1840 / 154 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sich etwa das Kabinet des Kaiserlichen Namens und der Erinne rungen aus der Kaiserzeit bedienen, um unsere Jnftitutionen zu bedrohen? Js es nicht der Sieg des parlamentarischen Grund- saßes, der das, was heute geschieht, möglich gemacht hat? Wenn das Votum der Kammer das leßte Wort des Landes wäre, so würde das Ausland berechtigt seyn, zu glauben, daß die Sorg- fast fúr die materiellen Interessen bei uns das National: Gefühl getódtet hätte. Wir mússen zeigen, daß Frankreich noch im Stande is, den Ruhm und die Größe zu begreifen, daß es die Dienste, die man ihm' geleistet hat, nicht vergißt. Die Summe, die die Kammer verweigert hat, wird durch cine National-Subsçription zusammengebracht werden. Bedenken wir, daß Europa die Augen auf uns gerichtet hat und daß wir Frankrei nicht seinem Ge- spôtte pretsgeben dürfen.“

Das Siécle enthält schon heute die erste Liste der zu Gunsten des Napoleonischen Denkmals erdffneten Subscription. An der Spiße steht die Nedaction des „Siècle‘“/ mit 1000 Fr., und dann die Familie Lascases, nebst Dienerschaft mit. 2050 Fr. und der Bemerkung, daß diese Summe vervierfacht werden solle, falls die Subscription nicht über eine Million eintrüge.

Der Moniteur publizirt heute die Ernennung des Hertn Affre, Koadjutors von Straßburg zum Erzbischofe von Paris. Sleichzeitig ist Herr Gousset, Bischof von Perigueux n Erzbischof von Rheims, Herr ÓDarcimoles, Gencral-

icar von Sens zum Bischof von Puy, Herr Graveran,

Pfarrer in Brest, zum Bischof von Quimper, und Herr Cha- |

trusse, General -Vitar von Grenoble, zum Bischof von Va- lence ernannt.

Das Siécle enthält ein Schreiben des Fsambert, worin sich derselbe darüber beklagt, daß die Neaierung nicht den Muth dabe, für die Kolonicen ein Geseß zu erlassen, wodurch man den Sklaven das Recht zugestehe, sich durch den Ertrag ihrer Arbeit selb freizukaufen. Früher hatte die Regierung diesen Antrag genehmigt, war mit den Abgeordneten der Kolonieen über den- selben in Unterhandlung getreten, fand hier aber eine so unbe- dingte Opposition, daß sle wieder von ihrem Plane abgehen zu müssen glaubte. Das Schreiben des

sie auch nur für den persönlichen Dienst gebraucht. Aus diesen

Thatsachen gehen zwei Wahrheiten hervor: einmal, daß die Re- |

gierung nicht den rechten Crnst hat, um die Opposition der

Kolonicen zu besiegen, und dann, daß ihr an der Emanzipation | Au | | Vill zeigen, daß er kein unwürdiger Sprößling eines edlen und

der Schwarzen so wenig liegt, daß sie deren Befreiung nichr cinmal da ;

gen vorschreiben kann. 1 heiten folgt aber, daß vorerst an gar feine solche Emanzipation

von Seiten der Französischen Regierung zu denken ist, jo lange | die Kammer sie nicht dazu zwingt, und von lebterer diesen Zwang | erwarten, hieße, ihr zu viel Ehre zu erweisen. Diese Gestaltun- |

gei haben deswegen einiges Jnteresse, weil sie zum hundetttau- sendsten Male eine alte Wahrheit bewähren, und zwar die, daß Bevorzugte einen Fortschritt, wie nothwendig er auch geworden seyn mag, nur nothgezwungen zugeben; daß die Sklaverei eine Schmach, an der Ehre des Herrn ist, weiß heute Jedermann ; daß eine Regierung, die dieselbe zuläßt, sich selbst entwürdigr, würde selb Herr Thiers zugestehen. . Und doch wagt man nicht, gegen dieselbe anzugehen, weil- das Interesse der Sklaven- Besiser, der Reichen in den Kolonicen, mit im Spiele is. So oft diese Frage in die Kammer kommt, darf man gewiß seyn, die schönsten Redensarten zu hdren, und den Beweis liefern zu sehen, daß man, aus reiner Menschenliebe, die Sklaven um ihrer selb willen nicht befreien dürfe, könne oder wolle. Unterdessen muß sh Frankreich fast von allen anderen Europäischen Staaten überflügeln lassen. Dänemark hat jeßt ebenfalls seinen Sklaven erlaubt, sich von ihrem eigenen Erwerbe loszukaufen und zugleich die Strafe der Peitschenhiebe auf ein Maximum von 12 Hieben für die Männer und. 6 für die Frauen herabgeseßt. - Wäre ich ein Deputirter gewesen, so würde ih, gerade um dieser Frage willen, in dem Streite zwischen der Runkelrübe und dem Zucker- rohr gegen das leßtere gestimmt haben, denn dieser süße Zucker ist mit dem Schweiße und Blute der Sklaven gedüngt und von ihm durchdrungen. So lanae die Regierung noch für ndôthig hâlt, die Sklaven-Besißker zu Rathe zu ziehen, so lange sie nicht vor Allem ihren eigenen Beamten verbietet, Sklaven zu haben, ist an keine Emanzipation derselben zu denken, wie {dn auch die Neden seyn mögen, die man etwa für dieselben halten sollte.

