1877 / 166 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 18 Jul 1877 18:00:01 GMT) scan diff

17. Juli. (E. C.) Die Königin hat ihre Abreise nah der Jnsel Wight auf Donnerstag verschoben. Im Oberhause führte gestern “Lord Oranmore aus Browne Klage über das Vorherrschen unentdeckter und unbestrafter Verbrehen in Jrland und ersuchte die Re- gierung um Mittheilung, ob sie irgend welche Maß- regeln zum Schuße von Leben und Eigenthum daselbst vorzushlagen gedenke. Der Lord - Statthalter von Frland, Herzog von Marlborough, führte gegenüber den pessimistischen Behauptungen des Vorredners zahlreiche statistische Data an, aus denen sfi ergebe, daß scit dem Jahre 1870 die Verbrechen merklih abgenommen und besonders Meineide und Drohbriefe sich zu sehr geringer Zahl vermindert haben. Die der Re- gierung zu Gebote stehenden Mittel seien völlig hinreichend, um dem Uebel entgegen zu treten, und er hoffe zuversichtlich, daß er niemals genöthigt sein werde, der Regierung die Zu- flucht zu Ausnahmemaßregeln anzurathen. Im Unter- hause En in Erwiderung Sir R. Anstruthers der Unter- Staatssefretär des Auswärtigen, Mr. Bourke, mit, die Negie- rung habe dem Khedive Vorstellungen machen lassen, das Gebiet des freundschaftlich gesinnten Häuptlings von Uganda, M’ Tese, in Jnner-Afrika zu schonen. Der Admiral Egerton erwiderte auf eine Anfrage des Kapitän Pim, daß die Re- gierung den Bericht des Admirals de Hornsey über sein Treffen mit dem peruvianishen Rebellenshiffe „Huascar“ erst mit der Entscheidung der Regierung über den Vorfall vor- zulegen wünsche. Später beschäftigte nch das Haus mit dem Unterrichtsbudget.

(A. A. C.) Aus der Capstadt wird unterm 26. v. M. über Madeira berichtet, daß in Transvaal fortdauernd Nuhe herrscht. Die Legislatur der Cap-Kolonie hat mit einer Mehrheit von sieben Stimmen ein anläßlich der zweiten Lesung der Grenzvertheidigungs-Bill gestelltes Mißtrauensvotum gegen das Ministerium verworfen.

_ Spanien. Madrid, 18. Zuli. (W. T. B.) Die Re- gierung wird demnächst 10,000 Mann nah Cuba senden.

Türkei. Konstantinopel, 18. Zuli. (W. T. B) Safvet Pascha is zum Minister der öffentlihen Arbeiten ernannt worden.

(W. T. B.) Wie dem „Recutershen Bureau“ aus Konstantinopel unterm 18. gemeldet wird, soll der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, Safvet Pascha, seine Entlassung genommen haben und an dessen Stelle Aarifi Pascha, der frühere Minister des Auswärtigen und Botschafter in Wien, zum Minister des Auswärtigen ernannt worden sein.

Aus Pera, 16. Juli, meldet das W. „Fremdenbl.“: Die Nachricht, daß die zweite Residenz des Reiches vom Feinde bedroht sei, hat unter der hiesigen türkischen Bevölkerung große Bestürzung hervorgerufen. Die Regierung bemüht sich jedo, die Bevölkerung zu beruhigen, indem sie ihr eine „schnelle und energische“ Zurücdrängung des Feindes über den Balkan verspriht. Auch auf die Softas, unter denen große Unzufriedenheit über die Unthätigkeit Abdul Kerim Paschas herrscht, sucht die Regierung beschwichtigend einzu- wirken dur die Hinweisung auf eine bevorstehende entschei- dende Schlacht. Letztere verlangen jedoh mit Beharrlichkeit, daß die Fahne des Khalifats entfaltet werde. Jm Palaste zu Dolma-Bagdsche hält man aber einen solchen Schritt für noch nit zeitgemäß, und will damit warten, bis der Feind sich Adrianopel selbst genähert hat. :

(W. T. B.) Aus Belgrad wird der „Pol. Korr.“ be- rihtet, daß bei den Ergänzungswahlen für die Skupschtina die Führer der Radikalen und der Konservativen nicht wiedergewählt worden seien, und daß die Regierung voraussihtlich fortan in der Skupschtina über die Stimmen von 108 Mitgliedern ver- fügen werde.

KAußland und Polen. St. Petersburg, 16. Juli. (St. Pet. Herold.) Der Kaiser hat an den Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch den Aelteren, Oberkommandiren- den der aktiven Armee und der Truppen der Garde und des St. Petersburger Militärbezirks, General-Fnspektor des Fn- genieurwesens und der Kavallerie, folgendes Schreiben ge- rihtet: „Die großen Dienste, die Sie im gegenwärtigen Kriege mit der Türkei geleistet haben, geben Fhnen ein An- recht auf Unser besonveres Wohlwollen. Fhre ausgezeich- nete Anordnung, Dank welcher der Feind in Aeisal gerieth, welhen Punkt man zum Uebergange gewählt bab gab bean SuUppar dex alliven Armee GE legenheit, den schwierigen Uebergang über die Donau in glänzendster Weise auszuführen und den Ruhm der russi- schen Waffen in blutigen Kämpfen aufrecht zu erhalten. Zum Ausdruck Unserer Erkenntlichkeit für Jhre Mühewaltung und Anordnung, die jet mit vollem Erfolg gekrönt find, haben Wir Sie Allergnädigst zum Ritter Unseres Kaiserlichen St. Georgs- Ordens 2. Klasse ernannt, dessen hierbei folgende Fnsignien Wir Jhnen anzulegen und vorschristsmäßig zu tragen befehlen. Wir verbleiben Jhnen mit Unserer Kaiserlihen Huld auf immer unvecänderlich cewogen. Jm Hauptquartier bei der Ortschaft Dratscha, 15. Juni 1877.“ Ferner hat der Kaiser dem General - Adjutanten, General - Lieutenant, Chef der Ar- tillerie des St. Petersburger Militärbezirks und der aktiven Armee, Fürsten Nikolai Massalskij den Alexander-Newfkij- Orden mit Brillanten und den Schwertern verliehen.

Amerika. Washington, 15. Juli. (A. A. C.) Der General Howard berichtet, daß er am 12. d. M. mit den Jndianern von Jda ho einen Zusammenstoß hatte, in welchem 2 Offiziere verwundet, 11 Soldaten getödtet und 24 verwun- det wurden. Der Verlust der Jndianer bestand aus 13 Todten und einer großen Anzahl von Verwundeten. Die Fndianer zogen sih zurück und werden von den Truppen verfolgt. Aus Wallawalla wird unterm 13. d. M. gemeldet, daß die unter der Führung des berüchtigten Joseph stehende Jndianer- bande eine Gesellshaft von 31 Chinesen, die in Nachen den Fluß Clearwater hinunterfuhren, überrumpelten und 30 der- felben tödteten. Nur ein einziger entkam.

