1840 / 27 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Moral an die Wur- Eehren und Grundsäbe aller Religion und Eisen Graf

L f i v el griffen, dec Königin in öffentlicher Audienz Protestantismus

) ] Streic úber den s ibwilliam hielt den ganze? meinte, daß der grôßte

ür nichtig und :

Wel v Bevblterung 1d nid dagen denten” val fe di i inister den Dan /

ee ee akeir du Hauses nt dessen Nothstand gerirhtet hätten :

ein Gegenstand, mit weichem dte edlen Lords sch sonst nicht vor-

ise zu beschäftigen pflegten. Er selbst meinte, man fónne

diesen Nothstand unmögtih schlimmer \childern, als er jey, da

1825 bis 1826 beé genauerer Prüfung nicht

ie Krifis von i j 1 Q Nr cs gewesen sey , wie die jeßlge. Dieselbe encwicelte Lord Brougham in emer langen

V t L Aus worin er den E des Landes in den düster-

sen Farben schilderte. Er äußerte zuerst, daß er mit gropem Widerwillen bei dieser Veranlassung die Aufmerksamkeit des Hau- ses in Anspruch nehme, und daß er nie in seinem Leben mehr gewünscht hade, auf die Diskussion zu verzichten, daß aber bei der von ihm angestellten Untersuchung des gegenwärtigen beunru- higenden Zustandes der Dinge im Lande, obschon ihm diese nicht zugänglicher als manchem Änderen jey, bei der Besorgniß, die ‘les, was er hdre und sche, seinem Geiste einfldße, es nicht aflein das tiefgefühlte Leiden vieler seiner Mitbürger, sondern auch andere Symptome und Anzeichen bewiesen, daß es \chlimmere Uebel, tiefgewurzeltere und weiter verbreitete gäbe, die dem Hause vorzulegen seine schmerzliche Pflicht sey. Die mit der Königlichen Vermählung verknüpften übrigen Gegenstände und die Einschal- tung des Wortes „„protestantish“/ in der Mittheilung an den Geheimen - Rath oder in der Adresse wolle «r mit Stillschweigen übergehen , so wie, daß das Haus beinahe eine halbe Stunde sich beschäftigt habe, darüber zu diskutiren, ob das Wort eingeschaltet werden sollte, oder nicht. „Guter Gott!“ rief er aus, „wenn Jemand hörte, daß die Lords hiermit sich so lange beschäftigt haben, so würde er glauben, daß sie in Ruhe und Gemächlichkeit die Angelegenheiten eines glücklichen und eini- gen Volkes zu verwalten hätten. Wenn, wie der edle Herzog zu glauben scheint, die Auslassung geschehen is, um einer gewifß- jer Partci den Hof zu machen, so müßte diese schr ihre Natur verándert haben, wenn sie sich mit irgend ciner Auslassung oder Konzession zufrieden erklärte.“ Dann auf andere Gegenstände Îbergehend, bemerkte er, daß er nicht eher in die in der Adresse ausgedrúcte unbeschränkte Zufriedenheit mit den Fortschritten in Asien einstimmen föônne, bis er die Folgen derselben besser fenne. Hierauf kam er auf den Hauptpunkt seiner Rede, näm- lich auf die Ansichten, die sich ihm von dem inneren Zustande Großbritaniens aufgedrungen hätten; denn sowohl in den inne- ren als in den äußeren Beziehungen des Landes schienen ihm Ursachen zur Besürchtung großer Uebel obzuwalten. Der Red- ner äußerte sich in dieser Hinsicht folgendermaßen:

„Mir if bekannt, daß der Friede des Landes fürzlih auf eine sebr gewattisaure Weise gestört worden, daß ernsthafte Unruhen sialtgefunden baben, eingeieitet durch ungeseßliche Zusammenkünfte ven Judividuen, um sich in den Waffen zu üben, deren sie fich bedienten ; daß mitter- nichtlice Versammlungen stattgefunden und organisirte Conföderatio- uen gebildet worden: daß ausgebreitete Korrespondenzen zu verräthe- rischen Qwecken eröffnet und daß auf diese mitternächtliczen Conföde-

