1840 / 146 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

j 1 r diese Bill verwandle, was genehmigt wurde. Nach rom gg meer Unterredung über den Zustand von Jrland, die zu keinem Resultate führte, trug der Erzbischof Ton Dublin auf die Abschaffung der Deportation an und brachte dieselben Gründe vor, wie Sir W. Molesworth“ neulich im Unterhause. Aber auch diejer Motion stellte der Minister des Innern, Lord Normanby, den Antrag auf die vorläufige Frage

n, indem er seine Opposition auf gleiche Weise, wie Lord

ntgeac B I Russell im Unterhause, motivirte, worauf denn der Erz-

Fgof seinen Antrag ohne Abstimmung {urücknahm.

Unterhaus. Sibßung vom 18 Mai. Sir W. So- merville, der dem Antrage Lord Stanley's, daß das Haus in den Ausschuß über seine grindilde Registrirungs-Bill übergehen solle, das auf gänzliche Verwerfung dieser Maßregel gerichtete Amendement entgegenstellte, ließ sich im Wesentlichen folgender- maßen vernehmen :

„In England beläuft sich die ländliche Bevölkerung auf 8,500,000 Seelen und die Wählerschaft auf 344,000; in Jrland ist die Zahl der ersteren über 7 Millionen und die der legteren niht 60,000. Jn der Jrländischen Grafschaft Meath belief sich die Bevölkerungszahl im Sahre 1824 auf 159,000, im Jabre 1831 auf 176,000, also auf 17,000 mehr. Angenommen, daß die Bevölkerung dort in demselben Verhält- niß-gestiegen, so würde fie jeßt aus etwa 190,000 Seelen bestehen. Bei der Registrirung, welche nach der Annahme der Reform-Bill statt- fand, betrug die Zabl der Wähler dort 1534, aber die Zahl der jeszt zu registrirenden 2Wäbler wird sich nur auf 1350 belaufen, was ils eine Abnahme der Wäbler-Zahl bei Zunahme der Bevölkerung zeigt. Die Wähblerschaft von Meath besteht aus 712 Funfzigpfund- und Zwan- zigpfund-Wähblern und aus §40 Zehupfund-Wähiern. Kann man da wohl bebaupten, daß das Eigenthum durch die Zahl ausgestochen werde ê Die Graffchaft Dublin hat 4165 Wähler: davon sind 3745 Fuunfzig: pfund- und Zwanzigpfund-Freisafsfen und nur 1420 Zehupfund-Wähler. Was nun die Art und Weise betrifft, wie die Reichen und Armén von dieser Bill würden berührt werden, so hat der edle Lord zwar Gegen- secitigkeit der Kosten aufgestellt, aber er uröge bedenken, welchen Unter: schied solche Kosten für den Armen und für den Reichen machen. Die 5 Pfd., welche der Arme zahlt, bilden vielleicht sein ganzes Ver- mögen, und er wird dadurch ruinirt; aber was i das für den Reichen, da die Summe für sie wahrscheinlih aus der Kasse des konservativen “Klubs entnommen wird? Es wundert mich, wie die ehrenwerthen Herren, die in, Jrland wohnen und das Land fennen, für eine elche Vill zu stimmen im Stande sind, Diese Unterstüßung der Bill ist mir völlig unbegreiflich. (Lauter Bei fall.) Jch gebe zu, daß es der Lill des edlen Lords am Ende gelin- gen mag, das Wahlrecht zu vernichten, jedo nicht eber, als bis sie einen Geist des Unwillens und der Erbitterung erzeugt und Gutsbe- siger und Pächter noch mehr von einander entferut haben wird, als fie es leider jeßt schon sind; nicht eher, als bis sie ein Gefübl der Rache hervorgerufen haben wird, dessen Folgen Niemand vorbersehen kaun, und dessen gänzliches Erlöschen auch die jüngsten Mitglieder des Hau- ses nicht erleben werden. Wird eine solche Bill angenommen, so wird es feinen Zehnpfund-Wähler in Jrland geben, der nicht vor die Assisen gestellt werden würde; wenigstens wird dies geschehen, so lange es noch einen Zehnpfund-Wähler auf der Liste gäbe. Dies würde jedoch nicht viele Fabre dauern, wenn man die Bill annimmt.“

Herr J. Grattan unterstüßte das Amendement. Die Bill, meinte er, sey offenbar gegen die Katholiken abgefaßt und würde bald die ganze Wählerschaft der unteren Klassen um ihr Wahl- recht. bringen. „Ein Feuerbrand wie dieser“/, sagte er, hätte nicht von einem Manne von so edlem Charakter, wie der edle Lord, hingeworfen werden sollen; er hätte es dem ehrenwerthen Mit- gliede für Belfast überlassen sollen, eine solche Maßregel einzubrin- gen.“ Herr Lefroy bemerkte dagegen, daß, wenn diese Bill nicht ein Mittel darbôte , die Registrirung zu revidiren, so gebe es fein anderes, außer durch einen Wahl-Auss{huß des Linda: ses; aber die Wahl-Comité's weigerten sich beständig, die Wähler- Listen zu revidiren. Der Redner citirte sodann die Ansichten, welche von den jeßigen Gegnern der Bill früher zu Gunsten der Hauptbestimmungen derselben ausgesprochen worden, namentlich von Seiten O'Connell’'s und des General-Prokurators.

„Mau hat gesagt“, fuhr er fort, „das Wahlrecht müsse erst ge- nauer bestimmt werden. Die Richter in Jrlaud haben es aber bereits destimmt. Es ist daher in dieser Beziehung kein Gesey nöthig, aber wein dies wäre, warum bringt man zu diesem Zwee nicht eine Klau- sel in den Ausschuß? Man fagt, die Jrländische Wählerschaft müsse vermehrt werden, aber wenn dies nöthig ist, so möge es auf redliche und nicht auf eine betrügerische Weise geschehen. Was die Petitionen ge: gen die Bill betrifft, so sind sie von feinem Gewichte, und wenn ganze Wagen voll eingefandt würden, sobald man bedenkt, durch welche Täu- schung dieselben entstanden sind. Herr O’Connell sagte nämlich dem Jrländischen Volke, daß die Bill den Zweck habe, das Wahlrecht der Zrländer zu vernichten und auf die Gutsbesiger zu übertragen.“

Lord John Russell, der aufs energischste für das Amen- dement sprach, schilderte die Stanleysche Bill. als den furchtbar- sten Versuch, der jemals gemacht worden, die Reform-Bill umzu- soßen, indem sie nicht, wie frühere Motionen in Bezug auf die Wähler-Registrirung, die Tendenz habe, im Geist jener Akte das Wahlrecht auszudehnen, sondern durch Beschränkung desselben einen Rückschritt zu machen und diejenigen, welhe nah dem Wahlrecht strebten, als Feinde des Staats zu behandeln.