18. Juli. (W. T. B.) Das Kabinet hat sih gestern mit der Berathung der merikanishen Frage beshäf- tigt. Die von dem Kommandirenden der Unionstruppen an der merikanishen Grenze, General Ord, und von dem nordamerikanishen Gesandten eingegangenen gün- stigen Berichte berehtigen zu der Annahme, daß das Räuberwesen in den Grenzdistrikten ohne jede Störung der internationalen Beziehungen unterdrückt werden wird. Das Kabinet wird deshalb gegenwärtig keine weiteren neuen Schritte thun, hofft vielmehr, daß Meriko seinen Verpflich- tungen nachkommen und so die Nothwendigkeit eines Ein- rüdckdens amerifanisher Truppen auf mexikanisches Gebiet be-

seitigen wird. Eine Abänderung der dem General Ord von der Regierung ertheilten Jnstruktionen wurde gleihwohl nicht în Vorj{hlag gebracht.

Santiago, M. Mai. Gestern hat bier die Bestattung des am 24. d. M. verstorbenen Kaiserlih deutshen Minister- Residenten Levenhagen auf dem protestantischen Kirchhofe unter zahlreicher Betheiligung der Einwohnerschaft stattgefun- den. Seitens der Behörden wcr Alles geschehen, um dem Trauerafte einen möglichst feierlihen und würdigen Charakter zu verleihen. Auch wurden dur eine Abtheilung von Sol- daten über dem Grabe mehrere Salven abgefeuert. Der Mi- nister der Auswärtigen Angelegenheiten hielt bei der Feier folgende Rede :

Mit den Gefühlen aufrichtiger und tiefer Trauer schicke ih mi an, demjenigen, welcher bis zum gestrigen Tage der würdige Vertreter des Deutschen Kaiserreihs in Chile gewesen ist, das leßte Lebewohl zuzurufen.

Kein Schmerz, meine Herren, kann gerechter sein. Alle, welche Gelegenheit hatten, dem Herrn Levenhagen näher zu treten, Alle, welche ihn kannten und mit ihm verkehrten, haben leicht die edeln Eigenschaften dieses Mannes von klarem und her- vorragendem Geiste zu erkennen und zu schäßen vermocht; wußte er doch, bei Erledigung der schwierigsten Angelegenheiten, die voll- ständige Hingebung für das Wohl seines Landes und die Weliwnl der Jnteressen desselben mit den Gefühlen des Wohlwollens und der Sympathie für unseren Freistaat zu vereinigen, welcher allerdings, wie man zugeben muß, in würdiger Weise Vergeltung übte und dem Verstorbenen jeder- zeit Ahtung und Hochshäßung zu erkennen gab.

Herr Levenhagen war einer jener Männer, welche, wenn sie auf ihrem Wege auf Schwierigkeiten oder Hindernisse stoßen, lediglih darnah trachten, ehrenvolle und versöhnliche Lösungen zu finden, welche die wirklihen Fnteressen Aller zu wahren suchen, ohne die Rechte oder die Ehre irgend Femandes zu verleßen. Sein unausgeseßtes Streben, als dasjenige des Vertreters einer großen Nation, war darauf gerichtet, die zwischen Chile und Deutschland bestehenden freundschaftlichen Beziehungen noch enger zu gestalten, die Bande der Vereini- gung und der Freundschaft zwischen beiden Nationen noch zu befestigen. Demgemäß bildete er stets in seiner Person eine Bürgschaft des Friedens, aber nie ein Element der Entzweiung und Veruneinigung.

Klug und weise im Rathe, bescheiden und maßvoll im Handeln, hat er sein Leben bis zum leßten Augenblicke der Erfüllung der Pflicht gewidmet. Die Seele dieses edlen Mannes ist von uns geschieden, aber es bleibt uns das Bei- spiel seiner Tugenden. Mit seinem Tode ist er uns nicht ganz entshwunden. Dieser Mann, welcher während seines Lebens seinen Mitmenschen so nußbringend gewesen ist, wird dies auch noch nach seinem Ableben sein; denn sein tugendreiches und vorwurfsfreics Leben, das ihm so viele Sympathien und so hohe Werthshäßung erworben hat, wird cinen dauernden Beweis dafür liefern, daß gute Handlungen ihren gerechten und wohlverdienten Lohn finden.

Möge er, der als ein braver und vortrefflicher Mann seine Lebensaufgabe erfüllt hat, in Frieden ruhen!

Afrika. (A. A. C.) Der Suítan von Marokko hat eine Rundreise durch die ihm untergebenen Stämme an- getreten. ¡ i

Der russish-türkische Krieg.

Loudon, 18 Ut W. 2B) Das „Neuteriche Bureau“ meldet aus Konstantinopel von gestern, der dortige Vertreter Englands, Layard, habe wegen der Einfahrt der englishen Flotte in die Dardanellen keinerlei offi- ziellen Antrag formulirt, die Frage sei lediglih offiziós ange- regt worden.

London, 19. Juli. W. T. B) Der „Standard fordert die Regierung auf, vor dem Vorrücken der Russen nah Adrianopel zu erklären, daß Rußland an den Thoren von Konstantinopel der Macht Englands begegnen werde. Eine solche Politik würde die Gefahr eines europäischen Krieges bedeutend verringern.

Wien, 18. Juli. (W: D. B.) Die „Polt. Korre]p.* bezeichnet die umlaufenden Versionen über angebliche Bemühungen der russishen Regierung, serbische Gebietstheile in das Terrain für die kriegerishen Operationen hineinzu- ziehen, als unbegründet. Ebenso sei die von einer hiesigen Zeitung gebrahte Nachricht, d1ß ein höherer russicher Offizier in einer Spezialmission in Wien zu erwarten, oder bereits eingetroffen sei, ohne thatsächl ichen Anhalt.

Wien, 18. Juli. (W. T. B.) Dem „Fremdenblatt“ zufolge soll demnächst in Tirnowa ein bulgarisches Amts- blatt erscheinen.

Europäischer Kriegsschauplas8.

Wien, 18. Juli. (W. T. B.) Telegramm der „Presse“ aus Bukarest: Die eiserne Brücke über den Pruth bei

V g E geworden ; in Folge hiervon sind be- | deutende Verkehrsstörungen eingetreten. Großfürst Niko- | N Set “E N: f O : R Ee N ; Ï | neuerlih sich gegenwärtig zu_ halten. Die F i 1 laus empfing in Tirnowa eine türkische Deputation, welhe | Dreiecke Rustsbuk-Turtukai-Schumla etwas über 100,000 Mann, in

| dem Dreieckte Silistria-Medschidje-Varna gegen 50,000 Mann, am

erklärte, sih den in der Proklamation des Kaisers von Ruß- land gestellten Forderungen fügen zu wollen.

