1877 / 108 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 09 May 1877 18:00:01 GMT) scan diff

(3 Passagiere und 5 Beamte) verleßt; 5 Thiere getödtet und 26 Fahrzeuge erheblih und 120 unerheblih beschädigt.

Außer den vorstehend aufgeführten Verunglückungen von Personen famen, größtentheils dur eigene Unvorsichtigkeit hervorgerufen , noch vor: 19 Tödtungen (2 Paffa iere, S Beamte, 3 Arbeiter und 9 fremde Personen); 80 Ber lekungen (3 Passagiere, 38 Beamte, 29 Arbeiter und ) fremde Personen), sowie 5 Tödtungen und 1 Verleßung bei beabsihtigtem Selbstmorde. s ; :

Non den überhaupt beförderten Reisenden wurde von je 4 062,715 Einer getödtet und von je 2,031,358 Einer VeT- let: von den im Betriebsdienste thätig gewefenen Beamten wurde von je 20,429 Einer getödtet und von je 2850 Einer verleßt.

Ein Verglei rgiebt, unter

mit demselben Monate im Vorjahre Berücsichtigung der in beiden Zeit- abihnitten geförderten Achskilometer / und E S im Betriebe gewesenen Geleistäängen Daß im O im März cr. bei 14 Verwaltungen wentger und bei _Ber- waltungen mchr und in Summa circa 12,8 Prozent weniger RVerunglückungen vorgekommen sind, als im März vorigen

órîet

r deutschen Zetitelbanken i n genden summarischen Daten av- [Let 5 beirug der gcejammte Kassenbestand 72 1,671,000 oder 6,063,000 „é weniger als in der Borwoche; der i p y an Wechseln erscheint mit 630,144,000 # um 11,442,000 b und die Lombardforderungen mit 87,786,000 M. erscheiner um 4,458,000 s der Vorwoche gegenüber vermehrt; ferner weist auch der Notenumlauf wit 929,610,000 J cin Wachsthum un 27 458,000 é auf, während die täglich fälligen Verbind- lichkeiten in Höhe von 192,281,000 é einen Rücigang um 7 984,000 M erfuhren ; die an eime KÜndtgungs]ri}t gebunz denen Verbindlichkeiten wuch@jen um 1,159,900 F au} 94,994,000 J an.

Der zeitige Eigenthümer eine

5 durch Exvropriation verkleinerten Grundstückes hat geseßlih (§8. 16 und 17 des preußischen Eisenbahnge}eßes vom Jahre 1838, s. 4 des Ge- jeßes, betreffend die Avlöjung der Reallasten vom Jahre 1850, und 8. 57 des Expropriationsge}eßes vom «Fahre 1874) ein Rorkaufsrecht, wenn in der Folge das expropriirte Grund- ü ganz oder theilweise zu dem bestimmten Zwede nicht weiter nothwendig ist und veräußert werden Jol. _Eine, bis- her unentschiedene Frage war jedo, ob die)es an das Cigen- thum des dur Erproprigtion verkleinerten Grundstüdes actniwste Vorkaufsrect erlischt wenn - der Eigen- thinmer das bez. Grundstück parzellirt und die Theile an -rschiedene Personen verkauft, oder ob das Borkaufêrecht be- “en bleibt und von den Eigenthümern der einzelnen Theile moinschaftlih auszuüben ist, oder endlih, ob der Eigenthü- ner des Rest- oder Stammgutes (welches auf dem Stamm- ¡um im Grundbuche eingetragen geblieben 1}t) ausschließlich

- Ausübung des Vortaufsrechts befugt Ut. Vor Kurzem das Ober-Tribunal, l. Senat (Erkenntniß vom 15. Fanuar 1877), Anlaß gehabt, sich mit diejer Streitfrage zu i und hat im Gegensaß zu dem AppellationSge- richt zu Breslau entschieden, daß dur Die _Hertheilung ner dex Enzäelnen Theile übergeht, welche es gemein- hafilih auszuüben haben. Dagegen erklärte das Ober-Tribunal en von einer Partei aufgestellten Rehtsgrundsaß: „Das Vor- aufsrecht verbleibt dem Stammgrundstüke, wenn das herr- chende Grundstück parzellirt wird“ in dieser Allgemeinheit unbegründet. „Die Frage“, führt das Erkenntniß des ber-Tribunals unter Anderem aus, „ob dur die Geltend- eseßlicen Vorkaufsrehts die Wiedervereinigung dstücks in seinem zur Zeit der Ex-

¿ efenen Bestande in der and eines ‘zielt werden fk i Wirkfam- nicht entf in seinen alten Begrenzungen war zur Zeit Beseßes vom 3. November 1838 niht Grund- würde durch die hier in Rede jen der Zweck der Wiedervereinigung, ¿Gen Zwangs veräußerten theils mit dem faum erreiht worden fein, da den zur g berechtigten Eigenthümer nihts hinderte, das wieder erworbene Grundstück sofort anderweit zu verfaufe::. Jîíit aber das Vorkaufsreht nur eine dem Eigenthümer des berechtigten Grundstücks zugesicherte Werthsergänzung, so geht in einzelnen Theilen weiter veräußert auf die Erwerber dieser einzelnen Theile

befchästigen,

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wird, in der Negel

mit über.“ __ Slgmaringen,.6- Mai. (Schw. M.) Gestern Abend st Jhre Königliche Hoheit die Gräfin von Flandern zu nehrtägigem Besuche bei dem Fürstlihen Hofe hier eingetroffen. Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, Mai. Vorgestern ist der Landtag wieder zusammen- emielben wurde im Namen des Herzogs durch den Verlobung des Erb-

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ete Mittheilung von der Prinzesfin Charlotte von Preußen gemacht. Der en m Namen des Landtags

nt drückte darauf i

den Wunsch aus, daß diefe Verbindung eine

ensreiche sein möge. m Landtag sind

den Etat betreffender Vorlagen und außerdem noch Í das gemeinsame Ober-Landesgericht in

Fena und die Gewährung einer Zinsgarantie für ein Priori-

ehen der Saaleisenbahn zugegangen. f Coburg, 7. Mai.

