1900 / 295 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 Dec 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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Tragen der bisberigen Üniferm vit den für Vecabschiedete vorge- {riebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. :

2. Dezember. Graf v. Rechteren-Limvura, Fähnr, des Inf. Leib-Negts., die erbetene Entlassung aus allen Militärverhält- nissen ertheilt.

3. Dezember. Krane, Gen. Maj3r und Kommandeur der 8 Inf. Brig., in Gznehmigung seines Abschiedsce"uhes mit Pension zur Disp. geftellt Gwinner, Rittm. des 4. Cbev. Regts. König, mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den für NVerabschiedete vorzeshriebenen Abzeichen mit der gaeseylihen Pension der Abschbied bewilligt. v. Zwehl, Major z. D., als Oberstlt. caralkterisiert.

6. Dezember. Neureuther, Gen. Major und Direktor des Topogravhischen Bureaus des Generalftakes, in Genebmigung seines NAbschiedsgesuches mit der geseßliGen Pension zur Disp. gestellt.

Im Sanitäts-Korps. 22. November. Dr. Ambros8, Oberarzt der Ref. (Au-sbura), behuts U?bertritis in Königl. Preuß. Militärdienfte der Abschied bewillizt.

Oftasiatisches Expeditionskorps.

Neues Palais, 8 Dezember. y. Hofmann, Nittm. und Adjutant bei dem Kommando des Oftasiat. Erpedittonskorps, als Hauptm. in den Generalstab dicses Exyzditionskocps versezt.

Nichkamtkliches.

Deutsches Reich,

Preußen. Berlin, 12. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag im hiesigen Schlosse die Vorträge des RNeichs- kanzlers, Grafen von Bülow, des Ministers des Königlichen Hauses, von Wedel, und des Chefs des Zivilkabinets, Wirk- lihen Geheimen Naths Dr. von Lucanus.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin be- suchten gestern Morgen die Kaiserin Augusta-Stiftung in Char- lottenburg und besichtigten darauf im Kunstgewerbe-Muscum die dort ausgestellten Arbeiten der Kunstschule und der Unter- rihtsanstalten des Museums.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Rechnungswesen und für Handel und Verkchr hielten heute eine Sißung.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien Hansestadt Bremen Dr. Pauli ist von Berlin abgereist.

Dem Regierungs-Assessor von Redern in Breslau ist die kommissarishe Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Stallupönen, Regierungsbezirk Gumbinnen, übertragen worden.

Der Regierungs-A}:}fsor von Scheliha in Schlawe ist der Königlichen Negierung zu Hannover zur weiteren dienst- lichen Verwendung übecwiesen worden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Hertha“, Kommandant: Fregatten-Kapitän Derzewski, am 10. Dc-

zember in Tschifu angekommen. S M. S. „Jaguar“, Kommandant: Korvetten-Kapitän

Kinderling, ist gestern von Tschifu nah Tfingtau in See geganaen.

S. M. S. „Jrene“, Kommandant: Fregatten-Kapitän Stein, ist gestern in Tsingtau eingetroffen.

Bayern,

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent stattete, wie die Münchener Blätter melden, gestern Mittag dem Fürsten Chlodwig zu Hohenlohc-Schillingsfürst, welcher vor- estern in München eingetroffen ist, in dessen Palais einen Besuch ab. Für heute Nachmittag ist der Fürst zum Diner bei dem Prinz-Regenten geladen worden. Morgen wird fi derselbe auf längere Zeit nah Meran begeben.

Großbritannien und Frland.

In der gestrigen Sißung des Unterhauses richtete, wie „W. T. B.“ beriht.t, Sir Howard Vincent die Auftrage an die Regierung, ob dieselbe Kenntniß habe von einer Be- wegung in Deutschland zu Gunsten einer Erhöhurg der Zölle auf Stahl und zwar in einer solchen“ Ausdehnung, daß die Zollerhböhung den Handel von Sheffi-ld stark beeinträhligen würde. Der Präsident des Handels- amts Gerald Balfour erwiderte, die Negierung habe von der erwähnten Bewegung Kenntniß erhalten. Die ganze Angelegenheit des Ablaufs der deutshen Handels- verträge, sowie die wahrscheinlihe Wirkung auf den britishen Handel werde sorgfältig verfolgt. Der Staatssekretär des Kriegsamts Br odrick brachte die Nachtraasforderunq für das Heer in der Höhe von 16 000 000 Pfd. Sterl. cin und sagte, die Erwartungen, welhe man bei Aufstellung des leßten Budgets gehegt, seien nicht erfüllt worden. Man müsse sih bis zum 31. März auf eine Ausgabe gefaßt machen, welche wenig geringer sein werde, als diejenige des gegenwärtigen Finanzjahres. Auf die Lage in Süd-Afrika übergehend, sagte der Staatssekretär, durch den Guerillakricg würden die Feindseligkeiten noch eine gewisse Zeit lang an- dauern können, allein ohne Hilfe von außen werde derselbe shließlich keinen Erfolg haben. Brodrick wies ferner auf die Ecfahrungen hin, welche andere Völker bei der Führung von Guerillakriegen gemacht hätten. Es sei deshalb nicht auffallend, daß Großbritannien hierbei in einem Lande, das so groß sei als Spanien, Cuba und die Philippinen zu- sammen, auf Schwierigkeiten stoße. Die Regierung könne gegenwärtig auf die Dienste der in Süd-Afrika stehenden Freiwilligen nicht verzihten. Der Kampf müsse mit aller Kraft fortgeführt werden. Diese Politik wcrde das Land um so schneller friedlichen Verhältnissen zuführen. Die Negiecung habe gehofft, bereits beim Wiederzusammentritt des Hauses in Bezug auf die Nückkehr der Truppen befriedigende Eröffnungen machen zu - können. Sir William Harcourt tadelte die on wegen ihres Mangels an Voraussicht. Nach längerer Debatte wurde der Nachtragskredit mit 284 gegen