Wien, 19. Juli. (W. T. B.) Telegramm des „N. W. Tageblattes“ aus Kalafat. Die hiesigen rumänischen Batterien haben das Bombardement von Widdin wie- N A Die türkishen Batterien erwidern dasselbe ebhaft.

Das W. „Fremdenbl.“ meldet telegraphisch:

Bukarest, 17. Juli. Nah Meldungen aus vollkommen verläßlicher Quelle haben bis jeßt fünf russishe Armee-Corps und die bulgarishe Brigade unter General Skobeleff die Donau überschritten. Es: sind- dies die Corps Radeßbky, Krödener, Schahowskoi, Hahn und Zimmermann. (Das leßtere in der Dobrudscha.) Das große Hauptquartier des Kaisers dürfte nälstens zeitweise weiter vorwärts verlegt werden.

Varna, 16. Juli. Ein Theil von den zwishen Shumla

und dem bulgarishen Eingange des Passes Selimno-Famboli |

staffelföórmig aufgestellten Truppen wurde {hon in diejen Paß felbst geschoben, um denselben bis zur Kammeshöhe zu befeßen.

s bei der Vertheidigung der Linie Küstendsche-Czernawoda zu führen.

Aus Galas, 14. Juli, berichtet die „Pol. Korr.“ : „Nach hier eingelangten Nachrichten sind die Russen in der

gefähr 25,000 Mann konzentrirt, zu welcher ein großer Theil

_-

| des egyptishen Corps unter dem Befehle des Prirzen Hassan gestoßen ist. Ein Zusammenstoß wird dort tägli erwartet, da die Vorposten hon mit einander Fühlung gewonnen haben. Die Bauarbeiten für die direkte Eisenbahn zwischen Bender und Galaß sollen in einigen Tagen in Angriff genommen werden; es sind Vorbereitungen getroffen, um mit dem Auf- gebote aller Kräfte die Linie zum kontraktmäßig bestimmten Zeitpunkte zu vollenden. Galaß und Braila find fast ganz von russischen Truppen entblößt. Es werden jedo 2 neue Corps hier erwartet, das 7. und 10., welche aller Wahrscheinlichkeit nah größtentheils direkt per Bahn auf den Kriegsshauplayß beför- dert werden dürften. Aus Jassy wird wenigstens gemeldet, daß dort große Truppenzüge stattfinden. Der Uebergäng der rumänischen Armee über die Donau ist wieder fraglich ge- worden. Es werden zwar alle Tage Pontons, welche hier He- baut werden, nach der kleinen Walachei expedirt, und die Re- quisition von Fuhrwerken dauert fort, aber die öffentliche Meinung kann sich mit dem Gedanken an den Donauübergang noch immer niht recht befreunden. Die Konservativen, Ge- mäßigten und sogar einzelne ministerielle Blätter sprechen ih gegen jedes abenteuerliche Unternehmen aus und es wird dem Fürsten chwer werden, dieser allgemeinen Abneigung entgegen ohne sihere Bürgschaften für die Zukunft angesihts der jeßigen finanziellen Nothlage einen so folgenshweren Schritt auszuführen.“

Aus Tirnomwa, 15. Juli (3. a. St.) hat der Ober- Commandeur der aktiven Armee folgendes Telegramm an den Kaiser gerichtet :

„Fch habe das Glück, zum Uebergang über den Balkan Seitens der Avantgarde der Truppen Eurer Majestät Glück zu wüns{en. Der Uebergang vollzog sich am 1. Juli 54 Uhr Abends ohne Schuß. Gestern, am 2. Juli, um 2 Uhr Nachmittags, bemäh- tiate sid General Gurko Chanfiois, das von 3009 Mann Nizams besetzt war, die überrumpelt und in die Flucht geschlagen wurden. Der Feind entwih na Osten auf das Dorf Konaro zu. Auf unserer Seite wurde 1 Kosak getödtet; verwundet sind: 1 Schüte, 1 Fußfkosak und 3 Kosaken. Vom 2./14. Juli : Heute wurde die telegraphisde Verbindung mit Tirnowa eröffnet. J traf am 30. Juni (12. Juli) in Tirnowa ein und wurde von den Einwohnern mit Enthusiasmus empfangen. Die Jantralinie ift schon seit dem 95. Funi (7. Juli) von unseren Truppen ohne Kampf besckt. Unsere Avantgarde ist auf das rechte Ufer vorgeswoben worden; die musel- männische Bevölkerung flüchtet fast überall, noch bevor wir die Ort- schaften erreihen. Bis zum 29. Juni (11. Juli) fanden nur kleine Geplänkel der Streifwachen mit den Tscherkessen und mit ten in das Innere abziehenden bewaffneten Einwohnern statt. Am 29. Juni (11. Juli) stieß das Wosnefsenskijshe Regiment auf feinem Marscbe von Radan nach Zerkowniza mit seinen Vorposten beim Dorfe Tschairkija auf einen feindlihen Tranêportzug, welcher eine Bedeckung von ca 1500 Mann hatte; das Regiment rückte näher heran, führte cine Reibe von Attackten aus, aber vermohte den Feind nicht aus dem Felde zu s{lagen, da er sich hinter den Fuhren festsezte und das Terraiz eia zerklüftetes war; erst gegen 5 Ühr Nacbmittags, als General Leonof mit 2 Escadronen Lubansher Husaren und einer halben Sotnie Kosaken nebst zwei Geschüßen zur Verstärkung herbeikam, ergriff der Feind die Flucht. Die Unseren verfolgten ihn bis zum Ein- bru der Dunkelheit. Es wurden gegen 300 Fuhren erbeutet, 10 Gefangene gemabt und 50 Mann todt auf dem Plate vorge- funden. Auf unserer Seite sind vom Wosnessenskijschen Regiment Oberst Uschakoff, welber schon vorher am Arme verwundet worden war, und 5 Untecmilitärs spurlos vers{wunden; getödtet find von demselben Regimente Stabs-Rittmeister Litwinoff und 8 Unter- militärs. Die Leichname sind alle entseßlich verstümmelt aufge- funden worden. Vérwundet wurde: auf unserer Seite: 1 Offizier und 15 Untermilitärs.“ Ï :

Ueber die militärische Lage im Balkan schreibt die „Pol. Corr.“:

Durch das Vordringen eines Armee-Corps nah Jeni-Zagra haber die Russen entschieden einen strategishen Erfolg davongetragen. Sie sind dadurch nicht nur Herren aller Balkan-Uebergänge zwischen Slivno und Kazanlik geworden, da {hon das Erscheinen überlegener feindlicher Kräfte im Rüdcten dieser Ueber?änge die Ungen der- selten zum Rückzuge veranlassen dürfte, sondern sie haben au die Lücke zwischen dem linken Flügel der Türken und dem Gros ihrer Armee erweit21t, welbe mit dem Ueberschreiten der Donau bei Sistowa begonnen, und bedrohen von Jeni-Zagra aus den Rück.n dieses Gros in vechängnißvoller Weise. Die Ruffen haben die zweite große Vertheidizungs-Barrière der Türken durbrocben, sie stehen auf der fogenannten „inneren Linie“ und können, insofern sie mit der bisherigen Geschicklichkeit operiren, nunmehr Abdul Kerim Pascha zwingen, fich entweder mit verkehrter Front zu {lagen oder si in sein Festungsviereck ein- \{liezen zu lassen. Alle diefe Vortheile, welche die Russen durch den in Rede stehenden \trategishen Erfolg erlangt haben, würden sib indessen als werthlos herausstellen, wenn es den Ruffen nicht gelänge, sih auc taktisc ihrem Gegner überlegen zu erweisen. Das Verhältniß der Kräfte der gegen einander operirenden Armeen ift wohl zur Genüge bekannt; man kennt nicht nur die Stärke der

| Corps, ihre Kommandanten und so ziemlich die Oertlichkeiten, in welchen sie sh befinden oder bewegen, sondern auc die Daten,

welche die Journale von ihren Berichterstattern diesbezüglich erhal-

| ten, dringen noch tiefer in die Details der betreffenden HeereSs-

verhältnisse ein. Von leßteren ist allerdings Vieles mit Vorsicht aufzunehmen, einmal, weil es niht immer der Wahrkeit entspricht, weiier aber, weil, je nach den subjeftiven Sympathien für einen oder den anderen der friegführenden Theile, die Thatsahen nur allzuoft im Sinne der erwähnten Neigungen fkorrigirt werden. Zur eingehen-

den Würdigung der russiscen Offensivcperationen gegen Jeni-Zagra erscheint es demna unerläßli, die am Balkan operirenden Kräfte Türken haben in dem

linken Flügel bei Widdin, Nisch, Sofia und in den Balkanpäfsen bis Kazanlik ungefähr 70,000 Mann, die aus Albanien kommenden Nerstärkungen mit inbegriffen; endlich bei Adriancpel und auf dem Wege dahin 10,000 Mann. Die gesammte türkishe Streitmacht be- trägt ungefähr 239,000 Mann, von welchen 150,000 Mann im Festungéviereckde stehen. Die Corps des linken Flügels haben vou Widdin und Nish bis Jeni-Zagra und Tirnowa fünfzehn starke Märsche, welche sie bei den besten Chausseen und unbelästigt vom Feinde nicht vor 20 Tagen zurücklegen können. Auf fie it demna zunächst nicht zu rechnen. Das Corps von Adrianopel muß diesen wihtigen Punkt und die Straße na Konstantinopel sichern. Es verbleiben al}o nur die Truppen des Festungsviereckes, welche bis

gegen Ende dieses Monats entscheidend cingreifen könnten. Von

| diesen sind für die vier Festungen und für die Donaustreckte Silistria- | Rusts&uk je 10,000 Mann als Besaßung erforderlich, so daß Abdul

Kerim zu Operationen im freien Felde über höchstens 100,000, oder ritiger da beiläufig 20% an Nictkombattanten in Abschlag zu bringen sind über 80,000 Mann verfügen kann. Die Russen, welche in aller Stille wieder ein Corps auf den Kriegs\scauplatz ziehen,

I b 2 / s j ) D | haben mit demfelb:n nunmehr 8 Armee-Corps, und ¿war 2 am linken Wie verlautet, ist Prinz Hassan nicht geneigt, das Kom- | 1 | Strecke zwischen Silistria und Rustschuk is dur Abtheilungen | beider Flügel observirt und b:-droht. Die Corps sind nur bezügli | der Infanterie fix, _ | jedo labil, da diese Waffen, namentlich die Kavallerie, je nah Be? | dürfniß da oder dort verwendet werden.

Dobrudscha noch niht über den Trajanswall vorgerückt. | zu für die Schüten, die tebnifchen Truppen und die Belagerungs-

In Medschidje haben die Türken eine Truppenanzahl von un- |

und 6 am rechten Flügel auf dem Kriegsscbauplatze stehen. Die

bezügli der Kavallerie und aub der Artillerie Selbstverständlich gilt dies

Artillerie in ausgedehntestem Maße, welhe Spezialwaffen in der

| Regel dem Armeekommando direkt untergeordnet sind. Theilt man

mit Rücksicht auf diese dur Umstäñde und Verschiedenheit der Auf-

aben bedingte Veränderlihkeit in der Gruppirung der Kräfte den Gesammtstand der russishen Armee, welche sh ohne die in Rumänien zurückbleibenden Reserve-Bataillone, Sanitäts- und son- stigen Anstalten auf ungefähr 320,000 Mann beziffert, auf die 8 Corps, so ergeben sich per Corps circa 40,000 Mann, von welchen jedo an 40 9% an Nichtkombattanten in Abschlag zu bringen find, so daß das Corps mit hôöbstens 25,000 Kombattanten zu veran- {lagen ift. Die 2 Corps am linken Flügel zählen sonach zusam- men 50,000, die 6 Corps des rechten Flügels zusammen 159,000 Kombattanten. Von den lexteren find 25,000 Mann (1 Corps) zur Deckung der rechten Flanke von Nikopolis über Plewna und Lovca verwendet und die restlichen 125,000 Mann (5 Corps) von jenseits Rust- ufs, d. h. von Giurgewo bis Jeni-Zagra vertheilt. Diese 125,000 Mann sind es, welche Abdul Kerim entscheidend sclagen muß, um {ih seiner unerquidcklichen Lage zu entwinden. Für seine Urmee erscheint ein folbes Unternehmen immerhin als ein Wagniß. Bei der Mangel- baftigfeit der Kommunifkfationen und der Organisation der Armee und bei der geringen Fähigkeit der türkisten Truppenführer erscheint eine rase Konzentrirung der türkischen Kräfte und ein plößlicher Angriff auf einen Theil der russischen Flankenstellung nit leit d:nfbar. Wohin \sich Abdul Kerim auch wenden mag, ob nach Rust- \chuk, Tirnowa oder Jeni-Zaara, fo hat er stets fünf Märsche zu machen. Gelänge cs ihm auch, auf irgend einem Punkte die Ruffen zu schlagen, er wäre kaum in der Laze, seinen Sieg zu verfolgen. Gr müßte stehen bleiben, um sich Proviant und Munition nach- fommen zu lassen. Würde er aber geslagen, fo dürfte er s{werlich einer Katastrophe entgehen. Indessen haben die Ruffen an der Donau vorläufig nur bewiesen, daß sie ihre Operationen geschickt zu fombiniren verstehen. Ob sie in gleich erfolgreiher Weise auch zu ?blagen vermögen werden, darüber haben sie den Beweis erst zu er- bringen.“ j

