1840 / 245 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

E n anderer Theil der Meinung des Herrn von Lamartine, dem or niche beistimmen, is sein entschiedener Haß gegen Herrn Thiers uad die Ansicht, daß der jebige Minister an dem jekigen Dilemma {chchuld sey. Herr Thiers ist nicht ganz fadelfrei, er hâtte aller: dings einige Steine des Anstoßes vermeiden können, die er auf den Friedenóweg geschoven hat, und die im Kriege nichts genüßzt haven würden, aber der Strom der dentlichen Meinung harte ia Bezug auf dieje Frage in Frankceich chou weit früher dieje Richtung genommen, schon lange vorher, ehe Herr Thiers sie foatroliren konnte. Als Herr Thiers das Ministerium úüber- nahm, \chiffte er sich wie auf einem Fahrzeuge eia Schiffé-Capi- tain ein, der sich der Aufgabe unterzieht, dasselbe nach einem ge- wissen Hafen hinzusteuern, der aber Winden, Strömungen und Klippen nicht zu gebieten vermag, die ihn nöthigen, feinen Lauf zu ähdern und manchmai, eines Sturmes wegen, selbs eine von jeinem Bestimmungsort weit abweichende Richtung zu uehmen. Herr Thiers war Englands Freund, und wir bauen noch immer darauf, daß er die Allianz mit uns aufrecht erhalcen wird.‘“ Diest Sprache der gestrigen „„Morning Chronicle“ sticht bedeu- ted gegen die ab, welche dasselbe Blatt noh vor wenigen Tagen gegen Herrn Thiers führte. Es ist daher kaum zu bezweifeln, daß seit kurzem wieder cine freundschaftlihere Annäherung zue L E nglischen und dem Französischen Kabiner ftattgesun- den dat.

Unter den Gründen, welche Franfreih abhalten müßten, fich in einen Krieg einzulassen, führt die Morning Chronicle in ihrem vorgefirigen Blatte besonders folgende an: „Es ist kein Zweifel, daß in dem Augenblick, wo Frankreich für eine nit sehr nationale Sache die Kriegsfahne aussteckt, alle seine Hülfs- méttei in den westlichen und südlichen Provinzen durch den Ein- fluß der unzufriedenen legitimistischenu Partei würden gelähmt wer- den, während in der Hauptstadt und in den östlichen Theilen die eifrige Kriegs - Partei der Republikaner wait den Bonaparti- sten nicht Louis - Bonapartijten sich an die Spike stellen wärde. Die Parcei der richtigen Mitte in Frankreich kann und darf keis nen Krieg beginnen. Die Dynastie Orleaus kann nux Krieg anfangen, wenn sie ih an vdilig audere Klassen und Gesinnungen wendet und- eine innere Policik annimint, die ‘von der, auf die sie sich bisher stü6te, gänzlich verschieden iff. Frankreich kann gegen Europa nur einen Revolutions - Krieg führen, und einen Krieg ‘dieser Axt unternehmen, heißt, sich am Bord eines Branders einschiffen, wo man bei der Ungewißheir, ob man den Fcind ver- nichtet, wenigstens die Gewißheit hat, si selbs in die Luft zu sprengen. Dies sind -cinige von den Gründen, die Us vestim- meny- auf die Fortdauer des Friedens zu rechnea, und diese Gründe erhaiten dur den Ton der republikanischen und legiti mistischen Blätter now mehr Bewicht; sie vcrlangen in der That fat aile den Krieg, aber einen Krieg auf ihre cigene Rechnung,“

e Der Pariser Korrespondent der Times erklärt die Anga- ‘ben der Französischen Blätter über die Rüstungen Frankreichs für gewaltig übertrieben und behauptet, daß alle diese Austalten zum Kriege, die Sendungen von Waffenvorräthen aus Vincennes nach Straßburg und nach den öôstlihen Departements und andere der- gleichen Dinge: bloß inder Einbildung- der Journalisten beständen. : Sir Charles Wetherell soll nah Hannover gereist seyn, und na der Angabe von Toryblättern bezdge sich -der Zweck sciner “Reise aúf die Kron:-Juwelen, ein Gegenstand, der in den hdôch- sten Kreisen hon ungewdhnliche Ausmerksamkeit erregt habe.

Herr David Turnbull ist zum Englischen Konsul in Havana ernannt worden. : :

__ Am hiesigen Geldmarkt is seit gestern früh wieder eine vsl- lige Umwälzung eingetreten, veranlaßt dur eine pldbliche Wen- dung, weiche die Geschäfte an der Fonds-Börse in Folge der Ab- rechnung in Consols genommen haben. Niemand scheint auf so bedéutende Geld -Lieferungen gefaßt gewesen zu scyn, wie sie der Abschluß von Zeirkäufen ndthig gemacht hat. Es mußte daher sehe hoher Zins für Anleihen auf Staats-Papiere gezahlt wer- den, und so wurde das Geld anderen. Kanälen entzogen, Und es war. zu Handelszween {wer zu erhalten, Die Consols“ sind in den leßten drei Tagen wieder um eben so. viel, námlih um 2?’ pCt., gewichen, als sie in den drei vorhergehenden Tagen ge- Fiegen waren. Doch hatte dies Sinken eben. nuvp cinen lokalen Grund und stand in keincr Beziehung zu den allgemeinen politi- schen Verhältnissen, die im Gegentheil ein, immer beruhigenderes Ansehen gewinnen. Zwar ist noch nichts weiter über die neuen

¡Instructionen verlautet, welche Herr Guizot angeblich empfangen haben sollte, do ist man erfreut, aus den Pariser Zeitungen wenigstens so viel zu sehen, daß die úbertriebene Aufregung sich dort ion bedeutend gelegt hat, und daß dem Französischen Pu- blikum die Auzen aufgehen über die Leichtgläubigkeit, womit es sich von den Machinationen listiger Spekulanten hat bethdren lassen, denen es auf diese Weise gelungen, durch, die Disserenz- Zahlungen ira Handel mit Staats-Papieren enorme Summen an sich zu reißen. Man hot nun bald die freundlichen Beziehun- gen zwischen England und Frankreich vollkommen wiedèrhergestellt

