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Von den im Hospital behandelten Verwundungen waren hervorgerufen « durch Gewehrkugeln.. . . . 97 „ Artilleriegeshosse. . . . 18 „ abgesprengte Steine . . 10 „ die blanke Waffe (Speer). 1.
Deutscher Reichstag. 14. Sigung vom 6. Dezember 1900. 2 Uhr.
Ueber den Anfang der Sißzung wurde in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet.
Das Haus seyt darauf die Besprechung der Jnter- pellation der Abgg. Dr. Heim und Müller-Fulda (Zentr.) wegen der Kohlentheuerung fort.
Minister für Handel und Gewerbe Brefeld:
Meine Herren! Ih möchte um die Erlaubniß bitten, zu der Diskussion über die vorliegende Interpellation am ersten Tage der Verhandlung nachträglih einige Bemerkungen macheù zu dürfen, die wesenilich den Zweck verfolgen, niht zutreffende Vorausfeßungen zu berichtligen, von denen die verschiedenen Herren Redner ausgegangen find. Ich glaube das am zweckmäßigsten jeßt thun zu müssen, weil ih annehme, daß die heutige Diskussion vorausfihtlih auch die Auf- merksamkeit des hohen Hauses auf ganz andere Gesichtépunkte lenken wird.
Zunätst hat dec Abg. Richter in seiner Ausführung Folgendes gesagt: „Der Minister spra von dem direkten Kohlenbezug der lanbwirthshaftliden - Zentralveretne. Ganz chôn! Aber ein Genossenschafisanwalt klagte mir noch kürzlih, daß diese Gunst wohl den landwirthshaftlizen Genoffenschaften, aber nicht auch den Konsumvereinen zu theil werde, daß diese vielmehr gerade im Bergdepartement einer gewissen buregukratishen Stéifheit begegnen.“ Ich. halte mich verpflichtet, ausdrücklich bervorzuheben, daß ebenso wie die landwirthshaftlißen Ge- nofsensGaften au die gewerblihen Genofsenshaften bei der Reseryierung und auch der direkten Vertheilung der Kohlen derüdsihtigt werden (hört, hört! rechts); fie sollen berücksihtigt werden in ganz gleihem Maße wie die landwirthschaftlichen Genofsen- shafien. Es besteht nur ein Unterschied zwischen beiden, den ih hier hervorheben muß. Die landwirthschaftlißen Genossenschaften find bhomogene Bildungen, die vertreten werden dur zwei Verbände, den Neuwieder Verband und den Offenbacher Verband. Diese zwei Ver- bände besorgen für sie die Gefaumtbestellung, urd dadurch sind fie in der Lage, sh dur die höheren Beträge der Gesammt- bestelung bessere Rabattpreise vershäffen zu können. Dasfelbe ift bei den gewerblichen Genossenshaften s{chwieriger, denn da handelt es sich um elne große Larictät von Vereinen. Da haben wir die Konsumvereine, da baben wir Innungen, da haben wir Benossen- schaften aller Art, da haben wir fstädtische Verwaltungen, Beamten- vereine u. f. w.; die alle auf Gefatnmtbestellungen zu vereinigen, das wird außerordentlih {hrer halten. Der Unterschied zwischen beiden, der also in den thatsählichen Verhältnissen begründet is, wid aller- dings immer bestehen bleiben, und den kann ih meinerseits auh nit beseitigen.
Sodann hat der Herr Abg. Richter sich dahin ausgesprochen, es fei sehr erxünscht, wenn auch der Staat auf den verschiedenen Gruben Verkaufsbureaux einrihtete; dasselbe hat auh der Herr Abg. Graf Kaniy ausgesprochen. Ih halte mih für verpflichtet, ausdrücklich bervorzuheben, daß solche Verkaufsbureaux bereits existieren, aber nit für jede Grube eins, sondern für die Gesammtheit der Saar- gruben in Saarbrücken und für die Gesammtheit der obershlesischen fisfalishen Gruben in Zabrze. Es würde aber sehr verkehrt fein, wenn man für j:de einzelne Grube ein solches Verkaufs- bureau einrichten wollte. Das würde das Publikum sehr viel s{chlechter bedienen können, als ein Zentralbureau für sämmitlidhe dem Bezirk angehörigen fiskalishen Gruben es kann. Denn die einzelne Grube kann “nur ihre eigenen Sorten und ihre eigenen Quantitäten zur Bedienung der Kunden verwenden, und die einzelnen Sorten und die einzelnen Qualitäten fallen an einzelnen Tagen nach Maßgabe der Förderung verschieden aus. Dagegen ein Zentralbureau für die ver-
einigten Gruben hat die sämmilihen Sorten der einzelnen Gruben zu seiner Verfügung und kann daher die Kunden besser bedienen. Ich glanbe also, bei der Einrichtung, wie sie j-t besteht, wird es belassen bleiben müfsen.
Der Herr Abg. Richter hat dann noch die Meinung ausgesprochen, es sei cin solches Bureau von meinem Amtévorgänger Herrn von Berlepsh in Auétsiht genommen, meinerseits wäre aber die Absiht nit ausgeführt worden. Sie sehen {on aus dem Vorgetrazenen, daß dies nicht zutrifft. Diese Einrichtung ves Bureaus in Oberschlesien, wie sie Herr von Bérlepsh plarte, hat Herr von Berlepsch auch aus- geführt, und ih meinerseits habe daran nichts geändert. Das, was mir in den öffentlichen Blättern zum Vorwurf gemacht wird — das hat der Herr Abg. Richter wohl mißverstanden —, is etwas ganz Anderes. Mir hat man vorgeworfen, daß das Zentralbureau unter meiner Leitung nit in der Weise gearbeitet hätte, wie unter der Leitung meines Herrn Amtsvorgängers; damals wäre die Betheiligung der Händler au den fiskalishen Koblen eine z:rückgehende gewesen, und jeßt wäre sie eine fteigende. Nun befinde ih mich in der glücklihen Lage, Fhnen nachweisen zu können, daß die Sache gerade umgekéhrt it. Gs hat die Betheiligung der Händler im Jahre 1891/92 — 1892 wurde das Bureau errihtet — betragen 22,7 9/0, 1893 25,3 9/0, 1894 29,3 9%, 1895 31,6 9/0, 1895/96 32,6 9% — dba bin ih ins Amt getreten —, und im Jahre 1897 reduziert fih die Ziffer auf 31,5 9%, im Jahre 1898 auf 294 %/%, im Jahre 1898/99 auf 27,9 9/9, im Jahre 1899/1900 auf 23 4 9/6 und in dem Halbjahre 1900 auf 224 9%. Sie sehen also, unter meiner Amtsführung ift gerade die Betheiligung der Händler heruntergegangen, während fie unter derjenigen meines Herrn Amtsvorgängers geftiegen ift.