rationen Rubestérungen iz den néördlicheu und wesilichen Provinzen

gefolgt find. Jch weiß, daß alle diese betlagenêswerthen Umstände innerhalb eines fnrzeu Zeitraumes und, wie es scheint, obnedie dabei am meisten Bethei- ligten vou dec Größe der Gefahr zu überzeugen, stattgefunden baben. Man scheiut zu glauben, Alles sev: aut, wenn es uur mt weiter ginge, das Unheil sev dur die Gefangenuebmung und Verurtheilung der Wenigen, die a s{uldigüeu, unterdrückt man betrachtet alle diese LUnzeichen con- ititutione!lten Uebels als eben so viele illegale Begedbeubeitea, als ein- fache Kriminalfälle. Dies ist das Raisounement nachlässiger Beobach- ¡er, die zu glauben scheinen, daß alle solche Manifestationen von Ue- dein iw Stagie immer leiht dur die persönliche Energie der Ma- gilratópersonen, durch die exemplarishe Anwendung des Gesezes auf die Delinguenten und durch die effektive Gewalt der Truppen, die den Uedeltbätern, entgegeugesellt werden, zu dämpfen seyen. Wäre dies der Fall, wäre das durchs ganze Land erscheinende Unheil so oberláchli, so würde ih wenig oder nichts fürchten, deun 1ch würde der Kraft der Sefege zuversichtlich vertkraiten und versichert eun, daß alle derartigen Aufjtände und Ausbrliche schnell unterdrüdt \cvn würden. Diese Ausbrüche aber sind Anzeichen ven ettoas Ernst- hafterem von einem Uebelbefinden und ungesuuden Zustande des politiscen Körpers, welches ernste Aufmerksamkeit und tiefe Erwägung erfordert. Ein Ausbruch, ja selbsi das Anzeichen eines Uusbruchs fann dert gedämpft werden und bier wieder ausbrechen. Es ist mir flar, daß der Zustand der bürgerlichen Gesellschaft sich iu! tiefsten Grunde verändert dat. Es beczshen unter der Nation nicht mebr bloße Besorgnisse we- gen dieses oder jenes persbnlicen Streits, sondern man sievt gegen- wärtig Massen von Menschen, verbunden und in Vereine vertheilt, in großer Notb und von gemeinschaftlichen Gefühlen durchdrungen, die uit allen Behörden , mit allen Parteien, mit allen Gesezen und Re- gierungen , wit allen Leuten von Ansehen in Opposition find. (Hèrt! port!) Xch tvar erstaunt, von den Organen politischer Parteien zu vernebmen, welche die neulich begangenen Verbrechen kommentirten, daß man davou nicht mit Abscheu redeu kénne, weil es politische Ver- brechen sev:za. Jch halte dafür, daß Verbrechen dieser Art die sclimm- jten von allen find. (Hért! hért!) Was ist der Charakter von sol: cem Veiratb?# Ein friedliches Dorf, durch den Ueberfall be- wafffneier Mänuer in Verwirrung und Kampf verwidelt alle Vande dec Gesellschast uud geseglicher Sudordinatien ge- waltsam zerrissen Meuschen, zusammengeschaart im gewaltsamen Viderstand. gegen den Frieden und die Sicherheit der Gemeinde, zu der sie selbsi gebbreu Leben úynd Eigenthum in einem verderblichen Streit muthwitlig aufs Spiel gesetzt uud aufgeopfert. Yeue Menschen fragen, warum man die Unglü lichen besirafe, die den Verrath nur auftifteten und versuchten? Weil, weun Erfelg die Verbrecher jn ibren Vernichtungs - Versuchen aller bestehenden Geseye und Recbte gekrönt hatte, sie dadurch die Herrscher gewerden wären. (Beifal.) Deswegen verdient das Verbrechen des Hochverraths vor allen anderen die größte und schwerste Bestrafung, die uusere Geseze über Beleidigungen gegen die bürgerlicve Gesellschaft verbängen. (Hört!) Mit Bezug auf die neuerlichen Prozeduren hoffe ich übrigens zuversichtlich, daß, wenn auch das Gesez mit der äußersiea Streuge auf die wirklichen Verbrecher an- gewandt wird, es dech nuu, wo es sc{èn die Hände des Nichters ver- lassen bat, in demseibeu Geiste von Gerechtigkeit und Milde wird ausgeführt werden, welche die Verwaitung desselben an Ort und Stelle charafterisirte. Jch muß aber die Auswersawkeit Eurer Hecrlichfeiten auf audere Theile des Laudes lenfen, woe ähnliche Dinge des Landes geschehen sind, um Gefühle der Abneigung gegen die Ge- seze uud Justitutionen des Laudes zu exregen, und wo, wenn auc nicht wirkliche Rebellion darauf folgte, der Hanpt-Aureizer, (O'Counell) anftatt den Galgen zu n, mit der Génnerschast der Minisier be- ehrt wird. (Beifall). Dec sind die Absichten handgreiflich von äbn- lihec Art. E Hört!) Eiuen bedeutenden Umstand halte ich für ein unterscheidendes Kennzeichen der gegenwärtigen Zeit, und zwar für ein sehr betrübendes. Zum erstenmale nimmt man nämlich jeyt eine allgemeine Entfremdung einer großen Klasse der bürgerlichen Ge- sellschaft von Allen, die über ibr fieben, wabr. Die große arbeitende Bevölkerung des Landes ist nicht länger durch Bande der Freundschaft mit anderen Ælafsen verfnüpft, ja befindet sih nicht einmal in einer neutralen Stellung, Wüste Lehren sind verbreitet worden Lehren, welche die E alles Eigenthums angreifen nit den Begriff die- ser oder jener Megierung, dieser oder err dea Form, sondern solche, welche die Grundlagen der civilisirten Gesellschast selbsi antasie- (en. Dise Lehren gehen au die Wurzel des Eigenthumsrechts, den

