quellen zusammengestellt von Dr. G. M. Kletke. Heft 16. Schluß des 5. Thls. erlin, 1877. Druck u. Verl. v. Eugen “d ) fl. 8. (S. 161— 224) (Grofsers Geseßsammlung.

r. 8 m : Compendium des Bankwesens mit Anhang der Lehre vom Börsenwesen für Schul- und Selbstunterriht von Alois Bischof, Verf. des in 2. Aufl. erschienenen „Katechbismus der O Berlin, C. Heymanns Verl. 1877. 16.

Die eingescchriebenen Hülfskassen in Preußen. Ein

Handbuch für die Behörden und Wegweiser für die Vorstände ein- ge\chri bener Gc Herausgegeben von J. Feldmann, Rathsherr in Hoerde. Eisena. Verl. v. J. Bacmeister. (76 S.) Monat s\chrift des Vereins zur Beförderung des Gar- tenbaues in den Königlich preußischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redact. Dr. L. Wittmacck, Gen.-Sekret. d. Ver- eins 2x. Berlin. In Kommisfs. b. Wiegandt, Hempel & Parey. 20. Jahrg. April 187. Die häusliche Erziehung der Kinder. Von Julius Boß, Lehrer. 2. Aufl. Selbstverlag und im Buchhandel. Katto- wiß. 1877. (61 S.) Brockhaus? Conversations-Lerikon. Zwölfte umgear- beitete, verbesserte und vermehrte Auflage. Verlag von F. A. Brock- baus in Leipzig, Berlin und Wien. 1877. Heft 73, 74 u. 75, Gallas S cukisde Zabrbüger. H G

reußische Jahrbücher. Herausgegeben von H. v. Treitschke und W. Wehrenpfennig. 38. Bd. d. Heft. November 976. Deli: 1876. Druck und . Verlag von G. Reimer (S. 463—569). 39. Bd. 4. Hest. April 1877. Gbd. 1877. (S. 337—442. Karl S@lossers_ neuester Geschicbtskalender. Achter Jahr- gang. Ereignisse von 1876. Frankfurt a. M. Verlag von Wilhelm Rommel. 1877. kl. 8. (308 S.) __ Baden in den Jahren 1852 bis 1877. Festshrift zum 25- jährigen Negierungsjubiläum Sr. Königlichen Hoheit des Groß- herzogs Friedrich von Fr. von Weech. Karlsruhe. Verlag von A. Bielefelds Hofbuchh. 1877. kl. 8, (112 S)

Feldmarschall Graf Mosltke’'s Briefe aus Ruß- land. Berlin, Verlag von Gebr. Pätel, 1877. (190 S.)

Report- from Mr. Andrews, Ministzr Resident of the United

States at Stockholm, On the revenue from Spirits and on the civil service in Sweden. RBeprinted from „Foreign Relations of the United States,“ 1876. Lond-n : John S. Levey, West Harding Street. 1877. (24 p.) Report from Mr. Andârews, Min. Resid. of the Unit. Staates at Stockholm, On pauperism et poer-laws in Sweden and Norway. Reprinted from „Foreign Relations of the United States“, 1876. London: John S. Levey, 1877. (32 p.)

Redacteur: F. Prehm.

Verlag der Exvedition (KesseY. Druckt: W, Elsner. Drei Beilagen

Berlin:

Aufl. Leipzig, Verl. v. Paul Frobberg 1877. (120 S.)

(einschließli WBörier-Beilage).

zum Deutschen

4/103.

Nichtamtliches. Deutsches Neis.

Berlin, 3. Mai. Jm weiteren Verlaufe seiner gestri- gen Sigung beschäftigte sich der Reichstag mit der Interpellation der Abgg. Mosle und Genossen, betreffend die Beaufsichtigung des Zustandes der mehreren Staaten ge- meinsamen Wasserstraßen. Dieselbe lautet : ;