„Es fannu mir feinen Trost gewähren“, führ der Minister fort, „Zu finden, daß der Angriff nur gegen Einen Theil des Vereinigten Koönigreichs gerichtet ist, denn in allen Theilen sehe ih Uebel, die gleiche Beachtung erheischen, die jährlichen Registrirungs-Plackereien in Eng- land, die fingirten Dualificationen in Schottland, Einschüchterung und Bestechung in allen drei Königreichen. Aber auf feines dieser Uebel haben die ehrenwerthen Herren gegenüber ihr Augenmerk gerichtet ; uein, sie wenden sich nur ‘gegen den einen Fall, wo es ihren Partei-

wecken entspricht. Oder will man etwa das System dieser Bill auch in England einführen? Will man dies nicht, so behandelt man Jrland unbillig und ungerecht ; will man es aber, so werde i das Englische Volk gegen eine so muonströseVeränderung warnen. Jch widersege mich der absolu- ten Gewalt, welche die Bill den Richtern verleihen will, indem sie dieselben uicht nur über das Dee. sondern auch über das Unterhaus stellt. Jch mißbillige eine solche Verleihung der Gewalt, weil die Richter die- selbe ets in beschränftem Sinue ausgeübt haben. Was nun die jähr- liche Revision betrifft, so wird sie in England durch Associationen nach einem sehr fostspieligen Svstem vorgenommen. Wie faun Jrland, ein so armes Land, diese Kosten tragen? Die Bill {lägt ver, daß die Magistrats - Personen die zu revidirenden Orte bestimmen sollen. Es ift wenig wahrscheinlich, daß die Magistrats - Personen Freunde der Wahl - Freiheit sind ; sie würden lieber das Volk alle mbzliche Unbe- quemlichfeiten erdulden lassen, und das Resultat würde seyn daß der arme Wähler, der, wie es heißt, die gegenwärtige Bill jeut icht versteht, dieselbe bald L Ge E, E nid) f diefe Ad nur zu gut verstehen und den Pladce- reien, díe auf ibn einstürmen müßten, erliegen würde. Man das viel von dem Einflusse des Mitgliedes für Dublin gesprochen, aber dasselbe besist hauptsächlich nur deshalb Einfluß auf die Jrländer, weil fte glauben, daß er der Freund des Jrländischen Volfs 4st. Die Eman- epatiou der Katholifen wurde nicht Pitt, For, Burke, Canning, Plun- ett, sondern Herrn O'Connell bewilligt. Wollen Sie seinem Einflusse ra gegenarbeite, so müssen Sie das Jrländische Volk uicht dur Maß- D e díe vorliegenden anfreizen und mit der Ruhe zufrieden sevn, Bill vi )errschen wird, wenn Siees nicht verhindern, Aber man nehme eine i E an, man verbiete dém Volke, katholische Mitglieder zu wählen, Ania Au eige und erniedrige die Priesfer und man wird mehr für die ee! Zur Aufhebung dir Union gethan haben, als das gelehrte Ned für Dublin jemals zu thun im Stande sevn wird. Der Zriandische General - Fisfal wird übrigens eine Jrländische Regisiri:

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rungs-Vill einbringen, die sich auf dieselben Prinzipien gründen soll, wie die, welche ih vor wenigen Tagen für England eingebracht habe, und die eine genaue Definition des Wahlrechts enthalten wird.“

Nachdem Lord Stanley in einer Replik jedweden Prctes Zweck von sich abgelehnt und die Nothwendigkeit seiner Maßre- gel vertheidigt hatte, wurde die Debatte in der erwähnten Weise zum nächsten Abend vertagt.