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en-Csfurg-Gotha. (Leipz: er Herzog ist heute Mittag von seiner Neije aus wieder hier eingetrof}scn.

Wien, 8. Mai. Das „Frem-

schreibt : Aufenthalt des Grafen An-

y in Tiszadose dürfte sich über aht bis zchn Tage er-

tre Dieser Umstand allein beweist, daß die diploma-

iche Situation nach keiner Seite hin cinen akuten Cha-

i trägt. Vor seiner Abreise empfing der Minister

5 Aeußern noch den großbritannischen Botschafter Sir An-

Buchanan, der ihm eine Abschrift der von dem Ka-

cs auf das Cirkular des Fürsten G ort- twort übergab.“

: Sommeraufenthalt der Kaiserin

resse“ erfährt, folgende Dispositibhen getroffen

e Majestät reist, wenn die Witterung günstig ist,

esterreich-Ungarn. E Na „Der

1beilage befindet si eine /

am 23 d. Mts. nah Fs{!l, und verbleibt daselbst bis Ende Juni. Anfangs Juli ve iebt sih Jhre Majestät in Beglei- tung der Erzherzogin Valerie zum Besuche ihrer Eltern nah Possenhofen und wird den Monat Juli in Feldaffing zubringen, wo, wie im vorigen Jahre, das dortige Hotel für Jhre Ma- jestät gemiethet ist. Anfangs August fehrt die Kaijerin nas Jcl zurück, um daselbst bis Ende September zu verweilen. (W. T. B.) Der deutsche Botschaster bei der Pforte, Prinz Reuß, is heute hier eingetroffen und machte am Rormittag dem Sektionshef Orczy, welcher den von hier abwesenden Minister des Aeußern, Grafen Andrassy, vertritt, einen Besuh. Prinz Reuß wird, wie die „Politische Korrespondenz“ m-ldet, am Freitag eine Reise na Konstan- tinopel fortsezen und dürste in Triest mit dem diesseitigen Botschafter bei der Pforte, G afen ZiO De E Ne en eler ebenfalls auf feinen Posten zurücCkehrt. : s ier E. 7, Mai Die Meldung der „Budap. Corr.“, daß die Regnicolar-Deputationen am 15. d. M. in Wien zusammentreten sollen, wird vom „Pester Lloyd dementirt. Wie man der W. „Presse“ von hier meldet, sendet das hiesige katholische Kasino eine Adresse_an den Papsst anläßlich seines Jubiläums, ferner elne Adresse an den Fürst-

vrimas, endli eine dritte Adresse an den Grafen A ndra} 1D, um die Aufmerksamkeit der Regierung auf die bedrängte Lage des Papstes zu lenken.

Schweiz. Bern, 7. Mai. (N. Zür. Ztg.) Hr.“ Car- los de Garcin Artin hat das Exequatur als spanischer Konsul für die Schweiz mit Amts}ig 1n Bern erhalten. Hr. Professor Desor, Mitglied des Nationalrathes, ist zum Abge- ordneten und Bevollmächtigten des Bundesrathes für die Un- terhandlung, betreffend Aufstellung einer Fischereiord- nung für die \chweizerisch-italienischen Grenz- gewässer ernannt worden. Der belgische Geshäfts- träger in Bern, Herr Dolez, Ut zum Gesandten in Konstantinopel ernannt worden. Der En, bahn-Jnspektor Koller ist gestern nah Nom abgereilt.

“Altdorf, 6. Mai. (N. Zürch. Ztg.) Die Urner Landsgemeinde verwarf auf den Antrag des Fngenteurs Siegwart die Steuer pro 1878 und damit auch die Gott-

‘dbahn-Subvention. : V Rene ne 7. Mai. Bei den Großrathswahlen wurden 65 Radikäle und 33 Liberale, worunter eor. und Berthoud, gewählt. Es werden 5 Stihwahlen nothwendig.

Niederlande. Haag, 9. Mai. (W. A D) „Dee Petition der niederländischen Bischöfe, die Regie- rung wolle sih bei der italienischen Regierung zu BURBER der Freiheit und Unabhängigkeit des päpstlichen Stuhles ver- wenden, und wolle fernér die Rechte der mederländischen Ka- tholifen sicher stellen, ist von Der Regierung als un- begründet und als eine Einmischung in die inneren Bi gelegenheiten Jtaliens involvirend zurückgewiesen worden.

Belgien. Brüssel, 6. Mai. (Köln. Ztg.) Die bel-

gischen Blätter bringen folgende Mittheilung aus der „Ftalie“ vom 4. Mai, ohne ihrerseits weitere Bemerktingen hinzuzufügen: „Die katholischen Agitationen, haben zwichen Belgien und dem päpstlichen Stuhle Zwistigkeiten hervorgerufen, die, wenn sie nicht ausgeglichen werden, die Abberufung des Nuntius in Brüsjel, Msgr. Vanutelli, herbei- Svove, us vit SUfUJDsC. ElNzLuITten, um Hatt. der. Runtius tatholische Kundgebungen die inyere Ruhe des Landes stören. Der Nuntius gab in Folge von*Jnstruktionen aus dem Va- tifan zu verstehen, daß er nit einschreiten könne, daß seine Intervention einer folchen Seitens des päpstlichen Stuhles gleihkommen würde gegen die Katholiken, welche zu dessen Gunsten handelten. Diese Antwort hat die belgische Regie- rung verstimmt und sie hat Vorstellungen machen lassen, die übrigens sehr freundlich waren. Die Antwort, welche der Nuntius zu geben haben wird, muß zur Folge haben, den Zwist noch zu verschärfen oder den Zwischenfall zu beseitigen. Es schcint, daß im Vatikan die Mäßigung vorwiegt.“ Großbritannien und Jrlaud. London, 9. Mai. W. T. B.) Jn der gestrigen Unterhaussizung bemerkte der Schatkanzler Northcote bezüglih der Pfingstferien für das Unterhaus auf eine Anfrage, er hoffe, solche für die Zeit vom 17. bis 31. d. M. vorschlagen zu können.

