1877 / 119 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 May 1877 18:00:01 GMT) scan diff

M E A, © ite

E E E E N E R

von der 4. Ingen. Insp. unter Verseßung zum Stabe des Ingen. Corps, zum Major, befördert. Hummell, Hauptm. von der 4. Ingen. Insp., zum Ingen. vom Plaß in Sonderburg-Düppel er- nannt, Schueler, Pr. Lt. à la suite ders. Insp. und Lehrer an der Kriegsschule zu Anklam, zum Hauptm. befördert. Rummel, Pr. Lt. vom Eisenbahn-Regt., unter Peberweisung zur 3. Ingen. Znsp.,, min das Ingen. Corps zurückversetßt. Wiebe, Pr. Lt. vom Eisenbahn-Regiment, ein Patent seiner Charge ver- liehen. Hellinger, Sec. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt. befördert. Meydam, Sec. Lt. von der 4. Ingen. Insp., in das Cisenb. Regt. verseßt. Dautz, Zeug-Pr. Lt. vom Art. Depot zu Breslau zum Zeuahauptmann, Andres, Zeug-Lt. vom Art. Depot zu Breslau, zum Zeug-Pr. Lt., v. Schlabrendorff, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 91, als Insp. Offiz. und Lehrer zur Kriegs\chule in Met kommandirt. Unter harnscheidt, Kadet vom Kadettenbause zu Berlin, in der Armee, und zwar als car. Port. Fähnr. im F-ld- Art. Regt. Nr. 23 angestellt, und soll diese Anstellung so angesehen werden, al8 wenn dieselbe am 14. April d. J. erfolgt wäre.

Im Beurlaubtenstande. 15. Mai. Graff, Pr. U. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 1, v. Fre- sin, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 41, zu Hauptleuten, Lelm, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 3, Borcke, Sec. Lt. von der Lüändw. Inf. des 2. Bats Landw. Reats. Nr. 4, zu Pr. Lts. befördert, Frhr. v. Richthofen, Sec. Lt. von der Res. des Hus. Regts. Nr. 13, zum Pr. Lt. befördert. Lüders, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 6, zum Hauptmann, Kapler, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 6, Sulz, Sec. Lt. von der Landw. Jnf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 46, Brockt, Sec. Lt. von der Landw. Inf. def}. Bats., zu Pr. Lts. befördert. Thormann, Sec. L. von der Res. des Drag. Regts. Nr. 18, zum Pr. Lt. befördert. Bredow, Sec. Lt. von der Re}. des Garde-Fuß-Art. Rexts., zum Pr. Lt. befördert. Schmidt, Sec. Lt. von der Landw. des Eisenb. Regts., zu den Landw. Pionieren zurückversezt. Luyken, Sec. Lt. von der Landw. des Eisenb. Regts., zum Pr. Lt. befördert. Michalski, Sec. Lt. vom Landw. Train des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 14, zum Prem. Lt. befördert.

Nichtamfkliches. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 24. Mai. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute in Gegenwart des Kommandanten von Berlin militärische Meldungen entgegen, hörten die Vorträge des Kriegs-Ministers, Generals der Infan- terie von Kameke und des General-Adjutanten, General-Majors von Albedyll, und begaben Sih um 2 Uhr nah dem Neuen Palais zur Theilnahme an dem zu Ehren des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien und Jrland bei Zhren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kron- prinzen und der Kronprinzessin stattfindenden Diner.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl ist, aue telegraphisher Meldung, gestern in München einge- roffen.

Seitens des französishen Ministers für Ackerbau und Handel find die im Januar d. J. erlassenen Verbote der Einfuhr von Wiederkäuern nach Frankreich vom 15. Mai ab aufgeboben. Es dürfen von diesem Termine an wieder Rinder und Schafe aus Deutschland nach Frankreich eingeführt werden. Nur Rinder der grauen Steppenrace bleiben von der Einfuhr ausgesclo}sen. 2

Sowohl Wiederkäuer als auch Schweine unterliegen bei dem Eintritt in Frankreich einer thierärztlihen Untersuchung.

H CMET Untersuhungsfahe gegen einen Brauer wegen Hinterziehung der Brausteuer hat der Strafsenat des Ober-Tribunals (1. Abtheilung) in einem Erkenntniß vom 8. Februar 1877 folgende Säße ausgesprochen: 1) Die Be- stimmung des §. 13 des Brausteuergesezes vom 31. Mai 1872, wonach jeder Brauer verbunden ist Vorräthe an Malzschrot und den im §. 1 des Gesezes unter Nr. 2—7 bezeihneten Stoffen, joweit sie nah dem Ermessen der Steuerbehörde den Bedarf des eigenen Haushalts übersteigen, nur in bestimmten, der Steuerbehörde ein- für allemal vorher anzuzeigenden ge- eigneten Orten aufzubewahren, macht feinen Unterschiéd, ob die betreffenden Vorräthe in den Brauräumen oder ander- weitigen, zur ausshließlichen Verfügung des Brauers stehen- den Lokalitäten aufbewahrt werden, oder “ob fie in Lo- kalitäten _untergebracht find, welhe dem Brauer nicht ge- hören. Sind die Vorräthe außerhalb der eigenen Lokalitäten des Brauers unter ebraht, ohne daß der Steuerbehörde dies angezeigt worden, fo ist der Brauer wegen Steuerdefraudation gemäß §. 29 Nr. 2 des Brausteuergeseßzes zu bestrafen. 2) Ein Brauer, welcher einen Haushalt hat und für diesen in seinen Wirthschaftsräumen eine größere oder geringere Quan- tität Zucker aufbewahrt, hat hiervon der Steuerbehörde Anzeige zu machen. Von dem Ermessen dieser Behörde hängt es sodann ab, in welhen Quantitäten der Brauer Zucker für seinen Haushalt in seinen Wirthschaftsräumen halten darf.