Ac ERs Si6ung vom 19. Mai. Auf etne Frage des Herrn Creßwell erwiederte Lord Palmerston, daß er in den lebten Tagen von Herrn Mandeville, Britischem Gesandten in Buenos- Ayres, Depeschen erhalten habe, aus denen hervorgehe, daß zwischen Herrn Mandeville und den Repräsentanten der Frazelilthen Regierung Unterhandlungen zur Ausgleichung der ifferenzen erdffnet worden seyen. Zwischen Montevideo und Buenos- Ayres sey ein Krieg ausgebrochen, und die Fran- osen nähmen Theil an den Feindseligkeiten. Er halte es nicht für nôthig, sih weiter hierüber auszulassen, und wolle nur noch bemerken, daß Französische Kriegsschiffe den Fluß hinaufgesegelt und [mit einer Batterie in Kampf gerathen jeyen. Mit einem Worte, es hätten außer der Blokade noch andere Feindseligkeiten stattgefunden. Auf eine andere Frage von Lord Sandon antwortete derselbe Minister, daß die Kron - Juristen, welche er in Bezug auf gewisse von Britischen Kaufleuten in Bilbao mit Gewalt erhobenen Zölle zu Rathe gezogen habe, seine Meinung von der Ungeseßblichkeit jener Abgabe be- stätigt hätten, und in diesem Sinne seyen seine Mittheilungen an die Spanische Regierung abgefaßt worden. Die Behörden würden indeß berechtigt seyn, jene Abgabe fort zu erheben, bis das Resultat der Unterhandlungen sie daran verhindere, unter der Bedingung jedo, daß, wenn das Ergebniß derjelben gegen sie ausfalle, sie die erhobenen Zölle zurückzuzahlen hätten. Jn seiner leßten Mittheilung“ an die Spanische Regierung habe er die Gründe auseinandergeseßt, weshalb er glaube, daß diese Zölle nicht erhoben werden dürften, allein noch keine Antwort darauf erhalten. Es wurde sodann ‘eine Bill eingebracht, welche auf die in dem Ausschuß über die Mittel und Wege am vorigen Freitag gefaßten Beschlüsse gegründet war, die Diskussion jedoch noch ausgesetzt und hierauf die vertagte Debatte über Lord Stanley's Bill wieder aufgenommen. Herr D. Browne erdffnete dieselbe und sprach gegen die Maßregel, hauptsächlich wieder aus dem Grunde, weil sle die Zahl der Wähler in Jrland bedeutend vermindern würde. Herr Young entgegnete, die Bill werde Niemanden das Wahl recht nehmen, der es rechtmäßig besiße. Herr V. Stuart gab zu, daß Uebeln abzuhelfen sey, aber dazu schien ihm diese Bill nicht geeignet, da sie nur der öffentlichen Meinung ihre Kanäle, durch die sie sich Luft machen könne, verstopfen und das Jrlän dische Volk zu politischen Associationen und allerlei gefähklichen Bewegungen treiben würde. Herr Roche sagte, es kämen bei den Jrländischen Wahlen viel weniger Bestehungen und andere Umtriebe vor, als bei den Englischen. Sir G. Sinclair räumte ein, daß die Zurückweisung eines rechtmäßigen Wählers ein Un- recht wäre, aber eben so sehr sey auch die Zulassung einer er- schlichenen Stimme ein Unrecht gegen die ganze Wählerschaft. Es handle sich hier nicht um eine bloß Jrländische, sondern um eine Britische Frage. Der ganze Zweck der Gegner sey, das Unterhaus zu beherrschen und eine schlechte Verwaltung ins End- lose zu verlängern. O'Connell habe ein politisches Papstthum begrün- det und halte einen Theil der Jrländischen Repräsentanten in völliger Sklaverei; die Minister selbst stünden in derselben Knechtschaft, und Lord John Russell habe sich in dieser Debatte zu O’'Con- nell’s Trompeter gemacht. Lord Charles Russell wiedersekte sich der Bill, von dem Wunsch getrieben, wie er sagte, den Grundsäben des großen Mannes zu folgen, dessen Namen ek trage. Herr He Grattan zog sehr heftig gegen die Urheber der Maßregel sos, die er der ärgsten Bosheit und Betrügerei beschuldigte. Die Annahme dieser Bill, sagte er, werde die Chan- cen für die Auflösung der Union nur vermehren. Lord Powers- court, der die Bill unterstüßte, führte eine Menge Fälle von Wahlrechts-Fingirungen bei der leßten allgemeinen Wahl an, die sich in der einzigen Grafschaft Wicklow auf nicht ‘weniger als 46 belaufen hätten. Herr C. Wood, ehemaliger Admiralitäts- Secretair im Melbourneschen Ministerium, sprach sein Bedauern darüber aus, daß er (wie das Gerücht von ihm und Lord Ho- wick schon vorher verbreitet hatte) gegen die Ansichten derjenigen, mit denen er gewöhnlich zu stimmen gepflegt, sich in diescin Fall für das Uebergehen in den Ausschuß über die Bill erklären müsse. „Ich würde nicht für die definitive Annahme der Vill in ihrer gegenwärtigen Form stimmen“, sagte der Redner, „noch irgend eine Maßregel gut heißen, die auf irgend eine Weise dem geseulichen Wahl- recht Sehwierigkeiten in den Weg legt, aber ih sehe ein, daß große Uebel abzustelleu sind, für die es feine andere Abhülfe giebt, als dieje Vill, wenn sie im Ausschuß angemessen modifizirt wird. Die Aus lassung einer geseßlichen Definirung des Wahlrechts selbst ist kein hin- reichender Einwurf, obgleich ih das Wahlrecht anders festgestellt zu sehen wünsche, als die Jrländischen Richter dies gethan haben. Die Aehnlichkeit der vorliegenden Vill mit früheren über denselben Gegen- stand, die von der Regierung genehmigt wurden, entkräftet nach mei- ner Ausicht die Beschuldigung, daß die gegenwärtige Maßregcl die Frei- heiten Jrlands zu vernichten bestimmt sev. Die gegen die Details der Bill erhobenen Einwürfe sind von der Art, daß dieselben im Aus {uß si leicht beseitigen lassen. Jh habe allerdings gegen die zweite Lesung gestimmt, aber ih hatte damals nicht Gelegenheit, den Gegen- stand reiflich in Erwägung zu ziehen, und da die zweite Lesung siatt gefunden hat, so kann ih jeut nicht dafr stimmen, daß die Entschei- dung des Hauses umgestoßen werde.“ l Herr John O'Connell forderte jedes Mitglied auf, mit sih zu Rathe zu gehen, wie es wohl mit dieser Bill verfahren würde, wenn fe fine eigenen Konstituenten treffen sollte. Wo man Freiheiten zu bewilligen habe, wie bei den Munizipal-Ver- fassungen, da fange man mit England und Schottland an, und Jrland erlange nichts, aber wo es Freiheiten zu rauben gelte, da müsse Jrland zuvörderst herhalten. Er erinnerte Lord Stan- ley daran, daß, als dieser im Jahre 1830 Secretair für Jrland geworden, der Repeal-Ruf sehr unbedeutend gewesen, daß dieser Ruf aber gegen das Ende seiner Verwaltung in furcht- barem Maße gestiegen sey. Schließlich beschuldigte er die prote- stantischen Gutsbesiker in Irland, daß sie ebenfalls Wahlrechts- Qualificationen zu fingiren bemüht seyen. Nachdem „Hierauf QherE Conolly diese Gutsbesißer vertheidigt und der Zrländi- he General-Fiskal, Herr Pigot, noh mehreré Rechtsbedenken über die Details der Bill beigebracht hatte, erhob sich Lord Ho- wick und gab eine ähnliche Erklärung: ab, wie Herr C. Wood. „„Bei der zweiten Lesung“, sagte er, „stimmte ich gegen die Vill, um mein Vertrauen zu dem Ministerium auszudrücken, obgleich ich schon damals eigentlich der Meinung war, daß man dic Bill sollte in den Ausschuß gelangen lassen, und däß der Widerstand der Minister höchst unpelitish sev. Jeßt aber, nachdem die zweite Lesung einmal enehmigt ist, fann ich nicht zur Umstoßung dieses Votums mitwirk:n. Fch baue uicht sebr auf die Anzeige, daß das Ministerium selbsi eine solche Bill einbringen wolle, eine Anzeige, die etwas spät gemacht wor- den ist, und die überhaupt bei der vorgerücftten Sessionszeit und bei der . zwischen beiden Parlamentshäusern obwaltenden Stim-