zu sehen. : j In der Ein- und Ausfuhr des Londoner Hafens hat eine - beträchtlihè Zunahme startgefunden. Man hofft im Allgemeinen, daß die Handels-Geschäfte sich zu bessern fortfahren werden, Es wird: jedoch bemerkt, daß besonders die zum Kriegs-Material ge- órigen Artikel sehr gesucht und im Steigen find, namentlich r, Hanf und Linnen. 4 j i Nach dem Morning Advertiser beachsichtigt die Regie- rung, in allen Häfen Bäreau's für Anwerbung von Matrosen errichten zu lassen. Es heißt auch, daß 3—4000 Mann Infan- ‘texie, ein ansehnlicher Artillerie - Park und ein neues Geschwader den Vesehl erhalten hätten, sich nah Syrien zu begeben. Schon sollen. mehrere Schiffe nah Aegypten abgegangen seyn. Briese aus Malta melden die Abfahrt der Linienschiffe „Bembow““ und: „Revenge““ und - der Brigg „Zebra// nach. der Levante; diese, Schisse haben zu Malta 5 6000 Flinten und eine Menge: Kriegs - Munition eingeschifft, die, wie man sagt, r Syrxien bestimmt sind. Man versicherte. ferner, Admiral Stopsord habe seine Jnstructionen für die Vollziehung des Ver- ‘im Falle einer Weigerung Mehmed Ali's bereits erhalten. Standard sagt: „Das Publikum wird durch. die Nach- aus Alexandrien vernehmen, daß die Lage Mehmed Ali's _unerfreuliche Krisis erreicht hat. Troß des Zuredens kreih weigert sih der Pascha hartnäckig, den Forderun- gen der vier Mächte zu gehorchen, und er steht im Begriff, ih- angsmaßregeln einen verzweifelten, obwohl gewiß nublo- sen Widerstand entgegenzustellen. Die Blokade wird, wie es heißt, am 30. August beginnen. Die Zusicherung, daß Frank- reich Calm din neutral bleiben werde, hat ihn. zu dem Glau- ben verführt, daß er mit den anderen Mächten wohl fertig were den kdnne. Er scheint auf seine Vertheidigungs-Maßregeln einen Grad von Zuversicht zu segen, den sie gewiß nicht rechtfertigen werden. Er wird, wie wir fürchten, seinen Jrrthum erst dann en, wenn es zu spät if.“ | : je Morning Chronicle meldet, daß der ehrenwerthe

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Theil der. Septembrijten nicht an- der Lissaboner Emeute Theil enommen habe, sondern daß dieselbe ganz und gar: von einigen Ändividuen ausgegangen, die ohne alle BBERGE seyen. Der DHeczog von Pamella schien wegen des Aufruhrs eunruhigt zu seyn und blieb im Lissaboner Klub, indem er sich selb in 1einem eigenen Hause nicht für sicher hielt, bis der Spanische Gesandte Nachfrage nach ihm that und ihn wohlbehalten in das Gesandt- shafts:-Hotel schickte, wo er die Nacht zubrachte. Am Morgen ward ein geheimer Saent ausgeschickt, um zu sehen , ob Alles sicher und rubig sey. Hier in London hat denn auch die Nachricht von dem and: Versuch zu Lissabon eher cine günstige als un- únstige Wirkung hervorgebracht, weil man überzeugt ist, daß der- selbe nicht wenig zur Befestigung des jeßigen inisteriums bei tragen und daß diescs, nachdem es ein so bedeutendes Vertrauent- Votum auf vier Wochen von den Cortes ‘erlangt, nun auc gün- stige finanzielle Beschlüsse von denselben zu erwirken im Stande seyn werde. _ : L Der Spectator macht darauf aufmerksam, daß die Ferien des Englischen Parlaments in der Zeitungswele noch besonders durch das Ausbleiben eincs leitenden Grundtones fühlbar wür- den, so daß das “lesende Publikum gar nicht mchr wisse, auf welche der vielsachen ihm vötgetragenen Ereignisse es scine Ge- danten nun vorzugsweise zu richten habe. Um diesem Bedürf- niß für die lckten fleben Tage in etwas abzuhelfen, versucht es das genannte Blatt, die bedeutendsien Vorfälle zunächst der inne- ren Englischen Politik kurz zusammenzustellen, und nennt als solche O'Connell's Repeal-Verjammlungen, die Gegen-Versamm- lung der Ulsterschen conftirutionestên Asfociation und die von Herrn Charles Attwood verantaßten Chartisten-Versammlungen zur An- kiage Lord Palmerston's. Jn Birmingham hat Herr Artwood bekanntlich hiermit nicht viel ausgerichtet. Mehr Erfolg hatte er in Newcastle und Carlisle. Ant ersterem Ort wurde wenigstens einé Adresse voll Freundschaftsbetheurungen an den Kdnig der Franzosin und an {leßterem ct folgender Beschluß an- genommen: „„Die Versammlung ersicht mit Furcht und Unwillen die Unterbrechung unserer freundschaftliczen Bezte- hungen mit Frankrcich. Diese Unterbrechung is durch die gehcimen Jntriguen herbeigeführt worden, die zwischen dem Eng- lischen Minister der auswärtiacn Angelegenheiten und Rußland stattgefunden haben. Die Versammlung alaubr dem braven Fran- zösischen Volke die Versicherung ertheilen zu müssen, daß die Cng- lische Nation lebhaft die Beleidigung! bedaure, die ihr und ihrem Minüterium, das stets eifersüchrig darauf war, die Englische “A!- lianz zu erhalten, angethan worden ist. Der „Spectator“* meint übrigens, däß, wenn Lord Palmerston keine anderen An- griffe, als diese, zu bejtehen habe, er wohi ruhig auf seinem Po- sten verbleiben werde. ° ; L Der Advokat Orxford's, Herr ‘Pelham, will ‘am nächsten Mi- chaeltstermin bei dem obersten Gerichtshof auf Untersuchung und Umsturz des früheren Urtheisspruchs über seinen Klienten antra- gen. Zugleich beschwert er si{ch darüber , daß ihm die Regierung die Zahlung für die Vertheidigung des Angeklagten verweigert habe, während do Oxford's Mutter nicht üm Stande sey, die Kosten zu tragen Der Gouverneur des Jrrenhauses von Bedlam, Six Peter Laurie, joll übrigens erklärt haben, er scy Überzeugt, daß Öford nicht lcbenslänglich' werde “festgehalten werden. In demselben Jrrenhause is auch der Fänatikér Martin eingesperrt, der den Yorker nter iti Brand gésteckr hat. Die Malta-Times enthä(r fölgendés Schreiben ‘aus Ta- bris vom 15. Juli: er “Handel isk ziemlich lebhaft, und es wurden bedeutende Einkäufe gemacht, ‘ba man einen baldigen Bruch zwischen Persien Und+‘doë Türkei? erwartet. Der Schach befand A in der Náhe ivóns Hamádan, wohin er sich begiebt, um scine Armee zu rekrutiren?* Die Scide#-Aerndte in Tschilan ist sehr reichlich auéacfallén, aber ‘für die nächste Zeit können auf diesem Wege keine Waaren versendet werden.“ Dasselbe Blatt meldet aus Bagdad vom 14. Julie, „Die Englischen Dampf- bôte, welche den Tigris und Euphrat befahren, kommen regel- mäßig in sechs Tagen in Bassora an. Währead der lchten Fahr- ten niachten die Araber der Wüste eirren Angriff auf dieselben, wurden aber von den sechs Kanonen eines jeden Dampfbootes so empfangen, ta5 sie es wohl nicht- so bald wieder wagen werden.“ U. P Der Capitain Napier, welcher das Linienschiff „Powerfull“/ fommandirt, ist zum Kommodore ernannt worden. Als Gegensaß zu den von O'Connell veranlaßten Repea'- Versaminlungen hielt der große Reform-Verein von Ulster ‘in Jr- land am 15. August zu Belfast seine erste vorbereitende Versamm- lung; die erste wirkliche Versammlung ist auf kommenden 18. September festgesebt. Der leitende Gedanke dieser Gesellschaft, die im vergangenen Frühjahr zu London im Bas Lord Charle- mont’s gestistet wurde, ijt Verknüpfung der Jrlindischen efor- mer mit den Englischen und Schottischen zu dem Zweck, daß zwischen ihnen in Bezug auf die Erhebung ZJrlands zu gleichen politischen Berechtigungen mit England und Schottland eine über- einstimmende Handlungsweise eingeführt werden möge. Dieser Grundsab tritt dem O'Connell'schen Repeal-System geradezu ent- gegen, wie hr anderweitig au die Ulsterschen Reformer den Anhängern O'Connell's in dem Bestreben, die Jrländischen Wäh- ler in Musúdung allee ‘ihrer ‘politischen Rechte zu chühßen, zu begegnen suchen. Die Reform-Association zählt überdies viele Jr- sándische Protestanten und Dissenter unter ihren Mitgliedern, während die Repeal - Association bloß aus Katholiken besteht. “Jener Ge- gensab zu dem Repeal-System..-bildete d éhalb auch in der ange- zeigten Versammiung eine del am umstándlichsten besprochenen Hauptfragen. Ft Gm) rowford unternahm es in einer langen Rede, England und das Ünterhaus gegen den Vorwurf zu vertheidigen, daß beide in. „dér That nie geneigt gewesen wä- ren und nie geneigt seyn würden, Fran volle Gerechtigkeit wi- derfahren zu lassen. Er suchte zuer nachzuweisen, daß die Weg- la}ung der Appropriations- Klausel in der Jehntén-Bill nicht, wie man behaupte, vom Unterhau& herrúhre, sondern demselben von den Lords, die jene Klausel vier Jahre hinter einander verwor- fen, aufgezwungen worden. sey, und zwar so, daß nicht nur alle damaligen liberalen Jrländischen Mitglieder des Unterhau- ses, unter Anführung O'Connell's, in Annahme der der- maßen verftümmelten Bill eingewilligt , sondern auch die meisten derselben , O'Connell an der Spike , der Mo- tion des Herrn Ward, auf Einschaltung jener Klausel, geradezu entgegengestimmt. Eben so, behauptete Herr Crawford ferner, seyen auch verschiedene Amendements zu der Irländischen Muui- zipal-Bill von Jrländischen Migiidern angegriffen worden, und an dem Nichtdurhgehen der Maßregel für Ausdehnung des Wahlrechts, welcher Lord Morpeth bloß deshalb entgegengetreten, weil er den Zeitpunkt nicht gerade für den passenden gehalten, seyen wenigstens die liberalen Jrländer eben so sehr, wo nicht noch mehr uld gewesen, als die übrigen Mitglieder des Par- laments, indem von den Englischen Mitgliedern 61, von den Zr-

