1840 / 149 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

im Stande is, zu reisen, soll er in Begleitung seiner Famislic- S Aerzte, die Bäder von Karlsbad besuchen. auf den Rath der ch¿lerzte, die % U S um die

Lord Seymour will am 2. Juni im Unterhauje e Erlaubniß nachsuchen, eine Bill zur Errichtung einer allgemei- nen Oder- Aufsicht über alle Eisenbahnen einbringen zu dürfen,

\n Cambridge und Ludlow, in welchen heiden Orten die zusebr dore vorgenommenen Parlaménts:Wähle wegen vorgefal- [ener Bestechung annullirt worden sind, haberi neue Wahlen satt- gchabt. Das Resultat der Wahl für Cambridge is zu Gunsten der Tories ausgefallen. Beim Schlusse der Abstimmung, welche gestèrn Nathmittag um 5 Uhr stattfand, hatte nämlich der Tory- Kandidat, Herr Grant, 745, und der Kandidat dér liberalen Yartct, Professor Starkie, nur 653 Stimmen. Die Liberalen ‘sagen über viele Einshüchterungs-Versüuche, welche die Tories sich erlaubt haven. Jn Ludlow hat die Abstimmung gestern früh be- gonnen, und um 1'/, Uhr Mittags war .der ‘Stand Folgender : Varpent, der liberale Kandidat, 120, Boffleld, bet Tory, 197 Stimmen. /

Herr Waghorn, der sich jekt in London befindet, hat cin Schreiben an die „Morning Chronicle“? gerichtêt, in welchem er zu Gunsten Mehmed Alis azifcritt Und ‘dessen Förtdeküngen ge- qen die Britifché Regiérung in Schuß nirt. Er fragt, wak- um diese Régierung, die doch allen Ländérñ, die" ihre politische Wiedergeburt zu bewerkstelligen gesucht, sets behülflich gewesen scy, nur Aecaypten davon zurühaltéri wolle. Auch Herr Waghoren vergleicht den Vice - König riit Washington, ‘der zu seiner Zeit ebenfalls für citen Rebellen erklärt worden sey. Und wàs, frägt er, wolle ritan denn thun, wenn ér die ihm vorgéschlagenen Bé- dingungen nicht annehtine? Wollé man ihm die Türkische Flotte mit Gewalt nehmen? Dann würde England" einen Krieg nmiit der moslemitischen Bevölkerung Aegyptens zu bestehên Fäben, der nicht so bald zu Eñde seyn därftê, als mgn wohl glaube. Und würde die Zerstörung der Aegvyptishén und der Türkischen Flotte und Alexandrièns die Lage des Sultäns etwa bessern? Im Gegentheil, seine dahinsinkende Macht. wüktde dadur nur cinen neuen Schlag erhälten. Auch würdé mik dem Beginn der Feindseligkeiten die bei den Zerwürsnisseit tnit China für England so wichtige Verbindung mit Ostindien ib pr sogleich untér: brochen und: die Wüste der Landènge dürch Fahllose Beduinen cwärme unsicher gemacht werden. Und dié Meinung, daß dîe Macht Mehmed Ali's mit scinem Todé zu Grunde gehen würde, sey gänzlich unrichtig. Er “habe tälentvolle Und unterrichtete Söhne und Enkel, und durch Heiräthen seyen die großen Fami lien Aegyptens so sehr an sein Schicksal Und das seiner Familie geketiecr, daß auch nach seinem Tode sein“Nächfolger überall Sym- pathie und Unterstüßung finden werde. Dié Hülfsmittel des Landes seyen unerméßlich, und die leßten Mäáßregeln des Pascha zeigten, daß er keinesweges so ausschließend „monopoliskischen Grundsätzen huldige, indem bereits viele Franzosen und Englän- der Grundstücke an sich gëbracht hätten.

Nach der Aussage zweit der gestern in der Untersuchung aegen Courvoisier vernommenen Zeugen hat dieser ein paarmal aeáußert, wenn er das Geld dés alten Lords hätte, so würde er nicht cinen Augenblick länger in England bleiben, Und ein în der „Morning Chronicle“? enthaltenes Schkciben mat dakauf aüf merksam, daß der Mörder es unmdalih alleini auf die vörgefün- denen Kestharkeiten abgesehen habén könne, daß rnan vielmehr vermuthen müsse, er habe s{ ciner Summe Geldes bemächtigen wollcn, in deren Besis er den Lord riöglichèreise gewußt; ma müsse deshalb bei dem Banquier des Ermordéten und an ande- ren Orten Erkundigungen einziehen, ' ob demselbén nicht in den leßten Tagen irgend eine bedeutende Zählung geleistet worden seh. ifebrigens lauten die Zeugnisse, {elche det Bedienten Courvoisiér con achrbaren Personen, “naméntlich von dém Paklätent/Mitaliede Herrn Fector, Über sein früheres Benehmen ausgestellt worden änd, schr günstig.

Das neu zu erbguende Bdrsen-Gebäude in London foll 293 Fuß lang und 175 Fuß Breit werden. i

Die Portugiesische Finähz-Agentur hierselb zeigt in dffent- lichen Blättern an, daß dié fälliae Zinszahlung von den in dén ersten Halbjaßren 1838 Und 1839 ausgegebenen SchUldscheitien am i7. Juni und am ï. Juli ausgezahlt werden solle. Laut Dekret der Königin vom DBten d. werden die Schuldscheine von N38 erneuert, weil die Cortes die Vokschläge Wegen ciner effck- tiven Dividenden-Zahlung in Folge ihrer Auflösung nicht hätten in Erwägung ziehen können. è

Die Nachrichten aus Montreal reichen bis zum 2isten v. M. Es ergiebt sich daraus, daß das Gerücht von der Er- franfung des General-Gouverneurs, 'Herrn Poulett Thömpson, ungegründet ist; ex befand sih vielmehr vollklöómmen wohl. Da- aeaen ist der fatholische Bischof von Montreal, Jean Jacques Lancigu, am iv, April gestorben.