Der Regierungs-Rath Stoeckel bei der Géneral: Kommission in Stargard i in das Kollegium der General- Kommission zu Frankfurt a./O. verseßt worden.

Cassel, 23. Mai. Auf Einladung des Ober-Präsidenten waren heute die Mitglieder des durch Allerhöhsten Erlaß vom 1.d. M. einberufenen Kommunal-Landta gs des NRegierungs- bezirks Caffel im Saale des Ständehauses zusammengetreten. Der Königliche Kommissar, Ober - Präsident Freiherr von Ende eröffnete den Landtag unter inweisung auf die von 4 zu erledigenden Aufgaben. Der Vorsitzende des Landtags,

bervorsteher von Schubbar, genannt Milchling, gab in einer kurzen Erwiderung der ehrfurchtsvollen und dankbaren Ge- finnungen des Landtags gegenüber Sr. Majestät dem Kaiser und Könige Ausdruck, und die Versammlung {loß fich dieser E S einem Sr. Majestät ‘dargébracten dreimaligen Hoch an. Der Landtag ging hierauf zu einer kurzen Sißung über, in der einige geshäftlihe Formen erledigt wurden,

Baden. Karlsruhe, 22. Mai. Der Großherzog und der Erbgroßherzog trafe: Sonntag früh von Kalten- brunn hier ein. Sonntag und Montag Nachmittag wohnten der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroß- Herzog, sowie die Prinzessin Viktoria und der Prinz Ludwig

ilhelm den beiden Hauptaufführungen des zweiten badischen Bundes-Gesangfestes an. Heute früh haben ih die Hohen Herrschaften nah S@hloß Eberstein begeben, um dort bis Ende der Wöche zu verweilen. Der Großherzog und die Großher- zogin werden auf dem Wege nach Eberstein einige Stunden in Baden 9 aufhalten, um si nah dem Befinden der Prin- zessin Wilhelm zu erkundigen, welhe schon seit einigen

Tagen durch Unwohlsein in Baden zurückgehalten wurde, {h nun aber wieder in beginnender Reconvalescenz befindet.

Dem „Fr. J.“ wird unterm 18. geschrieben : Es sei ein Jrrthum, wenn man aus dem Umstande, daß nah dem Reichsetat für 1877 und 1878 je 1,210,308 #( Matri- kularbeiträge auf unser Land entfallen, des Budgets gefolgert werde. nur 1,162,731 F (jo viel als crforderlih) bewilligt und ein- gestellt, für die Jahre 1877 und 1878 aber sind auf den An- trag des Finanzausschusses je 1,300,000 M vorgesehen, also 89,692 mehr, so daß am Ende der Finanzperiode (1878 aus dieser Position ein Ueberschuß von 179,384 M \i

eine weitere Belastung Für 1876 waren allerdings

D: N) Jn deu heutigen Sitzung

Hamburg, 23. Mai. ( Bürgerschaft wurde an Stelle des

des Senats und der

verstorbenen Senators Dr. H. Gofsler Hr. Dr. Ernst Friedrich Sieveking mit 87 Stimmen zum Senator erwählt, während -Hr. Dr. F. Eugen Lehmann 57 Stimmen erhielt.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 22. Mai. herzoge Franz Karl und Ludwig d. M. von Prag nah Wien zurückgekehrt.

Der Sohn des Vizekönigs von Egypten, Jbrahim Pascha, is gestern Abends mit Gefolge hier an- gekommen und dürfte fünf bis sechs Tage verweilen.

Die Pause, welche in den Sizungen des Abgeord- netenhauses eingetreten ist, wird si, der „Presse“ au auf die Verhandlungen sämmtlicher Ausschüsse, n {luß des Ausschusses zur Berathung der Ausgleihsvor- lagen, erstrecken. Von den drei Subcomités soll jenes für gen mit seinen Arbeiten am wéitesten vorge-

Trobdem dürfte dieses Comité kaum vor Mitte Juni in die Lage kommen, das Ergebniß seiner Verhandlun- gen dem Gesammtauss{husse zu unterbreiten. ersten Vorlagen, mit denen si Wiederzusammentritte befassen wird, soll der vom Herrenhause amendirte Geseßentwurf über die Eifenbahntarife bilden. Jst dieser Gegenstand erledigt, dann soll alsbald die Berathung der Steuerreformentwürfe in Angriff genommen werden. F elben is eine mehrwöchentliche "Frist in

_Die Er z- Victor sind am 19.

die Bankvorla schritten sein.

der Reichsrath nach seinem

die Diskussion ders Ausficht genommen.

Gestern sind 128 russishe Unterthanen, welche aus der Türkei ausgewiesen wurden, hier angekommen. Dieselben wurden auf Veranlassung der russischen Botschaft im Hotel Nationale einlogirt und seßten heute Nachmittag die Reise nah Rußland fort.

24. Mai. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Zki- tung“ veröffentliht das vom Kaiser sanktionirte Gesetz, be- treffend die Nachtragskredite zum Budget von 1877. Nach einer Meldung der „Deutschen Zeitung“ erfolgt die Ab- reise des russifs{hen Botschafters von Nowikoff morgen. Die frühere Abreise desselben sei dur eine Depesche deren er am Sonnabend eine mehr- z¿ mit dem Grafen Andrassy gehabt habe. Die Abwesenheit des Botschafters werde einen Monat dauern. rief der „Bohemia“

daß militärische Deswegen fei Juni nicht

verzögert worden, in Folge stündige Könferen

Prag, 22. Mai. Ein Wiener dementirt von Neuem die Meldung, Maßregeln ernster Art getroffen werden. auch die Einberufung der Delegationen für nothwendig.

Pest, 23. Mai. Tisza gab im Reichsta selbständige Un Verhältnisse

(Hirshs T. B.) Minister - Präsident gsausshuß die Erklärung ab, daß eine garishe Bank unter den gegenwärtigen n unmöglich sei.