“(ändischèn nur 33 dafür gestimint, 36 Jrländer aber aus Nach- f iässigtei sich gar nicht “Fiel: Von diesem den Jrländern

vorzuwerfenden Mangel an parlamentarischem Eifer bei Jrländi- schen Neform-Geseten ging Herr Crawford sodann auf Nachwei: sung einer noch größeren Nachlässigkeit über, die sich seine liebe: ralen Landsleute bei Behandlung Englischer und allgemeiner Re- form-Geseße härten zu Schulden kommen lassen.

„Jch zweifle nichi“, fubr der Redner dann fort, „daß dieses ava- thiscè Betragen von Seiten der Jrländischen Mitglieder eine der Haupt- ursachen gewesen ist, welche die Slanley-Bill so weit brachten, weit die Jr- ländischen Mitglieder sich bei Englischen Fragen so nachlässig benommen batteu, wurden die Englischen über Jrländische Fragen gleichgültig und deóhalb hatte Lord Stanley so ynexrwartete Majoritäten. Es ist des- balb im sirengsten Juteresse Jrlands, wenn wir uns mit den Freunden der Freiheit in Großbritanien zu ciner wechselseitigen Bewegung ver- bünden und allgemeine ähnliche Masrcegelu für die Ausdehnung der Rechte, Freiheiten und Wahlprivilcgien in den dret Ländern“ entwerfen. Weun wir den Engländern nicht helfen, wie können wir Hülfe von ibnen erwarten? Wir haben alle eine) j gemeinsamen Feind, das ift das Oberhaus und die mit demselben verkillpfte Torvistishe Minerität im Unterhause und der Widerstand gegen diesen Feind kaun uns nur ge- lingen, wenn wir asle unsere in den drei Theilen des Köuigreichs zer- sireuten Kräfte zu cinem eíuzigeu Bunde vereinigen.“ ¿

Herr Crawford legte sodann der Versammlung den Plân úber die Verfassung des Vereins vor. Die Subjcription soll 10 Shilling jährlich betragen; der Präsident, Vice-Präsident und Schaßzmeister, so wie cin leitender Aus\chuß, söllen ‘jährli ge wählt werden; der leitende Ausf{chuß soll Unter: Ausschüsse * ém- seßen, und von diesen verschiedenen Ausschüssen sollen alle Vor- schläge der einzelnen Mitglieder zur Beförderung des ‘Plans der Gesellschast in Berathung gezogen werden, ehe man {ie der Ge- neral-Versamimluna zur Ännahme mittheilt. Alle-diese Vorschläge wurden von der Versammiung mir Einstimmigkeit angenommen.