Nun bin ih sehr weit davon entfernt, das meinem Herrn Arits- vorgänger zu seinen Ungunsten und mir zum Verdtenft anzurechnen; das erklärt sh einfah vielmehr daraus, daß wir bis zum Jahre 1896 eine herabgehende Konjunktur gchabt haben, infolge dessen hatten wir eine UVeberproduktion von Kohlen und mußten die Händler im größeren Maßstabe verwenden, um diese Ueberproduktion Tos zu roerden. Von 1896/97 an trat das Umg:kehrte ein, die Konjunktur ging wieder hinauf, die Ueberproduktion war eine geringere und die
für verpflichtet, diesen Sachverkalt hier richtig zu stellen; denn ih kann es mir weder gefallen lassen, daß diese Einrichtung mir zum }| Nachtheil auêgelegt wird, roch auch zugeben, daß fie meinem Amis- vorgänger zum Nachtheil ausgelegt wird. Wir haben das Zentral- burean fruktifiziert zu Gunsten der Könsumenten, und ih werde dies auch in der Folge thun. 7
Nun hat der Herr Abg. Graf Kaniy gesagt, er erkenne- dankbar an, daß wir Koblen“ für die Genossenschaften reserviert hätten, und daß wir sié noch mehr berü@sihtigen wolltén; er wünschte nur, taß das in noch höherem Maße geschieht. Da möchte ih doch das Eine hervorheben: wir haben speziell für Oberschlesien den Händlern die 10 % an der Grobkohle — das ift ja gerade dicjznige Kohle, die von den Genossenschaften verlangt wird, die Heizkoble — gestrichen, die übrigen Kohlen, die Kleinkohlen haben wir den Händlern belassen; }þ denn die werden für Helzzwecke nicht begehrt. Wir find also that- sächlih so weit gegangen, wie wir nur gehen konnten.
Nua möchte ih noch bei dieser Gelegenheit hervorheben: es ift in den öffentlihen. Blättern wiederholt an mich die Aufforderung gerichtet worden, auch die obers{lesishen Gruben unter Betheiligung des Staats zu einem Koblensyndikat zu vereinigen, indem man von der Ansicht ausgéht, daß dadur der Einfluß der Händler in größerem Maßstabe zurücktretéèn und die direkten Beziehungen zu den Konsumenten bedeutend- erletchtert werden. Mein Standpunkt in dieser Frage is kurz der: der Staat kann den wechselnden Konjunkturcn niht in gleiher Weise - folgen wie die Privat- gruben, die, sobald die Konjunktur sich ändert, die Preise er- höhen. Ich bin immer der Meinung gewesen, dvaß“ der Staat erft warten muß, bis die Preife sich auf einer bestimmten Höhe befestigt haben und die Matktläge eine feste geworden is. Deöhalb bin ih au in diesem Sommer den Privatgruben noch nicht gefolgt und habe die Preise niht erhöht, sondern ruhig abgewartet, ob die Markt- lage ih befestigte, oder ob niht eine Nückbildung in dén Preisen ein- träte. Ich glaube, dafür kann mir das Kohlen konfumierende Publikum nur dankbar sein. (Sehr ridtig!) Ganz anders würde die Sache sein, wenn der Staat fich in einem Kohlensyndikat befäñde und durch die Genossen des Syndikats majorisiert wetden könnte. Dann würde er diese Preithaltung riht mehr ermöglichen können, fondern gebunden sein, die Preise mit den Genossen zu echshen. Deshalb lasse ih mich auf eîn folhes Syndikat nur unter der Vorausseßuñg ein, daß der Staat nicht majorisiert werden kann, daß mir in dem Syadikat ein maßgebender Einfluß bleibt, wie ih ihn ja auch im Kalisynvikat habe, das seit seinem Bestehen zum Segen und Vortheil der Fonsumenten arbeitet.
Nun wöthte ih xoch auf eine Aeußerung des Herrn Dr. Heim zutückommen. Herr Dr. Heim hat die Mittheilung gemacht, daß die Berwaltunz des XVII[. Armee-Korps ihren Bedarf dur eng- lische Koblen gedeckt habe, und hat das seincrseits als eine Schande bezeihnet. IJch weiß niht, wem er die Schande bei- messen will; ih bin auch nicht in der Lage, sagen zu können, im Einzelnen sagen zu {lönnen, wie sch die Sache verhält, enn dazu müßte man die Bergbehörde und auch die Militär- behörde böôcen. Aber ih möchte do hervorheben, daß man folche Ausorücke in diesem Fall doh ni&@t brauchen darf. 5 Millionen Tons englische Kohlen kommen in das Land, und gaoz naturgemäß, } wie ich Jhneñn früher auseinandergeseßt habe, in fo und fo vielen | Gebieten werden deshals die englisWen Kohlen billiger an- f geboten als die inländishen Kohlen; sie haben auch mandche anderen Eigenschaften als die inländishen Koblen. Kann man sich dann tarüber wundern, . wenn nun so und so | viele Konsumenten, unter ihnen der Militärfiskus, der Marine- fiskus, fi unter Umfländen in englischer Kohle versorgen? Jh meine, das ist an ich etwas so Natürliches, daß man es nicht als eine Schande bezeichnen kann. Wern in einem einzelnen Falle einmal über das zulässige Maß hinauszegangen wäre, so würde das auf einem Ver- seben der betreffenden Behörde beruhen, die. man zu rektifizieren hätte. Ob so ein Fall vorliegt, weiß ich nit. Jch verwahre mich nur
fann id im Interesse meiner Behörde nicht zugeben.