Der Eclaireur de la Mediterranée enthält Folgendes: ,„„Man arbeitet im Hafen thätig an der Vollendung des Keno- caphiums, welches in St. Helena den Sarg des Kaisers em- pfangen soll. Dasselbe wird mit schwarzem Sammt ausgeschla- gen werden. Obenauf wird man den Scepter und die Kaiser- liche Krone legen. Ein Kaiserlicher Adler in erhabener Arbeit wird unten an den vier Winkeln angebracht. Der Obertheil jedes Winkels is mit einer Cypressenkrone geschmückt. Der Adler klammert eine Kralle um eine Weltkugel, in- der. Mitte jeder Kugel ist der Buchstabe N. eingegraben. Die Adler sind von Silber. Basreliefs zieren die Seiten; eines stellt die Krönung des“ Kaisers vor, das andere erinnert durch ein Buch an den Code Napoleon, die Vorderseite, die dem Altar gegenüber seyn wird, stellt in der Gestalt eines Weibes, -die Religion dar, deren Wiederhersteller der Kaiser war. Eine andere weibliche Gestal an der entgegengesckten Seite, die Geschichte- darstellend, einen Grabstichel in der Hand, womit sie die Heldenthaten de großen Mannes verzeichnet. Jn der Ferne sieht man die Ve dome’s-Säule und einen in den Wolken s{webenden Adler.“/

Gestern erschien eine Deputation bei dem Marschall Gérard} um ihn zu bitten, die Präsidentschaft des Comité's zu überneh- men, welches mit Entgegennahme der Subscriptionen für das Denkmal Napoleon's beauftragt werden soll. Der Marschall G'“rard hat die Annahme dieses Ehren-Amtes verweigert. Man glaubt, daß Herr Lascases der' Vater die Präsidentschaft dieses Comité’s übernehmen wird.

Die ministeriellen Journale widersprechen der Nach- richt, daß Herr Boudet, Genèral-Secretair im Justiz- Ministe- rium, in Folge eines Wortwechsels mit Herrn Thiers, seine Ent- lassung eingereicht habe.

Man glaubt, daß der Deputirten-Kammer ein Amendement vorgelegt werden wird, wonach in dem Geseß-Entwurf der Trans- lation der sterblichen Ueberreste Napoleon's der- von- der Regie- rung verlangte Kredit auf 2 Millionen Fr. erhöht wird und zweifelt, daß die Deputirten - Kammer eine solche Bestimmung zum zweitenmale verworfen werde.

Die Regierung publizirt nachstehende telegraphische Devesche aus Toulon vom L27sten d.: „Blida, 22, Mai. Der Mar- \chall Valée an den Kriegs - Minister. Die Armee ver-

errn Jsambert enthält | dann noch andere Mißverhältnisse, welche die Frage der Emanzi- | pation der Schwarzen in den Kolonieen ebenfalls in dem dun- | kelsten Lichte erscheinen lassen. Nicht nur die Privat-Pflanzer in | den Kolonicen haben ihre Sklaven, sondern die Negierung selbst | hat welche, dann aber besißen alle, Richter, Staats: Prokuratoren

und Verwaltungs-Beamte ebenfalls ihre Sklaven, und würden | ni mehr Achtung vor seinem alten Freunde, als daß er nur einen | | werden, nachdem sie von dem Staats - Oberhaupt verkündet

etreibt, wo sle befehlen, Geseße und Bedingun- | Aus diesen beiden Thatsachen und Wahr- | j [ das | ten ein Exemplar dieser Art Gewissenhaftigkeit in cinem Museum |

| Brougham an die Gilde der Edinburger Kaufleute, datirt von

und erklärt zugleich, däß ein. allgemeiner Haß gegen jede Art

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ließ Medeah am Wsten. Eine 2400 Mann starke Garnison, mít Lebensmitteln für 70 Tage versehen, blieb in dem Plaße zurück. Am Wten hatte ein Gefeht am Fuße des südlichen Ab hanges des Gebirges von Muza'a gegen aile Streitkräfte Abdel Kader's statt. Die gesammte Arabische Kavallerie war abgesessen. Un sere Truppen waren bewundernswürdig; 200 Mann wurden kampfunfähig; die Verluste des Feindes waren sehr bedeutend (immense); er zog sich in das Innere der Provinz Titeri zurück. Das Expeditions-Corps ging wieder über den Atlas zurü, ohne weiter auf den Feind zu stoßen.“

Im Moniteur parisien lies man: „Mehrere Blätter haben nach dem „Journal gencral““ folgenden Artifel wiederholt: ; Man spricht seit einigen Tagen in der diplomatischen Welt von einer strafbaren Handlung, die unsere auswärtigen politischen Verhältnisse betreffen würde Alles, was wir für den Augenblick darüber sagen können , is, daß dieje Sache an jene, in welcher vor zwei Jahren Herr von Fabricius figurirte, und an jene, die sich unter dem Kaiserreiche durch die Verurtheilung Michels endigte, erinnert.‘/// Wir haben Erkundigungen eingezogen, und ‘können versichern, daß nichts in diesem Artikel das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten betrifft.“

Großbéitanien und Jrland.

London, 27. Mai: Herr O'Connell hat ein Schreiben an Herrn Ray, denSecretair des Jrländischen National-Vereins, in Betreff der Stanley’\chen Registrirunge-Bill ergehen lassen, welches mit den Wor- ten beginnt: „Sie sehen aus dem Erfolg, daß ih Recht hatte, als ich behauptete, es werde: dem Skorpion gelingen, seine Bill in den Ausschuß hitieinzuarbeiten.“/ Es wird ferner in diesem Schreiben gesagt, es liege am Tage, daß die wenigen Rechte, die Jrland noch besäße, demselben nun auch „entrissen werden sollten, und also mur1-Eine Hoffnung, Ein Mittel übrig sey, nämli Auflösung det Union. Ein trauriger Umstand bei der Debatte sey gewesen, daß die Majorität durch die De- sertion Lord Howick's und seines Schwagers, Herrn Wood, bewirkt worden sey, wèlhes man dem Hasse der Familie des Grafen Grey gegen das Jrländische Volk zuschreiben müsse. Die ministeriellen Blätter rügen ebenfalls das Betragen des Herrn C. Wood und des Lord Howick. „Es geht das Gerüchr““, sagt der Morning Advertiser, „„daß Beide im Begriff seyen, sich mit Lord Stanley, Sir James Graham und den übrigen Renegaten der Reform völlig zu verbinden; doch können wir das noch nicht glauben, Herr C. Wood hat mehr Verstand und

Augenblick an solch? ein s{chmählicches Verfahren denken möchte, und Lord Howick, meinen wir, wird, nachdem ex nun seiner Ausschußphantasie nachgegeben hat, beim dritten Verlesen der

patriotischen Geschlechts i. Die Morning Chronicle be- merkt in Bezug auf das Benehmen Lord Howick's: „Wir mödch-

moralischer Kuriositäten aufstellen, zusammen mit Sir Francis Burdetts politischer Béständigkeit und Bischof Philpotts' Wahr- heitsliebe.‘“ /

Mehrere Blätter

veröffentlichen cinen Brief des Lord Grenoble, als Antwort ‘auf das Gesuch, er möge eine von ihnen unterzeichnete Petitión gegen den Opium - Krieg im Oberhause überreichen. Der Lord bedauert, daß seine verlängerte Abwesen-

heit ihm selbst das Ueberttichen der Petition unmöglich. mache,

von Krieg ‘in diesem Falle: noch- durch die Gese6widrigkeit der den Krieg mit Ching.. peranlassenden Umstände gesteigert werde, | in deren genauere Untersuchung einzugehen ihm jedoch seine jebige Entfernung unmöglich mache.