Grund- und Efstein, worauf die bürgerliche Geselndan gebaut is; ja welches beinabe als das Unterscheidungszeichen zwischen dem Zustande der Civilisation uud den der Wildbeit angeseden werden könnte, wenn es nicht gar das Unterscheidungszeichen , das Haupt -Unterscheidungs- eichen zwischen der Menschengattung und den unteren Klassen der de- ebten Natur ist. Das Eigeuthumsrecht wird verleuguet. Die Zweck- máäßigkeit , alle reehtlichen Men und Ansprüche zu vernichten, wird offen und frei verkündigt, und zwar an Tausende, an Hunderttausende aus dem Volfe: aber, wie ih zu bosfen wage, bisber noch mit nichts weniger als bedeutendem Erfolge. Hiervon fênnen Ew. Herrlichkeiten offenbare Svurptome in dau ueulichen Prezeduren wahrnehmen. Sie durfen aber nie hoffen, die bürgerliche Gesellschaft dur bloße Gewalt ¡usammenzuhaiten. Sie kêunten nici die bürgeriiche Gesellschaft in einer fonsistenten Masse durch die Energie der Magistrats-Bebörden oder das gute Benehmen der Truppen zusammenhalteu. Selbst wenn sie fortwährend derartige Mitiel auf einen Körper anwendeten, von wel- cem jeder Bestaudtheil in sich selbsi getrennt und dessen große Masse beständig mit einem fleineren Theile desselben im Kriege begriffen, würde der Erfolg unmöglich sevu, da es eben 0 viel wäre, als Feuer und Wasser in eine und dieselbe Masse bringen zu wollen. Man dürfte die Frage aufwerfen, warum ic bei diesen (Gegenständen ver- weile?! Obne Zweifel baben fie nichtê mit Parteifragen acme!n, nichts mit der Entfernung eines Ministeriums und der Wiederberstellung et- nes anderen, auch haben sie feinen Bezug auf Persouen oder Parteien. Doch sind es Erwägungen, nach welchen eine jede Regierung handeln muß, die den Namen einer Regierung verdienen will, und na wel- chen alle diejenigen, die regieren wollen, verfabren müssen, wenn sie ibre Ansprücve auf cine Regierung erbalten wollen. Die Chartisten sind feines- weges binsichtlich der Anzahl ein so zu verachtendes Corps, als fie zu- weilen dargestellt werden. Sie scheinen geringer an Zabl, als sie sind, weil fie keinen Anführer haben, dem sie besonders vertrauen fennten. Aber ich will jeyt zu einem auderen Punkte übergehen, der die Dis- barmouic der beiden Klassen zeigt: es ist mir dasjenige, was diesen Puukt betrifft, von denjeuigen mitgetheilt worden, die es durch idre Berufs - Verbältnifse wissen, deren Gewerbe es mit sich bringt, es zu wissen. Zu welcher Zeit war es sonst je der Fall, daß eine Regierung in England bei gerichtlichen Prozeduren wegen ufstandes, wegen politi- scher Vergehen sicher auf eine gewöhnliche Jurv, nämlich eine aus Gewerbtreiben und Kleinhändlern bestehende , sich verlas: sen fonnte? Niemals. Die Regel war, es nie zu thun, weil die Freisprechung mit Gewißheit erwartet werden tonnte. Man bielt es daber immer für nütbig, eine besondere Jury einzusezen. Daß man nun jeßt einer gewöhnlichen Jurv vertrauen fonnte, ist ohne weifel eine große Veränderung; es bezeichnet einen sebr bedeutenden wiespalt zwischen der allgemeinen Masse des Volks und den Klein- dándiern, so wie denjenigen, welche über diesen ftehen. Die begüteiten Klassen, bis zu den niedrigften herunter, siehen jeßt in einer ganz au deren Beziehung zu der Hanptmasse des Volks, als sie zu derselben, so lange ich denken fam, in irgend eiuer srüheren Zeit gestanden ha ben. Einer der einleucztendsten Beweise von der gänzlichen Trennung der Juteressen zwischen den verschiedenen Klassen der bürgerlicheu Ge- sellschaft sind die Korn-Geseye. Weun es irgend etwas giebt, wobei die Interessen aller Klassen betbeiligt, so sind es dieje Geseze. Ew. Herrlichkeiten denken vielleicht, daß die Jnteresseu ailer Klassen, gleich denen der Lords, dir Beibebaltung der Korn - Gesege erheischen : den YJuteressen der großen Volksmasse sind aber diese Gesege durchaus entgegen : diese Thatsache hat das Volk genugsam zu erfenncn gegeben : aber ungeachtet seines Wunsches, sie abgeschafft zu sehen, un- geachtet seiner Ueberzeugung, daß sie ihm nachtheilig sind, hat es do einmüthig erklärt, es stimme weder mit seinem Interesse, noch wit sei- nem Nuyeu und Willen überein, sich mit der obereu Klasse seiuer Mit- bürger und Mitunterthauen zu vereinigen, um ein Projekt der Ari in Ausführung zu bringen. Die Folge davon ist, daß gegeuwärtig in den größten und wohlhabendsien Städten des Königreichs feine öffentliche Versammlung vou den bloßen Gegnern der Korngeseize zu Staude ge- bracckt werden fann. Sie wagen es nicht, Jemand aufzufordern, auf deren Abschaffung anzutragen, aus Furcht, daß die Klasse, die unter der ihrigen steht, die Entscheidung der Frage in die Hände bekommen möchte. Jch weiß sehr wohl, woher dies kömmt ; ich weiß aber aub, daß die niedrigen Volksklassen in Betreff der Korngeseße dieselben Wünsche begeu, wie die Anstifter jener Versaunnluug, und daß fie fesi dabei beharren, ungeachtet der thörichten Reden, welche einige Her- ren kürzlich in Manchester gehalten haben, und worin fie sagten, daß die Abschaffung der Korngeseße den Arbeitslobu vermindern würde denn die arbeitenden Klassen wissen nur zu gut, daß, wenn der Arbeits- lohn herabgeseyt würde, der Preis der Lebensmittel im Verhältniß noch) viel mehr infen würde, und daß, wenn sie auch niedrigeren Arbeits- lohn erhielten, sie doch mehr Lebensmittel dafür würden faufen können. Diese Leute sind viel zu shlau, um sich ven dem Unsinn bethoren zu lassen, der au einigen Stellen ges{wayt wird (hört! und Gelächter); sie halten sich für eben so fompeteut, ihre Meinung über die Korn geseye als über die Charte abzugeben, obschon jene Korpetenz vou den- jenigen geleugnet wird, die auf der Leiter der menschlichen Gesellschaft nur eine einzige Stufe höher sieben. Ja, die Klasse, von welcher ich so eben geredet, die Kleinbändler nämlich, blicken mit verächtlichen, arijto- kratischen Gefühlen auf diejenigen herab, die unter ibnen steben. Sie haben es fein Hehl, daß sie den Beistand der Chartisten verachten. Sie sagen, daf sie nicht die Allianz wit jener Klasse von Leuten begehrien, um ihre eigenen Absichten durzusegen. Man darf ihnen aber darin nit glauben. (Hört! hört!) Sie würden alles aufbieten, sie zu erlangeu, ja sie würden selbfi große Opfer briugen, un fie zu erreichen. ie Sache ist die, daß die große Masse des _Enalischen Voiks von der Re- präseutation ausgeschlossen ist, und daß sie dies weiß und fübit. Sie ist von allen politischen Privilegien der Constitutien ausgeschlossen, und sie fühlt dies. Sie leugnet durchaus die Lehre von wirffamer Neprä- sentation; sie leugnet mit Jndignation ihre Wirksamkeit. Wenn dem Arbeiter kein Votum zugestanden ist, würde er es für eine Schmach halten, auf das Vetum seines Herrn zu achten, desselben Mannes, ge- gen welchen er nach aller Dage ichkeit stimmen würde, wen! er das Wahlrecht und dessen Ausübung hätte. Er hält sich für ausge-

man uache sich über ihn lustig, wenn man ihm von wirksamer Reprä- fentaticn sprähe. Er würde natürlicherweise sagen, von einem Manne repräsentirt zu werden, mit dem er fein Verbrüde- rungs - Gefühl gemein babe, uuè dessen Juteresseu den seini- gen in vielen Fällen entgegengeseyt wären, dies sev nicht repräseutirt, souderu fals repräsentirt werden: und besser als so repräsentirt zu werdeu, sev es, daß gar fein selbsiständiges Votum stattfinde. Dies ift jeyt die Stellung eines großen Theils des Englischen Volkes, der poli- tische Zusiand ven! 99 unter 100 Einwobnern Englands. Die Zeit wird fomen, und ich kanu den Lords versihern fie ist nahe vor der Thür wenn sie nit schon wirklich da ist, wo Sie nicht länger im Stande sevn werden, Jhre Mitbürger innerbalb der Demarcationé- Linie zu halten, die zwisczen den privilegirteu und den von der politi- scheu Gewalt ausgeschlossenen Klassen der bürgerlichen (Kesellschaft ge- zogen ist, jene Linie, welche die ganze Masse des arbeitenden Volkes vou der Wahlberechtigung ausschließt, die sie jeyt für das werthvollste Privilegium der Verfassung halten. Wenn „also Ew. Herrlichkeiten von dem jeut bestebenden ausschließenden Svstem abgehen und ein anderes und besseres annebmen wollten besser, weil es weiser ist wodurch alle Klassen zur Wahl zugelassen würdeu, so faun ich versichern, daß Sie bald die glücklichsten Erfelge wahrnehmen würden. Sie würden dann die Aufruhr - Apostel bald vor leeren Bänken predi- gen sebeu; die Nicht-Kapitalisten Wärden eben so wie die Kapitalisien des Landes auf alle Versuche, die öffentliche Ruhe zu fiören, nur mit Lächeln herabblicken, und die Bekämpfung der D Thiedönen Einwoh- nerflafsen unter einander, jene furchtbarste aller sozialen Vorbedeutun- en, würde ein s{nelles mnd glüctliches Ende nebmen. Die echte Ari- siokratie des Landes, die Weisen und Wohlhabenden, die Großeu und Guten, würden dann wieder zu dem Uebergewicht gelangeu, ju welchem ibre Stellung, ihre Juntelligenz, ihr Reichum, ibre Weisheit und ibre bürgerlichen Tugenden sie unter ibren Mitbürgern berechtigten, und wel- es, wenn i die Herzen des Englischeu Volkes recht kenne, mit sei- nen Gefühlen, seinen Vünschen und seinen Absichten übereinstimmt.“