_Franukreich. Paris, 7. Mai. Das Schreiben des Justiz-Ministers an den Bishof von Nevers, der den Präsidenten der Republik brieflich aufgefordert hatte, zu Gunsten des Papstes einzutreten, lautet nach der „Köln. Bot

Monseigneur ! der Republik hat das Scbreiben erhalten, welches Sie an ihn ri n. Dieses enthält über die aus- wärtige Politik Beme nd Rathschläge, die an die Regierung gelangen zu lassen I sugnijse nicht das Recht geben und für welche dieselbe Ihnen die ganze Verantwortlichkeit laîssen muß. Vollständig entscloîjen, die guten Beziehungen, welche die Regierung mit dem Könige von Italien vereinen, aufre{chtzuerhalten und über- zeugt, daß fie auf diese Weise den Interessen des heiligea Vaters eben so sehr dient, wie denen Frankreichs, kann sie nur die Kundgebung mißbilligen, die zu machen Sie für nothwendig er- achtet haven. Genehmigen Sie 2c. Der Siegelbewahrer, Justiz- und Kultus-Minister: L. Martel.

_ Jm zweiten Bezirke des Arrondifsements Saint-Malo ‘Departement Flle-et-Vilain e) stand gestern die Wahl eines Deputirten an Stelle des verstorbenen Hrn. L Pomellec an. Gewählt wurde ein Gesinnungsgenosse des leßteren, der gemäßigte Republikaner Durand, mit 7347 Stimmen, während der legitimistische Kandidat, von Kerloguen, nur 4975 Stimmen erhielt. Die britischen Bev-oll- mächtigten, welGe über den Handelsvertrag verhan- deln, sind mit ihren neuen Jnstruktionen von London zu- rüctgefkehrt.

8 Mal. (W. 2: B) De „Moniseur Laus der Botschaster Vicomte de Gontaut-Biron werde heute dem Deutschen Kaiser in Metz seine Huldigungen darbringen. tomimen freundschaftlichen Beziehungen, welche zwischen Deutsch- land und Frankreich beständen.

Versailles, 7. Mai. (Köln. Ztg.) Der Senat nahm heute nach einer kurzen Verhandlung den Konsularvertrag mit Griechenland an. Der Minister der Auswärtigen Ange- legenheiten, Herzog Decazes, legte den Vertrag zwischen Frank- reih und Dänemark über die Auslieferung der Verbrecher vor. Sodann beschäftigte sich der Senat mit dem Code rural. (Der ultramontane: Senator, Marquis de Franclieu, hat sih durch seine politishen Freunde bestimmen laffen, die angekündigte Jnterpellation wegen des Verhaltens, wel-

ches die Regierung nah der Tagesordnung Leblond zu beob-

Dieser Besuch sei ein neuer Beweis der voll- :

ahten gedenke, wieder aufzugeben.) -— Die Deputirten kammer beschäftigte sich heute mit dem Gemändegesfeß._

8. Mai. (W. T. B.) Jn der heitigen Sißung der Deputirtenkammer lenkte der Deputirte Caffagnac die Aufmerksamkeit des Hauses auf einen. in_ dem m Nancy erscheinden republikanischen Journal „Sentinelle veröffentlichten Artikel, welher Beleidigunger, gegen den Kaiser von Rußland enthalte. Der Miniïter-Präfíi- dent Jules Simon erklärte, dieser Artikel sei ne Infamie und er bedauere, daß derselbe im Hauje zur Sprache ge- bracht worden sei. Der Minister protestirte gegen die Behaup- tung Cafsagnacs, daß man die republifanische Partei für den- selben verantwortlich machen müsse. Auch der Jufiz-Minister bezeichnete den Artikel als verabscheuungswerth urd erklärte, ein solcher Artikel könne nur von einem shlechten Bürger ver- faßt sein. (Lebhafter Beifall.) Der Artikel enthalte Beleidi gungen gegen den Souverän einer großen Nation, mit welcher Frankreich bestrebt sei, die freundschafttichsten Beziehungen zu unterhalten. Nah demGesete könnten derartige Artikel nur auf Anklage des betreffenden Botschasters gerihtlih verfolgt werden. Der russishe Botschafter _ habe indefsen sich in dieser Angelegenheit gar niht geäußert, ein Zeichen, daß er den in dem Artikel enthaltenen Angri} verahte. Nichts- destoweniger sei der Redacteur der „Sentinelle“, welcher bereits wegen eines anderen Artikels verurtheilt worden war, aber noch Aufschub erhalten hatte, sofort nah dem Bekanntwerden dieses Artikels festgenommen worden. Der Minister fügte hinzu, daß, wenn der russishe Botschafter etne Klage an-

strengen sollte, eine eben so prompte wie strenge Justiz gehand-

habt werden würde. i Schweden und Norwegen. Stockholm, 6. Mai.