O'Connell's “Repeal:Agitation wird immer hefriger und ér freÆr sich selbs auf England, wo er zunächst die hier sebendèn Frländer für leine Zweckè zu gewinnen, zugleic) aver auch, wo möglich, auf die Englischen Nadikalen und Chartisten einzuwirken sucht, um seinen Auhang zu verstärken. Sp hat er unter Ande- rem auf den gestrigea Tag in Liverpool, wo erx von Jrland. an gekommen ist, eine dsfentliche Versammiung veranstaltet, úber- de- ren Resultat indeß noch keine Berichte vorliegen. Diese Repeal- Versammlung sollee im Königl, Theater zu Liverpool stattfinden, und es war daxauf abgelehen, daselbst ebenfalls eine Repeal-Asso- ciation zu organisiren. Dem Jrländischen Haupt-Repeal: Verein haven sich kürzlich das Paxlaments-Mitglied Heury Grattan und auch ein Protestantischer Geistlicher, Herr Growes, angeschlossen. Den Ersteren scheint O'Connell bereits zum Sprether des wieder- uerweckenden Jrläudischen Parlaments auserjehen zu haben. Der Lektere ist der erste protestantische Geistliche , der dem Verein beigetreten, doch wird bemerkt, daß èr \hon allen früheren Agitations:Vercinen O'Connell's angehörte. ESr- ist der Verfasser eines Trauerïpiels, welchs, von der liberalen Par- tei begünstigt, vor ciniger Zeit zu Dublin mit ziemlichem Erfol aufgeführt wurde. Die ministeriellen Blatter fangen nun au allmälig an, wieder polemi]ch gegen OD'Connell aufzutreten , und so scheint denn ein Bruch zwischen ihm und dein Ministerium faum noch zu bezweifeln. Wan wird sich auch erinnern, wie geringschäßig O'Contell neulich über Lord Palmerston's Haltung in der orientalischen Frage sih aussprach. Jndeß will man doch, wie es scheint, sich noch nicht geradezu gegen O'’Connell erklären, und der mimsterielle Globe erklärt sogar heute, daß in dem bisherigen Verfahren O'Connell's durchaus nichts gejeßwidriges liege, was die Regierung berechtigen könnte, dagegen cinzuschrei- ten, so tadelnswerth und bedauernswürdig dasselbe auch sey. Das ‘genannte Blatt trdstet das Enaliiche Publikum damir , daß O'’Connell sich gewiß keinen“ Erfolg bei jener Aaitation zu ver sprechen habe, möchte dieselbe nun aus finanziellen Mot»ven ents springen und auf die nächste Einsammlung- der bekannten Rente für O’Connell einwirken sollen, oder mdhte sie die Frucht einer kranfhaften Agitations-Sucht seyn. ( i

In einem von der Leipziger Allgemeinen Zsitung mitgetheilten Schreiben aus London vom 25. August wird über eine zu crwärtende Verschmelzung der ‘Parteien und über O'Con- nell’s jekige Stellung zu dem Ministerium Folgendes berichtet:

„Die Whigs, gedrängt von den Augriffcn der Tories, *soten dem

emäßigteren Theile der Leßteren mit Vorschlägen eutgegengekommen sevn und dies zu beiderseitigen Zugesiäudnifseu geführt haben. Man spricht von dem Hervortieteu einer Verschmelzungs - Partei der beider- seitigen Gemäßiagten in der nächsten Session, unter der Bezeichuung (Queen'’s partry (Königliche Partei) mit durchaus fönservativen Tendeu- en gegen organische und politische Reformen, aber mäßig freifinnig hinsichtlich der Verwaltungs- Maßregeln. Feruer heißt es, der Herzog von Beaufort werde au die Stelle des Lord Ebrington zum Lord- Lieutenant von Jrland ernannt werden. Beaufort ist gemäßigt foyser- vativ ; diese Eriennuna wäre daun der Preis, für welchen may die Konzessionen von der Opposition gekauft bätte. Sicherlich if, näch- dem nun auch der lange Sireit ‘über die Jrländische Munizipal - Vill beendigt ist, fein großer Unterschied mehr zwischen Whigs und ge- mäßigten Tories. Die radikale Partei ist gänzlich geschwächt, und eitdem nun auch noch der Tod des Lord Durham hinzugefommen ist, so erscheint sie selbst wie abgestorben. Manche derjeuigen Radifa- len, die Einfluß haben, lassen jeßt die Kolonial-Juteressen ihre Haupt- sorge’ sevu. on Seiten der Radikalen wäre also nicht viel zu be- fürchten. Ju dieser Hinsicht isi den Ministern gegenwärtig ziemlich freier Spielraum gelassen. Aber Jrland, d. h. O‘'Connell! Hieran fönnte sih ‘der ganze Plan zerstoßen. Man hat O'Connell zu viel ugetraut, wenn man glaubte, daß er sih eine fonservative Verwaltung in Jrland, wenn schon mit dem Versprechen, daß dadurch gax keine wesentliche Veränderuug in dem bióberigen Verwaltungs-Spysteme vor sich gehen sollte, so ohne Weiteres gefallen lassen würde, Je größer die polilishe Ruhe in England gegenwärtig erscheint, desto gewaltiger dröht in Jrland ein neuer Sturm, und es wäre leicht möglich, daß sich in nicht gar langer Zeit herausstellte, wie man die Berbaltriiffe nux von der Oberfläche betrachtete, wenn * man gezlaubt ‘hat, es sev den Whigs gelungen, Jrland zu beruhigen. Schon die „Morning Chronicle“ beweist, daß ih der Himmel ..ploß- lich - gar sehr getrübt haben muß, wenn man die in den -leß- ten Wochen vor sich gegangene Veräuderung in seinem Tone binsichtli-y O'Connell's, die polemisirenden Artikel geoen dessen auf- „wiegelndes Geschrei uach Repea! bemerkt. Man müisite blind sept, wenn man nicht sähe, daß eine bedeutende Kälte und Spannung jwl- schen den Ministern ‘und O’'Connell einzetreten ist, und daß die R ren sich in feiner geringen Unyxuhe wegen des Legteren befiuden: Je- denfalls geht O'Conuell bei seinen politischen Berechnungen viel tiefer und weiter, als die Meisten bei ihm e mögen. Er hat’ die Repeal-Agitation mit größerem Ernst als früher begdnnen. Ju der Ulsier-Reform-Affociation, die besonders von Sharmanu Crawford gelci- tet wird, seinem befaniten Gegner, und die Vereinigung mit den Et'g- lischen Liberalen in gemeinschaftlichen Reformbesirebungen verlangt, wird ihm zwar eine Diversion gemacht; dieselbe hat aber nicht viel zu bedeuten, denn O'Connell hat die Masse des Volks für sich und ¡edt die fatholische Geistlichkeit immer mehr in die nationalen Juteressen hinein. Auch tritt èr keinesweges feindselig gegen jene Gegen-Affocia- tion auf, sondern láßt ihre Wirksamkeit neben der seinigen - bestehen. Was O'Connell zunächst durch seine neuerdings wieder erhobene Re- peal- Agitation bereits erreicht hat, ist: stärkeres Hervorheben des na- tionalen und religiösen Gegensaßes zwischen den beiden Ländern und empfindliches Mabnen an die Macht, die er in seinen Händen hat. Die Aufrégung is, des Standes der auswärtigen See fels Mess gerade jeut um so unangenehmer, und O'Connell, der nur sein Irland