Graf Stanhope meinte, der edle Lord habe nicht immer

{chlofsen von den Wohlthaten der Verfassung, und er würde glauben,

fo gedacht , sondern srüher die aats in der Reform-Bill von 1830 gesucht. Wenn jus Maßregeln die Herstellung der Ruhe sichern könnten, jo wären es die Aufhebung des neuen Armen- Gesetzes und der Peelschen Geldbill; wo nicht, so würde eine Revolution nicht ausbleiben. Der eeres von Richmond ent- gegnete, eine solche Aeußerung dürfe nicht ohne Gegengift blei- ben; er scy vielmehr Metten, daß die große Masse des Volks loyal gesinne sey und jeden Empdrungs - Versuch immer unter- drücken werde.

London, 18. Jan. Das Gerücht, daß Lord Melbourne sich binnen kurzem von seinem Posten zurückziehen, die übrigen Mi- nister aber im Amte bleiben würden, wird jeßt auch von Blät- tern wiederholt, die in freundlichen Verhältnissen zu dem Mini- sterium sehen. Die beiden ehemaligen Verwaltungs-Miktglieder, Lord Howick und Herr Charles Wood, die seit der vorigen Par- laments - Session aus dem Ministerium getreten sind, haben in der neuen Session ihren Plaß zwar auf der ministeriellen Seite des Unterhauses, aber etwas fern von den Minister-Bänken, ge- nommen.

Fx die mehrerwähnten nothleidenden Spanisch- Karlistischen Flâchtlinge in London hat man jeßt durch Subscription so viel Geld zusammengebracht, daß man hofft, fie nah dem Königreich Neapel überschiffen zu kdnnen, denn nach Spanien wollen sie nicht zurückgehen, wo sie, wie sie sagen, nur Tod oder Gefangen- schaft zu erwarten hätten. Der Atlas bemerkt, der Totyistische Carlton-Klub, der mit der Zunge immer so warm für die Sache des Carlos gefochten, überlasse es jekt den Whigs, das Reisegeld für jene Unglücklichen zusammenzuschießen.

Die Naval and Milicary - Gazette enthält folgende Bemerkungen über die Marinen von Frankreich und Großbrita- nien: „Da die Umstände Frankreich genöthigt haben, seine Ge- chwader in der Levante zu verstärken, so sind wir in den Stand geseßt worden, zu beurtheilen, was es mit seinem so sehr ge- rühmten Marine - Rekrurirungs - System zu bewirken vermocht hat. Nicht nur hat es langer Zeit bedurft, um die Manns\chaf- ten der Schiffe zu vervollständigen, sondern es hat sich auch ausgewiesen, daß die Mannschaften viel weniger gut sind als die unsrigen, ungeachtet der Strenge, mit welcher man bei der Auswahl verfahren is. Es wird allgemein zugegeben, daß die Flotte des Admirals Stopford, was die Brauchbarkeit an- betrisst, von keiner unserer früheren Flotten übertrosssa wird. Obgleich die Franzdsischen Schiffe zahlreicher bemannt sind, so werden sie von den unsrigen doch an Geschicklichkeit in den Mandvern - und der Bedienung des Geschüßzes übertroffen. Im Jahre 1839 sind in England zwei Schiffe von erstem und zweitem Rang vom Stapel gelassen worden, nämlich die „Queen“ von 110 K. und der „„Nile‘/ von 92 K.; der „St. George“ von 120 K. wird im Sommer d. J. fertig. Ueberdies finden ch drei Schiffe von ersem und zwölf von zweitem Range im Bau; einige der lcbteren sind schon weit vorgerückt. Am ver- flossenen Jahre sind viele Dampfschiffe gebaut worden, und in diesem Jahre sollen wieder mehrere in Bau gegeben werden. Wir haben jet mit Einschluß der Packetböte mehr als 70 Königliche Dampsschifse. Werden dazu noch die Kauffahrtei- Dampsschiffe gerechnet, so is es offenbar, daß nôthigenfalls die Regierung über cine Seemacht zu verfügen vermöchte, welche alle Meere beherrschen und alle Häfen der feindlichen Mächte so eng blokiren könnte, daß nicht eine Barke durchzu- fommen im Stande wäre. Wir erfahren auch zu Unserer Freude, daß die Regierung sich erfolgreich bemüht hat, den Zustand der Seeleute im Allgemeinen zu verbessern. ““

Nach den lebten Berichten aus Texas, welche von der

tándung des Brazos vom 8. Dezember datirt sind, war Ma- tamoros damals noch nicht von .den vereinigten Texianern und Mexikanischen Föderalisten genommen, indeß war Oberst Roß an der Spibe von 2000 Mann gegen die Stadt im Anzuge. Er pt {on zwei andere bedeutende Städte genommen und 300

tann zu Gefangenen gemacht, welche die Föderalisten umbringen wollten, díe von Roß aber geschüßt wurden und daher unter ihm Dienste nahmen. Alle Föderalisten aus der Gegend von Du- rango hatten sich ihm angeschlossen.

Niederlande

_ Aus dem Haag, 22. Jan. Der König hat den Profes- sor Thorbecke, welcher die bekannte Schrift für die Verfassungs- Reform herausgegeben, zum Rector der Universität Leyden für das Jahr 1840 ernannt.

Belgien.