Schweiz. (N. Zürch. Z Neuenburg, vertreten dur Arbeiterbundes und 24 Delegi Vereinigung des sozialdemokratischen Wahrung der Autonomie beider Vereine. des Arbeitertages in Zürich, betreffend das wurde einstimmig beigepflichtet.

Niederlande.

,) Der Arbeiterkon 77 Delegirte des \{hweizerishen rte des Grütlivereins, hat eine Grütlivereins zu einer immerhin Den Resolutionen

Fabrikgeset,

Arbeiteroundes und des beshlojjen,

Haag, 23. Mai. ier eiñgegängénen Nachrichten aus AtGin rovinz Langsar und die unterworfen. gierung angenommen.

Großbritannien und- Jrland. (E. C.) Der General Grant wird ltes ‘in London der Ga

r. Pierrepont, sein. ren zu Ehren Grants un Abend statt. Die auf gestern angesectte in von Edinburgh estern Abend kam Midhat Pascha in dem Boulogner Dampfer an und begab

. B.) Nah haben sih die y L anzen Küstendistrikte von Atchin Die Radjas haben die Bedingungen der Re- Die Blokade ist wieder aufgehoben.

London, 22. Mai. hrend seines Aufent- st des amerikanischen Gesandten, Am 5. Juni findet im Hause des Leßtte- d seiner Gemahlin ein großer Empfangs- j breise der Her- ist auf heute vershoben worden. Folkestone mit nch nah London

Aus Calcutta wird der „Times“ unterm „Der Khan von Khelat is von Hauptstadt zurückgekehrt, wo Oberst gleihung der Teheran-Angelegen- Hauptschwierigkeit bildete Ayad Khan stliche Beludschistan zu einer Versöhnung it. Den leßten Nach- find die Gerüchte von Truppen in Kandahar ialgesandter, Namens Mohammed nfen für den Emir von soll eine besondere

20. d. M. gemeldet : Gandäva nach seiner Sandeman ihn heit vermögen will. Die von Kharam, der

zu einer Aus

seit vielen Jahren das we geplündert hat, jezgt aber den Wunsch mit dem Khan zu erkennen gegeben hat. rihten von “Afghanistan zufolge einer Zusammenziehung afghanischer unbegründet. i

ujjain, der

mit prähtigen Ges abul am 14. d. As e

ou I. Péschawur passirte, Mission von dem Sultan der Türkei hab

ankreich. Paris, 21. Mai. (L. C.) Die äußerste i der Deputirtenkammer glieder beauftragt, während der Ferie chuß in Paris zu bilden. Brelay; Brifson, -Caftelnau ,Ehev loquet, Fascy, Frébault , aisant, ‘de Lacretélle, de Thiersot und Turqguet. gende Note: „Man versichert uns, daß die regeln ergreifen wird, um den auswärtige Blätter gegen rung erlauben, Einhalt zu thun. an der Grenz

hat zwanzig ihrer Mit- n einen Permanenz- Es sind dies die Herren andier, “Deschanel - “Dreo, Gambetta, Godissart, Greppo, Mahy, Ménier, Spuller, Thomson, veröffentlicht fol- Regierung Maß- sulten, welche sich gewisse Frankreih und seine Reg e- ; Mehrere dieser Blätter find e mit Beschlag belegt worden, und einige in Paris

weilt aufgefordert werden, ihre Sprahe zu mäßigen.“ Der „Gaulois“ theilt aué eine Unterredung, , die ein „Freund“ des Blattes mit dem Vinister de Fourtou hatte, folgende Aeußerung des Ministew mit: „Meine Kolle- gen und ih wissen, daß wir uns auf ein.m gefährlichen Posten befinden ; aber unser Plan ist reiflih übalegt worden. Wenn wir Jur uns nur die gewöhnlihen Mittel hätten, so würden wir vielleicht besiegt werden. Wir wissen, daß es nicht leicht ist, das umzuwerfen, was jeit sechs Fahren errichtet worden. Unsere Entschlossenheit würde nicht genügen, um in fünf Mo- nateñ die Festung zu zerstören, welche die Revolution gebaut hat. Am Tage vor den Gemeinde- und Generalraths- wahlen ist es unmögli, eine regelmäßige Belagerung vor- zunehmen. Wir werden die Verwaltun vollständig ändern. Wir werden alle Ungeseßlichkeiten verhindern und die Aktion unserer Gegner fo sehr als mögli beshränken. Dies würde aber niht hinreichen. Unsere ganze Hoffnung besteht in der direkten Jntervention des Marschalls, die zur gewollten Stunde eintreten wird. Jh füge hinzu, daß die «Intervention des Marschalls eine geseßlihe und tonstitutionelle sein wird. Wenn die Kammer nach einem Monat zurücfommt, werden wir ihr vorschlagen, das Budget zu bewil- ligen. Wenn die Kammer si weigert, dies zu thun, so werden wir sie nochmals für einen Monat vertagen. Wenn die Kammer sich dann nicht versöhnlich zeigt, so werden wir vom Senat die Auflösun verlangen. Während der Wahlperiode wird der Marschall eine perfönlihe und direkte Aktion ausüben. Er wird an Frankreich eine Proklamation rihten und ihm kundgeben, daß, wenn es ihm nit eine wesentlich konservative Kammer sende,- er seine Entlassung am Tage nah den allgemeinen Wahlen geben werde. Herr Thiers wandte dieses Mittel ebenfalls an, aber es besteht ein Unterschied. Herr Thiers bot seine Entlassung einer Kammer an, während der Marschall sle dem Lande anbieten wird. Er wird sozusagen ein Plebiscit hervorrufen, und das Land wird in seiner Mchrheit für den von ihm patronisirten Kandidaten stimmen.“ Der Se- nator Kranz, General-Kommissär der Weltaus- stellung von 1878, hat an den Direktor des „„Fournal des Debats“ ein Schreiben gerichtet, in welchem derselbe erklärt, daß er nur so lange General - Kommissár bleiben werde, als diese Stellung mit der vollen Unabhängigkeit seiner Abstim- mungen vereinbar erscheinen werde.