(H. N.) Die Erste Kammer bewilligte gestern na mehr- \ündiger Diskussion eine Staatsunterstüßung für Senkung der Seen Hjelmar und Duismax, in dg eines Darlehens von 2,000,000 Kr., welches, in den Jahren 1878—83 in ver- shiedenenen Raten zahlbar bis zum Jahre 1887 mit 5 Proz. verzinst werden soll, während vom Jahre 1888 ab die Amortisation ihren Anfang nimmt. DLEL besondere Aus\huß für das Vertheidigungswe}en Jas sein Gutachten über die ihm zugewie]enen L chlagsfragen abgegeben; für Unterbesehl und 0- lontärs bei der Jndelta - Armee ist eine Anschlags- erhöhung von 64,222 Kronen bewilligt, für die Fortifikations- truppen 32,708 Kronen, für eine Volontärschule in Karlsborg 71,000 Kronen, dagegen hegte der Auss{huß die Ansicht , daß die Anzahl der Volontäre nicht groß genug Jet, un auch eine derartige Schule in Vadstena nothwendig erjcheinen zu lassen. Als außerordentliche Ausgaben wurden noch bewilligt : 800,000 Kronen zu Barackênbauten auf den Nebungspläßen, davon 400,000 für 1878, 56,000 Kronen zum Ankau? ou Eee Pferden, 270,000 Kronen für den Bau einer Volontär|hu L in Karlsborg, für ein gemeinschaftliches Etablissement nad) Pavillon-System, für das Leib-Dragoner-Regiment und die Kavallerie-Volontärschule 440,000 Kronen, JUr Kocheinrich- tungen auf den Uebungspläßen 266,200 Kronen, und für den Ankauf von Betten 2c. 834,000 Kronen. Die übrigen Positionen sind in Folge des Reichstagsbeshlusses in der Heeresoronungsfrage als verfallen zu betraten.

Dänemark. Kopenhagen, 7. Mai. (H..N,) M der

Anft Ag eile-Präsidenten guf die ven os: „Niemand kann in höherem Grade, als die Regierung, be- klagen, daß das Ansehen und die Stärke unseres kleinen Landes dur inneren Zwiespalt geshwächt wird und daß die geseßgeberishe Thätigkeit fast ganz durch den aufreibenden Parteikampf, der die leßten Reichstagssessionen unfruchtbax gemacht hat, gehemmt wird. Da der Grund dieser Thatsache in dem Bestreben der Linken gesucht werden muß, sich einen entscheidenden Einfluß auf die Zusammenseßung der Regierung und die Verwaltung im Ganzen zu erzwingen, so hat das Ministerium die Ueberzeugung, daß die unberechtigten Forde- rungen dieser Partei bestimmt abgewiesen und definitiv von ihr aufgegeben werden müssen, damit ein gesundes und ruhiges Zusammenwirken zwischen den verschiedenen Theilen der legis- lativen Gewalt- von Neuem eintreten kann.“

___— 6. Mai. (H. C.) Der Prediger Holm im . nörd- lichen Jütland ist in Folge einer am Sonntag, den 22. April, in der Kirche gehaltenen Rede wegen Majzestätsbeleidigung verhaftet worden. Fnzwischen werden dem König fort- während aus allen Theilen des Landes Loyalitätsadressen zugestellt. Die Kopenhagener Adresse hat bisher 16,000 Unter- schriften erhalten. Die Odenseer Adresse wurde dem König vorigen Sonnabend von einer Deputation über- reicht, welcher der König folgende A ntwort gab: „Vor Allem bitte ih die Deputation, die Versicherung meiner herzlichsten Freude über die mir überbrachte Adresse und meinen wärmsten Dank für das Vertrauen und die Ergebenheit, welche in der- selben ausgesprochen sind, zu empfangen. Seien Sie über- zeugt, daß meine eifrigsten Bestrebungen stets darauf gerichtet jein werden, daß dieses Vertrauen nie getäusht werde. Nichts würde mir lieber sein, als immer in voller Ueber- einstimmung mit den Vertretern meines Volkes regieren zu fkfönnen; aber ih darf und will mcht Forderungen von einem Theile der Vertretung erfüllen, die in der That eine Aenderung der Verfassung bedeuten würden, die zu be- schüßen ih besonders berufen bin.“ Die Linke hat den Plan, eine Massendeputation an den König zu senden, aufgegeben, und beschlossen, sih jeder Kundgebung dieser Art zu ent- halten. Nur eine kleine Versammlung von Anhängern der Linken, die in Herning, einem jütishen Dorfe, abgehalten wurde, sandte dem Könige ein Telegramm, worin sie er- klärten, daß das Ministerium unberehtigt gewefen sei, ein provisorisches Finanzgeseß zu erlassen, und daß sie das tiefste Mißtrauen zu dem Ministerium Estrup hegten. Auf dieses Telegramm ließ der König durch seinen Kabinets-Sefretär antworten, daß die Entscheidung über die Gesezmäßigkeit des provisorischen Finanzgeseßes niht den Wählern des Folkethings, jondern dem Reichsgerichte zustehe, daß das Ministerium sein volles Vertrauen besie und daß er überzeugt sei, dasselbe wolle und könne die Verfassung schüßen“.

Amerika. San Domingo, 6. April. (A. A. C.) Der Präsident Baez sagt in seiner Botschaft an den Kon- greß, daß Hayti durch Unterstüßung der Revolutionäre an der nordwestlichen Grenze den Vertrag verleßt habe und verlangt vom Kongreß Verhaltungsmaßregeln. Aus Hayti dagegen melden Berichte vom 30. März, daß daselbst Ruhe herrjht und man keinen Krieg mit San Domingo befürchtet. Die Kaffee-Ernte ist ziemlih beendigt. Die näbhste, im Sep-

tember beginnende Ernte verspricht eine sehr ergiebige zu werden.

Der russish- türkische Krieg.