Nun hat Herr Dr. Heim auch von ciner Aeußerung gesprochen, die ih im preußischen Landtage gemacht habe. Ich habe damals das Steno- gramm nicht zur Hand gehabt, habe es aber nachgelesen und will gern zugeben, daß bie Fassung des Stenogramms keine sehr geschidckte ist ; ih bâtte bei der Revision vielleicht etwas vorsihtigec sein können. Aber es sind ja eine Anzahl von Herren hier im Hause, die der damaligen Verhandlung beigewohnt habzn, und ich rufe in die Erinnerung, was ih damals gesagt babe. Jch suthhte damals außsetnanderzuseyen, daß es sowohl für die Produktion wie namentlih für die Arbeiterbevölkerung sehr nachtheilig wäre, wenn man mit einem rapiden Auf- und Niedergehen dex Preise, namentli der Kohlenpreise, zu rechnen éäite. Das wäre im höchsten Grade beflagens8werth einerseits für die Kohlenkoosumenten jelbft, für die ganze Indufirie, die darauf angewiesen ift, anderer- seits aber au für die Arbeiter, weil die Lohnèntwicklung mit der Preisentwicklung pari passu geht und gerade der Arbeiter am allerwenigsten ein Auf und Nieder der Löhne vertragen kann — gerade der Arbciter ift darauf angewiesen, daß, wenn man die Löhne einmal erhöht, man fie auch in dieser Höhe beläßt. Das, glaube i, ist ein rihtiger volkswirthschaftliher Gesihtépunkt, den ih da betont habe — und da hat mir der Herr Abg. Dr. Heim vorgeworfen, ih bätte gesprohen wie der Vorsizende eines Aufsickts- raths! Ih glauke, das if nicht zutreffend; ih kann einen solWen Vorrourf nicht als berechtigt anerkennen.
Nun, meine Herren, noch eins. Der Herr Abg. Dr. H:im hat an mich die ausdrückliche Frage gerichtet, ob die preußishe Berg- verwaltung jemals seit dem Erlaß des Berggeseßes von der“ ihr nah & 65 zustehenden Befuzniß Gebrau gemacht habe, um die Berg- b:siger anzuhalten, die ihnen verliehenen Felder in Betcieh zu nehmen. Ich habe damals leider vergessen, darauf zu antworten; ih thue das hiermit nachtiäzlich. Niemals seit dem Grlaß des Berggeschzes hat die preußishe Bergaufsihtsbehörte von ttieser Befugräß Gébrauch gemacht, und zwar deshalb ncht, weil niemals ein Anlaß dazu vorgelegen hat. Stets haben die Grubenbesigzer ih bereit gefunden, ihre Felder in Angriff zu nehmen, ihren Gruben- a-'ébau zu erweitern, den Bidürfnissen vollständig entiprehend. Auch jeßt, in diesem Jahre, ift dics der Fall gewesen. Auch jeyt, wie ih SFhnen in der vorigen Sißung auseinandergeseßt habe, haben die
lagen in Verbindung mit der Erweiterung und Ausdehnung deg
Grubenbaues in den vorhandenen Gruben vollständig ausreiht, um
eine Steigerung des Bedarfs bis über 10 %/9 hinaus zu befriedigen.
Ih glaube, unter diesen Umständet ist es vollfländig berehtigt, daß
von dieser Befugniß ein Gebrauch nicht gemaht worde ift.
Nun hat der Herr Abg. Dr. Heim bei dieser Gelegenheit aug.
drücklih auf Bayern hingewiesen und gesagt: wir Bayern sind doch
bessere Menschen, der bayertsWe Minister ist auf Grund der gleih-
[autenden Bestimmung des bayerischen Gèseßes gegen die Gruben-
besißer vorgegangen. Ja, wenn in Bayern das Verhalten der Gruben-
besißer es nothwendig macht, gegen fi: mit Zwangs8befugnifsen vorzu- geben, sind dann deshalb die Bayern bessere Menschen als die unserigen, bei denen das niht nôthig ist? (Große Heiterkeit.) Ich glaube, das liegt ziemlich auf ter Hand. Jh. gla ube aber, der Herr Abz. Dr. Heim hat wohl nihts Anderes beabsihtigt, als nur von den bayetis{en Bebörden gegenüber * den preußischen, von“ dem bayertschen Minister gegenüber dem preußis@Gen zu sprechen; end er hat feiner Veréhrung für den bayerishen Mixister Ausdruck geben wollen, ihm den Vorzug gegeben“ vor: dem: preußis{chen: Damit erkläre ih mi, auch abgeseßèn! von allen: Rücksichten bundesfreundlicher Courtoisie, vollkommen einverstanden. (Große Heiterkeit.)
Minisier der öffentlihen Arbeiten von Thielen:
Meine Herren! Jch bitte, mir zu gestalten, au mit wenigen kurzen Worten auf die Dienstags-Debatte zurückkommen zu können und mi zunächst auch gegen einzelne Ausführungen des Herrn Abg. Dr. Heim zu wenden.
Dieser hat am Dienóôtag geäußert, die Koble habe in der Schweiz weniger gekostet als nebenan in den an- grenzznden deutschen Ortschaften, weil erstens der Etporttarif die Kohle dorthin billiger transportiere, weil zweitens" für deutshe Koble im Auslande billigere Preise bewilligt werden. I babe in meinen Ausführungen dem bereits widersprohen. Das- selbe ift gesehen seitens der Herren Abgg. Hilbck und Graf Käniß. Ich hatte daßer gehofft, daß Herr Dr. Heim sh von feinem Jrr- thum überzeugt haben würde. Das ift aber leider niht der Fall ge« wesen, sondern er hat im Wege der persönlihen Bemerkung diefe seine Erklärung aus3drücklih aufrecht erhalten. Dem gegenüber sehe ih mi do genöthigt, darauf aufmerksam zu machen, daß {on bei der früheren Verhandlung, und zwar am 28, Viärz d. J., der ziffernmäßige Nachwe!s erbracht worden ift, Lnd zwar yom Herrn Präsidenten des Reichs- Eisenbahnamts, daß diese Behauptung durchaus “irrig ift. Es ift dabet hingewiesen worden auf die amtlichen Ziffern, daß die Tarife von der wihtigsten Grube des Saargebiets, nämlih von der Gruke Altenwald, nah der wichtigsten Station der Schweiz, Zürich, 105 4 pro 10 t betragen, während die Tarife nach dem Jnlande auf die glei: Entferaung, nämlich auf 358 km, nur 85 Æ pro 10 t be- tragen (hört, höôrt!), also um 20 Æ billiger sind. Das ift von der Saar.
Ebenso verhält’ es sich vom Ruhrgebiet. Altenessen—Zürich zahlt 146 4 Die gleiche Entfernung, 664 km, im Inlande beträgt 128 M, also 18 A billiger. Desgleichen hat der Herr Handels- Minister \chon nachgewiesen, daß auch die Grubenpreise nah ter Schroeiz ni@t billiger sind als die Grubenpreise nah dem Jnlande, sondern sogar erheblih höher.
