1840 / 241 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

r cines Mirabeau zu spielen berufen seyn wird. So viel

e i klar, daß er ais Minister nur durch Ae eines begín- nenden Sturmes sh hält, den er selbst im Entstehen zu beherr- schen unfähig is, und der, wenn er zur Wuth anwächst, riesigere Gliedex und einen gewaltigeren Willen erheischen wird, um seiner Herr JU bleiben, als Herr Thiers sie besizt. Der Artikel der „Revue des deux Mondes‘’ wird vom „Journal des Débats“ der Feder des Herr Thiers zugeschrieben; Andere glauben, daß er von Tus Mignet herrühre. Das Lettere ist das Wahrschein- lichere. Doch dem sey wie ihm wolle, die Wirkung des offiziellen Artikels zeigt sich als eine unglückliche. Das „Journal des Dés bats“, welches bisher den ftriegerischen Ton der Minister unter- stúßte, weicht offenbar zurück, indem es andeutet, daß ein ande- res Benehmen von Seiten des Herrn Thiers die jeßige Krisis hätte verhindern können. Der offfzielle Artikel dieses Blattes räumt ein, daß Oesterreich sich bemüht haben würde, einen Vergleich zu Stande zu bringen, und citirt, ohne ihr zu widersprechen, eine in der vorigen Woche von uns gegebene Versicherung, die wichtig und bedeutend genug isr, nämlich daß M Guizot Herrn Thiers ge- warnt habe, ‘es werde jedweder Versuch des Französischen Ge- sandten, eine unmittelbare Uebereinkunft zwischen der Pforte und dem Pascha ohne Theilnahme der vier anderen Mächte zu betrei- ben, unfehlbar die vier anderen Mächte nöthigen, ohne Frankreich eine Uebereinkunft abzuschließen. Diese Punkte und mehrere an- dere, die wir für jeßt nicht weiter anzuführen brauchen, werden natúrlih in dem Artikel der „Revue des deux Mondes“ úüber- gangen. Der offizielle Verfasser dieses Artikels thut, als könnte er sh nicht genug verwundern über den Abschluß eines Traktats, an welchem Frankreich niht Theil nehme. Aber Herr Guizot und Jedermann, der mit den politischen Verhältnissen vertraut war, ohne selbst in die diplomatischen Geheimnisse eingeweiht zu seyn, muß doch das unvermeidliche Resultat , auf “wél- hes Frankreihs Politik hinführte, durhshaut ünd klar durchs{chaut haben. Herr Thiers selbst kannte es sehr wohl. Er wußte {on vor Jahren, daß jedweder Versuch Frankreichs, Sy- rien so wie Aegypten unter seine ‘ausschließliche Vormundschaft u bringen, Franfkreih und England trennen und ihre Allianz Fdren würde. Herr von Lamartine erklärte dies dffentlich im verflossenen Januar auf der Rednerbühne der Kammer. Die Franzosen sollten also doch ja nicht sagen, daß man sîe überrum- pelt Eibe, Ihre Staatsmänner wußten sehr wohl wohin ihre Politik führte. Die Englische Allianz mochte auf ihren Lippen seyn, aber jede Handlung ihrer Politik, in Spanien, in der Levante und im Ocean, war eine direkte, wenngleich verhüllte Feindseligkeit gegen diese Allianz. Die Französische Presse war vielleicht aufrichtiger, aber nicht so gut unterrichtet. Sie suchte hoch- herzig eine Allianz zu bewahren, welche Polen wiederherstellen und die uneigennüßige Vertheidigung des Orients übernehmen sollte. Und doch trieb sie zu derselben Zeit, wo sie hiervon ‘er- füllt war, die Französischen Minister mit aller Macht zur Aus- rústung von Flotten, zur Erweiterung von Eroberungen, zur Blokirung aller Süd-Amerikanischen Häfen. Sie entthronte Molé, weil derselbe Ankona nicht behauptete und nicht kühn genug war. Sie wies Soult zurü, weil auch er ihr nicht hinreichend von dem Gefühl für Ehre und Kriegsruhm durchdrungen war. Dann stürzte fie Herrn Thiers, der die Forderungen jener lärmenden Menge, die ihn zur Macht emporhob, woh! kannte. Herr Thiers hat diesem blinden Drange gehorcht.“ Dasselbe Blatt sagt mit Bezug darauf, daß der „Moniteur parisien“ e Gerücht wi- déttaciilie: daß Graf von St. Aulaire, der Französische Gesandte am Wiener Hofe, den Auftrag gehabt habe, Frankreichs Ver- mittelung in der orientalischen Frage anzubieten, und daß diese Vermittelung fehlgeschlagen sey: „Frankreichs Vermittelung, für- «ahr! Eben so gut hätte sich Mehmed Ali zum Vermittler an- cieten können, wie Frankreih. Herr von St. Aulaire, wenn er auch mit keinem Vermittelungs - Anerbieten nah Böhmen ging, begab sich doch in der Hoffnung dahin, daß seine Vorstellungen in Betreff der aufgeregten Stimmung in Frankreich dazu bei- iragen würden, Oesterreich davon abzuschrecken, setne gegen die anderen Mächte eingegangenen Verpflichtungen zu halten. Der Oesterreichishe Minister is sich bewußt, daß er Frankreich keinen Anstoß gegeben, und er fühlt wohl, daß, wollte er aus Furcht vor den Ordonnanzen des Herrn Thiers vor einem bereits unterzeichneten Traktat zurückbeben, er aufhören müßte, sich Minister eines unabhängigen Reiches zu nennen. Oesterreich trug geduldig die Französische Beleidigung zu Ankona. Js Frankreich das einzige Land in Europa, welches kleine Wider- wärtigkeiten nicht ertragen fann, ohne Krieg anzufangen? Wir unsererseits haben längst den Streit als ein Schachspiel angesehen. Frankreich that sein Möglichstes, um Oesterreich und Preußen und durch sie Rußland auf seine Seite hinüberzubekommen und die Syrische Frage ohne England abzumachen. Wäre dies ge- schehen, was würde England dann gethan haben? Hätte es wohl einen Krieg mir Europa angefangen? Nein; es würde wahr- scheinlih ruhig geblieben seyn und eingestanden haben, es das Spiel verloren. Marschall Soult und Herr Thiers aber machten einige starke Bewegungen, es gelang ihnen nicht, Oester- reih und Preußen auf ihre Seite zu ziehen, und nun wollten sie es versuchen, das Spiel allein zu gewinnen. Aber unterdessen brachte England alle Mächte auf fine Seite, und Herr Thiers gerieth selbs|t in die Lage, in welhe er England gern verseßt hätte. Der König und sein Ritter auf der Französischen Seite waren nicht stark J fúr eine solche Musterung von Gegnern auf der anderen Seite, die den Widerstand hossnungslos mach- ten. Das Ergebniß i ganz einfach, daß Herr Thiers \hachmatt ist, und daß er, statt seine Niederlage mit guter Laune Ee men, sich etwas darüber erhißzt hat.“ Die leßten Nachrichten, die man aus Paris hier erhalten hat, scheinen die hiesige ministe- rielle Presse wieder etwas milder gestimmt zu haben; ihre Aeuße- rungen find gestern und heure weniger leidenschaftlich, und dies hat auch auf die Bbrse eine günstige Wirkung hervorgebracht. Das Vertrauen auf die Aufrechterhaltung der freundschaftlichen Verhältnisse zu Frankreich hat wieder zugenommen, und die Con- sols sind seit Sonnabend um 2/, pCt. gestiegen. Indeß wird be- merkt, daß ju diesem Steigen der Fonds auch die günstigen Aussichten für die Weizen - Aerndte und die daran sich knü- pfende Verbesserung in allen Industrie - Zweigen und im Handel das Jhrige beigetragen. Jn ihrem gestrigen Blatt sagt die Chronicle: „Aus den Pariser Freitagszeitungen is leicht zu ersehen , daß die erste Hike der Leidenschaft und Ea vor- úber is, und daß unsere Nachbarn anfangen, das Verfahren Eng- lands und der vier Mächte unter einem gerechteren und ruhige- ren Gesichtspunkte zu betrachten. England würde sich wahrlich nie einem Traktat angeschlossen haben, der die Schmälerung der reiheiten und der Unabhängigkeit Frankreichs zum Zweck hätte. ngland ist innig dabei interessirt, daß Frankreich groß, unab- hängig und frei sey, und daß Fränkreichs Stimme gehört werde und eben solchen Éinfluß habe, wie irgend eine, in den gemein- samen Angelege:theiten Europas und der Welt. Wer hätte wohl daran gedacht, Frankreich demüthigen oder beschimpfen zu wollen?

