1877 / 204 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 31 Aug 1877 18:00:01 GMT) scan diff

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institut zu Camberg, sowie der nassauishé Central-Waisenfonds dem kommunalständishen Verbande übereignet worden. Zur Beihülfe für die Kosten der Landarmen- und Waisenpflege wurde demsclben durch das Geseß vom 11. März 1871 eine jäahrlihe Staatsrente von 14,855 Thlr. bewilligt. Eine weitere Rente von 142,000 Thlr. jährli erhielt der Verband durch das Geseß vom 11. März 1872 zur Er- bauung chaussirter Verbindungsstraßen 2c.; ferner durch das Geseh vom §8. Juli 1875 für die Unterhaltung der früheren Staats-

usseen 639,598 F Rente und einen noch nicht festgestellten Antheil an 4,000,000 4; sodann 1374 Æ Rente zur Unter- stüßung niederer landwirthscaftlicer Lehranstalten, 2400 4. Rente zur Gewährung von Zuschüssen für Blinden- und Krankenanstalten und 55,146 K Rente zur Durchführung der Kreisordnung. Da dem Kommunalverbande aus die Nassauische Landesbank als besonderer Vermögenstheil überwiesen ist, deren Vebershüsse theilweise (im Etat 1876 mit 68,775 #4) zur Bestreitung der laufenden Bedürfnisse der ständischen Berwaltung verwendet werden, so ist Steuererhebung für ständische Zwecke bisher vrrmieden worden. j

Im vormaligen Herzogthum Nassau bestanden 28 Aemter.

pn Folge der durch A erhôcste Kabinetsordre vom 22. Februar 1867

stimmten Eintheilung in 12 Kreise wurden mehrere Amts- einem Kreise vereinigt, und die Rechtspflege von der Verwaltung auch für die untere Instanz ge- trennt. Hier wie im Gebiete der ehemaligen Landgrafschaft Pi-Gomburg bestehen noch Amts-Bezirksräthe, welche für den etreffenden Kreis auch gleichzeitig die Kreisversammlung bilden. Die Kreisverfassung ist erst zu kurze Zeit eingeführt, als daß die Kreise mit der Errichtung selbständiger Anstalten in erheblihem Um- la: ge hätten vorgehen können. Es atn sih daher auch im Ja re 1869, seit welhem sich im Allgemeinen nicht viel an diesen Verhältnissen geändert hat, die Netto-Ausgaben der Kreise im ganzen Regierungsbezikk auf 9918 Thlr., wovou 5830 Thlr. nußbar als Afktivkapital angelegt sind. Den Ausgaben standen 9326 Thlr. Ein- nahmen gegenüber, im Wesentlichen aus den Jagdscheingebühren. Das Aktivvermögen der Kreise betrug im Jahre 1869 bereits 10,403 Thlr. rial in der ganzen Monarcbie die Kreise 8,956,870 Thlr. Aktiva und 23,286,452 Thlr. Passiva hatten, stellten \sich im Regierungsbezirk Wiesbaden die Aktiva auf 12,385 Thlr, und die Passiva nux aaf 1947 Thlr. Und während im ganzen Monat 2,080,358 Thlr. für Provinzial- und 3,835,432 Thlr. für Kreiszweckde an Jahresfteuern erhoben wurden, steuerten im Regierungsbezirke Wiesbaden nur zwei Kreise geringe Beiträge zu den Kreisausgaben.

Die Gemeindev erwaltung ist bei der Neubildung des Re- gierungsbezirks im Wesentlichen unberührt geblieben. Im Jahre 1857 belief sich das rieg der vormals nassauishen Gemeinden auf 111,184,465 Fl. (Gebäude 3,466,800 Fl., 97,461 Morgen s\teuer- bare und 36,778 Morgen nit steuerbare Feldgüter = 29,238,300 Fl. bezw. 367,780 Fl,, 576,455 Morgen Wald = 74,939,150 Fl., Aktiv- fapitalien 2,764,782 Fl., Fundusbestände 407,652 Fl.) Die Schul- den der Gemeinden betrugen 1,850,541 Fl. (1844 noch 2,097,912 Fl.), zu deren Tilgung jährlih 48,176 Fl. verwendet wurden.

