1840 / 150 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

¡ser Agent soll ih mit den Behörden von St. Helena über M De ain bei der Einschiffung der Asche Napoleons ver/ ständigen, damit die Fregatten „belle Poule‘/ und „Favorite nicht mit den Práliminarien aufgehalten werden.

Toulon, 20. Mai. Der „Vautour‘/ hat dringende De- peschen von dem Herzoge von Montebello überbracht. Sie wur- den dur eine Srafette nah Paris weiter befördert. Jm wr fen von Neapel lagen noch drei Englische Kriegsschiffe. Bei

einem Balle, den der Englische Admiral am Bord des „Bellero- | phon‘/ gab, wollten die Franzosen nicht erscheinen; sle sagten, sie | würden fich nicht der Lustigkeit am Bord eines Schiffes hinge- |

ben, welches Napoleon zum Gefängnisse gedient. Admiral La- lande wird in kurzem an der Spibe der stärksten Flötte stehen,

Flotte unter seinen Befehlen wird bald nicht weniger als 8 Li- nienschiffffe zählen.

Großbritanien und Jrland. London, 23. Mai. Nach Chatham is der Befehl abge-

fertigt worden , daß sogleih der „Southampton“/ von 50 Kano- ) | ten indeß die Französischen Agenten ihrer Regierung jene Vor- des protestantischen | d \ Vereins, die am l3ten d. M. in Exeter- Hall unter Vorsi6 des! | der von Montevideo aus eine, Expedition gegen Buenos-Apres Grafen von Winchilsca stattfand, würde in mehreren heftigen | Reden wiederholt darzuthun versucht, daß das einzige Mittel, :

nen nah Ostindien absegeln solle. In der fünften Jahres - Versamnilun

England Frieden und Sicherheit zu verschaffen, die Aufhebung

der katholischen Emanzipations-Bill sey.

Der Jrländische National - Verein hielt am 12. Mai einc' zahlreiche Versammlung auf der Korn-Börse zu Dublin, wobei |

O’Connell sich schr ausführlich vernehmen ließ. Er äußerte, der

lan für die Wiederherstelluna. eines Jrländischen Parlaments, |

obasd nur die Auflósang der Union bewerkstelligt werden könne,

liege jeßt dem Lande vor, das ihn mit Ruhe und Ueberlegung | Die kleinste Grafschaft in England wähle zwei! | Unterhaus - Mitgl:eder; in Jrland sey die größ e Grafschaft auf | Wenn das Britische Unterhaus geneigt wäre, |

berathen möge.

zwei beschränkt. Irland Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, so würde es solchen bestechlichen Flecken, wie Cambridge und Ludlow, ihr Wahlrecht nehmen und dasselbe der Grafschaft Cork geben, die 700,600 Ein- wohner zähle. Jrland werde aber keine Gerechtigkeit erlangen, und Repeal sey daher sein cinziges Hülfsmittel ; von der Britischen Legisla- tur etwas für Jrland zu erwarten, würde eitle Hoffnung seyn.- Am löten hielt O’Connell an cine Repéaler-Versammlung in der Kornhalle eine Rede, worin er unter Anderem sagte: „Man hat geäußert, daß die Agitation für Aufldsung der Union aus meinen veränderten Gesinnungen gegen die jeßige Regierung herrühre. Ich muß dies aufs bestimmteste leugnen. Jch hege dieselbe Ach- tung vor dem Ministerium, die ih immer hegte, weil ich glaube, daß seine Absichten gegen Jrland trefflich sind, und daß es dem- selden so viel Gutes zu erzeigen trachtet, als es nur kann. Ich! gehe nah England zurück als eben so entschiedener Anhänger der Regierung, wie nur je; aber ich gestehe, daß ich, weder um die eine Régierung zu unterstüßen, noch die andere von der Gewalt entfernt zu halien, in meinen Bestrebungen, die Auflösung der Union zu bewirken, erschlasffen werde. o lange ich die Tories durch Unterstüßung der Regierung dem Lande vom Halse halten fann, wird es mir Pflicht und Vergnügen seyn, dies zu thun;

aber ich wiederhole es, ih habe meine Flagge an den Mast ge- nagelt, und „„Repeal‘?/ steht auf meiner Flagge. Jch bin auszu-

harren entschlossen. Mein Plan is folgender: Die Pfingstferien

kommen heran; ich werde spätestens am Sonnabend vor Pfingst-

Sonntag hiér seyn, und ih gedenke den Entwurf einer Bill für die Aufhebung der Union mitzubringen. Jch will ihn dem Ver- eine Patagraph für Paragraph vorlegen, damit derselbe genau erwäge, ob es ein passender Entwurf ist, - den man dem Parla- mente vorlegen kann. Dieser Plan wird die einzelnen AÄnord-

nungen für die Wiedereinsezung eines Jrländischen Parlaments

enthalten.“ Die Dublin Þ of sagt über die Adresse der Pro-

vinzen Leinster und Charlemont an das Volk von Großbrita-

nien: „Dieses große National - Manifest zählt jet 200,000

Unterschriften von lauter ahtbaren Männern. Darunter - sind

4? Pairs, den Herzog von Devonshire an der Spike, 28 Sdhne

von Pairs, 27 Baronets, 55 Mitglieder des Unterhauses, 60

Erd-Lieutenajts oder deren Stellvertreter, 300 Grafschaftsbeamte,

29 katholische Bischöfe, 500 Advokaten und 400 Mitglieder des

Gelehrtenstandes. Ju dieser Adresse haben die Jrländischen Re-

former ihre feiérlihe Erklärung wiederholt, den Jrländern die

vollen Privilegien der Britischen Bürgerschaft verschaffen zu wol-

len. Sie is eine wohlerwogene Erklärung des Jrländisclen Vol-

kes gegen die Tory-Faction, und ihre Veröffentlichung konnte zu

keiner passenderen Zeit geschehen, als am Vorabend der Diskus:

sion über die Stanleysche Bill zur Vernichtung des Wahlrechts

in Jrland. Die Kommission, welchér die Besorgung der Adresse anvertraut war, will in Geftalt einer Flugschrift eine möglichst große Zahl der Unterzeichner öffentlih mittheilen; es befinden sich

darunter étwa 20,090 Protestanten.“

Die Morning Chronicle äußert in Bezug auf die Orien- rientalishen Angelegenheiten: „„Die nach cinander eintrefsenden Posten aus der Levante enthalten nihts Neues, was von Ent- scheidung odér auch nur Besorgniß erregend wäre. Nachdem der Suitan die Leitung der Unterhandlungen den fremden Mäch- ten überwiesen, die dieselben über sich genommen und die ihm die Unversehrheit seines Reiches versprochen, wartet ex ruhig die Handlungen und Entscheidungen der diplomatischen Versprechun- gen ab. Die Türken können durch das Warten nichts verlieren ; denn die Verpflichtungen der anderen Mächte verbürgen we- nigsiens den Siatus quo, bis eine Entscheidung erfolgt, so, wie auch, daß eine Entscheidung für die Türkei günstiger seyn muß, als der Sialus quo. Wäre dies niht der Fall, so hâtte man den Sultan und den Di van auf das s{hmählichste betrogen. Der Widerwille Frankreichs und die Schwierigkeit, da es sich durch einen unbestimmten, aber fieberhaften Zustand der dffentlichen Meinung achemmt sieht, ir-

end einen Schritt zu thun, macht, daß alle Bemühungen der Französischen Regierung dahin gerichtet sind, die Sache hinaus- 4 Die. Verlängerung des gegenwärtigen Zustandes der inge Æ aber fúr Mehmed Ali verdecblicher als für jeden An- deren. ie Entwickelung leiner Streitkräfte úbersteigt seine Húülfs- mittel um das Zehnfache. Sein Kredit ist erschdpft, seine kaufmännis- \hen Speculationen stocken. Syrien is reiferalsje zur Empdrung, die Aegypter sind unzufrieden und gequält durch Nationalgardendienst und Kriegs- Drohungen. Die gestohlene Flotte muß er erhalten und darf feinen Gebrauch von ihr machen. _Mehtaed Ali muß des- halb sich nach einer Beendigung dieses Zustandes der Dinge seh- nen, und dies kann am besten durch eine billige Entscheidung ge- schehen, über welche alle Mächte übereinkommen. Wird die Auf- \chubs ¿ Politik, welhe man Herrn Thiers beimißt, die Macht Mehmed Ali's befestigen oder zu seinem Triumphe beitragen? Wir fürchten, das Gegentheil wird stattfinden, Uund der Aegyp-

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tische Pascha wird p Jar finden, daß er mehr von seinen Freun- den erlitten, als von seinen Feinden.“ :

Das Geld ist seit einigen Tagen sehr gesucht. Die Zinsen steigenr ash an der Börse und beim Diskonto. diese plôbliche Veränderung nicht hinlänglich erklären. kann nicht als Ursache angesehen werden;

duziren, ein Vorschlag, der nur- mit ciner schwachen Majorität abgewiesen worden sey.

Man kann sich | Die Bank | man behauptet sogar, | | die Direktoren hätten beabsichtigt, die Zinsen auf 4 pEt. zu re-

rige Aérndte nicht sehr glänzend sind, obgleich fruchtbare Witte- rung noch Alles wieder gut machen kann. An Viehfutter tritt bereits Mangel ein, weil unsere kleineren Landwirthe auf keine Vorräthe halten ,- und vom Anfange des Mai's an gewdhnlich {on auf die Ernährung auf der Weide rechnen. Noch ist in Betreff des oben beschriebenen Erdbebens zu bemerken, daß es sich längs des Hauptstockes der Karpathen, die Tatra genaunt, am stärksten zeiate, und daß gleichzeitig ein Gewitter mit Schnee-

| turm über dasselbe zog 7 welches in- der Kronstadt Menyard in

Die erung im Handel des Landes, der seit einiger Zeit be- |

merklih geworden, l / 2 O s Geschäftszweigen gegenwärtig großer Stillstand herrscht. Mán hofft

cheint bereits wieder naczulassen, da inden meisten |

jedoch, dàß dies in jebiger Jahreszeit nicht lange anhalten werde. Die |

glaubt nicht, daß unter den jezigen Umständen ferner eine anschn-

| liche Weizen-Einführung stattfinden werde.

Aus Montevideo wird vom 15. März berichtet, daß man doch glaubte man, daß sie nicht befriedigend gewesen, da noch Alles im alten Zustande si befand; einem Gerücht zufolge, hät- schläge eingesandt. Die Franzofen sollen dem General Lavalle, unternehmen will, Geld Vorgeschossen haben, und man meint,

daß sie woh! absichtlich die Ausgleichung des Streits verzödgerten, um jenem General eine Gelegenheit zu geben, seine Operationen

gegen Nosas auszuführen und auf dieje Weise ihre Differenzen

zu einem ihnen günstigéren Ende zu bringen. Belgien. Brüssel, 21. Mai. Die Königin der Franzosen wird in

ese Tagen hier erwartet, um der Niederkunft ihrer Tochter, | n s l diejen FAgen ier R, ¡fa | der Armee des Herzogs von Vitoria vor Morella zu stoßen, von

der Königin der Belgier, beizuwohnen. Der Herzog Ferdinand von Sachsen: Koburg und sein Sohn, Prinz Auaust, sind von Paris hier eingetroffen. : 7 Der Französische Komponist Adam ist auf seiner Kunstreise hier eingetroffen. Man glaubt, er werde auch hier eine Gastrolle mit einer neuen Composition geben.