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Wenn die Interessen beider Länder von der Bevölkerung beider Län- derrichtig verstandenwerden, so istkeine Ursache dazu vorhanden, daß sie an einander stoßen. England hat, so wie Frankreich, negative Interessen in der Levante. Keines von beiden darf auf Besiß abzielen, aber keines von beiden darf auch darauf abzielen, das andere durch eine direkte oder indirekte Monopolisirung seines Einflusses aus- zuschließen. Es haben viel Mißverständnisse in dieser Sache stattgefunden, und es thut uns leid, daß es nicht dffentlich zu etwas mehr von jenen gegenseitigen Aufklärungen gekommen ist, die, wie Herr Thiers im verflossenen Januar sagte, besser als irgend etwas zur Ausgleichung von Mißhelligkeiten dienen wür- den. Der „Courrier français“ behauptet, der wahre Grund, weshalb auf die angeblichen Winke des Herrn von Neu- mann und des Freiherrn von Bülow keine Vorschläge ge- folgt , liege in dem Ausbruch des Syrischen Aufstandes. Aber die so übertrieben dargestellte diplomatische Untterre- dung fand im “Mai start, und von dem Aufstande erhielt man erst zwei Monate später Kunde. Wie fonnte also diese Insurrection der Grund der Zögerung seyn? Die Wahrheit ist, daß jene Winke bloß múßiges Gespräch waren. Die Franzöfi- schen Blätter und die „Times“/ sagen, der Admiral Stopford be- finde sich in der Nähe von Cypern. Wir glauben vielmehr, daß der Britische Admiral in der Nähe der Dardanellen ist; von da werden natürlich die Türkischen Schiffe auslaufen, welche zur ErLffnung der Biok«ade bestimmt sind.“ Heute endlich bemerkt die Morning Chronicle nah den aus Paris vom Sonntag eingegangenen Nachrichten : ¿Wok lunterrichtete Personen in jener Hauptstadt halten die Differenz zwischen England und Frankreich in Betreff der Syrischen Frage für erledigt oder doch wahrschein- lich der baldigen Erledigung nahe. èan glaubte in Pa- ris, dasi Herr Guizot, wenn er Syrien nicht auf Le- benszeit für den Pascha erhalten könne, den Vorschlag machen würde, den jéßigen Status quo aufreht zu erhalten, das héißit die Frage zu vertagen, jedoch mit der Garantic, daß Frankreich Mehmed Ali als Feind behandeln würde, wenn er ber den Taurus ginge. Sollte indeß Herr Guizot keine andere Instructionen empfangen haben, so is das Resultat leicht voraus- zusehen. Die vier Mächte würden si sehr zwecklos so viel Mühe gegeben haben, wenn der Streit damit enden sollte, daß Ibrahim Syrien behielte, und wenn der Londoner Traktat so kurz nach seiner Unterzeichnung zerrissen würde.“/ Uebrigens meldete gestern ein anderes ministerielles Blatt, der Observer, daß die Ratifi- cationen dieses Traktats von Seiten Oesterreichs, Rußlands und E in London eingetroffen seyen, daß die Ratification von eiten des Sultans in etwa zehn Tagen erwartet werde, Und daß dann sämmtliche Ratificationen ausgewechselt werden sollten. Aus Montevideo sind Nachrichten bis zum 8. Juni hier angekommen. Das ungewöhnlich rauhe Wetter war den Opera- tionen der von Lavalle kommandirten Armee von Montevideo sehr hinderlich gewesen und man wußte nichts über seine neueste Bewegungen. Es bestätigt sih, daß mehrere Distrikte der Proî vinz Buenos-Ayres sih der Herrschaft von Rosas zu entziehe gesucht haben; aber bei der Entfernung jener Gegenden von de Hauptstadr, so wie béi der geringen Anzahl Truppen, welche die

selben aufstellen Éönnen, betrachtet der Präsident dieses Unterneh

mén als unbedeutend. Die Blokade wird noch immer sehr stren

beobachtet, auh war noch keine Aussicht auf eine baldige Aufhs

bung derselben.