Die Jahresausgaben, die sih im Jahre 1844 auf 1,555,458 Fl. berechneten, hatten sich im Jahre 1863 (2,595,803 Thlr.) verdreifacht, im Jahre 1873 (3,659,351 Thlr.) vervierfaht, wogegen aber auch die Einnahmen aus den Waldungen in den Jahren 1868—1873 allein von 823,485 Thlr. auf 1,060,437 Thlr., also um 29% gestiegen sind. Die Gemeindesteuern haben \ich in demselben Zeitraum nur von 29 auf 41 ‘/, der Staatssteuern erhöht. Wenn man die städtischen Ge- meinden von den ländlichen trennt, so ergiebt sich, daß sich bei jenen die Ausgaben von 1868—1873 zzm 54/6 gesteigert haben, wovon beinahe die Hälfte auf Wiesbaden fällt, welches dur Ankauf der Gasfabrik und des Kursaales ungewöhnlich hohe Ausgaben hatte. Im Uebrigen sind in den Städten die Aufwendungen für Schulzwecke um 89% und, in Folge des neuen Armengeseßes, diejenigen für die Armenpflege, um 24/6 erhöht worden. Zur Deckung der ver- mehrten Ausgaben diente zunächst der gestiegene Ertrag des Waldes und des Gemeindeguts, dann eine Erhöhung der Steuern um 26°/6 und eine beträchtlihe Vermehrung der Passivkapitalien. In den Marktflecken stiegen die Ausgaben nur um 35%, insbesondere die- jenigen für die Schulen nur um 32%, und für die Armenverwaltung um 33%. Zu dem Mehrbedarf wurde ein Viertel aus den erhöhten Erträgen der Wälder entnommen, für das Weitere sind die Aktivkapitalien verbraucht und Anleihen aufge:ommen worden, um die Steuern nicht über 4% zu erhöhen. Auf dem platten Lande pes die Ausgaben um 31 °%/% gestiegen, insbesondere diejenigen für Schulzwecke um ebensoviel, für Wegebau: ten um 9 “/o, für die Armenpflege nur um 5 °%/. Den Mehrbedarf brachte hier hauptsählih der Wald auf, welcher 24% höhere Erträge lieferte, die Steuern wurden um 6 % erhöht, die Bo aber nit, vielmehr das Aktivvermögen um 44,937 Thlr. vermehrt.

Die Gemeinden d:s Kreises Biedenkopf, welhe noch nah dem hessischen Geseye vom 30. Juni 1821 organisirt sind, besißen ein nicht unbedeutendes Vermögen. Für das Jahr 1871 war dasselbe veranschlagt : Kommunalgebäude 304,256 Thlr., Fedgdie: 295,077 Thlr, Waldungen 957,135 Thlr., nußbare Rechte 71,326 Thlr. Den 55,258 Aktivkapitalien standen 199,745 Thlr. Schulden gegenüber. Nah dem Durchschnitt der Jahre 1868—1871 betrugen die Aus- gaben jährlich 226,483 Thlr. (5,9 Thlr. pro Kopf), wobei indessen die den Gemeindemitgliedern selbst zustehende Nußungen des Ge- meindevermögens mitgerehnet find. Die Kommunalsteuern wechseln von 25 bis 405% der Staatssteuern,

bezirke zu

Auch die 9 Gemeinden des Amts Homburg besißen ein anfehn- liches Vermögen, und zwar (1871) Gebäude 118,105 Thlr. 125 Hekt. Ländereien = 27,496 Thlr., 1975 Hekt. Wald = 368,300 hlr. Der Wald, der hier nah dem Nußungswerth veranschlagt ist, hat in

Wirklichkeit einen höheren Werth. Steuerzuschläge sind mit Aus--

T ae Stadt Homburg (98,83 9/6 in 1874) nur in geringem Maße erforderlich.

Die Stadt Frankfurt a. M. besißt 3420 Hekt. Wald, welche im Etat 1875 mit 200,090 & Einnahme angeseßt sind, deckt aber 92,099,291 M 1hrer Ausgaben im Ordinarium durch verschiedene direkte Steuern. Die leßteren berechneten sch im Jahre 1874 auf 206,9 Sgr. pro Kopf.