„Gestüt auf die Bestimmungen der Reichsverfassung Art. 4 Nr. 9, nah welchen der Zustand der mehreren Staaten ees Wasserstraßen der Beaufsichtigung Seitens des Reichs und der Geseß- gebung desselben unterliegt, und in Anbetracht, daß 1) der Sciff- fahrtsverkehr auf der Weser durch Versandungen des Fahrwassers wiederholten Störungen ausgefeßt ist, wo- durch die Benußung dieser wichtigen Wasßerstraße auf dem unteren Theile derselben in hohem Grade erschwert, auf dem oberen Theile aber sogar zeitweilig ganz ge- hemmt wird, 2) die beiheiligten Regierungen von Preußen, Olden- burg und Bremen für die Ausführung lange bes{lofener Vorarbeiten behufs einer systematishen und durchgreifenden Verbefferung des

ahrwafsers der Unterweser, tro der bereits vor Jahren vom Herrn De ataniler im Bundesrathe gegebenen Anregung, noch nichts ge- / richten die Unterzeichneten an den Herrn Reichskanzler 1. Ist es der Reichsregierung bekannt, daß and wes- halb die Ausführung der bereits festgestellten Vorarbeiten zur Korrektion des Fahrwassers auf der Unterweser noch immer nicht in Angriff genommen wird? 11. Gedenkt die Reichsregierung Maß- regeln zu ergreifen, um auf Grund des ihr verfattungS8maß1g zu- stehenden Beaufsichtigung? rechtes den auf der Weser vorherrschenden Mißständen Abhülfe zu verschaffen ?“] 3 b

Auf eine Anfrage des Präsidenten von Forckenbeck erklärte {ih 36 Präsident des Reichskanzler-Amits, Staats-Minister Hofmann, zur sofortigen Beantwortung der Jnterpellation bereit. Zur Begründung der Jnterpellation erhielt das Wort der Abg. Mosls worauf der Präsident des Reichskanzler-Amts dieselbe, wie folgt, beantwortete: ?

Meine Herren! Ich werde nit auf die Begründung der &nterpellation eingehen. Dieselbe hat sich auf sehr viele Dinge er- itreckt, die niht zu dem Gegenstand der Interpellation selbst gehören. Fcch werde mich beschränken auf Beantwortung derjenigen Fragen, die in der gedructten Interpellation enthalten sind.

Die beiden Fragen, die hier gestellt sind, a es der Reichsregierung bekannt, daß und weêhalb die

Ausführung der bereits festgeitellten Vorarbeiten zur Korrektion des Fahrwassers auf der Unterweser noch immer nicht in Angriff

zenommen wird? / i E dieser Beziehung habe ih dem hohen Hause Folgendes mit- zutheilen: Der Bundesrath hat im Jahre 1874, wie das der Herr NVorredner auc erwähnte, beschlossen, durch technische Kommissare den Zus- stand der Unterweser untersuchen zu lassen, um daraufhin, soweit Ns Mängel vorfinden würden, einen Korrektions3plan_ festzustellen. Diese Untersubung dur tehnise Kommissare hat statigefuuden ; dabei ergab fi, daß vor allen Dingen, um einen Korrektionsplan festzustellen, noch Rorarbeiten gemacht werden müssen. Es fehlte 3. B. für einen großen Theil der Strecke der Unterwe]er, um die es Es mußte also zu-

than haben, Die Anfrage:

lauten wie folgt.

Ï : S lich handelt, an jeder zuverlässigen Stromkarte. Cs mu} ] h f Programm für die Vorarbeiten,

auf deren Grundlage uacher der Korrektionsplan aufgestellt werden

nächst von jener Kommission ein

Fönnte, entworfen werden. Dieses Programm für die Vorarbeiten ist es wahrscheinli, was der Herr Interpellant meinte, wenn er von einem schon fertigen Plan für die Korrektion der Unterweser ge- {prochen hat. / E ie N atbdien sind in vollem Gange , und zwar auf Grund des Programms, welches von jener Kommission entwor- fen wurde. Es handelt sich dabei um die genaue Kartirung einer ziemlich großen Strecke, es handelt sich _ um die Beobachtung des Wasserstandes, es handelt sih um die Buerprosile des Stromes an verschiedenen Stellen. : : i Meine Herren, das sind \{wierige Arbeiten, die zum großen Theil auc von der Witterung abbängen, und cs ist deshalb erflär- lich, weshalb diese Vorarbeiten bis jezt noch nicht vollendet sind, fie find aber im Gange und ihr Fortgang wird vom Reichskanzler-Amt Fontrolirt. Nach den Mittheilungen, die uns zuleßt zugingen, find die nöthigen Spezialkarten fertig, es handelt sich noch um eine Ueber- sichtskarte, und auch diese soll, wie versprochen ist, zum 1. Oktober des laufenden Jahres vollendet werden. Alsdann wird erst der Kor- rektionsplan ausgearbeitet und festgestellt werden können, zu dem die ganze bisherige Arbeit sih lediglich als eine Borbereitung