-

8 Stimmen genehmigt. Der Kanzler der Schaßkammer Sir Michael Hicks Beach ersuhte hierauf das Haus, cine Resolution anzunchmen, durch welhe er ermächtigt werde, 11 Millionen Pfund Sterling auf- zunehmen, entweder durch auf die Kriegs - Anleihe gezogene Schaßbonds oder durch Ausgabe von Schazwechseln, um sih die Mittel zur Deckung des Nachtrags-Etats von 16 Millionen Pfund Sterling zu ver|/haffen. Der Kanzler der Schaßkammer fügte hinzu, er habe bereits eine Anleihe-Vollmacht über 5 Millionen Pfund, von der er noch keinen Gebrauh gemacht habe. Vor Februar hoffe er keiner neuen Anleihe-Vollmacht zu benöthigen. Die Resolution wurde angenommen.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer nahm in ihrer gestrigen Vor- mittagssißung, wie „W. T. B.“ meldet, bei der Berathung des Budgets des Justiz- Ministeriums mit 254 gegen 252 Stimmen einen Antrag des Deputirten Chabert an, in welchem gefordert wird, daß die sogenannte Heilige-(eist- Messe, die bisher alljährlich nach den Gerichtsferien bei dem Wiederbeginn der Gerichtssißungen gelesen worden sei, künftig niht mehr gelesen werde. Jn der Nachmittagssizung nahm die Kammer mit 378 gegen 181 Stimmen die Vorlage, betreffend die Reform der Getränkesteuer, an. Der Deputirte Plichon, ein Anhänger Méline’s, brachte den Antrag ein, den Zoll auf deutshes Bier von 7 auf 24 Fr. per 100 kg zu crhöhen als Antwort auf die Er- höhung der deutshen Schaumweinzölle. Der nationalistische Deputirte Charles Bernart brachte einen Zusaßantrag zur Amnestievorlage ein, demzufolge auch die in der Panama- Affaire begangenen Delifte in die Amnestie einbezogen werden sollen. Der Antrag bezweckt, wie Bernart selbst erklärte, lediglih eine Verhöhnung der Regierungsmehrheit.

Nuß land.

Wie dem „W. T. B.“ aus Livadia von gestern Vor- mittag gemeldet wird, verbrahte der Kaiser den Montag und die Nacht zum Dienstag sehr gut. Die Genesung geht den richtigen Gang. Der Appetit ist sehr gut, die Kräfte nehmen täglich zu; die Temperatur und der Puls sind normal.

Ftalien.

In der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer be- antragte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Deputirte Bovio im Namen einer Gruppe von Deputirten der äußersten Linken, daß die italienischen Truppen aus China,- wo die Zivilisation verleßt worden sei, zurückberufen werden sollten. Der Minister-Präsident Saracco bekämpfte den Antrag als unangebraht. Abgesehen davon, daß die klimatishen Verhält- nisse jeßt dieRückberufung schwierig machten, würde dieselbe ún- flug und im jeßigen Augenblicke, wo über den Frieden unter- handelt werde und Jtalien das Recht zustehe, aus seiner Theil- nahme an dem Vorgehen der Mächte in China die ent- sprechenden Vortheile zu ziehen, nicht zu rehtfertigen sein. Der Minister-Präsident hob die musterhafte Führung der italienischen Truppen in China hervor und dankte dem Antrassteller da- für, daß er dieselbe anerkannt habe. Die italienishe R-- gierung wünsche lebhaft, daß die Fcriedensgunterhandlungen mit größtmöglicher Beschleunigung fortschritten und sie trage zur Erreichung dieses Zieles nah Möglichkeit bei. Er werde die Truppen gern zurückberufen, sobald die Jnteressen und die Würde Ztaliens es erlaubten: inzwishen aber bitte er das Haus, den Antrag Bovio abzulchnen. Die Kammer ver- warf darauf den Antrag in namentlicher Abstimmung mit 196

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gegen 37 Stimmen. Spanien.