Von den 9 Landgemeinden des Kreises Frankfurt charakterisiren sih mehrere ihrer Größe wegen alé Städte. Daher erklärt es sich, daß hier die Gemeindesteuern (1873 : 137,4%/9 der taats\teuern) und die Ausgabebudgets verhältnißmäßig hoch sind.

Im Ganzen bietet die Gemeindeverwaltung im Regierungsbezirk ein günstiges Bild.

„Das Gemeindevermögen ist so bedeutend, wie es uur wenige Provinzen aufzuweisen vermögen. Die Verwaltung desselben ist ge- ordnet, das Rechnungswesen durhsihtig und musterhaft, gegen Un- ordnungen und Unredlichkeiten durch Banens Rechnungsprüfung ein starker Damm vorhanden. Dabei stehen die Gemeindeanstalten auf der Höhe der Zeit, und wenn besser:e-Cinsicht Veränderungen gebietet, wird ras die bessernde Hand angelegt.

Es hat sih die Selbstverwaltung im ganzen Bezirke bewährt und so fest eingelebt, daß sie mit völliger Sicherheit und Selbst- vertrauen arbeitet und daß die Bürgerschaft sich unter ihr wohlfühlt.“

Die protestantischen und katholischen Kirchengemein- den sind ebenfalls mit mehr oder weniger Selbstverwaltungs- und Besteuerungsreht ausgestattet. Im vormaligen Herzogthum Nassau sus durch Edikt vom 11. August 1817 beide mit völlig gleichen ver- assungësmäßigen Rechten bis dahin rezipirte vrotestantische Landes- kirhen zu einer einzigea „evangelish-christlihen“ vereinigt worden. Unter 20 Dekanaten bestanden mit 186 Pfarrern und 3 Kaplänen 175 Gemeinden, deren Vermögen sich im Jahre 1857 auf 10 Millio- nen Gulden = 17,142,860 S. Mere

In den ehemals Großhèrzoglich he)sishen Landestheilen bestehen lutherishe und reformirte Gemeinden gleichberechtigt nebeneinander. Von der Erlaubniß, sih zu unirten Gemeinden zu vereinigen, haben die Lutheraner im Kreise Biedenkopf keinen Gebrau gemacht.

__ In der früheren Landgrafschaft Hessen-Homburg sind die luthe- rischen, die deutsh-reformirten und die E Kirchen- gemeinden einander gleihberehtigt. Von den vorhandenen 8 Kirch- spielen sind 5 lutherisch, 1 deutsh- und 2 französisch-reformirt.

Zur Zeit bestehen im Regierungsbezirk Wiesbaden 20 Dekanate mit 227 Kirspielen, 228 Pfarr-, 80 Filialkirhen, 108 Kapellen, 251 Pfarr-, davon 41 Patronatsstellen in 920 Ortschaften mit 299,161 Parochianen (1871). Die protestantishen Kirchengemeinden besaßen im Jahre 1872 einen Kapitalstock von 1,979,017 Thlr. Das Durchschnittseinkommen einer Pfarrstelle ist von 695 Thlrn. im Jahre 1869 auf 934 Thlr. im Jahre 1875 gestiegen.

Im Gebiete der vormaligen treien Stadt Frankfurt gehört die Mehrzahl der Cinwohner der evangelisch - lutherishen Gesammt- Ce an, welche nah den vorhandenen 6 Kirchen in 6 Pfarr- prengel g ist. Daneben besteht ‘noch “eine deutsh- und eine französisch-reformirte Gemeinde. In den zum Landgebiet gehörigen Ortschaften fungiren 6 lutherische Geistliche. :

Die 147 katholischen Pfarreien im Gebiet des vormaligen Herzogthums Nassau (Diözese Limburg) standen im Jahre 1870 unter 15 Dekanen und besaßen im Jahre 1857 ein Aktivvermögen pes Abzug der Schulden) von 8 Millionen Gulden =- 13,714,228 4.

zu den Dekanaten gehört auch noch das Kommissariat Frankfurt für die gleihnamige Stadtpfarrei. Im Jahre 1873 waren im Regie- rungsbezirk 35 ordensähnliche Kongregationen mit 73 männlichen und 245 weiblichen Mitgliedern.