St. Petersburg, 9. Mai. (W. T. B.) Die Kor- respondenz der „Agence russe“ bespricht die Sendung des Prinzen Heinrich VlUl. Reuß nah Konstantinopel und hebt das gute Andenken hervor, in dem der Prinz in St. Petersburg steht. Die Thatsache, daß Prinz Reuß die russi- schen Unterthanen in der Türkei zu vertreten habe, werde in St. Petersburg als ein . neuer Beweis der freundschaftlichen Beziehungen Deutschlands und Rußlands angesehen.

(W. T. B.) Der Kaiser empfing gestern im Winter- palais eine Deputation der hiesigen Stadtgemeinde, wobei der Vorstand der Stadtdeputirten eine Ergebenheits- adresse verlas. Dem „Regierungsanzeiger“ zufolge erwiderte Se. Majestät hierauf mit folzenden Worten: „Jch danke Jhnen, meine Herren, für die soeben ausgedrückten Gefühle; ih war ficher, daß Sie nah meiner Rede in Moskau und meinem Manifeste nur solche Gefühle offenbaren würden, die mir angenehm sind. Sie wissen, ih habe mein Möglichstes gethan, um die Sache friedlih zu erledigen und um dem Ver- gießen theuren russishen Blutes und den Störungen der Industrie vorzubeugen. Es hat dem Allmächtigen gefallen, uns die Pfade zur Erreichung unseres Zieles vorzuzeichnen, lassen Sie uns denn auf die-Gnade Gottes bauen. Die von Jhnen ausgedrückten Gefühle freuen mih um so mehr, als ih in denselben niht Worte, sondern Thaten erblicke. Die von Jhnen dargebrahten Gaben werden die Opfer, die in solher Sache unvermeidlich sind, erleichtern. Jh danke Fhnen von ganzem Herzen und bitte, meinen Dank der ganzen Stadt- gemeinde auszudrücken.“

Bukarest, 8. Mai. (W. T. B.) Nah hier eingegan- genen Nachrichten haben die Türken von ihren Stellungen bei Widdin aus das Bombardement auf Kalafat eröff- net. Die rumänischen Batterien erwidern das Feuer.

4 M Q. 2 D) Das Feuer. dexr türkischen Batterien auf Kalafat ließ gestern Abend gegen 5 Uhr nach, die türkischen Geschosse erreihten Kalafat nicht; dur die rumänischen Geschüße, welche von Kalafat aus das Feuer erwiderten, wurden nur die vor Widdin liegenden Schiffe erreicht. Die Senatoren und die Deputirten haben gestern in Privatversammlungen die Frage der that- fählichen Theilnahme Rumäniens am Kriege be- rathen; die Majorität der Deputirten is einem weiteren Vorgehen Rumäniens zugeneigt, die Majorität der Senats- mitglieder hat sich noch nicht bestimmt s{lüßig gemacht. (cfr. bezüglich der hier gemeldeten Haltung des Senats die ab- weichende heutige unten folgende Meldung der Wiener M L 48 „Presse“.) Li L

(W. T. B) Die Regierung erklärt offiziell, die Nachricht, wonah die rumänische Armee mit er russischen vers{chmolzen oder von russishen Komman- anten befehligt werden sollte, unbegründet ist.

Wien, 8. Mai. (W. T. B.) Wie der „Politischen Kor- respondenz“ aus Bukarest vom heutigen Tage gemeldet wird, ist die rumänische Regierung mit Nücksicht auf die Eventualität einer baldigen militärischen Aftion der rumänishen Armee damit beschäftigt, die der Kammer vorzushlagenden nothwen- digen Finanzmaßnahmen vorzubereiten. Derselben Korrespondenz geht aus Rusischuk die Nahriht zu, Seitens des Oberfommandos der türkishen Armee sei angeordnet wor- den, alle im Bereiche der türkischen Donauflotille befindlihen Schiffe und Schiffsladungen, ohne Unterschied der Nationalität, unter Vorbchalt des späteren Regresses der Eigenthümer, mit Beschlag zu belegen. Die Türken wollen auf diese Weise verhindern, daß die Nussen Schiffe zum Brückenschlagen vorfinden.

9 Mai (W D. B) Wie del „Prehe aus Kon- stantinopel gemeldet wird, is daselbst am Sonntag in den Moscheen die Annahme des Titels „Vertheidiger des Glaubens“ durch den Sultan verkündet worden. Die Pforte will für den Nothfall das mit diesem Titel verbundene Recht des Sultans, einen Theil der Einkünste der Moscheen für Glaubenszwecke einzuziehen, in Anspruh nehmen. Dem- felben Blatte geht aus Bukarest die Meldung zu, das rumä- nische Ministerium habe beschlossen, einen Appell an die europäischen Mächte zu richten wegen der von der Pforte ausgeübten Gewaltthaten, wie Beschießung offener und be- sazungsloser Städte, Schiffsraub ohne Kriegserklärung Seitens der Pforte oder Aggressive Seitens Rumäniens. Leßteres werde jevt jeden Angriff zurücweisen. Die Türken haben heute Olteniza, Piket, Korabia und Gura Falomnita (kleine rumänische Orte an der Donau. D. Red.) beschossen. Bei Piket (am Ausflusse des Schil. D. Red.) plünderten und verbrannten Baschi-Bozu ks mehrere Schiffe, darunter au zwei österreichishe. Der Senat und die Deputirten- fammer werden in den nächsten Tagen eine gemeinsame Sißzung abhalten. Man glaubt, daß Beschlüsse wegen der Unabhängigkeitserklärung gefaßt werden würden.

C O) O C Veo der PUCNIET aus Bukarest hat gestern eine Privatkonferenz von Senatoren und Deputirten stattgefunden, in welcher Nosetti in begeisterter Rede zur Einigkeit ermahnte und be- antragte, in der morgenden öfeulichen Sißzung der Kammern die Unabhängigkeit Rumäniens zu proklamiren. Der Antrag wurde angenommen. Der Minister-Präsident Bratiano wohnte der Versammlung bei.