Nach diesen Ausführungen hoffe ich zuversihtlih, daß die von dem Herrn Abg. Dr. Heim auf Grund seiner irrthümlidjen Auffassung als erregt bezeihnete Stimmung in den deutshen Nachbarorten fich wesentlich beruhigen wird.
Ferner gestatte ih mir einige Bemerkungen bezügli des Bor- \chlags, den der Abg. Graf Kaniß mir befonders empfohlen hat. Ich habe nun zwei Tage Zeit gehabt, mir diese Vorschläge gründ- lih zu überlegen, ic bin zu meinem lebhaften Bedauern zu einem durchaus ‘negativen Ergebnisse gekommen. (Sehr gut! links.) Die Herren werden \ih erinnern, daß dieser Vorshlag dahin ging, es möHte jedem Waggon Handeltkohle ein Zettel angeklebt
gegen die Bezeichnung, daß es ih um eine Schande handelt. Dag | werden, auf dem erstens verzeihnet sind die Grube und die Station,
von denen die Kohle kommt das geschieht ja jeßt {on —, aber zweitens auch der Preis, zu welchem diefer Waggon Koble von den Händlern, sei es ab Grube, sei es ab Syndikat, gekauft worden ift, Es würde das nah der Auffafsurg des Herrn Grafen Kanih das beste Mittel sein, eine ungerechtfertigte Preis- und Provisionssteigerung hintanzuhalten.
Meine Herren, zunächst kann ih mich nach grüadliher Erwägung dieses Antrages nicht für befugt erachten ‘zur Gewährurg von Aul- nabmetarifen diese Maßregel soll rämlich nur gelten, wenn Aus- nabmetarife beansprucht werten —, zu welch2n H2rr Graf Kaniß au den Robstofftarif rect, und zwar aus dem forwmal richtigen Grunde: weil wir ja in dem- Tarifshema die Ausnahmetarife und au den Rohstofftarif zur Zeit noch nicht aufgenommen haben, so erscheint er formel nach dem Tarifshema als ein Aus- nahmetarif, wenngleich er allgemein Gültigkcit hat. Jch kann mi also nicht für befugt erachten, Bedingungen an die Gewährung dieser Tarifbegünstigungen zu knüpfen, die mit dem Frachtvertrag aa und für |\ch gar keire Verbinzyrg haben. Jh könnte ja aufdie Fdee kommen — ber Herr Graf Kani war fo freundiih, mir ia der Beziehung eine ganz vollklewmene Machtbefugniß einzuräumen —, überhaupt alle möglichen Bedingungen daran zu knüpfen. Jch halte mich nit für befugt, cine solche Bedingung vorzuschreiben. Aber wenn ih auc befugt wäre, so würde doch meines Erachtens elne solhe Be- dingung dev von dem Grafen Kanih erstrebten Zweck nicht erfüllen, und ¡war aus naheliegenden Gründen, Der mit Recht so sehr beklagte Mißstand der Preistreiberei seitens der Händler ist nicht so sehr in die Erscheinung getreten beim Verkauf von ganzen Waggons, die direkt von der Grube verladen werden, sondern im wesentlichen nur in der tritten und vierten Hand bei dem Kleinverkauf des Waggons. Es würde also in der Beztehung die Vorschrift einen verhältnißmäßig geringen Erfolg baben; er würde noch geringer sein, wenn man bedenkt, daß ein großer Theil der Häntlerkohle nicht direkt bis zum Konsu mentén çelangt, sondern ein sehr großer Theil der Kohle: sowohl im Osten wie im Westen zunächst einen Wassertransport zu bestehen hal, daß cin großer Theil der Kohle aufs Wasser umgeshlagen wird und nahher vom Schiff aus verkauft wird an den Konfumenten. Fü alle diese Wafserkohle, die, wie gesagt, einen außerordentlich große" Theil der Händlerkohle ausmacht. würde die Vorschrift an und für sich nit durchführbar sein. Dann aber, wer soll die Sale kontrolieren? Wer soll festftellen, daß das rihtig ist, wean daran!
genauen Erhebungen ergeben, daß 72- neue Anlagen in Vorbereitung,
Bétheiligung der Händler eben aüch eine geringere. Ich halte mich
im Ausbau kegriffen sind, und daß die Mehrproduktion dieser 72 An-
scht: Preis der Tonne 1250 4! Soll das die Eisenbahn
verschiedenen Kohlenforten gedruckt vor si haben; er kann sehen, was
verwaltung fontrolieren, oder wer? Oder soll die Kontrole dem Kon- sumenten überlaffen werden? Diese Kontrole hat er auch jegt. Er fann alle 8 oder 14 Lage in den Bergrevieren die Marktpreise der
die Fettkohle kostet, die Magerkohle, die gesiebte, die Würfelkohle, die Stückkohle und alle derartizen Koblensorten, .und er kann sit voll- ständig dayon überzeugen, ob etwa ‘der Händler eine ungeretfertigte Provision: erhebt.
Und viertens, foll denn: der Händler in jedem Falle voa jedem Konsumenten den gleichen Preis fordern müssen? Hat der Händler «iht ganz Recht, wenn er einem unsiheren Konsumenten gegenüber einen höheren Preis fordert, dec zugleih einen Theil des Risikos enthält, und soll dann also dieser Konsument ohne weiteres dem Händler sagen können: Du bift ein verfluhter Kerl, Du nimmst dem nur 10 ( ab und mir forverft Du 12 4 50 4 ab? Das wäre meines Erachtens eine Quelle unausgeseßter Prozesse und von Schwkercigkeiten im Handel und Wandel. Ich kann daher nur wiederholen, daß ih dicfe Maßregel zu meinem großen Bedauec1n nicht für ausführbar halte, daß ih ihr aber ¿nen großen Effekt meinerseits au. nicht beimessen kann. Ih meine, da sind die Vors@läge, welche der Herr Handels-Minister gmahi bat, außerordealih viel wirksamer, am wirksamsten wird es sein, wenn, wie ih erwarte, in nicht zu ferner Zeit, voraussihtlih
{hon in ¿ztemlih naher Z-it, es fo liegt, daß das Angebot die Nacj- frage übersteigt: dann find wir wieder über den Berg und brauchen uns gar tTeine Sorge zu machen über allerhand Mittel, die zu ergreifen snd, um der gegenwärtigen Kalamität Einhalt zu thun.