Brüssel, 21. Jan. Der Moniteur Beige enthält eí- nen ausfährlihen von dem Gengral- Archivar Gachard an den Minister des Jnnern und der auswärtigen Angelegenheiten ab- gestatteten Bericht über den Zustand der großen Archive des Kd- nigreihs. Es geht daraus hervor, daß die großen literarischen Schäbe, die sich in diesen Archiven befinden, immer mehr geord- net werden und wie sie bereits vielen Historikern als Fundgrube gedient habn, eine noch größere Ausbeute für die Zukunft ver- sprechen. Besonders hebt der Bericht die Abtheilung des Staats- sefretariats für die Angelegenheiten Deutschlands und des Nor- dens hervor, deren Beaufsichtigung und Einordnung in Cahiers und Rubriken der bekannte Gelehrte r. Coremans leitet. Die Briefe der Deutschen Kaiser nehmen allein 66 Cahiers ein, %0 Cahiers sind den Berichten der Belgischen Deputirten gewid- die sich auf Deutschen Reichstagen und Kreis - Versamm- lungen befanden. Außerordentlich reich is diese Abtheilung des Archivs an Aktenstúéen in Bezug auf die Kirchen- Reformation. Diese nehmen 31 starke Bände ein und sind zum Theil bereits von den Herren Miguet, Ranke und Altmeyer be- nußt worden, bieten aber noch sehr vielen neuen Stoff dar. Die Korrespondenzen zwischen Kaiser Karl Y. und seinem Bruder, dem Könige Ferdinand, zwischen Lebterem und seiner Tante, der Erzherzogin Margarethe, so wie mit seiner Schwester Maria, ebenfalls wie jene, Regentin der Niederlande, die Berichte des Erzbischofs von Lund an den Kaiser über die kirchlichen Ange- legenheiten Dänemarks, die Papie des Die Johann BuO von Sachsen, die von den Truppen Karl's V. in der

chlacht bei Mühlberg genommen wurden, die Unterhandlungen in Passau, so wie diejenigen über die Gefangenhaltung und Frei- gebung des Landgrafen Philipps des Weisen von Hessen, sind ungemein interessant. Herr Coremans láßt eine kritische Ueber- sicht drucken, die besonders au in Deutschland dem wissenschaft lichen Publikum sehr willflommen seyn wird.

Man versichert jeßt, die einzige Ursache des lebten Aufent- halts des Herrn von Rothschild in unserer Hauptstadt sey gewe- sen, die finanziellen Operationen zum Schlusse zu bringen, wel- che die sogenannte Bank von Belgien mit diesem Banquier ein- gegangen ist; sie hat nämlih von demselben den größten Theil der Gelder erhalten, die sie zur Bezahlung der Zinsen ihrer Actien

bedurfte. Freilich spricht man aber auch von einer Anleihe, welche die Regierung mit dem Hause Rothschild soll fontrahiren wollen.

Man beabsichtigt jebt, an mehreren Pläßen, an welchen die unteren Volksklassen hauptsächlih durch Weben und Spinnen ihren Unterhalt verdienen, Magazine von Hanf und auch von Garn anzulegen, um daraus den arbeitenden Klassen das Roh- Material vorzuschießen, so daß diese die Bezahlung dafür nicht vor der Bearbeitung und dem Verkauf des Produktes zu leisten brauchen. An der Spike der Männer, die dieses menschenfreund- liche Unternehmen ins Werk segen wollen, steht ein früheres Mit- glied der Repräsentanten-Kammer, der Abbé de Haerne.

Nach dem „„Belge‘/ soll die Regierung den Entschluß ge- faßt haben, alle Privat- Telegraphen, mit welchen jebt einige Spekulanten die Brüffeler und Antwerpener Börse ausbeuteten, nicht länger fortbestehen zu lassen.

Von allen Seiten gehen Berichte ein, welche Befürchtungen vor großen Ueberschwemmungen aussprechen. Jn der Umgegend von Brüssel steht schon alles unter Wasser, und auch das unglück- liche Dorf Cureghem, welches im vorigen Jahre \o sehr durch die Senne litt, ist schon wieder gänzlich überschwemmt.

Brässel, 20. Aan. (Kön. Z.) Seit dem 15ten ist die Repräsentanten-Kammer wieder versammelt. Gleich in der ersten Sikzung faßte sie die Debatten über das Budget der dffentlichen Bauten da wieder auf, wo sie sie in ihrer leßten Sißung vor Neujahr unterbrochen hatte, nämlich bai der Diskussion über je- nen Kanal in Flandern, der, nach dor Behauptung ber Opposi- tion, mehr eine Unternehmung im Französischen, als im Belgi- chen Interesse seyn soll. Des Hin- und Herredens wäre kein Ende gewesen, hätte nicht endlih ein Mitglied gefordert, die Op- position solle einen förmlichen Antrag gegen das Ministerium in Vorschlag bringen. Dieser lautete dann endlich dahin, die Kam- mer möge erklären, die mit Frankreich wegen jenes Kanals ab- geschlossene Convention bedürfe der Sanction der Kammer; der Antrag wurde aber durch 44 Stimmen gegen 27 verworfen. Diese Majorität zu Gunsten des Ministeriums hat um so mehr Gewicht, als es sich hier um eine Kompetenzfrage handelte, und die Kammern nur zu geneigt sind, von dem legislativen auf das administrative Ge- biet hinüber zu greifen. Ein anderer Punkt, dem die Opposition in diesen lesten Tagen eine besondere Bedeutung zu geben ge- sucht , ist ebenfalls nur ein solcher Uebergriff auf das Gebiet der Administration. Er betrifft die Sand-Lieferungen für eine Strecke der Eisenbahn zwischen Brügge und Ostende. Auf dieser Strecke hat ein Theil des Sandes, aber nur der geringere Theil, 15 Franken der Kubikmeter, an Ort und Stelle geliefert, gekostet. Diesen Preis findet man ungeheuer; mit derselben Ungenauig- keit oder Unredlichkeit indessen, die im Allgemeinen die Angrisse der gegenwärtigen Opposition gegen das Ministerium harakter! sirt, haben ihre Blätter die Behauptung in Cours geseßt, auf der ganzen Strecke zwischen Brügge und Ostende sey aller Sand so theuer bezahlt worden. Die Wahrheit ist dagegen, daß er im Durchschnitte hier nur zu 5 Fr. 8 der Kubikmeter, bis ur Bahn geliefert, gekommen ist. Der Minister der dffentlichen Bauten hat bei dieser Adresse eine interessante Arbeit über die Sand-Lieferungen im Allgemeinen in Druck gegeben. Im Gan- zen sind für Sand schon vier uud eine halbe Million Franken ausgelegt worden. / Es kommt sehr Vieles auf die Qualität des Sandes an; wo der Boden zur Feuchtigkeit geneigt ist, hat man, wenn es nur immer möglich war, für die obere Lage Meersand genommen, und gerade dieser war in der Nähe von Brügge, wohin er cine Strecke von 9 Stunden weit transportirt werden mußte, da die Eisenbahn diesen Transport noch nicht erleichterte, so theuer gekommen. Nach der vorgelegten Uebersicht des Mi- nisters ist der Sand am theuersten zwischen Warenne und Ans bei Lüttich, weil er dorthin viele Stunden weit transportirt wer- den muß. Er kostet dort im Durchschnitte 15 Fr. §4 C. der Kubikmeter ; zwischen Löwen und Lirlemont dagegen nur 11 Fr. 7 C.; zwischen Mecheln und Antwerpen nur 6 Fr. öl C.; zwischen Mecheln und Brüssel endlich nur 3 Fr. 24 C., der geringste Ansaß auf der ganzen Bahn. Ver- theuert wurden natürlich zuweilen auch Lieferungen dieser Art durch die Schnelligkeit, womit man zu Werke gehen mußte, um der Ungeduld des Landes zu entsprechen. Hier war die Opposi- tion immer die Erste, die Regierung anzujpornen was es- auch kosten möchte, und über jede Zögerung laute Klagen zu erheben. Die ersten Arbeiten eben jener Section von Brügge nach Ostende wurden öffentlich verdungen am 31. Dezember 1837, und schon am 28. August 1838 wurde die Bahn eröffnet. So war also innerhalb aht Monaten eine Strecke von 23,500 Meter oder funf Stunden zu Stande gekommen. Kein Land, worin bisher Eisenbahnen gebaut worden, dürfre etwas Aehnliches aufweisen fönnen. Das Ministerium, durch die Kritiken der Opposition klger gemacht, wird sich wahrscheinlich künftig mehr Zeit neh- men, damit nicht wieder die Kosten durch die Eile der Ausfüh: rung vermehrt werden.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 17. Jan. Der Reichstag ist noch mit der Pri fung der Vollmachten beschäftigt und die feierlihe Eröffnung desselben hat deshalb noch nicht stattgefunden. -