Die Deputirtenkammer hat in ihrer gestrigen Sißung, wie dem „W T. B.“ berichtet wird, nah längerer Berathung den zur Vorlage, betressend das Abkommen mit den Besißern der äußeren Schuld, von Frederico ein- gebrachten Gegenentwurf mit 105 gegen 89 Stimmen ver- worfen.

Niederlande.

Ja ciner Unterredung, welche der Präsident Krüger und Dr. Leyds gestern mit dem Minister-Präsidenten Pierson und dem Minister des Aeußern de Beaufort hatten, betonte, wie das „Reuter'she Bureau“ meldet, der Präsident nochmals, daß es der Zweck seiner Reise sei, einen Schieds- spruch zu erlangen. Die Minister hoben in ihrer Er- widerung hervor, daß die niederländishe Regierung hierbei eine passive Rolle spielen müsse und daß die Juitiative den Groß- mächten zukomme. Wenn diese ihren Entschluß gefaßt haben würden, könne die niederländishe Regierung sehen, was sie thun werde. Eine für gestern Abend zu Ehren des Prä- sidenten Krüger in Aussiht genommene Serenade der Schüler im Haag wurde verboten, weil die Polizei Störungen der Nuhe befürchtete.

Jn der Zweiten Kammer brachte gestern der Abg. Graf Bylandt die bereits angekündigte Fnterpellation über die zwischen den Niederlanden und Portugal bestehenden Schwierigkeiten ein. Ec erinnerte, wie „W. T. B.“ berichtet, an die Nachrichten, daß dem niederländischen General-Konsul Pott in Lourenco Marques das Excquatur entzogen worden sei und day hierauf der niederländishe Gesandte in Lisfsabôn und dér portugiesishe Gesandte im Haag abberufen worden seien. Ec würsche zu wissen, ob bereits Unter- handlungen zur Behebung dieser Schwierigkeiten eingeleitet seien und ob der Ministec Aufklärung über die Lage geben und entsprehende Mittheilungen machen könne. Der Binister tes Auswärtigen de Beaufort sprach seinen Dank dafür aus, daß ihm Gelegenheit gegeben sei, Mittheilungen über den Sach- verhalt eines internationalen Mißverständnisses zu geben, welches zu übertriebenen Gerüchten Veranlassung gegeben habe. Er wolle sih darauf beschränken, die Thatsachen festzustellen. Am 17. November habe der niederländishe Gesandte in Lissabon mitgetheilt, daß die portugiesishe Regierung, nachdem dem niederländishen General-Konsul Pott bereits das Excquatur als Konsul für Transvaal entzogen worden sei, ihm auch sein Ex-quatur als niederländischer Konsu! entziehen wolle. Die portugiesishe Regierung wünschte zuvor zu wissen, ob die niederländishe Regierung Poit in den Ruhestand versehen oder abberufen wolle, um die Entziehung des Exequaturs zu verhindern. Der B:s{h!uß der portugiesishen Regierung sei begründet durch die Verurtheilung Pott’s wegen Einfuhr con Waaren in feindlihes Gebiet. Er, d:r Minister, habe niema's eine amtlihe Benachrichtigung von dieser Sache er- halten; deshalb habe cer die weitachendste Untersuchung ge- wünscht, und deshalb habe eine Abberufung Pott's garnicht

in Frage kommen können. Er habe den diplomatischen Y,,.

treter in Lissabon angewiesen, von Pott zur Aufklärung der Angelegenheit telegraphisch Jnformationen einzuholen.

habe um Urlaub nah Europa gebeten, der ihm auch bewilligt worden sei. Der portugiesischen Regierung sei darauf vor eschlagen worden, die Angelegenheit während des Urlaubs Pott'g zu untersuchen und der nicderländishen Regierung für die Ent- scheidung, ob der Konsul abberufen werden müsse, drei Monate Frist zu gewähren. Aus den Mittheilungen des nieder, ländishen Gesandten in Lissabon habe er, der Minister, ge. schlossen, daß Portugal dieses Arrangement billige. Jnzwischen habe er aber erfahren, daß Portugal auf möglichst baldiger Zurückziehung des Exequaturs bestanden habe. Er wisse nit ob diese Haltung durch ein Mißverständniß oder durch neuer; liche Beschwerden über Pott verursaht worden sei. Dey Gesandte. in Lissabon sei benachrichtigt worden, daß die Zurückziehung des Exequaturs in diesem Augenblick sclecht zy den sehr freundschaftlihen Beziebungen der Niederlande zy Portugal stimmen würde. Der Gesandte in Lissabon sci zur Berichterstattung nah dem Haag berufen worden. Pott könne nach - Verlauf ‘eines Monats eintreffen. Graf Bylandt drückte die Hoffnung aus, daß die Schwierigkeiten {nell würden beigelegt werden und daß die freundschaftlichen Be- ziehungen zu Portugal nicht durch dieses Mißverständniß leiden Pet, Die Besprehung der Jnterpellation war damit be- endet.