Abg. Sachse (Soz.) begrüßt es mit Genugthuung, daß die bayerishe Regierung auf Grund des bayerishen Berggeseßes die Kohlenmagnaten veranlaßt habe, ihre Grubenfelder mehr abzubauen. In Preußen fei das nicht gesehen, wenn auch der preußische Handels- Minister ein Einschreiten seinerseits niht für nöthig erachtet habe. Die Bergarbeiterstrikes im Frühjahr sollten die Kohlentheuerung versuldet haben. Diese Behauptung, die längst als unrichtig erwiesen set, werde auch bei-dieser Gelegenheit immer wieder vorgebraht. Speziell im Zrwickäuer Steinkohlenrevier sei“ der Ausstand nur von kurzer Dauer gewzsen, und Hunderte von Bergarbeitern hätten wegen der Theilnaßime an demselben bie Abkehr erhalten. Nicht also der Strike sei Schulb, fondern eventuell der Mangel an Förderuna, d. h. die Bergverwaltung, welche die Leute aus Rache ablegte. Die massen- hafte Ausfuhr deutscher Kobley in3 Ausland sei die heroorragendste Urfahe der Kohlennoth und Kohlentheuerung. Aus Sachsen seien ungeheure Quantitäten über die deutshe Grenze aegangen. Wenn ferner behauptet werde, daß die Steigecung der. Löhne dec Berg- arbeiter mit der Steigerung der Koblenpreise Schritt gehalten häite, so ergäden die statiftischen Zahlen ebenfalls, daß diese Behauptung unhaltbar fei. Da3 Kohlensyndikat habe, ftatt wie es seine Aufgabe gewesen wäre, die Produktion zu regeln, ebenfalls zur Steigerung der Preise die Einschränkung der Förderung fystemati|ch betrieben, und ¡war feit feinem Beftehen bis zum Mai d. J. Auch die Großhändler hätten die Gelegenheit benußt, um die Kohlenpreise zu steigern. Der Koblenhandel habe überhaupt viele Schattenfciten aufzuweisen und be- dürfe dringend einzr Regelung, andernfalls würden die Mißstände fortdauern. Zwetfcllos sei die Auéfuhr von Kohlen auch durch die billigen Eisenbahètarife begünstigt worden. Redner sucht dies ziffer- mäßig nachzuweisen, wobei er hervorhebt, daß durch die Preit- steigerung in erfter Linie die Hautbrandkohle betroffen worden set. Tros der gestiegenen Kohlenförderung seien die Löhne der Berg- arbeiter nicht in entsprehender Weise geftiegen. Die Löhne ständen in keinem richtigen Verhältniß zur Kohlenföcrderung. Es werde überhaupt für die Bergarbeiter hier zu wznig gesocgt. Daraus erfläte ih au, daß die deuishen Bergarbeitex |ch weigerten, in den Gcuben der deutschen Kolonien Dienste zu nehmen. Nach den Erfahrungen in der Heimath verspürten si? kein Ver- langen, in den Kolonien in noch größere Abhängigkeit zu geraihén. Als Rednec ferner darauf hinweist, daß unter den Interessenten der Kohlenbergbau-Aktiengesellshaften mit ihren ¡roßen Dividenden avch Mitglieder des Hauses si befänden, ersucht ihn der Präsident, die Privatverhältnifse der Abgeordneten nicht in die Debatte zu ziehen. Nedner' kommt dann auf die Behauptung zurück, daß die Bergarbeiterlöhne ebenfalls außerordentli gestiegen seten, und hebt dem gegenüber die gestiegene Zahl der Krankentage bei den Knappschastskcankenkassen hervor. Daraus gehe zum mindeften hervor, daß die Bergarbeiter sich weit mehr als in den vorhergehenden Jahren hätten agostrengen müssen. Dem deutschen . Parlament fiele nah dem gesunden Menschenverstande die Aufgabe zu, auf die Regierung einzuwirken, daß die fiskalischen Gruben dem Volke die Kohle zu angemessenen Preisen lieferten und den Koblenwucher nicht mitmachten; dann würde die wohlthätige Birkung niht auêsbleiven. Aber das könne man von dicem Reichs- tage niht erwarten, und auch Organe der interpellierenden Partei bâtten nah dieser Nihtung fehr deutlih abgewinkt; man habe au int Zentrum nichts dagegen einzuwenden, wenn die fkatholiscken Kapitalisten mit den anderen gegen die Bergarbeiter zzsammengingen. Redner bemängelt zum Sluß eine Anzahl von Verfsammlungsverboten, Berhangungen der Schankiperre und: anderes mehr. __ Königlich sächsfis{her Bevollmächtigter zum Bundesrath Dr. Fischer: Der Herr Vorredner is zwar uit mit allen Parteien, ader mit der Regierung seines engeren Vaterlandes, die ja au meine Regierung is, ausnahmsweise heute so glimpflih verfahren, daß ih keinerlei Veranlassung bätte, auf scine Ausführungen einzugehen, wenn er nit gegen meine Regierung einen Vorwurf erhoben hätte, der nah meiner Ansicht ungerech{t}fertigt ist und widerlegt werden muß. Ec hat in der Einleitung seiner Ausführungen gesagt, die fächsishe Ne- gierunz hab? nicht den Muth gehakt, den Koblenmagnaten entgegenzu- eten unddie Ausfuhr deutsber Koblen in das Autland, namentlich nah Vesterreich zu verhindern. (Zuruf links.) Sie sagen , sehr rihtig!*“; 12, meine Herren, ih frage Sie, was hätie die \ächsishe Regieruna ¡u diesem Behufe thun sollen? Das wäce nuc- wöglih gewesen dur Cclaß eines Aufuhrverbots, und etn Ausf 1hrverbot, tuebesondere Vesterreich- gegenüber, ift na: Artikel 1 des Handels- und Zollver- 1 20es zwischen dem Deutschen Reih und Oesterceih-Uagarn ausorück- i untersagt. Es beißt darin in Artikel 1: „Die vertrag\chließenden vheile verpflichten sich, den gegenseitigen Verkehr zwischen ihren Landen urh keinerlei Ginfuhr-, Autfubhr- und Durchfuhrverbot zu hiodern.