Den lesten Nachrichten aus New-York zufolge, hat die Legislatur von. Pénnsylvanien den Gouverneur crmächtigt, eine *nleiße von 260,000 Dollars zu 5 pCt. Ziñsen zu koritrahiren,

bid.

um die augenbliltichen Bedlirfnisse des Schaßes zu bestreiten.

Niederlande.

Aus vem Haag, 22. Mai. (Handelsbl.) Aus guter Quelle erfóhrt mah, daß in den hdheren Sédatsämtern verschié- dene Veränderungen bevorstehen. Unter Atidéren soll der jeßige incerimistische Kolonial-Minister, Herr Baud, zum General-Gou- verneur des Niederländischen Ostindien und der frühere General- Gouverneur dieser Besißungen, Baron Lan der Capcllen, zum Kolonial - Minisker bestimmt seyn. Als neuen Finanz - Minister nennt man den Herrn de Jonge van Campens Nieuwland; auch wird behauptet, daß der ral de Ko seinen Abschied als Minister des Innern gefordert habe. i

Die Franzöfin, welche dieser Taae verhaftet worden, weil mant sie fr die unter dem Namen Oberstin Väcdrey reisende Hetriaerin hielt, ist wieder freigegeben wörden, da män ihr nichts zur Last legen konnte. j

Belgien.

Brüssel, 24. Mai. Jin der heutigen Sibung der Kam- mer trug Herr Nothomb auf Annahme des Projëkièes an, wels es dem Departement der öffentlichen Arbeiten einen" neuen Kxe- ¿ir von » Mill. fór den Bau von Eiseñbahnen cröfnet. Nie- mand opponirte, doch als man, zur Abstimmung schreiten wollte, fand sis, Die nächste Sißung is auf Freitag verschoben worden.

Schweden ünd Norwegen.

Stoctholm, 22. Mai. Die neuen Minüsterial - Departe- nenté haben nunmehr auch ihre Unter-Chefs ‘ethálten. Nament- lich i im Justiz Departement Herr von Koch, im Finänz-De- vartement Herr Munthe, für das Landheer der bisherige Kkiegs- Rach Forßbera, für das Civil-Departement Herr Wallenskeen und

ac) F 5 d

fr das geistliche Departement Hetr Thüre von Baumäarten zu

daß die Kammer nicht in géhdriger Anzahl war. *

Däâänemarf.

Kopenhagen, 23. Mai. Folgendes ist das von Sr. Ma- jestät dem König erlassene Reskript in Bezug auf das Verhält- niß der Deutschen und: der Dänischen Sprache im Herzogthum

Schleswig : : A h „Christian der Achte, vou Gettes Gnaden, König zu Däne-

mark 2c. E Dürchlauchtigster Fürst, besonders freundlich lieber Vetter. auch Wobhlgeborener, Hochedle und Wohledle Räthe und Assessv-

ren, Liebe, Getreue! E Nachdem Uüs däs Güitächten Utrscrer getteuen Provinzial-Stände- Versammiung des Herzogthums Schleswig in Betreff der Sprach- i îm Theil dieses Herzogthums aforuaadzani vorgetragen worden, häben Wir Folgendes zu resolviren Uns Aller: böchst bewogen gefunden: 1) Ju den Distrikten Unseres Herzogthums Schleswig, wo die Dänische Sprache die Kircheu- und Schu!sprache

Sprache siatt der Deutschen aebraucht werden, und zu dem Ende in deu erwähnten Distrikten allen Beamten die Verpflichtung obléegei, sih bei allen ibren Ausfertiäungen, sowohl in Administrativ- als

bei ibren Ausfertigungen von dem ‘1. Januar künftigen Jahres an den Anfang zu machen, hinsichtlich der Beamten abèr, welche der Däni- schen Sprache in dem angegebenen. Grade nicht mächtig find, ijt Be- richt zu erstatten. Dabei ist es Unser Wille, daß dem Dänischen Terte Unserer Allerhöchsien Vererdnuugen und dèr Kollegtal-Patente in Zu- funft dur Unterzeichming für die erwähnten Disirifte gesezliche Gül- tigfeit gegebên werden soll. 2) Den Lehrern an den Distritts-Schuley Unseres Herzogthums Schleswig, inm welchen in Gemäßheit der allge- meinen Schi! --Ordiräg vom 24. August 1814 der Unterricht in Dä- nischer Sprache ertheilt wird, foll die Verpflschtutig obliegen, denjeni- gen Schulfindern, deren Eltern oder Vormünder solches wünschen, au ßer der gewöhnlichen Schulzeit in 8 Privatstunden wöchentlich Unter- richt in der Deutschen Sprache zu extheilen. «Diejenigen Lehrer, welche derselben bhiureicheud kundig sind, haben gegen eine- annoch näber zu bestimmende Vergütung vou 1. Jantar 1841 an damit deu An- fang zu machen. e Zukunft is ber den Lebreru an den aedâchteèen Schnlen die nnentgeltliche Ertheilung dieses Unterrichts bei ibrer Anstellung aufzuerlezen, id jeder SHullehrer, so wie jeder Se minarist, welcher als Unterlehrer oder Gehülfe an eiuer dièser Distritts- Schutên angestellt, oder- zu einer solchen versest, zu werden wünscht, hat in der von dem beifommenden Probsien mit ibm anzustellendeu Prüfung nachzuweisen, 'daß er der Deutschen Sprache - so kuudig ist, um im Leseu und Schreiben derselben Unterricht crtheileu zu kün nen. Judem Wir Ew. Liebden und Euch Vorstehendes ¡u crkennen geben, gefinnen Wir an Dieselben gnädigst und befehlen Euch Allci gnädigst, diefes Unser Allerhöchstes Nestript in den betressenden Di- strikten Unseres Herzogthums Seßteswig zur ffentlichen Kunde zu bringen uud das dârnah weiter Erforderliche wabrzunebmen. Die Wir übrigens Ew. Liebden und Euch mit Königl. Propeusiou und Gnade weobilbeigethan und gewogen bleiben. Gegeben in Unserer König! Residenzstadt Kopenhagea, deu 14. Mai 1840,

(Gez.) Christian R.“

Deutsche Bundesstaaten.