Belgien.

Jn der Nep räsentantenkammer erwiderte gestern, nah einer Meldung des „W. T. B.“, auf eine Junterpellation der Sozialisten, betreffend die aufgegebene belgische Expedition nah China, der Minister des Junern de Trooz: die Chinesen hätten, nahdem sie die Europäer zum Bau von Eisenbahnen ins Land gerufen, die Verträge ges brochen und belgische Staatsangehörige angegriffen. Wegen der Frage, von wem die Jnitiative zu der Expedition ausgegangen sei, möge sih der Jnterpellant an die Bürgermeister wenden, welche den Plan angeregt hätten. Diejer sei jedoch der Ekmuthigung würdig gewesen, und die Regierung habe zu seiner Ausführung von Anfang an innerhalb der verfassungsmäßigen Grenzen ermuthigt und ihre Befugnisse nicht E Man dürfe, da doch Landsleute angegriffen worden seien, der Regierung daraus keinen Vorwurf machen, daß sie dieselben habe vertheidigen wollen, Die Debatte über diesen Gegenstand wurde sodann geschlossen.

Griecheuland.

Der Deputirte Dely ann is und andere Deputirte sprachen gestern, dem „W. T. B.“ zufolge, in der Deputirtenkammer ihr Bedauern aus über fremde Einmishung bei der Ueber- wachung von Angelegenheiten, welhe zum Ressort der Re- gierung gehörten. Der Minister-Präfident Theotokis be- stritt, daß eine fremde Einmischung staitgefunden habe, welche die Hoheitsrechte des Staats antaste.

Rumänien.

Die Deputirtenkammer seßte, dem „W. T. B.“ zu- folge vorgestern und gestern die Debatte über die Adresse ort. Mehrere Redner, darunter der Bürgermeister von Jassy, Badarau, erklärten, die Lage sei niht so s{hlimm, wie vor- gegeben werde. Badarau verlangte größere Sparsamkeit sowie Förderung der Jndustrie und betonte, daß zu viel Anleihen aufgenommen würden; man solle durch cine Reform der direkten Steuern, namentlih der Einkommensteuer, Fremde zur Errichtung gewerblicher Anstalten im Lande heranzuziehen suchen.

Asien.

Nach einer in Berlin eingetroffenen Mittheilung des Ober-Kommandos in Peking hat, wie „W. T. B.“ erfährt, der General Chaffee shrifilih sein Bedauern wegen eines Briefes, in welchem er sih mißbilligend über die Ent- fernung der astronomishen Jnstrumente dcs dortigen Observa- toriums geäußert hatte, ausgesprochen.

Nach einer Meldung des „Reutec’shen Bureaus“ aus Bctign vom 10. d. M. wird die Bahn von Tientsin nah Peking, obwohl bereits am 9. d. M. ein Eilzug, welcher aus einer Lokomotive und vier Wagen bestand, ohne Unfall in Peking eingetroffen ist, e: am 15. d. M. für den allgemeinen Verkeur eröffnet werden. :

Die „Daily News“ melden aus Schanghai, daß dur Edifkte vom 6, und 7. d. M. der fremdenfceundlihe Wan- wenschao zum Großsekretär und Liuchanlin zum Prä- sidenten der Finanzkammer ernannt worden seien.

Aus Hongkong vom 10. d. M. berichtet das „Reuter |che Bureau“, nach einer aus Canton dort eingetroffenen Depesche sei in der Nähe von Scheklung eine Dschunke von Sce- räubern geentert, und 3000 Dollars seien auf derselben geraubt worden. Die Piraterie und das Räuberwesen nähmen }:hr überhand. Das Neisen in Kwangsi und Kwangtung seï sehr gefahrvoll. Die Beamten seien anscheinend außer stande, die Ordnung wiederherzustell:n.

Afrika.