mung wenig Hoffnung giebt. Ja, man sagt selbst jeyt nicht cinmal, daß eine elche Bill wirklich \{chon vorhanden sey. Was die Klage über beständig zu erneuernde Revisionen anbetrifft, so würde sie durch das einfahe Amendement zu beseitigen sevn, daß eín- mal festgestelltes und einregistrirtes Stimmrecht nicht mehr in rage gestellt werden fönne, außer um solcher Umstände willen, die erst seit der Registrirung desselben eingetreten. Eben so könnte man andere Einwendungen durch Amendements beseitigen. Man hat gesagt, aber ih fann dies nicht als im Ernst gesagt annehmen, daß das Haus arge Mißbräuche deshalb bestehen lassen sollte, weil ihre redliche Abstellung die Zabl der Jrländischen Wähler vermindern würde! Jch will Alles thun, was in meinen Kräften steht, um auf rechtlihem Wege eine solche Verminderung zu hindern ; aber ih werde darum nicht für Auf- rechterhaltung unrechtmäßiger Wahlrechts-Dualificationen stimmen.“ Als darauf noch Herr Gisborne und der General-Fis- kal gegen die Maßregel gesprochen hatten, sollte zur Abstimmung geschrikten werden; da beantragte aber Herr Hume auf O'Con- nell’s Antrieb, der noch sprechen wollte, abermals eine Verta- gung der Debatte, und obgleich dieser Antrag mit 431 gegen 127 verworfen wurde, so ward derselbe doch nochmals gestellt, wieder mit §75 gegen 91 Stimmen abgelehnt, aber zum drittenmal wiederholt, und Lord Stanley willigte am Ende in die Verta- gung unter dem Beding, daß die Fortsezung der Debatte am nächsten Abend wieder allem Anderen vorangehen sollte, und nicht ohne diese wiederholten Anträge als Versuche zu schildern, sich eine für die Gegenpartei günstige Abstimmungszeit zu erschleichen.

London, 2. Mai- JZhre Majestät die Königin ertheilte gestern den Lords Melbourne und J. Russell eine Audienz, dée sich, wie man vermuthet, auf die Folgen der bevorstehenden Ab- stimmung über die Stanleysche Regiskrirungs-Bill bezog.

Die Times bemerkt, daß die Urtheile über die vom Unter- hause angenommenen Vorschläge des Kanzlers der Schaßkammer verschieden lauteten, daß aber durch die Schnelligkeit der Auée- führung dieser Maßregeln vorzüglih die kaufmännische Welt in Verlegenheit geseßt worden sey. Am folgenden Morgen habe der Einnehmer die 5 pCt. Zusaß - Zoll eingefordert und dadurch be- deutende Verluste veranlaßt, indem Viele ihre Waaren schon in der Erwartung, nur die gewöhnlichen Gebühren dafür erlegen zu müssen, verkauft hätten und jeßt die entstehende Differenz tragen sollten. Diese Schnelligkeit sey ohne Präcedenz, da Zölle bisher nur in Folge einer Parlaments-Akte und nicht in Folge einer bloßen Nesolukion des Unterhauses erhoben worden seyen und immer am Quartals- oder am Halb - Quartals - Tage in Kraft getreten wären, so daß man sich auf die Veränderung gehörig hätte vorbereiten können. Auch heißt es, daß Petitionen im Werke seven, um beim Parlament auf Aussezung der Maßregel anzutragen, bis eine Akte passirt wäre.

Am lten ward in London die jährlihe Versammlung des Britischen und fremden Mäßigkeits- Vereins gehalten, wobei Graf Stanhope prásidirte. Aus dem vorgelegten Berichte ergäb sich, daß 56 Hülfsvereine gebildet und 100,000 Traktate vertheilt worden. Jn allen Theilen des Landes befinden sh Missionaire, und die Resultate ihrer Arbeiten sind sehr befriedigend. Die Zahl der sogenannten Theetotalisten wird im Vereinigten König- reiche zu 3!/, Millionen angenommen, wovon an 2 Millionen geborene Jrländer sind. :

Ein dem Unterhause vorgelegter Bericht hat ergeben, daß an Welle im Jahre 1839 in Großbritanien 57,395,944 Pfd., wo- von 57,379,923 Pfd. fremde und 16,021 Pfd. von der Jnsel Man, eingesührt worden sind. Die größte Quantität fremder Wolle wurde aus Deutschland eingeführt, nämlich 23,837,805 Pfd., aus Rußland wurden 7,966,954 Pfd. und aus Neu-Süd-Wales 6,621,291 Pfd. eingeführt. Dagegen wurden an Englischer Wolle 4,603,799 Pfd. und an Wollen-Garn, mit Einschluß der mit an- dern Materialien vermischten Wolle, 3,320,441 Pfd. ausgeführt. Der Werth der im Jahre 1839 ausgeführten Wollen- Fabrikate betrug 6,271,645 Pfd. St., wovon für 2,142,352 Pfd. St. nach den Vereinigten Staaten, sür §16,604 Pfd. St. nah Deutsch- land, für 530,687 Pfd. St. nach China und Ostindien und für 511,190 Pfd. St. nah Nord-Amerikanischen Kolonieen gingen.

Die Zufuhr von Weizen aus den Provinzen hat bedeutend abgenommen, und es war vorgestern viel Nachfrage zu einer Preiserhdhung von 1 Sh.; auch neuer Rostocker und Stettiner ging zu 1 Sh. höheren Preisen ab, auf alte Vorräthe dehnte sich jedoch diese Erhdhung nicht aus. Aus den Provinzen wird gemeldet, daß häufiger Regen Felder und Fluren erfrischt und günstig auf die Vegetation eingewirkt hat.

Die Tory-Blätter machen kein Hehl daraus, daß die Stan- leysche Registrirungs-Bill gegen O'Connell gerichtet sey. „Wir wundern uns nicht“, sagt der Standard, „Über die Wuth O’Connell's und seiner Schüßlinge gegen die Bill; was wird aus dem Ministerium werden, wenn O'Connell nicht länger un- gestraft sein Betrug-System fortseken kann?“ Der liberale Morníng Advertiser hingegen äußert sich über die zu erwar- tenden Wirkungen jener Bill folgendermaßen: „Wenn Jrland, wie es im Werke ist, seiner Freiheit wieder beraubt wird, so sind auch die liberalen Wahlkörper in Großbritanien aller Macht be- raubt, und das Parlament ist kein Reform - Parlament mehr. Nur die vereinten Liberalen von England, Schottland und Jr- land fonnten dem Einfluß und Golde der Tories widerstehen ; es ist darum eine große Thorheit, die Sranleysche Bill als eine rein Jrländische Frage anzusehen.