Dresden, 24. Mai. (L. Z.) Heute Nachmittags halb 6 Uhr empfing die neugeborne Prinzessin die heilige Taufe durch den Bischof Mauermäann, wöbei ihr die Namen: Margarethe Karoline Friederike Cäcilie Auguste Amalie Joscphine Elisabeth beigelegt wurden.

—-— Gotha, 24. Mai. Es. ist hier folgende von den Vorständen der Dritten Véksammlung Deutscher Philo- logen, dém Géheiméen p Fr. Jacobs und dem Professor De; Rost, unterzeichnete Bekanntmachung erschienen: „Nachdem in der zweiten Versammlung Deutscher Philotogen zu Mannheim im vorigen Herbste Gotha für dieses Jahr als Ort der Zusam- menkunft. gewählt und von Sr. Durchlaucht dem regierenden Herrn Herzog zu Sachsen-Koburg-Gotha dieser Wahl die höchste

Führung der Geschäfce Ernannten, die Ehre, die Lehrer an Uni- versitäten und gelehrten Schulen und alle Freunde der Alter- thums - Wissenschaften hierdurch zur Teílnaßme an dieser dritten Versammlung einzuladen. Zugleich erbieten sich dieselben, für alle Theilnehmenden, welche bei ihrer -Ankunft in Gotha begueme Wohnungen vorzufinden wünschen und diesen Wunsch bis zum

erste Práliminar-Sisung wird den 29. September stattfinden. Ueber die Vorträge, welche dié Herren Theilnehmer in den öfent- licheu Sibungen zu halten geneigt sind, erbitten wir uns einige vorläufige Nachricht.“ j

Oesterreich.

Wien, 22. Mai. Aus Agram ist die Anzeëge hier einge- gangen, daß der Geheime Rath, Banus und oberster Landéeé- Capitain von Croatien, Dalmatien und Slavonien, kommandi- rétider General in der vereinten Banal-Warasdiner-Karlskädter- Gränze, Feldmarschall-Lieutenant Freiherr von Vlasits, Jnhaber des Ulañnen-Regiments Nr. 2 und der Gränz-Infanterie- Regi- menter Nr. 16 und ik, gestorben ist.

Wien, 23. Mai. Jhre Majestäten der Kaiser und dic Kaiserin haben am 21. Mai die Hofburg verlassen, Und Aller hdchstihren Land-Aufethalt in dem Lustschlosse S{chdönbrunn gé- nommen.

S h weiz

Schaffhausen, 22.“Mai. (Bas. Z.) Wie man von zu- verlässiger Hand vernimmt, hat sich aus der vom Kirchen: Rath in Auftrag des Regierungs- Raths angefangenen und von Lebte- rem fortgeseßten und beendigten Untersuchung Und Zeugen - Veci nehmung in Betreff der vielbes ro@henen Angelegenheit des Herrn Añtistes und Þr. Hürter kéîn Thatbestand ergeben, wodurch dic Gs ihn ausaestreuten Gerüchte als gegründet befunden worden iwvären. ]

S panien. Madrid, 16. Mai.

Oraa zum General- Capitain der Philippinischen Jnsoin und der

Gouverneur nah Puerto Rico begeben.

Der Marquis von Espeja, Senator Goneral - Major der Spanischen Armee und eheinaliger Botschafter in Paris, ist vor- gestern hier gestorben. e i,

Der Herzog von Vitoria hat dem Ministerium seine Zufrie- denheit mit dem gegen däs Journäl „la Nevolucion“/ erlassenen Verbot zu erkênnen gegeben, L : |

Dée Entlassung des Generals Villalobos als General- Capi- tain von Madrid Und Juspecteur der National-Garde ist ange-

Ézpeditions-Chefs ernannt worden

nommen und der General Figueras interimijstisch zum General-

ist; sol füustig in allén_ Regierungs- und Rechtssachen die Dänische |

Rechtssachen der Dänischen Sprache zu bedienen. Diejenigen Beam- } ten in den betreffenden Disirilten, welche der Dänischen Sprache | hinlängli& mächtig find, haben mit dem Gebrauch dieser Sprache |

Genehmigung ertheilt worden ist, haben die Unterzeichneten, zur j

6. September zu erkennen geben, dergleichen zu besorgen. Die |

General Espelera zum zweiten Befehlshaber daselbst ernannt wor- | den. Es heißt auch - der General Mendez Vigo werde sich als |

Capitaín der Hauptstadt ernannt worden. Man sagt, dieser Po- sten sey dem General Leon zugedacht, dagegen werde der O eines Inspecteurs der National-Garde dem Herzog von Vitoria reservirt bleiben. :

Saragossa, 16. Mai. Nachrichten aus Alcañiz und Mon- royo zufolge, ist es zwishen Cäbrera's Truppen und dem Nach- trab. von Zurbano's Corps auf den Höhen bei Morella zu einem leichten Gefete gekommen, das. indeß zu feinem Resultat geführt hat. Ein Angriff der Karlisten auf das Dorf Calaceite war von der National-Garde abgeschlagen worden.

Griechenland. j

Athen, 12. Mai. (A, Z.) Jhre Majestäten verließen am 9ten d. die Hauptstadt, um mit dem Dampfschiffe „Otto“ nach dem Isthmus von Korinth zu fahren. Von dort unternehmen die Majestäten eine Landreise/ in den Peloponnes, die sih auf einen Monat erstrecken dürfte. Jn dem Gefolge befinden sich Professor ‘Pr. Roß und Architekt Hansen. Der Königliche Zug bei einer solchen Reise is stets interessant, da er aus einem’ gro- ßen Gefolge nebst 69 bié 70 Saumthieren, von einer starken dé- rittenen Mislitair-Esêorte begleitet, besteht. ho J

Veit dem heutigen Oesterreichischen Dampfschiffe verläßt uns der Köduigl. Bayerische Gesandte, Graf Waldkirch und der Preu-

| ische Minister -Resident, Herr von Brassier de St. Simon; | Lebterer in Urlaub | der sch mit Dr. Schôll ichon cinige Wochen hier aufhält, hat

wit Lebterem ebenfalls eine Reise nach dem Peloponnes unter-

Der berühmte Archäolog Ottfried Müller,

nomnmien.