Im ‘Kriminal-Gefängnisse von Gent is gestern cin sehr ern,

ster Äusstand ausgebrochen. Jn demjenigen Theile desselben, in welchem sich die auf Lebenszeit verurtheilten Sträflinge befinden,

ward nämlich ein Versuch zur Flucht gemacht, ‘an welchem fast sámmtliche Gefangene dieser Abtheilung Theil nahmen. Die |

Meuterer hatten bereits mehrere Schildwachen entwafsnet und

gonnen, als ein neues Truppen -Deraschement herbeikam,. welches die meisten Sträflinge überwältigre und in deren Kerker wieder einsperrte, die Rädelsführer aber in cinem gewölbten Raume, wo sie sich verbarrikadirt hatten, förmlich belagerte. Mehrere der Rädelsführer wurden s{chwer verwundet, und erst nach einiger Zeit ergaben sich die Belagerten auf Gnade und Ungnade.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 22. Mai, Der General Freiherr Cederstrôm, der zum berichterstattenden Staatsrath für die Kriegs-Augelegen- heiten ernannt worden, ward vor kurzem von Schonen, wo er General-Befehlshaber war, hierher berufen. Dem Admiral Frei- herrn Lagerbijelke ist die: obere Leitung des Seewesens übertragen.

Eine Königl. Verordgung vom- 24. März d. J. hebt alle oder wenigstens die meisten Quarantaine-Maßregeln auf, welche im Lauf der lébten. Jahré, anbefohlen worden waren, um das Königreich gegen Krankheiten Und- insbesondere gegen die Cholera zu schüßen, von der es in der Verordnung heißt, daß Europa jet von derse‘ben befreit ist, Allen Schiffen wird der freie Zu- gang zu den Schwedischen Häfen, ohne vorläufigen Aufenthalt ín irgend einer Quarantainè gestattet, nur haben sie sich einem cinfachen Examen im Hafen, nach der Vorschrift des §. 42 des Quarantaine-Reglements von 1836, zu unterwerfen.

O esterreid.

Wien, 20. Mai. (A. Z.) Gestern fand in den herrlich geshmücften Lokalitäten des Kaiserl. Hofgartens das alljährliche Blumcnfest mit gewohnter Pracht statt. Neben dem höchsten Adel waren die Bot\chafter und Gesandten, wie üblich, eingela- den. Nach dem Dejeuner begann der Tanz, an welchem mehrere Mitglieder des Kaiserhauses Theil nahmen. Se. Majestät der Kaiser schien äußerst gut géèlauut, man bemerkte ihn häufig in freundlichem Gefpräche mit den Gesandten. |

Die Frau Herzogin -von Anhalt - Köthen ist bercits wieder von hier nah Gräfenberg abgegangen.

Aus Semlin berichtet man, daß die bei Belgrad versam- melten Serbischen Volksmassen sich zum größten Theil wieder nach Haus begeben haben, auf die bestimmte Zusicherung des Fürsten, daß einiae von dêm Volk hart angeklagte Beamte bereits aus dem Staats-Dienst entfernt seyen, eine weitere Entscheidung aber von- Konstantinopel erwartet werden müsse; ferner, daß er nächstens das Land bereisen, das Volk besuchen, und den Regie- rungési6 wieder nach Kragujevaß verlegen werde. Als chavrakte- ristisches Zeichen der neuen Bewegung wird berichtet, daß das Volk zwei gerade auf dem Lande verweilende Mitglieder des Senats, den das Volk ünter Anderem beschuldigt, den Fürsten eingeschränkt und der von der allgemein ewünschten Bereijung des abgehalten zu haben, gebunden nah Belgrad sleppte, Und sie dem a überlieferte, der sle natürlich alsbald wieder in Freiheit fekte. is -

Aus den Karpath,en, 12. Mai. (A. Z.) Dieses Beob: jahr is in vielfacher Hinsicht merkwürdig, unter Anderem au an seltenen Naturerscheinungen. So hatten wir unter Anderem am leßten April ein ziemlich starkes Erdbeben, begleitet von einem hefrigen Sturme. Cin Vorbote dieses Naturereignisses zeigke do schon am 26. April, wo man einen heftigen Stoß spürte- t sten Nachts bald nach 10 Uhr waren die Bebungen so Par: daß z. B. in dem Gränzorte MERd, (zwischen E 1u N Ungarn) Schornseine eiustúrzten und Glocken von sel Él üs ten anfingen. Risse in dén Mauern, so wie an Ufern von J fu sind noch als Spuren zu schen. Ein neuer Winter trat a darauf ein, und die Karpathen schneiten noch éirinat u an d, ren Fuß herab tief ein. Auch in den Ebenen E x hälern X am i. Mai viel Schnee, worauf noch mehrere e starkes Eis fror. Erst seit dem ten is es etwas milder; noch a her süros- sen die Bäume kaum, und die Vegetation lie ‘noch im Schlum- mer. Alles dies vermehrte sch noch durch die Trockenheit, denn ein scharfer Wind weht fortwähréênd, welche alle Feuchtigkeit schnell entführt. Vorgestern endlich überzogen Gewitter mít starkem und dabei warmem Regen dies Gebirgsland, Und seitdem fängt es an, aufzuleben. Die Saaten sind unter diesen Umständen schr zurü, und der Frühjahts-Anbau hat sich verzögert. Die Ge- traidepreise sind im Steigen, indem die Auésichten auf die dieéjáh-

; y Y 0 | i j Betraides gehen nicht höher, und man | die je cin Contre-Admiral unter \einem Kommando gehabt. Die | Durchsthnittspreise des Getr geh ) her,

| noch nichts Bestimmtes über die Vorschläge wußte, die der Prä- | | sident Rosas der Französischen Regierung gemacht haben soil;

! ausgedient haben, entlassen werden,

den Kirchthurm einschiug und denselben, ohne zu zünden, zer- schmettecte. :

Spanien.