Lord Averdeen's Bill wegen Regulirung der Schottischen Kirchenpatronats - Verhältnisse ist von der General-Synode der Schottischen Kirche- als eine unbefugte Einmischung zurückgewie- sen worden. j a :

Der bekannte Jrländische Mäßigkeits-Prediger, Pater Mat- thew, soll von dem Bischof von Norwich und anderen Häuptern des Britischen und auswärtigen Mäßigkeits- Vereins eingeladen worden seyn, nah London zu kommen und Vorträge im Drury- lane- Theater zu halten, und es heißt, er wolle diesem Rufe fol- gen und hoffe unterweges besonders in Liverpool, Manchester und Birmingham Proselyten zu machen.

s Der Globe will wissen, daß die Direktoren der Bank von England jeßt von denjenigen, welche im Jahre 1837 die Bürg- schast für die mit Amerika handelireibenden Londoner Häuser we- gen Zurückzahlung der denselben von der Bank vorgeschossenen Summen übernahmen, die Rückzahlung des noch ausstehenden Restes forderten. Die ganze urspräglih vorgeschossene Summe betrug 1 Million Pfd. , wovon -etwa zwei Drittheile bereits zu- rückgezahlt worden sind.

H Der Marquis von Saldanha is in Begleitung des Obersten Barreiros und des Lieutenants Picaluga bereits von Portugal hier eingetroffen, um die Forderungen der Britischen Regierung zu berichtigen; die Summen zu diesem Zweck sollen durch Ver- pfändung der Zölle und TadaFa-Steuer aufgebracht worden und der Marschall zugleich beauftragt seyn, die so oft vergebens ver- langte Liquidirung der noch rúcständigen Forderungen von Offi zieren und Soldaten der Pedroistischen Befreiungs-Armee vorzu- nehmen, welche in jene Entschädigungsgelder nicht eingerechnet sind. Im Morning Herald wird über die Art und Weise,

wie es zu dieser Mission gekommen (vergl. den Art. Portugal im Do Blatte der Staats-Zeitung), Folgendes berichtet: „Die S von Deputirten und Senatoren, welche am Sten d. M. zu Lissabon stattfand, um Über die Britischen N t berathen, wollte sich nicht die Verantwortlich- eit für die Maßregeln der Regierung aufbürden lassen und er- klärte nur, die Regierung solle alle rechtmäßigen Forderungen liquidiren. Jndividuell indeß äußerten die Mitglieder der Ver- sammlung sich sehr feindselig gegen England und sprachen die Meinung aus, daß es der Britischen Regierung nur darum zu thun sey, Goa und Makao ju erwerben. Der Herzog von Pal- mella jedoch, obwohl er sich bis dahin für Widerstand bis zum Aeußersten erklärt hatte, sprach sich nun dahin aus, daß man, um allen schlimmen Folgen zu begegnen, die Forderungen, gegen welche überhaupt Einwendungen zu erheben, und diejenigen recht- mäßigen Forderungen, welche zu hoch angeseßt seyen, zwar be- zahlen solle, jedoch nur unter Protest. Auf diesen Vorschlag ging die Regierung ein und ordnete den Marschall Saldanha in Be- gleitung des Obersten Barreiros nah England ab, um nochmals mit Lord Palmerston über die Gültigkeit der angefochtenen An- sprüche zu konferiren. Er führt indeß zugleich Wechsel zum Be- laufe der ganzen geforderten Summe mit sich, die innerhalb 20 Monaten in drei Terminen bezahlt werden soll. Unter dieser auf 384,000 Pfd. St. sich belaufenden Entschädigungs -Summe befinden sich die Gehalts - Rückstände Lord Beresford's und des

erzogs von Wellington, als Marschälle von Portugal, mit re- spektive 40,000 Pfd. St. und 18,000 Pfo. St., die Kosten der im Jahre 1827 unter dem General Clinton nach Portugal ab- gesandten Expedition mit 309,000 Pfd. St. und die Entschädi gungs - Gelder für Sir John Milley Doyle, wegen seiner Ein- kerkerung durch Dom Miguel, und für den Pedroistischen Ge- neral Bacon, wegen seiner Vertreibung aus Portugal, mit respektive 7090 Pfd. St. und 1500 Pfd. St.“

Am 9Vten d. M. war der Vice-Admiral Noronha, bisheriger Gouverneur von Angola, wieder in Lissabon angekommen.

In Rio Grande hatten, nah Berichten aus Rio Janeiro vom 25. Márz, die Kaiserlichen Truppen ihren Feldzug unter günstigen Auspizien begonnen, und man erwartete, daß sie Vor- theile über die Rebellen erfechten würden. Zu Santa ane rina schienen die Angelegenheiten in einem unentschiedenen Zu- stande zu seyn, indem man die Rebellen noch immer als furcht- bar betrachtete. A :

Aus Valparaiso wird unterm 25. Januar gemeldet, daß der dortige Minister der auswärtigen Angelegenheiten seine Ver- mittelung anzubieten beabsichtigte, um eine Vereinbarung zwischen Buenos-Ayres und Frankreich zu Stande zu bringen, wodurch die Blokade des Plata-Flusses beendigt würde.

Aus China sind Berichte bis zum 15. Januar eingegangen. Sie bestätigen die Nachricht, daß der Kaiser das Verfahren des Commissair Lin in allen Stücken gebilligt hat, und daß aller und jeder Verkehr mit den Engländern aufs strengste untersagt ist. Die Chinesischen Behörden übten die äußerste Strenge gegen die Opium-Schmuggler, sle- hatten die Zollwachen an den verschiedenen Punkten des Flusses von Kanton bedeutend ver- stärkt und neuerdings auch Weibliche Beamte angestellt, um die Weiber untersuchen zu lassen, welche den Verdacht erregten, Opium einbringen zu wollen. Der Commissair Lin hat aber- mals einen langen, in dem gewshnlichen hochfahrenden Styl abgefaßten Brief an die Königin von England erlassen.

Der Londoner Korrespondent der B drsenhalle schreibt, man vermuthe, daß die Minister bei der Stanleyschen Bill eine Niederlage erleiden würden, da Lord Howick und Herr Wood, die bekanntlich vor kurzem aus dem Ministerium getreten, nebst ihren Freunden gegen die Minister für Lord Stanley stimmen wollten. Wie es indeß scheint, würden wohl die Ministee auch im e einer Niederlage nicht resigniren , sondern ihr Heil noch im Ausschusse selbst versuchen.

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Schweden und Norwegen.