rhält. : H nad Die Verhandlungen über derartige Arbeiten, Wasßferbauten und namentlich Flußkorrektionen sind außerordentlich s{chwieriger Natur, und der Herr Vorredner wird noch etwas Geduld haben müssen. Auch wenn die Vorarbeiten für den Korrektionsplan vorliegen, wird es Feine ganz leichte Aufgabe sein, den Korrektionsplan selbst festzustellen. Fcch möchte den Herrn Interpellanten dringend bitten, wenn seine Ge- duld not etwas auf die Probe gestellt wird, nicht zu leiht mit den BRorwürfen bei der Hand zu sein, die er bald nach dieser, bald na jener Seite hin mat. Nur Einen Punkt will ic in dieser Hinsicht hervorheben, ih möchte sagen aus follegialisher Rücksicht : wenn Hr. Abg. Mostle der Vertretung der Hansestädte im Bundesrath den Vorwurf gemacht hat, es fehle ihr an genügendem Interesse für Schiffahrts-Angelegenheiten, so ist er, wie ih glaube, nicht richtig belehrt. Die Herren, welche die Hansestädte im Bundesrath ver- treten, stehen nur den Schwierigkeiten etwas näher, die sih bei Aus- führung derartiger Pläne ergeben und haben vielleicht nicht die san- guinishe Auffassung von der Möglichkeit einer raschen Erledigung, wie der Herr Vorredner.

Die zweite Frage, geht dahin: H ; . 4 Gedenkt die Reichsregierung Maßregeln zu ergreifen, um auf

Grund des ihr verfassungsmäßig zustehenden Beaufsihtigungs-

rechtes den auf der Weser vorherrsheaden Mißständen Abhülfe zu

verschaffen ?

L: Ge h in dieser zweiten Frage nicht blos von der Unterweser, sondern von der ganzen Weser die Rede. Die Reichsregierung hat bei der leßten Strombesahrung, von der auh der Herr Norredner gesprochen hat, einen Kommissar mitgesendet, sie hat von den Beschwerden, die bezüglih der Oberweser bestehen, soweit fie damals ihr vorgelegt wurden, Anlaß genommen, den betreffenden Regierungen die Abhülfe der Beschwerden dringend anheim zu geben. Seitdem ist bezüglich der Oberweser ein Antrag bei dem Bundesrath und der Reichsregierung nicht gestellt worden. Es lag deshalb be- züglih der Oberweser bis jeßt fein Anlaß zu einem Einschreiten vor. Die Thätigkeit der Neichsregierung wird die, sein, daß sie bezüglich der Unterweser den Fortgang der Arbeiten möglichst s{leunig betreibt, bezügli der Oberweser abwartet, ob Anträge gestellt werden, die ein Einschreiten von ihrer Seite herbeiführen können.