at, fönnte bei dem Zerwürfnisse mit Frankreich Veranlaf- n nee daß das hiesige Kabinet zulegt do noch uachgiebiger würde. Lord Normanby, dessen Besuch tu Irland anfündigt ift, foll a dem Zwecke dahin gehen, zu beruhigen und D’Connell's Aufwiege- uug entgegenzuarbeiten. Es ist abzuwarteu, was er ausrichtet. Un- bestimmtheit, fhnelles, unerwartetes Kehren und Wenden der Partei- Phasen ist gegenwärtig der Charafter hiesiger Verhältnisse, Daher ist au nit zu ersehen, ob nicht O'Connell's Anstrengungen vielleicht das ganze Verhältniß zwischen Whigs und Konfervativen wieder zu

runde richten werden ; oder 1191 müßte deni! enis{lossen sepn, äußer- aas Fails wieder zu dem Zwangs-Sysleme der Verivaitung des Lord

fl Grey zurüctzufkehren.“

Mad erlande.

Aus dem Haag, 29. Aug. Die öffentlichen Berathungen der zwciten Kammer über die Veränderungen des Grundgesehes wurden in der gestrigen Sikzung fortgeseßt. Es" ließen sich zehn Redner vernehmen, von denen sechs gegen und nur vier für die vorliegenden Gesetz - Entwürfe sich aussprachen Die Gegner meinten im Ganzen, daß es besser wäre, eim so gebrechliches Werk zu verwerfen, als die Möglichkeit abzuschneiden, etwas Besseres zu erlangen. Sie erkannten sämmtlich eine große Schwierigkeit darin, über die Jnteressen der Einwohner des Herzogthums Limburg zu urtheilen und ju entscheiden, ohne daß die Vertreter dirses Gebietes an den Arbeiten der Kammer Theil nehmen. Sie erinnerten, daß ähnliche Umstände früher zu traurigen Zwi- stigkeiten in Belgien Anlaß gegeben hätten. Außerdem aber ge- taten die vorgelegten Entwürfe weder den Forderungen der Zeit nóch den Bedürfnissen des Landes. Früher oder später werde mag doch die allgemeine Revision vornehmen müssen, welche jet ver- langt werde, dann würden vielleicht minder ruhige Zeiten als jeßt einge- treten seyn, und so wäre es wohl so besser, lieber jeßt dazu zu schreiten. Die Vercheidiger der Geseß-Entwürfe meinten im Ganzen, daß, wenn sie auch Manches an denselben noch auszuseßen hätten, sie doch, um der Spannung und Unsicherheit, dic aus dieser Revi- sion: der Gese6gebung- ent\pringe, ein Ende zu machea, für An- nahme derselben stimmen würden. Die Regierung und das Land bedürften vor Allem der Ruhe und Ordnung, um des Landes Jutetessen zu wahren Und insbesondere seinen finanziellen Zustand u reguliren. Ueberdies ley das Grundgeseß nux ein meuschliches

erf, das auch in der Zufunft, wo es noch mangethaft befun- den werde, verbessert werden könne, und so brauche man keines- weges je6t hon das Vollkommenste und Vollendetste herstellen zu wollen.

Dn «Wm à uh Kopenhagen, 28. Aug. Gestern Vormittag um 10 Uhr segelte die Fregatte „Bellona““ ab, um ihre Reise um die Spibe von Súd - Amerika anzutreten. Sie is das erste Dänische

Kriegs\chiff, welhes das Cap Horn passirt und sich bei den |

westlihen Küsten von Süd-Amerika zeigt, wo inzwischen die Dä- nische Handelsflagge durch die thätigen Frachtfahrer von Upen- rade schon seic längerer Zeit bekannt war. Die „„Bellona““ wird übrigens den nämlihen Weg wieder zurückkehren, den sie jeßt nimmt.

- Die Frauenkirche ist in der lebten Zeit wieder mit Schäven von Thorwaldsens Hand bereichert worden. Jm Halbzirkel über dem Altar is sein Fries „Christi Wanderung nach Golgatha“‘ aufgestellt, und obschon derselbe ziemlich hoch angebracht ist, so daß die Gesichrszüge der Figuren nicht ganz deutlich hervortreten, ñnirrnt derselbe sih doch vornehmlich im Ganzen, herrlich aus; er. „it _.36 Ellen lang und 3 Ellen hoch und zählt 60 Figuren, mit Christus, der das Kreuz trägt, in der Mitte, Pilatus, der seine Hände wäscht, ait der cinen äußersten Seite und den Auf- gang nach dem Berge an der anderen. Außer diesem großen

ries sind zwei besonders schdne kleine Basreliefs in Marmor der zwei ÄArmenblöcken angebracht, die auf jeder Seite des Vor- dertheils der Kirche stehen, und endlich ist man auch damit be- \ch&#tigt, ein Basrelief, 24 Ellen lang und 2 Ellen hoch, „Christi Finzug in Jerusalem“ vorstellend, üver dem ersten Eingang zur Kixche, innerhalb des Säulenganges, aufzustellen.

Deutsche Bundesstaaten. annover, 31. Aug. Se. Majestät der König sind gestern von Celle hier wieder eingetrofsen. Die hiesigè Zeitung enthält die „Bahn-Ordnung für die. Eisenbahn von Braunschweig nach Harzburg“, über welche eine Vereinbarung mit Braunschweig stattgefunden har.