Der Feldmarschall Lord Noberts, welcher gestern von Kapstadt nach England abgereist ist, hat am Montag ein Memorandum über das Niederbrennen der Farmen veröffentliht. Dasselbe besagt, dem „Reuter’shen Burcau zufolge, daß er zuerst, als die britishen Truppen das Land des Feindes betreten hätten, die striktesten Be- fehle gegeben habe, daß Privateigenthum nicht zerstorl werden dürfe. Die Zerstöcung der Eiseabahnen und von Privateigenthum seitens der Buren habe 1yn aber gezwungen, am 16. Juni eine Proklamation zu erla}en, in welcher er, in völliner Uebereinstimmung- mit den Krieg®- gebräuchen zivilisierter Völker, Strafmaßregeln angedroht und, um den Ausschreitungen der Buren Einhalt zu thun, befohien habe, dasjenige Haus niederzubrennen, welches der Stelle, w0 Verwüstungen vorkommen würden, am nächsten liege. Jn einer weiteren Proklamation vom 28. September fei & gestattet worden, die Häuser aller Führer von Streifkolonnen niederzubrennen, wenn diese nah einer vorhergegangenen Warnung von ihren Streifzügen keinen Abstand nähmen. Lord Roberts glaubt, daß das Niederbrennen von Häusern weniger nothwendig sein werde, wenn erst cine Polizel- verwaltung eingeseßt sei. ul

. Der „Evening Standard“ meldet: Nach den ncue}ten e richten befinden sih die Truppen des Generals Knox und de Wet’s noch immer im Kampse. Das verzögerte Eintreffen von Nachrichten rühre daher, daß keine telegraphische vet bindung mit dem General Knox bestehe. Es werde me hörlih gekämpft und dabei fortwährend der Kampfplaß 9 wechselt,

“Kapstadt vom gestrigen Tage ist am 8.

Nach einer Meldung des IRERTON Bureaus“ aus

. M. in der Nähe

von Barberton eine aus berittener Jnfanterie bestehende

eldwache bei nebligem Wettér angegriffen worden, wobei drei

ann getödtet und fünf Mann verwundet wurden. Dreizehn Mann werden vermißt.

Bei der gestern im 4. Posener Wahlbezirk (M Bomst) vorgenommenen Ersaßwah l zum

ause der

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geordneten wurde, nach der amtlihen Zählung, der Ritter- gutsbesizer von Wengzel-Belencin (kons.) mit 285 von 376 abgegebenen Stimmen gewählt. (Pole) erhielt 91 Stimmen.

Der Propst Mojzykiewicz

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Reichstages befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (18.) Sißung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Graf von Bülow, der Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky, der Kriegs-Minister, General der Jnfanterie von Goßler, der Staatssekretär des Neihs-Schayßzamts Dr. Freiherr von Thielmann und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Dr. Freiherr von Richthofen beiwohnten, wurde die erste Be- rathung des Reichshaushalts-Etats für 1901 fortgeseßt.

Das Wort nahm zunächst der Abg. Rickert (fr. Vag.),

dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Schähtung der Ernteerträge in Preußen 1900.

Im Unterschied von der früberen Art der Erhebung findet die Ernteermittelung nah dem Bundesraths-Beschlusse vom 19 Janu1r 1899 in Preußen nicht mehr gemetnde- und autsbezirksweise ftatt, sondern nad Berichtsbeztrken, in welhe das Staat3gebiet zu diesem fowie zum Zvedke der Berichterstattung über der Saateestand getheilt ist. Dieselben Vertrauensnänuer, welhe von den Landwirthshafts- kammern u. \. w berufen sind, über den Saatenstand je eines dieser Bezirke zu becihten, haben auch die Grundlagen für die Ernte- ermittelung zu liefern; gegenwärtig beträgt deren Z1hl 5547.

Die Ergebnisse der diesjährigen Ermittelung sind nuamehr in der „Stat. Korr." veröffentlicht, dec wir die folgende Uebersicht ent-

nehmen :

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Ernteertrag im Jahre 1900 an

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im Mittel 1893—99 | 1850 1626 | 1351 | 1392 |

Verglichen mit den vorjährigen und den seit 1893 im September, Oktober und November gleihartig nach den Angaben von allerdings nur 2899 Vertrauer6männern gewonnenen Schäßungen, war die 1900er Grnte günstiger als das Miitel aus den Jahren 1893—1899 für sämmtlihe berücksihtigten Fruhtarten mit Ausnahme von Klee und Luzerne, deren Ertrag mit 3 255 kg vom Hektar nur 82 Hundert- theile jenes Mittels erreicht. Die Ernte an Sommerweizen war sogar die lobnendste seit 1893, -und an Sommerroggen hat man nur 1894, an Winterweizen, Sommergerste und Hafer nur 1899 noch böhere Erträge gewonnen, Winterspelz war 1899 und 1894, Winterroggen 1898, 1899 und 1893, Kartoffêln waren 1893 und 1895 zie gediehen. Die 1900 er Erntezahlen glei 100 gesetzt, stellt sich