Niederlande.

Aus dem Haag, 25. Aug. Der GkLste Debut etón unsé res verehrten Monarchen X gestern sowoh! hier als in dam mit außerordentlicher Theilnahme und unter großem Jub

gefeiert worden. Belgien.

Brüssel, 24. Fe Die Belgischen Zcitungen, und namen e

ch der Commerce lge, schreiben die günstige Wendung belche die orientalische Angelegenheit genommen zu haben schein

d die sich namentlich an den Börsen von Paris und London kun egeben, dem Einflusse des Königs Leopold zu, der morgen sende von London zurückerwartet wird. Durch seine Vermitts lung, sagen die gedachten ' Blätter, werde der Friede zwischen Frankreich und den übrigen Mächten aufrecht erhalten und dar- um würde auch Belgien fortan im Rathe der Europäischen Mächte noch mehr geachtet werden, als bisher.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 21. Aug. Jm Adelsstande is der Vorschlag des Constirutions - Ausschusses zur Aenderung des §. 28 der Re- gierungsform, wonach der König künftig keine „Charakter - Voll- machten‘, d. h. Titel ohne wirklichen Dienst, soll ertheilen kdn- nen, zur Verhandlung gekommen. Dawider sprachen nur Graf Horn und Herr v. Hartmannsdorf, ersterer vornehmlich aus dem Grunde, weil der Zweck nicht erreicht werde, so lange der König nach dem §. 48 Hoftitel, den Adel und die Ritterwürde verleihen föônne. Herr v. Hartmannsdorf wollte zwar anfangs, daß der ganze Vorschlag für unnüß erklärt werden solle, gab aber 20 am Ende zu, daß Personen, die nicht im Staatsdienst r E feine Titel sollten erhalten dürfen. Für den Dos _ US {usses sprachen Viele; indeß ward derselbe nur mit 58 gegen 50 Stimmen angenommen und bleibt demnach der definitive Be-

{luß dem nächsten Reichstage vorbehalten.

Christiania, 17. Aug. (L. A, Z.) Die {hon lange er-

wartete provisorische Verordnung zur Erleichterung der Handelss D in den Land-Distrikten ist nun endlich in Kraft getreten.

urch dieselbe ist es den in einer Entfernung von drei Meilen von den Städten angesessenen Bauern doch nur in Amt Agers- huus und der Vogtei Ober-Telemarken gestattet, Lebensbedürfnisse nebst Taback in kleinen Partien zu verhandeln. Dies war bis- her nur den privilegirten Landkrämern verstattet. Man hofft vom nächsten Storthing eine Erweiterung solcher Handels-Freiheit, deren Beschränkung in den leßztverflossenen Jahren des Mißwachses en der Theurung nicht geeignet war, die Noth des Landes zu mildern.

Dänemark.

Kopenhagen, 24. Aug. (Alt. Merk.) Am Sonnabend starb der Skage Könferenz-Rath Rothe, im Alter von S Jah, ren. Die Direction der Universität und die gelehrten R be haben also ihr erstes Mitglied j derselben Zéit Deo e, T Än, durchgreifende Reform in der Organisation der eg do Rat ée terrichtswesens in der Stände-Versammlung in wägung gez gen wird. bend des München, 24. Aug. (A. Z.) Heute, am Boos d dis G i ¿ unseres Königs, fand Vormittag 11 Uhr, 20s Namens entliche Sibung der Königlichen

m ste e 4 in Marienktad si aufgehalten hatte, eingeladen, si gleichfalls

Akademie der Wissenschaften stat. Nach einem Vorworte des Vorstandes, Wirklichen Geheimen Raths von Schelling, hielt der Konservator der Königlichen Sternwarte, Dr. Lamont, einen Vortrag „über das magnetische Observatorium der Königlichen Sternwarte“, worauf vom Vorstande, nah einem Worte der Erinnerung an den verstorbenen Olbers, die Namen der von der Königl. Akademie in diesem Jahre neuerwählten und von Sr. Majestät dem Könige bestätigten auswärtigen korrespondi- renden Mitglieder, sämmtlich für die mathematisch - physikalische Klasse (darunter mehrere Engländer), bekannt gemacht wurden. Der Minister des Jnnern, Herr von Abel, dann die Gesandten von Oesterreich, Frankreich und Sardinien wohnten der Siz- zung bei.

S tuttgart, 24. Aug. Jhre Majestät die Königin sind, nach vollendeter Badekur in Kissingen und nach einer kleinen Reise in die Rhein-Gegenden, mit Ihren Königl. Hoheiten den Prin- essinnen Katharine und Auguste gestern Abend in erwünschtem

Zohlseyn wieder hier angekommen.

S tuttgart, 25. Aua. (Schwäb. M.) Der größere Aus- {uß der Gesellschaft für Beförderung der Gewerbe in Württem- berg berieth in seiner gestrigen Sißung die Frage, ob es wün- chenswerth sey, das von den Deutschen Zollvereins-Staaten an- genommene Zollgewicht als ausschließlihes Gewicht für den ge- sammten Verkehr anzunehmen, wie Preußen es in Antrag ge- bracht hat. Wie wir erfahren, wurde diese Frage bejaht und zwar ausdrücklich dahin, daß nicht nur für den Großhandel die- ses Gewicht angenommen werden möôge, sondern daß es durchaus als Landes-Gewicht eingeführt, als Unter - Abtheilung aber wie bisher 32 Lothe u. \. f. beibehalten werden sollen. Wird diese Ansicht des Gewerbe- Vereins auch die der Handels-Vorstände, und wird sie die Zustimmung der Regierung erhalten, so ist ein bedeutender Schrirt weiter zu der schon lange gewünschten Ein- heit von Münze, Maß und Gewicht gethan,

tannheim, 25. (Mannh. J.) Der Sap ders mít den Prinzen unseres Regentenhauses sind heute früh um 7'/2 Uhr an dem Bahnwarthhause auf dem Relaisweg angekommen und haben die Eisenbahn in Augenschein genommen. Gleich darauf fam ein Convoi von drei Personenwagen von der Locomotive „der Greif“ geführt an, und passirte mehrmals die Bahnstreké. Se. Königl. Hoheit gaben ihren ungetheilten Beifall über dieses neue Etablissement zu erkennen. Der Convoi hatte bei dieser Gelegenheit die Strecke von dem Heidelberger Bahnhof bis zur Schwebinger Straße in 17 Minuten zurügelegt.