Kassel, 17. Aug. (A. Z.) Die Aussteckung eines Bahnho- fes vor dem Weserthor ist uns ein erfreuliches Zeichen, daß es endlich bei uns mit den Eisenbahnen Ernst zu werden beginnt. Mehr und mehr erkennt man in unserer Hauptstadt sowohl, als im ganzen Lande, zu welcher wichtigen Bestimmung wir in Folge eines allgemeinen Deutschen Eisenbahn - Systems berufen sind. Offenbar wird Kassel im System der Deutschen Eisenbahnen werden, was Mecheln im Belgischen ist. Auf diesem Punkte werden die wichtigsten Nationalrouten sich kreuzen. Von hier wird man westlih über Lippstadt nach Köln, ndrdlich nach Preu- h Minden, aljo nach Bremen und Hamburg und ohne Zwei- fel späterhin auch nach Münster, längs der Ems bis Emden und Holland gehen; eine norddstliche Route wird über Preußisch

en, Hannover und Braunschweig nach Magdeburg, und eine ‘süddstliche über Eisenach und Erfurt nach. Halle und Leip-

fähren ; sodann eine súdliche über Eisenach, Meiningen und oburg nach Bayern (über Bamberg), und endlich, eine west- südliche nah Frankfurt a. M. Somit wird Kassel den Knoten eines Straßen-Systems bilden, welches Hamburg, Bremen, Em- den, Köln, Frankfurt a M., Nürnberg, Leipzig, Magdeburg, Berlin und Stettin mit einander verbindet. Ohne Zweifel er- kennt unsere Regierung die Wichtigkeit diéser Bestimmung, und daß sie ‘bei den Ständen mit allen auf ihre Erfüllung abzie- tenden Vorschlägen Anklang finden wird, daran is nicht im mindesten zu zweifeln. Sollten auch anscheinend große Opfer von Seiten des Landes erforderlich seyn, Opfer sind in dem vor- liegende Fall immer der Art, daß ihnen zehnfacher Segen auf dem -Fuße- folgen muß. Schon die Anlage der Werke wird un- ermeßlihe Summen aus den großen Geldmärkten nah unserem Lande ziehen, und unseren Acker- und Bergbau so wie unsere Fabriken, Manufakturen und Gewerbe beleben. Unter allen oben atigeführten Routen befindet sich keine einzige, die nicht von na- „tional ahtigfeie, ja keine einzige, die es nicht doppelt und dreifach Uai \o ist z, B. die Route nach Frankfurt zugleich eine südnörd- pr Und eine ostwestliche, die nah Lippstadt zugleich eine westliche, Eine nördliche und nordwestli-he, die von Eisenach zugleich eine G und eine nordsúdliche. Daß sie reichlich rentiren wer- diese Routen. und daß der Staat, weit entfernt, Verluste

f sich bei zweckmäßiger Einrihrung noch überaus be-

«uber Zweifedtelle Gewinnste wird sichern können, liegt demnach

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Deßau, 1. Sept. Die Eisenbahnstreckte von Deßau nah Côthen ist am 31. August eröf\net worden. Die in Deßau anwesende Direction der Berlin - Anhalischen Bahn empfing Se. Durchlaucht den Herzog von Anhalt-Deßau um 9!/, Uhr auf dem festlich geschmückten Bahnhofe, wo Se. Durchlauchr mit leb- haftem Enthusiasmus begrüßt wurde, und sich auch die hohen Behörden des Landes eiagefunden hatten, deren umsichtiger Schub nicht wenig zur Förderung des Unternehmens beigetragen hat. Nachdem sich Se. Durchlaucht die Mitglieder der Eisenbahn- Direction hatte vorsteilen lassen Und si aufs leutseligste mit Ei- nigen derselben, so wie mit einigen Ehrengästen, namentlich dem Ober-Bürgermeister von Berlin, Herrn Krausnic, und dem Herrn Kommerzien-Rath Busse aus Luckenwalde, unterhalten haite, ge- ruhte derselbe die Fahrt bis zur Gränze in dem von Berlin ein- getroffenen Wagen erster Klasse mitzumachen und von der Direc- tion die Herren Bloch, Bode und Buck einzuladen, Plaß in dem von ihm bese6ten Coupé zu nehmen. Cine Deputation der- An- halt-Côthenschen Regierung, der Herr Regierungs-Rath Vierthaler an der Spibe, empfing den Zug an der Granze, in der Nähe einer daselbst errichbteten Ehrenpforte, und die Anrede des Herrn Vierthaler wurde Namens der Direction auf angemessene Weise von Herrn Bode beantwortet. “Jn Cöthen laägzte der Zug in 27 Minuten an, den verschiedenen Aufenthalt abgerechnet, und die hier befindlichen Côrhenschen hohen Staats-Beamten" luden Namens Sr. Durchlaucht des Herzogs" die Dirêction und jámmt- liche Ehrengäste, welche sich in großer Zahl aus--den naheliegenden Städten Anhalts und Preußens- cingefunden- hatten, zu einem Dejeuner ein. Am Schlusse desselben erschien Se. Durchlaucht der Herzog und dessen hohe Gêmählin.- Mit enthusiastischem Zuruf von den Anwesenden begrüßt, geruhte Hdchstdersetbe sich die sämmtlichen Mitglieder der Direction, die anwesenden Ehren- gáste und die Jngenieurs der Bahn vorstellen zu lassèn, ‘und sprach wiederholc seine Freude über das Entstehen des Unterneh- mens und die Befriedigung aus, welche Jhnen die Ausführung dessel- ben gewährte. Der Herr Regierungs-Zath Naumann, Kommissa- rius der Königl. Regierung in Magdeburg bei der Magdeburg- Leipziger Bahn, und der Spezial-Bevollmächtigte derselben, Herr Costenoble, wurden gleichfalls von dem hohen Herrscherpaare aufs Huldvollste angeredet. Se. Durchlaucht geruhten zuletzt sich ein Glas Wein reichen zu lassen und das Woßlergehen der Unter- nehmer, Beförderer ‘und Erbauer der Bahn auszubringen. Von den Côthenschen Staatébeamtèn begleitet, ging der Zug nach Deßau zurück, woselbst er nach 26 Minuten eincraf. Das Mittagsmahl wurde in dem schdnen Konzert-Saale des Herzogs eingenommen, wozu Seitens Sr. Durchlaucht die anwesenden Direktoren, Ehren- gaste und. Repräfentanten cingeladen waren, und woselbst mit freundlicher Zuvorkommenheit die hoßeu Staats - Beamten Deßhau's den Gästen entgegenkamen: Die ausgebrachten Toaste und die gehaltenen Reden bekundeten eben jo sehr treue Ergebenheir kür die Herrscher der Länder, deren respektive Unter- thanen hier sich vereinigt fanden, als Liebe zu-dem gemeinsamen Deutschen Vaterlande. Ein jeder, der beider ersten Fahrt den trefflichen Bau der Berlin - Anhaltischen Bahn bewundert hatte, freute sich úber die verdiente und ehrenvolle Anerkennung, welche den Erbauern derselben zu Theil wurde. Die Qber-Ingenieurs Ros:nbaum und Mohn, so wie sámmiliche ‘ber der Bahn und der Ausführung der Gebäude angestellte Ingenieurs und Beam- ten haben Beweise von Tüchtigkeit gegeben ,: fhelche man noch vor fünf Jahren Engländern, Franzoseà und Belgiern vorbehal- ten glaubte. Die shwesterlihe Magdeburg-Lepziger Bahn, welche an diesem Tage ihre Freude durch-Bekränzungen des Bahnhofes in Côthen an den Tag gelegt hatte, ist nîämindteæœ ein Erzeug- niß jener Deutschen Thätigkeit, welche unserem Vaterlande zur größten Ehre gereicht. “Nach dem Mahle wurdé eine neue Fahrt veranstaltet, welche in 25 bis 26 Minutet von statten ging und von einem Flor s{chdner Damen verschdnert ward. Ein Fackelzug der Deßauer Bürgerschaft, dem Herrscher und. den hohen Staats- beamten dargebracht, beendeten den Tag; fo rie auch noch eine Beleuchtung des von den Direktoren bewohnten Hotels stattfand. Referent verließ Deßau. 10 Uhr Abends, und fand die Landstraße überall von einem freudig bewegten Volke bedeckt. So klein auch diese Bahnstrecke ist , so dürfte ste dennoch den Verkehr zwischen Berlin, Leipzig und Dresden wesentlich erleichtern, wenn, wie bereits in Deßau angekündigt wurde, cine schnelle und prompte Verbindung zwischen Wittenberg und Deßau bereits hergestellt und bald eine grdßere Ausdehnung gewinnen wird. Jeder wird mit Vergnügen dem s{ôdnen Wörliß einige Stunden weihen und das Land bereisen, dessen Fruchtbarkeit durch die weise Für- sorge seiner Fürsten so sehr gesteigert wordem is.