e Ernte

: an 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1893/99 Winterweizen . , auf 922 85 8 9 92 97 101 93 Sommerweizen , 8.62583 86 83:91 - -96 86 Winterspelz 97.109 99 4-909 111 99 intert oggen 102-94 93-100 95 105 103 99 omtmerrogaen . 09:100 0 91-87 96 99 93 ommergei ste R M Ul 88 9 10 93 Hafer , 2 D. 4 80.06 405 88 Kartoffeln i 109 88 103 O90. T7 96 Rlee- u. Luzerneheu 69 107 134 114-150 152 ‘130 - 122 Wiesenheu . , 07108 100 119 111. 108° 99 __ Bei den Kartoffeln is es von wesentliher Bedeutung, ob eine gejunde Frucht geerntet oder deren Güte dar die Kartoffelkrankheit beeinträhtigt ist, Auch in dieser Hinsicht ist das 1900er Grmitte- lung8ergebniß sehr zufriedenftellend; denn in keinem der Vergleichs- jahre, war die Erkrankung so geriua. Sie betrug im Berichtsjabre 4,2, im Mittel der Jahre 1893—99 dagegen 4,8 Hunderttheile, also mehr als das Doppelte von 1900, la vei der besonderen Wichtigkeit, welche die Kartoffel für diejzr igen aaen Distrikte hat, in welden die Sphitusbrennerei und Stärke- N rifation in umfangreihem Maße betrieben wird, geben wir füc e Gegenden nachstebend die Ertragsziffern der Kartoffeln krets- eise, E3 wurden durchs{aittlich Kilogramm vom Hz:ktar geerntet n den nahgenannten Kreisen

des N.-B, Danzig:

es N-B, Königsberg: Ortelsburg e da é 2-740 010 | Ditllgér Sbhé i: 13 990 Dirschau L . «13 840

Neidenburg fog 16040 E Preußish-Stargard , . 11 920

Osterode i. Oftpr, , ; ; 14780,

Andes R-G. Gumbinnen: _ N 2 250 Goldap P S * 18840 ‘Neustadt i. Weflpr. . . 10720

Dlebto , 230700 O ch è « «s e » « 12440) en ] « « 14 520 des N.-B., Marienwerder:

n8burg . 12130 | Löbau 2 ¿10400

° 13880 | Marienwerder . . . . . 14230

Johannisbur . 13 210; Strasburg t. Wesipr, . . 9780

1621 1590 1609 1567 2172 1573 1688 1404 1200 1400 2047 1692 1805 1290 1965 1682 1536 1362 2232 2125 1464 1304 1577 1200 1852 1719 1707 1546 1756 1654 2442 2153 2269 2167 2058 1897 2097 1914 1874 2061 2085 2359 1697 1804 1754 1759 1642 1852 1552 1963 1463 1737 1426 1810 1376 1625 1679 1900 1549 1649 1819 1618 1930 2086 2330 2159 1718 1345 2461 2018 1402 | 1384 1855 1712 1867: 1: F724 1831 4 1662 1614 1 1378 1696 | 1446 T3 1°: T1558 1814 1678 T 1 30S

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des N.-B. E Namsé!au s Groß- Wartenberg Oels Trebnitz Guhrau Wohlau Neumarkt

des N..B. Liegniy:

Grünberg . Freistadt E S Es i 7 Rothenburg i. O.-L.

des R.B. Oppeln:

Kreuzburg

Rosenberg i. E.

Oppeln (Land) . . Groß- Streblitz Tost-Gleiwiy . R Rattbor

Kosel S Neustadt i. O-S. .. Falkenberg .

Zur Arbeiterbewegung,

Die Malergehilfen von Berlin, Rirdorf und Char- lottenburg. welhe sih seit wehreren Wochen in eincr Lohn- bewezung befinden (verzl. Nr. 228 d. Bl.), haben, wie Peitungen berichten, nunmehr ihre endgültigen Forderungen aufgestellt.

teselben bestehen in der Anerkennung der neunstündigen Arbeittzeit, der Einführung eines Mitndeftlohus von C0 „\ für die Stunde und der Beibehaltung des gemeinschaftlichen Arbeitsnachweiset.

2846 3414 2626 2148 6000 3181 3637 3180 2637 3358 2466 1895 3085 3371 3256 3682 4340 4656 3924 4054 4370 3720 3969 3594 3857 4392 4246 3841 1581 4148 4010 1442 4435 2853 3806 4144 3379

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Gesundheitswesen, Mi und Absperrungs- :

Der Ausbruch und das Erlöschen der Maul- und Klauenseucde ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlachthofe zu Essen am 10. Dezember, da3 Erlöschen der E und Klauenseuhe vom VBiehhofe zu Magdeburg am 11. Dezember. u

Theater und Musik,

Konzerte.

