1877 / 130 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 Jun 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Die NaÓträge, zu den regle- mentarishen Bestimmungen des KUr- Un eu- MeRta is Nitterschaftlichen Kredit: stituts, und fa dem Statut der Kur- und Neumärkischen Ritter-

herrlih bestätigt worden.

chaftl ichen Darlehnskasse sind unterm: 12 Mai d. 2 andesherrlih genehmigt worden.

Nath einem Reskripte des Ministers des Jnnern und des Handels-Ministers vom 3. April ist die Frage, ob die Kosten der polizeilihen Maß- und_ Gewichts- revisionen von der Ortspolizei zu bestreiten sind 1ns- besondere au hinsichtlich derjenigen Kosten, welche durch Zu- ziehung der Eichmeister zu diejen Revisionen entstehen, nah §. 19 der Maß- und Gewichtsordnung vom 16. März 1816 und nach den §8. 3 und 4 des Gesetzes vom 11. März 1850 zu bejahen. ß

S. M. Aviso „Falke“ ist am 3. d. Mts. Abends 8 Uhr 30 Minuten von Wilhelmshaven nah Plymouth in See gegangen. E S M S. „Nymphe“ ist am 17. v. Mts. im Hafen von Norfolk zu Anker gegangen. An Bord Alles wohl.

Königsberg, 5. Juni. Der 24. Preußische Pro- vinzial-Landtag wurde heute von dem Rogen Kom- missarius, Ober-Präsidenten und Wirklichen Geheimen Rath von Horn mit folgender Ansprache eröffnet : :

Um den rechtzeitigen Abs{luß des Uebereinkommens zu erm0g- lichen, welches nach dem, die Trennung der Provinz bestimmenden Gesete vom 19. März d. Is. zwischen den Vertretern Ostpreußens einerseits und den Vertretern Wesipreußens andererseits zur Aufêein- andersezung wegen der Rechte und Pflichten des bisherigen Provin- zialverbandes von Preußen zu treffen ist, war es nöthig, Sie, hoch- geehrte Herren, ohne weitere Säumniß zu einem Provinzial-Lant-

ge zu berufen. ; - e Aber E die augenblickliche Lage der Chausseebau-Angelegen- Leiten der Provinz erheishte Ihren unverweilten Zusammentritt, da die von Ihnen in der Sißung vom 10. Oktober v. J. beschlossene Aufnahme einer Anleihe von acht Millioncn Mark die erforderliche höhere Genehmigung nicht erhalten hat, und es demnach wegen der zur Förderung des Chausseebaus anderweit zu treffenden Maßregeln neuer Beschlüsse bedarf, r Wh zu fassen, Ihr Ausschuß

nicht ermächtigt gefunden hal. 2 i n Seitens desselben werden Ihnen sowohl ia Betreff dieses Gegen- standes, als auch binsichtlich der Auseinanderfetung zwischen Ost- preußen und Westpreußen zur Erleichterung Ihrer Berathungen und

zur Vorbereitung Ihrer Beschlußfaffungen Vorlagen gemacht werden, deren sorgfältige Prüfung ih Ihnen nicht besonders zu empfehlen rauche. | s Von Seiten der Staats-Regierung wird Ihnen zur gutachtlichen Aeußerung der für den allgemeinen Landtag der Monardie bestimmte Entwurf cincs Gesetzes zugehe.:, durch welches die retliche Mögs- lichkeit geshaffen werden soll, die Dotation der Provinzen zur ore derung des Baues von sogenannten Sekundär-Eis nhahnen und allen-

alls auch von Pferdebahnen zu verwenden, G A

! Arden Deibien Sie nah dem Gesete vom D Mai 1873 er-

forderlichen Wahlen von Mitgliedern der Bezirkskommissionen für

Einschätung zur klassizirten Einkommensteuer zu vollziehen haben. Menn nach diesen Andeutungen die Ihnen für die. bevorstchende

Sitzung gesteUten Aufgaben, abgesehen von den Geschäften der [au-

fenden Verwaltung, der Zahl nab gering find, so fällt dagegen die

Schwierigkeit und Bedeutung der zu lösenden Fragen um 10 nene Canbertyèité ct 1eTA e Res E Ge Ny Ag Er Gens seitig Gerechtigkeit und Billigkeit walten zu lassen, darf die Erwar- tung gehegt werden, daß Ihre Verathungen ein die beiden Provinz- hâlften befriedigendes Ergebniß haben werden.

Mit dieser Hoffnung eröffne ih nach Allerhöcbstem Befehle den 24. Landtag der Provinz Preußen.

Juni. (Allg. Ztg.)

Bayern. München, 3. Feier des 5s0jährigen Bischofsjubiläums des Papstes wurde heute Vormittag ‘von dem Erz- bischof in der Frauenkirhe cin Pontifikalamt ab- gehalten, dem der päpstlihe Nuntius, Monsignore Meglia, mit den anderen Herren «ter Nuntiatur beiwohnte. Die Königlichen Hof: und Staatsbehörden waren bei der gubiläumsfeier niht vertreten. Die Thürme der Frauen- und der anderen Pfarrkirhen tragen heute je zwei Flaggen in den bayerischen und den päpstlichen Far- ben, außerdem aber hat keinerlei Beflaggung hier stattgefunden. Tie klerikalen Blätter widmen dem Jubiläum aus- führliche Betrahtungen. Bei den Blättern der gemäßigten Richtung kommt hierbei in erster Linie das Gefühl beretigter Pietät gegen den greifen Kirchenfürsten zum Ausdru. Das Organ der extremen Partei zeichnet sih dagegen au hier durch eine Art der Verherrlichung des Papstthums aus, welcher es weniger um die Feier an sich, als um einen Angriff auf die nationalsten Gesühle des deutshen Volkes zu thun is. Die finanziellen Aufgaben, welche den bevorstehende Sessionen des Landtags in erster Linie gestellt werden an der bayerishen Presse Veranlassung, sich mit der Ge-/ taltung des Budgets für dic nächste Finanzperiode zu be- schäftigen. Fast durhweg wird hierbei daran erinnert, daß das Gliihgew:ht im Budget. der laufenden Finanzperiode nur durch die Verwendung des Antheils an der französischen Kriegskosten-Entshädigung erhalten wurde, und wird in Folge dessen die Möglichkeit eines Defizits in Betracht gezogen.