On rret s Wien, 24. Aug. Der Fürst von Metternich ist seit den 16ten d. M. von seiner nah Dresden zu einer Zusammen- funft mit Sr. Majestät dem Könige von Preußen unternomme: nen Reise wieder nach Königswarth zurückgekehrt, wo auch der

M Königl. Preußische Gesandte, Graf von Malhzahn, und der Kai l serl. Russische Botschafter am hiesigen Hose, Bailli von Tatistscheff,

welche sich gleichfalls während der Anwesenheit Jhrer Majestäten des Königs und der Königin von Preußen und Jhrer Majestät

| der Kaiserin von Rußland in Dresden dahin verfügt hatten, wie-

der eingetroffen sind. Der Englische Botschafter am hiesigen Hofe, Lord Beauvale, war während der kurzen Abwesenheit des Für- sten in Königswarth zurückgeblieben. Dem Vernehmen nach hat Fürst Metternich, gleich nach seiner Rückkunft, dem Franzb- sichen Botschafter, Grafen von Saint- Aulaire, der mittlerweile

nach Königswarth zu verfügen, wo gegenwärtig die Repräsentan-

M ten sämmtlicher großen Europäischen Mächte im Schlosse des

Oesterreichischen Staatskanzlers unter Einem Dache friedlich ne- ben einander wohnen, während die Welt von Kriegsgeschret er- tónt, und einige Pariser Journale, in höchster Gereiztheit, so ge- waltig in die Lärm- Trompete stoßen, daß man glauben sollte, Frankreich sey dur einen Aft unerhörter Willkür von der Ge- meinschaft des Europäischen Staaten: Vereins ausgeschlossen wor- den! Wie lange Fürst Metternich noch in Königswarth ver- weilen wird, ist noch unbestimmt; indeß glaubt man, daß er zwi- schen den 10ten und löten f. M. wieder hier eintreffen dürfte. Vorgestern ist der berühmte hiesige Augen- Arzt, Pr. Aäger, nah Hannover abgereist, wohin er von Sr. Majestät dem Kd- nige wegen der Augen-Kraßkkheit des Kronprinzen berufen worden. a6 E

Mailand, 19. Aug. Am 17. August ist die Eisenbahn on Mailand nach Monza feierlich eróssnet worden. Die Gaz etta die Milano‘‘ enthalt folgende Schilderung dieser Feierlich- eit: „Nachdem die Arbeiten der Eisenbahn von Mailand nach èonza beendigt und auf dem ganzen Straßenzuge mittelst einer ierzu von dem K. K. Gubernium atgeordneten Kommission bei en Lokomotiven und auf den Stationen die genaueste Jnspection orgeñommen , und alles in regelmäßigem und befriedigem- Zu- ande gefunden worden war, nachdem ferner verschiedene robe - Fahrten unternommen und endlih die erfordekli- yen Anordnungen zur genauen Systemisirung des Dienstes auf gedachter Straf getroffen worden waren, konnte ge- stern Morgens zur feierlichen Eröffnung des neuen es ges, unter dem Schuße und in Gegenwart Jhrer Königl. Ho- heiten des Erzherzogs-Vice-Königs Und seiner Gemahlin geschrit- ten werden, Um 10 Uhr: verfügte sich das Erlauchte Ne mit seinen Sdhnen und Töchtern und der gewöhnlichen Hofbegleitung auf die Station von Monza, von wo sich der Wagenzig in Be- wegung scben sollte, und wo die zu déeser interessanten Handlung eingeladenen Behörden sih versammelt hatten. Hier hatte der Inhaber des Privilegiums der Bahn, Herr Puber, Edler von Reibech, die Ehre, Jhre Kaiserl. Hoheiten zu bewillflommnen, und nachdem er sie în die geschmackvoll verecnts Säle einge- führt hatte, wendete er sih an den Erzherzog-Vice-König mit fol-

ender Anrede : s „So ist nun jenes Werk zur Vollendung gediehen, von dem ih

Ew. Kaiserl. Hoheit am 3. Mârz 1837 den ersten Plan vorzulegen die Ehre hatte, und welcher, in Anerkennung des öffentlichen -Nußens, am 15. November- 1839 von Sr. Majestät unserem Erlauchten Monarchen wit einem aussließenden Privilegium begnadigt wurde. Diese Eisens bahn, die erste im Lombardisch-Venetianischen Königreiche, auf einem so fruchibaren und so bevölferten Boden entworfen, hatte mit ¿reen Schwierigkeiten zu fämpfen, welchen Unternehmungen neuer Art überall unterworfen sind, und es fostete Mübe, sie zu überwinden. Aber der ega welcher der währen und rechtlichen industriellen Thätigkeit bei- steht und sie segnet, gewährte meinen Anstrengungen reichlichen n indem er mi den ersehuten Augenblick erleben ließ, wo Ew. Kaiserl. Hoheit die ersten Schritte dieses Unternehmens, durch Jhre und einer o ansehnlichen Begleitung erlauchte Gegenwart, zu einer ade Zukunft inaüguriren, wo cs mir vergöbnut ist, die ehrfurchtsvollsten Gefühle -der Dankbarkeit für den so gyädigen und kräftigen Schuß, den Ew. Kaiserl. Hoheit mir zu ¿ewdbtén gerúhten, an den Tag zu legen, wo ih die gewerbfleißige Stadt Monza an die Schwélle der

s

glá L isiadt der Lombardei “gerückt sehe, und wo ich als Dol-

metsch der cfühle sämmtlicher Bewohner dieser glücklichen Gegenden,

jene Worte ausrufen faun, die, faum ausgesprochen, stets in dem Me en weiten Kaiserreiche wiederhallen, die verehrten Worte: Es lebe erdinand I.!“ , : ;

Hierauf bestiegen Jhre NARS, Hoheiten einen ‘prachtvollen, ausschließend hierzu bestimmten Wagen, in welchen auch der Kar- diial - Erzbischof und der Gouverneur - Graf von Hartig, aufge- nommen wurden. In anderen vier Wagen nahm das zahlreiche Géfolge der Behörden Plaß, und den Schluß machte ein mit

ahnen geshmüter Waggon, der ein Militair - Musik - Corps N te Die zur Führung des Zuges bestimmte Lokomotive war die „Lombarda“/, aus den Werkstätten der Herren Rennie von

h London; am Autgayg, der Station gesellte sich eine andere Loko-

4 mot(ve, „Milano“/ À nem anderen Musik - Corps hatte. ' Ÿ von Monja bis zu der von Mailand, die eine Länge von dreizehn-

nzu, die hinter sich zwei Waggons mit ei- Die Fahrt von der Station

tausend Metres hat, dauerte neunzehn Minuten, und der Zug kam

S uñter dem Applaus* des auf allen ‘Punkten, und besonders längs S der lebten Abtheilung der Straßenstrecke zahlreich versammelten Volkes und eines gewählten Kreises von Personen, die in die Lo-

alitäten der Station eingeladen waren, glülich am Ziele an.