Der vom Mintster Zographos dem Könige zur Unterzeichs- nung vorgelegte Freundschafts - Und Handels - Traktat zwijchen Griechenland und der Pforte wurde von Sr. Majestäe nicht genehmigt. Derselbe enthält Punkte, die zum großem Nach- theile für das neue Hellenische Reich gereichen würden. Unsere Zeitungen fallen arg úber Herrn Zographos her, und man spricht ichon von seiner Entlassung.

Athen, 12. Mai. (L. A. Z.) Den fast ausschließenden Gegenstand der dfffentlithèn Unterhaltung bildet der Freundschafté:, Schifffahrts- und Handes:Vertrag mit der Pforte. Es ist s{chwer, die Stimmung zu beschreiben, welche sih gegen Herrn Zographos im Publikum ausspricht, seit durch die Journale der Text dieses Vertrages zur Oeffentlichkeit gebracht ward. Die Hauptklagen richten fich- gegen die den Türkischen Gerichten eingeräumte Ju- risdiction ber die in dem Türkischen Reiche sich aufhaltenden Griechischen Unterthanen, geaen die Bestimmungen hinsichtlich

| der Kösten-Schifffahrt, der gegenseitigen Auslieferung flüchtig ge- | wordener Unterthanen und des Verbots der Entäußerung- seiner

Nationalitär. Letztere Bestimmung scheint die Griechen am meis sten verleßt zu haben, indem sie dieselbe unvereinbar finden mit der Zukunft der Griechischen Nation.

Serbien.

Von der Serbischen Gränze, 16. Mai. (L. A. Z.) Nach Berichte aus Belarad vom 15. Mai hat die seit dem 2%. April begonnene blutlose Reaction in Serbien bis heute, aus Fer der Entfernung aller Feinde des alten Fürsten Milosch vom Staatsruder, noch keine weiteren Folgen gehabr. Die von der Partei des Fürsten Milosch angeworbenen Insurgenten, ungefähr 1200 der Zahl, standen am 14, Mai noch in Topcedere, eine Stunde von Belgrad. Fürst Michael hatte einen Courier nach Könstät- tinopel geschickt, um dem Divan die Fordetungen derselben , die in nichts Gêèringerem, als der Rückkehr des alten Milosch unter dem Titel eines Vormundes béstehen, anzuzeigen. Jndessen hat sich seit dem 8. Mai die Anzahl der Jnsurgenten nicht vermehrt, und in Belgrad ist man in Folge der Haltung des Pascha's und des Nussischen Konsuls ruhiger.

TAtLEU

Konstantinopel, 6s. Mai. (W. Z.) Die Pforte hat den aus Adrianopel hierher berufenen abgescsten Gouverneur, Nafiz Pascha, vor cine Untersuhungs-Kommission gezogen. Er hatte die Türkische Bevölkerung von Adrianopel gegen die Chri- sten gerèizt und das Gerücht ausgestreut, daß ein Iman, der erinordet gefunden ward, von den Griechen erschlagen worden sey.

Der Französishe Botschafter, Graf Pontois, hat dem Sul- tan prachtvolle Geschenke im Namen seines Monarchew über- reicht. Sie bestehen aus Vasen und kostbaren Stoffen ‘aller Art Graf Recutos hat sie im Serail übergeben.

Nach Berichten aus Aleppo vom 29. April war Jbrahim Pascha in Marasch und setzte seine Rüstungen fort. !

S: v. r: 6.1:

Aus Alexandrien wird (in der Allg. Ztg.) geméldet, daß auf das energische Einschreiten des Oesterreichöschen Konsuls Meh- med Ali den Befehl nach Damaskus ergehen ließ, daß die Un- tersuchung gegen die des Mordes an dem Pater Thomas angt flagten Juden nicht iehr nah der älteren Prozeßform geführt werden solle. Der Vice-König untersagte den Richtern jede fer- nere Anwendung von körperlichen Zwangsmitteln zur Erpressung des Geständnisses und gebot ihnen, in dem menschlichen Und auf: geklärten Geiste zu verfahren, den der Hatti-Sétherisf von Gül? hane athmet. Der Französische Konsul, Graf Ratti - Menton, scheint zu der harten Behandlung, der die armen Juden unter- worfen worden, viel beigetragen zu haben. Die zweimalige An- wendung der Tortur soll auf Veranlassung desselben stattgefunden: haben. Jn Syrien sieht es unruhig aus. Man sicht einer neuen Erhebung der Drusen entgegen.

A L Lyk, 22, Mai. Jhre Majestäten der Kaiser und die

* Kaiserin von Rußland werden am L7sen d. M. in Prajéws di niren, in Lomza übernachten und am 28sten d. M. in Pultusk

zu Mittag eintreffen. Ueberall sind die exfordetlé4jen Anvédnun-

S oen zum Empfange der hohen. Reisenden getroffen worden. / Der Generál Don Antonio María | / Ö Alvarez ist zum Generab-Capitäin vón Estremadura, der General |

_— KXhorn, 24. Mai. Gestern früh um 9 Uhr fing die Weichsel hier wiedex an zu steigen, sie erreichte bis 9 Uhr Abends die Höhe von 10/ 6“. Während der Nacht ‘ist dieselbe: nüx um 2‘! gestiegen, indetü die Höhe heute 9 Uhr früh nur 16“ §7 betrug.