* uberdem ift ja bereits vorgestern hiex darauf hingewiesen worden, daß ein Ausfuhrverbot ein zweis{neidiges Shwert ift, von ge nur mit großer Vorsiht Gebrauch gemacht werden darf. ‘Meine dieserung hat, als die Kohlenfrage brenaend wurde — vielleicht ift ale Ausdruck bei der Kohlennoth etwas beplaciert —, ihrerseits auf pie oglide gethan, um fofortige Vorkehrungen ¿u treffen, den Y tesem Gebiete. hervorgetreten Uebeistäuden zu begegnen. Sie d: sih mit den berufenen O-ganen der Industrie ins Be- wie geseßt, um mit ihnen zu berathen über die Maßregeln, va deshalb in die Wege zu leiten feirn. Von allen Seiten Ko beantragt die Einführung __ des NRohstcfftarifs für aa m von sämmtlichen Seehäfen und sä&bsishen Elbumschlagspläten, preußische fel welche inzwishen im Einvernehmen mit dec Königlich Horea n Reg erung im September dieses Jahres ins Werk geseyt der Ansicht Außerdem waren auch die Delegirten der Handelokammer bitte ust, daß man im übrigen hier nur im Wege der Selbst- (aften “agr fönnte durch Gründung von Etinkavfsgenossen- R if die Begünstigurg neuer Aufschlüsse u, st. w. Ver Herr werte E i ferner auf die Frage der Verftaatlihung der Berg- id mit pebreisen gekommen. Auf diesen Punkt einzugehen, werde vrinzipiell riagen, weil es nicht meines Amtes ift, diese wichtige dateut ie Frage heute zu behandeln. JIch möchte mir nur erlauben, nzuweisen, daß selbft in der Partei, der ‘der Herr Vorredner
eine sehr zweifelhafte bezeihnet worden ift, und daß man erst in neuester Zeit dazu gelangt ift und kein Bedenken weite getragen E diese Frage agitatorisch zu verwerthen, Schließlih hat der Herr Vorredner eine Bemerkung gemacht, von der mir zweifelhaft war, ob er mi damit vielleicht auf ein Gebiet lockzn wollte, mit dem er befonders vertraut und das ihm besonders sympathish ift, das Gebiet des iagnter Bergarkheiterausftandes. Er Hat nämli u. a. geäußert, die sähsischs Regierung habe seiner Zeit mit Gewalt- maßregeln den Strike unterdrückt. werde mich hüten, dieser Sirenenlockung zu entsprehen, und zwar aus zweierlei Gründen. (Zuruf links.) Herr Abg. Singer, das würde noch abzuwarten sein, ob ich damit sch{lecht abschneiden würde, das können wir nicht im voraus sagen! Die Herren werden aber zu- eben, daß der Kohlenarbeiterautstaud in einem fehr losen usammenhang, vielleiht sogar in direktem Gegensaß zu der Frage steht, die heute hier behandelt wird, denn die Kohlenarbeiter- ausftände werden ¡war nicht in der Äbsicht, aber doch mit dem Er- folge in Scene geseßt, daß die Kohlen vertheuert und eine vorhandene Kohlennoth dadur vermehrt statt vermindert wird. Außerdem haben wir uns ja im April d. J. sehr eingehend über diesen Gegenftand unterhalten, sodaß ich fürchten würde, die Geduld des hohen Hauses zu mißbrauchen, wenn ich heute erneut an diese Frage heranginge. Ich werde daher auf diese Anzapfung niht antworten. Abg. Gamp (Rp.): Es ist ein Verdienst der katholischen Kirche,
daß sie die Bergarbeiter von der Agitation gegen die Bergwerke ab- gehalten hat. Die jeßige Konjunktur muß allerdings den Kohlen- produzenten Vortheile bringen. Es ift aber niht zu übersehen, daß sie in früheren Zeiten mit geringem oder gar keinem Verdienst pro- duziert haben. Es ist ein Verdienst der Syndikate, das Gleichgewicht wiederhergestellt zu haben. Man kann es ihnen au) nicht ver- denken, daß fie sih auskömmliche Preife sichern, ebenso wentg, wie man das den Spiritusproduzenten und der deutschen Landwirthschaft verdenken kann. Die Syndikate haben die Preise \tabilisiert, das ist ein Vortheil. Die Preise haben allerdings eine steigende Tendenz gehabt, das würde aber auhch ohne Syndikate eingetreten sein, wie das Ausland lehrt. Die Preissteigerung ist vielmehr auf die internationale Gestaltung des Kohlenmarktes ¿urückzuführen. Sind also die Syndikate ein Bedürfniß, so ist es do zu bedauern, daß sie nicht son früher die Preise für die Exportindustrie ermäßigt haben. Auch die Bedürfnisse der Konsumenten müssen sahgemäß befriedigt werden. Die ober|chlesischén Gruben haben das Verdienst, die eng- lishe Kohle verdrängt zu haben. Der Absay der Kohlen im Kleinen ist allerdings nicht immer sachgemäß gewesen, Die Kohle kostete auf der Grube 52 S, während sie im Kleinhandel, d. h, bei mittleren Händlern, gegen 1,35 4 kostete. Der Verkauf follte anders organisiert werden dadurch, daß die Händler die Koblen in Kommission vekommen. Der Ministec hat niht nur das Net, sondern au die Berpflichtang, die Initiztive zu einem solhen Schritte zu ergreifen. Wenn der Staat auf die Kalikonvention einen Einfluß gehabt hat, fo muß er denselben Einfluß auch auf eine Kohlenkonvention haben nicht bloß in Vberschlesien, sondern auch in NRheinland-Westfalen. Der Staat follte fich Geubenbesiß in Rheinland- Westfalen sichern, um einen maß- gebenden Einfluß auf die Gruben zu haben. Darin stimme ih mit dem Abg. Sachse überein, wenn au niht in Bezug auf die Verstaat- lihung des gesammten Bergwesens. Der fiskalishe Standpunkt sollte bei der Gewinnung solher Gruben nihi. maßgebend sein; ih hoffe vielmeÿr, daß auch der Finanz-Minister gern die Mittel für diescn Zweck hergiezt. Die Zurüstungsarbeiten der Graben können nicht den gewünshten Fortgang genommen haben, denn font müßte die Pro- duktion ganz andere Zahlen aufzuweisen haben. Allerdings hängt das auch mit dem Arbeitermangel zusammen. Ih stehe bierin durhaus auf nationalem Standpunkt. Ob aber einige Tausend Galizier mehr oder weniger in Oberschlesien bleiben, kann do§ nicht in Betracht klowmen. Der Mêinister des Innern follte do die Galizier in höherem Maße zulassen. Die Regierung is rechtzeiiig auf den Arbeitermangel in den \{lefischzn Gruben aufmerksam gemacht worden, sie trägt also an den Kohlenpreisen die Mitschuld. Die Ausgaben für die Zurüstungsarbeiten sollte der Staat am wenigsten \{euen. In Oberschlesien sind bie Abbauver- hältnisse wesentli günstiger als in Rheinland und West- falen, auch dic Unfallgefahr ift eine geringere, die Löhne sind um 20 %/o niedriger. Deshalb follte die Staatsregierung die Kohlen- förderung in Oberschlesien mehr begünstigen als bisher; dann