(W. T. B) Die: Zeitungsnachricht - der öfier- reichishe Botschafter , . Graf Zihy , habe von dem Grafen Andrassy den Austrag erhalten, der serbishen Regierung für eventuelle Fälle eine Okkupation des ferbilGen Ge- biets durch österreihishe Truppen anzubicten, wird unterrichteterseits als unbegründet bezeichnet.

London, 8. Mai. (W. 2% B.) Im Unterhaufe erklärte der Staatssekretär des Krieges, Hardy, auf eine Anfrage des Deputirten Hayter, es existire keine spezielle Liste derjenigen Truppen, welche für den Dienst im Aus- lande bereit gehalten würden. Unter-Staatssekretär Bou rke erwiderte dem Deputirten Hubbard, die Regierung könne der Pforte das Recht, Blokade-Reglements zu veröffentli- cen, nicht abstreiten. Die Pforte habe sich übrîgens bereit erklärt, die Frist zum Auslaufen aus den blokirten Häfen für die englishen Schiffe um einige Tage zu verlängern.

Sullivan wünscht zu wissen, welhe Bedeutung der gestrigen Aeußerung des Staats-Sekretärs des „Fnnern, Croß, England werde Egypten gegen eine Jntervention oder gegen einen Angriff vertheidigen, beizulegen sei. Sei es die Absicht der Regierung, Egypten durh Entsendung von Truppen in den Stand zu seben, als kriegführende Macht an dem Kriege theilzunehmen, ohne sich selbst der Gefahr Der Wiedervergeltung folcher Feindseligkeiten auszusezen ? Dder solle

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die Erklärung von Croß bedeuten, die englische Regierung sei entshlosseu, die englishen Wäffen gegen Rußland zu wenden, sobald Leßteres einen Angriff auf Alexandrien unter- nehme? Sei endlich die an die Türkei und Egypten er- gangene Mittheilung, daß ihre Haupthäfen mehr oder minder gegen die Feindseligkeiten Rußlands ges{hüßzt werden würden, in der That und dem Wesen nach nicht eine Verstärkung ihrer Kraft und eine Abweihung von der durch England angekün- digten strifkten Neutralität? Schaßkanzler Northcote erklärte, Sullivan hätte seine Fnterpellation zum Voraus ankündigen müssen, worauf Sullivan deren Wiederholung für nächsten

tontag anzeigte. Hierauf wurde die gestern vertagte Be- rathung der Resolutionen Gladstone's fortgeseßt.

Veber die Gladstone’schen Resulutionen fand eine sehr lange, s{ließlich auf nächsten Donnerstag vertagte De- batte statt, in deren Verlauf Seitens der Deputirten befon- ders Roebuck für die Regierung cintrat, während Lowe hef- tige Angriffe gegen die Regierung richtete, welhe England isolire.

Im Oberhause griff der Herzog von Rutland die Regierung wegen der Antwort Lord Derby's auf das russishe Cirkularshreiben an. Derby bestritt, daß seine Depesche große Unruhe in Europa erzeugt habe und vertheidigte deren Jnhalt. England habe dem Berliner Me- morandum nit zustimmen können, weil es dadurh mit Nuß- land zusammen in einen Krieg gegen die Türkei hineingezogen sein würde. Er zweifle auch nicht an der Aufrichtigkeit der Erklärung, die \. Z. dem Botschafter Lofstus durch den Kaiser Alexander ertheilt worden sei; aber man dürfe doch niht aus dem Auge verlieren, daß zu jenem Zeit- punkt die russishe Armee bereits für den Krieg vor- bereitet war und daß die. Erklärung des Kaisers von Nußland in Moskau vor aller Welt offen vorlag. Zum Schluß erklärte sich Derby noch gegen die fortgescßten Anfragen über delikate Fragen des Völkerrehts. Lord Granville erklärte, er könne Derby's Antwort auf das Gortscha- toff\che Cirkular weder billigen, noch tadeln, seiner Ansicht nach sei dieselbe mehr für England selbst bestimmt. Der Lord Kanzler Cairns trat für die Derby'sche Depesche ein, die die Ansichten der Regierung und, wie er glaube, auch die- jenigen des Landes über die in dem Nundschreiben des Fürsten Gortschakoff behandelte Frage wiedergebe.

9. Mai. (W. T. B.) Die Meldung der „Times“, ein Abgesandter des Emirs von Kaschgar habe dem Sultan Hülfstruppen gegen Rußland angeboten, wird von zuständiger Seite als unbegründet erklärt. Der „Morningpost“ zufolge wäre General Simons zum Ober- befehlshaber der Armee ausersehen, die eventuell nach dem Orient abgehen würde.

(W. T. B.) Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Erzerum vom. 8. d. gemelbdel: Die Nussen / haben Soghauli eingeshlossen und konzentriren ihre Kräfte, augenscheinlih um Moukhtar PVascha bei Bardiz- Venikoy anzugreifen. Die Russen haben Bajazid ver- lassen, nahdem fie daselbst eine russishe Verwal- tung e:ngerihtet haben. Sie marschiren in der Rich- tung auf Khamour Antob, indem sie Kara Kilissa und Alaskird zur Rechten liegen lasen.

Paris, 9. Mai. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nah wird das französische Kabinet das Cirkularschreiben des Fürsten Gortschakoff nur mit einer einfachen Empfangsbestätigung beantworten.

Der Tagesbefehl, den der Kaiser Alexander vor seincr Abreise von Kischeneff an den Großfürsten- Oberbefehlshaber richtete, lautet:

„Ew. Kaiserliche Hoheit!