Im fünften Philharmonischen Konzert unter der Leitung

von Arthur Nikisch am Montag gelangte als Neuheit eine „Dramatishe Phantasie“ in drei Sätzen von Philipp Scharwenk7 zum Bortrag. Das Werk ist ziemliF fireng im Stil älterer, klassischer Kompositionen dieser Art aufgebaut und wirkt im Ganzen einheitlich und klar. Weniger gut is es um go Inhalt bestellt. Schon der erste Sag fällt durch seine Dürftigkeit auf, und das Hauptthema des zweiten Andante-Satzes wirkt nach einer hübsche:, wenngleih etwas zu breit ausgesponneuen Einleitung und etnem nicht ret motivierten Solo - Klarinetten - Rezitatiz faff banal. Nah diesem vereinigen fich die Bläfer zu einer „Fanfare funebren Gharacters* (laut Programmbhuch), welhe an den Chopin’schen Trauermarsch gemahnt und mit dem Haupithema in keinerlei Zus fammenhang steht. Das Werk {ließt mit einem frishen Allegro. Die 1weitz Gabe des Abeads war das G-dur-Konzert für Vioiine mit Orgel, zwei Flôöten und Strelborchester von Bach. Den Violin- vart spielte der als Solisk mitwirkende belgi\he Meister Gugöne Ysaye. Die auch solistisch behandelten beiden Fiöten hatten die Herren Ary van Leeuwen und Hetnurich Erichson übernommen Wenn im ersten Alegro-Sayz die Solo-Violine etwas die rhythmische Straffheit vermifszn ließ, so entzücte sie doch in dem shönen Anvante ducch thren warmen Ton, sowie in dem heiteren Presto durch das vollendet wiedcrgegebene Zwiegesyräch mit den beiden Flöten. Seine ganze Kunft zeigte aber Herr Yfaye erst ta Mendelsfohn?’s Violin-Konzert. Dieses anmuthige, ewig junge Werk konnte faum fetner empfunden und technisch vollkommener zu Behör gelangen. Das sehr zahlreiche Publikum zollte dafür dem Künstler enthusiastishen Beifall. Zwischen den betden Geigenvorträgen wurde die 17. Symphonie von Haydn, enannt „L’Ours“, ge\pielt. Die drei ersten Sätze dieses minder edeutenden Haydn’shea Werks, in dessen Allegretto sich das Thema gar zu oft wiederholt, entsprehen dem heutigen Geschmack niht mehr ganz. Dagegen ift das Finale in Aufbau und Durchführung ein kletnes Meisterstück. Es wird fast durchweg von etner drollig klingenden Brumm- stimme tin den Kontraväfsen begleitet, von welcher die Symphonie* ihren Namen herleitet. Vielleicht würze das Werk, wenn es nit von dem vollen Orchester gespielt worden wäre, noch mehr Eindruck gemacht haben. Im benahtarten Beethoven-Saal gab an dem- selben Abend Fräulein Dora Dorsfay etnen Lievei-Ubend, in dem fie sih als recht begabte Sängerin erwies. Sowohl die Auswahl als auch die Ausführung des Vorgetragenen zeugte von Geschmack und warmem Empfiaden. Jhre ausgiebige Mezzosoprarstimme if zwar wohl gei{hult, der Ton wird aber durch eia uns{chôaes Tremolieren öfter beeinträchtigt.

Auch in dem populären Konzert des Philharmonischen Orchesters am Mittwoch v. W. wurde ein recht interessantes Programm geboten. Herr Wilbelm Berger dirigierte seine arofie B-dur-Symphonie periönlih und fand mit dem interessanten Werk bet den Zuhörern eine recht warme Aufnalme. Von großer Wiikäng war ferner das Vorspiel zur Oper „Mataswintha“ von X1ver Scharwenka, welche galeihfalls von dem Komponisten selbst geleitet wurde. Als Solistin wirkte Fräulein Bessie Silberfeld in dem Klaviers Konzert in E-moll von Chopin mit und bewies eine, namentli für ihr jugendlihes Alter erstaunliche Tiefe der Auffaffung, welcher ih noch ein gefangreiher Anschlag und eine bereits recht gut entwidckelte Technik hinzugeselten. Auch sie fand verdienten Beifall. Der Lieder-Abend, den Herr Georg Lederer jun. gleihfalls am Mittwoch im Saal Bechstein gab, verlief im Großez und Ganzen wenig anrezend. Der Sänger befißt zwar cinen reinen, recht ans sprechenden und bereits gut geshulten T-:norbaryton von ausgeprägt heller Klangfarbe und befleißict fi einer korreften, deutlichen Lud» sprache des Textes, jedoch bekundete er im Vortrag so wenig Individualität und Charakterisficrungsvermögen, daß er das Publikum niht sonderlich zu erwärmen vormochte.