Die Chartisten haben in Hanley und Newcastle wieder Ver- sammlungen gehalten Und am leßten Orte auf Antrag eines ge- wissen James Ayre beschlossen, sich eine vollkommen neue centra- | lisirte Organisation zu geben, mit einem einstweiligen in London | zu versammelnden permanenten Konvent von zehn Abgeordneten. |

Privat- Nachrichten aus China bis Mitte Januar zufolge, W der Kaiser viele Anstalten getroffen, um sein Land gegen eine | Invasion zu vertheidigen und in einer Proclamation seine Unter- rhanen ermahnt , lieber Allös zu erdulden als sich den Englischen | Ungerechtigkeiten zu unterwerfen. |

Niederlande.

Aus dem Haag, 28. Mai. Bei der gestrigen Debatte über das Syndikat gingen mehrere Mitglieder der zweiten Kam- mer von der Behauptung aus, daß dieses Institut sich im Zu- stande des Fallissements befinde. So namentlih Herr Schim;- melpenninck; Herr Luzac meinte, der vorliegende Entwurf sey das trübselige Resultat früherer Verkehrtheiten. Er bedauere es, seine Ansichten nicht vollständig kundgeben zu können, weil die Regierung kürzlich ‘gewisse Mittheilungen gemacht, über die sich für jeßt noch nicht sprechen lasse, doch hoffe ‘er, bei der nächsten Gelegenheit seine Meinung úber den finanziellen Zustand des Landes wieder ganz frei heraus sagen zu können. Nachdem der Finanz- Minister schließlih_ die neuen Vorschläge in Bezug auf das Syndikat vertheidigt Hatte, wurden dieseiben (wie bereits gestern erwähnt) von 48 gegen z Stimmen angenommen.

Jn Folge der von der zweiten Kamme? geäußerten Beden- fen dat die Regierung den Gese - Entwurf in. Bezug auf die ministerielle Verantworrtlichkéit abgeändert und lautet derselbe jelzt folgendermaßen: „Art. 17 Die Chefé dér ministeriellen Departe- ments sind verantwortlich für alle Handlungen, die sie als solche verrichten, oder zu deren Däxstellung oder Ausführung sie mikge-

wirkt haben, wenn dadurch. das Grundgeseß oder die Geseße ver- leßt oder nicht befolgt werden, sollten.

Art. 2. Als Kennzeichen dieser Mitwirkung sollen alle Königlichen Beschlüsse Und Berord- nungen mit der Mitunterschrift des Chefs des Ministerial-Depar- tements, zu welhem sie gehören, versehen seyn. Art. 3. Ueber die Anlagen ‘in Sachen ‘dieser Verantwortlichkeit urtheilt der, hohe Rath der Niederlande, nah den Vorschristen des Gescbes » Belgten

Brüssel, 29. Mai. Der Minister der öffentlichen Arbei- ten, Herr Rogier, ist seit einigen Tagen erkrankt und kann darum auch nicht in der Kammer erscheinen; um das Geseß über die neue Anleihe zu vertheidigen. :

Herr Gendebien protestirt in öffentlichen Blättern gegen die ihm zugedachte Huldigung, Subscriptionen für die Anfertigung seiner Statuette und eines Steindrucks, in Gemeinschaft mit dem Bilde des Herrn Dumortier, zu sammeln. Er habe sich, sagte er, vom politischen Schauplalze zurückgezogen und wünsche

daher allen Demonstrationen, wie unbedeutend sie auch seyn

möchten, fern zu bleiben. Deutsche Bundesstaaten.

Dresden, 30. Mai. Bei der. heutigen Berathung der zweiten Kammer über den Gesez-Entwurf in Betreff des Mafß-

und Gewichtswesens, hat weder der Geseß - Entwurf, noch das Deputations-Gutachten wesentliche Modificationen erlitten. Der Gesetz-Entwurf, nachdem scine Prüfung gegen den Schluß der Sißung beendigt war, wurde mit 47 gegen 19 Stimmen ange- nommen.

Reichenbach, 30. Mai. Diesen Morgen zwischen 2—G6

Uhr brannte der grbßte und {dnste Theil der Stadt Elsterberg im Sächsischen Voigtlande ab. Von der durch heftige Winde genährten, verheerenden Flamme blieb ouch die Kirche, die Pfarr- Wohnung und das Rathhaus nicht verschont. _ Hannpver, 30. Mai. (Hannov. Ztg.) Gesfern, am 29, Mai, war der Tag, an welchem Se. Majestät unser Aller- gnädigster König mit Jhrer Majestät unserer vielgeliebten Köni- gin fünf und zwanzig Jahre vermählt war. Wenn auch keine ödfsentliche Feier dieser silbernen Hochzeit des Erlauchten König- lichen Paares auf unserem Throne statt hatte, so hat dies frohe Ereigniß in den Herzen der treuen Hannoveraner doch den theil- nehmendsten Anklang gefunden. j

Se. Königl. Hoheit dexr Großherzog von Oldenburg sind heute Morgen von hier wieder abgereist, um nach Oldenburg-zu- rüctzukehren. ;