Eisenbahn-Minister hatte Furcht, daß die Kohlen auf den Wasserweg gedrängt würden. Diese Furcht ist doch. reht fonderbar ; von seinem Standpunkte sollte er doch eigentli das mit Freuden - begrüßen. Ich glaube aber, daß die Eisenbahn viel mehr leisten kann. Fördecn Sie nur die Kohle, Herr Hilbck, ich habe das beste Vertrauen zu dem Minister von Thielen, daß er die Kohlen tefördern werde. Ein Koblenausfuhrverbot zu erlassen, sind wir rechilich wobl im stande. Nach Lage der Verträge. waren wir berechtigt, auch ein Heuausfahrverbot zu erlassen. Aber es empfiehlt sich nit, ein Koblenausfuhrvetbot nur für einzelne Staxten zu erlassen. Wir
alle Beziehungen, welhe die Gruben seit Jahrzehnten angeknüpft haben, init einem Male zu zerreißen. Gewisse Kohblengruben sollen, wie man wir sagt, an dec Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt fein. In fünf Jahren soll eine Steigerung des Konsums um einige 30 9/0 eingetreten fein. Um fo nothwendiger ift es, alles aufzubieten, um die Produktion dort, wo es geht, möglichst zu steigern.
Minister für Handel und Gewerbe Brefeld:
Meine Herren! Mit manchen Ausführungen des Herrn Vorredners kann ih wi durhaus einverstanden erklären, aber nicht mit allen, namentli nit mit einzelnen Punkten, in denen der Herr Vorredner meiner Verwaltung Vorwürfe gemacht hat. Der Herr- Vorredner bat u. a. gesagt: ih hätte bei der ersten Berathung mich dahin autgesproden, mich gingen die Transaktionen der Privatgruben und der Händler überhaupt garnihts an. (Zuruf rechts.) — Sie hoben ausdrüdlich gesagt: ich {ätte mich dabin erklärt, es ginge mich nihts an; das habe ih aber nicht gesagt, ich habe nur gesagt:
mir fleht auch eine Einwirkung weder auf die geschäftliche
würde ih auch eine größere Reserve dort anlegen lassen. Der |
müssen alle Staaten gleiGmäßig behandeln. Es wäre nicht angebracht, !
Käufer finden. Dafür nügen aber die Kommissionsbureaux nichts, die melden nur die Käufer an. Hier handelt es sih aber um den Ueber- \{uß, für welhen wir feine Käufer finden können. Der Händler nimmt die sämmilihen Kohlen ab, die gefördert werden, und darauf fkommt es gerade an; der Kommissionär hat aber kein Lager, er fann nur verkaufen, wenn er Käufer findet. Das i}, glaube ich, aber ein ganz s\ch{lagender Grund, weshalb mit diesem Vorschlage nihts anzufangen i Fh nehme es aber dem Herrn Abgeordneten nit übel, daß er ibn an- geregt hat. Im Gegentheil, es if gut, daß wir die Sache einmal besprochen haben.
Ferner hat der Herr Abgeordnete gemeint, ich hätte im Kali- syndikat cinen so großen Einfluß mit den 12 9/6 oder 15 %, die wir besäßen, und da würde es mir auch unshwer gelingen, den aleihen Einfluß in Oberschlesien zu gewinnen. Das liegt doch etwas anders. Im Kalisyndikat war der Staat vez ff auf dem Plan, und ihm ftand Anhalt mit seinem großen Kalibesiß zur seite; es waren also zwei Fisci vertreten. In Oberschlesien "ieat die Sache etwas anders. Da habe ich den alt- hergebrahten Einfluß nicht, da muß ich ihn mir erst erwerben, und ih muß bemerken, na meinen bisherigen Erfahrungen ift es nicht so sehr leicht, auf die oberschlesischen Grubenbesiger einzuwirken. Bisher habe ich wenigstens gefunden, daß es mit einigen Schwierigkeiten ver- bunden war. (Heiterkeit.) i | Nun hat der Herr Abgeordnete noch einen Borwurf erhoben, der eigentlich mehr gegen die frühere Verwaltung als gegen mih sich rihtet ; er hat gesagt : weshalb hat si der Staat nicht bemüht, an der Ruhr Kohlen- gruben zu erwerben ? Ja, meine Herren, was in der Vergangenheit liegt, dafür kann ih nicht; jeßt ift im Ruhrgebiet alles mit Muthungen gedeckt, und nun mit neuen Muthungen hervorzutreten an Stellen, an denen nach den geologischen Plänen und Mefsungen etwa anzu- nehmen wäre, daß man au wirklich auf Kohlen stoßen würde, dazu feblt es gegenwärtig an dem erforderlihen Anhalt. Wenn ih aber die Absicht hätte, dort irgendwo zu bohren, oder wenn ih die Absicht hâtte, dort Bergwerke zu erwerben, dann kann ih dem Herrn Abg. Gamp bemerken, ich würde ihm davon nichts fagen, sondern es für mi behalten. (Heiterkeit.)
Abg. von Czarlinsfki (Pole): Der Ausfall der en Tischen höhmis@en uyd sächsishen Kohle rechtfe:tigt noch nit die u: Höhe der Koblenpreise. Das Volk fragt ih, cb die Regierung nicht Mittel und Wege hat, dieser Ausbeutung entgegenzutreten. Sollte in Berlin nit mögli sein, was im Auslande mögli war, ¿. B. in Warschau, wo von oben die Preise diktiert wurden? Wir konnten uns bet der Nacriht nicht eines gewissen Gefühls des Neides erwehren. Bedauerlich ist es, daß die Zentralverwaltung der Gruben in Zabrze fich außer stande erklärte, größerèn Landwirthen Koblen abzugeben. Mögen die fiskalishen Gruben angehalten werden, mehr Koblen als bisher diréft an die Konfumenten abzugeben.