_ 23. Mai. (W. T. B.) Wie die „Agence Havas“ erfährt, ist Don Carlos heute in der Richtung auf Straß- burg abgereist, um sich nach Linz in Oesterreih zu begeben. Nach einer Meldung des „National“ wird derselbe von zwei Polizeiagenten begleitet, die sich darüber Gewißheit ver- schaffen sollen, daß derselbe das französische Gebiet verläßt. Der ehemalige Kommandant der päpstlichen Zuaven begleitete den Prätendenten bis zum Bahnhof. Die legitimistishen Abendblätter erwähnen die Abreise des Don Carlos nicht.

24. Mai, Morgens. (W. T. B.) Der „Moniteur“ er- klärt die Nachricht, daß der Botschafter Leflôin St. Peters- burg abberufen und daß dieser Posten anderweit beseßt werden solle, für unbegründet. Der neu ernannte Marine-Minister, Giquel des Touches, hat bereits dem gestrigen Ministerrathe beigewohnt. Gegen eine große Anzahl von Journalen, die der radikalen Presse von Paris und der Provinzen angehören, ist aus Anlaß einzelner Artikel die gerihtliche Verfolgung eingeleitet.

—.(W. L. B.) Das „Journal officiel“ publizirt die Ernennung des Admirals Gicquel des Touches zum Marine-Minister.

_ Italien. Rom, 23. Mai. (W. T. B.) Jn der heutigen Sizung der Deputirtenkammer erklärten bei der Beant- wortung der Fragen einiger Mitglieder der Majorität über das Verhältniß Frankreichs zu Jtalien in Folge der leßten Ereignisse in Frankrei die Minister Melegari und Depretis, daß aus den Auslafsungen des Marschalls Mz2c Mahon sowie des Herzogs Decazes hervorgehe, daß die zwischen beiden Ländern bestehenden freundschaftlihen und herzlihen Beziehungen durch den Ministerwechsel in Frankreich keineswegs alterirt worden seten. Demzufolge habe man Umtriebe einer klerikalen Reaktion nihtzu besorgen. Der Minister Melegari bemerkte, es sei weder wahrscheinlih noch möglich, daß Frankreich sih gegen die Sicherheit oder das Bestehen einer Nation werde aufreizen lassen, an deren Bildung es mächtig mitgewirkt habe. Der Minister-Präsident Depretis wies äuf dié Unziem- lichkeit solcher Debatten, wie die gegenwärtige, hin und bestritt der Kammer das Recht, ähnliche Fragen stellen zu dürfen. Sqließlich erklärte der Minister-Präsident, Jtalien könne ih in diesem Falle vollkommen beruhigen. Der Papst hat heute eine große Anzahl belgisher Wallfahrer empfan- gen und eine Adresse derselben entgegengenommen.

, Griechenland. Athen, 24. Mai. (W. T. B.) Das britishe Geshwader, bestehend aus 8 Panzerschiffen, ist ma e Herzog von Edinburgh in dem Piräus ein- getroffen.

Türkei. Konstantinopel, 18. Mai. Der Redacteur des griechishen Wißblattes „Momos“ wurde wegen einer Karrikatur zu drei Jahren Kerker verurtheilt und erklärte der türkishe Richter, das Urtheil sei inappellabel und bereits vom Sultan bestätigt. Die Entrüstung unter den griehishen Einwohnern über diese Prozedur ist groß.

Nuߧland und Polen. St. Petersburg, 21. Mai. (St. Petersb. Herold.) Anläßlih der Einnahme der türki- schen Festung Ardahan durch die rufsishen Truppen fand gestern in der kleinen Kirche des Winterpalais nach der Messe ein Dankgebet statt, welhem Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin beiwohnten. Der erste Sanitäts- train, ausgerüstet von der Gesellshaft des „Rothen Kreuzes“ hat gestern Nachmittags die Residenz verlassen. Die Nachricht, daß Jhre Majestäten den Fortziehenden das Geleit geben würden, hatte ein zahlreihes Publikum am Niko: ai-Bahnhofe versammelt. Gegen 3 Uhr, vom begeistertén Hurrah der Ménge enthusiastish begrüßt, erschienen der Kaiser und die Kaiserin, der Großfürst und die Großfürstin Thronfolger und begaben sich in die Kaiserlichen Gemächer, woselbst fi bereits die Geist- lichkeit mit den Kirchensängern, die Aerzte des Trains mit den fortziehenden Schwestern und das übrige Sanitätspersonal, sowie ein kleines den höhere Ständen angehörendes Publikum aufgestellt hatte. Nach dem Gebet erfolgte die Vorstellung der Fortziehenden und dann begaben sich sämmtliche An- wesende auf den Perron. Der Train bestand aus 15 Waggons.

hre Majestäten durhschritten sämmtliche Waggons und [ießen

wohnhafte Korrespondenten fremder Blätter werden unver-

sich die verschiedenen Einrichtungen genau erklären. Unter- dessen hatte das Sanitätspersonal sich in den Waggons plazirt

und, begleitet von Segenswünschen, seßte sich der Zug in Be- wegung. Der Kaiser hat ein eigenhändig unterzeichnetes Reskript an den Minister des Jnnern gerichtet, in welchem Se. Majestät ihm für seine Mithülfe bei der, troß der ungünstigen Jahreszeit, der s{hle{chten Wege im Herbst und des Austretens der Flüsse im Frühjahr, mit so großem Erfolge ausgeführten Mobilisirunga seine Erkenntlichkeit aus- drückt. Dieser Tage verstarb dér General-Adjutant, General der Kavallerie Peter Petrowitsh Lansfkoj.