Cho dziesen, 20. Mai. Der 15. Mai, der: Jahresé tag der 2jähvrigen Wiedervereinigung "der Provinz Posen“ mit dem Preußischen Vaterlande, wurde im Kreise Chodziesen durch. eine aus treuer patriotischer Gesinnung hervorgehende, erhebende Feier festlich begangen. Nachdem in der Kreisstadt Chödziesen, die. dort mit höherer Genehmigung versammelten und in Parade! aufgesteilten Wehrmänner ersten Aufgebots, durch den Rittlneister von Zacha auf Strelil?-Chodziesen mit einer kräftigen patriotischen Anrede begrüßt worden waren, und ein feierlicher Gottesdienst,

S

uerst ín der katholischen und dann in der evangelischen Pfarr- rche die Wehrmänner, die Kreisstände, die Behörden, die Geist- lichkeit beider Konfessionen - und einer sehr zahlreichen Versamm- lung gémeinsam zu einer patriotischen Andacht vereint hatte, mar- schirten die Wéhrmänner nah dem Schloß Chodziesen, wo solche vor einem mit blühenden Hrangen beseßten und der Büste Sr. Majestät des Königs geshmückten Weih-Altare ein Viereck bilde- ten, în dessen Mitte die Kreisstände unter Führung des Kreis- Landraths und 25 zu dieser Feier berufenen, im Kreise wohn- hafte, hülfsbedürftige, moralijch würdige und verdiente Krieger aus den Jahren 1815, 14 und 15 sich ausfstellten. Der aus Posen hierher geladène Herr Divisions- Prediger Niese richtete begeisternde und erhebende Worte an die Versammlung, und es wurde demnach ein von den Kreisständen in großherziger Vater- landsliebe einstimmig votirtes Ehrengeschenk von 309 Rthlr. gn die vorerwähnten Krieger aus jener deukwürdigen Zeit vertheilt. Hiepauf wurden die Wehrmänner in einem geräumigen defkorir- ten Lokale durch Herrn von Zacha festlih bewirthet. Sr. Ma- jestät dem Könige, Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen und dem Königl. Hause, dem Vaterlande und der Landwehr wurden mit hoher Begeisterung patriotische Toaste dargebracht. Abends war' die Stadt festlich erleuchtet. Jn gleicher Art und Weise ist in den Städten Schneidemühl, Samoczyn und Margonin der 15,’ Mai ec. fesilich begangen, worden, und haben auf Bitte des Heurn von Zacha patriotisch gesinnte Männer die Leitung dieser Festtichkeiten freundlichst übernommen, und im Auftrage des Fest- gebers - die übrigen Wehrmänner ersten Aufgebots des Kreises, zusammen 600 Mann, festlih bewirthet. Auch jent Städte wa-

ren freiwillig festlich êrleuchtet und alle Gemüther der gesammten Bevölkerung durchdrang ein reges Gefühl patriotischer Begeiste- rung und treuer Ergebenheit für König und Vaterland.

Versu ch einer übersichtlihen Darstellung der außer- deutschen Sprachverhältnisse im Volksleben des Preußischen Staats.

In- keinem der größeren europäischen Staaten ist die Sprache, worin die öffentlichen Angelegenheiten ‘vor den obersten Regie- rungs:Behörden veuhandelt werden, die Muttersprache der sámmit- lichen Einwohner. Selbst solhe Staaten, deren Landbesis schon seit mehr als einem Jahrhundert aus. einem größtentheils durch

natúrliche Gränzen unmschlossenen Gebiete besteht, enthalten neben |

der vorherrschenden Nation noch zahlreiche Völferstämme, worin eine ganz abweichende Volés-Sitte scharf ausgeprägt, und nament; lich auch durch eine Sprache bezeichnet ist, welche sich nicht bloß als besondere Mundart von der Sprache der Regierung unter- scheidet, sondern aus einer derselben durchaus fremden Wurzel stammt. So leben in der pyrenäischen Halbinsel die Basken, in

Frankreich Basken in Navarra, Bretons an der unteren Loire |

und. Deutsche in Lothringen und im Elsaß; in Großbritanien Waliser und Bergschotten. Familie allmälig zusammengebracht und zum großen Staate ver- einigt wurden, ist Einheit der Sprache des Volks noch weniger

großen deutschen Besißungen slavische Völkerschaften sehr ver- \chiedener Muüdart, Magyaren und Welsche. Auch im preußi- schen Staate sind mit der deutschen Hauptmasse desselben Völ-