Karlsruhe, 25. Mai. (Freib. Z.) Jn der sten öffent- lihen Sißkung der zweiten Kammer führte die Tagesordnung zur Diskussion des von Lang erstatteten Kommijsions- Berichts über die seit dem Landtage von. 1837 erlassenen Verordnungen und provisorischen Geseke. Dieser Kommissions-Bericht stellt den fer- neren Antrag: „Den im Reaicrunas-Blatt Nr. 6 von 1838 vére fündeten Bundes: Beschluß über die Aufstellung aleichartiger Grund- sábe gegen den Nachdruck zur ständischen Zustimmung zu rekla- miren““, da dieser Beschluß, die bestehenden landrechtlichen Be- stimmungen über den Nachdruck wesentlich abändernd, zum Kreis der Geseßgebung gehöre, indem er das Verbot des Nachdrucks auch auf die Werke der Kunst ausdehne, das Schrift-Eigenthum auf die Ecben übergehen lasse, einén Schuß von 10 bis 20 Jahren gewähre, und neben den bisherigen Strafen die Wegnahme der nachgedructen Eremplare, und bei Werken der Kunst die Beschlagnahme der zur Nachbildung g& machten Vorrichtungen anordne. Minister Freiherr von Blitters- dorf widerseßt sich dem Antrag, besonders wegen s. 2 der Ver- fassungs4Urkunde, wonach alle organischen Beschlüsse der Bundes-

Versammlung, welche die Verhältnisse Deutscher Staats-Bürger

im : Allgemeinen betreffen, einen Theil des Badischen Staats Rechts ausmachen, und für alle Landes - Angehörigen verbindlich worden seyen. vort NRotteck widerspriht der vorgeschla- genen Reclamation ebenfalls. Lang, Welker und San- der sprechen für den Kommissions - Antrag. Duttlinger zeigt, daß der verkändigte Bundesbesch{uß nicht eine bereits be- wirkte Aenderung unserer Gescße über den Nachdrue, sondern vielmehr nur erst die von der Regierung bundesgeseblich über- nommene Verpflichtung cnthalte, eine solche Aenderung nah den im Bundesbeschluß ausgesprochenen Grundsäßen im Wege der Geseßgebung bewirken zu wollen. Dies sey nun zur Zeit nicht geschehen. Es sey aber sehr zu wünschen, daß es, sobald thunlich, durch die Vorlegung eines Geseß-Entwurfs, der die Grundsäße des Bun- desbelchlusses in Ausführung bringe, geschehen mdge, wie es in anderen Bundesstaaten, namentlich in Württemberg, Bayern und Preußen bereits geschehen sey. Er stellt daher den Antrag, die Verwer- fung des Kommissions - Antrages zu beschließen, die Kammer er- warte für den nächsten Landtag die Vorlegung eines Geseß-Entsz wurfes, welcher die Grundsäße des Bundes-Beschlusses über den Nachdruck in Ausführung bringe. Der Antrag wird vielstimmig unterstüßt, auf die gegebene Erklärung des Staatsrath Jolly aber, daß die Vorlage sobald möglich, nämlich wo möglich am nächsten

| Landtag, erfolgen werde, von dem Antragsteller wieder zurückge- | nommen und dann von der Kammer der Antrag aufdie Tages-

ordnung angenommen.

Heidelberg, 29. Mai. (Frankf. J.) Heute wurde zum erstenmale cin Stück der zwischen Heidelberg und Manns heim begonnenen Eisenbahn befahren, doch nur als Probefahrt des „Lôwen“/, ciner der neulich aus England angekommenen Lokomotiven. f

Frankfurt a. M., 30. Mai. Dié öffentlichen und

Privat-Nachrichten aus Holland lassen nicht daran zweifeln, daß

das gute Einverständniß zwischen der Regierung und der zweiten Kammer der Generalstaaten vollkommen wiederhergestellt is, eigentlich nie gestôrt war, und die noch zu berathenden Gesebz- Entwürfe von der Kammer angenommen werden. Dieses wird um so mehr geschehen, da die Regierung nun auch dur vere- trauliche Mittheilungen über den Zustand der Finanzen des Lans des, namentlich der Hülfsquellen, welche Indien dem Mutter- lande. darbietet, die Kammer beruhigt hat. Der in der lebtern Zeit in Gröningen, politischer Vergehen wegen, stattgehabten Verhaftungen gedenken weder die Briefe noch die Holländischen Blätter, was den Beweis liefert, daß man dort auf das verderbs llihe Treiben einzelner Jndividuen, wescho wahrscheinlich auch vom Aus(ande Aufmunterung erhalten, . durchaus nicht das ges ringste Gewicht legt. Die Handelsbriefe aus Amsterdam sprechen auch die Erwartung aus, daß die Holländischen Fonds das bes gonnene Steigen nun wiedèr verfolgen werden. Die gestrige Abrechnung unserer Börse für den Monat Mai lieferte auch für das Steigen der Holländischen Fonds, wie im Allgemeinen, güns- ]tige Resultate. An der heutigen Börse blieben die meisten Efs fekten nur in den Oesterreichischen wurde fast nichts gethan wieder höher. Die Taunus-Eisenbahn-Actien, in welchen gestern

bei der Abrechnung viele Verkäufe gegen - baar stattfinden mußs-

ten hoben sih heute wieder auf 89'/, Fl. Agio, sie blieben 339!/4 Fl. und werden um so mehr in die Hdhe gehen, da das Comité endlich auf den guten Gedanken gekommen is, Morgens ganz frühe und Abends \pât noch Extra : Fahrten auf der Taunus - Eisenbahn einzurichten. Viele Frankfurter "werden nun den Sonntag in dem herrlichen Rheingau verbringen. Der Geldstand unseres Plakbes ist fortdauernd genügend und der Diskonto steht 3 pCt. Geld.

Vor der gestrigen Abreise*des Großfürsten Thronfolgers von Rußland von hier, stattete noch des Herzogs von Nassau Durchs laucht Sr. Kaiserl. Hoheit cinen Besuch ab. Vorgestern besuchte

- der Großfürst Thronfolger Bieberich; ein Theil des Gefolges

Sr. Kaiserl. Hohcit is in unserer Stadt zurückgeblieben und man \{chmeicchelt sich, den hohen Gast bald an der Seite der Kai- serlichen Mutter in unsere Gegend zurückkehren zu sehen.