_ Abg. Dr. Pachnicke (fr. Vzag.): Der Werth unserer zwei] Bigen Debatte besteht darin, daß festgestellt worden ift, was nit gefordert werden kann, weil es niht ausführbar ift. Wir wissen jest, daß das Ausfuhrverbot niemandem nüßzt und der Industcie \chadet. Hätten die Minister das s{hon im Frühjahr gefagt, so wäre der Markt ftabiler geblieben. Die Angst vor Kanälea hercscht ganz wo anders als auf der Minifterbank. Der Minifter der öffentlichen Arbeiten weiß aber genau, daß die Beseitigung der Ausnahmetarife Holland dahin drängen würde, den Wasserweg za benutzen. Ich wünschte, daß uns die Regierung eine Ueb-rsiht der Ausnahmetarife nah dem Auslande gäbe. Cin Ausfuhrverbot ist mit den bestehenden Handelsverträgen unvereinbar; und wäre es damit vereinbar, so würde uns Oesterrei sofort die böhmische Koble sperren, und auh von den anderen Staaten hätten wir einen Zoll- krieg zu erwarten, Wie s\teht es mit der Haltung der übrigen Staaten zu dem Rohstofftarif, der die Einfuhr erleichtert ? Allerdings fällt diese Erleichterung nicht so ins Gewitht, wie man angenommen bat. Glüdckliherweise is die Einfuhr von Steinkohlen und Koks in den leßten Monaten ohnehin ge- stiegen. Nur - bei Braunkohle iff| ein kleiner Rückzang zu verzeihnen. Graf Kaniß weiß ein Mittel, um die Preife niedrig zu halten. Es sollen nur diejenigen Häadler 11 direktem Bezuge der Kohle von der Grube zugelaffen werden, die mit einem Profit von 5 bis 10 pro Waggon \sich begnügen. Ich bezweifle, ob das den gewünschten Erfolg haben würde. Das ift eine halbe Maßregel. Die Sozialdemokraten sind bier konsequenter mit dem Ver- langen der Berftaatlihung. Für das Syndikat mi zu erwärmen, habe ih keinen Anlaß. Es sucht so viel zu preofitieren, als es mit An- stand kann. Das thun andere Interessentenverbände au. Wenn die Se- seÿgebung si mit diesen Vereinigungen befaßt, so darf fie Zuder und Spiritus niht außer Acht laffen. Der legale Zwischenhandel hat mit einem Auf\s{hlage von 35—40 A, also mit einem Reingewinn von 10 H pro Zentner nihts Ungebührliches gethan. Man follte Einkaufsgenofsenschaften zum direkten Bezuge von Kohlen einführen oder, wo fie bestehen, fördern. Auch die Gemeinden follten si ver» binden zu direltem Bezuge. Das bayerische Minifterium hat felbÆ dazu angeregt. Den Zwischenhandel ganz auszuschalten, wäre nitt praktish. Ich kann meine Freude nicht unterdrücken darüber, daß der Vandels-Minister den Nuzen des Handels freimüthig anerkannt hat. Die Ausbeutung staatlicher Forsten und fiskalisher To:sflächen wäre ebenfalls wünshen8werth. Die Eisenbahnverwaltung aber sollte den Wagenmangel abftellen, der in der legten Zeit wieder hervorgetreten int. Die Fabrikanten endli könnten ibren Arbeitern die Hauskohle zu demselben Preise abgeben, zu dem sie fie selbst beziehen. e hae find geftiègen, das ift nicht zu bestreiten. Die ganze Frage regelt h nah Angebot und. Nachfrage; sobald Beruhigung eintritt, finken auch die Preise. Das oberschlesische Kohlergebiet wird uns mehr liefern, es reiht bis ins vierte Jahrtaufend. Sobald werden. die Kohlenpreife
Gebarung d-es Kohlensyndikats noch auf die geshäftliche Gebarung der Kohlenzwischenhändler zu Gebote.
Das habe ich gesagt. Im Kohlensyndikat, im Bereich des Kohlenreviers haben wic keinen fitkalishen Besiy, ih wüßte also nicht, wie ch das Gebaren des * Kohlen- syndikats fkontrolieren sollte. Anders liegt die Sache aber in Oberschltsien. Da haben wir fiskalishen Besiy, da habe ih mi aber allerdings um die Sache gekümmert und habe auch hier aus- drüdcklich erklärt, daß und in welher Weise ih mit Anregungen an die Privatgruten meinerseits herangetreten bin. Jh habe sogar heute noch avsführlih auseinandergeseht, daß .ich der Einführung ciner Ver» einigung der fämmtlihen Gruben unter gewissen bestimmten Voraus« sezungen meinerseits durch2us niht abgeneigt sein würde. Der Herr Abg. Gamp hat ferner die Meinung ausgesprochen: ih sollte do einmal dem kommissionêweisen Vertrieb der Koblen näher treten, er seinerseits glaube, daß das ein viel befserer Weg wäre, um das Publikum mit Kohlen zu versehen; ja, über ti-fe Auffassung, der ich ursprünglih auch einigermaßen zugeneigt war und der man als Late naturgemäß zugeneigt ift, habe ich meine Bergbebörden zum Bericht aufgefordert. Ste haben fih aber entschieden dagegen ausgesprochen, und zwar, wie |ch glaube, aus einem ganz natürlichen Grunde: sie. sagen, für uns i|st die Hauptsae, daß
allerdings niht sinken, da die Abschlüsse bereits erfolt find: die Tendenz gebt aber nach unten. Wir möchten die Herren von der Rechten, die fih über die Kohlenpreife befhweren, unr etwas Folge ridtigfkéit bitten, Was von der Kohle gilt, gilt au von dem Brot. Wir sprehen uns darüber bei den neuen Handel8verträgen. Wir rehnen dabei auf die Hilfe des Grafen Kaniß, der die Regierung ersuht hat, die Allgemeininteressen über die Sonderinterefsen zu
stellen.
Nah 5/, Uhr wird die weitere Besprechung der Juter- pellation auf Freitag 1 Uhr vertagt. (Außerdem kleinere Vorlagen.)
9ngebört, die Frage der Verftaatlihung der Bergwerke lange Zeit als
wir durch den Händler den Ueberschuß loswerden, für den wtr keine i
ene G E E E, O E E E R R: L E E E