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Kopenhagen, 21. Jan. (A. M.) Se. Majestät der Köò- nig haben auf den Antrag der Gesellschast der Wissenschaften zu genehmigen geruht, daß die hier seit 1834 bestehende, aber nicht recht zweckmäßig belegene und an sonstigen Mängeln leidende Einrichtung zu Beobachtungen mit der Magnetnadel nach dem Wail verlegt und dort ein dem Zweck entsprechendes Observato- rium eingerichtet werde, auf welchem die Beobachtungen glich anzustellen sind. Hölzerne Gebäude sollen zu dem Ende genügen und die Kosten der Einrichtung (1500 Rbthlr.) sind vom König bewilligt worden. Auch sollen die erforderlichen Instrumente an- gescha}st und ein Observator dabei angestellt werden. Das neue Observatorium wird nach wie vor unter der hiesigen polytech- nischen Anstalt stehen, und diese wird die dort gemachten Beobachtungen der Gesellschaft der Wissenschaften mittheilen. Die Ober-Aufsicht über jene Anstalt wird der Physiker und Etatsxath Oersted führen, welcher, als Gaus in Göttingen zuerst die Ent- deckéung gemacht, daß man mit der Magnetnadel Beobachtungen

« anstellen kônne, die eben so genau wären, als die astronomischen, und zu dem Ende in Göttingen cin Observatorium eingerichtet hatte, vom verstorbenen Könige schon im Jahre 1834 dahin ge- sandt wurde, um sich damít bekannt zu machen, und nach seiner Zurückkunft die hiesige provisorische Einrichtung veranlaßte.

Die hiesige Hochschule hat ein Reskript erhalten, wonach der Major Olsen und Capitain Baggesen wegen (hrer Anstellung im Generalstabe von der Hochschule abgehen sollen, und Vorschläge einzureichen sind zur Besetzung der vakant gewordenen Lehrerstellen.

Jn Kijöbenhavnsposten liest man: „Unter den auë der

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chen, die gerade im gegenwärtigen Augenblicke ihrer definitiven Ent entgegengehen, gehört eine, welche nicht unwesentlich die Journalistik interessirt : Die Petition der Ständeversammlung für die Inseln in Veranlassung des Tuteinschen Vorschlages we- gen Postversendung der Zeitungen und Journale.’ Die Redac- tion bemerkt dabei für die auswärtigen Abonnenten: daß „das Postwesen den Einkaufspreis (ihres Blattes) mit 5 Rbthlr. 33 Sh. oder mit ungefähr 76 pCt. erhöhe“ und „daß sie dafür die Erlaubniß habe, ihr Blatt, ein Tageblatt, einmal wdchentlich mit der Frachtpost zu versenden. : : Am 3. Februar soll das Theater wieder erdffnet werden und zwar mit einem neuen Stücke von Andersen, welches der „Mu- ne’ betitelt ist. A És is von Sr. Majestät eine Kommission zur Ausarbeitung eines Kriminal- Gesebbuches für die Herzogthämer Schleswig und Holstein E worden; dieselbe besteht aus dem Prä- f] sidenten des Ober - ppellations-Gerichts, Konferenz-Rath Hdpp, dem Kanzslei-Deputirten, Etats-Rath Rathgen, dem Etats-Rath Professor Fal und den Ober-Gerichts-Räthen von Schirach in Glückstadt und Fontenay in Schleswig-

Grei.

Preßburg, 14. Jan. (Deutsche Bl.) Die gestrige sehsstúndige Sibung der Magnatentafel war cine der merfkwür- digsten des ganzen Reichstages ; denn obgleich die Tafel hinsicht- lih des Véfanleiten Gegenstandes der Redefreiheit im Wesentli- chen bei ihrer früheren Änsicht verhaxrte und die Ständetafel zu einer Ummodelung des Gegenstandes in eine annehmbare, mit den Grundsäßen der Verfassung mehr vereinbare Form aufzuru- fen beschloß, jo waren doch die beiderseits gehaltenen Reden von E Gehalt. Jene des Grafen Aurel Dessewssy und Stephan Szechenyi drangen dem Zuhörer, welcher politischen Meinung er auch immer huldigen mochte, Bewunderung ab. Vorzüglich waren neben diesen noch die Vorträge des Grafen Joseph Palffy, der Ober-Gespane Anton Majthenyi und Grafen Leopold Nadasdy, der Grafen Georg Apponyi, Kasimir und Ludwig Bathyanyi, Karl Andrasy, Alexander Erdödy, des Frei- herrn von Jossika und des Reichs-Oberrichters. Es mangelten aber dieser Sibung auch nicht persönliche Kämpfe mancherlei Art, die, obgleich stets in den Schranken des Anstandes gehal-

ten, doch mitunter einen so animosen Charakter annahmen, daß , der Erzherzog-Palatin sehr oft abmahnend und mitunter gera- dezu tadelnd einschreiten zu müssen glaubte. Auch das Audito- rium fiel hierbei dergestallt aus seiner passiven Rolle, daß es sich wiederholte ernstliche Verweise zuzog. Hier nur einige Vorfálle dieser merkwürdigen Kundgebung parlamentarischen Streites. Die Veranlassung dazu gab eine Aeußerung des Grafen Georg