Die Zahl der israelitishen Kultusgemeinden beträgt 91 _ UIO r gg aen R t ar ager Seme ten leben. Die emeinden hatten Ende 282, ÁÆ. Kapitalvermögen un R E G. Y q y

n direkten Staatssteuern brachte der Regierungsbezirk Wiesbaden im Jahre 1875 9,281,033 J auf und außerdem 3,503,082 46 (66,32%) Zuschläge, für die Kirche (0,12%), für die bürgerlichen Gemeinden (54,67///) Zuschläge, die evangelischen Kirchengemeinden (6,419'/), die katholishen Kirchengemeinden (2,149/9) und die israeli- tischen Kultusgemeinden (2,9%), zusammen 8,784,115 H. oder 12,91 #6. pro Kopf der Bevölkerung, ohne die Zuschläge nur 7,76 M.

Zur Geschihte des Gartenbaus, mit besonderer Berüccksichtigung des Obstbaus *). Von O. Hüttig, Landschaftsgärtner. V, (Vergl. Bes. Beil. Nr. 30 vom 25. August.) Berühmt wegen ihrer bezaubernden Schönheit waren die Höfe und Gärten der Kalifen von Bagdad und Bashora und des

_*) Aus dem „Kursus für Gart:nbau,“ Vorträge, gehalten im Winter und Frühjahr 1877. ——

im 13. und 14. Jahrhundert von den maurischen Königen

Fetten seiner wesentlihsten Theile erhalten sind. Fürst Püler- Muskau schreibt über den Leßteren : „Die zum Theil sich kreu- zenden, mit Steinsißen versehenen Zugänge und Wege, welche zu diesem Palast dinaufführten, waren mit Springbrunnen und offenen Wasserleitungen, dem Abflußwasser von den_ Fon- ta’nen und Bassins der Höfe, belebt, welches nah allen Seiten Qa die üppigste Vegetation erzeugte. Von: den Höfen des

alastes zog zunächst der mit weißem Marmor gepjiasterte und mit leichten maurishen Säulengängen umgebene „Hof der Alberia“ die Ausmerksamkeit auf s, in dessen Mitte ein 130 Fuß langer und 30 Fuß breiter Fischteih, voll von Gold- fishen, und von Rosengebüsh, Myrthen und Oleandern ein- gefaßt, sih befand. Noch anmuthiger und beinahe zauberhaft war der berühmte „Hof der Löwen“, mit seinen in der Mitte stehenden, durh Gesang und Geschichte berühmten, von zwölf wassersprühenden Löwen umgebenen Brunnen, dessen alabaster- nem Becken immer noch diamantene Tropfen entsicern. Auch dieser Hof war mit Blumenbeeten ausgelegt und von leichten arabischen, von shlanken Säulen aus weißem Marmor getra- genen Arkaden mit s{hönster durchbrochener Arbeit umge- ben. Die Aussicht war nach allen Seiten hin, be- sonders gegen Süden, herrlich; es \hwelgte hier das Auge auf den üppigen Schönheiten der Vega, einer blühenden Wildniß von Hainen und Fruchtgärten, durh welche der silberhelle Xenil dahineilt und unzählige kleine aus ‘der Maurenzeit stammende Bächelchen füllt, welche hier, wo einst die lieblichen Lauben, Gärten und Lustsiße si befanden, für welche die Mauren mit so verzweifelter M eE fochten, die Landschaft in beständigem Grün erhalten. Rosengebüsch, an Gittern und Lauben hinausklimmender Jasmin und Caprifolium, Orangen, Myrthen, Oleander und ein lieblich duftender Blumensflor fehl- ten in keinem derselben.“