Oesterreich.

Wien, 28. Aug. Jn Linz ist am am lätén d. M. die ir- dische Hülle des wenige Tage vorher im 8isten Jahre seines Alters verstorbenen General - Feldzeugmeisters a. D., Wirklichen Geheimen Raths Richter von Binnenthal, feierlich zur Erde be- stattet worden.

S panien.

Madrid, 21. Aug. Die Hof-Zeitung enthält nachske- hendes aus Barcelona vom 2ten datirtes Königliches Dekret : „1. Das am 30. Mai 1833 erlassenen Dekret in Betreff der aufgedrungenen, mit Hülfe der Französischen ‘Armee gebildeten Regentschaft, wird für Null und nichtig“ erklävt, - dagegen wird dasjenige Dekret wieder in Kraft geseßt, weléhés ‘die Cortes am 22, Juli desselben Jahres zu Gunsten des Génerals Don Jose de Zayas, der Anführer, Offiziere und Soldaten erließen, welche am 20. Mai an den Thoren von Madrid Jdiè“gegen die dama- lige Regierung empdrten Truppen bekämpften, „2. Die übrigen Dekrete , welche seit dem Jahre 1810 zum Besten der Generale, Anführer, Offiziere und Soldaten in Bezug auf die von ihnen bei der Vertheidigung oder Belagerung von Städten und Festun- gen oder durch andere Kriegsthaten geleisteten Dienste erlassen worden sind, erhalten ebenfalls wieder ihre volle Gültigkeit.“

Durch ein anderes Königliches Dekret vom 12. August wird die von dem Minister der Justiz und der Guaden, Don Antonio Gonzalez, eingereichte Entlassung angenommen,

Man if hier nicht ohne Besorgniß, da das Ayuntamiento fest entschlossen is, durch alle ihm zu Gebote stehenden geseßlichen Mittel die Ausführung des Ayuntamiento-Gesebes zu verhindern. Die Offiziere des lsten und 2tea Bataillons und der Artillerie der National-Garde haben in einer Versammlung beschlossen, die Anordnungen des Ayuntamiento, so weit es geseßlich erlaubt ist, zu unterstüßen.

Barcelona, 18. Aug. Die Königin hat die von dem Fi- nanz - Minister Don Jose Ferraz eingereichte Entlassung ange- nommen.

Vorgestern fand eine große Musterung der in und bei Bar- celona befindlichen Truppen statt; nach Beendigung derselben de- filirten sie unter persdnlicher Anführung des Herzogs von Vito-

ría vor der Königin vorúber, die sich mit den Jnfantinnen auf dem Balkon des Königl. Palastes befand.

Das Hauptquartier des Herzogs von Vitoria wtrd sich in

wenigen Tagen nah Martorell und von da nah Saragossa be- geben, wo dann die weiteren Anordnungen in Bezug auf die Vertheilung der Armee getroffen werden sollen. : Spanische Gränze. Der Phare des Pyrénées sazt in seinem Blatte vom 25. August, daß zwar die in San Se- bastian befindlichen Englischen Truppen nah England eingeschifft worden seyn, in Passages sich aber noch 400 Mann Britische Marine-Soldaten und auf der dortigen Rhede die Englische Fre- gatte „North Star‘ und die Französische Fregatte „Hermine“ befänden.