Xpponyi, der kurz nah der mit Enthusiasmus aufgenommenen Rede des Grafen Szechenyi die Unabhängigkeit der obern Ta- fel mit der Abhängigkeit gewisser glänzenden Volksredner in Gegensalz brachte. Dieses bezog Graf Szechenyi auf sih und nahm zum zweiten Male das Wort. Er sprach vorerst seine Ansicht über den vorliegenden Gegenstand aus und griff dann - plôblich- seinen Gegner an. „Ein früherer ausgezeichneter Redner““, äußerte er, „hat, zwar verblümt, doch immer verständlich genug, eine Anspielung auf die Abhängigkeit von der Pepulgrität gemacht, die ih unter den obwaltenden Umständen auf mich beziehen mußte. Jch vermeide so viel als möglich ähnliche Erdrterungen, weil sie leicht zu Persdnlichkeiten führen, dessenungeachtet sehe ich mich gedrungen, dem sehr verehrten Grafen ohne alle persdnliche Beleidigung meine Ansicht hierüber ganz kurz zu erdf\nen. Jn einer ziemlich langen populairen Laufbahn bin ich mehr als ein Mal der allgemeinen Meinung kühn entgegengetreten und habe mich nie als einen Schmeichler meiner Nation gezeiat. Ich wünsche nur, daß der edle Graf, dessen vorzügliche Eigenschaften ihm eine sehr glänzende Zukunft verheißen, einst, wenn er den Stufen des Thrones nahe steht, mit eben so viel Muth und Beharrlichkeit der Willkür Einzelner entgegentreten mdge, als ich auf reiner publizisti chen Laufbahn der Bolksmeinung begegnet bin. Hochldbliche Magnaten! Wir sind sämmtlich Söhne dessel- ben Vaterlandes, gleich treue Unterthanen desselben Königs, ha- ben daher Alle nur Ein gemeinsames Ziel: das allgemeine Wohl. Wenn aber Jeder, der im Alter etwas vorgerückt ist und ein bedeutendes Vermögen besißt, bei allen jcinen Handlungen stets nur eines Jagens nah Popularität beschuldigt wird, wäh- rend bei den Handlungen jüngerer, wenig begüterter Männer âberail nur die Sucht nach Aemtern und Auszeichnungen als Triebfeder angenommen wird ich will hierdurch den sehr ver- ehrten Grafen auch nicht im geringsten beleidigen -—— dann fônnte auch der glühendste patriotische Eifer leicht abgekühlt wer- den. Seyen wir nachsichtig gegen menschliche Schwächen, de- nen Jeder von uns mehr oder weniger huldigt. Einem gefällt . ein wenig Popularität, dem Andern ist ein kleiner Glanz nicht

zuwider. ‘“/ Diesem Schlusse des Redners folgte so lauter und anhaltender Beifall, daß der Palatin den Zuhdrern Stillschwei- gen gebieten mußte. Graf Apponyi entgegnete , daß er in seiner gerügten Aeußerung Niemanden gemeint habe, wogegen Graf Szechenyi seinen Angriff gerade auf ihn gerichtet. Sollte in seiner / Rede irgend ein Dorn *) oder Stachel gefunden worden seyn, so fáme er vermuthlih aus jenem Körper, der sich nun durch ibn verleßt fühle. Die Lobsprüche und Prophezeiungen des geis- reichen Grafen verdiene er durchaus nicht, könne sie daher nicht annehinen ; bitte aber dagegen, seine ofene Erklärung zu geneh- migen, daß, gleichwie Graf Szechenyi jede Zumuthung eines Jagens nach Popularität zurückweise, er ebenso dem Redner zu versichern gestatte, daß er bei seinen Handlungen und Aeußerun- gen niemals durch Nebenabsichten, sondern nur durch reine Ueber- zeugung geleitet werde. Kurz darauf richtete Baron Jossika, nach- dem er über den fraglichen Gegenstand seine Ansicht geäußert, seine Rede an den Grafen Szechenyi, nahm den Grafen Apponyi inSchuk und ersuchte Ersteren, sich bei Stellen, die nicht gerade gegen ihn gerichtet sind, die er aber auf sich zu beziehen für gut findet, ähn- licher Angrifse zu enthalten. Der TEMERES e Palatin nahm hier- aus Anlaß, seine Ermahnungen im Allgemeinen zu wiederholen, gegen den Baron Jossika aber tadelnd dahin sich zu äußern, daß die Rüge Ener Aeußerungen uur dem Präsidium, nie den übrigen Mitgliedern der Tafel zustehe; diese Pflicht werde stets in ihrem vollen Umfange geübt werden. Nach dem, was Graf Apponyi mit aller Mäßigung dem Grafen Szechenyi erwiederte, sey es ne überflüssig gewesen, daß Baron Jossika eine ihm fremde Sache zu der seinigen machte. (Rauschender Beifall.) Graf Szechenyi, der sich gleich bei den ersten an ihn gerichteten Worten erhoben hatte, sprach hierauf: „Als ih im Jahr 1825 zum erstenmale vor diejer erlauchten Versammlung zu sprechen wagte und mir dabei vor Allem Bescheidenheit zum Gesebe machte, hätte ih nicht vermuthet, daß ich nach einer längeren parlamentarischen Laufbahn die Rüge eines ganz neuen Mitglie-

—.

®°) Anspielung auf eine der Lieblings - Allegorieen des Grafen

Zeit des vorigen Königs -noch unabgemacht liegenden Ständesa-

Szechenyi.

des wúrde hinnehmen müssen. Jch erkläre demnach, daß, so sehr ih auch den Mahnnngen des weisen Präsidiums Folge zu leisten stets bereit bin, ich mi denno durch keins der übrigen Glie- der dieser hohen Tafel, am wenigsten durch ein neues, hofmeistern lasse.’ (Rauschender Beifall.)