Se Hoheit der Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar isk, von Mannheim hier angekommen. /

Wie man nun hört, wird der Herr Graf von Münch- Bel- inghausen nicht vor der Mitte des Monat Juni hierher zurück- ekehrt seyn. Die Sibungen der Bundes - Versammlung finden ndessen regelmäßig stat. Mehrere der Herren Bundestags- Besandten unter anderen der Niederländische, der Dänische und

Múrttembergische', sind in diesem Augenbli abwesend und von andern Stimmen vertreten. Von einer Auflösung der Bundes- Central-Kommission is vorerst keine Rede mehr und es dürfte auch wohl Grund vorhanden seyn, daß die Arbeiten dieser hohen Be- hdrde sih noch verlängern werden.

Auch hier fand Ferdinand Hiller's größes Oratorium: „Die Zerstôrung Jerusalems ‘“, bei seiner gestrigen ersten Aufführung großen und wohlverdienten Beifall. Der Cäcilien-Verein exeku- tirte das Tonwerk zum Besten der Mozart-Stiftung und der Komponist, der nun eine ehrenvolle Stelle unter den neuern Komponisten einnimmt, dirigirte selbst.

; - Oesterreich.

Wien, 27. Mai. (Schles. Zeitung.) Der Botschafter am Russischen Hofe, Feldmarschall-Lieutenant Graf v. Fiquelmont, ist zum Staats- und - Konferenz-Minister ernannt worden, in welcher Eigenschaft er demnäthst hierher zurückkehrèn und seine Functionen úbernehmen- wird. An seine Stelle ist der Gesandte am Kdnigl. Sardinischen Hofe, Fürst Felix Schwarzenberg, zum Botschafter am St. Petersburger' Hofe bestimmt worden.

Das durch den Tod des Banus von Kroatien, Freiherrn v.

Vlasits, erledigte Ulanen-Regiment, No. 2 ist dem Feldmarschall-

Lieutenant Freiherrn v. Hammerstein verliehen worden. Der Königl. Großbritanische Botschafter, Baron Beauvale,

‘déssen bedenkliche Erkrankung kürzlih gemeldet wurde, befindet

sich wieder besser, und man hofft seine baldige Genesung. L

Das kürzlich wieder schr im Schwunge gewesene Gerücht von einer bevorstehenden Konversion der 5proc. Oesterreichischen Staatsschuld is jeßt gänzlih verstummt, und als Folge hiervon ist der Werth der diesfälligen Verschreibungen, welcher an der Bdrse etwas gewichen war, wieder hdher gegangen.

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Turín, 20. Mai. (A. Z.) Aus Neapel erfáhrt man, daß die Monopols - Angelegenheit seit der daselbst erfolgten Ankunft

, des Herzogs von Montebello eine freundlichere Gestalt angenom-

men hat. Es war höchste Zeit, denn Herr von Haussonville war

in eine äußerst unangenehme Lage gerathen, in welcher er nicht mehr mit Nußen wirken konnte. Nach einer zweimaligen Audienz des Herzogs bei dem König zeigte sich dieser sehr geneigt, den Streit mit England beizulegen, sowohl in Rücksicht der Auf- hebung des Monopols als der Jndemnisation des Britischen Handelsstandes. Es wurde auch sogleich ein Courier, der in die- ser Beziehung die ausgedehntesten Vollmachten an den Fürsten von Serra - Capriola úberbringt, nah Paris expedirt. Somit hofft man, daß der Schwefelmonopol-Streit auf den von Groß- britanien gewünschten Grundlagen in kurzem geschlichtet seyn werde.

Serbien.

Von der Túrkischen Gränze, 22. Mai. (Schles. Z.) Fürst Michael von Serbien is bereits von Belgrad nach Kra- gujewaß unter großem Jubel der Bevölkerung aller Orte, welche er berührte, abgegangen, welches Ereigniß als ein entschiedener Erfolg der neuen Bewegung zu betrachten ist. Nunmehr ist an eine Rükkehr der resignirten Räthe, Minister und Senatoren ur Gewalt nicht mehr zu denken, da keiner auh nur cine Wiiande landeinwärts sich wagen dürfte, ohne sein Leben zu ris- firen, und selbst Belgrad und Türkischer Schuß ihnen für die Zukunft kaum völlige Sicherheit bieten. Es heißt darum, daß die Beschuldigten theils nach Oesterreich, theils nah Rußland auszuwandern gedenken. Der Russische Konsul is dem Fürsten nach Kragujewaßz gefolgt; er wird darauf sehen, daß das orga- nische Statut in Kraft bleibez welches aufrecht zu erhalten sowohl Rußland als die Pforte entschlossen einen, und es isk deshalb hôchst wünschenswerth, daß die Serbische Nation in ihrer Siegesfreude die Schranken der Mäßigung “und Klugheit nicht überschreite, und die Suzerainitäts-, so wie die Shußmacht nicht gegen sich aufbringe. Ob der Wunsch des Landes, die Rückkehr des Fürsten Milosch betreffend, schon jeßt wixd in Erfüllung ge- hen fönnen, ist noch zweifelhaft; es stehen seiner Realisirung von Seiten der beiden genannten Mächte große Hindernisse entgegen, und einen offenen Bruch mit diesen wird man kaum gerathen finden. Indessen wird der Ruf nach Milosch im Lande immer allgemeiner, das Volk verlangt Rechenschaft über seine Vertrei- bung, die ohne Zustimmung des Landes geschehen, und fügt da- mit seinen Klagen gegen die resignirten Machthaber iminer neue hinzu. Der Bruder des Fürsten Milosch, General Johann Obrehtowitsch, ist nah dem Bezirk Tichatschek, wo er früher kommandirte und von wo der verunglückte Reactions-Versuch, welcher die Resignation Milosch's zur unmittelbaren Folge hatte, aus- ging, abgegangen und wie man hört, daselbst aufs freudigste empfangen worden. Nachschrift. Der am härtesten gravirte frühere Vice-Präsident des Serbischen Senats, Stojan Simitsch, ist heut in die Semliner Kontumaz eingetreten und wird sich von da aus auf seine Güter in der Wallachei begeben. An die Stelle des Staatsraths und Ministers des Aeußern, Petronic- witsch, is der volksthümliche, der frühern Minorität“ angehdrige Minister des Innern, Protitsch , provisorisch auch mit Leitung jenes Portefeuilles beauftragt worden, was als ein weiterer Sieg der neuesten Bewegung zu betrachten ist. Der ältere Bruder des Fürsten Milosch, Jephrem, Senats-Präsident, hat, obgleich seit vielen Jahren mit Familie in Belgrad ansässig, diese Stadt bereits verlassen, um sich nah dem neuen Regierungssißze Kragujewaß zu begeben, was als ehrende Aufopferung dankbare Anerkennung findet. Jn Kragujewaß erwarten den Fürsten viele Tausend man sagt mehr als 10,000 Männer um ihm zu versichern, daß die ihm mitgetheilten Wünsche wirkliche Natio- nal-Wünsche seyen, und ihm für die vorläufige theilweise Ent- sprehung zu danken. Von Kragujewaß aus wird der Fürst eine Rundreise durch Serbien unternehmen.