Madrid, 17. März. Die Kösnigin- Regentin wird sich ín einigen Tagen mit der Doña Isabella in die Bâder von Caldas in Catalonien begebenz die Minister Cleonard und Armendariz werden sie begleiten. /

Es soll ein Agent des Dom Miguel hier angekommen seyn;

Ï ¿08 ist nicht bekannt. der Zweck seiner Sendung is ) die ihre Zeit

em Vernchmen nach sollen alle Soldaten, l i A 4 indem der Bürgerkrieg sei-

nem Ende nahe is und die Guerillas besser durch eine gut orga- nísirte Gendarmerie und ge Sicherheits-Brigaden zu beseitigen 1d, als durch regulaire Truppen. pag Es heili, "Lee älteste Sohn des Don Francisco de Paula werde den Ober-Befehl über die Armee und der Herzog von Vi- toria das goldene Vließ erhalten; auch wolle man ihm das Ges neral-Capitanat von Cuba anbieten , wenn ev es nicht etwa vors- ziehe, sich ganz von den Geschäften urückzuzichen._ f Saragossa, 17. Mai. Die Truppen der Königin haben Mora del Ebro und Flix, wieder verlassen, worauf die Karlisten sofort diese wichtigen Punkte wieder beseßten. Die Division des Generals wurde, nachdem sie von Mora abmarschirt war, um zu

' den Karlisten angegrissen Und erlitt einigen Verlust.

Der General Segarra hat das Kommando über die Karli- stischen Truppen in Catalonien niedergelegt und den General Llarch del Copons zum Nachfolger erhalten.

T Konstantinopel, 06 Mai. Folgendes is der Jnhalt der bereits erwähnten Verordnung in Betreff des nunmehr bestehen-

den Handels-Tribunals : i È: 4 : „Nachdem schon früher duxch eine Kaiserl. Verordnung die uit Europa Handel treibenden Kaufleute unter die Aufsicht des Handelss-

| Minier e eden w d erd Schli sogar eit regelmäßiges Gefecht mit dem ganzen Wachtposten be- Ministeriums gestellt worden waren, wurde neuerdmgs zur Schlichtung

der unter ibnen vorfommenden Prozesse bei eben diesem Ministerium eine eigene Kommission als Handels - Tribunal niedergesegt , mit der Weisung, einmal in der Woche im Beisevyu einiger Mitglieder des Handels - Gremiums Siyung zu halten. Um aber diesem Tribunale die Lösung seiner Aufgabe möglich zu machen, sind folgende Bestim- mungen unerläßlich: 1) Als Sizungstag wird der Montag bestimmt, die Sikung beginnt um 6 Uhr und dauert nah Umständen längstens bis 10 Uhr. 2) Da nach einer alten Regel, so lange ein Prozeß ver- handelt wird, feine andere Partei den Gerichtssaal betreten darf, so sollen, um diese Ordnung aufrecht zu erhalten, zwei eigene Kas waße (Amtédiener) immer vor der Thuüre stehen. 3) Die dienstthuen- deu Gerichtsdiener und Tbürhliter sollen mit Berücksichligung der Daten der in ihrez Händcu besiudlichen Fermane die zuerst vorge- merkie Partei zuerst zum Fribunale vorlasseu, dann die übrigen nach der Neihe; keine Partei soll außer der Reihe bineingehen, und wenn Jemand doch auf irgend eine Weise dazu gekommen wäre, so soll er augenblicklich hinausgeschasfft werden. 4) Die Dolmetsche, welché meh- rere Prozeß führeude Fränfische Kaufleute begleiten, sollen sammt die- sen in einem Nebenzimmer warten. Da nun, wenu an einen dersel- ben die Reihe fömmit, natürlich auch der Dolmetsch mit ihm hinaus- gehen muß, es aber großes Gedränge uid Unorduung veranlaßt, wenn zu gleicher Zeit anch die Übrigen mit demselben Dolwuetsch gekomme- nen Parteten ihm nachfolgen, so soll schou im voraus den Betreffen- den die gehörige Weisung hierüber gegeben werden. 5) Die streitenden Parteien u1ögen wer immer und vou was immer für ciner Relis gion seyn, so if es unmöglich, daß jeder Prozeß zur Zufrie- denheit beider Theile ausfalle. Weun nun aber eine Sache na Necht und Gesez eutschieden ist, so giebt es doch Einige, welche, iveil das Urtheil ibren Wüuschen nicht entspricht, verschiedene Umtriebe machen, und sich bci der hoben Pforte, ja beim. Kaiser selbst dofür verwenden, daß eine Appellation, sev es an die Großhberrliche Münuz- oder an das Wein - Steuer - Amt , oder sonst wo geschehe. Da dies gber sowohl für den Handel selbst nachtheilig ift, als auch man- chem im Rechte sevenden ehrlichen Kaufmanne bedeutenden Schaden bringt, fo soll von einem, nach gehöriger Erwägung vom Handels-Fri- bunale erlassenen Uriheile feine Appellation mehr stattfinden. Wer sich jedoch dazu ertühnt, wird gesirast, was hiermit vor allem zu Jeder- manns Wisseuschast gebracht wird. 6) Es giebt hinterlistige Leute, die bfoß aus Haß und Leidenschaftlichkeit gegen irgend einen, der im Aus- lande mit Handel beschäfiigten Kaufleute, durch erdichtete Beschwerden Prozesse erregen, und um seine Eiuberufung nah Koustantinopel ans- suchen, um ihn seiner Familie zu entziehen, seinen Gewinn zu schmä- lern und ihn in eine Menge von Auslagen zu stürzen. Kommt nun der Be- flagte, so zeigt fich häufig beider Untersuchung, daß dieganzeSache nur eine Spiuzbüberei war, indem schon längst entschiedene Prozesse wieder angeregt wurden, der Beklagte aber trägt nichtsdestoweniger den Schadeu der umsonst gemachten Auslcgen. Um diesem Uebelstande vorzubeugen, soll uun in Zukunst, wenn Jemand die Einderufung eines im Auslande befind- lichen Kaufmannes ansucht, seine Bittschrift zuerst dem Handéls-Mis- nisterium zugewiesen werden, welches nicht eher in dieselbe einwilligt, als der Küger sichere Bürgen stellt, daß er, wenu nach gehöriger Pro- zeßführiüng seine betrügerische Handlungsweise an den Tag käme, er dem Beflagteu für alle dadurch veranlaßten Uufoslen Schadenersag leisten fonne. 7) Da in einem solcheu Falle außer dem Schadenersaße zur Warnung Anderer auch gebührende Strafen verhängt werden müssen, und übrigens bei den uuter den Kaufleuten vorkommenden Streitigieiten, weun sie aucch im Ganzen bloß nach Handels-Prinzipien zu beuribeilen find, dech zuweilen auf das heilige Geseß zurülcktgegangen iverden nuß, so soll man sich in derlei Fällen an den Maosfti der im Gebäude des Handels-Ministerinms befindlichen Kommission des öffent - lihen Nugens wenden. #8) An den Gerichtstagen soll auch der Staats- Rath des Handels-Ministeritim den Sigungen beiwohnen. 9) Jn bes fonders wichtigen Angelegenheiten sollen auch einige Mitglieder der er- wähnten Kommission den Sitzungen des Tribunals beigezogen werden.“