(Ag. gén. r.) Graf Shuwaloff wird nah der Ab- reise des Kaisers zur Armee auf seinen Posten zurückehren. Der Reichskanzler begleitet Se. Majestät mit dem Baron v. Jomini und dem Staatssekretär v. Hamburger. :

24. Mai. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kai- serliche Familie, sowie der Großfürst-Thronfolger und dessen Familie haben gestern ihre Residenz nah Zarskoe- Selo verlegt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. Mai. (H. N.) Jn der heutigen Sizung der Kammern stand das Gutachten des Bewilligungsaus\chusses über die Berehnung der Einkünfte von Zoll, Post, Stempelabgaben, Brannt- wein- und Zuckerfabrikationssteuern auf der Tagesordnung, und zwar wurden solche wie folgt festgeseßt: Zoll 22,000,000, Post 4,800,000, Stempel 2,400,000, Branntweinsteuer 13,470,000 und endli Zuckersteuer 30,000, zusammen 42,700,000 Kronen. Der Schluß des Reichstages ist für nächsten Donnerstag oder Freitag in Aussicht genommen.

_— Der König wird sich morgen mit dem Dampfer „Sköld-

mön“ nah Fredriksborg begeben. Am Mittwoch Abend ver- ließen 2 Generalstabs-Dffiziere, Kapitän Warberg und Lieutenant Bjötliir, Stockholm, um sich nah dem russischen Hauptquartier zu begeben.

Dänemark. Kopenhagen, 22. Mai. (H. N.) Es liegen abermals verschiedene Vertrauensadressen an das Ministerium vor, zunächst von den fernen Fnseln Fanö und Mors, leßtere mit 1250 Unterschriften; aus der Stadt Kjöge kam eine Adresse mit 428 Unterschriften. Der Kapitän in dem Linien-Bataillon der Leibgarde, Hedemann, ist beordert worden, sich nach dem russischen Haupt- quartier zu begeben und dort während eines Zeitraums von 6 Monaten zu bleiben. Die fortgeseßten Untersuhungen der Brandkasse des Hrn. J. A. Hanfen haben vorläufig fest- gestellt, daß der Defekt in der Brandkasse und Viehversiche- rungsfasse, welche leßtere Hansen ebenfalls verwaltete, zusam- men 150,000 Kr. beträgt.

Der russisch-türkische Krieg.

Konstantinopel, 22. Mai. (W. T. B.) Die Mi - nister haben auf den Empfang ihres Gehaltes für d'e Dauer des Krieges zu Gunsten des Staatsschaßes verzichtet.

23. Mai. (W. T. B.) Jn der Kammer wurde der Antrag gestellt, den vormaligen Großvezier Mahmud Pascha in den Anklagestand zu versegen. Ein herzego- winisher Deputirter forderte die Regierung dringend auf, sofort Befehl zur Verproviantirung von Niksik zu

eben. Der Kommandant von Ardahan wird vor ein riegsgeriht gestellt werden. Die Requirirung aller den Civil- und Militärbehörden gehörenden P ferde ist an- geordnet worden. Ein Communiqué dementirt die Na ch- richt, daß die Regierung beabsihtige, aus den Gefängnissen entlassene Verbrecher in die Armee einzureihen.

Bukarest, 23. Mai. (W. T. B.) Das Sommerpalais von Controzeni wird für den Kaiser Alexander herge- richtet. Z i

Y (W. T. B.) Unter Leitung der Fürstin Schakowski sind etwa dreihundert barmherzige Schwestern hier einge- troffen. Dieselben werden in dem Hospital, welches die Fa- milien Schakowski, Glebow und Streichejew auf ihre Konten unterhalten, die Pflege der Verwundeten während des Krieges übernehmen. :

Wien, 23. Mai. (W. T. B.) Die „Correspondance

énérale Autrichienne“ meldet, das St. Petersburger Kabinet habe den Anschauungen der österreichishen Regierung zuge- stimmt, daß die Behinderung der Schiffahrt auf der Donau nur fo lange dauern dürfe, als die militärischen Operationen dies unbedingt erfordern. Die Zustimmung der Pforte stehe noch aus, weil Graf Zichy die bezügliche Note der Pforte erst jeßt überreichen konnte, indessen sei nicht zu bezweifeln, daß auch die Pforte den Anschauungen des Wiener Kabinets beipflihten werde. S i

(W. T. B.) Die „Politische Korrespondenz“ ver- öffentlicht den Wortlaut der Antwort des Fürsten Karl von Rumänien aufdie gestrigen Ansprachen der Prä- sidenten des Senats und der Deputirtenkammer. Der Fürst hob in seiner Rede hervor, daß es das beständige

iel zweier Generationen Rumänen gewesen fei, die insbe- seit 1857 s{lecht definirte Stellung, welche den Jn- teressen Rumäniens und au seinem Rechte ab antiquo wider- strebe, aufzuheben und durch Bezichungen zu erseßen, welche im neunzehnten Fahrhundert die Staaten der freien Völker mit einander verbinden sollen. Die Bande, welche Ru- mänien mit der Pforte verbunden hätten, habe die Pforte selbst im Laufe der Ereignisse, wel e Rumänien weder ge- wünscht, noch hervorgerufen habe, zerrissen. Rumänien werde sie nicht Me i gge An die Hingebung des Volkes appellirend, versprah der Fürst auch seinerseits auf das Eifrigste und Beharrlichste darauf hinwirken zu wollen, daß die neue politishe Lage Numäniens die Bestätigun durch die europäishen Mächte erhalte. Die Unabhängigkeit Rumäniens werde, weit entfernt ein Grund der Störung des europäischen Friedens sowie der Ruhe der Rumänien, benahbarten Staaten zu sein, im Gegentheil niht nur den nationalen Erwartungen der Rumänen Befriedigung gewähren, sondern auch einem hohen europäischen Jnteresse entsprechen. i