Die W. „Presse“ vom 17. bemerkt vom Kriegs- schauplaze in Bulgarien u. A.:

Einer dreiwöchentlihen Periode des s{einbaren Stillstandes folgt seit drei Tagen ein militärisch wichtiges Ereigniß dem anderen. Am Sonntag überschritten die Russen den Balkan, Tags darauf fel ibnen Nikopolis mit zwölf Schanzen, zwei Pafchas, 6000 Mann in die Hände und heute meldet das „Bureau Reuter“ aus Schumla, daß die Ruffen den Trajanëwall bei Medschidje und das fünf Meilen südlich von Küstendsche gelegene Küstenstädt- den Mangalia beseßt haben. Wir wissen nit, welcher Nachricht wir ob ihrer überrashenden Wirkung den ersten Rang zuerkennen follen. Man muß sich nur die Nachrichten gegenwärtig halten, welche seit Monaten über die von englischen Offizieren aus- geführten Fort fikationen der Balkanpäßse, über die Uneinnehmbarkeit des von Feldshanzen und Monitors umgebenen Nikopolis, über die Herstellung eines „verschanzten Lagers“ bei Medschidje von Konstan- tinopel aus verbreitet wurden, um den Zustand zu beurtheilen, in dem sich die türkische Heeresleitung befindet Die wichtigsten Balkan- väse waren nicht beseßt, bei Nikopolis kapitulirte eine Brigade ohne jede Bedingung und die Türken verlafjen die vielgerühmte Ver- theidigungslinie Tshernawoda-Küstendsche scheinbar ohne alle Um- tande, denn das Londoner Telegramm meldet die einfache Besetzung na vorher erfolgter Räumung durch die Türken. So überläßt Abdul Kerim Pascha den Russen eine wichtige Verth2idigungslinie nach der andern und die türkische Armee erwartet in der denkbar passivsten De- fensive in den Festungen und zwischen denselben die von zwei Seiten vor- rüdckenden Russen. .. . „Der mit unerwarteter Schnelligkeit ausge- führte Valkanübergang wird ohne Zroeifel,“ sagt das Blatt weiter, „seine moralische Wirkung ausüben und die Belcbung des bulgarischen Aufstandes zur Folge haben. Aber wir glauben auch, daß diese Erpedition mehr aus politiscben denn aus militäris{hen Gründen im Mearizathale und speziell vor Adrianopel den Vormarsch wird ein- tellen müssen. Zudem kommt noch, daß das Hauptziel jeder großen \trategishen Operation nicht die Ofkupation, sondern der Sieg, also für die Russen die Hauptoperationslinie niht na Rumelien, fondern gegen die türkische Feldarmee bei Schumla gerichtet sein muß. Der ruisische Generalstab hat sich bisher als fo vorsichtig erwiesen, daß wir nit annehmen können, er werde sekundärer Zwedcke halber die Hauptarmee s{wächen, deren Bestreben fein muß, bei jedem taktischen Swlage so stark als möglich aufzutreten. It die türkishe Armee vórdliþ des Balkan entschieden ge]chlagen, dann ist auc die Offu- pation Rumeliens eine selbstverstäandliche Folge.“

(W. T. B.) Aus Cettin je wird der „Pol. Korr.“ unterm 18. gemeldet, daß das Hauptquartier des Fürsten Nikita nah Sliwje bei Niksic verlegt worden sei. Morgen sollten die leßten Be-

urlaubten der Montenegriner bei ihren Truppentheilen ein- |

treffen. Einer derselben Korrespondenz aus Sign zugegan- genen Nachricht zufolge haben bosnische JFnsurgenten die Besatzung von Livno geschlagen und in die Citadelle zurüd- geworfen, in welcher sie dieselbe belagern.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Paris, Donnerstag, 19. Juli. Wie der „Agence Havas“ aus Konstantinopel gemeldet wird, soll Abdul Kerim Pascha abgeseßt und an seiner Stelle Osman Pascha zum Oberbefehls- haber der auf dem europäischen Kriegsschauplaße operirenden türkischen Armee ernannt worden sein. Ebenso sei auch der Kriegs-Minister Reouf Pascha seines Postens enthoben worden.

Konstantinopel, Mittwoch, 18. Juli. Jn der ZU- sammenseßung des Kabinets sollen noch weitere Aenderungen bevorstehen. Der Dragoman der österreichischen Botschaft ist nah Adrianopel und Janboli abgereist, um sich über den Vormarsh der Russen zu informiren. Vom asiatischen Kriegsshauplaß wird gemeldet, daß die Russen mit großen Streitkräften nah Bajazid zurückgekehrt seien. Die russischen Truppen stünden nördlih, Moukhtar Pascha östlih von Kars. Die Meldung verschiedener Blätter von einer Offensiv- bewegung Abdul Kerim Paschas zwischen Tirnowa und Si- stowa hat noch keine Bestätigung gefunden; ebensowenig das Gerücht, wonach die Russen Olti beseßt haben sollten. Die Russen halten Küstendsche beseßt. Hobart Pascha wird das nah Batum entsendete Geschwader kommandiren. Der Justiz-Minister Hassim Pascha und der Divisions-General Safvet Pascha sind heute nah Adrianopel abgereist.

Landtags- Angelegenheiten.

Uelzen, 18. Juli. (W. T. B.) Bei der heute für den 26. hannoverjchen Wahlbezirk hier stattgehabten Ersa wahl zum preußi- schen Abgeordnetenhause ist Senator Plincke hier mit 107 Stimmen zum Abgeordneten gewählt worden. Der Rittmeister von der Wense erhielt 46 Stimmen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

London, 15. Juli. (A. A. C.) Hr.- Sergius Kern in Skt. Petersburg schreibt den „Chemical-News" aus den Obruchoff-Stahl- werken, daß er im Juni ein neues Metall der Platina-Gruppe entdecktt habe, welches seinen Plaß zwischen Molybdän und Ruthenium einzunchmen scheine. Der Entdecker beabsichtigt, diesem neuen Metall den Namen „Davyum“ nach Sir Humphry Davy Leizulegen, welcher gegenwärtig dessen physisbe und ch:mishe Eigenschaften prüft.