Vereinigte Staaten von Nord - Ameríka.

New-York, 9. Mai. Der hiesige National Jntelli- encer enthält eine zwischen dem Nordamerikanischen General Stéet und dem Gouverneur von Neu- Braunschweig gewechselte Korrespondenz über den Gränzstreit in Kanada, die einen sehr friedlihen Geist athmet. Die Kriegsschiffe „„Independence“/ von 60 Kanonen, „„Con- stellation‘/ von 38 Kanonen, „„Concord‘“/ und einè Kriegssloop werden unter dem Kommando des Kommodore Warrington nach den Chinesischen Gewässern abgehen. n dem Arsenal der Vereinigten Staaten zu Washington

sind Versuche mit Cochrane’s neu erfundener Bomben- Kanone

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Es if ein Arabisches Schiff mit Geschenken des Jmam von Musfat fúr den Präsidenten hier angekommen, die jedoch zum Besten der Union verkauft worden sind.“ Die Corporation der Stadt New-York hat die Fremden, welche diese Geschenke über- brachten, zu einem Diner eingeladen.

04a 9d.

Berlin, 2. Juni. Wir beeilen uns, unsern Lesern noch das Nähere über die feierliche Grundsteinlegung zu dem Monument Friedrih's des Großen, wie dieselbe gestern, Montag den 1. Juni in den Vormittagsstunden stattfand, mitzutheilen.

Von 9 Uhr ab wuchs die Frequenz in den Straßen der

auptstadt, in Strômen begaben sich die Linwohner nah dem chauplaß des Festes, und zahlreiche Wagen rollten um diese Stunde durch die dichtgefüllten Straßen, denn von 10 Uhr ab war der Opernplaß und die Linden für Wagen und Reiter ge- schlossen. Schon vor dieser Zeit waren die beiden großen Tri- bünen, deren eine zwischen den beiden Flügeln des kolossalen, jet in nevem Abpuß geschmückt dastehenden Universitätegebäudes errichtet war, und deren andere den Raum zwischen dem Opern- hause und dem Palais Sr, Königl. Hoheit des Prinzen Wilhelm ausfüllte, beide mit Tüchern verkleidet, mit Kränzen dekorirt, und die leßtere mit den wallenden Fahnen der verschiedenenStädte der Provinz Brandenburg geschmückt. Ein buntes Gemisch {warzer Hüte, reich belebt durch die hellen Farben \{chMer Toiletten zeigte sich auf den amphitheatralisch erhöhten Bänken. Nicht minder war die Treppe des Opernhauses gefüllt, und alle Fenster der umgebenden großartigen Gebäude, der ‘Akademie, der Universität, des Zeughauses, waren gleichsam mit geshmúückten Damen illumi- nirt; alle Dächer rund umher zeigten sich mit hoch über einander ge- stuften Reihen von Schaulustigen in bunten, glänzenden Farben gegen den blauen Himmel drängend beseßt und wie höhere Blu- men erhoben sih darüber die ausgespannten, farbigen Sonnen- und wohl auch Negenschirme, um vor der strahlenden Sonne zu schüßen, welche das Fest verherrlichte; ein Anblick, der zu dem Imposantesten gehörte, was man schen kann, und die Schönheit und Größe der Architektur erschien auf einmal wunderbar gehoben. Alles dies wurde abgeschlossen durch das frischeste Frühlingsgrün der Linden, in deren Zweige, bis hoch hinauf, die muntere Ju- gend, von der Ordnung haltenden Behörde hier verschont, sich in der fröhlichen Ausgelassenheit des Festes begeben hatte. Bald auch ließ der Balkon: des Palastes Sr. Königl. Ho- heit des Prinzen Wilhelm, Sohnes Sr. Majestät, Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses erkennen. Der freigehal- tene Pla6 selbst war mittlerweile vom Militair umstellt worden, dessen Front in der hellen Sommer-Kleidung und in leuchtender Sonne sich besonders festlih ausnahm.

Die zuU-dieser Feier bestimmten Truppen bestanden: aus der Leib-Compagnie des 1sten GardeRegiments zu Fuß,

den !sten Compagnieen des 2ten Garde-Regiments zu Fuß,

des Kaiser Alexandex- und des Kaiser Franz-Grenadier-, und des Garde - Reserve - Jnfanterie- (Landwehr-) Regiments, | fombinirten Compagnie aus dem Garde Jäger und Garde

Schüßen-Bataillon, 1 combinirten. Compagnie aus der Garde

Fuß- Artillerie und der Garde Pionier - Abtheilung, und 1

Compagnie des 20sten Landwehr-Regiments ; ferner :

1 fombinirten Escadron des Regiment® Garde du Corps,

den 1sten Eskadrons des Garde-Köürassierz, Garde-Dragoner-

und Garde-Husaren-Regiments®, Lten kombinirten Eskadrons

des I1sten und 2ten Garde-Wanen- (Landwehr-) Regiments

und 1 Escadron des Wsten Landwehr-Regiments; ferner: 30 Zöglingen des Berliner Kadetten-Jnstituts,.