4. Juni. Die zum Bischofsjubiläum des Papstes im fatholishen Kasino auf gestern Abend veranstaltete

ZULC

Festversammlung bes{chloß gegen das magistratishe Vorgehen.

(Versagung der Bewilligung zu einer Prozession am 10. Juni) cinen Protest, „da cs niht in der Zuständigkeit einer Ge- meindeverwaltung liege, die Reden und Handlungen des Papstes weder in seiner Eigénschaft als Souvérän, noch als Oberhaupt der katholischen Kirche einer Kritik zu unterstellen.“

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Württemberg. Stuttgart, 4. Juni. Zum“ Be- suche der Königlichen Familie sind gegenwäitig hier an-/ wesend die Großfürstin Konstantin von Rußland der Großherzog von Oldenburg und der regierende Fürst zu Waldeck und Pyrmont. Auf Allerhölsten Besehl begiebt \ich der Oberst-Stallmeister Graf von Tau- benheim mit dem Königlihen Stallmeister Freiherrn von Völlwarth nach dem Haag, um deu König bei der Bei- sezung der irdishen Ueberreste der Königin Sophie der Niederlande zu vertreten.

__ Vaden. Karlsruhe, 3. Juni. Jn einem gedrängt gefaßten Artikel erläutert aus Anlaß des eben stattfindenden Ab- und Zuschreibens die „Karlsr. 3.“ noechmals die Grund- lagen des neuen Erwerbsteuergeseßzes (Vereinigung der srüheren Gewerbe- und Klassensteuer). Es wird dabei wieder- holt hervorgehoben, -daß der Zweck des Geseßes nicht auf höhere Steuereinnahme für den Staate abzielt, sondern daß das Gese eine gere tere Vertheilung der Steucrlast unter

Zur Er-

den Steuerpflichtigen selb sich zur Aufgabe geseßt._ crpflich s 3 E e

füllung dieser Aufgabe hülsreich mitzuwirken, wesentli die büxgerlihen Schäßungsräthe berufen.

essen. Darmstadt, 5. Juni. (W. T. B.) Die „Darmstädter Zeitung“ meldet, daß das Befinden des Großherzogs sich seit gestern vers{hlimmert habe und daß derselbe in Folge hohen Shwächezustandes zu Bette liege.

6. Juti. (W. T. B.) Ueber das Befinden des Großherzogs wird gemeldet: Das Fieber war in der ver- gangenen Nacht mäßig, die immer mehr hervorgetretene be- drohliche Shwäche dcs Pulses und des Herzens is} unver- ändert. : d ; Dem „Frankf. J.“ wird gemeldet : Auf die Jnterpellation der Abgg. Heinzerling, Hirshhorn und Königer, die Verwal- tung der freiwilligen Gerichtsbarkeit nah Einführung der Reichs-Justizgeseße betreffend, “hat der Präsident des Mi- nisteriums der Justiz nachfolgende Antwort ertheilt: „T1) Dem Unterzeichneten ist nichts davon bekannt, daß beabsichtigt werde, von Seiten des Reichs die Verwaltung der freiwilligen Gerichtsbarkeit in den einzelnen Bundesstaaten gleichnäßig zu regeln, und er glaubt bezweifeln zu dürfen, daß zur Einführung einer Reichs- Notariats - Ordnung VOL dew Zustandekommen eines einheitlichen bürgerlichen Gese§- buchs für das Deutsche Reih geschritten werden wird. 9) Nach unserer Partikulargeseßgebung bezüglih des Grund- eigenthums, des Hypotheken- und Grundbuchwesens wird es nicht wohl thunlich, auch in dem Jnteresse der Staats- angehörigen niht gelegen sein, das Notariat in den diessei- tigen Provinzen cinzuführen, da zu einer sicheren Durchsüh- rung der Geseße die Mitwirkung der Gerichte nicht ent- behrt werden kann. Man beabsichtigt deshalb nit, das No- tariat in den diesseitigen Provinzen des Großherzogthums ein- zuführen, glaubt vielmehr, daß den Gerichten die Ver- waltung der freiwilligen Gerichtsbarkeit zu helassen sei. Ob es möglich sein wird, besondere richterliche Beamte für die Verwaltung der freiwilligen Gerichtsbarkeit zu be- stellen und hierdurch eine Trennung der freiwilligen Gerichts- barkeit von derx streitigen und Strajsrechtspflege zu er- möglichen, darüber ist eine bestimmte Entschließung noch nicht gefaßt. Es sind über diefen Gegenstand bereits Gutachten der Gerichte eingezogen worden. Die Regierung wird aber ver- anlaßt sein, über diese wichtige und s{hwierige Frage vor ihrer Entscheidung noch weitere Gutachten einzuziehen; und es wird ihr von Juteresse sein, au die Ansicht der Landesvertretung darüber zu vernehmen.“

Schwarzburg-Nudolstadt. Rudolstadt, 5. Juni. Der S AS hat in seiner lezten Sißung die Staatsver- träge über Garantirung der Prioritätsanleihe für die Saal- Eisenbahn und über Errichtung eines gemeinsamen Ober- Landesgerichts in Jena genehmigt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 4. Juni. Der Erz- herzog Albrecht ist von sciner Jnspektionsreise nah Görz wieder nah der Weilburg bei Baden zurückgekehrt. Wie im vorigen Jahre, stellte auch in diesem Jahre der die Hipinger Abn S@ötiotuniet" LunsGlosses als