-Scbweden 92.

Land- und Forstwirthschaft. Christiania, 15. Juli. (H. N.) Das hiesige statistische Centralbureau hat in diesen Tagen eine Sammlung der statistischen Angaben über Viehzucht- und Ackerbauverhältnisse in Norwegen für das Jahr 1875, mit den entsprechenden Verhält- nissen in den wihtigsten fremden Ländern verglichen, veröffentlicht. Danacþ wurden in

orweaen in 1875 151,903 Pferde gehalten, gegen }

113,161 in 1835. Norwegen gehört somit zu den Ländern, welche si |

mit einer fleinen Pferdezubt begnügen. f Norwegen nur 84 Pferde für jedes Tausend Einwohner, in den Ver-

103, Oesterreib-Ungarn 98, Großbritannien und Irland 85, Deutsch land 82 und Frankreih 76

der Reibe, was ih aus dem ausgedehnten Gebrauche der Esel, Maulthiere und Zugohsen in diesen Ländern erklärt. Die Anzahl des Rindviehes in Norwegen, welche in 644414 Stück betrug, bezifferte sich in 1875 auf 1,016,595 Stück. Hier nimmt Norwegen einen hohen Rang, mit 564 Stück Vieh pr.

Es finden si nämli in |

Die Mittelmeerländer stehen zuleßt in |

1835 |

1000 Einwohner, ein und wird nur von Dänemark mit 687 und den |

Vereinigten Staaten mit 651 Stück übertroffen. ] 1 fommt Schweden 482, Niederlande 395, die Schweiz 388,

Rußland 315 und Großbritannien 300. Am niedrigsten stehen wieder die Mittelmeerländer. Die Schafe in Norwegen zähl- ten in 1835 nur 1,028,945 Stü, 1875 aber 1,686,806 Stück. Auch in dieser Hinsicht steht Norwegen hoc in der Reihe, mit 936 Schafen per 1000 Einwohnec. Mehr hat nur Spanien mit 1348 per 1000 Einwohner, Dänemark mit 1022 und England mit 969. Norwegen kommt Griechenland mit 818, die Vereinigten Staaten 808, Frankrei 694, Portugal 676, Rußland 647, Deutsland 609, Oesterreich - Ungarn 560, Schweden 361 und Belgien 112. An Ziegen fanden sichG in Norwegen 1835 184,518, 1855 war die Zahl auf 357,109 gestiegen, um darauf im nädsten Jahrzehnte mit 57,000 Stück abzunehmen. Jetzt ist sie wieder auf 323,364 St. gestiegen. Es giebt also in Nor- wegen 179 Ziegen pr. 1000 Einw., in Griechenland dagegen 913, in Spanien 279, in Portugal 233, und in der Schweiz 148. íStaliea hat 63 Ziegen pr. 1000 E., Deutschland 57, Frankreich 50, ODesterreich- Ungarn 43, Schweden 27, Großbritannien 8; in Dänemark und in den Vereinigten Staaten sind die Ziegen Seltenheiten. Die Zahl der Schweine hat seit 1855 abgenommen; jeßt beträgt dieselbe 101,351 St. Auf Griechenland, welhes nur 38 Schweine für jedes 1000 E. hat, folgt Norwegen mit der niedrigsten Zahl, nämlich 56. Die Vereinigten Staaten haben die meisten Schweine, nämlich 671 pr. 1000 E., demnäcbst folgt Spanien mit 263, Dänemark 245, ODester- reib-Ungarn 195, Portugal 194, Deutscbland-174. Niedriger in der Reibe steht Frankrei 159, Rußland 137, Großbritannien 112 und

Vermehrung in den leßen Jahren, lich von 1835 auf 131,274 in 1875. In Allem wird die Viehzucht Norwegens einen Werth von ca. 156,443,000 Kronen repräsentiren. Die Milch-

ausbeute, welche man in 1865 zu 986 Pott per Kuh berechnete, wird für 1875 auf 1131 Pott ges{chäßt.

Gewerbe und Sandel. _ UVeber die Entwickelung der Geschäfte der Hypot hekenbanfken sind in der „Stat. Korrespondenz“ kürzlich die folgenden Angaben mitge- theilt worden : Am Ende des Jahres 1876 waren in Deutschland 28 Ban- ken im Grundfkreditgeschäfte thätig, mit dem 10 davon erft im Jahre

1872 begonnen hatten ; 20 von ibnen, welce diesen Zweig des Bank- j geshäftes ausschließlich betrieben, hatten bis zum Scblusßte des ver- |

gangenen Jahres Pfandbriefe im Gesammtbetrage von 756,949,836 M ausgegeben. Die Kapitalien, welche von ihnên gegen hypothekarische Sicber- stellung auf Grundstücke oder an Kommunen ausgeliehen waren, be- irugen 860,840,811 Æ Von den übrigen 8 Grundkredit-Banken, die noch) anderen Zweigen des Kreditverkehrs dienen, haben sieben, für die allein der Betrag der auszegebenen Pfanvbriefe mitgetheilt Ht: bis zum 31. Dezember 1876: 326,716,565 A emittirt und Hypo- thekenfcrderungen im Betrage von 363,849,391 erworben. Im Ganzen hatten also am Schlusse des vergangenen Jahres diese 27 Institute 1,224,690,202 M gegen hypothekarisce Sicherstellung aus- geliehen und dur die Ausgabe von Pfandbriefen ein Kapital von 1,083,668,401 Æ in ihren Händen vereinigt.

Nach einer Denkschrift, die von der Direktion des Kur- und Neumärkischen rittershaftlichen Kreditinstituts bei Gelegenheit der kürzli stattgehabten Säfkularfeier dieser Anstalt veröfentliht worden, waren am 31. Dezember 1876 im Bereiche die- ses Kreditinstituts 701 Güter mit einer Pfandbrief-Schuld von 96,347,140 M belastet, und zwar 529 Güter nur mit Kur- und Neumärkischen Pfandbriefen im Betrage von 60,376,440 #, 59 Gü- ter nur mit landscaftliben Central-Pfandbriefen im Betrage von 6,536,250 4, 113 Güter mit Kur- und Neumärkischen Pfandbriefen im Betrage von 16,617,000 Æ und zuglei mit landschaftlichen Cen- tral-Pfandbriefen im Betrage von 12,817,450 46 Bis zum 15. Juni 1877 sind überhaupt 716 Güter mit Kur- und Neumärkischen Pfandbriefen im Betrage von 76,366,690 und mit 23,968,200 M. in landschaftlichen Central-Pfandbriefen beliehen worden. Während seines hundertjährigen Bestehens is das Institut nur in einem Falle genöthigt gewesen, wegen seiner Ansprüche die Subhastation eines bepfandbrieften Gutes zu veranlassen ; sowohl bei dieser, wie auch bei der Subhastation anderer belichener Güter, die auf Antrag dritter Personen verkauft wurden, hat es aber für seine Ansprüche stets volle Befriedigung erlangt. Das betrug Ende 1876 4,191,968 und besteht aus Berlin, Prenzlau, Frankfurt a. O. und Perleberg belegenen Häusern,

einem Haupt-Institutsfonds von 3,056,401 M, einem Amortisation®- |

Zuschußfonds von 632,000 16 und dem Reservefonds der ritterschaft- lien Darlehns fasse von 96,677 Æ Außerdem verwaltet das In-

stitut die den bepfandbrieften Gütern zugehörigen Amortisations-

fonds, die am 31. Dezember 1876 den Betrag von 10,507,478 M erreihten, und durch deren Vermittlung seit Einführung der Amor-