Inzwischen hat der Garten-, namentlich der Obstbau, auch im mittleren Europa, höhere Bedeutung ge- wonnen. So beschreibt um das Jahr 1600 der „Vater des Landhaus“, Ollivier de Serres, 46 Sorten Aepfel und 69 Sorten Birnen; Parkinson in England zeigt uns in seinem Werke „Paradisus terrestris“ (1629), 57 Sorten Aepfel, 64 Birnen, 62 Pflaumen. und 33 Kirschen. Quintinie, der „Vater der Pomologie“, verzeihnete zur Zeit Ludwigs XIV. (1670) 60 Aepfel- und 164 Birnensorten. Knoop in Holland “p beinahe 100 Jahre später (1760) in seinem Hortulanus Mathematicus et Scientiarum Amator eine ausführ- lihe Beschreibung über einen großen Theil von Europas Obstserten heraus.

Auch in E A machte sich von Mitte des 16. Fahr- hunderts an die Gartenkfunst neben der Baukunst wie- der bemerkbar. Von den Villen, welche dur guten Geshmack und durch Kunstwerih der Gärten jene Ex bezeichnen, ver- dienen u. A. erwähnt zu werden die Villa Madama bei Rom

1492—1546 von dem Kardinal Julius von Medici nah den

eihnungen Giulio Romano's, eines Schülers Raphaels, erbaut), die Villa Medici zu Rom (in der Mitte des 16. Jahrhunderts vom Kardinal Gio. Ricci da Monte tvulciano begonnen, erweitert und bereichert vom Kardinal Ferdinand dei Medici); die Villa Pia zu Rom (1557 erbaut vom Papste Paul 1V.), die Villa Monte Dragone zwischen Frascati und dem Berge Porcio (begonnen 1567 vom Kar- dinal Marco Sitico Altemps), die Villa Mattei zu Rom (erbaut von Cyarique Mattei, 1581 bis 1586) und die Villa Aldobrandini auf dem Ange von Frascati (1598 er- baut vom Kardinal Petro Aldo Bn).

Man suchte im Ganzen den Baustyl der Alten, die Unter- brehung der Façade dur große Bogenöffnungen, Vorsprünge und ungleihe Abmessungen der Theile, so wie auch die An- ordnung ihrer Gärten, so weit sie aus dem Studium der hinterlassenen Schriften und aus den vorhandenen Resten sich ermitteln ließ, einzuhalten. Demgemäß enthielten auch viele der Villen ein gartenähnlih ausgeshmücktes, mit Säulen: gängen umgebenes und dur eine Fontäne belebtes Höfchen, na welchem die Fenster hinausgehen ; oft auch bildete ein derartiges Höfchen einen Vorhof zur Villa, oder das verbindende Glied zwischen zwei Gebäudegruppen. Vor die Hauptfronte kam die, in der Regel in der Form eines Circus eingerichtete Terrasse zu liegen; wurden deren mehrere ausgeführt, so erhielt die Nee den halbzirkelförmigen Abschluß. Die einzelnen

errassen ordnete man in ihrer Lage, Ausdehnung und Form, nach den Niveauverhältnissen des Terrains, den vorspringenden und zurücktretenden Theilen des

Wohngebäudes und den aufzunehmenden Ornamenten an,

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so daß sie nah Maßgabe der dur jene Umstände gebotenen Längs- und Queraxen, und gestüßt dur hohe Futtermauern und mit einander durch imposante Freitreppen verbunden, nah einer oder mehreren Iichtungen hin, in strenger oder freier Regelmäßigkeit an einander sich anbildeten.

Geschieden wurden die einzelnen Abtheilungen des Gartens durch die hohen, mit Nischen, Grotten und antiken Fragmenten verzierten, und mit Balustraden und Vasen gekrönten Futtermauern, dur Lauben- und Säulengänge, Hecktenwerk, Alleen, im „Verband“ gepflanzte Haine und durch dichte Pflanzungen. Die Formen bewegten ch in streng architektonishen Linien und Verhältnissen, und das Ganze stellte sich als eine nah Maßgabe der Oertlichkeit und des Geshmacks des Besißers von der Wohnung aus si fortsezende, mit dem Grün vermischte, oder dieses als Material benußende Architektur dar. U i