wird. Namentlich sind hier drei aus eigenthümlichen Wurzeln stammende Sprachen, die litthauische, die slavishe in mehreren Mundarten und die wallonische neben der deutschen noch im Munde des Volks. Diejenigen Landestheile, worin diese dem Deutschen fremde Sprachen noch im gemeinen Verkehr gebräuch- lich sind, können zwar leicht übersichtlich angegeben werden; auch das Verhältniß, worin sich die besonder Sprache derselben zur deutschen béfindet, läßt sich im Allgemeinen noch ziemli leicht bezeichnen: aber durchaus unsicher bleibt jeder Versuch, in bestimmten Zah- len anzugeben, wie viel Einwohner einer jeden dieser Sprachen angehören. Der preußische Staat i nicht ailein in der bei wei tem überwiegenden Mehrheit seiner Einwohner ein deutscher, son- dern seine Regierung ist auch wesentlich cine deutsche: der Staats- rath, das Staats-Ministerium , überhaupt alle öbersten Landes- Behörden führen ihre Verhandlungen unter sh und' mit den ih- nen zunächst untergebenen. Kollegien und Beamten in deutscher Sprache; in derselben werden auch alle allgemeinen Geseße, Ver- ordnúüngen und Kabinets-Befehle durh die Gesek - Samm- lung ämtlih bekannt gemacht; auch das Kommando im Heere is deuts. Eben deshalb, und überhaupt wegen des weit überwiegenden Bedürfnisses der großen Mehrheit der Einwohner, werden auch die Lehrvorträge auf sämmt- lichen Landes-Universitäten und in allen hdhern Bildungsanstal- ten in der Regel nur deutsh abgehalten ; und G in einem öffentlichen Amte, wozu verfassungsmäßig wissenschaftliche Bildung gehört, angestellt werden, wenn er nicht in Rede und Schrift der deutschen Sprache geläufig mächtig is. Zwar sucht die Regierung sorgfältig zu verhindern, daß irgend einer ihrer Untergebnen ob seiner Unkenntniß der deutshen Sprache Nach- theil erleide; sie láßt in den nicht deutschen Volks\sprachen Got- tesdienst* halten, richterliche und polizeiliche Handlungen verrich- ten, Verordnungen bekannt machen und Elementar-Unterricht er- theilen: aber es liegt außer den Gränzen threr Macht, denjeni- gen alle Vortheile der hdhern deutschen Bildung zu gewähren, welche der Mittel, sich dieselbe anzueignen, sich nicht bedienen wollen oder kdnnen. Ñ - Unter solchen Verhältnissen besteht im preußischen Staate keine Ortsgemeinde von einiger Erheblichkeit, worin nicht wenig- stens einige Kenntniß der deutshen Sprache vorhanden wäre: bei Personen, welche zu den gebildeten Ständen gehören , muß diese Kenntniß stets vorausgeseßt werden ; gewerbliche Geschäfte von einigem Umfange sind schwerlich ohne dieselbe zu führen; und in lle, selbst die untersten Volksklassen bringt sie, bei der allgemei- nen Milicärpflichtigkeit, der Soldat aus dem dreijährigen Dienste zurück. Mit einer solchen Verbreitung der deutschen Sprache bleibt es jedoch sehr vereinbar, daß andre Sprachen im Fami- lienleben, und im Umgange der Einwohner des Orts odex der Gegend unter einander ausschließlich gebraucht werden , und daß Personen, welche diesen Kreis nicht überschreiten, sich leidlih ganz ohne T der deutschen Sprache behelfen können: Frauen Kindèr und Greise befinden sich deshalb am meisten in dem Falle, nur allein ihre nit deutsche Muttersprache zu verstehen: sehr verschieden ist jedoch das Maaß, worin die deutsche Sprache ne- ben dev Ursprache der Gegend gebräuchlich geworden is. Jn einigen Landestheilen herrscht die nicht-deutsche Muttersprache der- gestalt überwiegend vor, daß sic selbst in den höhern Ständen die Familiénsprache ist, und das Deutsche daher auch gébildetèn ersonen minder geläufig bleibt, obwohl sie sih voll’ommen ver- _ständlich, wohl selbst ganz sprachrichrig, in Rede und Schrift darin auszudtücten wissen : in den mittlern Ständen wird es hier den Eingebornen {wer, deutsch zu sprechen, obwohl sie, was im

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gemeinen Leben gewöhnlich vorkommt, noch hinreichend verstehen ; urid in den untern Ständen beschränkt sich es R iPen: Deutschen auf einige dfter vorklommende Worte, auch fast nur auf die Männer im jugendlichen und mittlern Alter. Von die- sem Aeußersten aus, schreitet in andern Gegenden die Verbrei- tung der deutschen Sprache neben der außerdeutschen Ursprache * derselben Stufenweise fort: weiterhin wird dieselbe sogar über- wiegend; Und endlich erhält nur das fromme Andenken an die Vorfahren noch cinen kleinen Ueberrest ihrer Sprache. Jn cini- gen Ortschaften wird in Folge einer solchen Pietät noch in nicht deutschen Sprachen gepredigt, obwohl dieselben im gemeinen Ver- kehr nicht mehr gebräuchkich sind, und sich nur kümmerliche Ueber- bleibsel davon als Vermächtniß geaächteter Ahnen im Familien- leben fortpflanzen. j

Für Verwaltungs-, und selbst für Bildungëzwecke bleibt es vollkommen hinreichend, wenn jeder Mann das in deutscher Sprache mit Leichtigkeit verstehen kann," was ihm seiner Bildungs- stufe nah, verständlich zu machen ist: Ortschaften, worin dies der Fall is, sind in diejer Benledu ng für deutsche zu achten, wenn auch neben der deutsthen Sprache noch eine andre allgemein verstanden und selbst geläufig gesprochen wird. Aber die Behödr- den fássen in ihren Berichten über die Sprachverhältnisse ihres Verwaltungsbezirks zuweilen auch eine ganz andre Ansicht auf: nach dieser entéSeidei die Abstammung so lange Úber das Sprach- verhäsltniß, als die nicht deutsche Sprache sich dadurch noch neben der deutschen erhält. Kolonien gelten alsdann noch immer fort für nicht deutsche, wenn sie auch seit einem Jahrhunderte unter deutschen Umgebungen bestanden, längstens die“ deutsche Sprache sich angeeignet und neben derselben nur einige Kenntniß ihrer an- gestammten Sprache als frommes Andenken beibehalten ‘haben. Einzelne Personen fremden Stammes werden sogar wohl noch als einer fremden Sprache angehdrig verzeichnet, obwohl sie, mit- len unter Deutschen lebend, sich unvermeidlih deren Sprache ancignen.

pxeußischen Staats, deren Muttersprache das Deutsche nicht ist, besteht aus solchen, welche daß Polnische in verschiedenen Mund- arten sprechen. Die Hauptmasse derselben enthält das Großher- | zogthum Posen, dessen ganze Bevölkerung ursprünglich aus Po- | len bestand, neben welchen sih jedoch so viel Deutsche angesicdelt | haben, daß diese jeßt wahrscheinlich ein Drittheil der ganzen Be- vöôlferung betragen. Eine sehr beträchtliche Einwanderung von | Deutschen erfolgte schon vor mehr als zweihundert Jahren, bald | nah dem Anfange des 36jährigen Krieges. Die große Mehrzahl | der deutschen Bewohner Schl-:siens war zum evangelischen Glau- ( bensbefenntnisse übergegangen, und hatte an dem Aufstande der | Böhmen Theil genoinmen, womit jener langjährige Krieg begann. Als dieser Aufstand nah der Schlacht bei Prag unterdrückt

wurde, flüchteten viele evangelischen Schlesier nah Polen, wo | T Sandes bit: dine e die Grundherrn sie bereitwillig aufnahmen, weil sie den Vortheil De gter |

erkannten, der aus der Anstedelung dieser gewerbfleißigen Flücht- linge für ihre Besibungen erwuchs. Längs der niederschlesifchen

und neumärkischen Gränze entstand hieraus eine Reihe f â zu! erwarten. So véreinigte das erlauchte Haus Habsburg mit | : Ô Aude e Ls

von Deutschen bewohnter Städte, deren Hauptgewerbe das We-

| ben wollner Tücher war, womit ein ausgebreiteter Handel „durch Zas ganze polnische Reich und bis in die Ukräne betrieben wurde.