( é Der Minister wird in den nächsten Tagen dahin übersiedeln. —_ Wie die „Presse“ mittheilt, hatten die Mitglieder der österreihishen Quoten-Deputation bis heute Mit- tags die Einladung zu der für heute beabsichtigt gewesenen Sitzung nicht ees Die Deputation hätte in ihrer leßten Sißung den Beschluß gefaßt, erst dann wieder zusam- menzutreten, wenn die Regierung den einzelnen Mitglic- dern die noch verlangten Ausweise und Tabellen zuge!endet haben wird. Die Zusendung wäre bereits avisirt gewesen, allein cs scheine eine kleine Verspätung eingetreten und dies die Ursache zu sein, daß die Sißung der öster- reichischen Deputation, obgleih sie heute stattfinden sollte, bisher nicht einberufen wurde. Die ungarische Quoten- Deputation hat gestern die Vorarbeiten beendigt, welche sie in der Form von vertraulichen Besprehungen in e genommen hat. Das Ergebniß derselben hat nun das Su strat des Nuntiumsentwurfes zu bilden, mit dessen Aus- arbeitung der Referent Falk betraut wurde. Mit der Vor- lage dieses Entwurfes, die bei dem bekannten Wunsch der ungarischen Deputation, die Quotenangelegenheit {hon in nächster peit zu erledigen, voraussihtlih nicht lange auf si warten lassen wird, beginnt dann die offizielle Thätigkeit dieser Deputation : die formelle und meritorishe Debatte über die Quotenfrage. __ Pest, 4. Juni. Der „Pester Korrespondenz“ wird aus Wien telegraphirt : Der Minister des Aeußern Graf An dras\y stattete heute dem Ministerpräsidenten Tisza und dem Finanz- Minister Szell einen Besuch ab; sodann empfing Szell den Baron Moriz Wodianer. Tisza hatte um 11} Uhr eine Audienz bei Sr. Majestät und hat sih mit dem Schnellzuge nah Pest begeben. Zwischen den Vertretern des öster- reihisch-ungarishen Lloyd und den ungarischen Mi- nistern hat diesesmal noch keine Begegnung f:attgefunden. De S von Torpedos aus Fiume, von wo seit Monaten große Lieferungen nah Rußland effektuirt wur- den, ist, der „Prag. Z.“ zufolge, verboten worden.

Velgien. Brüssel, 5. Juni. (W. T. B.) Die Ligua der Gueusen und die Studenten halen dem hiesigen italieni- schen Gesandten eine Adresse voll Sympathie für Jtalien zugestellt. Jn den Straßen, in welchen sih das Gesandtschafts- hotel und die Gebäude der beiden Kammern befinden, hatten sich zahllose Menschenmassen eingefunden.

Fn der,heutigen Sigung der Deputirtenkammer kam die Fnterpellation Frère-Orban wegen der An- sprache des päpstlichen Nuntius in Brüssel an eine Deputation von Offizieren der früheren päpstlichen Zuaven ur Verathung. Frere-Orian hob zunähst hervor, daß die

eier des Jubiläums des Papstes in eine Kundgebung zu Gunsten des Papst-Königs ausgeartet sei. Weiter unterzog dex Redner die Artikel verschiedener klerikaler Journale, sowie die Adresse der Studenten von Löwen und endlich die An- sprache des päpsilichen Nuntius einer scharfen Kritik. Seitens der Regierung wurde hierauf die Erklärung abgegeben, der päpstliche Nuntius habe die ihm zugeschriebene Rede desavouirt ; ebenso müsse die Regierung alle oben erwähnten Kundgebun- en, wie überhaupt Alles, was die belgischen Jnstitutionen ompromittiren könne, ihrerseits entschieden desavouiren. Die

ing Des 1 Sommeraufenthal zur Disposition.

nehme. (Ju jener Ansprache hatte der Nuntius Vanutelli ge- äußert: „Sie können daher gerecht hoffen, daß die Zeit nahe ist, wo dieser Triumph (des Papsithums nämlich) von Neuem die Hülfe Jhrer Armee anrufen wird, wo Sie den Kampf

werden wieder aufnehmen können, der zu unterbrehen Sie gezwungen worden sind.“) A i Lüttich, 5. Juni. (W. T. B.) Der König ‘hat die hiesigen Deputirten und die Mitglieder des Provinzial- rathes empfangen und dabei wiederholt die jehr s{hwierige Lage Belgiens hervorgehoben. Die früheren Garantien des europäischen Gleichgewichts seien nach und na wegfällig ge- worden, Belgien müsse deshalb seine Unabhängigkeit und Na- tionalität selbst sichern und die Regierung sei dadur in die Nothwendigkeit verseßt, neue Kredite zu Landesverthei- digungszwecken zu verlangen. : Brüssel, 6. Juni. (W. T. B.) Der „Mon. Belge“ schreibt, es sei niht Gebrauch, die Antworten des Königs auf die bei offiziellen Empfängen an denselben gerichteten Ansprachen zu veröffentlichen. Die dem König bei seiner Anwesenheit in Lüttich von den Journalen zugeschriebenen Aeußerungen seien aber ungenau und unvollständig wiedergegeben. Der König habe, ohne irgend welche Beunruhigung zu zeigen, sein festes Vertrauen ausgesprochen, daß Belgien die Schwierigkei- ten der industriellen Lage und auch andere Schwierigkeiten, wenn deren entstehen sollten, muthig überwinden werde.