e A M

Breslau, 26. Mai. Bei den diesjährigen Rennen hatte Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar die Gnade, das Richter: Amt zu übernehmen, und der Herr Land- Stallmeister von Knobelsdorf assistirte. Jm lsten, dem Königs- Rennen (in Schlesien gezogene Pferde. Einsaß 15 Frd'or., ganz Reugeld. Der Sieger erhält auf ein Jahr den Besiß des Königl. Ehren- Preises, welcher im nächsten Jahre zu ver- theidigen ist, den Vereins -Preis von 500 Rthlr. und die Hälfte der Einsáße. Das zweite Pferd im entscheidenden Lauf erhält die andere Hälfte der Einsábe) siegte Little John, dem Grafen von Henkel-Siemianowiß gehörig. 1. Herren-Reiten um ein von der Stadt Breslau ausgeseßtes silbernecs Kleinod. Pferde aller Länder. Einsaß 2 Frd'or. Die Vera des Lieutenant von Hirschfeld siegte. Ul; Auf dêm Kontinent gezogene Pferde;

- deutsche Bevölkerung von. . “der ganze Regierungsbezirk

: Sirikzeies unter 31,563 Einwohnern 23,238 Polen.

Iährig, Einsaß 10 Frd'or. halb Reugeld. Vereins - Preis thlr. Roccoco des Grafen Henkel - Siemianowiß Séeger. IV. Rennen der Schlesischen Bauern - Pferde. Pferde von der Zucht und im Besiß Schlesischer Landleute aus dem Bauern- stande (wenn auch nicht in der Hand des Züchters). Der Sie- ger erhält den Vereins-Preis von 100 Rthlr.; das zweite Pferd die von Sr. Majestät dem Kdnig gnädigst bewilligte Summe von 50 Rthlr., das dritte Pferd den Vereins - Preis von 20 Rthlr. Der braune Wallach des Freibauers Siems siegte. V. Rennen von Halbblut-Pferden um den Vereins-Preis von 200 Rthlr. Jn Schlesien gezogene Pferde; Vollblut aus- geschlossen. Sieger die Sorcerer des Grafen Henkel -Siemia- nowibß.

Versuch einer übersichtlihen Darstellung der außer- deutshen Sprachverhältnisse im Volksleben des Preußischen Staats.

Schluß.) .

Säüdwärts an das Großherzogthum Posen {ließt sich der- jenige Theil Schlesiens, worin das Polnische noch die Mutter- sprache des größten Theiles der Bevölkerung ist. Es gehören ierher von dem Regierungsbezirke Breslau die Kreise Warten- erg und Namslau nebst dem angränzenden Theile des Kreises Brieg, und einigen benachbarten Ortschaften der Kreise Olau und Oels. Diese Gegend bildet die südödstliche Ecke des Regierungs- bezirks Breslau, und gränzt einerseits an die Kreise Adelnau und Schildberg des Regierungsbezirks Posen, und andrerseits an die Kreise Kreuzburg und Oppeln des Regierungsbezirks Oppeln. Dieser Regierungsbezirk enthält nun den Haupttheil der polnisch sprehenden Einwohner Schlesiens: sie bewohnen hauptsächlich den ostwärts der Oder gelegnen, mit dem jeßigen Königreiche Polen und dem Freistaate Krakau un- mittelbar in Berührung stehenden Theil desselben; haben sich aber auch, besonders im südlichen Theile des Regierungsbezirks, auf die Westseite der Oder verbreitet. Die Regierung zu Oppeln

“hat die Einwohner ihres Verwaltungsbezirks am Ende des Jah-

res 1837 auch nach dexr Verschiedenheit der Sprachen zählen lassen. Jhren Angaben zufolge befanden sich damals Einwohner, welche sich des Polnischen als Muttersprache bedienten, in nach- stehend benannten Kreisen Ÿ Kreise Kreuzburg, Rosenberg, Op- tei 4 L o euthen leß und Robais ie 416,070 Ratibor und Kosel 119,454

Leobschüß, Neustadt und Falkenberg

usammen . . die Kreise Neisse und Grot- kau enthalten eine ganz

mit Überhaupt

worunter polnisch Einwohnern

sprachen

363,737 92,836

156,744 692,268

38,759

495,332

105,941

enthielt hiernach T98,209 495,332

Unter 100,000 Einwohnern gehörten also durchschnittlich 62,055 zu dem polnisch sprechenden Theile derselben, welcher demnach nicht ganz fünf Achttheile der gesammten Bevölkerung enthält. Jn dem Ueberreste der Einwohnerzahl, der hiernach et- was mehr als drei Achttheile der Volkszahl betrug, befanden sich

noch 11,542, welche sich der mährischen Sprache bedienten, die, wie die polnische, dem slavischen „wohnten am südwestlichen Ende des Regierungsbezirks in- den

prachstamme angehört. Davon Kreisen Ratibor und Leobschüß beisammen 10,988, der Ueberrest bildete zerstreute Ansiedelungen in andern Kreisen. Eine böhmi- he Kolonie von 1131 Einwohnern befand sih noch im Kreise Oppeln. Mit Ausnahme dieser Mähren und Böhmen waren

jene drei Achttheile der Bevölkerung Deutsche.