Bei ciner Revue eines großen Theils der Truppen der aktiver Armee habe Jch dieselben zu Meiner größter friedigung in dem ausgezeichnetsten Zustande gefunden, welcher als Unterpfand des Er- folaes in der heiligen Sache dient, zu der sie gegenwärtig berufen find. Das muntere und gesunde Aus}ehen der Leute, der aus8gezeih- nete Kampfesmuth und vorzügliche Sanitätszustand der Armee kenn- zeicbnen die unermüdlichen Mühen und die erleubtete Sorgfalt ihres muthbigen Oberkemmandirenden und geben Mir die vollste Zuversicht, daß diese vortrefflichen Truppen in der bevorftehenden Campagne den Ruhm Unserer Waffen aufrecht halten werden.

Fn dem Wunscbe, Eurer Kaiserlichen Hcheit aufs Neue Meine herzliche Erkenntlichkeit für Ihren dem Thron und Vaterland ge- leisteten, beständig musterhaften, aus8gezeichnet eifrigen Dienst und für die Mühe, die Ihnen anvertraute aktive Armee in den gegenwärtigen glänzenden Zustand zu bringen, habe Ih Sie zum Chef des 53. Wol- hynischen Infanterie-Regiments ernannt.

Fch bleibe Ihnen unveränderlich gewogen.“

Das Original ist von Sr. Majestät dem Kaiser Eigenhändig unterschrieben :

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„Jhr Sie aufrichtig liebender

Alexander.“ Kischeneff, 17. April 1877.

Konstantinopel, 6. Mai. Dem W. „Fremdenbl.“ wird von hier gemeldet: Eine Jrade des Sultans ernennt deu gewesenen Haremshüter des Großscheriff zu Mekka, Hadschi Jzzet Effendi, zum Führer der „heiligen Karawane (Emir-el-Sureja)“, die sih shon in einigen Ta- gen von hier mit kostbaren Ge)chenken des Sultans, der Kai- serlihen Familienmitglieder und der hohen Staatswürden- träger, nah Mekka und Medina begeben wird, und wer- den in diesem Erlasse alle Statthalter der Provinzen, durch welche diese Karawane ihrcn Weg nach Arabien nehmen wird, aufgefordert, derselben allen möglihen Schuß und jegliche Hülfe angedeihen zu lassen. Der Führer dieser Karawane wird auch eigenhändige Schreiben in arabischer Sprache vom Sultan, dessen Bruder Rechad Effendi, dem Großvezier, dem Scheikh - ul - Jslam und von Savfet Pascha an den Großscheriff von Mekka mitnehmen. . Dieser Führer wurde vor einigen Tagen vom Scheikh-ul-Jslam, der ihn dann au dem Sultan vorstellte, in einer längeren Audienz empfangen, wobei er mündlich beauftragt wurde, den Bewoh- nern der genannten heiligen Städte mitzutheilen, daß Nuß- land, das alle nichtorthodoxen Religionssekten in seinem Reiche aufs Hestigste verfolgt, nun auch das Haupt des Jslam aus Éuropa zu verdrängen suche, um so desto leichter seine eigenen mohamedanischen Unterthanen zum Uebertritt zum Christenthume zwingen zu können. Der Sultan habe ih daher entschlossen, alle Gläubigen zum Kampfe gegen das „glaubenraubende Rußland“ auf- zurufen, damit dieselben ihre Glaubensbrüder in der Krim, im Kaukasus und in Central-Afien, die noch immer unter dem russischen Joch seufzen, vor dem Ver- luste ihres Seelenheils shüßen mögen. Der Großscheriff werde daher im Auftrage des Sultans Tag und Nac{, sowohl an der südlichen Pforte dec Kaaba zu Mekka, als auch am Grabe Mohameds zu Medina öffentliche Gebete

für den Sieg der türkishen Waffen veranstalten lasset, und mögen nun diese Bewohner fsih nur ret zahlreih daran betheiligen. Auch sei es mögli, daß der Sultan, werin er aus diesem Kampfe siegreich hervorgeht, nah Beendigung def- selben eine Wallfahrt nach Mekka und Medina machen werde, und werde er dann die Bewohner dieser zwei Städte für ihre Ergebenheit gegen das Haus Osman rei{lich be- lohnen. ;

Gegenüber den Meldungen aus Konstantinopel, daß Jakub Beg Khan einen Abgesandten an den Sultan jenden oder sogar selbst dort erscheinen werde, um scine Diensie der Pforte gegen Rußland anzubieten, melden die „Turk. Wedom“: „Zatub Beg befindet sich noch in Takfup. Unlängst berief er jeinen zweiten Sohn Chafï Kula Beg zu si, übergab ihm den Oberbefehl über rie Truppen und unternahm felbst eine Wallfahrt nah der hinter Kunja-Turfam gelegenen Höhle Aschobi-Koaf. Nah SBerüchten soll er sich dann in die Stadt Kurele auf der Straße von Kutscha nah Kaschgar, einige Taggereisen von der leßteren Stadt ent- fernt begeben wollen, woselbst er die russische Gesandt- schaft empfangen wird.“

Das W. „Fremdenbl.“ {reibt unterm 7.:

¿Jn Vervollständigung unserer gestrigen Nachrichten könnerr wir heute mittheilen, daß die diesseitigen Aeußerungen in der Frage der Donauschiffahrt bereits nah St. Petersburg und Konstantinopel abgegangen sind. Die- felben drücken das Begehren und gleichzeitig das Erwarten aus, daß die Donauschiffahrt nicht weiter werde beeinträchtigt werden, als eben in Folge der militärishen Operationen un= vermeidlich ift, und betonen ausdrüdlih, daß der Kaiserstaa nicht gestatten könne, daß die jeßigen Ausnahmsverhältnife in irgend einer Weise als Präzedenz dienen können, um die vertragsmäßig garantirte Freiheit der Donau vielleicht in Hin- kunft zu schädigen oder auch nur in Frage zu stellen.“