Damit war die Interpellation erledigt. Es folgte die Be-

Erste Beilage

Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen

Berlin, Donnerstag, den 3. Mai

die der Herr Interpellant gestellt hat,

„der ReichSregierung anzuempfehlen, aus Gründen des Rechts und der Billigkeit der Stadt Cöln die von ihr zum Theil im Mittelalter, zum Theil im siebenzehnten SFahrhundert erbauten estungswerke fommunalen Ursprungs bei dem bevorstehenden, chon in der Ausführung begriffenen Umbau der Festung unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, die von dem Staate Preußen seit 1816 hinzugebauten in Wegfall kommenden Werke aber mit Rücksicht auf die Opfer und Lasten, welhe Cöln als Festung auferlegt worden find und au in Zukunft noch auferlegt werden, zu den bestmöglichen Bedingungen für die Stadt an leßtere zu veräußern.“ i Der Referent der Budgetkommission Abg. Dr. Lucius beantragte, zwar den Antrag Rittinghaujen abzulehnen, aber eine diesbezügliche Petition dem Reichskanzler zur Erwäzung zu überweisen, inwieweit bei den zwischen dem Fiskus und der Stadt Cöln bezüglih der Ueberlassung der dur die Stadterweiterung disponibel werdenden Grundstücken s{chwe- benden Unterhandlungen den Bedürfnissen der Kommune in billiger Weise Rechnung getragen werden könne. j An der Debatte betheiligten si die Abgg. Rittinghausen, Dr. Reichensperger (Crefeld), Rickert, Freiherr Nordeck zux Rabenau und Franssen, sowie der Bundeskommissar Oberst- Lieutenant von Meyer. Der Antrag NRittinghausen wurde darauf abgelehnt und die Kommissionsanträge angenommen, Es folgten Berichte der Wahlprüfungskommi}sion. Für gültig wurden auf den Antrag der Kommission erklärt die Wahlen der Abgg. Staudy, Dr. Hammacher, Grumbrecht, Dr. Wolffson, von Hölder, Dr. Kapp, Reichensperger (Olpe), Wehmeyer, Bergmann und Struckmann. Be- anstandet wurde die Wah! der Abgg. Dr. Y eseler, Berger, Gleim, Dr. Pfeiffer, Dr. Bürcklin und von Nathu- sius-Ludom. Ueber die in den betreffenden Protesten _behaup- teten Ungeseblichkeiten sollen dur den Reichskanzler Erhebun- gen veranstaltet, eventuell Remedur geschafft und dem Reichs- tage von dem Nesultate der Prozedur Kenntniß gegeben wer- den. Für ungültig wurde erklärt die Wahl des Abg. Span- genberg. Um 5x Uhr vertagte sich das Haus. Der Entwurf eines Gesetes, betreffend die Erwerbung von zwei in Berlin gelegenen Grund- stücken für das Reich, ist in der gestrigen Sihßungdes Reichstags, in folgender Fassung angenommen worden: Wir Wil helm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen 2c. . verordnen im Namen des Deutschen Reis, nach erfolgter Zustim- mung des Bundesraths und des Reichstags, was folgt:

& 1, Der Reichskanzler wird ermächtigt, zum Ankauf folgender Grundstü für das Reich: 1) des zu Berlin in der Wilhelmstraße Nr. 75 und in der Königgräßerstraße Nr. 136 gelegenen von Decker- {en Grundstücks sammt der darauf befindlihen Druckerei den Be-

trag von 6,780,000 M, 2) des in der Voßstraße Nr. 4 und d ge-

legenen, der Deutschen Baugesellshaft gehörigen Grundstücks den Betrag von 784,380 H, in Summe 7,564,380 F. zu verwenden.

Die Bestimmunng über den Zweck, welchem die vor- stehend bezeichneten Grundstücke dauernd dienen sollen, bleibt bis dahin vorbehalten, daß über die Baustelle für das zu errichtende Reichstagsgebäude die Entschei- dung getroffen ist. O

Die E angen über den Umfang des Betriebs der Mee FLIED vom nächsten Etatsjahr ab ge]eß.-

i festgestellt. E Bie Lai darf die Druckerei unbeschadet der Er- füllun vertrags8mäßiger Verpflichtungen nur zu Un- | ittefbaren Zwecken des Reichs und des preußischen Staats, und zwar nur in dem bisherigen Umfang ver- wendet werden. i

8. 2. Der Reichskanzler wird ferner ermächtigt, die Mittel zur Deckung dieses Betrags im Wege des Kredits flüsig zu machen und zu dem Ende in dem Nominalbetrage, wie er zur Beschaffung jener Summe erforderli sein wird, eine verzinelice, nah den Bestim- mungen des Gesetzes vom 19, Junt 1868 (Bundes-Geseßblatt S. 339) zu verwaltende Antieihe aufzunehmen und Scaßzaänwetijungen auszugeben. /

"e 3 Die Bestimmungen in den 88. 2 bis 5 des Gesetzes vom 97. Januar 1875, betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwette der Marine- und Telegraphenverwaltung (Reich8-Geseßblatt S. 18), finden auch auf die ‘nah dem gegenwärtigen Gesetze aufzunehmende Anleibe und auszugebenden Schayanweisungen Anwendung.