: ahre Kaiserl. Hoheit gaben dem Privilegiums-Besiker und dem

ngenieur, Giulio Sarti, der das Werk leitete, Jhr höchstes Wohlge- fallen zu erkennen. Hierauf nahmen sie das großartige Maiiländer Stationshaus in Augenschein, wobei Sie alle Stockwerke durchgin- gen und Sich mit den Mitgliedern der Direction aufs Herab- lassendste unterhielten, nachdem Sie durch Ihre Gegenroart ein denkwürdiges Ereigniß verherrlicht hatten, welches der Industrie und dem Wohlstande dieser reizenden Landschaft eine neue Aera erdffnet.‘“

Rom, 18. Aug. Se. Heiligkeit der Papst hat den Pater der Jesuiten, Professor der Theologie, Giovanni Perone, auch um Rath+ der Congregation für die außerordentlichen Kirchen- Angelegenheiten ernannt.

Das Di iiario meldet, daß der Papst wieder nah seinem Sommersibe Castell Gandolfo zurückgekehrt sey.

Dasselbe Blatt erklärt im Namen der Gesellschaft zur Her- ausgabe der Abbildungen Römischer Galerieen, daß die Profes- e Camuccini, Agricola, Minardi, Overbeck und Reinhart die

eihnungen dazu revidiren, jedoch gratis und lediglih im Jn- f und des Vaterlandes.

P ortugal.

Lissabon, 15. Aug. (Morning Chronicle.) Am llten Abends brach hier eine Empdrung aus, die jedoch bald unter- drúckt wurde. Man hatte versucht, die Linien- Regimenter und die Munizipal-Garde aufzureizen. Die Verschwörer, unter denen sich einige der alten Arsenal -Führer befanden, hatten zwei Com- pagnieen zur Theilnahme an der Empdrung bewogen, dagegen hatten die regulairen Truppen allen Verlokungen widersktanden. Die Munizipal-Garde bildet die Polizei der Hauptstadt und be- steht aus 1900 Mann Jufanterie mit Flinten und Bajonnetten und 200 Mann Kavallerie und is ganz wie die Linien- Truppen organisirt. Ein Fähnrich und zwei Sergeanten dieses Corps hatten sich in die Vershwörung eingelassen, von deren Ausführung in Bezug auf Zeit und Ort die Negierung unterrichtet gewesen D soll. Die Empdrung be- genn damit , daß die Munizipal-Garde, welche bei dem Engli- hen Dee Play die Wache hatte, ihren Posten verließ und sh nah dem Largo de Estrella begab, wo sich mehrere Personen anschlossen, die meist zu den kürzlich entlassenen Provisorios ge- höôrten; auch das aufgeldste Bataillon der National-Garde und das Arsenal-Bataillon, kommandirt von dem Major Cabral, der vor kurzem verhaftet, aber wieder auf freien Fuß geseßt worden war. ies geshahßh am Dienstag um 11 Uhr Abends. Dieser E zog nun unter dem Ruf: „Es lebe die Königin und die onstitution! Nieder mit den Ministern und den Cortes!“ nah dem Rocio und von da nah dem Miflitair - Arsenal und suchte die Posten, die er unterweges antraf, auf seine Seite zu ziehen. Einige Munizipal - Gardisten schlossen sich thm auch wirklich an, aber die Linien-Truppen, welche die Wache im Cor- tés¿ Palast und bei der Bank hatten, weigerten sich, diesem Bei- spiéle zu folgen. Als sie bei dem Militair-Arsenal ankamen, moch- ten sie etwa 500—609 Mann stark seyn, von denen viele unbe- waffnet waren. Sie úberfielen die Wache, erbrachen die Thore und bemäáchtigten sich der dort befindlichen Waffen. Während sie damit beschäftigt waren, kam das 30ste Jäger -Regiment herbei, dem sie zuriefen, Halt zu machen, weil sie glaubten, es gehöre zu ih- nen; da jedoch der kommandirende Offizier den Befehl zum Angriff gab, so ergriffen die Empörer die Flucht und warfen die Waffen weg. 30 wurden gefangen genommen, die Uebrigen entkamen. Später trafen auch das Î0te Jnfanterie- Regiment und andere Truppen bei dem Arsenal ein. Die Truppen blieben die ganze Nachr un- ter den Waffen, und die Minister waren zu Pferde auf den Straßen, aber um 3 Uhr war Alles vorbei, und um 6 Uhr kehrten die Soldaten in ihre Kasernen zurück. Die Uahcas Corpus- Afte und die Freiheit der Presse sind auf einen Monat suspendirt, doch sind die literarischen Bitter, das „Diario dos Cortes‘/ und die „Regierungs-Zeitung‘/ von dieser Maßregel ausge- nommen. Die bei der Empdrung betheiligten Personen werden von einer Kommission gerichtet werden, die gus drei Civil- und drei Milis tair-Beamten besteht und deren Präsident ein General ist. Das Verfahren wird wie bei den Kriegsgerichten seyn, doch soll den Beklagten im Falle einer Verurtheilung die Appellation an das hôchste Militair-Gericht freistehen.

Griechenland.