Schweiz. Bern, 31. Mai. Der Beschluß des Großen Rathes des Kantons Solothurn, welcher die Petitionen um Zulassung des gewesenen Bischofs Lachat zur Ausübung von kirchlihen Funktionen in diesem Kanton abweist, wurde mit 88 gegen 12 Stimmen gefaßt. Er gründete ih auf folgende Erwägungen : E : s) M on Diözesankonferenz des Bisthums Basel in ihrer Mehrheit, bestehend aus den Vertretern der Stände Solothurn, Bern, Aargau, Thurgau und Baselland hat dur S{lußnahme vom 29. Januar 1873 die Amtsentsetzung des Herrn E. Lachat von Mervelier als Bischofs von Basel ausgesprochen und demselben die Ausübung weiterer bischöfliher Funktionen in den genannten Kantonen unter- sagt. Dieser Beschluß is nicht nur durch die kompetenten Behörden der bctreffenden Kantone genehmigt, sondern auch dur die Ab- weisung der dagegen erhobenen Nekiurse unterm 19, März 1875 von der s{weizeris{en Bundesversammlung als unanfechtbar und rechtsfräftig anerkannt worden. 2) Aus dem Begehren der Petenten und aus deren weiteren Ausführungen zu demselben geht klar hervor, daß Herr Eugen Lachat in der Eigenschaft als „redtmäßiner Bischof von Basel“ berufen werden will, um bischöfliche Funktionen im Kanton Solothurn autzuüben. 3) Mit Unrecht berufen sich die Petenten auf Art. 49 und 50 der Bundesverfassung und S. 30 der Kantons- verfassung, welche die Glaubens- und Gewissensfreiheit garantiren und die Ausübung gotteëdienstliher Handlungen ¡merhalb der Schranken der Sittlichkeit und der öffentlichen Ordnung gewähr- leisten, indem es den römisch-katholischen Einwohnern des Kantons Solothurn un“enommea ist, einen beliebigen rômis{-katholischen Bischof der Schweiz, sofern derselbe damit nicht Ansprüche verbindet, welche staatlichen Geseten und Beschlüssen widerstreben, zur Erthei- lung der Firmelung in den Kanton Sclothurn zu berufen.

Großbritannien und Jrland. London, 4. Juni. (E. C.) Am Sonnabend fand die offizielle Feier des Geburts- tages Jhrer Majestät der Königin statt. Morgens wurde in Gegenwart der beiden Feldmarschälle, des Prinzen von Wales und des Herzogs von Cambridge, eine Parade abgehalten ; der ven L ata M allewte L Get Jamas Mark ließen Salut- schüsseertönen ; die Negierungsgebäude sowie die Clubhäuser waren Abends illuminirt. Die Schiffe in den Seestädten waren fest- lih beflaggt. Die Mitglieder des Kabinets gaben zu Ehren des Tages große Diners. Bei Lord Derby waren die frem- den Diplomaten versammelt, bei dem Kriegs-Minister der Herzog von Cambridge und der Prinz Edward von Sachsen- Weimar, Lord Salisbury hatte unter seinen Gästen den Ge- sandten des Emirs von Kashgar, Sayyad Jakub Khan. Die Königin wird um die Vätte dieses Monats in Windsor zurückerwartet. Der General Grant und seine Gemahlin erschiencn am Sonnabend bei einem von dem Lerzog von Wel- lington gegebenen Diner.

5. Juni. (W. T. B.) Jm Unterhause erklärte heute der Sekretär der Admiralität, Egerton, auf eine An- \rage Pease's, die Nachricht von dem Ausbruche einer Meu- terei an Bord der „Alæ@andra“ sei unbegründet; es sei einfach nur eine Fnsubordination vorgekommen.

Frankreih. Paris, 4. Juni. Der Marschall Mac Mahon hat sich heute früh in Begleitung seiner Gemahlin und Tochter nah Schloß Laforet, seinem gewohnten Land- aufenthalte, begeben. Der Minister des Fnnern hat heute ein Rundschreiben an die Präfekten, betreffend die Verbreitung von Büchern und Flugschriften erlassen. Das „ournal officiel“ veröffentliht Personalveränderungen in der Besebung der Appell- und Gerichtshöfe. Der Depu- tirte für das Arrondissement Gannat im Departement Allier und Mitglied der republikanischen Linken, Alfred Adrian, ist verstorben.

(Köln. Zto.) Am 2. d. M. fand unter dem Vorsitz des Kardinal-Erzbischofss von Paris die Schlußsißung der Generalverfammlung des Werkes der katholischen Gesellen- Vereine statt. Der Kardinal hielt die Schlußrede, in welcher er sich für die neue Politik des Marschalls Mac Mahon aussprach. Das bishöfliche Jubiläum Pius 1X. wurde am E M. in allen Pariser Kirchen mit äußerstem Pomp gefeiert.

__— 5. Juni. (W. T. B.) Der deutsche Gesandte in Ma- drid, Graf Haßfeld, ist hier eingetroffen. Das hier verbreitete Gerücht, Gambetta sei nah Belgien gereist, un sich einer gerichtlichen Verfolgung wegen seiner am 2. d. M. an die Studentendeputation gehaltenen Rede zu entziehen, entbehrt der Begründung.

(W. T. B.) Die für den 17. d. M. beabsichtigte Truppenrevu e in Paris foll verschoben werden, da das Zusammentreffen dersclben mit der Eröffnung der Kammern zu der Besürhtung Anlaß gab, daß Demonstrationen vor- tomimen Ffönnten.

“Griechenland. Athen, 5. Juni. (W. T. B.) Der König hat den ihm bezüglich der Kabinetspräsidentschast ge- machten Vorschlag angenommen, und ist das Kabinet dem- nah zusammengeseßt wie folgt: Kanaris Präsident und Marine, Komunduros Fnneres, Deligeorgis Auswärtige Angelegen- heiten, Krieg und Kultus, Zaiumis Justiz, Tricoupis Finanzen.

(W. T. B.) Aus Athen wird dem N. „W. T.“ unterm 6. telegraphirt: Die Regierung hat zum Zweck des Ankaufs von Waffen der griechishen Nationalbank den Betrag von 8 Millionen Drachmen entlchni.