Urkundlich 2c.

Gegeben 2c. : j

Die Rede, mit welcher in der gestrigen Sißung des Reichs- tags der Bevollmächtigte zum Bundesrath , Präsident des Reichskanzler - Amts, Staats - Minister Hofmann die erste Berathung dieses Geseßentwurses einleitete, hatte folgenden Wortlaut : : L :

Meine Herren! Ich bitte um die Erlaubniß, mit wenigen Worten, aber recht warn und angelegentlih Ihnen den vorliegenden

zesetzentwurf zu empfehlen. i is Die E ride, welche sich jeßt im Besitz des Reichs befinden, sind nicht hinreichend, um sämmtlichen in Berlin befindlichen Reichs- behörden Unterkunft zu gewähren; es ist vorauszusehen, daß aub in Zukunft weitere Reichsbehörden entstehen werden, für die cbenfalls eine Unterkunft hier in Berlin verschafft werden muß. i

Sch erlaube mir daran zu erinnern, _ daß, fowie in der vorigen Session das Reichskanzler-Amt für Elsaß-Lothringen und das Reich8- Justiz-Amt von dem Reichskanzler-Amt abgezweigt worden sind, au in der diesjährigen Session durch Ihre Beschlüsse bereits die Errichtung von zwei neuen Behörden, ih meine das Patent- Amt und das Ober-See-Amt, genehmigt ist. 2

Das Deutsche Reich is ja ein Organismus, der in seine ver- fassungsmäßigen Aufgaben erst hineinwächst, “und es läßt sich mit Bestimmtheit voraussehen, daß auch in Zukunft das Bedürfniß nach Räumlichkeiten sich nicht vermindert, sondern vermehrt.

Unter diesen Umständen hat der Herr Reichskanzler geglaubt, die güustige Gelegenheit, die si darbot, den Besitz an Grundstücken in sehr werthvollex Weise zu vermehren, benußen zu müssen. Es ist namentlich das von Deckersche Grundstück, welches {on lange als ein für das Reich wünschenswerther Besiß ins Auge gefaßt worden, jeut nah dem Tode des bisherigen Besißers zu etnem Preise zu, erwerben, der nach den Verhältnissen, wie sie in Berlin liegen, als cin durchaus mäßiger bezeichnet werden muß. Ich e auch, daß an und für fih im hohen Hause eine Neigung, dem Antrag der Regierung zuzustimmen, wohl vor- banden ist, d. h. daß man den Ankauf der beiden Grundstücke im allgemeinen als zweckmäßig und wünschen8werth anerkennt. i

Dagegen muß ich aus den Abünderungzan tagen, die vorliegen, \ch{ließen, daß Bedenken bezüglich der Modalitätea o walten und ih gestatte mir, Ps jept über die einzelnen Aviendements, die gestellt ind, mich auszusprechen. 2 | s I Es Éhen vot die Abänderungsanträge der HH. Abgg. RiDter,

rathung des Antrags Rittinghausen und Genossen, der da- hin geht:

Dr. Wehrenpfennig und Genossen und Dr. Reicbensperger . . « «

| zwei verschiedene Nerhältnifse;

Staats-Anzeiger. n Sis 1877.

(Der Präsident macht den Redner darauf aufmerksam, daß die Amendements noch nicht vertheilt seien.)

Fc bitte um Entschuldigung; ih darf aber das wohl erwähne# : die Bedenken, die, wie ich weiß, von einzelnen Mitgliedern des Haujes gehegt werden, beziehen fic zunächst darauf, daß über die künftige Nerwendung der Grundstücke nit chne Mitwirkung des Reichstags- verfügt werden möge. Meine Herren, ih fann in diejer Beziehung erklären, daß die Reichsregierung es als ganz selbstverständlich be- tractet, daß eine definitive Verwendung der anzukaufenden, Grund=- stüte niht ohne Mitwirkung des Reichstags stattfinden wird. Es& versteht sih das {hon dethalb ganz von felbst, weil es zu einer defi- nitiven Verwendung entschieden einer Bewilligung von Geldern be- dürfen wird, wenn auch in einem mäßigen Betrage, es wird daS jedenfalls ein Gegenstand sein, über den Regierurg und Reichstag \ih vereinbaren müßen. S