, Ss mi . | ui) kerschaften vereinigt, deren Stammverschiedenheit noch heut durch | die Fortdauer der Sprachverschiedenheit im Andenken erhalten |

ließen viele dieser Flüchtlinge sich auf dem Lande nieder, wo sie hauptksächlih bewaldete, bisher fast nublose Flächen urbar machten, und kleine Landgüter anlegten, deren Be- nennung Holländereien wohl nur aus ihrer Bezeichnung als

Hauländereien durch. das Abholzen der Waldungen entstanden |

ist, Religions-Bedrückungen welche auch später noch, wenn auch minder gewalisam, bis zum Jahre 1740 in Schlesien vorkamen, vermchrten noch allmählig die Zahl dieser Deutschen Ansledler. Als im. Jahre 1772 mit Westpreußen auch ein Theil von Groß- polen unter der Benennung Nes6disktrikt für den preußischen Staat erworben wurde, mehrte sich in diesem Landestheile die Zahl der einwandernden Deutschen schnelk durch zahlreiche Ansiedelungen in

den entwässerten Ländereien längs der Neße, durch Ansckung | deutscher Handwerker in den Städten, und durch die Nothwen- |

digkeit, die Verwaltung der Polizei, des Finanzwesens und der ZuUstiz in den alten Provinzen gebildeten Beamten zu übertragen, weil nur sehr wenige der Eingebornen fähig und geneigt waren, dieselbe im Geiste der preußischen Regierung zu führen. Ganz aus gleichen Gründen erfolgte noch eine beträchtlihhere Einwande- rung von Deutschen, als im Jahre 1793 unter dem Namen Südpreußen, neben weit ansehnlichern seit 1807 wieder verlornen Bezirken, auch derjenige Theil Großpolens unter preußische Lan- deshoheit kam, welcher jeßt mit dem größten Theile des Neb- distriltes das Großherzogthum Posen bildet. Diejenigen Theile des preußischen Staats, woher die deutschen Einwänderer in den Nebdistrikt und nah Südpreußen kamen, sind größtentheils bei- nahe aus\cließlich, und außerdem doch bei weitem überwiegend von evangelischen Glaubensgenossen bewohnt: die Deutschen, welche sich im jeßigen Großherzogthum Póösen ansiedelten, gehdr- ten demnach in neuern Zeiten eben sowohl, wië in den ältern, in der Nègel auch zur evangelischen Kirche. Die zahlreiche Ju- denschaft des Großherzogthums ist zwar scit Jahrhunderten schon dort ansáäßig, und als eingeboren zu beträchten: sle versteht und spricht aber auch fast durchgängig die deutsche Sprache neben der polnischen, wozu wahrscheinlich der Verkehr auf deutschen Messen und Märkten, Anlaß gegeben hat. Nach der Zählung zu Ende des Jahres 1837 enthielt das Großherzogthum Posen mit Aus- {luß des Militärs rômisch-katholisdse Christen 739,527 evangelische Christen 344,853 der griechischen Kirche Angehörige . 33 Mennoniten : i T4,194

t

zusammen . . 1,158,608

A6 R ADY ATLA L ENERS CIA Schon hieraus wird es wahrscheinlich, daß mehr als ein Drittheil der Einwohner des Großherzogthums Posen theils aus deutschen Ansiedlern und deren Nachkommen besteht, theils doch das Deutsche geläufig spricht. Bestimmter ergiebt sich dieses noch aus nachskehendèr Uebersicht, welche auf den Grund einer von den Königlichen Regierungen zu Posen und Bromberg gegebenen Nachtveisung angelegt ist. Sie bezieht sich auf die Zählung zu Ende des Jahres 1831, welche mit Auésshluß des Mikitärs ergab Einwohner überhaupt. . .* 1,046,780 wovon das Polnische als Muttersprache sprechen sollen 603,374

und demnach als Deutsche zu betrachten wären. . 443,106 Hiernach würden also unter einer Million Einwohner durch- schnittlich sein i olen 576,575 E ao 423,425 oder es wären von der ganzen Bevölkerung beinahe drei Sieben-

| mengenommen

Der bei weitem größte Theil derjenigen Einwohner des

nur derjenige Theil der Einwohner begriffen, welchem. man sich allein in polnisher Sprache verständlich machen und der daher auch nur în polnischer Sprache Religions- und Elcmentar-Unter- richt empfangen kann. Dieser Theil der Einwohner ist aber offen- bar geringer als derjenige, welcher viel geläufiger polnisch als deutsh spricht, und dessen Sprache im Familienleben desha!b auch die polnische ist. Sofern demnach ‘deutsche und polnische Natio- halbildung hier unterschieden werden soll, wird es mit Wahrschein- lichkeit bei der Annahme verbleiben, daß wenigstens cin Drittheil der ganzen Bevölkerung des Großherzogthums, jest für êine deutsche anzunehmen ist.