Kammer beschloß hierauf einstimmig den Uebergang zur Tages- | ordnung, indem sie von den Erklärungen der Regierung Akt |

(L Q. T. B.) Ein griechischer Spezial-Gesandter begiebt sich zum Kaiser Alexander in das Hauptquartier von Plojesti.

Türkei. Konstantinopel, 3. Juni. (Pol. Korr.) Die asiatishen Nachrichten lauten fortwährend entmuthigend. Der Fall von Kars und Erzerum wird als unver- meidlich angesehen. Die Partei des exilirten Mahmud Nehdim Pascha rührt sich. Die hiesigen Zustände sind höchst unbehaglih. 17 hier zurückgebliebene russische Familien verließen, troß energishen Schußes der deutschen Botschaft, aus Furcht vor einer hiesigen Katastrophe Konstantinopel. Odian Effendi ist angeblih nah Karlsbad abgereist.

Numänien. Bukarest, 2. Juni. (W. T. B.) Der Senat hat auf Grund neuer Kombinationen die Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Ausgabe von Hypo: thekarbons begonnen. Der Eisenbahnverkehr auf allen rumänischen Linien ist nunmehr wieder hergestellt.

Der neue rumänische Orden „Stern von Ru- mänien“ besteht aus einem griehishen Kreuz von weißem Email in Gold gefaßt, darüber eine goldene Fürstenkrone. Die Militärdekorationen haben außerdem noch zwei gekreuzte Schwerter über der Krone. Auf der Rückseite befindet ih ein goldner Adler mit der Devise: In fide virtus.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 5. Juni- (W. T. B.) Die in englischen und polnischen Zeitungen re- produzirte Nachriht aus einer Berliner Korrespondenz der „Times“, nah welcher der polnische Emigrant Krylinski, welcher in Folge der Amnestie freiwillig zurückgekehrt war, in Warschau erschossen sei, wird von der „Agence générale Russe“ als vollständig erfunden bezeichnet.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 2. Juni. Die „Göteb. P.“ schreibt: „Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, kann cs als abgemacht betrachtet werden, daß keine Veränderung im jeßigenStaatsrath-Personal statt- finden wird, wenigstens nit in allernähster Zeit. Die Ge- rüchte entgegengeseßten Fnhalts müssen daher als nicht be- gründet betrahtet werden. Sogar Staatsrath Alström, von dem es hieß, daß er sich aus Gesundheitsrücfsichten ins leben zurückziehen wollte, wird auf seinem Posten bleiben.“

Dänemark. Kopenhagen, 2. Juni. mittag ist der langjährige Führer der Linken und Vize-Präl- dent des Folkethings J. A. Hansen im Alter von fast 72

Nachruf: „Der Verstordene war in Odense am 7. Fanuar 1806 geboren, kam jedoch schon im nächsten Fahre nah Rud- kjöbing. Er lernte das Shuhmacherhandwerk bei seinem Vater

und wurde 1824 Geselle. 1834 wurde er Organist und Stadt- zeuge niht in dem Suezkanal interveniren würden, habe

musifant in Rudkjöbing und 1835 Schuhmachermeister daselbst. Nachdem er dieses Handwerk einige Jahre betrieben hatte, siedelte er 1838 nah Slagelse und 1841 nah Friedericia über. Fn- zwischen hatte er an der damaligen politishen Bewegung theilgenommen, und nachdem er 1842 die Herausgabe des „Almuevennen“ (,„Volksfreund“) begonnen, gab er sein Hand- wert auf und ging nach Kopenhagen, wo er u. A. zeitweilig nomineller Redacteur des „Faedrelandet“ war. F. A. Hansen gehörte zu denen, die mit rastlosem Eifer an der politischen Bewegung theilnahmen, die zur Re- gierungszeit Christians VIlI. stattfand, und erschien nah dem Negierungsantritt Friedrihs VII. als Vertreter von Rudkjöbing in der grundgeseßgebenden Reichs*agsversamm- lung. Später ist er ununterbrochen bis zu seinem Tode Mitglied des Reichstages und Reichsrathes gewejen. Neben- bei gab er eine Zeit lang die „Morgenpost“ an Stelle des „Almuevennen“ heraus und später unter leßterem Namen ein Wogenblatt als Organ des „5. Junivereins“, dessen Vor- sißender er war. Außerdem war er Vorsißender von zwei Versicherungsgesellshaften. (Als solcher hat er bekannt- lih große Summen untershlagen.) F. A. Hansens politische Thätigkeit ist in frish:.x Erinnerung. Er war mit Tscherning der hervorragendste Vertreter, welchen unsere demo- fratishe Partei gehabt hat. Von 1866 bis 1870, als die „ver- cinigte Linke“ gestiftet wurde, nahm er eine mehr isfolirte Stellung ein. Er war die eigentliche Seele der leßteren Partei, obgleih es fraglich is, ob die leßten Schritte derselben seine Billigung erhalten. Hansen war cin ungewöhnlih begabter Mann und hatte troß seiner mangelhaften Jugenderziehung si niht geringe Kenntnisse erworben. Er war ein tüchtiger Politiker, ließ si jedoh häufig dur sein großes Mißtrauen gegen Personen irre führen, die nicht zu den unteren Volksklassen gehörten. Er war kein wirklich großer Redner, aber seine Reden zeugten do von bedeutenden dialektischen Talenten, welche in- dessen nur allzuhäufig zu Spigßfindigkeiten gebrauht wurden. Auf den Bauernstand, besonders auf den seeländischen, hat er einen hervorragenden Einfluß gehabt. Er hat für denselben Manches gethan, aber die Art und Weise, wie er den gewon- nenen Einfluß anwandte, ist niht immer zum Glücke des Bauernstandes oder des Volkes im Allg: meinen gewesen. Die Swatten, welche diz leßten Begebenheiten des Lebens von J. A. Hansen auf dieses geworfen haben, werden noch in frischer Erinnerung sein, daß keine Veranlassung vorliegt, bei denselben zu verw:ilen.“

Afrika. Bei dem caenma gen General-Konsul der Re- publik Liberia, Mr. David Chinery, in London, lief am 3. d. M. die Nachricht ein, daß bei der Wahl am 4. Mai Mr. Anthony Gardner zum Präsidenten der Republik und Mr. D. Warner zum Vize-Präsidenten erwählt worden sei.