Den Küchengarten, reich mit Feigen Pfirsichen, Aprikof en und Weingeländern beseßt, brahte man seitwärts oder hinter der Wohnung an, und die Wege in demselben faßte man mit Blumenrabattcn ein. al :

Für den Bau der bedeutenderen Villen mit E Gâär- ten wurden in der Regel ein Architekt und ein Fngenmeur der Garten- und Wasserleitungskunst herangezogen. Der Erstere entwarf den Plan zur eigentlichen Villa mit ihren Wohn- und Nebengebäuden, der Leßtere den Plan für die Anordnung der Gärten mit ihren Terrassirungen, Spring- brunnen und Anpflanzungen. U E

Solche Garten-Jngenieure waren R. A. E Olivieri aus Tivoli für die Gärten der Villa d'Este; Carlo Rainaldi Bu die Villa Monte Dragone; Domenico Savino di Monte

ulciano und Giovanni Fontano für die Villa Borghese in Rom ; Antonio Nolli für die Villa Albani.

Zuweilen wurden die Gärten mit an Ort und Stelle durch Ausgrabungen gefundenen Alterthümern geshmüdckt oder richtiger, da au mit der Zeit aus der Ferne gesammelte Alterthümer hinzugezogen wurden, mit ihnen überladen, so daß die Gärten bestimmt zu sein schienen, die Stelle oon Skulpturen-Galerien zu vertreten. j

Hirschfeld („Theorie der Gartenkunst“) führt uns ein aus Jagemanns Briefen über Ftalien entlehntes Beispiel jol- cher Ausartung aus dem berühmten Garten des Herzog- lihen Lustshlosses Pratolino bei Florenz 1in folgender Skizze vor: „. . . . Ohne des Riesen zu gedenken, in dessen Bauch sich eine Grotte befindet, noh des Jupiters, dessen glänzender Donnerkeil Wasser spribt, verweilen wir zuerst bei den Künsten der langen Grotten, an der Seite des Schlosses. Eine davon, mit dem Namen Galatea bezeichnet, hat in der Mitte ein sog. Meer von hellem Wasser, aus welchem si Felsen erheben, die mit Körallen und A bedeckt sind. Unvermuthet erscheint ein Triton, der auf einer Seemushel bläset. Sogleich eröffnet sih ein A und Galatea fommt hervor, auf einer vergoldeten Muschel sißend, von

weien Delphinen gezogen, die aus ihrem Rachen Wasser aus- E eien. wei andre Muscheln, aus deren Mitte hohe Wasser- strahlen hervorsprißen, begleiten sie auf beiden Seiten bis ans Ufer. Jn einer anderen Grotte sieht man auf großen Wasser- strahlen zwei erzene Harpyien, die Wasser ausspeien, noh zwei andere, die mit inoiaifer Arbeit bekleidet sind, und einen Knaben mit einer Weltkugel, die vom Wasser umgedreht wird. Zu seinen Füßen sind in einem kleinen Teiche Enten, die si ins Wasser tauchen und trinken. Fast in allen Grotten sind betrügerishe Sißze an den Wänden an ebracht; seßt man sich nieder, so gyribt ein Wasserstrahl unter den Füßen gerade empor. Weiter findet man in den, Grotten kleine Bildsäulen, die hin und her gehen, singende Vögel, ein rauenzimmer, das, mit einem Eimer in der Hand, aus einer ih öffnenden Thür hervorkommt, und unter dem Schall eines Dudelsackes, den ein naher Hirte bläst, eine Strecke bis zu einem Brunnen fortgeht, wo sie Wasser schöpft, worauf sie S Weg zurüctkehrt. Man nennt diese Dame Samaritana.“ U. }. W.

Dieser entartete Zustand der italienishen Gärten dauerte bis gegen Mitte des 17. Jahrhunderts. E die Villa 2A ili (1644 eingerichtet) bei Nom zeigt eine gung des

eschmacks. Die Gärten dieser Villa sind, wie Perrier und Fontaine bemerken, symmetrish ohne Monotonie, und es fällt daselbst die Kunst auf, mit welcher die Anordnung eines regel- mäßigen Gartens mit der ländlichen Natur, welche davon einen Theil ausmacht, verbunden ist.