Stockholm, 19. Mai. Nachstehendes ist der Vortrag des Königs bei Gelegenheit der Sanction der Veränderungen in den Grundgeseßen über die neue Organisation des Staats-Raths am 16. ai 1840; vorgelesen im Ständesaale im Namen des Königs durh den Staats- und Justiz-Minister:

„Meine Herren! Durch ein unterthäuiges Schreiben vom 4. März haben Sie Mir angezeigt, daß nach Prüfung der Veränderungen in den Grundgesezen, die der Constitutions-Ausschuß des lezten Reichs tages vorgeschlagen und für eine definitive Entscheidung im gegenwär- tigeu Reichstage geseßlich vorbereitet hat, in so fern sie eine angemesse- nere Organisation des Staats-Raths betreffen, und die ans der Abschaf- fung der Functionen eines Hof-Kanzlers resultirenden Veränderungen AUINges Sie einmüthig diese Entwürfe gebilligt und angenommen haben, in deren Folge die §8. 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 15, 24 2, 28, 32, 34, 35, 38, 42, 2ter Mom. 43, 99, 106, 107. 1ster Mom. der Regierungsform ; die §8. 27. 2Æer Mom. 29. 2ter Mom. 2ter und 3ter Punkt 36. 1\ter Mom. 41 und 42 des Reichstags-Reglements die in hrem besagten unterthänigsten Schreiben angezeigte Fassung erhal ten, und das Wort „H of-Kanzler“ überall in den Preßgeseßen un terdrückt und durch das Wort „Staats- und Justiz-Minister erseyt wird. Sie haben zugleich um Meine gnädige Sanction zu den Veränderungen der erwähnten Paragraphen gebeten da- mit die besagten Paragraphen, indem sie so volle Geseues kraft erhalten, in der üblichen Weise promulgirt werden können. Jch habe mit Vergnügen ersehen, daß nach Verlauf von 25 Jahren der Reichstag einen Theil des von König Karl X11. dem Reichtage von Derebro, 7. August 1812, über die Orgauisation der Regierungs - Ge schäste des Königreichs gethanenen Vorschlages durch dessen Annahme gebilligt haben. 6 Minister, 5 Staatsräthe und der Hof-Kanzler waren damals ernannt, um die Regierung zu bilden. Yeder Minisier sollte Departements - Chef seyn, und in Ermangelung dessen, im Fall einer geseßlichen Verhinderung, sollte ihn einer der Staatsräthe ersezen. Nach Anhörung der Meinung Meines Staatsraths habe Jch die vorgeschla- genen Veränderungen der 8. 5 u. st. w. gebilligt, so wie, daß in dem Preßgeseze das Wort „Hof - Kanzler“ durh das Wort „Staats- uvd Justiz- Minister“ erseßt werde. Jn Folge dieser Veränderungen sind die Departements-Chefs, die im Namen des Königs sprechen, wel- cher selbst im Namen der Nation spricht, für die Ausführung der Be- fehle und Ordounanzen, die sie fontrasigniren, verantwortlich. Diese Verbesserung wird mehr Thätigkeit bringen und diese Thä- tigkeit witd eine gewohnte Wachsamkeit werden. Die verschic- denen Räderwerke des Staates, die oft den Gang der Re- gierung verwieln und aufhalten , werden freier werden, und der Kö- nig wird so die Genugthuung erhalten, die Er ein Recht hat, von der Ausführung der Geseze und Anordnungen, die eine Folge derselben sind, zu erwarten: Was den vorgeschlagenen Zusaß zu dem §. 43 der Constitution betrifft, so habe Jch demselben Meine Sanction ge- geben, um so mehr, da Jch dartn niht nur einen neuen Beweis Jhrer Gefinnungen gegen Meinen vielgeliebten Schn, Se. Könial. Hoheit den Kronprinzen und gegen die anderen Prinzen Meiner Königlichen Familie, fondern auch eine fernere Bestätigung und Befestigung des §. 3 des Rezesses der Generalstaaten im Reichstage von 1823 sehe. Jch babe den beiden Staats-Minisiern befohlen, die nöthigen Jnstruc- tionen für ihre Departements abzufassen. Jch habe sie aufgefordert, dieselben klar, einfa und leiht ausführbar in allen Paragraphen zu machen. Jeder Staatsrath mit einem Departement wird denselben Befehl erhalten. Die Vertheilung der Geschäfte zwischen den Departe- ments wird von Mir bestimmt, in Folge der neuen Abfa}ung des §. 6 der Regierungsform, durch ein svezielles Reglement, welches offentlich befannt gemacht werden wird, in Gemäßheit der Constitution und namentlich des §. 4. Die Veränderungen in den Grundgesegzen, dis so von Mir und von den Generalständen gebilligt und angenom: men sind, haben die Benennungen „Hoffanzler“ und „Staats -Secre- tair“ abgeschafft, und da diese Benennungen folglich auch in dem §. 7 des Riks-Afts von 1815 verschwinden müssen, so habe Jch es für an gemessen gehalten, sowohl Jhunen, Meine Herren, als dem nächsten Storthing von Norwegen, einen darauf bezüglichen gnädigen Entwurf vorzulegen, um die Grundgeseze von Schweden mit den Bestimmun- gen des Rifks-Afkts in vollkommenen Einflaug zu bringen. Bis dahin, wo diese Benennungen auf dem verfassungsmäßigen Wege in dem Riks-Aft von Schweden und Norwegen abgeändert werden können,

den Fenstern der Häuser bis auf den obersten Gie.

schauer Kopf an Kopf sih drängten. Eine Ouvertüre gesang eröffnete die feierlihe Handlung ; ihr folgte die Rede dés ersten Bürgermeisters; dann fiel die Hülle von dem Denkmal, und das Standbild des droßen Kunstheros, wie es aus der Meisterhand zweier Deutschen Künstler hervorgegangen, stand frei vor allen Blicken da.

Leipzig, 23. Mai. (L. A. Z.) Bis auf die neueste Zeit herab fehlte es an beglaubigten Angaben über das Vermögen der hiesigen Universität und deren eigne Hülfsquellen, wenigstens waren sie der dffentlihen Kenntniß entzogen. Erst in Folge ei- nes Antrages der vorigen Stände-Versammlung ist es auch hier licht geworden. Nach der den gegenwärtig versammelten Stän- den gemachten sehr genauen und ausführlichen Mittheilung be- läuft sich das Gesammt- Vermögen der Universität auf 1,688,016 Thlr. Hierunter sind aber mit inbegriffen 656,789 Thlr., welche milden Stiftungen angehören und für besondere Zwecke bestimmt sind, sowie 497,029 Thlr. als der Schäßungswerth von Gebäu- den und Grundstücten, die nur zum Theil Zuschüsse zu den all- gemeinen Bedürfnissen der Universität gewähren, weil sie zu aka- demischen Zwecken, zu Hörsälen, für die Sammlungen 2c. ge- braucht werden; besondern Stiftungen angehören, oder weil die daraus erlangten Nußungen bereits besondern Bestimmungen, z- B. zur Abtragung von Schulden, dienen. Zur Deckung der allgemeinen Bedürfnisse bleiben demnach aus den eignen Mitteln der Universität nur die Renten der Summe von 534,198 Thlrn., die gegenwärtig unter der unmittelbaren Verwaltung bei dem Kultus - Ministerium jährlih 16,650 Thlr. betragen. Die Ge- sammt - Ausgabe der Universität in gewissen festen Summen be- trägt jährllch 55,399 Thlr. Zur Deckung derselben ist auf die Finanzperiode von 1840/43 aus den Staatskassen ein jährlicher Zuschuß von 37,982 Thlrn. bewilligt. (\. St. Z. Nr. 106.) Die Professoren beziehen einen jährlichen Gehalt von 44,550 Thlrn., die Universitäts-Beamten von 10,849 Thlrn. u. \. w.