(W. T. B.) Nach einer weiteren Meldung der „Poli- tishen Korrespondenz“ aus Bukarest hat die Deputirten- kammer die Geseßvorlage angenommen, nah welcher alle in fremden Heeren dienende Offiziere rumänischer Nationalität in gleihem Range in die rumänische Armee aufgenommen werden können. l

24. Mai, früh. (W. T. B.) Te“egramme des „Neuen Wiener Tageblattes“: Knin, 23. d. M. Am 20. d. hat ein Gefeht zwischen türkischen Truppen und JInsur- gentenshaaren bei dem Dorfe Sredzi stattgefunden. Das Dorf gerieth hierbei in Brand. Die Türken wurden in die Flucht geshlagen und ließen eine große Menge Munition und viele Gewehre zurück. Gestern hat ein starkes türkisches

Corps aus Grahowo die Jnsurgenten unter Despotovitsch in Sedlo angegriffen. Ueber das Resultat dieses Kampfes ist noch nichts bekannt geworden. Konstantinopel, 23. d. M. Der Sohn Schamyls is nach Erzerum abge- reist. Belgrad, 23. d. M. Die Nationalmiliz hat Befehl erhalten, sich am 29. d. kriegsmäßig gerüstet zu stellen. Die ausgedienten und beurlaubten Soldaten sind wieder ein- berufen worden. 2 neue Bataillone des stehenden Heeres sind bereits gebildet worden. Fürs Milan wird si erst nach der Eröffnung der Skupschtina nach Rumänien begeben. Athen, 22. d. M. Eine Abtheilung von 14,000 Mann grie- hisher Truppen is zur Beseßung der Grenze abgesandt worden. Ein weiteres Corps von 12,000 Mann ift noch in der Bildung begriffen.

London, 23. Mai. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Erzerum vom 22. d. ist der linke Flügel der russishen Armee, welcher bei Jpek kampirt hatte, vorgerückt und steht jeßt zwei Stunden von Karakilissa entfernt. Ein türkisches Detachement befindet ih bei Topock Kali. Jn der Gegend von Pepeck, 7 Stunden von dem Lager Achmet Moukhtar Paschas entfernt, rekognos- ziren zwei Regimenter Kosaken, um Lebensmittel für den

rechten Flügel der russishen Armee zu beschaffen.

„Hirsh's T. B.“ meldet :

St. Petersburg, 22. Mai. Ueber den Aufstand der Tshetschenzen, im Kaukasus, melden zuverlässige Nach- rihten: Der Aufstand begann in dem Bezirke Chassaw-Jurt am 28. April nah der Abreise des Generals Heimant zur aktiven Armee. Die Tschetschenzen raubten das Vieh einer Kosaken-Staniza ( Q ONLaD ; das sie verfolgende Detachement nahm denselben den Raub ab und beseßte ihren Haupt-Aul. Die Tschetschenzen zogen sich in die Berge zurück, überfielen und ermordeten mehrere Kosakenfamilien. Gleichzeitig insurgirten die Bezirke Chassaw - Jurt, Wwedenskf, Arguna und Grosna; am 4. Mai hatte si der Aufstand über die ganze Tschetshna verbreitet. Am 7. Mai überfiel eine nahezu 3000 Mann starke Bande Tschetschenzen, etwa 40 Werst vor Grosna eine 300 Mann zählende russishe Abtheilung unter Kommando des Majors Mylow. Jn Folge des Regen- wetters versagten die Feuersteingewehre der Tschetschenzen ; dieselben griffen die Russen mit dem Säbel an. Major Mylow empfing sie mit Kartätshen. Die Tschetschenzen zogen sich darauf in die Beège zurück, um daz Ausbreiten der Jnsur- rektion auch über andere Stämme des Kaukasus abzuwarten. Inzwischen befinden sich starke Truppentheile unterwegs.

Odessa, 22. Mai. Jn Folge des Abschlusses einer Kon- vention zwischen der Odessaer und den rumänischen Eisen- bahnen, ift ein direkter Verkehr zwischen beiden Bahnen ein- geführt worden. Von den Schiffen der russischen Dampf- schiffahrts- und Handelsgesellschaft befindet sich eins im Adria- tischen Meer und fünf in englishen Gewässern.

283. Mai. Die türkische Flotte freuzt vor Re- dout-Kale. s:

Die Erschießung mehrerer Deserteure der tarta- rishen Escadron hat auf die Tartaren der Krim einen tiefen Eindruck hervorgebraht. Die Wachtposten längs der Küste des Shwarzen Meeres sind verdoppelt worden. :

Warschau, 23. Mai. Der Kaiser trifft am 9. Juni Abends in Warschau ein und reist nah 2ägigem Aufenthalt zur Donau-Armee ab. ep

Taschkent, 23. Mai. Zum Militärgouverneur des Ssyr-Dari'’shen Gebietes wurde an Stelle des General-Lieutenants Golowatschew General-Major Jafinowits ernannt. General-Lieutenant Koljakowski fordert die Be- zirksvorsteher der Grenzgebiete zur verschärften Achtsamkeit gegenüber der zahlreihen Einwanderung von Kaschgarschen angeblihen Flüchtlingen auf. ; :

Konstantinopel, 23. Mai. Soeben ging an Abdul Kerim die Vollmacht zur Verhängung des Belagerungs- zustandes über Bulgarien ab. Der Gouverneur von Erzerum ist mit allen verfügbaren Mannschaften gegen Bajazid aufgebrochen. : :

Ragusa, 23. Mai. Jn Bosnien haben am vorigen Sonntag die Kämpfe auf der ganzen Linie wieder begon- nen. Die von allen Seiten einlangenden Meldungen berich- ten, daß die Jnsurgenten überall im Vortheil seien. Ez

Bukarest, 23. Mai. Bei der Untersuhung über die Gründe des Einsturzes der Alutabrücke stellte sich heraus, daß türkishe Emissäre an derselben Minirarbeiten auszuführen versucht hatten. Die Witterung ift für die militärischen Dperationen günstiger geworden. j L:

Giurgewo, 23. Mai. Heute fand der Einmarsch der Nussen in Zwimniga (gegenüber Sistow) statt.