N

verkündete Se. Excellenz der Minister von Rochow die wegen Errichtung des Monuments von Sr. Majestät huldreichst er- lassenen Befehle in ‘nachstehender Weise: „Der Wille Sr. Majestät des Königs, unseres Herrn, hat uns versammelt, um den Beginan der glorreichen Regierung Köd- nig Friedrich's ll. festlich zu feiern durch die Grundsteinlegung zu dem Denkmal, welches Se. Majestät Seinem ruhmgekröônten Ahnherrn zu errichten beschlossen hat. Jch bin berufen, diesen, eines jeden Preußen Brust erhebenden Beschluß an hiesiger Stelle ; zu verkünden. Die Worte der deshalb an den Staats - Minister Grafen von Alvensleben und mich erlassenen Ordre lauten also: „Der Zeitpunkt, an welchem Friedrich der Zweite vor hun- dert Jahren den Preußischen Thron bestieg, fordert das dankbare: Andenken der Mitwelt und ein Denkmal für künf- tige Zeiten. Für lebteres habe Jch insofern gesorgt, als Ich die Anfertigung einer Reiter-Statue befohlen und den Plak am Anfange der Linden als denjenigen bestimmt habe, wo dies Denkmal errichtet werden soll. Der künftige Grundstein wird die gewählte Stelle bezeichnen, und an derselben soll am 1. Juni c. eine dfsentliche Feier stattfinden, bei welcher diese Ordre zu verkünden und die stelivertretende Grundstein- legung zu veranlassen ist.

Berlin, den 26. Mai 1840.

(gez.) Friedrich Wilhelm.

An die Staats - Minister von Rochow und Grafen von

Alvensleben.“ ; So lassen Sie uns denn dies -Fest beginnen mit begei- sterter Erinnerung an das, was Preußen seinem Friedrich dankt, und mit dankerfülltem Herzen für den Ruhm und den reichen Segen unter Friedrih Wilhelms väterlichem Scepter, zugleich aber auch mit dem ernsten Willen, allezeit zu streben und zu wirs fen in dem Geiste, mit der Liebe und der Treue, welche beide große Könige in unscren und unserer Väter Herzen geweckt und genährt haven.“

Hierauf sprach Se. Excellenz der Gouverneur der Haupt- stadt, General der Infanterie, Prôsident des Staats-Raths, Frei- herr von Mffffling die folgenden Worte :

„Wenn der Beschluß Unseres erhabenen Monarchen, Alle,

die sich hier versammelt finden, in eine freudige Bewegung ver? seßt und im ganzen Reich die lebhafteste Theilnahme erregen wird, so ist dieser allgemeine Anklang, die Frucht der tiefbegründeten Dankbarkeit für die vielen Wohlthaten, welche aus der glorreichen Regierung des großen Königs auf uns übergegangen sind. Die Geschichte des abgelaufenen Jahrhunderts hat leh r- reich überliefert: für uns, meine Waffengefährten, daß, wie auch bedrängt von úbermächtigen Feinden, es für tapfere Solda- ten keine Lage gebe, in welcher Treue, Gehorsam und muthige Ausdauer nicht zu einem ehrenvollen Ausgang führen; sie hat lehrreih Überliefert: den Dienern des Staats, welche nach den Geseßen Recht zu sprechen, als auch denen, welche für das dffentliche und allgemeine Wohl zu sorgen haben: daß mit der Zunahme der Bildung aller Volksklassen, die Veredlung unserer Sitten, Hand in Hand geht, und daß dies die tragenden Säw len eines wohlgeordneten Staatsgebäudes sind.

Wie die Künste und Wissenschaften bei uns zur Blüthe ge- kommen, wie die Gewerbethätigkeit erweckt, beshüßt und ertweci- tert, wie der Pflug in fleißiger Hand, selbst für den Hüttenbe- wohner zum lohnenden Geschäft geworden ist, das alles weist unsere Geschichte, von der Thronbesteigung Friedrich des Großen bis zum heutigen Tage nach. j

Waren diese Vorschritte bedeutend, Größeres noch hat sich aus den Folgen entwickelt. 2 j

Vereinigt, unter den Waffen ín einer verhängnißvollen Zeit,

30 Mann der Garde-Unteroffizier-Compagnie,

30 Mann des Berliner Jnvaliden-Bataillons; vom Lehr-JInfanterie-Bataillon und von der Lehr -Escadron 1 Mann von jedem Regimente der Armee, mit den nôthi- gen Offizieren und Unteroffizieren als Deputationen.

Diese Truppen bildeten ein längliches Viereck, vom östli- chen Ausgange der Linden bis zum Zeughause; und zwar mit dem Rücken nach der Universität standen: die 4 zuerstgenannten Compagnieen und die Escadrons des Regiments Garde du Corps und --des Garde Kürassier-Re- giments: y mif dem Rücken nach dem Opernplabß :

die zuleßt genannten 4 Compagnieen und die Escadrons des

Garde Dragoner- und des Garde Husaren-Regiments; mit dem Rücken nach dem Schlosse:

die drei Ulanen- (Landwehr-) Escadrons ; mit dem Rücken nach den Linden : i

die vorgenannten Truppen- Deputationen des Lehr - Jnfan- terie-Bataillons u. \. w. u. \. w.