_ Hannover, 23. Mai. (Hannov. Z.) Gestern früh ver- starb allhier Se. Excellenz der General- Feldzeugmeister a. D. Graf von der Decken.

Karlsruhe, 18. Mai. (Freib. Z.) Fn der heutigen 92sten Sißung der zweiten Kammer legte Staatsrath Freiherr von Núdt der Kammer die Nachweisungen úber die Fortschritte des Baues der Eisenbahn und über die Kosten der Arbeiten vor. Jn seiner Rede sagte er: „Erläuternd bemerke ich, daß seit dem Erscheinen des Eisenbahnbau -Gesekes die Thätigkeit der CEisen-

bahnbau-Verwaltung darauf gerichtet war: 1) die Zuges-Richtung

für die ganze Bahn zu bestimmen; 2) die Zahl und Lage der Stationspläbe festzustellen, 3) dasjenige Stations-System für den Schienenweg zu eruiren und in Vorschlag und Anwendung zu bringen, welches die meisten Vortheile zu vereinigen scheint ; 4) einen auf die eben bezeichneten Arbeiten und die weitern bis- herigen Erfahrungen gegründeten, neuen verlässigen Kosten-Ueber- schlag für die ganze Bahn zu fertigen; 5) die -Bau-Arbeiten auf der ersten Section, daß heißt, zwishen Mannheim und Heide

berg und in den Bahnhöfen dieser beiden Städte wirklih auszu führen, und 6) den Betrieb der Bahn vorzubereiten. ct sichtlih der vier ersten Punkte hat die Eisenbahnbau tion ihre Arbeiten vollendet und ihre desfallsigen ausführlich motivirten Vorschläge dem Ministerium vorgelegt. Nur in der Nähe von Karlsruhe, bei Appenweier, und oberhalb Jstein wur den in Betreff der Richtung der Bahn noch Untersuchungen dat über gepflogen, ob nicht vielleicht die jest angenommene Zugslinie noch mit einer vortheilhafteren vertauscht werden kann. Was die Bau-Arbeiten auf der ersten Section selbst betrifft, so sind sie to

weit gediehen, daß nach der Berehnung der Eisenbahn-Bau

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werde Jch provisorisch die nöthigen Maßregeln zur Beobachtung des d. 7. des besagten Afts ergreifen. Jch erneuere Jhnen, meiue

Niederlande.

Aus dem Haag, 21. Mai. Die Sectionen der zweiten Kammer haben si gestern mit Untersuchung der neuen Gesebß- Entwürfe, das erste Buch des Kriminal- Kodex betressend, be- schäftigt.

Die Regierung hat neuerdings eine Aenderung mit demjeni- en Geseß-Entwurf vorgenommen, welcher die Modification des Lten Kapitels des Grundgeseßes betrifft. Diese Aenderung scheint auf vielen Widerspruch zu stoßen, und das Handelsblad findet den leßteren ganz in der Ordnung. Es handelt sich in dem ge- dachten Kapitel des Grundgeseßes um die Verpflichtung der Lan- des- Einwohner, die Waffen zu tragen und das Land zu verthei- digen. Nun hat dasselbe in seiner bisherigen Fassung genau be- stimmt, wie und wann die Miliz (Landwehr) einberufen und wieder entlassen werden soll, während das veränderte Gesetz bloß besagt, daß außer einer zureichenden See- und Landmacht auch eine National-Miliz und die Schutterey (Bürgergarde) bestehen soll. Das Handelsblad behauptet, dies sey keine Verbesserung ; vielmehr habe jeder Niederländer das Recht, zu verlangen, daß im Grundgeseße genau bestimmt werde, wie weit seine Verpflich- tung zum Kriegsdienst gehe.

ie Stelle des Grundgeseßes in Bezug auf die bestehen- den Steuern ist, da die vorgeschlagene neue Redaction vielen Widerspruch gefunden, von der Regierung folgendermaßen ver- ändert worden: „Die Staats - Einkünfte werden geseßlich immer auf zwei Aar regulirt und bleiben, einmal festgestellt, wäh- rend dieser Zeit fortbestehend, es müßten denn inzwischen durch ein neues Gesetz Abänderungen angeordnet worden seyn.“ :

BVetgien.

Brüssel, 20, Mai. Ein hiesiges Blatt versichert, aus gu- ter Quelle zu wissen, daß das Ministerium keinesweges die Ab- sicht habe, dem Baron von Stassart die Functionen eines Gou- verneurs von Namur zu übertragen. Gleichwohl glaubt man, es werde demselben irgend eine andere Genugthuung für die ihm vom vorigen Ministerium dekretirte Abseßung zu Theil werden, und es wird ihm bereits die Erñennung zum taats - Minister und die Anwartschaft auf eine auswärtige Mission verkündigt.

Die Debatten über die angekündigte Anleihe von 90 Millio- nen Fr. dürften um so lebhafter werden, als in der Einleitung u dem betreffenden Geseß-Entwurf wohl nicht ohne Absicht der finanzielle Zustand des Landes mit Bezug auf die vorige Ver- waltung etwas ins Dunkele gemalt worden.

Der Königlich Niederländische Staats-Minister und ehema- lige Bevollmächtigte bei der Londoner Konferenz, Baron H. van Zuylen van Nyevelt, befindet sich jeßt hier in Brüssel.

Brüssel, 20. Mai. Jn der Repräsentanten-Kammer leate heute der Finanz-Minister einen Geseß-Entwurf zur Bewilligung von 5 Millionen Fr. zur Fortseßung der Eisenbahn-Arbeiten vor. Es wurde dies Geseß der Kommission überwiesen, die sich mit Prüfung der Anleihe von 90 Millionen zu beschäftigen hat.