_ Amerika. Brasilien. (A. A. C.) Aus Pernamduco wird unterm 2. d. M. berichtet: Nachdem die leßte Session der brasilianishen Kammern geschlossen worden, wurde die zweite Session“ gestern in Abwesenheit der Prinzessin- Regentin, die unpäßlih is, durch eine Kommission er- öffnet. Die Thronrede hebt u. A. hervor, - daß der öffent- liche Gesundheitszustand ein guter sei. Die Dürre in den nördlichen Provinzen des Reiches erzeugte großes Elend, aber die Regierung hätte Maßregeln zur Linderung der Noth unter der Bevölkerung getroffen. Schließlih wird der Abschluß eines Vertrages mit der Berner Postunion und einer Konsular- konvention mit Jtalien mitgetheilt.

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Der russisch-türkische Krieg.

St. Petersburg, 6. Juni. (W. T. B.) Der heute zum ersten Male wieder erschienene „Golos“ widmet der gegenwärtigen politishen Lage Rußlands eine ein- gehende Besprechung und findet, daß dieselbe eine unbe- stimmte sei und daß diese Unbestimmtheit für Rußland jeßt und künjig die Hauptschwierigkeit bilde. Das Blatt empfiehlt dic Fortführung des Krieges, bis die naturgemäßen Resultate

| den große Bewegungen des Feindes beobachtet. | errihten bei Nicopol neue Batterien.

! Betceff Varnas beruhigt der Zukunft entgegensehen.

erreicht seien, anderen Falles werde Rußland in einer steten Kriegsgefahr s{weben. Angesichts des auf dem Kriegsschau- plaze an der Donau und in Asien fließenden russishen Blutes müßten alle Differenzen vershwinden, jedes russishe Herz müsse nur und allein wünschen, daß aus den blutigen Opfern nicht bloße Versprechungen, sondern wahre Freiheit und Gleich- heit und die Wohlfahrt der christlihen Bevölkerung hervor- e xd daß die Jnteressen Rußlands im Orient sidergestellt würden.

St. Petersburg, 6.- Juni. (W. T.-B.) Die Bot- schafter Graf Schuwaloff und von Nowikff sind von hier abgereist; der erstere kehrt nah kurzem Aufenthalte in Berlin auf den Londoner Posten zurück, der leßtere begiebt sich zunächst nah Moskau und von da direkt nah Wien.

Konstantinopel, 5. Juni. (W. T. B.) Der öku- menische Patriarch hat einen Hirtenbrief erlassen, in welchem er der orthodoxen Gemeinde empfiehlt, dem Sultan die Treu: zu bewahren und die Regierung in der Kammer in ihren Bestrebungen für die Ehre und Unabhängigkeit des

Vaterlandes zu unterstützen.

London, 5. Qui E O. D) E einer jet ver: öffentlihten Depesche dis Grafen Derby an Lord Lyons vom 16. v. M., betreffend den von Lesseps gemachten Vor- schlag, den Suezkanal zu neutralisiren, theilt Derby Lord

! Lyons mit, die englishe Regierung habe den Grafen Shuwa- | [off davon verständigt, daß sie jeden Bersuh, den Kanal zu | blofiren oder die Schiffahrt auf demselben oder in den be-

nachbarten Gewässern auf eine andere Weise zu hemmen, als | eine Drohung gegen Jndien und einen bedrückenden Nachtheil | für den Welthandel ansehen würde. Deshalb würde ein jeder | derartige Schritt unverträglich sein mit der Aufrechterhaltung | der passiven Neutralität Englands. | sei der Pforte und dem Khedive zugestellt worden. ! lische Regierung sei fest entschlossen, nicht zu gestatten, daß der | Kanal der Schauplaß von Kämpfen oder anderen Kriegs-

rivat- | operationen werde.

Eine gleiche Erklärung Die eng-

London, 5. Jun. Wb. T. B) Ju Unterhausé

| erklärte auf eine Anfrage des Deputirten Whalley der

Gestern Nah- | Unter-Staatssekretär Bourke, die Regierung habe die An-

sichten der auswärtigen Regierungen bezüglih der Antwort

i | l : | des Grafen Derby auf das Cirkularschreiben des Fürsten Jahren gestorben. Die „Berl. Tid.“, widmet ihm folgenden |

Gortschakoff niht erbeten und in Folge dessen auch keine

| Mittheilung über dieselben erhalten. Dem Deputirten | Gourley erwiderte Bo urke bezüglih der Frage über die

von Rußland zu ertheilende Versicherung, daß russishe Fahr-

| er nihts hinzuzufüg:n, da alles auf diese Frage Bezügliche | fih in der Korres

| zugestellt sei, befände. | einen Ukas veröffentlicht, in welchem erklärt wird, daß sie die | Pariser Deklaration bezüglih der fremden Staats- | angehörigen, einschließlich amerikanischer und spanischer Unter-

pondenz, welche dem Parlamente heute früh Die russishe Regierung habe gestern

thanen annehme. Jm weiteren Verlaufe der Sißung greift Jenkins die anspruchsvollen Prätensionen Eng- lands in Betreff des Mittelmeeres und des Suez- fanals lebhaft an. Der Zwischenfall blieb ohne weitere Folgen. Gourley kündigte an, daß er demnächst die Aufmerk- amkeit des Hauses auf diesen Gegenstand lenken werde. Tiflis, 5. Juni. (L. H. T. L) Sämmtliche hier an- gelangte Korrespondenten ausländischer Blätter

! sind mit ihren Petitionen um Zulassung zum Hauptquartier | zurückgewiesen worden.