Bestimmte Angaben von der Anzahl derjenigen Einwohner des vorstehend bezeichneren Theils des Regierungsbezirks Bres: lau, deren Muttersprache die polnische ist, sind dem statistischen Büreau nicht zugekommen: es kann daher hier nur eine auf Wahrscheinlicheit gegründete Schäßung dieser Zahl versucht wer- den. Die ganze Bevölkerung dieses Landestheils betrug nach der Zählung zu Ende des Jahres 1837

d Kreise Wartenberg » » Namslau wozu noch zu rechnen seyn dürfte cin Drittheil der ländlichen Einwohner des Kreises Brieg mit überhaupt also §0,135

In dem zunächst angränzenden Kreise Kreuzburg , weicher früher auch zum Regierungsbezirke Breslau gehörte, waren g 1 ] Es ist sehr wahrscheinlich, daß ohngefähr dasselbe Verhältniß beider Spra-

chen auch in den Kreisen Wartenberg und Namslau nebst dem

angränzenden Theile des Kreises Brieg besteht, wonach also bei-

nahe drei Viertheile der vorhin angegebnen Einwohnerzahl die-

ses Landestheils, das ist in runder Zahl 60,000, polnisch sprechen würden. Die Mundart, welche als Volkssprache in dem polnisch

redenden Theile der Provinz Schlesien üblich ist, weicht beson- ders gegen Süden hin von dem Hochpolnischen merklich ab, und wird daselbst mit der Benennung Wasserpolnisch bezeichnet. Ein sehr beträchtlicher Landstrich, dessen Einwohner in über- wiegender Mehrzahl eine Mundart des Polnischen, nämlich das uva Masurische sprechen, befindet sih endlich ostwärts der eichsel. Es gehören dazu im Regierungsezirke Gumbinnen dessen südlichsten Kreise, nämlich Johannisburg , Sensburg Lö- en, Lyk und Olezko; theilweise auch noch Goldapp und Anger- urg nebst einzelnen Ortschaften des Kreises Darkehmen. Nach

dem neuesten Ortschafts - Verzeichnisse des Regierungs - Bezirks

Gumbinnen, welches der Regierungs - Referendar Meyer nach

ämtlichen Quellen herausgegeben hat, befanden sich am Ende des

Jahres 1837 in den erstgenannten fünf Kreisen

unter überhaupt i: 150,803 Einwohnern 128,343 Polen in den nur theilweise hier- e gehörigen drei Krei- en unter 89,593 »

die Zahl der polnisch sprechenden Einwohner die- ses Theils des Regierungs-Bezirks Gumbinnen war hiernah überhaupt - « . « 141,009

12,666 »

„wofür in runder Zahl 141,000 anzunehmen sind.

Jm Regierungsezirke Königsberg gehdrt hierzu dessen süd- lichster Theil, nämlich die altostpreußischen Kreiss Ortelsburg, Neidenburg und Osterode, und der im Jahre 1772 mit dem

Bisthum Ermland dazugekommene Kreis Allenstein: theilweise

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auch die altostpreußishen Kreise Rastenburg und Morungen und der ermländishe Kreis Rössel. Die Regierung zu Königsberg gab auf den Grund der Zählung zu Ende des Jahres 1831 an in den erstgenannten vier 28

Kreisen unter überhaupt. 135,976 Einwohnern 112,617 Polen in den folgenden drei Krei-

sen unter 101,032 » 8630 »

a0 4, ABEAA

1) 1 37-7 Let!

uberhaupt also polnisch redende Einwohner . . Die gesammte Bevölkerung der vorbezeichneten sieben

E T A R D

Kreise betrug zu Ende des Jahres 1837. . , 246623 am Ende des Jahres 1831 betrug dieselbe nur .…. 237,008 sie hat sich also in diesen sechs Jahren vermehrt um. 9615 das ist um wenig über 4 auf 100, in Folge der man-

nigfaltigen Unglücksfälle, welche. diejen Landestheil

inzwischen betrafen. Hiernach würde die Zahl der

polnisch sprechenden Einwohner dieses Landestheils

am Ende des Jahres 1837 auch um 4 auf 100

hdher, und folglich zu

anzunehmen seyn: wofür in runder Zahl

um so mehr anzunehmen sind, als auch die Angaben

dex Regierung nah Anzeige: derselben nicht auf

einer genauen Zählung beruhen.

Im Regierungsbezirke Marienwerder ostwärts der Weichsel | gehören hierher die Kreise Löbau und Straßburg ganz, die Kreise | Thorn, Kulm und Graudenz ihrer östlichen Hälfte. nach, und endlich auh noch kleinere Theile der Kreise Rosenberg, Stuhm und Marienwerder. Bei le6tern Kretsen is auch hiermit in Rechnung zu bringen, was sich davon auf dem westlichen Ufer der Weichsel befindet. Die erstgenannten fünf Kreise bildeten bis zum Jahre 1772 unter polnischer Hoheit die Woiwodschaft Kulm nebst dem Lande Michelau und der freiem Stadt Thorn mit ih- rem Gebiete: die leßtgenannten drei bestehn dem größten Theile nach aus einem altostpreußischen Landestheile, nämlich dem land- räthlichen Kreise Marienwerder, wie derselbe vor der neuen Lan- deseintheilung im Jahre 1816 begränzt war. Nach Angabe der Reglerung zu “Marienwerder befanden sich zu Ende des Jah- res 18: in den Kreisen Löbau und