Was sodann die Bedenken betrifft, die möglicherweise dagegen geltend gemacht werden Tönuen, daß mit dem Deckerfchen Grundstü auch die Druckerei gekauft werden soll, so geben diefelben hauptsäh-— lich dahin, daß es prinzipiell nit erwünscht sei, wenn der Staat einen Industriezweig betreibe, der zweckmäßiger durch Private be- trieben werden könne. Soweit dabei daran gedacht sein sollt-, dat die Druterei von Seiten des Reichs wirkli als Gewerbe betrieben werden könnte, find die Vefürchtungen jedenfalls ohne allen thatsäh= liden Anbalt, da es nicht in der Absicht liegt, diese Druckerei als ein Gewerbe zu betreiben, sondern die Absicht nur dahin geht, die Drudckerei für die Zwecke des Reichs selbft zu benußzen, soweit nit zunächst bestehende Verbindlichkeiten es nothwendig macen, auch, für Private Arbeiten in der Drudckereï vollziehen zu lassen. Für die Zukunft aber, sobald diese Verbindlichkeiten nicht mebr bestehen, wird das Reich selbstverständkih die Druckerei nur für seine eigenen Zwede, also nicht zu industriellem Betrieb be=- nuten. * Die Vortheile, die auf der anderen Seite damit verknüpft sind, wenn das Reich eine eigene Druckerei besitzt, also in der Möglich= feit, die Reichsgescze zu publiziren und damit die Gültigkeit der Reich3geseze herbeizuführen, unabhängig ist von Bewegungen, wie sie gerade in der leizten Zeit unter den Arbeitern hier hervorgetreten sind, diefe Vortheile, meine Herren, liegen auf flaher Hand, ih brauce sie hier nit auszuführen. :

Die faktische Lage der Dinae is fo, daß der Miterwerb_ de Drutereï eine Bedingung des Ankaufs des D-kerschen Grundstüds unter schr günstigen Verhältniffen war, wie wir sie nur in diesenx Vertrage erreichen könnten. Würden wir die Druckerei niht mik» faufen, so würde jedenfalls für das Grundstück ein weit höherer Preis als jetzt gefordert werden. i I / L v deshalb nochmals die Bitte an das hohe Haus gestatten, dem Gesetzentwurf, wie er vorliegt, zuzustimmen und von den Amendements, die etwa gestellt werden, nux diejenigen anzu- nehmen, die darauf gerichtet sind, daß eine definitive Verwendung des Grundstücks nicht ohne Mitwirkung des Neichs stattfinden werde.

Nach dem Abg. Dr. Bamberger nahm der Bevollmächtigte zum Bundesrath General - Postmeister Dr. Stephan daS Wort: :

Meine Herren! Wenn ih den Gesammteindruck der bisherigen Verhandlungen richtig aufgefaßt habe, dann ist eine entschiedene Ab- neigung gegen die Gejeßesvorlage seltner, und der feste Wille gegen die=- selbe zu stimmen, nur bei den beiden leßten Herren Rednern vorhanden.

Ich darf mir

- (T

Fch werde also zunächst gegen diejenigen Gründe mi wenden, welche von diesen Herren Rednern vorgebracht worden sind. Der Hr. Abg. Dr. Bamberger hat hauptsählih die finanzielle Seike der Sache betont, und in dieser Beziehung mö&te 1ch mir erlauben, zunächit einige Irrthümer zu berichtigen, die den Herren Vorrednern unter= fen sind. y s e G hat der Hr. Abg. Fürst Hohenlohe erwähnt, daß das Dedctershe Grundstü mit 265 # für den Quadratmeter erkauft worden sei, theurer also, als das Grundstück in der Voßstraße, über welthes derselbe Gejeßentwurs han- delt. Die Zahlen richtig, sie beziehen sich aber auf i denn das Dettersche Grundstück mit den 255 M für den Quadrat=-