Europäischer Kriegsschauplaßt.

St. Petersburg, 5. Juni. - (W. T. B.) Telegramm des Oberkommandirenden der Donauarmee: Alles steht gut. Gestern haben die Türken Kalafat vergeblih bombar- dirt. Heute wurde an der ganzen Donau entlang ein ver- einzeltes Geschüßfeuer unterhalten. Bei Rust\chuk wer- Die Türken

S4. Petersburg, 6. Juni. (W. T. B.) Telegramm des Oberkommandirenden der Südarmee vom 5. d.: Zun Rust\chuk fand eine Bewegung größerer Truppeu- massen von dem Lager aus nah dem Donauufer hin statt ; nah einem längeren Hin- und Herschießen mit den Kosaken zog ein Theil der türkishen Truppen nah Süden ab. Der gcstrizen Bombardirung von Kalafat wurde durch einen orkanartigen Sturm ein Ende gemacht.

St. Petersburg, 5. Juni. (L. H. T. B.) Die rus- sishe Schiffahrtsgesellschaft in Odessa hat laut Erlaß der Admiralität zwölihrer größten Dampfer mit voll- ständiger Equipage der russischen Flotte im Schwarzen Meer als Transportschiffe zu Diensten zu stellen. Die Ad- miralität in Nicolajef hat die betreffenden Verfügungen zu treffen. :

Konstantinopel, 5. Juni. (W. T. B.) Das Bom- bardement Giurgewos wird fortgeseßt. i

Wien, 5. Juni. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Neuen Wiener Tageblattes“ aus Giurgewo war das von den türkishen Batterien in Nustshuk gestern Nachmittag 5 Uhr eröffnete Feuer bis Abends 7 Uhr ohne Wir- fung gewesen. S :

Wien, 5. Juni. (W. T. B.) Der „Politishen Kor- respondenz“ wird aus Bukarest gemeldet: Die beabsichtigte Begrüßung des Kaisers Alexander durch den Fürsten Milan dürfte unterbleiben, da das Schreiben des Leßteren an den Kaiser Alexander, in welchem er die Absicht ausdrückt, sich dem Kaiser vorzustellen, bisher unbe- antwortet blieb. Die Russen werden demnächst, wie die „Politische Korkespontenz“ weiter meldet, in den méeislen Städten an der Donau den Belagerungszustand verkünden.

Wien, 6. Juni. (W. T. B.) Telegramme des „Neuen Wiener Tageblattes“: Aus Giurgewo: Das heutige Bo m- bardement der Türken wurde russischerseits von hier aus nit erwiedert. Das Wasser der Donau 1st seit gestern um 1'Fuß gefallen und fällt noch fortwährend. Aus Buka- A General Jgnatièff ist heute Vormittag hier einge- troffen.

Varna, 20. Mai. Der „Pol. Korr.“ wird von hier ge- meldet: Unsere Seefestung ist nach Versicherung türkischer und englischer Offiziere in besten Vertheidigungsstand geseßt. Aus Gefälligkeit für den Khedive hat Abdul Kerim mit Ge- nehmigung des Seraskiers den egyptischen Divisionär Raf chid Pascha zum Kommandanten der Stadt und Festung er- nannt. Raschid Pascha hat im serbishen Kriege Beweise seiner Fähigkeiten abgelegt und entfaltete auh hier eine Thä-

alle Bastionen find neu erbaut und dréi neiéè äußere Re- douten schüßen die Festung von der Landseite. §0 große Kruppsche Geschüße nebst 180 glatten Kanonen sind bereit, die Russen zu empfangen. Die Garnison ist 14,000 Mann stark, und zwar 12,000 Mann Jnfanterie und 2000 Reiter. Der größte Theil be eht aus egyptishen Truppen, die ein in jeder Beziehung ausgezeihnetes Material repräsentiren. « Die Leute sind trefflich gedrillt und die Disziplin ist musterhaft. Auf Vorstellung Naschid Paschas” werden die strategisch wih- tigen Orte Prawadi und Bazardjik mit Erdwerken be- festigt und werden dieselben von Jussuf Pasha mit einer Brigade beseßt werden. Vorläufig sind sechs Bataillone nebst drei Batterien dorthin abmarschirt. j

Bukarest, 4. Juni. (Tel. d. W. „Pr. “) Der Kaiser wird das 4. Corps in Galaß, das 7. bei Braila, das 13. und 14. zwishen Braila und Giurgewo inspiziren. Die eingetroffenen Großfürsten haben bereits ihre Ein- theilung zur Armee erhalten. Großfürst Wladimir wird dem VII., Herzog Leuchtenberg zum VII|., Großfürst Sergej zum IY Armee-Corps zugetheilt. Der Großfürst Nikolaus Nikolajevics kommt zum Stabe, Nikolaus Konstantinovics zum Geniechef der Armee General Depp, Herzog Romanowskij zum Artilleriehef Fürst Mesalskij. :

London, 5. Juni. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ sind mehrere türkische Panzer- schiffe heute von Kreta nach Alexandrien abgegangen, um das egyptishe Kontingent zu eskortiren. A

Moskau, 3. Juni. (W. Pr.) Die Stadt Samara (aú der Wolga) hat der bulgarischen Legion eine kostbare Fahne mit dem Bilde des heiligen Georg zum Geschenke gemacht. Diese Fahne wurde in dem Kloster Sergejewskaja Lawra bei Moskau geweiht und erhält die militärishe Weihe wahrscheinlich in Gegenwart des Czars in Plojeschti.