Athen, 31. Juli. (L. A. Z.) Sämmtliche dffentliche Un- terrichts - Anstalten haben seit fast zwei Jahren. Mrg era gemacht. Die Universität ist noch ohne Organisation, so daß die vorjährigen akademischen Behörden noch immer functioniren; das Gymnasium von Syra hat wesentliche Mängel, denen man noch immer die Abhülfe versagt, das von Nauplia hat sih förmlich in Patrs und die längst beschlossene Errichtung der Gymnasien

teresse der Kun

in Patras und Missolunghi is noch immer ein frommer Wunsd ieben. Jn einem ähnlichen Zustande sind die Hellenischen hulen, das Schullehrer-Seminar und die Gemeinde-Schulen : ifelnde Pflanzen, die unter der Wucht des Unkrautes ver- ern, dôchte dieser Zustand der Dinge recht bald sein Ende

.

_ Athen, 12, Aug. (A. Z.) Unsere Verhältnisse zur Pforte ey auf dem Punkte, sich ernstlich zu verwirren. Die Verwer- e des für Griechenland nachtheiligen Handels-Vertrages hat die Türken sehr aufgebracht, und sie vermessen sich keck, den Trak- tat dennoch einseitig ausführen, d. h. die Hellenen fortan nah den darin aufgestellten Grundsäten behandeln zu wollen, Jn die- sem Sinne soll der hiesige Türkische Minister Musurus bereits vor vierzehn Tagen der Regierung eine Note zugestellt haben,

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und die Tütken in Konstantinopel haben am 9., 10. und Uten Zuli a. St. die zahlreichen dort lebenden Hellenishen Unter- thanen, Kausleute und Gewerbtreibende genöthigt, ihre Ge- wölbe und Buden zu schließen, Und sie mit der Ausweisung be- droht. Auf die energischen Gegenvorstellungen des Französi schen Botschafters haben die Türkischen Behörden jedo diese Maßregeln ermäßigt, und einige halbe Entschuldigungen gemacht. Fndes hat Reschid Pascha zuglei unseren Geschäftéträger in

onstantinopel in Kunde geseßt, daß 1) vom 1. Oktober a. St. an die Hellenische Küsten-Schifffahrt an den Türkischen Küsten aufhdren soll; daß 2) die Pforte pwnen ist, fortan die Helle- nischen Unterthanen für in der Türkei begangene Vergehen oder Verbrechen vor die Türkischen Gerichte zu ziehen, und daß 3) die Einfuhren aus Griechenland, namentli Oel, Wein, Tabak 1c. mit 20 pCt. Eingangs - Zoll belegt werden sollen. Man ist hier sehr gespannt auf die heute erwarteten weiteren Nachrichten. Unsere Regierung hat die Vermittelung der fünf Mächte angesprochen, scheint aber männlich entschlossen zu seyn, sich feine Art von Verleßung ihrer Würde und Beeinträch- tiaung ihrer Interessen gefallen zu lassen. Sie is sich, der Türkei gegenüber, ihrer in den eigenthumlichen Ver- hältnissen ruhenden Stärke, ja selbst ihrer Furchtbarkeit voll- fommen bewußt. Der neue Gesandte Christides ist gestern nach Konstantinopel abgegangen; er hat, dem Vernehmen nach, die Instruction, wenn er keine volle Genugthuung erhält, sih mit den Gesandtschafts-Archiven sogleich einzuschiffen. Die Stimmung is Hier in Folge dieser Ereignisse sehr aufgeregt; die Zeitungen fordern die Negierung geradezu zu \{leunigen Krieas-Rüstungen auf. Nichts kann dem National-Gefühle der Hellenen erwünsch- ter kommen, als ein so gerechter und ilegaler Anlaß, ein- von der Pforte selbst ausgehender Zwang, den- nux vertagten Kampf aufs neue zu beginnen, und ihre Brüder jenseits der Berge mit sich zu vereinigen. Für diese : Auësihten ist es sehr gün- ]stig, daß Sami Bey laut den lebten Nachrichten unverrich- teter Dinge von Konstantinopel nah Aegypten hat zurückkehren müssen. Nur flößt unter o" dringlichen Umständen die jeßige Zusammenseßung unseres Ministeriums dem Publikum kein hin- lätiglihes Vertrauen ein, von dessen Mitgliedern, wie achtungs- werth und tüchtig auch im Uebrigen, doch keiner außer dem Ma- rine-Minister Kriezis die erfahrungsreiche Schule des Befreiungs- Krieges von vorn herein mit durchgemacht hat. Daher fängt hon der Wunsch an laut zu werden, daß die beiden hervor- stechendsten Staatsmänner, die Gesandten Maurokordatos und Kolettis aus ihrem diplomatischen Exil möchten zurückgerufen werden, um dem Throne und dem Lande in unmittelbarer Nähe mit ihren Einsichten und ihrer Thatkraft zu dienen. Das ja eingetroffene Dampfschiff bringt die Nachricht, daß das

erhalten der Türken gegen die Hellenischen Unterthanen im We- sentlichen dasselbe geblieben ist. i

Aegypten.

Alexandrien, 7. Aug. (Sud de Marseille.) Unter dem | hiesigen Handelsstande herrscht seit einigen Tagen in Folge eines Mißverstehens der Worte des Französischen General-Konsuls große Bestürzung. Als nämlich die Französischen Kaufleute sich ver- sammelten, um die Handels-Deputirten zu ernennen, und in Be- tref der Differenzen zwischen dem Vice-Kdnig und dem Sultan einige Fragen an Herrn Cochelet richteten, empfahl dieser scinen Landsleuten Vorsicht, da sich nicht voraussehen lasse, welche Wen- "dung die politischen Ereignisse nehmen könnten. Diese nur aus väterlicher Vorsorge für die Jnteressen der hiesigen Französischen Kaufleute gesprochenen Worte: erregten sogleih in der ganzen Stadt große Besorgniß, welhé durch die-von dem Dampfboote ¡„„Uetna“/ überbrachte Nachricht, daß in London zwischen England, j¿ODesterreich, Preußen und Rußland ein Vertrag abgeschlossen wou “den, noch vermehrt wurde. Unter diesen Umständen hat d Charakter des Vice-Königs sich nicht verleugnet und er hat cinc Entschluß gefaßt, der durch die Folgen, die er haben fann, vot * großer Wichtigkeit ist; er hat nämlich sofort die Armee au® Arabien zurüberufen *); 11 Regimenter sind {hon auf dent Marsch, und wenn diese Maßregel so vollständig auégeführt wird, wie es angekündigt wurde, so dürfte das Grab des Propheten. sih bald in den Händen der rohen Stämme der Wüste befinden. Ein solches Ereigniß würde den Aufstand aller Muselmänner ge- gen die Pforte zur Folge haben und selbst in der Hauptstadt der: Türkei die Empörung hervorrufen, von der sich bereits einige Symptome zu erkennen gegeben haben. Man hat oft davon ge- sprochen, wie unrecht die Pforte handle, daß sie nicht den Vor- schlägen Mehmed Ali's Gehör geben, aber man hat noch nicht alle die traurigen Folgen gehdrig erwogen, die (angeblich) für sie aus ihrem Starrsinn hervorgehen müssen.