__ Ferner schreibt dieses Blatt: „Das Erscheinen der österreihish-ungarishen Neutralitäts-Erklärung dürste noch einige Zeit auf sich warten lassen; dieselbe wird in Form von analogen Ministerial-Verordnungen, die auf

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Grund Allerhöhster Entschließungen ergehen, in Wien und Pest gleichzeitig. verkündet werden. Es ist überflüssig, zu be- merten, daß jeder österreichish-ungarishe Unterthan, der nah Erlaß einer solchen Neutralitäts-Erklärung in den Dienst eines der fkriegführenden Theile tritt, die völkerrechtlichen Vorschriften über Handelsschiffe der Neutralen verlegt u. s. w. auf keinerlei Schutz von Seiten des Reiches zu rechnen hat und sih den Strafen des Gesetzes eventuell ausfcht.“

Eine Korrespondenz der „Daily News“ aus Kon- stantinopel, 5. Abends, bespriht das Vorhaben der Türken, das Gebiet in der Dobrudscha zwischen Toulcha und Ticher= navoda bei Ankunft der Russen zu verwüsten. Die Vertreter Frankreichs, Oesterreichs und Griechenlands remonstrirten bei Safvet Pascha und hielten bis spät Abends Berathung unter dem Vorsiße des britishen Botschafters Mr. Layard. Nach neu einlaufenden Telegrammen erwiderte der Kommandant, er müsse seine Befchle ausführen. Die moslemitishen Ein- wohner strömen alle nah Süden, kaum einer ist übrig. Die Konsuln fürchten eine Wiederholung der bulgarischen Greuel, da 40,000 Baschi-Bozuks nur auf das Zeichen für die Zer- störung warten. Dieselbe Korrespondenz meldet, man fürchte in Konstantinopel, die Verluste bei Kars seien schr be- deutend. Die Absendung von Telegrammen werde bedeutend gehindert.

Jüngst ist ein neucs Blaubucch zur orientalischen Frage, 355 Seiten stark, dem englishen Parlamente vorge=- legt worden. Es enthält 520 Schriftstücke, beginnt mit einenx vom 16. Dezember 1876 datirten Berichte des Konsuls Bar-= ker über das sogenannte „organische Geseß“ auf Kreta und die Unzufriedenheit dex dortigen Bewohner, und f{chließt mit einem Briese Lord Derbys an Mr. Focelyn, datirt vom 12. April 1877, der {hon bekannt ward und tiefes Bedauern ausdrüdckt über die Ablehnung des Protofolls.

PRaris, 7. Mai. Das „Journal officiel“ veröffentlicht folgende Note: „Nachdem die Regierung der Republik be- losen hat, in dem Kriege, welcher zwischen Rußland und der Türkei ausgebrochen ist, eine strenge Neutralität zu beobachten, glaubt sie den Franzosen, gleichviel ob sie sih in Frankreih oder im Auslande aufhalten, in Erinnerung bringen zu sollen, daß sie sich jeder Handlung zu enthalten haben, welche eine Uebertretung der französischen Gesetze oder des Völkerrechts bedeutet und als. ein feind- seliger Akt gegen eine der beiden Theile oder als mit einer gewissenhaften Neutralität unvereinbar angesehen wer- den könnte. Jnsbesondere ist ihnen untersagt, sih in dexr Landarmee oder auf den Kriegsschiffen eines der beiden Theile anwerben zu lassen oder Dienste zu nehmen oder bei der Equipirung oder Ausrüstung eines Kriegsschisfes mitzuwirken. Die Regierung erklärt ferner, daß es keinem Kriegsschiffe der beiden kricgführenden Theile erlaubt sein soll, in den Häfen und Rheden Frankreihs und der Kolonien mit Prifen einzu- laufen und sich länger als vierundzwanzig Stunden aufzu- halten, es sei denn, daß dieser Aufenthalt durch zwingende Umstände geboten sei. Desgleichen darf in den bejagten Häfen und Nheden tein Verkauf von Prisen stattfinden. Wer diejen Verboten zuwiderhandelt, darf auf feinen Schuß der Regierung oder ihrer Vertreter gegen die etwaigen Akte oder Maßnahmen der Kriegführenden Anspruch machen und wird außerdem gegebenen Falls nah den Staatsgejezen verfelgt werden.“ j

Die W. „Presse“ v. 7. enthält folgende Telegramme:

Tiflis, 6. Mai. Seit Donnerstag (3. Mai) haben keine Gefechte stattgefunden. Die Cernirung von Kars UL beendet; das russishe Hauptquartier steht zwei Meilen westlih Kars zwischen Winsikew und Hadschi Wali. —— Ba- jazid wird mit russischen Geschüßen armirk. General= Lieutenant Tergusakoff hat dort bereits die russi}he Ber= waltung eingeführt. Jn der Nähe von Bajazid befinden ih keine türkishen Trv.ppen mehr. O

Jassy, 6. Mai. Großfürst Nikolaus wird niht mehr nah Kijschineff zurü&kehren. Gestern kamen die legten Ab- theilungen der 15. Jnfanterie-Divitton General-Lieutenant Schostak nach Kilia,, wo sich auch das Hauptquartier des VII. Armee-Corps Gamezkij 1. befindet. Das IX. Armee-Corps Krüdener 11. wird in den nächsten Tagen den Pruth über- schreiten. Die 9. Kavallerie-Division Loschkareff Ul. soll diesen Fluß bei Gudetshani und Ljeka (drei Meilen nördli Und südlich Leowna.) überseßen. : N

Jun Ermangelung neuer Nachrichten €raänzt der „Ruf. Invalide“ vom 1. Mai die früher gebrah{en Meldungen vour asiatifhen Kriegs\schauplaß über, die Vorgänge bis

l 97. April durch folgende Einzelheite,a: Bei dem allseitigen