Herren, die Versicherung Meines gauzen Königl. Wohlwollens.“

In der Nacht vom iLZien d. brach Feuer in der Königlichen Druckerei der Herren Norstedt und Söhne aus, und hat nicht allein fast totalen Schaden an mehreren Gebäuden angerichtet, sondern auch sehr beträchtlichen Verlust an gedructen Lägern und im Druck begriffenen größeren Arbeiten, den Verhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften, Almanachen für 1841 u. st. w. Der Schaden für Herrn Norstedt wird auf 20,000 Rthlr. geschäßt.

Stockholm, 19. Mai. Se. Majestät der König haben den Staatsräthen, Grafen Äkerhielm und Härd, den nachgesuch- ten Abschied ertheilt. Der Freiherr von Schulzenheim is dage- gen zum Präsidenten des Berg - Kollegiums und der Landes- Hauptmann von Wermland, Johann von Wingärd, \o wie der Archivar Ihre sind zu Staatsräthen ernannt worden.

Die Stats-Tidning enthält ferner folgende, der neuen Staatsraths - Organisation gemäße, offizielle Ernennungen: des Justiz-Staats-Ministers Grafen Posse zum Chef des Justiz -De- partements; des Staats-Ministers Freiherrn Stjerneld zum Chef des auswärtigen Departements; zu Chefs und vortragenden Staatsräthen wurden ernannt: Freiherr Cederstrôm, Freiherr La- gerbjelke, Herr Fähräus und Herr Jhre. Lebterer hat das kirch- liche Departement, Herr von Wingärd das Finanz-Departement und Herr Föhräus das Civil-Departement zu verwalten.

Deutsche Bundesstaaten.

Nürnberg, 21. Mai. (Närnb. K.) Das Fest der Ent- húllung von Albrecht“ Dürer's Standbild, wurde gestern durch eine würdige Vorfeier eingeleitet. Jn dem von Zuhörern über- füllten großen Rathhaus-Saale fand eine in jeder Beziehung ge- lungene Aufführung von Haydn's Schdpfung statt, nach deren Beendigung der vom Albrecht Dürer-Verein veranstaltete festliche Zug mit 200 Fackeln, unter Voraustritt eines Musik-Corps sich nach dem Johannis-Kirchhof in Bewegung seßte. Dort wurde an Dürer's Grab ein Gesang (Dichtung von J. Schnerr) vor- geträgen. Der heutige Festtag selbst sah schon am frühen Mor- gen die Straßen der Stadt von einer wogenden Menschenmasse belebt. Zur festgeseßten Stunde (um 9 Uhr) verließ der große Festzug das Rathhaus; derselbe bestand aus der Generalität, den Königlichen und städtischen Behörden, der Geistlich- keit, den Offizier - Corps der Linie und Landwehr, der Studien-Anstalt , den technischen und Kunstschulen, dem Albrecht Dürer-Verein, dem die fremden Künstler sich angeschlossen hatten ; der Gold- und Silberarbeiter-Zunft und den bildenden Gewerben, Landwehr-Musik, Pannerträgern 2. Die beiden Helden des Festes, Professor Rauch und Bildhauer Burgschmiet , wurden von dem zweiten Direktor des Dürer-Vereins und vom Direktor der Kunstgewerbschule geführt. Auf dem Plake, auf welchem das Monument errichtet ist, hatten 2 Bataillons des Königlichen Landwehr-Regiments Spalier gebildet; zwei Gerüste nahmen die Musik- und Sängerchdre ein. Den Plaß und alle angränzenden

Straßen bedeckte eine unübersehbare Volksmenge, während an

Direction der Betrieb im Monat August ohne allen Anstand wird begonnen werden können. Die Direction hat über alles dieses einen ausführlihen Bericht an das Ministerium erstattet Da er von einem Gegenstande handelt, welcher gegenwärtig das allgemeine Interesse sehr in Anspruch nimmt, jo habe ich die Einleitung getroffen, daß er dem Druck übergeben und so auch dem größeren Publikum zugangbar werde, und nun auch Sorge dafür getragen, daß jedem Mitglied dieser Kammer ein Exemplar zugestellt wird.“ Welcker fragt, ob in dem zugesagten Berichte wohl auch die Berechnungen und Ueberschläge der Kosten des Baues bis zu der Landesgränze bei Basel enthalten seyen? Staats-Rath Freiherr von Rüdt bejaht die Frage. Beide Vor: lagen werden an die Abtheilungen verwiesen.

Darmstadt, 22. Mai. Der Erbgroßherzog un großherzogin haben gestern dem König und der Königin | Bayern einen Besuch in Aschaffenburg abgestattet und f Abende wieder hierher zurücgehehrt. Die verwittwete G herzogin Stephanie von Baden nebs Prinzessin Tochter werder morgen zu einem Besuche am Großherzoglichen Hofe erwartet

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Wien, 19. Mai. (L. A. ' auf der Durchreise nah Konstantinopel begriffene Türkische Ge schäftsträger am Berliner Hofe, Nuri- Efendi, an den Fo klimatischer Affectionen. Y

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Seinem nach den Geseben des Jslam stattgefundenen Leichenbegängnisse wohnten der Osmanische \chäftsträger Maurojeni und sämmtliche hier anwesende Türk Offiziere bei.

Schweiz.

Zürich. Ein Kreisschreiben zeigt den Ständen an, daß Vorort, nachdem auch im obern Theile von Wallis die fassungsmäßigen Wahlen in den Großen Rath vorgenon worden, regelmäßige Verbindung mit der neuen Regiert geknüpft habe.

Die Regierung von Oberwallis soll eine große Sumn Schulden hinterlassen haben, darunter etwa 38,000 bei der Regierung von Sardinien Posten von circa 5000 Fr. für Pulver und Krie: fand man.

Italien

Neapel, 12. Mai. (A. Z.) Vorgestern ist Se der König in Begleitung Jhrer Majestät der Königin Neapolitanischen Dampfschiffe „„Ferdinando U.“ n essit abgegangen, woselbst Se. Majestät den Uebungen der daselbst ja tionirenden Truppen beiwohnen wird. Es begleiteten ihn Staatsrath General : Lieutenant Saluzzo und der Feldmar}chal: Herzog von Laurenzano. In zehn bis zwdlf Tagen wird Se Majestät wieder dier zurü erwartet. Wie man versichert, hat Se. Majestät nach einer mit dem Herzoge von Montebello ge habten Unterredung diesem die schriftliche Zusicherung gegen, daß er sich bei der Entscheidung der Streitfrage mit England Uw