Türke

Konstantinopel. Ucber die Türkisch - Aegyptische Angele- genheit enthält die Allg. Ztg. folgende vom Main datirte Be- trachtungen: „Die Französichen Journale haben so oft wiederholt, ihre Nacion hege in der orientalischen Frage keine eigernüßigen Absichten, daß man in Deutschland am Ende im Ernst daran glaubte und sich einbilvete, Frankreich habe, indem es Mehmed Ali beschüßte, keinen anderen Zweck, als zum Vortheil von ganz Europa die Unabhängigkeit des Mittelmeeres gegen das Monopol Englands zu vertheidigen. Bereits hataber jeder Denkende erkannt, daß Frankreich hierbei einen ganz anderen Zweck hatte. Es wollte auf den Ruinen des Osmanischen Reichs in Aegypten ein Reich gründen, welches ihm ausschließlich ergeben sey; es wollte mit Hülfe seiner Afrikanischen Besibungen die Herrschaft über das Mittelmeer erringen; dies war seine UneigennÜßigkeit. Stimmte es aber mit den wahren Interessen Europa's überein, daß Ftank- reich einen so großen Einfluß besibe? Die monarchischen Staa- ten mußten sich, auch ohne den Nachtheil für die materiellen Jn- teressen in Anschlag zu bringen, diesem Plan -widersesen. Was that Frankrei, welches diejen Widerstand voraussoh, oder was thaten weniastens seine Staatsmänner, Soult, Guizot, Thiers und selbst Molé, das Haupt der Konservativen? Sie stellten als Prinzip auf, Frankreich müsse durch alle Mittel vermeiden, über die orientalische Frage mit irgend einer der monarchischen Mächte zu unterhandeln; England allein sollte, sowohl wegen der Aehnlichkeit seiner Prinzipien, als auh wegen seiner Allianz mit Frankreich seit 1830, zu den Unterhandlungen über diese rage zulassen werden; man hoffte, mit ihm leichter, ass mit den übrigen Mächten sich zu verständigen. Leßtere“ aber durch- schauten diese setbsisüchtige Politik und machten ‘sie scheitern, indem sîe England zu erfennen gaben, wohin die Prätensionen Frankreichs cs führen würden. England wollte daher, daß Oesterreich, Preußen und Rußland Theil an den Unterhand- lungen nehme; das Ministerium Thiers, welches den Beitritt die- ser Mächte verwarf, glaubte, indem es sich isolirte, den Gang der Unterhandlungen aufzuhalten; gleichwohl wurden die Unter- handlungen beendigt inde irae. Man erzählt, daß bei einer Unterredung zwischen Herrn Guizot und Thiers im Schlosse von Eu leßterer sich folgendermaßen geäußert habe: „Wir haben zu lange gezaudert, aus dem Hasse Englands gegen Rußland Nußen zu ziehen; wir waren zu ausschließend, und nun sind wir ausge- \chlossen worden (nous avons éte exchusìfs: et nous Tailá exechus); wir können unmöglich unsere Niederlage anders darstellen.““ Herr Thiers zeigte durch eine Bewegung, und indem er mit der Hand vor die Stirne fuhr, wie sehr er die Bitterkeit dieser Täuschung empfand.“‘

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In einem von der Morning Chronicle mitgetheisten Schreiben aus Alexandrien vom 0. August heißt es unter Anderem: „Den lebten Nachrichten aus Syrien zufolge, ist in der Umgegend von Beirut Alles ruhig und nur be¿ Balbeck sind noch einige Jnsurgenten unter den Waffen. Vom Rothen Meere her erfáhrt man, daß Jbrahim Pascha der Jüngere Jemen ver- (lassen hat, daß aber die noch im Hed!chas befindlichen 7000 Mann erklärt haben, sie würden nicht eher märschiren, als bis ihnen der rückständige Sold ausgezahlt worden sey. Jewen ist jeßt in den Händen der Araber unter einem gewissen Scheich Hassan, der ein Verwandter des Sultans von Sanna ist und ein Wechabit seyn soll. Er hat vor kurzem mehrere Grabmäler der Seiks zerstört, die von den Wechabiten für Göbendiener gé- halten werden. Er belästigt überhaupt die Christen sehr und is den Britischen Juteressen abgeneigt. Er dürfte auf diese Weise leicht mit der Ostindischen Compagnie in Kollision kommen. Am 9. Juli ist abermals ein Angriff auf Aden gemacht, aber von der Garnison, ohne daß sie einen Mann verloren hätte, abgeschlagen worden. Der Nil is in diesem Jahre ungewdhnlih günstig gestiegen. Bei Kahira hat die Aerndte um vierzehn Tage früher als sonst stattgefunden.“

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Königsberg, 30. Aug. Des Kdnigs Majestät wohn- ten heute dem unter freiem Himmel stattfindenden Militair-Got- tesdienste im Lager zu Lauth bei, besuchten dann das zur Offi zier-Speise-Anstalt erbaute große Zelt, so wie die Küchen der Soldaten, kosteten in leßteren die Speisen und das Wasser der in dem Lager gegrabenen Brunnen. Jhre Majestät die Kd- nigin hielten in der Deutsch - reformirten Burgkirche Höchstihre Andaeht. Gegen Abend besuchte das hohe Herrscherpaar ganz allein den Busoltschen Garten, welcher als Lieblings - Aufenthalt der Hdchstseligen Königin den Namen Louisenwahl führt. Ueberall wurden Jhre Majestäten mit den aufrichtigsten Beweisen der Liebe und Ehrfurcht begrüßt. Jn Bezug auf die gestri gen Einzugs-Feierlichkeiten verdient es noch bemerkt. zu werden, daß, obgleich die ganze Bevölkerung Königsbergs und der Um- gegend und alle zahlreih hier versammelten Fremden in den von den Höchsten Herrschaften zurückzulegenden, zum Theil sehr engen Straßen wogten und obgleih weder Polt- zei noch Militair zur Aufrechthaltung der Ordnung auf gestellt war, doch fein einziger Unfall, nicht die geringste Std- rung zu beklagen ist. Die lauteste Freude herrschte überall, aber selbs die niedrigsten Klassen bewegten sih mit einer Ruhe und einem Anstande, wie man dieses selten wahrnimmt. Edler, mäch- tiger konnte die Liebe, Erfurcht und Hingebung der Unterhanen sich gewiß nicht bethätigen, auch waren beide Majestäten dur diese unzweideutigen Beweise der Treue und Anhänglichkeit sicht- lih ergriffen. Des Königs Majestät stiegen bei der Ankunst auf dem Schlosse nicht am Haupt-Portal ab, sondern ritten unerwar- tet in den Schloßhof, wohin der Wagen der Königin Majestát folgte. Beide Majestäten -erstiegen hier gemeinschaftlich die Treppe, welche frühër von der Königin Louise stets benußt wurde, und welche unmittelbar zu den Appartements der Königin führt.

Jm unmitcelbaren Gefolge Ihrer Majestäten befanden d: Be General-Adjutant, General-Lieutenant von Naßmer; General

jutant, General-Major von Lindheim;z Ober-Hofmeisterin Gräfin