Der Vice - Kdnig hat seinem Sohne den Befehl gegeben, Alles zur Vertheidigung Syriens vorzubereiten und während die Küsten Aegyptens mit Kanonen bespickt werden, ist die Syrische Küste in einen wahrhaft furchtbaren Vertheidigungs-Zustand ver- seßt worden. Jbrahim Pascha befindet sich jebkt in Marasch, wo er den Gang der Ereignisse abwarten soll.

Mehmed Ali erwartet eine Blokade, allein dies macht ihm (angeblich) keine Sorgen. Er sagte vor kurzem in dieser Beziee hung: „Meine Proclamationen liegen bereit; sobald ich sie bes kannt mache, werden das Türkische Reich und alle Muselmännek sich für mich erheben!“ y

Gestern kamen zwei Englisché' Dampfböte, cines aus Beirut, das andere aus Vurla, hier an; das lektere überbrachte Depeschen für den Britischen General-Konsul.

Der Vice-König is heute früh ‘nah Unter-Aegypten abgereist, wird aber zum Uten von dort zurückerwartet.

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Berlin, 29. Aug. Nachrichten aus Frankfurt und Küstrin zufolge, sind Jhre Majestäten der Kdnig und die Kd- nigin am 26sten d. M. im erwünschtesten Wohlseyn durch jene beiden Städte gekommen, wo Sie der allgemeinste Jubel der Bevölkerung empfing. Jn Frankfurt trafen Allerhöchstdieselben gegen 2 Uhr ein und geruhten die Generalität und Deputationen der beiden Provinzial-, so wie der städtischen Behörden zur Tafel zu ziehen. Jn Küstrin kamen Ihre Majestäten um 5/4 Uhr an. Empfangs- Feierlichkeiten waren Überall abgelehnt; die ver- schiedenen Behörden brachten nur ihre Huldigungen dar. Im Tamsel geruhten Allerhöchstdieselben auszusteigen und in dem Parke das Denkmal in Augenschein zu nehmen, welches von dem Besißer, dem Grafen von Schwerin, Friedrih dem Großen errichtet und am 31. Mai d. J. feierlich eingeweiht worden war.

Koblenz, 24. Aug. (Rb. u. M. Z.) Das Dampfschiff „die Mosella‘? hat heute fräh um 9 Uhr das hiesige Werft ver-

¿2 Dex Korrespondent vergißt, daß dasselbe bereits vor vier Wochen gemeldet wurde.

lassen, um eine Probefahrt auf der Mosel zu machen. Nachdem das Schiff vor Moselweiß eine kurze Strecke weit geshärft hatte und in den Moselweißer Leien zweimal aufgefahren war, kam es (Ens an Moselweiß vorbei und war ein Viertel nah 10- Uhr chon an Winningen und Niederfell vorbei. Durch einige heftige Regengüsse ist die Mosel seit mehreren Tagen so weit angewach- sen, daß 23 Zoll Fahrwasser vorhanden sind, und es läßt ih an- nehmen, daß die „Mosella“/ bei diesem Wasserstande unbeladen, die Fahrt nah Trier machen kann.

Trier, 23. Aug. (Trier. Z.) Von den Truppentheilen, welche an den diesjährigen Herbstübungen der Ibten Division Theil nehmen werden, trafen das 9e Husaren-Regiment, das Iste und 2te Bataillon 29sten und das 2te Bataillon 37sten Jn- fanterieRegiments, heute in den für sie bestimmten Kantonnb- rungs-Quartieren bei Trier und Umgegend ein. Morgen haben sämmtliche Truppen Ruhetag. Die Uebungen bei Trier werden bis zum 30sten d. M. dauern, und am 31sten sámmtliche hier anwesende Truppen zu den Feld-Manövern, welche in der Gegend von Hillesheim stattfinden sollen, und wojelbst auch die Truppen der Iôten Division am 2ten k. M. ankommen werden, abrücken.

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Wissenschaft, Kunst und Literatur.

: Florenz. Kürzlich wurde hier eine höchst interessante Fresfe Giot10’s, die man vertoren glaubte, unter der Tünche einer ehemaligen Kapelle und jeßigen Gefangenstube in dem alten Podesta-Palast (Bär- pens. im 13ten Jahrhundert erbaut) aufgefunden. Sie zeigt das Brüsk-

ild Dante’s in der Blüthe seiner Jahre. Nächstens ausführlicher über diesen für Kunstgeschichte und Verehrer Dante's gleich interessanten Zund. Auch die von Vasari erwähnten Fresfen Giotto's in der Ka- pelle Peruzzi (Kirche Santa Croce) will der Kav. V. Peruzzi von dem Kalkanwurfe, den die Barbarei des vorigen Fabrbundetts darüber ge- legt, befreien. Es geschieht überhaupt, ohne viel Lärm, Vieles in Tos8- cana für Wiederherstellung alter Kunstwerke. So läßt der Größherzog mit bedeutenden Kosten die herrlichen Fresfen Spinelli's in der Sas fristei von S. Miniato reinigen und die schönen mittelalterlichen Stühle und Schränke daselbst wiederherstellen. Eben so werden die Ghirläts daio's (Rodolfo's) in der Kapelle des aiten Palastes der Republik (Palazzo veechio) gereinigt und die Vergoldungen erneut. (A. Z.)

Discorso sulle servitù e sulla libera proprietà dei fondi in Ttalia, di A, Coppi, Roma 1840.