Orsowa, 23. Mai. Zwischen Turn-Severin und Ka- lajat Tonzentrirten die Nussen vier Brigaden. Der Gesammtaufmarsh der Russen ist nahezu vollendet.

Belgrad, 23. Mai. Die allgemeine Mobilisirung wurde durch die serbishe Regierung auf den 29. Mai (a. St.) angeordnet, zu welhem Termin die Urlauber und Milizen zweiter Klasse bei den Fahnen erscheinen müssen. i

Athen, 23. Mai. Gutem Vernehmen zufolge find die von der Pforte über die Bedingungen zur Herbeiführung der Neutralität Griechenlands gep genen Verhandlungen gescheitert. Englische und türkishe Schiffe liegen vor dem Hafen. 4 ¿

Dem W. „Fremdenbl.“ wird telegraphisch gemeldet :

Konstantinopel, 22. Mai. Der Kommandant des türkishen Geshwaders vor Suhum-Kaleh wurde schon da- hin instruirt, daß die Pforte vor Allem, und zwar aus stra- tegishen Gründen, eine FJnsurgirung des Kaukasus wünsche, wogegen ein Aufstand in der Krim für sie nur einen sekundären Werth habe. Sie sei daher entschlossen, ihr Geshwader noch längere Zeit an der kaukasischen Küste kreuzen zu lassen. Keinerlei Nahricht bestätigt die _ Mel- dung von einem Tatarenaufstand in der Krim. Soviel man hier wissen will, haben au die Russen ihre Truppen dort bis jeßt nit verstärkt. S i:

London, 22. Mai. Man hat ziemlih alarmirende Nachrichten aus Athen erhalten, welche Komplikationen Griechenlands mit der Türkei in nahe Aussicht stellen. Die Meldung, daß englische Offiziere an den Befesti- gungsarbeiten von Konstantinopel theilnehmen, ist eine kecke Erfindung. Kein englisher Offizier hat hierzu Auftrag oder Vollmacht.

Die W. ‘„Presse“ erhielt folgende Telegramme:

Pest, 22. Mai. Die Pforte richtete gestern Abends auf telegraphishem Wege eine längere Depesche an einige ihrer Vertreter bei den Großmächten. Jn dieser De- pesche berichtet die Pforte über die Lage ihres Heeres auf dem asiatischen Kriegsschauplaße und ebenso auch

über die Mittel, die sie zu ergreifen gedenkt, um auch auf diesem Kriegsshauplaßze ruhmvoll kämpfen zu können. Be- rihten aus den parlamentarischen Kreisen Konstantinopels zu- folge hat der Sultan den Khedive brieflich zu einem Be- suche in seiner Hauptstadt eingeladen und gedenkt Leßterer denselben noch vor dem Antritt seiner geplanten Reise in ein europäisches Bad abzustatten.

Prag, 22. Mai. Ein Wiener Brief der „Bohemia“

meldet, Fürst Milan sei von St. Petersburg aus bedeutet worden, er möge den Besuch bei dem Czar unterlassen : falls er dennoch käme, würde er in Plojeschti keinen Trost finden. Rußland biete Alles auf, Serbiens Theilnahme am Kriege zu hindern.

Aus Bukarest, 21. Mai, wird der „Pol. Korr.“ ge-

schrieben :

Die Konzeatrirung der russishen Armee an der Donau ist nahbe- bei beendigt. Die Rumänen an der oberen Donau von Oltenißza aufwärts bis zur kleinen Wallachei sind von den Russen bereits ab- gelöft. Heute sollte Giurgewo von den Russen beseßt werden. Ol- tenißa wurde gestern von denselben beseßt. In einizen Tagen wird Großfürst Nikolaus ‘die Linie Oltenita-Giurgewo inspiziren. Das Hauptquartier des Großfürsten, welches \{on vorgestern nach Co- trotscheni verlegt werden sollte, bleiLt bis auf neue Ordre in Plojesfti. Na allen bisherigen Dispositionen zu (ließen, kann es nit mehr be- ¡zweifelt werden, daß der Donau-Uebergang von den Ruffen an meb- reren Stellen bewerkstelligt werd-n wird. Fast mit Sicerbeit darf angenommen werden, daß ebenso bei Braila ein starkes Corps in die Dobrudscha einzudringen versuben wird, wie Turn-Maraurelli und Zimnica Ueberganzspunkte bilden werden. Die russischen Trup- pen find fo vertheilt, daß sie mit großer Schnelligkeit na den Punkten geworfen werden können, wo es des Succurses bedürfen wird. Gestern beschossen die Russen zwishen Margurelli und Flamonda einen türkfisWen Trans®portdampfer, welher Geshüße aus Nikopoli na der unteren Donau verführte. Eine rusfische Kugel zerschmetterte das Rad des Dampfers, welher nab Nikopoli umkehren mußte. Die rumänise Armee zieht sich vollständig in die kleine Wa- lahei, wo aber die Truppen über äußerst sch{lechte Verpflegung klagen. Voraestern mußten aus Botuschan in der oberen Moldau eiligst 100 Stück Schlachtvieh nah Krajowa geshickt werden, weil

dort vollständiger Mangel an Verpflegungsartikeln eingetreten ift.

Unsere Stadt ist von rufsishen Offizieren und fremden Zeitungs- korrespondenten überschwemmt. Aus Braila wird gemeldet, daß die russisce Artillerie dort fortfährt, mit ihren {weren Geschützen zu erperimentiren. Vorgestern erreibten die russishen Projektile das mehr als vier Kilometer entfernte Matshin. Ebenso maten die Kosaken bäufige Barkenerkursionen na dem türkischen Ufer.