Dem Londoner „Globe“ wird aus „ganz zuverlässiger Quelle“ mitgetheilt, daß die Nussen bis jeßt noch keine Fishtorpedos, weder in der Donau, noch im Schwarzen Meere angewendet haben. Die einzigen bisher nach dem Kriegsshauplaß abgesendeten submarinen Geschosse waren elektrische Torpedos. Mit der Leitung und Vertheilung derselben ist ein russisher Marineoffizier (Lieutenant Maka- roff) betraut, dessen Name in England durch die verdienst- volle Erfindung -der Patentfüllungen zum Schließen von Schiffslecks rühmlich bekannt ist. -

Den „Times“ wird aus Konstantinopel geschrieben: „Ib bin aus Schumla hier angekommen. Die Behörden unter- drücken alle Briefe und Telegramme, welche niht günstig für die Türken lauten. Nach einer genauen Umschau in Varna, Rust- \chuk und Schumla kann ih nah Gewissen niht viel Gutes über die Militärbehörden berihtea. Die Mannschaft ift ohne Zweifel gut und geduldig, aber s{hrecktlich \ch{lecht genährt. Die Offiziere find “mit Ausnahme einiger weniger auffallender Ausnahmen nicht ebenso entsprechend. Dcr Ober - Befehlshaber ift in Jahren vor- gerückt und fkränklih. Die Truppen sind gut bewaffnet. Am 22, Mai sind 3090 tscherkessis{e Reiter in Konstantinopel angekommen und mit Winchester - Karabinern betheilt worden. Die Sanitätsmaßregeln sind nicht crwähnens8werth. Im Lager herr- \chen viele Krankheiten und Skorbut. Auf das dringende Begehren eines englischen Arztes ist eine vezetabilishe Diät angeordnet worden und hat guten Ecfolg gehabt. Chloroform wird stark benöthigt. Dr. Roy in Schumla wird mit Freuden Spitalsvorräthe annehmen. Keine Engländerin kann möglicherweise im türkishen Lager als Krankenwärterin auftreten. Der Grund, weshalb die Offiziere ihrer Aufgabe nit gewachsen sind, liezt darin, daß unter Vieren drei neuangestellt find, ohne früher eine Scbulung erhalten zu haben. Mangel an Organisation und türkische Trägheit sind allgemeine Fehler, die höchsten Offiziere nehmen die Sache in ihrer gewöhnlichen pathetischben Manier. Einige türkische Offiziere jedo sind fehr ge- \chickt und thätig.“

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Konstantinopel, 5. Juni. (W. T. B.) Ein Telegrainm Suleiman Paschas vom 4. Juni meldet, daß die von Gaczko aufgebrochenen türkischen Truppen nach erbitter- tem Kampf gegen 6000 Montenegriner sich mehrerer monte- negrinisher Stellungen, namentlich der bedeutenden Be- festigungen um Kristakij, bemächtigt hätten. Die zurlick- geshlagenen Montenegriner hätten beträchtliche Verluste erlitten. Auch eine Depesche des Kommandanten von Skutari, Ali Seib Pascha, meldet, er habe gleichfalls mehrere montenegrinische Positionen genommen.

Konstantinopel, 6. Jun. (W. T. B.) Der Regierung ist folgendes Telegramm aus Mostar vom 5. Juni zugegan- gen: Gestern hat in den Defileen von Kristach ein erheb- liher Zusammenstoß stattgefunden; die Montenegriner, welche sih in einer Stärke von ca. 16,000 Mann, einschließlich der Jnsurgentenbanden aus der Herzegowina, in jener Gegend verschanzt hatten, wurden von Suleiman Pascha ange- griffen, aus ihren Stellungen verdrängt und nach einem mehr als sechsstündigen Kampfe in die Flucht ges{hlagen und ver- folgt. ¡e Verluste des Feindes siad sehr beträchtlich; unfere Truppen haben an diesem Tage mit einer Tapferkeit gekämpft, welche über jedes Lob erhaben ist. Î Cettinje, 5. Juni. (W. T. B.) Heute früh hat der Kampf mit den Türken bei Maljat begonnen, die Türken sind bis Kukosenjak zurückgedrängt und haben . bis jeßt 500 Mann verloren. Der Verlust der Montegriner is noch nicht bekannt. Der Kampf dauert noch fort. J , Wien, 6. Juni. (W. T. B.) Der „Presse“ wird aus Cettinje vom 5. d. M. gemeldet: Vorgestern rückten die Türken auf die Anhöhen bei Spuz und Vifocica vor, ver- \canzten sih dort und bombardirten das Dorf Novo - Séeï. Heute früh zogen die Türken mit einer bedeutenden Truppen- macht auf Marbinici zu, wo sich ein sehr blutiges Gefecht entspann. Nach zwei Stunden mußten sie sih indessen in wilder Flucht gegen Podgorizza hin zurückziehen und wur- den von den Montenegrinern bis nach Kukoschwina verfolgt. Bei Abgang der Meldung hatten die Türken ca. 400 Todte. Jn der Herzegowina wird seit heute früh gekämpft.

Asiatisher Kriegsschauplas. St. Petersburg, 5. Juni. (W. T. B.) Offizielles Telegramm von der Kaukasus-Armee. Aus dem ganzen Gebiete des Shwarzen Meeres ist nihts Neues zu melden. Die bei Begli Achmet geschlagene feindliche Kavallerie hat auf ihrer Flucht die bei Ortaki stehenden Türken bis hinter Soganlug mit si fortgerissen. Vom 31. v. M. wird nah- träglih gemeldet, daß die Kavallerie einen Transport Zelte erbeutet habe. Die bei Ardo\ch stehenden Truppen find in der Richtung auf Barbale, Kodali und Tadimeje vorgerüdt. General Devel hat von Zaim aus eine genaue Rekognosëzirung der Befestigungen bei den Ortschaften Lasattaneß, Mukhlis, Jglis und Velitabia vorgenommen. Jn Salatavia ist die Ruhe wieder hergestellt. Die Bevölkerung hat sich unt?r-

tigkeit, welcher cs zumeist zu verdanken ist, daß die Türken n ¿5a

worfen,