Die Agramer Zeitung schreibt aus Siebenbürgen „Es hat im Laufe des verflossenen Sommers auch unter der Wallachischen Bevölkerung des Altlandes eine gleiche Aufregung wie in anderen Gegenden stattgefunden ; denn auch da wurde fa in allen Ortschaften dem armen Volke verkündigt, es sey ein Stein vom Himmel gefallen, der sih endlich dur das anha!- tende Gebet mehrerer Geistlichen erschlossen und ein göttliches Sendschreiben des Fnhalts in sich verwahrt habe: ¡7 10Wofert die súndige Menschheit von ihrem lasterhaften Wandel nicht a®- ließe, werde Feuer vom Himmel fallen und Alles auf Erden ver zehren; sollte sich indessen bei dem nahe bevorstehenden Gerichte unter Allen auch nur eín Gerechter vorfinden, so wolle Gott un! dieses Einen Gerechten willen allen Uebrigen Gnade und Verge bung angedeihen lassen.‘/‘/ Als Beweis höherer Bildung und eines hellern Sinnes darf hierbei nicht verschwiegen werden, dap der Geistliche eines volkreichen Dorfes dieses vermeintlih gôtt- liche Sendfchreiben, welches auch ihm zur Publication zugeschikc worden war, mit der Erklärung zurücfksandte, er habe die heilige Schrift, aus welcher allein er den seiner Leitung Anvertrauten vorzulesen sich berufen fühle.“

Lal el

_ Rom, 19. Jan, (L &- Z.) General von Lepel, Adjutant Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen, is zur ardßten Betrúbniß aller in Rom lebenden Preußen gestern Mit- tag an den Folgen eines Schlagflusses mit Tode abgegangen. Der Herzog von Bordeaux ist, nah Französischen Blättern, am 15. Januar in Neapel eingetroffen und wohnt im kleinen Palais von Chiatamone. Am Geburtstage des Königs, den 18. Januar , sollte er mit Don Sebastian von Spanien einem großen Hoffeste beiwohnen. Prinz Heinrich der Niederlande war nach Sicilien abgesegelt, um bei Syrakus dem Admiral Ruyter ein Denkmal zu errichten.

Rom, 14. Jan. (A. Z.) Der Abbé Genoude, Redacteur der Gazette de France, is scit einigen Tagen von hier nach Pa- ris zurägefehrt. Nach der Abreise des Herzogs von Bordeaux hatte er beim Papste eine Audienz, in welcher er diesem seinen Plan wegen Anerkennung der bekannten Congregation de l’Ora- toire, sas ganz gleih der Regel des heiligen Filippo Neri , vor- legte. Dieser Orden, welcher sih schon seit Jahren in Frankreich gebildet hat und in welchem sich Männer, wie der Kardinai Parre de Berulle, die Geistlichen Condren, Malebranche, Lejeune, Massillon und mehrere Andere auszeichneten, entbehrte, wie. ver- schiedene dort bestehende Orden, bis jeßt der Sanction des hei- ligen Stuhls: Wie wir hdren, soll der Papst sich sehr geneigt gezeigt haben, darein zu willigen, und jet ist das Ganze der Congrega- tion der Ordensregel zur Prüfung vorgelegt. Stimmt, diese für Annahme, so is die Bestätigung des Papstes durch eine Bulle zu gewärtigen.

Das von Deutschen Gelehrten begründete und geleitete archäologische Institut hat einen Aufruf an die hier befindlichen Fremden erlassen, um der in Dürftigkeit versebten Familie des verstorbenen Jtaliänischen Künstlers Nibby dur Seldbeiträge

u helfen. Bereits is eine ganz ansehnliche Summe zu diesem Zweck zusammen gebracht.

Die kleine Spannung, welche durch die Anwesenheit des Herzogs von Bordeaux zwischen einzelnen Diplomaten hervor- gerufen wurde, scheint, obgleich die Ursache nicht mehr vorhanden ist, noch fortzudauern. Jun der gestrigen großen Scirée beim Russischen Gesandten war der Französische Botschafter nicht zu- gegen, was allgemein besprochen wurde.

Gestern wurde die Leiche des verstorbenen Preußischen Ge- nerals von Lepel mit den seinem Range zukommenden militair chen Ehren auf dem protestantischen Kirchhof beigeseßt. Fast sämmtliche auswärtige Diplomaten, so wie viele Fremde und Einheimische, zollten dem Dahingeschiedenen ihre Achtung, indem sie in iben Equipagen dem Leichenzug folgten, dem ein Baraillon Grenadiere mit Trauermusik und eine Abtheilung Dra- goner voranschritt. Bei der Einsenkung des Sarges in die Gruft feuerte das Päpstliche Militair eine wiederholte Ehrensalve.

Serke

Konstantinopel, 31. Dez. (Journ. deSmyrne.) Ueber die Türkisch - Aegoptische Frage is noch nichts entschieden und man erwartet mit Ungeduld das Resultat der neuern Unterhand- lungen, die von den Máchten auf Grundlage der von dem Wis ner Hofe gemachten Vorschläge angeknüpft worden "ind. Man hofft, dieser neue Beweis der Einigkeit der Hauptmächte Euro- pa’'s werde die Hartnäckigkeit Mehmed Ali's endlich beugen und ihn zu der Ueberzeugung bringen, daß er nichts dadurch gewinnt, wenn er die Langmuth der Souveraine noch länger mißbraucht. Die fünf Mächte ihrerseits dürften es bald bereuen, gegen einen Mann so nachgiebig gewesen zu seyn, der es sih zur Aufgabe gestellt zu haben scheint, sich der Rücksichten, die man gegen ihre zu beobachten {wach genug gewesen ist, unwürdig zu zeigen.

Die neue Reise des Herrn von Brunnow nach London hat hier lebhafte Sensation hervorgebracht.

Die Minister der Pforte beschäftigen sich fortwährend mik dem größten Cifer mit Abfassung derjenigen Gesebe und Ver- ordnungen, welche die Ausführung des Hattischerifs vom 3. No- vember sichern sollen. Am vorigen Sonnabend fand zu diesem Zrvecke eine Minister - Versammlung statt, die den ganzen Nach- mittag währte.

r Fürst Michael von Serbien gab_am 23. Dezember, an welchem Tage er die Bestätigung seiner Würde vom Sultan er- halten hatte, einen glänzenden Ball, zu dem die hier anwesenden vornehmen Serbier und eine große Anzahl anderer angesehener Personen eingeladen waren. Der junge Fürst wird fortwährend mit großer Aufmerksamkeit von der Pforte und den höchsten dire behandelt. Am vorigen Freitage speiste er bei Reschid

ascha. S e Am 24. Dezember überreichte der Dänische Minister- Res dent dem Sultan sein neues Beglaubigungs-Schreiben, das thn in seinem Posten bestätige. Er wurde von dem Sultan sehr huldvoll empfangen. Am 30ften zeigte derselbe Minister der Pforte das Ableben des Königs Friedrich V1. und die Thron besteigung des Königs Christian V1. von Dänemark an.

Der Griechische außerordentliche Gesandte, Herr Zographos, hat bereits die Unterhandlungen wegen eines mit der Pforte ab- zuschließenden Handels: Traktats eröffnet. .

Der Sultan hat befohlen, daß in Zukunft alle Streitigkei ten úber Religionssachen zwischen den drei christlichen Sekten,

die in Konstantinopel wohnen, von den Patriarchen entschieden-