find

seinem Saße von 265 (. gegenüber 255 M n Duadrat- meter des Voßschen Grund\tüks, enthält Gebäude, während das Voß:she Grundstück leere Baustelle ist. Sie werden hieraus ent- nebmen, daß gerade der Ankauf des Deckerschen Grundjtüds, ein sehr günstiger ist, auch wenn ih im vollen Maße in Betracht ziehe, daß die Verhältnifse des Geldwerths augenblicklich anders Liegen, als es vor einigen Jahren noch der Fall war. Ich möchte dann nod darauf aufmerksam machen, was vielleicht dem Hrn. Abg. Pr. Bamberger entgangen Ul, daß in den Motiven angeführt steht, daß das Königlich preußische Handels - Ministe- rium in derselben Straße, dem hier angekauften Plat gegenüber ein Grundstück, ebenfalls eine leere Baustelle erwerben hat zu dem Satze von 399 für den Quadratmeter, also sehr erheblich theurer, als bier angegeben ift. (Nufe: In welchem Jahre ?) Ih alaube, in diesem Jahre. (Rufe: Nein! Im Jahre L Nun, es mag also früher gewesen sein, ih bin darüber nicht so genau. unterrihtet; es besteht aber jedenfalls ein Unterschied von über 100 Æ für jeden Quadratmeter, also eine ganz erhebliche Summe. Es hat dann der Hr. Abg. Freiherr von Scaorlemer-Alst die Summe von 7,500,000 M genaunt als den Kaufpreis des Deckerschen Grundstücks. Ih möchte darauf bemerken, daß für das Vecter] E Grundstück einscließlih aller Gebäude und mit der Druckerei nur der- Betrag von 6,780,000 # bezahlt werden soll, mithin also ein im Ser hältniß zu dem Werthe des Grundftücks und der Druckerei nur mäßiger Betrag. Der Pr. Abg. von Scorlemer-Alft hat in der Bee gründung feiner Ausführungen hauptsächlich geltend gemawt, daß die Vorlage viel zu spät an den Reich8tag komme, um fi jeyt n h. \chlüssig machen zu können. Ja, meine Herren , die Reichsregierung beflagt es mit Ihnen, daß es nit eher möglich war, eine immerhin nicht unwictige Vorlage erst jo spät an das hohe Haus gelangen: zu lassen. Indessen werden Sie es wol begreiflich finden, wenn Sie sich vergegenwärtigen, daß ja ein solcher Geseßentwurf viele und mitunter [chwierig zurückzulegende Borstadten durzumachen P und vor allen Dingen, daß wir ja den Ausgangëpunkt 2e ganzen Unternehmung nicht in der Hand hatten: _denn es hing nich von der Reichsregierung die Erledigung des Be)ites dieses Grund stücks ab, das war ja ein Umstand, der außerhalb ibrer Gewalt lag. Der Hr. Abg. Dr. Lucius hat bereits au! die Gründe de& Hrn. Abg. von S{orlemer - Alf bemerkt, daß fie ihm cigenilich o gut wie nit vorhanden zu sein scheinen, und i habe aus feinen: Gründen, abgesehen von dem eben bechaudelten, der zu fpâten Bor= lage, nur Die entschiedene Abneigung heraugebört , in die Nähe der anderen Reichsbehörden mit dem Reichstags8- gebäude zu kommen. Ja, meine Herren, darüber kann man. jehr verschiedener Meinung sein, für den Verkehr und Betrieb würde es jedenfalls in hohem Maße zweckmaß1g und der \hnellen Grled ‘(2 gung der Geschäfte. förderlih jein. Es kann sich also nur um eme subjektive Stimmung des Hru. Abg. von Schorlemer-Alst handeln, daß es ihm in der Nähe der Reichsbehörden im Reichstage nit be- baglih sein würde; und da würde es denn doch darauf ankoramen, wenn über diese Frage erst Beschluß gefaßt wird, wie die Majorität dieses hohen Hauses über diese Angelegenheit. denkt. Man fanu ja einer subjektiven Stimmung mit Gründen nicht beifommen, sor- | dern nur mit Beschlüssem.2 : Die Gründe, die wir dann ven den andern Rednern noch gehört