Straßburg unter über-

126,128 126/000

62,201 Einwohnern 45,923 Polen

100,064 » 36 ch »

haupt

in Thorn, Kulm und Grau- denz unter

in Rosenberg, Stuhm und Marienwerder unter.

es waren also in diesen acht E Kreisen zusammengenom- E E oa ee 261,975 v

die vorstehend genannten acht Kreise hatten zu Ende des Jahres 1837 úberhaupt Einwohner .. zu Ende des Jahres 1831 betrug ihre Anzahl nach vorstehender Angabe ;

die Bevölkerung hatte sich also in diesen ren vermehrt um das ist noch über 11!/,, auf 100

Hiernach würde die Zahl der. polnisch- redenden Ein- wohner in diesem Landestheile am Ende des Jah- res 1837 auch um 11'/, ¿guf 190 hdher, und folglich zu 5

oder in runder Summe zu anzunehmen sein.

Es befanden sich hiernaÞ am Ende des Jahres 1837 Ein- wohner, welche die polnische Sprache mehrentheils nah der ma- surishen Mundart als Muttersprache gebrauchten ostwärts der Weichsel, jedoch mit Einschluß des westwärts dieses Stroms líe- genden Theiles des Kreises Marienwerder

im Regierungsbezirke Gumbinnen . . . 141,000 » Kötigsberg . 126,000 Marienwerder . . . 116,060

Zusammen . . . 383,000

99,710 » 2A

104,649 »

291,064

29,089

116,266 116,000

» »

Sprachen slavischen Stammes kommen außerdem im preußi- schen Staate im Munde des Volkes noch vor unter den Wen den in der Lausiß, und unter“ den in verschiednen Landeëtheilen angesiedelten Böhmen. Die Wenden befinden sich theils in den Kreisen Rothenburg und Hoyerswerda des Regierungsbezirks Liegniß, theils in den Kreisen Kalau, Spremberg, Sorau, Kott- bus und Lübben des Regierungsbezirks Frankfurt: es liegen aber dem statistischen Büreau keine Angaben über ihre Anzahl vor, und jede Zählung würde auch schon deshalb sehr unsicher seyn, weil die deutsche Sprache in solcher Vermischung neben der wen- dischen verbreitet ist, daß schon im Jahre 1827 sich im Regie- rungsbezirke Frankfurt nach Angabe der Regierung keine Land- kirche befand, worin nicht der Gottesdienst wenigstens theilweise in beiden Sprachen, der wendischen und der deutschen, verrichtet worden wäre. Die wendische Sprache is jedenfalls nur noch bei einem Theile der Landbewohner- im Familienleben ausschließlich, oder doch wenigstens vorherrschend, im Gebrauche. Die ländliche Bevölkerung der vorbenannten steben Kreise betrug nach der Zäh- lung zu Ende des Jahres 1837 überhaupt 190,401; die darin liegenden Städte enthielten außerdem noch 52,043 Einwohner. Die Zahl der Bewohner des platten Landes, welchen noch die wendische Sprache geläufiger ist als die deutsche, kann mit Wahr- scheinlichkeit auf weniger als die Hälfte, aber noch mehr als ein Drittheil der sämmtlichen Einwohner desselben geschäßt werden. Auf den Grund dieser allerdings sehr unsihern Schäßung wird dieselbe hier zu zwei Fünftheilen der vorstehend angegebnen länd- lichen Bevölkerung, das is in runder Zahl zu 76,000 angenommen.

Die böhfnischen Kolonien, | welche seit einer langen Reihe von Jahren mitten unter Deutschen angesiedelt sind, wie beispiels- weise zwischen Berlin und Potsdam, können hier nicht mehr in Anrechnung kommen, da die Mitglieder derselben bereits an den Gebrauch der Deutschen Sprache gewdhnt sind, und zuweilen nur noch zum Andenken an ihre Abstammung in bödhmischer Sprache vor ihnen gepredigt wird. Es ist r M nux noch zu bemerken, daß in den Kreisen Glaß, Strehlen und Wartenberg des Regierungsbezirks Breslau, und im Kreise Oppeln des gleich- namigen Regierungsbezirks sich böhmische Ansiedelungen befinden, worin sich der Gebrauch der böhmischen Sprache noch im gemei- nen Leben erhalten hat. Die Zahl der Böhmen in den drei erst: genannten Kreisen wird in einem dem statistischen Büreau mit- getheilten Berichte der Justizbehörde auf §8 bis 10,000 geschäßt; für den leßtgenannten Kreis giebt die Regierung zu Oppeln deren Zahl auf 1131 an: es dürfte daher genügen, für die ganze Pro- vinz Schlesien dafür in runder Summe 10,500 anzunehmen.

Das Großherzogthum Litthauen war beinahe vier Jahrhun- derte lang mit dem Königreiche Polen verbunden: es ist daher

gewöhnlich geworden, auch die litthauische Sprache nur als eíne Mundart der polnischen zu betrachten. Allein diese Sprache ge- hört gar nicht zu dem slavishen Sprachstamme, \ondern bildet mit dem Kurischen, Letrischen, Esthnischen und Finnischen ein eigenthümlihes Sprachsystem, welches den Völkerschaften gemein ist, die das nordôstliche Viertheil Europas vom Przypiec bis zum weißen Meere, und vom bothnischen Meerbusen bis an den Ural bewohnen. Diese Völkersci-aften haben sich indessen nirgend in unabhäangigem Besiße ihres Landes erhalten: in Ostpreußrn, Kur- land und Livland wurden die Deutschen, in Podiachien, Samo- gitien, dem Großherzogthume Litthauen und Weißrußland die Polen, in Finnland und Ingermannland die Schweden, und im Norden des europäischen Rußlands die Russen ihre Oberherren ; unter ihnen blieben sie nur wie leibeigene Anbauer des Bodens. Daher erhielten auch diese Sprachen nirgend eine bedeutende