Das Verhältniß der deutschen Bevölkerung zu der polnischen der Zahl nach, is indessen in den einzelnen Theilen der Provinz E sehr verschieden. Bei weitem überwiegend ist die Zahl der Polen in demjenigen Theile der Provinz vom Goplosee bis an Oberschlesien , - welcher zunächst an das jeßige Königreich Polen pin Dagegen überwiegt die Zahl der Deutschen in demjent- gen Theile derselben, welcher zunächst an der Gränze der Neu- mark und der nächstbenachbarten Kreise Niederschlesiens und Wef?- preußens liegt. Die zwischen diesen beiden Theilen der Provi! liegenden landräthlichen Kreise bilden den Uebergang von deni einen Verhältnisse zum andern mit denjenigen Abänderungen, welche die Eigénthümlichkeit ihrer Lage erzeugt. Nach den An- zades Mer Regierungen ergab die Zählung zu Ende des Jah- res 18:

in den Kreisen Polen Mogilno, Gnesen, Wongrowiz, Wreschen, Schrodda, Pleschen, Adelnau und Schildberg zusam-

Deutsche überhaupt

306,77? 81,090

257,633 Schrimm und Kosten 69,606 Buk, Samter, Obornik und Jnowraclaw

Krotoschin und Kröben . Posen mit der Hauptstadt . Schubin, Bromberg und Wirsiz Chodziesen, Czarnikau, Birnbaum Meseriß, Bomst und Fraustadt

Summe für die ganze Provinz wie vorhin 603,374 443,106 1,046,480 a

150,0

107,942 63,096

104,792

94,741 65,905 29,962 Al 334

42,037 33,134 63,458 232,7

44,193 188,551

Hiernach befanden sih durchschnittlich unter 10,000 Cinwoh- nern hier als Polen angegeben in den Kreisen Mogilnow, Gnesen, Wongrowiz, Wreschen, Schrodda, Vle- schen, Adelnau und Schildberg A Schrimm und Kosten Buk, Sameter, Obornick und Jnowraclaw Krotoschin und Kröben Posen mit der Hauptstadt . Schubin, Bromberg und Wirsiz 39 Chodziesen, Czarnikau, Birnbaum, Meseriß, Bomst und Fraustadt IY Zunächst an das Großherzogthum Posen schließt sich nordwejt derjenige Theil der Regierungsbezirke Marienwerder und Danzig, welcher westwärts der Weichsel liegt. Der größte Theil diejcs Ländstriches bildete sonst die Woiwodschaft Pommerellen , wel einer. der vier Hauptheile des bis zum Jahre 1772 unter pol nischer Hoheit verbliebenen Westpreußens war. Dazu find seit 1807 diejenigen Theile des vormaligen Nebdistrikts gekommen, welche nach dem Frieden zu Tilsit unter preußischer Herrschaft verblieben: sie bilden jekt die landräthlihen Kreise Krone und Flatow, wovon der erste ganz, der zweite aber bei weitem übe! wiegend teutsh is. Zu Pommerellen gehören die Kreise Schlo chau und Behrend, längs der pommerschen Gränze, welche aucl)

Gele Deutsche und nur wenig über vier Siebentheile Polen. ehr wahrscheinlich ist indes unter der Benennung Polen hier

überwiegend von -Deutschen bewohnt werden. Nordwärts schlic ßen sih hieran die Kreise Karthaus und Neustadt, wödrin die Bevölkerung gemischt, doch úberwiegend polnisch i. HDstwärts neben Behrend und Schlochau liegen die Kreise Stargard und Konik, worín die polnische Bevölkerung die deu!sche noch stärker und bei weitem überwiegt. Die süddstliche Spike dieses Landes theiles bildet endlich der Kreis Schweß, worin die Niederungen an der Weichsel besonders stark mit Deutschen besebt sind, und worin daher die Zahl der deutschen Einwohner wiederum die Zahl der polnischen übersteigr. Nach den Angaben der Regierungen zu Danzig und Marienwerder befänden sich zu Ende des Jahres

1831 unter den damals gezählten Einwohnern

in den Kreisen Polen Deutsche úberhaupt

uis 37,348 37,348

Flatow, Schlochau und Behrend 20,198 71,509 91,797

Karthaus und Neustadt A9 260229 61394

Stargard und Konib ADIO2 21,313 69,415

Schweb 14510 27,150 41,660

ín diesem Landestheile überhaupt . 120,975 183,639

Hiernach befinden sich in diesem Landestheile unter 100,000 Einwöhnern durschnittlih Deutsche ¡0,286 Polen 30,T14 Es sind demnach noch über drei Fünftheile der Bevölkerun der deutshen und noch nit ganz zwei Fünftheile der polnischen Sprache angehdrig. - Auf der Westieite der Weichsel befindet sicl in der Provinz Preußen noch die Stadt Danzig mit einem Thi ihres Gebiets, ein Theil des Kreises Marienwerder, und cin \chr kleiner Theil des Kreises Thorn: hiervon hat nur Marienwerder zum Theil polnische Einwohner, welche jedo erst weiterhin in Anrechnung kommen kdnnen, weil die vorliegenden Nachrichten eine Absonderung dieses Theiles des landräthlichen Kreises Ma rieuwerder von dem ostwärts der Weichsel liegenden Haupttheile desselben nicht gestatten. i In der Nähe der Ostsee geht {hon in Westpreußen die pol nische Sprache im Munde des Volks in den fkasubischen Dialekt über. Jn der Nachbarschaft dieser Gegend haben sich aber auch in der Provinz Pomniern noch Kasuben erhalten. Sie befinden sich größtentheils in der Herrschaft Lauenburg, wovon die Grund herrlichkeit pfandweise schon im 1Tten Jahrhunderte an das Haus Brandenburg fam, die Landeshoheit aber bis zum Jahre 1772 der Kroné Polen verblieben war. Von hier aus haben sich auch Kasüben in den benachbarten Kveis Stolpe verbreitet. Die Re gierung zu Köslin gab indeß schon im Jahre 1827 die Zahl der Einwohner, für welche in beiden Kreisen noch der Gottesdienst ganz oder zum Theil in polnischer Sprache gehalten wurde, nur auf 408 an: wahrscheinlih besteht auch kein Bedürfniß mehr, sich den Bewohnern dieser Gegend in einer andern, als der deutschen Sprache verständlich zu machen, und die fasubische Mundart wird hier in einer nicht mehr fernen Zeit allmählig ganz außer Uebung kommen. (Schluß folgt.)

304,014

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