Fräulein Clara Birgfeld, die ch am Donnerstag in der Sing-Akademie als Pianiftin hören ließ, verfügt über eine reckcht bedeutende Technik und i!t auch musikalisch nicht unbegabt. Dow ist besonders ihr harter, eiwas poesi:loser Anschlag einer durchgreifenden Verbesserung bedürftig, auch wäre das geistige Crfafsen ihrer Aufgaben der Vertiefung fähig. Einen weit ungünftiaeren Eindruck machte die mitwirkende Sängzrim Fräulein Frieda Sauten, die vor cinem zweiten Auftreten noch umfafsende Studien ¡uw machen haben wird. Der Ptanift Herr Leo Sodowsky, der an demjelben Abend mit dem Philharmorischen Orchester im Beethoven-Saal ein Konzert gab, erwies fiŸ als ein hervorragender Künstler, dessen Spiel sich niht minder dur fernfinnige mufifaliseze Auffaffung ais dur glänzende virtuofe Technik auszeichnet. Gr brachte neben Konzerten von Brahms und Tschaïlowski auch eine ganzz Reihe von ihm felbst mit Geist und Gefhmad be.rbeiteter Studien übec Chopin’she Etuden zu Gehör, die in ihrer Eigenart und mit den vielen tehnischen Shwierigfkeiien, welche er spielend überwand, die Bewunderung des Publikums heraus» forderten und dem Künstler einen wahren Beifallsfturm eintrugen.

In der Sing-Akademie gab am Freitag Fräulein Hertha Ritter einen Lieder-Avend, der ich einec ziemlich zaÿlreihen Zuhörer» schaft zu erfreuen hatte. Die hier bekannte Konzertgeberin saag mit wobllautender Mz:zofopranftimme und fein ausgearbeitetem Vortrag Lieder vo= Beethoven, Schubert, Cornelius, Liszt, Ritter und eine italienishe Arie voa Durante und wußte ihrem Gesang au die nöthige Stimmung und Wärme zu geben. Besonders is das zarte Piano bervorzudeben, welch-:8 feeilich etwas zu oft angewendet wurde. Herr Eduard Behm, der die Begleitung an Stelle des Herrn Woldemar Sads üternommen hatte, fühecte diefelve fehr anerkennen8werth aus. Im Beethoven-Saal veranstaltete an demselben Abend die de» annte Seigerin Fräulein Gabriele Wietrowez unter Mits wiriung von Fräulein Elisabeth Somerhalder aus Basel (Gesang) mit dem Philharmonischen Orchester unter Professor Dr. Ioachim'3 Leitung cin Konzert. Sie spielte tas große, düster an» gelegte D-moll Ronzert von Bruch. die Ciaconna vou Bach und das reizvole G-dur-Konzert von Joachim. Jur Vortrag paßte ih überall dem jedem Werke cigenthümlichen Charakter an. Nirgents vers mißte man die Kraft und Herbheit, welche die beiden erstgenannten Komposittonen verlangen; ebentowenig fehlte andererseits die Leblich- keit und die zie:li@-necktihe Ausdrucktweise, welche ipeziell das inter» efsante . Ioahim’sche Werk beauspruSt. Tongebung und - Technik waren vollkommen. Fräulein Somerhalder errang mit threr weit» tragenden, fklangvolien uad trefflich geshulten Altfkimme ebenfalls einen bedeutend-n Erfolg, nur vermißte man üm Vor:rag der Arie „Jh wob dies Gewand®“ aus „Odwssus*® von Bru zuweilen die erforderl e Wärme. Herx George Thomas, welche: gleichfalls am? Freitag im Saal Bechstein einen Lieder Adend veranttaltet hatt», machte als Sänger einen durhaus angenehmen Eindr:ck. Seine Stimme ist wohlp flingend, kräftig und gut geshult, sein Vortrag warm und dem Inhalt des Geiungeaen angemessen. In der Hindeu'shen Arie aus eDeborah* zeigte ih eine Kehlfertiakeit, wie sie bei männlichen Stimmen nidt bêufiz zu fiaden ijt. Die tleine Schaar der Zuhörer belobnte die Leistuayen mit reichem Beifall ; besonders fanden zwei grazidie französische Lieder von "Passeaet yrogen Anklang,

Herr Professor Ecnest Jedliczka, wlder mut Recht als Pianist und vielleicht ncch mehr als Pädagoze gesckäput wird, gab am Sovnabend einen Klavier-Abend, der viele jetner Verehrer und St&üler in der Sing-Akademie vereinigt hatte. Auch-diedmal fiel bei alien seinen vianistiiden Leistungen die &Hlätte und außerordentliche

Geläufigkeit seines Spiels güust!g auf, wie dezn die technische Seite seines