Die von der Französischen fonstituirenden Versammlung im Jahre 1789 verordnete Aufhebung aller Lehns-Verhältnisse und Ablösung der droits seigneuriaux wurde durch den Kontakt, in welchen Jtalien bald mit dem revolutionirten Franfreich sau, für das erstere Land eine Maßregel von höchster Wichtigkeit. Jn denjenigen Provinzen, welche die Franzosen von 1792 an besegten, zum Theil mit Frankreich sie ver- einigend, zum Theil ibnen unter der Form neumodiger Republiken einen Schein von Unabhängigkeit lassend, wurde dassetibe Prinzip sor gleich in feiner vollen Ausdehnung angewandt. So war es der Fall mit den zum Königreiche Sardinien gehörenden Grafschaften Nizza, Tenda und Benil, welche durch den am 15. Mai 1796 abgeschlossenen Vertrag an Frankreich förmlich abgetrelen wurden ; so 1n der Lombar- dei na dem Feldzuge von 1796, wodurchy sie für Desierreich verloren ging; so im Modenesischen und in den Legationen na der Gründung der ephemeren Cispadanischen Republik. Auch in den Ländern, welche nicht sogleich auf diese Weise umgewälzt wurden, schriti man zu Maß- regeln ähnlicher Art. Der neue König von Sardinien, Kari Ema- nuel IV., machte in den ibm gebliebenen Staaten des Festlandes den Lehens-Verhältnissen ein Ende, iudem er das bisherige Lehens-Besiy- thum in Allodien umwandelte und eine Ablösung der Servitute mit- telst Geldzahlungen verordnete. Ueberdies verbot er die Errichtung

® neuer Majorate und beschränkte die Dauer der bestehenden auf zwei

Grade vom dermaligen Besigzer an. Jn Toscana war schon läugst im nämlichen Sínue gehandelt worden. Die Beschränfung der Feudal- Rechte, namentlich hinsichtlich der Gerich!sbarkeit, hatte bercits 1749 unter dem Großherzoge Franz 11. (Kaiser Franz I.) begonnen, welcher 1751 auch die Vermehrung des Besizes der sogenannten Todten Haud unterfagte. Sein Sohn der Großherzog Peter Leopold, vollendete, was unter dem Vater begonnen worden war. Vorerst in Betreff des Lands baues, welchem von 1769 an zahlreiche Verordnungen aufzuhelfen such- ten, welche den freien Verkehr beförderten und verschiedene Servituten abschafften , wie z. B. in der Maremma von Siena das Recht -der freien Weide, welches dort dem Grundeigenthümer sehr zur Last fiel. Die Frohndienste wurden 1776 abgeschafft, zebn Jahre später alle Prä- rogative der Feudatare. Die 1789 verordnete Auflösung der Majorate und sonstigen Fideikommisse, und das Verbot, neue zu stiften, standen mit erwähnten Maßregeln in genauer Verbindung. Ju1 Kirchenstaat waren die Feudal-Rechte und Servituten nur in Einzeldingen modifi- Fu worden. Eine Verordnung Clemens X[l1il. vom Jahre 1765, hiu- ichtlich des Holzfällens iz den Domaine- und Gemeinde- Waldungen, wurde von Pius V1. im Jahre 1789 und- von Pius V1. im Fahre 1805 auch auf die Privatleuten gehörenden Waldungen ausgedehut, um das unmäßige Fällen und drohende Ausrotten der Wälder zu hin- dern. *) Das Recht der Weide wurde durch Pius VU. 1802 wenig- stens auf solchen Ländereien aufgeboben , deren Besiger die Urbarmas chung derselben vorhatten. Das Jus lignandi wurde zu gleicher Zeit sehr beschränft. Anders war im Königreich Neapel verfahren worden, wo die Feudal-Gerechtigfeiten ausgedehnter und mannigfaltiger waren, als vielleicht anderswo. Von ungefähr 2000 Gemeinden standen uur 384 unmittelbar unter der Landes-Regierung, alle übrigen waren Baz ronal-Ortschasten. Das Ministerium Tanucci's, den Marimen Peter Leopolds bold, zu denen Karl 11. selbs hinneigte, führte mancherlei Elushräntungen herbei. Talentvolle Schriftsteller, vor Allen Filan- gieri, unterftüßten diesen Geist, der während der Gährung der neunzi- ger Jahre so stark ward, daß nur die gewaltsame Gegen - Revolution damals das Feudal-Svsiem vom völligen Untergange retten konnte. So war es in Jtalien beschaffen, bis Frankreich allmälig die ganze Halbinsel, mittelbar oder unmittelbar, sich unterwarf. **) Die Maß- regeln während der Französischen Administration kommen nun an die

°) Die südlichen Provinzen des Kirchenstaats Patrimonium, Sabina, Latium, Marittima und Campaana haben gegen 1416 QMiagalien Waldung, wovon beinahe die Hälfte hocsiämmig.

°9) Die Franzosirung Jtaliens hatte folgende Phasen. Ln Jahre 1792 wurde Savoyen mit Frankreich vereinigt, als Departement des Montblanc, im Jahre 1793 Nizza und das Fürstenthum Monaco als Departement der See:Alpen. Ju Jahre 1802 wurde Piemont: (schon 1798 abgetreten) mit Franfreich vereinigt und Parma beseyt. Die Li- gurische Nepublif wurde 1805 e‘n integrirender Theil des Empire fran- çais, und în die Departements Genua, Montenotte und Apenuinen etheilt; 1808 Paruna als Departement. des Taro, Toscana als

epartements des Arno, des Ombrone und des Mittelmeers;z

1809 der südliche Theil des Kirchenstaats als Departements der Tís ber und des Thrafimen. So weit die integrirenden Theile Frankreichs. Nm Yahre 1796 entstand die Cispadanische Republik, welche 1797 s Tisaldinische ward, und die Oesterreichische Lombardei, Mantua, Mo- dena, die Legationen, die Venetianischen Bestgunges auf dem reten Ufer der Etsch und einige andere Territorien begriff. Sie wurde m E Republik 1802, Königreich Jtalien 1803. Venedig w ihr 1806 einverleibt, die Marken i808. Piambino uud ers E Js 1805 Fürstenthümer unter Französischer Ober- Lehushertlich Zeit Für- und Carrara 1806 damit vereint ; Guastalla 1806 auf cure è stenthum unter denselben Verhältuissen (daun Theil des Rege "F; eben so Benevent und Ponte Corvo, Toscana G ns Ne: ohne indeß aufzubören, zum Kaiserreich zu gedices- = E e publifen waren die Ligurische und Macao mische von 1798, die benopeifche von

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