Nächst |

Nach Norwegen |

| zur Auszgleibung : | ordentliche Reserve, die damit die Höhe von 2,309,009 L. erreict.

Die Zäblung der Rennthiere zeigt eine nit geringe | nämlich von 82,225 Stück in |

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eigene Vermögen des Instituts | vier M 4

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tisation, die im Jahre 1836 erfolgte, bis zu Ende des zweiten Semesters |

1878 10,107,217 A zu Pfandbriefs-Ablösungen verwandt worden sind. Die Direktion der Ostpreußischen ländlichen Feuer - Societät veröffentlicht eine fummarische Uebersicht aus der Jah reé- rechnung für 1876, der folgende Daten entnommen sind: Es bet'ug die Soll-Einnahme 1,158,287 4, die Ist-Einnahme 1,158,265 A; es belief fich die Soll-Ausgabe auf 1,35*,415 Æ, die Ist-Ausgabe auf 1,123,078 4, so daß Bestand blieb pro 1877 35,187 M. Von der Soll-Einnahme waren Bestand 20,455 4, laufende Verwaltungs- einnahmen 742,230 #Æ, Zinfen 3,301 A, außerordentlihe Ein- „nahmen 27,268 Æ, eingezogene Kapitalien 305,000 und erstattete Vorschüsse 50 4 Von der Soll-Au8gabe entfallen auf Reste früherer Fahre 2c. 216,458 4, Vorschüsse 39 A, Brandschaden-Vergütungen 569,787 M, Verwaltungskosten 67,446 4, Anlegung neuer Kapitalien 497,693 M. ; ef blieben in Rest 228,337 #Æ_ e

Stralsund, 14. Juli. Auf den in diesem Jahre im diesseitigen Verwaltungsbezirk abgehaltenen Remontemärkten wurden 139 Pferde zum Verkauf gestellt; davon find 23 Pferde für die Summe von 15,100 M gekauft worden. Der gezahlte höchste Preis für ein Pferd betrug 8C0 Æ, der niedrigste Preis 559 H, der Durhschnitts- preis 65612/2353 M

Posen, 18. Juli. (W. T. B.) Der Aufsichtsrath der Po- sener Spritfabrik-Aktien-Gesellschaft hat in seiner heu- tigen Sitzung bes{lossen, von dem 11/9 betragenden Reingewinn eine Dividende von 5 °/ zur Vertheilung gelangen zu laffen und dem Reservefonds 20,000 # zuzuweisen. Der Rest des Reingewinnes soll na Abzug der Tantièmen zu Abschreibungen verwendet werden.

Der Gescbäftsberibt der Naumburger Braunkohlen-

den gefördert 732,165 Hektoliter Kohlen oder 59,555 Hektoliter mehr als im Vorjahre, Dampfpreßziegel wurden gefertigt 12,718,800 Stück oder 588,440 Stück mehr. nommen wie folgt: Es wurden gefördert im Jahre 1873/74 439,061

| |

Deutschland 384, Oesterreih-Ungarn 354, Frankreich 32d, j an den

| sprüngliÞch mit

| daß die Menge

Der Betrieb hat seit dem Bestehen zuge- !

Hektoliter, 1875 567,005 Hektoliter, 1876 672,810 Hektoliter, 1877

| 732,165 Hektoliter. An Preßsteinen wurden gefertigt: 1874 4,078,880

Stüd, 1875 10,164,810 Stück, 1876 12,130,350 Stüdck. 1877

| 12,718,890 Stück. Eine weitere Mehrleistung ift nit zu erwarten,

da hiermit die Betriebseinrihtungen bis aufs Aeußerste ausgenußzt

| find. Die Abschreibungen betragen 39,051 4A, während dem Re-

servefonds 3176 Æ überwiesen werden. vertheilt werden.

Nach dem Recbnungsabs{luß der Italienischen Tabaks- Aktiengesellschaft für 1876 haben die Gesammteinnahmen

Als Dividende sollen 5 °%

eni j 7 5 5 D e F | 183,840,200 L, die Gesammtausgaben 93,961,238 L. betragen. Es einiaten Staaten aber 227, Ruszland 225, Dänemark 176, Schweden | 183,8 0,200 L., die Ge]ammtauSgaven 93,901,255 L. betragen. Pie E ), Säsweden | ergiebt sich hieraus ein Bruttoübershuß von 89,878,962 L.

Iervon geht die an den Staat zu zahlende Summe mit 19 484 891 L ab, fo daß 10,394,071 L., und nach Abzug dec Tantième des Aufsichts- raths von 206,417 L. not 10,187,653 L. als Nettoüberschuß ver- bleiben. Von letzterer Summe muß die Nußungëquote des Staates von 50% mit 5,093,826 L. abgezogen werden, wonach derselbe Be- trag von 5,093,826 L. als Reinertxägniß der Gesellschaft ver- bleibt. Hiervon ab an. Gesellshaftéspesen 211,302 L., und an Steuern 882,061 L, im Ganzen 1,093,368 L., bleiben zur Verfügung 4,000,463 L., wovon“ 10% mit 400,046 L.

ordinâren Reservefonds entfallen. Rest somit 3,600,417 L. letzterem werden weiter abgeführt 658,336 L. an die \{le{terer Jahreéerträgnisse bestimmte außer-

Bon

D

Den Betrag für die Extrareserve- mit 658,336 L. abgezogen, verblei- ben noch 2,942,081 L. und hiervon ab weitere 10°/9 mit 294,208 L. für die Gründer, erübrigt ein vertheilbarer Reingewinn von 2,647,873 L. Hierzu kommt ter Vortrag aus dem Jahre 1875 mit 68,512 L. und die Nußtungsquote aus dem Sicilianishen Geschäft mit 305,801 L, so daß sib ein Gesammtbetrag von 3,022,186 L ergiebt. Von dem- felben erhalten die Aktionäre wie im Vorjahre 3,000,999 L. als Dividende à 30 L. pro Aktie von effektiv eingezahlten 350 L., und der Rest von 22,186 L. wird auf neue Rechnung vorgetragen. Verkehrs: Anstalten.