Aus Rust\chuk, 20. Mai, wird demselben Blatte gemeldet: i

Abdul Kerim Pascha läßt nunmehr sein: untergebenen Corps- Kommandanten fühlen, daß er der allein maßgeblihe Serdar Efrem ist. Er läßt sich weder vom Seraskier, no6 von Adbmed Ejub Pascha mehr viel darein reden. Er befiehlt und disponirt ganz allein und nach eigenen Intentionen. Nah authentischen Daten stehen ihm 242 Bataillone (dur{sc{nittlib zu Mann gerechnet), 42 Escadronen und 265 Geschütze zur Verfügung. Die Verth-ilung dieser Truppen is zur Stunde eine folche, daß die beiden Flügel relativ sehr \{wach sind. Von Küstendje bis zur Donaumündung und in der ganzen Dobrudscha sind nur 28 Bataillone, 6 Escadronen und 32 Geschütze vertheilt. Nicht viel stärker ist die von Widdin aufwärts echellonirte Trupven- macht. Im Centrum, innerhalb des Festungsvierees Silistria- Rusts{uk-Varna-S{bumla, sind über 140 Bataillone, 32 Esca- dronen und_ 180 Geshüße massirt. Bis jeßt haben sich circa 60 fremde Offiziere, zumeist Engländer, Polen und Ungarn, ge- meldet und wurden dieselben größtentheils bei der Feld- und Festungs-Artillerie eingetheilt. or zwei Tagen ging Áziz Pascha nah Swistowo ab, um das Kommando der dort in Eile zusammengezogenen Truppen zu Übernehmen. Swistowo und das nahe Turtukai sind bisher gänzli vernaclässigt worden. Seit ungefähr zehn Tagen wendet der Generalstab diesen Punkten das größte Augenmerk zu, da man in der erwähnten Gegend bedeutsame Greignisse zu gewärtigen s{heint. Es sind zunähst Genietruppen, Artillerie und 12,000 Mann Infanterie dorthin verlegt worden. Gbenso sind 18 Stü große Position8geschüße dorthin befördert wor- den. Ein Theil der aus Sofia hieher beorderten Reserven ift zur Verstärkung der Garnisonen von Nisch und Af-Palanka beordert worden, da man sich im türkischen Hauptquartiere, wie es \{eint, niht aller Sorge um die Haltung Serbiens ents{lagen kann.

Aus Bukarest meldet der Spezial-Berichterstatter der „W. Presse“ die Zusammensetzung des bulgarischen Freicorps. Dasselbe bildet, obwohl es dem russischen Armeekommando unterstellt ist, keinen integrirenden Bestand- theil des russischen Heeres und zählt bis jeßt 24,000 Mann. Der Stand des Freicorps wird im Laufe der Operationen er- höht und die neu hinzutretenden Frewvilligen zu weiteren Druschinen (Kameradschasten) vereinigt werden. Adjustirung und Verpflegung sind nah dem Muster der russishen Armee eingerihtet. Das Freicorps besteht aus drei Brigaden zu je zwei Jnfanterie : Druschinen. Außerdem zählt das Freicorps zwei Reiter-Druschinen mit den nöthigen Artillerie-Abtheilun- gen, welche in der Formation begriffen sind. Die Spielleute der Druschinen wurden unter ausgedienten Soldaten der Kaukasus-Armee angeworben. - :

Der „Times“ wird von ihrem Pariser Korrespon- denten unterm 21. d. telegraphirt: „England hat der Türkei eröffnet, daß es allem, was die Durchfahrt von Kauffarthei- und Kriegsschiffen neutraler Mächte dur den Suezkanal hin- dern dürfte, entgegentreten werde. Es hat zugleich die andern Mächte von dieser Eröffnung in Kenntniß geseßt. Die Tür- kei scheint troß des ihren Oberhoheitsrechten dadur verseßten Sálages geneigt zu sein, dieselbe zu acceptiren und Rußland scheint ebenfalls nit gejonnen zu sein, Einwendungen zu er- heben. Fn Folge dessen ist das Gerücht in Umlauf gerathen, daß die Pforte geneigt ist, für die Kapitalisirung des ihr von Egypten gezahlten Tributes England ihre Hoheitsrechte über Egypten abzutreten“ h :

Nach einer Depesche des Korrespondenten des „Daily Telegraph“ aus Batum haben die Russen am 18. 15 Ba- taillone von dort fortgezogen, um sie in der Richtung auf Suchumkale zu dirigiren. Die vor Poti kreuzenden türkishen Panzerfregatten können sich wegen des niedrigen Wasserstandes der Rhede der Küste niht weiter als bis 10 Werst nähern, so daß man zu Poti vor einem Bombardement

esichert zu sein glaubt. E h ga Aus Tiflis, 12. Mai, meldet die „Pol. Korr.“ :

„Das außerordentli ungünstige Wetter, welbes in Hob-Ar- menien anhält, beirrt die Armee in ihren Operationen lange nicht mehr so, wie anfänglich. Au das bisherige Haupthinderniß, der Fouragemangel, if nunmehr dur Nachfchübe von hier beseitigt worden, und so haben die verschiedenen Abtheilungen ihren Vor- marsch wieder energisch aufgenommen. Von der vom General Loris Melikoff persönli geführten Hauptkolonne is am 6. Mai eir fombinirtes Corps, in welchbem aber die Kavallerie prävalirte, in der Richtung auf Kagishman vorgeschoben worden. Diese Stadt deckt die Arakjer Ebene, zählt 3000 Einwohner, liegt südlih von Kars und unterbriht die Straße Baäjazid-Kars. Die Stadt Kagishman ift von einer alten Citadelle und drei neuen Erd- werfen umgeben und wird von den Türken als ein ziemli