| Ausbildung, und es sind fast nur Erbauungsbücher für das Volk

darin gedruckt. Jebt stehen alle diese Völkerschaften unter rus- sischer Hoheit, mit Ausnahme des Ueberrestes derselben, welcher den nordöstlichen Theil Ostyreußens bewohnt. Hier sind die Lit- thauer die Urbewohner der landräthlihen Kreise Memel, Heide-

| krug, Niederung, Tilsit, Ragnit, Pillkallen, Stallupönen, Gum-

binnen, Insterburg und Labiau, wie auch eines Theils der süd- wärts hieran gränzenden Kreise Goldapp und Darkehmen: aber auch hier sind die Städte ganz deutsh, und auf dem Lande ha- ben sih so viele Deutsche angesiedelt, daß selbst auch hier das Deutsche nicht nur die Sprache aller Gebildeten, sondern selbst aucl) eines beträchtlichen Theiles der untern Volksklassen ist. Nach der Zählung zu Ende des Jahres 1837 wohnten in den zehn erstgenannten Kreisen in den Städten. auf dem Lande überhaupt also . 394,506 Von diesen zehn Kreisen gehören Memel und Labiau zum Regierungsbezirk Königsberg: die übrigen acht nebst den Kreisen Goldapp und Darkehmen zum Regierungsbezirk Bumbinnen. Die Zahl der das Litthauische noch als Muttersprache redenden Einwohner des Regierungsbezirks Gumbinnen wird in dem wei- ter oben schon angeführten neuen Ortschafts- Verzeichnisse dieses Regierungsbezirks angegeben zu... .... .. 113/120 Von der ländlichen Bevölkerung der Kreise Memel und Labiau ist mit Wahrscheinlichkeit die Hälfte hierher gehörig ; sie beträgt . …. T Hiernach wäre die Zahl der litthauisch \prechenden Einwohner Ostpreußens überhaupt noch 146/263 wofür in runder Summe 146,000 anzunehmen seyn dürften. Endlich ist auch im westlichen Theile des preußischen Staats, namentlich im landräthlichen Kreise Malmedy des Regierungs- bezirks Achen, die wallonische Sprache noch in einigen Ortschaf- ten im Munde des Volkes- Sie ist eine Mundart des Fran-

33/143

| zösischen, jedoch mit Einmischung vieler, demselben ganz fremd-

artiger Wörter, welche noch Ueberreste eines ganz andern Sprach- stammes zu sein scheinen: in Kirchen und Schulen wird die franzôsishe Sprache gebrauht. Die Gesammtbevölkerung der wallonischen Ortschaften betrug nah Angabe der Regierung zu Achen im Jahre 1827 noch 9859. Einerseits hat si die Zahl der Einwohner des Kreises Malmedy seit der Zählung zu Ende dès Jahres 1828 bis zum Ende des Jahres 1837 von 26,710 auf 28,192, das ist um etwan 5!/, auf 100 vermehrt: anderer- seits dürfte doch auch die deutsche Sprache hon in Folge der allgemeinen Militärpflichtigkeit mehr in Gebrauch gekommen scin; so daß etwan in runder Summe die Zahl der wallonisch sprechen- s Einwohner noch höchstens auf 10,000 anzunehmen sein dürfte.

Hiernach ergiebt sich, allerdings mit vieler Unsicherheit, die Zahl der Einwohner des preußischen Staats, für welche zu Ende des Jahres 1837 noch eine andere Sprache, als die deutsche, die

Sprache des Familienlebens und des täglichen Umgangs war,

folgendermaßen : Dem slavischen Sprachstamme gehörten an, und zwar zunächst der polnischen Sprache,

a) im Großherzogthume Posen, wo nach vorstehen- den Betrachtungen zwei Drittheile der Einwoh- ner für den polnisch sprechenden Theil der Bevöl- kerung anzunehmen sind. Diese zwei Drittheile betragen nach der Zählung zu Ende des Jahres 1837 772,406, wofür in runder Zahl anzuneh- men sind in Westpreußen westlih der Weichsel verhalten sich den vorstehenden Betrachtungen zufolge die polnisch sprechenden Einwohner zu der gesamm- ten Bevölkerung beinahe wie zwei zu fünf. Es wurden zu Ende des Jahres 1837 in diesem Landestheile Civil-Einwohner gezählt 336,834; hiervon betragen zwei Fünftheile 134,734, wo- von in runder Summe hier nur in Rechnung zu bringen sein dürften in der Mrouinz Schlesien und zwar im Regierungsbezirke Oppeln . ._. 493,332 » » » Breslau... 60,000

| GOW-THGSVWM (R -rI00 LRR T R

Zusammen 555,332

wofür in runder Summe angeseßt werden . .. 555,000

d) in der Provinz Preußen, ostwärts der Weichsel überhaupt

Einwohner

134,000

383/000

Z Zusammen also 1,844,000 Außer den vorstehend angegebnen, in verschiednen Mundarten polnisch sprechenden Einwohnern bedien- ten sich noch slavischer Dialekte a) Kasuben im Regierungsbezirke Köslin in runder Summe 4,000 b) Mähren im Regierungsbezirke Oppeln in runder Zahl c) Böhmen in Schlesien 10,500 d) Wenden in der Lausiß 76,000

zusammengenommen

«evi dem slavischen Sprachstamme an- ehdrig

itthauisch sprachen in Ostpreußen noch Wallonisch im Regierungsbezirk Achen

Von den am Ende des Jahres 1837 überhaupt

gezählten 14,098,125 Einwohnern des preußischen taats, mit Ausnahme des Fürstenthums Neu-

chatel, redeten als Muttersprache im Familien-

leben und täglichen Umgange hiernach eine an-

dere als die deutsche

das ist beinahe drei Zwanzigtheile oder 15 auf 100.

11,500

102,000

1,946,000 146,000 10,000

2,102,000