Southampton, 18. Juli. Das Postdampfscchiff „Neckar“ vom Norddeutschen Lloyd in ‘Bremen, welches am 7. Juli von New-York abgegangen war, ist gestern wohlbehalten hier angekommen und hat Abends die Reise n Der „Neckar“ überbringt 304 Passagiere und volle Ladung.

New Nort, 18. Juli, (V. 2 D) Der Hambur Postdampfer „Suevia* ist heute Nachmittag 1 Uhr hier ei getroffen.

Berlin, 19. Juli 1877. Zu Bielefeld wird am s. und 6.

O Ci , E September eine größere

| Konferenz für innere Mission abgehalten werden.

Gon 17 Zuli. ( meinderätblihe Kommission, welhe die Mittel und ge geger Verfälschung der Lebensmittel in hiesiger Stadt vorbe soll, unter Anwohnung des Polizei-Präsidenten versammelt. Die erklärte sich mit dem Vorsblage des Stadtverordneten Kvll einver- standen, daß auf dem Rathhause eine Centralstelle für die Abgabe der zu prüfenden Lebenêmittel eingerichtet werde, und von dieser aus die betreffenden Gegenstände der demishen Station des Vereins für öffentliche Gesundbeit2pflege zur Prüfung übergeben werden sollen. Das Petroleum soll ebenfalls der Kontrole unterstellt werden. Ferner war die Kommission der Ansicht, daß mit der Prüfung fofort ener- gis vorgegangen werden müsse. Die Methoden der Prüfungen wer- den veröffentliht werden und wohl auc die Ergebnisse derselben.

Darmstadt, 14. Juli. Eine hier auf Anregnng des Polizei- Raths Haas zusammengetretene Konferenz von Sacverständigen hat fi nunmehr definitiv über folgende Grundsäße für Lebens- mittelkontrolc geeinigt: I. Verfälscht, im Sinne des §. 367, 7 des Reichsstrafgeseßbuhs sind Getränke und Eßwaaren: 1) deren ursprünglicher Gehalt an Wertbbestandtheilen durch Entziehung solcher oder dur Zusaß anderer Stoffe verringert worden ist; 2) bei deren Zubereitung andere Stoffe zvgesett sind, welbe zur bestimm tng8-

(Cöln. Ztg.) Heute Vormittag war f

| mäßigen Herstellung der Waare nicht erforderli sind, und deren

Werth

D ielioyrott E Zubereitung ur-

Stoffe

M c deren

; Rig geringerwertßige

beeinträchtigen; 3) bei denselben vermischte oder nur so mangelhaft abgeshieden sind, derselben die bestimmte Grenze überscreitet. Il. 1) Geeignete Bekanntgabe der bei der Zubereitung verwendeken fremden Stoffe kann im einzelnen Falle den Begriff der Verfälsbung auss{bließen; 2) Erzeugnisse, welhe nur den Stein, aber nicht den Gehalt eines Lebenêmittels haben, können nur als Nacbahmungen betratet werden. Werden solhe Nachahmungen als Lebenemittel verkauft oder feilgeboten, so erleiden geeigneten Falls die über den ung. Es ist

gar nit,

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„Betrug“ bestehenden gesetzlichen Bestimmungen Anwen : A e einzelnen Nah- î

er weiter die Aufgabe der Konferenz, demnächst für die e rung8mittel festzustellen, bei welchem Gehalt an geringerwerthigen Stoffen die „\chlechte Bereitung“ anfängt und aufhört, bezw. in die „Fälschung“ übergeht.

1 4 ? 4

London, 17. Juli. (E. C.) Das kürzlich in Wantage in Berkshire enthüllte Denkmal Alfreds 8 Großen hat der Parlamentsvertreter für Berkshire, Oberst Loyd-Lindsay, auf eigeneKoften von dem Grafen Gleicen entwerfen lassen. Schon am 25. Oftober 1849 hatte Wantage den berühmtesten seiner Söhne am 1000. Jahrestage seiner Geburt lebhaft gefeiert, und das jetzige Fest bewies, daß König Alfr ds Gedächtniß fortlebt. Die Statue, an welcher Graf Gleichen, der Neffe der Königin, in seinem Atelier in St. James Palace ge- arbeitet hat, gesbi{tlice Anhaltspunkte mit kühner Phantasie be- lebend, ift durchaus gelungen zu nennen. Neun Fuß an Höhe fteht fie auf aht Fuß hoher Grundlage. Der König hält, Krieger und Gesetzgeber zuglei, in einer Hand die Streitart, in der anderen eine Pergamentrolle. Er hat den Helm mit dem säcbsisen Königs8-

7A T Soi 4+ Ô M o C. lex L not wahrzeichen ‘auf dem Haupte und an der Seite das Swwerl.

(E. C.) Die letten drei Tage haben eine außerordentlibe Regenfülle gebracht. Manche Pläße in England flagen über Sturmfluth und Wassersnoth. In Scarborough sind die Badekarren stark beschädigt worden; in Liverpool war am Sonn- tag Abend starker Sturm, der Fluß Ribble soll um 10 Fuß ge- stiegen sein. Der letzte Personenzug von Southampton nach Man- ester erlitt an demselben Abend dadur eine Unterbrechung, daß in Folge des auf den Schienen stehenden Wassers das Feuer ausgelöfcht ward.

London, 17. Juli.

l Der Irwell und Medlock sind in beunruhigender Weise an- ges{chwollen.

Der Zoologiscbe Garten hat durÞ Tausch eine seltene Erwerbung gemacht, bestehend in einem Paar europäischer Stein- bôde. Die Ibiere waren in früheren Zeiten auf den Schweizer und Tiroler Alpen ziemli verbreitet, sind aber jezt dem Ausfterbeu nabe und werden in Schöabrunn gezütet. Bon dort ist kürzlih das seltene Paar hier eingetroffen ; als Gegengabë geht ein Paar der hier gezüchteten amerikanischen Bifons nah Schönbrunn ab.

H Dr, Hermes ift, wie hiesige Zeitungen melden, am Sonntag mit dem Gorilla und dem Schimpanse des Berliner Aquariums

; | nad London abgereist, wo in dem Roval-Aguarium alle Vorberei- Aktiengesell\cha ft enthält folgende Mittheilungen: In 1876 wur- | ; q F :

tungen zu der Ausstellung der beiden Thiere getroffen sind.

Im National- Theater gehen beute die „Räuber“ mit Hrn. Lewinsky als Franz Mocr in Scene.