Um 10!/, Uhr seßten sich sämmtliche Truppen 1c. von ihren Rendez-vous an der Schloßbrücke, der Ober -Wallstraße und der Universiräts-Straße nach ihren Aufstellungs-Pläßen mit klingen- dem Spiel in Marsch. Die Leib-Compagnie des Isten Garde- Regiments zu Fuß holte sämmtliche Fahnen vom Palais Sr. Majestät des Königs ab, marschirte mit denselben ea Front bis an die Flügel der Jnfanterie, worauf die Fahnen bei ihren De- taschements eintraten und die eben gedachte Compagnie auf ihren Plaß im Viereck rückte. Eben so verfuhr die Escadron des Re- giments Garde, du Corps, welche sámmilihe Standarten abge- holt hatte. i

Nachdem drei Skêiten des Vierecfs-. gebildet waren, rückten die Deputationen der Gewerke unter dem Schall ihrer Mußik vom Schlosse her in das Viereck ein -- dessen östliche Hälfte sié einnahmen. Hiernächst wurde die vierte Seite des leßteren dur die 3 Ulanen- (Landwehr-) Eskadrohs/ welche in Eskadrons-Front hinter einandèr aufrücften, geschlossen: j

Sämmtliche Fahnen und Standäëteñ rückten nun- auf ein gegebenes Kommando - vor und stellten sich um die Fundament- Vertiefung des Grundsteins auf, an deren vier Ecfen vier Mann der Garde Unteroffizier-Comgagnie als* Ehrenposten standen. Die reitende Garde- Artillerie war auf dem Schloßplaß aufge- fahren, sïe verkündete um 11 Uhr durch 3 Signalschüsse den Anfang der Feier, und um 112 Uhr begann die Ceremonie der Grundsteinlegung und mit ihr eine Ehren-Saloe von hundert Kanonenschüssen. L :

Als Se. Königliche Hoheit der Kronprinz, gefolgt von der gesammten Generalität, in das Vierecf traten, wurden von den Truppen die Honneurs gemacht und während dessen der Marjch Sr: Majestät des Königs durch die verschieddènen Musik-Chöôre ausgeführt. :

Zunächst vor dem Fundament standen die Königlichen Prinzen,

D estellt worden. Es wurden 32 Schüsse in einer Minute ab- euert. ' ;

ag A Elsler wird am nächsten Montag ihre Darstellunget| auf dem Park-Theater beginnen. Das Publikum is außer sch/

sie zu sehen und alle die Logen sind bereits für mehrere Abendck | | bestellt. “und ‘links vor den Truppen standen die Offizier-Corps. Zunächst

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hinter Höchstdenselben die Veteranen aus der Zeit Friedrichs des Gro- ßen; es folgten darauf Deputationen der Staats-Behörden, Deputa- tionen der städtischen Behörden und Corporationen und endlich ‘die Gewerke, während an der Seite des Fundaments die Ae ‘Minister, Generale und die Geistlichkeit aufgestellt waren. Rechts

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e die vetschiedenen Stánde und Klassen des Preußischen olkes sih kennen, si{ achten lernen, und mit gereiftem Ver- trauen stehen sie in Eintracht und Liebe geschaart um den Thron ihres angestammten Herrschers. Jn dieser würdigen Stellung weiß das Preußische Volk die Segnungen. des Friedens gebüh- rend zu schäßen und die Rechte anderer Völker zu ehren.

Aber eben |]o gut kennt es auch seine heiligsten Pflichten, wenn es darauf anfommen sollte, die eigenen Rechte mit dem Schwert in dex Hand zu vertheidigen.

Wer die Waffen zu tragen fähig ist, würde es als ein Eh renrecht verlangen, diesen Fahnen zu folgen, um denen, die es unternähmen, uns zu unterjochen, Tod und Verderben zu bringen.

Der große König legte zu unserem besseren Fstand vor 100 Jahren den Grundstein, und so werde heute der Grundstein gelegt zu einer, an sein Andenken geknüpften, allmälig immer {dner sich entwickelnden Zeit. Das is! die Bedeutung dieses Festes.“ E Auf Aufforderung des Redners begaben sich Jhre Königl. Hohei- ten der Kronprinz und die Prinzen des Königl. Hauses, gefolgt von den Militairs und Civilbeamten, welche unter der glorreichen Regierung Sr. Majestät des hochseligen Königs Friedrich's 11. bereits in Königlichen Diensten gestanden, nah der Stelle des Denkmals, woselbst der Staats-Minister Graf von Alvensleben, an der Spibe des ausführenden Bau - Personals, Sr. Kdnigl.

oheit dem Kronprinzen Hammer und Kelle überreichte. Se. Könial. Hoheit und nach Hôchstdemselben der Großfürst Thron- folger von Rußland, ‘so wie die úbrigen Königlichen Prinzen und die vorgedachten Personen berührten hierauf mit dem Hammer den Stein und warfen von dem bereit gehaltenen Mörtel auf die für den Stein bestimmte Stelle. Jun die Vertiefung des Steins wurde das Über die Feier der Grundsteinlegung von den Ministern des Jnnern- und der Finanzen aufgenommene ‘Proto- föll, nebst mehreren Gold- und Silbermünzen, gelegt. 7 = Jn dem Moment, wo sich der Zug dem Orte des Denkf- ms näherte, machten sämmtliche Truppen die Honneurs, wo- ei ein dreimaliges Hurrah und der Marsch Friedrich. l. ertönte. FDer evangelische Bischof Eylert begab sich an der Spibe der Geistlichkeit an die Stelle des Denkmals, und unter dem Geläut der Glocken des Doms und sämmtlicher Kirchen der Stadt ver- richtete derselbe hier das Gebet und sprach den Segen. Darauf marschirten die Truppen mit klingendem Spiel die Linden-Prome- nade entlang, und brachten später ein jeder Truppéntheil seine | pre und Standarten nah dem Palais Sr. Majestät des

nigs. Nach Diesem militairischen Schauspiel hielten die Gewerke G Vorüberzug an dem gelegten“ Grundstein, eine jede von Marschällen angeführt und von Fahnenschwenkern begleitet, welche ihre \{önfarbigen Fahnen unter dem Jubel der Menge hoch in die Luft warfen. Unter Vortragung der Fahnen ihrer Innun- gen erschienen 1) die Schüben, 2) eine gemischte Deputation, 3) das Gewerk der Schlächter, 4) der Maurer, 5) der Zimmer- leute, 6) der Steinmeber, 7) der Tischler, 8) der Schlosser, 9) der Töpfer, 10) der Hrunnenmacher, 11) der Steinseber, 12) der Bâker, 13) der Tuchmacher, 14) der Raschmacher, 15) der Seiler, 16) der Stuhlmacher, 17) der Großbötticher, 18) der Schiffbauer. Alle diese hatten sich durch Insignien und Symbole kenntlich gemacht.

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